Familiengeschichte per Mausklick (Seite 2)
Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE
Jahrgang 75 | Folge 48 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 1. Dezember 2023
VOLKSBOTE
Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de
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Sudetendeutsche Zeitung endeutsche Zeitung Beim Staatsbesuch in Prag: HEIMATBOTE Reicenberger Zeitung tschen Landsmannschaft Neudeker Heimatbrief Robert Fico düpiert Petr Fiala VOLKSBOTE HEIMATBOTE HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG
Der neue slowakische Regierungschef traf sich mit dem tschechischen Oppositionsführer Andrej Babiš
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Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Bei Staatsbesuchen gelten strenge Regeln des Anstands. Staatsoberhaupt oder Regierungschef empfangen den Gast mit militärischen Ehren und gemeinsam lächeln Gastgeber und Gast beim obligatorischen Handschlag in die Kameras. Zum guten Ton gehört eigentlich auch, daß man sich beim Staatsbesuch nicht öffentlich in die Innenpolitik des anderen Landes einmischt – eigentlich.
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Premierminister Petr Fiala empfängt seinen Amtskollegen Robert Fico in Prag. Foto: Vláda ČR
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Wahlkampf-Auftakt
Posselt für Europa Zum siebenten Mal wird Bernd Posselt auf der CSU-Liste für das Europäische Parlament kandidieren. Eine Delegiertenversammlung von 300 Vertretern der CSU aus ganz Bayern nominierte ihn mit 89,9 Prozent der Stimmen auf Platz 10.
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nsgesamt präsentiert die Partei, die anders als andere keine Bundes-, sondern eine rein bayerische Landesliste erstellt hat, 66 Bewerber, von denen die ersten 10 auf dem Stimmzettel ausgedruckt sind. An der Spitze steht der Parteiund Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, also des Zusammenschlusses aller Christdemokraten in Europa, Manfred Weber aus Niederbayern. Posselt war von 1994 bis 2014, also zwanzig Jahre lang, Europaabgeordneter und verlor dann sein Mandat, weil das Bundesverfassungsgericht die Fünf-Prozent-Hürde beseitigte. In fünf Jahren wird es aufgrund einer EU-Gesetzgebung wieder zumindest eine Drei-Prozent-Hürde geben. Posselt hat trotz seines Mandatsverlustes in den letzten zehn Jahren weiterhin ehrenamtlich an den Straßburger Plenarsitzungen teilgenommen und für die CSU-Europagruppe federführend Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, der Menschenrechte sowie des Volksgruppen- und Minderheitenrechts bearbeitet. Auch diesmal sieht er den Wahlkampf sportlich, weil die starre Liste nicht durch Präferenzstimmen veränderbar ist: „Ich will gegen die Extremisten von Links und Rechts sowie gegen jede Form von Nationalismus kämpfen, um das demokratische Europa in einer immer gefährlicheren Welt zu stärken. Dem diene ich auf jeden Fall weiterhin als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, als Präsident der überparteilichen Paneuropa-Union Deutschland, als Mitglied des CSU-Parteivorstandes sowie als Landesvorsitzender der CSU-Arbeitsgemeinschaft der Vertriebenen und Aussiedler (UdV), die mich einstimmig nominiert hat.“
eit 1993, als die Tschechoslowakei sich in Tschechien und die Slowakei aufspaltete, führt die erste Auslandsreise eines neuen Staatsoberhauptes oder Regierungschefs zum Ex-Partner. Nach seinem Wahlsieg reiste deshalb Robert Fico als neuer Premierminister der Slowakei am vergangenen Freitag von Preßburg nach Prag zum Antrittsbesuch. An seiner Seite waren Außenminister Juraj Blanár, Wirtschaftsministerin Denisa Saková und Verkehrsminister Jozef Ráž. Bereits im Vorfeld war das Treffen überschattet. Fico hatte in der Vergangenheit immer wieder öffentlich den russischen Fürst Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena von Schwarzenberg war Kanzler unter dem ersten demokratischen Staatspräsidenten Václav Havel und tschechischer Außenminister. Foto: Top 09
Tschechiens Oppositionschef Andrej Babiš postete dieses Foto mit Robert Fico, das die beiden am Tag des Staatsbesuches beim Essen zeigt. Foto: X/ Andrej Babiš Präsidenten Putin gelobt und im Wahlkampf erklärt, die Slowakei werde keine einzige Kugel mehr an die Ukraine liefern. Tschechien ist dagegen ein entschiedener Unterstützer der Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression. Dennoch wurde Fico in Prag von der gesamten Staatsspitze wahrgenommen. Es gab einzelne Treffen mit Staatspräsident Petr
Pavel, Premierminister Petr Fiala, dem Vorsitzenden des Senats, Miloš Vystrčil, und mit der Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Markéta Pekarová. Für Irritationen sorgte Fico dann, als er sich am selben Tag mit Oppositionsführer Andrej Babiš zum Essen traf. Die beiden Populisten kennen sich noch aus der Zeit, als Fico und Babiš zeitgleich Regierungschefs waren.
„Mit der Slowakei haben wir eine starke historische Bindung, die sich auch darin widerspiegelt, daß wir überdurchschnittliche Beziehungen pflegen“, postete Fiala nach dem Treffen sachlich-trocken auf der SocialMedia-Plattform X. Babiš konterte nur drei Stunden später und schrieb ebenfalls auf X unter ein Foto, das die beiden beim Essen zeigt, mit viel Euphorie: „Vielen
Dank für das Treffen, Herr Premierminister. Und auch für die inhaltliche Diskussion wichtiger Themen. V4 (Anm. d. Red.: gemeint sind die Visegrád-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei), der Green Deal und die illegale Migration, die die Sicherheit der Bürger nicht nur unserer beiden Länder, sondern ganz Europas bedroht. Ich freue mich, daß wir uns in diesen grundsätzlichen Fragen völlig einig sind.“ Radio Prag, der Auslandssender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Tschechiens, faßte dann auch den Antrittsbesuch von Fico bei Fiala in vier Worten treffend zusammen: „Nicht mehr beste Freunde.“ Torsten Fricke
Abschied von Fürst Karl von Schwarzenberg
Trauerfeiern in Prag und Wien Europa verneigt sich vor einem großen Brückenbauer: Für den am 12. Novem-
ber verstorbenen ehemaligen tschechischen Außenminister und Vertrauten von Václav Havel, Fürst Karl von Schwarzenberg, finden Trauergottesdienste gleich in zwei Hauptstädten statt – im Veitsdom in Prag und im Stephansdom in Wien.
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amit die Bevölkerung Abschied nehmen kann, wird der Sarg mit dem Leichnam
Schwarzenbergs vom 6. bis 8. Dezember in der Kirche des Malteserordens „Maria unter der Kette“ auf der Prager Kleinseite aufgebahrt. Die Totenmesse findet am Samstag, 9. Dezember, um 12.00 Uhr im Veitsdom statt. Unter den Trauergästen wird neben der tschechischen Staatsspitze und vielen europäischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Adel auch der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und langjährige Europaabgeordnete Bernd Posselt sein, der mit Schwarzenberg über Jahrzehnte im deutsch-tschechischen Dialog zusammengearbeitet hatte. Die Totenmesse zelebriert Erzbischof Jan Graubner. Die Predigt hält der bekannte Theologe und Soziologe Tomáš Halík, an dessen Gottesdienst in der Salvatorkirche Schwarzenberg regelmäßig teilgenommen hatte. Und die Einsegnung am Ende des Requiems nimmt der Theologe und Musiker Ladislav Heryán vor, der
als „Pastor des Undergrounds“ zur Zeit des Kommunismus bekannt ist. Im engsten Familienkreis wird Schwarzenberg dann am Sonntag, 10. Dezember, seinem 86. Geburtstag, in der Familiengruft auf Schloß Worlik (zamek Orlík) in Südböhmen beigesetzt. Hier hatte Schwarzenberg einen großen Teil seiner Kindheit verbracht, bis die Familie unter dem Druck der kommunistischen Herrscher im Dezember 1948 ihre böhmische Heimat verlassen mußte. Im Wiener Stephansdom findet dann am Samstag, 16. Dezember, um 12.00 Uhr eine weitere Gedenkmesse statt. Das Requiem leitet Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Träger des Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Schwarzenberg kam am 10. Dezember 1937 in Prag zur Welt und verstarb am 12. November 2023 im Beisein seiner Familie in Wien. Torsten Fricke
Der große Abschied von Fürst Karl von Schwarzenberg (von links): Vom 6. bis 8. Dezember wird der Sarg in der Kirche des Malteserordens „Maria unter der Kette“ aufgebahrt. Am 9. Dezember findet die Trauerfeier im Prager Veitsdom statt. Am 10. Dezember wird Schwarzenberg in der Familiengruft auf Schloß Worlik beigesetzt. Und am 16. Dezember zelebriert Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn ein Requiem im Wiener Stephansdom. Fotos: Wikipedia
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
AUS UNSEREM PRAGER BÜRO
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er Leiter des Sudetendeutschen Büros, Peter Barton, steht in regem Kontakt mit den Landsleuten aus verschiedenen Ländern, er besuchte sie sogar in den fernen USA oder in Schweden. Besonders nahe stehen ihm natürlich der Meinungsaustausch und die Suche nach guter Zusammenarbeit mit den sogenannten Altösterreichern in Wien. Seit der Gründung des Sudetendeutschen Büros im Jahr 2003 trat SL-Büroleiter Peter Barton öfter in der Wiener Zentrale des Bundesverbandes mit seinen Vorträgen auf. Darin schilderte er die aktuelle politische Lange in der Tschechischen Republik,
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besonders hinsichtlich des (sudeten)deutsch-tschechischen Dialogs. Am 17. November nutzte er den tschechischen Staatsfeiertag, um die Hauptstadt der Donaumonarchie zu besuchen. Zuerst überzeugte er sich, wie die Renovierungsarbeiten nach dem schrecklichen Brand im Haus der Heimat voran gehen. Danach folgte das Treffen mit dem SLÖ-Bundesobmann Rüdiger Stix (Foto), dabei ging es um die gemeinsamen Projekte beider Institutionen im Jahr 2024. Der Besuch wurde bei gemütlichem Zusammensein mit dem früheren Bundesobmann Gerhard Zeihsel beendet. Barton freut sich auf den baldigen Besuch von Landsmann Stix in Prag.
Noch mehr Waffen für die Ukraine
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ei ihrem Besuch in Kiew hat die Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Markéta Pekarová Adamová (Top 09), weitere Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Auch der tschechische Senatschef Miloš Vystrčil (ODS) erklärte, die Ukraine verdiene weitere militärische Unterstützung, „weil das Land nicht nur für sich gegen Rußland kämpft, sondern für alle europäischen Demokratien“. Pekarová Adamová und Vystrčil nahmen am Samstag an einem Treffen von Parlamentsvorsitzenden mehrerer europäischer Staaten mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem Präsidenten des gesetzgebenden Verfassungsorgans Werchowna Rada, Ruslan Stefantschuk, teil.
Weniger Gas und Strom verbraucht
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uch im dritten Quartal dieses Jahres ist der Erdgas-Verbrauch in Tschechien gesunken, und zwar um elf Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, hat die Energieregulierungsbehörde (ERÚ) gemeldet. Außerdem haben die Tschechen 4,8 Prozent weniger Strom verbraucht als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres. Ein Grund sei das milde Wetter, so die Behörde.
Erste Frau bekommt Wissenschaftspreis
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Die Grafik zeigt die wichtigsten tschechischen Archive, die für die Familienforschung wesentlich sind.
Grafik: Eduard Augsten
Multiplikatorenseminar auf dem Heiligenhof, Teil II
Familiengeschichte per Mausklick
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Ano-Politiker in U-Haft
egen den ehemaligen Oberbürgermeister von Pardubitz, Martin Charvát (Ano), sowie zwei weitere Beschuldigte sind am vergangenen Donnerstag Haftbefehle ergangen. Charvát wird beschuldigt, öffentliche Ausschreibungen manipuliert zu haben. Die Staatsanwaltschaft, hatte die Untersuchungshaft beantragt, damit der Ano-Politiker keine Zeugen beinflussen kann. Laut Gesetz ist die Untersuchungshaft in diesem Fall auf maximal drei Monate begrenzt. Insgesamt ermittelt die Justiz gegen 19 Personen und zwei Firmen wegen möglicher Verstöße gegen Vorgaben zur Verwaltung fremden Eigentums, Vorteilsnahme bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, Annahme von Bestechungsgeldern und Amtsmißbrauchs.
Fahrverbot in Prag I wieder aufgehoben
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in nächtliches Fahrverbot für Prags ersten Stadtbezirk ist nach nur einem Tag von Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) wieder aufgehoben worden. Am vergangenen Donnerstag hatte Verkehrsstadtrat Vojtěch Ryvola (Ano) eine Verordnung erlassen, nach der von 22.00 bis 6.00 Uhr nur Anlieger, Taxen und ÖPNV-Busse in den Stadtbezirk einfahren dürfen, um die Anwohner vor dem nächtlichen Verkehrslärm zu schützen.
Auszeichnung für Sängerin Ewa Farna
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esamtsiegerin beim Publikums-Musikpreis „Tschechische Nachtigall“ ist Ewa Farna, die nicht nur als beste Sängerin ausgezeichnet worden, sondern erhielt auch insgesamt die meisten Stimmen. Beliebtester Sänger ist wie im Vorjahr Marek Ztracený, beliebteste Band erneut Kabát. Die Auszeichnungen wurden am Freitagabend im Prager Forum Karlín zum 61. Mal vergeben.
Sudetendeutsche Zeitung
Wie man per Mausklick Familiengeschichte erfahrbar machen kann, demonstrierten eindrucksvoll die Referenten des mehrtägigen Informationsseminars „Die Geschichte der Sudetendeutschen – Spurensuche der nachfolgenden Generationen“ in der Bildungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen.
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ie Spuren deutscher Geschichte in tschechischen Archiven zeigte Werner Honal von der Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher. Als absoluter Experte auf diesem Gebiet ließ er die Seminarteilnehmer anhand seiner eigenen Familiengeschichte an seinem Wissen, das er im Laufe seiner langjährigen Forschertätigkeit gesammelt hat, teilhaben. „Familienforscher bewegen sich heute in erster Linie digital in den Archiven“, sagte Honal und lobte die hervorragend aufgestellten tschechischen Archive. Nahezu alle erhaltenen Archivdaten zu den 14 Landschaften der sudetendeutschen Ursprungsheimat könnten in den acht Gebietsarchiven im Internet abgerufen werden, wie zum Beispiel: Volkszählungslisten, Chroniken, Kirchenbücher, Grundbücher und Urbare. Unterstützung und Hilfe biete zudem die Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e. V. (VSFF). Der genealogische Verein, der sich hauptsächlich mit
rstmals ist der höchste Wissenschaftspreis Tschechiens, „Česká hlava“ (Tschechischer Kopf), an eine Frau verliehen worden. Die Auszeichnung geht in diesem Jahr an die Kardiologin Prof. Dr. Zuzana Moťovská von der Prager Karlsuniversität. Die Medizinerin hatte großen Anteil an einer Studie, die Empfehlungen für die Behandlung von Erkrankungen der Herzkranzgefäße ausgesprochen hat. Neben Moťovská wurden weitere Wissenschaftler ausgezeichnet. Dazu gehören mit Jan Martínek ein weiterer Mediziner, der zu minimal-invasiven Behandlungsformen von Magenkrankheiten geforscht hat, sowie der Archäologe Jiří Macháček, der
an Siedlungsorten in Südmähren germanische Runen als ersten Beleg für Schriftlichkeit bei den Slawen entdeckt hat.
Familienforscher Werner Honal. der Erforschung der Geschichte deutscher Familien in den ehemaligen österreichischen Kronländern Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien befaßt, bietet umfangreiche Tipps für individuelle Forschungen und wie man überhaupt an Unterlagen herankommt. Damit auch nachfolgende Generationen etwas von den Rechercheergebnissen haben, sollte man sie festhalten, am besten in digitaler Form. Aber nicht nur für sich sammeln und speichern – „Daten teilen bringt Erkenntnis und Freundschaften, baut Brücken, schafft Partner zur Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg“, so der Rat des Experten. Ralf Pasch, Schriftsteller, Journalist und Biograf, dessen Wur-
Foto: Hildegard Schuster zeln in Tschechien liegen, setzte sich in seinem Vortrag „Politische Passivität”? – Aus den Lebenserinnerungen eines Sudetendeutschen zur politischen Sozialisation in der Zeit der Gründung der Tschechoslowakei“ mit der Geschichte anhand der Lebensstationen seiner Familie auseinander. Im Mittelpunkt seines Vortrags stehen die deutsch-tschechischen Beziehungen und die gemeinsame Geschichte der beiden Länder. Pasch ist bekannt unter anderem durch sein Buch „Die Erben der Vertreibung“, in dem er 15 Vertreter der dritten Generation der Sudetendeutschen vorstellt, die in Deutschland, Tschechien und Österreich leben. Er selbst reflektierte in seinem Vortrag die Geschichte seiner Vorfahren und setzte sich kritisch mit deren po-
Buchautor Ralf Pasch. litischen Anschauungen auseinander. Insbesondere galt sein Forscherinteresse dem Leben seines böhmischen Großvaters Alois, an Hand dessen er die Geschichte der Deutschen und Tschechen sowie die Umstände, die zur völkerrechtswidrigen Vertreibung geführt haben, aufarbeitete. Das Leben seines Großvaters, der Militärdienst, Nationalismus, Krieg und Vertreibung am eigenen Leib erfahren mußte, veranlaßte ihn immer wieder zur kritischen Kernfrage: Was haben die Menschen in der Generation seiner Großeltern von den Menschheitsverbrechen der Nazis und den schrecklichen Kriegsereignissen gewußt? Und was hätte jeder einzelne verhindern können? Hildegard Schuster
ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
Egerland-Museum
KrippenAusstellung in Marktredwitz
und Patz gezeigt werden. Manche Stücke sind über 150 Jahre alt. Daneben werden illustrierte Vorbilder und Skizzen zu den Figuren sowie uralte Krippenhäuser präsentiert. Krippen sind in Marktredwitz über die Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken. Ob Kripie Ausstellung entstand in penbauen und KrippenausstelErinnerung an den Samm- lung oder Krippenweg und Kripler Karl Schenkl (1923 bis 2023) penschauen: Diese Bräuche sind und besteht aus seiner komplet- heute noch lebendig. Daher wurten Marktredwitzer Tonfiguren- de die „Marktredwitzer Krippensammlung mit über 2400 Einzel- kultur“ in das bayerische und stücken. bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturguts aufgenommen. In Marktredwitz erwachte der Krippenbrauch im 19. Jahrhundert. Wie in anderen evangelischen Gegenden stellte man zunächst Marktredwitzer Landschaftskrippe im Egerland-Muse- „Schäfergärum. Foto: Peter Brezina ten“ unter den Christbäumen Mit Karl Schenkl pflegte das auf. Anfangs wurde die Geburt Egerland-Museum über 20 Jah- Christi nicht gezeigt. re lang eine „KrippenfreundUm 1850 gelang mit den schaft“. Die Figuren wurden von „Dammhafnern“ und ihren Tonder Oberfrankenstiftung erwor- figuren der Durchbruch zur ben und dem Egerland-Museum Marktredwitzer Landschaftskripals Dauerleihgabe zur Verfügung pe. gestellt. Damit kann die große Die Krippenausstellung im Bandbreite von Krippenfiguren Egerland-Museum ist dienstags aus den Marktredwitzer Werk- bis sonntags von 14.00 bis 17.00 stätten der Töpferfamilien Meyer Uhr geöffnet.
Neue Sonderausstellung
So ein Theater! Freitag, 8. Dezember bis Dienstag 13. Februar 2024: Sonderausstellung „So ein Thea-
Am Dienstag ist im EgerlandMuseum in Marktredwitz die Sonderausstellung „Die Marktredwitzer Krippensammlung – Eine Erinnerung an Karl Schenkl“ eröffnet worden, die noch bis zum 5. Februar 2024 gezeigt wird.
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Samstag, 2. Dezember, 11.00 Uhr, Sudetendeutsches Museum: „Esel, Schaf und Weihnachtsstern: Interaktive Führung mit kreativem Gestalten zur Adventszeit.“ Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Stuttgart und Böhmerwald Heimatgruppe Stuttgart: Jahresabschluß- und Weihnachtsfeier. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Samstag, 2. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Roth: Adventlicher Nachmittag. Restaurant Waldblick, Ostring 28, Roth. Sonntag, 3. Dezember, 14.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Königsbrunn/Wehringen: Adventfeier. Fischerheim, In der Aue 2, Wehringen. Sonntag, 3. Dezember, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Ful-
Tunnel durch das Erzgebirge
Dresden–Prag in 60 Minuten Das deutsch-tschechische Bahnprojekt mit der Schnellbahntrasse zwischen Dresden und Prag, über das die Sudetendeutsche Zeitung in der vergangenen Wochen berichtet hat, sorgt für große Aufmerksamkeit.
