Sylvia Stierstorfer: Vertriebenenpolitik ist gelebte Verständigungspolitik (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang
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Jahrgang 73 | Folge 30 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 30. Juli 2021
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Erfolg für die europäische Initiative von führenden Kurorten
Volker Jobst, Bundesvüarstäiha des Bundes der Eghalanda Gmoin e.V.
Eghalanda Gmoin:
Gemischte Gefühle Die Ernennung der drei Egerländer Kurorte Karlsbad, Marienbad und Franzensbad zum Weltkulturerbe ist von den Eghalanda Gmoin mit Freude, aber auch mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden.
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ir Egerländer sind natürlich erfreut über die Auszeichnung dieser drei weltberühmten Kurstädte und die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO“, sagt Volker Jobst, Bundesvüarstäiha des Bundes der Eghalanda Gmoin, zur Sudetendeutschen Zeitung. Die Aufnahme ins Weltkulturerbe sei mehr als nur eine Auszeichnung. „Die Städte gehen damit auch die Verpflichtung ein, diese Kulturschätze nachhaltig zu schützen, um den UNESCOStatus nicht wieder aberkannt zu bekommen. Und dies wiederum kann nur im Interesse der Egerländer sein“, so Jobst. Nicht aus den Augen verloren werden dürfe aber bei aller Freude, „daß diese Bäder mit ihrer einzigartigen Bäderarchitektur von Deutschen errichtet wurden“, erklärt Jobst. Insbesondere für Nichtegerländer würden die drei Weltbäder des Bäderdreiecks neben Eger zu den bekanntesten und beliebtesten Reisezielen im Egerland gehören, erklärt der Bundesvorsitzende. „Die Egerländer der Bekenntnis- und Erlebnisgeneration zieht es bei Reisen in unser Egerland primär in die eigenen Geburtsstädte beziehungsweise in die der Eltern und Großeltern. Dann folgen aber schon schnell die nun ausgezeichneten Weltbäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, wobei jedes dieser Weltbäder einen eigenen und unverwechselbaren Charakter hat“, sagt Jobst und fügt erklärend hinzu, daß bereits Johann Wolfgang von Goethe alle drei Orte besucht hatte.
UNESCO zeichnet drei Kurorte im Egerland als Weltkulturerbe aus Erfolg für die europäische Initiative „Great Spas of Europe“: Am Samstag hat die UNESCO elf Kurorte als Weltkulturerbe ausgezeichnet, darunter mit Karlsbad, Marienbad und Franzensbad drei Heilbäder aus dem Egerland.
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Karlsbad
ie Heilwirkung der Karlsbader Thermalquellen war bereits im 14. Jahrhundert bekannt. 1370 erhob der römische Kaiser und böhmische König Karl IV. den später nach ihm benannten Ort zur Königsstadt. 1711 wurde in Karlsbad das erste Kurhaus errichtet. Zu den prominenten Kurgästen gehörten Zar Peter der Große , Ludwig van Beethoven, Fréderic Chopin, Johannes Brahms, Robert Schumann, Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, der auch in Marienbad und Franzensbad weilte. Karlsbad ist heute der meistbesuchte Kurort in der Tschechischen Republik.
