Präsident Petr Pavel ehrt Fürst Karl von Schwarzenberg (Seite 5)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 75 | Folge 44 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 3. November 2023
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VOLKSBOTE Generalversammlung fordert Israel auf, die Kampfhandlungen einzustellen, und erwähnt mit keinem Wort den Terror der Hamas
„Ich schäme mich für die Uno“ Ministerin Jana Černochová fordert Tschechiens Austritt
Geheimdienst BIS warnt
Peking spitzelt in Tschechien Chinesische Geheimdienste versuchen verstärkt, tschechische Politiker und andere Entscheidungsträger zu beinflussen, um das Verhältnis zu Taiwan und Tibet zu torpedieren, warnt der tschechische Inlandsnachrichtendienst Bezpečnostní informační služba (BIS) in seinem aktuellen Jahresbericht.
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ie chinesischen Geheimdienstler sowie die Vertreter von Staat und Partei würden außerdem versuchen, die öffentlichen Meinung im Sinne Pekings zu beeinflussen. Zudem nutzt China immer intensiver die in Tschechien lebenden Chinesen, um seine Interessen durchzusetzen und Informationen zu sammeln. Außerdem sind laut Brigadegeneral dem BIS ChiMichal Koudel- nas Aktivitäten ka leitet den In- im Bereich der landsgeheimCyber-Spionadienst BIS. ge stärker geFoto: BIS worden. China versuche gleichzeitig, Kontakte zu tschechischen Akademikern und anderen Entscheidungsträgern aufzubauen. Der BIS warnt deshalb vor Reisen nach China. Ein weiteres Risiko stelle die Nutzung chinesischer Technologien durch strategisch bedeutende Institutionen dar, hieß es im Jahresbericht. Der BIS verzeichnete zudem Aktivitäten der sogenannten ausländischen Polizeistellen, die das chinesische Regime zur Überwachung der im Ausland lebenden Chinesen nutzt. Der BIS hat seinen Sitz in Prag und untersteht direkt der tschechischen Regierung. Geführt wird der Inlandsgeheimdienst von Brigadegeneral Michal Koudelka.
Tiefpunkt in der UN-Geschichte: Nach dem Terrorangriff der Hamas wird Israel aufgefordert, alle Kampfhandlungen einzustellen.Fotos: UN/Evan Schneider Das Massaker der Hamas vom 7. Oktober an israelischen Zivilisten mit über 1400 Toten wird weder erwähnt, geschweige denn verurteilt. In einer Resolution unter dem Titel „Illegale israelische Aktionen im besetzten Ost-Jerusalem und in den übrigen besetzten palästinensischen Gebieten“ hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit großer Mehrheit Israel aufgerufen, alle Kampfhandlungen einzustellen. Nur 14 Länder stimmten am Samstag in New York gegen den Antrag, der unter anderem von Rußland, Saudi Arabien und NordKorea eingebracht worden war. Während Tschechien und Österreich mit den USA und Israel klar Position bezogen und mit Nein stimmten, hat sich Deutschland enthalten. Als erstes Regierungsmitglied hat Verteidigungsministerin Jana Černochová (ODS) gefordert, Tschechien solle aus den Vereinten Nationen austreten. Man könne nicht weiter Mitglied einer Organistion sein, die toleriert, daß Zivilisten abgeschlachtet und Babies bei lebendigem Leib verbrannt werden und in der sich Mörder und Terroristen gegenseitig Schützenhilfe geben.
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ie Worte, die Tschechiens Verteidigungsministerin Jana Černochová (ODS) am Samstag, dem Nationalfeiertag, über den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) verbreitete, haben in Prag eine heftig Diskussion ausgelöst: „Ich weiß, daß heute ein wichtiger Tag für Tschechien ist und wir unseren 105. Jahrestag der Republik feiern wollen. Aber das kann einfach nicht vergessen werden, verzeihen Sie mir. Vor genau drei Wochen hat die Hamas mehr als 1400 Israelis ermordet. Das sind im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Opfer als bei den Al-Qaida-Anschlägen am 11. September 2001 in den USA. Nur 14 Länder, darunter auch unseres, haben sich klar und verständlich gegen den beispiellosen Terroranschlag der Hamas-Terroristen gewehrt. Ich schäme mich für die Uno. Meiner Meinung nach hat die Tschechische Republik nichts zu erwarten von einer Organisation, die Terroristen unterstützt und das Grundrecht auf Selbstverteidigung nicht respektiert. Laßt uns raus gehen.“ Auch in den weiteren Erwiderungen auf Kommentare zu ihrem Beitrag behielt Černochová ihre klare Haltung bei. So antwortete die Verteidigungsministerin, sie sehe in den UN-Gremien „hauptsächlich lachende Putinisten und Terroristen“. Einen anderen Kommentator fragte sie, ob er weiterhin die Mitgliedschaft Tschechiens in einer Organistion tolerieren wolle, „die weder den Aggressor Putin und dessen ,Sonderoperation´ den Krieg gegen die Ukraine, noch das Abschlachten von Israelis und die Verbrennung von Babies bei lebendigem Leib verurteilen kann“. In der UN würden
Die Macht der Bilder: Auf ihrer offiziellen Webseite fordern die Vereinten Nationen einen „sofortigen humanitären Waffenstillstand“. Die UN zeigt dabei aber keine Bilder vom Massacker der Hamas an israelischen Zivilisten, sondern ausschließlich Zerstörungen im Gaza-Streifen.
Am 25. Oktober, nur Tage vor der Verabschiedung der Resolution, hat sich UN-Generalsekretär António Guterres (Mitte links) mit Mitgliedern der „Unabhängigen Internationalen Untersuchungskommission der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete“ getroffen. Terroristen und Mörder sich mit ihrem Abstimmungsverhalten gegenseitig decken und gegen andere ihr Veto einlegen. Ein Vetorecht für Attentäter dürfe es aber nicht geben, so die Ministerin, die die derzeitige UN
für nicht reformierbar hält. Zu denen, die Černochová öffentlich für den Ausstieg-Vorstoß kritisieren, gehört auch der ehemalige Kulturminister Lubomír Zaorálek. Der Sozialdemokrat hatte 2020 ein pro-palästinensisches
Manifest unterschrieben und in seiner persönlichen Begründung damals für einen Skandal gesorgt, als er in Anspielung auf die Besetzung durch die Nazis meinte, den Palästinensern drohe ein ähnliches Schicksal wie den Tschechoslowaken im 20. Jahrhundert. Dieser antisemitische Ausfall des Sozialdemokraten blieb nicht ohne Gegenreaktion. So schrieb eine Zeitung Zaorálek ins Stammbuch: „Jede Parallele zwischen dem demokratischen Israel und Hitlers Drittem Reich ist, abgesehen von ihrer offensichtlichen Unmoral und Verlogenheit, ein Sprungbrett für eingefleischte Antisemiten, um Juden zu entmenschlichen und eine Aggression gegen Israel zu legitimieren, möglicherweise unter Einsatz von Massenvernichtungswaffen, da diese Werkzeuge auch bei der Niederlage der Nazis und ihrer Verbündeten zum Einsatz kamen.“ Bereits innerhalb der ersten 24 Stunden wurde der Beitrag der Verteidigungsministerin über eine Million mal angeklickt, über 1000 mal kommentiert und geteilt. Das offizielle Prag versuchte dagegen alles, um die öffentliche Debatte über einen UN-Austritt nicht weiter zu befeuert, kommt sie doch zur Unzeit. Erst vor wenigen Wochen hat Staatspräsident Petr Pavel vor der UN-Generalversammlung eine vielbeachtete Rede gehalten (Sudetendeutsche Zeitung berichtete) und in New York gemeinsam mit Außenminister Jan Lipavský (Piraten) hinter den Kulissen dafür geworben, daß Tschechien 2031 als nichtständiges Mitglied für 2032 und 2033 in den UN-Sicherheitsrat gewählt wird. Eine größere Ausstiegsdebatte würde dieses Ansinnen konterkarieren.
Verteidigungsministerin Jana Černochová. Premierminister Petr Fiala versuchte deshalb, die Diskussion schnell zu beenden. Er sagte, er verstehe Černochovás Verbitterung über die Resolution. Ein Austritt aus der UN sei jedoch keine Lösung, Tschechien müsse vielmehr in dem Gremium mit Argumenten für seine Standpunkte kämpfen. Auch Außenminister Lipavský lehnte einen Austritt ab. „Die UN-Charta ist für Tschechien ein wichtiges Instrument, das ein Umfeld schafft, in dem ein Staat unserer Größe vorhersehbar operieren kann.“ Am Montag äußerte sich dann sogar Staatspräsident Petr Pavel zum Vorstoß der Verteidigungsministerin. Das Staatsoberhaupt erklärte, daß notwendige Reformen „nur von innen heraus geschehen“ könnten. Pavel: „Themen wie nachhaltige Entwicklung, Klimawandel, Schutz der Menschenrechte und andere müssen auf dieser globalen Plattform diskutiert werden, damit die gefundenen Lösungen für alle gültig sind.“ In der UN-Charta ist – ähnlich wie im Grundgesetz vor der Wiedervereinigung – ein Austritt nicht geregelt. Dies sei eine bewußte Entscheidung der UNGründer gewesen, hat Dr. Gerhard Ohse in den 1970er Jahren in einem Beitrag für die Zeitung Vereinte Nationen geschrieben. In dem Protokoll der Gründungsversammlung, die 1945 in San Francisco getagt und die Charta ausgearbeitet hatte, heißt es dazu: „Der Ausschuß vertritt die Ansicht, daß die Charta keine ausdrückliche Bestimmung weder über die Zulassung noch das Verbot des Austritts aus der Organisation enthalten soll.“ Torsten Fricke
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3.11.2023
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eorg Herrmann (großes Foto) war von Mitte bis Ende der 1980er Jahre Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung. Er war damals in der selben Stipendiatengruppe wie der heutige Leiter des Prager Sudetendeutschen Büros, Peter Barton. Herrmann, dessen Vater aus dem Egerland und dessen Mutter aus Nordmähren stammten, achtete immer mit voller Überzeugung die Wurzeln seiner Vorfahren, und so erstaunt es nicht, daß er sehr bald seinen Weg in die Sudetendeutsche Landsmannschaft fand. Bei ihrem letzten Treffen erinnerten sich Herrmann und Barton an die gemeinsame Stipendiatenreise ihrer Gruppe vor 35 Jahren nach Israel. Die bedrohliche politische Lage in diesem Land hat in letzter Zeit wieder an trauriger Aktualität gewonnen. Betreuer der Stipendiatengruppe war damals Prof. Dr. Horst Glassl (kleines Foto) von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), der am 1. Januar 1934 in Silberbach im Kreis Graslitz geboren wurde. Mit seiner verwitweten Mutter Berta
Andrej Babiš will Ano-Chef bleiben
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und der Großmutter Franziska wurde der Egerländer 1946 ins niederbayerische Pfarrkirchen vertrieben, wo er 1953 das Abitur ablegte. Nach seinem Studium in Deutsch, Erdkunde und Geschichte wurde Glassl 1965 bei Prof. Dr. Georg Stadtmüller an der LMU mit der Dissertation „Der Mährische Ausgleich“ zum Dr. phil. promoviert. Ab 1980 wirkte Glassl bis zu seiner Emeritierung als außerplanmäßiger Professor am LMU-Institut für die Geschichte Osteuropas und Südosteuropas und war unter anderem Mitglied der Forschungsstel-
ndrej Babiš will im Februar kommenden Jahres erneut für den Vorsitz der von ihm gegründeten Partei Ano kandidieren, hat der 69jährige Milliardär am Sonntag gegenüber dem TV-Sender CNN Prima News erklärt. Babiš hatte die Partei Ano 2012 gegründet und ist seitdem deren Vorsitzender. Von 2017 bis 2021 war Babiš tschechischer Premierminister, scheiterte bei der Wiederwahl aber am jetzigen Amtsinhaber Petr Fiala. Im Januar 2023 kandidierte Babiš zum Staatspräsidenten und verlor die Stichwahl gegen das amtierende Staatsoberhaupt Petr Pavel.
Anklage nach Seilbahnunglück
le für die böhmischen Länder Collegium Carolinum. 2002 wurde er mit der Gedenkplakette Pro Cultura Hungarica des Ministers für Nationales Kulturerbe der Republik Ungarn ausgezeichnet und 2009 mit
der Goldenen Ehrennadel der Ackermann-Gemeinde gewürdigt. Im Alter von 88 Jahren verstarb Glassl voriges Jahr am 13. März in Putzbrunn bei München.
Herbstseminar in Bad Alexandersbad
Seliger-Gemeinde hofft auf ein Comeback der Sozialdemokratie
Wie alle zwei Jahre kamen Mitglieder der Seliger-Gemeinde zu Wahlen ihrer Gremien (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), aber auch zu einem interessanten Programm zur Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie und den deutschtschechischen Beziehungen in Bad Alexandersbad vom 13. bis 15. Oktober zusammen. Außerdem drückte die Seliger-Gemeinde in einer Resolution ihre Solidarität mit Israel aus.
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chon am Freitagabend tauchten die Teilnehmer in die Geschichte der DSAP ein. Aus Västerås in Schweden war Gunilla Zimmermann gekommen, um über ihre Forschungen zu den Sudetendeutschen in Schweden zu berichten. Sie selbst hatte Germanistik studiert, war früher mit einem Deutschen verheiratet, hatte aber nie etwas von Sudetendeutschen gewußt, die allerdings, wie sie später herausbekam, in ihrer Stadt mit rund 120 000 Einwohnern fast 1 300 Zuwanderer in der Zeit von 1941 bis 1960 ausmachten. Durch viele Gespräche und Befragungen erfuhr sie vom Schicksal der ersten politischen Flüchtlinge und deren Organisation. Die Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten hatte in den 1940er Jahren 1 300 Mitglieder in ganz Schweden, aber auch spätere Wellen nach der Vertreibung führten bis 1960 viele Sudetendeutsche nach Schweden. Am Samstagabend wurde ein tschechischer Dokumentarfilm aus dem Jahre 2017 unter der Regie von Stansilav Motl gezeigt: „Deutsche gegen Hitler“, der auch die politische Emigration der sudetendeutschen Sozialdemokraten nach Kanada aufgreift, am Beispiel der Siedlung Tomslake in British Columbia, die ein tschechischer Historiker in Kanada entdeckt hatte. Eine Gemeinsamkeit beider Darstellungen war das Erstaunen, daß in Schweden wie in Kanada in den Gemeinden der Treuegemeinschaft das Ansehen des langjährigen Präsidenten T. G. Masaryk noch viele Jahre hochgehalten und mit Feiern seiner gedacht wurde. Im Rahmen der Bundesversammlung am Samstagvormittag sprach Franz Maget, der Wenzel-
ten Quartal dieses Jahres einen leichten Anstieg der Reallöhne.
Diskutierten über die europäische Sozialdemokratie (von links): der ehemalige Vize-Präsident des Europaparlaments, Libor Rouček, Thomas Oellermann und Matthias Dornhuber. Fotos: Ulrich Miksch Jaksch-Gedächtnispreisträger von 2010, über Volkmar Gabert, dessen 100. Geburtstag und 20. Todestag in diesem Jahr bereits mehrfach gewürdigt worden ist (Sudetendeutsche Zeitung berichtete). Maget erzählte, daß Gabert ihm bereits in den 1970er Jahren die Geschichte der Sudetendeutschen nahe gebracht habe, von der er anfangs keine Ahnung hatte. Als Geschichtsstudent interessierte sich Maget allerdings für die Habsburger Monarchie und die Nationalitätenpolitik, besonders der österreichischen Sozialdemokratie unter Victor Adler. Dieses Interesse und die erklärenden Gespräche mit Gabert bewogen ihn dann, als er selbst Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag war, das Interesse und MdL Volkmar die Verständi- Halbleib. gung mit dem tschechischen Nachbarn in der SPD-Landtagsfraktion voranzubringen. Durch Treffen mit tschechischen Politikern, die Begründung eines Vertriebenenempfangs und einer Verbesserung der Beziehungen zur SL sei er im Sinne Volkmar Gaberts unterwegs gewesen, und die Seliger-Gemeinde war dabei die hilfreiche Institution in der SPD. Gerade nach dem niederschmetternden bayerischen Landtagswahlergebnis, das Volkmar Halbleib, der vertriebenenpolitische Sprecher der SPDFraktion, zu einer präzisen Analy-
se veranlaßte, waren politischen Erfahrungen gefragt. In zwei Gesprächen, einmal mit Patrik Eichler, dem Direktor der Demokratischen Masaryk-Akademie, und dem „Forum Bad Alexandersbad“ mit Libor Rouček, dem ehemaligen stellvertretenden Präsidenten des Europaparlaments, und Matthias Dornhuber, dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPD in Bayern und Kandidaten für die kommende Europawahl, standen die Herausforderungen und Chancen der Sozialdemokratie in Tschechien und in Europa im Fokus. Gerade nach dem niederschmetternden Ergebnis der Bayerischen Landtagswahl, das auch Volkmar Halbleib, den vertriebenenpolitischen Sprecher der SPD-FrakSPD-Urgestein tion und zum Franz Maget. Glück wiedergewählt, zu einer präzisen Analyse veranlaßte, waren die politischen Erfahrungen gefragt. Eichler, der mit der tschechischen Sozialdemokratie bei den nächsten Wahlen um die FünfProzent-Hürde kämpfen wird, schilderte die Struktur der auf Tschechien begrenzten Masaryk-Akademie. Der Think Tank der tschechischen Sozialdemokraten (Socdem) ist im vergangenen Jahr in den Vorstand der europäischen sozialdemokratischen politischen Stiftungen mit Sitz in Brüssel gewählt worden. Für die Socdem ist dies ein gro-
ßer Erfolg, da sie gegenwärtig in Europa sonst nicht stattfindet. Rouček zeigte sich überzeugt, daß die Sozialdemokratie die richtigen Antworten auf die aktuellen Krisen habe, und erinnerte an erfolgreiche Wahlen in Spanien und Skandinavien. Im nächsten Jahr wähle Großbritannien, da sehe es für die Labour Party sehr gut aus. Und Dornhuber forderte einen Austausch zwischen sozialdemokratischen Parteien in Europa, wie er es eigentlich nur in der Friedrich-Ebert-Stiftung und bei der Seliger-Gemeinde erlebt habe. Anschließend zog Peter Becher mit einer Lesung aus seinem ersten Roman „Unter dem Steinernen Meer“ in den Bann, in dem es um sudetendeutschtschechische Vorurteile und Stereotype geht, die viele Jahrzehnte zwischen den Volksgruppen standen. Am Sonntagvormittag sprach der Prager Historiker Filip Bláha, geboren 1978 in Iglau, unter dem Titel „Als Kafka hustete…“ über die spanische Grippe und die Entstehung der Tschechoslowakei. Der Vortrag fragte nach Verhaltensmustern in einer Pandemie und konnte sie im Blick auf die spanische Grippe beantworten. Auch Kafka war nach der Beschreibung von Max Brod als Anhänger des Naturheilkundlers Moritz Schnitter in Warnsdorf zu identifizieren, der sich stark gegen Impfpflicht aussprach. Das bezog sich aber nicht auf eine damals noch gar nicht existierende Grippeimpfung, sondern auf die seit den 1870er Jahren mögliche Pockenimpfung, die jedoch unter Einwirkung von Menschen wie Schnitter in der Monarchie nicht zur Pflicht gemacht wurden. An Pocken war Josef Seliger, der Namensgeber der SeligerGemeinde, in den 1880er Jahren nach der Rückkehr von seinen Wanderjahren als Geselle erkrankt und überlebte mit sichtbaren Spuren im Gesicht. Die Überwindung der Krankheit veranlaßte ihn zu einem neuen Aufbruch im Leben. So wurde er Redner und sozialdemokratischer Politiker in der Monarchie und in der neugegründeten Tschechoslowakei. Er starb 1920 an einer Sepsis, Kafka 1924 an einer Tuberkulose. Ulrich Miksch
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ie Ermittlungen nach dem Seilbahnunglück am Jeschken bei Reichenberg im Jahr 2021 sind abgeschlossen. Die Polizei hat die Akten an die Staatsanwaltschaft übergeben, die vier Personen und eine Firma anklagen wird. Bei dem Unglück am 31. Oktober 2021 starb der Seilbahnführer, dessen Kabine nach einem Kabelriß in die Tiefe gestürzt war. Die zweite Kabine blieb 15 Meter über der Erde hängen, keiner der 35 Passagiere wurde verletzt. Seit dem Unfall ist die Seilbahn, die den Tschechischen Bahnen (ČD) gehört, außer Betrieb.
Firmen versprechen Gehaltserhöhungen
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ute Nachricht für viele Angestellte: Rund 60 Prozent der Firmen in Tschechien planen eine Lohnerhöhung für 2024. Am häufigsten wollen sie die Bezüge um fünf bis zehn Prozent anheben. Dies geht aus einer Umfrage der tschechischen Handelskammer unter ihren Mitgliedern hervor. Bei der Inflationsrate sieht die Kammer eine Rückkehr zum Zweiprozent-Ziel der tschechischen Nationalbank. In diesem Jahr dürften demnach die Löhne nominell um acht Prozent ansteigen, sodaß der Durchschnittslohn zu Ende des Jahres 43 600 Kronen (1 767 Euro) erreichen wird. Wegen der sinkenden Inflationsrate erwartet die Handelskammer bereits im vier-
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Spolu tritt bei Europawahl an
ie tschechischen Regierungsparteien ODS, KDUČSL und Top 09 werden auch bei den Wahlen zum Europaparlament im kommenden Jahr gemeinsam unter dem Label „Spolu“ (Gemeinsam) kandidieren. Dies gaben die Parteivorsitzenden am Freitag bei einer Pressekonferenz in Prag bekannt. Als Spitzenkandidat der gemeinsamen Liste wurde der ODS-Politiker Alexandr Vondra nominiert. Die drei Parteien waren bereits bei den letzten Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus im Oktober 2021 gemeinsam angetreten. Die Einigung auf eine gemeinsame Liste für die Europawahlen war dadurch erschwert worden, daß die Abgeordneten von KDU-ČSL und Top 09 im aktuellen EU-Parlament der Europäischen Volkspartei (EVP) angehören, während sich die ODS den rechtspopulistischen Europäischen Konservativen und Reformern (EKR) angeschlossen hat.
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Einheitlicher Wahltermin
ie tschechischen Abgeordneten haben eine Verfassungsänderung zur Ausrichtung von landesweiten Wahlen gebilligt. Der Novelle nach sollen Kreis-, Senats- und Kommunalwahlen ab 2026 immer am Ende der ersten Woche im Oktober stattfinden. Parlamentswahlen sind davon aber nicht betroffen. Insgesamt 149 der 150 anwesenden Abgeordneten stimmten am Freitag für diese Regelung. Nun muß noch der Senat zustimmen.
Tschechien hofft auf Handball-WM
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ie Handballverbände aus Tschechien und Polen haben sich gemeinsam für die Ausrichtung der Frauen-EM 2026 beworben. Das Championat sollte ursprünglich in Rußland stattfinden. Weitere Kandidaten sind die Türkei sowie Rumänien mit der Slowakei. Tschechien war noch nie Gastgeber einer Handball-WM oder -EM.
Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
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Koalitionsvertrag von CSU und Freie Wähler regelt die bayerische Regierungspolitik der kommenden Jahre
Klares Bekenntnis zu den Vertriebenen und zur Partnerschaft mit Tschechien Noch nicht einmal drei Wochen nach der Landtagswahl in Bayern haben CSU und Freie Wähler am vergangenen Donnerstag im Bayerischen Landtag den gemeinsam ausgehandelten Koalitionsvertrag „Freiheit und Stabilität – für ein modernes, weltoffenes und heimatverbundenes Bayern“ unterzeichnet. In dem 85 Seiten starken Papier finden sich auch klare Bekenntnisse zu den Vertriebenen sowie zur Partnerschaft mit Tschechien.
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as Dokument sei „das Ergebnis anstrengender Arbeitswochen“, sagte Florian Streibl, der Fraktionschef der Freien Wähler, nach der Unterschriftszeremonie, und erklärte: „Der Koalitionsvertrag besiegelt die Zusammenarbeit beider Fraktionen für die kommenden fünf Jahre. Diese Koalition wird erneut den politischen Willen unserer Bürgerinnen und Bürger abbilden.“ Klaus Holetschek, Fraktionschef der CSU, sprach von einer „Koalition der Vernunft, bei der der Mensch im Mittelpunkt“ stehe. „Unsere Maxime ist dabei: erleichtern, ermöglichen, ermutigen“, sagte Holetschek und gab das Versprechen ab, daß die neue Regierung „Bayern bürgernah,
stabil, verläßlich und erfolgreich in die Zukunft“ führe. Gleich im ersten Kapitel, das mit den Begriffen „Menschlich, freiheitlich, weltoffen“ überschrieben ist, findet sich das klare Bekenntnis zu den Vertriebenen: „Das Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung werden wir auch weiterhin aufrechterhalten. Denn das Schicksal unserer Heimatvertriebenen dürfen wir niemals vergessen, und es muß uns stets Mahnung sein. Das Sudetendeutsche Museum und das Haus der Heimat sind dafür Leuchtturmprojekte der bayerischen Kulturlandschaft und lebendige Orte des Dialogs. Die Spätaussiedler- und Vertriebenenverbände sind zudem Botschafter für Frieden und Miteinander. Wir unterstützen die Kultur- und Geschichtspflege der Deutschen aus Rußland durch die Errichtung eines Kulturzentrums für die Deutschen aus Rußland in Nürnberg.“ Während das Verhältnis zum Nachbarn Österreich als „enge und freundschaftliche Beziehungen“ in nur drei Zeilen erwähnt wird, wird das Verhältnis zu Tschechien nicht nur als „einmalige freunschaftliche Partnerschaft“, die den Koalitionspartnern „besonders am Herzen“ lie-
Startschuß für die nächsten fünf Jahre: Im Bayerischen Landtag unterschrieben am vergangenen Donnerstag (von links) CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek, Ministerpräsident Markus Söder, Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger und Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl den Koalitonsvertrag. Foto: CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag
ge, in sieben Zeilen dargelegt, sondern es werden auch konkrete Projekte genannt. Dazu heißt es auf Seite 29: „Unsere einmalige freundschaftliche Partnerschaft mit Tschechien liegt uns besonders am Herzen. Wir vertiefen die Bayerisch-Tschechische Zusammenarbeit weiter, insbesondere auf den Feldern Bildung, Kultur und Mobilität sowie mit einem verstärkten par-
lamentarischen Austausch. Wir wollen die grenzüberschreitende Lehr- und Bildungsarbeit weiter fördern. Ein nächster konkreter Schritt kann für uns die Verankerung des Tschechisch-Unterrichts als Wahlpflichtfach in der bayerisch-tschechischen Grenzregion sein.“ Unter dem Eindruck der bestialischen Terrorangriffe der Hamas auf Zivilisten drück-
ten die beiden Koalitionspartner auch ihre Solidarität mit Israel aus: „Das Existenzrecht Israels ist bayerische Staatsräson. Wir bekennen uns zum besonderen Schutzauftrag des Freistaats für jüdisches Leben in Bayern. Wir werden erneut einen Beauftragten für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus berufen und das Gesamtkonzept ,Jüdisches Leben und Bekämpfung des Antisemitismus‘ konsequent umsetzen und weiterentwickeln.“ Auch mit Blick auf die Europawahl im kommenden Jahr nimmt das Thema Europa mit 41 Erwähnungen im Koalitionsvertrag einen breiten Raum ein. Im Kapitel „Für ein handlungsfähiges und bürgernahes Europa“ heißt es dazu auf Seite 28: „Wir treten für ein starkes, handlungsfähiges und bürgernahes Europa der Regionen ein, das für Sicherheit, Freiheit, Nachhaltigkeit, stabile Finanzen und internationale Wettbewerbsfähigkeit steht.“ Instrumente gemeinsamer Verschuldung und EU-Steuern lehnen man dagegen ab. Weiter heißt es: „Um den Bedürfnissen der verschiedenen europäischen Regionen Europas gerecht zu werden, setzen wir uns für eine Weiterentwick-
Der Koalitionsvertrag „Freiheit und Stabiliät“ umfaßt 87 Seiten.
lung des Ausschusses der Regionen ein und stärken gleichzeitig die bilaterale Zusammenarbeit Bayerns mit den Regionen Europas. Hierzu setzen wir das Erfolgsprojekt der EuropaGemeindeRäte fort.“ Außerdem werde man EURechtsakte in Bayern nur eins zu eins umsetzen und nicht über die Mindestanforderungen der EU hinausgehen. „Den Bund fordern wir auf, auf eine überschießende Umsetzung von EU-Recht ebenfalls zu verzichten; nur so kann unnötige Bürokratie vermieden werden. Ebenso dringen wir konsequent auf die Wahrung der Kompetenzordnung und die Einhaltung des Subsidiaritätsund Verhältnismäßigkeitsprinzips, prüfen also streng, was auf nationaler oder bayerischer Ebene genauso gut geregelt werden kann oder muß.“ Torsten Fricke
Konferenz im Museum
Sudetendeutsche Dialoge Zum zweiten Mal lädt das Sudetendeutsche Museum ethnische Minderheiten und Volksgruppen aus ganz Europa zu der Konferenz „Sudetendeutsche Dialoge“ nach München ein. Das Treffen findet am Donnerstag, 16. und Freitag, 17. November im Sudetendeutschen Haus in der Hochstraße 8 in München statt. Der Eintritt ist frei.