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ittlerweile hat die DB Netz AG eine aktualisierte Grafik veröffentlicht (deutsche Ortsnamen von der Sudetendeutschen Zeitung eingefügt). Der geplante Tunnel soll demnach in Hei-
VERANSTALTUNGSKALENDER da: Heimatliche Musik im Advent mit der Egerländer Stubenmusik unter Leitung von Heinz Sattler. Adalbert-Endert-Haus, Kirchstraße 10 bis 12, Fulda. Montag, 4. Dezember, 19.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Offenes Adventssingen mit Dr. Erich Sepp. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe Stuttgart-Weilimdorf: Advent- und Weihnachtsfeier. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Samstag, 9. Dezember, 14.30 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde Erlangen: Vorweihnachtliche Feier mit Ehrungen. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 9. Dezember, 15.00 Uhr, SL-Ortsgruppe Warmensteinach: Besinnlicher Nachmittag. Gasthof zum Fich-
telgebirge, Familie Böhner, Sophienthal 22, Weidenberg. Sonntag, 10. Dezember, 16.00 Uhr, SL-Kreisgruppe und SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 51. Stuttgarter Adventssingen. Liederhalle, Berliner Platz 1–3, Stuttgart. Anmeldung bei Waltraud Illner unter Telefon (07 11) 86 32 58 oder per eMail an illner@sudeten-bw.de Samstag, 16. Dezember: „Let it snow … Schneekugel-Workshop für kinderreiche Familien“. Anmeldung bis 7. Dezember unter www. kolping-grossfamilienservice. de/termine-veranstaltungen/ sonderveranstaltungen Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München. Dienstag, 19. Dezember, 16.30 Uhr: Kuratorenführung zur Ausstellung „So ein Theater! Marionetten aus Böhmen und Mähren“. Treffpunkt Museumskasse. Sudetendeutsches Museum, Hochstraße 10, München.
Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. 1. Joh 4, 16
Ein reiches Leben hat sich vollendet.
Elfi Posselt
geb. Pessler * 12.12.1921 Graz † 6.11.2023 Karlsruhe Wir verneigen uns in großer Liebe und Dankbarkeit. Heinz und Jutta, Bernd, Martin und Bianca, Barbara und Gottfried im Namen der Enkel und Urenkel und aller Verwandten Kondolenzanschrift: Familie Posselt, c/o Paneuropa-Büro, Dachauer Str. 17, 80335 München
denau beginnen, das Erzgebirge (nicht das Riesengebirge, wie fälschlicherweise in der vergangenen Ausgabe berichtet) durchqueren und nach 30 Kilometern kurz vor Aussig enden. Über den weiteren Streckenverlauf bis nach Prag ist noch nicht entschieden. Nach dem Votum der Politik und der Erteilung der Baugenehmigungen rechnen die Experten mit einer Bauzeit von zehn bis zwölf Jahren. Donnerstag, 28. Dezember, bis Montag, 1. Januar: Jahresabschluß-Woche des Arbeitskreises Sudetendeutscher Akademiker. Auszug aus dem Programm: Klaus Svojanovsky: Bildervortrag „Bericht über eine Reise durch Usbekistan“, Ulrike Sendelbach: „Otfried Preußler – Leben und Werk“, Prof. Dr. Kurt Heißig: „Ein Lokalseliger aus Böhmen – mündliche Überlieferung entschlüsselt“, Karen und Helge Flöter: Bildervortrag „Studienfahrt entlang der Eger und Elbe“, Tagesausflug nach Würzburg, Wanderung nach Garitz zum Grab von Erich Kukuk, Silvesterfeier. Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, Bad Kissingen. Anmeldungen per Telefon unter (09 71) 7 14 70 oder per eMail an info@heiligenhof.de Freitag, 5. bis Samstag, 6. Januar 2024, Schwabenakademie Irsee: „Das Mütterchen mit Krallen. Die Pragerdeutsche Literatur im Umkreis Franz Kafkas“. Anmeldung unter www. schwabenakademie.de Schwabenakademie, Klosterring 4, Irsee. Sonntag, 7. Januar, 15.00 Uhr: SL-Kreisgruppe München Stadt und Land: Neujahrsgottesdienst der Vertiebenen. Die Haupt-Zelebranten sind Monsignore Dieter Olbrich und Monsignore Karl Wuchterl. Kirche St. Michael, Neuhauser Straße 6, München. Samstag, 13. Januar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Johannes von Nepomuk– Tatsachen und Legenden“. Vortrag von Christoph Lippert. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 14. Januar, 15.00 Uhr, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Verleihung der Kulturellen Förderpreise. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München.
ter! – Marionetten aus Böhmen und Mähren“. Sudetendeutsches Haus, Alfred Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr (am 24., 25. und 31. Dezember geschlossen). Eintritt frei. Die Ausstellung „So ein Theater! – Marionetten aus Böhmen und Mähren aus der Sammlung Naefe“ versetzt das Publikum in zauberhafte vergangene Welten. Die Vernissage zur Ausstellung ist offen für alle und findet am 7. Dezember um 19.00 Uhr statt. Um Anmeldung wird gebeten unter Telefon (0 89) 48 00 03 37 oder an eMail info@ sudetendeutsches-museum.de. Der Vorhang öffnet sich, und vor einer geheimnisvollen Kulisse hüpfen, tanzen und fliegen typische Charaktere des böhmischen Marionettenspiels wild umher: Tod und Teufel, Drachen, Bauern und Handwerker, Musi-
kanten und Gastwirte, Adelige und Räuber. Aber auch Könige, Prinzessinnen und Ritter sowie Märchenfiguren wie Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen, Hexen und Zauberer. Der Wassermann, eine wichtige Figur der böhmischen Sagenwelt, macht dabei mit. Und natürlich darf bei dem ganzen Durcheinander auch der Kasperl beziehungsweise Kašpárek nicht fehlen. Die Ausstellung gibt einen spanenden Überblick über die Entwicklung dieses wichtigen Teiles der Volkskultur in Böhmen und Mähren.
Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin Freitag, 8. bis Sonntag, 10. Dezember: Wochenendseminar „Herta Müller 70 – Hommage an eine politische Schriftstellerin“ in der Bildungsund Begegnungsstätte Der Heiligenhof in Bad Kissingen. Als Referenten haben zugesagt: Peter Miroschnikoff, der seinen 1988 gedrehten Dokumentarfilm über Herta Müller „Die Frau, die aus der Kälte kam“ zeigt; Prof. Dr. Anton Sterbling, „Die Erfahrungen der Diktatur in Herta Müllers literarischen Arbeiten“; Dr. Orsolya Tamássy-Lénárt, „Deund Rekonstruktion des Raumes bei Herta Müller“; Dr. Eszter János, „Überlebensstrategien in der Deportation und Diktatur bei Herta Müller“; Dr. Szabolcs János, „Herta Müllers ungarische Rezeption zwischen Politik und Ästhetik“; Dr. Marion Acker, „Dynamiken von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit im Werk der Autorin“; Katharina Kilzer, „Der Nobelpreis 2009 für Herta Müller im Spiegel der deutschen Presse“; Dr. Markus Bauer, „Die Images der Herta Müller – Gesellschaftliche Einflüsse auf die Rezeption einer südosteuropäischen Autorin“. Der Tagungsbeitrag beträgt 80,00 Euro pro Person (inklusive Verpflegung und Unterbringung im Doppelzimmer für zwei Tage) beziehungsweise 100,00 Euro im Einzelzimmer plus 3,90 Euro ermäßigte Kurtaxe. Anmeldungen an: Der Heiligenhof, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefax: (09 71) 71 47 47 oder per eMail an hoertler@heiligenhof.de. Heiligenhof · Alte Euerdorfer Straße 1 · 97688 Bad Kissingen Telefax (09 71) 71 47 47 info@heiligenhof.de · www.heiligenhof.de
Ausstellung zu Flucht, Vertreibung und Integration
Teil 2: „Ungehört – die Geschichte der Frauen“ Bis Freitag, 12. April 2024, zweiter Teil der Ausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht. Vertreibung und Integration“. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Öffnungszei- Die HDO-Ausstellung thematisiert das Verten: montags bis treibungsschicksal der Frauen. freitags von 10.00 bis 20.00 Uhr. tät Regensburg) und Prof. Dr. Die Ausstellung, die das Andreas Otto Weber (DirekTeam Dr. Lilia Antipow tor des HDO) kreiert hat, wird (HDO), Patricia Erkenberg nach dem Erfolg im Sommer in M.A. (HDO), Prof. Dr. Dani- einer erweiterten Version geela Neri-Ultsch (Leibniz-In- zeigt. stitut für Ost- und SüdostNächste Führung: Donnerseuropaforschung Universi- tag, 14. Dezember, 17.00 Uhr.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
� Tschechiens Präsident Petr Pavel appelliert bei seinem Staatsbesuch in Italien, den Kampf gegen die russische Aggression nicht aufzugeben
„Müssen der Ukraine alles geben“ Im Vorfeld seines Staatsbesuchs in Italien hat der tschechische Präsident Petr Pavel in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera davor gewarnt, in der Unterstützung der Ukraine nachzulassen. Ein Sieg Rußlands im Krieg gegen die Ukraine hätte auch massive negative Auswirkungen auf den Westen, so Pavel, der in Rom von seinem italienischen Amtskollegen Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni empfangen wurde.
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ollte Rußland mit seiner völkerrechtswidrigen Aggression Erfolg haben, würde dies auch andere Regime dazu verleiten, Ziele mit Gewalt durchzusetzen und sich auf die Schwäche der westlichen Demokratien zu verlassen, so Pavel.
„Wir haben keine andere Wahl, als der Ukraine alles zu geben, was sie braucht, um ihre Souveränität und die Kontrolle über ihre Grenzen wiederherzustellen: Alles andere wäre unser Scheitern“, sagte das tschechische Staatsoberhaupt in dem Interview. Als erster General eines ehemaligen Mitgliedsstaates des Warschauer Pakts war Pavel von 2015 bis 2018 Vorsitzender des Nato-Militärausschusses und ist somit ein international renommierter Experte für Verteidigungsfragen. Gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges reiste Pavel als erstes Staatsoberhaupt nicht nur in die Hauptstadt Kiew, sondern auch in die umkämpfte OstUkraine, um sich an der Front ein Bild von der Lage zu machen. Der kommende Winter, so Pavel, werde für die Ukraine eine große Her-
ausforderung darstellen, da der größte Teil der Infrastruktur zerstört sei. „Wenn in dieser Lage westliche Staaten zögern, die Ukraine weiter zu unterstützen, wird in der Bevölkerung ein Gefühl der FrustratiTschechiens Staats- on wachsen. Und präsident Petr Pavel. das schafft natürlich eine Situation, die der Fortsetzung der Gegenoffensive nicht gerade förderlich ist“, so Pavel. Der Winter werde Rußland, das seine Industrie bereits in den Kriegsmodus versetzt hat, Zeit geben, sich zu erholen. „Rußland produziert viel mehr großka-
librige Munition und mehr Panzer. Rußland rekrutiert mehr Soldaten und verhandelt mit mehreren Ländern über Nachschub“, sagte Präsident Pavel und fügte an: „Wenn wir die Gelegenheit verpassen, unsere Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten, könnte das nächste Jahr für Moskau noch günstiger werden. Dieses Jahr ist entscheidend, um die Grundlagen für den Erfolg zu legen.“ Pavel kritisierte, daß der Westen seine Zusagen nicht zu hundert Prozent eingehalten habe, was die Ukraine daran hindere, ihre Operationen mit hoher Intensität fortzusetzen: „Wir haben unsere Versprechen, die Ukrainer mit Artilleriemunition zu versorgen, nicht eingehalten, und die Piloten-Ausbildung für den Kampfjet F-16 kommt nicht so schnell voran, wie sie sollte.“
� 175. Jahrestag der Thronbesteigung
Franz Joseph I. – der ewige Kaiser In der Fürsterzbischöflichen Residenz der alten mährischen Hauptstadt Olmütz – Brünn übernahm diese Funktion erst 1641, weil es näher an Wien lag – befindet sich ein prachtvoller Audienzsaal. Dort übernahm vor 175 Jahren am 2. Dezember 1848 der erst 18jährige Erzherzog Franz Joseph von seinem durch Epilepsie behinderten Onkel Ferdinand I. die österreichische Kaiserwürde einschließlich aller damit verbundenen Königskronen – etwa der von Böhmen, Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Lombardo-Venetien sowie dem von Polen und Ukrainern bewohnten Galizien und Lodomerien.
men in seiner langen Regentschaft von 68 Jahren, also bis zu seinem Tod in der Mitte des Ersten Weltkrieges, immer wieder zum Ausdruck. Volksgruppensprecher Bernd Posselt nahm jetzt den 175. Jahrestag der Thronbesteigung des Inbegriffs eines „Kaisers, der niemals stirbt“ zum Anlaß, um vor der heute erzbischöflichen Residenz in Olmütz jenes Monarchen des habsburgischen Kleineuropa zu gedenken, mit dem sich heute noch viele Sudetendeutsche verbunden fühlen.
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Ein Portrait des jungen Kaiser Franz Joseph um 1851.
Foto: Wikipedia
aß diese kurze Zeremonie – Abdankung des alten Monarchen und Amtsantritt des neuen, eine Krönung gab es in dem am Ende des Heiligen Römischen Reiches neu geschaffenen Kaisertum Österreich nicht – in der Markgrafschaft Mähren stattfand, hing mit der Revolution von 1848 in Wien zusammen. Vor ihr war der Hof nach Olmütz ausgewichen. Den Kaisernamen Franz Joseph für den jungen Herrscher hatten übrigens seine Berater ersonnen, um ein doppeltes Signal zu geben: Franz stand für die konservative Kontinuität, die sein Großvater Franz I. verkörperte, Joseph sollte an den stürmischen Reformer Joseph II. erinnern. Beide Eigenschaften in eine Balance zu bringen war Franz Joseph zwar nicht immer beschieden, doch sowohl der Franz als auch der Joseph ka-
Bernd Posselt in Olmütz vor der Fürsterzbischöflichen Residenz. Foto: Johannes Kijas
� 101. Stiftungsratssitzung der Sudetendeutschen Stiftung
Preußler-Ausstellung endet mit Rekord Mit einer Gratulationscour außerhalb der Tagesordnung begann die 101. Stiftungsratssitzung der Sudetendeutschen Stiftung.
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er Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe und Vorstandsmitglied der Sudetendeutschen Stiftung, Bernd Posselt, ließ es sich nicht nehmen, Ulrike Scharf zur erneuten Ernennung zur Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales zu gratulieren und gleichzeitig seiner Freude darüber Ausdruck zu verleihen, daß sie als Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin im neuen Kabinett von Markus Söder erhalten habe. Diese revanchierte sich mit der Gratulation für die höchste Auszeichnung des kosovarischen Staates an Bernd Posselt, der sich über lange Jahre für dessen Unabhängigkeit und eigenständige Rolle in der europäischen Staatengemeinschaft eingesetzt hatte. Daneben wurden zwei Mitgliedern des Stiftungsrates die besten Wünsche zu runden Geburtstagen übermittelt: Steffen Hörtler zum 50. und Franz Longin zum 90.
Bei der 101. Stiftungsratssitzung (von links): Dr. Günter Reichert, Vorstandsvorsitzender Dr. Ortfried Kotzian, Staatsministerin Ulrike Scharf und Volkgruppen-Sprecher Bernd Posselt. Foto: Hildegard Schuster
Nach den üblichen Regularien erstattete der Vorsitzende des Vorstandes, Dr. Ortfried Kotzian, seinen Bericht über den Zeitabschnitt zwischen der 100. und 101. Sitzung. Dr. Kotzian stellte zunächst die positiven Ereignisse her-
aus. Am 12. November ging die Sonderausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon… Otfried Preußlers Erzählwelten“ des Sudetendeutschen Museums anläßlich des 100. Geburtstages des Kinderbuchautors aus Reichenberg zu Ende.
„Heute kann ich Ihnen berichten, daß die Besucherzahl der Sonderausstellung die Rekordmarke von 10 000 Personen knacken konnte“, sagte Dr. Kotzian in der Sitzung. Was dem Vorstand der Sudetendeutschen Stiftung dagegen Sorgen bereitet, ist die Frage, wann endlich beim Bausektor im Sudetendeutschen Haus und im Museum Fortschritte erzielt werden können. Insbesondere die Frage, wann das Museumscafé Bohemia realisiert werden kann, damit Museumsbesucher das Gesehene und Gehörte bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen nachbesprechen können, stand bei den Beratungen der Stiftungsräte mit großer Intensität im Raum. Neben der Verabschiedung des 2. Nachtragshaushaltes für 2023 und des Haushaltsentwurfs 2024 waren die Planungen des Sudetendeutschen Museums ein wichtiger Punkt der Beratungen. Hier präsentierte Dr. Stefan Planker als Museumsdirektor die Vorstellungen zur Oskar-Schindler-Ausstellung im Jahre 2024, und Bernd Posselt plädierte für eine internationale Vernetzung bei diesem großartigen Vorhaben.
5 � Mut tut gut
Barbara und ihre Botschaft D
er Barbaratag am 4. Dezember ist ein wichtiger Heiligengedenktag im kirchlichen Jahreskreis. Da er immer in die erste Adventswoche fällt, kommt ihm besondere Aufmerksamkeit zu. Außerdem ist er ein Brauchtumstag. Eine verbreitete Tradition ist, am Barbaratag Zweige von Obstbäumen in eine Vase zu stellen, um ihr Erblühen an Weihnachten zu erhoffen. Eine alte Bauernregel besagt: „Knospen an Sankt Barbara, sind zum Christfest Blüten da.“ Aber der Reihe nach. Wer war eigentlich die heilige Barbara, und wofür steht ihr Leben? Als der Heiligenkalender in der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil reformiert wurde, wollte man den Barbaratag eigentlich streichen, weil die historische Existenz dieser Heiligen nicht gesichert ist. Dennoch verweist ihre Legende auf geschichtliche Gegebenheiten aus den ersten Jahrhunderten der Kirche. Das war die Zeit, als das Christentum im Römischen Reich noch nicht offiziell erlaubt, geschweige denn anerkannt war. Barbara soll in Nikomedien in Kleinasien gelebt haben. Ihr Vater war ein reicher Kaufmann, stolz auf seine schöne und kluge Tochter, zugleich aber gönnte er ihr wenig Freiheit. Es heißt, daß er die jugendliche Barbara in einen Turm gesperrt habe, um sie vor schlechten Einflüssen der Außenwelt und vor allem vor Heiratswerbern zu schützen. Er betrachtete sie wie seinen Besitz. Zudem war er Heide, nicht Christ. Seine Tochter aber wollte Christin werden und ließ sich, während der Vater auf einer Geschäftsreise war, heimlich taufen. Nach seiner Rückkehr geriet der Kaufmann in Wut, ließ sie vor Gericht bringen, und vollstreckte das Todesurteil selbst, indem er Barbara eigenhändig enthauptete. So die Legende. Wofür also steht die heilige Barbara, was ist die Botschaft dieser Heiligen? Vielleicht spricht uns ihre Legende das Folgende zu: Laß dich nicht zum Besitz von irgendjemandem degradieren, bewahre deine innere Freiheit, achte auf die Stimme deines Herzens und folge ihr! Barbara wollte unbedingt Christin werden. Ihre Freiheit mündete in eine Hingabe an Gott, die sie letztlich das Leben kostete. So stellt uns ihre Legende auch Fragen: Wofür setzen wir unsere Freiheit ein? Für welche Anliegen sind wir bereit, mit allen Konsequenzen einzustehen? Gehört unser christlicher Glaube dazu? Der Advent ist eine besondere Zeit, diesen Glauben neu erblühen zu lassen. Damit sind wir zurück bei den Barbarazweigen. Es heißt, Barbara sei auf der Flucht vor ihrem Vater an einem Zweig hängengeblieben. Sie habe diesen Zweig mit sich genommen, und er sei genau am Tag ihres Martyriums erblüht. Im Winter würde in der freien Natur kein Zweig blühen. Die Zweige brauchen regelmäßig frisches Wasser und die Wärme einer Wohnung, damit ihre Knospen aufspringen können. Mein Vorschlag: Lassen wir in den Wochen vor Weihnachten nicht nur den Barbarzweigen besondere Pflege angedeihen, sondern mehr noch unserer tiefen Sehnsucht und unserem Glauben! Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München
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FORUM
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
� Johnny-Klein-Preis für deutsch-tschechische Verständigung
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Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Papa macht Luftsprünge An diesem Nachmittag waren auch die Klein-Kinder Nadira Hurnaus, Alexander Klein und Patrizia Huber ins Geschaderhaus gekommen. Hier sollte an ihren Vater erinnert und die Wirkung des nach ihm benannten Preises diskutiert werden. Zunächst begrüßte Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, die deutschen und tschechischen
Bei der breiteren Öffentlichkeit sei Klein 1972 als Pressechef der Olympischen Spiele in München bekannt geworden, vor allem als Verkünder des Attentats palästinensischer Terroristen auf die israelischen Sportler. Ihm selber, so Koschyk, habe Klein in einer politischen Krise geraten, sich nicht zu verbiegen. Als Politiker habe Klein bereits Anfang der 1980er Jahre mit den Bundestagskollegen Milan Horáček
de bedauert, daß immer weniger Deutsch gesprochen werde. Dem stimmte Dzingel zu, der von einem Berlinbesuch berichtete. „Als ich mich im Hotel anmelden wollte, sprach keiner vom Personal deutsch. In der Hauptstadt des Mutterlandes der Deutschen war ich gezwungen, Englisch zu sprechen.“ Deutsch sprach man dagegen bei der von Pfarrer Vierhock zelebrierten anschließenden Gedenkmesse für Hans Klein in der gegenüberliegenden Kirche Mariä Verkündigung. Dieas klassizistische Gese ehemalige Kirche des Doschaderhaus im Herzen minikanerordens war nach Mährisch Schönbergs hateinem Stadtbrand 1686 barocte der Lebzeltermeister Makisiert worden. Im April 1950 thias Geschader Ende des 18. liquidierten die Kommunisten Jahrhunderts errichtet. Es bedas Kloster. Kirche und Kloherbergt das Begegnungszenster verfielen. Nach der Wentrum des Verbands der Deutde war die Kirche völlig herschen Nordmähren-Adlergeuntergekommen. Die Katholibirge. Hier erklärte Hartmut sche Kirche profanisierte das Koschyk Kleins Enkel Kaspar Gebäude und verkaufte es der Huber am Samstag die EntStadt. Diese gab dem barocstehungsgeschichte des Preiken Kleinod seine prächtige ses. Koschyk ist Aktivist für Strahlkraft zurück und nutzt vertriebene und verbliebees für kulturelle und spirituelne Deutsche in aller Welt, er le Veranstaltungen. war ein Freund von Johnny Zum Gottesdienst läuteKlein, der jüngste BdV-Genete Heinz Cäsar, wie Erika ralsekretär, BundestagsabgeVosáhlo Kind des Verbliebeordneter, Parlamentarischer nenpaares Cäsar, eigenhänStaatssekretär im Bundesfidig die Kirchenglocken. Erinanzministerium und Bundeskas Mann Mirko Vosáhlo hatbeauftragter für Aussiedlerfrate die profanierte Kirche für gen und nationale Minderheidie Meßfeier vorbereitet. Am ten. Als Bundesbeauftragter Hartmut Koschyk, Erika Vosáhlo und Klein-Enkel Kaspar Huber mit dem Plakat, Vorabend des Christkönigsbesuchte er Anfang der zehner auf dem ein Bild von Johnny Klein abgebildet ist und das Koschyk zu dem John- festes predigte Vierhock vom ny-Klein-Preis inspirierte. Bilder (3): Nadira Hurnaus Königsweg. Diesen beschreiJahre das Geschaderhaus. „Und da sah ich im Eingang te man, wenn man auch in ein Bild von Johnny. Damals Gäste. Koschyk skizzierte Kleins von den Grünen und Peter Glotz dem heruntergekommensten dachte ich, wie können wir sein Leben. Er berichtete von der ver- von der SPD einen sudetendeut- Menschen einen Menschen seAndenken gut bewahren. Eine geblichen wilden Vertreibung schen Stammtisch gegründet. he, einen Bruder, eine Schwester, Konstante in Johnnys Leben war Kleins. Zu Fuß habe der 14jähUnter den Gästen waren Mi- wenn man ihn wahrnehme. „Sieh das Schreiben, der Journalismus. re Halbwaise mit seiner Mutter lan Horáček, BdV-Vizepräsident, hin, und du weißt, was zu tun ist.“ Deshalb kam mir gleich ein Me- nach dem Krieg die Heimatstadt Ex-Bundestags- und Ex-Euro- Die Welt sei ein Bewährungsdienpreis in den Sinn.“ Schließ- verlassen müssen. In dem totalen paparlamentsabgeordneter, Lo- raum, in dem man seine eigelich seien die Medien die Mitt- Durcheinander habe er die Mut- thar Vierhock, seit elf Wochen nen Wünsche relativieren müsse. ler zwischen der Zivilgesellschaft ter verloren und erst – mittler- Seelsorger der deutschsprachi- „Der Notleidende ist uns Sakraund der Politik. Erika Vosáhlo, weile verstorben – im Mährisch gen katholischen Gemeinde in ment der Nächstenliebe.“ Tochter der Verbliebenen Inge Schönberger Krankenhaus wie- Prag (Ý SdZ 43/2023), MitglieMartin Dzingel las die Lesung, und Hans Cäsar sowie Geschäfts- dergefunden. Dann sei er zum der des „Landesechos“, der Zeit- Hartmut Koschyk sprach die Fürführerin des Verbands der Deut- Tode verurteilt und zu 20 Jahren schrift der deutschen Minderheit bitten. Und vor dem Schlußsegen schen Nordmähren-Adlergebir- Zwangsarbeit begnadigt worden. in Tschechien, mit Chefredak- erteilte Pfarrer Vierhock Hans ge und des BGZ, und der dama- Die habe er bei einem tschechi- teur Maximilian Schmidt an der Kleins acht Monate alter Urenkelige Bürgermeister und Senator schen Bauern im nahen Blauda Spitze, Vertreter der deutschen lin Karolina und seinem drei MoZdeněk Brož seien begeistert ge- leisten müssen, aber nur bis zur Minderheit wie Irene Novak vom nate alten Urenkel Florian den wesen. Vertreibung 1946. Kulturverband. Allgemein wur- geistlichen Segen. Am 26. November 1996 starb der aus Mährisch Schönberg im Altvaterland stammende Journalist, Diplomat und Politiker Hans „Johnny“ Klein mit 65 Jahren in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. An seinem 20. Todestag wurde erstmals der zweijährliche Johnny-Klein-Preis für deutsch-tschechische Verständigung in Mährisch Schönberg verliehen. Vergangenes Wochenende wurden zum vierten Mal mediale Brückenbauer mit diesem Preis gekürt.
