Sudetendeutsche Zeitung 3. September 2021 Ausgabe 34 + 35

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75 Jahre Ackermann-Gemeinde: Happening für Europa auf der Moldau (S. 4)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang

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Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Jahrgang 73 | Folge 34 + 35 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 3. September 2021 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de

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� Staatsbesuch des Bundespräsidenten in der Tschechischen Republik:

Falls Energiewende mißlingt: Zeman bietet Steinmeier Atomstrom an

� Mit 64 verstorben

Trauer um Franz Pany

Der ehemalige Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist am 27. August, drei Wochen nach seinem 64. Geburtstag, verstorben. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft gestaltet am Donnerstag, 16. September, ein Requiem (Ort und Zeit standen bei Redaktionsschluß noch nicht fest) für den Verstorbenen. Einen Nachruf lesen Sie auf Seite 6..

Diesen Seitenhieb konnte sich der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman beim Besuch seines deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier nicht verkneifen: Während der Bundespräsident nach dem Treffen die deutsch-tschechischen Beziehungen lobte, nutzte Zeman die anschließende Pressekonferenz, um seine kritische Haltung zur deutschen Energiewende kundzutun.

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ie Beziehungen könnten kaum besser sein, hatte Steinmeier nach seinem Gespräch mit Zeman erklärt und geschwärmt: „Das ist ein Schatz, den wir pflegen müssen, gerade auch für die künftigen Generationen.“ Eine Einschätzung, die Zeman grundsätzlich teilte. „Unsere Beziehungen waren noch nie so gut wie in der Gegenwart“,

Präsident Miloš Zeman und Ivana Zemanová begrüßen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender vor der Prager Burg.

so das tschechische Staatsoberhaupt, das sich besonders für die deutsche Hilfe während der Corona-Pandemie bedankte. Dennoch gäbe es Themen, wo man sich nicht einig sei, stellte Zeman fest. Als der tschechische Präsident dann als ein Beispiel die Energiewende nannte, machte allein schon seine Körpersprache deutlich, was er von dem deutschen Doppelausstieg aus Kohle und Atomkraft hält: Absolut gar nichts. Man werde

von Prag aus beobachten, welche Folgen das Auslaufen von Atomenergie und Kohleverstromung in Deutschland verursache, sagte Zeman und machte dann Steinmeier ein für deutsche Kernkraftgegner unmoralisches Angebot „Wenn es zu einem Mangel an Elektrizität kommt, wird Tschechien als bedeutender Exporteur sehr gerne bereit sein, Strom in die Bundesrepublik zu liefern – zu einem vernünftigen Preis.“ Zumindest finanziell könn-

� UdV und BdV

Tschechische Repbulik über 37 Prozent ihres Stroms aus Atomkraftwerken. Neben Frankreich, das über 70 Prozent des Stroms aus Kernenergie gewinnt, sind vor allem die mitteleuropäischen Staaten Slowakei (53,1 Prozent), Ungarn (48), Bulgarien (40,8) und Slowenien (37,8) auf die Atomenergie angewiesen. Frankreich, Polen, Ungarn, Rumänien, Tschechien, die Slowakei und Slowenien haben deshalb im Frühjahr eine gemeinsame Initiative gestartet, um eine EU-Förderung der Atomkraft durchzusetzen. Atomstrom leiste einen „unabdingbaren“ Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, heißt es in einem Schreiben der Siebener-Gruppe an die Europäische Kommission. Die Unterzeichnerstaaten fordern darin „faire Bedingungen für die Kernenergie in der EU“. TF

� Großes Lob für Kranzniederlegung:

Landsleute in wichtigen Positionen

„Eine starke Geste der Freundschaft“

Beim Bund der Vertriebenen und bei der Union der Vertriebenen und Aussiedler in der CSU wurden Sudetendeutsche in Führungspositionen gewählt.

Als erstes deutsches Staatsoberhaupt hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Besuch in Prag einen Kranz für die Widerstandskämpfer der Operation Anthropoid niedergelegt.