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m ersten Konferenztag werden Vertreter der Volksgruppen über ihre kulturelle und museale Arbeit berichten. Schwerpunkt des zweiten Tages sind Dokumentarfilme. Unter den Referenten sind Karpatendeutsche, Ostpreußen, Fersentaler, Jenische und Sudetendeutsche sowie Vertreter von Hochschulen und aus der Filmbranche. „Das Sudetendeutsche Museum setzt sich nicht nur mit der Geschichte in Böhmen, Mähren und Direktor Dr. Ste- Sudetenschlefan Planker. sien auseinanFoto: T. Fricke der, sondern ist auch eine Dialogplattform für ethnische Minderheiten und Volksgruppen in Europa“, hatte Dr. Stefan Planker, der Direktor des Sudetendeutschen Museums, bei der Premiere im vergangenen Jahr das neue Konferenzformat erklärt. Daß sich gerade die Sudetendeutschen als Gastgeber einer solcher Konferenz anbieten, hatte auch der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, in seiner Begrüßung unterstrichen: „Wir als Sudetendeutschen definieren uns aus unserer Kultur und Geschichte heraus sehr klar als übernational geprägte Volksgruppe.“
Verwaltungsleiter Jens Bergmann führt Bischof Prof. Dr. Rudolf Voderholzer durch die Otfried-Preußler-Ausstellung.
Fotos: Hildegard Schuster
Die große Sonderausstellung zum 100. Geburtstag des Kinderbuchautoren ist noch bis zum 12. November zu sehen
Bischof Voderholzer auf Preußlers Spuren Professor Dr. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, hat am Samstag das Sudetendeutsche Haus besucht. Sein besonderes Interesse galt der OtfriedPreußler-Ausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon …“, durch die ihn Jens Bergmann, Verwaltungsleiter des Sudetendeutschen Museums, und Raoul Wirbals, Verwaltungsleiter der Sudetendeutschen Stiftung, begleiteten.
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ens Bergmann, der in einer kurzweiligen Führung die Erlebniswelten Otfried Preußlers erläuterte, traf in Bischof Voderholzer auf einen interessierten und gut informierten Ausstellungsbesucher. Preußlers Erzählwelten und Figuren sind dem Bischof vertraut. Denn fast alle Figuren und Erzählstoffe Preußlers
hatten ihren grafisch geprägte Ursprung Bücher, wie „Wir in dessen sind vier Genordböhmischwister“ oder scher Hei„Eine lustige Famat. Hier, milie“, geschriein Reichenben hat. berg am Nach seiIsergebirner Lieblingsge, wurde geschichte von der weltbePreußler gefragt, rühmte Kinnannte der Oberderbuchauhirte den Part tor vor hun„Die Flucht nach dert Jahren Ägypten – Köam 20. Oktoniglich böhmiber 1923 gescher Teil“. OtBischof Prof. Dr. Rudolf Voderholzer begutachtet die Krippenfiguren aus fried Preußler erboren. Voderhol- Papier, die Otfried Preußler 1978 gestaltet hatte. zählt hier die zers Mutter biblische Gestammte aus Kladrau, war Leh- ten bekannt gemacht, erzählt Bi- schichte der Flucht der Heilirerin und – wie Otfried Preußler schof Voderholzer, der Anfang gen Familie vor König Herodes – Kinderbuchautorin. Sie habe der 1970er Jahre sogar gemein- nach, wobei bei ihm der Weg von ihn früh mit Preußlers Geschich- sam mit seiner Mutter autobio- Bethlehem nach Ägypten durch
Nordböhmen führt, also durch seine angestammte Heimat. Weitere Lieblingsstücke aus der Feder von Otfried Preußler sind für Bischof Voderholzer Räuber Hotzenplotz, Preußlers bekannteste Figur, der Engel mit der Pudelmütze, eine Sammlung von Weihnachtsgeschichten, die alle in der Zeit der Habsburger Monarchie spielen und die das Weihnachtsgeschehen in die heimatliche Umgebung verlegen, und der Jugendbuchklassiker Krabat. Die Sonderausstellung über Otfried Preußler ist noch bis zum Sonntag, 12. November, in der Alfred-Kubin-Galerie im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8 in München, zu sehen. Zeitgleich findet ein Begleitprogramm statt. Mehr dazu auf Seite 4. Hildegard Schuster
4 Bis Sonntag, 12. November, Sudetendeutsches Museum, Sonderausstellung: „Ein bißchen Magier bin ich schon … Otfried Preußlers Erzählwelten“. Geöffnet dienstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr. Sudetendeutsches Haus, Alfred-KubinGalerie, Hochstraße 8, München. Samstag, 4. November, 13.00 Uhr, SL-Oberbayern: Mitgliederversammlung und Wahlversammlung der SL-Bezirksgruppe Oberbayern. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 4. November, 15.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Naila/Oberfrankten: Jahreshauptversammlung. Gaststätte Froschgrün, Froschgrüner Straße 4, Naila. Samstag, 4. November, 16.30 Uhr, Sudetendeutscher Volkstanzkreis: Eröffnung der Ausstellung des Sudetendeutschen Rates „So geht Verständigung-dorozumění“ und 50 Jahre Sudetendeutscher Volkstanzkreis Lauf-Eckental und Umgebung. Wenzelburg, Kaisersaal, Schloßplatz 1, Lauf an der Pegnitz. Montag, 6. November bis Freitag, 22. Dezember, Deutsches Kulturforum östliches Europa: „Rübezahl – Familienausstellung über den Geist des Riesengebirges von Ralf Pasch“. Dienstag, 17. November, 16.00 Uhr: Lesung mit Ausstellungsautor Ralf Pasch. Bibliothek Schönefeld, Shukowstraße 56, Leipzig. Montag, 6. November, 19.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „1000 Jahre Nachbarschaft. Österreicher, Tschechen und Sudetendeutsche“. Buchvorstellung mit Prof. Dr. Arnold Suppan. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Dienstag, 7. November, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Paul Zech und Wuppertal“. Vortrag und Lesung mit Alfred Hübner im Rahmen des Lesefestivals LangLese 2023. Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Langerfeld, Inselstraße 19, Wuppertal. Dienstag, 7. November, 18.00 Uhr, Deutsches Kulturforum östliches Europa. „Von Glasnost und Perestroika zur Freiheit – Das Baltikum seit 1985“. Vortrag von Prof. Dr. Ivars Ijabs per Zoom. Einwahllink über den Mitveranstalter Europäische Akademie Mecklenburg-Vorpommern unter eMail e.wilk@ ea-mv.com oder per Telefon (0 39 91) 15 37 11. Mittwoch, 8. November, 16.00 und 19.00 Uhr, Adalbert Stifter Verein: „Literatur im Café – Otfried Preußler zum 100. Geburtstag“. Sudetendeutsches Museum, Museumsbistro, Hochstraße 10, München. Mittwoch, 8. November, 17.00 Uhr, Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen: „Die zwei Gesichter der Zerstörung. Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen“. Buchpräsentation von Prof. Dr. Manfred Kittel. Live auf dem YouTube-Kanal der Kulturstiftung https://bit.ly/ kulturstiftungvideo Mittwoch, 8. November, 33. FilmFestival Cottbus. 18.00 Uhr: Film „Der weite Weg zurück“. 20.00 Uhr: SlowTalk „Kasachstan – und dann? Steppenkinder. Aussiedler-Podcast in Cottbus. Kino Glad-House, Straße der Jugend 16, Cottbus. Donnerstag, 9. November, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Fern der Heimat. Das Trauma Stalingrad in Texten“. Vortrag und Lesung mit Prof. Dr. Winfrid Halder und Dr. Katja Schlenker im Rahmen des Lesefestivals LangLese 2023. Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Langerfeld, Inselstraße 19, Wuppertal. Freitag, 10., 18.00 Uhr bis Sonntag, 12. November, Deutsches Kulturforum östliches Eu-
TERMINE VERANSTALTUNGSKALENDER ropa: Tagung „Wo ist der Weg zum Land des Glücks? Baltische Utopien, Pläne, Philosophien“. Anmeldung an die DeutschBaltische Gesellschaft unter Telefon (0 61 51) 4 34 57, Telefax (0 61 51) 4 83 02 oder per eMail info@deutsch-balten.de Haus der Deutsch-Balten, Herdweg 79, Darmstadt. Freitag, 10., 18.00 Uhr bis Sonntag, 12. November, 13.00 Uhr, Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker: Herbsttagung über Fragen der Volksgruppen- und Minderheitenrechte. Referenten: Bernd Gaida (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten), Dr. Ljubica Djordjević (Europäisches Zentrum für Minderheitenfragen), Dr. Meinolf Arens (Internationales Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus) sowie Josef Prackwieser (Eurac-Institut). Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen. Anmeldung unter www. heiligenhof.de Freitag, 10. November, 19.30 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Konzert „Resistance – Die Wiederbelebung ,entarteter Musik‘“. Sinfonietta VivazzA mit Werken von van Gilse, Kauffmann, Krása und Karel. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Samstag, 11. November, Böhmerwald Sing- und Volkstanzgruppe: Internationales Tanzfest im Sudetendeutschen Haus. 13.00 Uhr: Volkstanzworkshop Deutsch/Tschechisch; 15.00 Uhr: Familienball mit Basteln, Tanzen und Laternenumzug; 19.00 Uhr: Internationales Tanzfest. Anmeldung über www. brasilalemanha.combr/tanz oder unter Telefon (01 72) 1 86 90 69). Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 11. November, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: Film „Trautenau und das Riesengebirgsvorland – Begegnungen mit Deutschen und Tschechen“. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 12. November, 13.30 bis 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: Finissage der Otfried-Preußler-Sonderausstellung. 13.30 Uhr: Kuratorenführung mit Eva Haupt und Anna Knechtel. 15.00 Uhr: Kindertheater „Der Räuber Hotzenplotz“. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Sonntag, 12. November, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut: Konzert des Eybler-Trios mit Miryam YongMi Nothelfer, Wolfrun BrandtHackl und Georg Ongert. Weinschenkvilla, Hoppestraße 6, Regensburg. Tickets unter www. okticket.de und an der Abendkasse zu 15 Euro. Dienstag, 14. bis Freitag, 17. November, Sudetendeutsche Landsmannschaft Bundesverband: Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof. Bildungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. (Ausführliches Programm siehe Sudetendeutsche Zeitung, Ausgabe 43). Mittwoch, 15. November, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe RothSchwabach: Erzählcafé der Stadt Roth. Auf dem Programm stehen „50 Jahre Zusammenschluß der Kreisgruppen Schwabach und Hilpoltstein“ sowie die Eröffnung der Ausstellung „Gerettete Denkmale in der Tschechischen Republik“ mit der Sudetendeutschen Heimatpflegerin Christina Meinusch. Schloß Ratibor, Ratsstuben, Hauptstraße 1, Roth. Donnerstag, 16. bis Freitag 17. November, Sudetendeutsches Museum: Sudetendeutsche Dialoge. Ethnische Minderheiten und Volksgruppen Europas stellen ihre kulturelle und museale Arbeit vor. Der zweite Konferenztag steht unter dem Thema Dokumentarfilme. Sudetendeutsches Museum,
Hochstraße 10, München. Donnerstag, 16. November, 19.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz) in Kooperation mit der Heinrich-Simbriger-Stiftung und der KünstlerGilde e. V. Esslingen: „Heinrich Simbriger als Komponist und Musiktheoretiker“. Vortrag von Dr. Dominik Šedivý. Umrahmung mit Cellostücken von Heinrich Simbriger (1903–1976), gespielt von Tomasz Skweres. Weinschenkvilla, Hoppestraße 6, Regensburg. Freitag, 17. bis Samstag, 18. November: Sudetendeutscher Heimatrat: Jahrestagung. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Samstag, 18. November, 19.00 Uhr, Egerländer Gmoi Nürnberg: „Tango trifft Polka“. Kathreintanz mit dem Tanzorchester Entensee. Haus der Heimat, Imbuschstraße 1, Nürnberg. Sonntag, 19. November, 10.00 Uhr, Egerländer Gmoi Nürnberg: Gedenkgottesdienst zum Volkstrauertag. Evangelische Kirche St. Paul, Ebermayerstraße 15, Nürnberg. Montag, 20. November, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmische Schlösser – Teil 4: Melnik“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 25. November, 9.30 bis 17.00 Uhr, AckermannGemeinde Augsburg: „Sudetenland heute“. Film und Vortrag von Veronika Kupkova. Anmeldung unter Telefon (08 21) 31 66 85 50 oder per eMail an ackermanngemeinde@bistumaugsburg.de Haus St. Ulrich, Kappelberg 1, Augsburg. Sonntag, 26. November, 17.00 Uhr, Sudetendeutsches Musikinstitut (Träger: Bezirk Oberpfalz): Liederrecital, „Winterreise“ von Franz Schubert (1797–1828). Lukas Ennoch Lemcke (Baß) und Ada Sophie Heinke (Klavier). Festsaal des Bezirks Oberpfalz, Ludwig-Thoma-Straße 14, Regensburg. Tikkets unter www.okticket.de und an der Abendkasse zu 15 Euro. Montag, 27. November, 19.00 Uhr: „Lebensscherben – Hoffnungsspuren. Eine Familie aus Schlesien in den Stürmen des 20. Jahrhunderts“. Buchvorstellung und Vortrag mit Prof. Dr. Bernhard Kroener. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. ■ Dienstag, 28. November, 19.00 Uhr, Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste: Ringveranstaltung/Vortrag von Prof. Dr. Kurt Franz. Freier Eintritt mit anschließendem Empfang. Anmeldung per eMail an sudak@ mailbox.org oder unter Telefon (0 89) 48 00 03 48. Sudetendeutsches Haus, Adalbert-StifterSaal, Hochstraße 8, München. ■ Donnerstag, 30. November bis Sonntag, 3. Dezember, Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk: 60. Heiligenhofer Adventssingen mit Chorsingen, Volkstanz und Instrumentalmusik. Leitung: Astrid Jeßler-Wernz, Karlshuld. Weitere Informationen unter www.heiligenhof.de Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Freitag, 1. bis Sonntag, 3. Dezember, Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland: Sächsisch-Böhmische Weihnachtsfahrt. Freitag, 9.00 Uhr: Abfahrt in Bayreuth nach Bautzen und Besuch des Weihnachtsmarkts. Samstag: Bautzen Stadtbesichtigung; Schirgiswalde Krippenausstellung; Schlukkenau Musikalisch-literarische Weihnachtslesung. Sonntag: Fahrt nach Dresden mit Besuch der Stadt und des Weihnachtsmarkts. Anschließend Rückfahrt nach Bayreuth. Teilnehmerbeitrag ab 235 Euro pro Person. Anmeldung und weitere Informationen unter eMail info@stiftungverbundenheit.de oder per Tele-
fon unter (09 21) 1 51 08 24 25. Freitag, 1. bis Sonntag, 3. Dezember, Der Heiligenhof: Wochenendseminar „800 Jahre Goldener Freibrief. Das mittelalterliche Ungarn und die Siebenbürger Sachsen“. Anmeldung unter www.heiligenhof.de Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Freitag, 1. Dezember, 14.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Adventsmarkt. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 2. Dezember, 11.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Esel, Schaf und Weihnachtsstern: Interaktive Führung mit kreativem Gestalten zur Adventszeit.“ Anmeldung erforderlich bis zum 28. November per eMail an anmeldung@ sudetendeutsches-museum.de Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart: Jahresabschluß- und Weihnachtsfeier. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Adventlicher Nachmittag. Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Donnerstag, 7. Dezember, Sudetendeutsches Museum: Eröffnung der Ausstellung „So ein Theater! Marionetten aus Böhmen und Mähren". Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Advent- und Weihnachtsfeier. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: Vorweihnachtliche Feier mit Ehrungen. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 10. Dezember, 16.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 51. Stuttgarter Adventssingen. Liederhalle, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Freitag, 5. bis Samstag 6. Januar 2024, Schwabenakademie Irsee: „Das Mütterchen mit Krallen. Die Pragerdeutsche Literatur im Umkreis Franz Kafkas.“ Anmeldung unter www. schwabenakademie.de Schwabenakademie, Klosterring 4, Irsee. Sonntag, 15. Januar 2024, 15.00 Uhr, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Verleihung der Kulturellen Förderpreise. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Montag, 22. April, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmen als Ort der Begegnung – Teil 1: Europäische Wegbereiter“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Freitag, 17. bis Pfingstsonntag, 19. Mai 2024: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Zu den festen Programmpunkten zählen wieder die Kulturpreisverleihung am Freitagabend, die Verleihung des Europäischen Karls-Preises der SL und der HEIMAT!abend am Samstag sowie die Hauptkundgebung mit den Festreden des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe und des Bayerischen Ministerpräsidenten am Pfingstsonntag. Montag, 17. Juni, 19.00 Uhr: Vortragsreihe „Böhmen als Ort der Begegnung – Teil 2: Der Frieden kommt aus Böhmen“ von Prof. Dr. Stefan Samerski. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3.11.2023
Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin Freitag, 8. bis Sonntag, 10. Dezember: Wochenendseminar „Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin“ in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen. Herta Müller (Foto Wikipedia, CC BY-SA 4.0) wurde am 13. August 1953 in Nitzkydorf im schwäbischen Banat in Rumänien geboren. Sie besuchte in Temeswar das Lenau-Lyzeum und studierte an der dortigen Universität Rumänistik und Germanistik. Danach arbeitete sie drei Jahre bis zu ihrer Entlassung 1979 als Übersetzerin in einem Industriebetrieb. Bereits dort wurde vergeblich versucht, sie als Mitarbeiterin des rumänischen Geheimdienstes anzuwerben. Anschließend arbeitete sie als Lehrerin und gab Nachhilfestunden. 1982 erschien in Rumänien ihr erster Erzählband „Niederungen“. In ihren ersten literarischen Werken kritisierte sie die schuldhaften Verstrickungen der Rumäniendeutschen im Nationalsozialismus, aber auch die Unterdrückung der Frauen in der bäuerlich-schwäbischen Gesellschaft. Es folgen kritische literarische Werke über den real existierenden Sozialismus, die zu Veröffentlichungsverboten, Belästigungen und Bedrohungen führen und sie zur Ausreise als Aussiedlerin bewegt haben. Der Unterdrückungsapparat und die -mechanismen in Rumänien waren fortan in zahlreichen Werken ihr nahezu allein bestimmendes Thema. Mit Akribie schilderte sie die Mechanismen der totalitären Diktaturen, das Zerstören der Persönlichkeit. Sie wies gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann, Richard Wagner, permanent auf die Despotie und Menschenrechtsverletzungen in Rumänien hin und fand auch in der bundesdeutschen Gesellschaft damit Gehör. Für den Debütband „Niederungen“ erhielt sie bereits Preise, so nach Veröffentlichung auch in der Bundesrepublik den AspekteLiteraturpreis. 1988 verließ sie Rumänien und führte in Berlin (West) eine Existenz als freie Schriftstellerin. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise. Mit dem Roman „Atemschaukel“, der die Deportation der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion thematisiert, bekam sie nur wenige Wochen nach dessen Erscheinen 2009 zunächst den Franz-Werfel-Menschenrechtspreis und als Krönung den Literaturnobelpreis, der zuvor erst an zwölf deutschsprachige Autoren vergeben worden war. Als Referenten haben ihre Teilnahme zugesagt: Peter Miroschnikoff , der seinen 1988 gedrehten Dokumentarfilm über Herta Müller „Die Frau, die aus der Kälte kam“ zeigt; Prof. Dr. Anton Sterbling, „Die Erfahrungen der Diktatur in Herta Müllers literarischen Arbeiten“; Dr. Orsolya Tamássy-Lénárt, „De- und Rekonstruktion des Raumes bei Herta Müller“; Dr. Eszter János, „Überlebensstrategien in der Deportation und Diktatur bei Herta Müller“; Dr. Szabolcs János, „Herta Müllers ungarische Rezeption zwischen Politik und Ästhetik“; Dr. Marion Acker, „Dynamiken von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit im Werk der Autorin“; Katharina Kilzer, „Der Nobelpreis 2009 für Herta Müller im Spiegel der deutschen Presse“; Dr. Markus Bauer, „Die Images der Herta Müller – Gesellschaftliche Einflüsse auf die Rezeption einer südosteuropäischen Autorin“. Der Tagungsbeitrag beträgt 80,00 Euro pro Person (inklusive Programm und Verpflegung sowie Unterbringung im Doppelzimmer für zwei Tage) beziehungsweise 100,00 Euro im Einzelzimmer plus 3,90 Euro ermäßigte Kurtaxe. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt. Die Anmeldungen sind zu richten an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax: (09 71) 71 47 47 oder per eMail an hoertler@heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Otto Weber
Vertreibung aus dem Salzkammergut Donnerstag, 9. November, 19.00 Uhr, Vortrag „Aus den Alpen nach Ostpreußen und Siebenbürgen. Die Geschichte der Protestantenvertreibungen und -deportationen im Erzstift Salzburg und im Salzkammergut“. Referent: Prof. Dr. Andreas Otto Zum 150. Jahrestag der Vertreibung veröfWeber. Veranstal- fentlichte die Deutsche Bundespost Berlin tungsort: Haus des 1982 diese Sonderbriefmarke. Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. genannte Landler eine eigene In den Jahren 1732 bis 1774 Bevölkerungsgruppe bildeten. wurden das Fürsterzbistum Der Vortrag beleuchtet die Salzburg und das benachbar- Hintergründe und die Ereigte zu Österreich gehörende nisgeschichte dieses damals Salzkammergut zum Schau- europaweit Aufsehen erregenplatz massenhafter Protestan- den Geschehens, das zwei Retenvertreibungen. Im Salzbur- gionen im östlichen Europa ger Land mußten über 20 000 mit den Alpen verbindet. BeProtestanten ihre Heimat für trachtet werden die Entsteimmer verlassen, etwa 16 000 hungs- und Verfolgungsgedavon wurden in Ostpreußen schichte des Protestantismus angesiedelt. Aus dem Salz- im Erzstift Salzburg und im kammergut wurden etwa 4 500 Salzkammergut sowie die bis Menschen nach Siebenbür- heute sichtbaren Erinnerungsgen deportiert, die dort als so- orte in den beiden Regionen.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3.11.2023
AKTUELL · KOLUMNE
Der schwer erkrankte ehemalige Außenminister wurde am Staatsfeiertag mit dem Orden des Weißen Löwen ausgezeichnet
Präsident Petr Pavel würdigt Fürst Karl von Schwarzenberg Große Freude und ernste Sorge: Fürst Karl von Schwarzenberg, nach der Samtenen Revolution Kanzler unter dem ersten freigewählten Präsidenten Václav Havel und später mehrmals Außenminister der Tschechischen Republik, wird seit Wochen in einem Prager Krankenhaus auf der Intensivstation behandelt. Als Präsident Petr Pavel am Staatsfeiertag den 85jährigen mit dem höchsten Orden des Landes, dem Orden des Weißen Löwen, auszeichnete, nahm deshalb sein Sohn stellvertretend die Ehrung entgegen.
N
och im April hatte Schwarzenberg, damals bereits an den Rollstuhl gefesselt, am Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum teilgenommen, das auf dem fränkischen Stammschloß seiner Familie tagte. Mit dabei waren Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, die späteren Träger des Sudetendeutschen Karls-Preises, Libor Rouček und Christian Schmidt, und Karls-Preisträger Milan Horáček, der Schwarzenberg vor ein paar Tagen im Krankenhaus besucht hat. „Fürst Schwarzenberg ist für mich ein Parade-Europäer“, hatte Posselt vor Jahren die Nominierung des Adligen zum Außenminister kommentiert. Schwarzenberg, so Posselt, sei „eine sympathische Verkörperung des alten Europas und als eine zukunftsweisende Verkörperung des neuen Europas der richtige Mann am richtigen Platz“. Nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten hatte Petr Pavel die Politik-Legende in sein Beraterteam berufen. Neben Schwarzenberg gehört diesem Kreis unter anderem auch der einstige Dissident und frühere Vorsitzende des Senats, Petr Pithart, an, der am Nationalfeiertag ebenfalls mit dem höchsten Orden des Landes ausgezeichnet wurde. Beide Persönlichkeiten hätten „besonders herausragenden Verdienste um den Staat auf dem Gebiet der Politik“ erworben, erklärte Präsident Pavel in seiner Laudatio. Schwarzenberg wurde am 10. Dezem-
Präsident Petr Pavel bei der festlichen Ordensverleihung am tschechischen Nationalfeiertag. Foto: Pražský hrad
ber 1937 in Prag geboren und besitzt neben der tschechischen auch die eidgenössische Staatsangehörigkeit. Seit 1979 ist er das Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg, welches 1670 durch Kaiser Leopold I. in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben wurde. Seine Jugend verbrachte Schwarzenberg in Österreich und engagierte sich nach der Niederschlagung des Prager Frühlings auf internationaler Ebene für Menschenrechte. Wie Bernd Posselt so gehört auch Schwarzenberg zu den 89 frühen Putin-Kritikern aus der Europäischen Union, gegen die Rußland bereits im Mai 2015 ein Einreiseverbot verhängt hatte. Torsten Fricke
Treffen im Zehntkeller im unterfränkischen Iphofen (von links): Bernd Posselt, Libor Rouček Fürst Karl von Schwarzenberg und Christian Schmidt.
Paul Heinz Bruder übernimmt von Hans-Peter Schmidt
Honorarkonsulat in Fürth eröffnet Als neuer Honorarkonsul der Tschechischen Republik hat Paul Heinz Bruder, Vizepräsident der IHK und Geschäftsführer der Bruder-Spielwaren GmbH in Fürth-Burgfarrnbach, zu einem Empfang eingeladen.
B Generalkonsulin Ivana Červenková (von links) mit Christa Naaß, Honorarkonsul Paul Heinz Bruder und den MdLs Petra Guttenberger und Horst Arnold. Foto: Tschechisches Generalkonsu-
ei der offiziellen Eröffnung des Honorarkonsulats in Fürth begrüßte Generalkonsulin Ivana Červenková Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung, den mittelfränkischen IHK-Präsidenten Armin Zitzmann, den ehemaligen Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt, die Ge-
neralsekretärin des Sudetendeutschen Rates und Vizepräsidentin des mittelfränkischen Bezirkstages, Christa Naaß, sowie die Landtagsabgeordneten Petra Guttenberger (CSU) und Horst Arnold (SPD). In ihrer Rede hob die Generalkonsulin Červenková die vielfältigen Beziehungen und guten Kontakte zwischen der Tschechischen Republik und Bayern hervor. Das Honorarkonsulat in Fürth ersetzt das bisherige tschechische Honorarkonsulat in Nürnberg.
Am österreichischen Nationalfeiertag lud die Tschechische Botschaft in die Bayerische Landesvertretung zum eigenen Staatsfeiertag ein
Der Dreiklang des Botschafters Tomáš Kafka Drei ehemalige Kronländer in Berlin vereint: Die tschechische Botschaft in Berlin hat den eigenen Nationalfeiertag, der eigentlich am 28. Oktober stattfindet, in diesem Jahr bereits zwei Tage früher begangen. Der 26. Oktober ist gleichzeitig der österreichische Nationalfeiertag und erinnert an den Abzug der letzten Besatzungssoldaten und die volle Souveränität der Alpen-Republik. Austragungsort der Feier war dann ein weiteres ehemaliges Kronland – die Bayerischen Landesvertretung.
D
ieser historische Dreiklang war aber keine Reminiszenz an die ehemalige Habsburg-Dynastie, sondern eher Zufall. Bei der Planung, die vor fast einem Jahr begonnen hatte, war man davon ausgegangen, daß die Tschechische Botschaft bereits umgebaut wird und die Bayerische Landesvertretung als Ausweichquartier genutzt wird. Der Bau aus den 1970er Jahren im
Botschafter Tomáš Kafka mit seinem BayFoto: Tschechische Botschaft ern-Gedicht.
