Seliger-Gemeinde auf den Spuren von Volkmar Gabert (Seite 5)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 75 | Folge 36 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 8. September 2023
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Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de
Sudetendeutsche Zeitung
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� First Lady Eva Pavlová war zu Gast in ihrer alten Schule
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Hoher Besuch zum Start in das neue Schuljahr
Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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HEIMATBOTE
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Neudeker Heimatbrief
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Für Tschechiens First Lady Eva Pavlová war es ein besonderer Moment: Zum Start ins neue Schuljahr hat die Präsidenten-Gattin am Montag Erstkläßler und Kindergartenkinder in Heinrichsthal im Bezirk Mährisch Schönberg besucht. „Ich bin hier in den Kindergarten gegangen und bin immer über den Hügel zur Schule gelaufen. Ich habe hier 18 Jahre lang gelebt und viele Freundschaften geschlossen“, erzählte Eva Pavlová den Kindern.
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VOLKSBOTE Heimatblatt der Vertriebenen dem Stadt-und und Landkreis Aussig an der Heimatblatt der Vertriebenen aus aus dem StadtLandkreis Aussig anElbe der Elbe
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74. Jahrgang
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STAMMESZEITSCHRIFT – EGHALANDA BUNDESZEITING
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Folge 11/12
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H. Preußler Druck und Versand GmbH & Co. KG Telefon 09 11 9 54 78 0 · Fax 09 11 54 24 86
Nr. 11
„Im Weihnachtswald“ Salesel um 1900
S TA M M E S Z E I T S C H R I F T
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74. Jahrgang/Verlagsort Nürnberg
Dezember 2022
EGHALANDA
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Dezember 2022
Folge 11
„Im Weihnachtswald“ vereinigt mit Salesel um 1900 vereinigt
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Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald
und den Landkreis
im Egerland und den Landkreis im Egerland
In In eigener eigener Sache! Sache!
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Liebe Abonnentinnen Abonnenten, Liebe Abonnentinnen undund Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, so weitermachen können,und wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben die Postgebühren ein weiteres wirtschaftlichesHeimatzeitung Arbeitendes unmöglich machen würden. Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtund Landkreis wirtschaftPapier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Außer den exorbitanten Kosten sind die Abbestellungen der Heimat liches Arbeiten unmöglich machen würden. vereinigt mit zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Außer den exorbitanten Kosten sindKG dienach Abbestellungen Heimat Druck + Versand GmbH & Co. dem 31.12.2022der nicht Mitteilungsblatt des Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland Stadtmitder Karlsbader mehr möglich ist.daßvereinigt zeitungen sodes drastisch, eine Weiterführung der –Helmut Preußler Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin mit bedauern diesen Schritt sehr, gerade weildem wir wie un- nicht Unabhängiges und GmbH überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau undwissen, Deutsch-Manetin Druck +Wir Versand &vereinigt Co. KG nach 31.12.2022 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1 seren Leserinnen und Lesern die2022 Heimatzeitung am HerzenFOLGE liegt, 66. JAHRGANG JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE111 72. Dezember mehr möglich ist. aber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß man sie beenden. Wir bedauern diesenunsSchritt gerade weil wir wissen, wie unWir bedanken für Ihresehr, jahrelange Treue. seren Leserinnen Lesern die Heimatzeitung am (Inhaber) Herzen liegt, Mit traurigenund Grüßen verbleiben wir Kai Raab Helmut Preußler Druck +wird, Versand GmbH & sie Co.und KG Deutsch-Manetin Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreismuß Luditz-Buchau aber wenn eine Sache unwirtschaftlich man beenden. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Wir bedanken uns für Ihre jahrelange Jänner 2016Treue. FOLGE 1 wir Kai Raab (Inhaber) 66. JAHRGANG JAHRGANG Mit traurigen Grüßen verbleiben Jänner 2016 FOLGE111 72. Dezember 2022 FOLGE Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG
� Trotz Vorbehalten
Präsident unterschreibt Rentenrefom Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
Holzschnitt W. Klemm
Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel hat trotz Vorbehalten die geplante Rentennovelle der Regierung unterschrieben. Mit der Gesetzesänderung werden Renten zukünftig weniger stark ansteigen. Außerdem werden die Regelungen, in Frührente zu gehen, verschärft.
Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden.
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Präsident Petr Pavel und First Lady Eva Pavlová wünschen den Kindern zum Schulstart viel Erfolg.
Foto: Hrad ČR
en Erstkläßlern überreichte Eva Pavlová kleine Geschenke und gab ein Versprechen ab: „Wir werden unser Bestes tun, damit ihr eine gute Zeit in diesem Land habt, damit ihr euch gut entwickelt und Spaß an der Schule habt.“ Die First La-
dy nutzte ihren Besuch, um ihre ehemalige Lehrerin und alte Klassenkameraden zu treffen. Mit ihrem Mann, Präsident Petr Pavel, besuchte Pavlová außerdem zwei Schulen bei Falkenau und Karlsbad. Damit wollte das Präsidentenpaar zeigen, daß die strukturschwache Region nicht vergessen wird. Auch Tschechiens Premierminister Petr Fiala (ODS) und Bildungsminister Mikuláš Bek (Stan) waren zum Schulstart gemeinsam unterwegs. In der Fachschule für Gartenbau in Groß Raigern gab der Regierungschef den Schülern eine Botschaft mit auf den Weg: „Eines der wichtigsten Dinge, die die Schule vermitteln kann, ist die Bereitschaft, offen für Neues zu sein und das ganze Leben lang zu lernen.“
� Über eine halbe Million Euro Schaden: Nationalrats-Präsident Wolfgang Sobotka ruft außerplanmäßige Sitzung des Vertriebenenbeirats ein
BUNDESZEITING
Bundeskulturtagung 2022 Ehrungen – Alte Weisen – Neue Freunde Bundestreffen der Egerland-Jugend Revue Es war schon ein recht komisches Gefühl: passieren lassen. Dabei erinnerten sich Zwei Jahre hintereinander habe ich ein viele Teilnehmer der Bundeskulturtagung Programm für die Bundeskulturtagung in an verdiente Egerländer, besondere Gäste, Marktredwitz geplant – und immer wieder Anekdoten und die einzigartigen Geschichmußte diese aus bekannten Gründen abgeten, die viele Treffen in einmaliger Erinsagt werden. Nicht so am Wochenende 29. nerung zurückgelassen haben. und 30. Oktober 2022! Endlich konnten Mir selbst ging es genauso. Ab dem Zeitwir im Bundesvorstand wieder voller Vorpunkt, wo ich erstmals an den Bundesjufreude nach vorne schauen! Der Durchfühgendtreffen mit Wettbewerben, ÜbernachFÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER rung einer Bundeskulturtagung im EgertungenVERTRIEBENEN in Schulturnhallen und Klassenräuland-Kulturhaus standenOffizielles keine pandemie-Organ des „Heimatverbandes dermen teilnehmen konnte, Falkenauer e.V.“wurden viele bedingten Regeln mehr entgegen. Im Erinnerungen wieder wach: an Pater NorGegenteil – sogar ein gemeinsamer Ausflug bert Schlegel, an den Besuch der Neuins Egerland konnte ins Programm aufgeseeländer aus Puhoi, an Günter und Sabine Dr. Hamperl. nommen werden. Müller – und vieles mehr. des AdelsFALKENAU/EGER von Luxemburg und Wer Und so plante ich ein Programm undDIE schausich für den Rückblick auf die zahlFÜR AUSBedeutung DEM BEZIRK VERTRIEBENEN te dennoch mit etwas Anspannung auf das die Rolle der Stadt Eger als Münzstadt. reichen Treffen der Egerland-Jugend inOffizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“ Wochenende in Marktredwitz. Hoffentlich Der sehr informative Vortrag wurde mit teressiert, der kann über den Buchstand bleiben die Referentinnen und Referenten zahlreichen historischen Bildern untermalt. der Egerland-Jugend die Zusammenfassung gesund, hoffentlich kommen alle Teilneh- Egerland-Jugend als Buch bestellen. mer gut nach Marktredwitz und kehren Für die Egerland-Jugend war 2022 ein ganz Grußwort anschließend mit vielen guten Erinnerun- besonderes Jahr: „50 Bundesjugendtreffen“ Entgegen dem vorbereiteten Programm gen an die Kulturtagung wieder nach Hau- konnte gemeinsam mit dem Jubiläum „70 folgte nun das Grußwort der Stadt MarktJahre Egerland-Jugend“ gefeiert werden. redwitz. Herr Oberbürgermeister Oliver se zurück. Aus diesem Anlaß hat der Bundesjugend- Weigel richtete seine persönlichen Grüße Begrüßung Am Samstagmorgen konnte der Bundes- führer, Alexander Stegmaier, mit seiner und die Grüße der Stadt an die Teilnehvüa(r)staiha Volker Jobst zahlreiche Besu- Bundesjugendführung in den Archiven merinnen und Teilnehmer der Bundeskulcher der Bundeskulturtagung im vollbe- gesucht und wurde fündig: Anhand der turtagung. Auch in seinem Grußwort war setzten Saal des Egerland-Kulturhauses Plakate, welche jährlich zum Bundesju- die Freude herauszuhören, daß wieder begrüßen. Besonders begrüßte er Monsig- gendtreffen gestaltet wurden, hat er 50 zahlreiche Egerländer den Weg nach Marktnore Karl Wuchterl. redwitz gefunden haben. Das Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. FastEgerländer in jeder Pfarrkirche ist Verpfändung des Egerlandes Kulturpreis 2021 ersten Vortrag Dr. WolfDie Trachtenbeauftragten im Bund der Nr. 6 73. Jahrgang Im es November/Dezember zu fi nden.berichtete Das dargestellte Prager Jesulein steht 2022 in einem Glasschrein auf dem TaberDieter Hamperl über „Die Verpfändung Eghalanda Gmoin e.V. wurden im Beisein nakel desEgerlandes Seitenalters hl. Johannes von Nepomuk PfarrkircheWeigel derNr.mit 73. Jahrgang November/Dezember 2022in der ehemaligen 6 dem des historischen und der des Reichsvon Oberbürgermeister stadt Eger vor Ulrich 700 Jahren“. Dieses imin Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. EgerländerEs Kulturpreis „Johannes-vonHeiligen und Prokop durfte 2008 Schulunterricht völlig ausgeblendete TheTepl“ 2021 ausgezeichnet. Die Verleihung die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer ma war für die Geschichte Europas von wurde vom vergangenen Jahr auf dieses Heimatmuseum großer Bedeutung. Allein in an Weiden. der Burg zu Jahr verschoben, da die Übergabe des PreiB vor 04053 Elbogen lassen sich die Grenzverschiebunses in Präsenz und allem persönlich gen bildlich erklären: Früher war diese stattfinden sollte. B 04053 Burg die Grenzburg. Herr Dr. Hamperl hob In seiner Laudatio hob Volker Jobst die neben diesem Aspekt noch weitere MeiArbeit der Trachtenbeauftragten im Bund lensteine in den Vordergrund. So z. B. die Alexander Stegmaier. der Eghalanda Gmoin e.V. hervor. Zunächst
B 6543
Holzschnitt W. Klemm
och am vergangenen Donnerstag hatte Pavels Sprecherin nach einem Treffen zwischen dem Staatsoberhaupt und Premierminister Petr Fiala erklärt, der Präsident werde das Gesetz erst später unterschreiben oder sogar sein Veto einlegen. Jetzt hieß es aus der Burg, der Präsident habe seine Kritikpunkte dem Premierminister und seinem Arbeits- und Sozialminister Marian Jurečka persönlich mitgeteilt. Unterdessen forderte der Oberste Rechnungshof (NKÚ) weitere Sparmaßnahmen und warnte, daß Tschechien in der EU das Land sei, das sich am schnellsten verschulde. Der Staat ist nicht im Stande, von der niedrigsten Arbeitslosenrate in der EU zu profitieren, „da selbst die Einnahmen von hoher Beschäftigung die ständig steigenden Ausgaben des Staates nicht decken können“.
Brand im Haus der Heimat in Wien: Viele Erinnerungsdokumente zerstört „Gott sei Dank ist niemand verletzt oder gar getötet worden, und die Feuerwehr hat verhindert, daß unser Haus der Heimat bis auf die Grundmauern abbrennt, aber auch so stehen wir vor einer großen Katastrophe“, sagt Dr. Rüdiger Stix, Bundesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich.
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rst jetzt, rund zwei Wochen nach dem Brand, wird das ganze Ausmaß des Schadens deutlich. „Der Festsaal und das gesamte dazugehörige Stockwerk wurden komplett zerstört. Die Etage darunter ist durch das Löschwasser ebenfalls stark beschädigt worden. Nach ersten Schätzungen beläuft SLÖ-Obmann sich der maDr. Rüdiger Stix. terielle Scha Foto: T. Fricke den auf mindestens eine halbe Million Euro. Hinzu kommt, daß wichtige Erinnerungsstücke verbrannt sind, wie ein großes, historisches Gemälde von Aussig, viele Dokumente aus dem Archiv und zahlreiche Trachten“, berichtet Stix. In der Nacht auf Mittwoch, 16. August, hatten Nachbarn kurz vor Mitternacht Brandgeruch wahrgenommen und die Feuerwehr verständigt. Vor Ort konnten die Retter zunächst kein Feuer entdecken. Gegen 1.30 Uhr schlugen dann plötzlich Flammen aus einem Fenster im Hinterhof. „Ohne die aufmerksamen Nachbarn und die Professionalität der Feuerwehr wäre das Feuer erst viel später entdeckt worden – die Folgen wären noch verheerender gewesen“, erklärt der SLÖ-Obmann. Das Haus der Heimat in der
Das Haus der Heimat in der Steingasse 25 vor dem Brand. Foto: SLÖ
Der Festsaal im Haus der Heimat wurde komplett zerstört.
Auch viele Dokumente wurden ein Raub der Flammen. Steingasse 25 befindet sich in einer ehemaligen Druckerei. Vor über zwanzig Jahren hatte der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften
Fotos: SLÖ/ Markus Goritschnig
Das Feuer ließ die Fenster im Festsaal zerbersten.
in Österreich (VLÖ) als Dachorganisation der Vertriebenen die Immobilie erworben und zu einem Kultur-, Dokumentationsund Forschungszentrum ausge-
baut. „Die Finanzierung erfolgte über die sogenannten Verlustgelder der Vertriebenen, die die Republik Österreich genau dafür vorgesehen hat. Hinzu ka-
men sehr viele Spenden und jede Menge Herzblut unserer Landsleute“, so Stix. Auch wenn die Ermittlungen der Brandursache noch nicht abgeschlossen sind, gehen die Experten davon aus, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Kurzschluß in der alten Elektrik zu einem Schwelbrand geführt hat, der dann Stunden später die Kettenreaktion ausgelöst hat. Wann das Haus der Heimat wieder genutzt werden kann, ist unklar, aber selbst Optimisten schätzen, daß die Instandsetzung mindestens sechs bis zwölf Monate in Anspruch nimmt. „Es stellt sich die Frage, ob das alte Haus jetzt nicht von Grund auf saniert werden muß, um eine erneute Katastrophe zu verhindert“, so Stix. Zwar ist die Immobilie auch gegen Brandschäden versichert, aber bei einer kompletten Sanierung kämen möglicherweise weitere Kosten auf die VLÖ zu, deren Höhe derzeit nicht abschätzbar ist. SLÖ-Obmann Stix: „Wir stehen mit allen Parteien in Kontakt. Für Mitte Oktober hat der Präsident des Nationalrates, Wolfgang Sobotka, bereits eine außerplanmäßige Sitzung des Vertriebenenbeirates einberufen, um die nächsten Schritte zu besprechen. “ Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8.9.2023
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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ie Sudetendeutsche Zeitung berichtete in der Ausgabe 33+34 über den Karlsbader Metzger Carl Weidl (Raymond), der in Japan eine sehr erfolgreiche Firma gründete, die dort heute zu den besten Herstellern von Wurstwaren gehört. Während seines Sommerurlaubs auf der nördlichen Insel Hokkaido fand SL-Büroleiter Peter Barton in der Stadt Hakodate ein Buch, dessen Titelbild viele von uns kennen. Der Verlag Kaiseisha hat inzwischen die meisten Werke Preußlers in Japanisch übersetzen lassen, und da sie sich sehr gut verkaufen, findet man sie dort in jeder großen Buchhandlung, die sich auf Kinderliteratur spezialisiert. Für Preußler-Fans hier die Home-
page des Verlags: http://www.kaiseisha.co.jp/ books/9784035500704. Auch andere Werke des großen sudetendeutschen Schriftstellers sind für den japanischen Leser, ob groß oder klein, zu erwerben. Wir können also hoffen, daß Hotzenplotz seinen festen Platz bei Japans junger Generation findet. Übrigens: Die große Ausstellung des Sudetendeutschen Museums zu Preußlers 100. Geburtstag und zehnten Todestag „Ein bißchen Magier bin ich schon … Otfried Preußlers Erzählwelten“ ist noch bis Sonntag, 12. November, in der Alfred-Kubin-Galerie im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8, München, zu sehen. Am Samstag, 21. Oktober, einen Tag nach dem 100. Geburtstag, finden im Sudetendeutschen Haus
PRAGER SPITZEN Bürger sorgen sich wegen Sparpaket
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zudem mehrere Veranstaltungen statt. Alle Details und das umfangreiche Begleitprogramm lesen Sie im Veranstaltungskalender auf Seite 4.
Premierminister will vor allem in Infrastruktur, Kernenergie, Lithiumabbau und Microchips investieren
as staatliche Sparpaket, an dessen Finalversion die tschechische Regierung derzeit arbeitet, stößt bei den Bürgern auf Widerstand. Laut einer aktuellen Umfrage befürchten 81 Prozent der Tschechen negative Auswirkungen. In der Kritik steht vor allem die angekündigte Änderung der Mehrwertsteuersätze. 75 Prozent der Befragten befürchten deswegen Preiserhöhungen. Zudem halten 45 Prozent eine Anhebung der Immobiliensteuer für problematisch. Aus Angst vor einer Verschlechterung ihrer finanziellen Lage sparen schon jetzt 66 Prozent der Umfrageteilnehmer am Energieverbrauch und 60 Prozent bei Lebensmitteleinkäufen.
Agrofert verkauft drei Unternehmen
Sechs-Punkte-Plan: Petr Fiala D stellt seine Zukunftsvision vor In seiner Eröffnungsrede am vergangenen Freitag auf der Konferenz „Czech Republic at the Crossroads – Vision and Strategy for the Next 30 Years“ hat Premierminister Petr Fiala seine Vision vorgestellt, wie sich Tschechien zu einem der fortschrittlichsten Länder der Welt entwickeln könne. Der Regierungschef definierte sechs Bereiche, deren wirtschaftliches und menschliches Potential Tschechien voll ausschöpfen kann, um ein wichtiger Knotenpunkt in Europa zu werden.
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ie erste Herausforderung sei, daß es bislang in Tschechien „keinen breiten und langfristigen gesellschaftlichen Konsens über die wichtigsten Prioritäten für die Ausrichtung unseres Landes gibt“, sagte Fiala und nannte vier Säulen, auf denen die Zukunft innerhalb der nächsten zehn Jahre aufgebaut werden solle. Der Premierminister: „Die erste Säule ist die Notwendigkeit, ein selbstbewußtes Land zu werden, das in der Lage ist, seine Interessen durchzusetzen. Die zweite Säule ist ein schlanker und effizienter Staat. Die dritte Säule ist eine sinnvolle und zukunftsfähige Bildung. Und die vierte Säule sind strategische Investitionen, die die Tschechische Republik tätigen muß, um unsere Wirtschaft langfristig zu stär-
Auf dem Zukunftskongreß hat Premierminister Petr Fiala erklärt, wie er Tschechien erfolgreich aus der Krise führen will. Fotos: Vlada ČZ ken und anzukurbeln.“ Im Rahmen dieser Wirtschaftsförderung sieht Fiala vor allem sechs Bereiche, die „ein enormes Potential haben, unser Land zu verändern“, und zwar „Verkehr, Energieinfrastruktur, Kernenergie, Lithium, Chips und Trends in der Informationstechnologie“. Bei der Verkehrsinfrastruktur müsse es gelingen, innerhalb von zehn Jahren das grundlegende Autobahnnetz fertigzustellen und endlich bei der Bahn mit dem Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken zu beginnen. „In diesem Jahr werden die In-
vestitionen in den Verkehrssektor eine Rekordsumme von 150 Milliarden Kronen erreichen, wobei mit dem Bau von 105 Kilometern Autobahnen begonnen wird“, sagte Fiala. Auch der Energiesektor sei von den Vorgängerregierungen vernachlässigt worden. Tschechien werde deshalb vor allem die CO2-neutrale Kernkraft weiter ausbauen. Neben neuen Kraftwerksblöcken werde Tschechien außerdem die Entwicklung kleiner modularer Reaktoren vorantreiben. Für den erfolgreichen Ausbau der Elektromobilität sei Li-
thium für die Batteriespeicher ein elementarer Rohstoff. „Deshalb arbeiten wir daran, so bald wie möglich mit dem Abbau zu beginnen, idealerweise im Jahr 2026. Wir können die gesamte Kette vom Abbau, der Verarbeitung, der Batterieproduktion, der Chipproduktion bis hin zur Herstellung von Autos abdecken“, kündigte Fiala an und verwies auf die Vorkommen in Böhmisch Zinnwald bei Teplitz-Schönau an der Grenze zu Sachsen, wo sich fünf Prozent der weltweiten Lithiumreserven befinden. Fiala: „Gleichzeitig bemühen wir uns um den Bau einer Gigafactory zur Herstellung von Autobatterien. Allein die Umsetzung dieser beiden Projekte würde unserer Wirtschaft einen enormen Schub geben.“ Ein weiteres strategisches Projekt betreffe Microchips, sagte Fiala: „Auch hier haben wir die Chance, eine führende Rolle in Europa einzunehmen. In Tschechien gibt es bereits mehrere sehr erfolgreiche Unternehmen, die in diesem vielversprechenden Bereich tätig sind, der für unsere Wirtschaft bald ebenso wichtig sein wird wie beispielsweise die Automobilindustrie. Unser Land muß sich auch stärker auf die künstliche Intelligenz und andere Trends konzentrieren, die die Welt verändern werden.“ Torsten Fricke
Premierminister Petr Fiala kündigt beim Besuch eines Munitionsherstellers Unterstützung beim Export an
Regierung stärkt Rüstungsindustrie Für einen Ausbau der Rüstungsindustrie und mehr staatliche Unterstützung bei Exporten hat sich Tschechiens Premierminister Petr Fiala im Rahmen seines Besuchs beim Munitionshersteller Sellier & Bellot in Wlaschim auf der Böhmisch-Mährischen Höhe ausgesprochen.
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ie Verteidigungsindustrie sei ein wichtiger Bestandteil der tschechischen Wirtschaft und ihre Bedeutung für die aktuelle Sicherheitslage in Europa nehme zu, sagte Fiala: „Wir müssen die Rüstungsindustrie als außenpolitisches Instrument und als Grundvoraussetzung für die Verteidigungsfähigkeit unseres Staates sehen. Die Rüstungsindustrie ist also nicht nur von wirtschaftlicher, sondern auch von strategischer und sicherheitspolitischer Bedeutung.“ Erst im Juni hatte die tschechische Regierung eine neue Sicherheitsstrategie (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) verabschiedet, die unter anderem eine
Radek Musil, Vorstandsvorsitzender von Sellier & Bellot, überreicht Premierminister Petr Fiala eine Munitionsauswahl als Geschenk. Foto: Vlada ČZ Aufstockung des Verteidigungsetats vorsieht. „Die Erhöhung der Sicherheits- und Verteidigungsfähigkeit der Tschechischen Republik ist eine unserer Prioritäten. Deshalb modernisieren wir un-
sere Armee, statten sie mit neuer Ausrüstung aus und unterstützen unsere Waffenhersteller“, so der Premierminister. Da die tschechische Rüstungsindustrie zu 90 Prozent vom Export abhängig ist, sei die Unter-
stützung durch den Staat von strategischer Bedeutung. „Zu den potenziellen Regionen gehören der Nahe Osten, Südostund Zentralasien, der Kaukasus und Afrika. Wir haben die Chance, dort erfolgreich zu sein“, sagte der Premierminister bei seinem Besuch am vergangenen Donnerstag in der Munitionsfabrik, an dem auch der Regierungsbeauftragte für den Wiederaufbau der Ukraine, Tomáš Kopecny, und der Präsident der tschechischen Handelskammer, Zdeněk Zajíček, teilnahmen. Sellier & Bellot ist einer der größten Munitionslieferanten für die Streitkräfte der europäischen Nato-Länder und hatte im Zuge des russischen Angriffskriegs erst im Januar eine neue Produktionshalle eröffnet. Das Unternehmen ist vor über 200 Jahren von den Franzosen Pierre Daniel Louis Sellier und Jean Maria Nicolas Bellot gegründet worden und gehört seit 2009 zum brasilianischen Rüstungskonzern CBC. Torsten Fricke
er Agrofert-Konzern, dessen Eigentümer Treuhandfonds des ehemaligen tschechischen Premierministers Andrej Babiš (Ano) sind, hat das Chemieunternehmen Synthesia, das Medienhaus Mafra sowie die Firma Londa an die Kaprain-Gruppe verkauft, die dem tschechischen Unternehmer Karel Pražák gehört. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Die geplante Transaktion müsse noch vom Kartellamt genehmigt werden, erklärte ein Agrofert-Sprecher gegenüber der Presseagentur ČTK.
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Erster Wanderweg für Barfußläufer
n einem Wald im Osten Prags ist am Sonntag ein acht Kilometer langer Wanderweg für Barfußläufer eröffnet worden. Laut des Tschechischen Wanderklubs (KČT) sei das gesunde Gehen ohne Schuhe, das auf Tschechisch „bosobot“ genannt wird, voll im Trend. Hinweistafeln am Rande des Weges informieren über die einzelnen Aspekte des Barfußlaufens.
KI liest mit Stimme von Karel Gott
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as Projekt „Gott navždy“ (Gott für immer) ist inzwischen die meistgehörte Hörspielserie des Tschechischen Rund-
funks. Dabei werden die Lebenserinnerungen des Sängers Karel Gott von seiner eigenen Stimme vorgelesen. Diese wurde allerdings anhand Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Die ersten 49 Kurzkapitel seien inzwischen über eine Million Mal als Podcast abgerufen worden, sagte eine Sprecherin des Tschechischen Rundfunks. Die gesamte Autobiografie mit dem Titel „Má cesta za štěstím“ (Mein Weg zum Glück) erscheint am 29. September als Hörbuch.
Widerstand gegen mehr Überstunden
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ie Sektion der Jungärzte der Tschechischen Ärztekammer (ČLK) hat die Politik aufgefordert, die geplante Novelle des Arbeitsgesetzes im Abgeordnetenhaus nicht zu unterstützen. Die Gesetzesänderung sieht unter anderem vor, die Anzahl legaler Überstunden auf 832 Stunden für Ärzte und 1000 Stunden für Sanitäter zu verdoppeln. Für den Fall, daß das Gesetz in der geplanten Form verabschiedet wird, haben die Mediziner angekündigt, keine freiwilligen Überstunden mehr zu leisten.
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Prag entsendet Militärattaché
ls Reaktion auf die globale Sicherheitslage nach Rußlands Angriff auf die Ukraine verstärkt Tschechien die Beziehungen in der Region und entsendet einen Militärattaché in die Republik Moldau. Dessen Aufgaben seien die Stärkung der Beziehungen im Verteidigungsbereich und die Unterstützung der tschechischen Sicherheitsindustrie.
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Mehr Rechte für junge Straftäter
inder unter 15 Jahren, die eine Straftat begangen haben, sollen in Tschechien mehr Rechte erhalten, wenn die Polizei gegen sie ermittelt. So sollen die Ermittler in Zukunft auf Anfrage einen Anwalt zur Seite stellen müssen. Dies sieht eine Novelle des Jugendgerichtsgesetzes vor, die derzeit von der Regierung erarbeitet wird. Mit der Gesetzesänderung reagiert Tschechien auf Vorwürfe des Europäischen Ausschusses für soziale Rechte.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8.9.2023
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� Von mutig bis traditionell
Die schönsten Aussichtspunkte „Wer sich die Erde von oben betrachtet, sieht keine Grenzen“, hat der große Flugpionier und spätere Schriftsteller Charles Lindbergh einst festgestellt. In Tschechien gibt es zahlreiche Aussichtspunkte, um die schöne Landschaft im großen Überblick zu genießen.
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s muß nicht immer die Burg sein: Wer Prag von oben genießen will, kann auch den Laurenziberg erklimmen und die 299 Stufen des Aussichtsturms ersteigen. Wer sich dabei an den Eiffelturm in Paris erinnert, liegt nicht ganz falsch, denn es handelt sich um die verkleinerte Kopie des Pariser Originals, die im Jahr 1891 anläßlich der Prager Jubiläumsausstellung errichtet wurde. In Lippen, nahe der Grenze zu Österreich, ist der Baumwipfelpfad eine Attraktion für die ganze Familie. Vom 40 Meter hohen Aussichtsturm hat man bei gutem Wetter nicht nur einen Blick auf den nordwestlich gelegenen Böhmerwald, sondern auch gen Süden auf die Alpen. Und beim Abstieg wartet Tschechiens längste Rutsche. Ein Pendant, der Riesengebirgs-Baumwipfelpfad bei Johannisbad, führt nicht nur 45 Meter in die Höhe, sondern es geht auch – als einziger seiner Art weltweit – unter die Erde, wo im Rahmen einer interakti-
ven Ausstellung die faszinierende Mikrowelt eines Waldbodens gezeigt wird. Bei Grulich warten zwei Attraktionen auf die Besucher. Der auf über 1116 Metern gelegene Wolkenpfad ist 55 Meter hoch und bietet eine traumhafte Aussicht auf den Glatzer Schneeberg und das Flußtal der March, einem linken Nebenfluß der Donau. In unmittelbarer Nähe befindet sich die 2022 eröffnete Sky Bridge 721. Die mit 721 Metern längste Hängebrücke der Welt ist nichts für schwache Nerven, da es in bis zu 95 Metern Höhe über das Tal geht, das Geländer nur 1,20 Meter hoch ist und die sechs Tragseile nur einen Durchmesser von je 76 Millimetern haben. Wer es da lieber traditionell mag, der erklimmt die Schneekoppe. Der mit 1603 Metern höchste Berg der Sudeten bildet die Grenze zwischen Tschechien und Polen. Oder man folgt dem Rat der Reiseplattform Tripadvisor, die die schönsten Aussichtspunkte in Tschechien ermittelt hat. Auf Platz eins ist das 1338 errichtete Altstädter Rathaus in Prag mit dem Rathausturm. Auf Platz zwei folgt die Prager Hochburg, von wo aus man einen spektakulären Ausblick über die Stadt und die Moldau hat, der bis zur Prager Burg reicht.
Baumwipfelpfad bei Lippen: Vom 40 Meter hohen Turm hat man ein einzigartiges 360-Grad-Panorama.
Wer die 299 Stufen geschafft hat, dem bietet sich vom Turm auf dem Laurenziberg, dem Eiffelturm Prags, ein perfekte Aussicht auf die Hauptstadt.
Fotos: CzechTourism
Der Skywalk zwischen Adler- und Altvatergebirge lockt nicht nur mit einer perfekten Aussicht, sondern auch mit einer 101 Meter langen Rutsche.
� Wissenschaftler der Tschechischen Technischen Universität haben eine Anlage entwickelt, um selbst im Wüstenklima aus der Luft Trinkwasser zu produzieren
Für die Umwelt: Radegast braut Bier aus Luft Eine Maß Bier sind ein Liter? Falsch! In einer Maß Bier stecken weltweit im Durchschnitt 4,5 Liter Wasser. Als erste Brauerei in Mitteleuropa versucht Radegast wertvolles Trinkwasser bei der Bierherstellung zu sparen und setzt dabei auch auf die Luft.
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Das Lagerbier „Futur“ wurde nur mit Wasser gebraut, das aus der Luft extrahiert worden ist.