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Pfarrer Lothar Vierhock segnet Hans Kleins Urenkel Florian Baumgartner …
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48/2023 48/2023
Enkel Kaspar Huber, Tochter Nadira Hurnaus, Enkelin Maximiliane Hurnaus, Enkelin Karolina Huber, Urenkelin Karolina Hurnaus, Enkelin Anna Ira Hurnaus, Tochter Patrizia Huber, Sohn Alexander „Sascha“ Klein, Enkelin Karoline Baumgartner/Hurnaus, Schwiegerenkel Florian Baumgartner der Ältere und Urenkel Florian Baumgartner der Jüngere bei der Verleihung des Johnny-Klein-Preises.
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
FORUM
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Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, Erika Vosáhlo, Geschäftsführerin des BGZ Mährisch Schönberg und Moderatorin der Preisverleihung, Karel Hošek, Zweiter Stellvertretender Bürgermeister von Mährisch Schönberg, Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen, Bernd Posselt, Volksgruppensprecher und SL-Bundesvorsitzender, Magda Kirchgessner, Ehefrau des erkrankten Hauptpreisträgers Kilian Kirchgessner, Zweiter Preisträger Sven Müller, Nachwuchspreisträgerin Natalie Meier, Alexander Klein, Stellvertretender Präsident der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Hartmut Koschyk, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, sowie Altbürgermeister und Exsenator Zdeněk Brož. Bilder: Nadira Hurnaus Die diesjährigen Johnny- sen stationiert worden. Für den Mährischen Ausgleichs gewe- junge und ältere Tschechen und habe Babiš – sprich Babisch – Seine Freunde, so Müller, hätKlein-Preise wurden ebenfalls Fall, daß die Preußen nach Tirol sen, bei dem sich die Tschechen Deutsche zu ihrem Bezug zum je- babbisch, also pappig, genannt. ten ihm gesagt: „Du spinnst doch in der ehemaligen Klosterkirche vordrängten, hätten die tapferen und Deutschen in Mähren ohne, weils anderen Land befragt. DaDen zweiten mit 2500 Euro do- mit Deinen Grabsteinen.“ Nun verliehen. Dazu begrüßten Mar- Liechtensteiner eine Steinlawi- aber nicht gegen Wien geeinigt für erhielt sie den mit 1500 Euro tierten Preis erhielt Sven Mül- sei seine Freude über die Austin Dzingel und Hartmut Ko- ne auslösen und so die Preußen hätten. dotierten Nachwuchspreis. „In ler aus Berlin für seine Publikati- zeichnung um so größer. Ohne schyk die Gäste und Preisträger. aufhalten sollen. Nach dem GeDie Jury aus Hartmut Ko- Anlehnung an Johnny Klein wür- on „Historische Friedhöfe in We- Corona hätte es diese DokumenWenn etwas dreimal stattgefun- nuß einiger Schnäpse im örtli- schyk, Martin Dzingel, Thomas digen wir Natalie Meyers Bei- seritz, Plan und Umgebung“. In tation nicht gegeben, aber Coden habe, sagte Koschyk, sei es chen Wirtshaus habe sich ein Tradition. Damit sei die nun zum Tiroler so sehr mit ihnen vervierten Mal stattfindende Verlei- brüdert, daß dieser sich dem hung allemal eine Tradition. Er Heer angeschlossen habe. Fafreue sich, daß die moderne eu- zit des Fürsten: „Die Liechropäische Stadt Mährisch Schön- tensteiner Armee ist wohl die berg sich ehrend ihrer ehema- einzige Armee, die mit einem ligen Mitbürger erinnere. Der Mann mehr aus einem Krieg Weltbürger Johnny Klein sei im zurückkehrte.“ Herzen ein Sohn dieser Stadt geDa der Fürst, so Posselt, nur wesen. ein kleines Land habe regieNach einem herzlichen Gruß- ren müssen, habe er nur vorwort des Zweiten Stellvertreten- mittags regiert. Nachmittags den Bürgermeisters Karel Hošek habe er in Archiven historibegann Volksgruppenspre- sche Quellen erforscht. Dabei cher Bernd Posselt nicht minder habe Franz-Josef festgestellt, herzlich mit den Worten: „Liebe daß Liechtenstein im Gegen- Natalie Meyer und Thomas Konhäuser, Magda Kirchgessner für den erkrankten Kilian Kirchgessner und Hartmut Koschyk, Sven Müller und Bernd Posselt. Großfamilie Klein und liebe Ge- satz zu den anderen Bundesburtstagsgäste.“ Da der Todes- staaten nie einen Friedensver- Konhäuser, Botschafter Andreas trag, der mit Präzision, Einfüh- dieser dokumentiert er 2500 Grä- rona könne man ja keinen Preis tag der Geburtstag im Himmel trag mit Preußen geschlossen ha- Künne, Botschafter Tomáš Kaf- lungsvermögen und einer ehrli- ber seiner deutschen Vorfahren verleihen. sei, feiere er Geburtstag. John- be. 100 Jahre später, 1966, habe ka, Urban Beckmann vom In- chen Suche nach der Wahrheit vor allem fotografisch. „Nur ein Radio-Journalist Kilian Kirchny Kleins irdischer Geburtstag, der Fürst den Krieg für beendet stitut für Auslandsbeziehungen diese deutsch-tschechischen Volk hat eine Zukunft, wenn es in geßner erhielt für seinen im Mader 11. Juli, sei dem heiligen Be- erklärt und konstatiert: „Preußen (ifa), Christa Naaß für die Sude- Beziehungen beleuchtet“, sag- Frieden mit seinen Toten lebt“, gazin „Reportagen“ erschienenedikt von Nursia gewidmet, gibt es nicht mehr, aber Liechten- tendeutsche Stiftung, der ehe- te Thomas Konhäuser, Laudator begann Laudator Bernd Posselt. nen Beitrag „Freundliche Überdem Vater des abendländischen stein schon.“ maligen Preisträgerin Lucie Rö- und Geschäftsführer der Kultur- Müllers Dokumentation sei ein nahme. Spukt oben auf dem Mönchtums. Dessen friedenBereits vor dem Mauerfall ha- mer und Alexander Klein hatten stiftung der deutschen Vertriebe- wichtiger Beitrag auf dem Weg Dachboden der Deutsche, der stiftende Stimmung entspreche be Johnny Klein Weichen für die Preisträger ausgewählt. nen. der Verständigung, eine wert- hier einmal gewohnt hat?“ den auch dem Wesen Johnny Kleins. Völkerverständigung und die Natalie Meyer ist Reporterin Meyer erzählte in ihrer Dan- volle Grundlage bei der Diskus- mit 5000 Euro dotierten HauptIn Mährisch Schönberg sei vor Wiedervereinigung Deutsch- des SWR-Politmagazins „Zur Sa- kesrede, daß ihre Mutter, eine sion aktueller Fragen nach dem preis. Kirchgessner erzählt sei150 Jahren auch Leo Slezak, der lands gestellt. Er sei optimi- che Baden-Württemberg“. Für Rheinhessin, ihre Masterarbeit Umgang mit den Millionen von ne persönliche Geschichte vom Heldentenor und Anekdotener- stisch, aber auch tiefgründig ge- ihren Beitrag „Austausch über über den dubiosen tschechischen deutschen Gräbern in der Tsche- Kauf eines Hauses in der Böhmizähler, zur Welt gekommen und wesen und überzeugt, daß stets die Grenzen hinweg? Tschechen Unternehmer und Ex-Premier chischen Republik und eine Wei- schen Schweiz und gibt Einblicwie Klein in Bayern begraben. die Betroffenen Frieden schlie- und Deutsche zwischen Annähe- Andrej Babiš sowie dessen Par- chenstellung für die Zukunft und ke in den tschechischen Umgang Aus dem nahen Groß Ulßen müßten. Er sei rung und Entfremdung“ in Ra- tei ANO Korrektur gelesen habe. Erhaltung dieses kulturellen Er- mit der deutsch-tschechischen lersdorf stamme wiederein Vertreter des dio Prague International hatte sie Nomen est Omen: Ihre Mutter bes. Geschichte. „Die Geschichum Milan Horáček. „Milan ten in der Geschichte maund ich sind enge Freunchen den Beitrag so wertvoll“, de. Wie Johnny und Milan sagte Laudator Hartmut KoBundestagskollegen waschyk. Die Jury wolle Kirchren, so waren Milan und geßner, der 2018 schon einmal ich Kollegen im Europamit dem Preis ausgezeichnet parlament. Und vereint worden sei, außerdem für seikämpften wir gegen Unne kontinuierlichen Leistunrecht und für Freiheit.“ gen für die deutsch-tschechiDie Menschen aus diesche Verständigung würdigen. ser mährischen Gegend seiKirchgeßners Frau Magda en besonders gute Geschichnahm den Preis für ihren ertenerzähler. Zu ihnen gehökrankten Mann entgegen re neben Klein und Slezak und trug seine Dankesworte auch Franz-Josef II., Fürst von vor. und zu Liechtenstein, Herzog Bevor Alexander Klein navon Troppau und Jägerndorf mens der Familie den Organi(1906–1989). Er sei der Vater satoren, den Sponsoren, den des gegenwärtigen Herrschers Preisträgern und dem Spiritus Hans-Adam II., Träger des Eurector Hartmut Koschyk dankropäischen Karls-Preises 2016 te, sagte er: der SL. Viele Jahre habe Franz„Du schaust gerade auf uns Josef II. auf Schloß Groß Ulund Mährisch Schönberg herlersdorf gelebt. Der Fürst habe unter, lieber Papa, und du erzählt, daß bei dem Deutschfreust dich über dieses Fest. Deutschen Krieg 1866 zwiEs findet in deiner Taufkirche schen dem Deutschen Bund statt bei barocker Musik von unter Führung von Österreich deinem Lieblingskomponisten und Preußen die LiechtensteiJohann Sebastian Bach. Sicher ner ebenfalls ein Heer gestellt denkst du: „Schöner hätte es Kinderchor Motýli Šumperk, deutsch Schmetterlinge Schönberg, bereichert die Preisverleihung mit überwältigend schönem Gesang von klassischen bis moder- nicht sein können.“ Und du hätten. Das Heer aus acht Solda- nen, von barocken bis folkloristischen Weisen. Der Mährisch Schönberger Alois Motýl gründete diesen Chor, dem er auch seinen Namen gab. Zehn Jahre lang machst Luftsprünge. ten sei in Tirol auf einem Fel- sang auch Erika Vosáhlo bei den Schmetterlingen mit. Links oben die Violinistin Lenka Kubičková, die mit Fugen von Johann Sebastian Bach brilliert. Tassilo Ullmer
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KULTUR
Gruppenfoto vor dem Volkstrachtenmuseum. „Trachten, Weine und Gänse. Bekanntes und Unbekanntes in Böhmen und Mähren“ war die Kulturfahrt der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen überschrieben.
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Bilder: Lilia Antipow (3), Carsten Drexler (2), Bernhard Kuhn (1), Christina Meinusch (1)
� Kulturfahrt der Heimatpflege der Sudetendeutschen 2023
Sankt Peter und Paul mitsamt Friedhof in Kutscherau. Man spricht hier von einer der ältesten Kirchen in Mähren. Besonders hervorzuheben ist der Friedhof mit den restaurierten deutschen Kindergräbern, von denen man che mehr als 100 Jahre alt sind. Die Gemeinde hatte diese Arbei bei Saar. Schließlich kam man Kulturfahrt konnten sehen, wie ten in eigener Regie und auf ei bei der nächsten Unterkunft am die einstigen deutschen Bewoh gene Kosten durchgeführt. An Hotel am Brünner Stausee an. ner gelebt hatten. Original-Stein diesem ehrwürdigen Ort emp Bei einem gemütlichen Abend fußboden, Straimelputz, ehema fing die Gruppe die junge Bür spielte der Wischauer Mitreisen lige schwarze Küche und vieles germeisterin, die mit den Sude de Hardl Schmiedt auf seinem mehr wurden besichtigt. Eine tendeutschen sehr verbunden Schifferklavier auf. Mit seiner bemalte Holzdecke aus dem 17. ist. Zwetschgenknödel mit Mohn Frau Burgl sangen alle lautstark Jahrhundert ist das Schmuck und Zucker im Dorf-Gasthaus und froh mit. stück dieses Hauses. Die inter krönten den Besuch der Sprach Die Fahrt am nächsten Tag essierten Besucher wurden auch insel. ging in die ehemalige Wischau in den Garten geführt. Hier sa Weiter ging die Fahrt zum er Sprachinsel. Rosina Reim, die hen sie, wo einst die Stallungen, Wallfahrtsort Welehrad. Das Klo in Rosternitz zur Welt gekom die Scheune, der Garten und der ster Welehrad war das älteste Zi men und lan sterzienserklo ge Jahre die ster in Mäh Gemeinschaft ren und ist bis Wischauer heute ein be Sprachinsel deutender geleitet hatte, Wallfahrtsort. war Mitorgani Die fünfschiffi satorin. Auch ge romanische ihre in der Ver Klosterkirche treibung gebo Mariä Him rene Schwester melfahrt wur Christine Leg de 1228 ein ner, ebenfalls geweiht. Mit eine beken einer Länge nende und ak von 100 Me tive Wischaue tern gehörte rin, war mitge sie damals zu kommen. den größten Die Schwe Kirchenbau stern führ ten im König ten zuerst in reich Böhmen. das Rosternit In der Zliner zer Gemeinde Region wurde haus, das ehe Wein verko mals das Volk sted und wur shaus gewesen den Gänse ge war. Die Deut gessen. schen hatten Nach ei es 1924 ge nem letzten baut, und 2000 Zwischenauf bis 2004 war es Museumsexponate: Die rechte Tracht ist eine Wischauer Tracht. enthalt in Sla originalgetreu bings hieß es restauriert worden. Der Bürger Ausgang zu den Feldern der Bau am fünften Tag Abschiedneh meister empfing die Reisegrup ern gelegen hatten. men. Fahrtteilnehmer Helmut pe persönlich und geleitete sie In einem neuen Sommergar Altrichter zeigte sich erfreut über zur deutschen Ausstellung der tenhaus servierten die heutigen die guten deutsch-tschechischen ehemaligen Bewohner im ersten Hausbewohner einen Imbiß. Als Beziehungen. Man stehe hier zur Stock des Hauses. In der Dorf das Wischauer Duo Hardl und deutschen Vergangenheit und mitte, einst die „gute Stube des Burgl das Wischauer Heimatlied bewege sich aufeinander zu. Der Dorfes“, wurden die alten Söl sang, flossen Tränen der Rüh zentrale Punkt sei nicht nur das derhäuser, eines aus dem Jahre rung. In diesem Haus gab es sehr Bekanntwerden von Deutschen 1600, von außen besichtigt. viel zu sehen, und jedes Objekt und Tschechen miteinander, son Im Nachbardorf Lissowitz öff hatte seine eigene Geschichte. dern vielmehr die guten deutschnete ein Ehepaar sein Sölder Das nächste Ziel war die auf böhmisch-mährischen Beziehun haus, und alle Teilnehmer der einem Hügel gelegene Kirche gen. Bernhard Kuhn
Trachten, Weine und Gänse
iese Fahrt übertraf alle Er wartungen. Sie war eine Kul turfahrt der Superlative in die berg tauschte man sich bereits tilienherstellung, zum Spinnen, Heimat. Besser hätte sie von rege über die ersten Eindrücke Weben, Nähen und zum Verzie Heimatpflegerin Christina Mei aus. ren der Bekleidung sowie Infor nusch und ihrem Mitarbeiter An Der nächste Tag stand im Zei mationen über die Pflege und die dreas Schmalcz, Ortfried Kotzi chen des Volkstrachtenmuse Aufbewahrung der Trachten. an, Historiker und Vorstandsvor ums in Ostrau/Ostrov. Nur die Nach einem Mittagessen in sitzender der Sudetendeutschen ses erst kürzlich eröffnete Muse Ostrov unternahm man noch ei Stiftung, sowie Jan Kuča, Reise leiter und Kurator des Trachten museums im mittelböhmischen Ostrov nicht vorbereitet sein können. Wenn man alle Impres sionen dieser Fahrt, all das, was man an Wissenswertes von Kot zian und Kuča erfuhre, auch nur kurz beschreiben wollte, müßte man ein Buch veröffentlichen. Der Bus startete beim Sude tendeutschen Haus in München in Richtung Böhmen und Mäh ren. Der erste Tag führte nach Budweis, eine Universitätsstadt und mit etwa 93 000 Einwohnern die größte Stadt in Südböhmen. Weltweit bekannt ist sie wegen Haus in der Wischauer Sprachinsel. ihres Bieres. Mancher Fahrtteil nehmer kehrte nach dem Stadt um zeigt die Volkstrachten aller nen Stadtrundgang durch Kut rundgang in einem der zahlrei Regionen auf tschechischem Bo tenberg. Herrliche Gotteshäu chen Restaurants ein. Dabei durf den, das heißt der böhmischen, ser, die teilweise zum UNESCOte eine Bierprobe des Budweisers mährischen und schlesischen Weltkulturerbe gehören, sind nicht fehlen. Schmuckstüc Auf der ke in dieser Fahrt gaben Region. Da Ortfried Kotzi zu gehören die an und der in Basilika Ma Budweis zuge riä Aufnahme stiegene Jan in den Him Kuča im Wech mel, das ehe sel zahlrei malige Zister che wertvolle zienserkloster Erklärungen. in KuttenbergKotzian infor Sedletz oder mierte über die die Kathedrale Geschichte des Sankt Barbara Herzlandes in Kuttenberg. Europas, über Mit „Großer die Entstehung Gott, wir loben des tschecho Jan Kuča und Christina Meinusch im Volkstrachtenmuseum. dich“ dank slowakischen te die sanges Nationalstaates mit einer gro Gebiete einschließlich der Trach freudige Reisegruppe für all die ßen sudetendeutschen Minder ten der vertriebenen Deutschen, se Schönheiten. heit und die Geschichte der Ver der mährischen Kroaten und der Am dritten Tag der Reise wur treibung von 3,5 Millionen Deut schlesischen Polen. Die Ausstel de ein neues Ziel angesteuert. schen aus ihrer Heimat. Kuča lung bietet auch Sammlungen Der erste Halt war in Iglau mit ei klärte über das herrliche böh von Spitzen, Knöpfen, Hauben, nem Besuch in der Marienkirche. misch-mährische Gebiet, des Stickereien, Kopftüchern und Die Weiterfahrt führte zur Wall sen Kultur und Städte auf. Beim Trachtenpuppen. Dazu kommen fahrtskirche Sankt Johannes von Abendessen im Hotel in Kutten historische Gegenstände zur Tex Nepomuk auf dem grünen Berg Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in Welehrad.