Stile des Brutalismus ist stark renovierungsbedürftig. Der eigentlich für Herbst geplante Umzug in eine Zwischenlösung verzögert sich jetzt jedoch bis ins Frühjahr nächsten Jahres. Dennoch hielt man an der Vereinbarung mit dem Freistaat Bayern fest und lud in die Bayerische Landesvertretung aber nur einen kleinen Kreis der Gäste zum üblicherweise groß gefeierten Nationalfeiertag. Botschafter Tomáš Kafka begrüßte vor allem Vertreter der israelischen Botschaft und der Jüdischen Gemeinde in Berlin sowie Militärattachés verbündeter Staaten. Botschafter Kafka: „Wir stehen an der Seite Israels und der Ukraine. Wir wollen bei Staaten in Mitteleuropa und in der Welt aktiv unterstützen.“ Weiter sagte Kafka: „Wir schätzen die tschechisch-bayerisch-deutschen Beziehungen und wissen in diesen schwierigen Zeiten, wo unser Platz ist.“
Botschafter Kafka, der ja auch ein Literat und literarischer Übersetzer aus dem Deutschen ist, hatte für den besonderen Anlaß auch ein Bayerngedicht verfaßt, das er gerahmt zweifach überreichte. Die bayerische Staatsministerin für Europa und Internationales, Melanie Huml, holte den frisch unterschriebenen Koalitionsvertrag der neuen Staatsregierung hervor (siehe Seite 3) und zitierte einige Stellen, die sich mit Tschechien und den bayerisch-tschechischen Beziehungen beschäftigen. Darunter auch das stärkere Engagement für mehr Tschechisch-Unterricht in den Schulen der bayerischen Grenzregionen. Und die von der Bundesregierung entsandte Leiterin der Europaabteilung des Auswärtigen Amtes, Sibylle Sorg, würdigte die starke europapolitische Zusammenarbeit mit Tschechien, die sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert habe. Ulrich Miksch
5 Mut tut gut
Gott würfelt nicht Er gilt als Schicksalstag der Deutschen, weil er wie kaum ein anderes Datum mit verschiedenen großen Ereignissen der deutschen Geschichte verbunden ist. Die Rede ist vom 9. November, der im Kalender bald wieder ansteht. Auf diesen Tag fielen traurige und hoffnungsfrohe Ereignisse. Zur ersten Kategorie zählt der Beginn der Novemberpogrome gegen das jüdische Volk mit der sogenannten Reichskristallnacht im Jahre 1938. Zur zweiten Kategorie gehört der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Allen Ereignissen, die wir für den 9. November als bedeutungsvoll erinnern, haftet jedenfalls die Eigenschaft an, daß es sich um wichtige Zäsuren in der deutschen Geschichte handelte. Zusätzlich zu den beiden bereits genannten Wendepunkten gehören dazu das Ende der Monarchie durch die Ausrufung der Republik im Jahr 1918, der Hitlerputsch im Jahr 1923 oder die erstmalige Verwendung des später oft zitierten Slogans der 68erBewegung: „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“. Letzteres war 1967 bei der Einsetzung eines neuen Rektors an der Universität Hamburg geschehen. Sicher würde man je nach historischer Sensibilität noch andere Ereignisse in der deutschen Geschichte finden, die am 9. November stattfanden und die in unterschiedlicher Weise bedeutungsvoll waren. Doch man sollte es meiner Meinung nach mit dem Begriff Schicksalstag auch nicht übertreiben. Ist denn wirklich eine höhere Macht vorstellbar, die verschiedene historische Ereignisse im Blick auf ein konkretes Volk mit ganz gewissen Tagen im Kalender verknüpft? Und was sollte denn eigentlich die Aussageabsicht einer solchen Verknüpfung sein? In der christlichen Gottesvorstellung sehe ich dafür jedenfalls keinen Anhaltspunkt. Christentum und Schicksalsglaube schließen einander aus. Zwar sprechen wir von Fügung und Vorsehung. Damit ist aber gemeint, daß Gott in seiner Zuneigung zur Welt und zur Menschheit etwas zum Guten bringt, daß er seine liebevolle Beziehung zu den Menschen durch sein Eingreifen und Handeln unterstreicht, und zuletzt: daß er Heil schafft, aber nicht Unheil. Es gibt aus christlicher Sicht keine reinen Zufälle. Und es gibt auch kein blindes Schicksal. Albert Einstein hat in diesem Zusammenhang einmal sehr treffend gesagt: „Gott würfelt nicht.“ Übrigens ist der 9. November auch ein wichtiger kirchlicher Gedenktag. Überall in der katholischen Welt wird an diesem Datum der Weihetag der Lateranbasilika in Rom gefeiert. Diese Basilika gilt seit dem 4. Jahrhundert als die eigentliche Kirche des Bischofs von Rom, also des Papstes. Sie wurde immer schon als Mutter und Haupt aller Kirchen des ganzen Erdkreises bezeichnet. Diesen Ehrenvorrang hat die Lateranbasilika bis heute. Wie jede Kirche verweist sie auf jenen Gott, der uns heilsam und liebevoll begegnet und damit allen vermeintlichen Schicksalsmächten dieser Welt den Rang abläuft. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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Andrea Kopetz geehrt
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te sie bereits einige Blaskapellen aus. In der Gmoi war sie beteiligt bei der Wiedereinführung vom Kappennachmittag sowie dem Kirwatanz. Außerdem hat sie einen Stricknachmittag gegründet, wo unter anderem Blumen für die Landesgartenschau gehäkelt wurden, gegenwärtig werden Babymützchen und Schühchen für die Babystation in Kösching angefertigt. 900 Mützchen und 150 Schühchen konnten bereits in Kösching übergeLandes- und Gmoivüarstäiha Helmut Kindl, Schirmherr- ben werden. Trotz geschaftsministerin Ulrike Scharf, Andrea Kopetz und Alfred sundheitlicher EinGrob MdL. schränkungen or-
Ende September erhielt Mouhm Andrea Kopetz von der Egha landa Gmoi z‘ Ingolstadt aus den Händen von Schirmherr schaftsministerin Ulrike Scharf das Bundesverdienst kreuz am Bande ver liehen.
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vierteljährlich durch Lastschrift
ndrea Kopetz gehört seit 25 Jahren der Eghalanda Gmoi an und ist zur Zeit Stellvertretende Vüa(r)stäiherin, Kassiererin und Organisationsleiterin der Gmoi z‘ Ingolstadt. Als Trachtenträgerin verfügt sie über drei verschiedene Egerländer Trachten. Neben ihren Hob-
bies Handarbeiten und Klöppeln ist sie mittlerweile eine der ganz wenigen, welche die Egerländer Batzerlstrümpfe auf Bestellung noch anfertigt. Damit statte-
ganisiert sie die anstehenden Veranstaltungen in und außerhalb der Gmoi. Auch im Landesverband Bayern engagiert sie sich als Stellvertretende Kassiererin und Organisationsleiterin. Zusätzlich ist sie im Vorstand der SL-Kreisgruppe Ingolstadt, des BdV-Kreisverbandes Ingolstadt und des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender (AEK) in verschiedenen Positionen tätig. Darüber hinaus ist sie auch noch Mitglied im Ingolstädter Trachtenverein Enzian Mailing-Feldkirchen und der Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe Sonnenschein. Andrea Kopetz ist mit viel Herzblut dabei. Besonders erfreut war sie, daß auch der Ingolstädter Landtagsabgeordnete Alfred Grob zu der Ehrung in München gekommen war.
� Eine Allzweckwaffe aus Komotau
Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)
Herbert Haischmann †
Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage!
Am 1. Oktober starb Herbert Haisch mann im 93. Lebensjahr im brandenburgischen Hoppe garten.
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Geburtsdatum, Heimatkreis
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Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.
eboren wurde Herbert Haisch mann am 17. Dezember 1930 in Komotau am Fuße des Erzgebirges als einziges Kind von Rechtsanwalt Theodor Haisch mann. Er besuchte die Volksschule und bis 1945 die Oberschule für Knaben in Komotau. Ab 1943 mußte er als Schüler Kriegseinsatz in der Heimat als Lotsenmelder bei der Luftschutzpolizei leisten. 1945 wurde er zur Panzervernichtungsbrigade Egerland aufgeboten. Sein Vater, der zur Wehrmacht eingezogen worden war, befand sich bei Kriegsende in britischer Gefangenschaft. Das Ende des Krieges und die dramatischen Ereignisse in seiner Heimatstadt Komotau erlebte er unmittelbar. Er mußte die Greueltaten auf dem Jahnspielplatz ansehen und war Teilnehmer des Todesmarsches am 9. Juni 1945. Anschließend wurde er zur Zwangsarbeit beim Wiederaufbau des Hydrierwerkes Maltheuern interniert. Die Schwerstarbeit, das Erdkabelverlegen, dauerte bis zum Oktober 1945. Dann wurde der Jugendliche
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2000 mit der Bürgermedaille in Gold. Für die Sudetendeutsche Volksgruppe war er seit 1949 ehrenamtlich tätig. Er war Mitglied der II. Sudetendeutschen Bundesversammlung, Mitbegründer, Landesführer und zuletzt Ehrenmitglied der Deutschen Jugend des Ostens (DJO) in Hessen. Über 50 Jahre gehörte er dem Vorstand der SL-Landesgruppe Hessen an. Nach dem Erwerb des Heiligenhofs durch das Sudetendeutsche Sozialwerk 1952 war er als Helfer der ersten Stunde mit körperlichem Einsatz, als Betreuer und in der Bildungsarbeit engagiert. 2002 war er Mitbegründer und Stellvertretender Vorsitzender der Akademie Mitteleuropa, deren Satzung er entworfen hatte. Er war ehrenamtlicher Rechtsberater des Heimatkreises Komotau und des Fördervereins Mittleres Erzgebirge – Komotauer Land. Dort war er 2018 bis zum Tod Stellvertretender Vorsitzender. Und er wirkte im Heimvolkshochschulwerk und im Institut für berufliche und politische Bildung. Zu seinen Verdiensten um die Heimat und für
er am 9. Februar 1919 in der mährischen Landeshauptstadt geborene Oskar Pohlner blickte auf ein erfülltes Leben mit Höhen und Tiefen zurück. Er wuchs in der Leipziger Straße in Brünn auf, studierte nach der
Matura sieben Trimester lang an der Deutschen Technischen Hochschule Bauingenieurwesen. Dann wurde er zu den Gebirgsjägern mit Standort Leoben einberufen. An der Ostfront wurde er mehrfach verwundet, zuletzt 1944 in Rumänien. Als die Heeresgruppe Süd durch den Seitenwechsel Rumäniens zu den Alliierten zusammenbrach, gelangte er infolge einer schweren Verwundung mit einem Lazarettzug nach Wien. 1945 wurde das La-
zarett vor den anrückenden Russen nach Gmunden am Traunsee verlegt. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Mira aus der Steiermark kennen. In Gmunden hörte Pohlner vom Todesmarsch und den Brutalitäten der Tschechen gegenüber den Brünner Deutschen. Ihm wurde klar, daß er nicht mehr nach Hause zurückkehren konnte. So ging er in die amerikanische Besatzungszone. Er kam nach Mengerskirchen in Hessen. Dort waren seine Eltern ge-
Ein Weltbegriff – ein Hochgenuß für Feinschmecker
KARLSBADER OBLATEN die meistgekauften ... … weil sie so gut sind!
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die Landsleute gehören seine Publikationen. In seiner Dokumentation „Honem. Deutsche Ofer in Komotau und Umgebung“ arbeitete er 2020 seine Leidensgeschichte und die seiner Landsleute akribisch auf. In einer Totentafel werden alle Opfernamen erwähnt und Erlebnisberichte in Auszügen abgedruckt sowie auf weitere verwiesen. Für all seine Mühe und Einsatz danken wir von Herzen. Er gab einen großen Teil seiner Lebenszeit für unsere Volksgruppe. Mit ihm ging einer der letzten wichtigen Zeitzeugen. Wir haben einen guten Freund verloren, den wir sehr vermissen werden. Seiner Gattin Maria Elfriede „Elfie“, mit der er mehr als 50 Jahre lang verheiratet war, seinem Sohn Fabian und der ganzen Familie gilt unsere herzliche Anteilnahme. Auch der Heiligenhof, die Akademie Mitteleuropa und die gesamte sudetendeutsche Volksgruppe trauern mit den Angehörigen um einen langjährigen und treuen Wegbegleiter aus der Heimat. Hedwig Gemmrig Gustav Binder
Oskar Pohlner † Ein großer Brünner ist von uns gegangen. Am 8. Oktober starb Oskar Pohlner im stolzen Alter von 104 Jahren in Stuttgart. Die Bruna, der Heimatverband der deutschen Brünner, trauert um ihr langjähriges Mitglied.
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vorzeitig entlassen und konnte nach Komotau zurückkehren. Dort arbeitete er als Monteurhelfer in einem Installationsbetrieb. Über diese Zeit gab er dem „Landesecho“ und der Zeitung der Deutschen in Polen ein Interview, das im Internet unter dem Suchwort „Herbert Haischmann“ zu lesen ist. Die Vertreibung aus Komotau erfolgte im Mai 1946. In Dreieich südlich von Frankfurt am Main wurden die Haischmanns seßhaft. Herbert Haischmann besuchte das Goethe-Gymnasium in Frankfurt, ab 1951 studierte er ebenfalls in Frankfurt Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an der Goethe-Universität. 1956 wurde er Gerichtsreferendar und legte 1960 die Große Staatsprüfung ab. Anschließend war er als Seniorpartner Rechtsanwalt und Notar in einer Anwaltssozietät. Nebenher promovierte er 1967 an der Universität Würzburg mit einer gerichtsverfassungsrechtlichen Dissertation zum Doktor beider Rechte, des Kirchen- und des Staatsrechts. Außerdem war Haischmann unter anderem 30 Jahre lang Erster beziehungsweise Zweiter Vorsitzender des Vereins Bürgerhilfe Dreieich. Für seine Verdienste ehrte ihn die Stadt im Jahr
� Ein großer Brünner
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
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strandet. 1947 nahm Pohlner sein Studium in Stuttgart wieder auf. Nach dessen Abschluß arbeitete er bei der Bodensee-Wasserversorgung. Bald holte er seine Frau und seine beiden Kinder nach Stuttgart nach. 1982 ging er in den Ruhestand. Viele Jahrzehnte lang war er Mitglied der Bruna in Stuttgart. Pohlners große Leidenschaft war das Briefmarkensammeln. Zeitweilig organisierte er bei einem Händler deutschlandweit beachtete Auktionen. Die Bruna verliert mit ihm ein Mitglied, das mit ganzem Herzen Brünner Deutscher war. Seinen Kindern und Enkeln, aber auch weiteren Verwandten, erzählte er gerne vom Leben und Treiben in seiner Heimatstadt. Sein ausgleichendes Wesen ließ Aufregung und Streit nicht zu. Sein Tod reißt eine schmerzliche Lücke. Wir danken Oskar Pohlner für seine Liebe zur Vaterstadt Brünn und sein unverbrüchliches Bekenntnis zu ihr. Rudolf Landrock
In der ersten Reihe sitzen die prominenten Gäste, zu denen auch der Münchener Stadtrat Andreas Babor (CSU) zählt, der in Vertretung von Oberbürgermeister Dieter Reiter gekommen ist. Die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste veranstaltete im Sudetendeutschen Haus in München ihren jährlichen Festabend. Den Festvortrag „Clemens von Metternich und der Frieden in Europa“ hielt Stefan Samerski, Kirchenhistoriker und Vizepräsident der Akademie. Mit dem Adolf-Klima-Preis ausgezeichnet wurde der Pädagoge Stefan Johann Schatz, auf den Burkard Steppacher die Laudatio hielt. Die musikalischen Werke des Festabends boten die Mezzosopranistin Susanna Frank, ein Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften, und Hedayet Jonas Djeddikar am Flügel dar.
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er 250. Geburtstag Metternichs im Mai dieses Jahres ist im deutschsprachigen Raum wenig beachtet worden, obgleich die Thematik durch die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen von großer Bedeutung ist“, erklärte Stefan Samerski bei seinem Festvortrag. „Wie läßt sich ein dauerhafter und gerechter Frieden in Europa herstellen?“ Der Wiener Kongreß 1814/1815 und die anschließenden Treffen hochrangiger europäischer Diplomaten könnten da manchen Fingerzeig aus der Geschichte geben. Die Familie des österreichische Staatskanzlers Clemens von Metternich sei seit 1630 in Westböhmen begütert gewesen; er selbst habe diesen Grundbesitz 1926 weiter ausgebaut, etwa im nordböhmischen Plaß, und dafür gesorgt, daß das kollektive FaDie Laudatio auf den KlimaPreisträger Stefan Johann Schatz hielt Honorarprofessor Burkard Steppacher. Sie wird hier in Auszügen dokumentiert.
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ildung ist nach Ernährung und Kleidung das zentrale Thema des Menschen. Der Mensch braucht Beziehung und Beziehungen nicht alleine zur Familie, zur Gruppe, zur Gemeinschaft, sondern auch zur Welt. Dies vermitteln nicht nur die Eltern, sondern insbesondere die Schule und weitere Bildungseinrichtungen bis hin zu den Hochschulen, Universitäten und Akademien. In der Schule wird Welt vermittelt. Dort wird nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt, sondern auch das Bild der Welt vermittelt. Daher ist das Thema Schule ein hochpolitisches. Bildung ist nach Ernährung und Kleidung das zentrale Thema des Menschen ... Das Thema der heute mit dem Adolf-Klima-Preis ausgezeichneten Arbeit von Stefan Schatz ist keinesfalls ein historisches Nischenthema, sondern eine auch für das 21. Jahrhundert ausgesprochen spannende Studie. Die Studie „Unterricht für die ,Grenzlanddeutschen‘. Das
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
Akademiepräsident Professor Dr. Günter J. Krejs, Klimapreisträger Dr. Stefan Johann Schatz mit Ehefrau Stefanie und der Laudator, Professor Dr. Burkard Steppacher. Bilder: Sadja Schmitzer (4), Vera Busse (1)
� Festveranstaltung der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste in München
Metternich und Schulwesen
Die Amtskettenträger Professor Dr. Günter J. Krejs und Stadtrat Andreas Babor, Festredner Professor Dr. Stefan Samerski sowie Krejs mit Gerda Fritsch, der Witwe seines Vorgängers, und deren Tochter Veronika Fritsch beim abschließenden Empfang im Otto-von-Habsburg-Foyer. miliengedächtnis seinen Platz in Böhmen gefunden habe. „Neue Erkenntnisse aus böhmischen Archiven haben zu einer Neubewertung Metternichs geführt.“ Er müsse zuallererst als Außenpolitiker gesehen und bewertet werden. Die Französische Revolution sei zwar auch für den aufgeklärt erzogenen Diplomatensohn ein „katastrophales Urereignis“ gewesen. Er habe jedoch ebenso die Positionen der französischen Royalisten im Exil im Westen Deutschlands abgelehnt. „England mit seiner konstitutionellen Monarchie war sein favorisierter dritter Weg.“ Daher seien unter Metternichs Leitung auf dem Wiener Kongreß nicht die Verhältnisse von vor 1789 wieder hergestellt wor-
den, sondern ein europäisches Mächtegleichgewicht, das möglichst alle Interessen der Sieger und sogar der Besiegten berücksichtigt habe. „Frieden muß immer ein globaler Frieden sein – das erkannte Metternich früh.“ Modern sei auch, daß er im Vorfeld des Kongresses mit einer mobilen Kanzlei mit immerhin zehn Kutschen eine große Kommunikationsdichte zu ausländischen Regierungsspitzen hergestellt und viele grundsätzliche Fragen vor dem Herbst 1814 festgelegt habe. „Metternich war weder allmächtig noch gab es ein System Metternich; er war pragmatisch veranlagt und kannte die Macht des Faktischen“, betonte Samerski. Dennoch habe Metternich be-
� Aus der Laudatio von Burkard Steppacher
Spannende Studie deutschsprachige Schulwesen im Reichsgau Sudetenland 1938– 1945“ von Schatz entstand als erziehungswissenschaftliche Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin und wurde dort im Jahr 2020 mit dem überaus erfreulichen Prädikat „magna cum laude“ ausgezeichnet. Sie macht mit einem interessanten, in Deutschland aber allgemein wenig vertrauten Thema bekannt. Nach dem Untergang der Habsburgermonarchie 1918 bestand in der jungen Tschechoslowakei ein Schulwesen, das stark von der österreichischen Tradition geprägt war: mit Bürgerschulen und Berufsschulen.Die Deutschen waren in der Ersten Tschechoslowakischen Republik eine Minderheit, aber sie konnten in den Siedlungsgebieten in den Grenzregionen Böhmens und Mährens ein eigenes deutschsprachiges Schulwesen organisieren. Das Selbstverständnis der Deutschen veränderte sich nach der Weltwirtschaftskrise Ende
der 1920er Jahre. Stärker als in Jahren zuvor sah man sich in einem Abwehrkampf gegenüber einem behaupteten Angriff auf das Deutschtum. Im Deutschen Reich verklärte man die sogenannten Grenzlanddeutschen als tapfere Kämpfer für das Deutschtum. Nachdem diese Gebiete in der Folge des Münchener Abkommens 1938 zwangsweise an das nationalsozialistische Deutsche Reich abgetreten und administrativ als „Reichsgau Sudetenland“ zusammengefaßt wurden, veränderte sich die Situation jedoch in doppelter Weise. Das Reichserziehungsministerium in Berlin forderte, das Schulsystem nach Reichsvorgaben umzustellen. Die sudetendeutschen Schulfunktionäre in der Schulverwaltung forderten hingegen recht selbstbewußt eigene Handlungsspielräume in der nationalsozialistischen Schulpolitik. Die Studie von Schatz analysiert ausführlich aufgrund von
reits damals viele grundlegende Institutionen angedacht, auf denen das moderne Europa basiere: Pendeldiplomatie, hochrangige regelmäßige Regierungstreffen und sogar eine Art Völkerbund. Obgleich Krieg für ihn immer nur ein Fehler gewesen sei, habe Metternich doch gewußt, daß ohne ein militärisches Potential und staatliche Autorität auf Dauer kein nachhaltiger Frieden bestehen könne. Religion habe in der Politik ebensowenig zu suchen gehabt wie Nationalismus, der erst nach seiner Amtszeit zu einer relevanten Größe geworden sei. Der historische und zugleich aktuelle Vortrag Samerskis war ein typisches Beispiel für die großartigen Veranstaltungen der
Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Einige davon erwähnte Akademiepräsident Günter J. Krejs auch in seinem Jahresrückblick. Krejs freute sich, daß etliche Veranstaltungen der Akademie mit vielen Gästen hätten stattfinden können wie die Festveranstaltung mit Vernissage „175 Jahre Bauernbefreiung – 1848“ über 200 Jahre Hans Kudlich, das Komponistenporträt von Dietmar Gräf zu dessen 80. Geburtstag oder der wissenschaftliche Vortrag „Die Rolle der DarmMikrobiota bei Erhalt der Gesundheit und bei verschiedenen Krankheiten“ von ihm selbst auf dem Sudetendeutschen Tag in Regensburg. Danach kam es zum nächsten Höhepunkt: Der junge
sorgfältig ausgewertetem Quellenmaterial, inwieweit die Schulverwaltung ihren Sonderanspruch bei der Angleichung des Schulaufbaus nach Reichsvorgaben beim Tschechisch-, Deutschund Geschichtsunterricht und im Umgang mit der tschechischen Minderheit umsetzen konnte. Letztlich scheiterte die sudetendeutsche Schulverwaltung, mit ihrem Anspruch, ihre volkstumspolitischen Vorstellungen im Dritten Reich durchzusetzen, aber auf der ganzen Linie. Die Studie von Schatz basiert auf umfangreichem Archivund Quellenstudium. Sie ist eindrucksvoll belegt mit einer fast vierstelligen Zahl von Fußnoten und enthält erfreulicherweise einen zusammenfassenden Aufsatz in tschechischer Sprache, damit sie in beiden Sprachräumen wahrgenommen werden kann. Wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeutung wurde die Dissertation als Band 6 der „Forschungen zu Geschichte und Kultur der Böhmischen Länder“ publiziert, einer Reihe, die im Auftrag der Historischen Kommission für die böhmischen Länder veröffentlicht wird ... So beende ich diese Laudatio mit einem fröhlichen „Herzlichen Glückwunsch!“.
� Historische Neuerscheinung
Bildungswissenschaftler Stefan Johann Schatz wurde mit dem Adolf-Klima-Preis 2023 ausgezeichnet. Er freute sich sehr, als Präsident Krejs ihm die Anerkennungsurkunde überreichte. Die Laudatio hielt Burkard Steppacher. Der Honorarprofessor für Europäische Politik an der Universität zu Köln, der Mitglied der geisteswissenschaftlichen Klasse der Akademie ist, erläuterte, daß die preisgekrönte Arbeit von Stefan Schatz das deutschsprachige Schulwesen im Reichsgau Sudetenland 1938 bis 1945 behandele. Die Studie zeige, wie die sudetendeutsche Schulverwaltung versucht habe, eigene Vorstellungen in der nationalsozialistischen Schulpolitik durchzusetzen, aber letztendlich gescheitert sei. Die Studie basiere auf umfangreichem Quellenstudium und biete eine Zusammenfassung in tschechischer Sprache. Der Klima-Preisträger Stefan Johann Schatz hob in seinen Dankesworten hervor, welche besondere Expertise die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste auf dem Feld der tschechischen Geschichte besitze und bedankte sich bei allen Unterstützern. Die Mezzosopranistin Susanna Frank, Mitglied der Klasse der Künste und Kunstwissenschaften, sang Lieder von Ludwig van Beethoven, Hugo Wolf, Richard Strauss, Eduard Hanslick und Rudolf Sieczynski. Dabei begleitete sie Hedayet Jonas Djeddikar einfühlsam am Flügel. Susanne Habel Sadja Schmitzer
Frieden sichern Stefan Samerski gab erst kürzlich ein Buch über Clemens Fürst Metternich heraus.
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er Sammelband „Metternich und der europäische Frieden“ wendet sich an ein breites
Publikum, das an historischen Zusammenhängen wie aktuellen Fragen i nteressiert ist. In Form von Essays melden sich ausgewiesene Fachvertreter zu Wort, die die Diplomatenpersönlichkeit und die außenpolitische Leistung des österreichischen Staatsmanns anschaulich darlegen. Stets mit Blick auf Europa gehörten für Metternich Friedensstiftung und Friedenssicherung integrativ zusammen. Vor allem seine Außenpolitik ist nicht auf die Begriffe „Restauration“ und „Rückwärtsgewandtheit“ reduzierbar. Das wird deutlich, wenn ausgetretene Pfade verlassen und die diplomatische Flexibilität sowie moderne Ansätze des Staatsmanns konkret in den Blick genommen werden. Stefan Samerski (Herausgeber): „Metternich und der europäische Frieden“. Mitteldeutscher Verlag, Halle an der Saale 2023; 176 Seiten, 20 Euro. (ISBN 978-3-96311-811-1)
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KULTUR
Das Spielbrett wird lebendig … Die beiden rührigen Verleger aus Leipzig, Jürgen Tschirner und seine Ehefrau Kateřina Kosová, haben ein neues Brettspiel herausgegeben: „Grenzenlos durchs Erzgebirge. Von Chemnitz nach Komotau in 70 Spielzügen“ ist ein klassisches Familien- und Freundesspiel, bei dem die Würfel fliegen.
… sobald die enzückenden kleinen Spielfiguren es bevölkern.
Bilder: Jürgen Tschirner, Anna Werner
Neues grenzüberschreitendes, zweisprachiges Brettspiel von Tschirner und Kosová
Grenzenlos durch das Erzgebirge dichter Anton Günther oder die schöne Stadt Thalheim, machten die Verleger nachdenklich. Und der Erzgebirgler auf der westlichen Seite des Erzgebirges? Den Weg zu seinen böhmische Lieblings-Gasthäusern und Tankstellen kennt er aus dem Effeff. Das Mausoleum in Heinrichsgrün/Jindřichovice oder das Handschuhmuseum in Abertham /Abertamy ist dagegen Terra Incognica, unbekanntes Land. Warum kennen wir uns in Mallorca und Kroatien besser aus als im nahen Nachbarland? So wählten die Verleger 70 Orte aus, die auf der Wanderung von Chemnitz nach Komotau lie-
gen, 43 Ortschaften in Sachsen und 27 in Böhmen. ie Idee dazu kam dem Die zwei bis fünf Mitspiedeutsch-tschechischen Verler würfeln sich durch Orte wie legerpaar beim Pilzesuchen mit Freiberg, Altenberg, Oberwieihren drei Kindern im Erzgebirsenthal, Annaberg-Buchholz, ge. Unbeabsichtigt und zunächst Seiffen, Schwarzenberg, Oberunbemerkt wurde im Dickicht leutensdorf/Litvínov, Neudek/ des Waldes die Grenze zu TscheNejdek und Mariaschein/Bohochien übertreten – und die Pilsudov und müssen dabei Fragen ze sahen dort genauso schön aus. über Land und Leuten beantworDies und der Umstand, daß die ten. Zu jeder Frage gibt es drei meisten Menschen auf der östliAntwortmöglichkeiten. Es gibt chen Seite der Grenze zwischen unterwegs einige Aktionsfelder Deutschland und der Tschechiwie auf Feld 20: „Du hast in der schen Republik offensichtlich Brauerei Thun ein Bier zu viel das Shopping-Center in Chemgetrunken und setzt einmal aus, nitz und Dresden besser kennen um Deinen Rausch auszuschlaals den erzgebirgischen Volksfen. Wenn Du das nächste Mal dran bist, darfst Du die Frage beantworten.“ Die fünf schönen Spielfiguren kommen aus Oberlochmühle im Erzgebirgskreis von der Werkstatt Holzkunst Braun. In liebevoller Handarbeit hergestellte Miniaturen wie Lichterengel, Bergmann, Nußknacker, Anton Günther und eine Reisigsammlerin wetteifern darum, wer als erstes in Komotau ankommt. Das große farbige Spielbrett wird in Annaberg-Buchholz produziert. Die Spielanleitung und der Fragenteil wurden gemeinsam Thomas Lang aus Chemnitz entwickelt. Der Verleger Jürgen Tschirner mit der Neuauflage von Karl-Heinz Melzers „Geschichten vom Böhmer-Langi refeErzgebirgskamm“ (Leipzig 2023, 156 Seiten, 29,80 Euro. ISBN 978-3-9825526-0-6). rierte bereits mehr-
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
Bei Kaffee und Tee an Herbst- und Winterabenden: Die ganze Familie spielt mit …
WeihnachtsGeschenk „Grenzenlos durchs Erzgebirge – Die Winteredition“ kommt am 4. November auf den Markt und bietet
einen Karton, ein Spielbrett, zwei Holzwürfel, eine 150seitige zwei-
Schöne handgefertigte Spielfiguren. fach im Sudetendeutschen Haus in München über seine geliebte Erzgebirgsheimat. Sämtliche Handzeichnungen wurden von Kateřina Kosová entworfen und gemalt. Komplettiert wird das Spiel von NostalgieRäucherkerzen aus Crottendorf im Erzgebirgskreis, einer Musik-CD mit Originalaufnahmen von Anton Günther, der aktuel-
len Ausgabe der „Erzgebirgszeitung“ und großen Holzwürfeln. „Grenzenlos durchs Erzgebirge – Die Winteredition“ erscheint am 4. November in einer limitierten Auflage und ist ein originelles Geschenk zu Weihnachten. Das neue Spiel ist auch gut geeignet, um sich selbst eine Freude zu bereiten. Susanne Habel
… und informiert sich im unfangreichen zweisprachigen Beiheft.
sprachige Anleitung, fünf Holzminiaturen als Spielfiguren: Anton Günther, Reisigsammlerin, Lichterengel, Bergmann, Nußknacker, eine Anton-GüntherMusik-CD mit Originalaufnahmen von 1921 bis 1931, eine aktuelle Ausgabe der in Oberleutensdorf jährlich erscheinenden „Erzgebirgszeitung“, Nostalgie-Räucherkerzen aus Crottendorf. Für 129 Euro plus 5,95 Euro Versandkosten erhältlich beim Verlag Tschirner & Kosová, Zum Harfenakker 13, 04179 Leipzig, Telefon (01 76) 20 74 99 08, eMail info@tschirner-kosova.de, Internet www.tschirnerkosova.de
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
� SL-Kreisgruppe Münster
� Ackermann-Gemeinde in Rottenburg-Stuttgart
Ehrung zur Eisernen Hochzeit
Christentum auf tschechischem Boden
Anfang August feierten Wilma und Roland Koloc mit der nordrhein-westfälischen SLKreisgruppe Münster sowie mit Freunden des Sudetendeutschen Volkstanzkreises Münster im Hotel Möwenpick in Münster Eiserne Hochzeit.
