style in progress 4/2019 – Deutsche Ausgabe

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SO LÄUFT’S

S u s ta i n + A b i l i t y – S a lvat i o n A r m y

GRÜN ODER GRÜN GEWASCHEN?

Die Modebranche hat die Nachhaltigkeit entdeckt: Dass nicht immer alles grün ist, was grün glänzt, versteht sich von selbst. Umwelt- und sozialverträgliche Produktion in der gesamten Wertschöpfungskette ist ein schwer zu durchschauendes Geflecht, das merkt jeder schnell, der sich mit dem Thema befasst. style in progress hat namhafte Experten gebeten, gängige Nachhaltigkeitsmythen dem Check zu unterziehen und konkret umsetzbare Handlungsvorschläge zu geben. Text: Petrina Engelke, Martina Müllner-Seybold, Kay Alexander Plonka, Nicoletta Schaper. Fotos: Gesprächspartner

„DIE HÄLFTE DER FASHION KUNDEN IST AUF DEM SPRUNG ZUR NACHHALTIGKEIT“ Viele Händler behaupten, den Konsumenten sei Nachhaltigkeit egal. Was besagen Ihre Marktforschungen? Jens Cornelsen, Managing Director Facit Research: Seit Jahren steigt der Stellenwert von Nachhaltigkeit im Kontext aller kaufrelevanten Aspekte und ist mittlerweile schon auf Platz drei von zehn vorgerückt. Zehn bis 15 Prozent aller Fashion Käufer achten beim Kauf intensiv und voll überzeugt auf die ökologische und soziale Nachhaltigkeit und über die Hälfte sind unseren Erfahrungen nach mehr oder weniger auf dem Sprung zu nachhaltigerem Kauf und Konsum. Eindrücklich ist auch die Zahl der Konsumenten, die sich über Nachhaltigkeit im Internet informieren. Warum ist der Modehandel für so wenige Ansprechpartner? Weil das Thema Nachhaltigkeit einfach noch nicht voll bis zum Retail vor Ort runterdekliniert ist. Hier gelten immer noch die alten Regeln des Verkaufs und das Hauruck-Prinzip. Der kurzfristige Abverkauf, die Rabattaktion, der 40-Prozent-Sale-Gedanke stehen allzu oft im Vordergrund. Außerdem: Das Personal ist im Durchschnitt bei dem Thema einfach noch nicht wirklich „drin“. Und bevor ich als Kunde jemand im Laden anspreche, der bei diesem Thema dann keine Ahnung hat oder aber übertrieben subjektiv zugunsten einer Marke berät, frage ich doch lieber das „neutrale Internet“. 078

style in progress

Jens Cornelsen ist Managing Director von Facit Research. Das Marktforschungsinstitut hat eine große Studie zum Thema nachhaltiger Konsum publiziert.

In Ihrem Nachhaltigkeitsindex werden drei Faktoren berücksichtigt. Bei welchem gibt es Ihrer Erfahrung nach am meisten Greenwashing? Unseren Erfahrungen nach betrifft Greenwashing am stärksten die ökologische Nachhaltigkeit. Dieser Aspekt ist aktuell am stärksten im Fokus der Verbraucher und genießt auch in der öffentlichen Berichterstattung momentan den höchsten Stellenwert. Dass Greenwashing in Zeiten vollständiger Transparenz via Internet die ganz falsche Strategie ist, zeigen auch unsere Studienergebnisse eindrucksvoll: Zwei Drittel der Verbraucher geben an, dass sie sich von einem Unternehmen, das bloß vorgibt, nachhaltig zu sein, definitiv abwenden würden.


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