Sudetendeutsche Zeitung 13. Mai 2022 Ausgabe 19

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„70 Jahre Heiligenhof“ – neue Serie in der Sudetendeutschen Zeitung (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung 161. Jahrgang

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Jahrgang 74 | Folge 19 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 13. Mai 2022

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� Delegiertentagung des Bundestrachtentages

Egerländer Tracht ist „Tracht des Jahres“ Hohe Wertschätzung: Die Egerländer Tracht ist auf der Delegiertentagung des Bundestrachtentages in Wendlingen am Neckar mit dem Titel „Tracht des Jahres 2022“ ausgezeichnet worden.

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ie Ehre des Prädikats „Tracht des Jahres 2022“ geht einher mit der Teilnahme beim Bundestrachtenfest im Juni in Bruck in der Oberpfalz und am Gredinger Trachtenmarkt im September 2022. In Greding wird der Bund der Eghalanda Gmoin e.V. erneut an zwei Tagen die Trachtenvorstel-

� 14,2 Prozent

lung halten und mit Tänzen auf der Hauptbühne glänzen. Außerdem werden in einem Marktstand Egerländer Trachtenteile, Trachtenstoffe und diverses Trachtenzubehör angeboten und vorgestellt. Zu sehen sind die Egerländer Trachten auch auf dem Sudetendeutschen Tag, der über Pfingsten von Freitag, 3. bis Montag, 6. Juni in Hof und der Euregio Egrensis stattfindet. Einen ausführlichen Bericht über die Auszeichnung „Tracht des Jahres“ lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Sudetendeutschen Zeitung.

� Tschechischer Regierungschef traf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz

Inflation erneut auf Rekordhöhe Die Wirtschaftszahlen sind dramatisch: Bereits im März war die Inflationsrate in der Tschechischen Republik auf den Rekordwert von 12,7 Prozent geklettert. Im April wurde diese Negativmarke mit 14,2 Prozent noch einmal überschritten. Dies ist der höchste Wert seit Dezember 1993, hat das tschechische Statistikamt bekanntgegeben.

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nflationstreiber sind die steigenden Preise für Wohnraum, Treibstoffe und Lebensmittel. Leidtragende sind damit vor allem Bürger mit geringem Einkommen, wie Rentner, Alleinerziehende und Geringverdiener. Als Reaktion gab der Minister für Arbeit und Soziales, Marian Jurečka (KDU-ČSL), bekannt, daß die Rente um circa 700 Kronen (28 Euro) angehoben wird. Zum Vergleich: 2015 betrug die Inflationsrate nur 0,3 Prozent und im vergangenen Jahr 2,7 Prozent. Vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatten Wirtschaftsexperten für das Jahr 2022 eine Inflationsrate von rund 2 Prozent prognostiziert. Dennoch hatte in seiner Neujahrsansprache, also noch vor dem Krieg, Premierminister Petr Fiala mit Blick auf die Coronapandemie gewarnt: „2022 wird das schwerste Jahr in der Geschichte der Tschechischen Republik.“

Premierminister Fiala in Berlin: „Wir sind in schwierigen Zeiten“ Im dritten Anlauf hat es geklappt. Der tschechische Premierminister Petr Fiala ist bei seinem Antrittsbesuch in Berlin von Bundespräsident FrankWalter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz empfangen worden.

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er ursprüngliche Reisetermin im Februar war wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abgesagt worden. Beim zweiten Anlauf war dann Fiala an Corona erkrankt. „Wir haben sehr offen unter anderem über die sehr guten tschechisch-deutschen Beziehungen, die Energiesicherheit, den Krieg in der Ukraine und die bevorstehende tschechische EU-Ratspräsidentschaft gesprochen“, sagte Fiala nach dem Treffen mit seinem Amtskollegen Scholz und fügte hinzu: „Wir sind in schwierigen Zeiten. Und ich bin sehr froh, daß wir uns treffen konnten.“ Beherrschendes Thema war der russische Völkermord an der Ukraine. „Es ist unsere Pflicht, nicht zu schweigen. Wir müssen uns auf die Seite derjenigen stellen, die angegriffen wurden. Es ist unsere moralische Pflicht, denjenigen zu helfen, die sich wochenlang tapfer der Aggression widersetzt haben. In diesen Tagen wird auch in der Ukraine

