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Eine Idee beim Bier wird zum großen Nepomuk-Projekt

Kurz vor Weihnachten beschloß der als Fernseh-Wettermoderator bekannte Jörg Kachelmann seine wiederholte, diesmal vierjährige Tätigkeit als Moderator der Leipziger Talksendung „Riverboat“ mit einem Kehraus mit vielen Weggefährten der vergangenen Jahre im Mitteldeutschen Rundfunk. Unter seinen Gästen war auch Klaus Franke aus Breitenbrunn, das ganz nah an der sächsisch-tschechischen Grenze liegt, mit dem Kachelmann als privater WetterdienstUnternehmer vor Jahren eine meteorologische Wetterstation eröffnete und auch sonst gut befreundet blieb.

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Franke, der Vorsitzender des 1990 wiedergegründeten Erzgebirgsvereins von Breitenbrunn ist, ließ im Gespräch viele Aktivitäten in seiner Heimat Revue passieren. Dann kam er auf die deutsch-tschechische, sächsischböhmische Nachbarschaft, die gerade im Erzgebirge seit dem EU-Beitritt Tschechiens wieder stark belebt wird, zu sprechen. Breitenbrunn hat als einen Ortsteil auch Halbemeile mit vier Häusern. Dieser Ort hatte auch einen böhmischen Teil, der jedoch mit der Vertreibung und der Zerstörung aller Häuser und auch der Nepomuk-Kapelle von 1830 im Jahre 1953 und der Errichtung von Grenzanlagen völlig zerstört wurde. Daß diese Nepomuk-Kapelle vor knapp zehn Jahren wieder errichtet wurde, verdankt sich der Hartnäckigkeit von Klaus Franke, der 2014 selbst in der Sudetendeutschen Zeitung darüber schrieb und der auf seine erzgebirgische Art die Entstehung dieses deutsch-tschechischen Versöhnungswerkes den Fernsehzuschauern einen Tag vor dem Heiligen Abend 2022 näherbrachte.

Jörg Kachelmann fragte Klaus Franke: „Warum wolltest Du unbedingt die Kapelle bauen?“

Franke begann zu erzählen: „Der Erzgebirgsverein Breitenbrunn macht jedes Jahr seine Himmelfahrtswanderung traditionell ins Böhmische. Zwischen Breitenbrunn und Abertham ist Halbemeile dann Zwischenstation. Da steht eine alte Bank, ein Grashügel mit einer Fichte darauf, dort haben wir immer das erste Bier aufgemacht an Himmelfahrt, am Männertag. Einmal saß ein alter Herr, der leider bereits verstorben ist, neben mir und tippte mich an: ,Klaus, hier war ’ne Kapelle. Schade, daß sie kaputt ist. Als Kind hab ich noch reingeguckt. Da war so ’ne grüne Tür mit einem Guckloch. Und der Nepomuk drinne.‘ Ein Jahr darauf machten wir wieder eine Himmelfahrtswanderung, wieder gab‘s in Halbemeile das erste

Bier, und wieder saß der Mann neben mir. ,Klaus, hier war ’ne Kapelle. Schade, daß sie kaputt ist.‘ ,Na dann müssen wir sie eben wieder aufbauen‘, antwortete ich spontan beim Bier. ,Denkste?’, erwiderte der alte Herr. ,Ja. Ich kenne den Bürgermeister Jan Horník von Gottesgab/Boží Dar. Deutsche Mutter, tschechischer Vater, beste Mischung. Und wir haben da drüben öfter mal ein Fest, und da sprechen wir miteinander.’“

Klaus Franke hielt Wort und sprach den Bürgermeister bei der nächstbesten Gelegenheit an. Der machte durchaus Hoffnung. Ohne Förderung wäre dieses Projekt zwar nicht realisierbar, aber wenn es EU-Gelder gäbe, könnte es klappen. Dennoch vergingen sechs, sieben Jahre.

„Meine Frau und insbesondere mein Sohn wendeten immer wieder ein, ich solle eine Kapelle nicht in der Pampas bauen, sondern besser in Breitenbrunn.“

Doch Franke gab nicht auf, sammelte über die Jahre bei Abrißarbeiten, die seine Firma durchführte, altes Baumaterial und setzte sich selbst ein Ziel: „Bis zu meinem 60. Geburtstag habe ich die Kapelle gebaut –ob mit oder ohne Förderung.“

Als dann der Bürgermeister meldete, daß über ein EU-Programm eine Förderung möglich sei, ging es los. Mittlerweile steht die Kapelle seit fast einem Jahrzehnt. „Nächstes Jahr feiern wir das zehnjährige Jubiläum und planen ein Fest auf der Halbemeile.“

Ulrich Miksch

ei der Berlinale werden dieses Jahr auch vier Filme mit tschechischer Beteiligung gezeigt. Dazu gehört die Groteske „Sedmikrásky“ (Tausendschönchen) von Věra Chytilová aus dem Jahr 1966, die in der Sektion „Retrospektive“ laufen wird. Außerdem ist der animierte Kurzfilm „Deniska umřela“ (Dede ist tot) des Studenten Philipp Kastner von der Prager Filmhochschule Famu zu sehen. Zwei weitere Filme entstanden in tschechischer Koproduktion und haben es auf die Berlinale geschafft. Es sind die Dokumentation „Eastern Front“ von Vitaly Mansky und Yevhen Titarenko und der experimentelle Dokumentarstreifen „Poznámky z Eremocénu“ der Regisseurin Viera Čákanyová. Die 72. Berlinale läuft vom 16. bis 26. Februar. Die Internationalen Filmfestspiele Berlin zählen neben denen von Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt.

Kampf gegen Falschmeldungen

Am Rande einer Demonstration in Prag hat die Polizei den Organisator der Veranstaltung, Ladislav Vrabel, festgenommen, berichtet das Nachrichtenportal iDnes.cz. Grund hierfür sei die Verbreitung von Falschmeldun-

I

n Tschechien sind von der Firma Excalibur im mährischen Sternberg 20 Panzer modernisiert worden, die Marokko an die Ukraine liefert, hat die englische Zeitung The Guardian berichtet. Dabei soll es sich um Panzer vom sowjetischen Typ T-72 handeln. Marokko ist das erste afrikanische Land, das die Ukraine militärisch unterstützt.

Deutlich mehr illegale Migranten

D

ie Zahl der illegalen Migranten, die von der tschechischen Polizei aufgegriffen wurden, ist im vergangenen Jahr um 160 Prozent angestiegen, haben Polizeipräsident Martin Vondrášek und Fremdenpolizeichef Milan Majer in Prag bekannt gegeben. Insgesamt wurden über 29 000 Menschen aufgegriffen, 18 000 mehr als noch 2021. Wegen des starken Flüchtlingsansturms hat Tschechien zu Ende September Kontrollen an der Grenze zur Slowakei eingeführt. Bei diesen wurden 9400 Flüchtlinge aufgedeckt.

Punk-Musiker stirbt mit 55

Der tschechische Punk-Musiker Petr Hošek ist tot. Der Frontmann der Band Plexis starb im Alter von 55 Jahren, hat die Presseagentur ČTK am Montag berichtet. Hošek wurde in Prag geboren. 1984 gründete er Plexis und war dort Sänger und Baßgitarrist. Erst nach der politischen Wende von 1989 konnte die Band jedoch ihr erstes Album veröffentlichen.

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