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Andrej Babiš berichtet von Morddrohungen

Am Dienstag wollte Präsidentschaftskandidat Andrej Babiš in Königgrätz bei einer Wahlkampfveranstaltung auftreten. Doch der Ano-Chef sagte kurzfristig alle Termine ab und erklärte auf einer Pressekonferenz, der Grund sei eine gegen ihn gerichtete Morddrohung.

Bereits am Samstag hatte Babiš für Schlagzeilen gesorgt, als er – ebenfalls in einer Pressekonferenz – erklärte, seine Ehefrau Monika Babišová habe einen Drohbrief mit einer Patrone erhalten.

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Die Sprecherin der Polizei im Kreis Mittelböhmen, Barbora Schneeweissová, bestätigte die Anzeige und sagte der Presseagentur ČTK, die Ermittler würden sich derzeit mit der Postsendung befassen. Schneeweissová zufolge habe Babiš die Sendung am Donnerstag erhalten und am Samstag darüber informiert. Der Gegenstand, der wie eine Patrone aussehe, werde derzeit von einem Experten untersucht, so die Sprecherin.

Am heutigen Freitag und am morgigen Samstag findet in Tschechien die Stichwahl zwi- schen Andrej Babiš und General Petr Pavel um das Amt des Staatspräsidenten statt.

Auch Pavel hatte kurzfristig Wahlkampftermine im Endspurt absagen müssen, allerdings wegen einer schweren Erkältung.

In den letzten Meinungsumfragen hatte Pavel deutlich in Führung gelegen. So prognostizierte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos 58,8 Prozent für Pavel und 41,2 Prozent für Babiš.

Höhepunkt des Wahlkampfendspurts war eine Fernsehdebatte am Sonntagabend. Dabei kam es zwischen den beiden

Kontrahenten zu einem heftigen Streit. Auslöser war die Frage, ob Tschechien sich als NatoMitglied an seine Beistandsverpflichtung nach Artikel 5 halten werde, wenn zum Beispiel Polen von Rußland angegriffen würde.

Babiš sagte dazu, er würde keine tschechischen Soldaten entsenden, und erklärte wörtlich: „Nein, sicher nicht. Ich will Frieden und nicht Krieg. Ich würde keinesfalls unsere Kinder, also die Kinder unserer Frauen, in den Krieg schicken.“

Petr Pavel erläuterte daraufhin das Prinzip der Nato und die dar- aus folgenden Pflichten der Mitgliedsstaaten: „Wenn ein Mitglied angegriffen wird, kommen ihm die anderen zu Hilfe. Das ist in Artikel 5 enthalten. Wenn wir schon Mitglied einer solchen Organisation sind, folgen daraus im Rahmen der kollektiven Sicherheit für uns nicht nur Vorteile, sondern auch Verpflichtungen.“

Die Aussage von Andrej Babiš, dem Nachbarn Polen bei einem russischen Angriff nicht beizustehen, hatten bereits unmittelbar nach der Debatte in den polnischen Medien für Empörung gesorgt. Torsten Fricke

Aus Unserem Prager B Ro

Die Tschechische Republik hat einen neuen ersten stellvertretenden Umweltminister, Petr Hladík, der schon jetzt die Arbeit des fehlenden Ministers vollumfänglich ausübt. Wahrscheinlich wird er selbst die höchste Stelle in diesem Amt übernehmen, nachdem der neue Staatspräsident im März vereidigt ist.

Hladík (38) ist ein alter Freund des Prager Sudetendeutschen Büros und somit unserer gemeinsamen Anliegen. Der Christdemokrat war bis 2015 Vorsitzender der KDU-ČSLJugendorganisation „Mladí lidovci“ (Junge Volkspartei), heute ist er stellvertretender Vorsitzender dieser Partei republikweit. Hladík ist außerdem passionierter Sportler, Initiator zahlreicher umweltpolitischer Maßnahmen in seiner Stadt und aktiver Christ. Er ist bei fast allen Versöhnungsmärschen in Brünn – die die umgekehrte Route der Vertriebenen gehen und von der Initiative „Meeting Brno“ veranstaltet werden – mit dabei. Oft tritt er dort auch als Redner auf. Für SL-Büroleiter Peter Barton organisierte er das Tre en mit dem südmährischen Hauptmann Jan Grolich (KDU-ČSL) kurz nach dessen Wahl. Barton fotogra erte Hladík zusammen mit David Macek (Meeting Brno) und Jan Grolich (rechts) am 23. Juli vorigen Jahres auf einem Brünner

Platz, wo sich nachmittags die Teilnehmer dieser Versöhnungsveranstaltung traditionell tre en. Der SL-Büroleiter freut sich, daß die Sudetendeutschen in Hladík eine Per- sönlichkeit gefunden haben, die sich stets mit Überzeugung für die Verständigung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen einsetzt.

Mehr Vertrauen in die Politik

Das Vertrauen der Tschechen in die Politiker des Landes ist gestiegen. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM hervor. Demnach hätten Ende letzten Jahres mehr Menschen Vertrauen gehabt, als noch im Vorjahresvergleich. Nach wie vor geben jedoch weniger als 40 Prozent der Befragten an, der Regierung, dem Abgeordnetenhaus sowie dem Staatspräsidenten zu vertrauen. Am größten ist mit 70 Prozent das Vertrauen in die Bürgermeister sowie Stadt- und Gemeinderäte. Dem aktuellen Staatspräsidenten Miloš Zeman sprachen in der Umfrage 38 Prozent ihr Vertrauen aus, der Regierung 34 Prozent und den Abgeordneten 33 Prozent.

Vier tschechische Filme bei Berlinale B

gen gewesen. Vrabel hat im November vergangenen Jahres in den sozialen Medien ein Video veröffentlicht, in dem er sagte, Tschechien plane, mit Kampfjets Rußland anzugreifen und Atombomben abzuwerfen. Vrabel war einer der Organisatoren der Proteste gegen die Regierung, denen sich im vergangenen Herbst teils mehrere Zehntausend Menschen angeschlossen hatten. Am Samstag veranstaltete er erneut eine Demonstration des Bündnisses ČR na 1. místě (Die Tschechische Republik zuerst).

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