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Von der Achtsamkeit. Bei Frauenschuh wird bedacht der
FRAUENSCHUH
VON DER ACHTSAMKEIT
Die Marke Frauenschuh lebte Nachhaltigkeit bereits, als der Begriff noch nicht in aller Munde war. Für Kaspar Frauenschuh ist Qualität Selbstverständnis und Lebensaufgabe zugleich. Aktuell vollzieht das Familienunternehmen den nächsten Wachstumsschritt: Strukturen schaffen, die Übergabe vorbereiten und gleichzeitig die Kernwerte der Marke festigen.
Interview: Stephan Huber. Text: Veronika Zangl. Fotos: Frauenschuh
Mitten im berühmten Tourismusort Kitzbühel liegt das Familienunternehmen Frauenschuh. Von der kleinen Gerberei, die Hans und Anna
Frauenschuh 1950 gründeten, zeugt noch heute die Affinität zu hochwertigen Materialien. Sohn Kaspar Frauenschuh führte den
Betrieb als Modehändler gemeinsam mit seiner Frau Andrea und seiner Schwester Resi in das neue Jahrtausend, die dritte Generation soll irgendwann später übernehmen.
MATERIALQUALITÄT UND NACHHALTIGKEIT
„Materialsicherheit steht bei uns an erster Stelle“, erklärt Kaspar Frauenschuh die Grundwerte seiner Marke, die seit Gründung auf Nachhaltigkeit basiert – noch bevor der Begriff zum geflügelten Wort avancierte. „Frauenschuh-Produkte sind langlebig, eben weil wir auf Qualität achten. Das ist ein ständiger Prozess.“ Abstriche werden nicht hingenommen. „Wir wollen allerhöchsten Ansprüchen genügen.“
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Nachhaltig- keit gehört für die Marke Frauenschuh seit der Grün- dung zum Selbstver- ständnis.
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Moderne Struktu- ren, das Markenbild schärfen und neue Potenziale ausschöp- fen – das Familien- unternehmen von Kaspar Frauenschuh (links) hat seine Geschäftsleitung um Robin Wöll (oben) erweitert und dreht an wichtigen Stell- schrauben.
ABSCHIED VON DER SAISONALITÄT
Mode als schneller Konsumartikel? Frauenschuh steuert diesem Irrglauben durch schonenden Umgang mit Ressourcen und Beständigkeit gegen. Dazu zählt, dass sich Frauenschuh gänzlich von Saisons verabschiedet hat. 365 Tage im Jahr gibt es sowohl Sommermode wie Wintermodelle, Reduzierungen versucht man gänzlich zu vermeiden. Seit 2019 hat Frauenschuh die Geschäftsleitung verstärkt, ganz bewusst mit einem Vertreter der jungen Generation. Robin Wöll, Geschäftsführung Sales, E-Commerce und Marketing bei Frauenschuh: „Gerade im E-Commerce lernen wir, dass man sein Produkt wertstabil halten kann. Auch in allen anderen Kanälen sind wir story- und nicht preisgetrieben und bereiten so auch den Boden für die Handelspartner von Frauenschuh. Wir sind der Meinung: Wer wirklich etwas zu erzählen hat – und das haben wir –, braucht sich nicht in einen Preiskampf zu begeben.“ Kaspar Frauenschuh ergänzt: „Wir Händler müssen alle umdenken. Die Kunden jagen nicht mehr dem letzten Hype hinterher.“
SELBST IST DER KONSUMENT
Der Konsument, findet Kaspar Frauenschuh, sei dem Handel oft schon voraus. „Das System, das nach immer früher, immer öfter und immer mehr verlangt, wurde künstlich vom Handel erzeugt. Wir müssen wieder Begehrlichkeit schaffen – und das gelingt nur, wenn es unsere Produkte nicht überall gibt.“ Eine Strategie, die in gleichem Maße für online gilt. „Ich finde, dass viele Onlineshops zu sehr in die Breite gehen und zu wenig auf das einzelne Produkt achten. Wir generieren online durchaus auch Wachstum, aber vor allem mit unseren Exklusivprodukten wie Lammfell, lanciert in ausgewählten Geschäften und mit ausgewählten Partnern.“
