„Musik ist alles für mich“ – Roland Hammerschmied im Interview (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang
HEIMATBOTE
Jahrgang 73 | Folge 27 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 9. Juli 2021
Paragraph 96
Die Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes (BVFG) war Thema einer Debatte im Bundestag. Anlaß war die Vorlage des Berichts der Bundesregierung über das Engagement in den Jahren 2019 und 2020.
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iel der im Jahr 2000 beschlossenen Förderregel ist es, „das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewußtsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten“. So werden über den § 96 auch Museen, Archive und Bibliotheken gefördert. Für das Jahr 2020 hatte der Bund insgesamt 31,16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – fast dreimal so viel wie beim Start des Förderprogramms im Jahr 2000. „Dies ist ein Erfolg für das Mit-
Auszüge aus dem Bericht der Regierung
� Eckhard Pols
Mit einem 35seitigen Bericht hat die Bundesregierung den Bundestag über die Maßnahmen zur Förderung der Kulturarbeit gemäß § 96 des Bundesvertriebenengesetzes in den Jahren 2019 und 2020 informiert.
nbestritten haben die Soldaten der Roten Armee einen hohen Blutzoll ... entrichtet. UnPols bestritten sind Eckhard die vorausge- (CDU/CSU) gangenen Verbrechen der Wehrmacht. ... Zur Wahrheit gehören aber auch die Hunderttausende deutschen Frauen, die 1945 Opfer von Massenvergewaltigungen wurden und von denen viele elend zugrunde gingen. ... Die Union hält am Postulat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ... fest: Wir müssen der historischen Wahrheit ins Auge sehen, „ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit“.
eben der Förderung von Museen, Bibliotheken, Einrichtungen der Forschung und der kulturellen Vermittlung wolle die Bundesregierung, so heißt es im Bericht, „Vorhaben anregen, die sich innovativ und kreativ mit dem Themenfeld auseinandersetzen und sich attraktiver, zeitgemäßer Formate bedienen“. Weiter schreibt die Bundesregierung: „Der internationale Dialog und das Verständnis für den europäischen Integrationsgedanken sollen gefördert, kulturelle Verflechtungen in den Blick genommen, Austauschprozesse gestärkt und national beschränkte Sichtweisen erweitert werden. Kooperationen mit Partnern im östlichen Europa im Sinne der Bewahrung des gemeinsamen Kulturerbes sind erwünscht. Aspekte von Flucht, Vertreibung, Deportation und Integration sind ebenso eingeschlossen wie Projekte zu deutsch-jüdischen Lebenswelten im östlichen Europa.“ Ein Höhepunkt im Berichtszeitraum sei die Fertigstellung und Eröffnung des Sudetendeutschen Museums in München gewesen. Zu den ebenfalls geförderten Institutionen gehört auch der Adalbert Stifter Verein. Hier fand insbesondere das 2019 auf dem Sudetendeutschen Tag vorgestellte Buchprojket „Mein Weg zu unseren Deutschen. Zehn tschechische Perspektiven“ Erwähnung, das das Kulturreferat für die böhmischen Länder beim Adalbert Stifter Verein mit dem Tschechischen Zentrum München realisiert hat.
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„Ein Erfolg für die Vertriebenen“
� Kulturförderung
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� Bundestag debattiert über den Bericht der Bundesregierung zur Förderung der Kulturarbeit nach dem Bundesvertriebenengesetz
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und und Länder haben entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewußtsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern, zu ergänzen und auszuwerten sowie Einrichtungen des Kunstschaffens und der Ausbildung sicherzustellen und zu fördern. Sie haben Wissenschaft und Forschung bei der Erfüllung der Aufgaben, die sich aus der Vertreibung und der Eingliederung der Vertriebenen und Flüchtlinge ergeben, sowie die Weiterentwicklung der Kulturleistungen der Vertriebenen und Flüchtlinge zu fördern. Die Bundesregierung berichtet jährlich dem Bundestag über das von ihr Veranlaßte.