Blick auf Schloß und ehemaliges Zisterzienserkloster Saar/Žďár.
Schloß Melnik im Nebel, wie es im letzten Herbst aussah. In der vierten und letzten Folge der diesjährigen Vortragsreihe „Böhmische Schlösser“ sprach Stefan Samerski über Schloß Melnik/Mělník. Nach der Begrüßung durch Christina Meinusch, der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, referierte der Professor für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit im Sudetendeutschen Haus über Melnik und dessen Geschichte. Die Vortragsreihe wurde veranstaltet vom SL-Bundesverband, der Sudetendeutschen Heimatpflege, der Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese München und Freising sowie der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste und gefördert von der Sudetendeutschen Stiftung.
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KULTUR
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Eine Statue von Karl IV., der den Weinbau in Prag intensivierte.
Bilder: Stefan Samerski (2), Susanne Habel (2)
� Letzte Folge der diesjährigen Vortragsreihe von Stefan Samerski über Schloß Melnik
Sankt Ludmilla und Weinbau
M
elnik gehört zu den Sehnsuchtsorten in Böhmen“, begann Samerski seinen – wie immer gutbesuchten – Vortrag im Adalbert-Stifter-Saal. Das Schloß sei mit seinen Weinterrassen richtungsweisend für viele Entwicklungen gewesen. „Da ballten sich immer Herrschaft und Kultur!“ Über dem Zusammenfluß von Elbe und Moldau in Mittelböhmen habe sich der Legende nach schon seit dem neunten Jahrhundert auf einer Anhöhe eine hölzerne slawische Burg befunden. Der Sage nach solle auch die später heiliggesprochene Ludmilla auf dieser Burg geboren sein, die um 880 mit dem christlichen Přemyslidenfürsten Bořivoj ver-
Schloß Melnik mit seinen Weinbergen.
Heimatpflegerin Christina Meinusch begrüßt Professor Dr. Stefan Samerski. Rechts: Weine vom Weingut Lobkowitz bei einer gemeinsamen Weinprobe des Adalbert-Stifter-Vereins und des Hauses des Deutschen Ostens in München 2019. heiratet worden sei. „Sie gilt bis heute als die Großmutter Böhmens“, erinnerte Samerski. Nach dem Tod von Ludmillas Vater, des Pschowanenfürsten Slavibor, seien dessen Besitzungen an die Přemysliden gefallen, was den Bezug zum Prager Fürstentum hergestellt habe. „Erst ab 1000 hieß die Burg Myelnitz!“ Dieser Name (zerbröselnder Stein) weise auf den Sandsteinfelsen hin, auf dem die Feste gestanden sei.
Der spröde Boden habe auch den Heiligen Wenzel inspiriert, der von Ludmilla aufgezogen worden sei. Wegen Wenzels Neigung zur westlichen Form des Christentums habe er früh mit Weinbau begonnen, auch um Meßwein erzeugen zu lassen. Aus anfangs nur aus anderen Regionen importierten Gewächsen sei Wein wohl schon ab dem 9. oder 10. Jahrhundert in Böhmen angebaut worden und später der
populäre Schlager Melniks geworden. Bis 1337 habe der Ort eher einen deutschen Charakter gehabt; erst danach sei das Tschechische vorherrschend geworden. Der hölzerne Bau der Festung sei im Frühmittelalter durch eine Burg aus Stein ersetzt worden, die 1542 durch Zdislav Berka von Dubá zu einem Renaissanceschloß umgebaut und mit Sgraffito geschmückt worden sei.
Das im Dreißigjährigen Krieg stark verwahrloste Schloß habe 1646 Hermann Czernin von Chudenitz erworben, der wegen seiner Verdienste bei der Schlacht am Weißen Berg 1623 in den Freiherrenstand und 1627 in den Grafenstand erhoben worden sei. Unter den Grafen Czernin von und zu Chudenitz sei das Schloß erneuert und Ende des Jahrhunderts um den barocken Südflügel erweitert worden.
1753 sei die Czernin-Tochter Maria Ludmilla mit August Anton Lobkowitz verheiratet worden. Anschließend sei das Schloß an die Fürsten Lobkowitz übergegangen, in deren Besitz es bis zur Enteignung durch die tschechischen Kommunisten 1948 geblieben sei. „Erst nach der Samtenen Rovolution von 1989 wurde das Schloß der Familie Lobkowitz ab 1992 restituiert, die eine Rekonstruierung und Renovierung der Schloßanlage begann.“ Dies sei nicht einfach gewesen, so der Referent: „Alles war leergeräumt!“ Die Rekultivierung der Weinberge unter den restituierten Lobkowitz habe zu einem Anbau traditionsreicher Rebsorten geführt. Heutiger Besitzer des Schloßes ist Jiří Jan Lobkowicz, dessen frühere Frau Bettina inzwischen das hauseigene Weingut Vinarstvi Lobkowicz leitet. Bettina, geborene Egli, war mit dem Fürsten aus der Emigration in der Schweiz nach Böhmen gekommen, wurde jedoch 2011 von ihm geschieden. Sie stellte ihre Sekte und Weine schon mehrfach in München vor, so zuerst auf Einladung des SL-Bundesverbands (Ý SdZ 43/2008) und später bei einer gemeinsamen Weinprobe des Adalbert-Stifter-Vereins und des Hauses des Deutschen Ostens (Ý SdZ 39/2019). Die schöne Tradition der Weinproben von Lobkowitzschen Tropfen könnte im Sudetendeutschen Haus durchaus wieder aufgenommen werden. Susanne Habel
Ein Tor des Schloßes, über dem das Wappen der Lobkowitz hängt.
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VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
� SL-Bezirksgruppe Oberfranken und Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloß Goldkronach
Alexander von Humboldt in Böhmen stituts für er zu Böhmen und seiner Bevölden AnfänWirtschafts- kerung in vielen Besuchen gegen bis zum und Sozial- knüpft habe, seien bis heute ei18. Jahrhungeschichdert“ hernige Gebäude, Straßen und Plätte der Philo- ze nach ihm benannt, auch ein aus, das sophischen 2013 im Zug für Touristen trage HumFakultät Verlag der boldts Namen. 1839 sei er letztder Karls- mals in Böhmen gewesen. AuÖsterreichiUniversität schen Akaßerdem habe Humboldt etliche Prag. Er war Auszeichnungen in Böhmen entdemie des Stipendiat Wissengegengenommen. Er sei Ehrender Alex- mitglied der Gesellschaft des vaschaften erander-vonschien. terländischen Museums in BöhHumboldtFür die men, der Königlich böhmischen ie Kosmos-Vortragsreihe VeranstalStiftung Gesellschaft der Wissenschaften entstand in Anlehnung an tung in der und ist Vor- sowie Ehrendoktor der Karl-Ferdie 61 Kosmos-Vorlesungen, die Wenzelstandsmitdinands-Universität in Prag geAlexander von Humboldt ab 1826 burg des worden. hat- Hartmut Koschyk, Vorsitzender des Alexander-von-Humboldt-Kulturforums glied in der Singakademie zu Berlin te sich der Schloß Goldkronach, Professor Dr. Ivan Jakubec, Historiker und Humboldt-Ex- AlexanderZum Schluß berichtete Jakugehalten hatte und die sich größ- langjähriperte der Karls-Universität Prag, sowie Florian Luderschmid, Regierungspräsi- von-Humbec über die Tätigkeit des Humter Beliebtheit erfreuten, da nicht ge Honorar- dent von Oberfranken. boldt-Clubs boldt-Clubs Prag. Der Club sei nur die damalige Oberschicht konsul der der Tsche- ein Verein von ehemaligen und teilnehmen durfte, sondern al- Tschechischen Republik in Bay- derschmid, zugleich Vorsitzen- chischen Republik. Gleich ein- aktuellen Stipendiaten der Alexle an Humboldts Reiseberichten ern, Hans-Peter Schmidt, einge- der der Oberfrankenstiftung, die gangs wies Jakubec darauf hin, ander-von-Humboldt-Stiftung, interessierten Bürger, erstmals setzt. Als Vorsitzender der Stif- Teilnehmer der Kosmos-Vorle- daß Alexander von Humboldt Preisträgern der Stiftung und anauch Frauen. Aus diesen Vorle- tung Nürnberger Versicherung sung willkommen. Er von seinem Studien- deren an Alexander von Humsungen entstand das fünfbändi- gehört er auch zu den treuen bekundete seine feste ort Freiberg in Sach- boldt interessierten Personen. ge Werk des Universalgelehr- Förderern des Humboldt-Kultur- Bereitschaft zur Fortsen über Böhmen nach Seine Aufgabe sei, die Entwickten „Kosmos. Entwurf einer phy- forums, wofür ihm derren Vorsit- führung der fruchtbaFranken gereist sei, lung wissenschaftlicher und kulsischen Weltbeschreibung“, in zende Hartmut Koschyk in Lauf ren Zusammenarbeit wo er dann fünf sehr tureller Aktivitäten in der Tschedem Humfruchtbare Jahre ver- chischen Republik sowie den besonders mit dem Humboldtboldt dem bracht habe, die sein Austausch zwischen deutschen dankte. Kulturforum, die ihm Leser eikünftiges Leben ent- und tschechischen WissenschaftMit dem seine Amtsvorgängene Gesamtscheidend geprägt lern zu vertiefen. Laufer Er- rin Heidrun Piwernetz, schau der hätten. sten Bürger- die Tochter von Dieter Dem Vortrag folgte eine rewissenIm Sommer 1791 ha- ge Diskussion, die das große Inmeister Tho- Piwernetz, bei deren Hans-Peter Schmidt schaftlichen be Humboldt erstmals teresse des Auditoriums an Alexmas Lang Abschied ans Herz geWelterforeine 170 Kilometer lange Reise ander von Humboldts engen Beund Stadt- legt hatte. Im Hinblick auf „Die Bezie- von der Grenze Sachsens durch ziehungen zu Böhmen deutlich schung zu rätin Erivermitteln ka Vogel hung Alexander von Humboldts das Böhmische Mittelgebirge machte. Das Regionalmanagesuchte. freute sich zu Böhmen“ berichtete Regie- unternommen und – so wie es ment der Stadt und des Landrungspräsident Luderschmid, für ihn „verpflichtend“ gewesen kreises Bayreuth hatte die KosGrund für Hans-Pedie Veranter Schmidt, daß bereits eine enge Verbin- sei – zahlreiche Gesteinspro- mos-Vorlesung in Bayreuth gestaltungsIvan und dung zwischen Oberfranken und ben gesammelt. Akribisch liste- fördert. Dafür dankte Hartmut orte WenAlena Jaku- dem benachbarten Bezirk Karls- te Jakubec auf, wann Humboldt Koschyk der Regionalmanagezelburg und Dr. Dieter Piwernetz und Margaretha Mi- bec in der bad bestehe. Die werde künf- welchen Wissenschaftler, Politi- ment-Geschäftsführerin Eva chel. LandratsWenzelburg tig weiter ausgebaut und vertieft ker oder Wirtschaftsvertreter ge- Rundholz herzlich. saal waren troffen, worüber er sich mit ihzu begrü- werden. Die Veranstaltung in Bayreuth nen ausgetauscht und welche das Thema und der Referent. Es ßen, die sich als Deutsch-Tschewar dem Humboldt-Kulturforum chisches Kulturzentrum versteht. fand auch in Kooperation mit Erkenntnisse er von seinen gelungen, den Professor für Neu- Auch Margaretha Michel, Ober- der SL und der Deutsch-Tsche- Studienreisen nach Böhmen ere Geschichte der Karls-Univer- frankens SL-Bezirksobfrau und chischen-Gesellschaft Bayreuth mitgebracht habe. Zahlreisität Prag, Ivan Jakubec, zu ge- Stellvertretende Obfrau der SL- statt. Deren Vorsitzende Monika che Briefwechsel mit namhafwinnen, der über „Die Bezie- Landesgruppe Bayern, sowie Stock hatte zuvor mit dem Ehe- ten Persönlichkeiten dokuhung Alexander von Humboldts Dieter Piwernetz, Mitglied der paar Jakubec eine interessan- mentierten, wie vielschichtig zu Böhmen“ sprach. Dessen Frau Sudetendeutschen Bundesver- te Stadtführung durch Bayreuth Humboldts Interesse an allen Alena Jakubcová ist Musikwis- sammlung, waren nach Lauf ge- unternommen und nahm mit Persönlichkeiten und Themen Mitgliedern der Gesellschaft an gewesen sei, denen er in seisenschaftlerin und gab mit Matt- kommen. hias J. Pernerstorfer das umfangnem Leben begegnet sei. Im Landratssaal in Bayreuth der Vortragsveranstaltung teil. Der 1960 in Prag geborene reiche Lexikon „Theater in Böh- hieß Oberfrankens neuer ReAufgrund seiner zahlreimen, Mähren und Schlesien. Von gierungspräsident Florian Lu- Ivan Jakubec ist Direktor des In- chen neuen Beziehungen, die Alena Jakubcova und Ivan Jakubec. Die heurige Kosmos-Vorlesung des im Schloß Goldkronach an sässigen Alexander-von-Hum boldt-Kulturforums veranstalte te das Kulturforum mit der SLBezirksgruppe Oberfranken und der Deutsch-Tschechischen Ge sellschaft Bayreuth. Thema war Mitte November in der Wenzel burg in Lauf an der Pegnitz und im Landratssaal der Regierung von Oberfranken in Bayreuth „Humboldt in Böhmen“ .
D
Pastor Rudolf Rettig
� Riesengebirge
Gelebte Ökumene O
stseebad Zingst Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts: Bevor die katholische Sankt-MichaelsKapelle, vorwiegend in Eigeninitiative der vertriebenen Riesengebirgler, erbaut worden ist – doch darüber soll demnächst berichtet werden – waren wir Katholiken oft in der evangelischen Kirche zu Gast wie häufig auch anderswo in der Diaspora. Das Besondere dieses Miteinanders war jedoch das sehr gute persönliche Verhältnis der beiden damaligen Geistlichen: des aus Berlin stammenden katholischen Pfarrers Bruno Renkel und des aus dem Rheinland stammenden evangelischen Pastors Rudolf Rettich. Bei vielen örtlichen Veranstaltungen traten sie als Gespann auf, und so erhielten die beiden den Spitznamen Rettich und Radieschen. Das wirkte sich auch auf uns kirchlich geprägte Jugendliche aus. Gemeinsames Baden in der Ostsee und gemeinsame Wanderungen in die schöne Umgebung gehörten damals zu unserem Alttag. Peter Barth
� SL-Ortsgruppe Naila/Oberfranken
Der Krieg ist zurück in Europa Am Volkstrauertag gedach ten die Sudetendeutschen, die Stadt und die Kirchen Nailas mit den Bürgern und Vereinsab ordnungen nach den Gottes diensten und am Friedhofs-Eh renmal der Opfer der Weltkriege und Vertreibungen, der Bürger kriege und politischen Verfol gungen unserer Tage, im Beson deren der Opfer des verbrecheri schen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der Opfer infolge des islamistischen Hamas-Ter rors. Brunhilde Reitmeier-Zwick und Andreas Schmalcz.
� BdV-Landesverband Oberbayern
Das Volk trauert Traditionsgemäß fand auch heu er wieder Bayerns Gedenkakt zum Volkstrauertag im Herku lessaal der Münchener Residenz statt.
D
ie Gedenkansprache hielt Staatsminister Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. Der Toten gedachte Tobias Reiß, der neue Erste Vizepräsident des Bayerischen Landtags. Anschließend wurden
am Grabmal des Unbekannten Soldaten im Hofgarten Kränze niedergelegt. Für die Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler legten Brunhilde Reitermeier-Zwick, Mitglied des BdVBundespräsidiums, und Andreas Schmalcz, Stellvertretender Vorsitzender des BdV-Bezirksverbandes Oberbayern, ebenfalls einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten nieder.
D
Bürgermeister Frank Stumpf kam in seiner Gedenkrede auf die Folgen des furchtbaren Ersten Weltkrieges, auf die Zerstörung der Weimarer Demokratie vor 90 Jahren durch die HitlerNazis zu sprechen. Er erwähnte beispielhaft neben den Millionen Holocaust-Opfern das sinnlose Opfern von Millionen von Soldaten, wie vor 80 Jahren bei Stalingrad, und von Zivilisten im Wahnsinn des „totalen Krieges“. Nach dem schrecklichen Zweiten Weltkrieg sei der Volkstrauertag als Gedenktag der deutschen Bevölkerung am Novembersonntag den militärischen, zivilen und rassistischen Opfern von Kriegen, Terror und Vertreibungen weltweit gewidmet.
Nach den Vernichtungskriegen in Europa rege der Volkstrauertag zusätzlich zu Versöhnung und zu Sicherung der Demokratien an. Trotz des „Nie wieder“ sei festzustellen, daß mit dem verbrecherischen Angriff Wladimir Putins auf die Ukraine, mit Bombardierungen von Städten und Sozial-Einrichtungen, mit Tod, Flucht und Obdachlosigkeit und dem Nahost-Krieg der Krieg als Mittel der Politik wieder in Europa sei. Stumpf ermutigte besonders auch die nachwachsende Generation gerade jetzt und als Auftrag des Volkstrauertages, Gegenwart und Zukunft in Frieden und Freiheit aktiv mitzugestalten, in Achtung der Menschen-
rechte und des Selbstbestimmungsrechts. Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal der Stadt Naila gedachte der Bürgermeister in seinen Worten der Opfer von Gewalt und Krieg, derer, die durch Gefangenschaft, Vertreibung, Massaker, rassistische und religiöse Verfolgung ihr Leben verloren haben. Er bedankte sich bei der Geistlichkeit der evangelischen und katholischen Kirchen, beim Posaunenchor Naila und für die Teilnahme der Bürger und Vereine, namentlich der Freiwilligen Feuerwehr, des THW, der Reservistenkameradschaft, des VdK und der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit Kranz und Fahne.
ekan Andreas Seliger bemerkte in seiner Ansprache, daß angesichts der heute weltweiten Wirrnisse wohl der Glaube an einen gerechten Gott und die Kraft des Gebetes das versöhnende Zusammenwachsen im Kleinen bis hin zu Völkergemeinschaften fördern könnten. Abwechselnd mit den Teilnehmern des Volkstrauer-Gedenkens betete er das Friedensgebet des Papstes Benedikt XV. Das Gebet von 1915 spricht die heutigen Nöte und Unsicherheiten der Welt an und endet mit der Bitte: „O Gott, laß‘ Dich auch heute versöhnen, erhöre gnädig unser vertrauensvolles Gebet und gib der stürmisch bewegten Welt wieder Ruhe und Stellvertretender SL-Ortsobmann Jürgen Nowakowitz, VdK-Vorsitzender Helmut Hänisch, Bürgermeister Frank Stumpf, die Dekane Andreas Seliger und Andreas Maar sowie SL-Ortsobmann Adolf B. Markus. Frieden.“
VERBANDSNACHRICHTEN
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
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� Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker
Minderheiten und Konflikte Gibt es europäische Lösungsansätze zur Verbesserung der Lage der Volksgruppen und Minderheiten und zur Beilegung ethnischer Konflikte in den Ländern in der EU sowie in ihrer Nachbarschaft? Dieser Frage widmete sich Mitte November der Arbeitskreis Sudetendeutscher Akademiker (ASA).
