[ent]sorgen Explorationen 端ber Mensch und M端ll zwischen Vernichtung und Wertsicherung
Susanne Hausstein
20 11 DEsign
Diplomarbeit
[ent]sorgen Explorationen 端ber Mensch und M端ll zwischen Vernichtung und Wertsicherung Susanne Hausstein Produktdesign universit辰t der k端nste berlin september 2011
Copyright
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index
ZUKUNFT 06 gegenwart
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wertstoffe
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risiko 65 ANnex 66 glossar 67
[ent]SORGEN
literaturnachweis
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ABBILDUNGEN
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â–ś5
„Obwohl es nicht den geringsten Zweifel daran gibt, dass die fossilen Energien endlich sind und die zunehmende Konkurrenz um Ressourcen bei gleichzeitigem Rückgang der verfügbaren Mengen zuerst zu Konflikten, wahrscheinlich auch Kriegen führen wird und dann zu einer Welt ohne Öl, pflegen wir politische Strategien und Lebensstile, die für eine Welt mit Öl entwickelt worden sind.“ Claus Leggewie & Harald Welzer in Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. 2009
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[ent]SORGEN
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er Blick aus dem eigenen Quartier über die Skelette der einstigen Gebäude schweift nur wenige Sekunden, dann verliert sich alles im dunstigen Staub und verschwimmt. Heute gelingt es der Frau mehrere hundert Meter weit über die Ruinen der Stadt zu schauen, das ist beachtlich. An jedem anderen Tag beträgt die Sichtweite nicht mehr als fünfzig Meter. Im Prinzip ist es der Frau recht so, denn der sich bietende Anblick macht sie, genau wie der Staub in der Luft, krank und traurig. Früher gab es Aussichtstürme in den Städten und in der Natur; was für ein Konzept! ZUKUNFT
Das ist heute nicht mehr vorstellbar. Es gibt nichts zu sehen außer kargen Skelettgebäuden und es ist zudem lebensbedrohlich, denn die Luft ist durchsetzt mit Ruß und Schwefeldioxid und allen anderen Luftschadstoffen, die man 100 Jahre lang in die Atmosphäre gepustet hatte. Ihr Quartier ist, wie das aller anderen Bewohner der Stadt, einfach ausgestattet. Durch die Fensteröffnungen des Hausskeletts dringt die staubverseuchte Luft. Schnell schließt sie den Vorhang, ein Fetzen Stoff, nicht mehr. Nachdem alle fossilen Rohstoffe zur Neige gegangen waren, hatte die Regierung beschlossen eine Grundausstattung für jeden Bürger einzuführen. In der gleichen Zeit wurde die Stadt und all ihr Inhalt zurückgebaut. Alles, jeder Gegenstand, der einen Energie- oder Brennwert hatte, wurde abgebaut, eingesammelt und verbrannt. Deshalb sind jetzt nur noch die Beton- und Steinskelette der Gebäude als Wohnquartiere übrig. Jeder registrierte Bürger bekam von seitdem ein Zimmer zugewiesen, mit einem Tisch, einer Liege und einer Box. Diese Box enthält alle
Gegenstände bzw. Objekte, die ein Bürger permanent oder temporär besitzt. So gibt es Leute, die Wechselkleidung oder sogar ein Buch aus früheren Zeiten besitzen. Doch die Mehrzahl der Menschen besitzt nur eine leere Box. Schließlich ist die Box ein universaler Ersatz für Stuhl, Tasche, Leiter, Toilette und vieles mehr. Die Frau war früher selbst Gestalterin von Objekten gewesen. Die vorhandene Vielfalt war ihr damals gar nicht so präsent. Jetzt kann sie sich mit Objekten nur noch aus historischer Sicht beschäftigen. Sie verwaltet nun Zeugnisse früherer Objektkultur. Jedoch kann sie heute nur noch mit Abbildungen arbeiten, und auch diese sind nur begrenzt lagerungsfähig, da diese Papiere nun vor allem als Energiequelle angesehen werden und jeden Moment zur Energiegewinnung eingefordert werden können. Für die Gestalterin war es sehr schwer gewesen die Veränderungen zu akzeptieren. Doch auch sie hatte dabei zugesehen, wie eins zum anderen kam. Nun sind die Vorräte an Erdöl und Erdgas lange aufgebraucht. Wind- und ▶7
Wasserkraft hatte man zwar immer weiter ausgebaut, doch als man merkte, wie viel Energie gebraucht werden würde um den vorherrschenden Standard zu halten, war es schon zu spät. Heute gibt es nur noch eine einzige Energiezentrale. Sie befindet sich hinter riesigen Mauern, hermetisch geschützt vor Eindringlingen von außen. Dort wird jegliche Energie, die noch irgendwo in der Nähe gewonnen oder in den Supermärkten erzeugt wird, gebündelt. Vor allem Windräder erzeugen noch Strom. Die Gestalterin kennt die riesigen Propeller noch von früher. Damals hatte man gegen ihre Aufstellung protestiert. Wie hatten sie es früher genannt, Verschandelung der Landschaft? Das ist heute böse Ironie, wurden doch ganze Landstriche abgebrannt zum Zwecke der Energiegewinnung. Der wenige Strom, der noch fließt, wird für die Nahrungsmittelproduktion verwendet. Nachdem der Dunst über der Stadt so dicht geworden war, dass alle essbaren Pflanzen verkümmerten, und weite Wege ins Land nicht mehr zu bewältigen waren, begann man Gewächshäuser in alten Fabriken zu installieren. ▶8
Der Staat steuert nun die Lebensmittelversorgung aller Bürger. Wie auch bei den Gegenständen, gibt es hier eine Grundausstattung. Sie ist beschrieben durch eine bestimmte Kalorienzahl und Vitaminzusammensetzung. ‚Die Lenker‘, die Menschen, die in der Krise das Steuer übernommen hatten, benutzen genaue Tabellen um das Verhältnis der zum Überleben benötigten Kalorien und Vitamine zum Körpergewicht und Alter eines Menschen zu bestimmen. Im Prinzip kann nur noch eine Pflanze angebaut werden, das ist Soja. Alles andere ist ein zu großes Risiko, die Produktion könnte nicht ausreichend ertragreich sein, oder die Kalorien in der Nahrung würden nicht für alle Menschen dem überlebensnotwendigen Verhältnis entsprechen. Einmal täglich geht die Gestalterin in den Supermarkt. Der Supermarkt ist die zentrale Nahrungsausgabe. Eine riesengroße Halle mit Bänken und Tischen aus Beton, an denen viele Tausend Menschen sitzen und essen. Weitere Hundert drängen sich an kleinen Schlitzen in der Wand entlang und
warten auf die Ausgabe einer der Metallschüsseln. Der ausgegebene Sojabrei ist so flüssig, dass er auch als Flüssigkeitsspender ausreichend ist. Die Erinnerung an andere Geschmäcker fällt der Frau sehr schwer, aber die Sehnsucht danach ist so groß, als hätte sie den Geschmack von einem saftigen Apfel noch auf der Zunge. Am Ende eines jeden Besuchs im Supermarkt ist ein jeder Bürger aufgefordert seine Metallschüssel restlos entleert wieder abzugeben und sich in eine der BiomasseZellen zu begeben. Als Gegenleistung oder vielmehr als Zahlungsmittel für die erhaltene Nahrung gibt der Bürger frische Biomasse. Diese Biomasse wird von den Lenkern als Energiequelle für die zentralen Steuerungsgeräte und als Nährstoffquelle für die Sojapflanzen genutzt. Biomasse und Müll sind die einzigen zugelassen Zahlungsmittel in der Stadt. Manchmal sinniert die Gestalterin, wann eigentlich der Tag des Tipping Points war. Oder ob sie nicht an einem bestimmten Tag alles noch hätte ändern können. Warum [ent]SORGEN
hatte sie als kreativer Kopf keinen Notfallplan gehabt, wie konnte sie die vereinzelten Warnungen der Wissenschaftler ignoriert haben? Es hätte ihr auffallen müssen, als die Parteienlandschaft durch die Müllpartei erweitert wurde. Oder als die Gebühren für die Müllabfuhr in ihrer damaligen Wohnung höher waren, als die reinen Mietkosten. Doch alles wurde damals teurer: Wasser, Strom, Lebensmittel und Verkehrsmittel. Daher fiel es wohl niemanden so stark auf um tatsächlich zu handeln. Die Abfallindustrie lebte damals davon, den Müll der Menschen einzusammeln und zu ‚verwerten‘. Die Vorstellung etwas in den Händen zu halten, das man nicht mehr haben oder benutzen will, kommt ihr heute sehr seltsam vor. Doch damals gab es Berge von Müll. Der Müll lag auf der Straße herum. Es gab sogar Dinge, die man nur wenige Minuten lang benutzte und dann wegwarf. Für die Müllindustrie waren das die ersten Erfolgsjahre. Sie nannten am Anfang alles Recycling, was sie mit dem Müll anstellten. Teilweise nutzten sie die Materialien um wieder andere Gegenstände ZUKUNFT
herzustellen, die dann von minderer Qualität waren, um die Nachfrage nach den teureren Produkten aufrecht zu erhalten. Schon damals war es üblich Stoffe, mit denen man nichts mehr anfangen konnte, zu verbrennen. Der Gedanke, einer ihrer Gegenstände aus der Grundausstattung würde verbrannt, versetzt die Gestalterin täglich in große Angst. Denn sie hatte dies bereits erlebt, als die Müllpartei Deutschland, die MPD, begann Gesetze zu erlassen, die eine gewisse Müllquote vorschrieben. Sie konnte diese Quote schnell nicht mehr erfüllen, das heißt sie konnte nicht genug Müll produzieren, der dann verwertet werden konnte. Es folgten Mahnbescheide und Strafen. Als die Strafen höher waren als der Wert der Dinge, die sie besaß, begann auch sie kontinuierlich ihre Besitztümer wegzuwerfen. Zu dem Zeitpunkt als sie nur noch gut zehn Dinge besaß, war die MPD die einzige politische Kraft im Land. Danach kam die Grundausstattung. Über einen Ressourcenagenten hatte sie dann schließlich noch ein paar geliebte Dinge verkauft. Dieser Agent war zwar der Müll-
partei unterstellt, aber natürlich war er durch und durch korrupt und ließ allerhand Müll verschwinden, um auf dem Schwarzmarkt damit zu handeln. Die meisten Menschen, die heute im Besitz von Müll sind, wollen entweder Trinkwasser, Obst, Gemüse oder irgendein Transportmittel um die Stadt, das Land, ja den Kontinent zu verlassen. Als sie selbst mit dem Ressourcenagenten ein Geschäft abschloss, um ein Medikament für eines ihrer Enkelkinder zu bekommen, hatte die Gestalterin in seinem Quartier die gegossenen Müllbarren, die er dann an die Regierung zur Energiegewinnung verkaufte, gesehen. Der Agent hatte sie in einer Zwischenwand versteckt gestapelt. Diese Müllbarren mussten besonders alt und wertvoll sein, denn sie leuchteten bunt in allen Farben, die der Müll – die Dinge früher einmal hatten.
Deutschland, Mitteleuropa. Es ist das Jahr 2063. Die Designerin ist 80 Jahre alt und wartet auf den Besuch ihrer Enkel. ▶9
abfallintensität
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2010 2002
2003
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2004
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in kg / Person
Siedlungsabfälle in Relation zur Gesamtzahl der Bevölkerung Deutschlands
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in kg / 1000 €
Quote aus Abfallaufkommen und Bruttoinlandsprodukt (BIP)
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Um tatsächliche Veränderungen im Abfallverhalten des Bundesbürgers zu messen, setzt man das Abfallaufkommen in Relation zu anderen Variablen und vergleicht die daraus berechneten Quoten zu unterschiedlichen Zeitpunkten. [ent]SORGEN
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m Hinterhof meines Wohnhauses stehen sechs schwarze Mülltonnen, zwei blaue Papiertonnen, zwei Altglastonnen und eine Bio-Tonne. Mir fällt die große Menge an Müll auf, denn er liegt auf der Tonne, neben der Tonne, vor der Tonne – einfach überall. Am Beispiel Müll wird deutlich wie unangenehm und besorgniserregend es ist über globale ökologische Zusammenhänge unseres Verhaltens nachzudenken. Das Wirtschaftssystem, in dem wir leben, hat nach und nach den Zusammenhang zwischen materiellen, energetischen und menschlichen Ressourcen verändert. Gleichzeitig nehmen die Auswirkungen der Industrieproduktion auf das Ökosystem exponentiell zu. Das zu Beginn dargestellte ▶ Szenario ist eine Beschreibung der Zukunft ohne Öl. In Anbetracht der aktuellen Tendenzen und bei Beibehaltung des momentanen GEGENWART
Verbrauchs, würden ▶ Erdöl und Erdgas als Ressource für Wachstum in der nahen Zukunft ersetzt durch eine ebenfalls begrenzte aber erst später versiegende Ressourcenquelle: Müll. Müll ist überall. Er ist kulturell, geographisch und ökologisch betrachtet global. Wie Hunger und Dürre ist Müll eines der dringlichsten Probleme, die der Mensch auf der Erde verursacht hat. In dieser Arbeit möchte ich auf dieses bedrückende Gefühl der Unruhe und Angst, sowie die daraus folgende Mühe für das Wohlbefinden – Sorgen – eingehen. Im Moment wird das Urban Mining, also die Nutzung der im Müll gespeicherten Rohstoffe, als ökologischer Fortschritt gefeiert. Ebenfalls heute schon wird die ehemalige Abfallwirtschaft als Stoffstromoder Kreislaufwirtschaft bezeichnet. ▶ Recyclingquoten werden mit dem Abfallaufkommen verrechnet und lassen in dieser Hinsicht vor allem die Bundesrepublik Deutschland als vorbildlich dastehen. Sie ermutigen zum Sammeln
und Sortieren, also zur kontrollierten und gesteuerten Erzeugung von Müll. Das Entsorgen, vor allem das recyclingfähige Wegwerfen, kommt einem Ende aller Sorgen mit Dingen und über die Dinge gleich. Daran zeigt sich die kontextuelle Tiefe, die dieses Phänomen in seiner Behandlung voraussetzt. Als Gestalter interessiert mich dabei das Verhältnis zwischen ▶ Objekt und Mensch. Wann und wie wird dieses Verhältnis beendet? Wie beiläufig ist das Entsorgen Teil unserer Alltagskultur geworden? Die große Welle des Green- oder ▶ Eco-Design verspricht viel, doch wie leicht, wie umsetzbar ist es für Otto Normal das Richtige zu tun? Ebenfalls bewegt mich die Objektkultur, die aus dem Phänomen Müll entstanden ist. Sammelbehälter, Ordnungssysteme und maschinelle oder händische Formveränderung sind Aspekte, die in der Wahrnehmung von Müll eine übergeordnete Rolle spielen, obwohl sie letztendlich Ergebnisse unserer sozial-gesellschaftlichen Muster und Traditionen sind. ▶ 11
RELEVANZ
W
arum ist dieses Thema relevant für die Profession des Designers? Ein guter Designer gestaltet aktiv die lebenswerte Zukunft des Menschen in unserem Lebensraum. Wie das Zukunftsszenario beschreibt, besteht die Möglichkeit, dass der Designer in dieser Zukunft überflüssig ist. In dieser Zukunft werden die Dinge als Wegbegleiter des Menschen obsolet sein. ▶ Peak Oil bedeutet heute schon Peak Synthetic Plastics, da ▶ Erdöl Hauptbestandteil aller synthetischen Plastik (▶ Kunststoff) ist. Wenn das Öl ausgeht ist dies das Ende der Erfolgsgeschichte von Plastik und das Ende der Welt,wie wir sie kannten. Ich stelle die Frage Quo vadis Design? und meine damit die Zukunftsfähigkeit von Design generell. Dass die Steigerung des Verbrauchs von ▶ 12
Ressourcen (▶ Die Grenzen des Wachstums) über die letzte Dekade, aufgrund des dramatischen Wachstums der Weltbevölkerung (von 6 Milliarden im Jahr 2000 auf 7 Milliarden im Jahr 2011), die natürliche Balance des Planeten Erde überschreitet, ist vielen bekannt. Auch viele Designer nutzen daher ▶ erneuerbare Energien, reduzieren den Energie- und Materialbedarf ihrer ▶ Produkte und proklamieren ▶ Recycling. Die Einsicht in die Endlichkeit der Ressourcen bedeutet seit ein paar Jahren auch für Designer ein Umdenken (▶ Eco-Design). Achtzig Prozent des ▶ ökologischen Fussabdrucks von ▶ Produkten, Dienstleistungen und Infrastruktur werden auf der Designebene bestimmt.01 Eines der größten Probleme des Designers ist das Erschaffen von potentiellem Müll. Ein Status, ein Zeitraum, den das kreierte ▶ Objekt nach einer gewissen Lebensdauer (Produktdauer) erreicht. ▶ Verpackungen zeigen sehr deutlich, wie schnell dieser Zustand erreicht werden kann. Im Gegensatz dazu steht der Zeitraum für die Zersetzung, die herkömmliche ▶ Verpackungen beanspruchen.
Spannen von 450 Jahren für beispielsweise Kunststofffolien überschreiten die Lebensspanne eines Menschen um ein Vielfaches. Dadurch entziehen sie sich scheinbar dem Verantwortungsbereich des Bürgers. Doch gerade der Designer sollte an dieser Stelle aktiv eingreifen und menschennahe Verhältnisse und Rituale entwerfen, so dass eine Art Generationenvertrag das Fortleben unserer Kinder und Enkelkinder sichert. Abseits von den stofflichen Bedingungen der ▶ Objekte, sind auch ihre Funktionen für den Designer zur ‚Sammeltonne‘ geworden. Unter dem Funktionsaspekt Sitzen legitimiert sich der Designer fortwährend einen weiteren Stuhl zu entwerfen. Wie viele Varianten davon ein tatsächlich anderes oder neues Sitzen generieren, ist fraglich. Die Vervielfachung von ähnlichen ▶ Objekten bringt, ganz objektiv betrachtet, keine Verringerung des Abfallaufkommens sondern vielmehr das Gegenteil. Somit steht der Designer in einer ganz direkten Verbindung zur Problematik Müll, denn die von ihm gestalteten ▶ Produkte durchlaufen über kurz oder lang den menschlichen [ent]SORGEN
Design Council, Annual Review 2002 (London: Design Council, 2002), S. 19 02 Mülltrennung - Verhalten in Deutschland. Dialego © Statis 2011 & Wahlbeteiligung Bundestagswahlen 2009. Bundeszentrale für politische Bildung 2009, http://www.bundeswahlleiter.de 01
„We may not have meant to do so, and we may regret the way things have turned out, but we DESIGNED our way into the situations that face us today.“ John Thackara in In the Bubble – Designing in a complex World. 2006 Entledigungsprozess (▶ Entledigung) und werden danach zu Ungewolltem. Sie verlieren ihren Status ▶ Produkt und werden in die Verbannung geschickt. Diese Transformation als Prozess fällt in den Zuständigkeitsbereich des Designers. Design als Querschnittsdisziplin kann und muss problematische menschliche Prozesse unter die Lupe nehmen, um diese zu verstehen und besser zu gestalten. In vollem Bewusstsein, dass die Thematik Müll vielen Menschen, darunter auch viele Designer, sehr unangenehm ist, und die moderne Gesellschaft sie oftmals lieber ausblendet, so wie es die ▶ Müllabfuhr mit GEGENWART
unseren befüllten Mülltonnen tut, wende ich mich diesem schwierigen Thema zu. Dabei entdecke ich vielfältige Widerstände, auch in mir selbst. Aber die Tätigkeit des Designers ist für mich kein klinisches Handwerk, sondern eine sinnhafte Materialisierung von Zusammen-hängen und Beziehungen, die Gedanken und Verhalten anregen. Momentane Strömungen und Stimmen suggerieren, dass um so mehr ▶ Wertstoff der Müll ist, desto weniger problematisch ist er. Recyclingfähig, biologisch abbaubar und kompostierbar (▶ Biokunststoff) sind Schlagwörter mit denen nun auch häufig Designer, vor allem ▶ Eco-Designer han-
tieren. Die ▶ Statistiken beweisen zudem, dass sich auch diese damit verbundenen neuen Verhaltensweisen bei den Bürgern durchsetzen können: Die Beteiligung an der Mülltrennung der Initiative ▶ Grüner Punkt ist höher als die Beteiligung an bundesdeutschen Wahlen.02 Doch ▶ Recycling verringert nicht die Menge des anfallenden Mülls. Ich möchte untersuchen, welche Praktiken aus unserem Alltag tatsächlich nur auf Problemverdrängung beruhen und auf welche wir uns zurückbesinnen sollten.