Innovative Umwelttechnik: EWA ist in der Lage, selbst in Wüstenregionen aus der Luft Trinkwasser zu produzieren.
issenschaftler der Tschechischen Technischen Universität in Prag (ČVUT) haben eine Methode entwickelt, aus der Luftfeuchtigkeit Trinkwasser zu gewinnen, und gemeinsam mit dem Technologie-Unternehmen Karbox eine Anlage konstruiert, die sie EWA für „Extraction of Water from Air“ (Extraktion von Wasser aus der Luft) genannt haben. „EWA ist ein einzigartiges Gerät, das selbst in sehr trockenen und heißen Umgebungen Wasser extrahieren kann. Es ist in erster Linie als Notfalltrinkwasserquelle gedacht, zum Beispiel für Rettungsdienste in sehr trockenen Gebieten. Es kann an den trockensten und heißesten Orten der Welt etwa 35 Liter Wasser pro Tag gewinnen“, erklärt Dr. Tomáš Matuška von der ČVUT. Bereits bei der Weltausstellung 2020 in Dubai hatte Tschechien für seinen Pavillon eine XXL-Anlage im Einsatz, die über 1300 Liter Wasser pro Tag aus der Wüstenluft gewonnen hat. Obwohl die bestehenden Kapazitäten dennoch nicht für eine industrielle Bierproduktion ausreichen, hat die Brauerei Radegast für ihr alljährliches Bierfest im August ein eigenes Luft-Bier gebraut. „Futur“ ist ein Lagerbier, das sich durch eine sehr hohe Bitterkeit von über 60 Bittereinheiten (IBU) auszeichnet. Die Brauerei Radegast ist damit die erste Brauerei in Mitteleuropa, die Bier aus Wasser gebraut hat, das aus der Luft kommt. Die 1966 in Noschowitz im Be-
Die Brauerei Radegast unterstützt auch die Wiederherstellung oder Neuanlage von Waldteichen, um die Region vor dem Austrocknen zu schützen. Fotos: Plzeňský Prazdroj zirk Friedeck-Mistek gegründete Brauerei gehört seit 1999 zur Plzeňský Prazdroj a. s. (dem Hersteller des Pilsner Urquell) und damit seit 2017 zum internationalen Konzern Asahi. Radegast profiliert sich bereits seit vielen Jahren im nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen. Während im weltweiten Durchschnitt 4,5 Hektoliter Trinkwasser für die Produktion von einem Hektoliter Bier verbraucht werden, hat die im Osten Tschechiens gelegene Brauerei den Verbrauch durch eine ganze Reihe von Maßnahmen auf 2,29 Hektoliter Wasser reduziert. So legte die Brauerei bereits zwischen 2002 und 2003 ein System miteinander verbundener Teiche an, die das Regen- und Drainagewasser aus der Brauerei auf natürliche Weise reinigen. Auch in Tschechien ist der Kli-
mawandel spürbar. Zwar hat sich die Gesamtniederschlagsmenge nicht wesentlich verändert, aber es regnet seltener und intensiver. Hinzu kommt ein stetiger Anstieg der Temperaturen, der zu einer zunehmenden Verdunstung von Wasser aus der Landschaft führt. „In der Tschechischen Republik gilt: Was wir nicht haben, haben wir nicht. Wir sind das ‚Dach Europas‘ und 98 Prozent des Wassers, das von uns in die Flüsse fließt, stammt aus Niederschlägen, die auf tschechischem Gebiet fallen. Wir müssen also lernen, das Wasser, das in unsere Flüsse fällt, zurückzuhalten, denn wir können es nicht durch das ersetzen, was aus den Nachbarländern zu uns kommt. Wasser in der Landschaft ist nicht nur für die Vegetation und die Tiere wichtig, sondern auch für die Kühlung der Landschaft.
Ohne Wasser wäre unsere Landschaft im Sommer eine überhitzte Wüste“, erklärt Libor Ansorge, stellvertretender Direktor des T. G. Masaryk Water Research Institute. „Wir engagieren uns seit langem für die Reduzierung des Wasserverbrauchs und den Schutz der Wasserressourcen und unterstützen Projekte, die sich auf die Wasserrückhaltung in der Landschaft konzentrieren. Seit 2015 haben wir über 7 Millionen Kronen in diese Projekte investiert“, sagt Petr Klíma, Senior Brand Manager der Marke Radegast. Eines dieser Projekte ist die Wiederherstellung oder Neuanlage von Waldteichen. Dafür haben Experten landesweit 14 Standorte identifiziert, die sich für die Anlage von Tümpeln eignen. Torsten Fricke
4 Bis Freitag, 29. September, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Im Gegenlicht – Bilder aus Ermland und Masuren". Fotoausstellung von Wojciech Szulc-Cholnicki. Kin-Top, Mindener Straße 20, Düsseldorf. Bis Dienstag, 3. Oktober, Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“. Haus der Bayerischen Geschichte, Donaumarkt 1, Regensburg. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9.00 bis 18.00 Uhr. Weitere Informationen unter www.hdbg.de Bis Sonntag, 29. Oktober: Sonderausstellung mit Werken des Johannes-von-Tepl-Preisträgers Roland Helmer. EgerlandMuseum, Marktredwitz Bis Sonntag, 12. November, Sudetendeutsches Museum, Sonderausstellung: „Ein bißchen Magier bin ich schon … Otfried Preußlers Erzählwelten“. Geöffnet dienstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Alfred-KubinGalerie, Hochstraße 8, München. Freitag, 8. September, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Eröffnung der Ausstellung „Future is now“ (läuft bis 25. November). GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Samstag, 9. September, 14.30 Uhr: „Weltkinder: Die kleine Hexe. Ausflug mit Abraxas – Malá čarodějnice.“ Kinderlesung im Rahmen der OtfriedPreußler-Ausstellung in tschechischer Sprache. Stadtbibliothek im Motorama, Rosenheimer Straße 30, München. Samstag, 9. September, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag mit Rückblick auf den Versöhnungsmarsch Brünn. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@ sudeten-bw.de Donnerstag, 14. September, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Verlorene Dörfer in Masuren“. Die deutsch-polnische Wanderausstellung läuft bis zum 29. Oktober. Ausstellungsort: Foyer der Universitäts- und Landesbibliothek der Heinrich-Heine-Universität, Universitätsstraße 1, Düsseldorf. Samstag, 16. bis Sonntag, 17. September, Kulturreferat für die böhmischen Länder: Böhmerwaldseminar. Kulturhistorische, grenzüberschreitende Tagung. Burg Strakonitz, Zámek 1, Strakonitz. Samstag, 16. bis Sonntag, 17. September, Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge: 61. Bundestreffen und 29. Wiedersehensfest der Riesengebirgler aus Arnau und Umgebung. Beginn 10.30 Uhr. Kolpinghaus, Am Rinnentor 46, Bensheim. Samstag, 16. September, 10.30 Uhr, Paneuropa-Union Bayern: Landesversammlung unter dem Motto „Christen in Europa und der Welt – Zwischen Identitätskrise, Verfolgung und Bekenntnis“. 11.00 Uhr: Eröffnung und Begrüßung durch PEU-Landesgeschäftsführerin Kathi Ullrich, Grußworte. 11.15 Uhr: „Umwertung der Werte: Bedrohung der christlichen Kultur Europas?“, Dr. Dirk Hermann Voß, Landesvorsitzender der Paneuropa-Union Bayern. 13.30 Uhr: „Wird Europa heidnisch? Das Christentum und die Seele Europas“, Dr. h. c. Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland. 15.00 Uhr: „Weltweite Christenverfolgung – Religionsfreiheit verteidigen“, André Stiefenhofer, Leiter der Medienabteilung des Päpstlichen Hilfswerkes Kirche in Not. Anschließend Erfahrungsbericht von Marielle Boutros, Projektkoordinatorin von Kirche in Not im Libanon. Hotel am Alten Park, Fröhlichstraße 17, Augsburg. Samstag, 16. September, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde:
TERMINE VERANSTALTUNGSKALENDER „Barock! Bayern und Böhmen – Bayerisch-Tschechische Landesausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte Regensburg“. Vortrag von Christoph Lippert. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 17. September, 11.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: Tag der Heimat „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“. Kranzniederlegung am Mahnmal im Kurpark Bad Cannstatt mit Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper. 14.00 Uhr: Volkstumsnachmittag in der Liederhalle, Beethovensaal, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Montag, 18. September, 18.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: Eröffnung der Ausstellung „Kulturelle Brücken in Europa. Adel aus Böhmen und Mähren nach 1945“. Die Ausstellung läuft bis zum 19. November. Neustädter Rathaus/Novoměstská radnice, Turm/Věž, Karlovo náměstí 1, Praha Donnerstag, 21. September, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Kuratorenführung durch die Otfried-PreußlerAusstellung mit Eva Haupt und Anna Knechtel“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Samstag, 23. September, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart: 70 Jahre Deutscher Böhmerwaldbund Heimatgruppe Stuttgart mit der SL-Kreisgruppe Stuttgart. Festrede: Birgit Kern, Bundesvorsitzende Deutscher Böhmerwaldbund. Musikprogramm mit der Familie Januschko. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 23. September, 14.30 Uhr: „Weltkinder: Die kleine Hexe. Ausflug mit Abraxas“. Kinderlesung im Rahmen der Otfried-Preußer-Ausstellung in persischer Sprache. Stadtbibliothek im Motorama, Rosenheimer Straße 30, München. Samstag, 23. September, 16.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: Eröffnung der Ausstellung „Václav Havel – Europa als Aufgabe. Anregungen und Überlegungen des Dichters, Dramatikers und Staatsmannes zum Thema Europa“. Die Ausstellung läuft bis zum 7. Oktober. Galerie im Europahaus, Kolpingstraße 1, Freyung. Donnerstag, 28. September, 19.00 Uhr, Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein: „Otfried Preußler – ein Leben in Geschichten.“ Lesung von Tilman Spreckelsen. Die Sonderausstellung ist an diesem Abend bis 22.00 Uhr geöffnet. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-Stifter-Saal, Hochstraße 8, München. Freitag, 29. September, SLLandesgruppe Baden-Württemberg: Herbstgespräch mit den Vereinigungen. Referentin Hannah Zakhari. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Samstag, 30. September, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Ganztagesfahrt zur Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung nach Regensburg. Abfahrt um 8.00 Uhr am Busbahnhof. Anmeldung bei Christoph Lippert unter Telefon (0 91 32) 97 00 oder per eMail an info@lti-training.de Sonntag, 1. Oktober, 14.00 Uhr, BdV-Kreisverband Wetzlar: Tag der Heimat. Die Festrede hält Hessens Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete ZieglerRaschdorf. Stadthalle, Brühlsbachstraße 2, Wetzlar. Sonntag, 1. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Bezirksverband Schwaben: „Europa zwischen Krieg und Frieden“. Kundgebung mit MdEP a. D. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Präsident der Paneuropa-Union. Trachtenheim, Donauwörther Straße, Königsbrunn.
Mittwoch, 4. Oktober, 18.30
Uhr, Sudetendeutsche Landsmannschaft, Bundeskulturreferent: 200 Jahre Hans Kudlich. Festveranstaltung mit Vernissage. Adalbert-Stifter-Saal, Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 5. bis Sonntag, 8. Oktober, Sudetendeutsche Heimatpflegerin: Fahrt zur Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik in Prag. Programm und Anmeldung unter www.sudeten. de oder Telefon (0 89) 48 00 03 65. Freitag, 6. Oktober, 8.30 bis 16.30 Uhr, Ackermann-Gemeinde Augsburg: Tagesfahrt nach München zur Ausstellung über Otfried Preußler. Vortrag im Sudetendeutschen Haus von Anna Knechtel vom Adalbert Stifter Verein. Anmeldung unter Telefon: (08 21) 31 66 85 50 oder per eMail an ackermanngemeinde@ bistum-augsburg.de Samstag, 7. Oktober, 14.30 Uhr: „Weltkinder: Die kleine Hexe. Ausflug mit Abraxas – La piccola strega. Una gita con Abraxas“. Kinderlesung im Rahmen der Otfried-Preußler-Ausstellung in Italienisch. Stadtbibliothek im Motorama, Rosenheimer Straße 30, München. Sonntag, 8. Oktober, 14.00 Uhr, BdV-Kreisverband Limburg-Weilburg: Tag der Heimat. Festredner ist der Bundesvorsitzende der Deutschen aus Rußland, Johann Thießen. Die musikalische Gestaltung übernehmen die Egerländer Maderln aus Mengerskirchen unter Leitung von Heike Schlicht. Bürgerhaus, Hauptstraße 19, Weilmünster. Sonntag, 8. Oktober, 14.00 Uhr, Ortsgruppe München Deutscher Böhmerwaldbund: Musikkabarettist André Hartmann. Der SL-Förderpreisträger von 2006 gibt eine Kostprobe seiner vielen Talente. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Sonntag, 8. Oktober, 17.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Europäisches Volksmusikkonzert. Stadthalle Korntal, Martin-Luther-Straße 32, Korntal-Münchingen. Anmeldung und Kartenbestellung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Montag, 9. Oktober, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 3: Schloß Troja in Prag“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 11. bis Sonntag, 15. Oktober, Ackermann-Gemeinde München: Kulturfahrt nach Ostböhmen. Abfahrt in München und Zustiegsmöglichkeit in Regensburg. Nähere Informationen und Anmeldung per eMail an muenchen@ackermanngemeinde.de Samstag, 14. Oktober, 14.00 bis 1.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Lange Nacht der Münchner Museen. SandArt-Shows, Lesungen und Sonderführungen im Rahmen der Otfried-Preußler-Ausstellung. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Donnerstag, 19. bis Samstag, 21. Oktober, Adalbert Stifter Verein: Internationale Tagung „Otfried Preußler (1923–2013): zu Hause in vielen Welten“ in Reichenberg. Mehr Informationen auf www.stifterverein.de Freitag, 20. Oktober, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Festveranstaltung/Vortrag von Prof. Dr. Stefan Samerski. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. Samstag, 21. Oktober, 15.00 bis 22.00 Uhr: Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adal-
bert Stifter Verein: Geburtstagsfest für Otfried Preußler. 15.00 Uhr: Figurentheater „Die Kleine Hexe“. 16.00 Uhr: Familienprogramm. 18.00 Uhr: Figurentheater „Der Räuber Hotzenplotz“. Sonderöffnung der Ausstellung bis 22.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Sonntag, 22. Oktober, 14.15 Uhr, Heimatverband der Brünner in der Bundesrepublik Deutschland: Bruna-Heimatnachmittag. Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Montag, 23. bis Freitag 27. Oktober, Sudetendeutsche Heimatpflegerin: Kulturfahrt „Bekanntes und Unbekanntes in Böhmen und Mähren“. Programm und Anmeldung unter www.sudetendeutscheheimatpflege.de Donnerstag, 26. Oktober, 9.30 bis 19.30 Uhr, Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen: Tagung „Estland und Lettland – Geschichte und Architektur vom Mittelalter bis zur Gegenwart“. Weitere Informationen und Anmeldung per eMail an ebh.akademie@bistum-mainz. de oder unter Telefon (0 61 31) 25 75 23. Erbacher Hof – Akademie des Bistums Mainz, Grebenstraße 24–26, Mainz. Donnerstag, 26. Oktober, 19.00 Uhr: Adalbert Stifter Verein: Filmvorführung „Krabat“ und „Das Märchen von Hans und Marie“ in Tschechisch mit deutschen Untertiteln im Rahmen der Otfried-Preußler-Ausstellung. Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, München. Samstag, 28. bis Sonntag, 29. Oktober, Bund der Eghalanda Gmoin: Bundeskulturtagung. Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Samstag, 28. Oktober, 10.30 Uhr, BdV-Kreisgruppe Bayreuth: Tag der Heimat. Die Festrede hält Hartmut Koschyk, Finanzstaatssekretär und MdB a. D. Gasthof Specht, Fichtelberger Straße 41, Fichtelberg. Samstag, 28. Oktober, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Monatsnachmittag mit dem Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, MdEP Rainer Wieland. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Samstag, 28. Oktober, 15.00 bis 16.30 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Kinderführung durch die Otfried-Preußler-Ausstellung zu Halloween“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-KubinGalerie, Hochstraße 8, München. Mittwoch, 8. November, 16.00 und 19.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: „Literatur im Café – Otfried Preußler zum 100. Geburtstag“. Sudetendeutsches Museum, Museumsbistro, Hochstraße 10, München. Samstag, 11. November, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Film „Trautenau und das Riesengebirgsvorland – Begegnungen mit Deutschen und Tschechen“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 12. November, 13.30 bis 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Finissage der Otfried-Preußler-Sonderausstellung. 13.30 Uhr: Kuratorenführung mit Eva Haupt und Anna Knechtel. 15.00 Uhr: Kindertheater „Der Räuber Hotzenplotz“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Dienstag, 14. bis Freitag, 17. November, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof. Bildungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Ausführliches Programm folgt. Montag, 20. November, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 4: Melnik“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8.9.2023
Vortrag
Joseph II. und das Europa der Aufklärung Donnerstag, 5. Oktober, 19.00 Uhr (verschoben vom 27. Juli), Vortrag: „Der Kaiser reist inkognito. Joseph II. und das Europa der Aufklärung“. Referentin: Monika Czernin. Moderation: Florian KührerWielach. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Ende des 18. Jahrhunderts geraten die europäischen Monarchien ins Wanken. Der Sohn Maria Theresias, Kaiser Joseph II., erkennt den Reformbedarf und greift begierig die Ideen der Aufklärung auf. Ohne Pomp und großes Gefolge – inkognito – bereist er sein riesiges Reich. Mit eigenen Augen sieht er, wie seine Untertanen leben, unter Frondiensten leiden, hungern. Er trifft einfache Menschen ebenso wie Fürsten und Könige, besucht Krankenhäuser und Fabriken, immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen für den Aufbau seines modernen Staates. Bei seiner Schwester in Versailles sieht er die Französische Revolution heraufziehen. Am Ende hat Joseph II.
ein Viertel seiner Regierungszeit unterwegs verbracht. Die österreichische Autorin und Filmemacherin Monika Czernin schildert einen außergewöhnlichen Herrscher, der seiner Zeit in vielem voraus war. Die Referentin hat in Wien Pädagogik, Politikwissenschaften, Philosophie und Publizistik studiert und für den ORF sowie für die Zeitung Die Presse gearbeitet. Von Monika Czernin liegen unter anderem vor: „Das letzte Fest des alten Europas: Anna Sacher und ihr Hotel“ (2014) und „Maria Theresia – Liebet mich immer. Briefe an ihre engste Freundin“ (2017). Zu ihren Filmprojekten gehören unter anderem „Die letzten Stunden einer Kaiserin – Elisabeth und die Anarchisten“ (2018) und „Erbe Österreich: Joseph II. – Kaiser und Rebell“ (2022). Kooperationspartner der Veranstaltung sind das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München IKGS und der Adalbert Stifter Verein.
Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn Sonntag, 10. bis Freitag, 15. September: Seminar „Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschen und ihren östlichen Nachbarn“. Deutsche trennt von Polen, Tschechen oder Ungarn nicht Religion, Kultur, die Art des Lebens, sondern höchstens die Sprache. Die Menschen in diesem Teil Europas gehören alle einem gemeinsamen kulturellen Raum an. Es gab religiöse, dynastische, wirtschaftliche Verbindungen und jahrhundertelangen Austausch. Nicht immer – vor allem im 19. und 20. Jahrhundert – hat man gute nachbarschaftliche Erfahrungen gemacht. Polen wurde mehrfach von seinen Nachbarn aufgeteilt. Diese historische Erfahrung wirkt bis in die Gegenwart fort, so daß Polen Ängste vor seinen östlichen und westlichen Nachbarn – Rußland und Deutschland – hat, insbesondere, wenn diese sich einig sind. Polen wurde infolge des Zweiten Weltkriegs um mehrere hundert Kilometer nach Westen verschoben, die dort ansässigen Deutschen größtenteils vertrieben. Es verblieben jedoch deutsche Minderheitengruppen, insbesondere in Oberschlesien, aber auch in Westpreußen. Sie durften sich in der Zeit des Kommunismus nicht organisieren, ihnen wurde kein muttersprachliches Bildungsangebot gemacht. Dies änderte sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs grundlegend, als die deutsch-polnischen Beziehungen, wie auch zu den vormaligen sowjetischen Satellitentstaaten Mitteleuropas, auf neue Grundlagen gestellt wurden. Es haben folgende Referenten ihre Teilnahme zugesagt: Magdalena Oxfort mit zwei Vorträgen: „Eine Bilderreise durch Westpreußen“ und „Grenzüberschreitende Kooperationen“; Dr. Gregor Ploch: „Das Wesen der Deutschen. Eine philosophische Annäherung“; Lucjan Dzumla: „Die Deutsche Minderheit in Polen. Aktivitäten, Strukturen, Perspektiven“; Dr. Meinolf Arens: „Litauen und seine Beziehungen zu Deutschen und Polen in Vergangenheit und Gegenwart“; Dr. Dr. h.c. Axel Hartmann: „Die Ostpolitik der Regierungen Brandt und Kohl – Vom Kalten Krieg zur Deutschen und Europäischen Einheit“; Krystyna Jakubanes: „Aktivitäten der deutschen Minderheit in Westpreußen“; Gabriela Blank/Wolfgang Freyberg: „Deutsche und Polen im Ermland und in Masuren im Lauf des 20. Jahrhunderts“; Josef Cyrus: „Bilder einer Landschaft – An der Weichsel“, Dokumentarfilm. Abschließend ist eine Ganztagesexkursion zu den deutschen Erinnerungsorten Wartburg und Eisenach geplant. Der Tagungsbeitrag für die voraussichtlich vom Bundesministerium des Innern und für Heimat geförderte Veranstaltung beträgt 200,00 Euro pro Person, jeweils inklusive Programm, Verpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer. Der Einzelzimmerzuschlag beträgt 10,00 Euro pro Nacht. Die ermäßigte Kurtaxe beträgt 1,95 Euro pro Nacht. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax (0971) 714 747 oder per eMail an: hoertler@ heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
AKTUELL · KOLUMNE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36| 8.9.2023
5 Bundespräsident
Tschechien beim Bürgerfest D
Die Delegation der Seliger-Gemeinde am Elternhaus von Volkmar Gabert in Dreihunken.
Fotos: Ulrich Miksch
Martin Rak zeigt Dokumente zu Gabert.
Zum 100. Geburtstag und 20. Todestag des großen Sozialdemokraten
Auf den Spuren von Volkmar Gabert nach Prag und Teplitz-Schönau „Die Kräfte der Freiheit unterstützen“ heißt das Jahresmotto der Seliger-Gemeinde – ein Zitat des langjährigen Vorsitzenden Volkmar Gabert, an dessen 100. Geburtstag und 20. Todestag in diesem Jahr gedacht wird. So begab sich im August eine 15-köpfige Gruppe der Seliger-Gemeide auf die Spuren des Sozialdemokraten nach Prag und Teplitz-Schönau.
A
uftakt war in Prag, wo ein Besuch beim LandesEcho, dem Monatsmagazin der deutschen Minderheit in Tschechien, und ein Treffen mit dem neuen Chefredakteur Maximilian Schmidt auf dem Programm stand. Anschließend wurde ein Filmdokument aus dem Prager Nationalen Filmarchiv über die 1934 in Prag stattgefundene Arbeiter-Olympiade gezeigt. Zu sehen waren die Ansprache des deutschen Ministers und Vorsitzenden der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP), Ludwig Czech, und ausgedehnte turnerische Inszenierungen von Frauen und Männern im Strahov-Stadion – dem nächsten Programmpunkt. Das heute nur noch in Teilen genutzte Stadion war zur Eröffnung im Jahr 1926 mit einem Fassungsvermögen von rund 250 000 Zuschauern eine der größten Sportarenen der Welt und 1934 auch Austragungsort der Arbeiter-Olympiade. Es folge ein kurzer Besuch im Volkshaus, dem Hauptsitz der tschechischen Sozialdemokratie, in dem sich noch heute wichtige Institutionen befinden, wie unter anderem die Demokratische Masaryk-Akademie. Bei einem Rundgang auf den Wolschaner Friedhöfen begegneten der Gruppe Zeugnisse der tschechischen Geschichte: So die Gräber der früh verstorbenen Gründer des Sokols, Miroslav Tyrš und Jindřich Fügner, des tschechischen Turnerbundes, die letzte Ruhestätte des kommunistischen Politikers Klement Gottwald und dessen Frau Marta, die für die stalinistische Tschechoslowakei stehen, und das Grab des Studenten Jan Palach, der sich aus Protest über die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst verbrannt hatte. Palach wäre am 11. August 75 Jahre alt geworden, und sein Grab war auffällig mit frischen Blumen geschmückt. Am nächsten Tag führte die Gruppe der SG der Weg zu den Spuren des Lebens Volkmar Gaberts. Auf dem Hauptbahnhof, damals 1939 der Wilson-Bahn-
Die aktuelle Ausstellung der Seliger-Gemeinde „Böhmen liegt nicht am Meer“ würdigt große Sozialdemokraten, wie Volkmar Gabert. Foto: Seliger-Gemeinde hof, findet sich das Denkmal für den Retter von 660 jüdischen Kindern, den Briten Nicholas Winton. Hier trat auch Volkmar Gabert am 14. März 1939 seinen Gang ins englische Exil an, mit dem letzten Zug mit sozialdemokratischen Flüchtlingen, der noch die Tschechoslowakei in Richtung polnisches Gdingen verlassen konnte. Sein Vater, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Großbritannien im Exil war, war Oberlehrer, DSAPMitglied und kurzzeitig nach dem Ersten Weltkrieg auch Bürgermeister in Dreihunken, wo Volkmar Gabert geboren wurde – dem nächsten Ziel der Reise der SG-Delegation.
Die Gruppe der Seliger-Gemeinde am Nicholas-Winton-Denkmal.
An Gaberts Elternhaus in Dreihunken, das heute zu Eichwald gehört, wurde die Gruppe vom Heimatkreisbetreuer von Teplitz-Schönau, Erhard Spacek, und dem Dreihunkener Martin Rak, der am Teplitzer Gymnasium Deutschlehrer ist und aus einer deutsch-tschechischen Familie vor Ort entstammt, empfangen. Rak zeigte Dokumente zu Volkmar Gabert und dessen Vater. Eine Nelke wurde an der Gedenktafel für Volkmar Gabert befestigt, die vor Jahren Martin Rak in Erinnerung an den in Bayern und Europa wirkungsmächtigen sozialdemokratischen Politiker initiiert hatte. Nächste Station war das Grab von
Apfelbaumpflanzung in Teplitz.
Josef Seliger in Wisterschan. Auf dem Schönauer Friedhof sticht das von Johannes Watzal 1924 mit der bildnerisch übersetzten Zeile des Arbeiterliedes „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ in Sandstein gearbeitete Grab-Denkmal sofort ins Auge. Noch vom Gedenken aus dem Jahre 2019 zu den sozialdemokratischen Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung der DSAP fanden sich Schleifen mit den tschechischen und deutschen Farben als Schmuck. Die SG legte eine Nelke zum Gedenken an den ersten Vorsitzenden der DSAP und Namensgeber ihrer Gesinnungsgemeinschaft nieder und fuhr zu den „Städtischen Sälen“ in Turn, in die Nachbarschaft des ehemaligen Hotels „Imperator“, wo die DSAP Ende August, Anfang September 1919 gegründet wurde. Die mittlerweile abgerissenen Gebäudereste hinterließen eine öde wildbewachsene Fläche, auf der die SG einen Apfelbaum pflanzte – als Hoffnungszeichen, daß die den heutigen Teplitzer kaum noch bekannte Geschichte der DSAP in ihrer Stadt nicht ganz vergessen wird. Als aktiver Politiker hatte Volkmar Gabert vor allem in Bayern gewirkt und wäre 1966 als SPD-Spitzenkandidat fast zum Ministerpräsidenten gewählt worden. In den deutsch-tschechischen Beziehungen, die nach der samtenen Revolution erst wieder demokratische Akteure der Sudetendeutschen wie die Seliger-Gemeinde zu Wort kommen ließ, hat Volkmar Gabert als SG-Vorsitzender seit 1986 wesentlichen Anteil an ersten Normalisierungsschritten gehabt. Sein Eintreten für eine Würdigung für Ludwig Czech, die 1993 in Theresienstadt mit Präsident Václav Havel möglich wurde, seine Arbeit im Sudetendeutschen Rat, seine Begleitung der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997 und seine Tätigkeit als Verwaltungsrat im Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ab 1998 sind wichtige Zäsuren einer sudetendeutsch-tschechischen Annäherung, die Gabert für die Sozialdemokratie erreicht hat. Havel schrieb zu Gaberts 75. Geburtstag: „Ich habe große Wertschätzung für alles, was Sie in Ihrem Leben für die Verteidigung der Demokratie in der Tschechoslowakei vor dem Zweiten Weltkrieg, im Kampf gegen den Nazismus im Laufe des Krieges und für die Festigung der Demokratie im Nachkriegsdeutschland sowie für die deutsch-tschechische Verständigung getan haben.“ Ulrich Miksch
Das Grabmal von Josef Seliger in Wisterschan.
ie Tschechische Republik und der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds sind neben Thüringen die Partner beim diesjährigen Bürgerfest des Bundespräsidenten, das am Samstag, 9. September, im Schloß Bellevue in Berlin stattfindet, dem Amtssitz von Frank-Walter Steinmeier. In der offiziellen Begründung, warum der Bundespräsident in diesem Jahr Tschechien als einen Partner ausgesucht hat, heißt es: „Bürgerinnen und Bürger beiderseits der Grenze haben schon seit Langem bewiesen, daß sie verläßliche Partner in guten wie auch in turbulenten Zeiten sein können. Dank dieses Engagements fußen die deutsch-tschechischen Beziehungen auf einer sehr soliden Basis für ihre weitere Entwicklung. Sie
werden nicht nur strategisch gedacht, sondern auch alltäglich gelebt. Das ist eine gute Nachricht für unsere Länder, für die mitteleuropäische Region und ganz Europa.“ „Wir sind stolz, dabei ein gemeinsames Geburtstagskind zu präsentieren: Unser DeutschTschechischer Zukunftsfonds feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Dank des Fonds machen bürgerliches Engagement und nachbarschaftliche Zusammenarbeit noch mehr Spaß“, ergänzt Tomáš Kafka, Botschafter Tschechiens in Berlin. Erstmals werden auch Gäste aus Prag per Sonderzug nach Berlin zum Sommerfest anreisen. Und auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft als Brückenbauer und Motor der deutsch-tschechischen Beziehungen ist in Berlin dabei Einer der Publikumsmagneten am Stand Tschechiens wird die Kochshow von Ondřej Slanina sein. Der berühmte tschechischerFernsehkoch und Inhaber der bekannten Prager Restaurants Chateau St. Havel und Ginger & Fred im Tanzenden Haus – von Freunden auch „Herr Speck“ genannt – bietet Einblicke in die Geheimnisse der feinen böhmischen Küche. Außerdem präsentiert sich die 1790 gegründete Firma Koh-iNoor Hardtmuth. Das Unternehmen ist einer der ältesten Bleistifthersteller der Welt und heute ein Anbieter von Künstler-, Schul-, Büro- und Hobbybedarf. Am tschechischen Stand kann man die Stifte beim Ausmalen selbst ausprobieren oder sich ein Schnellportrait von der Künstlerin Margarete Moos zeichnen lassen. Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds präsentiert auf dem Bürgerfest einen NGO-Markt und eine Reihe von Workshops. Zahlreiche tschechische und deutsche Organisationen, die sich seit langem für die Vertiefung der guten nachbarschaftlichen Beziehungen einsetzen, werden ihre Programme und Aktivitäten vorstellen. „Das Programm, das wir gemeinsam mit unseren Partnern vorbereitet haben, ist nur ein kleines Beispiel dafür, wie enorm sich die Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen in den letzten 25 Jahren weiterentwickelt haben“, sagen Petra Ernstberger und Tomáš Jelínek, die Direktoren des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.
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FORUM PERSONALIEN
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Träger des SL-Kulturpreises für Bildende Kunst 2014
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Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift
Hatto Zeidler 85 Am 13. September feiert der freischaffende Bildhauer Hatto Zeidler, Träger des SL-Kulturpreises für Bildende Kunst 2014, im baden-württembergischen Knittlingen 85. Geburtstag.