H
istoriker Meinolf Arens vom Münchener Internationalen Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus sprach über „Armenien am Abgrund?“. Im Windschatten des Ukrainekrieges und auf den starken energiepolitischen Partner Aserbaidschan mit dem autoritären Präsidenten Ilham Alijew angewiesen, habe die EU im Bergkarabach-Konflikt versagt, das rohstoffarme Armenien im Stich gelassen und seine Bevölkerung desillusioniert. Kaum bemerkt von der Weltöffentlichkeit, seien im September 300 000 Armenier aus Bergkarabach vertrieben worden. Dieses Verbrechen knüpfe an das Trauma des Völkermords von 1915 an, als es zu Massendeportationen der armenischen Bevölkerung aus dem Osmanischen Reich gekommen sei. Das im kollektiven Gedächtnis verankerte Bewußtsein, im Laufe der Geschichte nur von Feinden umgeben und bedroht gewesen zu sein, trete immer wieder zutage, obwohl die Menschen von der wirtschaftlich angespannten Situation ohnehin stark in Anspruch genommen würden. Ähnlich düster beurteilte Arens die Lage Nordmazedoniens. Als nach 1878 beim Osmanischen Reich verbliebenes Gebiet sei der Raum Mazedonien nicht klar definiert. Erst 1991 sei ein souveräner, aber schwacher Staat entstanden. Auf der einen Seite bringe man die Erinnerung an die eigene Geschichte mit Alexander dem Großen oder Kliment von Ohrid in Verbindung und nehme mit diesem Nationalstolz insbesondere zu Bulgarien ein angespanntes nachbarschaftliches Verhältnis in Kauf, das zudem ein Hindernis auf dem Weg in die EU sei. Dabei habe Griechenland seinen Widerstand gegen den europäischen Weg des Landes erst aufgegeben, als es den Namen Nordmazedonien angenommen habe. Auf der anderen Seite bestimme eine katastrophale wirtschaftliche Situation das tägliche Leben. Der Abwanderungsdruck sei enorm, betreffe Mazedonier wie Angehörige der albanischen Minderheit mit einem 30prozentigen Bevölkerungsanteil gleichermaßen und entschärfe zumindest die frühere demographische Schieflage zugunsten der albanischen Minderheit. Da vorwiegend junge Männer beider Ethnien das Land verließen, verringere sich das Radikalisierungs- und Gewaltpotenzial in dem 1999 ausgebrochenen und mittels des 2001 geschlossenen Ohrider Rahmenabkommens zu befriedenden ethnischen Konflikt, lautet Arens‘ bescheidene Bilanz: Mit diesem Vertrag werde wenigstens Gewalt verhindert, der Mangel an Bürgerlichkeit in der gesellschaftlichen Mentalität aber nicht beseitigt. Die EU müsse sich daher stärker einbringen, nicht zuletzt im eigenen sicherheitspolitischen Interesse. Die Juristin Ljubica Djordjević vom Institut für Minderheitenfragen in Flensburg (ECMI) sprach über „Südosteuropa: ethnische Konflikte und europäische Integration – Chancen und Risiken für Serbien und das Kosovo“. In den Nachfolgestaaten von Jugoslawien seien Bemühungen um Beilegungen der auf ethnischer Grundlage geführten kriegerischen Auseinandersetzungen bereits seit langem mit internationaler und EUVermittlung sowie durch den Europarat erfolgt, faßte sie die Ausgangslage zusammen. Nach dem EU-Beitritt Sloweniens 2004 und Kroatiens 2013 befänden sich nun auch Montenegro, Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina und Serbien formell auf dem EU-Weg. Nicht zuletzt wegen der ungeklärten Statusfrage bestehe mit dem Kosovo bislang nur ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA). Im Zusammenhang mit dem starken und langjährigen Engagement der internationalen Gemeinschaft
im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo seit 1999 verwies Djordjević auf den KFOR-Sicherheitseinsatz und die EULEX-Rechtsstaatlichkeitsmission sowie das Brüsseler Abkommen von 2013. Es sei wegweisend, weil es zum einen die Voraussetzung für EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien sowie den Abschluß des SAA mit dem Kosovo gebildet habe und zum anderen die Ergebnisse des 2011 unter EU-Vermittlung begonnenen Dialogs zwischen Belgrad und Prishtina zu Freizügigkeit, Handel, Zoll festhalte. Immerhin seien in der serbischen Verfassung die substantielle Autonomie des Kosovo und in der kosovarischen weitgehende Minderheitenrechte für die Serben verankert. Diesen stabilisierenden Faktoren stünden zunehmender Euroskeptizismus und gravierende historische Vorbehalte gegenüber. Der Amselfeld-Mythos, nach der vemeintlich verlorenen Schlacht gegen die Osmanen auf dem Amselfeld dürfe man diesen heiligen Boden niemals aufgeben, bleibe irrational im kollektiven Gedächtnis aller Serben hängen und trage zur wechselseitigen Diskriminierung bei wie im September mit dem mutmaßlich von Serbien ausgegangenen Angriff auf eine Polizeistation im Norden des Kosovo. Nur mit der Überwindung von Dominanzdenken und Nationalismus, dem Aufbau einer bürgerlichen Gesellschaft könne ein Ausweg gefunden werden. Über „Südtirol und seine Autonomie: Vergangenheit und Gegenwart einer Minderheitenfrage in Mitteleuropa“ sprach der Historiker Josef Prackwieser von Eurac-Research, der vormaligen Europa-Akademie Bozen. „Es ist in gewisser Hinsicht ein eingefrorener Kon-
Josef Prackwieser, ASA-Vorsitzender Dr. Andreas Müller, Dr. Ljubica Djordjević, Dr. Thomas Hieber, Dr. Meinolf Arens und Bernard Gaida. flikt, der gut gemanagt, aber nicht an der Wurzel gelöst ist“, lautete sein etwas unerwartetes Fazit, da Südtirol vielfach als tragfähiges Modell zur Lösung von Volksgruppen- und Minderheitenproblemen hervorgehoben wird. Prackwieser stellte jedoch ebenso den Nationalismus als den das Verhältnis zwischen Deutschen und Italienern belastenden Faktor heraus. Lange habe der Katholizismus als Klammer funktioniert, die man erst seit 1918 mit dem Begriff Südtirol in Verbindung bringe. Nach einer kurzen Periode in einem demokratischen, um Autonomie-Lösungen bemühten Italien habe Benito Mussolini mit der Unterdrückung der Deutschen begonnen und Deutsch als Unterrichtssprache zunächst verboten. Dank des Widerstandes in deren Reihen sei in den 1930er Jahren diese radikale Politik der Assimilierung durch mildere Maßnahmen der Majorisierung, also mittels massenhafter Zuwanderung durch Italiener, ersetzt worden. Die Heim-insReich-Ideologie der Nationalsozialisten zu Beginn des Zweiten Weltkriegs habe zu einem Bevölkerungsverlust von 50 000 Deutschen geführt. Das sich laut Zensus von 2001 und 2011 ergebene längerfristige Bevölkerungsverhältnis von 69 Prozent Deutschen und 26 Prozent Italienern mit Mehrheit der Italiener in den Städten, vornehmlich in Bozen, spiegele schließlich die Nachhaltigkeit der Entwicklung, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ihren Anfang genommen habe. Die Verankerung der Autonomie-Regelungen in der italienischen Verfassung sowie die Besiegelung der Autonomie durch das 1946 geschlossene Abkommen zwischen Österreich und Italien hätten die Grundlagen für eine relative Stabilität gebildet. Sie habe aber erst mit dem Autonomiestatut von 1972 abgerundet werden können. Denn damit erst
habe Südtirol als Provinz der Region Trient mit insgesamt mehr Italienern mehr Zugeständnisse mit eigenem Parlament und Haushalt bekommen. Diesem Ergebnis seien bürgerkriegsähnliche Aktionen vorausgegangen, betonte Prackwieser. Gegenwärtig und künftig liege der Schlüssel zum Wohle Südtirols in seiner klugen und besonnenen Politik. Bernard Gaida, FUEN-Vizepräsident und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in Polen, sprach über „Polen und die deutsche Minderheit – Herausforderungen durch das polnische Regierungshandeln“. Er sei, so Gaida, Jahrgang 1958, in Guttentag zur Welt gekommen und habe bis 1989 wegen des faktischen Unterrichtsverbots für Deutsch als Minderheitensprache keine Möglichkeit gehabt, Deutsch zu lernen. Staat und Kirche hätten gemeinsam die deutsche Sprache lange als nicht existent betrachtet. Erstmals habe Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki von Polen als einer Heimat auch für Mitbürger anderer Nationalitäten gesprochen. Mit der Kreisauer Versöhnungsmesse am 12. November 1989, die Mazowiecki mit Bundeskanzler Helmut Kohl zelebriert habe, sei mit Deutschland ein Prozeß des Ausgleichs eingeleitet worden, der in den 1991 abgeschlossenen deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag gemündet sei. Dessen Artikel 20 sei jedoch eine „Falle“, da er die in Deutschland lebenden Polen als Migranten mit der autochthonen deutschen Minderheit in Polen unzulässigerweise rechtlich auf eine Stufe stelle. Gleichwohl sei es im Geiste dieses Abkommens in den Folgejahren zu einer spürbaren Verbesserung der Lage der Deutschen gekommen, Die freie Entfaltung der deutschen Kultur sei in der Verfassung verankert, 2005 der Deutschunterricht als Minderheitensprache gesetzlich geregelt und zweisprachige Ortsschilder seien durchgesetzt worden. Seit die PiS-Partei regiere, sei jedoch eine gegenläufige Tendenz festzustellen. So würden seit 2015 neue Anträge auf Errichtung zweisprachiger Ortsschilder zwar nicht negativ beschieden, aber auch nicht bearbeitet und könnten daher auch nicht eingeklagt werden. Schwerer wiege das Herunterfahren des Unterrichtes in Deutsch als Minderheitensprache auf eine Stunde pro Woche. Gleichzeitig würden die staatlichen Mittel für den Bildungsteil in den deutschen Gebietskörperschaften gekürzt. Die Begründung mit der notwendigen Symmetrie in den bilateralen Beziehungen beider Länder, derzufolge der Polnisch-Unterricht für die Schüler in Deutschland auch weniger gefördert werde, leite die polnische Regierung aus dem erwähnten Nachbarschaftsvertrag mit seinen juristischen Mängeln ab. Dieser Form der Diskriminierung könne man trotz parteiübergreifender Proteste in Deutschland weder auf bilateraler Ebene noch im europäischen Rahmen etwas entgegensetzen. Die Europäische Kommission erkläre sich für nicht zuständig, klagte Gaida. Die FUEN setze bei der Umsetzung der Sprachencharta künftig auf den Europarat statt auf die EU-Institutionen. Thomas Hieber, Rechtsbeistand der FUEN beim Europäischen Gerichtshof (EuGH), sprach „Zu den Hintergründen und zum aktuellen Stand der Minority Safepack-Initiative“ (MSPI). Als europäische Bürgerinitiative sei man 2013 angetreten, die Rechte und den Schutz der Volksgruppen und Minderheiten in Europa mit einer adäquaten Rechtssetzung zu gewährleisten. Den entsprechenden Antrag der MSPI habe die Europäische Kommission 2021 mit der Begründung abgelehnt, ein zusätzlicher Rechtsakt sei nicht erforderlich. Trotz umfangreicher Kritik von Politikern aus ganz Europa an der Entscheidung der Kommission sei die Klage der MSPI vor dem EuGH auf Nichtigkeitserklärung der Aussage der Kommission vor dem Europäischen Gericht abgewiesen worden. Dagegen wiederum seien im Januar 2023 von der MSPI Rechtsmittel eingelegt worden. Die Entscheidung des Generalanwalts werde 2024 erwartet, schloß Hieber.
Ute Möller, Georg Streb, Kreisrätin Dr. Ursula Burkhardt, Renate Becker, Vizevorsitzende von Roth ist bunt, Christina Meinusch, Karin Zargaoui, Vorsitzende von Roth ist bunt, Stadtrat Hans Raithel, Hannelore Heller, Stadtrat Heinz Bieberle, Kreisobmann Dieter Heller, Bürgermeister Andreas Buckreus, Wilhelm Rubick, Brigitte Reinard, Dr. Annett Haberlah-Pohl und Marlene Lobenwein, Fremdenführerin der Stadt Roth, vor der neuen Ausstellung. Bild: Marco Frömte (1), Hannelore Heller (2), Georg Streb (2)
� SL-Kreisgruppe Roth-Schwabach/Mittelfranken
Viele Denkmale und eine Ausstellung Mitte November informierte die mit- SL-Landesgruppe Bayern in die Datentelfränkische SL-Kreisgruppe Roth- bank „Kulturlandschaft Bayern“ eingeSchwabach in den Ratsstuben im geben. Die Denkmaldatei wurde wohlSchloß Ratibor in Roth im Rahmen wollend aufgenommen. des Erzählcafés der SeniorenbeaufIn seinem Vortrag über gerettetragten Brigitte Reinard und te Denkmale in der Tschechimit der Initiative Roth ist schen Republik bezog sich bunt unter ihrer VorDieter Heller auf eine sitzenden Karin ZarBroschüre über die 20 gaoui über Vertriebegeretteten Denkmanendenkmale, feierte le, eine kleine Rollbilihren 50. Geburtstag der-Ausstellung und und eröffnete eine zitierte aus der BroAusstellung über geretschüre von 2020 der datete deutsche Denkmaligen Heimatpflemale in der Tschechi- Zum Schnabulieren gab‘s Kolat- gerin Zuzana Finger. schen und Karlsbader Oblaten, und Außerdem berichtete schen Republik. zum Geburtstagfeiern gab‘s Sekt. er vom tschechischen unächst entzündePfarrer Marcel Hrute Kreisobmann Dieby aus Windisch-Kamnitz, ter Heller eine Kerze zur der seinerzeit 14 PfarreiErinnerung an die Veren zu betreuen gehabt storbenen. Dann beund sich vorrangig grüßte er unter den um die Wiederherstel100 Besuchern Landrat lung des geistigen ErBen Schwarz, Bürgerbes bemüht habe. Diemeister Andreas Buckser habe gesagt: „Mir ist reus, Altlandrat Herbert immer klarer geworden, Eckstein, Christina Meinusch, wie groß Ihre Beziehung zur alHeimatpflegerin der Sudetendeutschen, ten Heimat ist, obwohl Sie schon lange die Stadträte Heinz Bieberle und Hans Jahre viele hundert Kilometer entfernt Raithel, Kreisrätin Ursula Burk hardt, von hier wohnen.“ Auch schon in früUte Möller, Mitarbeiterin der Landtags- heren Jahren habe es Bemühungen zur abgeordneten Sabine Weigand, Kreis- Rettung von Gotteshäusern gegeben. heimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl, Anschließend stellte Hannelore Heldie kommendes Jahr Bezirksheimatpfle- ler das Kulturlandschaftsforum mit dem gerin von Mittelfranken wird, und Na- Bayernatlas des Bayerischen Landesverdine Menchen vom Landratsamt Roth. eins für Heimatpflege in München auf Marlene Mortler MdEP und Altbrü- großen Bildern vor. germeister Ralph Edelhäußer MdB hatAnschließend eröffnete Heimatpfleten zum SL-Jubiläum bemerkenswer- gerin Christina Meinusch die Ausstelte Grußworte geschickt, die Hannelore lung „Gerettete Denkmale. Zeugen Heller und Georg Streb vorlasen. der deutschen Kulturgeschichte in der Anschließend referierte Dieter Heller Tschechischen Republik“. Dabei verüber Vertriebenendenkmale. Während- wies Meinusch auf ein Friedhofsprodessen zeigte jekt aus dem Hannelore Helvergangenen ler die DenkmaJahr in Merkelsle im Landkreis dorf im BrauRoth und in der nauer Ländchen Stadt Schwaim Riesengebirbach auf einer ge als Gemeingroßen Leinschaftsprojekt wand. Dieter der SudetenHeller schilderte deutschen Heidie Entstehung matpflege mit der Vertriebedem Braunauer Nadine Menchen, Sachgebietsleiterin Kreisent- Heimatverband nendenkmale, die gegenwärti- wicklung im Landratsamt Roth, Christina Mei- und dem tschegen Bemühun- nusch und Dr. Annett Haberlah-Pohl. chischen Partner gen für deren ErOmnium. Unterhaltung und die Hilfe von Sylvia Stiers stützung habe dieser auch von weiteren torfer MdL a. D., bis zur Bildung des tschechischen Partnern wie dem Bürneuen Kabinetts von Markus Söder En- germeisteramt, von Vereinen und der de Oktober Bayerns Landesbeauftrag- Kirche erhalten. Meinusch betonte die te für Vertriebene und Aussiedler. Mitt- sichtbare Definition von Heimat- und lerweile sind die 2020 von Dieter und Heimatlandschaft durch ihre Bauwerke Hannelore Heller mit Hilfe der Enkelin und Denkmale. Katrin zusammengefaßten Daten beim Beim anschließenden SektempBayerischen Landesverein für Heimat- fang feierte die SL-Kreisgruppe Rothpflege. Sie werden mit Hilfe der Studen- Schwabach ihren 50. Geburtstag. Übritin Sigrid Michel Rangel, sie hat Wur- gens: Zur Ausstellung kamen insgesamt zeln in Nordböhmen und Posen, von der 230 Besucher.
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Dieter Heller führt seine Tochter Erika Grasser durch die Ausstellung.
Reicenberger Zeitung
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Stadt und Kreis Reichenberg
Kreis Deutsch Gabel
Nordböhmi[e Um[au
Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Die Deutsch Gabeler Sankt-Laurentius-Kirche von außen …
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Kreis Friedland
Kreis Gablonz
… und von innen.
� Die Geschichte der nordböhmischen Stadt Deutsch Gabel – Teil XIII
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Die Tschechisierung schreitet voran
röffnet wurde der Festzug anläßlich der Tausendjahrfeier von berittenen Herolden und Fanfarenbläsern. Ihnen folgte der Prunkwagen der Stadt, umgeben von Ratsmannen, dem Bürgermeister, dem Amtmann und dem Stadtschreiber, alle in Kostümen des 15. Jahrhunderts. Der Vorgeschichte – die Bojer verlassen das Land Böhmen – folgte die zweite Gruppe, die die Besiedlung des Landes durch die Markomannen darstellte. Die anschließende Gruppe versinnbildlichte den Sieg Karls des Großen über die Awaren, wodurch Deutsche und Slawen von dieser Geißel befreit wurden. Der zweite Teil des Festzuges brachte die Gründung Gabels. In der ersten Gruppe zogen rußgeschwärzte Kohlenbrenner, die sich in dieser Gegend um 722 nach Christus angesiedelt hatten. Die zweite Gruppe stellte die Einführung des Christentums dar. Die dritte zeigte, wie die als Grenzwacht wichtige Siedlung den ersten Grenzwall bekam. Der dritte Teil des Festzuges brachte aus der Vergangenheit denkwürdige Ereignisse, segensreiche Fügungen, traurige Heimsuchungen. Man sah Markwart von Ralsko – den ersten Herrn von Gabel bis 1220 –, die Gründung von Löwenberg oder Lämberg durch Gallus zum Schutze gegen die Mongolen, Zdislawa, die Erbauerin des Dominikanerklosters. Es folgte Heinrich von Berka, welcher Gabel im Jahre 1399 das Rechtsbuch verlieh. In der nächsten Gruppe wurde die Besiedlung des Gabler Landes durch Deutsche dargestellt, der dann ein Prunkwagen mit der Burg Karlsfried folgte. Sodann kam für Gewerbe und Zünfte der Wagen mit dem Webstuhl, einem Weber, einer Spulerin und Treiberin. Danach wurde die im Jahre 1632 herrschende Schwedennot gezeigt. In einer weiteren Gruppe wurde die Errichtung der Laurenzikirche dargestellt, und man sah die Maurer mit ihrer Zunftfahne, den Gründer Franz Anton Berka mit seiner Gemahlin, das Kirchenmo-
dell, die italienischen Baumeister den schönsten der weiteren UmPerini und Bianchi, den Bischof gebung zählende Pestsäule vollmit der Priesterschaft und dem kommen renoviert. Im 16. und Dominikanerkonvent. Eine sehr 17. Jahrhundert war die Stadt schöne Gruppe war „Die alte mehrmals von der Pest betroffen Post in Gabel“, die 1737 gegrün- worden. Zur Erinnerung an die det worden war. Berittene Postil- vielen Pestopfer war die Säule lone, eine alte Postkutsche, ein errichtet und im Jahre 1687 einalter Frachtwagen mit der Auf- geweiht worden. Die Bürger truschrift Triest–Wien–Gabel– gen die Kosten. In der Folgezeit Hamburg und das dazugehören- begannen die Vorbereitungsde Personal begleiteten sie. Es folgte ein Wagen, der den großen Stadtbrand 1788 versinnbildlichte. In der folgenden Gruppe wurde Deutsch Gabel im Weltkrieg gezeigt, ein Wagen der mit Dornen und Disteln geschmückt war, Not, Hunger, Krankheit und Gefangenenlager darstellte. Im vierten Teil des Festzuges war die Gegenwart veranschaulicht und zwar zunächst Schule, Unterricht, dann Industrie und Gewerbe. Dem folgte die Vereinstätigkeit mit Sängerwesen, Kulturverbandswagen, Wagen des Bundes der Deutschen in Böhmen und der Turnerwagen. Die Schlußgruppe stellte eine Huldigung an den unvergeßlichen Bürgermeister Vinzenz Kraus dar. Den Festzug hatte Schulrat Franz Tobsch aus Böhmisch Leipa zusammengestellt. Am Abend des selben Tages fand in der Turnhalle ein Festabend statt. Eingangs spielte die Stadtkapelle mit Kapellmeister Johann Schubert die Ouvertüre zu Franz Schuberts „Rosamunde“. Der Männer- und Damengesangsverein „Eintracht“ trat auf, man hörte Reden, und man hörte Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Richard Strauß, Johannes Brahms, Die Pestsäule auf dem Marktplatz. Giu seppe Verdi. Zwischendurch zeite der Deutsche Turn- arbeiten für die Pflasterung der verein sein Können. Bahnhofstraße. Es wurde die VerIm Laufe der Woche fanden breiterung vom Bahnhof bis zur weitere Veranstaltungen statt wie Buchdruckerei Wihl vorgenomTagungen, Ausflüge oder Kin- men. Die Fortsetzung dieser Arderfest. Wohl allen, die während beiten erfolgte erst 1939 mit Mitdieser Tage in der Stadt weilten, teln des Deutschen Reiches. wird die Tausendjahrfeier ein unAm Ende dieses Jahrzehnts, im vergeßliches Erlebnis bleiben. August 1929, konnte die SanktIm Jahre 1927 wurde die am Laurentius-Kirche ihr 200jähriMarktplatz stehende und wohl zu ges Kirchenjubiläum begehen,
zu dem der Leitmeritzer Bischof Josef Gross erschien. An dem am Vormittag gehaltenen feierlichen Pontifikalamt nahmen viele Geistliche aus der Umgebung teil. Kir-chenchor mit Gesangverein und Orchester führten die „Theresienmesse“ von Joseph Haydn auf. Am Abend fand ein großer Festabend in der Turnhalle statt.