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uf der Landesversammlung der Union der Vertriebenen und Aussiedler der CSU (UdV) ist Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und SL-BunBernd Posselt desvorsitzender, mit 97,5 Prozent der Stimmen als UdVVorsitzender bestätigt worden. (Bericht Seite 2). Auch beim Bund der Vertriebenen übernehmen weiterhin namhafte Sudetendeutsche Verantwortung (Bericht Seite 5). So wurde Stephan Mayer (CSU, MdB), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, am Freitag in Berlin zum Vizepräsidenten Stephan Mayer gewählt. Außerdem gehören mit Steffen Hörtler, stellvertretender SLBundesvorsitzender, Rita Hagl-Kehl Steffen Hörtler (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, sowie Siegbert Ortmann weitere Sudetendeutsche dem BdV-Präsidium an.

te die Rechnung aufgehen. Derzeit zahlen private Haushalte in der Tschechischen Republik 17,48 Cent pro Kilowattstunde. In Deutschland müssen die Bürger dagegen mit 30,88 Cent fast das Doppelte hinlegen. Deutschland ist damit Spitzenreiter in der EU. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind hierzulande die Stromkosten um 27 Prozent gestiegen. Während Deutschland dennoch bis Ende nächsten Jahres die letzten Kernkraftwerke abschalten will, plant die Tschechische Republik, das Atomkraftwerk Dukovany um einen weiteren Reaktorblock zu erweitern. Ähnliche Pläne hatte es in der Vergangenheit auch schon für den Standort Temelin gegeben. Hier wurde der Ausbau 2013 aus Kostengründen endgültig auf Eis gelegt. Derzeit produziert die

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ach dem erfolgreichen Anschlag am 27. Mai 1942 auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich hatten sich die sieben Widerstandskämpfer in der Kyrill-und-Method-Kirche versteckt, bevor sie verraten und von den Nazis entdeckt wurden. Die Kranzniederlegung wurde in Prag mit großer Sympathie wahrgenommen. So lobte Staats-

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verneigt sich vor den tschechoslowakischen Widerstandskämpfern.

präsident Miloš Zeman seinen deutschen Amtskollegen mit den Worten: „Ein wahrhaft historischer Moment! Danke, lieber Freund, für diese wunderbare Geste!“ Und Premierminister Andrej Babiš erklärte, er schätze es sehr, daß das deutsche Staatsoberhaupt sich vor den tschechoslowakischen Fallschirmjägern verbeugt habe: „Das ist eine starke Geste der Freunschaft.“ An der selben Stelle hatten bereits 2010 der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, und der bayerische Unterrichts- und Kultusminister Ludwig Spaenle Kränze niedergelegt.

Premierminister Andrej Babiš begrüßt den Bundespräsidenten in Prag.

� Zwischenstopp auf der Rückreise in Aussig an der Elbe

Bundespräsident besucht „Unsere Deutschen“ Auf seiner Bahnfahrt von Prag zurück nach Berlin hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch in Aussig Station gemacht, um die noch nicht eröffnete Ausstellung „Unsere Deutschen“ zu besichtigen.

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egleitet wurde Steinmeier bei seinem Rundgang vom tschechischen Außenminister Jakub

Direktor Petr Koura führt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender durch die Ausstellung. Links: Außenminister Jakub Kulhánek.

Kulhánek, dem tschechischen Botschafter in Berlin, Tomáš Kafka, und dem deutschen Botschafter in Prag, Andreas Künne. In der Ausstellung, die im Herbst offiziell eröffnet werden soll, wird auch die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs thematisiert. „Ich bin überzeugt, daß das

Präsidentenehepaar länger in unserer Ausstellung geblieben wäre, wenn es nicht ein anderes Programm gehabt hätte“, sagte Petr Koura, Direktor des Collegium Bohemicum. Zeit, einen Kranz am nahegelegenen Mahnmal für die deutschen Opfer des Aussig-Massakers niederzulegen, fand Steinmeier dagegen nicht.


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