H
halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Zeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat-Post, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Neudeker Heimatbrief für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr) Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage! Adresse:
atto Zeidler kam in Krumke im Kreis Stendal in der Altmark als Sohn des Holzschnitzers Josef Zeidler aus Wildstein im damaligen Kreis Eger zur Welt. Die Volksschule besuchte er in Saaz. Im Zuge der Vertreibung strandete die Familie Zeidler in Ebenbach im heutigen RheinNeckar-Kreis. Zunächst machte Hatto Zeidler eine Bildhauerlehre im väterlichen Betrieb. Anschließend ließ er sich am Pädagogischen Institut in Heidelberg zum Volksschullehrer ausbilden und legte die Realschullehrerprüfung für Musik, Sport, Mathematik und Kunsterziehung ab. Sein Studium der Soziologie und Kunstgeschichte an der Universität Heidelberg krönte er mit einer Promotion. Bis 1974 war er Lehrer an der Realschule in Wiesloch im Rhein-
Neckar-Kreis, 1974 bis 2003 war er Dozent an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Seitdem bezeichnet er sich als freischaffenden Bildhauer. Zeidler ist in vielen Bereichen der Kunst und Kultur erfolgreich. Seit Jahrzehnten ist er tragendes Mitglied der Eghalanda Gmoi z‘ Heidelberg und war Volkstumswart des BdEG. Zeidler ist Musiker, Bildhauer, Volkskundler und Lyriker in Hochdeutsch und Mundart und Autor. Als Bildhauer wirkte er am deutsch-tschechischen Gemeinschaftsprojekt „Wiederaufbau von Maria Loreto“ in Altkinsberg im ehemaligen Kreis Eger mit. Dafür entwarf und modellierte er fünf Altargruppen mit lebensgroßen Figuren aus Stuck. Ferner schuf er die Figurengruppe „Kreuzabnahme“ für die 28. Kreuzwegstation der Loreto mit acht Figuren aus Kunstharz (1997), eine lebensgroße Engelfigur im Heiligen Grab aus Stuck (2003) sowie ein großes
Friedhofskruzifix aus Kunstharz (2007). Eines seiner Hauptwerke ist der Egerlandbrunnen vor dem Egerland-Kulturhaus im oberfränkischen Marktredwitz, den er von 2003 bis 2005 schuf. Dabei standen umfangreiche Arbeiten an: Entwurf der Brunnenarchitektur, technische Lösung der Wasserführung, Entwerfen, Gestalten und Modellieren von 69 Bronzefiguren. Der Brunnen hat den Grundriß eines Achtecks und nimmt damit die Form des Huasnoa(n)toutara auf. Er hat vier Etagen, jeweils in Achteckform, und zeigt einen Egerländer Hochzeitszug, tanzende Paare, Egerländer Musikanten und einen Taubenschlag. Auf den Brüstungsplatten sind die 1200 Spender eingraviert. Überdies sind die deutschen Namen aller Egerländer Orte verzeichnet sowie auf deutsch die rund 300 Namen der inzwischen verschwundenen und untergegangenen Dörfer, Märkte und
Städte des Egerlandes. Zur Bewältigung des Mammutprojektes hatte Hatto Zeidler seinen Sohn Christoph hinzugezogen, der ebenfalls Bildhauer ist. Zu Zeidlers Frühwerk gehört eine lebensgroße Bronzeplastik des Minnesängers Konrad von Wissenlo, der um 1250 in Wiesloch gelebt hatte. Diese schuf Zeidler in Wiesloch, dem Ort seiner Realschullehrerzeit. Zu seinen jüngsten Werken gehört die Bronzebüste von Nicolas de Pigage, Baumeister des Schwetzinger Schloßtheaters. Sie wurde im Juli in Schwetzingen aufgestellt. Voriges Jahr erschien auch wieder ein Buch von Zeidler. In „Die Tante kommt“ erzählt er 38 Geschichten über die Tücken des Alltags. 1998 wurde Hatto Zeidler mit dem „Egerländer Kulturpreis Johannes von Tepl“ ausgezeichnet. 2014 ehrte die Sudetendeutsche Landsmannschaft ihn mit ihrem Kulturpreis für Bildende Kunst. Die Landsleute wünschen sich und dem Jubilar noch viele schöne Jahre und Kunstwerke. Toni Eckert/Nadira Hurnaus
Landschaftsbetreuerin Elbetal
Name, Vorname
Inge Alesi 85
Straße, Hausnummer
Am heutigen 8. September feiert Ingeburg Alesi/Lösel, Landschaftsbetreuerin des Elbetals und langjährige Stellvertretende Bundesfrauenreferentin der SL, mit Familie – darunter zahlreiche Enkel – und Freunden in Sachsen bei Ansbach 85. Geburtstag.
Postleitzahl, Ort
Telefon
Z
Geburtsdatum, Heimatkreis
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Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.
Kontoinhaber
Kontonummer oder IBAN
ur Welt kam sie in Setzdorf im Kreis Freiwaldau im Altvatergebirge, dem Heimatort ihrer Mutter Gertrud Lösel/Flässig. In der Heimat ihres Vaters Erich Lösel in Nieder Wellhotten im Kirchsprengel Tichlowitz im Kreis Tetschen-Bodenbach im Elbetal wuchs sie auf. 1944 kam sie in die Schule und gehörte zum letzten Jahrgang, der noch in der Heimat eingeschult wurde. Der Unterricht endete jedoch in den Kriegswirren des Frühjahrs 1945. Und am 29. Juni begann ihre erste – die wilde – Vertreibung. Diese verschlug sie mit ihrer Mutter und den jüngeren Geschwistern Walter und Brunhilde – „Wir waren krank vor Angst, Entbehrung und Erschöpfung“ – nach Bad Schandau ins sächsische Osterzgebirge. Auf dem Rückweg in die Heimat fand sie der aus US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassene Vater. Gemeinsam kehrten sie
nach Nieder Wellhotten zurück. Diese Odyssee sollte sie später mit ihren Kindern – nun aber nicht zu Fuß – gehen. Ein Jahr später begann die „humane“ Vertreibung. Sie führte über das Lager Eggesin und Damgarten in Vorpommern schließlich nach Ermetzhofen in Mittelfranken. 1950 zog die Familie nach Ansbach, und Ingeburg machte eine kaufmännische Ausbildung. Ernst Lösel war so streng wie alle Väter damals. Ingeburg durfte nicht ausgehen, nur zu Veranstaltungen der SdJ und der Katholischen Jugend. 1952 trat sie in die Ansbacher SdJ ein und genoß die Zeltlager und die Sudetendeutschen Tage. „Das waren Erlebnisse“, sagt sie. 1960 – mittlerweile arbeitete sie im Flurbereinigungsamt in Ansbach – heiratete sie den Monteur Adolf Alesi aus Siebenbürgen. Die Ehe sollte 37 Jahre später in die Brüche gehen. 1962 kam Sohn Robert, 1965 Tochter Ulrike zur Welt. Zehn Jahre blieb Ingeburg Alesi daheim und widmete sich liebevoll ihren Kindern. Erst 1972 begann sie wieder zu arbeiten, diesmal als Fi-
nanzbuchhalterin im Notariat I in Ansbach. Dort blieb sie bis zum Eintritt in den Ruhestand. 1996 wird sie Mitglied der SL. 2001 übernimmt sie die Ortsbetreuung von Tichlowitz und organisiert die Heimattreffen. Diese finden in Bad Gottleuba-Berggießhübel im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nahe der Heimat statt. 2004 wirbt Walli Richter, damals Bundesfrauenreferentin der SL, sie als Vertreterin der Heimatlandschaft Elbetal für den Bundesfrauenarbeitskreis. Seit 2007 vertritt sie ihre Heimatlandschaft mit einem Stand beim Sudetendeutschen Tag. 2010 steigt auch Tochter Ulrike – mittlerweile mit Stefan Kiefer verheiratet und Mutter einer Tochter und eines Sohnes – ein und unterstützt die Mutter. 2016 zeigt Ingeburg Alesi an ihrem Stand die Ausstellung „Stationen meiner Vertreibung“. „Ich bin gut davongekommen. Seit der wilden Vertreibung erschüttert mich nichts mehr.“ 2012 wurde sie Mitglied der Sudetendeutschen Bundesversammlung, 2014 Stellvertreterin der Bundesfrauenreferentin,
seit 2016 ist sie Landschaftsbetreuerin des Elbetals. Außerdem gehört sie zum Vorstand der SLOrtsgruppe Ansbach. Dort und in der Bezirksgruppe war sie Frauenreferentin. Immer wieder besuchte sie ihren Geburtsort Setzdorf im Altvatergebirge und die dortige Kirche, ihre Taufkirche. Ihr mütterlicher Großvater war Soldat im Ersten Weltkrieg und starb 1920 an den Kriegsfolgen. Sein Grabstein auf dem Setzdorfer Friedhof war noch intakt; vor fünf Jahren mietete sie ihn. Und für den „Altvaterboten“ sollte sie damals – quasi als Ortsbetreuerin – die Berichterstattung für das Heimatdorf übernehmen. Auch die Tetschen-Bodenbacher traten an sie heran mit der Frage, ob sie nicht die Kreisbetreuung übernehmen könne. Damals sagte sie: „Ich bin froh, über die Verantwortung, die ich für meine Landsleute übernehmen kann. Und ich hoffe, die Ämter gut erfüllen zu können.“ Mittlerweile tritt sie ein wenig kürzer. Aber eben nur ein wenig. Darüber freuen sich die Landsleute und beglückwünschen Inge Alesi zu ihrer Tatkraft und zu ihrem Optimismus, zu ihrem Erfolg und zu ihrem Gottvertrauen. Nadira Hurnaus
Roma-Aktivist, Politiker und Freund der Sudetendeutschen
Karel Holomek †
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
36/2023
Am 27. August starb Karel Holomek, Roma-Aktivist, Politiker, Begründer des Museums für die Roma-Kultur und Freund der Sudetendeutschen sowie des Sudetendeutschen Büros in Prag, mit 86 Jahren in Brünn. Peter Barton, Leiter des Büros in Prag, erinnert sich seiner.
K
arel Holomek kam am 6. März 1937 in Brünn zur Welt. Sein Vater Tomáš war der erste studierte Rom in der Tschechoslowakei. Auch Karel studierte und absolvierte die Fakultät für Maschinenbau in Brünn. Nach der Zerschlagung des Prager Frühlings mußte er wegen seiner politischen Ansichten als Fahrer arbeiten. Gleich nach
der Samtenen Revolution wurde er Abgeordneter des tschechischen Parlaments für das damalige Bürgerforum. Später galt sein Engagement fast ausschließlich dem Verband der Roma in Mähren. Kurz nach der Gründung des Sudetendeutschen Büros in Prag hatte ich in Holomek einen überzeugten Mitstreiter für die Verständigung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen gefunden. Es gab und gibt viele, die heute behaupten, Freunde des Büros zu sein, oft liegt die Wahrheit aber ganz woanders. Mit Holomek konnte ich nicht nur offen reden, wir gestal-
teten zusammen auch manche Projekte. Dazu gehörte 2014 das Konzert einer Roma-Popmusikgruppe und unserer Südmährischen Sing- und Spielschar „Moravia cantat“ in Brünn. Bei der feierlichen Eröffnung des Hauses der nationalen Minderheiten 2007 in Prag betonte der damalige Referent der Prager Stadtverwaltung, daß ich dieses Haus niemals betreten dürfe. Daraufhin meldeten sich sofort zwei Organisationen, die mir anboten, mich als offiziellen Gast bei dieser Veranstaltung anzumelden. Beide sind der sudetendeutschen Botschaft des gu-
ten Willens bis heute treu geblieben: der Kulturverband der Deutschen, der sich seit 1969 um die Angelegenheiten der Heimatverbliebenen kümmert, und der Verband der Roma in Mähren. Sie stellten sich gemeinsam hinter das Sudetendeutsche Büro, und so konnte ich damals als Holomeks geschätzter Gast das Haus der nationalen Minderheiten doch betreten. In Karel Holomek, der den Großteil seiner Familie während der Zeit der deutschen NS-Diktatur verloren hatte, fand ich einen treuen Mitstreiter für Freiheit und Menschenrechte. Dieses Band der Treue verpflichtet mich und die Sudetendeutschen zu tiefer Dankbarkeit.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
In München-Schwabing Nord eröffnete die Ausstellung „Zwischen Messer und Gabel“. Die Schau im Gasthaus Domagk zeigt neuere Zeichnungen von Gabriele Stolz, der SL-Kunstpreisträgerin 2018, die zur Eröffnung gekommen war.
G
abriele Stolz wurde 2018 mit dem SL-Kulturpreis in der Sparte „Bildende Kunst und Architektur“ ausgezeichnet. Die Münchener Künstlerin stammt aus Mähren. Ihre Großeltern Josef und Josefine Schwarz waren Geschäftsleute in Olmütz, wo ihre Mutter Gertrud Schwarz 1929 zur Welt kam. Als Heimatvertriebene strandete Gertrud Schwarz 1946 im bayerisch-schwäbischen Donaualtheim, heute ein Ortsteil der Kreisstadt Dillingen. Hier schlug sie sich auf einem Bauernhof mit Feldarbeit durch in fremder, abweisender Enge – ein zerstörter Lebensplan. Das war für sie ein sehr schwerer Lebensabschnitt. In Schwaben heiratete sie schließlich Erwin Stolz und bekam 1956 in Höchstädt an der Donau ihre Tochter Gabriele. Nach dem Abitur begann Gabrie le Stolz in München ein Kunsterziehungsstudium, das sie 1981 mit dem Zweiten Staatsexamen erfolgreich abschloß. Heute lebt und arbeitet sie in München als freie Künstlerin. Seit 1986 nahm sie an zahlrei chen Einzel- und Gruppenaus stellungen in Bayern, in Deutschland und im europäischen Ausland teil. So war sie 1995 an der Kunstmesse Art Expo Budapest und 1996 an der Art Multiple Düsseldorf beteiligt. Im
Gabriele Stolz: „Eva“.
Gabriele Stolz: „Löffeltraum“.
Gabriele Stolz: „Denn sie wissen, was sie tun.“ Laufe ihres künstlerischen Schaffens erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie 1986 den Debütanten-Förderpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, 1989 ein Sti pendium der Gemeinde Wangerland in Friesland im
� Neue Ausstellung von SL-Kunstpreisträgerin Gabriele Stolz
Zu Tisch
Gabriele Stolz zwischen zwei neuen Werken.
Bild: Susanne Habel
Gabriele Stolz: „Tischlein, deck dich!“
Künstlerhaus Hooksiel, 1995 den Emder Kunstpreis zum Thema „Städte und Revolutionen“ und 2005 den Seerosenpreis der Landeshauptstadt München. 2015 erhielt sie schließlich zum Thema „Was ihr wollt“ den Kunstpreis der Sparkasse Bayreuth.
Gariele Stolz ist eine Künstlerin mit eigener Handschrift, mit eigenem Duktus und mit eige nen Themen. Sie ist sehr vielseitig, arbeitet klein- und großformatig und verwendet ver schie dene Materialien und Techniken. Als Ausgangspunkt nimmt sie häufig Drucke eigener Radierungen oder Baupläne und Architekturskizzen. Sie verändert diese mit Mitteln von Montage, Collage, Zeichnung und Aquarell. So entstehen immer wieder neue Originale und Unikate. Sie folgt in ihren Schaffensserien eigenen Leitmotiven, sie verknüpft Zeit und Raum, sie fügt Textsplitter und zum Teil ganze Texte ein. Dem Betrachter erschließen sich die Inhalte ihrer Bilder erst nach und nach. Viel Hintergründiges, Rätselhaftes und Verschlüsseltes steckt in ihren Arbeiten und Bildern. Nach der für Künstler besonders schwierigen Corona-Zeit hat Stolz sich nun zurück gewagt ins öffentliche Leben und tut dies mit dem ihr eigenen Engagement. In der Schau „Zwischen Messer und Gabel“ beschäftigt sie sich – auch sehr kritisch – mit der Situation von Lebensmittelerzeugung und -verbrauch. Da paßt der Ausstellungsort besonders gut. Das Gasthaus Domagk ist ein neues Lokal auf genossenschaftlicher Basis, das von Renata Neukirchen geleitet wird. Diese Wirtin hatte sich mit dem Restaurant Conviva im Blauen Haus der Münchener Kammerspiele mit Mitarbeitern mit Handicap einen guten Namen gemacht. Susanne Habel
Einladung zur Eröffnung im Gasthaus Domagk.
Bilder (5): Gabriele Stolz
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
Rollups informieren über deutsche Brünner Persönlichkeiten aus sechs Jahrhunderten wie den Physiker Ernst Mach, den Mathematiker Kurt Gödel, die Frauenrechtlerin Ottilie Bondy und den Schriftsteller Robert Musil. Bilder: Nadira Hurnaus (6), Wolfgang Theissig (5)
Rudolf Theissig besaß vier Staatsbürgerschaften, wie die Ausweise dokumentieren.
Neue Ausstellung im oberbayerischen Mühldorf
Sudetendeutsche residieren im Landratsamt fallen sei, habe man sehr wenig voneinander gewußt. Dies habe sich mittlerweile geändert. In den letzten Jahren sei viel Gutes entstanden. Premier Petr Fiala und Staatspräsident Petr Pavel stünden den Sudetendeutschen offen geusstellungsinitiator und genüber. „Ich bin froh über Mühldorfs SL-Kreisobdie Ausstellung, möge sie das mann Wolfgang Theissig Wissen über die Sudetendeutmußte zunächst einen Begrüschen in die nächste Generatißungsmarathon bewältigen, on tragen“, schloß Mayer. denn es waren viel mehr Gäste Die Ausstellung informiert gekommen, als erwartet. Un- Die Grußwortredner Stephan Mayer MdB und Ilse Preisinger- Waldkraiburgs Bürgermeister Robert Pötsch Dr. Marc Stegherr, SL-Vizebezirksobmann, über Heimat- und Sprachlandund Eva Singer, Zeitzeugin aus Brünn. und Dr. Wolfgang Theissig. ter ihnen waren Politiker, Bür- Sontag, Stellvertretende Landrätin. schaften, prominente Sudegermeister der umliegenden tendeutsche und heimatliche Ortschaften und SL-Vertreter aus die Leistungen der Tschechen 800 Jah- Kunst und Kultur. In einer Vitriden Landkreisen Mühldorf und Sudetendeutschen re lang friedlich ne sieht man vier Papiere, die die Rosenheim. Er wolle, so Theis- nannte sie das nahe in einem gemein- Staatsangehörigkeiten von Thesig, auf die 800jährige Geschich- Waldkraiburg, eisamen Siedlungs- issigs Großvater dokumentieren. te, die lebendige Kultur und die ne der fünf Vertrieraum gelebt hät- Der Heimat-Schein von 1917 beLeistung des Vierten Stammes, benenstädte in Bayten. Doch mit dem stätigt, daß Rudolf Theissig Bürder Sudetendeutschen, hinwei- ern. im 19. Jahrhundert ger der k. u. k. Monarchie Östersen. „Ich bin ein leidenschaftliDer bekennende aufkeimenden Na- reich, das Befähigungszeugnis cher sudetendeutscher Bayer“, Sudetendeutsche tionalismus habe von 1928, daß er Bürger der ČSR, sagte er. Stephan Mayer versich das allmählich der Geburts- und Taufschein von Ilse Preisinger-Sontag mein- tritt den Landkreis geändert. 1939, daß er Bürger des Deutte, das Landratsamt scheine als im Bundestag und Man habe sich schen Reiches, und die MeldeAusstellungsort unscheinbar. ist nicht nur SL-Mitgegenseitig Leid karte von 1950 im oberbayeriAber das täusche. Das Treppen- glied, sondern auch zugefügt. Dennoch schen Trostberg, daß er Bürger haus und das Foyer im ersten Präsidiumsmitglied seien die Verfol- der Bundesrepublik Deutschland Stock passierten täglich zahlrei- des Sudetendeutgung und die Ver- war. Nadira Hurnaus che Bürger, Beamte und Ange- schen Rates und treibung der Sudestellte und sähen so die Ausstel- BdV-Vizepräsident. tendeutschen mit Bis Freitag, 15. September, lung. Die stehe an diesem Ort Die Ausstellung Ausstellungsmacher Dr. Wolfgang Theissig, links seine Frau Roswitha in der Böhmerwäldler Tracht ihrer keinem Argument Montag bis Donnerstag 8.00– mitten im Landkreis und mitten erinnere daran, Mutter, rechts Kevin Bleul, Partner seiner Tochter Katrin Seyfart, seine Tochter Johanna und seine Mutter, zu rechtfertigen. 12.00 und 13.00–16.00, Freitag im Geschehen. Als Beispiel für daß Deutsche und die Zeitzeugin Ingeborg Theissig. Als die Mauer ge- 8.00–13.00 Uhr. Ende August eröffnete die Ausstellung „Die Sudetendeutschen. Unsere Geschichte. Unsere Kultur. Unser Leben“ im Landratsamt der oberbayerischen Kreisstadt Mühldorf am Inn.
A
100 Jahre Piasten
Von Niederschlesien nach Oberfranken Viele Süßwarenhersteller bevölkern heute den deutschen und europäischen Markt. Dazu gehören auch zahlreiche Schokoladenhersteller und -marken, die schon mehr als 100 Jahre ein Begriff sind. Einige Schokoladenproduzenten gingen allerdings auch in Konkurs, wechselten den Eigentümer oder wagten nach Problemen einen Neubeginn. Dieser Bericht ist die gekürzte Version eines Artikels von Martin Stolzenau in den Schlesischen Nachrichten.
schlesischen Brieg einige Schokoladenenthusiasten im letzten Viertel des Jahres 1923 mit einer Firmenneugründung den ohnehin schon überfüllten deutschen Schokoladenmarkt. Sie gaben
der Firma den berühmten Namen Piasten. Das war eine mittelalterlichen Herrscherdynastie in Polen, die sich auf den Stammvater Piast bezog, Abspaltungen in Masowien und Schlesien erlebte und in Schlesien mit weiteren Zweigen ab 1138 regierte. Die schlesischen Piasten entwickelten sich dank Ehen mit deutschen Prinzessinnen und der deutschen Ostkolonisation zu einem deutschen Adelsgeschlecht. Diese schlesischen Piasten lösten sich
zwischen 1289 und 1342 aus dem Verband der polnischen Herzogtümer und unterstellten sich der Böhmischen Krone. Die Schokolade Piasten etablierte sich wiederum erfolgreich neben den Großen der Branche auf dem deutschen Markt. Doch im Gefolge des Zweiten Weltkrieges erlebte sie einen Niedergang und die Vertreibung. Nach 1945 ergriff Anton Hofmann, ein Mitglied der PiastenLeitung, die Initiative. Er hatte schon in Brieg engagiert den erfolgreichen Fortbestand der Firma begleitet und wagte im oberfränkischen Forchheim einen Neuanfang. Diese Stadt liegt an
der Regnitz am Rande der Fränkischen Schweiz, ihre Geschichte reicht bis 5000 vor Christus zurück, und sie war im Mittelalter Standort einer Königspfalz. Später wurden hier Fürstenund Reichstage abgehalten. Mit dem Ludwig-Donau-Main-Kanal wurde Forchheim Hafenstadt mit wirtschaftlichem Aufschwung. Heute fungiert die Stadt als Große Kreisstadt in Oberfranken.
D
ie Firma Piasten wurde 1923 im schlesischen Brieg von couragierten Schokoladen-Liebhabern gegründet. Die Stadt in Niederschlesien zwischen Breslau und Oppeln war vor 1250 auf dem Gelände eines alten Fischerdorfes im Rahmen der Ostkolonisation nach deutschem Recht gegründet worden und war danach über Jahrhunderte die Residenz von Zweigen der schlesischen Piasten, ehe sie an die Habsburger und 1742 an Preußen fiel. Als die deutsche Wirtschaft nach dem Ersten Weltkrieg stabiler wurde, betraten im nieder-
Die ersten Schokobomber von Piasten in Forchheim.
Bilder: Piasten
Unter Hofmann produzierte die Firma Piasten ab 1948 wieder unter ihrem Traditionsnamen in einer vormaligen Nudelfabrik Schokolade in Forchheim. Das ging einige Jahre gut. Dann wuchs die Konkurrenz. Es gab Firmenbeteiligungen, Umstrukturierungen, andere ProduktSchwerpunkte bis hin zum Anschluß an Cadbury-Schweppes. 2005 kaufte die Firmenleitung das Unternehmen und erlangte so eine erneute Unabhängigkeit. Doch 2014 übernahm Katjes International. Unter dem Dach des Großkonzerns produziert die aus Schlesien stammende Schokoladenfabrik wieder Schokolade, Pralinen und die Piasten-Schokolinsen. In der Forchheimer Piastenstraße floriert der Werksverkauf. Die Schokoladenprodukte aus Forchheim ergänzen die ansonsten von Wein und Bier dominierte Region. Direkt an der Firma vorbei führt der 85 Kilometer lange Regnitz-Radweg von Fürth über Erlangen und Forchheim bis Bamberg. Die Firma mit schlesischen Wurzeln ist heute der größte Drageehersteller in Deutschland.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
Ackermann-Gemeinde
Schmankerl über Schmankerl Die Kombination von Sprache, Kultur und Landeskunde ist das Besondere an den Colloquia Ustensia, die in diesem August zum 31. Mal gemeinsam von der Ackermann-Gemeinde und der Universität in Aussig durchgeführt wurden. 14 Tage lang wurde vormittags fleißig Tschechisch gelernt, während nachmittags Exkursionen und abends Vorträge auf dem Programm standen.
K
ristina Kaiserová, Leiterin des Instituts für slawisch-germanische Forschungen an der Jan-
tion machte. Weitere faszinierende Sonderschauen dort über Steinbrüche in der Böhmischen Schweiz und mit historischen Fotografien zu Aussig und Umgebung faszinierten die Teilnehmer ebenso wie die ständige Ausstellung „Unsere Deutschen“ des Collegium Bohemicum, die seit dem Vorjahr weiter komplettiert worden war. Zum traditionellen GanztagsAusflug führte uns Jan Vondrouš, Direktionsassistent des Collegium Bohemicum, in seine Heimat nach Harrachsdorf/Harrachov in die Glashütte der Adels-
nen Kenntnissen über die Abläufe bei der Glas-Produktion. Unter den weiteren Vorträgen ragten die Ausführungen des im vorigen Jahr neu gewählten Aussiger Senators Martin Krsek heraus, der den meisten Teilnehmern bereits seit Jahren als engagierter Mitarbeiter des städtischen Museums bekannt war. Krsek hatte schon seinen Wahlkampf bewußt mit einem deutschen Wort im Slogan bestritten, was ihm offensichtlich nicht geschadet hat. Der Besuch des diesjährigen Sudetendeutschen Tages war für ihn auch in sei-
Weinprobe in Aussig: Kristina Kaiserová stellt die Weine aus Groß Tschernosek vor. Evangelista-Purkyne-Universität in Aussig/Ústí nad Labem, hatte diesmal besonders spannende und reichhaltige Inhalte vorbereitet. Das Freilichtmuseum in Saubernitz/Zubrnice überraschte nach früheren Besuchen mit wesentlichen Erweiterungen und einem attraktiven AusstellungsKonzept. Besonders die langjährige Teilnehmerin Doris Thomas, deren Vater aus Saubernitz stammte, hatte ihre Freude an der professionellen Präsentation der Exponate, die sie dem Museum zur Verfügung gestellt hatte. Die ansprechende Museumslandschaft in der Region hielt für die etwa 30 deutschen Teilnehmer weitere interessante Ziele bereit. Das Regionalmuseum in Brüx/Most informierte über Johann Wolfgang von Goethes letzte Liebe Ulrike von Levetzow, im Museum von Tetschen/Dečín war eine Präsentation über tschechische Matrosen zu sehen, und in Aussig erläuterte die eigens angereiste Kuratorin vom Adalbert-Stifter-Verein, Anna Knechtel, die Ausstellung über den Böhmischen Adel nach 1945, die gerade im dortigen Museum StaDie oberfränkische SL-Ortsgruppe Naila trauert um ihren treuen und vertrauten Weggefährten Andreas Schiller.
I
m Alter von 65 Jahren starb nach langer schwerer Krankheit Andreas Schiller, bis zu seinem Tod Vermögensverwalter der SL-Ortsgruppe Naila. Viele Trauergäste, Angehörige,
Trauerfeier in Naila.
familie Harrach, die er uns am Vorabend in einem Vortrag vorgestellt hatte. Vor Ort beeindruckte Vondrouš nicht nur als Historiker, sondern auch mit sei-
ner Funktion als Senator selbstverständlich. Als Mitglied einer Senats-Kommission für die Auslands-Tschechen hat er dort die Frage aufgeworfen, ob nicht
auch die Sudetendeutschen ähnlich zu sehen seien und deshalb auch deren Anliegen in der Kommission thematisiert werden sollten. Krsek ist die Erfahrung wichtig, daß sein offenes Bekenntnis zum deutschen Anteil an Kultur und Geschichte der Region in der tschechischen Gesellschaft inzwischen weitgehend akzeptiert wird. Den Schmankerln aus Geschichte, Kunst und Kultur folgte schließlich ein lukullisches Schmankerl. Kristina Kaiserová hatte eine Weinprobe organisiert. Die Teilnehmer erlebten einen herrlichen Abend auf der Terrasse des Weinlokals mitten in Aussig mit Blick auf das Theater. Die verkosteten Weine – überwiegend aus dem nahe gelegenen Groß Tschernosek/Velké Žernoseky – überzeugten die Gäste dermaßen, daß gleich größere Mengen zum Mitnehmen geordert wurden. Das von den engagierten tschechischen Freunden bestens vorbereitete und betreute Programm begeisterte auch die drei Neulinge unter den Teilnehmern. Alle freuen sich schon auf die nächstjährigen Colloquia Ustensia vom 11. bis 24. August. Vorher gibt es aber noch ein Zwischentreffen vom 15. bis 17. März im österreichischen Linz. Neue Interessenten sind herzlich willkommen, sie wenden sich bitte an Christoph Lippert, Telefon (0 91 32) 97 00, eMail info@ lti-training.de
Hautnah erleben die Teilnehmer die Produktion in der historischen Glashütte in Harrachsdorf mit.
SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken
Andreas Schiller † Heimatvertriebene, Nachbarn, Freunde und Mitglieder aus Vereinen nahmen am Requiem und an der Beisetzungsfeier teil, die Dekan Andreas Seliger zelebrierte. Außer den Nachrufen des Technischen Hilfswerkes (THW) und seines großen Freundeskreises trug Karin Kraus einen Nachruf von Ortsobman Adolf Markus vor. In diesem Nachruf heißt es: Die SL zeige sich sehr betroffen und traurig über den viel zu frühen Tod von Andreas Schiller. Der Verstorbene ha-
be die Mitgliedschaft nach dem Tod seiner Mutter Anni im Jahre 2014 und der vorherigen langen Mitgliedschaft seines Vaters Hans bei der SL Naila weitergeführt. Die Vertreibung seiner Eltern und Verwandten aus der böhmisch-mährischen Heimat und der Wiederaufbau in der katholischen Siedlung in Naila hätten seine Kindheit und Jugendzeit geprägt. In Naila habe auch Andreas Schiller mit seiner Verbundenheit zur Heimat seiner Vorfahren das rege öffentliche Leben ab den 1950er Jahren beeinflußt. Diese Heimat sei eine Heimat gewesen mit Kultur und Brauchtum, vielfältigem Handwerk, großer Industrie mit weltbekannten Namen wie Ferdinand Porsche, dessen Sportwagen eine große Leidenschaft von Andreas gewesen sei. Aufgrund dieser heimatgeschichtlichen Ent-
wicklungen sei es für ihn selbstverständlich gewesen, in der sudetendeutschen Volksgruppe aktiv zu werden. 2018 habe er das Amt des Vermögensverwalters in der Ortsgruppe Naila übernommen und es als Banker akkurat ausgeübt. Bei allen Veranstaltungen habe er konstruktiv und mitunter auch kritisch mitgewirkt. Für ihn sei wichtig gewesen, die 1000jährige Geschichte und Kultur der Sudetenheimat lebendig zu halten und die Gemeinschaft der Volksgruppe weiterzuentwickeln. So habe Andreas mehrfach die Heimat seiner Eltern und Vorfahren mit großem Interesse besucht. Deshalb werde ein Säckchen Heimaterde seiner Ruhestätte beigegeben. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft danke dem treuen und vertrauten Weggefährten und spreche ihm große Anerkennung und Wertschätzung für sein aktives und aufrichtiges Mitwirken aus. „So gönnen wir dir deine Ruhe im Frieden Gottes“, schloß Karin Kraus. Bernhard Kuhn
An der Gedenktafel auf der Aussiger Brücke.
SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt
Gedenken und begegnen ken Elbufer an der Mündung der Biela. Dort steht auch die Benešbrücke, auf der die Gedenkfeier stattfand. An die 220 Opfer erinnern sich alljährlich am 31. Juli Deutsche aus dem Kreis Aussig, von denen manche als Kinder das reisobfrau Anni Wischner Geschehen miterlebt hatten. hatte gemeinsam mit unIn ihrer Eröffnungsrede erserem ehemaligen Landesob- innerte Brigitta Gottmann an mann Josef Herke die Reise die Ereignisse von 1945. Gottvorbereitet. Unsere Anfahrt mann ist Ortsbetreuerin von durch das böhmische Osterz- Schwaden, heute ein Stadtteil gebirge führte uns zuerst auf von Aussig, und Zeitzeugin. den 805 Meter hohen Mük- Sie organisiert alljährlich das kenberg mit seinem Hotel Gedenken und die anschlieMückentürmchen. Die Aus- ßende deutsch-tschechische sicht zählt zu den schönsten Begegnung von deutscher Seiim Erzgebirge, war aber an te. Weitere Redner waren Ausdiesem Tag wegen des aufstei- sigs Oberbürgermeister Petr genden Nebels nicht möglich. Nedvědický sowie Radek NoDafür waren das dortige Essen vák, Vorsitzender des Deutsuper, der Service freundlich schen Kulturverbandes (KV) und die Preise moderat. und zuständig für die KV-ReDanach fuhren wir in das gionalgruppen, sowie Martin Aussiger Hotel Bohemia in Herbert Dzingel, Präsident der den neunten Stock mit einem Landesversammlung der deutherrlichen Blick über die gan- schen Vereine in der Tschechize Stadt. Doch sofort ging es schen Republik. weiter, wir wurden bereits im Teilnehmer waren auch Schloß Ploschkowitz/Plosko- Mitglieder der KV-Gruppen in vice zu einer Führung erwar- Aussig und Prag sowie weitetet. Das Schloß ist nach dem re Mitglieder aus Deutschland gleichnamigen Ort benannt wie Familie Nerke und die Abund liegt am Fuße ordnung der SLdes böhmischen Kreisgruppe AnMittelgebirges in halt-Bitterfeld. Nordböhmen. Monsignore KaDas wunderrel Havelka, lanschöne Schloß mit ge Jahre Geneoriginaler Innenralvikar der Diöausstattung hat zese Leitmeritz sogar eine künstund Sproß einer liche Grotte. Umdeutsch-tschechigeben wird es schen Ehe, und von einem Hauch der Aussiger ErzMonsignore Karel Ha- diakon WeltgeschichMiroste. Ferdinand von velka. lav Šimáček spraBild: Nadira Hurnaus chen mit den GeHabsburg (1793– 1875), ab 1835 denkenden das Kaiser von Österreich und Vaterunser in Deutsch und in ab 1836 König von Böhmen, Tschechisch und gaben den wählte es nach seiner Abdan- Segen. Mit Rosen und Nelken kung 1848 zu seiner Sommer- wurde an die Opfer des Poresidenz. Interessant sind die groms erinnert, indem die Blukleinen Wasserhöhlen, eben men an der Gedenktafel der Grotte genannt, unter der Elbe übergeben wurden. Burg. Auch der Schloßpark mit Anschließend wurden wir einem Wasserbrunnen, einem zu Kaffee und Kuchen in das Teich und wertvollen Baumar- Begegnungshaus eingelaten, in dem die Pfauen frei her- den. In den Gesprächen stanumlaufen, ist sehr schön. den die gegenseitige Achtung Danach fuhren wir nach und echte Freundschaft, ob Schüttenitz/Žitenice. In der deutsch oder tschechisch, im dortigen barocken Sankt-Pe- Mittelpunkt. Diese Gespräche ter-und-Paul-Kirche feierte sind von unschätzbarem Wert Monsignore Karel Havelka ei- und haben deshalb bei den ne Messe in deutscher Spra- jährlichen Treffen eine ganz che. Der erste Tag endete mit besondere Bedeutung. einem gemeinsamen AbendAm letzten Tag traten wir essen in der bischöflichen gleich nach dem Frühstück die Brauerei. Heimreise an. Diese führte uns Am Montag machten wir ei- in Richtung Dresden mit einen Bummel in Aussig/Ústí nem Halt in Peterswald/Petronad Labem. Die Stadt ist das vice, wo wir nochmals einkauZentrum des nordböhmischen fen konnten und in der GastIndustrie- und Ballungsge- stätte Zum Hirsch einkehrten. bietes sowie VerkehrsknoEs war wieder einmal eine tenpunkt in der Region. Sie schöne Reise, wofür wir unliegt etwa 48 Kilometer süd- serer Kreisobmännin Anni östlich von Dresden. Die Alt- Wischner herzlich danken. stadt befindet sich am linIrene Wischner
Am 31. Juli gedachte die sachsen-anhaltinische SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld auf der Dr.-Edvard-Beneš-Brücke in Aussig des Massakers, das exakt 78 Jahre zuvor dort stattgefunden hatte.
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VERBANDSNACHRICHTEN . HEIMAT
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe München
Keine Spur von Sommerloch Kaum war die Böhmerwald Singund Volkstanzgruppe München vom Bundestreffen in Passau zurück, fuhr sie an Mariä Himmelfahrt nach Freyung zur Landesgartenschau. Dort gestaltete sie stellvertretend für die Böhmerwaldjugend das Programm. Birgit Unfug berichtet.
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ie Busfahrt war geprägt von Ratschn und Einsingen. Nach gut drei Stunden verließen wir den klimatisierten Bus und genossen Sonne pur. Unser erster einstündiger Auftritt fand in der Mittagshitze statt, und die Scheinwerfer heizten uns zusätzlich ein. Nichtsdestotrotz legten wir einen gelungenen Auftritt unter Martina Mikschs Singleitung, Karin Kuschels Tanzleitung und Renate Ruchtys Gesamtleitung aufs Parkett.
Danach entspannten wir etwas und sahen uns die Gartenschau an. Am frühen Abend wollten wir unser Programm erneut zeigen. Doch nun machte das Wetter nicht mehr mit, und unser Auftritt wurde abgebrochen. Wir schafften es noch trokken zum Bus, und die Heimfahrt war sehr heiter und beschwingt. Alle wollten noch singen, und dank Martin Werner, der uns mit dem Akkordeon aufspielte, wurden alle Liederwünsche erfüllt. So ging diese Busfahrt schnell zu Ende, und wir kamen sicher am Sudetendeutschen Haus in München an. Wir danken unserer neuen Fangruppe, die uns nach Freyung begleitete, und Martin Werner, der uns kurzfristig aushalf und unsere Tänze wunderbar spielte. Das war ein super Tag.
Märchenaufführung hinter dem Museum.
Alter Traktor und Besucher vor dem Bauernhof-Museum.
Måla Richard, Franz Severa und ein Trompeter, in der Mitte Blick durch das Abortherzerl, darunter die „Målaboum“, rechts Milan Jelínek mit seiner böhmischen Dudelsackkapelle. Bilder: Richard Šulko (8), Vojtěch Šulko (1), Egerer Museum (1)
Bund der Deutschen in Böhmen
Erntedankfest in Miltigau Blick auf die Bühne in Freyung.
Südmährerbund und VLÖ
Rundreise mit Freundesbesuch aber nicht auch noch aus der Geschichte vertreiben lassen. Versöhnung braucht Wahrheit, das steht fest und dafür haben wir Sorge zu tragen“, sind sich beide einig. Zuvor hatte VLÖPräsident Norbert VLÖ-Präsident Norbert Kapeller, Bettina Kapeller- Kapeller bei seiner Schramm und Franz Longin. Rundreise Netzwerk Heimatvertriebene Anfang August trafen sich Franz das Ostlandkreuz der Südmährer Longin, langjähriger Vorsitzen- in deren Patenstadt Geislingen de und jetziger Ehrenvorsitzen- an der Steige besucht. de des Südmährerbundes, und „Die Ostlandkreuze sind GeVLÖ-Präsident Norbert Kapel- denk- und Erinnerungsstätten ler zu einem freundschaftlichen der 15 Millionen HeimatvertrieGedankenaustausch in der ba- benen aus den Gebieten östlich den-württembergischen Lan- von Oder und Neiße und aus deshauptstadt Stuttgart. den Siedlungsräumen der Habsburgermonarchie“, betont Kaorbert Kapeller: „Spontan peller. Er weiß auch um deren habe ich beim Rückweg nach Bedeutung als Orte der SehnWien von meiner Tour Netzwerk sucht. Heimatvertriebene meinen Chef „Ein solcher Ort ist auch unser als Vorstand der Südmährer Kul- Kreuzberg in Kleinschweinbarth turstiftung in seiner Heimatstadt in der niederösterreichischen Stuttgart besucht, und wir sind ob Gemeinde Drasenhofen, von wo seiner GastfreundAbertausende Südschaft überwältigt“, mährer sehnsüchtig erzählt Kapeller über ins Dahoam hinüberdas Abendessen. blickten. Und desNeben Privatem halb ist es auch unund der Freundsere Aufgabe, diese schaftspflege stand Mahnmale bekanndie Vertriebenenpoter zu machen. Auf litik Deutschlands unserer VLÖ-Websiund Österreichs im te, die sich 2024 neu Fokus. Besonders inpräsentieren wird, tensiv und im Gleichwerden die Erinneklang tauschte man rungsstätten darsich über die mögligestellt werden, wo che zukünftige Orgamöglich beschrieben nisationsstruktur des und mit Koordinaten Südmährerhofes im versehen, damit jeWeinvierteler Museder diese auch besuumsdorf Niedersulz chen kann“, ist Kaaus. peller von der Wich„Wir wollen und tigkeit dieser großen müssen unser Erbe Norbert Kapeller vor und kleinen Denksichern, dürfen uns dem Ostlandkreuz, male überzeugt.
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Am 1. August fand ich in mei- Nach der Stell- und Tonprobe Nach einer halben Stunde stürmner Mailbox folgende Nach- der „Målaboum“ blieb noch ein ten die „Målaboum“ erneut zum richt: „Lieber Herr Šulko, mein wenig Zeit, sich das Museum und Bierstand, und den Platz in der Name ist Leden ganzen Scheune übernahm Franz Severa on Wohlleben. Hof mit Garten aus Trinksaifen/Rudné im ErzgeIch arbeite für anzuschauen. birge. Mit seiner Ziehharmonika das SommerIn den ein- begeisterte er die Zuschauer mit notizbuch auf zelnen Stuben egerländischen, erzgebirgischen Bayern 2 vom wurden die und böhmischen Volksliedern. as Egerer Museum kaufte in Bayerischen alten ArbeiKurz nach Mittag traf Milan Miltigau bei Eger im Jahre Rundfunk. Ich ten vorgestellt Jelínek aus Asch/Aš ein, Lehrer 2008 das Anwesen Nr. 18. Dieses wollte Sie fraund auch ei- an der Grundschule für Kunst in Egerländer Fachwerkhaus wurde gen, ob ich Sie nige Tiere wie Eger, mit seinem Dudelsack, Klanicht zuletzt mit Mitteln des Be- bei einer Ihrer Hasen ausge- rinette und Baßgeige. Mit dabei zirkes Karlsbad sehr schön reno- Aktivitäten in stellt. In der waren ein weiterer junger Duviert und im Jahre 2021 der Öf- den kommen- Richard Šulko und Leon Wohlleben. einen Stube delsackspieler und eine Geigefentlichkeit übergeben. Eine der den Tagen in strickte Dana rin. Da wurde es böhmisch volksvielen Aktionen in dieser Mu- Tschechien nahe der bayerisch- Chlupová in Marienbader Tracht tümlich. Alle Musikanten traten seumszweigstelle ist das Ern- deutschen Grenze begleiten Egerländer Batzerlstrümpfe, in mehrmals auf, die Zwischenzeitedankfest. Die Målaboum aus könnte.“ Nach kurzer Abstim- der anderen Stube wurden Spin- ten wurden beispielsweise mit Plachtin bei Netschetin, Mitglie- mung wurde klar: „Den nehme nen am SpinnSpielen oder der des Bundes der Deutschen ich mit nach Miltigau!“ rad und KlöpMärchen ausgein Böhmen, wurden eingeladen, Tatsächlich stand Samstagfrüh peln vorgeführt. füllt. Das Ernbeim Programm mitzuwirken. das BR-Auto vor meiner Haus- Draußen sah tedankfest, das tür. Beim Kaffee- man, wie Schindas Museum trinken startete das deln hergestellt Eger unter der Interview mit dem werden, wie Federführung Schwerpunkt deut- Holz gedrechvon Iva Votroubsche Minderheit in selt wird und anková organisiert der Tschechischen dere alte Techhatte, war eine Republik und de- niken in der rundrum gelunren Verbindung zu Landwirtschaft gene VeranstalBayern. Auch die wie das Binden tung. Mundart, die Ver- von Garbenbän- Richard Šulko mit dem Ehepaar Für mich als treibung und vieles dern. Den Kin- Möckl. Egerländer in mehr wurden ange- dern wurden Böhmen und sprochen. Mit dabei 100 Jahre alte Spiele angeboten, Vertreter der deutschen MinderSo strickt Dana Chlupová Batzerlstrümpfe. war vom BR Marco welche sie heute nicht mehr ken- heit war es sehr erfreulich zu seSiviero, der in Pilsen nen. hen, daß eine große verbliebeund Prag gelebt hatAls erstes traten wir Egerlän- ne Egerländer Familie aus Neute und Tschechisch der aus Plachtin auf. Lebensnot- stattl/Nové Sedlo in Trachten spricht, was für die wendig war, daß wir noch vor dem gekommen war. Ich konnte mich Arbeit der Rund- Auftritt das gute Bier vom Stand dann auch mit dem Ehepaar funkleute an diesem holten, denn die Hitze war schon Möckl eghalandrisch unterhalTag wichtig war. In kurz vor Mittag unerträglich. Die ten. Das war sehr schön und erTracht ging es dann Saiten auf der Zither konnte man füllte mich mit einem guten Geins Auto, wo Leon nur schwer stimmen, und die fühl für die Zukunft der Egerfortfuhr, mich zu in- Körper in den Trachten schwitz- länder, die noch im Egerland leterviewen. ten schon nach dem ersten Lied. ben. Nach einer eineinhalbstündigen Fahrt kamen So macht man Schindeln. die Egerländer aus Plachtin mit ihrer Rundfunkbegleitung in Miltigau an. Nachdem wir die Lage inspiziert hatten, bereiteten sich die „Målaboum“ – mein Sohn Vojtěch Šulko an der Zither und ich als Sänger – auf ihren Auftritt vor. Leon und Marko hatten bereits die ersten GesprächsSo bindet man Garbenbänder. partner gefunden. So spinnt man mit Spinnrad und Spindel.
Mitte August feierte der Bund der Deutschen in Böhmen, dessen Sitz in Netschetin im ehemaligen Kreis Luditz ist, in Begleitung des Bayerischen Rundfunks Erntedank in Miltigau. Der Vorsitzende Richard Šulko berichtet.
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Reicenberger Zeitung
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
Stadt und Kreis Reichenberg
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail rz@sudeten.de
Auf Schloß Wartenberg schlagen die Bauern alles kurz und klein.
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Kreis Friedland
Kreis Gablonz
In Grafenstein, hier die Burg aus der Vogelperspektive, verhandeln Amtspersonen mit den Bauern.
� Die Geschichte der nordböhmischen Stadt Deutsch Gabel – Teil IX
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Bauern-, Flammen- und Kriegsopfer
er aus der Unter der. Ein Teil ging nach Brins und Dorfes. Mit Beten und Singen vier Häuser und in der Vorstadt haus zu Gabel sein Hauptquar- Napoleon stand dort am Waldes drückung entstan Weilnitz. Der große Haufen be verbrachten sie die Nacht. Viele die Klostermühle ab. Das Feu tier. rand und konnte das Lämberger dene Groll trieb die gab sich nach Reichstadt. Im Bauern gingen wieder nach Hau er ergriff auch die erst vier Jah Napoleon hatte den Auf und Gabler Gelände gut über Bauern zum Aufruhr Schloß zu Reichstadt ereilte sie se. Am nächsten Morgen bega re zuvor umgebaute, barockisier marsch dieser Armeen erfahren. blicken. gegen die Grundob das Verhängnis. Herbeigerufe ben sich die übrigen nochmals te Stadtpfarrkirche Maria Ge Demnach traf er seine Anord In der siebten Abendstun rigkeit. Man darf sich nicht wun nes Militär umstellte das Schloß. zum Amtshaus. Der Amtsverwal burt mit ihren sieben Altären. Im nungen. Er meinte, seine Gegner de des 19. August kam Napole dern, wenn die geknechteten Am 29. und 30. März wurden vie ter sagte ihnen: „Es ist kein De Kirchturm wurden fünf Glocken würden über den Paß bei Peters on nach Gabel und stieg im Post Bauern, die niemals Recht ge le Bauern nach Bunzlau geschafft kret, wie Ihr es verlangt, heraus und drei Turmuhren vernichtet. dorf nach Sachsen eindringen, haus ab. Als nach seiner Ankunft genüber ihren gnädigen Herren und dort in der Sankt-Wenzels- gekommen. Wird etwas derglei Bei der Sankt-Laurentius-Kir und er wollte ihnen bei Zittau in die Frau des Postmeisters Feuer haben durften und die täglich die Kirche eingesperrt. Die Unruhen chen kommen, so wird man es che fingen die Schindeldächer einer Schlacht entgegentreten. stein schnell auf den Hof gehen Zielscheibe der Rohheiten der hatten sich über das ganze Land sogleich öffentlich bekanntge der zwei Seitentürme und der Doch die Verbündeten wand wollte, um für die hohen Gäste Beamten waren, sich gewaltsam ausgebreitet. Vom k. k. Hof kam ben.“ Die Bauern antworteten Kuppel Feuer. Die Laterne, eine ten sich über Teplitz gegen Dres Geflügel schlachten zu lassen, eine bessere Lage zu verschaf stieß sie in der Eile an einen fen suchten. Die Bauern von in der Hoftür stehenden Mann Nachod gaben das Signal zum ziemlich unsanft an. Zu ihrem allgemeinen Aufstand. Schrecken erkannte sie, daß es In großen Rotten zogen die der Kaiser war. Sie bat um Ent erzürnten Bauern von Schloß schuldigung, die ihr Napoleon zu Schloß und forderten die freundlich lächelnd gewährte. Herausgabe der vermeint Fast alle Bewohner hatten lichen Robotpatente. Am die Stadt verlassen. Napoleon 26. März 1775 kam das Bau ließ den Stadtrat Franz Turek ernvolk auch nach Kriesdorf. und in Vertretung des gelähm Zwei Rotten aßen und tran ten Stadtpfarrers Pater Hono ken in den beiden Gasthäu rius Kraus den Pfarradmini sern, ohne zu bezahlen. Eine strator Josef Zückert zu sich kommen. Er behandelte bei dritte Rotte fiel über den Pfarr de mit großer Aufmerksam hof her. Sie zerschlugen in der keit und bot sogar Turek ei Küche das Topfbrett, die Fen nen Stuhl an mit den Worten: ster, den Ofen und mit der „Der Bürgermeister ist alt, er Axt die Kästen und Schränke soll sitzen.“ in den Zimmern. Dem Pfarrer Der Kaiser erkundigte sich Ignaz Weber nahmen sie al eingehend über die Stärke les Geld ab und zogen ihn die Fürst Józef Antoni Poniatowski, Hugues-Bernard Maret, und Joachim Murat befinden sich im Gefolge Napoleon Buonapartes beim Einzug in Deutsch Gabel. der österreichischen Truppen, Treppe hinunter. Auf die glei che Weise wurde der Liebenau der Befehl, die Rädelsführer sei darauf: „Wir roboten, tun und Holzkonstruktion, stürzte bren den. Am 19. August 1813 war Na über die Preise und Menge der er, Böhmisch Aichaer, Osebitzer, en mit dem Tod oder empfindli zahlen nichts mehr.“ Dann gin nend ins Innere der Kirche. Die poleon bei Glockengeläute mit Lebensmittel. Den Geistlichen Seifersdorfer und Wartenberger chen Leibesstrafen zu züchtigen. gen die meisten ruhig nach Hau geschmackvoll geschnitzten Kir großem Pomp in Zittau eingezo fragte er, ob die Bewohner katho Pfarrer behandelt. chenbänke, die schöne Kanzel, gen. In seinem Gefolge befanden lisch seien, ob sie regelmäßig zur Auf der Herrschaft Grafen se. Von Kriesdorf zogen die Bau stein, zu der die Dörfer Pankraz der Altar des heiligen Domini sich auch sein Schwager Joachim Osterbeichte gingen, zu welcher Der Stadtbrand 1788 ern nach Seifersdorf. Auf dem und Schönbach gehörten, bietet kus, der prachtvolle Hochaltar in Murat (seit 1808 König von Nea Diözese Gabel gehöre und ob der Das schwerste Brandunglück der Mitte des Presbyteriums, die pel, 1815 standrechtlich erschos Bischof seine Diözese fleißig visi Wege dorthin zwangen sie an sich uns ein völlig anderes Bild. dere Bauern, sich ihnen anzu Am Fest der heiligen Anna, am traf die Stadt am Pfingstsonn hinter dem Hochaltare stehen sen), der Staatssekretär Hugues- tiere. Schließlich sagte er, daß er schließen. In Seifersdorf hausten 26. Juli 1775, begaben sich die tag, dem 11. Mai 1788. Während den Chorstühle mit einer Orgel Bernard Maret und der Gene den Krieg nicht wolle, sondern Graf Metternich, der sie nicht besser als in Kriesdorf. Bauern nach Grafenstein. Bei in der Kirche die feierliche Ves und auch die unter dem Priorat ral Fürst Józef Antoni Kaiser Franz betrü Dann trennte sich die Rotte in ihrer Ankunft standen vor dem per gesungen wurde, brach am des Paters Dominikus Habenicht Poniatowski, dessen ge. Stadtrat Turek Seifersdorf. Ein Teil begab sich Amtshaus 40 Soldaten. Alsbald unteren Ende des Marktplat 1709 gebaute große Orgel, wel Vater im Juli 1757 bei bat um Schonung für zum Schloß nach Wartenberg, kamen der Oberamtsinspektor, zes in einem Hause um halb vier che 6000 Gulden gekostet hatte, der Erstürmung von die am 11. Mai 1788 Gabel schwer ver die andere Gruppe nach Läm- der Amtsverwalter und die Be Uhr nachmittags Feuer aus. Ehe wurden ein Raub der Flammen. abgebrannte Stadt. wundet worden war. berg, wo sie im Rentamt und im amten mit zwei Mann Bedec sich die Leute aus der Kirche ge Dann wurden beide Nach einer Be Bräuhause mitgehen ließen und kung auf den Platz. Der Inspek drängt hatten, brannten bei dem Napoleon 1813 in Gabel Bürger huldvoll ent sprechung Napole zerstörten, was ihnen in die Hän tor redete die Bauern freundlich herrschenden Sturmwinde schon Im August 1813 hatte Franz II. ons mit seinen Gene lassen. Anschließend de fiel. Unter anderem nahmen an: „Ihr, meine lieben Kinder, fünf bis sechs Häuser. In einer verhörte Napoleon sie 400 Gulden Rentgelder mit. wo seid Ihr denn her und was ist Stunde standen schon alle Häu (1792–1806, 1804–1835 Kaiser rälen rückte Fürst Po einen Spion, der aus Von Lämberg zogen die Bauern Euer Begehr?“ „Wir können die ser des Marktplatzes in Flam von Österreich) Napoleon den niatowski mit 12 000 nach Gabel. Auf dem Marktplatz große Last der Robot und der men. Die Hitze war so groß, daß Krieg erklärt. Österreich sam bis 15 000 Mann in Adam Albert Graf von der Herrschaft Läm stießen sie auf zehn Mann k. k. lei Geldabgaben fast unmöglich sich dort niemand mehr aufhal melte seine Truppen in Böhmen. Richtung Gabel vor. Neipperg bezieht im berg stammte. Dieser Husaren. Diese nahmen 19 Bau mehr ertragen. Wir wollen die ten konnte. Um drei Uhr nachts Allenthalben wurden Verschan Der Kaiser ritt un Posthaus zu Gabel wurde später von den Österreichern ge ern gefangen, die anderen ent kaiserlichen Patente wissen, wel lag die ganze Stadt in Asche. Nur zungen errichtet; auch beim mittelbar hinter der sein Hauptquartier. hängt. flohen. che von der Minderung der Ro ein Winkel mit zehn Häusern Lückendorfer Forsthaus, an der Vorhut über Eichgra und die beiden Vorstädte blieben Kammstraße, auf den Oybiner ben, Lückendorf nach Petersdorf. Um dreiviertel zehn Uhr Der Haufen, welcher nach bot melden.“ Wiesen, am Schöber und bei Pe Beim Zollhaus stieg er ab, be nachts reiste Napoleon wieder Wartenberg gezogen war, schlug Dann wurden einige Bau erhalten. Die Zittauer und Niemeser tersdorf. Am 11. August zogen trat das Zollhaus, um auf seiner ab und fuhr nach Zittau. Gabel ist im Schloß alles kurz und klein. ern und Häusler aus der Men Im herrschaftlichen Bräu- und ge herausgerufen und die an sie Bürger waren mit ihren Feuer 82 000 Russen und 44 000 Preu Landkarte Nachschau zu halten. die einzige Stadt Böhmens, die er Branntweinhaus soffen die Bau gestellten Fragen und Antwor spritzen zur Hilfe herbeigeeilt. In ßen in Böhmen ein, um sich mit Nachdem er die Gegend durch betreten hat. Zur Erinnerung an ern aus Kannen und Hüten. Was ten aufgeschrieben. Weil es in der Stadt verbrannten 160 Häu dem österreichischen Heer unter das Fernrohr betrachtet hatte, ritt den Aufenthalt Napoleons wurde sie nicht konsumieren konnten, zwischen bereits Abend gewor ser, darunter das Rathaus, das Fürst Schwarzenberg zu verei er weiter. Oberhalb von Groß später an der alten Post eine Ge wurde ausgeschüttet. Besonders den war, entfernte sich das gan Herrenhaus, das neue Schulge nen. Für die Grenzbesetzungen herrndorf bei der Lehmschenke denktafel angebracht. Diese wur die Juden und der Pfarrer wur ze Volk und lagerte nicht auf dem bäude, das Bräuhaus und das Do hatte der österreichische Feld ist ganz in der Nähe ein bewalde de 1924 mit der Gedenktafel an den hart mitgenommen. Am fol herrschaftlichen Grund, sondern minikanerkloster. Durch Fun marschall-Leutnant Adam Al ter Hügel, von dem man die gan Kaiser Joseph II. wieder entfernt. Fortsetzung folgt genden Tag teilten sie sich wie auf den Feldern und Brachen des kenflug brannten in Markersdorf bert Graf von Neipperg im Post ze Gegend gut übersehen kann.
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
� Berzdorf/Kreis Friedland
Johannes-von-Nepomuk-Statue gesegnet Bei herrlichstem Wetter segnete der Friedländer Pfarrer Grzegorz Marian Czyżewski im Rahmen einer Feierstunde Ende August die neu restaurierte Statue des heiligen Johannes von Nepo muk an ihrem neuen Standort im Park unterhalb der Kirche des heiligen Jost in Niederberz dorf.
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ie sehr verwahrloste Statue des heiligen Johannes, die auf einem Sandsteinsockel steht, wurde von der Restauratorin Vanesa Trostová in Buschullersdorf restauriert. Die alten Farben wurden aufgefrischt und die durch das Wetter beschädigten Stellen wieder hergerichtet. „Vor etwa einem Jahr ist es dem Gemeindeamt in Berzdorf gelungen, vom Landkreis Reichenberg einen Zuschuß für die Restaurierungsarbeiten zu bekommen, so daß die Renovierung von Fachleuten in die Tat umgesetzt werden konnte“, sagte der Berzdorfer Bürgermeister Vladimír Hovad. Die Gemeinde übernahm das beschädigte sakrale Denkmal, das ursprünglich auf einem Privatgrundstück stand, fand dafür einen würdigen Platz und bemühte sich um die Restaurierung. Die Restaurierung war schließlich erfolgreich, und der heilige Johannes von Nepomuk steht jetzt wieder an seinem Platz und erstrahlt im neuen Glanz. Die Gesamtkosten für die Restaurierung der aus Sandstein gefertigten Statue lagen umgerechnet bei knapp 10 000 Euro. Die Gesamthöhe der vom Landkreis Reichenberg gewährten finanziellen Unterstützung betrug umgerechnet gute 6000 Euro. Dank dieser Unterstützung konnte die dem Dorf geschenkte Statue des heiligen Johannes von Nepomuk restauriert werden. Bei den großartigen Feierlichkeiten anläßlich der Segnung der neu hergerichteten Statue begrüßte Bürgermeister Hovad die Besucher und hielt die Festansprache. Die Gäste konnten sich auch an der Legende vom heiligen Johannes von Nepomuk erfreuen, die Hovad erzählte. Außerdem skizzierte er Leben und Leiden des Heiligen. Während der Veranstaltung wurden den Festgästen Getränke, Kuchen und kleine Speisen gereicht. Ehrengast war die Re-
stauratorin Vanesa Trostová aus Buschullersdorf. Musikalisch abgerundet wurde die angenehme Atmosphäre von dem Gitarristen Jiří Kořínek aus Nieder Ullersdorf. Zu Ehren dieses Ereignisses standen neben der neu hergerichteten Statue vier Soldaten in Uniformen aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und hielten Wache. Gleich dreimal wurde ein feierlicher Salut von den Soldaten des historischen Fechtverei-
chen Legende nach etwas Seltsames. Dichter Nebel lag über der Landschaft, und als die Schweden die örtlichen Dörfer durchquerten und sich auf Berzdorf zubewegten, erschien vor den Soldaten eine hochgewachsene Gestalt im Nebel. Sie eröffneten das Feuer und schossen auf die stehende Gestalt, aber sie fiel nicht zu Boden. Die Soldaten waren so erschrocken, daß sie davonrannten.
Die Statue vor …
… und nach der Restaurierung.
nes Schiavi aus Reichenberg abgefeuert. Das schöne und außergewöhnliche Ereignis prägte sich sicherlich in das Gedächtnis vieler Besucher ein. Mir selbst bleibt dieser Tag in schönster Erinnerung. Die historische Statue, die sich seit Jahrzehnten in Berzdorf befindet, ist mit einer geheimnisvollen Geschichte verbunden. In der Sage „Der weiße Johannes von Berzdorf“ steht, daß die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk, die damals hinter dem Reinisch-Hof am Hofweg stand, die schwedischen Truppen während des Dreißigjährigen Krieges an der Zerstörung von Berzdorf gehindert habe. Zu der Zeit, als der Dreißigjährige Krieg im Lande tobte, stand zwischen Göhe und Berzdorf eine Statue, die der heutigen vorausging. Als die Soldaten die Nähe der Statue erreichten und die kaiserliche Armee auf die Ankunft der Schweden wartete, ereignete sich der örtli-
Bei dieser Gestalt handelte es sich jedoch nicht um einen Menschen, sondern um ein Sandstein-Denkmal, das zu jener Zeit an dieser Stelle stand. Zu Ehren dieses Ereignisses wurde sie versetzt, und später, so scheint es, ersetzte Graf Clam-Gallas sie durch die bestehende Statue des heiligen Johannes von Nepomuk. Zumindest wird dies von den Einheimischen berichtet. Die Sage „Der weiße Johannes von Berzdorf“ ist eine von 100 Volkssagen, die in dem Buch des Friedländer Heimatforschers Hermann Blumrich „100 Volkssagen aus dem Friedländer Bezirke“ im Verlag Buch- und Steindruckerei Franz Riemer in Friedland in Böhmen im Jahr 1937 auf der Seite 164 erschien. Das Buch umfaßt 176 Seiten und kostete damals 10 Kronen. In Berzdorf gab es früher drei Lehenshöfe. Das einzig erhaltene Gebäude dieser drei Berzdorfer Lehnsgüter ist der Reinisch-Hof Nr. 194. Er war einst
Dreimal schießen die Soldaten des historischen Fechtvereines Schiavi einen feierlichen Salut.
Die Gäste genießen die Feierstunde.
ein herrschaftlicher Maierhof mit Schäferei, der Meierhofbesitzer war Josef Reinisch aus Nr. 8. Das Gebäude befindet sich in der Nähe der Kirche und wurde seit 1926 nach dem damaligen neuen Besitzer Josef Reinisch benannt. Im 19. Jahrhundert wurde Berzdorf in Oberberzdorf und Niederberzdorf geteilt. Im Jahr 1892 wurde in dem Dorf eine dreiklassige Volksschule gebaut, die die Kinder aus Oberberzdorf und Niederberzdorf besuchten. 1935 hatte der Ort 480 Einwohner. Davon waren 469 Deutsche und elf Tschechen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner von Berzdorf aus ihrer Heimat vertrieben. Am 1. Januar 2002 gab es 238 registrierte Einwohner. Am 1. Januar hatte die Gemeinde 299 Einwohner. In den 1950er Jahren wurde in Berzdorf eine öffentliche Beleuchtung errichtet und der Fußballplatz umgebaut. In den folgenden Jahrzehnten wurden ein Kindergarten eingerichtet, das Schulgebäude renoviert, zwei Wohneinheiten gebaut, der Lebensmittelladen erweitert und die Instandsetzung der Gemeindestraßen vorgenommen. In der Gemeinde wurden in den folgenden Jahrzehnten die Straßen ausgebaut, ein Wasserleitungssystem errichtet, ein neues Feuerwehrhaus gebaut und die Friedhofsmauer repariert. Bis 1980 war Berzdorf eine selbständige Gemeinde. In jenem Jahr wurde sie jedoch mit der Gemeinde Ebersdorf/Habartice zusammengelegt. Dieser Zustand dauerte bis Ende 1990. Seit dem 1. Januar 1991 ist die Gemeinde Berzdorf wieder selbständig. Die Besichtigung der neu hergerichteten Johannes-von-Nepomuk-Statue, die sich auf einer Wiese befindet, läßt sich gut mit einem Besuch der Kirche und des umliegenden Friedhofs verbinden. Kirche und Friedhof sind seit 2001 Kulturdenkmal der Tschechischen Republik. In der Kirche wird an jedem letzten Sonntag im Monat um 11.00 Uhr eine Heilige Messe gefeiert. Auf dem Friedhof vor der Kirche steht, wie fast in jedem Dorf in der Tschechischen Republik, ein Denkmal für die aus Berzdorf stammenden gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Stanislav Beran
Pfarrer Czyżewski segnet die restaurierte Statue.
