Sudetendeutsche Zeitung Ausgabe 14 und 15 16.04.2021

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Maler Willi Sitte: Versuch einer Annäherung (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang

HEIMATBOTE

Jahrgang 73 | Folge 14+15 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 16. April 2021

VOLKSBOTE

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� 70. Todestag von Ida Roland

Blumen für eine große Europäerin Auftakt in das Ida-Roland-Jahr: Die jüdische Schauspielerin mit sudetendeutschen Wurzeln war die erste Frau, die für ein vereintes Europa gekämpft hat.

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Gedenken an die „Mutter Paneuropas“ vor dem Nymphenburger Schloß in München von rechts nach links: Bernd Posselt, Volksgruppensprecher, SL-Bundesvorsitzender und Präsident der Paneuropa-Union Deutschlands, Assistentin Stephanie Waldburg und Johannes Kijas, Geschäftsführer der PaneuropaBild: Paneuropa: Union Deutschland.

� Neue Zugverbindung

Von Prag über Berlin nach Brüssel Eine neue Nachtzugverbindung soll von 2022 an Prag mit Dresden, Berlin, Amsterdam und Brüssel verbinden, hat das tschechische Verkehrsunternehmen Regiojet angekündigt.

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ie Züge sollen abends in Prag abfahren und am frühen Vormittag in der belgischen Hauptstadt eintreffen. In umgekehrter Richtung geht es am frühen Abend in Brüssel los. Mit dem Angebot wolle man nicht nur Touristen ansprechen, sondern auch Geschäftsreisende, erklärte das Unternehmen. Die Züge sollen über Sitz- und Schlafwagen verfügen. Zudem ist kostenloses Internet vorgesehen. Regiojet betreibt bereits eine Nachtzugverbindung zwischen Prag und der ostslowakischen Stadt Kaschau. Im Laufe des Jahres soll eine Verbindung zwischen Prag und dem ukrainischen Lemberg hinzukommen. Vor Beginn der Corona-Pandemie zählte Prag zu den beliebtesten Touristenzielen in Europa. 2019 besuchten 6,8 Millionen ausländische Gäste die tschechische Hauptstadt. 2020 sank ihre Zahl auf rund ein Drittel.

or 70 Jahren, am 27. März 1951, verstarb die Ehefrau von Richard Graf CoudenhoveKalergi. Gemeinsam hatte das Paar ab 1922 die Paneuropa-Union, die älteste europäische Einigungsbewegung, aufgebaut. Am Todestag gedachte eine pandemie-bedingt kleine Delegation der Paneuropa-Union Deutschland ihrer beim Schloss Nymphenburg in München. Dort war das Ehepaar getraut worden und hatte in dessen Nachbarschaft zeitweise gewohnt. Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Deutschlands Paneuropa-Präsident, kün-

Ida Roland und ihr Mann Richard Graf Coudenhove-Kalergi digte an, dass in diesem Jahr weitere Veranstaltungen geplant seien, um die „Mutter Paneuropas“ zu würdigen. Lesen Sie auf Seite 2 weiter

� Staatspräsident Zeman entlässt auf Bitten von Vizepremier Hamáček dessen Parteifreund und Außenminister Petříček

Streit in der Regierung eskaliert Aus für den Außenminister: Am Montag musste der europafreundliche Sozialdemokrat Tomáš Petříček seinen Stuhl räumen. Ein halbes Jahr vor der Parlamentswahl hat der Führungsstreit in der tschechischen Regierung damit einen neuen Tiefpunkt erreicht. Nur Tage zuvor hatte der Gesundheitsminister Jan Blatný (siehe unten) gehen müssen.

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och am Freitag hatte Tomáš Petříček auf dem Parteitag der tschechischen Sozialdemokraten gegen seinen Kabinettskollegen, den Vizepremier, Innenminister und Parteichef Jan Hamáček, um das Amt des Parteivorsitzenden kandidiert und dabei deutliche Kritik an der Beteiligung seiner Partei an der Minderheitsregierung mit der Bewegung ANO von Premierminister Andrej Babiš geübt. Doch Petříček konnte sich nicht durchsetzen. Hamáček wurde bereits im ersten Wahlgang als Parteichef bestätigt. Auf diesem Parteitag der Sozialdemokraten war unter den Ehrengästen auch ein ehemaliges Mitglied: Staatspräsident Miloš

