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Abseits des Mainstreams. Immer
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1 | Nummer sieben: L’Eclaireur hat sich wieder einmal neu erfunden. 2 | Designobjekte aus Vicenzo de Cotiis Progetto Domestico. 3 | Das pittoreske Häuschen auf dem Gelände des Marché aux Puces. 4 | Archivteile aus den früheren Kollektionen der anderen L’Eclaireur Shops.
Abseits des Mainstreams. Immer. L’Eclaireur/Saint-Ouen
Mit ihrem siebten L’Eclaireur-Shop in Saint-Ouen bleiben Martine und Armand Hadida ihrem Hang zum Querdenken treu: Die neue Dependance ist eine Hommage an gutes Design und ein zeitgenössisches Archiv von Kollektionen aus den Jahren 1980 bis 2000.
Text: Quynh Tran. Fotos: L’Eclaireur
Weg von Trends und hin zum Ungewöhnlichen – das war schon immer die Philosophie von Martine und Armand Hadida, die für die mittlerweile legendären L’Eclaireur-Shops verantwortlich sind und den Begriff des Concept-Stores maßgeblich geprägt haben.
Ein Teil der Pariser Modegeschichte
Seit der Eröffnung des ersten Shops in den 1980er-Jahren, einem Raum mit gerade einmal 28 Quadratmetern, den Armand Hadida selbst mit Holzmöbeln und Kokosteppichen bestückt hat, hat das Paar fleißig an der Pariser Modegeschichte mitgefeilt. Die Hadidas haben Marken wie Prada und Dolce & Gabbana in Frankreich eingeführt und immer wieder bis dahin unbekannte Designer, darunter Ann Demeulemeester, Dries van Noten, Martin Margiela, Junya Watanabe, Rei Kawakabu und jüngst Carol Christian Poell entdeckt und auf eigenes finanzielles Risiko gefördert. Ihr modisches Konzept haben sie stets um spektakuläre Architektur ergänzt, Designer und Künstler wie Philippe Starck, Piero Fornasetti oder Arne Quinze haben in ihrem Auftrag Pionierleistungen in der Ladengestaltung erbracht. Sieben Shops gibt es in Paris und Umgebung mittlerweile, jeder einzelne davon hat eine eigene Handschrift mit einer ganz eigenen Auswahl von Modemarken und Designobjekten. Auch der Neueste ist alles andere als gewöhnlich: Ein Banlieue im Norden von Paris, dort, wo einst Unruhen unterprivilegierter Franzosen tobten, wäre wohl der letzte Ort, an dem man eine Nobelboutique erwarten würde. Aber genau dorthin, nach Saint-Ouen, auf den Marché aux Puces, einem der berühmtesten Flohmärkte der Stadt, hat es die Hadidas diesmal gezogen. Dort hat der Möbelhersteller Habitat, der 2011 von der französischen CAFOM-Gruppe aufgekauft wurde, auf Initiative seines Direktors Hervé Giaoui zum 50-jährigen Jubiläum Le Village Vintage eröffnet: Ein 25.000 Quadratmeter großes Gelände auf dem Flohmarkt, das design- und modebewussten Parisern durch sein individuelles Konzept den Genuss des analo
L’Eclaireur Saint-Ouen
77 Rue des Roisiers, Puces de Saint-Ouen, 93400 Saint-Ouen/Frankreich Inhaber: Martine und Armand Hadida Verkaufsfläche: 450 qm Marken: Ann Demeulemeester, Balenciaga, Céline, Dries van Noten, Marni, Martin Margiela, Oscar de la Renta – alle Vintage Marken Lifestyle: American Flyer (Vintage), Aristide Najean, Cipria de Fernando (Vintage), General Trains (Vintage), Hugh Findletar, Humberto Campana (Vintage), Lindsey Adelman, Vicenzo de Cotiis, Von Pelt gen Shoppens wieder näherbringen soll. Neben Habitat 1964, das mit originalen Vintage-Objekten von Habitat handelt, der Galerie Gam, Mademoiselle Steinitz und dem Café la Buvette von Tartes Kugler, fügt sich L’Eclaireur perfekt in diese Mischung ein.
Ein Refugium abseits der Großstadt
In einem pittoresken, weinberankten Haus, dessen Inneres für einen L’Eclaireur-Laden ungewöhnlich simpel ausfällt, wird nördlich der französischen Hauptstadt nur an den Wochenenden zu Flohmarktzeiten die Liebe der Hadidas zum Design zelebriert. Exklusive Möbel gibt es hier, Designobjekte, Unikate und limitierte Editionen, die in Zukunft unter der Marke L’Eclaireur auf führenden Kunstmessen wie der Art Basel Miami oder der Art Paris gezeigt werden sollen. Den Anfang machte 2014 das Progetto Domestico, eine limitierte Auflage skulpturaler Möbelunikate von Vicenzo de Cotiis, der den Geist L’Eclaireurs mit seiner Einzigartigkeit kaum besser treffen könnte und der auch für den ersten amerikanischen Ableger L’Eclaireurs, der 2015 in Los Angelos öffnen wird, verantwortlich ist. Aber auch die Mode hat ihren Platz: Zwischen den Designobjekten versteckt sich ein zeitgenössisches Modearchiv mit Teilen, unter anderem von Ann Demeulemee
Armand Hadida, Geschäftsführer der L’Eclaireur-Läden.
ster, Dries van Noten, Marni, Oscar de la Renta, Céline, Martin Margiela oder Balenciaga. Keine aktuelle Ware, sondern ikonische Stücke aus den Jahren 1980 bis 2000. „Es ist schön, weil es einfach anders ist“, sagt Armand Hadida. Für seine Kunden soll es eine neue Erfahrung sein, eine Wunderkammer, die zum Entdecken einlädt, so, wie es die L’Eclaireur-Shops immer schon getan haben.