Sudetendeutsche Zeitung 24. November 2023 Ausgabe 47

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Jahrestagung des Sudetendeutschen Heimatrates (Seiten 3 und 4)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 75 | Folge 47 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 24. November 2023

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VOLKSBOTE Kay Müller, Projektleiter bei der DB Netz AG, stellte am Montag auf der Pressekonferenz den Verlauf der Neubaustrecke Dresden–Prag vor. Foto: DB Netz AG

Im Mai 2023 wurde in Heidenau das DB-Infozentrum Neubaustrecke Dresden–Prag eröffnet. Ein zweites Infozentrum gibt es seit Frühjahr 2022 in Aussig. Foto: DB Netz AG

Hochgeschwindigkeitsstrecke durch das Riesengebirge: DB Netz AG und Správa železnic haben sich für die Variante Volltunnel entschieden

Durch Deutschlands längsten Tunnel in 60 Minuten von Dresden nach Prag

Visegrád-Staaten

Schwieriges Verhältnis zu Preßburg Derzeit dauert die Bahnfahrt Am Mittwoch hat Staatspräsident Petr Pavel seine Amtskollegen aus den Visegrád-Staaten nach Prag zum Gipfeltreffen eingeladen. Auch wenn bei solchen Anlässen vor den Kameras stets gute Miene herrscht, ist die Beziehung zwischen Prag und Preßburg derzeit belastet.

S

o hat die neue Kulturministerin der Slowakei, die ehemalige TV-Moderatorin Martina Šimkovičová, gleich zu Beginn ihrer Amtsübernahme für Schlagzeilen gesorgt, als sie über Facebook versuchte, ihrem tschechischen Amtskollegen Martin Baxa ein Statement zu Tomáš Garrigue Masaryk zu entlocken. Daß dieses öffentliche Ansinnen dann auch noch gespickt war mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern sorgte für weitere Aufregung. Schlimmer als diese Posse wird in Prag die erste wichtige Personalentscheidung von Šimkovičová bewertet. So hat die Ministerin als Amtschef Lukáš Machala verpflichtet, der in der Vergangenheit öffentlich den russischen Präsidenten Putin bewundert und zahlreiche Verschwörungstheorien verbreitet hat.

von Dresden nach Prag zweieinhalb Stunden. Nach der Fertigstellung der mitteleuropäischen Hochgeschwindigkeitsstrecke durch das Riesengebirge werden es nur noch 60 Minuten sein. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 320 km/h verkürzt sich die Reisedauer von Berlin nach Prag von jetzt viereinviertel auf zweieinhalb Stunden.

A

m Montag hat das grenzüberschreitende Bahnprojekt eine weitere Hürde genommen. Die deutsche DB Netz AG und die tschechische Eisenbahnverwaltung Správa železnic gaben bekannt, daß man sich bei der Trassenführung durch das Riesengebirge für die Variante Volltunnel entschieden hat, die von Bürgerinitiativen eingebracht worden war. Herzstück des Mega-Projektes ist ein rund 30 Kilometer langer Tunnel, der zwischen Heidenau und dem tschechischen Verkehrsknoten Aussig das Erzgebirge durchquert. Mit circa 18 Kilometern auf deutscher Seite wird das Bauwerk der längste Eisenbahntunnel in Deutschland sein. Martin Walden, Konzernbevollmächtigter der DB für Sach-

Einfahrt eines EC aus Prag in den Bahnhof Berlin Südkreuz : Derzeit dauert die Reise zwischen den beiden Hauptstädten noch viereinviertel Stunden. Foto: DB AG / Volker Emersleben sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: „Die Neubaustrecke Dresden–Prag ist ein international bedeutendes Bauprojekt für die Starke Schiene in Europa. Es verbindet Nationen, schafft die Voraussetzung für mehr Personenund Güterverkehr auf der Schiene und entlastet das Elbtal vom Bahnverkehr.“

Bei den Planungen habe sich gezeigt, daß die von der Region favorisierte Volltunnelvariante, so Walden, „bei allen wichtigen Kriterien wie Umwelt, Verkehr und Technik und auch der Wirtschaftlichkeit eindeutig vorne liegt“. Bereits im Januar 2024 werden die Bürgerdialoge in den Ge-

meinden beginnen. Und Mitte des kommenden Jahres soll die Vorzugsvariante endgültig feststehen. Anschließend wird die DB die Unterlagen zur parlamentarischen Befassung im Deutschen Bundestag einreichen. Die Parlamentarier entscheiden voraussichtlich noch bis zum Ende der aktuellen Legislaturperiode