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diskurs
„Everyone designs who devises courses of action aimed at changing existing situations, into preferred ones.“ Herbert Simon in The Sciences of the Artificial. 1969
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ls universelle Definition von Design erscheint die Sichtweise von Herbert Simon von 1969, über das aktive Ändern von existierenden in bevorzugte Situationen, als gültig. Doch was genau sind bevorzugte Situationen? Hat die Gestaltung von Einweg-Besteck eine existierende Situation verbessert? Was oder wer ist dafür der Maßstab? Für den einen verbessert die temporäre Erleichterung des Lebens die Situation, für den anderen, oder das andere bedeutet genau diese Erleichterung eine erhebliche Verschlechterung, eine Bedrohung. In zyklischen Systemen geht kein Input verloren, ▶ 14
alles bleibt in irgendeiner Form erhalten und kehrt irgendwann zum Ausgangsort zurück. So dass, auch der, der sich einst über die Erleichterung einer speziellen Situation gefreut hatte, nun mit Auswirkungen konfrontiert wird, die er einerseits vorher nicht kannte, und die andererseits auch ihn selbst substanziell bedrohen. Jede Designaktivität hat Einfluss auf das globale Gefüge aus Mensch und Natur. Auch das Einweg-Besteck, denn das Lebensende (Produktdauer) dieser ▶ Objekte wurde schlichtweg durch eine kulturelle Praktik substituiert, als vielmehr durchdacht und [ent]SORGEN
gestaltet zu werden. Die Designaktivität wurde im Falle des Einweg-Bestecks zu früh beendet. Demzufolge könnte man jedes ▶ Objekt, das dieses Manko aufweist, einem ▶ Re-Design unterziehen um sein Lebensende zu beeinflussen und nachhaltiger zu gestalten. Doch im Grunde wäre dieses Vorhaben im Ganzen nicht nachhaltig (▶ Nachhaltigkeit), denn es unterstützt Verhalten, das losgelöst von Raum und Zeit, das menschliche Pläsier als bevorzugte Situation anvisiert. Weniger schlecht entspricht nicht automatisch gut. Da man als Designer weder Moralist noch GEGENWART
Weltverbesserer sein möchte, muss bei der Behandlung der Thematik Müll eine andere als die klassisch gestalterische Vorgehensweise zum Einsatz kommen. Diesen Versuch wage ich hier: Ich schaue zunächst in die Zukunft unserer bevorzugten Situationen. Das ▶ Szenario ist das Ergebnis von Überlegungen, die ich über die Zusammensetzung der alltäglichen Abfallprodukte und der vorhandenen Rohstoffquellen für diese ▶ Produkte anstellte. Außerdem ist es natürlich inspiriert von einer Vielzahl an utopischen und dystopischen (▶ Utopie ▶ Dystopie) Gedanken und Fantasien.
Meine Zukunftsvision, die für Designer im heute verstandenen Sinne keinen Platz mehr hat, ist Ausgangspunkt für die Umsetzung des Themas. Sie begründet die Entscheidung kein Industrieprodukt an das Ende dieser Arbeit zu stellen. In mehrfacher Hinsicht wäre es widersinnig dem ‚Monster Müll‘ ein ▶ Produkt entgegen stellen zu wollen. Sofern jenes ▶ Produkt nicht in der Lage ist Müll rückstandsfrei verschwinden zu lassen, ist es alsbald selbst Müll. Denn es ist der Mensch, der über die Dinge herrscht und sie den bevorzugten Situationen unterordnet. Bei der Annäherung an eine Lösung für das problematische Phänomen Müll muss man sich daher auch mit dem Verhalten des Menschen beschäftigen.
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DATACIRCLE: kunststoff–Anteil in post–consumer abfällen
Quelle: Studie „Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland 2009“, im Auftrag der PlasticsEurope (www.consultic.com)
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2007 1 Verpackung 2 Sonstiges 3 Bau 4 Landwirtschaft 5 Elektro / Elektronik 6 Fahrzeuge 7 Haushaltswaren ▶ 16
59,7 % 13,2 % 8,7 % 5,7 % 5,5 % 4,1 % 3,1 %
2009 60,9 % 12,4 % 8,1 % 5,6 % 5,2 % 4,9 % 2,9 %
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iese Arbeit zeichnet den Verlauf der Durchdringung des Phänomens Müll nach. Da es sich dabei um ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema handelt, habe ich zunächst versucht eine Verortung vorzunehmen. Dies tat ich durch die Erstellung eines historischen Überblicks und die Erforschung der kontextuellen Ebenen von Müll. Dieser Vorgang half mir dabei zu verstehen, dass Müll ein ausschließlich menschlichsoziales Phänomen ist. Welches erst problematisch wurde, als sich zuviel schädliches im Abfall kumulierte. Beispielhaft dafür ist die Verbreitung der Pest im Mittelalter aufgrund des leichtfertigen Umgangs mit menschlichen Abfällen und Ausscheidungen. Historisch betrachtet, hat die Menschheit auch in der Behandlung dieser Krise einen Schritt rückwärts gemacht um sich zu behelfen. So hatten schon die alten Römer im ersten Jahrhundert nach Christus die Cloaca Maxima erfunden, die dann als Abwassersystem wieder ihren Weg in die Zeit des ausklingenden Mittelalters fand [ent]SORGEN
und entscheidend für die Eindämmung von Seuchen war. Mit der Industrialisierung kam die Gewissheit, der Mensch habe Technik und Natur weitestgehend unter Kontrolle. In dieser Zeit entstanden die ersten Berufszweige, die sich ausschließlich um Abfälle kümmerten. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden Abfälle in unserer Kultur gesammelt. Seitdem ist kaum mehr jemand gezwungen sich individuell mit seinem Müll auseinanderzusetzen, außer in Form von Gebühren (▶ Abfallgebühren). Diese Freiheit wiederum verstärkte die aufkommende Konsumlust der Bürger. Die Industrialisierung brachte eine Vielzahl neuer ▶ Produkte und damit auch neue Lebensweisen auf den Markt, während das, was von ihnen übrig blieb, als Müll bezeichnet, das neue Symbol für Wertlosigkeit wurde. Modernisierung bedeutete immer auch das Alte zu überwinden und materiell zurückzulassen. Dieser Kreislauf bleibt bis heute das allgemein gültige System des Fortschritts (▶ Die Grenzen des Wachstums). Seit den 1960er Jahren hat sich diese FortschrittsbeGEGENWART
DATACIRCLE: kunststoff–Anteile in der verarbeitung
Quelle: Studie „Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland 2009“, im Auftrag der PlasticsEurope (www.consultic.com)
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wegung nochmals drastisch beschleunigt. Durch das Aufkommen von Einweg- und Wegwerfprodukten ist die Müllkultur zur Schattenseite unserer Gesellschaft geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der größte Entbehrungen von den Menschen gefordert und zu einer Sammel- und Sparkultur geführt hatte, folgte durch die Einführung von Plastik (▶ Kunststoff) die Kultur des Wegwerfens.
9 2007 1 Verpackung 2 Bau 3 Sonstiges 4 Fahrzeuge 5 Elektro / Elektronik 6 Möbel 7 Haushaltswaren 8 Landwirtschaft 9 Medizin
32,4 % 25,2 % 14,9 % 9,2 % 7,4 % 3,8 % 2,9 % 2,5 % 1,7 %
2009 35,4 % 24,3 % 13,1 % 8,9 % 6,5 % 3,8 % 2,9 % 3,1 % 2,1 % ▶ 17
„Als ‚notwendige Kehrseite der Dinge‘ kommt der Müllstatus den modernen Gegenständen im kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem nicht erst am Ende ihrer Gebrauchsbiographie zu, sondern wird ihnen bereits mit der Produktion eingeschrieben; als mehr oder weniger verborgenes Attribut läuft er zudem in der Nutzungsphase permanent mit.“ Sonja Windmüller in Die Kehrseite der Dinge. 2004
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ie Kultur des Wegwerfens – an dieser Stelle spätestens wurde mir klar, dass es den Müll nicht gibt. Müll ist immer kontextuell verankert und repräsentiert Machtkonstellationen und gesellschaftlich-soziale Zusammenhänge. Abfall ist eine in sich paradoxe soziale Konstruktion, die als gesellschaftsstabilisierend und zugleich gefährdend eine Zuweisung und einen Ordnungsfaktor darstellt (▶ Mülltheorie ▶ 18
nach Michael Thompson). Das Wort Müll entstammt dem Beruf des Müllers, der das klein geriebene ▶ Produkt aus seiner Mühle als Müll bezeichnete. Das Wort Abfall bezog sich zunächst politischreligiös auf das Abfallen vom Glauben bzw. bezeichnete den natürlichen Prozess, den Früchte an Bäumen durchlaufen, um als ▶ Biomasse wieder in den Stoffkreislauf des Baumes zurückzukehren. [ent]SORGEN
Die Beschaffenheit der ▶ Objekte allein lässt eine Einteilung in wertlos und wertvoll heute nicht mehr zu. Heute ist Müll vor allem durch seinen Standort erkennbar. So muss laut Gesetz (▶ Kreislaufwirtschaftsund Abfallgesetz) ein ▶ Entledigungswille vorhanden sein, der durch die Positionierung an vorgesehenen Müllplätzen bekundet wird. Dann ist dem ▶ Objekt die Kategorie Abfall zugeschrieben und gilt als wertlos – zumindest für den ehemaligen Besitzer. Die Industrie hingegen hat die Kategorien in den letzten fünf Jahren für sich neu geordnet. So zählen Plastik (▶ Kunststoff), Metalle, Glas und Papier GEGENWART
nun zu den ▶ Wertstoffen, aus denen erneut ein Gewinn geschöpft werden kann. Dieses Empfinden von Wert und Unwert ist bisher noch nicht vollständig auf die Bürger übergegangen. Sie sind weiterhin abhängig davon, dass ein System vorhanden ist, das ihren Unrat abholt und beseitigt (siehe ▷ DAUERZUSTAND: MÜLLHAUPTSTADT). Wenn dieses System korrumpiert wird oder nicht mehr funktioniert, wird die betroffene Gesellschaft wieder in das Mittelalter zurückgeworfen. Hier in Deutschland haben wir eine hochprofessionalisierte Abfallindustrie. Dazu haben wir ein System der Entfernung etabliert, das
den Hausmüll mittels speziell konstruierter Gerätschaften, vor allem Sammelgefäße und Fahrzeuge, an der Peripherie, den Rändern der Zivilisation, verschwinden lässt.
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▷ DAUERZUSTAND: MÜLLHAUPTSTADT
Der sogenannte Müll-Notstand existiert in Neapel seit nun 16 Jahren. Bei einer solchen Zeitspanne kann nun nicht wirklich von einer Episode der Not gesprochen werden, es ist der Dauerzustand in Süditalien. Mittlerweile werden Postkarten mit den Müllmotiven der Stadt verkauft. Die Fussballer des einheimischen Clubs werden auswärts nur noch als Müllmänner bezeichnet. Schon im Sommer 2008 machte Süditalien Schlagzeilen in der internationalen Presse aufgrund eines Problems, das trotz des jahrelangen Bestehens, in jenen Monaten einen visuellen Höhepunkt fand. Die Zeitung „Il Mattino“ berichtete im Juni 2008, dass auf Neapels Straßen rund 2200 Tonnen nicht abgeholter Abfall lägen. Deponien und Recyclinganlagen seien chronisch überlastet; zudem wurden von ▶ 20
der örtlichen Mafia betriebene Müllhalden geschlossen. Vollmundig hatte Berlusconi Ende 2009 die erste große Müllkrise in Neapel für beendet erklärt. Nach seinem Wahlsieg 2008 ließ er Müllverbrennungsanlagen und Deponien bauen. „Es gibt viele, die von dem Geschäft mit dem Abfall profitieren. Schon Anfang der neunziger Jahre hatte das ehemalige Camorra-Mitglied Nunzio Perrella das Interesse der Mafia am Entsorgungsbusiness auf den Punkt gebracht: „Der Müll ist Gold wert.“ Mit der Entsorgung unter anderem von Giftmüll verdient die Camorra viele Millionen – weil sie die gefährlichen Schlacken aus ganz Europa heimlich in der Heimat vergräbt und deshalb unschlagbar günstige Preise bieten kann.“1 Eine sinnvolle Abfallpolitik ist das nicht.
Die informelle Müllbeseitigung des neapolitanischen Mülls hat dort drastische Formen angenommen. Es gibt ein Dreieck im Hinterland von Neapel zwischen den Orten Giugliano, Villaricca und Qualiano, das alle nur noch „Feuerland“ nennen. Oft sieht man da an den Straßenrändern pechschwarzen Rauch aufsteigen. Die Verbrennung des Mülls und auch die illegale Lagerung sind Geschäftsmodelle der Camorra. Mülltrennung in der Millionenstadt Neapel wäre gleichzusetzen mit einer Antimafia-Kampagne, denn man könnte den Müll so in den Griff bekommen. Aber der riesige ungetrennte Müllberg ist zu lukrativ um das durchzusetzen. Müll-Desaster: Neapel stinkt‘s von Annette Langer, http://www.spiegel.de/panorama/ gesellschaft, 22. Oktober 2010
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„… die Müllberge in der Stadt mussten abgetragen werden. 60.000 Kubikmeter Müll wurden vom Abladeplatz Stralauer Allee [Berlin] geräumt und per Schiff in das 44 km entfernte Spreenhagen transportiert.“ Beate Mechthild Schulz in form+zweck 2&3. 1991
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us der Zusammensetzung des Abfalls lassen sich sehr genau Lebensweisen und Verhaltensmuster des Menschen ablesen. Somit übernimmt Müll auch eine abbildende Funktion (Garbologie), die in gewisser Weise verwandt ist mit der Archäologie. So fand man anhand von Speiseresten heraus, dass Martin Luther nicht, wie er selbst behauptet hatte, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war. Im Gegenteil zeigen die Funde aus einer Abfallgrube nahe des GEGENWART
Elternhauses, dass Luther einer Unternehmerfamilie entstammte und diese eine große Menge Wohlstandsmüll produzierte und in Saus und Braus lebte. Da mich in meiner Betrachtung des Phänomens ▶ Entsorgung im gestalterischen Kontext vor allem der Einfluss von Zeit auf ▶ Objekte interessiert, besuchte ich eine stillgelegte (bzw. „abgedeckte“) ▶ Mülldeponie in der ▶ Peripherie Berlins. ▶ 21
In der Zeit zwischen 1894 und 1945 wurde aufgrund der infrastrukturell guten Lage (Wasserweg nach Berlin) und der geografischen Voraussetzungen (Kiesabbau und Kiesgruben in der Spreenhagener Region) der Berliner Müll in einer Grube nahe des Oder-Spree-Kanals in Spreenhagen deponiert. Beim Besichtigen der Fläche fällt sofort auf, dass es sich nicht um einen normalen Acker handelt. Scherben und Einschlüsse im Boden sind selbst vom Straßenrand aus zu sehen. Die Fundstücke sind zum überwiegenden Teil Glas- und Keramikerzeugnisse. Diese Materialien zeichnen sich durch eine sehr lange ▶ 22
Lebensdauer aus. Die Fundstücke sind eindrucksvolle Zeugnisse der Alltagskultur der Vorkriegszeit. Sie strahlen als ▶ Objekte eine beeindruckende Würde aus. Besonders markant (vor allem aufgrund der hohen Anzahl an Fundstücken) waren die Bügelverschlüsse alter Bierflaschen. Auf den Keramikzapfen kann man noch heute das Zeichen der Brauerei (Signet), in der das Bier gebraut wurde, erkennen. Diese Funde haben wenig gemein mit dem Inhalt der Mülltonnen in meinem Hinterhof.
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uch psychologisch haben Instanzen von Müll eine große Bedeutung für den Menschen. So werden neue Lebensabschnitte oft mit einem großen Ausmisten und Aufräumen eingeläutet. Die gescheiterte Beziehung verlangt, dass man sich aller Dinge entledigt, die einen an diese Zeit, diese Person erinnern. Man wirft die objektgebundenen Erinnerung weg, um sich psychisch zu reinigen. Im großen Stil gilt das besonders für die Generation nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich vor allem durch das Wegwerfen von ideologisch überkommenen Ansichten der Nazi-Zeit befreien wollte. [ent]SORGEN
Die zuvor getroffenen Aussagen beziehen sich hauptsächlich auf unseren westlichen Kulturkreis, der größtenteils aus einer Überflussgesellschaft besteht. In anderen Kulturen tritt der Status Müll in anderer Form in Erscheinung. In Indien beispielsweise wird eine lebhafte Reparatur-Kultur betrieben, die der Mangelwirtschaft und ▶ Überbevölkerung geschuldet ist. Alltagsobjekte sind, losgelöst von Qualitätsstandards in Ländern wie Indien viel länger im Umlauf als hierzulande. Dem gegenüber
steht der naive Umgang mit den Dingen, die dann doch als Müll kategorisiert werden. Vielerorts wird Abfall auf offener Straße verbrannt, da das Feuer immer noch das universelle Symbol und Werkzeug der Vernichtung ist. Dies gilt auch für unseren Kulturkreis. Von der Deponierung von Abfällen (▶ Mülldeponie) ist man in der letzten Dekade zur Verbrennung (▶ Müllverbrennungsanlage) übergegangen. So lässt sich die Verbrennung von Müll unter dem Segment thermisches ▶ Recycling wie-
derfinden. Der Grund, dass dies tatsächlich besser ist, als die Müllberge zu deponieren, liegt in der Technologie, die wir aufwenden und in dem Energiegewinn, den die Verbrennung einbringt.