Tschechiens Premierminister Petr Fiala und Bundeskanzler Olaf Scholz beim militärischen Empfang vor dem Bundeskanzleramt. Foto: BPA

Auf Schloß Bellevue empfing Bundespräsient Frank-Walter Steinmeier den tschechischen Premierminister Petr Fiala. Foto: Guida Bergmann/BPA

um unsere Freiheit gekämpft“, so Fiala auf Twitter. Als Unterstützung für die Ukraine vereinbarten Scholz und Fiala einen Ringtausch bei schweren Waffen. „Tschechien kann Waffen zur Verfügung stellen, die ihren Ursprung in russischer Produktion haben und unmittelbar nützlich sind für die Ukraine. Wir können helfen, daß die tschechische Armee die notwendige Kraft behält, die dazu gehört“, erklärte der Bundeskanzler, warum Deutschland Waffen an Tschechien liefert. Ein weiteres Thema war die Energieversorgung im Zuge der Sanktionen gegen Rußland. Fiala setzte sich für einen Aus-

schon vor dem Krieg Waffen an die Ukraine geschickt. Wir waren das erste Land. Und nach der russischen Aggression waren wir eines der ersten Länder, die auch schwere Waffen geschickt haben: Raketen, auch Panzer, alles, was wir können. Manches hatten wir auf Lager, anderes haben wir extra gekauft.“ Man tue dies, weil man in Prag „etwas Entscheidendes verstanden“ habe, so Fiala: „Die Ukraine kämpft nicht nur für die Freiheit und das Überleben ihrer eigenen Bevölkerung, sondern sie kämpft genauso für Leben und Freiheit der Tschechen. Wenn Putin nicht in der Ukraine gestoppt wird, steht seine Armee irgendwann an un-

bau der Pipeline von Deutschland zum Mittelmeer ein, damit auch Tschechien die Öllieferungen aus dem italienischen Hafen Triest aufstocken kann. Zudem will sich Prag am Bau von LTGTerminals an deutschen Nordseehäfen beteiligen, um auch über diesen Weg mit Energie beliefert werden zu können. „Es ist von herausragender Bedeutung, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen so schnell wie möglich zu reduzieren“, so Scholz. Im Interview mit der Zeitung Die Welt appellierte Fiala eindringlich an den Westen, der russischen Aggression entschlossen entgegenzutreten: „Wir haben

seren Grenzen. Vielleicht zuerst im Baltikum, aber bald auch in Tschechien. Und dann irgendwann an der deutschen Grenze.“ Putin führe Krieg bereits seit Jahren Krieg gegen Europa, nicht nur mit Truppen, sondern auch durch Cyber-Attacken und Desinformation. Putin habe sein Kriegsziel offen ausgesprochen, so Fiala: „Putin will ein anderes Europa.“ Und auf Twitter schrieb der tschechische Premierminister: „Deshalb muß der Westen Rußland stoppen. Wir müssen zeigen, daß wir nicht nur über militärische und wirtschaftliche Stärke verfügen, sondern auch entschlossen sind, Gewalt anzuwenden.“ Torsten Fricke

� Prag will General Iwan Konew die Ehrenbürgerwürde aberkennen

Nadelstiche gegen Putin Für die Tschechen galt General Iwan Konew jahrzehntelang als Held, nachdem unter seinem Befehl die sowjetischen Truppen am 9. Mai 1945 Prag von den Nazis befreit hatten. Nahe der russischen Botschaft wurde diese Brücke nach dem ukrainischen Kriegshelden Vitaly Skakun benannt. Foto: Mediaservice Novotny

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ekannt wurde nach seinem Tod im Jahr 1973, daß Ko-

new am ersten Tag des Friedens trotz des Waffenstillstands auf dem Rückweg befindliche Wehrmachtseinheiten beschießen ließ und die Bombardierung mehrerer tschechischer Städte befehligte. Mehr als zehntausend Tschechen wurden mit Duldung von

Konew in Straf- und Arbeitslager geschickt. Mit dem russischen Angriffskrieg gerieten auch Konews Taten wieder ins Blickfeld. Am Montag entschied der Magistrat, dem Kriegsverbrecher die Ehrenbürgerwürde der Stadt Prag abzuerkennen.

General Iwan Konew. Foto: Wikipedia


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