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� SL-KG Nordvorpommern Es läuft auch ohne Leiter
Anfang Dezember traf sich die mecklenburg-vorpommersche SL-Altkreisgruppe Nordvorpommern in Zingst zum Adventskaffee. Kreisobmann Peter Barth berichtet.
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Selbstgebastelte Stiefel
Anfang Dezember feierte die mecklenburg-vorpommersche SL-Kreisgruppe Rostock in der Begegnungsstätte RostockReutershagen Weihnachten.
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Neben der Kreisgruppe Nordvorpommern sind wir die einzige Kreisgruppe der einst so schlagkräftigen Landesgruppe von Mecklenburg-Vorpommern. Dabei stammten mehrere Kreisobleute aus dem Riesengebirge, so neben Rostock und Nordvorpommern auch Stralsund, Neubrandenburg und Friedland. Auch im Landesvorstand war diese Region mit dem Vizelandesobmann, dem Vermögensverwalter sowie dem Kul- tur- und Presseverantwortlichen stark vertreten. Ein eigenes Mitteilungsblatt wurde herausgegeben. Viele Jahre besuchten der Volksgruppensprecher, Vertreter des EU-Parlamentes sowie des Bundes- und Landtages die Landestreffen. Und bei den Sudetendeutschen Tagen betrieb die Landesgruppe einen eigenen Stand.
Zur Weihnachtsfeier in der festlich geschmückten Begegnungsstätte waren 25 Personen gekommen, darunter Landesobmann Wolfgang Zeisler. Heimatfreundin Marianne Wagner, die still und unauffällig die Leitung der Gruppe übernommen hatte, nachdem sich unser bisheriger Kreisobmann ohne jedwe- de Verabschiedung ins Ausland abgesetzt hatte, eröffnete mit einem stimmungsvollen Gedicht. Auf der Tafel fand jeder Besucher in einem selbstgebastelten Stiefel einen Weihnachtsmann, als Glücksbringer einen Schornsteinfeger sowie ein kleines Fläschchen. Eine Heimatfreundin hatte auch noch selbstgebakkene Liwanzen mitgebracht. Gesprächsthemen waren die schönen Weihnachtserinnerungen an zu Hause und die ersten Weihnachten nach der Vertreibung – welch eine Unterschied. Heute ist leider in der Allgemeinheit der Kommerz eingezogen.
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Maria Salomon Peter Barth
Wegen einer starken Erkältung hatte ich Bedenken teilzunehmen, schließlich gehören alle unsere Besucher zu der besonders gefährdeten Altersgruppe. Nun danke ich Helga Neumann und Oskar Kühnel, beide Soor, die kurzfristig selbständig die Organisation übernahmen wie Raumvorbereitung, Besorgung der Verpflegung sowie Raumübergabe. Gekommen waren zum wiederholten Mal Regina Scheel, Tochter von Brigitte Walter (Reichenberg), und Horst Kubant (Gablonz) beide potentielle neue Mitglieder. Und anwesend waren die Heimatfreunde nicht nur von Zingst, Darß und Fischland – auch Edith Niepel, Ortsbetreuerin von Soor im Riesengebirge, war wieder zu ihren Schäfchen gekommen.
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Bei Kaffee und weihnachtlichem Gebäck kam es zu anregenden Gesprächen, wobei natürlich auch der Ukraine-Krieg, vor allem aber Weihnachten zu Hause und die ersten nach der Vertreibung interessante Themen waren. Und natürlich wurde auch das Aus der „Riesengebirgsheimat“ in der bisherigen Zeitschriftenform bedauert.
Leider nahm unsere Geburtstagsfee und Kassiererin Edeltraud Schmidt ebenfalls wegen Erkrankung nicht teil. So war es auf Grund der kurzfristigen Umstellung leider nicht möglich, bereits die Beiträge für 2023 zu kassieren. Aber das Jahr hatte zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht einmal begonnen und wir wollen uns ja bald wieder treffen.