„Als offensichtlich angemessene Lösungsstrategie bezieht sowohl die finale Beseitigung als auch die ökonomische Reintegration durch Sortierung und Aufbereitung ihre beruhigende Wirkkraft aus der Kombination industriell-rationeller Prinzipien mit archaisch-mythischen Requisitpotentialen.“ Sonja Windmüller in Die Kehrseite der Dinge. 2004 GEGENWART
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n dieser Stelle begann ich ▶ Statistiken zu studieren. Das war ein guter Zeitpunkt, denn während meine Wahrnehmung auf Müll-Situationen getrimmt war, ich immer nach Müll suchte und ihn überall fand, musste ich den visuellen Eindrücken Zahlen entgegen stellen. Deutschland ist ein wunderbar offenes Land, wenn es um Zahlen und ▶ Statistiken geht. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden stellt jede ihrer Erhebungen im Internet zur Verfügung und erlaubt damit quantitative Einblicke in unsere Gesellschaft. Schnell erkannte ich, dass eine eindimensionale Erhebung (wie das Abfallaufkommen) allein wenig aussagt. Nur Zahlenreihen und Quoten sind wirklich interessant um eine Aussage ▶ 24
über den Zustand unseres Abfallberges zu treffen. Durch die eigene Erzeugung von Diagrammen und Schaubildern aus den Statistiken, konnte ich die Wichtigkeit von transparenter und ehrlicher Information verstehen. Genau diese Rolle der Information haben abfallnahe Unternehmen schon längst für sich erkannt. Die Grafiken des ▶ Dualen System Deutschland sind ausgesprochen anschaulich auf bereitet und kinderleicht zu verstehen. Und sie zeigen natürlich auf den ersten Blick nur Erfolge. Für Deutschland gilt das nicht ausschließlich. Im europäischen Vergleich liegen wir mit 581 Kilogramm Abfall pro Person für das Jahr 2008 leicht über dem europäischen Durchschnitt
(524 kg / Person). Das Gesamtabfallaufkommen in Deutschland ist seit dem Jahr 2000 gesunken. Seit dem Tiefstand 2005 befinden wir uns nun wieder in einer leichten Aufwärtsbewegung. Der Trend stagniert gewissermaßen. Den größten Anteil an der ▶ Abfallbilanz haben Bau- und Abbruchabfälle. Jedoch hat der Baubereich zur Senkung des ▶ Abfallaufkommens maßgeblich beigetragen, so konnte der Abfall in diesem Bereich seit dem Jahr 2000 um 25 Prozent (60 Millionen Tonnen) gesenkt werden. Produktion und Gewerbe sind in ihrer Größenordnung vergleichbar mit den Siedlungsabfällen, jedoch lässt sich in diesen Kategorien seit 2000 ein mengenmäßiger Anstieg verzeichnen. [ent]SORGEN
DATACIRCLE: abfall / ÖL / RECYCLING
Quellen: Statistisches Bundesamt, 2010 & www.indexmundi.com, 16.08.2011 2005
2006
2004
2007
2003
2008
2002
1997
Ölpreis in US $ pro Barrel Höchststand Juli 2008: 249.66 US $ Tiefststand Juni 1998: 23.39 US $ Gesamtes Abfallaufkommen Deutschland in 1000 Tonnen
2001
1998
2000 GEGENWART
1999
Verwertungsquote Deutschland in Prozent von 100. Für die Jahre 1997 - 1999 stehen keine vergleichbaren Werte der Verwertungsquote zur Verfügung. ▶ 25
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ie Gewissheit über moderne Recycling-Technologien und Anlagen, lässt gewissermaßen Ruhe in die Mülldebatte einkehren. Denn obwohl Vermeidung in der ▶ Abfallhierarchie unseres Gesetzgebers an oberster Stelle steht, wird ▶ Recycling als Lösung des Problems programmatisch vorangetrieben. Abfälle werden nun hauptsächlich zu ▶ Wertstoffen umdefiniert. Die knapp 70 Prozent des gesamten Abfalls jedoch, die der ▶ Verwertung zu Gute kommen, schließen thermische ▶ Verwertung ein. Das bedeutet im Klartext: Verbrennung von Müll in ▶ Müllverbrennungsanlagen unter Herstellung von Energie in Form von Strom oder Wärme. Die übrigen 30 Prozent müssen immer noch herkömmlich beseitigt werden – ebenfalls durch Verbrennung. Aber der ▶ Energiewert des unsortierten Restmülls ist viel ▶ 26
geringer als der von ▶ Wertstoffen und dient somit hauptsächlich der Volumenreduktion. Asche, Filterreste und Schlacke (▶ Müllverbrennungsanlagen) müssen dann immer noch deponiert werden. Im Zuge einer neuen Umweltpolitik rücken Rohstoffknappheit und ▶ Umweltverträglichkeit in den Fokus der Unternehmen. Ganz davon abgesehen ist das Geschäft, das sich ▶ Recycling nennt, auch noch sehr lukrativ. (siehe ▷ DAS GESCHÄFT MIT DEM MÜLL) Das suggeriert ebenfalls die Bezeichnung ▶ Wertstoff. In Deutschland steigt derzeit das Verhältnis von ▶ Wertstoffen zu Restmüll zu Gunsten des ▶ Recyclings. „Unter dem Stichwort ▶ Umweltverträglichkeit werden entsorgungspraktische Erwägungen zum ausgewiesenen Qualitätsmerkmal der zum Kauf angepriesenen Waren – und zwar unabhängig davon, ob es sich um Kühlschränke oder Automobile handelt. Vor allem aber sind es aufgedruckte „Entsorgung“-Hinweise (und hier als prominenteste Erscheinungsform der sogenannte ▶ Grüne Punkt), die sich auf nahezu jeder ▶ Verpackung befinden und [ent]SORGEN
damit permanent an den Müllstatus der Dinge erinnern.“03 ▶ Recycling entlastet den Bürger im Supermarkt von lästigen Entscheidungen in Bezug auf sein Konsumverhalten. Er zahlt den im Preis des ▶ Produktes enthaltenen Anteil (2 Cent pro Artikel im Jahr 2006) für das ▶ Duale System Deutschland, das dafür sorgt, dass ▶ Verpackungen gesetzmäßig eingesammelt und verwertet oder beseitigt werden (Verursacherprinzip). ▶ Der Grüne Punkt kennzeichnet die Artikel, die Mitglied im ▶ Dualen System Deutschland sind. Das Unternehmen selbst recycelt keinen einzigen Getränkekarton, vielmehr vergibt es Aufträge an kommunale und städtische Entsorgungsfirmen zur Sammlung und ▶ Verwertung von ▶ Verpackungen mit dem ▶ Grünen Punkt. Deshalb ist die Gelbe Tonne nicht wirklich kostenlos, sondern vielmehr schon bezahlt. Sie wird gefüllt mit dem Müll (Hausmüll), den wir Bürger am schnellsten erzeugen. Dieser besteht zum größten Teil (42 Prozent) aus ▶ Verpackungen (Papier, ▶ Kunststoff / Leichtverpackungen, Metallen). GEGENWART
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▶ Recycling ist derzeit der zweitbeste Weg mit Abfall umzugehen, nach Müllvermeidung. Dennoch ist ▶ Recycling problematisch. Selbst die maschinelle Sortierung des Abfalls garantiert nicht die Vollendung eines Kreislaufs. Vor allem Lebensmittelverpackungen unterliegen in Deutschland strengen Hygiene- und Qualitätsstandards (Butterverordnung) und können nicht oder nur zu einem geringen Prozentanteil aus recyceltem Material wieder hergestellt werden (werkstoffliches Recycling). ▶ Kunststoffe durchlaufen in der Regel ein Downcycling. Das bedeutet, aus den Bestandteilen eines Joghurtbechers werden Blumentöpfe, Parkbänke oder Bahnschwellen hergestellt. Der Bedarf an „reinem“ ▶ Kunststoff für neue Joghurtbecher bleibt jedoch gleich hoch. (siehe ▷
INTERNATIONALES SYMBOL FÜR RECYCLING) WINDMÜLLER, Sonja: Die Kehrseite der Dinge. S. 330
03
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▷ DAS GESCHÄFT MIT DEM MÜLL .
Im Jahr 2009 wurden in Berlin 78 039 Tonnen Leichtverpackungen gesammelt (Quelle: Abfallbilanz 2009, Berliner Senatsverwaltung Umwelt), das sind 22,6 Kilogramm pro Kopf. Sortenreiner Kunststoff wird rezykliert, d. h. stofflich verwertet. „In speziellen Sortieranlagen wird der Inhalt der Gelben Tonne in die verschiedenen Materialien getrennt. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass anschließend unterschiedliche Verwertungswege beschritten werden können und ein materialspezifisches Recycling ermöglicht wird.” (http://www.trenntstadt-berlin.de/index.php/ verpackungen.html) Die Abfallwirtschaft in Deutschland ist ein sehr umsatzstarker Wirtschaftszweig: sie weist 50 Milliarden Euro jährlichen Umsatz vor und beschäftigt rund 250 000 Menschen. Im Zuge einer neuen Umweltpolitik rücken Rohstoffknappheit und Umweltverträg-
lichkeit in den Fokus der Unternehmen. Zudem bietet sich die komfortable Situation die Problematik der Einwegverpackungen aus Plastik umzumünzen auf ein rentables Geschäft durch Verwertung. Da ist nicht mehr die Menge und Zusammensetzung des Mülls im Fokus der Politik, sondern die Art der gewinnbringenden Umsetzung dieser nutzlosen Dinge. Müll, der dem Recyclingprozess zukommt, ist dementsprechend guter Müll. Das jedoch steht im Gegensatz zum Abfallwirtschaftsgesetz von 2010. In diesem Gesetz wird eine Abfallhierarchie festgehalten, die an oberster Stelle Vermeidung nennt. Gesetze, die Verpackungsmaterialien und -mengen reglementieren, sind aber nicht wirklich populär und vor allem nicht gewinnbringend. Recycling als grüne Lebenseinstellung hingegen schon. Die Duale System Deutschland GmbH [ent]SORGEN
beauftragt Recyclingfirmen, die aus den gesammelten Wertstoffen Sekundärrohstoffe gewinnen. Dazu gehört auch die Erzeugung von Wärmeenergie aus der Müllverbrennung. Der Bürger beteiligt sich nicht nur finanziell daran, sondern auch arbeitsteilig. Das Mülltrennen ist in Deutschland Volkssport und ist eine Vorstufe der Verwertung von Abfällen. Zudem ist die Mülltrennung unheimlich cool geworden. Ein unglaublicher Imagewandel hat sich im Bereich der Abfallwirtschaft vollzogen. Entsorgungsunternehmen wie die BSR und vor allem ihre Tochtergesellschaft Berlin Recycling GmbH haben im letzten Jahr einen Marketingfeldzug begonnen. Sie sponsern beliebte Sportvereine, beauftragen große Werbekampagnen und sind aktiv in sozialen Netzwerken wie facebook. So gibt es viele HochglanzWebseiten, die dem Bürger erklären, warum und weshalb verschiedene Materialien gesammelt werden. Allein auf ihrer Internetseite drückt die BSR am Rande ein Interesse an Müllvermeidung aus: „Und noch ein Tipp: Viele Produkte GEGENWART
wie zum Beispiel Handys oder Kameras landen auf dem Müll, obwohl sie noch voll funktionsfähig sind. Grund dafür ist oft, dass eine neue Gerätegeneration auf den Markt gekommen ist. Überlegen Sie sich deshalb, ob Sie wirklich immer die neueste Produktgeneration (was sowieso innerhalb kürzester Zeit wieder veraltet ist) haben müssen, oder ob Sie nicht statt dessen mit dem Geld beispielsweise in den Urlaub fahren können.“ In den Sommermonaten 2011 war die Einführung der „Orange Box“ die BSR durch die Medien gegangen. Denn wie in jedem gut laufenden Geschäft gibt es auch in der Abfallwirtschaft eine große Konkurrenz. Der Entsorger Alba hatte schon vor fünf Jahren in einem Versuch begonnen, seine Gelben Tonnen, in denen Verpackungen mit dem Grünen Punkt gesammelt werden, für weitere Wertstoffe, die ebenfalls aus Plastik, aber eben keine Verpackungen sind, zu öffnen. Dieses Konzept nannte Alba „Gelbe Tonne Plus“. Der Senat wollte nach Einführung der „Orange Box“ durch
das kommunale Unternehmen BSR die „Gelbe Tonne Plus“ von Alba verbieten. Nun halten die orangenen Tonnen, die Plastik, kleine Elektrogeräte und anderes Material sammeln Einzug in das Stadtbild Berlins. Das Ziel dieser Tonne ist klar, weitere Rohstoffe sammeln, die bisher an private Recycler oder generell verloren gingen. Rechtlich jedoch beginnen nun Absurditäten und wiederum neue Geschäftsmodelle. Die Objekte in den Mülltonnen sind Eigentum des jeweiligen Entsorgers. Tatsächlich beginnt in Berlin nun ein reger Tauschmarkt auf den Hinterhöfen. Immer wieder werden diese orangenen Wertstofftonnen geplündert. Denn schon längst ist bekannt, dass man mit Altgeräten auch wertvolle Rohstoffe wiederverkaufen kann. Rechtlich betrachtet ist das Diebstahl. Man sollte also gut abwägen, was man in die Tonne wirft, denn rausnehmen darf man es nicht wieder.
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▷
Internationales symbol für recycling.
Dies ist das internationale Symbol für Materialien, die dem Recycling zugeführt werden können. Es besteht aus drei Pfeilen, die ein Möbiusband bilden. Im Jahr 1970 fand der erste World Earth Day statt, der das Ergebnis steigender Aufmerksamkeit für das Thema Umwelt war. Als Antwort auf dieses neue Bewusstsein rief die in Chicago ansässige Firma „Container Corporation of America”, ein großer Recycling-Papier-Hersteller, einen Wettbewerb für Kunst- und Designstudenten aus, der von Gary Anderson, einem 23 jährigen Studenten der University of Southern California gewonnen wurde. Anderson gewann durch den Wettbewerb US $ 2500 und nutzte dieses Geld um ein Auslandssemester in Schweden zu absolvieren. Das Symbol für Recycling ist also gut 40 Jahre alt. Was Recycling genau bedeutet bleibt aber diffus. In Deutschland ist der Begriff nicht gesetzlich geregelt. Er wird ▶ 30
verwendet für Wiederverwertung und Wiederverwendung, obwohl dies unterschiedliche Strategien sind. Innerhalb der Wiederverwertung unterscheidet der Gesetzgeber zwischen stofflicher und energetischer Verwertung. Im allgemeinen Verständnis von Recycling kommt die Definition von stofflicher Verwertung am nächsten: „… jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfallmaterialien zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke auf bereitet werden. Es schließt die Auf bereitung organischer Materialien ein, aber nicht die energetische Verwertung und die Auf bereitung zu Materialien, die für die Verwendung als Brennstoff oder zur Verfüllung bestimmt sind;“. Werkstoff-Recycling ist: mechanische Aufbereitung von gebrauchten Kunststoffen zu direkt wieder verarbeitungsfähigen
Mahlgütern oder Rezyklaten. Die chemische Struktur bleibt dabei unverändert. Das Werkstoff-Recycling ist sinnvoll, wenn Altteile sauber und sortenrein erfasst werden können. Rohstoff-Recycling ist: Spaltung von Polymerketten durch die Einwirkung von Wärme zu petrochemischen Grundstoffen, wie Öle und Gase, die zur Herstellung neuer [ent]SORGEN
Kunststoffe oder für andere Zwecke eingesetzt werden können. Das Rohstoff-Recycling ist für vermischte und verschmutzte Kunststoff-Fraktionen geeignet. Recycling hat einen sehr großen „feelgood“-Aspekt in der breiten Bevölkerung. Der Müll, der in eine Gelbe Tonne wandert, oder von dem wir wissen, dass er recyclet wird, gibt uns ein grünes Gefühl: das Gefühl, wir hätten der Umwelt eine Freude gemacht. Die Industrie hingegen akzeptiert Recycling eher als Alternative zu radikalen Veränderungen wie Verbote bestimmter Materialien oder Produktionsprozesse, Minimalstandards für Produktdauer oder höhere Standards für Ressourcenextraktion. Dies wäre ohne Zweifel eine viel größere Einschränkung für das Wachstum von Industrie und Handel, aber auch eine größere Hilfe für den Umweltschutz. Ohne Frage ist Recycling der Deponierung von Müll in jedem Fall vorzuziehen. Aber die energetische Verwertung ist vom Umweltaspekt aus betrachtet nachteilig für das Ökosystem und setzt mehr CO2 Emissionen frei als GEGENWART
die Verbrennung von Kohle oder Erdgas. Tatsächliches Recycling, also die stoffliche Verwertung, die die Materialien befähigt in Benutzung zu bleiben, reduziert die Nachfrage nach neuen Rohstoffen auch nicht. Im idealsten Fall würde aus einer Plastikflasche immer wieder eine Plastik-flasche werden. In der Praxis ist dem aber nicht so. Aufgrund der hohen Qualitätsverluste und Hygienestandards durchlaufen die meisten Produkte ein Downcycling. Der Status Müll wird verzögert, indem das Primärprodukt von einer Plastikflasche über Toilettenpapier (Sekundärprodukt) zu Restmüll wird. Downcycling heizt dementsprechend die Nachfrage nach Primärprodukten weiter an und hat kaum einen Einfluss auf den Rohstoffverbrauch für das Primärprodukt.
Denn letztendlich stehen sie für ein hohes Müllaufkommen. Viele Menschen kaufen Plastikverpackungen, denn sie tragen den Grünen Punkt, und der bedeutet „gut für die Umwelt“. Wie gesagt, Platz 1 in der Abfallhierarchie ist immer noch Vermeidung. Recycling ist die drittbeste Option für unseren Abfall. Es sollte nicht als Rechtfertigung für die Erzeugung von mehr Müll dienen.
Der Deutsche bezeichnet sich selbst als Weltmeister im Sammeln und Sortieren von Müll. Soviel Recyclingmentalität wie in Deutschland ist kaum sonst zu finden. Es sind immer noch Abfälle, die da recyclet werden. Ausschließlich ruhmreich ist es nicht hohe Recyclingraten vorzuweisen. ▶ 31
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ach der Erkenntnis, dass vor allem Plastikmüll ein alltägliches zivilisatorisches Phänomen ist, erforschte ich die Ausmaße der unbemerkten Verbreitung dieser Art Müll auf unserem Planeten. Dabei sind viele Eigenschaften, die Plastik (▶ Kunststoff) hat, besonders gefährlich. Das beste Beispiel dafür ist der mittlerweile sehr bekannte Great Pacific Garbage Patch. Er ist einer der Müllstrudel, die sich auf unseren Weltmeeren gebildet haben. Durch das Einwirken verschiedener Strömungen sammeln sich in diesem Meereswirbel alle schwimmenden künstlichen Teile unter und über der Wasseroberfläche. Durch die Bewegung
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des Wassers werden die Teile immer weiter zerkleinert, bis sie schließlich noch drei bis fünf Millimeter große Pellets sind. Kunststoffpellets. Anfang 2008 zirkulierten etwa 100 Millionen Tonnen Kunststoffmüll in dem pazifischen Müllstrudel.04 Die kleinen Kunststoffpartikel werden von den Meeresbewohner mit Plankton verwechselt und als Nahrung aufgenommen. Damit ist ▶ Kunststoff in die globale Nahrungskette übergegangen. Das kann zu Artensterben der Meeresbewohner führen und beeinträchtigt auch die menschliche Gesundheit. Denn schließlich verzehrt auch der Mensch Fisch und hängt von der
Gesundheit der Ozeane ab. Der Wirbel im Pazifik zeichnet sehr deutlich die Problematik von Kreislaufsystemen nach, oder vielmehr des problematischen Verhaltens des Menschen Kreisläufe nicht bis zum Ende zu durchdenken. All jene Dinge, die in einem Kreislauf verschwinden sollen, kehren meist als gesundheits- oder umweltbedrohliche Instanz an einem anderen Ort auf unserem Planeten zurück. Verschwinden Lassen ist ein Konzept, das bisher nicht einmal der begabteste Designer umsetzen konnte. Ein ähnliches Beispiel bietet das Ferienparadies Malediven. Sinnbild für das Paradies. [ent]SORGEN
Hier wollen sich wohlhabende Touristen von ihrem Alltag erholen. Die Abgeschiedenheit und Exotik lockt auf diese Inseln. Doch auch im Paradies entsteht Müll, viel Müll. Denn urlauben heißt immer auch, es sich gut gehen lassen. Jeder Tourist produziert jeden Tag 3,5 Kilogramm Müll. Deshalb beschloss die Regierung der Malediven 1992, ein Stückchen vom Paradies den Banalitäten des Alltags zu opfern: So transportieren seitdem Boote den Müll der Malediven nach Tilafushi. Bagger beladen Lastwagen und verteilen die Abfälle über sieben Kilometer Länge und auf 200 Metern Breite in dieser Lagune. Auf dieser Müllinsel sammelt sich nun der unsortierte Paradiesabfall. Nach und nach sickern Cadmium, Asbest oder Quecksilber in den Ozean.05 Die Ironie der Geschichte: Sollte die Klimaerwärmung eines Tages die Inseln der Malediven überschwemmen, dann könnte Tilafushi, die Insel aus Müll, als eine der letzten den Fluten trotzen, wie ein Mahnmal an die Sünden der Vergangenheit.
GEGENWART
MARKS, Kathy & HOWDEN, Daniel: The World’s Rubbish Dump: a Tip that stretches from Hawaii to Japan, The Independent, 5. Februar 2008 05 LE GLÉAU, Yann & MESQUIDA, Sébastien: Malediven: Eine Insel voller Müll, ARTE 2010 04
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ie Umfänglichkeit des Mülluniversums (siehe ▷ LASST UNS DEN MÜLL ZUM MOND SCHIESSEN.) löste eine gewisse Schockstarre bei mir aus. Wie sollte man im Angesicht der bereits offensichtlichen Auswirkungen einen angemessenen Lösungsvorschlag machen? Ich wollte nun wieder mit den Menschen sprechen, um herauszufinden, wo man anfangen könnte. Ich führte eine ▶ online -Umfrage über das alltägliche Abfallverhalten der Menschen durch. Es bestätigte sich die große Zustimmung zur Mülltrennung und zu der Verwertungsmaschinerie des ▶ Dualen System
Deutschlands. Nur zwei Prozent der Befragten trennt ihren Müll gar nicht. Ein Großteil der Befragten schätzte das eigene Verhalten als umweltbewusst oder ökologisch ein. Obwohl auch in der Befragung Stimmen laut wurden, die doppelte ▶ Verpackungen oder Sperrigkeit von Plastikcontainern anmahnten. Dabei wird klar, dass der Bürger den ▶ Verpackungen kaum aus dem Weg gehen kann. Obwohl die Befragung auch zeigt, dass den meisten Menschen Papier- und Plastikmüll immer noch lieber ist, als der als eklig geltende Biomüll. Der hat nämlich die unangenehme biologisch bedingte Angewohn▶ 33
heit zu stinken und Insekten anzuziehen. Diese Einschätzung ist ein Zeichen dafür, dass der Mensch sich immer weiter abspaltet von der Natur. Biomüll wird als störend empfunden, obwohl es der älteste Müll ist, den die Menschheit hervorbringt. Für meine Betrachtungen bestätigte sich die vermutete Schwierigkeit den Menschen aus seinen gewohnten Bahnen zu befördern. Plastikmüll passt einfach besser in die Wohnung als verrottender Biomüll. Es würde sehr schwer werden, die Bürger zu einem Umdenken zu bewegen, wenn viele von ihnen schon den Gang zum Glascontainer als lästige Zeitverschwendung ansehen.
