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Aufarbeitung und Versöhnung
Mitte Januar traf sich die oberfränkische SL-Ortsgruppe Naila zum ersten Mal im neuen Jahr.
Mit einem zusammenfassenden Rückblick auf das ereignisreiche Veranstaltungsjahr 2022 erarbeiteten die Landsleute das Programm für heuer. Durch den verbrecherischen Krieg Putin-Rußlands gegen die Ukraine rückte vor allem die Vertreibungsproblematik im Vergleich zu den Vertreibungsverbrechen 1945/46 gegen 15 Millionen Ost- und Südostdeutsche in den Fokus. SL-Vize-Bezirksobmann Adolf Markus begrüßte zusätzlich den Bürgermeister und Stellvertretenden Landrat Frank Stumpf.
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Es sei notwendig, mit den immer älter werdenden Zeitzeugen der Erlebnisgeneration die dunklen Seiten der Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzuarbeiten. Dies gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Vertreiberstaaten der ehemaligen sowjetisch-stalinistischen Ostblockstaaten.
Das behindere nicht nur das lange schon eingeleitete Versöhungsstreben, zum Beispiel zwischen den Sudetendeutschen und den Tschechen. Es beschleunige gerade in dieser höchst unruhigen weltpolitischen Lage den Verständigungsprozeß hin zu mehr Frieden. Die Aufarbeitung der geschichtlichen Wahrheit müsse jetzt von den heimatpolitischen und gesellschaftlichen Führungskräften mitsamt eines objektiv ausgerichteten Journalismus der öffentlichrechtlichen Medien gefördert werden.
Was heute unter den Teppich gekehrt werde, fange morgen zu stinken an, stellte Obmann Markus fest. Die Problematik dürfe nicht an die Historiker verwiesen werden, sondern müsse jetzt behandelt werden.
Bürgermeister Stumpf sprach des Gefühl und das Trauma der Menschen an, denen Eigentum und Heimat weggenommen worden seien. Aufarbeitung und Information seien um so notwendiger angesichts der ständigen Machtergreifungen. Der jungen Generation müßten die wahren gesellschaftspolitischen Zusammenhänge zur Konfliktbewältigung vermittelt werden.
Der Bürgermeister bestärkte die SL-Mitglieder und bezog sich auf ihre Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Adolf Markus und Frank Stumpf ehrten im Namen von
Volksgruppensprecher Bernd Posselt das langjährige Vorstandsmitglied Kriemhild Zeh mit der SL-Verdienstmedaille „Dank und Anerkennung“ sowie Vize-Ortsobmann Jürgen Nowakowitz mit dem Großen Ehrenzeichen der SL. Obmann Markus konnte Heidrun Zenk als neues Mitglied begrüßen.
Aus der fast 1000jährigen Geschichte der Sudetendeutschen Volksgruppe mit reichhaltiger Wirtschaft und Kultur in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien streifte Obmann Adolf Markus die Biografie dreier Persönlichkeiten.
Gregor Mendel, der Vater der Vererbungslehre, wurde vor 200 Jahren im Kuhländchen in Ostmähren geboren. Mit seinen drei Mendelschen Gesetzen als Grundlage der Genetik wurde Mendel erst anhand von Pflanzenkreuzungen Anfang des 20. Jahrhunderts von weltberühmten Botanikern als Pionier der Vererbungslehre anerkannt.
Vor 101 Jahren starb der letzte Kaiser der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie Kaiser Karl I., der Vater des Paneuropa-UnionPräsidenten Otto von Habsburg, im Exil auf Madeira. Nach seinen großen Friedensbemühungen im furchtbaren Ersten Weltkrieg ging er als Friedenskaiser in die Geschichte ein und wurde 2004 seliggesprochen.
Die SLVersammlung gedachte des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., der als bayerischer Papst für die Sudetendeutschen als Vierter Stamm Bayerns auch ihr sudetendeutscher Papst war. Sie würdigten Benedikt als prägende Gestalt der Katholischen Kirche, als einen Menschen, dessen Weisheit, lebendige Liebe zum Glauben und intellektueller Glanz unseren Respekt verdienten. Erschüttert zeigte sich die Versammlung über Vorverurteilung und Denunziation dieses Papstes, der im Vatikan gezielt die meist alten Mißbrauchsfälle aller Welt anging.
Für die künftige Vertriebenenarbeit kritisierte die Versammlung die Ministerinnen der Ampel-Regierung, Nancy Faeser und Claudia Roth, die die Fördermittel für notwendige Kulturarbeit der Vertriebenenverbände gekürzt und dafür die Förderzuschüsse für die Bekämpfung des Anti-Islamismus erhöht hätten. Da stelle sich die Frage, ob die Vertriebenen in dieser schwindenden „christlichen Abendlandgesellschaft“ mit ihren Grundwerten ein Störfaktor geworden seien. fs