Sudetendeutsche Zeitung 27. Oktober 2023 Ausgabe 43

Page 1

Hermann Ungar: Der vergessene Dichter des Prager Kreises (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 75 | Folge 43 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 27. Oktober 2023

VOLKSBOTE

Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de

B 6543

sche Zeitung Zeitung endeutsche HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

sche Zeitung ng Neudeker Heimatbrief Zeitung TE

Heimatbrief tschen Neudeker Landsmannschaft

TE

Neudeker Heimatbrief

VOLKSBOTE

HEIMATBOTE

eimatbrief

VOLKSBOTE

Junge Bayern und Tschechen bei der gemeinsamen Projektarbeit. Foto: StMAS

� Ministerin Ulrike Scharf

VOLKSBOTE

VOLKSBOTE Stephan Mayer

Andreas Künne

Christa Naaß

Thomas Rudner

František Talíř

Jan Kuchař

� Volksgruppen-Sprecher Bernd Posselt lud zum Sudetendeutsch-Tschechischen Zukunftskongreß nach Budweis

„Über unsere gemeinsame Arbeit bauen wir Brücken“

Gastgeber MdEP a. D. Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe.

Zwei intensive Tage, vier Podien, vier Ausstellungen, fast hundert Teilnehmer und zahlreiche Gelegenheiten zum persönlichen Austausch: Beim Sudetendeutsch-Tschechischen Zukunftskongreß wurden am Wochenende in Budweis viele Brücken gebaut. Die südböhmische Stadt war dabei als Konferenzort bewußt gewählt. 2028 wird Budweis europäische Kulturhauptstadt und will in diesem Rahmen auch die eigenen historischen Wurzeln als „multikulturelle Stadt mit einer starken deutschsprachigen Bevölkerung“ (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) in der Mitte Europas thematisieren.

Bayerischleider nicht so, warnTschechischer Este sei der Sprecher der SudetenVolksgruppe, Bernd Jugenddialog deutschen Posselt, als Gastgeber in seinem Was macht ein nachhaltigeres und stärkeres Europa aus? Beim Bayerisch-Tschechischen Jugenddialog, der am Wochenende in Furth im Wald stattgefunden hat, haben 15 Jugendliche aus Bayern und Tschechien gemeinsam Handlungsempfehlungen erarbeitet und konkrete Projektideen entwickelt, die in Kürze der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

B

ayerns Jugendministerin Ulrike Scharf betont: „Mir ist es wichtig, der Jugend eine Stimme zu geben und eine Kultur der Jugendbeteiligung zu schaffen. Ich freue mich sehr, daß sich im Rahmen des Projektes 15 junge Menschen aus Bayern und Tschechien kennenlernen und austauschen konnten. Die Impulse der Jugend sind ein Gewinn und verdienen Gehör. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des Jugenddialogs und deren Umsetzung. Die Projekte werden jetzt mit Leben gefüllt.“ Im Rahmen des Projekts „Jugend gemeinsam für Europa“ hatten zunächst 15 000 junge Menschen aus Bayern und der Tschechischen Republik an einer Online-Befragung teilgenommen (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), deren Ergebnisse die Basis des jetzigen Workshops bildeten. Dieses Projekt wird als Teil des Bayerischen Aktionsplans „Jugend“ vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert und von dem Verein „Initiative Offene Gesellschaft“ gemeinsam mit den Kooperationspartnern Make.org und eKairos realisiert.