▷ LASST UNS DEN MÜLL ZUM MOND SCHIESSEN.
Am 10. Februar 2010 stürzte in Mexiko eine sehr ungewöhnliche und sehr gefährliche Sorte Müll mit einer ungeheuren Erschütterung zu Boden: Nach Mitteilung der mexikanischen Weltraumbehörde war das leuchtende Objekt, das vom Himmel fiel kein Meteorit, sondern ein Trümmerteil des russischen Aufklärungssatelliten „Cosmos 2421“. Dieser Satellit war den Angaben zufolge im Juni 2006 ins All geschossen worden. Nach nur zwei Jahren im All gab er den Dienst auf, und sei damals in 15 Teile zerbrochen. Dass dieser ausgediente Satellit irgendwann wieder in die Erdatmosphäre eintreten würde, war den Behörden durchaus bewusst. Der zunehmende Weltraumschrott beunruhigt die Weltraumbehörden schon seit einiger Zeit. Bis zu 12 000 Objekte ab einem Zentimeter Größe kreisen mittlerweile um die Erde. Dabei sind die Teile, die
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in die Erdatmosphäre eindringen kaum eine Bedrohung für uns, sie verglühen meist vollständig beim Eintritt. Für die Raumfahrt jedoch sind schon kleinste Teile eine sehr große Bedrohung. Sie können wichtige Systeme an der Außenhülle einer Raumstation oder gar die Außenhülle selbst beschädigen oder zerstören. So ist es im Prinzip einfacher ein großes Trümmerteil rechtzeitig zu entdecken und ihm auszuweichen, als wenn es sich um sehr kleine Objekte handelt. Unsere Umlauf bahn ist voll mit Satelliten und Sonden, sie sind die Garanten für das fortschrittliche Vernetzen und die globale „Real-Time“. Aber auch hochtechnologische Dinge haben irgendwann ausgedient und für ihre Entsorgung gibt es keinen Plan. Diese Kurzatmigkeit rächt sich nun. Überall, wo der Mensch hingeht, verursacht er Müll. Dabei ist unser Müll widerstands[ent]SORGEN
fähiger als wir selbst. Zentimetergroß lässt er die milliardenschwere Raumfahrtindustrie zusammenzucken. Und warum? Weil das kleine Trümmerstück an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt eine unmittelbare Bedrohung darstellt. Jedes andere Trümmerstück, das vorbeizieht, hingegen ist der Beachtung nicht wert. Ähnlich verhält es sich mit dem Müll auf der Erde. Da die Folgen eher abstrakt wahrgenommen werden und nicht unmittelbar unser Leben gefährden, existiert kaum Handlungsbedarf. Es wird wohl im Verlauf der Raumfahrtgeschichte bald eine Weltraummüllabfuhr geben, die dann dafür sorgt die Trümmer zu bündeln und an eine vermeintlich ungefährliche Stelle zu katapultieren. Denn so wird mit den unliebsamen Dingen verfahren. Höchstwahrscheinlich wird man dann auch sehr schnell Weltraum-Recycling einführen, damit auch im All die Eco-Wave Einzug hält. Dann wird man entweder einen Müllplaneten kreieren, der dann auch als Gefängnis funktioniert, oder man wird aus den Trümmern neue Satelliten bauen, GEGENWART
ganz im Sinne der Sekundärrohstoffwirtschaft. Schon jetzt ist der Mond mit seinen günstigen Bedingungen eine Art Müllmond. Rund hundert Tonnen Altmetall und -plastik, darunter die Überreste der SowjetSonde „Lunik 2“, das erste Mondauto der „Apollo 15“-Mission sowie die Spaceboots von Aldrin und Armstrong von 1969 lagern auf dem Mond. Tatsächlich hatte man den Mond als Lagerungsstätte für Atommüll in Betracht gezogen. Eine eher kommerzielle Umsetzung dieses Gedanken vollzog ebay im Jahr 2004. Das Auktionshaus bot Millionären an ihren Müll auf den Mond zu schiessen. Die US-Firma Orbital Development in Nevada wollte als Mindestgebot sechs Millionen Dollar. Dafür sollte es einen Container und ein Raumschiff geben, das mit knapp 9000 km/h zum Mond fliegt – ohne Garantie für den ContainerInhalt. Der Meistbietende kann sich die Einschlagstelle auf dem Mond sogar aussuchen. Die Fantasie des Menschen in Bezug auf
die Lagerung von Müll scheint grenzenlos, die Vermeidung gestaltet sich jedoch ohne nennenswerte menschliche Innovationen. Leider.
▶ 35
„Die Natur produziert seit Jahrmillionen völlig uneffizient, aber effektiv. Ein Kirschbaum bringt tausende Blüten und Früchte hervor, ohne die Umwelt zu belasten. Im Gegenteil: Sobald sie zu Boden fallen, werden sie zu Nährstoffen für Tiere, Pflanzen und Boden in der Umgebung.“ Michael Braungart im Interview Berliner Zeitung. 2004
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BRAUNGART, Michael: TECHNOLOGY REVIEW, März 2004, S. 94)
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ei der Recherche zum Thema Abfall stieß ich natürlich auch auf ambitionierte Lösungsansätze von Designern und Forschern. Der bei weitem bekannteste ist das Cradle-to-Cradle Konzept von Michael Braungart und William McDonough. Dieses Konzept versteht sich als Kontrast zu der bisher gängigen Sichtweise auf ▶ Produkte und Produktionsabläufe mit dem Credo „Von der Wiege bis zu Bahre“. Cradle-to-Cradle hingegen inkorporiert
den Begriff Ökoeffektivität, der sich daran misst ob ▶ Produkte entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden. Das Prinzip für einen ökoeffektiven Lösungsansatz lautet: Abfall ist Nahrung („waste equals food“). Bei vielen natürlichen Prozessen wird sowohl Energie als auch Material verschwendet. Pflanzen und [ent]SORGEN
Tiere produzieren große Mengen „Abfall“. Sie sind nicht ökoeffizient. Aber sie sind trotzdem ökoeffektiv, weil sie Teil eines nachhaltigen Systems (▶ Nachhaltigkeit) sind, das jedes Stück Abfall wiederverwendet, zum Beispiel als Dünger. In gewisser Weise ist dieses Konzept wenig visionär, da sich darunter vieles verstehen lässt, das die Menge an produziertem Abfall billigt zu Gunsten von Energiegewinnung. Doch Cradle-to-Cradle betont sehr stark die Notwendigkeit auf Schadstoffe zu verzichten. Denn sie lassen sich in keinen sinnvollen Kreislauf eingliedern. Dennoch ist der Wirkungsgrad von kompostierbaren Sitzbezügen (ein Cradle-to-Cradle zertifiziertes ▶ Produkt von Michael Braungart) für den Airbus A380 durchaus fragwürdig, wenn die restlichen 99 Prozent des Flugzeugs und vor allem des Flugverkehrs generell nicht ökoeffektiv sind. Cradle-to-Cradle leistet einen sehr wichtigen Beitrag für das Bewusstsein um nachhaltige ▶ Produkte, kann dabei aber nur eine Verlangsamung von Umweltverschmutzung und Rohstoffknappheit (▶ Die Grenzen des Wachstums) GEGENWART
erreichen. Die große Beliebtheit des Konzepts erklärt sich durch die positive Konnotation von Konsum durch Braungart und McDonough. „Auf dieser Basis kann ich mich über Menschen freuen. Ich muss mich nicht vor ▶ Überbevölkerung fürchten.“06 Der Endverbraucher muss also wenig in seiner Lebensweise ändern und kann trotz
allem weiterhin ohne schlechtes Gewissen konsumieren. Denn die Ingenieure in den Fabriken sind es, die das Problem im Griff haben. So etwas hört man natürlich sehr gern. Der übergeordnete Zusammenhang zwischen Mensch und Müll bleibt jedoch weiterhin außer Acht. ▶ 37
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anz ähnlich verhält es sich mit sogenannten ▶ Biokunststoffen. Eigentlich könnte diese Entwicklung für ▶ Verpackungen und andere ▶ Produkte die Lösung des Müll-Problems bedeuten. Der Einsatz von Biokunststoffen ist keine Neuheit im eigentlichen Sinne. Biobasierte Kunststoffe
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sind die Vorgänger aller synthetischen Massenkunststoffe, die wir heute kennen. Vielmehr kann man sagen, dass alle Tiere und Pflanzen in ihren Zellen Polymere, also natürliche ▶ Kunststoffe enthalten. Diese Biopolymere sind schon seit Urzeiten bekannt und nutzbar, wie sich an den Beispielen Horn oder Bernstein deutlich zeigt. Doch die ▶ Biokunststoffe der Moderne sind anders und eine unkomplizierte Problemlösung stellen sie noch nicht dar. Diese ▶ Kunststoffe werden auf Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt. Dadurch sollen einerseits fossile Ressourcen geschont werden und andererseits sollen diese ▶ Kunststoffe „biologisch abbaubar“ sein und damit die ▶ Abfallbilanz schmälern. Im Jahr 2005 stellten bei einem weltweiten Verbrauch an ▶ Kunststoffen von etwa 225 Millionen Tonnen pro Jahr die Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen mit rund 250 000 Tonnen einen Anteil von nur 0,1 Prozent dar,07 mit steigender Tendenz. Als Ausgangsstoffe für ▶ Biokunststoffe dienen aktuell vor allem Stärke und Zellulose als Biopolymere von
Zuckerrüben, Mais oder Hölzern. Weitere potenzielle Rohstoffe wie Chitin und Chitosan, Lignin, Casein, Gelatine, Getreideproteine und Pflanzenöl kommen für die Herstellung von ▶ Biokunststoffen auch in Frage. Obwohl es sich nach einem guten nachhaltigen Ansatz für einen Teil unseres Müll-Problems anhört, gibt es hier mehrere konterkarierende Wirkzusammenhänge. So handelt es sich bei den nachwachsenden Rohstoffen vorwiegend um Mais, aber auch Zuckerrohr, Getreide und Kartoffeln, also Nutzpflanzen mit einem hohen Flächenbedarf. Diese nachwachsenden Rohstoffe verdrängen andere Pflanzen und verschärfen bei einer zunehmenden Weltbevölkerung die Konkurrenzsituation zwischen der Verfügbarkeit des Bodens für Pflanzen zur Herstellung von ▶ Biokunststoffen (oder auch Bio-Treibstoffen) und zur Nahrungsmittelproduktion. Auch bei der kommerziellen Landwirtschaft werden fossile Rohstoffe verbraucht, vor allem Böden werden auf lange Sicht geschädigt durch den Anbau von Nutzpflanzen in ▶ Monokultur. Wie bei allen Dinge muss auch hier ein gesun[ent]SORGEN
des Maß gefunden werden. Alle beteiligten Variablen befinden sich miteinander in einem dynamischen System und können nicht isoliert gesteuert werden. Für die Abfallbehandlung von ▶ Biokunststoffen kommt eine weitere Problematik hinzu, die den Wirkungsgrad von BIO in meinen Augen erheblich schwächt. „Biologisch abbaubar“ oder „biobasiert“ sind Begriffe, die bis heute nicht eindeutig definiert wurden und den Bürger irreführen. Der pflanzliche Bestandteil in den ▶ Kunststoffen erweckt die Hoffnung der Möglichkeit das zu entsorgende ▶ Produkt in die Bio-Tonne oder gar in die Natur zu werfen. Doch weit gefehlt. ▶ Biokunststoffe, die in der Bio-Tonne landen, verursachen Mehrkosten und viele Probleme für die Abfallindustrie. Denn sie sind strukturell sehr verschieden von tatsächlicher ▶ Biomasse und benötigen Laborbedingungen um zu verrotten. In der Praxis gibt es bisher keinen eigenen Entsorgungsweg für biologisch abbaubare Kunststoffe. Ihre Kompostierbarkeit in grosstechnischen KompostieranGEGENWART
lagen ist nicht gewährleistet. Verbände wie die Bundesgütergemeinschaft Kompost e.V. sehen ▶ Biokunststoffe als „Störstoffe im Kompostgut“ an und lehnen ihre Entsorgung über die Bio-Tonne ab. Daher gehören auch die ▶ Biokunststoffe in die Gelbe Tonne und werden bisher genauso behandelt und verwertet wie erdölbasierte Plastik. Sie sind zwar in vielerlei Hinsicht weniger schlecht als ihre fossilen Geschwister aber dadurch leider nicht besser.
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BEIER, Wolfgang: Biologisch abbaubare Kunststoffe. Umweltbundesamt 2009. S. 5
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s zeigt sich anhand der Vielfalt von Plastik (▶ Kunststoff) eine der größten Herausforderungen für die zeitgenössische Müllbeseitigung. Ob ein ▶ Produkt oder eine ▶ Verpackung aus PET oder PE hergestellt wird, hat verschiedene Gründe – Form, Verträglichkeit, Festigkeit, Säurebeständigkeit, Langlebigkeit oder einfach Ästhetik. Doch in der ▶ Entsorgung ist diese Vielfalt ein großes Problem, denn sie verhindert das tatsächliche werkstoffliche ▶ Recycling, bzw. verteuert es so sehr, dass die Durchführung nicht mehr wirtschaftlich ist. Dem Bürger kann man die Unterscheidung der verschiedenen Stoffe nur bis zur Trennung von Papier, Glas, Plastik und Metall zumuten. Doch dann in der Gelben Tonne wird es für den Durchschnittsbürger nahezu unmöglich PP von PET zu trennen. Aber nur ein Haufen sortenreiner PETMüll kann wieder zu neuen PET-Flaschen oder Bechern werden. Für den interessierten Bürger bietet der Gesetzgeber eine
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codierte Kennzeichnung der verschiedenen Materialien (Kennzeichnungspflicht). Semiotisch betrachtet handelt es hierbei um ein Müll-ABC (▶ Recycling-Code). Die Kennzeichnung auf dem ▶ Produkt zu finden, ist oft schon schwer. Das getrennte Sammeln von bis zu sieben verschiedenen ▶ Kunststoffarten ist hingegen ein schier unmögliches Alltagsunterfang – entspräche aber der Diversifizierung unserer Alltagsprodukte. Die Plastikverpackungen hatten nun meine volle Aufmerksamkeit. Ich identifizierte diese Müllart, als die unnötigste und wollte an diesem Punkt einschreiten. Zunächst plante ich durch den Entwurf einer Glasflasche einen Beitrag zur Verringerung von Verpackungsmüll zu leisten. Glas entpuppte sich als ideales Material für die ▶ Verpackung von Lebensmitteln. Glas als inerter Stoff gibt keine Stoffe an die Umgebung und an seinen Inhalt ab. (Kunststoffverpackungen dampfen Weichmacher und Stabilisatoren wie Phthalate und Bisphenol A aus. Diese Umwelthormone können zu Entwicklungs[ent]SORGEN
störungen bei Kindern führen, werden für die zunehmende männliche Unfruchtbarkeit verantwortlich gemacht und sollen zum Anstieg von Prostata- und Brustkrebs beitragen.) Außerdem können Glasverpackungen mehrfach befüllt werden und sind ein ideales Medium für das Mehrwegsystem. Das ist Müllvermeidung. Glas weist ebenfalls eine ▶ Recyclingquote von nahezu 100 Prozent auf. Dabei ist entscheidend, dass Recyclingglas weniger Energie bei der Herstellung erfordert als Neuglas, es aber keine Qualitätsunterschiede aufweist. Die Wirtschaft jedoch verdient an der Produktion von Einwegverpackungen wie dem TetraPak, (siehe ▷ DO NOT LITTER.) daher müssen eher persönliche Anreize für Konsumenten geschaffen werden, um die Märkte in Richtung Mehrweg zu beeinflussen. Ich verwarf die Idee des Entwurfs einer Flasche und forschte weiter.
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▷ DO NOT LITTER. Littering bedeutet soviel wie Vermüllung. Wikipedia hat einen eigenen Eintrag für den Begriff Vermüllung: „Vermüllung bezeichnet das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall vorzugsweise auf öffentlichem Grund, d. h. insbesondere Straßen, Plätze und Parks. Es handelt sich dabei um ein strafrechtlich verfolgbares Delikt und kann in Deutschland mit Geldbuße, in der Schweiz sogar mit Haft geahndet werden.“ Allgemein ist dieses Problem angesichts der riesigen Müllberge der Privathaushalte ein wenig aus dem Fokus geraten. Teilweise hat aber auch ein durchschlagender Moralisierungsprozess in unserer Gesellschaft Einzug gehalten. Das achtlose Wegwerfen von Abfall in die Umgebung gilt unter uns Westeuropäer als verwerflich. Das ist schon ein toller Erfolg. Dennoch, seit dem Verbot von Rauchen in öffentlichen Gebäuden ist die Zahl von Littering-Fällen noch mal
in die Höhe geschossen. Eine Studie von 2003 zeigt, dass der am häufigsten weggeworfenen Gegenstand mit 58,3 Prozent ein Zigarettenstummel ist. Das gilt natürlich vor allem für Städte. Aber auch das Deponieren von Müll in der Landschaft gilt als Littering. Vor allem in der Sommerzeit offenbart sich dieses Problem als urbanes Phänomen. Viele Städter bevölkern an warmen Tagen die Parks und Plätze. Dabei verkonsumieren sie allerhand Artikel, die extra für diese Anlässe entworfen wurden (Bsp. Einweggrill, Plastikbesteck und -geschirr). Das, was bleibt sind Verpackungen und Einwegobjekte mit denen man nach dem gemütlichen Beisammen nichts mehr zu tun haben will. Besonders extrem erscheint die LitteringProblematik bei öffentlichen Großveranstaltungen. Am Ende einer solchen Veranstaltung muss die Army of Trash anrücken und gründlich durch die Straßen und über die Plätze fegen. Sie füllen ihre Müllautos, die sonst den Müll eines ganzen Kiezes aufnehmen. Wenn sie anrücken, ist die Veranstaltung offiziell als beendet erklärt. ▶ 41
„Dennoch bitten wir um erneute Rückinformation, ob Sie der Meinung sind, dass die Mieter, die derzeit in dem Objekt wohnen in der Lage sind die Behälter auch ordnungsgemäSS zu befüllen. Entsprechend werden wir den Sachverhalt erneut prüfen.“
I
m nächsten Schritt nahm ich Kontakt mit meiner eigenen Hausverwaltung auf, um herauszufinden, warum in unserem Haus der Müll nicht einmal getrennt gesammelt werden kann, sprich warum es bei uns keine Gelbe Tonne gibt. Obwohl ich das ▶ Recycling in Frage stelle, bin ich generell natürlich für die getrennte Müllsammlung. Ich erhielt schnell Antwort. Diese war aber durchaus ernüchternd. Ich hatte damit gerechnet, dass die Hausverwaltung darauf hinweist, dass die falsche Befüllung der Gelben Tonne zur kostenpflichtigen Abholung durch den Recycler führt und ▶ 42
Frau S. von GMRE Consultants GmbH. Juli 2011 deshalb nicht in ihrem Interesse ist. Doch ich fand die Aussage der Mitarbeiterin über die fragwürdige Fähigkeit der Hausbewohner die Tonnen korrekt zu befüllen erschreckend. Im letzten Satz forderte sie mich auf eine Einschätzung vorzunehmen, ob durch den Einzug neuer Mietparteien in den letzten Monaten diese Fähigkeit derzeit vorhanden sein könnte. Ich sollte nun also die Verantwortung für alle 25 Mietparteien des Hauses übernehmen und Bericht erstatten. Das kam mir bekannt vor, und zwar aus Erzählungen meiner Eltern von der DDR und insbesondere der Stasi. [ent]SORGEN
D
araufhin beschloss ich mein eigenes Müllverhalten auf den Prüfstand zu stellen. Ich führte ein Selbstexperiment (siehe ▷ AUSZUG: MÜLLFASTEN. LOGBUCH) durch. Sieben Tage lang wollte ich Müllfasten, also keinen Müll erzeugen. Dabei nutzte ich meine bisher erlangten Erkenntnisse und schränkte die Müllkategorie ein. Verboten waren ▶ Kunststoff- und Metallmüll, also vor allem ▶ WertstoffVerpackungen. Hingegen Papier und Glas, sowie Biomüll waren gestattet. Ebenso ließ ich Abwässer außer Acht, die natürlich auch unter die Kategorie ▶ Müll fallen. Ich schätze meinen eigenen Wasserverbrauch GEGENWART
als sehr sparsam ein, daher empfand ich persönlich in diesem Bereich weniger Handlungsbedarf als bei festen Abfällen. Das Experiment dokumentierte ich in einem Logbuch. Meine Erfahrungen waren sehr divers. Ich war überrascht, wie viel mehr Zeit man für sonst alltägliche Vorgänge aufwenden musste. Alles bedurfte einer gewissen Planung, alle Impulskäufe waren tabu, alles, was man mal schnell erledigen wollte ebenso. Ich musste nun ausschließlich die teuren Supermärkte, Wochenmärkte oder Delikatessen-Händler aufsuchen. Denn nur dort war ein Verpackungsminimum garantiert. Viel Diskutieren war
nötig, um auch an der Fleischtheke des Supermarktes die Ware ohne Plastikfolie zu bekommen. Abschätzige Blicke inklusive. Der Müll, der durch Rückfälligkeit oder Heißhungerattacken zu Stande kam, fiel am Ende der sieben Tag deutlich bunt ins Auge. Es war nicht viel geworden, aber komplette Abstinenz war nicht möglich. Es waren nur Lebensmittelverpackungen angefallen, das heißt, es war gewissermaßen Glück, dass nicht auch noch die Zahnpasta oder der Bodenreiniger zur Neige gingen. In diesem Bereich (Kosmetik- und Hygieneartikel) gibt es ganz sicher auch Alternativen zu Plastikverpackungen, aber diese ▶ 43
Recherche überlasse ich der nächsten Fastenzeit. Ich bin trotzdem zufrieden mit dem Verlauf des Experiments. Ich habe meinen Müll drastisch reduzieren können. Aber ich habe auch erkannt, wie stark verankert der Müll in unserem Alltag ist. Ihm aus dem Weg zu gehen ist bisher noch schwieriger, als ihn einfach in Kauf zu nehmen. Es erfordert viel Kraft das Richtige zu tun.