Am Ende des Jubiläumsjahres, am 31. Dezember 1929, starb Dechant Johann Sallmann. Er hatte sich besonders in seiner Seelsorgetätigkeit verdient gemacht. Sein Nachfolger war Dechant Hermann Sitte, der dieses Amt bis zur Vertreibung innehatte. Am 14. September 1930 wurde die neue tschechische Schule eröffnet. Vorher waren diese
Schüler in der deutschen Volksschule untergebracht gewesen. Das deutsche Schulwesen wurde keinesfalls gefördert. Besonders deutsche Staatsangestellte kamen oftmals in Versuchung, ihre Kinder in die tschechische Schule zu schicken, um damit ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Auch war die Fürsorge hier besonders gut, denn die Schüler bekamen Lehrbücher und sonstigen Schulbedarf umsonst. Die Tschechisierung schritt weiter voran. Deutsch Gabel war Sitz vieler Ämter. Allmählich wurden deutsche Beamte bei den staatlichen Behörden durch Zwangspensionierungen oder Versetzungen ins rein tschechische Gebiet verdrängt. Waren bei Inkrafttreten des Erlasses der Sprachenverordnung kaum zwei Prozent Tschechen, so waren es in den 1930er Jahren bereits etwa zehn Prozent. Das sogenannte Staatsverteidigungsgesetz bot der staatlichen Exekutive uneingeschränkte Gewalt, und bald gab es auch eine tschechische Staatspolizei-Dienststelle. Die Bespitzelung der deutschen Vereine und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nahm immer mehr zu, und im Jahr 1936 sollte sogar die Verstaatlichung der deutschen Gemeindepolizei erfolgen. Sie konnte erfreulicherweise abgewendet werden. Während die Stadtverwaltung bisher mit vier Polizeiorganen ausgekommen war, sollten nun 30 tschechische Staatspolizisten eingesetzt werden. Die tschechischen Minderheitenvereinigungen trugen sehr viel dazu bei, das Verhältnis der Tschechen zu den Deutschen zu trüben. Falsche Berichte wurden an Ministerien gesandt, und damit wurden Maßnahmen ausgelöst, die sich immer gegen die deutsche Bevölkerung richteten. Als die Tonfilmkinos überall entstanden, wurde in der Turnhalle von Wilhelm Henke ein solches eingerichtet, für das der Bund der Kriegsverletzten und Opfer des Ersten Weltkrieges die
Konzession erwarb. Im Jahr 1935 hatte die Bezirksbehörde der Gemeinde mitgeteilt, daß Henke das Kino nicht mehr auf eigene Rechnung führen dürfe. Nur dieser Umstand bewog die Gemeinde, das Kino aufzukaufen. Die Erteilung der Lizenz war an einige Forderungen gebunden: Verwendung von doppelsprachigen Plakaten, Abspielen von Filmen mit einkopiertem tschechischen Text und Abspielen einiger inländischer Filme. Die Stadt führte das Lichtspieltheater bis zum 31. Dezember 1938. Da Gemeinden im Dritten Reich keine Kinos führen durften, wurde es von Josef Herold käuflich erworben und bis Mai 1945 weitergeführt. Anläßlich des 53. Geburtstages des Präsidenten Dr. Edvard Beneš beantragten die tschechischen Gemeindevertreter im März 1934, die Reichenberger Straße in Dr.-Eduard-BeneschStraße und den Marktplatz in Th.-G.-Mararyk-Platz umzutaufen. Um diesem Antrag zu entgehen, wurde am 3. Juni von der Gemeindevertretung der Beschluß gefaßt, Präsident Masaryk zum Ehrenbürger der Stadt zu ernennen. Eine ernste Sorge bereitete der Stadtverwaltung die große Wasserknappheit. Die vorhandenen 22 Quellen ließen immer mehr nach, so daß die Stadt strenge Maßnahmen zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung ergreifen mußte. Nach neuen Wasserquellen wurde gesucht. Es war besonders dem Stellvertretenden Bürgermeister Wilhelm Henke zu verdanken, daß dieser Not Einhalt geboten werden konnte. Er fand in Kleinherrndorf eine Quelle, die etwa einen Liter pro Sekunde ergab. Das zur Untersuchung eingesandte Wasser wurde als einwandfreies Trinkund Nutzwasser anerkannt. Mit der Erfassung der Breuerquelle war die Wassernot endgültig behoben. Das Pumpwerk schaltete sich nachts um elf Uhr selbsttätig ein und, sobald der Hochbehälter gefüllt war, wieder selbsttätig aus. Im Zusammenhang damit kam auch der Ortsteil Waldau in den Besitz einer Wasserleitung. Fortsetzung folgt
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REICHENBERGER ZEITUNG
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Reichenberg
Rathaus feiert 130. Geburtstag was ganz Besonders sein wird.“ Die Münze wiegt 42 Gramm, hat einen Durchmesser von 50 Millimetern und ist im Informationsie Vorderseite der Gedenk- zentrum der Stadt erhältlich. Sie münze zeigt ein Relief des kostet umgerechnet 100 Euro. Rathauses, auf der Rückseite beDas Reichenberger Rathaus findet sich das Motiv aus dem wurde von 1888 bis 1893 nach Bleifenster im Treppendem Entwurf des Wiehaus, auf dem Reichenner Architekten Franz berg als eine schövon Neumann im Stil ne Frau dargestellt der Neorenaissance wird. „Der bekannvon der Firma Gute Medailleur Petr stav Sachers SöhHorák entwarf die ne errichtet. Ludwig Münze. Die Präund Franz Ritter von gung übernahm Liebieg spendedie Tschechische ten bunte BleifenDie Vorder- und Rücksei- ster. Die Frau mit Münzprägeanstalt in Gablonz“, er- te der neuen Rathausme- Stadtwappen, die gänzte Tomáš Tesař daille. dort abgebildet ist, von der Presseabteigilt als gelungenlung des Reichenberste Personifizierung der ger Magistrats. Stadt. „Wir werden die Die MünzprägeMünzen zu besonanstalt in Galonz, deren Anlässen in der seit der Trenals Erinnerungsnung der Tschechound Repräsentatislowakei in die zwei onsgeschenk für hoeinzelnen Staaten he Gäste oder als ein Tschechische und SloDankeschön für wichtige wakische Republik 1993 Persönlichkeiten verwenden“, sämtliche in Umlauf befindlichen sagte Oberbürgermeister Jaros- Münzen geprägt werden, feiert lav Zámečník. Obwohl die Auf- ihr 30jähriges Bestehen. Nach lage auf 130 Stück begrenzt sei, dem Ausgabeplan für das nächwerde die attraktive Medaille ste Jahr wird sie für die Sammauch Sammlern und der Öffent- ler und Investoren Münzen zum lichkeit angeboten. „Wir sind Beispiel aus der Serie Mythologiüberzeugt, daß es für Menschen, sche Figuren, Katzenrassen oder die sich für die Geschichte von berühmte Dampflokomotiven Reichenberg interessieren, et- prägen. Petra Laurin Reichenberg erinnert mit einer Münze an die Eröffnung des Rathauses 1893.
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Blick vom Nußstein auf Haindorf mit seiner Wallfahrtskirche in der Mitte.
Memory of Nations – Zeitzeugengespräch mit der Haindorferin Margit Kučerová (1931–2023) – Teil IV und Schluß
Die Politiker hetzen die Menschen gegeneinander auf Die Reichenberger Zeitung dokumentiert das Zeitzeugengespräch, das das tschechische Projekt Paměť národa/Memory of Nations mit Margit Kučerová 2021 führte. Hier die letzte Folge.
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ie Fabriken und Unternehmen in Haindorf übernahmen nach dem Krieg tschechoslowakische Verwalter von den deutschen Besitzern. Die neuen Herren versuchten, die Produktion ohne deutsche Mitarbeiter aufrechtzuerhalten. Nur unverzichtbare Spezialisten durften bleiben, dazu gehörten die Mutter von Margit Kučerová und ihre Kolleginnen aus der Malerei. Die 68jährige Großmutter Paulina mußte umsiedeln. Sie wartete mit ihrem Sohn Ernest im Sammellager in Friedland auf den Transport, ebenso ihre andere Tochter, die in Priedlanz, heute ein Ortsteil von Böhmisch Weigsdorf, lebte. Die Zeitzeugin und ihre Mutter mußten ihre Wohnung aufgeben. Sie fanden ein neues Zuhause in Ferdinandsthal im Gebäude eines Geschäfts unter nationaler Verwaltung. Die 14jährige Margit begann im Geschäft als Verkäuferin zu arbeiten, weil sie aufgrund ihrer Nationalität nicht weiter studieren konnte. Sie hatte nur vier Jahre Grundschule und vier Jahre Bürgerschule hinter sich. Sie brauchten außerdem Geld zum Leben, da ihre Mutter als Deutsche nur 80 Prozent des Lohns erhielt. Die restlichen 20 Prozent wurden bis 1948 als Kriegsreparation einbehalten. Deutsche hatten auch keinen Anspruch auf Urlaub. „Der Geschäftsleiter war Slowake und immer betrunken. Im Schaufenster hatte er ein Schild ‚UNRA liefert, Pejša verkauft‘, und ich übersetzte den Kunden aus dem Englischen, was für Waren angeboten wurden. Englisch konnte ich gut aus der Schule, aber Tschechisch mußte ich nachlernen, wir hatten es nie in
der Schule. Ich lernte es über Lebensmittelkarten und dank meiner Freundin Edith, die aus einer gemischten Ehe stammte und mit mir im Laden verkaufte. Aber Pejša bezahlte uns überhaupt nicht, er strich uns nur jeden Morgen eine Semmel mit Butter, das war alles. Daher sagte meine Mutter, ich solle in der Porzellanfabrik arbeiten,“ erzählt Margit Kučerová. Und sie fügt eine Anekdote über den Vorsitzenden des Nationalkomitees, Krabec, hinzu. „Als ich die geklebten Lebensmittelkarten zum Komitee brachte, fragte er mich nach meinem Namen. Ich sagte: ,Margita Hammerová.‘ Und er antwortete: ,Wenn ich deinen Namen höre, könnte ich morden.‘“ Leicht zugängliche Waffen, die von deutschen Soldaten und Zivilisten in den Wäldern zurückgelassen wurden, sowie die allgegenwärtige straffreie Gewalt gegen Deutsche förderten insbesondere unter Jugendlichen gewalttätiges Verhalten. Einer dieser erschütternden Fälle ereignete sich auch bei Haindorf. Die Zeitzeugin ging mit einem der Opfer zur Schule. Sie stellt fest, daß sie sich in der gleichen Situation hätte wiederfinden können, hätte sie zu der Zeit einen Freund gehabt. Zu Ostern 1946 beobachteten fünf tschechische Jungen im Alter von 13, 15 und 18 Jahren zwei deutsche Paare während eines Spaziergangs nahe Liebwerda. Sie umzingelten sie im Wald, und nach dem Kommando „Hände hoch!“ begannen sie mit einer tödlichen Schießerei. Die schwer verletzten männlichen Begleiter der Mädchen flüchteten und erreichten Liebwerda, wo sie den Vorfall meldeten. Die beiden Mädchen blieben jedoch mit erhobenen Händen stehen, aber die Schießerei hörte nicht auf. Die 18jährige Doris fiel tot
um, ihr Kopf von fünf Schüssen durchbohrt. Ihre Cousine, die 16jährige Ilse, brach schwer verletzt zusammen. Einer der Täter kehrte zu ihr zurück und schlug sie tot. Einer der fünf tschechischen Angreifer erschoß sich bei der Festnahme, drei 13jährige kamen in eine Besserungsanstalt und der 18jährige stand vor Gericht. Margit Kučerová arbeitete vier Jahre lang in der Produktion der Porzellanfabrik, in der noch das eingeführte Sortiment unter der Schutzmarke Kratzer, aber schon unter der Bezeichnung des nationalen Unternehmens Jizerské Porzellanfabriken Desná hergestellt wurde. Neben Porzellan wurden dort auch andere Produkte hergestellt, Margit Kučerová arbeitete an einer Maschine zur Herstellung von Metallverschlüssen. Als sie die Fabrik verlassen wollte, erhielt sie ein Angebot, in der Verwaltung zu arbeiten, das sie annahm. Nach 1954 wurden in der ehemaligen Kratzer-Porzellanfabrik nur noch Kohle-Elektroden für Batterien gebrannt. In den 1960er Jahren wurde sie abgerissen; nur das Gebäude der Malerei blieb erhalten. Margit Kučerová wechselte in die Verwaltung des Unternehmens Tesla Raspenau, wo elektrokeramische Produkte, sogenannte Resonatoren, hergestellt wurden. 1954 heiratete sie Josef Kučera, dessen Familie aus der Gegend von Pardubitz nach Ferdinandsthal gekommen war. Margit Kučerová betont, daß die Kučeras mit eigenen Möbeln gekommen seien, im Gegensatz zu vielen Nachkriegs-Profitgierigen, die in den Grenzgebieten Möbel aus deutschen Häusern gestohlen hätten. „Sie haben mich hervorragend aufgenommen, spielten nie darauf an, daß ich eine Deutsche bin, sie waren Gold wert“, sagt sie. 1957 wurde
den Eheleuten Kučera der Sohn Petr geboren und zwei Jahre später die Tochter Soňa. Zu Hause sprach die Zeitzeugin mit ihnen Deutsch, damit sie beide Sprachen beherrschen. Anfang der sechziger Jahre konnte sie ihre Großmutter treffen, die in Kamenz bei Bautzen in der DDR lebte, nicht einmal 90 Kilometer von Haindorf entfernt. „Sie wohnte im vierten Stock eines Hauses, das nach dem Krieg notdürftig gebaut wurde, so daß die Toilette im Erdgeschoß war. Ich begann, meine Großmutter zu mir zu Besuch zu holen, und jedes Mal, wenn ich in Prag beim Innenministerium, Außenministerium und bei der Deutschen Botschaft war, arrangierte ich einen längeren Aufenthalt. Schließlich gelang es mir, die Erlaubnis für ihre Umsiedlung in die Tschechoslowakei zu erhalten. Sie verbrachte die letzten fünf Jahre ihres Lebens in Haindorf und starb 1969 im Alter von 92 Jahren“, sagt Margit Kučerová und fügt hinzu, daß die Beamten in den Ministerien höflich und entgegenkommend gewesen seien. 1972 engagierte sie sich im Verband der Deutschen, der dank der Lockerung im Jahr 1968 entstanden war. „Es war überhaupt nichts Politisches, wir trafen uns einfach, wir hatten Filmvorführungen, Diskussionen oder wir machten Ausflüge. Wir waren etwa 300 Leute, heute sind wir nur noch 60“, erklärt Margita Kučerová, die im Verband als Schriftführerin tätig war und immer noch regelmäßig an den Treffen teilnimmt. Wenn sie auf ihr Leben zurückblickt, ist der frühe Tod ihrer Tochter Soňa der größte Schmerz. Und sie versteht bis heute nicht den Haß, den sie von Deutschen sowie von Tschechen erlebt hat. „Das machen Politiker, die hetzen die Menschen gegeneinander auf“, meint Margita Kučerová, die mit fast 92 Jahren immer noch selbstständig war.
Erinnerung an Zwickau
Quark macht stark Auch in meiner nordböhmischen Heimatstadt Zwickau wurde Quark gern gegessen. Seine Beliebtheit stieg in Zeiten des Mangels noch mehr. Wenn die Butter rar wurde, war man froh, wenigstens Quark zu haben.
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urch Zugabe von Salz, Kümmel, Zwiebel und Schnittlauch stellte man einen schmackhaften Brotaufstrich her. Ebenso gern wurde er zum Backen genommen, als Füllung von Buchteln und Stollen oder als Auflage bei Kuchen unter Streuseln versteckt. „Quark macht stark, Puffer alleine macht schwaache Bejne.“ Diesen Spruch hörten wir als Kinder oft. Dann nämlich, wenn es zu Mittag Schälarpel, also Pellkartoffeln, mit Butter und Quark gab und jemand mehr der Butter als dem Quark zusprach. Die Mahnung erübrigte sich bald. Im Krieg gab es zwar dies einfache Gericht immer öfter, aber die Butterportionen wurden zugeteilt und immer kleiner, weil auch die Menge, die man auf die Lebensmittelkarten erhielt, immer geringer wurde. Am Schluß mußten wir froh sein, wenigstens etwas Margarine oder eben nur Quark zu haben. Sehr beliebt bei klein und groß war eine Putterbliemelschnitte. Dieses war eine Brotscheibe, die mit Quark bestrichen wurde. Darauf wurden in Abständen kleine Stückchen von Butter gesetzt, die Butterblümchen eben. Diese wurden im Laufe des Krieges immer kleiner und starben schließlich ganz aus. Selbst wer einen Nachbarn, Freund oder Verwandten hatte, der Bauer war, stand sich kaum
besser. Es war den Landwirten bei Strafe verboten, etwas unter der Hand zu verkaufen oder zu verschenken. Einmal hatten wir doch ein bißchen Butter von einer Tante, die Bäuerin war, bekommen. Das war wie ein Fest für uns. Auch an die guten Butterschnitten, die ich dort zum Frühstück bekam, als ich ein paar Tage zu Besuch war, erinnere ich mich gut. Diese Butter schmeckte eben noch ganz anders als die, die wir auf die Lebensmittelmarken im Laden bekamen. In meinem Elternhaus gab es immer eine Ziege, über deren Milch wir während des Krieges besonders froh waren. So wurde ab und zu auch Quark gemacht. Dazu wurde die Milch abgedeckt im Warmen stehen gelassen, bis sie dick wurde. Dann goß man sie in ein Sieb, das vorher mit einem Mulltuch ausgelegt wurde. Das ergab einen guten Quark. Auch das Buttern wurde einmal probiert. Ein dazu nötiges kleines Butterfaß war wohl noch im Haus vorhanden. Ich erinnere mich an das lange Butterplumpen, bei dem sich Mutter und Großmutter abwechselten. Endlich hatten sie ein kleines Klümpchen Butter als Ergebnis. Es blieb bei dem einen Versuch, die Arbeit war doch zu mühselig. Der vorhin zitierte Spruch wurde auch vom Bauern gern zum Gesinde gesagt. Quark war eben schon immer billiger als Butter. Eine kleine Anekdote erzählt, daß ein Bauer im heißen Sommer seinen Dienstboten empfahl: „Eßt nur viel Quark, Quark kühlt.“ Darauf antwortete ihm eine schlagfertige Magd: „Ich eß‘ Butter, und wenn ich verbrenn‘!“ Waltraud Hanisch
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Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Dux
Ladowitz
Klostergrab
Ossegg
für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau
Bilin
Teplitz-Schönau
Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolzhofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. Heimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den Seegärten 35a, 63920 Großheubach, Telefon (0 93 71) 9 94 01, eMail klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schönau – Patenstadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redaktionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Graupen
Niklasberg
Neuerscheinung über Aussig
Deutschsprachige Heimatkunde storisch-topographisches Gemälde der Stadt und ihrer Umgebung“ von Julius Ernst Födisch (1873), „Der politische Bezirk Aussig – eine Heimatkunde für Haus und Schule“ von Konrad utor ist Karel Prošek, der aus Moißl (1887), „Topographie des einer deutsch-tschechischen Königreichs Böhmen, LeitmeritFamilie stammt. Seine Aufmerk- zer Kreis“ von Jaroslaus Schaller samkeit widmet er vor allem der (1787), „Böhmen – Leitmeritzer alten deutschspraKreis“ von Johann chigen regionalen Gottfried Sommer Historie, die nach (1833) und „Die 1945 in VergessenGeschichten der heit geraten ist. königlichen FreiVon ihm kennen stadt Aussig“ von wir bereits „ChroFriedrich Sonnenik der Stadt Karwend (1844). Das bitz“, „Die kirchsind die interesliche Geschichsantesten Quellen, te von Karbitz“, die sich mit Tradi„600 Jahre Mariationen und Legenschein und Oberden von Aussig im graupen in alten 19. Jahrhundert Quellen“. Und wie befassen und daer selbst dazu be- Karel Prošek: „Aussig an der zu über berühmte merkt: „Meine Bü- Elbe. Schätze der deutsch- Persönlichkeiten cher gebe ich im- sprachigen Heimatkunde der Stadt berichmer in beiden Lan- der Stadt“. Aussig 2023, 300 ten. Im Anhang dessprachen des Seiten, 8,00 Euro. des Buches wird böhmischen Köauf alten Postkarnigreichs heraus, ten an den veralso Deutsch und gangen Glanz und Tschechisch.“ Im die Schönheit der Unterschied zu Stadt erinnert. vielen Historikern Das Buch im ändert er nichts DIN A4-Format an den Texten der ist broschiert, Chronisten frühehat rund 300 Seirer Zeiten, überten und könnte gibt dem Leser ein hübsches Gedie Tatsachen so, schenk unter dem wie es die AutoWeihnachtsbaum ren früherer Jahrsein. Die Ausgahunderte sahen. Er be dieser Publikasieht seine Aufgation wurde vom be darin, mit seiDeutsch-Tschechinem Beitrag zum schen ZukunftsErhalt der Kultur Deutsche Postkarte aus fonds unterstützt. der Deutsch-Böh- Aussig. Interessenten men in der Tschekönnen sich an chischen Republik beizutragen. mich wenden über eMail jutta. Aussig ist ihm besonders ans benesova@volny.cz. Der VerHerz gewachsen, dort lebten sei- sandt erfolgt über die Deutsche ne Großeltern, dort besuchte er Post, die Kosten von 8,00 Euro das Gymnasium. Deshalb möch- zuzüglich Porto müssen auf ein te er mit seiner neuen Publika- Konto der Deutschen Sparkasse tion an die früheren Zeiten Aus- überwiesen werden. Einschlägisigs erinnern. Und er möchte den ge Informationen liegen der Senheutigen Bewohnern die Stadt dung bei. Jutta Benešová so zeigen, wie sie war, bevor sie durch die Ereignisse des 20. Jahrhunderts nicht immer zum Besseren verändert wurde. Dazu verwendet er mehrere interessante deutschsprachige Bücher, die sich mit der lokalen Geschichte der Stadt befassen wie „Aussig – hi- Blick auf Elbe und Aussig 1903. Das Buch „Aussig an der Elbe. Schätze der deutschsprachigen Heimatkunde der Stadt“ von Karel Prošek erscheint gerade richtig in der Vorweihnachtszeit.
