Sudetendeutsche Zeitung 23. Juli 2021 Ausgabe 29

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Libor Rouček: „Bruno Kreisky hat mir meine Mutter wieder gebracht“ (Seite 11)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang

HEIMATBOTE

Jahrgang 73 | Folge 29 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 23. Juli 2021

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volkgruppe, Bernd Posselt, Ministerin Carolina Trautner und Ministerpräsident Markus Söder beim Einzug.

VOLKSBOTE

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Die Gartenberger Bunkerblasmusik mit Roland Hammerschmied (vorne) sorgte während der drei Tage bei zahlreichen Veranstaltung für Stimmung.

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Ein würdiger Rahmen für einen besonderen Sudetendeutschen Tag: 500 Gäste lauschen der Rede von Ministerpräsident Söder in der Philharmonie.

71. Sudetendeutscher Tag in München

Markus Söder: „Die Sudetendeutschen sind Vorbilder für Frieden und Freiheit“ Mit einem besonderen Sudetendeutschen Tag haben sich die Sudetendeutschen nach den coronabedingten Einschränkungen eindrucksvoll in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. Politische Höhepunkte waren am Samstag in München die Festreden von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder als Schirmherr der Sudetendeutschen Volksgruppe und des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt (siehe auch Seite 2), sowie die Verleihung des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft an den ehemaligen tschechischen Kulturminister Daniel Herman (siehe unten).

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inisterpräsident Markus Söder, der seit seiner Zeit als junger Abgeordneter Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist, würdigte in seine Rede die besondere Rolle, die die Sudetendeutschen als Versöhner und Brückenbauer ausfüllen. Söder: „Ich glaube nicht, daß sich die Mehrzahl derer, die nicht vertrieben sind, nur annähernd vorstellen können, was es für eine menschliche Geste, für einen inneren Charakter braucht, wenn man sich dann für Versöhnung entscheidet.“ Der Ministerpräsident wörtlich: „Es gibt kaum eine größere Friedenskundgebung in unserem Land, kaum eine größere eu-

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, hielten beim Festakt des Sudetendeutschen Tages in der Philharmonie im Gasteig die Festreden. Fotos: Fricke ropäische Identitätsbewegung, als die Sudetendeutschen. Die Sudetendeutschen sind Vorbilder für Frieden und Freiheit in Europa.“ Insbesondere zu „unseren Partnern und Freunden in Tschechien“ seien die Sudetendeutschen eine Bindeglied, sagte Söder und erneuerte eine Forderung von Franz Josef Strauß aus dem Jahr 1987: „Wenn es jemanden gibt, der den Friedensnobelpreis endlich verdient hat, dann sind es die Vertriebenen.“ Der Ministerpräsident würdigte außerdem die besondere Leistung der Sudetendeutschen beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. „Ohne die Vertriebenen hätte Bayern diesen Aufschwung nie geschafft. Bayern ist ohne die Sudetendeutschen nie mehr vorstellbar“, so der Schirmherr. Mit Bernd

Posselt hätten die Sudetendeutschen eine „großartige politische Persönlichkeit“ an ihrer Spitze, „die die Dimension und Komplexität der europäischen Geschichte verstanden hat“ und deren politische Ansichten an jedem Kabinettstisch in Europa Gehör finden. Um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, forderte Söder von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mehr Gemeinsamkeit. Als ernsthafter Gesprächspartner könne man auf der Welt nur bestehen, wenn man geschlossen auftrete.

71. Sudetendeutscher Tag: Weitere Berichte lesen Sie auf den Seiten 2 bis 9

„Wir brauchen einander“, war auch das Fazit, das zuvor Bernd Posselt in seiner Festrede gezogen hatte. Man brauche einander insbesondere, um Europa weiterzuentwickeln, so Posselt, der von 1994 bis 2014 als Münchner CSU-Abgeordneter Mitglied des Europäischen Parlaments war. Europa müsse Heimat der Heimaten sein, zitierte Posselt den früheren tschechischen Präsidenten Václav Havel und forderte, endlich ein europäisches Volksgruppen- und Minderheitenrecht umzusetzen. „Dafür brauchen sich Deutschland und die Tschechische Republik gegenseitig, um den Volksgruppen und Minderheiten in der noch minderheitenblinden Europäischen Union eine entsprechende rechtliche und kulturelle und finanzielle Absicherung zu

ermöglichen“, sagte BerndPosselt. Das „Wir brauchen einander“ gelte auch für den Kulturbereich. Es gelte deshalb, die kulturelle Vielfalt in der Europäischen Union zu schützen. Posselt forderte, die sudetendeutsche Kultur in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufzunehmen. „Das wäre eine immaterielle Form der Heilung des Vertreibungsverbrechens, für die wir sehr dankbar wären und die wir unbedingt erreichen müssen“, so der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe. Daß das „Wir brauchen einander“ insbesondere bei Katastrophen elementar ist, hatte Posselt zu Beginn seiner Rede ausgeführt und um eine Schweigeminute für die Opfer der Hochwasser-

katastrophe im Westen Deutschlands und anderswo sowie des Wirbelsturms vor wenigen Wochen in Südmähren gebeten. T. Fricke

Verleihung des Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Danke, Daniel Herman Als „christlicher Brückenbauer und Versöhner, wie kaum ein anderer“ hat der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, den ehemaligen tschechischen Kulturminister Daniel Herman gewürdigt, der auf dem Sudetendeutschen Tag mit dem Europäischen Karls-Preis der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet worden ist.

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt überreicht die Urkunde des Karls-Preises an Daniel Herman.

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ichtlich bewegt bedankte sich Herman für die Ehrung: „Diese Auszeichnung schätze ich sehr und verstehe sie als ei-

ne große Unterstützung für meinen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung, für die Versöhnung und Freundschaft zwischen Deutschen und Tschechen, für den Abbau von Vorurteilen und für die Vertiefung der weiteren Zusammenarbeit.“ Man müsse die eigene Geschichte kennen, um die Zukunft gemeinsam gestalten zu können, erklärte Herman: „Das ist die Aufgabe, vor der wir alle gestellt werden. Deshalb brauchen wir für unsere deutsch-tschechischen Nachbarschaft immer wieder neue Impulse, damit sie le-

bendig bleibt und alte Vorurteile nicht erneut aufleben.“ Ministerpräsident Markus Söder hob hervor, daß Herman in seiner berühmten Rede auf dem Sudetendeutschen Tag 2016 die Anwesenden mit „Liebe Landsleute“ begrüßt hatte.

Der ehemalige tschechische Kulturminister Daniel Herman mit der Medaille des Europäischen Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft.


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