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m 2. August 1958 hatten Wilma und Roland sich in Münster ihr Ja-Wort gegeben. Und heute, 65 Jahre danach, wurde ihnen erneut der Segen Gottes zuteil. Roland Koloc ist ein Kind der Elbe in Böhmen. Beim malerischen Durchbruch der Elbe durch das Mittelgebirge in romantischer, aber auch fruchtbarer Gegend liegt auf einem 85 Meter hohen Klingsteinfelsen über dem rechten Ufer der Elbe die Burg Schreckenstein. In Aussig-Schreckenstein in der Nähe der berühmten Schicht-Werke erblickte Roland 1934 das Licht der Welt. Wilma Koloc, geborene Schmidt, kam aus einer Kulturlandschaft im südöstlichen Teil der Sudeten, dem Altvatergebirge, auch Hohes Gesenke genannt. In dieser waldreichen Landschaft treffen wir auf Kurorte wie Karlsbrunn oder Nieder Lindewiese. Im kleinen Ort Petersdorf bei Freiwaldau wurde Wilma 1936 geboren. Im Westfalenland kreuzten sich dann schicksalhaft diese beiden Wege aus der Heimat. 1958 heirateten Wilma und Roland, wohl nicht mit Kammerwagen und Hochzeitsanhalter – wie es bei ihnen daheim der Brauch gewesen war –, sondern eher mit wenig Geld, aber dafür mit viel Liebe und Heimatverbundenheit. Mit Hausbau und drei wunderbaren Kindern hatten sie genug zu schaffen. Damit aber war es den beiden nicht genug. Aus Liebe zu Volkstum, Brauchtum und Liedgut ihrer angestammten Heimat zählten sie bereits 1952 zu den Mitbegründern des Sudetendeutschen Volkstanzkreises hier in Münster, den sie aus gesundheitlichen Gründen vor einiger Zeit leider einstellen mußten. Was Roland und Wilma Koloc auszeichnet, ist die Beständigkeit, mit der sie ein halbes Jahrhundert hindurch als Kulturträger unserer böhmischen und mährischen Heimat mit ihren Mitgliedern hier in Münster, in Gemeinsamkeit mit den westfälischen Trachtenvereinen und über die Grenzen des Landes hinaus, in ihren heimatlichen Trachten und Liedgut wirkten. Der Bundesverband der Sudetendeutschen Landsmannschaft ehrte das Paar bereits viele Male an seinen Jubiläen. Viele Auszeichnungen wurden ihm zuteil. Eine der schönsten Ehrungen ist die, jetzt im August überreichte Ehrung zur Eisernen Hochzeit mit Dank und Anerkennung für Wilma Koloc und für Roland Koloc. Die Liebe zueinander und die innere Verbundenheit zur sudetendeutschen Heimat sind ihnen im unsichtbaren Fluchtgepäck erhalten geblieben. Dies bezeugt auch ihr Trauspruch von 1958: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ Viel Glück für noch viele wunderbare Jahre. Karin Führich
Eberhard Heiser und Manfred Baumgartl danken Gisela Heiser.
Manfred Baumgartl und Eberhard Heiser danken Dr. Ortfried Kotzian.
� SL-Bezirksgruppe Mittelfranken/Bayern
Kelten, Markomannen, Sueben und Boier Ende Oktober fand das Herbstseminar der bayerischen SL-Bezirksgruppe Mittelfranken im Haus der Heimat in Nürnberg statt.
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u diesem Seminar hatte Bezirksobmann Eberhard Heiser die SL-Kreis- und -Ortsobleute sowie sonstige Amtsträger und Mitglieder eingeladen. Im Haus der Heimat begrüßte er 35 Landsleute und stellte das Seminarprogramm vor. Unser SL-Mitglied Willi Schiewe, dessen Hobby das Nachmalen von bekannten Ölgemälden ist, hatte mittels einer Vernissage dem Vortragsraum einen dekorativen Rahmen gegeben. Zur Einstimmung wurde gemeinsam das Volkslied „Ännchen von Tharau“ gesungen, das die virtuose Akkordeonspielerin Margit Schausberger begleitete. Aufmerksam verfolgten die Landsleute einen von Heiser und dem Amateurfilmer Joachim Haentzchel gedrehten Film über die Ortschaft Kunreuth, die ihr 900jähriges Bestehen begehen konnte. Das besondere dieser kleinen Ortschaft ist, daß sie eine von katholischen Ortschaften
„umzingelte“ evangelische Enklave ist und sich in den Jahrhunderten nach der Reformation dort eine Art Mikrokosmos entwickelt hat. Für das leibliche Wohl sorgte unsere fürsorgliche Gisela Heiser, die uns zu Mittag Gulasch, „bemmische Knedln“, Blaukraut und Nachspeise kredenzte. Manfred Baumgartl, Vermögensverwalter der Bezirksgruppe, dankte Gisela Heiser mit einem Blumenstrauß. Nach einer BundesbahnOdysee mit fünf Stunden Reisedauer von Augsburg nach Nürnberg, kam Referent Ortfried Kotzian gerade noch rechtzeitig zu seinem geplanten Vortrag bei uns an. Er brachte den Zuhörern die Besiedlungsgeschichte des böhmischen Raumes durch Kelten, Markomannen, Sueben und Boier nahe. Kotzian sagte, die Urbevölkerung Bayerns habe sich im Zuge der Völkerwanderungen aus den von Böhmen kommenden keltischen Boiern und Markomannen rekrutiert. Man erfuhr über die Christianisierung Böhmens durch die griechischstämmigen Slawenapostel Kyrill und
Method. Ferner referierte Kotzian über Kaiser Karl IV., der als deutscher Luxemburger mit einer premyslidischen Prinzessin des tschechischen Hochadels verheiratet gewesen sei. Mit politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Maßnahmen habe Karl IV. die Böhmischen Länder zur Blüte brachte und unter anderem die erste, überwiegend deutsch geprägte Universität in Prag gegründet. Kotzians Vortrag offenbarte dessen großes und tiefgründiges Wissen, gepaart mit einer hervorragenden Rhetorik. Die Seminarteilnehmer nahmen den Vortrag mit Aufmerksamkeit und Begeisterung wahr. Ortfried Kotzian gab abschließend der Hoffnung Ausdruck, daß sich mit dem neu gewählten tschechischen Staatspräsident Petr Pavel das sudetendeutsch-tschechische Verhältnis verbessern möge. Im Anschluß stellte sich der Referent den wißbegierigen Fragen der Zuhörer. Mit dem Lied „Nehmt Abschied Brüder, ungewiß ist alle Wiederkehr“ endete das Herbstseminar der SL-Bezirksgruppe Mittelfranken. dl
� SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf/Baden-Württemberg
Europa erlebt Realitätswende tenwende, sondern eine Realitätswende. So habe der Ukrainekrieg viele wieder auf den Boden
serungen bekommen werde. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die Dringlichkeit von organisierten Außengrenzen der EU, damit die Reisefreiheit innerhalb der Europäischen Union erhalten bleibe. So könne er, Rainer Wieland, sich die Schaffung einer Europäischen Grenzbehörde vorstellen. Im Bereich der Energiepolitik, für die Deutschland wegen des hohen Preisniveaus bei seinen europäischen Nachbarn keinen guten Ruf genieße, gelte es, technologieoffen zu bleiben und im Automobilbereich nicht allein auf ainer Wieland, seit 1997 Rainer Wieland MdEP und Obfrau Wal- das batteriebetriebene E-Auto MdEP, der sich selbst als traud Illner. zu setzen. „Zum einen braucht „schwäbischer Europäer deutdie Produktion der Batterien scher Nation“ beschreibt, war der Realität zurückgeholt, die enorm viel Energie, und zum an14 Jahre Gemeinderat in Gerlin- da geglaubt hätten, Freiheit und deren verfügt Deutschland nicht gen und ist seit 1994 Regional- Demokratie in Europa bedürften über die Infrastruktur, die für rat der Regionalversammlung keiner äußeren Sicherheit mehr. eine flächendeckende Versordes Verbands Region Stuttgart. Sorgen mache er sich über den gung von E-Autos notwendig wäDennoch sieht er bei den kom- zunehmenden Populismus in Eu- re.“ Deshalb werde der Verbrenmenden Europa-, Regional- und ropa, der sich aus der rechtspo- nungsmotor auch weiterhin eine Kommunalwahlen die Europa- pulistischen Ecke immer mehr Zukunft haben, so der Christdewahl im Mittelpunkt des politi- in die politische Mitte verlagere. mokrat, der selbst auf E-Fuel, alschen Interesses. Die Stimmung „Wir müssen aus dem Versprech- so synthetische Kraftstoffe, setzt in Deutschland, so Wieland, sei wettbewerb endlich einen Liefer- und für den Mobilität nicht zur proeuropäischer geworden. wettbewerb machen.“ Es gelte, sozialen Frage werden darf. Grund sei, daß man die Krisen politisch weniger zu versprechen Zum Abschluß wies Rainer der Vergangenheit und der Ge- und mehr zu liefern. Darunter Wieland darauf hin, daß der Ausgenwart gemeinsam als Europä- verstehe er, immer nur das den gang der kommenden Europaer gut gemeistert habe und so das Menschen zu versprechen, was wahl darüber entscheiden werde, Vertrauen in die EU gestärkt wor- man glaube auch am Ende reali- ob Deutschland mit der Christden sei. Ein Beispiel sei die Ge- sieren, also liefern zu können. demokratin Ursula von der Leyschlossenheit der Europäer bei Wieland sprach auch Themen en auch weiterhin an der Spitze der Unterstützung der Ukraine wie Energie- und Migrationspo- der EU-Kommission stehe oder nach dem Überfall Rußlands auf litik an und ließ die Zuhörer wis- im Tausch einen EU-Kommissar den europäischen Nachbarn. Ge- sen, daß man bei der Flüchtlings- aus den Reihen der Grünen begenwärtig erlebe man keine Zei- politik keine schnellen Verbes- komme. Helmut Heisig
Am 9. Juni 2024 wählen die Bürger in der EU ein neues Europäisches Parlament. Einer der 705 Europaparlamentarier, der Vizepräsident des Europäischen Parlaments und CDUEuropaabgeordnete Rainer Wieland, referierte auf Einladung von Obfrau Waltraud Illner kürzlich vor der badenwürttembergischen SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf mit Zuffenhausen, Stammheim, Rot, Zazenhausen, Freiberg und Mönchsfeld im Haus der Begegnung in Stuttgart-Giebel.
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in der Zeit der Verfolgung und des Umbruchs. Kolářová wuchs in einem Pfarrhaus im südböhmischen Kirchschlag/Světlík auf, wohin ihr Vater als Priester und Problemfall für Kirche und Staat erald Warmuth, Pfarrer su- strafversetzt worden war und 40 detendeutscher Herkunft in Jahre lang blieb, ein atypischer Frickenhausen, umriß einleitend Fall, weil er und seine Familie die Situation des Christentums nicht in der Geheimkirche orgaauf tschechischem Boden unter nisiert waren. Er war ein exotiden Nazis und ab 1948, als die scher Priester, verheiratet und ofKommunisten sich als fiziell nicht anerkannt, direkte Feinde der kaaber jeder wußte das tholischen Kirche präund akzeptierte ihn und sentierten. Während seine 15 Gemeindemitdie neuen Herrscher glieder, selbst das Redie evangelische Kirche gime sah in seinem Wirwegen des emanzipaken keine Bedrohung, torischen Kampfes der ließ aber über die GotHussiten im 15. Jahrtesdienste hinaus keine hundert weniger streng Gemeinschaftsbildung behandelt hätten, hät- Lucie Kolářová zu und sah es wohl auch ten sie die katholische nicht gern, daß der in Kirche kollabieren lassen wol- kein Schema passende Seelsorlen, etwa indem sie die theolo- ger Heimwehtourismus als legische Fakultät der Katholiken gitim betrachtete. Nach einigen von Prag nach Leitmeritz umge- Jahren bekam er aber ein weitesiedelt und sie so zu einem Prie- res, nicht an der Grenze liegensterseminar degradiert oder in des Dorf als Parochie hinzu, was den 1950er Jahren die Orden ge- für ihn heilsam war, aber nichts schlossen und Schwean der finanziell prekästern in die Rolle von ren Situation verbesserKrankenschwestern gete. Tochter Lucie spielzwungen hätten. te während der Messen Die völlige Zerstödie Orgel, sie schätzte rung der tschechischen die exklusive Stellung, katholischen Kirche sei litt aber auch unter jedoch schon wegen deKontaktverboten. Ohren internationalen Verne Aufnahmeprüfung bindungen nicht gelunkonnte sie das Gymnagen. Auch die Verban- Hermann Lüffe sium besuchen, es mit nung vieler Priester in Bestnoten abschließen vergessene Dörfer habe sie zwar und studieren. der gewohnten Wege der KomAb 1991 durfte Pfarrer Kolář munikation beraubt, aber halb- Religionsunterricht erteilen und offiziell und im geheimen Modus sprach die Menschen mit Erhabe sie weiter funktioniert. Am neuerungen und dramatisch erEnde der 1950er und am Beginn zählten biblischen Geschichten der 1960er Jahre sei der staatli- intensiv an. Zwar drängte die Kirche Umgang mit der Kirche zwar che ihn nicht, sich zu laizisieren, etwas lockerer geworden, doch wollte aber keinen Präzedenzfall sei sie unter strenger Aufsicht zulassen und entließ den verheigeblieben. Die Geheimpolizei sei rateten Priester. raffiniert und ständig präsent geZwischen offizieller und gewesen, habe Predigten mitgehört heimer Kirche habe es Verdächund Droh szenarien aufgebaut. tigungen und Animositäten geHabe sich ein Hirte mit zu großer geben, so die Referentin, aber Offenheit hervorgetan, sei er zur auf beiden Seiten auch viele inEinvernahme gebeten, versetzt teressante Figuren. Wenngleich oder auf andere Weise entsorgt in der tschechischen Kirche, abworden. Erst Ende der 1980er gesehen von vorsichtigen AnpasJahre sei das korrupte System sungen, seit der Wende keine am Ende seiner Kraft angelangt. großen Innovationen eingetreten Zu gegensätzlich seien die Syste- seien und die Kirchgänger nur me in Ost und West gewesen, um zwischen fünf und zehn Prozent durch Dialog versöhnt oder ge- der Bevölkerung ausmachten, sei heilt werden zu können. die tschechische Kirche doch ofErstmals in deutscher Spra- fener als die polnische und sloche analysierte und beschrieb wakische. Kolářová benannder Osteuropa-Historiker Otf- te dennoch bestehende Problerid Pustejovsky auf der Grundla- me wie den Konservatismus an ge archivalischer Zeugnisse so- der wieder eingegliederten Prawie vieler tschechischer und slo- ger Fakultät, das Fehlen von enwakischer Detailstudien den von gagierten Laien, die Auflösung Moskau vorgegebenen Plan zur von Pfarreien in Grenznähe, den Atheisierung Europas am Bei- zunehmenden Abstand zwischen spiel der Tschechoslowakei von Stadt und Land durch die Schaf1948 bis 1998 in seinem voriges fung größerer SeelsorgeeinheiJahr erschienenen Buch „Ge- ten sowie das Zurückweichen der heimkirche“. Die Diözesanta- Ökumene vor fundamentalistigung sollte nun Pustejovskys schen Strömungen. Überblick exemplifizieren und Den authentischen Glauben konkretisieren. Diese Rolle über- und die kommunikative Art ihnahm die an der südböhmischen res Vaters, der in Leitmeritz NeuUniversität Budweis lehrende scholastik studiert hatte und vom und arbeitende Theologin Lu- Zweiten vatikanischen Konzil becie Kolářová (* 1970) durch erin- geistert war, hatten auch Nichtnernde Rückblicke und Einord- gläubige im Dorf geschätzt. Tochnungen. Die Wissenschaftlerin ter Lucie trägt dieses Erbe weiter. beschäftigte sich neben zahlrei- Obwohl die von den Deutschen chen fundamentaltheologischen verlassenen Dörfer durch eine Themen mit dem Homo histori- sozial problematische tschechicus und dem Homo religiosus bei sche Bevölkerung mit niedrigem dem belgischen Ordenspriester Bildungsstand und hoher Krimiund römisch-katholischen Theo- nalitätsrate neu besiedelt worlogen Edward Schillebeeckx den seien, hätten sich die Unter(1941–2009). schiede im Lauf der letzten 30 Sie referierte in exzellentem, Jahre durch Zirkulation eingeebvom Vater gelernten Deutsch net. Selbst in nicht touristischen über die Situation der Kirchen- Gebieten sei viel renoviert und gemeinden sowie der Christen Bitte umblättern Mitte Oktober fand die Diözesantagung der Ackermann-Gemeinde (AG) der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Hotel Fortuna in Schwäbisch Gmünd statt.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
� BdV-Kreisverband Bayreuth/Oberfranken
Volles Haus am Tag der Heimat be. Erfreuliches könne sich wohl auch in Polen aufgrund der jüng sten Wahlergebnisse entwikkeln. „Unsere Verpflichtung ist“, so Koschyk, „unser Geschichtsbe wußtsein an Kinder und Enkel kinder weiterzugeben“. Deshalb sei es wichtig, eine Verbindung zur Heimat aufrechtzuerhalten. ingeladen hatte der BdVBesonders erwähnte er auch die Kreisvorsitzende Helmut Aktion der tschechischen Regie Hempel aus Warmensteinach. In rung, die Gräber der Deutschen seiner Begrüßung wies der Kreis als Erinnerungskultur in den vorsitzende darauf hin, daß die nächsten Jahren als Denkmale zentrale Gedenkver zu erhalten. Brücken anstaltung des Bun bauer und Friedens des der Vertriebenen stifter sollten wir al alljährlich an unter le in der Zukunft blei schiedlichen Orten ben. Koschyk schloß in ganz Deutschland mit einem Goethe-Zi ausgetragen werde. tat aus Faust I: „Was Der Tag der Heimat du ererbt von deinen gehe zurück auf die Vätern hast, erwirb es, Kundgebung vor dem um es zu besitzen.“ Stuttgarter Schloß am Im kulturellen Teil 5. August 1950, bei des Tages der Hei der die Charta der mat kam nochmals ei deutschen Heimat ne besondere Stim vertriebenen verkün mung auf. Horst Skri det worden sei. In ihr palle trug Gedichte in hätten die Vertriebe schlesischer Mund nen bereits fünf Jahre art und Gerhard Lang nach Beendigung des in Gablonzer bezie Zweiten Weltkrieges hungsweise pauri auf Rache und Vergel scher Mundart von tung verzichtet. Heinz Kleinert vor. Hempel konnte ne Auch wenn nicht je ben den Vertretern Oberfrankens Bezirksobfrau Margaretha Michel, Hartmut Koschyk, ehemaliger Bundesbeauftrag- der Gast jedes Wort der Landsmannschaf ter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Gertrud Hempel und BdV-Kreisvorsitzender verstand, die Lachsal ten wie der Schlesi Helmut Hempel. ven zeigten das Ver er, der Donau- und ständnis und die Sym Banater Schwaben, der Ost- und de lobten den Aufbauwillen der nen zum Beispiel mit dem Su pathie für die vorgetragenen Westpreußen, dem Verband der Heimatvertriebenen, ihre ge detendeutschen Museum in Mundartbeiträge. Siebenbürger Sachsen, der Deut glückte Aufnahme im Landkreis München oder mit dem Eger Die musikalische Umrahmung schen aus Rußland und der Su Bayreuth und zeigten sich über landmuseum in Marktredwitz der Veranstaltung hatte in ei detendeutschen besondere Eh rascht von der noch immer vor dafür gesorgt, daß ihre Geschich ner schnellen Ersatzaktion Theo rengäste begrüßen. Allen voran handenen Aktivität der Heimat te lebendig bleibe. Lange Zeit Knopf auf seiner Konzertina ge begrüßte er den Festredner Hart vertriebenen. Dem schloß sich seien die Vertriebenen wegen ih konnt übernommen. Die Gä mut Koschyk MdB a. D., ehe Hartmut Zurek von den Schlesi res starken Heimatbewußtseins ste sangen bei seinen gespielten maliger Staatssekretär und ehe ern in seinem Grußwort an. allerdings als „Revanchisten“ be Heimatliedern kräftig mit und maliger Bundesbeauftragter für Festredner Hartmut Koschyk zeichnet worden, und die Medi dankten ihm und den Mundart Aussiedlerfragen und nationa gab in einem Spannungsbo en hätten ihre Veranstaltungen künstlern mit ehrlichem, kräfti le Minderheiten, den Landrat gen von der Charta der Heimat überwiegend nicht aufgegriffen. gem Applaus. Florian Wiedemann, die Kreis vertriebenen 1950 über die Auf Dieser Eindruck bestehe leider Margaretha Michel über rätin Sabine Habla, Bezirksvor bauleistungen der Nachkriegs auch heute wieder. nahm den Abschluß des diesjäh sitzende der UdV, den Kreisrat jahre einen Rückblick über die Eine der für die Zukunft ver rigen Tages der Heimat im Kreis Günter Pöllmann, Fichtelbergs Entwicklung der Heimatvertrie bliebenen Aufgaben sei, die Ver Bayreuth. Auch sie forderte ge Ersten Bürgermeister Sebasti benen seit 1945/1946. Ohne zu bindung zu den deutschen Min genseitiges Verständnis mit den an Voit, Warmensteinachs Bür jammern und in Eigenverant derheiten in den Herkunftslän tschechischen Nachbarn und die germeister Axel Hermann, Wei wortung hätten die Heimatver dern zu halten und damit die Fortsetzung der mittlerweile viel denbergs Zweiten Bürgermeister triebenen ihr geistiges Gepäck Weiterentwicklung von Euro fältigen Kontakte. Als Gymnasi Günter Dörfler, Peter Fülle sowie verwendet und mitgearbeitet. Er pa zu unterstützen. Koschyk er allehrerin in Pegnitz habe sie be den Vertriebenenseelsorger des bedankte sich bei allen, die den wähnte weiter, daß der tschechi reits 1968 mit einem gelungenen Erzbistums, den Pfarrer i. R. Her Vertreibungsgruppen für diese sche Staatspräsident Petr Pavel Schüleraustausch mit dem Gym bert Hautmann. Aufbauleistung eine hohe Wert sich in Selb ausdrücklich bei der nasium in Schlan/Slaný bei Prag In Angleichung an die Tages schätzung und eine hohe Aner Sudetendeutschen Landsmann viele positive Kontakte geknüpft. lesung aus dem Brief des Apo kennung entgegengebracht hät schaft und ihrem Sprecher Bernd Mit der Deutschlandhymne en stels Paulus an die Epheser ver ten. Besonders der Freistaat Bay Posselt für ihr langjähriges, kon dete der Tag der Heimat. wies Pfarrer Hautmann in seinem ern habe in hohem Maße von struktives Verhalten bedankt ha Manfred Kees Der Goethesaal im Gasthaus Specht war brechend voll. Unter dem Motto „Krieg und Vertreibung – Geißeln der Menschheit“ waren rund 100 Besucher zum Tag der Heimat des oberfränkischen BdV-Kreisverbandes Bayreuth in FichtelbergNeubau gekommen.
E Im August 2017 feierte das Jugendcamp Plasto Fantasto der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde 20. Geburtstag. AG-Vize-Bundesvorsitzender Martin Panten, der damalige Bundesvorsitzende Martin Kastler, Amálie Kostřížová, der damalige AG-Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr, die damalige JA-Vize-Bundessprecherin Julia Schäffer und der damalige JA-VizeBundessprecher Peter Eisner. Bilder: Markus Bauer
� Fortsetzung von Seite 9
Christentum … verschönert worden, so daß sie als Theologin, so Lucie Kolářová, weiterhin gern dort lebe. Am Nachmittag berichte te Hermann Lüffe, der aus dem Rottenburger Diözesanverband im Bundesvorstand der Acker mann-Gemeinde mitarbeitet, über die Schwerpunkte der aktu ellen Arbeit und die Überlegun gen und Perspektiven künftiger Vorhaben. Zunächst sprach er die angespannte Personalsitua tion in der Bundesgeschäftsstelle an. Sie werde, so Lüffe, gegenwär tig durch einen Prozeß der Or ganisationsberatung verbessert. Das Sozialwerk der AckermannGemeinde löse sich nicht auf, sondern werde nur in den Mantel der Ackermann-Gemeinde über führt. Bei der Bundesvorstands sitzung in zwei Wochen, erläuter te Lüffe, dessen Tochter Johan na Bundessprecherin der Jungen Aktion (JA) ist, werde es um die Frage gehen, wie das Format der Zukunft und die Stellung der Ac kermann-Gemeinde in den ein
zelnen Diözesen aussehen sol le, wobei aber deren Strukturen schon wegen der Fördertöpfe er halten bleiben müßten. Für die Schlagkraft der Ac kermann-Gemeinde sollten alle Synergien genutzt werden. Weil die Durchlässigkeit und Anbin dung einzelner Gruppierungen manchmal zu schwach seien, wäre es geboten, Zuordnungen sinnvoll zu gestalten. Ohne das zentrale Element der Begegnun gen – selbstverständlich auch und vor allem mit den östlichen Nachbarn – könnte sich die Ac kermann-Gemeinde gleich selbst abschaffen. Von dieser obersten Zielset zung hänge auch die Gestaltung der Strukturen ab. Man müsse Bewährtes wie etwa den Schü leraustausch mit Brünn oder das deutsch-tschechische Ferien camp Plasto Fantasto für Kinder und Jugendliche als Zubringer veranstaltung beibehalten, aber auch aufbrechen, ideenreich und engagiert auf dem Weg bleiben. Stefan P. Teppert
LESERBRIEFE Heimat ist Menschenrecht
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um Leserbrief „Was ist ein ,normaler Sudetendeut scher‘“?“ von Christoph Lippert über die Rede des Altsprechers Johann Böhm bei der Jahres hauptversammlung der SL-Be zirksgruppe Niederbayern-Ober pfalz (Ý SdZ 43/2023). Johann Böhm, Altsprecher der Sudetendeutschen Landsmann schaft und Präsident des Bay erischen Landtages a. D., spre che ich Anerkennung, Dank und Hochachtung für die Worte aus, die er zur Satzungsänderung der Sudetendeutschen Lands mannschaft bei der Jahreshaupt versammlung der sudetendeut schen Bezirksgruppe Niederbay ern-Oberpfalz sagte. Ja, durch die Aufgabe des Heimatrechts in der Satzung der Sudetendeutschen Lands mannschaft sind Landsleute enttäuscht. So schrieb mir ein Landsmann: „Seit über 60 Jahren bin ich als gebürtiger Sudeten deutscher Mitglied der SL, einer Vereinigung, die den Rechtsan spruch ihrer Mitglieder auf Hei mat und Eigentum aufgibt, kann ich nicht mehr weiter angehö ren.“ Nicht die Worte von Johann Böhm in der genannten Jahres versammlung veranlassen mich zu diesem Leserbrief, sondern das, was Christoh Lippert im vier ten Absatz seines Leserbriefes geschrieben hat: „Eine unglückliche Kombi nation von inneren und äußeren Faktoren hat dazu geführt, daß
unsere Volksgruppe unter Füh rung von Konrad Henlein ab 1935 auf den nationalistischen Weg der deutschen Nationalsoziali sten eingeschwenkt ist – was am Ende zur Katastrophe unse rer Vertreibung geführt hat. Lei der haben viele Funktionäre der Sudetendeutschen Landsmann schaft trotz dieses Desasters über Jahrzehnte die Rhetorik von Konrad Henlein fortgesetzt.“ Eine solche Behauptung über die wahren Gründe unserer Ver treibung war mir bisher voll kommen unbekannt! Die Frage ist doch: Wie steht die Führung der Sudetendeutschen Lands mannschaft zu den 143 BenešDekreten, die bekanntlich wei terhin gültig sind? Man hät te wenigsten hinwirken können, daß das Gesetz Nr. 115/1946, die Straflosstellung von Vertrei bungsverbrechen bis zum 28. Ok tober 1945, außer Kraft gesetzt wird. Johann Böhm wird durch sei ne Aussage Recht behalten. Die Tschechen werden die BenešDekrete nicht aufheben. Durch die Aufgabe von Eigentum und Heimat sei die SL nun zu einer Art Kulturverein geworden. Zum Schluß meines Leserbrie fes erlaube ich mir noch einen Hinweis. Joseph Kardinal Höff ner, 1969 bis 1987 Erzbischof von Köln und 1976 bis 1987 Vorsit zender der Deutschen Bischofs konferenz, schrieb in einem Ka lenderbeitrag: „Heimat ist kei ne überholte Darstellung.“ Die letzten Worte seines Beitrages lauten: „Heimat ist Menschen recht!“ Josef Plahl per eMail
geistlichen Impuls auf die ge lungene Aufnahme der Heimat vertriebenen mit dem Satz: „Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde oh ne Bürgerrecht, sondern Mitbür ger.“ Hautmann, selbst Sudeten deutscher aus Eger, berichtete weiter als Zeitzeuge von seinen Erfahrungen über die Zeit seiner Jugend in Eger, die Vertreibung und die Entwicklung im neuen Zuhause in Bayern. Grußworte entboten Land rat Florian Wiedemann und Bür germeister Sebastian Voit. Bei
dieser Aufbauleistung profitiert. Koschyk erinnerte beispielhaft an die Glaserzeugung im Fich telgebirge, an die Werkssiedlung der Gablonzer in Weidenberg und an die Welt-Firma Markgraf in Bayreuth. Namentlich nann te Koschyk den ersten sudeten deutschen Landrat Josef Kohut und den langjähren Zweiten Bür germeister Franz Überla in Bay reuth, um nur zwei aus einer lan gen Liste hervorzuheben. Durch eine breite Museums landschaft hätten die Vertriebe
� SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld/Sachsen-Anhalt
Oktoberfest im Goldenen Spatz Für Mitte Oktober hatte Anni Wischner, Obfrau der sachsen-anhaltinischen SL-Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld, nach langer Sommerpause zum Oktoberfest im Musikhotel Goldener Spatz nach Jeßnitz eingeladen.