Bilder: Stanislav Beran
Auf Ludwig Richters Bild „Der Tollenstein“ von 1820 sieht man im Vordergrund die Pilger auf ihrer Wallfahrt zum Kreuzberg.
� Sankt Georgenthal
Wallfahrt zum Kreuzberg kauft. Nicht gezählt wurden die Rückfahrkarten. l 1933. Die diesjährige Wallfahrt war infolge der Wirtschaftskrise und wegen des schlechten Wetters nicht so gut besucht wie in den Jahren zuvor. Auch an den Einnahmen war dies ersichtlich. Der Erlös vom Verkauf der Fahrkarten betrug 1700 Kroen Gottesdienst auf dem nen, obwohl in früheren Jahren Kreuzberg besuchte ich erst- ein Mindestbetrag von 4500 Kromals mit meinen Eltern. Damals, nen eingenommen worden war. in den 1960er und 1970er Jahren, Fast alle Besucher und Pilger aus wurde die Messe tschechisch Langen au bei Böhmisch Leipa und deutsch und aus Röhrsgelesen. Auch dorf wählten die Stroden Heimweg phen des Liezu Fuß über die des „Heil‘ges Schöberstraße. l 15. Sep Kreuz, sei hoch tember 1935. verehret“ sanDie Herbstgen die Tschewallfahrt in chen und DeutSankt Georschen bei gleigenthal zog cher Melodie wegen ihrer abwechselnd. Beliebtheit bei Die Anzahl der deutschen Die Kreuzwegstationen zur Kreuzer- schönem WetBesucher höhungskirche auf dem Kreuzberg. ter viele Ausflügler an. Mit schrumpfte den Vormitimmer mehr, tagszügen kadoch am allmen aus Richjährlichen Gottung Böhmisch tesdienst in Leipa und Tetder Kreuzbergschen etwa kapelle wird 1200 Fahrgäbis heute festste, die meigehalten. Die stens hatten eiMesse wird ne Rückfahrjetzt nur noch karte, so daß tschechisch Abfertigelesen und Das ehemalige Hegerhaus in Tan- ihre gung zu den zwar an dem nendörfel heißt heute Ranch 7 D. NachmittagsSonntag, der und Abendzüdem Kreuzergen glatt verhöhungstag lief. am 14. Sepl 1936. Das tember kalenWetter bei den darisch am Wallfahrten nächsten liegt. auf den KreuzVor einigen berg bei Sankt Jahren besuchGeorgenthal ten wir wiewar am 3. Mai der einmal die Messe auf dem Seit 2021 führen vier Gleise zum und 20. SepKreuzberg. Bahnhof Tannenberg, das mit kei- tember regnerisch. TrotzDas Kirchlein nem Ort direkt verbunden ist. dem besuchten war fast voll, die Besucher bestiegen den Berg die Frühjahrswallfahrt etwa 300 meistens von Georgenthal aus, und die im Herbst zwischen 1000 wo sie ihre Autos am Marktplatz und 1200 Pilger. Als wir vor einigen Jahren zum parkten. Das war früher nicht so, denn die Menschenscharen ka- Fest der Kreuzerhöhung von Tetmen vom Waldbahnhof Tannen- schen nach Tannenberg fuhberg über den Berg und vorbei ren, stiegen aus den Zügen, die am Wenzelheger-Haus, heute aus Böhmisch Leipa und Tetschen kamen, elf Personen aus. Ranch 7 D genannt. Im Gedenkbuch der Bahnsta- Nur zwei wanderten zum Gottion Tannenberg gibt es über die tesdienst auf den Kreuzberg. Das Wetter war sonnig, der HimPilger folgende Eintragungen: l 15. September 1929. Am mel ohne ein Wölkchen. Wenn Wallfahrtstag wurden in alle wir die Besucherzahlen aus dem Richtungen 1657 Personen abge- Bahnhofsgedenkbuch von anno fertigt. dazumal mit heute vergleichen, l 14. September 1930. Die ergibt sich ein Besucherschwund Zahl der abgefertigten Personen von mehr als 99 Prozent. betrug 1615. Der diesjährige Gottesdienst l 1932. Schon am trüben frü- auf dem Kreuzberg findet am hen Morgen brachten die Zü- Sonntag, 17. September um 10.00 ge Scharen von Pilgern, die ent- Uhr statt. Wenn Sie mit dem Zug weder von Neuhütte oder vom kommen, so stärken sie nicht nur Bahnhof Tannenberg die Straße die Besucherzahl des WallfahrtsRichtung Tollenstein wanderten. ortes, sondern auch die EinnahAm Bahnhofsschalter wurden an men der Bahnhofskasse. diesem Tag 1237 Fahrkarten ver Karl Stein In Nordböhmen gibt es zahl reiche Wallfahrtsorte, zu denen unsere Vorfahren seit Jahrhun derten pilgerten. Der im Böhmi schen Niederland bekannteste ist der Annaberg bei Lobendau. Im Lausitzer Gebirge war es der Kreuzberg bei Sankt Georgen thal/Jiřetín pod Jedlovou.
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8. 9. 2023
Reichenberg
50 Jahre Fernsehturm Jeschken der Schneekoppe entstehen. Das Projekt scheiterte aber. „Die Schneekoppe hatte leider nicht so viel Glück wie der Jeschken gehabt“, sagte Luděk Lukůvka, Kurator der Ausstellung. Der erste fünf Meter hom Jahr 1963 brannte das Ho- he Holzaussichtsturm auf dem tel auf dem Jeschken ab, und Jeschken wurde bereits 1876 Architekten entwarfen neue Ge- gebaut, 1889 hat ihn ein weitebäude. „Wir haben die Entwürfe rer hölzerner Aussichtsturm erfür den damaligen Wettbewerb setzt, der jedoch 1902 wegen des in dreidimensionale Architektur- schlechten Zustands abgerissen modelle umgesetzt“, sagt Muse- werden mußte. Fünf Jahre später umsdirektor Jiří Křížek. Obwohl wurde auf dem Jeschkengipfel der Entwurf von Architekt Ka- ein Berghotel gebaut, das der Arrel Hubáček damals siegte, lehn- chitekt Ernst Schäfer entworfen te die Öffentlichkeit diesen Ent- hatte. Das Hotel brannte jedoch wurf ab. Die Stadt hatte die ein- 1963 aus. In den Jahren 1966 bis gereichten Entwürfe ausgestellt, 1973 entstand der Fernsehturm und die Reichenberger schrieben nach dem Entwurf von Hubáček. ihre Kritik in ein Gästebuch. Sie Im Erdgeschoß ist eine frei zuwollten einen traditionellen Bau gängliche, bedeckte Aussichtsauf dem Jeschken, der an den al- plattform, eine schöne Aussicht ten erinnerte. bieten auch das Restaurant und „Es war von der Jury sehr mu- Café im oberen Stockwerk. Die tig, mein Projekt für die Realisie- weiteren Stockwerke beherberrung zu wählen. Trotzdem den- gen ein Berghotel mit 19 Zimke ich, daß sie damit eine fun- mern und einem Appartement. dierte Entscheidung traf. Die Die Zimmer direkt unter dem heutigen WettSender sind leibewerbe sind der ohne Bad, stark an vielerhaben aber die lei Verbote und beste Aussicht. Bedingungen Zwei Hotelzimgefesselt. Ein mer sind im Rebahnbrechentrodesign eindes, kraftvolgerichtet. Das vor les, freies Werk 50 Jahren erwird auf dieser richtete NaBasis nicht enttionaldenkstehen“, sagte mal wartet seit Karel Hubáček mehreren Jah1996 in einem ren auf eine Interview. Für größere Sanieseinen mutigen rung. Die StuBau auf dem dien sind längst Jeschkengipfel, fertig, der Vorder am 21. Okstand des Vertober 1973 ereins Jeschöffnet wurde, ken 73 soll am bekam er von 4. Oktober ander Internatioläßlich des Innalen Architekternationalen tenunion den Tages der ArPrestigepreis chitektur über von Auguste die Zukunft Perret, außerentscheiden. dem ist der Der Umbau Fernsehturm soll umgerechJeschken Trä- Bauplan für den Fernsehturm. net mindestens ger des Titels 850 000 Euro kosten. „Bauwerk des Jahrhunderts“. Die Jeschken-Spitze sollte laut Laut Museumsdirektor Křížek verdankt Reichenberg den Bau den 2020 vorgestellten Plänen dem damaligen Vorsitzenden des bei der Sanierung ihre Schönheit städtischen Nationalausschusses aus der 1970er Jahren wiederJiří Moulis, der ihn durchsetzte. bekommen. Zudem waren un„Es geht darum, uns daran zu er- ter anderem ein Wintereingang innern, daß es auch ganz anders mit massivem Windschutz und laufen könnte. Daß es nicht im- ein neuer Kiosk in Ufo-Form an mer selbstverständlich ist, daß et- der Terrasse der Seilbahn-Bergwas Qualitatives entsteht, weil al- station vorgesehen. Sanierungsbedürftig ist vor allem die Betonle gleich einig sind.“ Die Ausstellung ergänzen konstruktion des Gebäudes. Die Einrichtungsgegenstände, Ge- größten Veränderungen waren schirr oder Möbel, sowie histo- aber an der inzwischen veralterische und aktuelle Fotos aus ten Technik des Senders im nicht den Sammlungen des Museums öffentlichen Bereich vorgesehen. Die Ausstellung beweist, daß und von renommierten Fotografen. Zum Beispiel von Roman sich die Region Reichenberg nur Karpaš oder Jiří Jiroutek, der das dank glücklicher Umstände heuBuch „Phänomen Jeschken“ her- te eines Symbols architektoniausgab. Laut Historikern soll- scher Kreativität rühmen kann. Petra Laurin te ein ähnlicher Bau auch auf Zum 50. Geburtstag des Fernsehturms Jeschken mit Hotel und Restaurant läuft im Nordböhmischen Museum Reichenberg die Ausstellung „Jeschken 50“. Petra Laurin berichtet.
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Die renovierte Villa.
Reichenberg
Gemeinde-Treff in Liebieg-Villa Christa Schlör vom Vorstand des Heimatkreisvereins Reichenberg berichtet über die aktuelle Nutzung der Villa Liebieg in Reichenberg.
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dezentrum umbauen lassen. Ein solches habe bislang auf dem Gebiet von Reichenberg gefehlt, wie Radka Loučková Kotasová, Stellvertretende Bürgermeisterin für strategische Entwicklung und Fördermittel, erklärte. Das frisch renovierte Gebäude soll zu einem Treffpunkt für Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener sozialer Gruppen werden. Besucher finden hier ein breites Freizeit-, Bildungs-, Umwelt-, Kultur- und Sozialangebot. Das Anliegen ist, einen Gemeinschaftsort aufzubauen, der die Menschen in Reichenberg ein Leben lang begleiten wird. Im Rahmen der Bauarbeiten wurde das denkmalgeschützte Gebäude, das sich im Eigentum der Stadt befindet, vollständig rekonstruiert. Von außen wurde der Palast wieder in sein ur-
ie Familienvilla des Fabrikanten Johann Liebieg dem Jüngeren entstand in den Jahren 1871 bis 1872 durch einen Umbau des klassizistischen Hauses von Ferdinand Römheld in unmittelbarer Nachbarschaft von Schloß Reichenberg. Der Entwurf stammt vom Baumeister Gustav Sachers aus Reichenberg, der auch für die Ausführung verantwortlich war. Die Villa mit Garten und Nebengebäuden wie Kutschenremise, Pförtnerhaus, Treppenrampe samt Pergola und Brunnen, Gartenpavillon, Gewächshaus und Eishaus ist augenscheinlich von der norditalienischen Renaissance inspiriert. Sie ist eines der prächtigsten und stilreinsten Gebäude aus der Zeit des Historismus. Wegen ihrer stattlichen Ausmaße, architektonischen Lösung, Ausschmückung und grundrißmäßigen Gliederung wurde sie treffend Liebieg-Palais genannt. Die Stadt Reichenberg hat nun diesen Liebieg- Der Grabstein von Anton Müller (1750–1829). Palast, der seit 2014 leer stand, nachdem die Re- sprüngliches Aussehen zurückgionalgalerie ausgezogen war, in versetzt. Das historische Erscheiein multifunktionales Gemein- nungsbild von der Fassade bis zu
den Innenräumen blieb unverän- richtet. Ein Garten und ein Indert. nenhof können ebenfalls für Der anspruchsvollste Eingriff Aktivitäten genutzt werden. Über war die Sanierung dem Garagenbedes überdachreich gibt es einen ten Wintergartens Kinderspielplatz. mit zusätzlich zuDas Gebäude ist gemauerten Fenfür Rollstuhlfahrer stern. Die Vitrazugänglich. gefenster kehrten „Bestandteil in den Raum zuder Maßnahme rück. Die ehemaliist auch die Rege Orangerie, die konstruktion des bisher unzugängParks. Wunderlich war, wurde in schöne Bäume, ein Café umgedie fast 250 Jahwandelt. re alt sind, stehen Unpassende im Park. Sie geoder minderwer- Auch die ursprüngliche Was- hören zu den ältetige jüngere Ein- serleitung bleibt. sten Bäumen der griffe in der zweiStadt“, sagt Bürten Hälfte des 20. Jahrhunderts germeister Jaroslav Zámečník. wurden entfernt, und die bedauDas Liebieg-Palais wurde Anerlicherweise nicht mehr vor- fang Juni mit einem reichhaltihandenen Teile des Gebäudes gen Programm offiziell für die wurden so weit Öffentlichkeit zugänglich gewie möglich re- macht. Da unsere Reise schon konstruiert, da seit längerer Zeit eine Woche sie für die Wahr- später gebucht war, durften wir nehmung der ur- uns während unseres Aufenthalsprünglichen tes an einer interessanten und architektoniausgiebigen Führung durch Mischen Ansicht ei- chael Dufek, den Direktor der ne wichtige Rolle Einrichtung, erfreuen. Doch zuspielen. gegeben: Das kam nicht von unEin großer gefähr. Im Eishaus des Palastes Saal, ein Kunsta- wurde der Grabstein von Anton telier mit Werk- Müller, einem Tuchmachermeistatt, Ausstel- ster und Leinwandhändler, entlungsräume, deckt. Computer- und Er war der Lehrmeister des Mehrzweckräujungen Johann Liebieg, der als me, zwei Turn- Zwölfjähriger nach Reichenberg hallen und ein gekommen war. Deshalb wurde Gartenklub mit einem Keramik- ich gebeten, etwas über ihn und brennofen und einem restaurier- seine Familie herauszufinden, ten Gewächshaus wurden neu er- was mir auch gelang.
Gablonz
Sowjet-Invasion vor 55 Jahren Am 21. August 1968 marschierten die Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein und bereiteten dem Prager Frühling ein jähes und böses Ende.
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ertreter der Stadt Gablonz, ihrer Organisationen, der Streitkräfte und der Öffentlichkeit gedachten am 21. August des 55. Jahrestages der August-Ereignisse an der Gedenkstätte für Freiheitskämpfer und Opfer der Gesetzlosigkeit in der Gablonzer General-MrázekStraße. „Ich hoffe, daß sich die militärische Invasion vom Miloš Vele August 1968 in den tschechischen Ländern nie wiederholen wird“, sagte Bürgermeister Miloš Vele.
„Es ist kaum zu glauben, aber es ist 55 Jahre her, daß die Armeen der fünf kommunistischen Länder des Warschauer Paktes im Rahmen der Operation Donau die Tschechoslowakei besetzt haben. Die Armee der Sowjetunion hatte den Hauptanteil an der Invasion. Panzer mit dem roten Stern fuhren in tschechische, mährische und slowakische Städte und Dörfer ein, deren Bewohner den Beginn eines neuen Krieges befürchteten. Der Krieg brach nicht aus, aber es dauerte noch 23 Jahre, bis die sowjetischen Soldaten die Tschechoslowakei verließen. Die letzten Soldaten verließen im Juni 1991 Milowitz in Mittelböhmen“, sagte Bürgermeister Vele. Er erinnerte
daran, daß eine ähnliche Situation gegenwärtig in der Ukraine zu beobachten sei, die Rußland seit Februar letzten Jahres zu besetzen versuche. „Wie diese grobe Verletzung der staatlichen Souveränität enden wird, läßt sich
heute nur schwer vorhersagen. Ich hoffe nur, daß sich die militärische Invasion vom August 1968 in unseren Ländern nie wiederholen wird“, schloß der Gablonzer Bürgermeister. Stanislav Beran
FRIEDLAND
Denkmal für Freiheitskämpfer und die Opfer von Gesetzlosigkeit.
Bärnsdorf. Am 18. September feiert Edeltraud Stäblein im Seniorenzentrum Bürkle-Bleiche im badischen Emmendingen 99. Geburtstag. Sie war als Edeltraud Nicht im Haus Nr. 225 in Bärnsdorf zur Welt gekommen. 21 Jahre später vertrieben die Tschechen sie aus ihrem Heimatort. Nachdem Stanislav Beran vor einem Jahr über die sowjetischen Verwüstungen am 21. August 1968 in Bärnsdorf berichtetet hatte ( RZ 35/2022), mel-
dete sich Edeltraud Stäblein bei ihm. Seitdem sind sie in Kontakt. Und Beran gratuliert Stäblein nun mit folgenden Worten: „Glück, Lebensmut, Liebe und hauptsächlich viel Gesundheit, das wünsche ich Ihnen zu Ihrem 99. Geburtstag. Möge Gott Sie auf Ihrem Weg durch die kommenden Lebensjahre leiten und beschützen! Ihr Lebensweg sollte mit Liebe und Glück gepflastert sein.“ Nadira Hurnaus
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Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Teplitz-Schönau
Graupen
Niklasberg
Zum 100. Todestag eines Malers aus Dux
Heinrich Bank Stellung einzunehmen. Er wurde auch als Grazer Rudolf von Alt bezeichnet. Besonders beliebt waren seine Aquarelle historischer Gebäude, so etwa jene des 1883 abgerissenen Neutores in Graz. Mit seinem Wechsel in den einrich Banks Vater, Johann Ruhestand und dem Aufkommen Gerhard Bank, war Zinngie- des Impressionismus verlor er an ßermeister und wanderte von Bedeutung und geriet schließlich Braunschweig in Vergessenheit. nach Nordböhmen Abgesehen von ein, wo er 1834 in der großen Zahl Dux die Tochter an Studenten an eines Tischlers aus der Technischen Leitmeritz heiraHochschule hatte tete. Noch im selHeinrich Bank nur ben Jahr kam im wenige Schüler. Haus neben dem Diese waren Rathaus der Sohn die Steiermärker Heinrich zur Welt. Josef von ArbesNach dem Beser (1850–1928), such der Realschu- Heinrich Bank um 1905. Adolf Brunnle in Dux studierte lechner (1863– er von 1855 bis 1862 an der Aka- 1960), Anton Marussig (1868– demie in Prag bei den Professo- 1925) und Luigi Kasimir (1881– ren Eduard von Engerth (1818– 1962) sowie der Gablonzer Anton 1897), Max Haushofer (1811– Reckziegel (1865–1936). 1866) und Bernhard Grueber In seiner Prager Zeit schuf (1812–1882). Im Jahr 1860 nahm Bank überwiegend Ölbilder wie er erstmals an einer Ausstellung „Friedrich der Schöne mit seiin Prag teil und konnte sofort mit ner blinden Gemahlin zu Mauerdem Ölbild „Die Nagelprobe“ re- bach“ (1861), „Würfelspielende üssieren. Landsknechte“ (1862) oder „Ein Am 1. März 1864 wurde er As- langer Arbeitstag geht zu Ende“ sistent an der k. k. deutschen (1865). In Graz widmete er sich Oberrealschule in Prag, im Au- dann ganz dem Aquarell. Die gust vermählMotive dazu te er sich zu stammten aus Sankt Ägyd in Graz, der übPrag. Im folrigen Steiergenden Jahr mark, Kärnbewarb er sich ten, Bayern, um eine ausder Schweiz, geschriebene Italien und Lehrstelle an Gedenktafel am Geburtshaus. Dalmatien. der TechniSeine Tierbilschen Lehranstalt am Joanneum der wurden auch zur Illustratiin Graz. Die Entscheidung zwi- on zweier Bücher herangezogen: schen ihm und dem Professor an „Die österreichisch-ungarische der Landeskunstschule Hermann Monarchie in Wort und Bild“ von Königsbrunn (1823–1907) (1886) und „Das Thierleben der fiel zu seinen Gunsten aus. Am österreichisch-ungarischen Tief1. Oktober 1865 trat er seine Stel- ebenen“ (1897). le als Lehrer für Figurenzeichnen Zu Lebzeiten war er regelmäan, später wurde er Professor und ßig in Ausstellungen vertreten, zuletzt Dekan der Fakultät für vor allem bei jenen des SteierArchitektur. 1906 ging er in Pen- märkischen Kunstvereins und der sion, lebte aber noch bis ins hohe Vereinigung bildender Künstler, Alter von 88 Jahren in Graz. zum Beispiel 1900 in der Alten In der Steiermark gab es in Universität in Graz mit 30 Aquader zweiten Hälfte des 19. Jahr- rellen, später nur noch 1984 in hunderts bei der Malerei ein Va- Dux mit 30 Werken und zuletzt kuum, dadurch war es für Hein- in Straßengel 2008 und 2010 mit rich Bank leicht, eine führende Aquarellen aus Alt-Graz. Eine große Anzahl seiner Bilder befindet sich in Museen und Archiven wie Joanneum, Grazer Stadtmuseum, Steiermärkisches Landesarchiv, Kärntner Landesmuseum oder Regionalmuseum Teplitz sowie in PrivatbePferdeportraits aus dem Jahr 1892. sitz. Der Historienmaler und Hochschulprofessor Heinrich Bank starb am 1. März 1923 in Graz in der Steiermark. 90 Jahre zuvor, am 23. November 1834, war er in Dux zur Welt gekommen.
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Begrüßung an der Grenzbuche: Norbert Märcz vom Zinnwald-Georgenfelder Wetterverein, Dr. Sabine Schilka vom Stadtrat Altenberg und der Eichwalder Bürgermeister Jiří Kašpar. Rechts die Einweihung des neu-alten Grenzsteins. Bilder (2): Jutta Benešová
Grenzbuchenfest in Zinnwald
Neuer Dreiherrenstein eingeweiht Als Pater Benno im Jahre 2007 die frisch gepflanzte Grenzbuche als ein Zeichen der Versöhnung in Zinnwald weihte, ahnte wohl niemand, daß hier eine liebe Tradition ihren Anfang nahm, die all die Jahre in enger Zusammenarbeit zwischen den Orten Altenberg auf sächsischer Seite und Eichwald auf böhmischer Seite überstanden hat.
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on Anfang an hatte der Eichwalder Bürgermeister Petr Pípal in enger Zusammenarbeit mit dem Zinnwald-Georgenfelder Erzgebirgsverein und später mit dem ZinnwaldGeorgenfelder Wetterverein nicht nur alljährlich das Grenzbuchenfest organisiert, sondern auch die Rekonstruktion der Mariä-Himmelfahrts-Kirche in Böhmisch Zinnwald durchgesetzt. Bei den Kommunalwahlen 2022 hatten nun die Eichwalder einen neuen Bürgermeister aus den Reihen der ODS gewählt. Er heißt Jiří Kašpar, stammt aus Teplitz und engagiert sich im Historischen Verein Eichwald. Das Grenzbuchenfest fand heuer am 19. August in gewohnter Weise in Böhmisch Zinnwald an der Grenzbuche statt. Im Programm war ein Umzug des Altenberger Knappenvereins angekündigt, und pünktlich traf er am Festzelt ein. Nicht nur der Altenberger Knappenverein in seinen historischen Uniformen, sondern auch einige Grenadiere der kaiserlichen Armee, die an den 210. Jahrestag der Niederlage Napoleons bei der Schlacht bei Kulm erinnerten, ergänzten das bunte Bild, gefolgt von zahl-
reichen deutschen und tschechischen Teilnehmern. Vor der Grenzbuche versammelten sie sich dann zur Freude aller fotolustigen Besucher. In den nachfolgenden Stunden sorgten die Weißeritzer Musikanten und die Kapelle Severka für gute Stimmung, auch eine Theke mit lekkeren Kuchen und ein Stand mit böhmischem Bier und Würstchen wurden stark frequentiert. Viele Deutsche und Tschechen kennen sich dank des Grenzbuchenfestes schon lange Jahre, das
Exulantenkirche in ZinnwaldGeorgenfeld, der im Rahmen des Grenzbuchenfestes eingeweiht wurde. Er ist die Nachbildung des Original-Grenzsteins von 1673, der damals die deutschböhmische Grenze über Jahrhunderte markierte. Als sogenannter Dreiherrenstein trägt er die Wappen der Grundherren von Bünau, von Sternberg und des sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. Nach 1945 wurde der alte Grenzstein im Huthaus in Zinnwald eingelagert und stattdes-
Jiří Kašpar
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iří Kašpar wurde 1993 in Teplitz geboren. Er ist Absolvent des Teplitzer Gymnasiums und der Wirtschaftsuniversität in Prag, wo er Internationalen Handel und Wirtschaftsdiplomatie studierte. Im Rahmen eines Studentenaustausches studierte er an der Universidad Tocuato di Tella in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Seit 2011 leitet er das Kulturzentrum für romanische Sprachen Viktoria Santa Cruz in Teplitz. Er arbeitete als Assistent des Botschafters für wirtschaftliche, politische und kulturelle Angelegenheiten an
der peruanischen Botschaft in Prag und als Wirtschaftsberater an der brasilianischen Botschaft in Prag. Außerdem arbeitete er mehrere Jahre am Nationalen Denkmalinstitut als PR-Beauftragter des staatlichen Schlosses Steknitz. In den Jahren 2019 bis 2023 war er bei Colgate-Palmolive, zunächst in der Vertriebsabteilung, später als Marketingleiter. Nach den Kommunalwahlen 2022 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Eichwald gewählt. In seiner Freizeit liebt er Reisen, Wandern, Radfahren, Geschichte und Fotografieren.
herrliche Sommerwetter tat ein Übriges. Und noch einen weiteren Höhepunkt bot das diesjährige Fest. Ausgangspunkt des Umzugs war nämlich der neu errichtete Grenzstein 1673 gegenüber der
sen der Grenzstein Nr. 15 mit der Aufschrift „DDR/CZ“ als offizielle Grenzmarkierung eingesetzt. Dieser nun frisch geweihte Dreiherrenstein symbolisiert die historischen, aber auch neu-
en engen freundschaftlichen Verbindungen beider Völker. Das brachte auch Bürgermeister Kašpar bei der Eröffnung des Festes gemeinsam mit Norbert Märcz, dem Leiter des ZinnwaldGeorgenfelder Wettervereins, zum Ausdruck. Das freundliche Auftreten des jungen Bürgermeisters und der reibungslose Ablauf des Festes ließen erkennen, daß er das sicher nicht leichte Erbe des langjährigen Bürgermeisters Pípal mit Erfolg angetreten hat. Ab zwölf Uhr war die Mariä-Himmelfahrts-Kirche zur Besichtigung wieder geöffnet. Wolfgang Mende vom ehemaligen Georgendorfer Erzgebirgsverein übernahm auch hier traditionsgemäß mit Hana Bugačová, der ehemaligen Sekretärin von Altbürgermeister Pípal, die Führung durch die nun komplett renovierte Kirche. Am Sonntag fand um zehn Uhr eine ökumenische Pilgermesse in der Mariä-Himmelfahrts-Kirche statt. Sie erinnerte an die einstigen Wallfahrten zum Fürstenauer Altar in Vorderzinnwald. Gegenwärtig läuft im Informationszentrum in Eichwald die Ausstellung „Madonna auf Wanderschaft“ über die Geschichte des Fürstenauer Altars ( HR 31+32/2023). Auch diesmal stand den Eichwalder Bürgern aus alter Tradition ein kostenloser Autobus sowohl zum Grenzbuchenfest als auch zum Gottesdienst zur Verfügung. Die Eichwalder Stadtpolizei sorgte für den gefahrlosen Autoverkehr am alten Zinnwalder Grenzübergang. Jutta Benešová
HEIMATBOTE
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Bischofteinitz
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
Ronsperg
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Jitka Molnárová, Leiterin des Infozentrums in Ronsperg, vier Paneuropäer, Marian Švejda, Präsident der Paneuropa-Union in der Tschechischen Republik, Bürgermeister Martin Kopecký, Volksgruppensprecher und Deutschlands Paneuropa-Präsident Bernd Posselt, Ronspergs Ehrenbürgerin Masumi Böttcher-Muraki, Posselts Assistentin Stephanie Waldburg, CeBB-Leiterin Dr. Veronika Hofinger und Hans Kijas, Bundesgeschäftsführer der Paneuropa-Union Deutschland. Bilder: Karl Reitmeier
Ronsperg
Europas Mittelpunkt und Geburtsstätte der Paneuropa-Idee Im Rahmen eines Symposiums auf Rädern waren Mitglieder der Paneuropa-Union Deutschland mit deren Präsident Bernd Posselt an der Spitze unter dem Motto „Reise zu den Gründern und Erinnerungsorten der Europäischen Einigung“ vom 30. August bis 7. September unterwegs. Unser Korrespondent Karl Reitmeier begleitete den böhmischen Teil der Reise. Er berichtet.
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ur Reiseleitung gehörten neben Volksgruppensprecher Bernd Posselt dessen Assistentin Stephanie Waldburg und Johannes Kijas, Bundesgeschäftsführer der Paneuropa-Union Deutschland. Es kam nicht von ungefähr, daß die erste Station dieser neuntägigen Reise Ronsperg/Poběžovice war. Bekanntlich war Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, der im Jah-
re 1922 die Paneuropa-Union als älteste europäische Einigungsbewegung gegründet hatte, im Schloß Ronsperg aufgewachsen. Die Fahrt führte übrigens nicht nur nach Deutschland und in die Tschechische Republik, sondern auch nach Frankreich, in die Schweiz und nach Italien. Erste Station der Reise war die Pension Pohoda in Berg/Hora Svatého Václava, wo zu Mittag gegessen wurde, da der neue Eigentümer des legendären Hotels Hubertus in Ronsperg dieses derzeit einer Renovierung unterzieht. Dort stießen auch die japanische Autorin und Ehrenbürgerin von Ronsperg, Masumi Böttcher-Muraki, Ronspergs Bürgermeister Martin Kopecký, Marian Švejda, Präsident der Tschechischen Paneuropa-Union, Veronika Hofinger, die Leiterin des Centrums Bavaria Bohemia in Schönsee, und Jitka Molnárová,
die Leiterin des Informationszentrums Ronsperg, zur Reisedelegation aus Deutschland. Im Bus hatte es bereits bei der Anfahrt zwei Referate gegeben. Zum einen über „Geistliche Wurzeln Europas“ und zum anderen über „Die Familie Coudenhove-Kalergi“, wobei Ronsperg als Oase des interkulturellen und interreligiösen Dialogs präsentiert wurde. Bernd Posselt stellte in der Pension Pohoda die Teilnehmer der Reise vor und wartete gleich mit einem großen Kompliment an Bürgermeister Martin Kopecký auf. Wenn es jemand schaffe, das Schloß Ronsperg zu retten, dann sei es Kopecký. Posselt informierte, daß ein Film über diese Reise gemacht werde, der an die Kultusministerien der Länder und den Europarat übergeben werde mit dem Vorschlag, einen Paneuropa-Coudenhove-
Der neue Schloßeingang ist abgedeckt, damit das Dach renoviert werden kann.