Die neue Tuppelburg am 11. November.
Oben Reste der abgebrannten Tuppelburg, unten die Brücke zum Gehege.
Blick in das Restaurant in der Tuppelburg.
Tischau/Kreis Teplitz-Schönau
Ein Schlößchen aufersteht wie einst Phönix aus der Asche Unsere Korrespondentin Jutta Benešová widmet sich der Geschichte, dem Untergang und dem Wiederaufbau der Tuppelburg.
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ürst Franz Carl von Clary und Aldringen ließ 1703 das Jagdschlößchen Tuppelburg in Tischau bei Teplitz errichten und widmete es seiner Gemahlin Tup-
in die Wege geleitet werden. Gelegenheit dazu bot sich bei einem Ausflug der beiden Damen in offener Kutsche zur Tuppelburg. Wie von ungefähr sollte der Graf von Falkenstein – so nannte sich der Kaiser incognito – vorbeireiten. So geschah es auch, aber ein Blick hatte wohl genügt. Er drehte um und ritt schnurstracks nach Wien zurück.“
Die Tuppelsburg in herrschaftlichen Zeiten. polena, genannt Tupperle. Bald wurde es zum Ziel berühmter Kurgäste, die auch das anliegende Gehege besuchten. Eine besonders amüsante Begebenheit beschreibt Fürst Alfons Clary und Aldringen (1887–1978) in seinen „Geschichten eines alten Österreichers“. „An der Tuppelburg spielte sich 1764 die Brautschau Kaiser Josephs II. ab, als es erwünscht war, daß er sich nach dem Tod seiner geliebten Gemahlin Isabella von Bourbon-Parma 1763 wegen der Erbfolge erneut vermähle. Er bestand aber darauf, die für ihn Auserwählte, die Kurprinzessin Maria Kunigunde von Sachsen, zuvor zu sehen. Da sich diese mit ihrer Frau Mama, der seinerzeitigen Königin von Polen, zur Kur in Teplitz aufhielt, sollte eine zufällige Begegnung
Wie aus früheren Berichten zu ersehen ist, soll wohl die Kurprinzessin von Sachsen, Tochter des Kurfürsten von Sachsen und polnischen Königs August II. (1696–1763), recht häßlich gewesen sein. Die verschmähte Braut lebte danach als Fürstäbtissin von Essen und Thorn. Das barocke, einstöckige Gebäude hatte einen achteckigen Grundriß im damals angesagten chinesischen Stil. Die erste Etage war kleiner und von einem Rundgang mit Säulen umgeben. Hier befand sich auch ein Repräsentationssaal für Festlichkeiten der Fürstenfamilie. Seit 1947 ist es in Verwaltung der staatlichen Forstbetriebe und steht seit 1958 unter Denkmalschutz. Die Tuppelburg hatte die Familie Jiří Novák gepachtet und sich auch um das Gehege gekümmert. Nach wie
vor war es ein Ausflugsziel, nun ge Besitzerin, deren Familie sich für Familien mit Kindern, die im schon in dritter Generation um Gehege die einheimischen Tie- das Objekt und das Gehege kümre wie Damwild, Ziegen und mert. Länger als ein halbes Jahr Wildschweine sehen und füttern dauerte damals die polizeiliche konnten. In der Tuppelburg gab Untersuchung. Die Rekonstrukes kleine Erfrischungen, der Re- tion des Objekts bezifferte sich präsentationssaal konnte für Fa- auf umgerechnete 300 000 Euro. milienfeiern gemietet werden. Einen Teil erhielten Nováks von Dann geschah das Unglück. der Versicherung, und finanzielIn der Nacht des 26. September le Unterstützung kam auch vom 2018 brach ein Feuer im Ge- Bezirk Aussig sowie vom tschebäude aus, wahrscheinlich von chischen Kulturministerium. einem Kurzschluß oder von Die Rekonstruktion schritt anVandalismus verursacht. Bis fangs zügig voran. „Am schwieheute ist die genaue Ursache rigsten war der Innenausbau, unbekannt. Bevor die Feuer- die Treppen und Geländer sowehr eintraf, stand der über- wie die Innenausstattung. Es war wiegend hölzerne Oberbau in schwer, Handwerker zu finden. hellen Flammen und brannte Dazu kam Corona, was die Arbeibis auf die Grundmauern nie- ten auch noch aufhielt. Wir sind der. Für den Pächter war es ei- froh, daß wir alles überstanden ne Katastrophe, schließlich haben“, gestand Alena Novákowaren das kleine Restaurant vá. „Nach der Rekonstruktion und das Gehege sehr beliebt. sind nun auch Brandmelder einJährlich waren 60 000 Besu- gebaut, und ein Kamerasystem cher gekommen. Der dama- zeichnet die Bewegungen rund lige Bürgermeister von Eich- um das Gebäude auf. Wir haben wald, wozu die Gemeinde aus dem, was geschehen ist, geTischau gehört, versprach Un- lernt.“ terstützung beim Wiederaufbau. Im Sommer war die feierliche Und tatsächlich entstand nach Eröffnung des wiederauferstandreieinhalb Jahren die Tuppel- denen Jagdschlößchens Tuppelburg im wahrsten Sinne des Wor- burg. Der Repräsentationssaal im tes aus der Asche erneut in be- Obergeschoß bietet nun 40 Plätkannter Gestalt. ze. Im Untergeschoß ist ein stil„Es war übervolles Restauhaupt nicht einrant, und es gibt fach, das Jagdauch im Außenschlößchen bereich Sitzwieder in der gelegenheiursprünglichen ten und SpielForm zu errichmöglichkeiten ten. Wir mußten für Kinder. Am mit zahlreichen Martinstag war Ämtern und mit ich mit meiner den Denkmalzehnköpfigen schützern verFamilie in dem handeln. Und es Restaurant zum dauerte länger, Gansessen. Bei als wir geplant dieser Gelegenhatten“, sagheit fotografierte Alena Nová- Kurprinzessin Maria Kunigunde te ich die neue ková, die jetzi- von Sachsen. Tuppelburg.
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WIR GRATULIEREN Folgenden treuen Abonnenten wünschen wir zum Geburtstag im Dezember von Herzen alles Gute, Gesundheit, Zufriedenheit und Gottes Segen. Ladowitz/Kreis Dux. Kurt Bernauer, Zedernweg 10, 42111 Wuppertal, 3. Dezember 1931. Moldau, Ullersdorf, Grünwald/Kreis Teplitz-Schönau.
Karl Schloegel (G 53 Schloegel), Kreuzäcker 12, 91166 Georgensgmünd, 5. Dezember 1931; Reinhold Heymann (M 18 Wauner), Breitscheidstraße 21, 06842 Dessau-Roßlau, 12. Dezember 1937. Zuckmantel/Kreis TeplitzSchönau. Gisela Tscherpel, Am Wekelsberg 12, 46240 Bottrop, 1. Dezember 1942.
HEIMATBOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1. 12. 2023
Bischofteinitz
Ronsperg
FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ
15 Hostau
Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Bischofteinitz: Anfang und Ende einer deutschen Stadt – Teil II
Endlich zur Stadt erhoben Die freundliche einst deutsche Kreisstadt Bischofteinitz liegt im Westen Böhmens nahe der Vorberge des Böhmerwaldes am Mittellauf der malerischen Radbusa.
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Felix Bruckner dolmetscht Anna Kolářová.
Bilder: Karl Reitmeier
Region Taus
Anfänge des Tourismus seinen ersten Aktivitäten habe eine Exkursion zur Weltausstellung in Prag gehört. Die Exkursion habe zum Bau des Aussichtsturms auf dem Prager Laurenziberg/Petřín als Nachbildung des Eiffelturms angeregt. Bereits 1889 sei das Touristenmagazin „Časopis turistů“ entstanden, das bis heute unter dem Namen „Turista“ fortbestehe. Seit 1901 sei die Markierung der Wanderwege vereinheitlicht.
sichtsturms gewesen, der den hölzernen Aussichtsturm ersetzt habe. Bereits ab 1902 sei für den neuen Steinturm gesammelt worden. Zu dieser Zeit sei auch eine Straße von Nepomuk zum Schwarzkopf entstanden, die noch heute Stadion-Straße heiße, benannt nach dem Gutsbesitzer, der den Bau ermöglicht habe. Vinna Kolářová sagte, die Urlém Kurz der Ältere, nach dem sprünge des Tourismus seien der Turm benannt worden sei, sei mit dem Nationalismus und den bereits 1902 gestorben. tschechisch-deutschen Kolářová erwähnAuseinandersetzungen te auch die deutschen verwoben und keine völFremdenverkehrsvereilig unpolitische Freizeitne. Auf deutscher Seite beschäftigung gewesen. sei der Waldclub wahrDie Projektion national scheinlich der erste Vermotivierter Ideen in den ein mit touristischer AusTourismus sei wirtschaftrichtung im Großraum lich und symbolisch wichdes Bayerischen Waldes tig gewesen. Um so mehr gewesen. Er sei 1880 in freue sie sich, daß das Furth im Wald gegründet nach fast 150 Jahren anworden und ein Ortsverders sei, denn der Touschönerungsvereins gerismus sei ein wichtiges wesen. Er habe vor allem Mittel und die HauptWanderwege angelegt, motivation für das grenzausgebaut und gepflegt. überschreitende Ken1883, also fünf Jahre vor nenlernen. Das Wandem Tschechischen Toudern trenne Tschechen Michal Fronk (rechts) erklärt die historische Skiaus- ristenklub, sei in Degund Deutsche heute nicht rüstung. gendorf der Bayerische mehr, sondern verbinde Waldverein gegründet sie. Der Schwarzkopf sei ein beDas wichtigste Datum für den worden, und bis 1900 seien rund liebter Treffpunkt für tschechi- organisierten Tourismus im Cho- 40 Sektionen entstanden. Die sche und deutsche Touristen ge- denland sei 1893 die Gründung Sektion Furth im Wald habe daworden. einer Ortsgruppe des Touristen- bei mit der Gründung im Jahre Eingangs hatte Kolářová sich klubs. Angesichts der damaligen 1884 zu den ersten gehört und sei mit den Ursprüngen des moder- nationalen Konnotation des Tou- damit auf den Waldclub gefolgt. nen mitteleuropäischen Wan- rismus habe die Ortsgruppe an 1909 habe in Furth im Wald ein derns und des Tourismus befaßt der Sprach- und Staatsgrenze ei- sektionsübergreifender Kongreß und diese auf religiöse Wallfahr- ne Schlüsselrolle gespielt. Bei stattgefunden. ten und die sogenannte Sommer- der Gründungsversammlung seiWie bei anderen damaligen frische zurückgeführt. 1888 sei en elf Menschen Mitglieder ge- touristischen Vereinen seien der Tschechische Touristenclub worden, bei Jahresende habe die auch beim Bayerischen Waldverin Prag gegründet worden. Zu Sektion 44 Mitglieder gehabt, ein die Förderung des Wanderns unter ihnen Karl Friedrich und der Region, die MarkieGraf von Stadion, dessen rung von Wegen und der Bau der Gunst für einige Aktivitäten Wanderinfrastruktur, insbesonder Sektion entscheidend dere von Wanderhütten im Vorgewesen sei. Noch 1894 sei dergrund gestanden. Auch der indle bedeutet im chodiin einem Monat der erste, Nationalismus habe im Waldverschen Dialekt der Ort zwi17 Meter hohe Aussichts- ein eine wichtige Rolle gespielt, schen hier und dort. Hindle ist turm auf dem Schwarzkopf allerdings verstärkt vor allem in die Region zwischen Pilsen und gebaut worden. Erster Vor- der Zwischenkriegszeit, als sich Regensburg, in der es nicht darsitzender sei Petr Hana, mit der Gründung der unabhänauf ankommt, in welcher Sprache Max Duffek Geschäftsfüh- gigen Tschechoslowakei die Siman spricht, sondern was zählt, rer gewesen. tuation an der Grenze verschärft ist das gegenseitige Verstehen. Am 13. Juni 1897 sei die habe und die NSDAP an die Trotz der oft schwierigen VerPasovský-Hütte auf dem Macht gekommen sei. gangenheit gibt es viel mehr, was Schwarzkopf mit einem Den Vortrag bereicherte uns eint, als was uns trennt. Feuerwerk eröffnet worden Michal Fronks Ausstellung histoHindle ist ein Ort, an dem es und dabei sei es hoch her- rischer Exponate vom Schwarzkeine Grenzen geben muß – gegangen. Das letzte gro- kopf aus alten Ansichtskarten, wenn wir es wollen und wir etwas ße Ereignis vor dem Ersten Publikationen und Medaillen sodafür tun. Weltkrieg sei 1905 die Ein- wie einer alten Skiausrüstung. weihung des Kurz-AusKarl Reitmeier Im Rahmen des zweisprachigen Projekts „Hindle“ referierte in dessen Zentrum in Taus Anna Kolářová, Geschichts-Doktorandin an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag über „Die Anfänge des Tourismus in der Region Taus“. Felix Bruckner dolmetschte.
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Hindle
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bwohl die diesbezügliche Originalurkunde fehlt, steht aufgrund eines Urkundenbuches fest, daß durch Bemühungen des ersten Erzbischofs Ernst von Pardubitz Bischofteinitz von Kaiser Karl IV. im Jahr 1351 zur Stadt erhoben und mit Wall, Graben und Stadttoren umgeben wurde. In die Zeit davor fallen auch 1263 der weitere Ausbau der bischöflichen Burg, die aus dem 1228 errichteten Haus der Bischöfe entstanden war, 1279 die Gründung der Stadtkirche Sankt Peter und Paul sowie die Gründung eines Kollegiatsstiftes im alten Tein auf dem rechten Radbusaufer, der späteren Erzdekanalkirche. Sie war Sitz und Zentrum des noch jungen Christentums in den Bezirken Teinitz, Taus und Tachau. Obwohl lange vor der Gründung der Stadt reger Handel am Weg von Regensburg nach Prag rechts der Radbusa bereits wohl die ersten Behausungen entstehen ließ, künden Geschichstsschreiber erst von der späteren Entstehung der Neustadt links der Radbusa auf der Anhöhe vor der Burg. Im Jahr 1357 erhielt Bischofteinitz wie viele andere Städte in Böhmen besondere Privilegien. Diese wurden immer wieder bestätigt und erweitert. Kaiser Ferdinand III. vermehrte diese Vorrechte der Stadt dadurch, daß er der brauberechtigten Bürgerschaft den Ausschank und Absatz ihres Weizen- und Gerstenbieres sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadt bewilligte. Dieses Privileg spielte bis 1945 eine bedeutende wirtschaftliche Rolle.
Königliche Schutzstadt Nach schweren Konflikten zwischen dem Erzbischof Wechta, welcher der hussitischen Lehre zugetan war, und den katholischen Bürgern endete die Zeit, da Bischofteinitz eine Bischofsstadt war. Unter dem böhmischen König Sigismund, einem Sohn Kaiser Karls IV., wurde Bischofteinitz 1420 königliche Schutzstadt. Und dieser Schutz unter dem neuen Lehensherren Ritter Drschka sollte sich als segensreich erweisen. Die unbefestigte Große Vorstadt einschließlich der damaligen, vermutlich prächtigen gotischen Kirche zum
heiligen Christophorus sowie die Kirche, Schloß und Vorstadt samt Kirchen Sankt Kunigunde sowie dem herrschaftlichen Meierhof Sankt Fabianus und Sankt Seba- unter dem Schloß wurden ein stianus und die Kirche des Kol- Raub der Flammen, und 26 Menlegiatsstiftes wurden nach der schen kamen ums Leben. Belagerung durch die hussitiMit großem Fleiß wurden schen Banden 1427 und 1431 ein- Stadt und Schloß neu aufgebaut. geäschert. Doch die Stadt selbst Das Schloß entstand in einer konnte erfolgreich verteidigt Pracht, wie es bis heute in den werden. Grundzügen besteht. Das Gebiet Laut Berichten aus jener Zeit der Burggrafen wurde durch Erbwurden die Deutschen auf der schaft und Verheiratung ständig Flucht erschlavergrößert. Zum gen, aus den GeSchloß gehörten büschen, wo sie 1587 das Hauptsich versteckt hatgebäude mit Lustten, hervorgezohaus und Garten, gen und getötet. sechs Meierhöfe, František Palacký eine Mälzerei und (1798–1876), eine Brauerei in der bedeutendste Zetschowitz, zwei tschechische HiHopfengärten und storiker, schreibt ein Weinberg. Die in seiner „GeErträge aus der Fischichte von Böhscherei, den Wälmen“: „Es läßt sich dern und anderen nicht bestimmen, Besitzungen müswie viele tausend sen bedeutend geDeutsche bei der wesen sein. Ernst von Pardubitz, der erBischofteinitzer Unter den WirKirche begraben ste Erzbischof des 1344 ge- ren des Dreißigliegen.“ Erst 1767 gründeten Erzbistums Prag. jährigen Krieges wurde die zerstörhatte die Bevölkete Kirche wieder vollendet und rung unsäglich zu leiden. Greu1768 zu Ehren der Himmelfahrt eltaten, Krankheiten, PlünderunMariens, des Bischofs und Mär- gen, Kontribution verlangende tyrers Apollinaris und des heili- marodierende Truppen dezigen Christophorus geweiht. mierten die Einwohnerzahl erheblich. Der Teinitzer Graf Wilhelm Die Ära Lobkowitz Popel von Lobkowitz, anfangs 1539 erwarb Johann Popel von ein gütiger Herr und Beschützer Lobkowitz die Herrschaft Teinitz der Stadt, entwickelte sich ununter der Bedingung, daß die- ter dem Einfluß seiner Frau zu eiser Besitz, der einst Kirchen- nem rücksichtslosen Patronatsgut war, stets bei einem katho- herren. Er achtete die Kirchengelischen Herrn und beim katholi- setze nicht, und setzte Geistliche schen Glauben verbleibe. 1546 nach Gutdünken wie Dienstboerhielt die Stadt von Kaiser Fer- ten ein und ab und ließ den kadinand I. ein Wappen, das Kaiser tholischen Stadtkaplan „schlaFerdinand II. erneuerte und er- gen und abbläuen“ . Er nahm an weiterte. Aus diesem Grund kam der Schlacht am Weißen Berg die goldfarbene Chiffer „F II“ auf im königsfeindlichen Lager teil die Brust des mit der Kaiserkro- und wurde 1621 nach dem Sieg ne bedeckten und mit den Füßen des Kaisers Ferdinand II., der zudie Türme der Stadt schützenden gleich König von Böhmen war, Adlers, der das Wappen von Bi- gefangen genommen. Er entkam schofteinitz beherrscht. dem Tod durch das Schwert nur Dem Wirken deutscher Mis- dank der Fürsprache seines Onsionare und deutscher Bischöfe, kels. Seine Güter wurden indes der Erhebung zur Stadt und den vom königlichen Fiskus eingezomehrfach bestätigten Privilegi- gen. en, wie der des Zollerhebungsrechtes, ist es zu verdanken, daß Die Ära Trauttmansdorff Bischofteinitz Jahrhunderte als Die Herrschaft Teinitz erwarb stolze Stadt im Glanz und der Herrlichkeit deutscher Kaiser daraufhin 1622 Graf Maximilian und böhmischer Könige und Für- von Trauttmansdorff, einem alten Adelsgeschlecht aus dem Ort sten erleben konnte. Sie wurde aber auch von Pla- Trautmansdorff bei Gleichengen, Krieg, Not, Feuer und Über- berg in der Ost-Steiermark entschwemmungen heimgesucht. stammend, das sich schon unSo wütete im Jahre 1547 am Mitt- ter Kaiser Rudolf II. im Hofdienst woch nach Ostern eine große befand. Unter der Herrschaft deFeuersbrunst. Die ganze Stadt, rer von Trauttmansdorff erholte
WIR GRATULIEREN Im Dezember gratulieren wir herzlich folgenden treuen Abonnenten des Bischofteinitzer Heimatboten zum Geburtstag.