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ie Gäste waren „Da Ziller taler und die Geigerin“, be kannt aus vielen Fernsehsendun gen, welche das Programm „Mit der Oma nach Paloma“ präsen tierten. Mit viel Witz und Humor und zwei wunderbaren Stimmen begeisterten sie das Publikum mit stimmungsvollen Titeln aus dem Zillertal. Das Publikum wurde zum Mit singen, Klatschen und Schun keln bei bekannten Liedern an geregt. Dann durften sogar ein paar Gäste mit Instrumenten und einer Teufelsgeige die Künst ler begleiten. Nicht nur den Mu sikanten bereitete das Musizie ren viel Freude, sondern auch den Gästen, die reichlich Bei fall spendeten. Eröffnet und be
„Da Zillertaler und die Geigerin“ treten im Musikhotel Goldener Spatz in Jeßnitz auf.
gleitet wurde das Programm von Angela Novotny, Sängerin und Hotelfachfrau, die nicht nur be kannte, sondern auch Titel aus ihrem neuen Album vorstellte. Kaffee und Kuchen, der allen gut schmeckte, gehörten natür lich auch zu solch einem schö nen Nachmittag. Während der Kaffeepause waren die Unterhal tungen wie immer in vollem Gan ge. Schließlich gibt es immer viel Neues, aber auch alte Erinnerun gen und Erlebnisse zu berichten. Auch an die Geburtstagskinder wurde trotz der vielen fremden Gäste gedacht. Unsere Kreisob frau überreichte im Musikzim mer kleine Präsente an die ein zelnen Mitglieder. Schnell verging die Zeit, es war für alle ein schönes Fest, wo für wir uns bei Anni Wischner und dem Team des Musikhotels herzlich bedanken. Wir freuen uns schon auf den 9. Dezember, unsere Weihnachtsfeier. Sie ist der Höhepunkt des ganzen Jah res. Irene Wischner
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VERBANDSNACHRICHTEN . AUS DER HEIMAT
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
� Arbeitskreis Kulturschaffender Egerländer
Von Damenickl über Långahåns bis Christkindl Ende Oktober fand die diesjährige Begegnung des Arbeitskreises Egerländer Kulturschaffender (AEK) im Egerland-Kulturhaus im oberfränkischen Marktredwitz oder Rawetz statt.
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Der 91jährige Albert Reich berichtete als Zeitzeuge über die Jahre 1936 und 1946. Reich war Mitbegründer des AEK und ist heute Ehrenvorsitzender. Am Anfang erwähnte er das Schicksal der Deutschen aus Pommern, Danzig und aus anderen Ostgebieten. „Die Heimat wurde uns geklaut, wir haben sie nicht verloren“, stellt er fest. Reich kam 1932 in Prag zur Welt. Dort war sein Vater Anton Reich in der Verwaltung von Erwin Graf von Nostitz-Rieneck angestellt. Seine Mutter Hermine Reich/Husz stammte aus dem ungarischen Burgenland. Albert ging in Falkenau und Wien zur Schule. Reich: „Die Egerländer hatten im Ersten Weltkrieg die meisten Toten zu beklagen.“ Er habe, so Reich, als Kind Sand auf den Kopf des kleinen Lichtensteiner Jungen geschüttet, wenn sie gemeinsam in des-
en. Als sie bei der Vertreibung in den Zug verfrachtet worden seien, hätten sie nicht gewußt, wohin es gehe. Sie seien in Tabor in Südböhmen gelandet. Als eine alte Frau mit einer Milchkanne voll Wasser die Kinder versorgt habe, habe ein Soldat der Swoboda-Armee die Kanne mit dem Kolben seiner Waffe zerschlagen. Eine alte Tschechin habe damals den Kindern geholfen. Der nächste Weg habe in die Ostzone geführt. „Ich lerne doch nicht Russisch, die Sprache des Feindes“, habe er damals gesagt. Die Mutter habe er mit einem Löffel mit Dottern von Spatzeneiern gefüttert, so sehr sei sie vom Hunger geschwächt gewesen. Später sei er, Gott sei Dank, zur Tante Liese nach Stuttgart gekommen, wo er seinem Vater begegnete. Mit Maisgries habe er endlich seinen Hunger stillen können. Stuttgart sei ausge-
swin Dotz auer, der Vorsitzende des Arbeitskreises, richtete sein Grußwort an alle. In seiner Ansprache begrüßte er vor allem die Tatsache, daß man sich wieder treffen könne. Nach der Totenehrung folgten Grußworte. Monsignore Karl Wuchterl, ehemaliger Visitator und Vorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerkes, erwähnte den Krieg in Israel und Palästina und die vielen Opfer. Weiterhin erwähnte Wuchterl auch die Renovierung der Heimatkirchen im Egerland. Die Dritte Bürgermeisterin von Marktredwitz, Christine Eisa, erinnerte an die langjährige Arbeit des Arbeitskreises und empfahl den Besuch der Ausstellung „Reliefintarsien aus Eger“ im Egerländ-Kulturhaus. Richard Šulko, der Vorsitzende des Bundes der Deutschen in Böhmen, erwähnte in seinem Grußwort die Aktivitäten seines Verbandes, welcher das Egerländer Kulturgut in der ganzen Tschechischen Republik präsentiere. Nach den Grußworten folgte eine kurze Vorstellung des neuen Vorstandes. Als ErDr. Ralf Heimrath Albert Reich ster Vorsitzender stellte sich Oswin Dotzauer Oswin Dotzauer vor. Danach folgten der Zweite Vorsitzende sen Sandkasten gespielt hät- bombt gewesen, alles sei sehr Helmut Kindl und die Stellver- ten. Bis heute erinnere er sich, schwierig gewesen. Reich ertretenden Vorsitzenden Alexan- wie das Horch-Auto beim Bela- wähnte noch die Gründungen der Friedl und Gerald Deistler, den für den Umzug gerochen ha- der Landsmannschaften. Erste Schriftführerin Ingrid Deistler, be. Die Mutter habe nämlich ent- Patenschaft in Stuttgart sei die Kassiererin Helga Burkhardt und schieden: „Wir fahren heim nach über die Bessarabiendeutschen ihre Stellvertreterin Andrea Ko- Ebmeth im Egerland.“ gewesen. Reich: „Ich war der Erpetz (Ý Seite 6). Eine Zeitlang hätten sie im ste im HDO in Stuttgart.“ Denr ersten Vortrag „Die Deut- Falkenauer Schloß gelebt. Dann Ein Grußwort sprach auch der sche Ostsiedlung und das Eger- seien sie nach Wien gezogen. Wunsiedeler Landrat Peter Beland“ brachte Alexander Friedl Christian Strauss, ein Enkel von rek. Er komme gerade aus dem aus Stuttgart, Stellvertretender Richard Strauss, sei mit ihm in Porzellanikon in Selb, wo dem Landesvorsitzender und Landes- dieselbe Schule gegangen. Sein Egerland-Kulturhaus der Preis kulturwart der Egerländer in Ba- Vater habe mit dem damaligen der Euregio Egrensis verliehen den-Württemberg. Am Anfang Landrat gestritten, um Leute aus worden sei. Auch Berek erwähnfaßte Friedl die historischen Da- dem KZ in Tachau zu befreien. te den Krieg im Nahen Osten. ten im frühen und im Hochmit- Der Vater sei so heftig geworden, Im Auftrag vom Volker Ditttelalter zusammen. Den Einwan- daß er das Tintenfaß umgekippt mar, dem Direktor des Egerlandderern sei Boden angeboten wor- habe. Museums, führte Helmut Kindl den, damit die Herrschenden aus Dann schilderte Reich die ei- in die Sonderausstellung „Reden wirtschaftlichen Aktivitäten gene Vertreibung. Die Wlasow- liefintarsien aus Eger“ ein. Er bevermehrt Steuern hätten einneh- Truppen seien in Ebmeth gewe- schrieb die Art, wie die Intarsimen können. sen und von den Amerikanern en hergestellt wurden. Grafische Die Städte seien sehr oft nach an die Russen übergeben wor- Bilder seien als Vorlagen für die dem deutschen Stadtrecht gebil- den. Als er zum ersten Mal einen Intarsien benutzt worden. Kindl det worden, das für die damalige schwarzen Amerikaner gesehen stellte auch die einzelnen KunstZeit sehr fortschrittlich gewesen habe, habe er gedacht, der wer- handwerker dar wie Johann Gesei. Das Magdeburger Recht sei de ihn fressen. Stattdessen habe org Fischer. damals in ganz Osteuropa sehr er Schokolade von ihm bekomNach der Kurzpräsentation verbreitet gewesen. Das Eger- men. Als er dem Wehrwolfführer gingen alle in die Ausstellung im land sei vom Nordgau her besie- am Waldesrand gesagt habe, die Museumskeller. Anschließend delt worden als Teil des dama- Wehrwölfe sollten sich ergeben, kehrten sie wieder in den Vorligen Bayern. Lokatoren hätten habe er befürchtet, erschosssen tragssaal zurück, um sich Munddamals außerdem auch Deutsche zu werden. Beim Abschied hätten artlesungen anzuhören. Auf dem ins Böhmische angeworben. Die die Amerikaner gesagt: „Kommt Podium konnten die drei Mundneuen Siedler hätten fortschritt- doch nach Amerika.“ artsprecher Etta Engelmann liche Methoden mitgebracht wie Die jungen tschechischen Sol- aus Falkenau, Måla Richard aus Dreifeldwirtschaft, Räderpflug daten von der Swoboda-Armee, Plachtin bei Netschetin und Rumit Streichbrett, langgestielte die nach den Amerikanern ge- di Klieber, geboren in Mokrau Sense oder Wasser- und Wind- kommen seien, seien grausam bei Luditz, begrüßt werden. Mit mühlen. gewesen, vor allem zu den Frau- Mundartgeschichten und Mund-
Sonderausstellung „Reliefintarsien aus Eger“.
Bilder: Richard Šulko
artgedichten erfreuten sie die Gäste, die mit dem Verstehen der Egerländer Mundart selbstverständlich kein Problem hatten. Štěpán Karel Odstrčil aus dem Egerer Museum sprach über „Das Wirken von Willy Ruß“. Eingangs stellte Odstrčil den Lebenslauf von Ruß und seine ersten Werke in Wien, wo er studiert habe, vor. Kurz nachdem Ruß zum Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen worden sei, sei er an einer Gelenksentzündung erkrankt und für kriegsuntauglich erklärt worden. Er zog mit seiner Frau nach Schönfeld bei Karlsbad zurück. Willy Ruß habe beispielsweise auch ein Denkmal für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg in Luditz geschaffen. Sein GoetheDenkmal in Marienbad sei im Zweiten Weltkrieg für die Herstellung von Waffen eingezogen worden, weil dieses Denkmal nur
Štěpán Karel Odstrčil
Nach dem Abendessen folgte das Konzert von „Duo connessione“ mit Tomáš Spurný am Klavier und Carina KaltenbachSchonharst an der Violine sowie Böhmischen Raritäten. Das Duo spielte Werke von Johann Baptist Vanhal, einem in Wien geborenen böhmischen Komponisten, Joseph Wolfram, geboren in Dobrzan, und Wenzel Heinrich Veitt, geboren in Leitmeritz. Dem Konzert folgte ein gemütliches Beisammensein. Die Heilige Messe am Sonntagmorgen zelebrierte Monsignore Karl Wuchterl, der in Nedraschitz bei Kladrau zur Welt gekommen war. An seiner Seite stand Richard Šulko als Ministrant. Die Predigt machte Monsignore Wuchterl ein wenig anders. Er hatte die erste Lesung des Apostels Paulus, den Brief an die Christen in Rom, kopiert. Danach rückten die Gottesdienstbe-
Georg Balling
ein regionaler Künstler erschaffen habe. Der Kern des Vortrages beschäftigte sich mit dem berühmten Egerländer Kachelofen. Odstrčil schnitt auch kritisch die Rolle von Josef Hanika, dem Auftraggeber des Ofens, an. Konrad Heinlein habe damals Hanika für die Trachtenerneuerung des Sudetenlandes beauftragt. Ralf Heimrath aus Neumarkt bei Tepl präsentierte in seinem Vortrag „Håns gäih huom“ die Lieder der Egerländer, die nach Neuseeland ausgewandert waren. In Puhoi hätten sich im 19. Jahrhundert mehrere Familien aus dem jetzigen Kreis PilsenNord mit den Städten Chotischau und Staab niedergelassen. Bei seiner Reise nach Neuseeland in den 1990er Jahren habe er noch einige Aufnahmen machen können, erzählte Heimrath. Das Sammeln von Noten und Texten sei schwierig gewesen. Es gebe Aufnahmen aus den 1960er Jahren von Werner O. Droescher und aus den 1970er Jahren von Judith Williams. Ein Lied habe er in der Ukraine gefunden. Beim Lied „I und mei olds Wai“ habe man in Puhoi die letzte Strophe vergessen. Die Benennung der Finger, die auch Måla Richard in Plachtin von seiner Mama überliefert bekam, „Damenickl, Breilecka, Långahåns, Fingerringl und Christkindl“ sei auch noch heute in Puhoi bekannt.
Alexander Friedl
sucher zusammen und diskutierten den Inhalt mit der aktuellen Lage unserer Welt. Musikalisch wurde der Gottesdienst von Andrea Ehrlich, Ingrid Deistler und Gerhard Ehrlich begleitet. Der Anerkennungspreis „Johannes von Tepl“ ging an Sven Müller, dessen Mutter aus dem Kreis Plan-Weseritz stammte. Ralf Heimrath hielt die Laudatio. Müllers Hobbies seien Reisen und Fotografieren. So habe er viele Fotos im Egerland gemacht und neue Kontakte geknüpft. Sein erstes Buch handle von seinen Vorfahren. Die Informationen habe er von seinen Tanten erhalten. Weitere Quellen seien der „Heimatbrief“ und Familiendokumente gewesen. Müller habe 5400 Fotos von Gräbern im ehemaligen Kreis Plan-Weseritz gemacht. Daraus sei ein zweisprachiges Buch entstanden. Im April habe er im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) ausgestellt, ein weiteres Buch über Zwangsarbeiter sei in Planung. In Müllers Familie sei über das Vertreibungsschicksal nicht gesprochen worden. Den Preis übergaben Ralf Heimrath, Volker Jobst und Oswin Dotzauer. Der Preisträger stellte dann auch Ergebnisse seiner Arbeit vor. Am Anfang stellte er seine Familie und Weseritz vor. „Bei den Friedhöfen geht es bei mir um das Leben und nicht um den Tod. Wenn ich auf Rei-
sen bin, besuche ich immer zuerst den Friedhof“, so Müller. Alle seine Fotos seien in einer Datenbank im Internet mit allen Details aufrufbar. Müller zeigte, wie vielfältig die Friedhöfe erhalten sind: von kompletter Einebnung bis zum Erhalt im ursprünglichen Zustand – aber ohne Wartung. Schwarzglassplittern mit Inschriften sowie Kindergräbern widmete Müller einen größeren Teil seines Vortrages. Man finde oft den Beruf des Verstorbenen auf den Grabplatten. Das sei heute nicht so üblich. „Ich konnte aber eine große Frömmigkeit auf den Friedhöfen nicht finden.“ Der wohl geheimnisvollste Friedhof sei der jüdische Waldfriedhof in Dürmaul. Er habe dort eine schöne Begegnung mit einer tschechischen Friedhofsbesucherin erlebt. „Es ist sehr wichtig, mit der Gemeinde über eventuell noch vorhandene Grabsteine zu sprechen“, so Müller. Er habe den Bürgermeistern sein Buch geschickt, aber leider keine Antwort erhalten. Gerhard Ehrlich stellte den „Notenschatz des Egerländer Kapellmeisters Johann Bachmann“ vor. Im Oberpfälzer Volksmusikarchiv habe er 120 Seiten handgeschriebene Instrumentenstimmen vom Johann Bachmann gefunden und kopiert. Während Corona habe er die Noten in ein Notenschreibprogramm übertragen. Das habe zwei bis drei Wochen gedauert, dabei habe er festgestellt, daß es Ballmusik sei. Danach habe er mit befreundeten Musikern einige Stücke in Mehrspurtechnik aufgenommen. Eine mühsame Arbeit. Die Aufnahme sei für eine MusterCD benutzt worden. Alle Lieder seien im 3/4-Takt und etwa fünf Minuten lang. Daraus lasse sich schließen, daß im Jahr 1902 Walzer bis zum Umfallen getanzt worden sei. Georg Balling schliderte dann den Lebenslauf des Komponisten. Johann Bachmann sei am 27. März 1860 in Katharinadorf bei Eger zur Welt gekommen und am 2. November 1933 in Eger gestorben. Seine Jugend habe er in Katharinadorf und Wildstein verbracht. Bachmann sei gelernter Schumacher gewesen. In seinem zweiten Beruf sei er Musiker gewesen. Bachmann habe sechs Kinder gehabt, eins sei verstorben. 1893 habe Bachmann im Egerer Rathskeller seine ersten musikalischen Erfolge gehabt. Die Klarinette habe er bravourös gespielt. Bachmann sei auch Leiter vom Rettungschor der Feuerwehr gewesen. Mit der Zusammenfassung der Tagung und dem Schlußwort des AEK-Vorsitzenden Oswin Dotzauer endete die AEK-Begegnung. do
Dr. Ralf Heimrath, Preisträger Sven Müller, Oswin Dotzauer und BdEG-Bundesvüarstäiha Volker Jobst.
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
Kreis Friedland
Kreis Gablonz
Adam Stefanović: „Schlacht auf dem Amselfeld“ (1875).
� Die Geschichte der nordböhmischen Stadt Deutsch Gabel – Teil XI
E
Der Stadtname erhält den Zusatz Deutsch
inen ihrer größten Ta- wurde die Stadt 1901 in Deutsch und in das damals errichtete Ge- ben sehr übel vermerkt werden den ganzen August hindurch und Engländer dazu. Wie überge erlebte die Stadt am Gabel umbenannt. fangenenlager geleitet. würde. Sie sollte recht behalten. verkehrte in Richtung Böhmisch all wurden auch hier die Kriegs2. September 1899 anAm 6. Juli 1902 fand die feiEine weitere größere Veran- Das österreichische Thronfolger- Leipa und nach Reichenberg täg- gefangenen zu Erd- und Feldarläßlich des Besuches erliche Einweihung des von Ar- staltung und wohl zugleich die paar fiel einem Attentat zum Op- lich nur ein Zug. Hartgeld wurde beiten eingesetzt. Es blieb nicht Kaiser Franz Josephs I. chitekt Wenzel Bürger entwor- letzte vor Beginn des Ersten fer. gehortet, die Folge war ein star- aus, daß Gefangene ihre Freiheit Vom Manövergelände des Kapel- fenen Schützenhauses unter Be- Weltkrieges war das in der suchten. Vom 7. zum 8. Julenberges bei Brins kommend, teiligung vieler Vereine der Stadt Zeit vom 13. bis 16. August li 1915 flüchteten durch einen traf der damals schon 69 Jahre al- und aus benachbarten Gemein- 1910 abgehaltene Heimatfest, unterirdischen Gang 16 Offite Monarch im Wagen, jubelnd den statt. Der Festausschuß hat- zu dem die Stadt eingeladen ziere und ein Diener, während von der Bevölkerung begrüßt, te die Bürger zur Teilnahme und hatte. Mit Konzerten, Festzug, andere Gefangene durch Muvormittags an der Stadtgren- Beflaggung ihrer Häuser aufge- Ansprache und Volksfest am sik die Wachtposten ablenkze ein. Beim alten Amtsgebäude fordert, und der Tag wurde mit 14. und 15. August sowie Austen. Doch bereits nach einiam Marktplatz fand der Empfang Preisschießen, Festzug und Kon- flügen in die Umgebung am gen Tagen wurden sie gestellt. durch den damaligen Bezirks- zert gebührend gefeiert. 16. August beging man diese Nur einer kam bis zum Bodenhauptmann Blach, BürgermeiIn den Jahren 1906 und 1907 Tage, an denen viele Besucher see. ster Newetscherschel und die Be- erfolgte der Bau der Hochquel- teilnahmen. Der Krieg forderte grozirksvertretung statt. lenwasserleitung, deren QuelDie großen Mannöver des ße Mengen Kupfer. So wurde Beim Portal der Sankt-Lauren- lengebiet am Abhang des Hoch- Jahres 1914 sollten in Bosninicht nur die Ablieferung altius-Kirche hieß Dechant Josef waldes und des Falkenberges en stattfinden, und der Manöler kupfernen Gefäße geforTschörch den Kaiser willkommen liegt und die Stadt bis heute mit verbeginn war auf den 28. Judert, sondern man trug auch und geleitete ihn unter den Klän- Trinkwasser versorgt. Die alte ni festgelegt. Nach dem ProKupferbedachungen ab. Dagen der Volkshymne in das Inne- Wasserleitung, die Gabel durch gramm wollte an diesem Tag Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek, Her- her drohte im Jahre 1916 auch re der Kirche. Sodann trug sich Jahrhunderte mit Wasser ver- Franz Ferdinand mit seiner zogin von Hohenberg, verlassen fünf Minuten vor dem Anschlag das Rathaus in dem erst 1914 geschaffenen Kaiser Franz Joseph I. in das Ge- sorgt hatte, wurde 1915 gesperrt Gemahlin in Sarajewo eintref- Sarajewo. Kupferdach der Dekanalkirdenkbuch der Stadt ein. Nach fen, um dort als Vertreter che Gefahr. Dem Einschreiten Abschreiten der dichten Spades Kaisers die Huldigung der Am 28. Juni 1914 erklärte ker Mangel an Kleingeld. In der der Zentralkommission zur Erlierreihen trat er seine RückBevölkerung entgegenzuneh- Österreich-Ungarn im Vertrau- Schule sowie in Heimarbeit wur- haltung kunsthistorischer Alterkehr ins kaiserliche Schloß men. en auf die deutsche Hilfe Serbien de winterliche Kleidung für die tümer gelang es jedoch, die Benach Reichstadt an. Er war der Die serbische Regierung er- den Krieg. Politische Bündnisse Soldaten hergestellt. lassung dieses Kupferdaches zu achte Herrscher, der Gabel behob Bedenken, da der Manö- bedingten gegenseitige KriegsSchon am 27. Oktober be- erwirken. suchte. verbeginn gerade auf den Vi- erklärungen. Damit begann der schloß die Stadtvertretung, der Dem Kupfer folgte die BronDas Jahr 1900 brachte den dovdan, den Sankt-Vitus-Tag Erste Weltkrieg. Errichtung eines Lagers für ze. Für die Herstellung von GeAnschluß an die erweiterte am 15. Juni im julianischen Eine fieberhafte Aufregung Kriegsgefangene zuzustimmen. schossen wurde eine große MenStrecke Böhmisch Leipa bis und am 28. Juni im gregoria- bemächtigte sich der Bevölke- Das ausgedehnte Barackenlager ge Bronze benötigt. Aus unserer Reichenberg der Aussig-Tenischen Kalender, den Jahres- rung, und bald warf der Krieg für Soldaten erstand nördlich des Stadt forderte man die Glocke plitzer-Eisenbahn (A.T.E.). Die tag der Katastrophe von Kos- seine dunklen Schatten auf unse- Bahnhofes auf dem Grund des der Spittelkirche sowie die groEröffnung der Anschlußstrecsowo Polje im Jahre 1389, fal- re Heimatstadt. Schon am 27. Ju- Markersdorfer Bauern Schicht ße Glocke der Dekanalkirche. ke der Böhmischen Nordbahn le. Damals ereignete sich die li 1914 mußten 120 junge Män- und das für Offiziere beim Schüt- Der Krieg brachte außerdem ei(B.N.B.) über Zwickau nach Schlacht auf dem Amselfeld ner zu ihren Regimentern ein- zenhause. Am 10. November ne große Lebensmittelknappheit Röhrsdorf erfolgte 1906. Ein mit der Zertrümmerung des rücken; viele sahen ihre Heimat rückte die Bewachungsmann- mit sich. Brotkarten wurden einjahrzehntelanges Hoffen der serbischen Reiches durch das nicht mehr wieder. schaft für die Gefangenenlager geführt, das Schlangestehen beBewohner beider GerichtsbeOsmanische Reich. 220 Pferde wurden für den an, und am 25. November traf der gann. Die Biererzeugung mußzirke ging damit in Erfüllung. Die serbische Regierung Kriegsdienst nach Theresien- erste Gefangenentransport ein. te mangels Gerste eingeschränkt Da der Ortsname Gabel oft gab außerdem zu bedenken, stadt gebracht, die Besitzer entIm Laufe der Kriegsjahre wa- werden; während des Tages wurzu Verwechslungen mit andedaß die Entheiligung die- schädigt. Die ersten Auswirkun- ren 12 000 Kriegsgefangene hier de kein Bier mehr ausgeschenkt. ren gleichlautenden Ortsnases bedeutenden nationa- gen des Krieges machten sich untergebracht. Zunächst waren Auch die Rauchwaren wurden men wie Gablonz oder Gabel Kaiser Franz Joseph 1899 in Feldmar- len Gedenk- und Feiertages bald bemerkbar. Der Bahnver- es Russen, später kamen auch seltener, und oft griff man zu Erbei Senftenberg geführt hatte, schallsuniform mit Ordensschmuck. auch bei den bosnischen Ser- kehr wurde unregelmäßig. Fast Franzosen, Serben, Italiener satzmitteln. Fortsetzung folgt
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
Die Gemeinde Kunnersdorf hat 356 Einwohner und ist 3,5 Kilometer von der Stadt Friedland entfernt. Mitte Oktober feierte sie ein großes Ereignis.
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ie lange Zeit still gelegte Kirchturmuhr der Kunnersdorfer katholischen Allerheiligen-Kirche steht in der Mitte des Friedhofs. Sie wurde nun feierlich zum neuem Leben erweckt. Die kleine Feier begann am frühen Nachmittag. Auf ihrem Höhepunkt segnete der polnische Dekan Grzegorz Marian Czyżewski die Turmuhr, und der Turmuhren-Fachmann Jan Marek nahm sie in Betrieb. Exakt ab 15.00 Uhr lief sie wieder. Nach den Informationen von Jan Marek aus Turnau/Turnov gibt es in der Tschechischen Republik nur zwei Kirchenuhr-Restauratoren. Er sei einer von ihnen. Die Kunnersdorfer Turmuhr baute Adolf Bergmann aus Reichenberg im Jahr 1879. Der Uhrmacher Bergmann, der aus der bekannten Uhrmacherfamilie Johann Gottfried Bergmann aus Zittau stammte, war in dieser Gegend einer der bekanntesten Uhrmacher. Er hatte damals Uhren gefertigt, die zu den besten ihrer Zeit gehörten. Bekannt ist, daß sich ein baugleiches Uhrwerk in der Kirche in Langenbruck/Dlouhý Most bei Reichenberg befindet und die Zeit anzeigt. Seit 14. Oktober 15.00 Uhr zeigt die 144 Jahre alte und ungefähr 250 Kilogramm schwere historische Uhr wieder die Zeit an. Finanziert wurde die Aktion mit einer öffentlichen Spendensammlung, die diese notwendige Die Kunnersdorfer Allerheiligen-Kirche. Restaurierung ermöglichte. Das gesammelte Geld wurde bisher nur für die Inbetriebnahme der � Kunnersdorf/Kreis Friedland Kirchenuhr verwendet. Für die Restaurierung des Schlagwerks, das für den Viertelstunden-, und den Stundenschlag zuständig ist, fehlt noch das Geld. Ein Termin für die Fertigstellung ist noch nicht bekannt. Die Konersdorf wieder zusammensten der vollständigen Regebaut werden. Nach der staurierung des Uhrwerks Montage in der Kirche und belaufen sich auf rund bevor sie offiziell in Gang 333 000 Kronen und werden gesetzt wurde, befand sie wieder mit Spendengeldern sich noch eine Woche lang finanziert. im Probelauf. Es handelt Übernommen wurde die sich um ein einzigartiges vollständige Restaurierung kulturelles und technisches der historischen Uhr, die Uhrwerk, das in seiner urseit der Vertreibung der Susprünglichen Form vollständetendeutschen aus Kundig erhalten geblieben ist. nersdorf außer Betrieb war, Die Gravur erinnert an den Uhrmacher Adolf An dem Tag, an dem die wie geschrieben von dem Bergmann und an die Entstehung 1879. Uhr in Gang gesetzt wurde, Uhrmacher und Turmuhhielt Uhrmacher Jan Marek ren-Restaurator Jan Maden Besuchern einen Vorrek, der das Uhrwerk noch trag über die Geschichte vor dem Abtransport in seiund die Mechanik des Uhrne Werkstatt bis ins kleinwerks und über seinen Herste Detail zerlegte. Vor der steller. Den Besuchern wurRestaurierung wurde jedes de auch über die Geschichte Teil des Uhrwerks gereinigt der Kirche und der Gemeinund gewaschen, und einer de Kunnersdorf, die sich nasorgfältigen Untersuchung he der polnischen Grenze unterzogen, die nicht nur befindet und 1939 noch 599 alle Mängel, sondern auch Einwohner hatte, berichtet. unsachgemäße Reparaturen Im Laufe des NachmitBlick in das Uhrwerk. Bilder: Stanislav Beran tags wurde auch an den veraufdeckte. Nachdem die Uhr in der storbenen letzten KirchenWerkstatt zusammengebaut und renwerkstatt noch einmal in ihre diener von Kunnersdorf, Karel ausprobiert worden war, mußte Einzelteile zerlegt und anschlie- Málek, geboren am 14. Oktober sie für die Rückkehr aus der Uh- ßend im Kirchturm von Kun- 1939, erinnert, der an diesem Tag
Die Kirchturmuhr läuft wieder
Die Reichenberger Zeitung dokumentiert das Zeitzeugengespräch, das das tschechische Projekt Paměť národa/Memory of Nations mit Margit Kučerová 2021 führte, in mehreren Folgen.