Schlußwort, daß sich insbesondere die jungen Menschen für Europa engagieren. „Das wäre wunderschön. Dann könnten wir uns alle ausruhen und warten, bis die Jugend das Sagen hat“, erklärte der langjährige Abgeordnete des Europaparlaments. In der Realität sei aber der Anteil der ProEuropäer insbesondere bei jenen Altersgruppen besonders hoch, die Nationalsozialismus, Vertreibung und Kalten Krieg selbst erlebt haben. Demokratie und Völkerverständigung seien aber kein Automatismus, sie bedürfen harter Arbeit, so Posselt: „Deshalb ist unser Engagement so wichtig. Wir als Sudetendeutsche sind eine generationenübergreifende Landsmannschaft. Wir sind Speerspitze der Verständigung, der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der europäischen Einigung.“ Das heutige Europa, so hatte Posselt bereits am Samstag in seiner Eröffnungsrede gewarnt, stehe vor der Herausforderung, Demokratie nicht nur als Entscheidung der Mehrheit zu definieren, sondern auch sprachliche, natio-

Gastgeber Bernd Posselt (Mitte) leitete das Podium „Europa der Regionen – eine Heimat der Heimaten“. nale oder ethnische Minderheiten zu schützen. Eine Minderheit hätte sonst nur die Möglichkeit, eine Mehrheit zu erreichen, wenn sie die Mehrheit zur Minderheit mache – etwa durch Zwangsassimilierung, Vertreibung oder Grenzziehung. „So wichtig das Mehrheitsprinzip für die Demokratie ist, es ist nicht geeignet, um das Verhältnis zwischen den Völkern und den Volksgruppen zu regeln“, stellte Posselt fest und verwies in einem historischen Exkurs auf den Kremsier Reichstag, der vor 175 Jahren einen Weg gefunden hatte, wie man die beiden Grundsätze, das Mehrheitsprinzip und die Nationalitätengerechtigkeit, mit einander in Einklang bringen könne. Auch wenn der Reichstag bereits am 7. März 1849 aufgelöst wurde, war der Grundsatz „Alle Volksstämme Österreichs

sind gleichberechtigt“ bis zum Ende der Habsburger Monarchie Teil der Verfassung. Der Schutz der Minder- Podium „Kultur und Bildung – Wegweiser für die Zukunft“ (von links): Milan Muzikář, Dr. Veroheiten sei auch nika Hofinger, Johannes Dill, Terezie Radoměřská, Dr. Gernot Peter, Prof. Dr. Ulf Broßmann, Jaheute eine zen- na Dejmková und Dr. Matthias Schickel. trale Frage innerhalb Europas. „Das Europa- re Aufgabe, vor der Europa heu- Bereichen Kultur, Wirtschaft und parlament darf nicht nur eine Fö- te stehe. Zum sudetendeutsch- Umwelt, ins Bewußtsein rücken. deration der Nationalstaaten sein, tschechischen Verhältnis sagPosselt: „Es gibt nichts, was sondern es muß ein Parlament der te Posselt: „Wir sind historische Menschen mehr zusammenführt, Bürger werden.“ Landsleute. Wir müssen nicht nur als die gemeinsame Arbeit. Über Grundlage dafür sei, daß al- die Vergangenheit bewältigen. unsere gemeinsame Arbeit bauen le Nationalitäten gleichberech- Wir leben in der Gegenwart und wir Brücken.“ tigt sind. Es müsse, so Posselt, das müssen die Zukunft gestalten.“ Im Gegensatz zu jenen, die demokratische Mehrheitsprinzip Ziel des Kongresses sei es des- immer nur sagen: „Man sollte, mit der Gleichberechtigung aller halb nicht, nur die großen politi- man könnte, man müßte.“ Solche Volksgruppen, ob sie groß oder schen Fragen zu diskutieren, son- Schwätzer würden nur alte Wunklein sind, kombiniert werden. dern man wolle auch die vielen den aufreißen. Torsten Fricke Dies sei ohne Frage eine schwe- konkreten Projekte, wie in den Fortsetzung Seite 3

Podium „Heimat heißt Schöpfung bewahren“ (von links): Alfred Miller, Elisabeth Januschko, Marcel Ladka, Klaus Hoffmann, Dr. Jan Gregor, Pavel Hubený und Šimon Heller. Fotos: Torsten Fricke

„Geschichte und Zukunft – zwei Seiten derselben Medaille“ (von links): Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, David Vondráček, Reinfried Vogler, Steffen Hörtler, Peter Polierer, Martin Dzingel und Radek Novák.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.