VOLKSBOTE
Wahrheit ins Auge sehen
Die Kulturarbeit nach dem Bundesvertriebenengesetz war Thema im Bundestag.
einander der Menschen in Osteuropa. Ein Erfolg für die Vertriebenen. Ein Erfolg für Verständnis und Verständigung“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann. Dies die-
ne dem friedvollen Miteinander und förderte das Verständnis füreinander, so Connemann: „Kultur baut und öffnet Brücken für Menschen.“ Trotz der deutlichen Etaterhöhung gäbe es aber noch „Luft
nach oben“, kommentierte Thorsten Frei die Debatte in einer Pressemitteilung. Der für VertriebeGitta Connemann ne, Aussiedler und deutsche Minderheiten zuständige Stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion Thorsten Frei verglich die bundesweite Fördersumme mit dem Jahresetat eines großstädtischen Staatsoder Stadttheaters. Frei forderte deshalb weitere Anstrengungen, um „angesichts von vielen Millionen Deutschen mit Vertriebenenhintergrund und mehr als
DEBATTENBEITRÄGE DER REDNER IM BUNDESTAG � Wilhelm von Gottberg � Marianne Schieder � Thomas Hacker
Museen sind Aktivposten
Erfolgreiche Maßnahme
Versöhnung braucht Zeit
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� Erhard Grundl
� Bernd Fabritius
� Martin Rabanus
� Elisabeth Motschmann
eine Fraktion anerkennt die umfangreiche finanzielle Förderung für die musealen EinWilhelm von richtungen. Die Reali- Gottberg (AfD) sierung des Projekts „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ sowie die Fertigstellung des Sudetendeutschen Museums im vorigen Jahr sind zwei Aktivposten in der vorgelegten Bilanz. Gut so! Daß man nicht den menschlichen Anstand hatte, Frau Steinbach, die Initiatorin des Zentrums gegen Vertreibungen, zur Eröffnungsfeier am Montag einzuladen, mögen andere bewerten.
Absage an Paragraph 96 Revanchismus weiter stärken
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ein Vater wurde am 18. September 1925 in Wölschko, einem kleinen südböhmischen Dorf, Erhard Grundl geboren. Mit (Bündnis 90/Die 17 Jahren wur- Grünen) de er in den Kriegsdienst eingezogen, und mit 19 Jahren kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er und seine Familie wurden nach dem Krieg aus ihrer Heimat vertrieben. Nicht alle überlebten diese Vertreibung. ... Gerade für meine Generation ist es unerläßlich, jeder Form des Revanchismus auch heute noch tagtäglich eine klare Absage zu erteilen.
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ir unterstützen im Sinne eines Europa der Vielfalt und der grenzüberschreitenden Verstän- Bernd Fabritius digung sowie (CDU/CSU) des kulturellen Austauschs mit den Maßnahmen nach § 96 BVFG nicht nur die Festigung der Identität der Deutschen in den Herkunftsgebieten, sondern wir tragen dadurch entscheidend zur Völkerverständigung in einem weiter zusammenwachsenden Europa bei. Die weitere Stärkung des § 96 BVFG bleibt damit auch in der kommenden Wahlperiode Aufgabe und Verpflichtung – aus Überzeugung.
96 des Bundesvertriebenengesetzes ist und bleibt eine Erfolgsgeschichte. Gerne weise ich auch heu- Marianne Schiete wieder dar- der (SPD) auf hin, daß die Fördergrundlage, die diese Erfolgsgeschichte erst möglich macht, die sogenannte Konzeption 2000 ist. Sie stammt von der rot-grünen Bundesregierung und wurde im Jahre 2000 verabschiedet. Zu den geförderten Einrichtungen gehört neben der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung hier in Berlin eine ganze Reihe von Museen, die über ganz Deutschland verteilt sind.