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argita Kučerová: „Die Herrschaften aus Friedland hielten immer an dem Hof an, in dem sich das Hotel Sonne befand. Dort hatten sie ein Fürstenzimmer, in dem sie frühstückten und nach der Kirche auch zu Mittag aßen. Der Hof steht nicht mehr, nach 1945 übernahm ihn ein neuer Bauer, der sich nicht um ihn kümmerte, und so verfiel er mit der Zeit.“ In der Grundschule saß Kuče rová sogar neben Prinzessin Clothilde von Auersperg, der Enkelin von Franz Clam-Gallas, dem
Geburtstag hatte. An dieser Fei- storische Turmuhr, die an die er beteiligte sich auch seine Ehe- deutsche Vergangenheit erinfrau, Jana Málková, die als Eh- nert, jetzt wieder an ihrem alten rengast begrüßt und für ihre Ver- Platz und ist im Einsatz. Das aldienste mit einem Blumenstrauß te Uhrwerk mit einem 1,5 Megeehrt wurde. Nachdem die Familie Málek 1997 nach Kunnersdorf gekommen war, begannen Karel Málek und seine Frau Jana, sich um die Kirche zu kümmern. Zwischen 2003 und 2005 begannen Málek und sein Sohn Karel, die Uhr zu reparieren und die Ziffernblätter zu streichen. Von da an funktionierte die Uhr, und Karel Málek kümmerte sich um sie, bis er aus gesundheit- Seit 14. Oktober 15.00 Uhr läuft die Uhr. lichen Gründen nicht mehr auf den Turm steigen konnte. Zu ter langen schwingenden Pendel diesem Zeitpunkt befand sich braucht jetzt nicht mehr täglich die Kirchenuhr bereits in einem mit einer Kurbel per Hand aufgeschlechten Zustand und arbei- zogen zu werden. Das Aufziehen tete nicht mehr zuverlässig und der mechanischen Uhr wird jetzt genau. 2018 blieb sie vollstän- von einem elektrischen Aufzug dig stehen. Karel Málek starb am erledigt. Dieses System befindet 5. Januar 2020. sich außerhalb des Uhrwerks und Nach einem halben Jahr Re- greift nicht in dessen ursprüngnovierung befindet sich die hi- liche Konstruktion ein. Dadurch
� Memory of Nations – Zeitzeugengespräch mit der Haindorferin Margit Kučerová (1931–2023) – Teil II
Beneš wollte uns Antifaschisten nicht letzten männlichen Vertreter des altösterreichischen Adelsgeschlechts, auf der Bank. Clotilde lebte mit ihren sieben Geschwistern und Eltern im Schlößchen Haindorf. Kuče ro vá: „Sie konnte uns nach Hause mitnehmen, sie waren an Kinder gewöhnt. Die Kinder hatten das ganze obere Stockwerk, jeder hatte dort sein kleines Zimmer. Wir konnten dort den ganzen Nachmittag spielen. Die Erwachsenen kümmerten sich nicht um uns, auch wenn wir Lärm machten. Und wir bekamen hervorragende Jausen, die ihre Köchin Maria Masaříková zubereitete.“
Vor dem Krieg ging sie jeden Sonntag mit ihren Eltern und ihrem Bruder in die Berge zum nahegelegenen Nußstein, zur Friedländer Zinne oder zu den gegenüberliegenden Gipfeln der Tafelfichte oder des Käuliger Bergs. „Sonntags kochte Mama nicht, da ging man in die Berge. Gruppen trafen sich, spielten Akkordeon und sangen dazu.“ Kučerová erinnert sich auch an das Waldtheater beim Einsiedler-Stein, wo sie mehrere Märchen sah. Dort
wurde sogar die Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber aufgeführt, der in den benachbarten Bädern von Liebwerda wohnte und sich anscheinend von der Isergebirgsnatur inspirieren ließ. Nach 1945 wuchs das Waldtheater zu, der Verein Ferdi nandstal räumte es 2017 zum 100. Jubiläum der Stadterhebung von Haindorf auf. Die Idylle für ihre Familie endete, als Haindorf Anfang Oktober 1938 infolge der Unterzeichnung des Münchener Abkom-
mens Teil des Deutschen Reiches wurde. Viele Einheimische begrüßten dies, andere, wie die Eltern von Margit Kučerová, wollten dort nicht mehr leben. „Aus Haindorf fuhr ein Transport von Antifaschisten ins Landesinnere. Ich erinnere mich, daß wir die erste Nacht in Hlinsko geschlafen haben.“ Mit ihren Eltern kam sie über Prag bis nach Plaß in der Region Pilsen, von wo sie zurückgeschickt wurden. „Beneš hat uns Versprechungen gemacht, und dann wollte er uns nicht.“ Für ihren Vater kamen dann im Grenzgebiet schwere Zeiten, als Antifaschist mußte er zu
wird ein unbeaufsichtigter Betrieb der Uhr gewährleistet. Außerdem ist eine durch Signal gesteuerte Synchronisationseinrichtung eingebaut, die die Korrektur des genauen Laufs der Uhr und die automatische Umstellung auf Sommer- und Winterzeit garantiert. Auf vier Seiten des Kirchturmes befinden sich Zifferblätter mit römischen Zahlen, die zuletzt vor 20 Jahren von Karel Málek gestrichen wurden. Die Uhrzeiger wurden auch nicht erneuert. Die Uhr befindet sich im Originalzustand. Kein Teil der Uhr wurde erneuert oder ersetzt. Jetzt kann die Kirchenuhr, zu der 84 schmale Holzstufen hinauf führen, die nächsten Jahre problemlos weiterlaufen. Die Renovierungsarbeiten an der Kirche sind leider noch nicht ganz vollbracht. Die renovierte Turmuhr tickt bereits richtig, aber sie schlägt noch nicht. Die Uhrzeit soll in Zukunft auch akustisch verkünden werden. Das Schlagwerk und die zwei Glocken müssen noch eingebaut werden. Noch fehlen etwa 200 000 Kronen. Einen traurigen Anblick bietet den Besuchern der Innenraum der Kirche, der auch renoviert werden soll. Zur Zeit wird die Kirche nicht für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzt. Die rechte schmale Holztreppe, die in das erste Stockwerk der Kirche führt, ist nicht funktionsfähig. Sie ist zusammengefallen. Die linke Treppe ist ebenfalls beschädigt. Sie kann nur mit größter Vorsicht betreten werden. Der Altar, die Bilder der Heiligen und die Wände der Kirche sind stark beschädigt, einige der Bretter vor den Sitzbänken sind zerbrochen. Überall ist Schmutz und Staub. Die Kirchenorgel ist aus der Kirche verschwunden. Trotz des schlechten Wetters kamen zu dieser außergewöhnlichen kulturellen Veranstaltung mehr als 60 Besucher. Zum Schluß dankten die Veranstalter allen, die an diesem einzigartigen Ereignis teilgenommen hatten. Ein großes Dankeschön ging an diesem Tag auch an alle Sponsoren, die mit ihrer Spende die Renovierung der Kirchenuhr ermöglicht hatten. Und wie geht es weiter? Das hängt davon ab, ob es gelingt, genug Geld für die zweite Phase der Renovierung aufzubringen. Die Sammelaktion, die am 15. Oktober 2020 ins Leben gerufen worden war, läuft unbegrenzt weiter. Sie ist nicht nur für die Wiederinbetriebnahme der Turmuhr und die Anschaffung der Glocken bestimmt, sondern auch für die zukünftige Renovierung der vernachläßigten Kirche. Dafür ist eine ganze Reihe von Baumaßnahmen erforderlich. Für private und öffentliche Spenden für die zukünftige Kirchenrenovierung ist die Gemeinde Kunnersdorf weiterhin dankbar. Stanislav Beran Verhören bei der Gestapo. Vor dem Konzentrationslager rettete ihn nur sein Arbeitgeber aus Reichenberg, ein Mitglied der NSDAP, der seinen zuverlässigen Fahrer nicht verlieren wollte. Auch der Bürgermeister von Haindorf und der Direktor der Grundschule, Eduard Hornischer, standen schützend an seiner Seite. „Wir wußten lange nicht, daß er bei der SS war, bis wir ihn eines Tages in Uniform in der Schule sahen. Er war sehr nett und freundete sich mit meinem Vater an. Das war ein ungewöhnliches Paar. Mein Vater ein Kommunist und er bei der SS. Zusammen hörten sie Radio London und Moskau. Eine Nacht war mein Vater bei ihnen, und am nächsten Tag war Hornischer bei uns.“ Fortsetzung folgt
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Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Teplitz-Schönau
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Graupen
Niklasberg
Besuch des eingerüsteten Schlosses Mireschowitz Ende September letzten Jahres mit Heimatkreis- und Landschaftsbetreuer Dietmar Heller. Oben die Vorder- und Rückseite der Schloßruine 2019, unten die Vorder- und Rückseite des renovierten Schlosses 2023. Anfang Oktober fand das tra- � Heimatkreis Bilin ditionelle Herbsttref fen der Landsleute und Freunde von Bilin, Hrobschitz und Umland in der Heimat statt. Über den ersten Tag berichtete Jutta Benešová (Þ HR 43/2023), über den zweiten und dritder das offizielle Programm mit Nun zogen mich die Heller ten Tag berichtet nun der vor 92 Ausstellungen und an Gräbern. schen Erläuterungen über die Jahren in Bilin geborene Karl- Zu schnell brach der Sonntag an. Landschaft und die Geschichte Die Sonntagsmesse in der Bili des Egerlandes in ihren Bann. Heinz Plattig. ner Peter-und-Paul-Kirche wurde Wir passierten Schloß Königs ür uns alle waren die Tage in überaschend von einem älteren wart bei Eger. Das hatte dem Böhmen wunderschön, ob Priester aus Eichwald/Dubi zele kaiserlich-österreichischen wohl wir diesmal erstmals nicht in briert, weil der uns gut bekann Diplomaten, Politiker und Bilin schlafen konnten, sondern te Biliner Erzdechant Martin Saj Staatsmann Clemens Wen nach Brüx/Most in das Ho zel Lothar von Metternich tel Cascade ausweichen muß (* 15. Mai 1773 in Koblenz, ten. Da ich wie manch ande † 11. Juni 1859 in Wien) ge re leider nicht zur Einweihung hört. Metternich ist auch des nun großartig renovierten bekannt für die „Karlsbader Schlosses Mi reschowitz hatte Beschlüsse“ der Ministerial kommen können, waren und konferenzen vom 6. bis 31. Au sind mir die Bilder des schlim gust 1819 im nahen Karlsbad. men Verfalls und nun der Re Sie richteten sich gegen libe novierung interessant und rale und nationale Tenden wichtig. Wir genossen die Fei zen im nachnapoleonischen erstunden im Schloß mit Tän Paula Liebscher, Kriemhild Heller und Deutschland. zen von Kindergartenkindern, Gabriela Liebscher. Nahe dem Metternich-Gut mit Kochkünsten arrivierter erregte der „Henlein-Hof“ Schüler der Brüxer Kochkunst aus Schlesien in Leitmeritz beim meine Aufmerksamkeit, ein wun schule Bukaschool, mit der Mu 75. Geburtstag von Bischof Jan derschönes großes Bauerngut. Es sik des Renaissance-Flötentrios Baxant zu repräsentieren hatte. hieß, der Gauleiter und Reichs vom Konservatorium Teplitz mit Baxant war am 8. Oktober 1948 statthalter des Sudetenlandes, Marie Vencourová, Cecílie La in Karlsbad zur Welt gekommen. Konrad Henlein (* 1898 in Maf dová und Lada Zumrová so Die anschließende Heimfahrt fersdorf, † 1945 in Pilsen) habe wie mit dem Begegnen weiterer im geräumigen Merce es von Adolf Hitler als netter Bewohner der Gemein des von Dietmar Hel Geschenk bekommen den Bilin, Hrobschitz oder Roth- ler war wieder hochin für seine „Verdienste“ Aujezd. teressant, aber mit ei um das Münchener Ab Der Samstag bescherte uns ei nem Reifendefekt auch kommen. Mittlerwei nen freien Vormittag, den wir sehr aufregend. Zu le soll das Gebäude ein Cascade-Nächtiger, das wa nächst ging es nach Alt qualitativ hochwertiges ren Dietmar und Kriemhild Hel wasser/Stary Voda bei Henlein-Museum be ler, Gabriela und Paula Lieb Marienbad, dem Ge herbergen. Das ist ein scher und ich, zu Ausflügen auf burtsort von Kriemhild Grund für mich, wie Dr. derzukommen, um die die Brüxer Landeswarte und an Heller. Dieses Gebiet Professor schließend auf das Mückentürm kannte ich bisher nur Karl-Heinz Plat- se kulturell-historische chen im Erzgebirge nutzten. Am aus Kriemhilds Erzäh tig ist Biliner Eh- Perle näher zu betrach renbürger. Nachmittag faszinierte uns wie lungen. ten.
Heimfahrt voller Geschichte Der ehemalige Henlein-Hof in Unter Sandau beherbergt ein Museum.
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Wir erreichten Altwasser, und Kriemhild, die mit der gegenwär tigen Bürgermeisterin Eva Pro cházková befreundet ist, zeigte uns nicht nur ihr Geburtshaus, sondern weitere wichtige Ge bäude. Doch beim Wenden an einem Haus ertönte ein lauter Knall, der anzeigte, daß der Rei fen links vorn einen Riß davonge tragen hatte. Dietmar kutschier te uns sehr vorsichtig zu einer Tankstelle in Marien bad, aber dort mußte ein Spezial-Fach mann bestellt werden. Dieser führte uns zu einer weiteren klei nen Tankstelle in Tachau, in der beide Vorderreifen ausgetauscht wurden. Und das an einem Sonntag. Bis Marienbad waren die bei den Liebscher-Damen Paula und Gabriela hinter uns hergefahren, jetzt verabschiedeten sie sich, da noch ein weiter Weg vor ih nen und uns lag und Gabrie la am Montag wieder unterrich ten mußte. Um 17.40 Uhr waren die neuen Vorderreifen montiert.
Laut Navigator würden wir um 20.50 Uhr in Erlangen sein. Dank Dietmars Fahrkunst – er fuhr an die 180 Stundenkilometer auf der Autobahn – waren wir schon um 19.30 Uhr da. Dietmar und Kriemhild fuhren sofort weiter, es war ja schon dunkel.
Das Metternich-Schloß in Königswart.
Mir bleibt die Erinne rung an eine wunderschöne Böh men-Fahrt mit reizenden deutschen und tschechischen Freunden. Die Erinnerung er streckt sich über mehrere Jahr hunderte. Das tausendjährige Bilin liegt uns immer am Her zen, aber nun waren wir auch vom mehrere hundert Jahre alten Schloß Mireschowitz be eindruckt. Von dem hatte ich bisher nur gewußt, daß es 1938 als Lobkowitz-Gut beschlag nahmt, bis 1945 Führerinnen des Reichsarbeitsdienstes (RAD) zur Ausbildung beher bergt hatte. Und auch Metter nich und Henlein hatten poli tisch-historischen Bezug, der mich wieder ins schöne Böh men ziehen wird. Und allen unseren Gastgebern in Orten wie Bilin, Hrobschitz, Roth-Aujezd oder Teplitz sage ich von Herzen für diese wun derschöne Zeit in Nordwest- und Westböhmen „Danke und auf gutes Wiedersehen“.
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3. 11. 2023
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
WIR BETRAUERN
Skizze der Schule von Franz Stich.
Ortsplan von Franz Stich.
Plan der Umgebung von Franz Stich.
Nimvorgut in den Jahren 1912 bis 1925 – Folge III und Schluß
Zwölf Jahre und zwei Monate Seine Erinnerungen an Nimvorgut zeichnete der ehemalige dortige Lehrer Franz Stich 1971 in Würzburg auf.
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ndlich war es so weit, daß die Schule am 1. Januar 1913 eröffnet werden konnte. Seit September 1912 unterrichtete ich in Hirschsteinhäusel. Anfang November bekam ich das Anstellungsdekret für Nimvorgut ab 1. Januar. Ende Dezember bin ich dann übersiedelt. Groß war die Freude der Nimvorguter, daß sie nun endlich ihren Lehrer hatten. Kaum war ich eingezogen, brachten mir die Nimvorguter Musikanten – die „Binna-Kapelle“ – ein Ständchen dar und begrüßten mich mit herzlichen Worten. Ich habe mich im neuen Dienstort sehr bald eingewöhnt. Die Bevölkerung war freundlich und mir sehr zugetan; denn von nun an war ich die erste Person im Orte. Ich bin ihnen auch jederzeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden. War jemand krank, so mußte ich für den Arzt täglich die Körpertemperatur des Kranken feststellen. Ein Frohnauer Häusler hatte in Nimvorgut eine Wiese. Der angrenzende Nimvorguter war eingeschlossen und mußte immer warten, bis der Nachbar seine Wiese gemäht hatte. Nun haben sich die beiden Besitzer geeinigt, der Frohnauer überließ dem Nimvorguter einige Quadratmeter seiner Wiese für einen Ausfuhrweg. Der Geometer war ich. Ein Ortsbewohner eröffnete eine Flaschenbierhandlung. Der Tischler stellte eine schwarzgestrichene Holztafel her, ich versah sie mit der Aufschrift „Flaschenbier-Handlung des Andreas Erl“ in Ölfarbe. Unzählig sind die Fälle, wo meine Hilfe in Anspruch genommen wurde. Natürlich machte ich alles um Gotteslohn, die Dörfler hatten ja sowieso nichts. Als ich 1913 mit dem Unterrichten begann, gab es rund 48 Schulkinder. Diese waren brav und fleißig. Ich aber hatte sehr viel Arbeit; denn durch den Schulstreik gingen dreieinhalb Schulmonate verloren. Es war
mir nicht möglich, die VersäumDer Haupteingang, eine zweinisse in den folgenden sechs Mo- flügelige Haustür, befand sich an naten aufzuholen. der Ostseite. Oberhalb der Tür Im Juni 1915 mußte ich zur war ein rechteckiges Fenster als Wehrmacht einrücken. Im Mai Oberlicht und darüber die Auf1916 reklamierte mich das Schul- schrift „Volksschule“. Hinter amt mit der Begründung, daß ich dem Eingang, einen Meter entunentbehrlich sei. Leider hat- fernt, führten vier Stufen zum te ich mich zwei Wochen vorher zwei Meter breiten Hausflur. Diefreiwillig assentieren lassen. Da- ser war mit gerippten Zementdurch wurde der Enthebungs- platten gepflastert. An der linken antrag gegenstandslos. Anfang Seite befand sich die einflügelige September 1919 kam ich wieder Schulzimmertür. Den Abschluß nach Nimvorgut. Vom Amtsarzt des Flurs bildete eine zweiflügeerhielt ich einen Erholungsur- lige, gläserne Windfangtür. laub bis Ende Dezember, und mit Das Schulzimmer war neun 1. Januar 1920 begann ich wie- Meter lang, sieben Meter breit der zu unterrichten. Wie an allen Schulen, so war auch in Nimvorgut der Lehrerwechsel groß. Um 1922 bekam die Schule hohen Besuch, den Landesschulinspektor Wilhelm Spachowsky aus Prag. Daß er Nimvorgut besuchte, wunderte mich; denn unsere Schule Die Schule in den 1920er Jahren. war nicht in seinem Reiseplan. Wahrscheinlich und dreieinhalb Meter hoch. hatte er von Ronsperg aus un- Nach Osten waren zwei Fenster ser Gebirgsdörflein gesehen und mit einer lichten Weite von je eider Anblick ihn gereizt, denn er nem Meter, nach Süden vier Fenwar ein Freund der Bergland- ster mit einer lichten Weite von schaften. Nimvorgut gefiel ihm je 120 Zentimetern. Die Klasse auch sehr. Mit den Schulerfol- war sehr hell, das reinste Glasgen war er recht zufrieden, und haus. Der Fußboden war aus als die Kinder zum Schluß noch Holzbrettern. Ein eiserner Ofen zwei Lieder sangen, war er dar- erwärmte den Raum. Eine Woche über so begeistert, daß er ihnen nach meinem Dienstantritt mußam folgenden Unterrichtstag den te der Baumeister einen größeren Nachmittag schulfrei gab. liefern, weil der vorhandene den Das Schulgebäude war ein Anforderungen nicht entsprach. massiver Steinbau. Nimvorgut Hinter der Windfangtür bewar „steinreich“. Überall lagen fand sich ein kleinerer Flur. Links Steinblöcke umher. Selbst an waren ein kleiner Abstellraum den Wiesengrenzen befanden und der Eingang zur Holzablage. sich lange Wälle von Steinen. Zwischen beiden Türen an der 1924 beim Straßenbau wurden Wand war das Ausgußbecken der sie dann als Baumaterial verwen- Wasserleitung. Geradeaus führte det. Lehmziegel benützte man eine Tür zu den Aborten, links für nur zum Ausmauern der Tür- und Mädchen, rechts für Knaben. Auf Fensteröffnungen. Bei einer Wa- der Nordseite befand sich die genladung Ziegel kostete die Zu- Lehrerwohnung aus einer Küfuhr mehr als die Ziegel selber. che mit zwei Fenstern und einem
Schlafzimmer mit drei Fenstern. Die Küche war zugleich Wohnküche. Vom zweiten Flur führten vier Stufen abwärts zum zweiten Ausgang beziehungsweise in den Keller. Letzterer hatte zwei Räume, die auszementiert waren. Im vorderen Raum waren Kohlen, der zweite stand dem Lehrer zur Verfügung. Die Keller waren sehr schön, frisch und trocken. Vom zweiten Flur führte auch eine Holztreppe auf den Dachboden. Hier war eine kleine nette Wohnung eingebaut, von der man einen herrlichen Ausblick nach Norden genoß. Der Dachboden war mit Ziegeln gepflastert, hell und trocken. Das Schulgebäude hatte eine dreifache Bedachung, zuerst Bretter, dann Dachpappe und zuletzt Schiefer. Auf dem Dach befanden sich zwei Blitzableiter und die Dachrinnen zur Ableitung des Regenwassers. Leider fehlten die Schneefanggitter. Ob sie später auf dem Dach befestigt wurden, konnte ich nicht erfahren. Im Frühjahr rutschte der nasse Schnee vom Dache und verbog dabei die Dachrinnen. Im vorderen Hofraum befand sich eine Holzpumpe. Der Brunnenschacht war sieben Meter tief und hatte anfangs reichlich Wasser. Im Sommer 1914 war auf einmal das Wasser versiegt, es war also kein Grundwasser. Da man sich von einer Vertiefung keinen Erfolg versprach, wurde der Brunnen mit einer Betonplatte abgedeckt. Nun entschloß sich der Ortsschulrat für die Schule eine eigene Wasserleitung zu bauen. Oberhalb der Schule am Waldrande wurde eine Quelle eingefaßt, gegen Verschmutzung abgeschirmt und eine Rohrleitung zur Schule gelegt. Das überschüssige Wasser floß weiterhin durch das Dorf. Es verging kaum
ein Jahr, so floß aus den Rohren mit Rost vermischtes Wasser. Der Installateur hatte gewöhnliche Eisenrohre verwendet. Nun mußten diese durch verzinkte ausgewechselt werden. Von nun an gab es keine Klage mehr. Das ganze Schulgrundstück war von einem Maschendrahtzaun eingefriedet. Nach einigen Jahren wurde er durch einen Staketenzaun ersetzt. Links vom Eingang befand sich der Gemüse- und Blumengarten. Anfangs war er eine Wüstenei. Ich grub nun das ganze Gartenland um und sammelte die vielen Steine jeder Größe. Da sind viele Schweißtropfen geflossen. Ohne Fleiß kein Preis. Die Arbeit hat sich gelohnt, es entstand gute, fruchtbare Gartenerde. Ich baute alles Gemüse mit Ausnahme von Bohnen, Gurken und Tomaten. Für diese war das Klima zu kalt. Es schneite oft schon anfangs November, der Schnee blieb bis Mitte April liegen. Im Gebüsch gab es Ende Mai noch gefrorene Schneehaufen. 1919 wurde ich definitiv ad personam für Nimvorgut eingestellt, das heißt das Definitivum galt nur für meine Person, der Nachfolger war wieder nur provisorisch. Obwohl ich nun fest angestellt war, so wollte ich doch einmal selbständig werden, Nimvorgut gehörte zur Schulleitung Stockau. Als 1924 Sankt Barbara frei wurde, bewarb ich mich um diese Stelle, die mir auch vom Landesschulrat in Prag zugesagt wurde. Ebenso wurde auch meinem Antrag, den Dienstantritt wegen Übersiedlungsschwierigkeiten bis zum Frühjahr hinauszuschieben, stattgegeben. Mit 1. März 1925 trat ich dann meinen Dienst als definitiver Schulleiter und Oberlehrer in Sankt Barbara an. Meine Nimvorguter sahen mich ungern scheiden. Viele weinten beim Abschiednehmen. Ich war zwölf Jahre und zwei Monate bei ihnen gewesen und mit dem Dorf gewissermaßen „verwurzelt“. Auch die tüchtige „Binna-Kapelle“ ehrte mich wieder mit einem Abschiedsständchen.
Zetschowitz. Am 8. Oktober starb Hans Prokosch mit 92 Jahren in Neulingen-Bauschlott. Er war am 26. März 1931 zur Welt gekommen. 1946 wurde die Familie Prokosch vertrieben. Nach einem Monat Lageraufenthalt fand die Familie in Bauschlott ein neues Zuhause. In vierter Generation wurde er ein tüchtiger Zimmermann. Den Meisterbrief erhielt er 1963. Im heurigen November hätte er den diamantenen Meisterbrief bekommen, worauf er sich schon gefreut hatte. Den Betrieb führt seine Tochter Barbara weiter, worauf er sehr stolz war. Bereits 1947 war Prokosch in die Bauschlotter Feuerwehr eingetreten. 1962 bis 1993 war er Kommandant beziehungsweise Abteilungskommandant. Er zeigte großen Einsatz beim Bau des Bauschlotter Feuerwehrhauses und der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen. Lange Jahre hatte er durchschnittlich 50 aktive Feuerwehrleute unter sich. 1965 bis 1999, also 34 Jahre lang, gehörte der ehrenamtlich Engagierte dem Gemeinderat an, 1965 bis 1971 bei der damals noch selbständigen Gemeinde Bauschlott, bis Ende 1973 bei der Bürgermeisterei und seit dem 1. Januar 1974 bei der Gemeinde Neulingen. Zudem war er unter drei Bürgermeistern deren Stellvertreter. Im Laufe der Jahrzehnte konnte Prokosch für seinen überaus großen Einsatz im Ehrenamt zahlreiche Ehrungen entgegennehmen. Im Dezember 1989 erhielt er beispielsweise die Ehrenmedaille des Gemeindetages Baden-Württemberg. Einige Jahre brachte der geschätzte Handwerker seine Qualifikation auch im Gutachterausschuß der Gemeinde Neulingen sowie als ehrenamtlicher Richter am Oberlandesgericht in Karlsruhe ein. Hans Prokosch war überdies in Bauschlott Mitbegründer der Feuerwehrkapelle, des Heimatvereins 1966 und des Hundesportvereines 1970. Bis zur Gründung des CDU-Ortsverbandes Neulingen 1982 war er rund vier Jahre lang Vorsitzender des 1969 gegründeten selbständigen CDU-Ortsverbandes Bauschlott. Darüber hinaus war er Mitglied oder Ehrenmitglied in weiteren örtlichen Vereinen, dem Heimatkreis Bischofteinitz und in überörtlichen Bienenzucht-Vereinen. Ein schwerer Schicksalsschlag war, als im September 2002 seine aus Göbrichen stammende Frau Hilde starb. Liebevoll versorgten ihn seine Töchter Susanne Hinderer und Barbara Prokosch, deren Lebensgefährte Uwe Schubert sich weiterhin um die Bienenvölker von Hans Prokosch kümmert. Zudem gehören zur Familie die zwei erwachsenen Enkel Fabian und Lena, die sein ganzer Stolz waren. Peter Dietrich Bischofteinitz. Am 1. Februar starb Maria Langhammer/ Honsowitz, geboren am 16. September 1931 in Viernheim. Am 11. Juli starb Ingeborg Baier/Feierfeil, geboren am 30. August 1932, in Nürnberg. Am 21. August starb Johanna Friedl/Bittner, geboren am 23. September 1932 in Reichenbach, in Aalen-Wasseralfingen. Den Angehörigen gilt unsere Anteilnahme. Heidrun Böttinger Ortsbettreuerin
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Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Ortsbetreuerecke
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Der Friedhof in Tachau: Das wohl von Johann Rumpler geschaffene Friedhofskreuz im Mai 2003 sowie das Grab der Franziskaner und die Doppelgruft von Rodina Rosendorfova und Georg Dollhopf im März 1991.