▷ AUSZUG: MÜLLFASTEN. LOGBUCH. Ich kenne viele Zahlen und Statistiken zum Müllaufkommen unseres Landes, der Europäischen Union, der Haushalte, der Industrie sowie deren Zusammensetzung und Bedeutung. Natürlich kenne ich auch meinen eigenen Müll. Nun muss ich herausfinden, wie es sich anfühlt die Parole „weniger Müll” zu leben. Ich werde sieben Tage lang müllfasten. Die Regeln sind denkbar einfach: Alles vermeiden, was als Müll zurückbleibt. Mit der Ausnahme von Biomüll, der in seiner Entsorgung als unproblematisch durchgeht. Danach geht es in einer Hierarchie abwärts: Papier/Pappe und Glas sind ok. Mehrweg ist zu bevorzugen. Metalle und Plastik sind verboten. Alles, was in dieser Kategorie anfällt heben wir (mein Mitbewohner und ich) auf. Tag eins des Selbstexperiments 09:30 Obwohl wir sehr motiviert sind, merken wir schnell, dass wir uns nicht gut
▶ 44
vorbereitet haben. 11:45 Bei der Arbeit am Computer fällt kein Müll an. Ich habe aber eben einen Notizzettel mit einigen wichtigen Dingen beschrieben. Diesen Zettel werde ich erstmal aufheben. Es ist zwar nur Papier, das bereits von einer Seite bedruckt ist, aber ich merke, dass ich mich mehr auf das Vorhaben Müllfasten konzentrieren muss. 15:00 Eine wunderbare Feststellung haben wir gemacht, als wir in der Nachmittagshitze an einer Bäckerei vorbeifuhren. Dort gab es unter anderem auch Eis. Eis ist ja geradezu perfekt für unsere Anforderungen. Man kann sogar die „Verpackung“ aufessen. Wunderbar. 17:00 (...) Ich sehe mich noch in der Gemüseabteilung des Supermarktes um. Aber auch hier ist das Bild klar definiert von glänzenden Plastikfolien und -verpackungen. Sogar die Bio-Tomaten sind glanzvoll, mehrfach verpackt. [ent]SORGEN
Tag zwei mit Mülldiät. 13:00 Immer zu den klassischen Mahlzeiten fällt mir auf, dass dieses Müllfasten im Groben einer vollständigen Fastenzeit gleich kommt. Ich habe das Gefühl, als würde ich viel weniger essen, trinken, kaufen. Entweder man ist in totaler Bewegung um an müllfreie Produkte ranzukommen, die es in irgendwelchen Spezialläden gibt oder GEGENWART
man verharrt in einer Art Starre, die einen davor bewahrt etwas zu tun oder zu kaufen, das Müll verursacht. Ich übe mich weiter im konsequenten Leitungswasser trinken. Das ist zwar sehr gut, aber auch ganz schön geschmacklos. 22:00 Nach der Arbeit geht es noch auf das Tempelhofer Feld zum Grillen mit ein paar guten Freunden. Ich komme verspätet,
deshalb bietet sich mir schon bei meiner Ankunft der Anblick eines Müllspektakels. Mit unserem mitgebrachten Obst, Käse und Schinken stehen wir sowieso schon ein wenig abseits der Gruppe, denn das klassische Grillgut sieht gewöhnlich anders aus. (…) Alle Bratwürste, egal ob Tofu, Geflügel oder Schwein waren gleichermaßen in Plastik eingeschweißt. Diese Überreste liegen nun gehäuft auf dem Boden. Die Ermahnungen bleiben nicht unkommentiert seitens unserer Freunde. Nachdem wir also den Ablauf unseres Experiments schilderten, wird schnell klar, dass alle das Vorhaben gut finden, es aber trotzdem irgendwie in einem Paralleluniversum stattfindet. (…) Meine Einwände zu den Plastikbechern für eine Flasche Sekt stellen mich dann vollends ins Abseits. Ich fühle mich wie ein Spaßverderber. Sobald man nicht aus dem eigenen Sozialleben aussteigen will, hat man es nochmal schwerer mit dem Müllfasten. Eine erste psychologische Erkenntnis des Experiments, die ich sehr bedeutend finde. ▶ 45
Tag drei im Experiment. 09:00 Der Gedanke viel Zeit für den Lebensmitteleinkauf aufzuwenden passt gerade nicht unbedingt in unseren Tagesablauf. Die Anfangsmotivation ist ein bisschen abhanden gekommen. Butter ist aus. Ich stelle mir skeptisch das schmierige goldig glänzende Fettpapier vor. Ich habe recherchiert, was das eigentlich ist. Ähnlich wie beim TetraPak freut man sich zunächst über einen Papieranteil, aber dann… Also Buttereinwickler sind Aluminiumfolien mit 100 prozentigem Lichtschutz, kaschiert gegen nassfestes, fettdichtes Papier. So ist es Gesetz in Deutschland. Es gibt hier eine Verordnung über Butter und andere Milchstreichfette, die Butterverordnung, kurz ButterV. § 10 regelt die Verpackung von Butter der Handelsklassen. Der Aluminium-Verbund ist eine Möglichkeit. Eine andere ist lebensmittelechtes Spezialpapier. Die Spezialpapiere, also auch Wachs- und Fettpapier sind holzfreie Papiere, die dann ein- oder beidseitig beschichtet werden, und zwar mit Silikon. Na wunderbar, das hat ja am Ende mit Papier ▶ 46
nicht mehr viel zu tun. Da der Gesetzgeber aber die Verpackung von Lebensmitteln sehr streng regelt, ist Butter nicht anders zu bekommen, außer natürlich direkt vom Hersteller, dem Bauern des Vertrauens. 13:00 Abgesehen von Lebensmitteln konsumieren wir nun nichts mehr. Vielleicht schlägt sich das auch auf die Laune nieder. Die Einschränkungen sind ja nun eigentlich nicht drastisch, aber das Gefühl der Freiheit ist angekratzt. Tag vier. 17:00 Wir streifen hungrig durch die Gänge des Supermarkts und wollen natürlich all die Dinge haben, die aufwendig in Plastik verpackt sind. (…) Wir müssen eine halbe Ewigkeit diskutieren, bis wir unser Hackfleisch ohne Plastiktüten bekommen. Ebenso lange überzeugen wir den Mitarbeiter an der Waage, dass wir unsere Kartoffeln ohne einen Plastiksack abwiegen wollen. Tag fünf des Müllexperiments. 20:30 Obwohl der Tag ruhig und ohne großen Müll verläuft, haben wir ab und zu
Rückfälle. Wie Menschen auf Entzug begehen wir dann heimlich, wie Verbrecher, kleine Verstoße gegen unsere Müllregeln. Das kleine Stück Schokolade, das da noch liegt wird verputzt. Das hätten wir eigentlich nicht tun dürfen, denn das gute Stück war in Aluminiumfolie eingeschlagen. An diesen kleinen Stellen merke ich, wie schwierig eine konsequente Umsetzung dieses Experiments eigentlich ist. Tag sechs mit dem Versuch ohne Müll zu leben. 12:00 (…) Unsere gelegentlichen Rückfälle sind tatsächlich nur unseren Hungerattacken geschuldet. Tag sieben, das Finale. 22:00 Der Blick auf unseren kleinen Müllhaufen dieser Woche lässt mich folgende Bilanz ziehen: Eigentlich sind dort nur Lebensmittelverpackungen, hauptsächlich aus Plastikfolie. (…) Doch generell ist die Reduktion der Menge an Müll dieser Woche erstaunlich. Erstaunlich toll. Im Gegenzug hat sich die Menge unseres Bio[ent]SORGEN
Eisessen ist eine gute Möglichkeit um die Laune beim Müllfasten anzuheben.
Mehrweg-Glasflaschen: eigentlich nur BIER.
Glänzend verpacktes Gemüse.
mülls verdoppelt. Das aber lässt ja auch auf eine gesunde Ernährung schließen. Nun müsste man nur noch der Verwertung der Bio-Tonne vertrauen können. Alles außerhalb der Lebensmittelindustrie haben wir in dieser Woche weg gefastet und tatsächlich nicht konsumiert. Dazu muss man sagen, dass auch keine Anschaffung geplant war und nichts im Haushalt kaputt gegangen ist oder ähnliches. Deshalb kann dieses Experiment nur ein sehr kleinen Einblick in die Müllfreiheit bieten. Wenn ich mich in unserem Badezimmer umsehe, dann entdecke ich nur Plastik. Jeder
Kosmetikartikel, bis auf die Seife, die in der Pappschachtel kommt, ist in einer der vielen Formen von Plastik verpackt. Einige der Produkte bestehen ja sogar aus Plastik, da kommen dann die flüssigen Abfälle in den Brennpunkt. Die haben wir in dieser Woche nicht bewusst vermieden. Wollte man das probieren, brauchte man eine umfassende Hausapotheke und womöglich einen Garten. In diesem Sinne hatte ich Glück, dass Shampoo und Deo diese Woche nicht zur Neige gegangen sind. Alles in allem bin ich zufrieden mit dem Experiment. Wir sind in der Lage unseren
Lebensstil zu ändern. Das beweist mir, dass man vor gesetzlichen Änderungen hin zu weniger Müll keine Angst haben muss. Im Moment ist es noch zu einfach an müllverseuchte Produkte zu kommen, meist erkennt Otto Normal gar kein Problem an ihnen. Hinzukommt das sogenannte Green-washing, das einer Firma dabei hilft das Credo Umweltfreundlichkeit auf eigene Produkte zu münzen. So werden Aspekte eines Produkts als grün oder umweltfreundlich bezeichnet (teilweise auch mit schicken Öko-Siegeln oder Zertifizierungen), die es aber gar nicht sind.
GEGENWART
▶ 47
„Die Leute suchen auch nach der Wahrheit.“
CHEMIELEHRER
Künstlerin im Interview. August 2011
D
as Richtige tun. Umdenken. Den Wandel vollziehen. Ist das überhaupt möglich? Wenn ja, wer sind unsere Vorbilder, wem vertrauen wir? Ich wollte, nachdem ich im Selbstexperiment meine Sichtweise und meine Handlungen untersucht hatte, wieder mit den Menschen ins Gespräch kommen. Ich führte Interviews mit Vertretern bestimmter Berufsgruppen, um herauszufinden ob sie eine Vorbildfunktion in unserer Gesellschaft wahrnehmen könn▶ 48
KINDERÄRZTIN
ten. Es erwies sich als höchstinteressant die Vertreter aus Kunst, Planung, Pädagogik, Jura und Medizin zum ökologischen Handlungsbedarf zu befragen. So stellte sich heraus, dass vor allem die Wissenschaftler die Bedrohung durch sich verändernde Umwelteinflüsse als gering einschätzen. Während die Kreativen zum sofortigen Handeln aufrufen, aber ihren eigenen Wirkungsgrad nur bedingt ausreichend einschätzen. [ent]SORGEN
JURISTIN
LANDSCHAFTSARCHITEKT
„In der DDR war es so, weil wenig Ressourcen da waren, jetzt ist es eben der Umweltschutz. Das Prinzip sparsam zu sein gab es früher auch schon.“
Chemielehrer im Interview. Juli 2011
„… technische oder ökologische Grundlagen, die muss man [beim Studium des Umweltrechts] am Rande versuchen zu verstehen.“ Juristin im Interview. Juli 2011 GEGENWART
„Ich denke, dass [die Vorbildfunktion] schon zunehmend wichtiger wird, aber es noch ein langer Weg ist, bis es wirklich eine Funktion der Meinungshoheit der planenden Disziplin für gesellschaftliche
KÜNSTLERIN
Entwicklungen gibt.“ Landschaftsarchitekt im Interview. August 2011 „In der Regel ist es so, dass die Menschen einem [Arzt] sehr aufnahmefähig gegenübertreten. Man hat schon das Gefühl, dass sie sich alles sehr zu Herzen nehmen. Aber schlussendlich ist man dann doch enttäuscht, wenn man merkt, dass die Maßnahmen nicht richtig umgesetzt werden, weil es doch eine zu große Einschränkung der Lebensqualität für manche bedeutet.“ Kinderärztin im Interview. Juli 2011 ▶ 49
▶ 50
[ent]SORGEN
wertstoffe
D
och wie konnte ich als Designer diesen Diskurs abschließen? Es waren die ▶ Wertstoffe, die mich nicht losließen – diese Spannung zwischen der durchschnittlichen Benutzung einer Plastiktüte von wenigen Minuten und der Aufwertung des Materials zu einem Wertstoff durch die Abfallindustrie. Ich wollte die erdrückenden Erkenntnisse in einer poetischen Form materialisieren. Die ▶ Dystopie darstellen und dieses mir nun vertraute Phänomen Müll in ein begreif bares ▶ Objekt fassen. Mir war wichtig den Verbrauch von Fläche oder die Einnahme von Raum durch unseren Müll zu zeigen. Der Müll sollte nun als offenkundiges Gegenüber wieder zurückkehren an den Verhandlungstisch. Was würde passieren, wenn niemand mehr GEGENWART
unseren Müll abholt? Wenn er lebenslang an uns Verursacher gebunden wäre? Angenommen das neue Bewusstsein für ▶ Wertstoffe schreitet weiter voran, dann würde so ein Verursacherprinzip kein Problem darstellen. Im Gegenteil, es gibt in unserer zivilisatorischen Geschichte bereits Beispiele für die Lagerung oder Hortung von ▶ Wertstoffen (▶ Goldreserven). Es handelt sich dabei um einen der Grundpfeiler der wirtschaftlichen Gesellschaft. Ich bediente mich also aus der kulturellen Formensprache der Menschheit. Gleichzeitig kam ich dem alltäglichen Abfall immer näher, so nahe wie ich ihm bis dahin noch nie war. In einem Prozess vollzog sich die Transformation vom „Plastikmüll einer Woche“ bis zur Wertanlage „pure trash“ (purer Müll). ▶ 51
im wandel
„Nach der Lehman-Pleite 2008 und dem Beginn der Griechenland-Krise 2010 verzeichnen Händler wieder einen Ansturm auf Münzen und Barren.“
D
ie Zeiten sind hart, in denen wir gerade leben. Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste. Gerade in Zeiten der Krise lässt sich die Flucht in echte Werte beobachten. So wie der aktuelle Run auf Anlagen in Gold und vor allem Goldbarren. Doch Gold ist nicht gerade zeitgemäß. Seine Einsatzmöglichkeiten sind weitaus geringer als die von Öl. Das schwarze Gold ist stets in Bewegung und befindet sich im Umlauf in allen Lebensbereichen. Wenn es ausgeht, ist es das Ende der Welt wie wir sie kannten. Wir haben nichts zu verschenken. Wertstoffe, die wir im Supermarkt oder anderen Geschäften erworben haben, sollten wir nicht ▶ 52
aus Der dritte Goldrausch. Süddeutsche Zeitung, 19. Juli 2011
den anderen überlassen. Oder würde man Geld aus dem Fenster werfen? Es gehört auf die Bank! Aber vertrauen kann man diesen Banken nicht. Deshalb sammelt eure Wertstoffe. Schließlich sind eure Wertstoffe voll mit euren Geschichten. Eine Erinnerung, eine Dokumentation, ein Zeugnis der eigenen Lebensweise. Und mal im Ernst, diese Wertstoffe wie PP, PE oder PVC sind im Moment günstig wie nie. Doch das wird sich bald ändern...
