Autorin Jenny Schon über die schwierige Integration nach der Vertreibung (Seite 3)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung 161. Jahrgang
HEIMATBOTE
Jahrgang 74 | Folge 18 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 6. Mai 2022
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� Sudetendeutsches Museum
Eine Prise Sand erzählt Geschichte(n) Erstmals beteiligt sich das Sudetendeutsche Museum in München am Internationalen Tag des Museums und zeigt am Sonntag, 15. Mai, eine Sand-ArtPerformance.
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Zum Internationalen Tag des Museums zeigt die italienische Künstlerin Nadia Ischia im Sudetendeutschen Museum eine Sand-Art-Performance.
� Karl Schwarzenberg
„Dankbar, daß es gelungen ist“ In der Podiumsdiskussion (siehe rechts) hat sich Karl Schwarzenberg auch zu den deutschtschechischen Beziehungen geäußert. Diese seien mittlerweile „hervorragend“.
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r habe als Kind noch die Zeit des Hasses erlebt, heute sei diese dunkle Phase vorbei, so Schwarzenberg: „Der Haß ist nurmehr in der alten Generation zu finden, die die Okkupation noch mitgemacht und eventuell Verwandte verloren hat. Aber die Jugend betrachtet die Deutschen als selbstverständliche Nachbarn und Freunde.“ Auf beiden Seiten sei sowohl in der Politik als auch innerhalb der Gesellschaft viel geleistet worden, so Schwarzenberg: „Wenn ich bedenke, wie viele Sudetendeutsche zum Beispiel die Kirchen in ihrem ursprünglichen Heimatdorf restauriert haben. Aber es gab auch Tschechen, wie der jetzt verstorbene Petr Uhl, der sein Leben der Versöhnung gewidmet hat. Es ist sehr, sehr viel passiert. Und seien wir dankbar, daß dies gelungen ist.“ UM/TF
ie italienische Künstlerin Nadia Ischia präsentiert mit den vergänglichen Bildern aus Sand die Geschichte von Sepp und Jiří. Begleitet wird die Performance von Schauspieler Joe Henselewski, der von den beiden Jungen, einem Deutschen und einem Tschechen, erzählt, die in einer vergangenen Zeit leben. Die Freunde gehen durch dick und dünn und verstehen sich fabelhaft, obwohl sie zu Hause unterschiedliche Sprachen sprechen – bis die Idylle zerbricht.
Neben der Live-Performance zeigt die Künstlerin in einem Workshop, wie die Kunstform Sand-Art entsteht. Die 45minütigen Vorstellungen finden am Sonntag, 15. Mai, drei Mal statt, und zwar um 11.00 Uhr, um 14.00 Uhr und um 17.00 Uhr. Der SandArt-Workshop für Kinder und Familien dauert von 15.00 bis 16.30 Uhr. Der Eintritt zur Aufführung und zum Workshop ist frei. Aus Anlaß des MuseumsTages beträgt der Eintritt zur Dauerausstellung für Erwachsene 1 Euro. Kinder bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Das Sudetendeutsche Museum in der Hochstraße ist an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
� Der ehemalige tschechische Außenminister hält Putins Angriffskrieg für einen „einsamen Führerentschluß“
Karl Schwarzenberg: „Wir müssen zu 100 Prozent hinter der Ukraine stehen“ „Den kühlen Überlegungen nach kann Putin diesen Krieg nicht richtig gewinnen. Und es ist mir völlig unverständlich, warum er sich dazu entschlossen hat“, hat Karl Schwarzenberg, der legendäre Außenminister und Wegbegleiter von Václav Havel, die Strategie des russischen Präsidenten zerlegt.