� Ehemaliger Bezirk Tachau
Aktuelle Situation der Friedhöfe Aufgrund des Vortrags von Stanislaus Děd, des ehemaligen Leiters des Museums in Komotau, bei der Tagung der Heimatgliederung der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Oktober 2017 im oberpfälzischen Wiesau und der dieses Frühjahr in Prag stattgefundenen tschechisch-sudetendeutschen Konferenz über die Zukunft deutscher Friedhöfe in Böhmen analysiert Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl den Zustand der Friedhöfe im Kreis Tachau und versucht Konsequenzen für den Erhalt in der Zukunft zu formulieren.
hinteren Areal des großen Friedhofs aufgestellt werden. Die Inschriften dokumentierte Hildegard Preiss. Das alte Friedhofskreuz steht vergoldet an seiner alten Stelle. Der hintere Friedhofsteil wurde in der Zwischenzeit gärtnerisch neu gestaltet, teilweise das Niveau des Bodens erhöht und Sträucher angepflanzt. Dieser Teil wird zu-
die Friedhofskultur tut, macht der Friedhof stets einen sehr gepflegten Eindruck.
Pfraumberg Die Gräberfelder des großen, von einer Mauer begrenzten Friedhofs wurden bis auf fünf Grabsteine an der südlichen Friedhofsmauer eingeeb-
Zeit wurde von den ehemaligen Pfraumbergern restauriert. Seine Inschrift erinnert an die Toten der einst deutschen Bevölkerung der Pfarrei. Links neben dem Friedhofskreuz ließ sich Monsignore Vladimír Born, Pfarrer der großen Grenzlandpfarrei Haid, beerdigen.
Neustadtl
Noch ungefähr 30 alte deutsch beschriftete Grabsteine samt Grabstellen sind erhalten. Auch hier wurden in den vergangenen 20 Jahren die deutschen Grabsteine bis auf wenige entfernt. er ehemalige Bezirk TachAn der Westmauer stehen au hatte bei der Volkszähnoch Grabsteine mit den lung im Jahre 1920 42 412 EinNamen Prinz, Höring, Himwohner. Die Toten des Bezirks mel und Hamperl. Neun wurden auf 21 katholischen Gräber sind in deutschem und fünf jüdischen FriedhöBesitz und werden gepflegt. fen beerdigt. Diese FriedhöVor ungefähr zehn Jahfe bestehen heute alle noch ren wurde die Erneuerung und befinden sich in einem des Friedhofs mit europä- Das große Friedhofskreuz im Juli 1993 sehr unterschiedlichen Zuischen Mitteln gefördert. auf dem Friedhof in Pfraumberg. Nur stand. Er erhielt ein neues Fried- das Kreuz und fünf Grabsteine erinhofskreuz, der Mittelgang nern an die deutsche Vergangenheit Eine besonders schöne Skulptur auf einen deutschen Grab und der Grabstein von wurde gepflastert und das des Friedhofs und der Stadt. Kreisstadt Tachau Hans Grüner im März 1991 auf dem Friedhof in Altzedlisch. Dach der Friedhofskirche Bis auf rund 30 Steine wurSankt Johannes Baptist erneuAltzedisch den schon vor 1990 die meisten nehmend neu belegt. Dadurch net. Der Friedhof gleicht nun ei- ert. Rechts hinter dem EingangsDer sehr weitläufige FriedGrabsteine mit deutscher In- ist unsere Gedenkstätte weniger nem Fußballfeld. Eine tschechi- tor in Richtung Kirchenmauer ist sche Grablege im östlichen Teil das große Grab der Lebzelter- hof um die Barockkirche wurde schrift entfernt. Große Grasflä- einsehbar. chen bestimmen das Bild. Ein Die alte Aussegnungshalle des alten Friedhofs ist eingerich- familie Lang. Hier befindet sich zu einem Drittel von den deutGedenkstein für die 51 Opfer des wurde durch eine neue ersetzt. tet und wird immer größer. Das auch das Grab von Dechant Franz schen Grabsteinen gesäubert. Circa 50 deutsche Gräber und Luftangriffs am 14. Februar 1945 Eine architektonisch anspre- Friedhofskreuz aus deutscher Lang. Grabsteine stewurde vom Tachauer Stadtrat chende Holzhen noch und nicht zugelassen. halle für Ursind in gutem nengräber Zustand. Nahe wurde darHaid der Kirche ist über hinaus erBis auf ungefähr zehn alte richtet. Davor ein großes von Grabsteine im vorderen Bereich steht, mit eiden Tschechen des Friedhofs wurden alle deut- nem schmiebelegtes Areschen Grabsteine entfernt, und deeiserenen al. Unter zwei das Areal wurde neu belegt. Ein Kreuz versemächtigen LinGedenkstein mit folgendem Text hen, ein mächdenbäumen erin deutscher, tschechischer und tiger Grabstein innert ein Stein englischer Sprache: „Dieser Stein aus dem alan die deutist zur Erinnerung an alle hier be- ten deutschen schen Toten grabenen deutschen Toten aus Gräberfeld, des Pfarrsprendem Pfarrsprengel Haid gestiftet der der Familie gels Altzedvon deren Kindern und Kindes- Paul gehörte. lisch. Das alte kindern, die heute weit verstreut Friedhofskreuz Im Mai 2023 leben. 1994“ wurde am 29. Okto- wurde ist renoviert. eine ber 1994 von den Angehörigen neue GedenkDie Neugestalder Haider Pfarrei errichtet und stätte zum Getung des Friedvon Pfarrer Klaus Oehrlein ein- denken hofs wurde vor an geweiht. Monsignore Vladimír die Toten der vielen Jahren Born hatte wegen eines Kno- Schlachten des mit Geldern chenbruchs nicht kommen kön- 20. Jahrhundes Deutschnen. derts errichtet. Der Teil des Haider Friedhofs hinter dem Friedhofskreuz ist im Februar 1991 eine Wildnis mit umgeworfenen Grab- Tschechischen 71 alte Grabsteine konnten an Da die Stadt steinen. Im November 1992 werden die Bäume entfernt und die Grabsteine für Interessierte aufgelegt. Anton Kass Zukunftsfonds der Friedhofsmauer im rechten Haid viel für eckert und Architekt Walter Seidel 1995 am Gedenkstein für die deutschen Haider auf dem Friedhof. unterstützt.
erzlich gratulieren wir im November Josef Magerl, Ortsbetreuer von Schossenreith, am 14. zum 95. Geburtstag, Lothar Meitner, Ortsbetreuer von Tissa, am 19. zum 60. Geburtstag, Manfred Klemm, Ortsbetreuer von Tirna, am 20. zum 85. Geburtstag und Margret Buchner, Ortsbetreuerin von Lohm, am 24. zum 60. Geburtstag. Wir wünschen alles Gute, Gesundheit sowie Gottes Segen und danken für alle Arbeit für unsere Heimat. Sieglinde Wolf
WIR GRATULIEREN Wir gratulieren folgendem treuen Abonnenten des Tachauer Heimatboten zum Geburtstag im November von ganzem Herzen und wünschen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen. n Ringelberg. Am 25. Josef Gleißner (Krawaschn), 96 Jahre. Manfred Kaßeckert Ortsbetreuer
KORREKTUR
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Die den heiligen Prokop und Ulrich geweihte Pfarrkirche von Altzedlisch in deutscher Zeit und heute.
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um Nachruf auf den aus Altzedlisch stammenden Josef „Jupp“ Kraus von Marktbetreuerin Sieglinde Wolf (Ý HB 42/2023). Die Pfarrkirche in Altzedlisch ist dem heiligen Prokop und dem heiligen Ulrich geweiht, nicht dem heiligen Johannes von Nepomuk, wie wir fälschlicherund bedauerlicherweise in der Bildunterschrift schrieben. Die Redaktion
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Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Geschichte/Leitmeritz
Kultur
Der populärste Räuber der Der Komponist Kriminalgeschichte Böhmens Vinzenz Reifner „Ich bin Babinský, der alte Schurke von Mexiko“. So ist der bekannteste einheimische Räuber aller Zeiten, Václav Babinský (1796-1879), durch ein altes, glorreiches Jahrmarktlied ins öffentliche Bewusstsein gelangt.
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in Schurke war er tatsächlich, allerdings kein mexikanischer, sondern vielmehr ein Leitmeritzer. Nach dem Dorf bei Leitmeritz, wo er aufwuchs, gab man ihm zum Andenken den Namen Pokratitzer Venča (Wenzel). Babinskýs Geburtshaus mit der Katasternummer 52 stand in der Leitmeritzer Vorstadt. Seine Kindheit verlebte er im Elend der Napoleonischen Kriege, mit zwanzig Jahren rückte er ein. Napoleon war zwar schon gestürzt, so daß er nicht direkt im Krieg kämpfen mußte, der militärische Drill deprimierte ihn aber so stark, daß er Verrücktheit vorspielte, um wegzukommen. Nach Hause nach Pokratitz kehrte er aber dennoch erst nach acht Jahren zurück. Früh wurde er eines ersten Raubs verdächtigt, welchen man ihm aber nicht nachweisen konnte. Er wurde zum Vagabunden und gab sich der Gemeinschaft der in unrühmlicher Bekanntheit stehenden Fichtelschenkerbande hin, welche in der Leitmeritzer Gegend wütete. In den Jahren 1828-1829 machte er Bekanntschaft mit der Untersuchungshaft, wo er seine Lebens- und Räubergefährtin Apolena Hoffmann kennenlernte. Aus Mangel an Beweisen ging er ohne Strafe aus. Erst im Jahr 1830 beging er seine erste bewiesene Straf-
Herbstzauber an der Elbe: Der Stephansdom und die Bischofsresidenz von der Elbbrücke in Leitmeritz aus gesehen. Foto: Rainer Bach tat als gefürchteter Räuber: Den Überfall auf den Müller Antonín Heiný in Mikulášovice. Das Op-
fer starb kurz nach dem Raub. Auf Babinskýs Konto gingen weiterhin Räubereien, Diebstähle
und Fälschungen von amtlichen Dokumenten und mindestens ein Mord. Sein Opfer wurde der sächsische Tuchhändler Jan Blumberg, welchen er im Wald zwischen Líska und Horní Kamenice überfiel. Babinský beging seine Straftaten hauptsächlich in Mittel- und Nordböhmen. Lange entging er der Justiz. Dreimal gelang es ihm, aus dem Gefängnis auszubrechen. Schließlich flüchtete er nach Polen, wo er sich unter falscher Identität versteckte. Im Jahr 1834 demaskierten ihn aber die dortigen Ämter und lieferten ihn nach Böhmen aus. Es begann ein Prozeß, welcher sechs Jahre dauerte und von der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt wurde. Babinský erhielt als Strafe 20 Jahre schweren Kerker, welche er zum großen Teil in der gefürchteten Strafanstalt Špilberk in Brno verbrachte. Zum Ende seiner Strafe wendete er sich zum Glauben hin, denn er fürchtete die Rückkehr in die normale Gesellschaft. Nach seiner Entlassung im Jahr 1861, schon vierundsechzigjährig, erhielt er die Möglichkeit, im Asyl der Barmherzigen Schwestern in Řepy bei Prag eine Stelle als Gärtner anzutreten. Dort verlebte er die restlichen achtzehn Jahre seines Lebens. Als alter Mann erlebte er noch mit eigenen Augen, wie in Krämerliedern und auch der Schundliteratur eine Legende aus seiner Person wurde. Diese Legende war für ihn sehr hilfreich dabei, seine geschönten Geschichten aus seiner Räuberkarriere in Prager Kneipen vor Publikum zum Besten zu geben. Martin Krsek/Museum Leitmeritz
Der Komponist Vinzenz Reifner ist am 25. Oktober 1878 in Theresienstadt geboren worden.
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er Vater war Bäckermeister und mit Maria, geborene Strnad, verheiratet. Bereits als Kind lernte er einige Instrumente (Violine, Klavier, Zither). Nach Abschluß des Leitmeritzer Gymnasiums studierte er an der Deutschen Universität zu
Der Stephansdom zu Leitmeritz: Tempus fugit. Fotos: Rainer Bach Prag Jura und promovierte. Zwischenzeitlich, bedingt durch die Unruhen von 1897, studierte er bei Cyrill Kistner in Bad Kissingen/Bayern Komposition. Seit 1907 war er k. k. Beamter zunächst in Gablonz, seit 1912 in Teplitz-Schönau und seit 1914 beim deutschen Landesschulrat in Prag, schließlich wurde er selbst Landesschulrat für Böhmen. In diese Zeit fallen aber auch musikalische Aktivitäten. So entstanden in der Gablonzer Zeit die frühen sinfonischen Dichtungen, in die Teplitzer Zeit fallen Tätigkeiten als Musikkritiker und Schriftsteller.
Wie es früher war
Beim Hammer Schmied – Erinnerungen Zu dieser Familie haben wir uns als kleine Kinder schon sehr hingezogen gefühlt und ich, die Pischl Liesl, möchte nun schreiben, wie es dazu gekommen ist.
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ls Herr Porazil aus Altersgründen seine Schmiede aufgab, kam Herr Hammer aus Quittkau in der Nähe von Böhmisch Leipa und ließ sich in unserem Dorf als Schmied nieder. Er kaufte ein älteres Einfamilienhaus, renovierte und richtete in den Nebengebäuden seine Schmiede ein. Als die Umbauarbeiten fertig gestellt waren, ließ er seine junge Frau nachkommen. Mein Bruder Pep war sein erster Kunde in dieser Schmiede. Er kam mit der jungen Frau Hammer in ein Gespräch, welche derselbe Jahrgang wie mein Bruder war. Als er sie fragte, ob sie sich in unserem Dorf schon eingewöhnt habe, erwiderte sie: „Manchmal überkommt mich Langeweile. In einem jungen
Alt Thein in herbstlicher Stimmung. Foto: Wikimedia Commons/Aktron Haushalt, wo alles noch neu ist, gibt es nicht viel Arbeit und die Leute im Dorf kenne ich ja nicht.“ Daraufhin meinte mein Bruder: „Dem ist abzuhelfen, ich habe noch zwei kleine Schwestern, die bringe ich Ihnen dann mal mit.“ So kam es, daß mich eines Tages unser Pep auf den Arm und Bertl an die Hand nahm und zur Schmiede ging. Frau Hammer hatte uns beide gleich in ihr Herz geschlossen und erzählte uns die schönsten Märchen. Ein
Märchen hieß „Des Teufels drei goldene Haare und seine Großmutter“. Am liebsten wären wir ganz dort geblieben, aber Frau Hammer war eine fleißige Hausfrau, so standen die Mahlzeiten für ihren Mann und den Gesellen stets pünktlich auf dem Tisch. An drei dieser Gesellen kann ich mich namentlich erinnern. Es waren dies der Johann, er stammte aus dem Egerland, sang gern und kam auch mit zu uns zum Hopfenpflücken. Dann war da der Pietsch Wenzel und dann mein späterer Schwager, der Gürtler Franz aus Skalken.
In der Zeit, als wir noch klein waren, sagten wir damals statt Herr und Frau „Muhme“ und „Vetter“. So war Frau Hammer schockiert, als wir sie „Hammer Muhme“ nannten. Sie fragte sich: „Sehe ich denn schon so alt aus, daß man mich Muhme nennt?“ Unser Pep klärte sie dann darüber auf, daß dies in unserem Dorf so üblich sei. Groß war unsere Freude, als der erste Stammhalter Erich geboren war. Ungefähr drei Jahre später kam dann der zweite Junge Kurt dazu. Nicht vergessen darf ich den Dackel Waldi, der den Kindern stets ein treuer Be-
gleiter war. Als die Jungen schon ohne Erwachsene zu uns kommen durften, blieb Waldi draußen sitzen, bis die Kinder dann heim gingen. Zwischendurch sprang er draußen auf die Bank und schaute zum Fenster rein, ob die Jungen auch noch da waren. Sie aßen sehr gern unser Bauernbrot mit Griebenschmalz. Wenn meine Eltern fragten: „Wollt ihr eine Schnitte?“ sagten sie: „Wir dürfen doch nicht betteln.“ Meine Eltern sagten: „Ihr bettelt ja nicht, und von uns erfährt keiner was.“ Wahrscheinlich war dann abends der Hunger nicht mehr groß, daß man es sich dachte. Im Sommer ließ Frau Hammer oft im Garten in ein großes Faß Wasser reinlaufen. Wenn es etwas erwärmt war, plantschten wir tüchtig darauf los. In der Schmiede sahen wir gerne Herrn Hammer am Amboß zu, oft ließ er uns auch den Blasebalg ziehen. Da er als Handwerker sehr geschätzt war, lud man ihn auch häufig in den dort umliegenden
Im Dezember 1918 fand seine Beamtentätigkeit ihr Ende, und er floh nach Dresden als Leiter des deutsch-böhmischen Hilfsbüros. Hier starb er am 26. November 1922 erst 44jährig. Reifner gehört zu denjenigen, die, von Wagner, Richard Strauß und Max Reger ausgehend, den Versuch unternahmen, ernsthafte populäre und nationale Musik zu schreiben. Die sinfo-
Die Sokolovská-Straße, Leitmeritz. nischen Dichtungen, die besonders auf Märchenstoffen beruhten und Raum für Tonmalereien boten, wurden zeitweise stärker beachtet, während sich seine als Volksoper bezeichnete „Maria“ nicht durchsetzen konnte. Politische und gesellschaftlichen Umbrüche mit dem Ersten Weltkrieg, revolutionäre Entwicklungen in der Tonkunst zu Anfang des 20. Jahrhunderts und der frühe Tod verhinderten die weitere Rezeption seines Werkes. Der kompositorische Nachlass umfasst Bühnen-, Orchesterund Klavierwerke, Lieder und Gesänge. Klaus-Peter Koch Einsender: Helmut Hoffmann Dörfern mit seiner Frau zum Feuerwehrball ein. Bertl und ich blieben dann bei den Kindern über Nacht. Einmal muß es Kurt mitbekommen haben, daß die Eltern weggingen. Gegen 23:00 Uhr erwachte er und weinte bitterlich nach seiner Mama. Da war guter Rat teuer, denn die Haustür war abgeschlossen und kein Schlüssel da. Deshalb blieb Bertl bei den Kindern und ich sprang aus dem Fenster, um die Hammer Muhme zu holen. Zum Glück war der Feuerwehrball in Thein. Herr Schneider, der Kassierer, saß noch an seinem Tisch, ich bat ihn, Frau Hammer rauszuholen. Sie ging dann mit mir heim, gab Kurt die Flasche und beruhigte ihn, bis er schlief. In Zukunft schliefen die Jungen dann immer bei uns zu Hause, wo ja auch meine Eltern waren. Als ich mit 17 Jahren meine Mutter verlor, war bei mir Frau Hammer eine mütterliche Freundin. Gern gingen wir abends im Winter mit einer Handarbeit in die Schmiede. Herr Hammer las uns aus einem Buch etwas vor. Als Bertl und ich später einen Freund hatten, war sie eine gute Vermittlerin zu unserem Vater. Liesl Pischl, Eins.: Kurt Hammer
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Wie es früher war/Straschnitz
Bräuche in Straschnitz
Margarethe Semsch hat in Straschnitz und Laden ihre schönsten Jugendjahre verbracht.
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anzen gingen die jungen Leute aus der Gegend in Jahnels Tanzsaal, wo zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr Pause war. Ins Elternhaus der Mädchen kam ein Musikant zum Abendessen mit (eis Assen) und dann ging es weiter. Langsam trafen die älteren Semester ein, die Männer auf ein Bier, die Frauen auf „die Gucke“ (sehen, sich informieren). Ringsum im Tanzsaal waren Bänke aufgestellt und da saßen die Mütter, Großmütter, Tanten und Neugierige. Wer tanzt mit wem, erste Tour, Damenwahl, wer legt beim Mondscheinwalzer liebevoll den Kopf an den seiner Partnerin? Am nächsten Tag war es Dorfgespräch und die Tratschen waren für die nächste Zeit mit Redestoff versorgt. Für uns war es ein wundervoller Tag, der noch lange in Erinnerung blieb, mit der Freude auf das nächste Jahr. Nach der Obsternte wurde es im Dorf etwas ruhiger. Ab und zu gab es eine Hochzeit. Das Brautpaar ging vorher ins Pfarrhaus zum Examen, dort wurde es von Pfarrer Vogel über die Rechte und Pflichten im Ehestand aufgeklärt. Für uns Sängermädeln war eine Hochzeit immer sehr aufregend, das Brautkleid und die Kleider der „Kränzlmädln“ standen im Vordergrund. Für unseren Gesang während der Brautmesse bekamen wir „Huxtkuchn“ (Hochzeitskuchen) und 5 Kc. Mit dem Lied „Treulich geführt“ vor der Kirchentür war unsere Aufgabe beendet.
Auch bei Beerdigungen wurde unser Gesang mit Geld belohnt. Bei einer „grussn Leiche“ (bedeutsame Person) gab es 5 Kc, eine „Kleine“ brachte 3Kc ein. War die Musikkapelle dabei, wurde beim Verlassen des Friedhofes ein Marsch gespielt und nachher bei Bier und Salzstangeln des Toten gedacht. So ist halt das
Schulfest in Straschnitz, 1934. Leben. Der erste und zweite November, Allerheiligen und Allerseelen, waren die Gedenktage für die Verstorbenen. Die Gräber wurden mit selbstgebundenen Kränzen und Bouquets geschmückt und als Schneeersatz wurden „Knepplspejna“, das waren Hornspäne aus der Auschaer Knopffabrik, gestreut. Nachdem auf den Feldern alles eingebracht war, dienten die nun kommenden unfreundlichen Tage dazu, Arbeiten in der Scheune oder im Haus zu verrichten. Seile wurden für die
kommende Ernte gedreht, Säkke geflickt, Geräte ausgebessert, Mohn aufgeschnitten, Gänse gerupft und bald begann das Federschleißen. Von einem Haus zum anderen erging die Einladung, dann hieß es: „Kumt ok a zun Faderschleißn!“ Für uns Junge war es besonders schön, denn von den Älteren erfuhr man den
Foto: ehemaliges Archiv des HKVL ganzen Dorfklatsch, Berichte aus vergangenen Zeiten und es wurde bei der Arbeit gesungen und gelacht. Leider endete es manchmal mit einem Mordskrach, wenn einem beim „Fadermannl“ (Federmann, letzter Arbeitstag) die jungen Burschen einen Aschetopf in den Hausflur warfen, der neben Asche, Bonbons ebenfalls einen sogenannten Aschebrief enthielt, in dem die Federschleißerinnen durch den Kakao gezogen wurden. Nicht selten wurde aus so einer Lausbübelei großer Ärger und mitunter sogar eine
Mundart
jahrelange Feindschaft. Noch sehr gut kann ich mich an das Flegeldreschen erinnern. Schon in der Frühe, wenn es „labarwarschtlgrou“ (dämmrig) wurde, hörte man „klapp, klapp, klapp“. Selbst war man froh, daß man noch im Bett liegen konnte. Mit drei oder fünf Helfern wurde in der Scheune das ausgebreitete Getreide mit Dreschflegeln gedroschen. Die langen Strohhalme wurden für das Anfertigen von Seilen benötigt. Das Stroh, was nach dem Dreschvorgang aus der Maschine kam, war für das Herstellen von Seilen ungeeignet. Advent war eigentlich auch bei uns ein ruhiges Freuen auf das Christfest. Die Gläubigen gingen mal öfters als sonst in die Kirche zu den Andachten. Ab und zu sah man in der Stube aufgehängt einen Adventskranz, es war eine geruhsame Zeit. Mußte am frühen Morgen schon eine Arbeit im Freien verrichtet werden, kroch die Kälte ganz schön unter die Fingernägel. Die Zeit des Schweineschlachtens nahte. Alle Vorbereitungen wie Schweinsbrot fürs Filsl (Fülle) backen, Kessel, Trog, Töpfe und Pfannen richten fanden statt, es gab eine Menge Arbeit. Am Schlachttag, so gegen 9.00 Uhr, kamen Verwandte und Bekannte, die es kaum noch erwarten konnten, bis der Fleischer das herrlich duftende Fleisch zum Verzehr gerichtet hatte. Kopffleisch, Rüssel, Bries, Herz, Bauchlappen und noch vieles mehr, jeder bekam seinen Wunsch erfüllt. Margarethe Semsch Einsenderin: Margarethe Ulber
Mundart
Tannewann Gestann woor iech wieda mou daheeme, wie suu uffte. Und dou hoo iech miech arinnat.
E
jmou hottnse miech uff Tannewann geschickt, zu da Tante Resl, woss Wichtiches zunn soon. Telefon hottn ma ni und Radl kunnt iech aa nie fohrn. Bie iech halt bai Puhls daan Waag nundagemocht. Bai Hoosns hobb iech ee Grieß Gott gewinscht und woor balde bain Karchhoufe. Ai Podiwin oogekumm, woor dou dar Walter. Ia wisst schunn, daan honnse aa nausgejoht, daar wohnt
jetze ai suu enna ruutn Schtrouße „in Kölle am Rinn“. Dar hout geworrt aufn Adolf undn Ottl, wail se Sissliche fangn wulldn. Iech hobbn dann vazejhlt, doss ma doss ai Schittenz aa schunn vasuchcht hottn, obba die Viecha honn sich ganz undn vakruchn. Nu, houta gesoot, wamma halt bai daan enn Pauan die Hinna john, dar hout uns gestan mit dar Paitsche fortgejoht, wiema poor Eppln mausn wulldn, oda mier sekiern die Hunde, die warn dann schunn richtich Krawall mochn, enna schtecktn andan oo, doss heert bis noch
Schüttenitz.
Emanuel Gattermann
Tannewann. Iech musste daan obba waita. Bai da Tante Resl hobb iech Himbeersoft kriegt und enn Kolatschn mit Powidl. Dann bie iech halt wieda hemm. Aigntlich kunndn siech die Schittenza nie ai Podiwin und Tannewan sahn lussn, waagn daan Kuttlkrieg, obba noch villn Johrn dou haußn gibt‘s enne Friednsurkunde. Daan Krieg goobs schunn suu lange, wies die Maiaheefe ai Schittenz und Tannewann gibt. Georg Pohlai
Humoristisches in Mundart aus Krscheschitz von Josef Stibitz.
O
ls dos alde Pauarnweib, dos nor ni uffn Zuge gefohr‘n wor, eisteig‘n wullde, hörte sie ’n Kondukteur ruf‘n: „Rückwärts einsteigen!“ – „Hm“, meente sie, „doß iß a eene kuriose Moude itze“, und stieg derbeine rücklings ei. Wenn jemand ein Giehn de Beena kam derschleppt, dou soot mer bei uns derheema: „Dann könnt mer a de Hous‘n ein Giehn flick‘n!“ – Eins.: Erich Hofmann
Nachrufe
Helmut Geppert ist verstorben – ein Nachruf Helmut Geppert ist am zweiten Oktober 2023 verstorben.
aus dem Sudetenland die „Vereinigung der Sudetendeutschen
H
elmut Geppert erblickte 1937 in Leitmeritz/Sudetenland das Licht der Welt. Nach dem Krieg wurde die Familie vertrieben, wobei sie über die Stationen Dresden, Delitzsch und Nienhagen kam. In Nienhagen verblieben sie etwas länger, dort wurde die Familie leider getrennt. Dabei kam Helmut zum Ortsvorsteher und Bauern, dem er zur Hand gehen sollte. Er wurde dort gut versorgt, aber dafür mußte er auf die Kühe aufpassen. Helmut war über diese Situation sehr unglücklich. Daraufhin vernachlässigte er seine Hüter-Aufgaben immer mehr und konnte wieder nach Hause zu seiner Familie. Die Familie fand danach ihr neues Zuhause in Aachen, das ihr ständiger Wohnsitz werden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von den Vertriebenen
Helmut Geppert. Foto: Christiane Geppert Landsmannschaft“ gegründet, der er später beitrat und bis heute angehörte. Er konnte seine Heimat nie vergessen. Helmut machte schließlich eine Ausbildung als Maschinenschlosser, es folgte das Ingenieursstudium. Danach eröffnete er ein Ingenieurbüro in Düsseldorf und später in Haan, wo er vor 57 Jahren seine Frau Christiane kennen lernte.