Richtet euch eure ganz eigene Wertstoffbank ein, verwaltet euer Kapital und seid Herr über die Erinnerungsstücke bunter Zeiten. Geburtstagsparties, Diäten oder Gehaltserhöhungen werden in dieser Wertstoff bank liebevoll dokumentiert. Diese Momente zeigen sich in ihrer Verschiedenheit in der bunten Zusammensetzung eures Wertstoffs PLASTIK. Jedes Stück ist ein Unikat, untrennbar mit dem Besitzer verbunden. Ein Blick in das Innerste. [ent]SORGEN
THOMPSON, Michael: Mülltheorie – Über die Schaffung und Vernichtung von Werten, Klartext, Essen 2003. 08
N
un möchte ich an dieser Stelle auf den Mülltheoretiker Michael Thompson zurückkommen und auf ein interessantes Zitat aus seiner Mülltheorie. Es lautet: „Müll stellt die Verbindung zwischen Vergänglichem und Dauerhaftem dar. Wie kann also dieser Übergang bewerkstelligt werden? Wir wollen annehmen, dass zunächst ein Individuum, sozusagen in einer plötzlichen Eingebung, einen Gegenstand nicht als Müll, sondern als dauerhaft ansieht und dass seinem Beispiel weitere und immer mehr folgen, bis schließlich alle übereinstimmend der Meinung sind, dass der Gegenstand dauerhaft ist. Von einem
WERTSTOFFE
logischen Standpunkt aus betrachtet mag ein derartiger Kategorienwechsel ziemlich unwahrscheinlich sein, in der Praxis jedoch kommt er vor, wenn auch nicht ohne Hindernisse, Widerstände und Verwirrungen. Die Erkenntnis, dass Müll gesellschaftlich definiert ist, hat tiefgreifende Folgen.“08 Daher biete ich nun einen einzigartigen Service an: die Einrichtung einer ganz eigenen Wertstoff bank. Sie ermöglicht die Verwaltung des angesammelten Kapitals und macht den Besitzer zum Herren über seine Erinnerungsstücke an bunte Zeiten – Barren aus purem Müll. ▶ 53
â–ś 54 [ent]SORGEN
komprimieren
sortieren
sammeln
binden
D
WERTSTOFFE
er Bedeutungssprung von Müll zu Wertstoff vollzieht sich in mehreren Schritten. Diese Transformation von Materialität, Farbe, Geruch und Volumen ist entscheidend um eine stabile Wertanlage zu generieren. Zunächst akquirierte ich Probanden, die mir ihren Verpackungsmüll zur Verfügung stellten. Sie sammelten sieben Tage lang alles, was sonst in den Gelben Sack oder in die Gelbe Tonne wandert. Nachdem ich die gesammelten Rohwertstoffe erhalten habe, ist die Reinigung der Gegenstände von großer Bedeutung, da ich den Müll nicht industriell verarbeite, sondern manuell. Dabei ordne ich die Objekte zuerst nach ihrer Beschaffenheit bezüglich Größe und Material. Zugleich ergibt sich ein Konsummuster, das Vorlieben und Gewohnheiten nüchtern aber bunt widerspiegelt. Um den Müll weiterzuverarbeiten müssen alle Gegenstände in zweidimensionale Flächen umgewandelt werden. Dieses strukturelle
Sezieren entspricht einer „kreativen Zerstörung“ der ursprünglichen Funktion und schafft vor allem Ähnlichkeiten innerhalb der Gegenstände. Der Vorgang ist notwendig um eine weitere Komprimierungsstufe zu erreichen. Die flächigen Teile werden nun vom Vernichter UNITED OFFICE UAV 380 gehäckselt und zu einer flockigen Masse verarbeitet. Das Gesamtgewicht dieser Masse gibt Aufschluss darüber, wie viele PURE TRASH Barren der Proband in einer Woche erzeugt hat. Jeder einzelne Barren nimmt eine Masse von 50 Gramm komprimiertem Müll auf. Die Flocken werden in einer Silikonform mit Polyesterharz eingegossen. Dabei bleibt die Beschaffenheit der Bestandteile und die Zusammensetzung des Mülls gut sichtbar erhalten. Formal lehnt sich der PURE TRASH Barren an die Standardmaße eines 12,5 Kilogramm Heraeus Goldbarren, er wiegt aber nur 250 Gramm. ▶ 55
Wie auch ein Goldbarren, ermöglicht der PURE TRASH Barren die Handhabung und Lagerung von Wertstoffen. Für die Lagerung der Barren ergeben sich viele mögliche Stapelungen. Eine aufwendige Stapelform ist jedoch erst bei einer großen Anzahl von Barren sinnvoll. Nach ca. einem halben bis ganzen Jahr durchschnittlichen Konsums kann man schon kleinere Architekturen oder Körper aus den Barren herstellen. Bis ▶ 56
dahin finden die Barren im häuslichen Alltag überall einen guten Platz. Dabei erfüllen sie nicht selten auch einen funktionalen Zweck, der meist vom Eigentümer intuitiv und spontan entdeckt und umgesetzt wird. Generell zeigten sich die Probanden, die mit ihren Müllbarren lebten, erstaunt, wie wenig auffällig diese seien. Trotz ihrer starken Farbigkeit verlieren sich die Müllbarren im Gewirr der anderen Dinge. [ent]SORGEN
WERTSTOFFE
▶ 57
▶ 58
[ent]SORGEN
Pure trash jahresbilanz
1220 300
144
2440
WERTSTOFFE
180 Die Grafiken zeigen den Platzverbrauch des durchschnittlichen Jahresabfallaufkommens an Leichtverpackungen und Kunststoffen, also 61 kg pro Person. Ein Wert, der vom Statistisches Bundesamt für das Jahr 2009 stammt. Die Zahlen in Rot stellen die Anzahl der Müllbarren dar, einmal eines einzelnen Menschen und links von zwei Personen. ▶ 59
mapping: 0108082011P407/15
▶ 60
15 5 4 4 4 4 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
Bonbonpapiere Durchbeißer H-Milch 1,5% Kronkorken Schokoladenpapiere Lindt Strohhalme Vanille-Schoko Eis am Stiel Apfelsaft rio d’oro Haribo Goldbären klein Joghurt Vanille Knusperjoghurt Tütchen Movicol Balea Kosmetiktücher Bodenreiniger W5 Coffeemate Vanilla (USA) Einwickelpapier Butter (USA) Eistee Zitrone Rauch Espresso Lavazza Folgemilch Aptamil Folie Strauß Blumen Folie Wursttheke toom Supermarkt Fruchtschokriegel Frühstücksdirektsaft GeNuss Mix Ültje Goldfish Snack (USA) H-Schlagsahne Käsestück Gouda Kekse Maischips Tostitos (USA) Müsli-Riegel TLC (USA) Packung Windeln Paprika Mix Plastikmesser Schale Antipasti Schale Hähnchenfilet Schale Hähnchenkeulen Schale Heidelbeeren Schale Himbeeren Schale Parmesan Schale Rinderfilet Schale Röstzwiebeln Schinken Fresco Schnittkäse EpiFol Sekundenkleber Sesamsnack Simply Lemonade (USA) Snickers Studentenfutter Seeberger Tüte Kaminwurzen Tüte Milka Crspiy Snax Tüte Mozzarella Tüte Salzbrezeln Tüte Schokolinsen Tüte Sonntagsbrötchen zum Aufbacken Verschlussclip Plastik
[ent]SORGEN
Gewicht im Vergleich
WHG Zugehörigkeit in Altersgruppe
40 – 60 31,0%
Ø Proband 20,8 %
24, 3 %
60 – 80
15
Gewicht im Vergleich Wort
du r ch
Zugehörigkeit in Altersgruppe
80
5,1
31,0%
40 – 60
%
ÜBER
Wort
pure trash Seriennummer
132006 2011 P309/18 Gelber Sack / Gelbe Tonne 7 Tage lang Wohnort
AHRENS FELDE
Berufsstand
900
Komprimiert mit UNITED OFFICE UAV 380 A1 am 24. Juni 2011
Anzahl pure trash Barren
18
Gewicht im Vergleich Wort
ka kao gla sur
40 – 60 31,0%
20,8 %
24,3 %
60 – 80
20 – 40
Ø Proband
4
Gewicht im Vergleich Wort
sah ne eis
Zugehörigkeit in Altersgruppe
20 – 40 24,3 %
80
5,1
ÜBER
im Barren
Ø Proband 31,0%
40 – 60
%
Berufsstand
studenten
pure trash Seriennummer
Gewicht in Gramm
132006 2011 P212/13
Anzahl pure trash Barren
Gelber Sack / Gelbe Tonne 7 Tage lang Wohnort
AHRENS FELDE
630
Komprimiert mit UNITED OFFICE UAV 380 A1 am 24. Juni 2011
13
Gewicht im Vergleich Wort
erd bee ren
Personen im Haushalt Wohnform
HAUS Zugehörigkeit in Altersgruppe
40 – 60 31,0%
20,8 %
24,3 %
60 – 80
20 – 40
80
%
5,1
5,1
%
%
rentner azubi angestellte
Komprimiert mit UNITED OFFICE UAV 380 A1 am 24. Juni 2011
WHG
im Barren
Berufsstand
180
Personen im Haushalt Wohnform
ÜBER
soziologin
Gewicht in Gramm
Zugehörigkeit in Altersgruppe
berlin neukölln
BIS 20
manager selbständigE
HAUS
Gelber Sack / Gelbe Tonne 7 Tage lang Wohnort
18,8 %
Berufsstand
Personen im Haushalt Wohnform
im Barren
Anzahl pure trash Barren
20,8 %
BIS 20
061306 2011 P201/4
im Barren
Ø Proband
18,8 %
Gewicht in Gramm
60 – 80
20 – 40 24,3 %
80
5 ,1
WERTSTOFFE
Anzahl pure trash Barren
HAUS
ÜBER
80
18 ,8 %
ÜBER
BIS 20
20 – 4 0
Komprimiert mit UNITED OFFICE UAV 380 A1 am 10. August 2011
Personen im Haushalt Wohnform
st ü ck
Personen im Haushalt Wohnform
720
pure trash Seriennummer
18,8 %
5
heppen heim a.b.
Gewicht in Gramm
BIS 20
berlin köpenick
Anzahl pure trash Barren
Gelber Sack / Gelbe Tonne 7 Tage lang Wohnort
20,8 %
Wohnort
253
Komprimiert mit UNITED OFFICE UAV 380 A1 am 20. August 2011
010808 2011 P407/15
60 – 80
Gelber Sack / Gelbe Tonne 7 Tage lang
pure trash Seriennummer
18,8 %
270308 2011 P103/5
Gewicht in Gramm
BIS 20
pure trash Seriennummer
Ø Proband
im Barren
Berufsstand
SELBSTÄNDIGER
BEAMTIN
▶ 61
obnoxico
N
un mal ehrlich: Die PURE TRASH Barren und der Service ihrer Herstellung sind im Sinne Buckminster Fullers ein sogenanntes Obnoxico Unternehmen. Sie haben den einzigen Sinn eine neutrale Botschaft über Müll zu materialisieren. Sie wurden entwickelt, um die Älteste Schwäche der Menschheit auszunutzen: Reichtum und Besitz. Buckminster Fuller hatte seiner Zeit ein Obnoxico Unternehmen aufgebaut, das Eltern die Vergoldung der letzten benutzen Windel ihres Kindes anbot. Später kamen Plastikkiesel für den Garten und Plastikblumen für die Dekoration von Innenräumen hinzu.
▶ 62
Heute sind die Mehrheit der angebotenen Produkte und Services in unserem Wirtschaftssystem Obnoxico Unternehmen. Ihr Sinn steht in keinem Verhältnis zum Aufwand, der betrieben werden muss um sie herzustellen. So zum Beispiel auch das eingangs erwähnte Einweg-Besteck. Doch das PURE TRASH Obnoxico hat auch einen tatsächlichen Nutzen. Denn ich arbeitete nach einem System in der Sammlung von Wertstoffen für die PURE TRASH Barren. So konnte ich neun Parteien und ihren Müll von sieben Tagen untersuchen, kategorisieren, messen und dokumentieren. Es entstanden Schaubilder [ent]SORGEN
„Das Private ist politisch. Nur wird sich das heute nicht mehr so sehr auf Fragen der Erziehung, der sexuellen Freiheiten und des Patriarchats beziehen wie auf die alltäglichen Lebensverhältnisse.“ Claus Leggewie & Harald Welzer in Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. 2009
und Mappings über das Müllverhalten im jeweiligen Haushalt. Es ergaben sich Konsummuster, die vor ihrer Zerstörung eine Art Landkarte ergaben. Diese Orte der Landkarte lassen sich in den Barren wiederfinden und verweisen damit immer auf den Besitzer. Im Barren vermischen sich die einzelnen Artikel zu einem Muster, ziehen sich an, verzahnen sich oder stoßen sich ab. Außerdem habe ich eine Einheit geschaffen, die anzeigt wie viel Raum verbraucht wird von unserem täglichen Müll. Grundlegendes Ziel ist es, die Mengen an unnötigem Müll aus wertvollen Ressourcen zu minimieren. WERTSTOFFE
So hat die Erfahrung gezeigt, dass die Bürger dieses Ziel erst erreichen können, wenn sie persönlich eine Einschränkung durch die Verursachung von Müll erfahren. Die drohende Verkleinerung des Wohnraums durch Architekturen aus Müll würde die Bürger anspornen tatsächlich Müll zu vermeiden. Am Anfang meiner Überlegungen hatte ich angenommen, dass Zivilisationsmüll eine uniforme Masse darstellt und schließlich grau sein müsste. Doch während meiner Untersuchungen wurde mir klar, dass die Merkmale, die im Supermarkt als Kaufanreize funktionieren, wie grelle Farben, Glitzer- und
Glanzeffekte und große Letter, stetig erhalten bleiben und sich durch den Gebrauch nicht abnutzen. Die farbigen Schnipsel erschienen nach dem Häckseln tatsächlich eher wie ein neuer Rohstoff. Ein Rohstoff, der ebenfalls nicht unbegrenzt vorhanden sein wird, der aber aktuell einen lukrativen Teil unserer Gesellschaft darstellt.
▶ 63
[ent]sorgen
Die Schriftgröße eines Schlagwortes in einer Schlagwortwolke wird durch dessen Häufigkeit im Text bestimmt. Generiert mit http://www.wordle.net/ ▶ 64
[ent]SORGEN
„Eine alte Gesellschaft wird also immer mehr Widerstand leisten gegen jegliche „kreative Zerstörung“. Die aber sah der Ökonom Joseph Schumpeter als wesentlichen Motor für wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt an.“ Petra Steinberger in „Das kann böse enden“ Süddeutsche Zeitung, 20./21.08.2011
E
s hat mir viel Freude gemacht das Risiko der Überschreitung oder Vermischung von Disziplinen in dieser Arbeit einzugehen, denn ich suche nach Erkenntnis. Risiko wird in der Öffentlichkeit inzwischen grundsätzlich gleichgesetzt mit Gefahr und mit Scheitern. Denn beides macht Angst. Angst gehört zur prägenden Befindlichkeit der Gesellschaft. Leider ist es jedoch nicht die Angst um die Zukunft. In alternden Gesellschaften wie Deutschland nimmt die Bereitschaft zum Risiko
RISIKO
ab. Das ist ganz natürlich, ältere Menschen werden vorsichtiger, konservativer und legen ihr Kapital zurück. Doch in einer Gesellschaft aus Alten schrumpfen die Investitionen in neue riskante Technologien oder Ideen. Die Offenheit für Veränderung und Innovation nimmt ab. Ich nutze den künstlerischen Ausdruck, um mit Leidenschaft und Zorn etwas auszusagen. Denn Müllvermeidung ist für mich die vertretbarste Lösung gegen die gedankenlose Vermüllung des Planeten.
Deutschland, Mitteleuropa. Es ist das Jahr 2011. Die Designerin ist 27 Jahre alt und erwartet ihren Abschluss als Diplom-Designerin. ▶ 65
▶ 66
[ent]SORGEN
glossar
A ▶ Abfallbilanz Bilanz: Bezeichnet, aus der Wirtschaft und Kaufmannssprache kommend, die abschließende Gegenüberstellung von Aktiva und Passiva, Einnahmen und Ausgaben, Vermögen und Schulden, besonders für das abgelaufene Geschäftsjahr. Allgemein beschreibt der Begriff ein Ergebnis, Fazit oder abschließenden Überblick. [italienisch bilancio = Gleichgewicht (der Waage), zu: bilanciare = abwägen; im Gleichgewicht halten, zu: bilancia = Waage, über das Vulgärlateinische zu lateinisch bilanx, Balance] Aus den Angaben über die Anlieferung von Abfall an Behandlungsanlagen entsteht die Abfallgesamtrechnung des Statistischen Bundesamts, die mit weiteren Informationen verbunden werden beispielsweise über gefährliche Abfälle oder Siedlungsabfälle, ANNEX
die aus verschiedenen Datenquellen stammen. Der erfasste Abfallstrom fließt ein in die jährliche Berechnung der gesamten Abfallerzeugung sowie Abfallentsorgung. Bei der Interpretation der Angaben zu den einzelnen Hauptabfallströmen ist zu beachten, dass die Abfallstatistik nicht auf eine unmittelbare Erfassung des Abfallaufkommens ausgerichtet ist. Erfasst werden seit 1996 in erster Linie die bei den Betreibern von Abfallentsorgungsanlagen jeweils eingesetzten Abfallmengen. Seit dem Jahre 2006 werden nun vom Input der Anlagen die bereits in anderen Abfallentsorgungsanlagen behandelten Abfälle (EAV 19, Sekundärabfälle) nicht mehr abgezogen, sondern getrennt ausgewiesen (Bruttoprinzip), wodurch ein Bruch in der Zeitreihe zum Abfallaufkommen entstanden ist. „Abfallwirtschaft in Deutschland 2011– Fakten, Daten, Grafiken“ Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Januar 2011 „Messung der Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft“ Dr. Bernd Becker, Dipl.-Ing. Hermann
Knichel, Dr. Joachim Thomas, Dr. Wolfgang Hauschild © Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007 ▶ Abfallgebühren [mittelhochdeutsch gebür(e), althochdeutsch giburi, eigentlich = was einem zukommt, zufällt, zu gebühren] Auf Ebene der kommunalen oder städtischen Entsorgungsunternehmen ist es das erhobene Entgelt für die Entsorgung von Abfällen. (Grafik: Entwicklung der Abfallgebühren im Vergleich zum Verbraucherpreisindex 1997 2006).
„Nachhaltige Abfallwirtschaft in Deutschland“ Ausgabe 2007 © Statistisches Bundesamt, Wiesba-
den 2007
▶ 67
Abfallaufkommen*) Art des Abfalls
1996
1997
1999 1)
1998
2000
20021)
2001
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
1 000 Tonnen
Siedlungsabfälle insgesamt gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle davon Haushaltsabfälle 2) davon gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle davon Hausmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle gemeinsam über die öffentliche Müllabfuhr eingesammelt Sperrmüll Abfälle aus der Biotonne Garten- und Parkabfälle biologisch abbaubar Andere getrennt gesammelte Fraktionen Glas Papier, Pappe, Kartonagen Leichtverpackungen / Kunststoffe Elektroaltgeräte Sonstiges (Verbunde, Metalle, Textilien usw.) 2) Sonstige Siedlungsabfälle davon gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle davon Hausmüllähnliche Gewerbeabfälle, getrennt vom Hausmüll angeliefert oder eingesammelt 3) Straßenkehricht / Garten- und Parkabfälle (Boden und Steine) Biologisch abbaubare Küchen- und Kantinenabfälle Marktabfälle Leuchstoffröhren und andere quecksilberhaltige Abfälle Andere getrennt gesammelte Fraktionen 4)
Abfälle aus Gewinnung und Behandlung von Bodenschätzen
.
.
.
49 695
50 132
49 397
52 772
49 622
48 434
46 555
46 426
47 887
48 367
. 44 390
. 45 593
. 44 825
42 49 653
47 50 085
26 49 371
240 52 532
274 49 348
290 48 144
337 46 218
393 46 033
391 47 496
464 47 903
48 466 546 47 921
.
.
.
36 240
37 667
36 285
46 660
43 931
43 149
41 412
40 827
41 750
43 215
43 230
. 35 129
. 36 210
. 35 871
42 36 198
47 37 620
26 36 259
240 46 420
263 43 668
271 42 878
320 41 092
356 40 472
372 41 378
442 42 772
516 42 715
19 875 3 003 2 413
18 476 3 170 2 935
17 313 3 174 3 308
17 173 3 021 3 189
18 030 2 568 3 531
16 466 2 676 3 753
17 090 2 933 3 465
15 824 2 608 3 447
15 558 2 589 3 661
13 912 2 167 3 776
14 260 2 247 3 757
13 753 2 335 3 743
14 236 2 458 3 897
14 558 2 441 3 882
. 9 838 . . . . .
. 11 629 . . . . .
. 12 076 . . . . .
. 12 815 3 543 6 944 1 719 401 208
. 13 491 3 443 7 263 1 894 476 414
. 13 364 3 152 7 550 1 870 458 334
4 163 18 769 3 106 8 590 5 654 105 1 313
3 845 17 944 3 289 8 419 4 929 104 1 204
4 172 17 170 3 100 7 740 4 734 263 1 333
3 924 17 633 3 572 7 895 4 601 291 1 274
4 044 16 520 1 929 8 080 4 532 409 1 570
4 509 17 410 2 233 8 121 4 975 396 1 685
4 421 18 204 2 480 8 528 4 885 469 1 842
4 607 17 742 2 442 8 088 5 000 605 1 607
.
.
.
13 455
12 465
13 112
6 112
5 691
5 284
5 143
5 598
6 138
5 152
5 236
. 9 262
. 9 382
. 8 955
13 455
. 12 465
. 13 112
6 112
12 5 679
19 5 265
17 5 126
37 5 561
20 6 118
21 5 131
30 5 206
5 317
5 305
5 079
7 028
5 255
6 638
4 308
4 122
3 443
3 730
3 821
4 313
3 621
3 494
3 880 . 65 . .
3 995 . 83 . .
3 782 . 93 . .