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eim Tschechisch-Deutschen Salon in der Tschechischen Botschaft in Berlin hatte sich Schwarzenberg den Fragen von Tomáš Sacher, dem ehemaligen Direktor des Tschechischen Zentrums in Berlin, gestellt und Tacheles geredet. Schwarzenberg gehört zu den wenigen hochrangigen Politikern in Europa, die Putin noch nie vertraut haben. Der russische Präsident hatten Schwarzenberg deshalb bereits 2015 auf eine schwarze Liste gesetzt und ein Einreiseverbot für Rußland ausgesprochen – mit weiteren 88 Putin-Kritikern. Zu den wenigen Deutschen, die auf Putins Liste stehen, gehört auch Bernd
Posselt als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und ehemaliger Europaabgeordneter der CSU mit besten Verbindungen zu Demokraten in Mittel- und Osteuropa. Er habe, so Schwarzenberg auf der Podiumsveranstaltung in Berlin, Putin eigentlich für „einen hochintelligenten Mann“ gehalten. „Ich habe gedacht, daß Putin rational überlegt und vielleicht ein Erpressungsszenario aufbauten, aber daß er einen Krieg vom Zaune bricht, das habe ich nicht geglaubt“, gibt Schwarzenberg unumwunden zu und mutmaßt, daß auch Putins direktes Umfeld vom Angriffsbefehl überrascht wurde: „Das war ein einsamer Führerentschluß.“ Der Westen habe auf den russischen Angriffskrieg „relativ gut und entschlossen reagiert“, lobte Schwarzenberg. Insbesondere die gemeinsame Solidaritätsreise der Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien sei gut und richtig gewesen. Auch für Deutschlands Zögern, mit schweren Waffen die
So wie Putin die angebliche Unterdrückung der Russen in der Ukraine darstelle, habe Hitler seinerzeit von der Bedrohung und Unterdrückung der Deutschen in der Tschechoslowakei gesprochen. Schwarzenberg: „Es waren keiTomáš Sacher im Gespräch mit Karl Schwarzenberg. ne idealen Zustände, aber es Ukraine zu unterstützen, zeigt gab gleichwohl keine UnterdrücSchwarzenberg Verständnis. Die kung. Geschichte wiederholt „Zeitenwende“ des Bundeskanz- sich nicht, aber sie kommt in ähnlers Olaf Scholz sei ein gravieren- lichen Situationen wieder.“ der Einschnitt in der deutschen Schwarzenberg warnte desPolitik. „Vor allem die Sozialde- halb den Westen davor, sich wie mokratie war seit Willy Brandt damals vor der Verantwortung vom Mythos geprägt, Deutsch- wegzuducken und einen Apland sei die große Friedens- peasement-Kurs einzuschlagen: macht, die Rußland mit dem Rest „Ich glaube, wir müssen zu hunder Welt versöhnt“, analysier- dert Prozent hinter der Ukraite Schwarzenberg und zog Ver- ne stehen.“ Man dürfte als Eugleiche mit der Entwicklung im ropa oder USA auch nicht aus eiVorfeld des Zweiten Weltkriegs. genem Interesse „die Ukraine zu
Kompromissen drängen, nur weil wir den Frieden wollen“. Dies bedeute, daß der Westen bereits jetzt deutlich machen müsse, daß man Gebiete, die die Russen erobert oder in ihrer Lesart „befreit“ haben, nie anerkennen werde. „Vergessen wir nicht, daß die Vereinigten Staaten nie, auch nicht in Zeiten des Bündnisses mit der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, die Okkupation der baltischen Staaten durch die Sowjetunion anerkannt haben“, erklärte Schwarzenberg und forderte: „Wir müssen an dem Rechtsstandpunkt festhalten, daß wir durch Gewalt erzwungene Sektionen von Gebieten nie akzeptieren werden. Daß dieser Standpunkt in der augenblicklichen Lage keinen Erfolg hat, ist klar, aber auf Dauer ist es sinnvoll. Aber vor allem müssen wir jetzt die Ukraine mit Waffen unterstützen. Und wenn der Krieg zu Ende ist, müssen wir den wirtschaftlichen Aufbau unterstützen und einen Marshall-Plan für die Ukraine umsetzen.“ Ulrich Miksch/Torsten Fricke
� SL-Landesobmann Steffen Hörtler in sudetendeutscher Mission unterwegs
Grüß Gott in Prag und München Endlich wieder persönliche Treffen statt Videokonferenzen: Steffen Hörtler, Landesobmann der SL in Bayern, hat die entspannte Coronalage genutzt, um in Prag und München den neuen Gesprächspartnern Grüß Gott zu sagen. Der deutsche Botschafter in Prag, Andreas Künne (dritter von links), mit Thomas Konhäuser und Reinfried Vogler von der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen sowie Steffen Hörtler, Landesobmann der SL in Bayern.
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n Prag wurde Hörtler gemeinsam mit Reinfried Vogler, Vorsitzender der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen und
Präsident a.D. der Sudetendeutschen Bundesversammlung, und Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, von Deutschlands Botschafter in Prag, Andreas Künne, empfangen. Hörtler: „Ich freue mich sehr, daß unser Botschafter zugesagt hat, zum Sudetendeutschen Tag nach Hof zu kommen und dort auch zu sprechen. Wir hatten einen sehr guten Austausch und werden auch in Zukunft
eng zusammenarbeiten, um die deutsch-tschechische Versöhnung weiter voranzubringen.“ Herzlich war auch Hörtlers Antrittsbesuch bei Dr. Ivana Červenková, die seit 1. April tschechische Generalkonsulin in München ist. Die Diplomatin und Völkerrechtsexpertin war bereits in Bonn, Bern und Wien im Einsatz und spricht neben Englisch und Französisch auch perfekt Deutsch.
Münchens neue Generalkonsulin Dr. Ivana Červenková mit SL-Landesobmann Steffen Hörtler.