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7.1 So feiern wir

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Quellenverzeichnis

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7.1

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Eine islamisch-christliche Begegnung

SO FEIERN WIR

Zucerfest Jakob: Ein bisschen was in der Volksschule. Ihr habt ja anscheinend ganz andere Feste als wir im Christentum? Kein Weihnachten, kein Ostern? Sana: Genau. Wir feiern das Zuckerfest, das Opferfest, das Aschura-Fest oder den Geburtstag unseres Propheten Mohammed. Weißt du was? Ich glaube, wir sollten uns unbedingt mal länger über unsere Religionen unterhalten. Ich habe nämlich auch ein paar Fragen: Warum ist Ostern jedes Jahr an einem anderen Tag? Da weiß man ja nie, wann die Ferien anfangen. Und warum ist zu Weihnachten alles mit Kerzen beleuchtet? Jakob: Gute Idee! Deine Fragen kann ich beantworten, ich habe in Religion schon darüber gelernt. Vielleicht finden wir dann auch noch mehr Religionen und Feste an unserer Schule! Zu spät … Jakob hat zu viel mit Luka getratscht und muss jetzt auf dem freien Platz neben Sana sitzen. Heimlich sieht er zu ihr. Da entdeckt er plötzlich etwas in ihrem Kalender. Ganz groß und in roter Farbe steht dort: „Zuckerfest“. Was soll denn das sein? Davon hat er noch nie etwas gehört. Aber der Name klingt toll. „Wenn es so ein Zuckerfest wirklich gibt“, denkt Jakob, „dann muss ich da unbedingt hin“. Er spricht Sana leise an. Jakob: Warum steht da „Zuckerfest“? So etwas gibt es doch gar nicht! Sana: Sicher gibt es das. Auf Türkisch heißt es Şeker Bayramı. Nächste Woche ist es so weit, ich freue mich schon. Jakob: Geht es da wirklich um Zucker? Oder heißt das nur so? Sana: Das Zuckerfest ist der Tag des Fastenbrechens. Zuvor ist Ramadan, der Fastenmonat. Da wird einen Monat lang am Tag nichts gegessen und getrunken, nur wenn es Nacht ist. Wenn der Monat vorbei ist, findet ein riesiges Fest statt, das Zuckerfest. Es heißt so, weil es viele Süßigkeiten gibt. Wir Kinder bekommen auch Geschenke. Jakob: Was, du isst einen Monat lang den ganzen Tag nichts? Warum denn das? Warum habe ich bisher noch nie was von diesem Fastenmonat und dem Zuckerfest gehört? Da habe ich ja was verpasst! Fastest du auch einen ganzen Monat lang? Sana: Nein, ich bin noch zu jung dafür, das schaffe ich noch nicht. Aber an manchen Überlege, woran du feststellen kannst, dass du dich bei einem Fest befindest. Berichte, welche Feste du feierst und was du an diesem Tag machst. k Ansichtsexemplar Tagen probiere ich es für einige Stunden. Das Fasten ist ein Teil meiner Religion, des Islam. Offensichtlich hast du noch nicht so viel vom Islam gehört.

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Sana: Im Islam hängen die Festtage auch vom Mond ab. Ich wusste gar nicht, dass es das auch im Christentum gibt. Bei uns ist das wichtigste Fest das Opferfest. Man nennt es auch E’id ul-Adha oder Kurban Bayram. Wir denken dabei an den Propheten Ibrahim, der bei euch Abraham heißt. In der Moschee gibt es ein spezielles Gebet und anschließend gehen wir zum Friedhof zu den Gräbern unserer Verstorbenen. Dann treffen wir uns in der Familie, essen gemeinsam und es gibt Geschenke. Wichtig ist, dass man die Armen nicht vergisst. Oft wird ein Schaf geschlachtet und das Fleisch mit armen Menschen und mit Verwandten geteilt. Mein Vater macht das aber nicht selbst, wir kaufen das Fleisch oder spenden einfach Geld. Auch hier gibt es einen Segenswunsch: „E’id Mubarak!“ Das heißt „fröhliches Fest“. Fast wie „fröhliche Weihnachten“!

Jakob: Ostern ist das wichtigste Fest im Christentum. Wir feiern den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus. Zuvor gibt es eine Fastenzeit, die vierzig Tage dauert. Ostern findet immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling statt. Deshalb ist Ostern nicht immer zur selben Zeit. Gefeiert wird vor allem in der Osternacht. Es gibt ganz viele Osterbräuche, zum Beispiel die Osterspeisensegnung und natürlich die Ostereier. Wir Kinder bekommen auch Geschenke. Man wünscht sich dabei „Frohe Ostern!“. Sana: Geschenke, Familienessen, Grußkarten … wie bei unserem Fastenbrechen, das du ja schon als „Zuckerfest“ kennst. Es heißt auch E’id al-Fitr oder Şeker Bayramı. Zu Beginn spenden wir etwas für die Armen. Dann gibt es ein spezielles Gebet in der Moschee und viele gehen auch an diesem Tag zum Friedhof. Man wünscht sich wieder „E’id Mubarak“. Es ist ein total fröhliches Fest! Wir treffen uns als Familie, essen gemeinsam und es gibt tolle Geschenke, allerdings nur für uns Kinder. So wie bei euch zu Weihnachten verschicken wir Grußkarten und es gibt auch verschiedene Bräuche. Zum Beispiel gehen wir Kinder von Haus zu Haus und wünschen ein frohes Fest. Dafür bekommen wir dann Süßigkeiten. Noch mehr Süßigkeiten … Du siehst, der Name „Zuckerfest“ passt perfekt!

Jakob: Ja, Weihnachten … für mich das schönste Fest, immer am 25. Dezember. Wir feiern die Geburt von Jesus. Die Zeit davor heißt Advent. Wir denken daran, dass Jesus Licht und Hoffnung in die Welt gebracht hat. Deshalb sind Kerzen und Licht so wichtig, gerade im Winter, wenn es so dunkel ist. Viele unserer Weihnachtsbräuche kennst du ja: Adventkranz, Weihnachtsbaum, Krippe, Sternsingen und so weiter. Die Familien kommen zusammen und es gibt Geschenke. Jesus war ja auch ein Geschenk für die Welt. Man schreibt Grußkarten, heute aber meistens mit dem Handy. Nach der Bescherung gehen viele in die Christmette. Das ist ein schöner und besonderer Gottesdienst am Abend des 24. Dezember. Am Ende singen wir gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Vergleiche die verschiedenen Feste: Welche Ähnlichkeiten kannst du feststellen? Kennst du noch andere Bräuche und Feste im Christentum und im Islam? Beschreibe sie. Ansichtsexemplar

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