Förderung des Dialogs
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ir fördern auf der Basis von § 96 des Bundesvertriebenengesetzes Museen, Bibliotheken, Martin Rabanus Einrichtungen (SPD) der Forschung und der kulturellen Vermittlung. ... Wir fördern damit den internationalen Dialog und das Verständnis für den europäischen Integrationsgedanken. Wir stärken Kooperationsprozesse. Genau darum geht es. Es geht nicht um Deutschtümeleien oder derlei Dinge mehr, sondern es geht um Kooperationen mit den Partnern des östlichen Europas, es geht um Integration, es geht um Verständigung.
lucht und Vertreibung sind keine Phänomene der Vergangenheit. ... Flucht und Thomas Hacker Vertreibung im 21. Jahr- (FDP) hundert lassen sich nicht mit nationalen Alleingängen begegnen, sondern nur mit gemeinsamer Entschiedenheit eines vereinten Europas. Zugleich müssen wir Geduld beweisen. Versöhnung braucht ihre Zeit, manchmal auch über Generationen. Sie braucht Aufmerksamkeit und Wertschätzung. ... Diese Versöhnungsarbeit der nach dem Zweiten Weltkrieg Vertriebenen kann nicht oft genug hervorgehoben werden.
Millionen auf der Flucht
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lucht und Vertreibung sind nicht nur Teil unserer eigenen Geschichte, sie sind Geschichte Eu- Elisabeth ropas, sie sind Motschmann Geschichte der (CDU/CSU) ganzen Welt. Sie sind auch heute bittere Realität. Im 21. Jahrhundert müssen weltweit Millionen von Menschen vor Krieg, Hunger und Verfolgung fliehen. Die Bilder aus Syrien, Irak und Jemen machen uns betroffen; sie machen uns nicht nur betroffen, sondern oft auch machtlos. Aber wir haben die Macht, ihr Flüchtlingsschicksal zu erleichtern, ihnen zu helfen.
drei Millionen (Spät-)Aussiedlern die historischen deutschen Ostgebiete im Bewußtsein des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes erhalten zu können“. Als Kernforderung nannte Frei: „Das Amt des Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten muß durch eine exponierte Stellung in der Bundesregierung gestärkt und die Bundesförderung nach § 96 BVFG wieder in einem Ressort zusammengeführt werden. Notwendig wäre auch eine spürbare Stärkung der Hilfspolitik für die deutschen Minderheiten in den 27 Staaten Europas und Zentralasiens. Sie sind durch ihre Brückenfunktion von unschätzbarem Wert, wenn es um Dialog, Frieden und deutsche Interessen in unserer Nachbarschaft geht.“ TF
� Simone Barrientos
Relikt aus dem Kalten Krieg
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as Bundesvertriebenengesetz ist ein Relikt des Kalten Krieges. Es ist ein Relikt der alten Bundesre- Simone Barrienpublik. tos (Die Linke) Der Diskurs um Flucht und Vertreibung nach 1945 wurde dominiert ... von revisionistischen Kräften. ... Flucht und Vertreibung waren die Folge des deutschen Vernichtungskriegs. Den mordenden Soldaten folgten Kriegsgewinnler und Profiteure, Industrielle und Fabrikanten, Protektoren und KZAufseher. Unter dem Motto „Blut und Boden“ richteten sie sich ein in den eroberten Gebieten, bis man sie davonjagte.
Sudetendeutscher Tag
Für das Treffen von Freitag, 16. bis Sonntag, 18. Juli in München sind Anmeldungen noch möglich S. 4
KURSE
1 CZK = 0,0391 EUR 1 EUR = 25,580 CZK
Neustart nach Pandemie
Deutsch-tschechisches Treffen in Haindorf S. 2
Egerland-Kulturhaus
Wiedereröffnung mit Ministerin Carolina Trautner S. 5
Landsleute im Vorstand
Wahlen bei der OMV der CDU/CSU S. 10
Verfassungsmedaille
Kreisheimatpflegerin Ingrid Leser geehrt S. 12