über Umsetzung und Finanzierung der Vorzugsvariante. Zum weiteren zeitlichen Ablauf erklärt die DB: „Im nächsten Schritt werden die Details ausgearbeitet (Entwurfsplanung) und das Planfeststellungsverfahren vorbereitet (Genehmigungsplanung). Der Planfeststellungsbeschluß am Ende dieses Verfahrens ist die Baugenehmigung. Erst dann kann mit dem Bau begonnen werden. Die Dauer der Bauarbeiten für den Tunnel hängt von der Vortriebstechnik, der Anzahl der Maschinen, der Baulogistik und den geologischen Bedingungen ab. Auf Basis der Erfahrungen aus anderen Projekten kann von einer Bauzeit von mindestens zehn bis zwölf Jahren ausgegangen werden.“ Derzeit noch bedeckt halten sich die Projektpartner, was die Kosten anbetrifft, da viele Details noch nicht feststehen. „Für eine verläßliche Zahl, die auch eventuelle Risiken im Projekt abdeckt, sind voraussichtlich noch mehrere Jahre Planung notwendig“, erklärte dazu die DB. In einer Machbarkeitsstudie, die im Jahr 2020 vorgestellt wurde, hatten Experten die Baukosten mit 7,5 Milliarden Euro auf tschechischer und 1,2 Milliarden Euro auf deutscher Seite geschätzt. Torsten Fricke

Zweitägige Konferenz mit Vertretern von europäischen Minderheiten im Sudetendeutschen Haus

Sudetendeutsches Museum fördert den Dialog in Europa

Nach der Premiere im Vorjahr hat das Sudetendeutsche Museum erneut Vertreter von Minderheiten zu den Sudetendeutschen Dialogen nach München eingeladen, um den europaweiten Austausch zu fördern.

A

lles, was zum zweiten Mal stattfinde, sei in Bayern bereits eine Tradition, scherzte Bernd Posselt, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, zu Beginn seines Grußwortes, bevor er sich kritisch mit dem Begriff Minderheiten auseinandersetzte, der erst mit den Nationalstaaten aufgekommen sei. Davor, in der Habsburger Zeit, habe man von Volksgruppen gesprochen und damit eine hierarchische Gliederung vermieden.

Mit einem historischen Exkurs auf den Kremsierer Reichstag erläuterte Posselt, daß das für die Demokratie wichtige Mehrheitsprinzip nicht Sprecher Bernd geeignet sei, Posselt. um das Verhältnis zwischen den Völkern und Volksgruppen zu regeln. Posselt: „Der Kremsierer Reichstag hat damals vor 175 Jahren einen Weg gefunden, wie man die beiden Grundsätze, das Mehrheitsprinzip und die Nationalitätengerechtigkeit, miteinander in Einklang bringen kann.“

Dieser Ansatz sei zu Unrecht in Vergessenheit geraten und könnte noch heute wegweisend für die Weiterentwicklung der EuropäBrunhilde Reit- ischen Union meier-Zwick. sein, erklärte der langjährige Europaabgeordnete. Als Hausherr hatte zum Auftakt Dr. Ortfried Kotzian, der Vorsitzende des Vorstandes der Sudetendeutschen Stiftung, die Teilnehmer begrüßt und das Konferenzformat erklärt: „Die Sudetendeutschen Dialoge sollen sich alljährlich in vertiefender Weise

wissenschaftlich mit bestimmten Aspekten des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Sprache, Volkszugehörigkeit und Nationalität befassen.“ Referenten in diesem Jahr waren Dr. Miriam Remter (Institut für Ethnologie an der LMU München), Grit Lemke (Autorin, Regisseurin und Kuratorin), Gunter Dehnert (Direktor des Kulturzentrums Ostpreußen), Leo Toller (Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien), Renaldo Schwarzenberger (Zentralrat der Jenischen), Lukas Pitscheider (Regisseur und Journalist) sowie Brunhilde Reitmeier-Zwick, die als Vorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft die Volksgruppe vorstellte. TF

Regisseur Lukas Pitscheider stellte seinen ethnografischen Film über die Karpatendeutschen aus der Ukraine vor. Fotos: Torsten Fricke


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