(MIKRO-)PLASTIK FREIE ZONE
Kaspar Frauenschuh sieht sein Unternehmer in einer Vorreiterrolle. „Ab dem 31. Dezember 2020 werden wir komplett auf Plastik verzichten – vom Bügel bis zur Verpackung“, erklärt der Geschäftsmann. Dass der respektvolle Umgang mit der Umwelt künftig ein Muss ist, haben ihm auch seine Reisen gezeigt. „Ich war drei Monate in Japan, Singapur, Portugal, Italien und Frankreich unterwegs und habe so viel erlebt. In Japan ist mir zum Beispiel aufgefallen, dass es keine Mülltonnen gibt. Warum? Weil der Müll mit nach Hause genommen und dort korrekt entsorgt wird. Andernfalls drohen Strafen. Diese Achtsamkeit gefällt mir. Wir sollten diese Mentalität auch für die Mode nutzen. Wir müssen den ständigen Überfluss reduzieren und die Leute erziehen – zu nachhaltigem Kaufverhalten.“ Weil Inspirationen wie diese bei Kaspar Frauenschuh nicht lange auf ihre Umsetzung warten, wagt sich die Firma an seine Ikone. Die Fleecejacke, seit vielen Jahren ein Bestseller, soll nachhaltig werden. Für Herbst/Winter 2020/21 ist sie erstmals als hundertprozentige Walkwolljacke im Angebot. Mit körpernaher, femininer Schnittform und aus vollständig Blue Sign zertifiziertem Material. Die Marschrichtung ist klar: „Wir denken viel über den Ansatz Cradle to Cradle nach“, erzählt Kaspar Frauenschuh. Das bringt im Design und Produktmanagement ganz neue Herausforderungen. „Mischgewebe sind schwer zu recyclen, davon wollen wir immer mehr Abstand nehmen. Das Ziel lautet, möglichst wenig neue Ressourcen einzubringen, denn, auch wenn die Baumwolle wie unsere GOTS-zertifiziert ist, hat sie natürlich eine Auswirkung auf die Umwelt. Wir testen also intensiv recycelte und recyclingfähige Fasern.“ Das alles gemeinsam mit den angestammten Lieferanten und Produktionspartnern in Europa und Österreich. „Die Beschaffungskette so kurz wie möglich zu halten, war uns seit Beginn wichtig“, sagt Kaspar Frauenschuh.
GENERATIONSWECHSEL
Nachhaltigkeit ist nicht die einzige Schraube, an der bei Frauenschuh gerade kräftig gedreht wird. Robin Wöll hat als Geschäftsführer sowohl innerhalb der Marke als auch im Laden in Kitzbühels Hahnenkammstraße wichtige Aufgaben übernommen: „Wir wollen Strukturen schaffen. Uns in der ganzen Darstellung modernisieren, aber gleichzeitig das Sentiment für Qualität und Philosophie nicht verlieren.“ Während die Kinder der Frauenschuhs noch international Erfahrung sammeln, nimmt das Loslösen vom Alltagsgeschäft in Kitzbühel schon konkrete Formen an. Robin Wöll ist realistisch: „Von einem Lebenswerk verabschiedet man sich nicht über Nacht.“ Für Kaspar Frauenschuh ist allerdings klar: Sowohl für ihn und seine Frau Andrea als auch seine Schwester Resi, die das Geschäft leitet, bricht ein neuer Lebensabschnitt an. „Auch das ist eine Form von Nachhaltigkeit – sich rechtzeitig Gedanken machen, wie man eine gesunde Firma übergibt, und eine Marke so aufzustellen, dass sie von den neuen Möglichkeiten und Dimensionen profitiert, die uns die Zukunft bietet.“