Kalergi-Weg zu schaffen, der sei- dort das Coudenhove-Schloß von europa-Union Deutschland erinnen Ausgangspunkt in Ronsperg außen und den Zen-Garten im nerte aber auch an den früheren habe. Schloßpark zu besichtigen, der Bürgermeister von Furth im Masumi Böttcher-Muraki war Masumi Böttcher-Muraki zu ver- Wald, den großen Paneuropäer es dann vorbehalten, ausführ- danken ist. Dort verwies Bernd Reinhod Macho, der auch immer lich das Leben von Mitsuko, der Posselt auf die Notwendigkeit, um den Erhalt von Schloß RonsGattin des 15 Jahre älteren Diplomaten Heinrich Coudenhove-Kalergi zu beleuchten. Mitsuko sei eine Japanerin gewesen, die Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi geheiratet und als eine der ersten Asiatinnen nach Europa gebracht habe. Mit Mitsuko habe er sieben Kinder gehabt, darunter auch den Paneuropa-Gründer Richard Graf Coudenhove-Kalergi. Dabei ließ Böttcher-Muraki wissen, daß ihre Ausführungen über Mitsuko so sein würden, „wie Sie es sonst nicht hören“. Mitsuko habe sich hier gut aufgenom- Die Präsidenten Bernd Posselt und Marian Švejda vor der Paneruropa-Fahne men gefühlt. Von ihren Ge- im Schloßpark. fühlen habe sie aber nur zwei Nonnen erzählt, von denen sie das Schloß wieder zu renovie- perg gekämpft habe. Der Präsibetreut worden sei. Richard ren, denn es wäre eine Schande, dent der Paneuropa-Union in der Graf Coudenhove-Kalergi ha- wenn die EU einmal nach Rons- Tschechischen Republik, Marian be über seine Mutter nur po- perg komme und dort eventu- Švejda, plädierte ebenfalls dafür, sitiv geschrieben, während ih- ell nur noch ein Stein an den Ge- daß im Schloß ein Centrum der re Tochter, die Schriftstellerin burtsort des Paneuropa-Grün- Paneuropa-Union entstehe. Der Ida Friederike Görres, nur Ne- ders erinnern würde. Er verwies Dank von Bernd Posselt richtete gatives über Mitsuko verbrei- auf die aktive Schloß-Kommissi- sich auch an Masumi Böttchertet habe. on, die sich nun um die Renovie- Muraki, die hier mit dem ZenBei dem Interview für den rung des Gebäudes bemühe. In Garten eine japanische Heimat Film bemerkte Bürgermeister Erinnerung rief er die Gründung geschaffen und damit wichtige Martin Kopecký, daß es sehr eines Kuratoriums für die Reno- Akzente gesetzt habe. Zu Recht interessant sei, daß Richard vierung von Schloß Ronsperg an- sei sie mit den EhrenbürgerrechGraf Coudenhove-Kaler- läßlich eines Besuches einer De- ten von Ronsperg bedacht worgi aus Ronsperg komme. Für legation aus Ronsperg auf seine den. die Stadt sei sehr wichtig, daß Einladung hin im Europa-ParlaBeim Zen-Garten wurde Madie Ideen für die Europäische ment in Straßburg. sumi Böttcher-Muraki interviewt Union von Ronsperg ausgeNeu geschaffen worden war und nach ihren Beweggründen gangen seien. Auf die Fra- dank der Initiative der Schloß- gefragt, einen japanischen Garge, wie er sich für die Zukunft Kommission ein neues Eingangs- ten in Ronsperg zu errichten. Sie vorstellen könne, Paneuropa tor, der ramponierte Treppenauf- habe damit etwas schaffen wolim Schloß aufleben zu lassen, gang war inzwischen renoviert len, was den Leuten Freude beantwortete Kopecký, er glau- worden, die Dachrenovierung reite. Mit dem Garten habe sie be, daß die Paneuropa-Uni- wurde begonnen und es wird im aber auch ausdrücken wollen, on im Rahmen der angelaufe- ersten Stock des Gebäudes auch daß in dem Schloß eine Faminen Renovierungsarbeiten ein wieder die Bibliothek hergerich- lie gelebt habe, die auch WurZentrum in dem Schloß haben tet, die einst 10 000 kostbare Bü- zeln in Japan gehabt habe. Die werde. cher beherbergte. Posselt warb Leute könnten sich nun hier trefAnschließend fuhr der Bus dafür, Ronsperg zu einem eu- fen und einen Kreis bilden, denn von Berg in das fünf Kilome- ropäischen Mittelpunkt zu ma- ein Kreis bedeute immer Frieter entfernte Ronsperg, um chen. Der Vorsitzende der Pan- den.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 8.9.2023
Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 6475 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (0961) 81 41 02, Telefax 8141 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE387602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (080 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Tachau
Die Kirche auf der Au Das Kirchlein auf der Au soll der Sage nach der heilige Wolfgang (924–994) gegründet haben. Wolfgang von Regensburg war Domscholaster, Missionar und ab 972 Bischof von Regensburg, 1052 wurde er heiliggesprochen.
A
Haid, vom Schloß aus gesehen, Kupferstich von 1962.
Haid/Bor u Tachova – Teil II und Schluß
Aus Hayd wird Haid Hier der zweite und letzte Teil des Berichtes über Haid, den Josef Schmutzer im Jahre 1970 für die Heimatchronik „Tachau, eine deutsche Stadt in Böhmen“ verfaßte.
D
a sich Haid im Zuge der Josephinischen Neuordnung nicht mit dem für einen „ordentlich organisierten Magistrat“ notwendigen Fonds ausweisen konnte, ging seine alte Gerichtsbarkeit im Jahre 1790 an das herrschaftliche Oberamt verloren. Das Stadtwappen zeigt einen blauen Schild mit offenem Stadttor und aufgezogenen Fallgittern. Rechts und links flankiert je ein viereckiger Zinnenturm die Mauer. Über dem Tor auf der Mauer ist auf rotem Grund ein silberner Schwan mit goldenen Flügeln zu sehen. Eine rot-silberne Decke und ein Schwanenhals bilden das Kleinod. Haid bekam dieses Wappen am 4. September 1602 zugleich mit dem Recht, in rotem Wachs zu siegeln, von Kaiser Rudolf II. verliehen. Das Elektrizitätswerk Nr. 257, das 1912 aus einer ehemaligen Dampfmühle entstand, versorgte seit jenem Jahr die Stadt mit Elektrizität. Im selben Jahre wurde die neue Wasserleitung in Betrieb genommen und das Wasserwerk am Anger aus dem Milleser Nesselbrunnen gespeist. Letzter Bürgermeister war Franz Güntner aus Nr. 295 von 1920 bis 1945. Erster hauptamtlicher Postmeister war Karl Pichler der Ältere, der in seinem Wohnhaus Nr. 95 am Marktplatz amtierte. Er brachte 1842 erstmals die Schreibweise Haid auf, während
alle sonstigen Ämter noch bis Pfarrei zur Dechantei erhoben. 1906 und später Hayd schreiben Das Patronat hatte bis zuletzt die mußten. Telegrafenstation war Herrschaft inne. Haid 1873 geworden. EisenbahnDie neue, schöne Barockkiranschluß an die Hauptstrecke che steht mit dem alten Friedzwischen Wien und Eger erhielt hof und dem östlich angebauten die Stadt im Jahre 1903. Am 10. Schulhaus frei am Marktplatz. September jenes Jahres traf der Mit dem Presbyterium ist sie 40 erste Zug von Schweissing her Meter lang und hinreichend geam Haider Bahnhof ein. Er wur- räumig. Der an der Südseite ande feierlich empfangen und von gebaute Turm ist noch ein ÜberPfarrer Georg Glasauer geweiht. rest der alten Kirche. Durch eiDie durchführende Bahnlinie nen Brand beschädigt, wurde er von Tachau nach Taus wurde im wohl etwas abgetragen und mit August 1910 dem Verkehr über- einem gewiß nur vorläufig gegeben. Damit war Haid, wenn dachten Notdach abgedeckt. auch ein bescheidener, Eisen- Aber gerade dieses „Chinesische bahnknotenpunkt Westböhmens Dach“ wurde dann unter Denkgeworden. malschutz gestellt, wodurch der Das kirchliche Leben der Stadt Ausbau des zu niedrig erscheiHaid war geprägt vom teils städ- nenden Turmes vereitelt wurde. tischen, teils ländUnter den zahllichen Empfinden reichen sonstigen und Gebaren der kirchlichen und Bevölkerung; eine klösterlichen BauErscheinung, die lichkeiten nahm auch in den andedie Loreto-Kapelren drei Nachbarle im Winkel zwistädten festzustelschen den Straßen len war. Im übrinach Speierling gen war Haid mit und Neustadtl ohrund 3400 Seelen ne Zweifel den erdie zweitgrößte sten Platz ein. Die Pfarrei des VikariHaider Gräfin Isaats, die ständig eibella Maria, Gatnen, früher auch tin des Grafen einen zweiten, Siegmund FriedKaplan erforderrich von Götzen, te; gehörten doch hatte sie in Nachaußer der Stadt ahmung der Kanoch elf Ortschafpelle und des ten in das KirchGnadenbildes spiel, davon fünf im italienischen mit Meßkapellen Loreto errichund sechs mit einten lassen. Etwa klassigen Schu50 geschlossene len. Am 24. Mai Wahrzeichen der Stadt: der Prozessionen er1916 wurde die Spitzturm des Schlosses. schienen hier im
Laufe eines Jahres, die Zahl der Pilger wurde auf mehr als 15 000 geschätzt. Der Hauptwallfahrtstag war Mariä Geburt, an dem in der Stadt reges Festtagstreiben herrschte. Ansonsten wurde in der Kapelle jeden Samstag Messe gelesen. Nach der Vertreibung war die Gnadenstätte wiederholt Ziel sakrileger Greuel. Erst 1950 benedizierte der Administrator die Kapelle neu, so daß jetzt wieder allmonatlich ein Gottesdienst gehalten werden kann und sich auch die Wallfahrt wieder etwas zu heben beginnt. 1961 war von einer Renovierung berichtet worden. Ein geordneter Schulbetrieb reicht in der Stadtgeschichte bestimmt weit zurück. Bereits 1774 bestand in Haid schon eine zweiklassige Trivialschule. 1866 wurde diese nach Einschulung von Eschowitz, Weschekun und Wandermühle dreiklassig. In den Jahren 1884 bis 1886 erbaute die Stadt in der Oberen Vorstadt eine neue öffentliche Volksschule. Hier fand auch die 1898 bewilligte, zunächst gemischte Bürgerschule ihre Unterkunft; ebenso seit 1923 die Landwirtschaftliche Fortbildungsschule, die von Hans Watzka geleitet wurde. 1939 nahm dieses Gebäude die nunmehrige sechsklassige gemischte Volksschule unter Oberlehrer Josef Goblirsch auf, während die gemischte vierklassige Sprengelbürgerschule in die als solche geschlossene Klosterschule einzog. Letzter Direktor der Haider Bürgerschule war Franz Steinsdörfer aus Nr. 338, zuletzt Kreisschulrat in Mies. Das fürstliche Schloß war ein weitläufiger, schöner Bau, der
mit dem 51 Meter hohen Spitzturm das Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Der mehr als zwölf Hektar große Schloßpark bildete eine Sehenswürdigkeit und war allgemein zugänglich. Fürst Aloys zu Löwenstein war der vorderhand letzte Besitzer von Haid, der dort auch die Umbruchstage von 1945 erleben mußte. Die Fürstin Josephine starb bald nach der Vertreibung am 21. April 1946 auf Schloß Zeil im Allgäu bei ihrer Tochter; der Fürst folgte ihr am 25. Januar 1952 auf Schloß Bronnbach in Württemberg. Chef des Hauses ist nunmehr der älteste 1904 geborene Sohn Karl Fürst zu Löwenstein. Vom 1. bis 4. Mai 1945 lag Haid unter schwerem amerikanischen Artilleriefeuer. Als dann wegen der Anwesenheit kleiner deutscher Einheiten in abgeworfenen Flugblättern Phosphorbeschuß angedroht wurde, flohen am Abend des 3. Mai viele Einwohner in die Wälder. Eine Gruppe beherzter Frauen soll sich damals mit einer weißen Fahne bis zu einem amerikanischen Vorposten herangewagt haben. Die angedrohte Katastrophe konnte dadurch verhindert werden. Als sich dann die Deutschen abgesetzt hatten, rückten die Amerikaner kampflos in die Stadt ein. Der Kaufmann Franz Tragl in Nr. 100 wurde dabei versehentlich das Opfer einer amerikanischen Gewehrkugel. Nach 1948 sind nur noch der alte Zenkerhans in Nr. 95, zwei Frauen und drei fürstliche Angestellte zurückgeblieben. Durch nicht unbeachtliche Neubauten seit 1960 soll die Stadt ein neues Gesicht bekommen haben.
ls Wolfgang Erzbischof von Regensburg war, umfaßte dessen Diözese auch das Tachauer Gebiet. Auf einer Reise nach Prag soll er in Tachau geweilt und das Kirchlein gegründet haben. Tatsächlich war das Kirchlein ihm geweiht und gehörte bis zum Jahre 1786 zu den meistbesuchten Wallfahrtskirchen im Tachauer und Pfraumberger Gaugebiet. Besonders festlich wurde das Wolfgangskirchweihfest am fünften Sonntag nach Ostern begangen. Von nah und fern strömten die Wallfahrer herbei. Sie wollten nicht allein dem festlichen Gottesdienst in der Kirche beiwohnen, sondern auch in den um das Kirchlein aufgestellten Buden dem leiblichen Vergnügen huldigen. Besonders zahlreich strömten die Mädchen und Burschen heran, und gar oft fand sich Herz zu Herz. Joseph Stocklöw, der Autor des 1878 erschienen Werks „Geschichte der Stadt Tachau“, berichtet, daß im Jahre 1792 am 15. Juni diese Kirche an die steuerbaren Untertanen der Tachauer Vorstadt verkauft und daraus der „untertänige Getreideschüttboden“ gemacht worden sei.
Sankt Wolfgang von Regensburg.
TERMINE Samstag, 9. September, Haider Loretofest: 11.00 Uhr Fußwallfahrt ab Waidhauser Pfarrkirche Sankt Emmeram; 17.00 Uhr Rucksackverpflegung in Haid; 19.00 Uhr deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Georg Hartl aus Wernberg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Georg Hartl, Sankt-Vitus-Straße 20, 92533 Wernberg-Köblitz, Telefon (0 96 04) 9 09 99 95, eMail ukatubona@gmail.com Sonntag, 15. Oktober, 15.00 Uhr, Haid: Deutschsprachige Pilgermesse in der Loreto mit Pfarrer Klaus Oehrlein aus Würzburg, anschließend Kirchkaffee in der Sakristei. Auskunft: Klaus Oehrlein, Zeller Straße 44, 97276 Margetshöchheim, Mobilfunk (01 60) 7 97 85 15, eMail st.valentinus@web.de
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08.09.2023
STAMMESZEITSCHRIFT – EGHALANDA BUNDESZEITING
nigt mit
Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de H. Preußler Druck Bundesvüarstäiha und Versand (Bundesvorsitzender): GmbH & Co. KGVolker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Telefon 09 11 9 54 78 0 · Fax 09 11 54 24 86 Nr. 11 · Dezember 2022
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� Eghalanda Gmoin e.V.
71. Vinzenzifest und 48. Landestreffen Am letzten Wochenende vor den Sommerferien, vom 21. bis 23. Juli, wurden in Wendlingen am Neckar das 71. Vinzenzifest und das 48. Egerländer Landestreffen gefeiert.
D
as Fest, welches die Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Egerland nach Wendlingen am Neckar mitgebracht hatten, hat sich über viele Jahre hinweg zu einem großen Stadtfest entwickelt. Neben der Stadtverwaltung Wendlingen am Neckar und der Egerländer Gmoi Wendlingen e.V. wirkten in diesem Jahr auch wieder rund 400 Ehrenamtliche aus den örtlichen Vereinen und Organisationen bei dem Fest mit. Das Vinzenzifest begann freitags mit einem Vortrag über die „Spuren des Egerländer Dudelsackes“. Georg Balling blickte bei seiner Präsentation im Rathaus nicht nur auf die Geschichte des Vinzenzifestes zurück, sondern zeigte auch, daß die Dudelsackmusik dabei schon immer eine große Rolle spielte. Auch bei dem ersten Vinzenzifest 1952 in Wendlingen am Neckar war eine Dudelsackkapelle aus Stuttgart zu Gast, auf die Balling später noch näher einging. Zu hören gab es für die Interessierten, neben vielen histori-
schen Tonaufnahmen, auch live ein paar Stücke auf dem Egerländer Dudelsack, präsentiert durch das Duo Bojaz – Egerländer Bauernmusik. Im Anschluß an den Vortrag konnte man im Rathausfoyer noch zwei Prachtexemplare Egerländer Dudelsäcke bei einer Ausstellung bestaunen. Anschließend ging es in der Wendlinger Stadthalle „Treffpunkt Stadtmitte“ bei der Veranstaltung „Für die Ohren, für die Augen“ zu einer Folklore-Reise durch Europa. Den Anfang machten erneut das Duo Bojaz, bevor Lehrerinnen und Schülerinnen der Musikschule Köngen/Wendlingen am Neckar keltische, irische und schottische Musik zum Besten gaben. Darunter auch viele bekannte Stüc-
ke, wie das Stück „Danny Boy“. Danach gab es etwas für die Augen: Die Tanzgruppe der Banater Schwaben Kreisverband Esslingen/Wendlingen zeigte dem Publikum verschiedene Banater Ursprungstänze und andere Volkstänze aus Deutschland. Für die Schwäbischen Momente sorgten „De Selle – a kloina Blosmusik“ und Reinhold Frank, Erster Vorsitzender des Landesverbandes der Heimatund Trachtenverbände BadenWürttemberg, welcher fröhlich durch den Abend moderierte. Nachdem der Samstagvormittag mit dem Weißwurstfrühstück des Akkordeonclubs Wendlingen startete, ging es bei der Patenschaftsratssitzung bei dem Vortrag von Alexander Friedl, dem Stellvertretenden Vorsitzenden und Kulturwart des Landesverbandes Baden-Württemberg im Bund der Eghalanda Gmoin e.V., um „Die deutsche Ostsiedlung und das Egerland“. Im Rahmen der Sitzung bekam Dekan Paul Magino, welcher seit vielen Jahren das Vinzenzifest mit dem Festgottesdienst begleitet, zum Abschied in den Ruhestand einen originalen „Huasnoa(n)toutara“, einen wichtigen Bestandteil der Egerländer Männertracht, geschenkt. Am Nachmittag eröffneten Bürgermeister Steffen Weigel und Mathias Rödl, Vorsitzender des Landesverbandes der Egerländer Gmoin Baden-Württemberg und Vorsteher der Egerländer Gmoi Wendlingen, offiziell das 71. Vinzenzifest sowie das 48. Egerländer Landestref-
fen. Mehrere Tanzauftritte und Grußworte umrahmten die feierliche Eröffnung. Der Abend endete mit dem Faßanstich und der Party mit den „LOLLIES“. Der Sonntag begann traditionell mit der Vinzenziprozession und dem anschließenden Ökumenischen Gottesdienst mit Pfarrer Peter Brändle und Dekan Paul Magino, welcher bei seinem letzten Vinzenzifestgottesdienst auf das Gleichnis Erntedank eingegangen war. Passend zum Birnsonntag wurden im Anschluß Birnen an die Festgäste verteilt. Um 11.00 Uhr lud die Stadt Wendlingen am Neckar zum Empfang in den Treffpunkt Stadtmitte ein. Innenminister Thomas Strobl hielt die diesjährige Vinzenzirede mit dem Titel „THE LÄND zwischen bewährten Traditionen und neuen Herausforderungen: der Blick nach vorne in unsicheren Zeiten“. Zu-
nächst blickte er dabei auf das großartige ehrenamtliche Engagement, das in Baden-Württemberg vorbildlich gelebt wird, und damit auch Gemeinschaft, Toleranz und Zusammenhalt. Bei seinem zweiten Teil der Rede ging er der Frage nach, warum es ein Vinzenzifest brauche. „Es ist wichtig zu wissen, woher wir kommen, um zu entscheiden, wohin wir gehen wollen“, so der Innenminister. Die Vertriebenenorganisationen leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Die Heimatvertriebenen haben nicht nur Musik, Literatur und ihre Trachten mitgebracht, sondern sind auch immer eine große Stütze der Demokratie gewesen. So spielten sie auch schon bei dem Volksentscheid 1952 eine wichtige Rolle, wodurch das BadenWürttemberg, also „The Länd“, zuerst entstanden ist. Um 13.30 Uhr konnte man
insgesamt 29 unterschiedliche Gruppen bei dem Festumzug bestaunen, darunter dieses Mal auch, neben den Trachtengruppen, Klassen aller Wendlinger Schulen, Wendlinger Vereine und eine Kindertageseinrichtung. Den ganzen Nachmittag über konnten die Festgäste verschiedene Musikgruppen und Tanzvorführungen auf den beiden Festbühnen verfolgen. Auch der große Vinzenzimarkt und der Verkaufsoffene Sonntag lockten viele Besucher in die Stadt. Für die Kinder gab es eine Spielstraße und weitere Attraktionen. Kulinarisch verwöhnt wurden die Festgäste in bewährter Weise durch örtliche Vereine und Organisationen. Wir blicken zurück auf ein tolles Vinzenzifest mit vielen schönen Begegnungen und freuen uns schon heute auf das Vinzenzifest 2024. Kristina Kappels
Mehrere Bilder mit Eindrücken zum Vinzenzifest und Landestreffen (Bilder oben und unten).
�Das Nachruf Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. Fast in jeder Pfarrkirche ist� Die nächsten Termine
Helmut Glaßl † – Sein letztes Bild
Egerländer Kalender
es zu finden. Das dargestellte Prager Jesulein steht in einem Glasschrein auf dem Tabernakel des Seitenalters des hl. Johannes von Nepomuk in der ehemaligen Pfarrkirche der Heiligen Ulrich und Prokop in Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. Es durfte 2008 die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer Helmut Glaßl ist dieses Jahrin ver-Weiden. nur um 66 Tage überlebt. erfolgreicher Maler, was ihm Be- Alter von 22 Jahren. Hier folgt eine Übersicht über die Ingrid Deistler von der Gmoi Heimatmuseum storben. Hatto Zeidler berichtet: Bei der Vertreibung der wunderung wie auch Neid einDie Begräbnisfeier für Helmut nächsten Termine. Alle Interessier- Nürnberg unter eMail deistler@
I
mmer wieder habe ich ihn angerufen. Einmal die Woche vielleicht, manchmal auch öfter. Und immer wieder habe ich mich gefreut, mit jemandem in der schönen Egerländer Mundart sprechen zu können. Am 29. Juni habe ich wieder angerufen, da war eine jüngere Frau am Telefon und fragte mich auf Hochdeutsch, was ich wolle. „Den Helmut Glaßl sprechen“, sagte ich. Und da antwortete sie: „Das geht nicht, der ist heute Nachmittag gestorben.“ Am 11. Juli waren wir dann in Bubenreuth zur Beerdigung. Er hat seine Frau Hanni
deutschsprachigen Bevölkerung aus der damaligen Tschechoslowakei kam Glaßl als Schüler ins Hessische. Dort erlernte er den Beruf des Schreiners. Später zog es ihn nach Bubenreuth, wo ein Großteil der Geigenbauer aus seiner Heimatstadt Schönbach sich angesiedelt hatte. Glaßl hatte schon als Schüler gemalt und entwickelte sein außergewöhnliches Maltalent autodidaktisch weiter. Er fand Kunden, welche seine Bilder kauften. Und so malte er im Laufe der Jahre mehr als 20 000 Bilder, allesamt Öl auf Leinwand. Somit wurde Glaßl ein überaus
brachte. Alles, was er besaß, hat er durch seiner eigenen Hände Arbeit erworben. So wie ich seinen Fleiß und sein Können bewundere, habe ich auch immer das Ehepaar Glaßl mit seinem einzigen behinderten Kind bewundert. Silvia, das Kind, litt an einer unheilbaren Muskelkrankheit, konnte nie selbständig essen oder trinken. Sie hat aber dank ihrer literarischen Hochbegabung eine Fülle wunderbarer Geschichten und Gedichte verfaßt, die sie ihrer Mutter diktierte . Sie sind in dem Buch „Dank an Silvia“ erschienen. Silvia Glaßl starb im
Glaßl war ausgesprochen würdig. Er hatte die Bubenreuther Blasmusik bestellt. In der Halle hing sein letztes Bild. Dieses zeigt einen ruhigen Fluß mit alten und jungen Schwänen im Vordergrund. Im Wasser, das er so unvergleichlich gut malen konnte, spiegelt sich der Himmel. In der Bildmitte liegt ein am Ufer vertäuter leerer Kahn. Ist es der Kahn, mit dem er selbst in ein anderes Land übersetzen wollte? Als der Sarg ins Grab hinuntergelassen wurde, spielte die Blasmusik das Lied vom „Böhmischen Wind“. Das Lied ist mir noch tagelang nachgegangen.
ten sind herzlich eingeladen:
n Samstag, 9. September, bis zum Sonntag, 10. September: Heimattage Baden-Württemberg in Biberach. n Sonntag,
17. September, von 14.00 Uhr bis 19.00 Uhr: 70 Jahre Egerländer Gmoi Offenbach und 65 Jahre Egerland-Jugend Offenbach. WillyBrandt-Halle, Dietesheimer Straße, Mühlheim. n Sonntag, 1. Oktober:
Erntedank-Festzug zur Fürther Kärwa. Anmeldung bei
egerlaender.de
n Dienstag, 3. Oktober:
Landeshauptversammlung des BdEG-LV Hessen. n Samstag, 14. Oktober, um 15.00 Uhr: Hutzennachmittag. EmilRenk-Heim, Gersprenzweg 24, Offenbach. Veranstalter: Egerländer Gmoi Offenbach. n Samstag, 28. Oktober, und Sonntag, 29. Oktober: Kulturtagung des Bundes der Eghalanda Gmoin in Marktredwitz.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08.09.2023 FÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER VERTRIEBENEN Offizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“
vereinigt
Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald
FÜR DIE AUS DEM BEZIRK FALKENAU/EGER VERTRIEBENEN Offizielles Organ des „Heimatverbandes der Falkenauer e.V.“
vereinigt
mit
mit
73. Jahrgang
und den Landkreis im Egerland November/Dezember 2022
Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Torsten Fricke. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
Für die Städte Elbogen und Schlaggenwald 73. Jahrgang
und den Landkreis im Egerland
November/Dezember 2022
Nr. 6
In eigener Sache!
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen würden. Außer den exorbitanten Kosten sind die Abbestellungen der Heimat zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG nach dem 31.12.2022 nicht mehr möglich ist. Wir bedauern diesen Schritt sehr, gerade weil wir wissen, wie unseren Leserinnen und Lesern die Heimatzeitung am Herzen liegt, aber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß man sie beenden. Wir bedanken uns für Ihre jahrelange Treue. Mit traurigen Grüßen verbleiben wir Kai Raab (Inhaber) Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG Brigitte und Herbert Möckl junior in Egerländer Tracht.
Nr. 6
In eigener Sache!
Liebe Abonnentinnen und Abonnenten, wir haben zwei Jahre Corona ohne Entlassungen überstanden, was nicht einfach war. Eventuell hätten wir auch noch ein / zwei Jahre so weitermachen können, wenn nicht Preiserhöhungen für Energie, Papier, Druckfarben und die Postgebühren ein weiteres wirtschaftliches Arbeiten unmöglich machen würden. Außer den exorbitanten Kosten sind die Abbestellungen der Heimat zeitungen so drastisch, daß eine Weiterführung der Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG nach dem 31.12.2022 nicht mehr möglich ist. Wir bedauern diesen Schritt sehr, gerade weil wir wissen, wie unseren Leserinnen und Lesern die Heimatzeitung am Herzen liegt, aber wenn eine Sache unwirtschaftlich wird, muß man sie beenden. Wir bedanken uns für Ihre jahrelange Treue. Mit traurigen Grüßen verbleiben wir Kai Raab (Inhaber) Helmut Preußler Druck + Versand GmbH & Co. KG
Auch eine Andacht mit Pfarrer war dabei.
Kapelle Nallesgrün.
� Gemeinde Elbogen
„Birnsunnta“ in der Kapelle von Nallesgrün Am 27. August dieses Jahres fand der inzwischen traditionelle Birnsunnta an der Kapelle von Nallesgrün/Gemeinde Elbogen statt.
D
ie Organisatoren des Birnsunnta hatten mit einem kleinen Zelt dem zwischenzeitlichen Regen getrotzt. Somit konnte man mit Freunden und Gästen einen gemütlichen Nachmittag verbringen. Eine Andacht mit dem Pfarrer und anschließenden heimatlichen Liedern eines Musikanten rundeten die Zusammenkunft ab. Brigitte und Herbert Möckl junior, verantwortliche Mitglieder der Egerländer Gmoi in Neusattl, geben mit einigen Bildern einen kleinen Einblick in das Treffen.
Gemütliche Atmosphäre mit Gästen sowie musikalischer Umrahmung.
� Heimatverband der Falkenauer e.V.
Entspanntes Beisammensitzen mit vielen Gästen und Freunden.
� Meldungen zu Trauerfällen
Hauptversammlung
In Memoria geliebter Menschen
Am Sonntag, 3. September, fand das 36. Bundestreffen des Heimatverbandes der Falkenauer e.V. in Schwandorf statt, zu dem alle eingeladen waren. PROGRAMM –9.00 Uhr: Wendelinanlage, beim „Wastl“:
Totenehrung und Kranzniederlegung am „Wastl“ Ansprachen: Vertreter der Stadt, der Kirchen und des Heimatverbandes der Falkenauer
–10.00 Uhr: –11.00 Uhr bis etwa 14.00 Uhr, Oberpfalzhalle: Gottesdienste: –8.15 Uhr und 10.30 Uhr: –9.30 Uhr:
Hauptversammlung Musikalischer Frühschoppen: „Blasmusik Bubach
Möglichkeit zur Teilnahme an der katholischen Meßfeier in der Pfarrkirche Sankt Jakob, am Marktplatz Möglichkeit zur Teilnahme am evangelischenSonntagsgottesdienst in der Erlöserkirche. Bahnhofstraße 1
Die Falkenauer Heimatstube in der Brauhausgasse in der Nähe des Stadtmuseums ist am Sonntag, den 3. September 2023, von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet. Musikalische Umrahmung: Blasmusik Bubach.
Leider gibt es Todesfälle zu betrauern:
L
iebe Leser, ich muß Ihnen allen leider mitteilen, daß mein Vater, Josef Dorschner, am 25. Juli dieses Jahres im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Er wurde am 5. Januar 1931 geboren. Früher hatte er in Altsattl in der Tschechischen Republik gewohnt. Monika Becker
Wie erst jetzt bekannt wurde ist Helga Luber, geborene Harbauer, bereits am 5. Juli 1922 in Schwandorf verstorben. Luber wurde am 20. August 1927 geboren. Sie fand ihre letzte Ruhe im Familiengrab am neuen Friedhof in Fronberg. Sie war über viele Jahre lang Mitglied des Heimatkreisrates, wo sie insbesondere auch die Geburtstagslisten führte.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08.09.2023
STAMMESZEITSCHRIFT – Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; EGHALANDA BUNDESZEITING Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de H. Preußler Druck undNeudörfer, Versand GmbH & Co. KG JAHRGANGSpenden 72 an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM Telefon 09 11 9 54 78 0 · Fax 09 11 54 24 86 Nr. 11 1· ABG Dezember 2022 Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.
vereinigt mit
� Landeskunde
� Egerland
Besuch der Heimat am Anna-Fest Das Anna-Fest nahm Wilhelm Rubick mit seiner Gattin Brunhilde zum Anlaß, seine Taufkirche in Palitz/Palič, die der Heiligen Anna geweiht ist, zu besuchen. Rubick berichtet:
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abei geht immer etwas Unerklärliches in mir vor, so Rubick, wenn er in die alte Heimat komme: „Es rühren sich die Schmetterlinge im Bauch, wie beim ersten erlebten Kuß“, wenn der Tillen über der bewaldeten Gegend auftaucht, an dessen Fuß mein ehemaliger Heimatort Ulrichsgrün/Oldřichov stand. Von Lindehau/Lipová geht es über die Bahngleise nach Unterlosau/Dolní Ložany nach Palitz. Zunächst entrinnt dem Herzen ein abgrundtiefer Seufzer, als wir am etwas außerhalb von Palitz liegenden Friedhof vorbeikommen. Dies kommt aus dem Winkel des Körpers, wo die Gefühle entstehen, wo Freude und Traurigsein verborgen sind. Ich freue mich, weil ich wieder daheim bin, bin aber auch traurig, weil mir diese Heimat nicht mehr gehört. Als wir das Auto im Bereich des früheren Guts des Ordens der Barmherzigen Schwestern abstellen, war bereits eine ansehnlichle Anzahl an Besuchern anwesend, darunter auch tschechische Bewohner. Aus Gesprächen stellte sich schnell heraus, daß manche Landsleute eine weite Anfahrt hatten, zum Beispiel
aus Stuttgart oder aus dem norddeutschen Raum. Da fragt man sich unwillkürlich: Was treibt diese Leute an, diese Strapatzen auf sich zu nehmen? „Es ist sicherlich die im Herzen aufbewahrte Heimatliebe und die bittersüße Sehnsucht nach daheim“. Zu einer herzlichen Begrüßung kam es vor der Messe mit Pfarrer Ferdinand Kohl, der in Lindewiese geboren ist und im Ruhestand in Klingenthal lebt. Er wurde auch in der Sankt-AnnaKirche getauft. Dort ging er auch zur ersten Heiligen Kommunion und wurde vor der Vertreibung auch dort gefirmt. Weiter waren der Stellvertretende Bürgermeister von Lindehau, Tomáš Luňák, und der verantwortliche Vertreter des Vereins „Leben zu Tillenberg/Život na Dyleň“, Jiří Maliňak, gekommen. Vor dem Gottesdienst trafen sich (von links): Pfarrer Ferdinand Kohl, der Stellvertretende Bürgermeister von LindeIm Herbst 2014 nahm dieser nau, Tomáš Luňak, sowie Wilhelm Rubick, Vorstandsmitglied im Egerer Landtag. Verein die baufällige Sankt-Anna-Kirche in seine Obhut. Ziel sei es, so Maliňak, die Kirche zu retten, sie allmählich zu restaurieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Vieles sei schon geschehen, so daß man zumindest Gottesdienste gefahrDas Prager Jesulein wurde und wird in Böhmen sehr verehrt. Fast in jeder Pfarrkirche ist los abhalten könne. Leider fehlte das Geld, um die Außenmauern es zu finden. Das dargestellte Prager Jesulein steht in einem Glasschrein auf dem Tabertrocken zu legen und dienakel Innendes Seitenalters des hl. Johannes von Nepomuk in der ehemaligen Pfarrkirche der räume mit Boden, Altarraum und Heiligen Altar selbst wie in alten Zeiten zu Ulrich und Prokop in Altzedlisch im ehemaligen Bezirk Tachau. Es durfte 2008 die Grenze überschreiten und war Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung im Tachauer rekonstruieren, so Maliňak. Die anschließende deutschHeimatmuseum in Weiden.