Zeman, der qua Amt keiner Partei angehören darf. Am Freitag hatte Zeman die Bewerbungsrede von Tomáš Petříček noch kritisiert, drei Tomáš Petříček Jan Tage später (oben), schuf er Fak- Hamáček und Anten und ent- drej Babiš rechts. Bilder: VCZ ließ Petříček als Außenminister – übrigens auf ausdrücklichen Wunsch des wiedergewählten Parteichefs Hamáček, der bis auf weiteres jetzt auch das Außenministerium führt. Vor allem für Staatspräsident Zeman war der europafreundliche Petříček schon lange ein Dorn im Auge. Während Petříček, der einst als Assistent von Libor Rouček und Mirolav Poche in Brüssel tätig war, in Europa hervorragend vernetzt ist, orientiert sich Zeman mit seiner Außenpolitik nach Osten und pflegt beste Beziehungen zu Russ­land und China. So besuchte das Staatsoberhaupt wiederholt

die beiden Großmächte und befürwortet, für die Energieversorgung unter anderem Erdöl aus Russland zu importieren. Bei der Ausschreibung für die zweite Bauphase des Atomkraftwerks Dukowan wehrte sich Zeman, Russland und China von der Bewerberliste zu streichen, und ging damit in die Konfrontation mit der Europäischen Union. Außenminister Petříček lehnte dagegen die Zusammenarbeit mit Russland beim Ausbau der Atomkraftwerke entschieden ab. Und in der Corona-Krise kritisierte der Staatspräsident öffentlich die tschechische Regierung,

die den Ankauf des russischen Imfpstoffs Sputnik V ohne Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) abgelehnt hatte. Jetzt scheint es der gesundheitlich sichtbar angeschlagene Staatspräsident eilig zu haben, die Weichen im Außenministerium ein halbes Jahr vor der Parlamentswahl neu zu stellen. Doch der Versuch, den ehemaligen Außenminister Lubomír Zaorálek zu reaktiveren, scheiterte zunächst. Der Sozialdemokrat, der derzeit Kultusminister ist, lehnte ab, obwohl für ihn schon öffentlich Jan Birke, der ehema-

� Petr Arenberger folgt auf Jan Blatný

� Corona-Pandemie:

Gesundheitsminister Nr. 4

Grenze ist wieder offen

ster, und wir haben sehr gut kommuniziert. Das Problem war, dass wir uns einfach nicht einig waren, wie das Gesundheitsressort funktionieren sollte“, erklärte Premier Andrej Babiš den Grund für den Wechsel im Amt des Gesundheitsministers. Der neue Minister solle vor allem den Kampf gegen die Corona-Pandemie voranbringen. Außerdem, so Premierminister Babiš, erwarte er eine „transparente Kommunikation“, damit „die Minister im Kabinett nicht

Deutschland stellte die stationären Kontrollen an den Grenzübergängen zur Tschechischen Republik Mitte der Woche ein.

Petr Arenberger, bis dato Direktor des Universitätskrankenhauses Königliche Weinberge, ist neuer Gesundheitsminister im Kabinett von Premierminister Andrej Babiš.

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Der neue Gesundheitsminister Petr Arenberger bei einem Besuch in einem Bild: VCR Impfzentrum. Im Hintergrund: Premierminister Andrej Babiš

lige Bürgermeister von Náchod, als Nachfolger ins Spiel gebracht worden war. Für den chinafreundlichen Zeman wäre Zaorálek sicherlich eine Idealbesetzung. So hat Zaorálek einst für eine amerikanisch-chinesische Firma gearbeitet, und als Büroleiter des ehemaligen Premierministers Jiří Paroubek war er in den Jahren 2005 und 2006 für einige chinaorientierte Aktivitäten zuständig. Der geschasste Außenminister fühlt sich moralisch dennoch als Sieger. „Ich gehe erhobenen Hauptes“, sagte Tomáš Petříček zu den Medien. Und auf Facebook schrieb das ehemalige Regierungsmitglied vieldeutig: „Das Büro des Außenministers hat Fenster nach Osten. Wenn man gelegentlich der Physik und anderen Kräften trotzt, ist es durchaus besonnen und mutig, aus ihnen heraus nach Westen, nach Europa zu schauen. Ich wünsche uns einen anderen Minister, der die gleiche Auffassung von Diplomatie hat. Ich habe keinen Zweifel, dass er dann Unterstützung für sein Handeln finden wird. Jaroslav Sonka

renberger ist der vierte Gesundheitsminister seit Beginn der Pandemie. Sein Vorgänger Jan Blatný war erst im Oktober 2020 ins Amt berufen worden. „Der Grund ist nicht, dass ich mit seiner Arbeit unzufrieden bin. Er war ein wirklich fleißiger Mini-

aus den Medien erfahren“, welche Maßnahmen des Gesundheitsministerium plane. Die Opposition sieht indes einen anderen Grund für den Ministerwechsel. Demnach hätte sich Blatný geweigert, den russischen Impfstoff Sputnik V bereits vor einer Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) einzusetzen. Marián Jurečka, Parteichef der Christdemokraten: „Diesem Druck hat Blatný standgehalten, und das hat ihn das Amt gekostet.“

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a das Land weiterhin ein Hochrisikogebiet ist, müssen bei der Einreise dennoch Quarantäne- und Dokumentationspfli hten beachtet werden. Über Schleierfahndung soll sichergestellt werden, daß diese Vorschriften eingehalten werden, erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer.


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