Vor etwa 30 Jahren hatte ich schon einmal erlebt, was eine gute Vertretung wert ist. Bei meinem Umzug von Bitterfeld an die Ostsee führte Anni Wischner meine Arbeit nahtlos weiter. Heute ist der Altkreis Bitterfeld die einzige noch aktive SLGruppe in Sachsen-Anhalt, auch wenn sie von 300 Mitgliedern auf etwa 80 Mitglieder geschmolzen ist. Das ist der Lauf der Zeit, den wir nicht beeinflussen können. Die Kreisgruppe Stralsund, einst die aktivste Gruppe in Mecklenburg-Vorpommern mit Chor, aktiver Mundartpflege und umfassender Reisetätigkeit, zerfiel nach
Mitte Januar referierte Nadja Atzberger beim Monatstreffen der bayerisch-schwäbischen SLOrtsgruppe über die Westukraine.
M it Nadja Atzberger hatte die SL-Ortsgruppe nicht nur eine junge, sondern vor allem eine kompetente Referentin gewonnen. Als Landesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft Ruthenien berichtete sie fachkundig über die Geschichte der einst zu Ungarn gehörenden Region, über die Lage der deutschen Minderheit in der Karpatenukraine und über die langfristigen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges. Als Kind eines deutschen Vaters und einer ukrainischen Mutter kam sie als 13jähriges Mädchen mit ihrer Familie als Spätaussiedler nach Deutschland. Um die Kultur, die Traditionen und die Geschichte ihrer Landsleute nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, engagiert sie sich seit 2016 ehrenamtlich in ihrer Landsmannschaft.
Transkarpatien war den meisten Zuhörern kaum bekannt. Die deutsche Besiedelung des Landes begann 1711 unter dem
Adelsgeschlecht derer von Schönborn. Handwerker und Bauern folgten ihrem Ruf vorwiegend aus Süddeutschland und Böhmen, später auch aus Oberösterreich. Da man den Siedlern günstige Bedingungen und Land bot, erfuhr die Region als Teil des Habsburgerreichs fortan einen ungeheuren Modernisierungsschub. Um 1888 siedelten um Mukatschewo überwiegend in deutschen Dörfern knapp 32 000 Deutsche. Wie in allen deutsch besiedelten Regionen der Sowjetunion begann der Exodus der deutschen Bevölkerung während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Viele Rutheniendeutsche wurden nach Sibirien deportiert, nach 1990 begann schließlich die Welle der Aussiedlung. Heute leben nur noch 3000 deutsche Bewohner in der Karpatenukraine. Trotz fehlenden Sprach- unterrichts werden die Dialekte bis heute gepflegt und weitergegeben und die deutschen Feiertage begangen.
Unterstützung erhalten die dort lebenden Deutschen vom Auswärtigen Amt und ihren Landsleuten in der Bundesrepublik. Standen bis vor gut einem Jahr Heimattreffen und Reisen in die Westukraine im Mittelpunkt der Tätigkeit der kleinen Landsmannschaft, steht seit dem Angriffskrieg Rußlands die Unterstützung der deutschen Familien und der Binnenflüchtlinge im Mittelpunkt. Bereits zu Beginn des Krieges gab es viele Aktionen und Hilfssammlungen auch für Krankenhäuser und Kinderheime. „Auch heute bemühen wir uns, die dortigen Organisationen zu unterstützen und mit ihnen Kontakt zu halten“, so Atzberger.
Abgesehen von der Ankunft einer immer größer werdenden Zahl von Binnenkriegsflüchtlingen sei die Karpatenukraine bislang von Kriegshandlungen verschont geblieben. Möglicherweise sei dies auf die überwiegend dort lebende ungarische Bevölkerung zurückzuführen. Die oft kritisierte vorsichtige Haltung von Ungarns Staatspräsident Viktor Orban sei sicher auch auf dessen Fürsorge für die starke ungarische Minderheit in der Ukraine zurückzuführen. Bemerkbar machten sich jedoch seit kurzem die Auswirkungen der in der übrigen Ukraine zerstörten Infrastruktur. Die Stimmung sei zwar angespannt, der Zusammenhalt aber riesengroß. Selbst die russischen Bewohner in der Ukraine solidarisierten sich zwischenzeitlich klar mit der Mehrheitsbevölkerung und zeigten sich kämpferisch für eine unabhängige Ukraine. Perfekt scheint aber auch Wladimir Putins Propaganda in den russischen Medien zu wirken. „Meine Verwandten in Moskau fragen uns besorgt, ob wir in Deutschland genügend zu essen hätten“, berichtete Atzberger kopfschüttelnd.