An der Infotafel, welche über den Fortschritt der Sanierungsarbeiten informiert, stehen Jiří Maliňak von der Initiative „Leben zu Tillenberg“ und Brunhilde Rubick, Mitarbeiterin in der Ortsbetreuung.
Im Kirchenraum von Sankt Anna: Am linken Seitenaltar sprechen Pfarrer Ferdinand Kohl (rechts) und Monsignore Petr Fořt über die Durchführung des Gottesdienstes.
tschechische Messe zelebrierten Ferdinand Kohl und Monsignore Petr Fořt aus Graslitz/Kraslice, welcher ausgezeichnet deutsch spricht und die Messe für die tschechischen Teilnehmer übersetzte. In seiner Predigt ging Pfarrer Kohl auf die Geschichte der Kirche Sankt Anna ein. Die im spätbarocken Stil aufgebaute Pfarrkirche entstand in den Jahren zwischen 1751 und 1756. Sie wurde auf den Mauerresten einer alten Kapelle, welche bereits im 13. Jahrhundert dort stand, aufgebaut. Und später wurde sie zur Schloßkapelle umgebaut. Später wurde sie im klassizistischen Stil umgebaut und erweitert. Auch ein Turm wurde dazu gebaut, der im Jahr 1905 ein pyramidenförmiges Dach bekam. An Feiertagen wurden manch-
mal drei Gottesdienste gefeiert, wußte Pfarrer Kohl zu berichten. Palitz selbst war ein aufstrebender Ort mit Geschäften, Handwerkern und einer Schule, welche im Jahr 1822 gebaut wurde. Im Jahr 1881 lebten in Palitz 508 Einwohner. Nach der Vertreibung der Deutschen wurde die Kirche anderen Zwecken zugeführt, und es begann der Verfall der Gemeinde, so Pfarrer Kohl. Die neuen hinzugezogenen Bürger hatten kein Interesse an der Geschichte ihrer neuen Heimat, und so verschwand in den folgenden Jahren die fortschrittliche, kulturelle Geschichte von Palitz. Im Jahr 2016 lebten in Palitz nur noch 95 Einwohner. Nach dem Gottesdienst und dem Friedhofsbesuch haben sich viele Teilnehmer in der früheren
Schule, welche zu einer Gaststätte umfunktioniert wurde, getroffen. Manche Teilnehmer kannten sich noch aus der alten Heimat oder aus früheren Begegnungen beim Anna-Fest. Und so wurde noch lange liebevoll und teilweise wehmütig über die alte Heimat „dischputiert“: „Ja, das war sie, unsere alte Heimat.“ Und da war es wieder: das Gefühl, welches das Herz schwer macht. Auf dem Rückweg über Taubrath/Doubrava, Altalbenreuth/ Mýtina und Gosel/Kozly freuten wir uns schon auf „Palatschinken mit alles“ in Kinsberg/ Hrozňatov – doch leider war an diesem Mittwoch Ruhetag. Doppelt betrübt setzten wir also unsere Heimreise nach Thalmässing in Mittelfranken fort.
Wälder Im Egerland gibt es beerenreiche Wälder. Willi Rößler erzählt:
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ie Eger ist von einem Kranz an Wäldern umgeben: Im Westen das Fichtelgebirge, im Norden das Erzgebirge, im Osten der Kaiserwald und im Süden der Böhmerwald. Die Ausläufer dieser Wälder lieferten nicht nur Holz, sondern auch viele Früchte. So suchten wir schon in den letzten Julitagen in den Wäldern um Taubrath und Palitz, also unterhalb von dem Tillnberg, Heidelbeeren, im Egerland Schwarzbeeren genannt. Der Farbstoff der Beeren färbte beim Essen Mund und Zunge schwarz. So hatten wir Kinder Spaß, wenn man eine schwarze Zunge herausstrecken konnte. Schwarzbeeren halten nicht lange, man kann sie frei essen oder mit Milch oder Sahne verquirlen. Dann schmecken sie besonders gut zu Süßspeisen. Außerdem ist ein Schwarzbeerkuchen lecker. Die Preiselbeere erntet man später im September bis Oktober. Die Beeren sollten rot sein. Sie wachsen mehr auf trockenen, aber sauren Böden. Auch in den Wäldern um den Tillnberg waren wir auf der Suche nach Preiselbeeren. Preiselbeeren kann man als Kompott, Marmelade, benutzen. Man kann sie auch zu Saft verarbeiten. Wir Kinder wurden zum Sammeln von Beeren mitgenommen. Man eiferte, wer am schnellsten das Eimerle voll hatte. Ich selbst war ungern beim Pflücken dabei. Interessanter war die Suche nach Pilzen. In den Fichtenwäldern des Egerlandes fand man Steinpilze, Maronenröhrlinge, Braunkappen oder Birkenpilze. Pilze sollten beim Ernten frisch sein. Man sollte sie mit einem Messer abschneiden, nicht herausreißen. Man fand die Pilze meistens in Nestern. Wer die Stellen kannte, tat sich leicht beim Suchen. Wir Kinder konnten bald die giftigen von den ungiftigen Pilzen unterscheiden. Pfifferlinge fanden wir seltener, aber auf unseren Wiesen wuchsen oft Champignons. Pilze verzehrten wir als Schwammerlnsoße oder -gulasch oder als gebratene Schwammerln – immer wahre Festessen. Man konnte Pilze auch schneiden und an der Luft trocknen, um sie bis in den Winter aufzubewahren.
Pilze im Wald.
� September 2023
Glückwünsche zum Geburtstag Im Monat September können wir einigen Mitgliedern des Egerer Landtag e.V. zum hohen Geburtstag gratulieren. Wir wünschen allen Geburtstags-
kindern, welche im September geboren sind, alles erdenklich Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr:
– 97. Geburtstag am 3. September: Gerhard Regner, Offenburg; – 92. Geburtstag am 8. September: Barbara
Schmidt, Lauf; Spendeneingänge gab es in diesem Monat bisher keine.
EGERER ZEITUNG
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� Thalmässing/Ulrichsgrün
Neues Kreuz am Grenzstein Ein lang ersehnter Wunsch ging für den in Ulrichsgrün (Egerland), nahe der deutsch-tschechischen Grenze geborenen Wilhelm Rubick – jetzt wohnhaft in Thalmässing – und seinen Landsleuten in Erfüllung. Ein Flurdenkmal, welches bereits vor dem Zweiten Weltkrieg dort stand und weit ins Egerland hinein strahlte, kehrte an seinen früheren Platz zurück. Initiatorin der Kreuzerneuerung war die
Familie Heinzl aus Kondrau bei Waldsassen.
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ach Kriegsende wurde das damalige Kreuz von den Tschechen auf das Schlimmste geschändet. Das Kreuz wurde umgelegt, und die Arme und der Kopf der Figuren wurden abgeschlagen. Somit war das Kreuz nicht mehr zu retten. Doch die Figuren wurden von Rosina und Josef Müller aus Mützmichl von der tschechischen Grenze weg-
geholt und in der Pfarrkirche von Neualbenreuth eingelagert. Später haben die Familie Kurt und Maria Heinzl die Figuren bei sich zu Hause aufbewahrt. Nun haben die beiden die Initiative für eine Neuaufstellung des Feldkreuzes ergriffen. Heinzl kannte das Feldkreuz von ihrer früheren Heimat Ulrichsgrün. Das neue Kreuz hat Schreinermeister Harald Fritsch aus Motzersreuth bei Neualbenreuth angefertigt. Die original erhal-
tenen Figuren restaurierte Malermeister Kurt Heinzl aufwendig in mühevoller Detailarbeit – besonders das Gesicht des Gekreuzigten mußte neu gestaltet werden. Für den Senior, der am Pfingstsonntag seinen 90. Geburtstag feierte, sowie für seine Frau Maria, ging damit ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Bauhofmitarbeiter der Gemeinde Bad Neualbenreuth haben das Feldkreuz aufgestellt. Eigentlich, so Bürgermeister Klaus
Meyer, befindet sich das Feldkreuz, wie früher auch, auf tschechischem Hoheitsgebiet direkt an der Landesgrenze beider Länder. Meyer hatte mit Tomas Linda von der Gemeinde Lindenau/ Lipová eine Vereinbarung getroffen, welche diese Platzierung des Flurdenkmals ermöglichte. In einer kleinen Feierstunde wurde das Kreuz am 29. Mai, am Pfingstmontag, von Pfarrer George Parantzimalil gesegnet. Meyer wünschte sich, daß das Kreuz
Das alte, nicht mehr existierende Kreuz am Grenzstein sowie die Flur von Ulrichsgrün. Hinter dem Kreuz „das Birkla“ und dahinter der Tillenberg. Zu lesen ist auf dem Schild (links): „Unsere geschändeten Körper am Wegesrand, Rosina und Josef Müller Anno 1947 sie fand. Von Ulrichsgrün zur Kirche Neualbenreuth gebracht, schlummerten wir seitdem auf dem Dachboden sacht. Die Generalsanierung hat uns dann vertrieben, und sind bei den Nachkommen einige Zeit geblieben. Nach 75 Jahren ist es endlich geschehen, wir dürfen wieder ins schöne Egerland sehen.“
das Ziel vieler Wanderer und Radfahrer werde, welche dort innehalten oder auch ein Gebet sprechen würden. Der Bürgermeister sah in dem Feldkreuz auch ein Symbol der Zusammenarbeit beider Völker. Der noch in Ulrichsgrün geborene Wilhelm Rubick, der heute in Thalmässing lebt, sprach für seine Landsleute. Er bedankte sich ebenfalls bei der Familie Heinzl für die großartige Leistung, welche sie für die Heimatvertriebenen, aber auch für die Freunde in der Tschechischen Republik erbracht hatte. „Jedes Denkmal, ob aus Stein oder Holz, ist ein Monument. Dieses Kreuz birgt aber auch viele Erinnerungen“, so Rubick, „Erinnerungen an Erlebtes, an Gemeinsamkeit und Liebe, Erinnerungen an Leid und Tod in Ulrichsgrün und an dieser Grenze.“ In diesem Zusammenhang erinnerte Rubick an Marianne Renz, seine damalige Nachbarin. Diese wurde mit 17 Jahren, nicht weit von diesem Kreuz entfernt, auf dem Heimweg von Neualbenreuth von tschechischen Grenzern erschossen. Rubick erinnerte auch an Anton Pichel, welcher beim Grenzgang ebenfalls ermordet wurde. „Die Zukunft im Blick, ohne die Vergangenheit zu vergessen, das wäre auf beiden Seiten ein konstruktiver Beitrag zu dieser feierlichen Einweihung dieses Kreuzes“, wüschte sich Rubick. „Möge dieses Kreuz eine Versöhnung jedes Einzelnen mit Gott sein, ein Kreuz der Versöhnung jedes Einzelnen mit den Mitmenschen und ein Kreuz der Versöhnung der Vergangenheit mit der Zukunft.“ Nach der feierlichen Einweihung lud die Familie Heinzl alle Gäste zu Kaffee und Kuchen in das Gasthaus „Tiefenblick“ ein. Robert Unterburger
� Schönbach
300 Jahre Geigenbauer – Elias Placht kam zuerst Dieser Tage jährt sich die urkundliche Ersterwähnung des Schönbacher Geigenbaus zum 300. Mal. In Bubenreuth erinnern in der Geigenbauersiedlung eine Straßenbenennung und ein Denkmal an den ersten Schönbacher Geigenbauer.
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er quellenmäßig nachvollziehbare Beginn des Geigenbaus in Schönbach/Luby u
Hans Gügel schuf 1951 in Bubenreuth ein Denkmal an Elias Placht.
Chebu (und Partnerstadt Bubenreuths) liegt im Jahr 1723. Anläßlich der Geburt seines Sohnes Johannes Ferdinand wird Elias Placht am 13. Juli 1723 erstmals als „Geigenmacher“ im Schönbacher Taufbuch bezeichnet. Mit Placht, damals noch Plachte, beginnt eine lückenlose Ahnenreihe von Schönbacher Geigenbauern, Saiteninstrumentenmachern, Bogenmachern und Bestandteilerzeugern, die sich bis heute vor allem in Bubenreuth fortsetzt. Dort wurde nach dem Zweiten Weltkrieg für die vertriebenen Schönbacher eine „Geigenbauer-Siedlung“ errichtet. Die Wiege des Geigenbaus im später sogenannten sächsischböhmischen Musikwinkel stand jedoch nicht in der Egerländer Musikstadt Schönbach, sondern in der Nachbarstadt Graslitz/ Kraslice, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer Blasinstrumenten-Hochburg entwickelte. In Graslitz wurde schon über 100 Jahre vor Placht (1610) der Instrumentist und Maler Johannes Artus erwähnt, und 1631 dann der Geigenbauer Melchior Lorenz. Zwei Generationen später, im Jahr 1669, wurde in Graslitz die erste Geigenbauer-Zunft in der Region gegründet. Weil viele Zunftangehörige in den Folgejahren aus konfessionellen Gründen ins nahe gelegene Sachsen auswanderten, finden wir die meisten Graslitzer Geigenbauer 1677 in der neu gegründeten Zunft im vogtländischen Markneukirchen wie-
der. Der in Markneukirchen als eines von zwölf Mitgliedern genannte Johann Adam Pöpel, von welchem das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg eine Bratsche besitzt, könnte ein Schönbacher gewesen sein. Einiges spricht dafür. Allerdings hatte er in Schönbach keine Schüler ausgebildet und etablierte dort auch keine Tradition. Anders ist es bei Placht: In Schönbach entsteht durch ihn und seine Söhne eine kontinuierliche Traditionslinie. Dabei war Placht gar kein gebürtiger Schönbacher. Er stammte aus Nordböhmen, aus Niemes/Mimoň, etwa 100 Kilometer nördlich von Prag gelegen. Über seine Vita ist nur wenig bekannt. Feststeht, daß er 1699 als Soldat („Jäger“) für den Markgrafen in Ansbach angeworben wurde. Dort traf er seine zukünftige Frau, eine gebürtige Fränkin aus der Ortschaft Sachsen bei Leutershausen. Placht diente viele Jahre lang in einem Regiment des Ansbacher Markgrafen, das dieser gegen Subsidien-Zahlungen vermietete, vor allem an August den Starken im Großen Nordischen Krieg (1700–1721). Er mag in dieser Zeit mit dem Instrumentenbau bereits in Berührung gekommen sein. Erst im Alter von über 40 Jahren taucht Plachts Name 1721 erstmals in Schönbach auf, wo er offensichtlich nach seiner Soldatenzeit dauerhaft seßhaft wurde. Dies dürfte aufs Engste mit seinem Interesse am Geigenbau zu tun haben. Zwei Jahre später erscheint er als
Nach Elias Placht benannte Straße. „Geigenmacher“ in den Kirchenbüchern. Der Stammvater der Schönbacher Geigenbauer hat sein Handwerk mit großer Wahrscheinlichkeit im nahegelegenen, fünf Kilometer von Schönbach entfernten vogtländischen Ort Wernitzgrün bei Markneukirchen gelernt. Damit wäre der durch Placht bald florierende Schönbacher Geigenbau gleichsam ein „Re-Import“ von Sachsen nach Böhmen gewesen. Mit Plachts Familie beginnt jedenfalls die eigentliche Geschichte der Schönbacher Geigenbauer. Bis in die jüngste Vergangenheit trugen die Mitglieder der Familie Placht in Bubenreuth den Hausnamen „Geicherer“. Noch im Laufe des 18. Jahrhunderts finden sich, neben den Söhnen Plachts, weitere Schönbacher Familien, die im Geigenbau tätig wurden. Darunter auch „klingende Namen“ wie Sandner (1742), Schuster (1761), Hoyer (1762), Fuchs (1780), Siebenhüner (1781), Himmer (1782), Weller (1785), Fritsch (1786), Lustkandl (1787), Schöner (1788), Diener (1789), Klier (1792), Köhler (1793), Schäfer, Winter, Prül-
ler, Fischer (alle 1794) und Wilfer (1798). Zunftmäßig zusammengeschlossen hatte man sich in Schönbach spätestens seit dem Jahr 1762. 1826 zählte die Zunft bereits 55 Mitglieder. Damit waren die Schönbacher damals ähnlich stark wie die heutige Saiteninstrumentenmacher-Innung in Bubenreuth unter ihrem Innungsobermeister Günter Lobe. Diese sieht sich insgesamt in der Tradition der Schönbacher Geigenbauer, wie des westböhmisch-vogtländischen Geigenbaus. Im Jahr 1873 wurde in Schönbach eine Fachschule für Geigen-, Bogen- und Gitarrenbau gegründet, die ebenfalls ab 1951 in Bubenreuth eine Fortsetzung erfuhr. Ihr Fortbestand am Bubenreuther Eichenplatz währte allerdings nur bis 1965. Vor allem die Existenz einer bereits in Bayern bestehenden Einrich-
tung bedeutete deren Aus. Heute erinnert an dieses bildungsgeschichtliche Intermezzo nur noch die 1951 für die Fachschule von Hans Gügel geschaffene Skulptur eines Instrumentenmachers, die übrigens explizit dem Andenken an Placht gewidmet ist. Außerdem erinnert in der Geigenbauersiedlung eine Straßenbenennung an den ersten Schönbacher Geigenbauer. Weitere Informationen und Forschungsergebnisse zu Placht und den Schönbacher Geigenbauern sind in den kürzlich erschienen Publikationen veröffentlicht: –Musikinstrumentenbau in Bubenreuth und Umgebung. Von 1945 bis heute, Bubenreuth 2020. –Verbunden durch Musik und Geschichte. Schönbach/Luby – Markneukirchen – Bubenreuth. Markneukirchen 2021. Christian Hoyer
Ansicht der Musikstadt Schönbach (um 1920).
Bilder: Christian Hoyer
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B 04053 B 04053
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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis
Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.
vereinigt mit
Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin
Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1
� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.
Jänner 2016 Dezember 2022
Ein Jahrhundert bewegter Lebensgeschichte
Liebe Leser der Karlsbader Zeitung,
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erster Stelle meines Berichts stehen traditionell die Glückwünsche für Gemeindebetreuer aus dem Karlsbader Kreis und für Personen, welche in anderer Funktion für den Heimatverband tätig sind. Und so möchte ich hier herzlich Horst Hippmann in 74357 Bönnigheim, dem Betreuer von Schlackenwerth, zu seinem 82. Geburtstag am 25. September gratulieren – alles Gute, Gesundheit und Wohlergehen! Die gebürtige Altrohlauerin Olga Sippl, geborene Stohwasser, zählt zwar nicht zu diesem Personenkreis, sie hat allerdings weit darüber hinaus gewirkt und sich so viele Verdienste um unsere Heimat erworben, daß es nur recht und billig ist, auch ihr an dieser Stelle herzlichst zum Geburtstag zu gratulieren: Es ist ihr 103. Geburtstag! Geboren am 19. September 1920 kann sie also auf ein ganzes Jahrhundert einer bewegten Lebensgeschichte zurückblicken, die ich hier nur kurz skizzieren kann. Als Kind einer sozialdemokratisch aktiven Familie engagierte sie sich ebenfalls früh in diesem Milieu. Während die Eltern mit
Olga Sippl. dem jüngeren Bruder nach dem ern ansässig. Dort wurde sie bald sogenannten Anschluß gerade aktiv in der Partei „SPD“, und noch nach Großbritannien emi- vor allem in der Seliger-Gemeingrieren konnten, mußte sie, die de, zu deren Gründungsmitgliejunge Erwachsene, wegen feh- dern sie zählt. „Ich habe mein Lelender Papiere bleiben. ben lang versucht, zu einer AusSie überstand den Krieg in söhnung zwischen Tschechen ... und Friedeim den Menschen auf Erden. Altrohlau,Dezember verlor ihren Mann und Deutschen beizutragen“, hat Krieg, mußte schließlich 1946 sie selbst ihr Wirken bilanziert, mit ihrem kleinen Sohn die Hei- welches mit zahlreichen Ehrunmat verlassen und wurde in Bay- gen gewürdigt worden ist. Und
folgende Mahnung gibt sie uns auf den Weg: „Wir sollten immer versuchen, auch die Perspektive der anderen zu sehen.“ Die Welt wäre eine bessere, wenn alle diesen Leitspruch beherzigen würden. In Hochachtung vor ihrem Lebenswerk senden wir Sippl die besten Wünsche zu ihrem Geburtstag! Leider muß ich mitteilen, daß am 6. Juli in Kühlenthal Maria(nne) Lindermeir, geborene Wolf, im Alter von 92 Jahren (geboren am 29. November 1931) verstorben ist. Sie war von 2001 bis 2019 die Ortsbetreuerin von Espenthor. Wer es bislang nicht eingeplant hat, kann sich noch spontan entscheiden: Das Treffen der Drahowitzer findet am Sonntag, den 10. September, ab 9.30 Uhr wie gewohnt im Kapellenhof in Roßtal statt. Erwin Zwerschina freut sich auf alle, die kommen! Die Mitglieder des Heimatverbandes erhalten in diesen Tagen eine briefliche Einladung zur Hauptversammlung des HVdK am 24. September, ebenfalls im Kapellenhof in Roßtal – wir hoffen auf zahlreiche Teilnehmer. Ich wünsche Ihnen einen schönen Frühherbst, Pia Eschbaumer
� Mitteilungen des11Heimatverbandes FOLGE 1 FOLGE
Informationen für alle Heimatfreunde Liebe Heimatfreunde, liebe Leser der Karlsbader Zeitung!
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um Geburtstag herzliche Gratulation. Wir wünschen allen, welche im September und Oktober ihren Ehrentag feiern können, gute Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr zum: –84. Geburtstag am 27. September Marie Hrádková; –79. Geburtstag am 06. Oktober Jiři Rak. Am 13. Oktober gedenken wir in Liebe Dr. Stanislav Burachovič – es wäre sein 73. Geburtstag. Am 2. Januar 2022 hat er uns für immer verlassen. Der Beerdigungsgottesdienst am 13. Januar 2022 fand in der Himmelfahrtskirche Altrohlau statt. Im Jahr 2022 erhielt Burachovič posthum die Ehrenbürgerschaft der Stadt Karlsbad. Susanne Pollak Unsere Bücherecke: n Einwohnerverzeichnis der
Kurstadt Karlsbad, der Stadt Fischern und der Marktgemeinde Drahowitz. Es handelt sich um die 324 Seiten des äußerst seltenen Adreßbuches von 1938/1939 mit dem Redaktionsstand von 1937. Preis: 29,00 Euro. n Karlsbader Historische Schriften Band 2. Eine kenntnisreiche Betrachtung über Karlsbad als Kur- und Genesungsstadt. Preis: 19,80 Euro. n Karlsbader Schicksalstage 1939 bis 1946. Von Professor Dr. Rudolf Schönbach. Preis: 4,50 Euro. n Zwischen Grenzen und Zeiten. Egerländer Landsleute erzählen, zusammengestellt von Hans Bohn. Preis: 6,00 Euro. Alle Preise inklusive Porto und Verpackung. Bestellungen bei Susanne Pollak, Estinger Straße 15, 82140 Olching, email heimatverband@ carlsbad.de
Holzschnitt W. Klemm
� September 1923
Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier
n 2. September 1923: Japan wird von einem großen Erdbeben heimgesucht. Der Termin für die Einbringung der Kandidatenlisten für die Gemeindewahlen ist abgelaufen. Dabei wurden sieben Listen eingebracht. Verschiedene Häuser in Karlsbad werden umgeschildert. n 4. September 1923: Falsche tschechische Berichterstattung über die nordländische Ärztereise in die deutsch-böhmischen Bäder. Joachimsthal wird als rein tschechisch dargestellt, obgleich höchstens ein Prozent der Einwohner Tschechen sind. n 9. September 1923: 60jähriges Gründungsfest der Feuerwehr Karlsbad mit Kranzniederlegung, Gedenkmesse, Festzug, großer Schauübung und Festkonzert. n 9. – 15. September 1923: Der V. Internationale ärztliche Fortbildungskongress nimmt seinen Anfang. Kostenlose Einreise-Visen für ausländische Ärzte. n 12. September 1923: Einsatz der Feuerwehr bei einem Großfeuer in Chodau. n 15. September 1923: Ein Alkoholverbot wurde wegen der Gemeindewahl für zwei Tage angeordnet. Wählerversammlung der deutschen Nationalpartei im
Stadtparksaal. Die Stadt wird von einem Flugblättermeer überschüttet. n 16. September 1923: Von 8.00 Uhr morgens bis 14.00 Uhr nachmittags ist Wahl. Das Ergebnis der Wahl lautet wie folgt: –Nationalpartei 4693 Stimmen (1919: 3834 Stimmen), 16 Mandate; –Sozialdemokraten erreichten 2393 Stimmen (1919: 3296 Stimmen), acht Mandate; –Nationalsozialisten 1508 Stimmen (1919: 635 Stimmen), fünf Mandate; –Deutschdemokraten 714 Stimmen (1919: 774 Stimmen), zwei Mandate; –Gewerbepartei 490 Stimmen, zwei Mandate; –Christlichsoziale 598 Stimmen, zwei Mandate; –Tschechen 406 Stimmen (1919: 307 Stimmen), ein Mandat. Von 12 451 Wahlberechtigten gaben 10 802 Wahlberechtigte ihre Stimmen ab. Die Nationalpartei hat einen Stimmenzuwachs von 859 Wählern. Die Sozialdemokraten verlieren 903 Stimmen. Sie hatten ihre großen Versprechungen aus dem Jahr 1919 nicht erfüllen können. Die Nationalsozialsten haben einen großen Stimmenzuwachs
von 873 Wählern auf Kosten der Sozialdemokraten. Die Sozialdemokraten verlieren 60 Stimmen. Die Gewerbepartei und die Christlichsozialen kandidierten zum ersten Mal selbständig. Die Tschechen erlangen 99 Stimmen mehr als im Jahr 1919, eine Folge des weiteren Abbaus deutscher Staatsbeamter. Mit 23 Stimmen von insgesamt 36 Stimmen wird Hermann Jakob zum Bürgermeister gewählt. Alfred Doroschkin wird zum Ersten Stellvertreter und Ludwig Steinl zum Zweiten Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt. In der Chronik werden alle gewählten Personen namentlich genannt. n 22. September 1923: Konstituierung des Klubs der deutschen Nationalpartei. Ehrung der scheidenden Mitglieder Josef Hofmann und Dr. Adolf Bernharth. n 23. September 1923: Vom Freiwilligen Rettungskorps Karlsbad wird Branddirektor Heinrich Mattoni das Ehrendiplom überreicht. Am gleichen Tag feiert Alfred Richter seinen 85. Geburtstag sowie gleichzeitig sein 60jähriges Jubiläum als Mitglied der Feuerwehr. Branddirektor Mattoni überbringt mit einem Ehrengeschenk die Glückwünsche.
Der Standschützenverein feiert sein 40jähriges Bestandsjubiläum. Das Schützenkorps feiert den 25jährigen Bestand der Schießstätte in Pirkenhammer. Das Freiwillige Rettungskorps begeht sein 50jähriges Bestandsjubiläum. n 24. September 1923: Der hiesige tschechische Oberlehrer Houska legt Protest gegen die Gemeindewahl ein, zieht denselben aber am 12. Oktober wieder zurück. n 25. September 1923: Der Aussichtsturm auf der Freundschaftshöhe wird nach dem Bauernbefreier „KudlichWarte“ benannt. Es herrscht große Arbeitslosigkeit. n 26. September 1923: Die lithografische Anstalt, Kunst und Steindruckerei Josef Schäffler Söhne, begeht das 60jährige Bestandsjubiläum. n 28. September 1923: Letztes Symphoniekonzert im Posthof. n 30. September 1923: Blumentag der Wandervögel. Das Beamtenhaus in der HansHeiling Straße wird fertiggestellt. Die Sicherheitswache soll um 60 Mann vermehrt werden. Damalige Umrechnung: 1 Krone = 4,8 Millionen Mark.
Region Karlsbad.
� September 2023 – weiter auf Seite 22
Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt
Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Karlsbader und Freunde unserer Kurstadt! Hoffentlich haben Sie die Hitze gut überstanden, die im Juli und August zeitweise nie erreichte Höchsttemperaturen mit sich brachte, und ebenso die Unwetter, die vor allem im August weite Teile Europas heimgesucht
haben. Dabei habe ich in der letzten Ausgabe noch darauf gehofft, daß gegen Mitte August, um das Fest Mariä Himmelfahrt herum, das Wetter umschlagen könnte – aber so hatte ich mir das nicht vorstellen können. Peter Böhme hat mir aus Frankfurt von regelrechten Sturzbächen berichtet, die unter anderem eine U-Bahn-Station geflutet haben. Und auch aus Karlsbad kamen erschreckende Bitte umblättern
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08.09.2023
September 2023 – weiter auf Seite 23
Nachrichten aus den Gemeinden B
erichte und Bilder, die mir L. Helmer und Pavel Padua geschickt haben. Padua schrieb mir, daß er in Schlackenwerth keine Chance hatte, vor den Regengüssen Schutz zu suchen, da sie so schnell da waren – er wurde naß bis auf die Haut. Aus Karlsbad zeigen Filme und Bilder überschwemmte Uferstraßen der Tepl – allerdings ist nicht die Tepl über die Ufer getreten, sondern das Wasser schoß derart schnell die hinabführenden Straßen hinunter, daß es sich unten staute, bevor es abfließen konnte (Reste davon sind noch auf dem Bild mit der Kolonnade im Stadtpark zu sehen). Dabei hat es leider auch Schäden gegeben, besonders in der Prager Gasse (Moravská), wo die erst vor wenigen Jahren neu verlegten kleinen Pflastersteine an vielen Stellen aufgeschwemmt wurden.