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owohl das böhmische Bäderdreieck als auch die Mathildenhöhe bei Darmstadt (siehe unten) gehören zu den herausragenden Blüten sudetendeutscher Kultur. Wir sind stolz, daß diese Orte als Weltkulturerbe anerkannt sind“, kommentierte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, die Entscheidung der UNESCO. Die Auszeichnung, so Posselt, sei auch eine Verpflichtung, diese besonderen Orte für kommende Generationen zu erhalten. „Die erfolgreiche Bewerbung ist ein hervorragendes Beispiel für die internationale Zusammenarbeit zwischen Ministerien und Institutionen sowie Experten aus sieben europäischen Ländern“, freut sich der tschechische Kulturminister Lubomír Zaorálek (ČSSD). Neben den drei böhmischen Kurorten wurden auch BadenBaden, Bad Ems und Bad Kissingen (siehe unten) in Deutschland, Baden bei Wien, Spa in Belgien, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien und Bath in England als Weltkulturerbe anerkannt. „Es war ein langer Prozeß, der mehr als zehn Jahre gedauert hat“, stellte die Karlsbader Bürgermeisterin Andrea Pfeffer Ferklová (ANO) fest. Ihr Marienbader Kollege Martin Kalina (Piraten) erklärte, man erwarte jetzt mehr Touristen, wolle aber den Fokus darauf richten, daß die Gäste länger blieben. Und der Bürgermeister von Franzensbad, Jan Kuchar (STAN), sagte, dies sei eine große Verpflichtung für die Städte, aber auch eine Chance, insbesondere für die lokalen Unternehmer. Mit der Entscheidung hat sich die Zahl der Orte in der Tschechischen Republik, die zum UNESCO-Kulturerbe gehören, auf 15 erhöht. Torsten Fricke
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Marienbad
uf Initiative des Abtes Reitenberger wurde 1818 Marienbad gegründet. Um die 40 Quellen für unterschiedliche Heilanwendungen zu nutzen, legten Mönche des Prämonstratenser-Ordens den Sumpf trokken und begannen Parkanlagen anzulegen. Benannt ist der Ort nach der Marienquelle, deren Wasser sehr viel Kohlendioxid beinhaltet, was wiederrum die Wundheilung fördert. Aufgrund der reinen Luft und der Gelenkschmerzen lindernden Heilwasser wird Marienbad derzeit zur Behandlung von Long-CovidPatienten genutzt. Fotos: Czech Tourism
Franzensbad
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ereits im Mittelalter wurde Wasser aus den Heilquellen von Franzensbad als „Egerwasser“ oder „Egerer Sauerbrunn“ exportiert. 1793 ließ dann der Habsburger Kaiser Franz II. den später nach ihm benannten Kurort anlegen. Die charakteristischen gelb-weißen Fassaden stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Berühmt ist Franzensbad auch für seine schwefel- und eisenhaltigen Moorbäder. Behandelt werden hier Patienten mit Herz- oder Gefäßerkrankungen, orthopädischen Beschwerden oder gynäkologischen Problemen.
Steffen Hörtler freut sich mit Marienbads OB Martin Kalina über das££ UNESCO-Votum Sudetendeutsche Kunst
„Die Daumen gedrückt“
Weltkulturerbe Mathildenhöhe
ganz besonders freut es mich als Sudetendeutscher, daß unsere Stadt diese Ehrung gemeinsam mit unseren Egerländer Kurbädern Karlsbad, Marienbad und Franzensbad erringen konnte.“ Hörtler, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Landesobmann der SL Bayern ist, hatte OB Kalina am Wochenende am Rande der Ma-
Auch die Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe ist am Wochenende von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen worden.
Doppelt hält besser: Gemeinsam haben Martin Kalina, Oberbürgermeister von Marienbad, und Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor der Begegnungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen, für ihre Städte die Daumen gedrückt – mit Erfolg. Drückten die Daumen: Steffen Hörtler, Stiftungsdirektor des Heiligenhofs in Bad Kissingen, und Martin Kalina, Oberbürgermeister von Marienbad.
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ch freue mich sehr über die Ernennung Bad Kissingens zum UNESCO-Weltkulturerbe. Und
rienbader Gespräche (siehe Seite 6 und 7) in Marienbad getroffen. „Die Entscheidung der UNESCO ist ein Grund mehr, Bad Kissingen und den Heiligenhof zu besuchen“, freut sich Hörtler und verweist darauf, daß erst vor wenigen Wochen die Planung für den weiteren Ausbau der Begegnungsstätte der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.
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aßgeblicher Erschaffer der Kolonie war der in Troppau geborene Architekt Joseph Maria Olbrich, der von Großherzog Ernst Ludwig nach Darmstadt geholt worden war.