Interview mit dem tschechischen Botschafter Tomáš Kafka (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 160. Jahrgang
HEIMATBOTE
Jahrgang 73 | Folge 49 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 10. Dezember 2021
VOLKSBOTE
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Neue Sonderausstellung des Sudetendeutschen Museums
Weihnachtskrippen in Böhmen und Mähren „Alles andere ist zu ersetzen. Weihnachtskrippen in Böhmen und Mähren“ lautet der Titel der zweiten Sonderausstellung des Sudetendeutschen Museums in München, die am Donnerstag eröffnet worden ist.
Karls-Preisträger
Trauer um Petr Uhl
B
Nur wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag ist Petr Uhl, einer der Erstunterzeichner der Charta 77 und Wegbegleiter von Václav Havel, am 1. Dezember in Prag verstorben.
I
n der tschechischen Tageszeitung Lidové noviny hat Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, den Bürgerrechtler in einem persönlichen Nachruf als großen Europäer und Brückenbauer gewürdigt. Seite 5
Regierungsbildung
Ministerschaulaufen bei Zeman Die Regierungsbildung in der Tschechischen Republik geht in die Schlußphase. Doch trotz seines schlechten Gesundheitszustandes und einer Infektion mit dem Coronavirus läßt Staatspräsident Miloš Zeman weiter die Muskeln spielen.
A
lle vom neuen Premierminister Petr Fiala auserkorenen Minister müssen in diesen Tagen bei Zeman zum Einzelgespräch antreten und ihre politischen Ziele und Projekte vorstellen. Fraglich ist, ob es sich hierbei um eine reine Formalie handelt oder der Staatspräsident auch einzelne Kandidaten ablehnen kann. Als möglicher Konfliktkandidat gilt Jan Lipavský von den Piraten, der das Außenministerium übernehmen soll. Während Lipavský einen pro-europäischen Kurs verfolgt, wird Zeman eine deutliche Nähe zu Moskau und Peking nachgesagt. Marian Jurečka, Parteichef der christdemokratischen KDUČSL und designierter Minister für Arbeit und Soziales, kündigte deshalb bereits im Vorfeld an, daß man ein Nein des Staatspräsidenten zu einem Kandidaten nicht akzeptieren werde. Dies würde, so Jurečka im tschechischen Fernsehen, gegen die tschechische Verfassung verstoßen und daher eine entsprechende Klage beim Verfassungsgericht nach sich ziehen. Läuft dagegen alles nach Plan, kann die neue Regierung nach der Vereidigung aller Minister Mitte Dezember die Arbeit aufnehmen.
Foto: Klaus Mohr/Sudetendeutsches Museum
is zum 2. Februar werden rund 50 Exponate aus der Sammlung des Museums gezeigt, die normalerweise im Depot der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Das Zitat im Titel der Ausstellung geht auf ein Vertreibungsschicksal zurück und drückt die hohe Wertschätzung für Weihnachtskrippen in Böhmen und Mähren aus – zumal deren Mitnahme bei Strafe verboten war. Die Ausstellung ist jeweils Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei – was bis Ende des Jahres auch für den Besuch der Dauerausstellung im Sudetendeutschen Museum gilt. Einen Bericht über die Ausstellung lesen Sie in der nächsten Ausgabe.
Ungewöhnlicher öffentlicher Aufruf des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege
Heimatpfleger bitten um Mithilfe: Standen diese Häuser im Egerland?
Fast wie bei „Aktenzeichen XY … ungelöst“: Mit einem öffentlichen Aufruf fahndet der Landesverein für Heimatpflege nach den Standorten mehrerer Bauernhäuser. Die Spuren führen dabei auch ins Egerland.
D
er Bayerische Landesverein für Heimatpflege ist bei einem Digitalisierungsprojekt an seine Grenzen gestoßen und bittet die Menschen in Bayern um Mithilfe“, begründet Dr. Daniela Sandner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landesverein, den ungewöhnlichen Appell des 1902 gegründeten Vereins. Für das Kulturportal www.bavarikon.de werden derzeit rund 3000 Fotografien von Bauernhäusern und anderen markanten Gebäuden aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts digitalisiert. Bei einigen Dutzend dieser historischen Dokumente fehlen jedoch die Angaben zum Standort und weitere Details. Sandner: „Ab Januar sollen diese Digitalisate, die eine für Bayern und teils darüber hinaus typische und zum Teil spektakuläre Architektur zeigen, auf www.bavarikon.de veröffentlicht werden. Sie stehen Heimatforschern und Interessierten dann auf Anfrage selbstverständlich auch für Publikationen, beispielsweise von Ortschroniken, zur Verfügung.“ Die Heimatforscher vermuten, daß einige der fotografierten Bauernhäuser im Egerland gestanden haben könnten. Der Grund: Mit dem Münchner Abkommen von 1938 waren die
Die Heimatpfleger suchen Informationen zu diesen Bauernhäusern, die in den 1930er Jahren fotografiert wurden. Egerländer Landkreise Bergreichenstein, Markt Eisenstein und Prachatitz dem damaligen bayerischen Regierungsbezirk Niederbayern-Oberpfalz zugeschla-
gen worden. Damit gehörten Bergreichenstein, Unterreichenstein, Harmanitz, Markt Eisenstein, Neuern, Neumark, Prachatitz, Wallern, Winterberg, Ku-
schwarda, Sablat sowie weitere rund hundert Dörfer zum Bereich, dessen Bauernhäuser die bayerischen Heimatpfleger damals mit der Kamera festhielten.
Erschwert wird die Identifizierung, weil es kaum architektonische Unterschiede zwischen den Bauernhäusern im Egerland sowie denen in Niederbayern, der Oberpfalz und Oberfranken gibt. „Der Egerländer Bauernhof gehört nach der Typologie zu den Fränkischen Gehöften. In seiner entwickeltsten Stufe ist er als Vierseit- (Vierkant-) Hof ausgebildet, dessen Hauptwirtschaftsart der Getreibeanbau ist“, heißt es dazu im Egerland-Museum in Marktredwitz. Der Hof war dabei selten von Anfang an als Vierkant gegründet worden. Vielmehr war an der vierten Seite oft nur eine Mauer, die im Zuge der Hoferweiterung durch einen Schuppen ersetzt wurde. „Die Hauptblütezeit des Egerländer Vierkanthofes – auch hinsichtlich seines Fachwerkes– war ungegfähr von Ende des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts“, so das EgerlandMuseum. Bestandteile des Egerländer Vierkanthofes waren dabei das Wohnhaus mit einem an der Giebelseite reich gestalteten Fachwerk, der Stall für Pferde und Ochsen („Pfa- und Ochsastool“), die Scheune („Stodl“) mit einem Dreschplatz, ein Heu- und Getreidespeicher, der Schuppen („Schupfm“) für Wagen und Geräte sowie der Hof („Huaf“) mit der Miststätte. Weitere historische Bilder, zu denen Informationen gesucht werden, sind über die Webseite www. heimat-bayern.de/altefotos.html abrufbar.