Und schon machen sich die Behörden gegenseitig Vorwürfe, wie das geschehen konnte. Denn in der benachbarten, noch steileren Schulgasse (Kolmá), die noch nicht saniert worden ist, bewegte sich kein einziger Pflasterstein. Der Grund dafür sei laut Gemeinde: Die Pflastersteine mußten in der Prager Gasse, gemäß den Vorschriften der Denkmalschützer, in trockenen Kies verlegt werden, während sie in der Schulgasse einbetoniert sind. Dies weist die Denkmalbehörde zurück. Sie erhebt den Vorwurf, es seien entgegen der Vorgabe zu kleine, minderwertige Steine verwendet worden. Dieser Streit wird sicherlich noch lange dauern. Insgesamt sind jedenfalls Schäden in Millionenhöhe entstanden – alleine die Sanierung der Pragergasse im Jahr 2019 hatte 30 Millionen Kronen (Kč) gekostet. Einen Tag nach dem Gewitter strahlte die Sonne wieder als wäre nichts geschehen. Und nirgendwo war mit dem Unwetter eine Abkühlung verbunden, ein Wetterwechsel, wie ich ihn erhofft hatte: Während ich dies hier nie-
derschreibe, herrscht nach dem vorherigen Regen draußen erneut hochsommerliche Hitze, so daß die Sorge vor weiteren Unwettern nicht gebannt ist. Doch nun zu angenehmen Ereignissen – den Geburtstagen in diesem Monat September. Allen Jubilaren möchten wir herzlich gratulieren, wir wünschen ihnen Gesundheit und Wohlergehen. Namentlich genannt seien hier zum: –96. Geburtstag am 7. September Rinke/Tscherny, Inge, (Panoramastraße), 61348 Bad Homburg; –95. am 12. Stoller/ Benesch, Emmy (Panoramastraße), 86757 Wallerstein; –93. am 25. Helmer/Arnstein, Renate (Mühlbrunnstraße), 36041 Fulda; –91. am 26. Kirsch, Herbert, (Roseggerstraße 4), 42781 Haan; –84. am 26. Putz, Günther, (Prof. Rosival-Straße), 14167 Berlin; –79. am 23. Gleng/Schöppl, Gabriele, (Panoramastraße), 91438 Bad Windsheim. Leider hat mich wieder eine Todesnachricht erreicht, welche ich hier wiedergeben möchte: Nachruf auf Johanna Gramel, geborene Oelsner, geboren am 6. Mai 1935 in Karlsbad, gestor-
ben am 20. Juni 2023 in Stuttgart/Fellbach. Nach einem langen und erfüllten Leben schlief unsere Hanna Oelsner „auf dem Weg zur Freiheit der Seele“ friedvoll ein. Wir werden immer unsere liebe Hanna im Gedächtnis bewahren, verbunden mit vielen schönen Erinnerungen und großer Dankbarkeit. Sie war eine großartige und liebevolle Persönlichkeit. Am 20. Juli dieses Jahres fand eine große Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung auf dem Friedhof in Fellbach/ Stuttgart statt. Ein großes Lob an Hannas beide Töchter, Monika Breisch und Ulrike Münzenmayer, welche sich immer aufopfernd um ihre Mutter gekümmert hatten. Und außerdem haben beide diese ergreifende und wunderbare Trauerfeier mit anschließendem Restaurantbesuch der Trauergemeinde bestens organisiert. Wolfgang/Barbara Tischler Liebe Leser, nun wünsche ich Ihnen, daß Sie einen kühleren und ruhigen September genießen können! Schon in zwei Wochen ist Herbstanfang, Tag- und Nachtgleiche. Die Tage werden ab dann wieder kürzer als die Nächte, das Jahresende ist nicht mehr fern. Pia Eschbaumer
Drahowitz
Zu Karlsbad: Im Rücken ist die Kirche zu erkennen, rechts sieht man eine Ecke der Sprudelhalle.
Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Unsere September-Geborenen beglückwünschen wir herzlich zum: –98. Geburtstag am 8. September Schneider, Wilhelm, (Pestalozzistraße 98), 83435 Bad Reichenhall; –94. am 9. Scholz/ Spielvogel, Friedel, (Freiheit 278), 230 Westridge Drive, RR4 Invermere, British Columbia, VOA 9K4; –64. am 26. Vetter/ Brumeisl, Helga, 64342 SeeheimJugenheim. Leider gab es einen Sterbefall: Erst jetzt erfuhr ich, daß Robert Pankratz, geboren am 31. Mai 1932 in Neuern/Böhmerwald, am 4. Oktober 2021 gestorben ist. Zuletzt wohnte Pankratz in 90556 Cadolzburg, Schafhofstraße 5, wo ihm seine Traudl, geborene Schopf, bereits am 11. Oktober 2017 vorangegangen war. Familie Pankratz weilte an den Drahowitzer Treffen und den Sudetendeutschen Tagen stets in unserer Mitte. Nachträglich ergeht unsere Anteilnahme an ihren Sohn Thomas und die Töchter Petra und Heike. Für diese Sterbemeldung danke ich Marianne Montag/Röhling (Fischerner Wurzeln), welche meiner Frau und mir bei dem gut besuchten Sittmesgrüner Treffen in Katzwang, welches am 30. Juli dieses Jahres stattfand, gegenüber saß. Erwin Zwerschina
Espenthor
Zu Karlsbad: Auch im Stadtpark waren die Spuren der überschwemmten Uferstraßen (Tepl) zu sehen. Bilder: Pavel Padua
Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag all denen, welche in den nächsten Tagen im Monat September Geburtstag feiern. Wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute, vor allem wünschen wir Ihnen Gesundheit und Gottes Segen, den Kranken gute Besse-
rung. Liebe Landsleute, es gab einen Todesfall: Im Alter von 92 Jahren ist in Kühlenthal Marianne Lindermeir, geborene Wolf, verstorben. Lindermeir war von 2001 bis 2019 die Ortsbetreuerin von Espenthor. Die Verstorbene ist am 29. November 1931 in Espenthor, Fuchsenweg 110 geboren worden. Fünf Jahre lang besuchte Lindermeir die Volksschule in Espenthor sowie drei Jahre lang die Bürgerschule in Karlsbad. Nach Kriegsende lernte sie bei einer tschechischen Meisterin das Handwerk der Schneiderei. Und sie blieb der Näherei angetan bis ins Rentenalter. Am 15. August 1946 mußte sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester ihre geliebte Heimat verlassen. Sie kam fünf Tage später in Ortlfingen, im Altlandkreis Wertingen, an. Dort verbrachte sie sieben Jahre. Am 15. Oktober 1953 heiratete sie Alfred Lindermeir aus Kühlenthal. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Das Ehepaar baute sich ein Geschäft auf, und sie waren 40 Jahre lang selbständig mit der Bereitstellung und dem Verkauf von Berufskleidung. Seit dem Jahr 1998 war die Verstorbene im Ruhestand. Unser Beileid und aufrichtige Anteilnahme gilt den Hinterbliebenen. Ihr Gemeindebetreuer Rudi Baier
Im Landkreis: Altrohlau
Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de Wir gratulieren herzlich im Monat September zum Geburtstag zum: –103. Geburtstag am 19. September Olga Sippl/ Stohwasser, in 81375 München; –94. am 6. Franz Fritsch, 01309 Dresden; –91. am 21. Irmgard Leidel/ Fuchs, 64291 Darmstadt. Eine Anekdote vom Hannerich-Karl, aufgezeichnet von Robert Lenhart: Daß der Hannerich-Karl, Landwirt Karl Lorenz, jederzeit zu einem Schabernack aufgelegt war, wußte in Altrohlau jeder. Gewöhnlich saß der Hannerich zu einer bestimmten Tageszeit bei seinem Onkel, dem Kaufmann Lenhart. Er brauchte nur die Straße zu überqueren, um dort seinen obligatorischen Korn zu trinken. Eines Tages kam da auch ein Hausierer herein, der Bürsten und anderes feil bot. Und schon hatte der Hannerich etwas ausgeheckt. Er wußte, daß am Katzberg ein sehr bissiges Weib wohnte, eine Frau, welche ihre männliche Ehehälfte wie einen Waschlappen behandelte. Der Lorenz sagte nun zum Hausierer, daß er zwingend einen neuen Besen bräuchte, aber kein Geld dabei habe. Der Hausierer solle doch in sein Haus gehen und zu seiner Frau sagen: „Ihr Mann, der unten beim Lenhart sitzt, schickt ihn, weil ein neuer Besen gebraucht wird.“ Der Hausierer zog, ein Geschäft witternd, sofort los. Die im Laden anwesenden Kunden hatten die Unterhaltung mit angehört und warteten auf die Dinge, welche da kommen sollten. Es
Zu Espenthor: Im Alter von 92 Jahren ist in Kühlenthal Marianne Lindermeir, geborene Wolf, verstorben. dauerte keine zehn Minuten bis die Ladentür aufgerissen wurde und ein Weib mit einem Besen bewaffnet hereingestürzt kam, um ihrem „lieben“ Mann wieder einmal die Leviten zu lesen. Das Opfer war, zu dessen Glück, nicht da, und die Frau mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. Als sie ihren Mann, einen Korn trinkend, schmunzelnd im Armsessel sitzen sah, hat sie bestimmt den Zusammenhang geahnt. Leider gibt es einen Trauerfall: Der Sohn von Franz Fritsch informierte mich, daß sein Vater, geboren am 6. September 1929 in Altrohlau, am 30. Juni 2023 in Dresden verstorben ist. Dem Sohn und allen Angehörigen bekunde ich das tiefe Mitgefühl aller Altrohlauer. In der Juli-Ausgabe brachte ich einen Bericht über den Lyriker und Altrohlauer Oberlehrer Johann Alboth. Dazu erwähnte ich, daß von Alboths Lebenswerk kaum etwas übrigblieb. Durch Zufall fand ich nun in einem Altrohlauer Heimatbrief von 1949 ein Gedicht von J. Alboth, welches Robert Lenhart vor 74 Jahren veröffentlichte. Schwere Zeit „Wer kennt heut noch die Litanei, als wir zu allen Heiligen riefen mit Inbrunst aus des Herzens Tiefen? Und flehend beten: Steht uns bei! Nun wär es wieder an der Zeit, doch fehlt das fromme Zuvertrauen; nur fragend trübe Augen schauen, ob Hilfe irgendwo bereit. Gepriesen ward die Wissenschaft, die uns ans Irdische gebunden, ein neuer Aufstieg schien gefunden: Aus der Natur hob er die Kraft! In Freiheit schwebte der Menschen Geist, sich selber war er Herr und Gebieter, stützte sich auf leibliche Güter und wurde hochmütig und dreist. Der Weltkrieg kam und hat verheert, was schwer die Völker sich errungen, hat sklavisch sie ins Joch gezwungen und ihren Geist verwirrt, betört! Wer gibt im Wirrnis nun Bescheid? Wer greift zu Tasten, die uns nützen und unsere Hoffnung kräftig Bitte umblättern
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KARLSBADER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08.09.2023
Zu Pullwitz: Blick von dem Bärnhäusl aus ins Egertal.
Zu Pullwitz: Das Bärnhäusl (Neudertvilla) in den 1980er Jahren.
Bilder: Familienfotoalben Wolfram Schmidt
� September 2023 – weiter auf Seite 20
Nachrichten aus den Gemeinden s
tützen, daß Frieden folgt und Einigkeit? Zum Aufruhr hallt von fern der Schrei. Soll Bruder noch den Bruder töten? Wir sollten wiederum doch beten die allerheilige Litanei.“
Robert Lenhart schrieb zu diesem Gedicht: „Diese Betrachtung unseres im Jahr 1940 verstorbenen Oberlehrers Johann Alboth ist mit eines der schönsten Gedichte aus seinem Alterswerk. Es ist während seines vorübergehenden Aufenthaltes in Edersgrün entstanden und wurde im Jahr 1931 auch von der ,Karlsbader Tageszeitung‘ herausgebracht. Hat es schon damals die Schwere der Zeit so treffend beleuchtet, wie paßt es aber erst in unsere jetzige schwere Zeit!“
Dem ist auch Jahrzehnte später nichts hinzuzufügen. Friedliche, sonnige Septembertage wünscht der gesamten Leserschaft, Rudi Preis
Edersgrün Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag all denen, welche in den nächsten Tagen Geburtstag feiern. Wir wünschen euch allen alles erdenklich Gute, vor allem wünschen wir euch Gesundheit und Gottes Segen, den Kranken gute Besserung. Liebe Edersgrüner, zur Erinnerung an meine Schulzeit an der Volksschule aus dem Jahr 1932/1933: Schulleiter war damals Ernst Schmidt, er wohnte später in Nördlingen. Er löste damals den Lehrer Friedrich Buresch ab und war Vorgänger des Lehrers Karl Lorenz. In dieser Zeit wurde auch die Aufstockung der Schule vorgenommen. Handarbeitslehrerin war Fräulein Dietrich. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und verbleibe mit den besten Grüßen, Ihr Gemeindebetreuer Rudi Baier
Grasengrün
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.
Kreisl@gmx.de Wir gratulieren im Monat September herzlich zum: 84. Geburtstag am 10. September Ullmann Rudolf, 89428 Syrgenstein. Heute will ich wieder einmal an unser längst vergessenes altes Brauchtum und den Volksglauben unserer Vorfahren erinnern. Mit Mariä Himmelfahrt (15 August) begannen die Frauentage oder die Zeit des sogenannten Frauendreißigers, das heißt der dreißig Tage, welche zwischen dem 15. August und dem 8. September (Mariä Geburt) einschließlich der Oktave liegen. Während dieser Zeit ist die Natur dem Menschen hold und freundlich, man lebte in dieser Zeit noch viel naturbezogener – in und mit der Natur, der Schöpfung. Deshalb haben die Mühldorfer Blumen weihen lassen, welche für allerlei gut waren. Die in diesen Wochen gelegten Eier sind von besonderer Güte, weshalb man, besonders an diesem Tag, die Fraueneier einlegen (Mühldorf) oder ins Korn stecken soll (Haid und Umgebung). „Man kann nicht mehr erkennen, ob ältere Bräuche auf diesen Tag (8. September) übertragen wurden oder ob der Glaube erst aus der Liturgie entstanden ist.“ Es fanden an diesem Tag viele Wallfahrten statt. Aus Karlsbad und Grasengrün pilgerten fromme Leute nach Maria-Kulm, gelegentlich auch nach MariaSorg, wohin die Bewohner von Haid, Mühldorf und Tüppelsgrün besonders gerne wallfahr-
ten. Früher war auch Zwetbau, welches an diesem Tag sein Kirchenfest feiert, ein ziemlich häufig besuchter Wallfahrtsort. Am Tag des Pestpatrons Rochus (16. August), welcher in Mühldorf und Rodisfort als Viehpatron verehrt wird, wurden in Rodisfort die Ställe geweiht. Der Bauer, dem an beständigem Wetter besonders gegen Ende August gelegen war, hatte es nicht gerne, wenn es zu Bartholomä (24. August) regnete, denn „wie der Barthel sich hält, ist der ganze Herbst bestellt“ (Edersgrün, Schlackenwerth) und „Gewitter um Barthelmä bringen Hagel und Schnee“ (Schlackenwerth). Der Tag galt früher vielfach als Herbstbeginn, an welchem die Ernte beendet sein sollte und die Bestellung der Wintersaat beginnt. „Bartholomä, Bauer , sä‘! Bauer, drisch, Bauer, mäh‘! Bauer schneid‘! ‘s ist håuche Zeit.“ So heißt es allgemein. Da wurden auch die Äpfel schon reif (Tüppelsgrün). In manchen Orten bekamen die Arbeiter kein Vesperbrot mehr (Janessen, Lappersdorf). Vereinzelt fand man noch die „Sichlliach“, das örtliche Erntefest (Zwetbau), welches seit der Verwendung der Maschinen immer mehr in Wegfall kam (Sittmesgrün). An Bartholomä sollte man auch nicht mehr baden, da der Barthel gerne einen Menschen ins Wasser zieht (Dallwitz, Hohendorf). An Ägidius (1. September) begann der Bauer hier und da schon mit der Herbstsaat, wie in Edersgrün, in Lappersdorf und Zwetbau, wo man sagt: „Bläst Ägidius in sein Horn,
Heißt es: Bauer, sä‘ dein Korn!“ Bei allem erinnern, nachdenken und sinnieren wollen wir unser gegen Ende September zu feierndes „Michaelsfest“ (Holzbirnfest) zu Ehren des Heiligen Sankt Michael am 29. September nicht vergessen. Dieses, unser „Grosngröina Fest“, war fester Bestandteil in unserem Dorfleben. Wenn wir es schon nicht mehr so groß wie damals feiern können, sollten wir wenigstens an diesem Tag daran denken und den Heiligen Michael mit einem Stamperl an seinem Namenstag hochleben lassen – ich sage jetzt schon einmal „Prost“. Wir lesen uns wieder im Oktober, wenn das letzte Viertel des 2023er Jahres beginnt. Es grüßt Sie alle recht schön, Rudi Kreisl
Lichtenstadt Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürtrefflicher Straße 8; betreut von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Viele Grüße zum Geburtstag im Monat September! Wir gratulieren zum: –85. Geburtstag am 9. September Gerhard Weinert, 35043 Marburg; –85. am 10. Dietrich Sachs, 83278 Traunstein; –85. am 23. Irmgard Leibolt, geb Lill, 90429 Nürnberg; zum 80. am 20. Margot Gläser, 36320 Kirtorf. Kleines Sprüchlein: „Daß du bei Regen nach dem Regenbogen suchst, das wünsche ich dir.“
Eine Darstellung des Heiligen Ägidius, zu sehen im rechten Außenflügel des Triptychons des Passionsaltars des Lübecker Doms von Hans Memling (etwa 1491). Bild: Wiki
Verstorben ist im Juni 2023 im Alter von 91 Jahren Edith Wagner. Sie war immer, soweit es ihr gut ging, bei unseren Busreisen nach Lichtenstadt und auch bei unseren Treffen in Zirndorf dabei. Wir werden sie vermissen. Unsere Anteilnahme gilt ihrer ganzen hinterbliebenen Familie und Freunden. Magdalena Geißler
Pullwitz
Zu Karlsbad: Es gab eine Überschwemmung der Straßen.
Bild: Thomas Riedl
Gemeindebetreuer Wolfram Schmidt, Am Buchberg 24a,
91413 Neustadt/A., Telefon (0 91 61) 72 00 Liebe Pullwitzer, ein herzliches Grüß Gott. In diesem Monat kann am 28. September Willi Breidenbach in 97215 Uffenheim seinen 85. Geburtstag feiern! Für das neue Lebensjahr wünschen wir alles erdenklich Gute, viel Glück, vor allem jedoch Gesundheit und Zufriedenheit. Beim durchblättern unserer Familienfotoalben bin ich auf einige Fotographien gestoßen (die hier auch abgebildet werden). Auf den Bildern finden sich: – Das Bärnhäusl (Neudertvilla) in den 1980er Jahren; – Ein Blick von dem Bärnhäusl (Pullwitz 28) aus in das Egertal; – Der Dorfplatz von Pullwitz (Standort der ehemaligen Kapelle); Es grüßt Sie recht herzlich, Ihr Wolfram Schmidt
Rodisfort
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Alles Gute zum Geburtstag im September wünschen wir zum: –92. Geburtstag am 1. September Grund, Heinrich, 91284 Neuhaus/Pegnitz; –88. Geburtstag am 9. September Lorenz/Wilfer, Wilma (Wilhelmine), 80999 MünchenAllach. Nicht nur die Grasengrüner, sondern auch die Rodisforter will ich heute wieder einmal an unser längst vergessenes altes Brauchtum und den Volksglauben unserer Vorfahren erinnern. Früher wurde mit der Herbstsaat spätestens am Tag nach Mariä Geburt (8. September) begonnen. Viele Bauern begannen damit meist zu Ägidius (1. September). Zum Marientag unternahmen die Rodisforter eine Wallfahrt nach Maria-Sorg, während sie zu Maria Namen (am Sonntag nach Mariä Geburt) zur Buchenkapelle bei Duppau pilgerten. Ganz in VergessenBitte umblättern
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KARLSBADER ZEITUNG
� Reihe Verdiente Karlsbader
Kurdirektor Wolfgang Rothberger
In dieser Ausgabe der Reihe „Verdiente Karlsbader“ berichtet Rudi Baier über Wolfgang Rothberger, den ehemaligen Kurdirektor des Weltkurortes Karlsbad:
W
olfgang Rothberger, Kurdirektor des Weltkurortes Karlsbad, wurde am 31. Oktober 1901 in Buchau bei Luditz geboren. Am 17. Juni 1963 ist er in Bad Wörishofen verstorben. Seine Eltern waren Heinrich Rothberger, Uhrmachermeister, und Amalie, geborene Mikuta. Nach dem Schulbesuch in Buchau und Luditz absolvierte er die Handelsakademie in Karlsbad. Von 1919 bis 1923 war er im Eisenwerk Witkowitz und in Karlsbad tätig. Von 1924 bis 1927 war er Gausekretär der Deutschen Nationalpartei in Karlsbad. In dieser Stellung trat er in den nationalpolitischen Organisationen der Presse und des öffentlichen Lebens hervor. Im Jahr 1925 gründete er die sudetendeutsche Jugendgruppe „Grenzlandjugend“. 1927 trat er in die Dienste der Stadt Karlsbad. Schon ein Jahr später war er maßgeblich an der Schaffung der Propagandaabteilung der Kurverwaltung beteiligt. 1930 wurde er Prokurist in dem weltbekannten Betrieb seines Schwiegerva-
ters Josef Mayer, des Erfinders von Dauerwellenapparaten. Im Oktober 1933, nach Auflösung der Deutschen Nationalpartei, wurde er aus politischen Gründen von den Tschechen verhaftet und zwölf Wochen in Eger in Untersuchungshaft gehalten. Rothberger erhielt striktes Verbot jeder politischen Vereinigung bis zum Jahr 1936. Im Herbst 1938 war seine Berufung zum Beigeordneten der Stadt Karlsbad, danach wurde er Kulturdezernent und im folgenden Jahr Kurdirektor. Im Jahr 1941 war er zusätzlich Bäderreferent für das Sudetenland. Kurz vor Kriegsende wurde er eingezogen. Nach der Kapitulation in Österreich geriet er in amerikanische Gefangenschaft. 1946 wurde er in Würzburg entlassen. Dort übernahm Rothberger die „Hilfsstelle für Flüchtlinge“ aus den Sudetengebieten, welche er bis zu seiner Übersiedlung nach Bad Kissingen 1947 behielt. Von 1947 bis 1949 war er Mitarbeiter in einem Betrieb, den ein ehemaliger Vertreter der Fa. Josef Mayer errichtete. Ab dem 1. Mai 1950 war er Kurdirektor des Kneippheilbades Wörishofen. Er war außerdem im Bayerischen Landesfremdenverkehrsverband tätig, im regionalen Verband Schwaben-Allgäu
und seit 1959 als Vorstandsmitglied des Deutschen Bänderverbandes. Im September 1955 wurde Rothberger als Vorstandsmitglied in den neu gewählten Kreisrat des Heimatverbandes der Karlsbader gewählt. Ein Jahr später wurde er dessen Erster Vorsitzender, wobei er dieses Amt bis zu seinem Tod innehatte.
� Meldungen der Ortsbetreuer
Glückwünsche an alle Jubilare Der Heimatverband und die jeweiligen Ortsbetreuer wünschen auch allen Jubilaren aus den zuvor nicht aufgeführten Gemeinden, besonders aber den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung alles Gute zum Geburtstag!
Dallwitz
7. September: Eveline Sieder/Herttan, 91560 Heilsbronn, 86. Geburtstag.
Haid 20. September: Elfriede Schösser, 91522 Ansbach, 79. Geburtstag.
burtstag.
Rittersgrün
20. September: Elfriede Schösser, 91522 Ansbach, 79. Geburtstag.
Ruppelsgrün
12. September: Erika Walzer/ Wehner, 71642 Ludwigsburg, 91. Geburtstag. 27. September: Ursula Schwenda/Pecher, 90613 Großhabersdorf, 77. Geburtstag.
zengrün–Oberlomitz
25. September: Rotraud Naumann-Mentzos/Richter, 65812 Bad Soden a.T., 84. Geburtstag.
Ottowitz
Sattles
9. September: Edith Kraus/ Hönig, 91320 Ebermannstadt, 87. Geburtstag.
19. September: Gerlinde Hübner/Haller, 93449 Waldmünchen, 88. Geburtstag.
Pullwitz
Schlackenwerth
28. September: Willi Breidenbach, 97215 Uffenheim, 85. Ge-
14. September: Herbert Russ, 73033 Göppingen, 86. Geburts-
18. September: Schloßbauer, 85586 84. Geburtstag.
Herbert Poing,
Merkelsgrün
tag. 25. September: Horst Hippmann, 74357 Bönnigheim, 82. Geburtstag.
Schönfeld 1. September: Marianne Dasbach/Just, 65396 Walluf, 95. Geburtstag. 28. September: Karl Rödl, 89518 Heidenheim, 90. Geburtstag.
Unterlomitz mit GießhüblSauerbrunn
Sachsengrün–Ran5. September: Gerda Kliem/ Langer (Sachsengrün Hausnummer 43), 61184 Karben, 89. Geburtstag. 18. September: Gerd Grimm (Ranzengrün), 90587 Tuchenbach, 86. Geburtstag. 25. September: Rosa Kugler/ Grimm (Oberlomitz Hausnummer 3), 63477 Maintal, 89. Geburtstag.
Kohlhau
Kurdirektor Wolfgang Rothberger.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 36 | 08. 09. 2023
5. September: Hildegard Köppel, 64291 Darmstadt, 93. Geburtstag.
Welchau
4. September: Ewald Täubl, 91347 Aufseß, 88. Geburtstag. 7. September: Helga Richter, 39359 Velsdorf, 85. Geburtstag. 10. September: Anni Reinl/ Schöniger, 95100 Selb, 92. Geburtstag. 19. September: Hilde Frodl/ Köhler, 73207 Plochingen, 96. Geburtstag. 21. September: Ewald Seidemann, 94032 Passau, 81. Geburtstag. 25. September: Brunhilde Jozvaj, 30826 Garbsen, 85. Geburtstag.
� September 2023 – Fortsetzung zu Seite 19
Nachrichten aus den Gemeinden h
eit gekommen ist das Schutzengelfest, welches die Kirche am Sonntag nach dem 1. September feierte. An diesem solle nicht gearbeitet werden (Gfell). Das Fest des Heiligen Wenzel, des Landespatrons von Böhmen, wurde überall begangen. Bei uns in Rodisfort, dessen Kirchenpatron der Heilige ist, wurde das Kirchenfest mit großem Aufwand an leiblichen Genüssen gefeiert. Die Bauern luden ihre Verwandten ein und bewirteten sie reichlich. Die Kinder vergnügten sich am Ortsplatz auf der Schaukel und am Ringelspiel, die erwachsene Jugend verbrachte den Nachmittag und Abend auf dem Tanzboden. Um diese Zeit begann auch die Kartoffelernte. „Zu Wenzeslaus gräbt man die Kartoffeln ‘raus“ (Zwetbau, Edersgrün). Die Getreidefelder waren nun kahl, teils standen sie noch in der „Stoppel“, teils waren sie schon umgeackert. Jetzt durfte das Vieh überall hin, „zu Wenzelslei sind alle Gärten und Wie-
sen frei“. Noch mehr galt dies bei Michaeli (29. September). Mit diesem Tag begann das Hüten ohne Rücksicht auf Besitzgrenzen; man durfte das Vieh auch auf den Wiesen des Nachbarns grasen lassen (Lappersdorf, Rodisfort, Sittmesgrün). In Rodisfort sangen die Hütbuben: „Michaeli ist vorüber, hüt ma ‘nauf und hüt ma ‘nüber.“ In Grasengrün, Lichtenstadt, Gfell, Mühldorf und Janessen sangen sie etwas weniger achtungsvoll: „Miachaeli ist vorüber, wir hüten über und ‘nüber, ich setz‘ mich afn Hirtnstecken, kann mich der Bauer...“ Früher war die Michaelsgans allgemein üblich. In Schlackenwerth und Tüppelsgrün ist Michael das Kirchenfest. In Gfell und Grasengrün, die nach Schlackenwerth eingepfarrt waren, wurde es an dem Tag gehal-
Zu Pullwitz: Der Dorfplatz von Pullwitz (Standort der ehemaligen Kapelle)
ten, auf den es fiel. Später wurde es auch dort am darauffolgenden Sonntag gefeiert. Die Grasengrüner nannten es auch „Holzbirnfest“. Die Hausfrau bäckt Kuchen und Krapfen, es gibt Braten, weil die Verwandten zu Besuch kommen. Am Vormittag ging, wer daheim abkommen konnte, in die Kirche, in welcher gewöhnlich ortsfremde Geistliche die Messe lasen (Tüppelsgrün). Am Nachmittag fanden Kleine und Große auf dem Dorfplatz bei Schaukeln, Ringelspielen, Schießbuden und Zuckerständen ihr Vergnügen. Am Abend war im Gasthaus Tanz. Zu Michaeli wurden auch die Dienstboten gekündigt. Wenn das Fest in den zunehmenden Mond gefallen ist, gab es im Frühjahr keine Futternot (Langgrün). Das von der Kirche am 1. Sonntag im Oktober gefeierte Rosenkranzfest ist ein Kapellenfest in Lappersdorf und Kirchenfest im benachbarten Totzau gewesen.
Bild: Fotoalben Wolfram Schmidt
Viele werden sich sicherlich an die aufgeführten heimatlichen Bräuche nicht mehr erinnern können. Für alle anderen soll es ein Erinnern an das Leben unserer Vorfahren in ihrer alten Heimat sein. Ich freue mich schon darauf, Sie alle im Oktober wieder gesund und munter hier begrüßen zu dürfen. Es grüßt Sie alle recht schön, Rudi Kreisl
Schneidmühl
Gemeindebetreuer Rudolf Baier, Am Gänsgraben 45, 84030 Ergolding, Telefon (08 71) 7 38 02, Fax (08 71) 1 42 33 07, eMail baier_rudolf@hotmail.de Wir gratulieren zum Geburtstag im September zum: –89. Geburtstag am 10. September Fahrner, Elvira, geborene Jansky, in 87435 Kempten; –88. am 12. Hess, Wilhelm, in 50829 Köln; –86. am 14. Röhrl, Christine, geborene Garkisch, in 80997 München; –81. am 25. Männl, Horst, in 88161 Lindenberg. Wir wünschen Ihnen allen alles erdenklich Gute, vor allem wünschen wir Ihnen Gesundheit und Gottes Segen, den Kranken gute Besserung. Liebe Schneidmühler, bei der Durchsicht der alten Ausgaben „Karlsbader Badeblatt“ aus den 1950er Jahren ist mir aufgefallen, daß Franz Rippl der erste Gemeindebetreuer ab Oktober 1954 war. Bis 1959 erschienen nur wenige Berichte unter der Überschrift Schneidmühl. Emil Himmel übernahm die Berichterstattung auf Ersuchen des Heimatverbandes der Karlsbader ab April 1959 bis zu seiner Erkrankung im Dezember 1960. In der Folgezeit erschienen
nur einige Berichte. Erst ab Juni 1964 übernahm Franz Neuerer auf Vermittlung von Ernst Keil (Betreuer von Engelhaus) die Betreuung. Seine Frau folgte ihm in der Betreuung von März 1982 bis zum September 1990. Dann übernahm ab Oktober Helene Mottl ihre Tätigkeit, die ich dann mit der ersten Berichterstattung im Juni 2007 ablöste. Man sieht dabei deutlich, wie die Zeit vergeht. Ich wünsche Ihnen allen eine gute Zeit, Ihr Rudi Baier
Sodau–Halmgrün– Großenteich
Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Heute habe ich wieder eine traurige Nachricht zu vermelden: Emmi Felsberg, geborene Achtner ist im Alter von 92 Jahren sanft in ihrer Wohngruppe in Römhild eingeschlafen. Sie kam am 5. Februar 1932 am Widitzhof, bei Familie Swoboda, in deren altem Bauernhaus, als drittes von fünf Geschwistern zur Welt. Der Widitzhof, ein kleines Dorf mit ein paar Bauernhäusern, einem kleinen Brunnen und einer kleinen Kapelle, liegt im Egerland, der heutigen Tschechischen Republik, nicht weit entfernt von Karlsbad/Karlovy Vary. Daß sie ein sehr bewegtes Leben erwarten würde, ahnte damals noch niemand. Der zweite Weltkrieg ging zu Ende, plötzlich waren die Deutschen in der Tschechischen Republik unerwünscht und wurden von ihren Höfen und Besitztümern vertrieben – zwangsaus-
gesiedelt. Die Familie wurde nach Gera/Thüringen, später nach Eisenach/Römhild ausgesiedelt. Dort ging sie noch kurz zur Schule und fand dann bei einem Bauern Arbeit als Kindermädchen. Mit 18 Jahren wurde sie schwer lungenkrank und war nach der Heilung eingeschränkt arbeitsfähig. Sie fand dann in Eisenach bei BMW eine Lehrstelle und nach dem Abschluß eine Arbeit. In Eisenach lernte sie auch ihren Mann, Heinz Felsberg, kennen und lieben. Nach 40 glücklichen Ehejahren verstarb plötzlich ihr Mann, und sie war nun im Rentenalter alleine. Sie baute das gemeinsame Haus um und konnte somit zwei Zimmer vermieten. Sie machte noch viele Reisen, auch in den USA hatte sie Bekannte. Im Alter zog sie dann in ein Seniorenheim nach Eisenach, was ihr aber nicht so sehr gefiel. Als sie dann von einer Alten-WG in Römhild erfuhr, war sie gleich dabei. Dort verlebte sie noch schöne Jahre und schrieb mit 90 Jahren noch ihre Memoiren, ihre Lebensgeschichte, die sie als kleines Buch mit vielen Bildern hinterließ. Den Angehörigen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. „Maria, Räisl råut! Håbm ma ra gråuße Nåut, a gråuße Pein, mächtn ma ålla in Himml ein. In Himml is a weita Wegh, a schmola Stegh. Dåu kummt oina, dear wüll mi van Wegh obweisn. Ich låuß mi niat obweisn! Ich bin va Gott, ich wüll za Gott! unna Herrgott wiard ma ra Löichtl gebm u einföühern ins äiwighe Lebm, Amen.“ Ich freue mich schon darauf, Sie alle im Oktober wieder gesund und munter, hier begrüßen zu dürfen. Es grüßt Sie alle recht schön, Rudi Kreisl