Später baute Helmut mit ihr die Firma „Geppert Band“ auf. Hier wurden Förderbänder hergestellt, die weltweit vertrieben wurden. Helmut hatte immer viele Ideen, was er machen wollte. Dazu führte er immer ein kleines Büchlein bei sich, wo er zeitnah alle seine Ideen notierte. Dadurch ergaben sich viele technische Neuerungen und diverse Patente. 1994 bekam Helmut die Ehrenurkunde durch den bayrischen Staatsminister Dr. Wieschen für die „Verdienste um den Aufbau unserer Wirtschaft“ überreicht. 1999 nach 25 Jahren verkaufte Helmut seine erfolgreiche Firma und begleitete sie mit seiner Frau zum Übergang für ein Jahr. Anstatt den Ruhestand zu genießen, hatte Helmut neue Ideen. Es kam ihm seine frühere Begabung zu Gute, daß er bei Menschen Probleme erspüren konnte. Er gründete die Firma „Baubiologie Geppert“. Hier
befasste er sich mit dem Thema Strahlungen, Wasseradern und Elektrosmog und wie man diesen neutralisiert. Er baute eine TerraMide für die Neutralisation der Strahlen und sie wurde ein neues Patent. Mit dieser Erfindung hat Helmut vielen Menschen geholfen. Währenddessen schrieb er zu diesem Thema neun Bücher. Auch privat hatte Helmut viele Ideen. Es wurde viel gereist und gesehen. Ob auf dem Wasser, auf der Straße oder in der Luft fühlte sich Helmut wohl. Durch seinen Fleiß konnte Helmut sich seine Lebensträume erfüllen. Vor zwölf Jahren gab man sich endlich das „Ja-Wort“. Leider stellten sich durch die vielen Projekte gesundheitliche Probleme ein. Nun konnte Helmut endlich zu Hause sein und den schön angelegten Park genießen. Sein gesundheitlicher Zustand wurde zunehmend schlechter, aber Zusammenhalt und Liebe sind geblieben. Christiane Geppert
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag 100 Jahre 13.11.1923, Edeltraud Schmidt, geborene Motz, fr. Polepp 95 Jahre 27.11.1928, Franz Hunka, früher Lippai 19.11.1928, Adele Symanek, früher Weißkirchen 12.11.1928, Herbert Ressel, früher Littnitz 08.11.1928, Prof. Dr. Eduard Hlawitschka, früher Dubkowitz 90 Jahre 30.11.1933, Lydia Feick, geborene Minks, fr. Pistian 11.11.1933, Elisabeth Knoop, geborene Bittner, fr. Schüttenitz 85 Jahre 24.11.1938, Valerie Koch, geborene Munzig, fr. Wocken 11.11.1938, Gertraud Puls, geborene Nohl, fr. Neuland 07.11.1938, Harald-Franz Prokesch, früher Praskowitz 75 Jahre 13.11.1948, Wilfried Nitsch, früher Leitmeritz 55 Jahre 17.11.1968, Ralph Kühnel, früher Tschalositz Alt-Thein 28.11.1940, Dr. Volker Grassert Aujezd 23.11.1934, Edith Kessler, geborene Profeld Auscha 30.11.1936, Hans Stelzig Bleiswedel 14.11.1925, Edeltrud Rossner, geborene Pablich 24.11.1944, Astrid Schneider Brotzen 15.11.1944, Waltraud Jirschik, geborene Langer Drahobus 23.11.1940, Ursula Peschel, geborene Eisert Düsseldorf 28.11.1957, Jörg Neumann Graber 08.11.1932, Ernst Werner Jentschitz 25.11.1932, Linda Schardt, geborene Huja Kninitz 06.11.1931, Gertrud Schultheis, geborene Tröster Kottomirsch 10.11.1937, Walter Grimmer Krscheschow 24.11.1929, Emma Fink, geborene Vatter Kuttendorf 13.11.1954, Franz Stolz
Leitmeritz 08.11.1925, Walburga Weigandt, geborene Andreska 01.11.1926, Eleonora Glück, geborene Zappe 08.11.1927, Norbert Prokop 26.11.1927, Ingeborg Poehlmann, geborene Dominka 11.11.1935, Ingrid Akman, geborene Loh 25.11.1936, Annelies Richter, geborene Kögler 26.11.1939, Wolfgang Tischer 27.11.1942, Elvira Zepuntke, geborene Skebra 09.11.1941, Hans-Günter Kastner 10.11.1941, Sieglinde Schmauß, geborene Schicktanz 26.11.1940, Werner Ulbrich 18.11.1941, Fritz Schreiber Libochowan 29.11.1934, Marianne Suhrbier , geborene Wogurka Liebeschitz 27.11.1931, Helmut Maßel Littnitz 03.11.1942, Irene Lempa, geborene Fritsch Lobositz 07.11.1924, Felizitas Greupner Naschowitz 25.11.1931, Henriette Krüger, geborene Philipp Ober-Rzepsch 30.11.1937, Gerlinde Sick, geborene Behr Podiwin 07.11.1932, Walter Eibich 10.11.1935, Erich Nowak Reichenberg 16.11.1934, Christa Rupp, geborene Krebs Ruschowan 20.11.1936, Isolde Gechert, geborene Hille Skalitz bei Schüttenitz 18.11.1927, Emil Petters Tetschendorf 28.11.1936, Helene Effenberger, geborene Brünnich Triebsch 23.11.1936, Anneliese Lehrieder, geborene Müller Tschersing 26.11.1944, Christine Weber, geborene Fucke Woborschitz 13.11.1959, Dirk Rittiger Zierde 07.11.1939, Karl Brünnich Zössnitz 10.11.1937, Josef Wenzel
Poesie
Sudetendeutsche Heimat Du Land voll Berge und Täler, Felder und Wiesen weit, dir hab‘ ich seit meiner Kindheit mein ganzes Leben geweiht. Ich pflügte deine Erde, brachte Saat und Ernte ein, pflegte Wiesen und Felder bei Regen und Sonnenschein. Ich arbeitete, werkte und schuf mit rauher starker Hand, folgte manch lieblichem Ruf im geliebten Heimatland. Ich trank aus manchem Bächlein, pflückte den Apfel vom Baum, träumte in heller Mondnacht, im Walde den schönsten Traum.
Ich teilte mit dem Bettler das schwere Bauernbrot, wir tranken auf das Wohl der Herrn bei goldenem Abendrot. So sind die Jahre vergangen, das Leben gereift und klar. Hab Glück und Leid bestanden, Heimat, ich liebe dich immerdar. Ernst Chytra, ehemals Skalitz Nr. 49 (Einsiedelei)
Unseren Toten zum ehrenden Gedenken
M
it großer Traurigkeit habe ich vernommen, daß Rudolf Rosenkranz aus Wellemin verstorben ist. Er hat den Heimatboten mit seinen humorvollen
und einfach schönen Geschichten sehr bereichert und ich habe die Korrespondenz mit ihm immer genossen. Möge er in Frieden ruhen. Heike Thiele
02.10.2023 Helmut Geppert, im Alter von 86 Jahren, früher Wegstädtl
10.11.2022 Dr. med. Günther Sinke, Weimar, im Alter von 81 Jahren, früher Petrowitz
31.12.2022 Rudolf Rosenkranz, Dettmannsdorf, im Alter von 94 Jahren, früher Wellemin
24.10.2022 Friedrich Seidel, Wesendorf, im Alter von 95 Jahren, früher Leitmeritz
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3.11.2023
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Orte unserer Heimat
Nestomitz – vom Dorf zum Industriestandort
Nestomitz. Links die Zuckerfabrik, rechts die Solvay-Werke, 1908. Foto: TAK TO BYLO NA STECKU, Petr Spacek Nestomitz war eine alte slawische Siedlung mit zehn Bauernhöfen zu beiden Seiten der Dorfstraße, die aus dem Reindlitzer Tal und von Mörkau her zur Elbe führt. 1188 wurde der Ort erstmals von dem tschechischen Fürsten Bedrich schriftlich erwähnt. 1673 waren es bereits 26 Häuser, 1880 75 Häuser mit 557 Einwohnern, 1980 betrug die Einwohnerzahl 5150. Im Jahr 1986 wurde Nestomitz an die Stadt Aussig (Ústi nad Labem) angeschlossen. Die Zuckerraffinerie Einen großen Aufschwung nahm der Ort durch die Erbauung der Zuckerraffinerie im Jahr 1890. So zählte Nestomitz 1913 bereits 192 Häuser und 3032 Einwohner. Der eigentliche Betrieb startete 1893. Bis 1914 verarbeiteten 800 Arbeiter jährlich ungefähr 110.000 Tonnen Rohzucker. Der raffinierte Zucker wurde direkt vor Ort von dem 1892 gegründeten Elbhafen bis nach Amerika, Afrika und Asien verschifft. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es aufgrund von Exportbeschränkungen zu einem deutlichen Produktionsrückgang; 1932 wurde die Raffinerie stillgelegt.
Die Solvay-Werke Daß aus dem kleinen Ort mit Ackerbau und Landwirtschaft, Wein- und Hopfenanbau (17. bis 19. Jahrhundert) ab 1900 ein blühender Industriestandort wurde, verdankt Nestomitz der Zuckerfabrik, aber vor allem den Spolek-Solvay-Werken, einer Zweigniederlassung des „Österreichischen Vereins für Chemische und Metallurgische Produktion“. Der „Verein“ war ab Mitte der 1880er Jahre Leitunternehmen der chemischen Industrie in ÖsterreichUngarn. Der Name Solvay rührt von dem belgischen Chemiker Er-
nest Solvay (1838-1922) her, der ein relativ einfaches Verfahren zur Herstellung von Soda aus Kalkstein, Salz und Koks erfand. 1863 verbesserte er das Verfahren zur Sodaproduktion im Fabrikmaßstab und setzte es 1870 in der Produktion ein. Als die Gefahr bestand, daß Solvay mit seiner patentierten Produktion nach Österreich-Ungarn vordringen und damit die Monopolstellung des „Vereins“ stören würde, schloß der damalige Direktor Schaffner Mitte der 1880er-Jahre mit Solvay und Cie. eine Vereinbarung zur Gründung einer ersten gemeinsamen Fabrik
Ernest Solvay um 1900. Foto: wikipedia
Kräuterlikör aus Aussig
W
as für Karlsbad der „Becherovka“, war für Aussig der „Alte Jägerlikör“. Ursprünglich hieß er „Alter Korn“. Die Abbildung eines Jägers mit Flinte auf dem Etikett setzte sich schließlich auch für die Bezeichnung des Produktes durch – „Alter Jägerlikör“ – im Volksmund nur noch „Jäger“ genannt. Auch in der Zeit des Sozialismus spielte die Marke eine Rolle und war bei den Kultfilmen
„Der Feuerwehrball“, „Das Wildschwein ist los“ und in der Kinderkomödie „Unsere Geister sollen leben!“ ein wichtiges Filmrequisit. 1898 gelang Eckelmann mit seinem „Klostergeheimnis“ ein weiterer Volltreffer. Sein Ursprung ist mit einer Legende verbunden. Das Rezept gehörte an-
Der „Alte Jägerlikör“. Foto: Museum Aussig
für Ammoniakwasser in Österreich, die „Spolek-Solvay-Werke“. Es entstanden Zweigwerke in Böhmen, Deutschland, Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Polen und Rumänien. Eine davon war „Neštěmická“, deren Name von den Bürgern auf „Solvayka“ abgekürzt wurde. 1905 begannen die Bauarbeiten der Fabrik in Nestomitz und bereits am 2. März 1908 wurde der erste Eisenbahnwaggon mit 100 Säcken Ammoniak im Gewicht von 10.000 Kilogramm verschickt. Während des Ersten Weltkriegs arbeiteten auch italienische Kriegsgefangene im Werk, so daß es unter militärischer Aufsicht stand, der auch das zivile Personal unterstand. Die Weltwirtschaftskrise 1921 wirkte sich auf die Löhne der Arbeiter aus. Die letzte Lohnkürzung führte im April 1923 in den Solvay-Werken zum Streik. Aber bereits 1939 wurden an die 70.000 Jahrestonnen Sodaprodukte exportiert. Nach der Vertreibung 1945 wurde das Unternehmen verstaatlicht und hieß „Fabrik von Soda“, kurz TONASO (Abkürzung aus TOvárna NA Sodu – Sodawerk).
Mit 1.100 Arbeitern konnte die Sodaproduktion 1983 auf 120.000 Tonnen erhöht und die Produktionsfläche auf 38 Hektar erweitert werden. TONASO soll in seiner Blütezeit so viel sauberes Wasser für die Herstellung seiner Produkte benutzt haben wie eine Stadt mit 250.000 Einwohnern verbraucht. Bis Ende der 1980er-Jahre lag der Schwerpunkt auf der Produktion von Soda, Chromsalzen, Calciumchlorid, Ammoniumchlorid, Streusalzen und Holzbeizen. 1991 wurde die Produktion von Soda aus ökologischen Gründen und wegen der veralteten Betriebsstätten beendet. Auf dem Betriebsgelände wurde eine Gewerbezone TONASO eingerichtet, auf der auch die TONASO-Holding weiterhin aktiv war. 2018 erfolgte die Gründung der TONASO Coating s.r.o., spezialisiert auf die Herstellung von Silikat- und antikorrosiven Anstrichstoffen. 2020 wurden die alten Fabrikhallen in Nestomitz niedergerissen, ein neues Werksgelände entstand. Ausgrabungen Am 29. März 1845 brachte ein verheerendes Hochwasser (die
Elbe stand fast 10 Meter hoch) eine 3000 Jahre alte ausgedehnte Grabstätte aus der Lausitzer Kultur zutage. Die Bauern suchten vergebens nach Münzen; Knochen und Keramik interessierten sie nicht. Hier griff der Gelehrte Franz Böhm ein und rettete für das Nationalmuseum in Prag einige Container mit Keramikgefäßen. Später wurden weitere Funde keltisch-georgischen Ursprungs aus dem 2. Jahrhundert und ein slawischer Begräbnisplatz aus dem 9./10. Jahrhundert entdeckt. Kino Eman Focke improvisierte 1923 im Haus Nr. 108 (Arbeiter Haus) ein kleines Kino mit 193 Plätzen. Bereits 1929 eröffnete er mitten im Zentrum ein Lichtspielhaus mit 600 Plätzen. Das neue Theater bot nicht nur Kinoaufführungen, sondern diente auch als Opernbühne, Konzerthaus und Vortragssaal. Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise war Focke gezwungen, niedrigste Eintrittspreise zu verlangen und blieb letztendlich auf Schulden von über 500.000 CZK sitzen. kw Quelle: Archiv von Friederike Schönbach (†).
� Nachruf
� Eckelmann-Fabrik in Schönpriesen
In Folge 35 haben wir auf die Biertradition Aussigs geblickt, mit den Brauereien in Großpriesen und Schönpriesen. Schönpriesen hat sich aber auch durch die von Louis Eckelmann 1847 gegründete Likörfabrik einen Namen gemacht.
Demontage der Solvay-Werke (später TONASO) im Jahr 2020. Foto: Modrý Petr, https://modry-petr.cz.
geblich Mönchen aus dem Erzgebirge, denen Eckelmann das Geheimnis der Rezeptur entlocken konnte. Das ursprüngliche Rezept ist bis heute unter Verschluß. Nur so viel ist bekannt, daß die Grundlage des Geschmacks auf neunzehn Kräutern basiert, die in Alkohol eingelegt werden. Dazu gehören unter anderem Wermut, Kardamom und Zimt. 1903 übernahm Eckelmanns Sohn Carl Hermann Wolfrum die Firma. Der „Alte Jägerlikör“ und das „Klostergeheimnis“ werden heute noch von „Granette & Starorezná Distilleries“ in den alten Gebäuden der Likörfabrik in Schönpriesen produziert. kw Quelle: „Berühmte lokale Marken aus Aussig“, Stadtmuseum Ústi n.L.
I
Kulm trauert um Ilsa Rais
lsa Rais wurde am 6. Juni 1928 in Kulm geboren und verstarb am 27. September 2023 mit 95 Jahren in Schönebeck. Jahrzehntelang war sie an der Organisation der Kulmer Treffen beteiligt, die immer mehr zum Auffangbecken der Heimatfreunde anderer Heimatgemeinden wurden, die kein eigenes Treffen mehr zustande brachten. Als Kurt Richter die Veranstaltung vor Ort immer mehr in die Hand nahm, wollte sie unbedingt weiterhin die Einladungen verschicken, denn sie genoß es, den
Kontakt mit ihren Heimatfreunden zu halten. Bis ins hohe Alter war sie das „Gedächtnis“ der Kulmer. An ihrem Todestag, dem 27. September, trafen sich Kurt Richter und Rosemarie Kraus in der Kulmer Kirche und gedachten ihrer Freundin. Ihr zu Ehren spielte Rosemarie auf der Orgel das Eingangslied zur Schubert-Messe „Wohin soll ich mich wenden?“, das sich Ilsa Rais bei jedem Kulmer Treffen zu Beginn der Messe gewünscht hatte. Liebe Ilsa, viele wissen jetzt auch nicht mehr, „wohin sie sich mit ihren Fragen wenden sollen“, aber das Kulmer Fest wird weiter bestehen. Ruhe in Frieden. Deine Kulmer Heimatfreunde
In der Kulmer Kirche spielt Rosemarie Kraus für Ilsa Rais das Eingangslied zur Schubert-Messe. Foto: Kurt Richter
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AUSSIGER BOTE
� Zum Allerseelen-Tag
� Deutsche Friedhöfe und Gäber in der SR
Das Schicht-Grabmal und sein Schöpfer Anläßlich der Totengedenktage im November möchten wir Leben und Werk des Bildhauers Heinrich Karl Scholz näher betrachten. Er war der Erbauer der Grabstätte der Familie Schicht in Schreckenstein. Bereits 2021 haben wir darauf hingewiesen, daß eine Restaurierung dringend notwendig ist, um dieses einmalige Werk zu erhalten.
H
einrich Karl Scholz wurde am 16.10.1880 in Mildenau bei Friedland in Böhmen geboren und starb am 12.6.1937 in Wien. Sein Bildhauer-Studium absovierte er in Österreichs Hauptstadt. Während des Ersten Weltkriegs leistete er Kriegsdienst in Galizien, wo er mit der Planung und Ausführung von 34 Kriegerfriedhöfen und Gedenkstätten befaßt war. 1920 wurde Heinrich Karl Scholz Mitglied des Wiener Künstlerhauses und 1936 dessen Vizepräsident. Für sein Werk erhielt er unter anderem die Goldene Jubiläumsmedaille, den Kunstpreis der Stadt Wien und das Kaiser-Franz-
Das Grabmal der Familie Schicht, geschaffen von Heinrich Karl Scholz. Foto: Hans Adamec Joseph-Stipendium in Gold. Seinen Arbeiten haftet meist ein tiefer Ernst an. Neben vielen Ehrenmalen und Gedenkzeichen von gefallenen Kämp-
fern und dem Ehrenmal für die Gefallenen des 11. Ulanenregiments in der Wiener Kapuzinerkirche schuf er die HeiligeGeorgs-Gruppe am Brunnen in
Maria Enzersdorf oder das Denkmal für Walther von der Vogelweide in Dux. kw Quelle: Helmut Hoffmann, wikipedia
Das „Panorama“ im Maresch-Haus I
Das Kaiserpanorama im Wiener Prater um 1900. Das Panorama im Maresch-Haus existiert längst nicht mehr. Foto: wikipedia Kinder im Kaiserpanorama“ von einem Besuch in diesem Etablissement: „‘Ging‘, läutet die kleine Glocke im Kaiserpanorama und das Innere des großen Guckkastens begann sich zu bewegen, das Bild vor unseren Augen entschwand langsam nach links, dann ein
Ruck, ein kurzes Ausschaukeln und neue Herrlichkeiten wurden sichtbar. Wir saßen und staunten in die Gucklöcher hinein. Meist war es der sonnige Süden, der sich uns darbot, mit blauem Himmel und blauem Meer. Leicht bekleidete Menschen spazierten auf weißen Straßen unter Pal-
� Meldungen 31. COLLOQUIA USTENSIA in Aussig
Zum 31. Mal trafen sich in Aussig etwa 30 Teilnehmer, um 14 Tage lang vormittags Tschechisch zu büffeln und den Rest des Tages mit Kultur und Exkursionen ausklingen zu lassen. Kristina Kaiserová, Leiterin des Instituts für slawistisch-germanistische Forschungen an der Universität in Ústi hatte wieder interessante Fahrten organisiert: Besuch des wesentlich erweiterten Freilichtmuseums in Saubernitz, des Regionalmuseums in Brüx (Most) und des Museums in Tetschen (Děčín). Im Stadtmuseum Aussig lief gerade eine Ausstellung über den Böhmischen Adel nach 1945, durch die Anna Knechtel vom Adalbert-Stifter-Verein führte. Sehenswert ist natürlich die Dauerausstellung „Unsere Deutschen“, die weiter komplettiert wurde, sowie Sonderschauen, etwa mit historischen Fotografien von Aussig. Zu den weiteren Vorträgen zählte der von Martin Krsek, Historiker im Museum Aussig und neu ge-
I
Der Lösung näher gekommen
m April diesen Jahres fand im tschechischen Außenministerium in Prag eine Konferenz zum Thema „Sanierung und Erhaltung deutscher Friedhöfe und Gräber in der Tschechischen Republik“ statt. Prof. Dr. Ulf Broßmann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Friedhöfe“ beim Sudetendeutschen Heimatrat, berichtete beim Sudetendeutschen Tag über die Ergebnisse und stellte in Aussicht, daß Ende 2023 ein umfassendes Lösungskonzept für die Tschechische Regierung zur Entscheidungsfindung über die Sanierung, Rekonstruktion und Finanzierung von Grabstätten vorgelegt werden soll. Federführend sind die „Arbeitsgruppe Friedhöfe“ beim Regierungsrat für Nationale Min-
derheiten in der Tschechischen Republik und die „Arbeitsgruppe Friedhöfe“ beim Sudetendeutschen Heimatrat. Die Konferenz war laut Prof. Broßmann ein Meilenstein, bei der die Grundlagen für eine Lösung des Problems der deutschen Gräber in der ČSR geschaffen wurden, da Mitglieder der Sudetendeutschen Landsmannschaft erstmals an direkten Gesprächen auf höchster Ebene teilnahmen. Alle Konferenzteilnehmer waren sich einig, daß die deutschen Friedhöfe und Gräber saniert und erhalten werden müssen. kw Quelle: Sudetenpost 7.9.2023 mit Bericht aus dem „Böhmerwald Heimatbrief“ Prof. Dr. Ulf Broßmann, Edmund Schiefer
De Sind’n
� Erinnerungen
m Jahr 1883 wurde das erste von August Fuhrmann erfundene Kaiserpanorama in Berlin eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Art Schaukasten, in dem eine im Kreis transportierte Bildserie im 3 D-Effekt dem Betrachter die virtuelle Teilnahme an kulturellen, sportlichen und politischen Ereignissen des kaiserlichen Deutschland ermöglichte. Die wöchentlich wechselnden Bildserien waren die ersten „bewegten“ Bilder, die bald in 250 Filialen in Europa und Übersee gezeigt wurden. Die Stummfilme der 20-er Jahre beendeten den Siegeszug des Kaiserpanoramas. 1939 schloß die Filiale in Berlin; in Wien existierte sie noch bis 1955. Eines der wenigen im Original erhaltenen Kaiserpanoramen befindet sich heute im Stadtmuseum München. Auch Aussig besaß damals im Maresch-Haus in der Maternigasse ein „Panorama“. Unsere unvergessene Grete David-Stelzig (1903-1993) berichtete im AB 12/1952 unter dem Titel „Als
Sudetendeutsche Zeitung Folge 44 | 3.11.2023
men: kleine Mädchen mit weit abstehenden weißen Kleidchen, Damen mit riesigen Pleureusenhüten… Eine solche Wärme ging von diesen Bildern aus, daß wir mit einem Male nicht mehr wußten, daß es draußen in dicken Flocken schneite, daß wir in Wintermänteln dasaßen, daß die gefrorenen Näschen auftauten und feucht wurden. Wir gingen damals nicht ins Kino, das war das Vorrecht der Großen. Wir Kinder von damals liebten das Panorama genauso wie die Kinder von heute das Fernsehen und waren um nichts ärmer als diese. Vielleicht: im Gegenteil!“ Doch mitten in die Ereignisse des bedeutsamen Jahres 1914 platzte die Nachricht, die Ferdinand Maresch, der 1854 geborene Sohn des Aussiger Fabrikanten Johann Maresch, in seinem Tagebuch festhielt: „12.6. - Kaiserautomat pleite. Der Besitzer verschwunden.“ Damit fand das Kaiserpanorama in Aussig sein plötzliches Ende. kw Quelle: Helmut Hoffmann
� Nachruf wählter Senator. Der Ganztagsausflug führte ins Riesengebirge nach Harrachsdorf (Harrachov) in die Glashütte. Das 32. COLLOQUIA USTENSIA findet nächstes Jahr vom 11.08.-24.08.2024 statt, mit Zwischentreffen vom 15.-17.03.2024 in Linz. Neue Interessenten sind herzlich willkommen! Kontakt: Christoph Lippert, eMail: info@lti-training.de. kw Quelle: Christoph Lippert, „Der Ackermann“ 03/2023.
Becherovka steht zum Verkauf
Jedes Kind kannte den „Becher-
Becherovka. Foto: Jan Becher Muzeum
bitter“ des Likörherstellers Jan Becher, der später zu dem international bekannten „Karlovarská Becherovka“ wurde. 1997 wurde der Betrieb an den zweitgrößten Spirituosenhersteller der Welt, Pernod Ricard verkauft. Das französische Unternehmen besitzt 240 Marken. Wegen der nachlassenden Nachfrage nach Spirituosen in China und in den USA stehen nun einige Marken zum Verkauf, darunter auch „Becherovka“. Der Verkaufspreis wird auf 300 Millionen Dollar (etwa 6,95 Milliarden Kronen) geschätzt. kw Quelle: Powidl 12.10.2023
Hellmut Michel verstorben Am 5. Oktober verstarb unser Heimatfreund Hellmut Michel im Alter von 94 Jahren in Dohna bei Dresden. Hellmut Michel wurde am 24.12.1928 in Aussig geboren. Es waren schwere Zeiten – Arbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise, Krieg und Vertreibung. Vielleicht war gerade das die Motivation für ihn, sich als junger Mensch näher mit der Historie seiner Heimat zu befassen. Bei jedem Heimattreffen war er dabei und hielt, als ehemaliger Geschichtslehrer, auch noch im hohen Alter viele interessante Vorträge. Aussig und die alte Heimat waren ihm zeitlebens sehr wichtig. Lieber Hellmut, wir werden Dich vermissen. Renate von Babka im Namen der Heimatgemeinschaft Peterswald
In Krank’nhause liechtar, dar alte schwoche Moon und waar mol alt und schwoch is, wos sull mar dou aa sohn? De Kran’knschwastar mejnte, ar mieg ni biese sein, se hullt’n Patar garne zunn Beicht’n zu nen rein, und sohte: Gott beleibe, ich rejde ju ni zu, ’s is wag’n ihr’n Sindn und wag’n dar Sejl’nruh. Jo, wemmar olle Sindn, wie’s sein sull, tutt berein, na ollemol, dou kimmt ma ju glei in Himm’l nein. Dar Kranke locht und zwinkart darbei de Schwastar on, schnolzt gor mit sannar Zunge un tutt racht harzlich sohn: Och Schwastar, meine Sindn, die luß mar ruhich gieh’n, de Sindn worn’s Schinnste, doß konn uck ich varstieh‘n! Rose Bernd Richter
WIR GRATULIEREN n 98. Geburtstag: Am 28.11. Franz BAUME aus Gartitz, Schänzenstraße in 63741 Aschaffenburg, Kinzigstr. 17. n 97. Geburtstag: Am 15. 11. Melanie GARLT geb. Borde aus Kleinpriesen Nr. 122. n 96. Geburtstag: Am 28. 11. Waltraud ULBRICH geb. Fritsch aus Salesel in 74523 Schwäbisch Hall, Michaelstr. 55. n 95. Geburtstag: Am 9. 11. Hans ZIMMERMANN aus Aussig, Kleischer Str. 8. n 94. Geburtstag: Am 16. 11. Ilse NEUGEBAUER geb. Mann aus Schreckenstein. –Am 1. 12. Marianne APPELT geb. Neis aus Aussig, Fabrikstr. 38. n 93. Geburtstag: Am 23. 11. Ursula PASCHANT geb. Vogel aus Habrowan in 04347 Leipzig, Grunickestr. 23. – Am 28. 11. Helmut FRIESE aus Aussig, Helmholtzstr. 3. n 92. Geburtstag: Am 12. 11.
Herbert BURIANEK aus Auschine in A-2560 Hernstein, Steinkogelstr. 4. – Am 14. 11. Heinrich LUDWIG aus Aussig-Kleische in 84066 Mallersdorf, Pfaffenberg, Erlenweg 5. – Am 22.11. Martina SCHIER geb. Stohr aus Schöbritz. – Am 28. 11. Erich VOITL aus Stöben Nr. 20 in 63667 Nidda, Helgenstockstr. 20 a. n 91. Geburtstag: Am 29. 11. Inge SCHÖNFELD geb. Schubert aus Tittelsbach in 09241 Mühlau bei Chemnitz, Untere Hauptstr. 24. – Am 30.11. Edith KUHNHART geb. Fischer aus Aussig-Kleische, Tittlbachstr. 12 in 08058 Zwickau, Horst-Hoffmann-Str. 6. n 87. Geburtstag: Am 12. 11. Eleonore BAHR geb. Baumann aus Tellnitz / Arbesau. – Am 25. 11. Horst HEGENBART aus Schreckenstein, Haydnstraße in 34576 Homberg-Hülsa, Haardtweg 6.
n 86. Geburtstag: Am 6. 11. Wilhelm GOTTMANN (Ehemann von Brigitta Gottmann aus Lüdenscheid). – Am 6. 11. Helmut RITSCHEL aus Prödlitz / Hottowies. – Am 8. 11. Edeltraud BRANER geb. Zappe aus Jungferndorf. n 84. Geburtstag: Am 24. 11. Horst HAMPRECHT aus Biela in 96149 Breitengüßbach, Rattelsdorfer Str. 28. – Am 27. 11. Christine SCHÜLEIN geb. Pöpperl aus Aussig, Adolf-HitlerStraße in 91325 Adelsdorf, Heppstädt 31. – Am 29. 11. Heinz GIERSCHIK aus Prödlitz in 01445 Radebeul, Gutenbergstr. 12 a. – Am 30. 11. Sigrid MOEDE geb. Gerlich aus Aussig, Kippeltstraße in 24539 Neumünster, Julius-Brecht-Str. 54. –Am 2. 12. Rudolf SEIDEL aus Kleinpriesen in 82343 Pöcking, Ulrichstr. 20. n 83. Geburtstag: Am 21. 11. Maria URBAN geb. Rehn aus Karbitz Nr. 165 in 99631 Günstedt, Neue Siedlung 288. n 82. Geburtstag: Am 12. 11. Rosemarie KRAUS geb. Dworschak aus Kulm Nr. 32 in 96272 Hochstadt, OT Wolfsloch, Alte Schulstr. 14. – Am 18. 11. Christel GAUL (Enkelin des Oberlehrers Geyer) aus Voitsdorf. n 80. Geburtstag: Am 3. 12. Hans Jürgen HUDETZKA (Sohn des Ernst Hudetzka und Bertl geb. Rotsch) aus Aussig in 71229 Leonberg, Heilbronner Straße 11., Tel 07152 45426. n 59. Geburtstag: Am 19. 11. Zdenka KOVAROVA aus Hottowies in 40002 Usti n. L., Ke Kovarovi 24.
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WIR BETRAUERN Franz Beil aus Peterswald 381 am 20.10.2023 in Groß-Gerau, 93 Jahre. Hellmut Michel aus Aussig am 5.10.2023 in Dohna, 94 Jahre.