Sudetendeutsche Zeitung 21. Januar 2022 Ausgabe 3

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SL-Obmann Klaus Hoffmann im Sudetendeutschen Gespräch (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 161. Jahrgang

HEIMATBOTE

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Jahrgang 74 | Folge 3 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 21. Januar 2022 � Generalsekretärin

B 6543

� Kristina Larischová wechselt von der Isar an den Rhein

Naaß zieht positive Bilanz

Servus, Frau Generalkonsulin

„Trotz Pandemie war der Sudetendeutsche Rat aktiv und präsent. Wir haben auch die Möglichkeiten der neuen Medien genutzt“, hat Christa Naaß, Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates, am Samstag auf der Plenarsitzung in München Bilanz der vergangenen vier Jahre gezogen.

Albrecht Schläger sprach von „zwei weinenden Augen“, und Bernd Posselt dichtete den legendären Dorthe-Schlager aus dem Jahr 1968 in „Wärst du doch in München geblieben“ um. Der Sudetendeutsche Rat verabschiedete die tschechische Generalkonsulin Kristina Larischová, die nach viereinhalb Jahren München verläßt und nach Düsseldorf wechselt.

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ie ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete und amtierende Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung erinnerte in ihrem Rechenschaftsbericht an die vielen deutsch-tschechischen Themen, die in den Plenarsitzungen und bei den Marienbader Gesprächen behandelt wurden, wie die europäische Bürgerinitiative Minority Safe Pack, die Frage nach rechtlichen Standards für Volksgruppen und Minderheiten oder – ganz aktuell – die Auswirkungen der Corona-Grenzschließungen auf das Nachbarschaftsverhältnis im Allgemeinen und auf Pendler im Speziellen. Gerade bei den Marienbader Gesprächen lege sie, so Christa Naaß, „ein besonderes Augenmerk bei der Programmgestaltung auch auf die Beteiligung von jungen Menschen“. In diesem Jahr soll das deutsch-tschechische Treffen in dem weltberühmten Kurort vom 23. bis zum 25. September stattfinden und sich mit der Frage beschäftigen, wie in Zeiten von Populismus und Fake News in den Generalsekretä- digitalen Merin Christa Naaß dien eine Zivilgesellschaft trotzdem gestärkt werden kann, zum Beispiel über die politische Bildung. Mit dazu beitragen kann in jedem Fall die Ausstellung „So geht Verständigung – dorozumění“, die der Sudetendeutsche Rat erstmals 2018 vorgestellt hat. Nachdem pandemiebedingt im vergangenen Jahr alle Ausstellungstermine abgesagt werden mußten, soll in diesem Jahr ein neuer Anlauf gestartet werden. Konkret geplant ist, daß die Ausstellung anläßlich des Treffens der Böhmerwäldler am 31. Juli in Passau zu sehen sein wird. Weitere Einsatzorte, so Christa Naaß, könnten die Bayerische Repräsentanz in Prag, das Museum in Aussig oder der Sudetendeutsche Tag in Hof sein. Ebenfalls der Pandemie zum Opfer gefallen sind der 70. Jahrestag des Wiesbadener Abkommens und das 65. Jubiläum des Sudetendeutschen Rates. Dessen Vorgängerorganisation, die Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung sudetendeutscher Interessen, wurde bereits am 14. Juli 1947 gegründet. Naaß: „Wir können also im Juli 2022 auf 75 Jahre Vorgängerorganisation des Sudetendeutschen Rates zurückblicken.“ TF

VOLKSBOTE

I Abschied aus München: Bernd Posselt, Christa Naaß und Albrecht Schläger bedankten sich im Namen des Sudetendeutschen Rates bei Generalkonsulin Kristina Larischová (zweite von rechts). Foto: Torsten Fricke

ch werde viele und vieles vermissen“, bedankte sich die empathische und hochgeschätzte Diplomatin bei den Mitgliedern des Sudetendeutschen Rates. In ihrem Vortrag sprach Larischová über die aktuelle politische Lage in der Tschechischen Republik. Die neue Regierung unter Premierminister Petr Fiala wolle, so

die Generalkonsulin, die EURatspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte nutzen, um wichtige Themen voranzubringen, wie die Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie, die Migration und der bessere Schutz der EU-Außengrenzen und der Green Deal mit dem Maßnahmenpaket „Fit for 55“. Im Gegensatz zur alten und neuen Bundesregierung will die tschechische Regierung jedoch dabei noch stärker auf die CO2-neutrale Atomenergie setzen, um die Klimaziele zu erreichen. Ein Doppelausstieg aus Kohle und Kernenergie, wie er in Deutschland beschlossen ist, ist in Prag weiterhin kein Thema. TF

� Konstituierende Sitzung am Samstag im Sudetendeutschen Haus in München

Sudetendeutscher Rat setzt sich für Václav-Havel-Straßen ein

Auf seiner konstituierenden Sitzung nach der Bundestagswahl hat sich der Sudetendeutsche Rat am Samstag im Sudetendeutschen Haus in München einstimmig dafür ausgesprochen, an Städte und Gemeinden in Deutschland zu appellieren, Straßen und Plätze nach Václav Havel zu benennen.