5 062 . 56 . 1 309
5 060 . 71 . 2 079
4 933 . 71 . 1 471
943 485 76 299
879 354 83 12 240
1 026 578 96 13 128
728 476 88 13 109
967 603 76 14 118
973 668 72 13 100
796 535 84 14 103
846 694 64 14 124
54 308
57 590
56 155
52 251
48 187
49 187
45 461
46 689
50 452
52 308
41 954
42 891
39 295
27 541
Bau- und Abbruchabfälle gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle
. . 231 480
. . 229 338
. . 232 085
258 690 6 313 252 377
260 687 6 987 253 700
251 322 7 662 243 660
240 812 9 949 230 863
223 389 9 643 213 746
187 478 8 919 178 559
184 919 8 744 176 175
197 735 9 013 188 722
201 842 8 731 193 111
200 517 8 489 192 028
195 021 7 691 187 330
darunter Boden, Steine und Baggergut gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle
. . 126 233
. . 124 805
. . 131 029
. . 161 306
. . 161 349
. . 149 602
148 252 6 274 141 978
135 804 5 537 130 267
108 118 5 920 102 198
106 830 5 339 101 491
110 447 4 440 106 007
112 700 4 100 108 600
111 216 3 901 107 315
107 917 3 352 104 565
. . 43 012
. . 48 088
. . 48 650
44 426 7 152 37 274
47 657 7 903 39 754
45 314 8 141 37 173
42 218 9 448 32 770
46 712 9 598 37 114
53 005 9 192 43 813
48 094 9 376 38 718
54 785 9 123 45 662
58 491 9 653 48 838
56 423 9 641 46 782
51 265 8 945 42 320
385 318 12 128 373 190
394 445 13 837 380 608
396 081 14 366 381 715
405 062 13 507 391 555
406 663 14 937 391 726
395 222 15 830 379 392
381 262 19 636 361 626
366 412 19 515 346 897
339 368 18 401 320 967
331 876 18 457 313 419
340 899 18 529 322 370
351 111 18 775 332 336
344 602 18 594 326 008
322 293 17 316 304 978
Übrige Abfälle (insbesondere aus Produktion und Gewerbe) gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle
Zusammen (Nettoaufkommen) gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle
Abfälle aus Abfallbehandlungsanlagen5) gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle Abfallaufkommen insgesamt gefährliche Abfälle nicht gefährliche Abfälle
*) 1) 2) 3)
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
32 006 4 678 27 329
35 835 4 981 30 853
38 216 5 190 33 026
37 094 4 966 32 127
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
. . .
372 906 23 207 349 699
386 946 23 756 363 189
382 818 23 784 359 034
359 387 22 282 337 105
Bis 2005 Berechnungen nach dem Nettoprinzip. Ab 2006 Berechnungen nach dem Bruttoprinzip; vgl. dazu Erläuterungen zur Abfallbilanz. Umstieg auf einen neueren Abfallartenkatalog (LAGA bis 1998, EAK ab 1999, EAV ab 2002). Bis 2003 nachfolgende Aufteilung nach Fraktionen nur für nicht gefährliche Abfälle. Bis 2001 einschließlich biologisch abbaubarer Garten- und Parkabfälle. Ab 2002 werden die nicht biologisch abbaubaren Garten- und Parkabfälle den sonstigen Siedlungsabfällen und die biolog. abbaubaren Garten- und Parkabfälle den Haushaltsabfällen zugeordnet. Ab dem Jahr 2009 alle Abfallarten des Abfallkapitels 01 gemäß Europäischem Abfallverzeichnis. Ohne Abfälle aus Abwasserbehandlungsanlagen (EAV 1908) und Sekundärabfälle, die als Rohstoffe / Produkte aus dem Entsorgungsprozess herausgehen. Ab 2009 zusätzlich ohne Abfälle aus der Zubereitung von Wasser für den menschlichen Gebrauch oder industriellem Brauchwasser (EAV 1909), Abfälle aus der Sanierung von Böden und Grundwasser (EAV 1913).
4) 5)
. 0
. . .
= =
Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten. weniger als die Hälfte von 1 in der letzten ausgewiesenen Stelle, jedoch mehr als nichts.
Quelle: Statistisches Bundesamt, August 2011
▶ 68
[ent]SORGEN
▶ Abfallhierarchie Das ▶ Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) führt eine neue Abfallhierarchie (§ 6) ein. 1. Vermeiden 2. Vorbereitung zur Wiederverwendung 3. ▶ Recycling 4. sonstige ▶ Verwertung 5. Beseitigung Die sogenannte „sonstige Verwertung“ bzw. ein „Verwertungsverfahren“ umfasst dabei künftig auch Maßnahmen zur Vorbereitung der Wiederverwendung sowie des ▶ Recyclings. „§ 3 Begriffsbestimmungen“, Abs 23, 24 und 25 des KrWG-Entwurfs des Bundesumweltministeriums, BMU http://www.recyclingboerse.org/lonak/neueabfallhierarchie/
B ▶ Biomasse Als Biomasse wird die gesamte Masse von Lebewesen bezeichnet. Basis für die Bildung von Biomasse ist die vor allem von Pflanzen betriebene Photosynthese, bei der Lichtenergie der Sonne absorbiert und zur Bildung von Biomasse verwendet wird (Biomasse-Primärproduktion). Zu Biomasse werden sowohl lebende Pflanzen, als auch die von ihnen abgeleiteten Tiere und Mikroorganismen, als auch abgestorbene Pflanzen, Tiere und andere Lebewesen wie Totholz, Laub, Stroh und anderes gezählt. Man bezeichnet die Bestandteile der Biomasse daher auch als nachwachsende Rohstoffe. Die aus Biomasse entstandenen fossilen Energieträger (Kohle, ▶ Erdöl und Erdgas) werden ihr nicht zugeordnet. http://de.wikipedia.org/wiki/Biomasse
ANNEX
▶ Biokunststoff ▶ Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen werden in der Regel als Biokunststoffe oder Biopolymere bezeichnet. Nach gegenwärtigem Sprachgebrauch steht die Vorsilbe „bio“ für zwei Eigenschaften: für „biobasiert“ und für „biologisch abbaubar“. Biobasiert nennen sich Erzeugnisse, die teilweise oder vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Diese Erzeugnisse können sowohl biologisch abbaubar als auch nicht abbaubar sein. Nach DIN EN 13432 bedeutet Bioabbaubarkeit, dass sich ein Material nach einer festgeschriebenen Zeit unter definierten Temperatur-, Sauerstoff- und Feuchtebedingungen in der Anwesenheit von Mikroorganismen oder Pilzen zu mehr als 90 Prozent zu Wasser, Kohlendioxid (CO2) und ▶ Biomasse abgebaut haben muss. Von den in den vergangenen Jahren entwickelten biologisch abbaubaren Kunststoffen haben sich vor allem die biobasierten Stärkekunststoffe, Polylactid und Polyhydroxyfettsäuren sowie der fossil basierte Polyester durchgesetzt. ▶ 69
„Biologisch abbaubare Kunststoffe.“ Umweltbundesamt. August 2009 http://wikipedia.org/wiki/Biokunststoff
C D ▶ Die Grenzen des Wachstums (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) Ist der Titel einer 1972 veröffentlichten Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft. Die Studie wurde im Auftrag des Club of Rome erstellt. Donella und Dennis L. Meadows und dessen Mitarbeiter am Jay W. Forresters Institut für Systemdynamik führten dazu eine Systemanalyse und Computersimulationen verschiedener ▶ Szenarien durch. Das benutzte Weltmodell diente der Untersuchung von fünf Tendenzen mit globaler Wirkung: Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Unterernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von ▶ 70
Lebensraum. So wurden ▶ Szenarien mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt. Die zentralen Schlussfolgerungen des Berichtes 1972 waren: Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht. (Meadows et al. (1972), S. 17) 1992 wurden „Die neuen Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht. Neue Erkenntnisse (beispielsweise größere Rohstoffvorkommen als 20 Jahre zuvor bekannt) und die in der Zwischenzeit eingetretene Entwicklung wurden in die aktualisierten Simulationen aufgenommen, dennoch bleiben die Ergebnisse in der Tendenz ähnlich. Ebenso wie im 1972er Bericht enden die meisten Szenarien mit „Grenzüberziehung
und Zusammenbruch“. http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_ des_Wachstums ▶ Duales System Deutschland Die „Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland GmbH (DSD)“ ist der Betreiber des verbreitetsten deutschen Mülltrennungssystems. Diese wurde bewusst vor Inkrafttreten der Verpackungsverordnung zum 12. Juni 1991 von einem Verbund in Deutschland tätiger Unternehmen der Lebensmittel- und Verpackungsbranche gegründet. Die DSD ist heute ein führender Anbieter von Rücknahmesystemen. Dazu zählen neben der haushaltsnahen Sammlung und ▶ Verwertung von Verkaufsverpackungen das ▶ Recycling von Elektro- und Elektronikaltgeräten sowie von Transportverpackungen, die Standortentsorgung und das Pfandclearing. Die Deutsche Gesellschaft für Kreislaufwirtschaft und Rohstoffe mbH (DKR), eine hundertprozentige Tochter der DSD, ist einer der größten Rohstoffhändler Europas. [ent]SORGEN
Zunächst als Non-Profit-Unternehmen gedacht, um eine Entlastung für Hersteller und Vertreiber bei ihrer Erfüllung der Verwertungspflichten zu sein, wandelte man Ende 2005 die AG zu einer GmbH. Das Unternehmen betreibt als einer von insgesamt neun Anbietern ein bundesweit zugelassenes duales System nach § 6 Abs. 3 der Verpackungsverordnung zur Sammlung und anschließenden Verwertung von Verpackungsabfällen. DSD bietet einen Vertrag zur Nutzung der Marke „Der Grüne Punkt“ sowie einen Vertrag zur Beteiligung der Verkaufsverpackungen am dualen System an, die von den Kunden unabhängig voneinander abgeschlossen werden können. Die Unternehmen, die ihre Produkte mit dem ▶ Grünen Punkt versehen möchten, müssen dafür Lizenzgebühren an DSD abführen, auch wenn sie keinen Entsorgungsvertrag mit der DSD abgeschlossen haben. So gekennzeichnete Leichtverpackungen aus Metall, ▶ Kunststoff oder Verbundstoffen können im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne entsorgt werden. ANNEX
http://www.gruener-punkt.de/corporate/unternehmen/portraet.html http://de.wikipedia.org/wiki/Duales_System_Deutschland ▶ Dystopie [altgr. dys- für „miss-, un-, übel-“ und lat. topia für „Landschaftsmalerei, -beschreibung“, zu altgr.: topos für „Ort, Gegend“] Sie beschreibt eine Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt und stellt somit einen Gegenentwurf zur ▶ Utopie dar. http://de.wikipedia.org/wiki/Dystopie
E ▶ Eco-Design Eco-Design (auch ökologisches Design oder Sustainable Design) orientiert sich an den Prinzipien der ▶ Nachhaltigkeit. Ziel ist mit einem intelligenten Einsatz der verfüg-
baren Ressourcen einen möglichst großen Nutzen für alle beteiligten Akteure (entlang der Wertschöpfungskette) bei minimaler Umweltbelastung und unter sozial fairen Bedingungen zu erreichen. Diese Herangehensweise fordert Designer auf, aktiv daran teilzunehmen, ▶ Produkte, Systeme, Infrastrukturen und Dienstleistungen über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg im Sinne der ▶ Nachhaltigkeit zu gestalten. Im Eco-Design ist die Einbettung des ▶ Produktes in sein Umfeld besonders ausschlaggebend für die gestalterische Lösung. Gefragt sind Systemlösungen, die durch konzeptionellen Charakter geprägt sind. Dieser Ansatz beinhaltet immer die Möglichkeit zur Weiterentwicklung; das als Ergebnis formulierte ▶ Produkt soll selbst ein Lösungsweg sein, weniger ein sich selbst exponierendes ▶ Produkt. Die an der ökologischen Problematik geschulte Designauffassung löst sich somit im Eco-Design von der Objektorientiertheit und sieht das Gebrauchsgut im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Der Designer wird damit zum Vermittler zwischen Konsument, Um▶ 71
welt und Wirtschaft. Es ist davon auszugehen, dass 80 % der Umweltauswirkungen und Kosten eines ▶ Produktes durch den Entwurf determiniert werden und somit eine Beeinflussung der Umweltleistungen des ▶ Produktes bzw. Unternehmens in der Planungsphase notwendig und möglich ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Ecodesign ▶ Energiewert Ist eine Bezeichnung für die Mengenangabe von Energie. [französisch énergie < spätlateinisch energia < griechisch enérgeia = wirkende Kraft, zu: érgon = Werk, Wirken] Die Energie ist eine physikalische Größe, die in allen Teilgebieten der Physik sowie in der Technik, der Chemie, der Biologie und der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Ihre Einheit ist das Joule. Energie kann in verschiedenen Energieformen vorkommen. Hierzu gehören beispielsweise potentielle Energie, kinetische Energie, chemische Energie oder thermische Energie. Energie ▶ 72
lässt sich in verschiedene Energieformen umwandeln. Dabei kann die Gesamtenergie innerhalb eines abgeschlossenen Systems aufgrund der Energieerhaltung weder vermehrt noch vermindert werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Energie ▶ Entledigung Eine tatsächliche Entledigung liegt vor, wenn Abfall wirklich verwertet oder beseitigt wird, oder wenn jegliche Sachherrschaft über eine Sache aufgegeben wird. Ein Entledigungswille wird gesetzlich (▶ Kreislaufwirtschaftsund Abfallgesetz) unterstellt, wenn der ursprüngliche Zweck einer Sache aufgegeben wird, und kein unmittelbar neuer Zweck vorhanden ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Abfall ▶ Entsorgung Ist das Befreien oder Beseitigen von Müll oder Abfallstoffen. Abfallentsorgung ist der Oberbegriff für alle Verfahren und Tätigkeiten, die der Beseitigung oder Verwertung
von Abfällen dienen. Dieses Wort stand 1973 erstmals im Rechtschreibduden. ▶ Erdöl Erdöl ist ein in der Erdkruste eingelagertes, hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen bestehendes Stoffgemisch, das bei Umwandlungsprozessen organischer Stoffe entsteht. Das als Rohstoff bei der Förderung aus Speichergesteinen gewonnene und noch nicht weiter behandelte Erdöl wird auch als Rohöl bezeichnet. Obwohl Erdöl bereits in der Antike genutzt wurde, begann die systematische Erschließung des Rohstoffs erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ersten Bohrungen 1856 und 1858 in Niedersachsen. Bekannter wurde die Bohrung nach Öl, die Edwin L. Drake am 27. August 1859 am Oil Creek in Titusville, Pennsylvania durchführte. Erdöl ist ein fossiler Energieträger und dient zur Erzeugung von Elektrizität und als Treibstoff fast aller Verkehrs- und Transportmittel. Wichtig ist Erdöl zudem in der chemischen Industrie, es wird zur Herstellung von [ent]SORGEN
▶ Kunststoffen und anderen Chemieprodukten benötigt. Daher rührt unter anderem die Bezeichnung „Schwarzes Gold“ wie auch die Bedeutung von zumeist politisch bedingten Ölkrisen für die Weltwirtschaft. Allein in den Jahren von 2000 bis 2009 wurden etwa 242 Milliarden Barrel – ein Barrel entspricht ungefähr 159 Liter – weltweit gefördert. Erdölfirmen wie BP gehören zu den größten Wirtschaftsunternehmen weltweit. Unfälle wie bei der Ölpest im Golf von Mexiko 2010 haben bedeutende Umweltauswirkungen. Erdöltransportwege und deren Bewirtschaftung sind Basis von politischen Energiestreitigkeiten wie auch von weitreichenden Wirtschaftsentwicklungen. Die Ölpreise sind wichtige Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung. Von den Babyloniern stammt das Wort „naptu“ (von nabatu = leuchten) für Erdöl, das in der Bezeichnung „Naphtha“ gegenwärtig noch Bestand hat. Dieser Ausdruck deutet darauf hin, dass das Erdöl schon früh zu Beleuchtungszwecken diente. Im Dezember 2009 wurde der ÖffentANNEX
lichkeit bekannt, dass bei der Erdöl- und Erdgasförderung jährlich Millionen Tonnen radioaktiv verseuchter Rückstände anfallen, für dessen Entsorgung größtenteils der Nachweis fehlt. http://de.wikipedia.org/wiki/Erdöl ▶ erneuerabre Energien Auch regenerative Energien genannt. Das sind Energien aus Quellen, die sich entweder kurzfristig von selbst erneuern oder deren Nutzung nicht zur Erschöpfung der Quelle beiträgt. Es sind nachhaltig zur Verfügung stehende Energieressourcen, zu denen insbesondere Wasserkraft, Windenergie, solare Strahlung (Sonnenenergie), Erdwärme (Geothermie) und die durch Gezeiten erzeugte Energie zählen. Eine andere Quelle erneuerbarer Energien ist das energetische Potenzial (Biogas, Bioethanol, Holz u. a.) der aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnenen ▶ Biomasse. http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energie
F G ▶ Goldreserven [von indogermanisch ghel: glänzend, gelb] Gold ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Au und der Ordnungszahl 79. Das Symbol Au für Gold leitet sich von der lateinischen Bezeichnung Aurum ab. Gold zählt zu den Edelmetallen und ist zusammen mit Kupfer eines der wenigen farbigen Metalle. Gold wird seit Jahrtausenden für rituelle Gegenstände und Schmuck sowie seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. in Form von Goldmünzen als Zahlungsmittel verwendet; es gehört somit zu den Münzmetallen. Als Goldreserve werden nationale Goldbestände bezeichnet, die meist im Verantwortungsbereich einer Zentralbank oder eines Finanzministeriums stehen. Der Zweck nationaler Goldreserven bestand früher zumeist in der Deckung von Währungen (Goldstandard). Heute wird Gold als nationale Reserve für Krisenzeiten sowie ▶ 73
als Risikoausgleich zu Schwankungen des Dollar (Kurs des Goldes fällt bei steigendem Dollarkurs und umgekehrt) aufbewahrt. Zudem bedeutet ein Goldbestand auch hohe Unabhängigkeit, da Gold jederzeit als Zahlungsmittel dienen kann. Im Juni 2011 war die Bundesrepublik Deutschland Eigentümerin von 3401 Tonnen Gold. http://de.wikipedia.org/wiki/Gold http://de.wikipedia.org/wiki/Goldreserve ▶ Grüner Punkt Der Grüne Punkt ist ein geschütztes Markenzeichen (Signet) der „Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland GmbH (DSD)“ und kennzeichnet Verkaufsverpackungen in Deutschland und 24 weiteren Europäischen Staaten, die entweder im Gelben Sack bzw. in der Gelben Tonne, in Altglascontainern oder in der Altpapiertonne gesammelt und dann vom dualen System (§ 6 Abs. 3 der Verpackungsverordnung) entsorgt bzw. recycelt werden. Es besteht aus zwei in Kreisform miteinander verschlun▶ 74
genen Pfeilen in unterschiedlichen Farben. Der Grüne Punkt ist eines der häufigsten Piktogramme, die man in Deutschland vorfindet. Es wurde von Lars Oehlschlaeger entworfen, der sich dabei an dem Symbol für Yin und Yang anlehnte. http://de.wikipedia.org/wiki/Grüner_Punkt
H I J K ▶ Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) Das Gesetz ist das zentrale Bundesgesetz des deutschen Abfallrechts. Es regelt grundlegend den Umgang mit sowie die Sicherung der ▶ umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen und die damit gekoppelte Förderung der Kreislaufwirtschaft. Es trat am 7. Oktober 1996 an die Stelle des früheren Ge-
setzes zur Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (Abfallgesetz (AbfG) von 1972). Ziel des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist es, den Anfall von Abfällen erheblich zu reduzieren, um einem Entsorgungsnotstand entgegenzuwirken und durch die Förderung der rückstandsarmen Kreislaufwirtschaft die natürlichen Ressourcen zu schonen. Des weiteren wird angestrebt, konsequente Maßnahmen der Vermeidung und ▶ Verwertung von Abfällen bereits im Vorfeld der Abfallentstehung vorzunehmen sowie nicht verwertete Abfälle dauerhaft und gemeinwohlverträglich im Allgemeinen im Inland zu beseitigen. Gesetzestext: http://bundesrecht.juris.de/krw-_ abfg/index.html http://de.wikipedia.org/wiki/KrW-/AbfG ▶ Kunststoff (Plastik) Kunststoffe sind allgemein künstlich hergestellte Stoffe (umgangssprachlich Plastik, Plast oder Plaste). Chemisch gesehen sind sie organische Stoffe, die aus den Elementen Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlen[ent]SORGEN
stoff, Chlor und Schwefel bestehen. Sie setzen sich wie andere organische Materialien aus Makromolekülen (organisches Polymer) zusammen. Kunststoffe werden in einem Syntheseprozess aus ▶ Erdöl, Erdgas oder Kohle hergestellt. Durch Erwärmen und Verformen kann man aus Kunststoff verschiedenste Gegenstände herstellen. Ein herausragendes Merkmal von Kunststoffen ist, dass sich ihre technischen Eigenschaften, wie Formbarkeit, Härte, Elastizität, Bruchfestigkeit, Temperatur-, Wärmeformbeständigkeit und chemische Beständigkeit, durch die Wahl von Ausgangsmaterial, Herstellungsverfahren und Beimischung von Additiven in weiten Grenzen variieren lassen. Kunststoffe werden zu Formteilen, Halbzeugen, Fasern oder Folien weiterverarbeitet. Sie dienen als ▶ Verpackungsmaterialien, Textilfasern, Wärmeisolierung, Rohre, Bodenbeläge, Bestandteile von Lacken, Klebstoffen und Kosmetika, in der Elektrotechnik als Material für Isolierungen, Leiterplatten, Gehäuse, im Fahrzeugbau als Material für Reifen, Polsterungen, ArmatuANNEX
renbretter, Benzintanks und vieles mehr. http://www.technikatlas.de/~tb4/kunststoff.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Kunststoff
L M ▶ Monokultur [von griech.: monos „allein, nur“ und lat.: cultura „Landwirtschaft“] Ist eine Bezeichnung für die regionale Konzentration der Markterzeugung in der Landwirtschaft auf ein ▶ Produkt, etwa Baumwollproduktion, Kaffeeanbau oder Rinderzucht. Zu dieser räumlichen Dimension kommt insbesondere im pflanzenbaulichen Bereich eine temporale: So wird von Monokultur (auch Einfeldwirtschaft) gesprochen, wenn die Fruchtfolge lediglich aus einer Nutzpflanzenart besteht. Monokultur führt meist zu einer Verschlech▶ 75
terung der Böden. Nur selbstverträgliche Pflanzen wie Roggen können an geeigneten Standorten über Jahre ohne Ertragsverluste und Verlust an Bodenqualität angebaut werden. Ökologisch ist der monokulturelle Anbau schädlich, da er grundsätzlich zu einem starken Artenrückgang auf der Anbaufläche führt und in der Regel eines höheren Einsatzes von Düngern und Pflanzenschutzmitteln bedarf. http://www.umweltlexikon-online.de/RUBlandwirtsrohstoffe/Monokultur.php ▶ Müllabfuhr Mit Müllabfuhr bezeichnet man generell die Beseitigung von Abfall durch Spezialfahrzeuge in städtischer oder kommunaler Regie. Das gesamte abzufahrende Gebiet ist in einzelne Abfuhrbezirke eingeteilt, die gemäß dem Abfuhrplan angefahren werden. An den entsprechenden Tagen wird der Hausmüll durch die Haushalte in Müllsäcken, teilweise in dafür vorgesehenen Tonnen, vor dem Haus deponiert. ▶ 76
[ent]SORGEN
Die Müllabfuhr wird in der Regel als Müllabfuhr-Zweckverband für ländliche Kommunen, als kommunaler Eigenbetrieb oder als Unternehmen im kommunalen Besitz betrieben. Immer häufiger werden die Abfuhrdienstleistungen aber auch durch eine Ausschreibung an eine Privatfirma vergeben, die dann im Auftrag der Kommunen die Abfälle einsammelt. Grafik: GPS-Tracking der Müllabfuhr in Berlin, „Deutschland von oben 2 – Land“ ZDF, 2011 http://de.wikipedia.org/wiki/Müllabfuhr ▶ Mülldeponie Auf einer Deponie werden Abfälle langfristig abgelagert und bis auf wenige Ausnahmen endgelagert. Im Unterschied zu einer „wilden“ Müllkippe oder Müllhalde ist eine Deponie eine bauliche und technische Anlage, mit der erreicht werden soll, dass die Ablagerung von Abfällen die Umwelt möglichst wenig schädigt. Diese modernen Ablagerungsstätten werden auch als „Beseitigungsanlagen“ oder „Entsorgungsanlagen“, teilweise auch ANNEX
euphemistisch als „Entsorgungsparks“ bezeichnet. Deponien dienen der zeitlich unbegrenzten Lagerung von Abfällen. In Deutschland müssen alle Abfälle und Abfallgemische mit einem höheren organischen Anteil als 5 Prozent nach den Regelungen der Technischen Anleitung Siedlungsabfall vor der Ablagerung behandelt werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Deponie ▶ Mülltheorie Wird definiert nach Michael Thompson: „Entweder ist ein Gegenstand zeitlos oder hat eine Lebenserwartung (Produktdauer), ist verschmutzend oder rein, ist ein Schandfleck oder eine Augenweide. Sozialökonomen unterteilen seit langem besitzbare ▶ Objekte in zwei Kategorien: transient (vergänglich) und durable (dauerhaft).
Der Wert des einen sinkt gegen Null, der des anderen steigt ins Unermessliche. Man hat argumentiert, dass es noch eine dritte, versteckte Kategorie gibt: rubbish (Müll). [...] Müll stellt die Verbindung zwischen Vergänglichem und Dauerhaftem dar.“ „Mülltheorie“. Michael Thompson. Neuausgabe 2003, S. 14 (auch Grafik) ▶ Müllverbrennungsanlage Müllverbrennung (auch: thermische Abfallbehandlung oder -verwertung), ist die Verbrennung der atmosphärisch brennbaren Anteile von Abfall zum Zwecke der Volumenreduzierung des Abfalls unter Nutzung der enthaltenen Energie und einhergehend mit der Kompaktierung der Restmenge zur weiteren Verwertung bzw. Deponierung. In Deutschland ist seit dem 1. Juni 2005 das
vergänglich Wert nimmt mit der Zeit ab
dauerhaft Wert nimmt mit der Zeit zu müll ohne Wert
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Deponieren nicht vorbehandelter Abfälle verboten. http://de.wikipedia.org/wiki/Müllverbrennung
N ▶ Nachhaltigkeit Bezeichnet ein aus der Ökologie kommendes Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann. Der Begriff Nachhaltigkeit selbst wird auf eine Publikation von Hans Carl von Carlowitz aus dem Jahr 1713 zurückgeführt, in der er von der „nachhaltenden Nutzung“ der Wälder schrieb, ohne aber weiter auszuführen, wie sie zu erreichen sei. „Nachhaltigkeit der Nutzung“ bezeichnet also zunächst die Bewirtschaftungsweise eines Waldes, bei welcher immer nur so viel Holz entnommen wird, wie nachwachsen kann, so dass der Wald nie zur Gänze abgeholzt wird, sondern ▶ 78
sich immer wieder regenerieren kann. Im erweiterten Sinn eines „Zustands des globalen Gleichgewichts“ taucht der Begriff sustainable 1972 im Bericht ▶ Die Grenzen des Wachstums an den Club of Rome erstmals an prominenter Stelle auf. http://de.wikipedia.org/wiki/Nachhaltigkeit
O ▶ Objekt Bezeichnet eine Kategorie, die dem Konzept von Gegenständlichkeit entspricht in dem der erwachsene Mensch handelnd und wahrnehmend die Dinge realisiert. Diese Kategorie Objekt ist weder etwas das sich unmittelbar aus der Anschauung der Dinge selbst ergibt, noch von selbst im Individuum voraussetzungslos entwickelt wird. Das Konzept Objekt ist ganz wesentlich das normative Produkt einer gesellschaftsgeschichtlichen Entwicklung.
„Das bedingte Leben“ Friedrich W. Heubach, 1987, S. 14 ▶ ökologischen Fussabdruck Unter dem Begriff wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter Fortführung heutiger Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion seiner Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie, aber z. B. auch zum Abbau des von ihm erzeugten Mülls oder zum Binden des durch seine Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids benötigt werden. Das Konzept wurde 1994 von Mathis Wackernagel und William E. Rees entwickelt. http://de.wikipedia.org/wiki/Ökologischer_ Fußabdruck ▶ online-Umfrage Im Sinne einer Nutzeranalyse wurde ein Fragebogen mit dem Titel „Müllmanagement“ entworfen. Rahmenbedingungen: Anzahl der ausgefüllten Fragebögen: 91 [ent]SORGEN
Befragungsart: schriftlich und anonym Befragungsmedium: Internet / E-mail Befragungszeitraum: April 2011 Auszug: Wie gewissenhaft trennen Sie Müll? (Skala 1 sehr gewissenhaft bis 5 gar nicht) 1 14,3% 2 50,5% 3 25,3% 4 8,8% 5 1,1%
von konventionellem ▶ Erdöl bereits 2006 eingetreten. Nach Zahlen von BP ging die weltweite Ölproduktion 2009 um 2,6 Prozent zurück, das heißt um zwei Millionen pro Tag geförderte Barrel. Die weltweite Produktion ging deutlich stärker zurück als der weltweite Verbrauch (1,7 Prozent, 1,2 Millionen Barrel pro Tag).
P
▶ Produkt [engl.: Output] Ist laut Produktionstheorie Ergebnis eines vom Menschen bewirkten Transformationsprozesses, in dem Produktionsfaktoren (engl.: Input; namentlich: Güter, Dienstleistungen, Energie) unter Berücksichtigung von Wissen und unter Beachtung sozio-kultureller Nebenbedingungen in einen Output (Güter, Dienstleistungen, Energie, Abfall) umgewandelt werden.
▶ Peak Oil Mit dem englischen Begriff (auch Hubbert Peak) wird der Zeitpunkt bezeichnet, zu dem das globale Ölfördermaximum erreicht ist. Das Globale Ölfördermaximum ist die maximale Förderrate der weltweiten ▶ Erdölproduktion. Seit 2008 thematisierte auch die Internationale Energieagentur das globale Ölfördermaximum. Sie sah das Fördermaximum ANNEX
http://de.wikipedia.org/wiki/Globales_Ölfördermaximum
http://de.wikipedia.org/wiki/Produkt_(Wirtschaft), 27.04.2011
Q R ▶ Recycling [vom Englischen recycling für „Wiederverwertung“ oder „Wiederaufbereitung“] Mit dem Begriff Recycling oder Rezyklierung wird der Vorgang bezeichnet, bei dem aus gebrauchten, defekten, unmodernen oder sonst wie nicht mehr benötigten ▶ Produkten (meist Abfall) ein Sekundärrohstoff wird. Der Begriff ist in Deutschland nicht gesetzlich geregelt. Recycling „[ist] jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfallmaterialien zu Erzeugnissen, Materialien oder Stoffen entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke (Downcycling) aufbereitet werden.“ Die ähnlichste, momentan im deutschen Gesetz zu findende Definition zum Recycling ist die zu „stofflicher Verwertung“ im ▶ Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz. ▶ 79
Wiederverwertung vorsortiert. Zu diesem Zweck haben viele Städte Recyclinghöfe zur Entsorgung von Wertstoffen eingerichtet. Diese können neben dem in Deutschland etablierten System „Grüner Punkt“ und dem Entsorgen von Altglas an den entsprechenden Sammelstellen benutzt werden. Recyclingsnummer
http://de.wikipedia.org/wiki/Recycling ▶ Recyclingcode Ist eine Kennzeichnung von verschiedenen Materialien zwecks Rückführung in den Wiederverwertungskreislauf (▶ Recycling). Der Code besteht aus dem Recyclingsymbol aus drei Pfeilen und einer Nummer, die das Material kennzeichnet. Zumeist wird darunter auch noch ein Kürzel angegeben, das die Werkstoffgruppe angibt. Die Kennzeichnungen für ▶ Kunststoffe (Nummern 01 bis 07) wurden unter der Bezeichnung SPI resin identification coding system 1988 erstmals von der Society of the Plastics Industry (SPI) veröffentlicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Recycling-Code (auch Grafik rechts) ▶ Recyclingquote Sie ist eine Beziehungszahl zwischen der Masse der wiederverwendbaren Bauteile bzw. des verwertbaren Materials und der Gesamtmasse des zu recycelnden Altmaterials. ▶ 80
PET
Polyethylenterephthalat
PE-HD
High-Density Polyethylen
Verwendung und Recycling des Polymers zu Aufwand, Dabei werden der erforderliche die Wirtschaftlichkeit sowie die Qualität und Polyesterfasern, Folien, Softdrink-Flaschen die tatsächlich gegebenen Vermarktungsmöglichkeiten gewonnener Materialien und Plastikflaschen, Plastiktaschen, Abfalleimer, Plastikrohre, Kunstholz Bauteile bewusst außer acht gelassen.
PVC
Polyvinylchlorid
Fensterrahmen, Rohre und Flaschen (für Chemikalien, Kleber, …)
PE-LD
Low-Density Polyethylen Plastiktaschen, Eimer, Seifenspenderflaschen, Plastiktuben
Kürzel
http://de.wikipedia.org/wiki/Recyclingquote
PAP
▶ Re-Design Ein Vorgang bei dem ein VergleichsproPolypropylen Stoßstangen, Innenraumverkleidungen, Industriefasern dukt in seinem Merkmalsprofil auf der ▶ Produkt- und Produktionsebene (z.B. Polystyrol Spielzeug, Blumentöpfe, Videokassetten, Aschenbecher, Koffer, Schaumpolystyrol umweltschonendes Herstellungsverfahren) verbessert wird. Die VerbesserungspotentiPolylactide Verpackungen, Mulchfolien, Medizintechnik ale können durch die Analyse Andere Kunststoffe wie Acrylglas, Polycarbonat, Nylon, ABSsystematisch und Fiberglas. der lebenszyklusweiten Umweltwirkungen Wellpappe Verpackungenerfolgen.
PAP
Sonstige Pappe
Verpackungen
PAP
Papier
Zeitungen, Zeitschriften, etc.
FE
Stahl
ALU
Aluminium
PP
PS
07
Name des Werkstoffs
PLA O (OTHER)
S
▶ Statistik Ist die Wissenschaft von der zahlenmäßigen Erfassung, Untersuchung und Auswertung [ent]SORGEN
von Massenerscheinungen oder auch die schriftlich fixierte Zusammenstellung, Aufstellung der Ergebnisse von Massenuntersuchungen, meist in Form von Tabellen oder grafischen Darstellungen. Statistik ist die Grundlage von Methoden zum Umgang mit quantitativen Informationen (Daten). Sie ist eine Möglichkeit, eine systematische Verbindung zwischen Erfahrung (Empirie) und Theorie herzustellen. Sie ist damit unter anderem die Zusammenfassung bestimmter Methoden, um empirische Daten zu analysieren. http://de.wikipedia.org/wiki/Statistik ▶ Szenario [italienisch scenario < spätlateinisch scaenarium, Szenarium] Der Begriff steht übertragen im Allgemeinen für den ausgedachten oder ausgerechneten Entwurf einer Situation oder eines Ablaufes, spezieller für die Planung eines möglichen Zustands in der Zukunft. http://de.wikipedia.org/wiki/Szenario ANNEX
T U ▶ Überbevölkerung Unter dem Begriff wird im Allgemeinen in sozial- und volkswirtschaftlichen Theorien der Zustand verstanden, wenn die Lebensbedingungen für eine bestimmte Menge der Bevölkerung zu deren Reproduktion nicht mehr ausreichen und die Tragfähigkeit des Lebensraums überschritten wird. Der Begriff wird in den Sozialwissenschaften verwendet und beschreibt eines der zentralen Themen der Demographie und der Bevölkerungsgeografie. http://de.wikipedia.org/wiki/Überbevölkerung ▶ Umweltverträglichkeit Steht für die Eigenschaft einer Sache, die natürliche Umwelt nicht zu belastend. Es ist ein Maß für die direkten und indirekten
Auswirkungen einer ursächlich durch den Menschen hervorgerufene Veränderung der Umweltbedingungen auf Böden, Gewässer, Luft, Klima, Menschen, Tiere und Pflanzen. In politischer und kommerzieller Prosa bezeichnet „umweltverträglich“ in der Regel jedoch eine nur sehr selten quantifizierte, oft auch nur diffus bezeichnete Qualität eines ▶ Produkts oder Vorhabens. http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltverträglichkeit ▶ Utopie Ein undurchführbar erscheinender Plan oder Idee ohne reale Grundlage. [griechisch οὐτοπία utopía „der NichtOrt“; aus altgriechisch οὐ- ou- „nicht-“ und τόπος tópos „Ort“] Auf die Zukunft gerichtete politische und soziale Vorstellungen, die Wunschbilder einer idealen Ordnung oder fortschrittlichen menschlichen Gemeinschaft zeichnen bzw. als ▶ Dystopie Schrecken und Apokalypsen beschreiben. Utopien können langfristige Leitbildfunktion haben. Eine Utopie ist der Entwurf einer fiktiven ▶ 81
Gesellschaftsordnung, die nicht an die zeitgenössischen historisch-kulturellen Rahmenbedingungen gebunden ist. Im alltäglichen Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, ein Konzept und eine Vision, benutzt. „Das Politiklexikon 4“ Schubert, Klaus/Martina Klein, aktual. Aufl. Bonn: Dietz 2006. http://de.wikipedia.org/wiki/Utopie
V ▶ Verpackungen Ist die gezielt angebrachte, wieder möglichst ohne größeren Aufwand lösbare Umhüllung eines ▶ Produktes. Der zu verpackende Gegenstand wird Packgut genannt, das fertig verpackte ▶ Produkt ist das Packstück. Bestimmte ▶ Produkte wie Schüttgüter, Flüssigkeiten oder Gase werden in jeweils ▶ 82
für sie geeigneten Behältern verpackt (Tuben, Eimer, Kisten oder Dosen). Diese ▶ Produkte werden durch die Verpackung zu Stückgütern. Viele ▶ Produkte, insbesondere Lebensmittel, können ohne eine geeignete Verpackung nicht gelagert, verteilt oder verkauft werden. Eine Verpackung bildet dabei unter Anderem aus einer oder mehreren Produkteinheiten eine Logistische Einheit (engl. Unit Load) und unterstützt damit die jeweiligen Ablaufprozesse in Logistik und Handel.
Abfälle für andere Zwecke (Downcycling). Von energetischer Verwertung spricht man, wenn der Hauptzweck in der Energierückgewinnung und nicht in der Beseitigung von schadstoffhaltigen Abfällen oder der Volumenreduzierung liegt. Der Heizwert des Abfalls soll mindestens 11000 kJ/kg betragen und ein Feuerwirkungsgrad von 75 Prozent erzielt werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Verpackung
W
▶ Verwertung So wird die Nutzung einer Sache bezeichnet, um daraus einen finanziellen Erlös zu erzielen. Bei Abfällen unterscheidet man stoffliche und energetische Verwertung. Stoffliche Verwertung teilt man in drei Formen ein: 1. Substitution von Rohstoffen durch das Gewinnen von Stoffen aus Abfällen, 2. Nutzung der stofflichen Eigenschaften der Abfälle für den ursprünglichen Zweck und 3. Nutzung der stofflichen Eigenschaften der
http://www.umweltdatenbank.de/lexikon/ verwertung.htm
▶ Wertstoff Ist ein Begriff für im Abfall oder Müll enthaltene Altstoffe, die als Rohstoff erneut verwendet werden können. Man kann sie wiederverwerten, wodurch sie in den Wirtschaftskreislauf zurückkehren. Die kommerzielle Sammlung von Wertstoffen wird seit Einführung der Verpackungsverordnung 1990 durch den Zusammenschluss von [ent]SORGEN
Entsorgungsfirmen durchgeführt (▶ Grüner Punkt). http://de.wikipedia.org/wiki/Wertstoff
XYZ Alle Bedeutungsdefinitionen: http://www.duden.de
ANNEX
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literaturnachweis
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Wachstums - Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Hamburg 1973. PRETTING, Gerhard / BOOTE, Werner. Plastic Planet – Die dunkle Seite der Kunststoffe, orange-press, Freiburg 2010. SACHS, Wolfgang. Planet Dialectics – explorations in environment & development, ZED Books, London 1999. THACKARA, John. In The Bubble – Designing in a complex World, The MIT Press, Cambridge London 2006. THOMPSON, Michael. Mülltheorie – Über die Schaffung und Vernichtung von Werten, Klartext, Essen 2003. THOREAU, Henry David. Walden – Ein Leben mit der Natur, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010. WINDMÜLLER, Sonja. Die Kehrseite der Dinge. Müll, Abfall, Wegwerfen als kulturwissenschaftliches Design, Lit Verlag, Münster 2004. abbildungen
S. 21: © DPA, 2008 http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-27797-4.html S. 30: Gary Anderson „Gary_anderson_and_recycling_logo“http://en.wikipedia.org/wiki/Recycling_symbol S. 32: AP. „Atlantic Garbage Patch 2“ http://www.almasryalyoum.com/en/node/68228 S.50: DPA „Recycling von Plastikabfällen“ http://www.morgenpost.de/politik/article1051442/Wer_in_ Europa_wie_viel_Muell_produziert.html Wenn nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei der Autorin.
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