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inen entsprechenden Aufruf hatte bereits im Herbst vergangenen Jahres der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, initiiert. Anlaß war der 85. Geburtstag am 5. Oktober 2021 sowie der zehnte Todestag am 18. Dezember 2021 des ehemaligen Präsidenten der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik. Havel habe als Bürgerrechtler zum Sturz der kommunistischen Diktaturen beigetragen, die deutsch-tschechische und sudetendeutsch-tschechische Aussöhnung vorangetrieben sowie kräftige Impulse für die europäische Einigung gesetzt, hatte Posselt erklärt und betont, Havel sei zehn Jahre nach seinem Tod noch so etwas wie der „ungekrönte König einer europäischen Bürgergesellschaft, die grenzüberschreitend friedlich und kreativ zusammenlebt“. Der Sudetendeutsche Rat wird seinen Appell über den Städtetag und andere kommunale Spitzenverbände an alle Städte und Gemeinden in Deutschland richten. Nur Tage nach dem Tod von Václav Havel hatte Danzig als erste Stadt weltweit eine Straße nach dem großen Europäer benannt. In Deutschland gibt es in Bonn bereits einen Václav-Havel-Platz. Und in der tschechischen Hauptstadt Prag ist der in-

Die alte und neue Führungsmannschaft des Sudetendeutschen Rates: Generalsekretärin MdL a.D. Christa Naaß mit den Präsidiumsmitgliedern (von links) MdB Stephan Meyer, MdEP a.D. und Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Steffen Hörtler, stellvertretender SL-Bundesvorsitzender und SL-Obmann Bayern, sowie MdL a.D. Albrecht Schläger. Foto: Torsten Fricke ternationale Flughafen nach dem Bürgerrechtler benannt. Auf seiner ersten Sitzung nach der Bundestagswahl hat der Sudetendeutsche Rat auch seine Führungsspitze neu gewählt. MdB Stephan Mayer, MdEP a.D. und Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Steffen Hörtler, stellvertretender SL-Bundesvorsitzender und SL-Obmann Bayern, sowie MdL a.D. Albrecht Schläger wurden als gleichberechtigte Präsidiumsmitglieder bestätigt, ebenso MdL a.D. Christa Naaß als Generalsekretärin. Keinen Widerspruch gab es auch bei einer coronabedingten Satzungsänderung, wonach künftig auch Online-Sitzungen möglich sind. Torsten Fricke

� Überparteiliche Vereinigung zur Förderung der Deutsch-Tschechischen Verständigung

Das ist der Sudetendeutsche Rat Der Sudetendeutsche Rat ist eine Körperschaft der sudetendeutschen Volksgruppe und hat die Aufgabe, die Völkerverständigung zu fördern, insbesondere die Versöhnung und Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen.

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eweils zehn Mitglieder werden von der Sudetendeutschen Landsmannschaft, den im Bundestag vertretenen Parteien und den Organen des Sudetendeutschen Rates entsandt. 1. Kurie der Sudetendeutschen Landsmannschaft: Anton

Dutz, Dr. Ortfried Kotzian, Steffen Hörtler, Heike Maas, Klaus Hoffmann, MdL a.D. Christa Naaß, Alexander Klein, MdEP a.D. und Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Hans Knapek und Dr. Günter Reichert. 2. Kurie von den im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien benannt: SPD: MdB Rita Hagl-Kehl, MdB Simona Koß, MdB Sebastian Roloff und MdB Jörg Nürnberger (kommissarisch). CDU/CSU: MdB Knut Abraham, MdB Stephan Mayer und MdB Florian Oßner.

Bündnis 90/Die Grünen: MdB Leon Eckert und MdB Erhard Grundl. FDP: MdB Ulrich Lechte. 3. Kurie der zehn Mitglieder in den Organen des Sudetendeutschen Rates e.V.: CDU/CSU: MdB a.D. Iris Ripsam und MdB Mechthilde Wittmann. SL: Mario Hierhager, MarieL. Kotzian, Franz Longin, Dr. Raimund Paleczek und Reinfried Vogler. SPD: Dr. Helmut Eikam, MdL Volkmar Halbleib und MdL a.D. Albrecht Schläger.


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