Sichrowa, Pscheß. Am 4. Maria Vogl/Nittbaur in Augsburg, 87 Jahre. Franz Vogl Ortsbetreuer
Weißensulz. Josef Brix (Zenken Schousta), 93 Jahre. Regina Hildwein Ortsbetreuerin
Ortsbetreuerecke
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erzlich gratulieren wir im Dezember Herbert Gröbner, Ortsbetreuer von Meeden, am 2. zum 98. Geburtstag; Maria Hagenauer, Mitarbeiterin von Tscharlowitz, am 5. zum 91. Geburtstag; Josef Rothmaier, Ortsbetreuer von Natschetin, am 9. zum 93. Geburtstag;
Barbara Knott, Ortsbetreuerin von Waier, am 16. zum 77. Geburtstag; Regina Hildwein, Ortsbetreuerin von Weißensulz, am 21. zum 69. Geburtstag und Cäcilie Berndt, ehemalige Ortsbetreuerin von Heiligenkreuz, am 25. zum 85. Geburtstag.
Wir gratulieren von ganzem Herzen und wünschen alles Gute, noch viele Jahre in guter Gesundheit, Gottes überreichen Segen und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat. Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer
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Heimatbote für den Kreis Ta<au
Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de
Wenn Gernot Schnabl, der Stadtbetreuer von Tachau, heute in Schaufenstern, Prospekten oder im Fernsehen sieht, wie Weihnachten gefeiert wird oder gefeiert werden sollte, erinnert er sich an die Weihnachtszeit in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriges. Er berichtet.
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� Tachau
reichte von diesem Rand bis zum Boden. Eine erwartungsvolle Stille herrschte, bis auf der rechten Seite des Zuschauerteils eine Türe aufging, der Krippner herauskam und hinter diesen blauen Vorhang kroch. Von dort hörte man dann Geräusche, wie wenn man mit einem Schlüssel ein Uhrwerk oder den Antrieb meiner Spielzeuglokomotive aufzog. Der Mann kam dann wieder hervor, stellte sich auf die rechte Seite vor zweiten Feber. Auch in der Stadtkirche das Panorama und nahm einen Zeigegab es eine solche Darstellung. Unsere stab in die Hand. Jetzt war das GelänFamilie hatte keine, aber die Großmut- de schon besser zu erkennen. Am Himter. Deren Krippe stand auf einer klei- mel leuchteten die Sterne, in der Mitte nen dreieckigen Holzplatte. Weil in der fiel der Blick auf den Stall von BethleStube wenig Platz zum Aufstellen war, hem. Weiter rechts stand eine Stadt, in hing diese in Kopfhöhe in der Ecke ne- der bei manchen Häusern Licht aus den Fenstern drang. Schafen und Ziegen sah ben dem Stubenfenster. Nach den Feiertagen gab es bis Licht- man von Hirten bewacht in den Wiemeß einen weiteren Höhepunkt, auf den sen. Dann begann diese Szenerie plötzlich wir uns als Kinder freuten: Den Gang zum Brunner-Krippner, wie man ihn zu leben. Die Tiere weideten, in der Kirnannte, mit dem Besuch der wunderba- che ging das Licht an, und Glocken läuteten. Ein Hirte trank aus einer Quelren großen Weihnachtskrippe. In dieser Zeit blies auch der gefürch- le, andere Figuren bewegten sich auf tete eiskalte Böhmische Wind. Über den den Stall zu, in dem Maria und Josef mit gab es auch ein Lied, daß er nicht so dem Christuskind in hellem Licht lagen. unbarmherzig sein solle: „Beimischer Zu dem einmaligen Schauspiel gab der Wind, i bitt de schei“. Es gab ein vom Va- Krippner knappe Erklärungen. Angebter aufgenommenes Foto auf dem Weg lich hob Maria das Kindchen hoch, um zum Brunner-Krippner. Man sah darauf, es den Hirten zu zeigen. Tiere wurden daß die Straße schneebedeckt war. In gefüttert, und zwei Waldarbeiter fällten der Mitte geht die immer sehr modebe- einen Baum. An die letztgenannten Szewußte Tante Annl mit schwarzen Gum- nen kann ich selbst mich nicht mehr ermistiefeln, dunklem Mantel, Hut und ei- innern. Von diesen berichtete mir erst nem Muff. Das war eine aus warmem vor kurzem meine Cousine Gerda KlingFell genähte rund 20 Zentimeter brei- spor, eine jetzt über 90jährige ehemalite Rolle, in die man zum Wärmen die ge Tachauerin. Sie wußte auch, daß die Hände steckte und die man dann vor Vorstellung fast eine halbe Stunde daudem Bauch trug. Meine Schwester erte. Der wohl eindrucksvollste Moment rechts von ihr hat eine weiße Wollmütze mit Bommel auf, ein dickes in dem mechanisch perfekt ablaufenden Mäntelchen an und trägt ebenfalls Schauspiel war, als plötzlich ein großer, einen Muff aus weißen Fell. Männer in alles überstrahlendes Licht getauchhatten keinen Muff, dafür große Man- ter Engel vom Himmel herabschwebte, teltaschen. Ich marschiere auf der lin- um die Geburt des Jesuskindes zu verken Seite meiner Tante, trage eine künden. Ein Hirte, offensichtlich durch dunkle Schildmütze mit Spange und die Lichtflut geblendet, hob seinen Arm Ohrenklappen, habe ein nicht ganz bis und hielt schützend seine Hand vor die zu den Knien reichendes Mäntelchen an Stirn. Die Erklärung des Krippners dazu: und dicke Wollstrümpfe. Lange Hosen „An oin blendt‘s!“ Diese Szene beeindruckte mich besonders. Wenn ich an für Buben gab es damals noch nicht. Es war meinem damaligen Gefühl den damaligen Krippenbesuch denke, nach sehr weit, bis man zu dem rechts taucht immer zuerst das Bild von dem der Straße stehenden Haus des Krippen- geblendeten Hirten auf. Brunners kam. Wie mir sein Urenkel RuDer Besuch der Brunner-Krippe gedolf Brunner vor kurzem sagte, hatte es hörte zur Weihnachtszeit. Es war ein die Nr. Weinzierl 906. In den vier Zim- Kunstwerk, mit viel Liebe, technischer mern des Gebäudes wohnten neun Per- Raffinesse und im Detail bewundernssonen. Durch eine Holztür trat man di- wert gestaltet. Inwieweit meine oben geschilderten kindlichen Beobachtungen alle den Tatsachen entsprechen, kann ich nicht sagen. Ich war damals erst sechs oder sieben Jahre alt. Ganz sicher gab es aber den herabschwebenden Engel und den Hirten, den das Licht blendete. Erst vor kurzem traf ich zufällig bei einer Sitzung des Heimatkreises Tachau den Urenkel des Krippen-Brunners. Er berichtete mir, daß die in jahrelanger Arbeit entstandene den Tachauern so vertraute Krippe nicht habe mit ausgesiedelt werden dürfen. Sein Urgroßvater habe sie bei der Vertreibung im Juli 1946 zurücklassen müssen. Bei seinem Großvater, der noch länger in Tachau geblieUrenkel Rudolf Brunner im Museumsdepot in ben sei, sei dann einmal ein tschechiTachau. Bilder: Archiv Rudolf Brunner scher Kommissar mit der Anordnung erschienn, daß die Krippe nicht berekt in den engen Raum, in dem das Pan- schädigt und nicht entfernt werden dürorama aufgebaut war. Die erwachsenen fe. Sie sei tschechisches nationales Gut. Besucher mit ihren dicken Wintermän- Eine weitere vom Urgroßvater angeferteln drängten sich in dem schmalen un- tigte kleinere Darstellung des Märchens geheizten Zuschauerbereich mit dem vom Rotkäppchen habe dagegen mitgeRücken an der Wand. Davor standen die nommen werden dürfen. Kinder an einem einfachen HolzgelänInteressant war für mich folgender der, nahe vor einer sich in ganzer Raum- Bericht des Urenkels. Bei einem Bebreite von vier Metern ausdehnenden such des heutigen Tachauer Museums Szenerie. Aus der sonnigen Winterland- in der Klosterkirche habe er die tscheschaft kommend, mußten sich die Au- chische Aufsicht bewegen können, sich gen erst an den dunklen Raum gewöh- im Depot umzuschauen. Zu seiner Übernen, bis man eine Landschaft mit Hü- raschung habe er dort Teile der Kripgeln, Bäumen, Häusern, Tieren und pe seines Urgroßvaters entdeckt. Von Menschen erkannte. Der vordere Rand den ehemaligen rund 80 Figuren sei des Panoramas lag für Kinder unge- aber keine einzige vorhanden gewefähr in Augenhöhe. Ein blauer Vorhang sen.
Kriegsweihnacht und Brunner-Krippe
obald der Niklas und der Krampus, gegangen waren, kamen die Tage, an denen wir Mutter beim Backen helfen sollte sich wohl die Folgen vorstellen durften. Mit Blechförmchen stachen wir und sich darüber amüsieren. aus dem mit einem Nudelholz flachgeZur Vorweihnachtszeit gehörte auch rollten Teig Sterne, Herzen, Halbmon- der Besuch des Sterndlsegens in der de und andere Formen aus. Bei einem Tachauer Klosterkirche. Er fand an mehTeil wurde mit dem offenen Ende eines reren Tagen am späten Nachmittag bei Fingerhuts ein Loch ausgestochen, da- Einbruch der Dunkelheit statt. Das Gemit man später einen Faden durchzie- heimnisvolle und Attraktive dabei war, hen und das Bacherl an den Christbaum daß während dieser Feier in der nur mit hängen konnte. Wegen in der Kriegs- Kerzen beleuchteten Kirche ein Engerl zeit fehlender besonderer Geschmacks- oder sogar das Christkind selbst den zutaten und des sparsamen Umgangs Kindern unbemerkt ein Zuckerl in die mit Zucker verlockte der Teig uns Kin- Manteltasche steckte. Wir wußten das der nur wenig zum Naschen. Die gebac- und waren deshalb weniger auf das Gekenen Platzerln schmeckten dann et- schehen vorne am Altar konzentriert was besser. Nur ein Teil bekam einen als auf unsere Manteltasche. Wir hielZuckerguß. Diese waren besonders begehrt. Eine Schokoladeglasur wie heute gab es nicht. Mutter fabrizierte Bacherln auch maschinell. Der Fleischwolf, durch den man sonst das Fleisch für Faschiertes drehte, bekam vorne einen verschiebbaren Aufsatz mit unterschiedlichen Profilen. Vorne kam beim Drehen eine Teigwurst heraus, von der man Stücke abschnitt und zu Ringe, Herzen, Stäbchen oder Buchstaben formte. Dabei waren der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Dieses Küchengerät hatte jede Familie. Es Die Brunner-Krippe beim Brunner-Krippner. gibt solche heute noch für Maschinenbäckerei oder Spritzgebäck. ten sie zu, langten immer wieder hinEine begehrte Kinderarbeit war, bun- ein und hofften darauf, einmal die Hand tes Seidenpapier seitlich mit der Sche- eines Engerls zu spüren oder diese sore fransig einzuschneiden, darin Wür- gar festzuhalten. Doch das gelang uns felzuckerstücke einzuwickeln und mit nie. Immer war das Zuckerl dann plötzeinem Faden zum Aufhängen an den lich in der Tasche und die uns begleitenChristbaumästen zu versehen. Wir leg- de Tante zeigte sich genauso überrascht ten dem Christkind auch kleine, rotbac- wie wir. kige Äpfel bereit. Wenn sie keinen Stiel Am Heiligen Abend war das Zimmer hatten, steckte man ein Zündholz hinein. mit dem Christbaum am späten NachFür den Baumschmuck wurden all- mittag plötzlich zugesperrt. Das Christjährlich auch die weißen Schachteln mit kind war dabei den Christbaum zu den empfindlichen, mit Flitter versehe- schmücken. Durch das Schlüsselloch nen Glaskugeln vom Speicher geholt. konnte man sehen, daß das Licht brannDarin lagen diese in seidenpapiergepol- te. Als unser Vater einmal ein paar Tage sterten Sechserabteilen. Manches „Bett- Weihnachtssonderurlaub hatte, machchen“ war schon leer, denn wenn so eine te er in diesen geheimnisvollen Stunden Kugel auf den Boden fiel, was nicht sel- angeblich einen Besuch bei Verwandten vorkam, zerbrach sie unvermeidbar ten. Bis man als Zeichen, den Raum bein hunderte Stücke. treten zu dürfen, ein Glöckchen hörFehlen durften auch nicht die an- te, dauerte es immer endlos lange. Erst klemmbaren Kerzenhalter und die Päck- nach dem Abendessen mit Erbsensuppe chen mit Lametta. Von diesem gab es und Wiener Würstchen durfte man den zwei Varianten: leichte, sich kräuselnde, wundervoll geschmückten Baum mit aluminiumartige, wenig attraktive Fä- den brennenden Kerzen bestaunen. Ich den und wertvollere schwerere, schöner kann mich nicht erinnern, daß wir Kinfallende. Wenn der Christbaum seinen der in der Kriegszeit bestimmte WünDienst erfüllt hatte, wurde das Lamet- sche an das Christkind hatten oder daß ta sorgfältig abgenommen und in Päck- Geschenke von ihm unter dem Baum chen für das nächste Jahr aufbewahrt. lagen. Der Christbaum war sein GeAuch in der Kriegszeit brachte kurz schenk. Möglicherweise gab es von vor den Feiertagen jemand in einer Ein- der Tante gestrickte Socken oder von kaufstasche den in einem Geschirrtuch Mutter genähte Kleidungsstücke. eingewickelten Weihnachtskarpfen. Er Das waren aber nur notwendige Dinlebte noch und wurde aus seiner trocke- ge ohne besonderen weihnachtlichen nen Umgebung umgehend in die Bade- Bezug. wanne entlassen. Dort schwamm er, von Ich weiß aber, daß ich einmal ohuns Kindern immer wieder besichtigt, ne besonderen Anlaß und ohne Mitin dem für ihn wahrscheinlich sehr un- wirkung des Christkinds in der begewohnt sauberen Wasser herum. Sein ginnenden Winterzeit ein Paar feste Leben endete per Fleischklopfer auf Winterschuhe bekam. Ein gleiches Paar dem Küchentisch. Mutter hielt ihn dabei erhielt übrigens meine Cousine. Welch mit einem Geschirrtuch fest. Selbst oh- ein Glück und welche Freude der Mutne Kopf zeigte das Tier manchmal noch ter über die gelungene Überraschung! Lebensgeister, wie wir sagten. Auch ein- Wann bekam man damals schon neue zelne Teile zuckten noch, und ich kann Schuhe? Wo man diese wohl aufgemich daran erinnern, wie einmal so ein trieben hatte? Und was haben sie geStück samt darübergedecktem Tuch auf kostet? Rein optisch sahen sie wunderdem Tisch herumsprang. Daß im Weih- bar aus. Sie waren aus hellbraunem, dicnachtsurlaub zu Hause verweilende Sol- kem, sehr steifem Schweinsleder. Das datenväter ihren Karpfen mit dem Ba- Oberteil hatte der Schuster seitlich an jonett schlachteten, war wahrscheinlich die Holzsohlen genagelt. Ich war stolz, wahr. Daß aber einer sogar versucht ha- solche schönen Schuhe zu haben. Alben soll, das Tier in der Wanne mit sei- lerdings erwiesen sie sich als überhaupt ner Pistole zu erschießen, war vermut- nicht fußfreundlich und schon gar nicht lich eine erfundene Geschichte. Man wintertauglich. Sie drückten schreck-
lich, hatten kein wärmendes Futter und ließen Kälte und Nässe schnell nach innen dringen. Wenn ich mich heute an dieses Überraschungsgeschenk erinnere, sehe ich sie noch genau vor mir und spüre meine nassen, kalten Füße. Wir Kinder durften nach dem Klingelsignal endlich den geschmückten Christbaum mit den brennenden Kerzen bewundern. Sie wurden allerdings nach kurzer Zeit ausgeblasen, denn auch diese waren rar, und sie sollten in der Weihnachtszeit noch öfter brennen. Wie schon gesagt, kann ich mich an Geschenke unter dem Baum oder das Öffnen von geheimnisvollen Paketen nicht erinnern. Es war ja Kriegszeit. Am folgenden ersten Weihnachtstag gab es zu Mittag ein Festessen mit paniertem Karpfen. Man ging vorher in das feierli-
che Hochamt in der Stadtkirche, bei dem ich mit der Tante, die im Kirchenchor sang, auf den Chor hinaufsteigen durfte. Dort stand ich vor der Brüstung. Mutter hatte mir aus einer schaffellgefütterten dicken Kutscherjacke meines Großvaters einen Mantel genäht, den ich zu diesem besonderen Anlaß anziehen mußte. Freude hatte ich allerdings damit keine, weil dieser unheimlich schwer war und beim Stehen während der lange dauernden Messe immer noch schwerer wurde. Der Christbaum war nur attraktiv, solange man sich ins Zimmer schleichen, von einem Ast ein Seidenpapierl herun-
terholen und das darin befindliche Zuckerstück herausnehmen konnte. Mit ein bißchen Geschick konnte man das Papier wieder so zusammendrehen, daß es aussah, als sei es noch gefüllt, und zurück an den Ast hängen. Nach wenigen Tagen fand man kaum noch eines mit Inhalt. Ich hatte ja zwei Schwestern! An den Feiertagen kamen Verwandte zu Besuch, und man machte Besuche. Vater mußte nach nur wenigen Urlaubstagen wieder „in den Krieg“, wie man sagte. Zur Weihnachtszeit gehörte die Weihnachtskrippe mit der Geburt des Jesuskindes. In vielen Familien wurde sie aufgebaut und stand dann bis Lichtmeß am
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Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.
Kultur/Mundart
Mundart und heutige Sprache III Ein letztes Mal berichtet Prof. Dr. Eduard Hlawitschka über in der nordböhmischen Heimat übliche mundartliche Ausdrükke und ihre heute gängigen Entsprechungen.
F V. l. n. r.: Leitmeritz an der Elbe in Herbststimmung, der Berg Radobýl und die Kirche St. Vojtěch in Potschapl (Ortsteil von Terezín).
Fotos: Rainer Bach
Aus der alten Heimat
Die Schönheit unserer Elbe
Im Januar 1950 hat Ernst Ullrich im fünften Leitmeritzer Heimatbrief die Elbe und den Reiz ihrer Umgebung vorgestellt.
D
ie Elbe, von deren Lauf wir ein bedeutendes Stück auf unseren Fahrten mit den Dampfern der Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrtsgesellschaft kennenlernten, wurde von den Geographen als der zweite Fluss Deutschlands bezeichnet. Der Rhein ist ihr an Länge wie an Bedeutung des Schifffahrtsverkehrs überlegen, berücksichtigt man aber, daß der Rhein weder in deutschen Landen entspringt, noch dort mündet, so wendet sich völlig das Blatt. Der Rhein durchfließt nur 664 km deutsches Gebiet, die Elbe dagegen nicht weniger als 739 km, dazu noch ein gutes Stück in Deutsch-Böhmen. Ihre Wasserstraße liegt also fast ausschließlich auf deutschem Gebiet, und vor allem mündet sie direkt in das Meer, auch ist in ihrem Unterlauf durch Wasserfülle und günstige Lage der überseeische Verkehr wesentlich erleichtert. Zudem wird das Fluß- und Handelsgebiet der Elbe nach beiden Seiten hin beträchtlich erweitert durch die schiffbaren Nebenflüsse. Der Verkehr auf der Elbe hob sich auch, begünstigt durch die Hafen- und Strombauten, wesentlich. Holzflöße, Braunkohle, Sandsteine und mächtige
Zuckerladungen sowie viele andere Güter ziehen auf der Elbe stromabwärts, während Getreide, Baumwolle und Düngemittel zum guten Teil die Frachten stromaufwärts bilden und am linken Elbufer die wichtigste, Sachsen und Böhmen verbindende Eisenbahn als Vermittlerin des Verkehrs zwischen Wien, Prag, Leitmeritz, Lobositz, Aussig, Dresden und Berlin entlangführt. Der Personenverkehr auf der Elbe war nur von Bedeutung auf der Strecke Leitmeritz – Mühlberg, wo diese unsere SächsischBöhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft alljährlich etwa fünf Millionen Passagiere, meist Touristen, Badegäste und Vergnügungsreisende, beförderte. Die Flotte war ebenfalls größer als die jeden anderen deutschen Flußes und ein Blick auf den belebten Strom zeigt uns neben Personen-, Schlepp- und Kettendampfern Segelfahrzeuge in allen Größen und Bauarten. Die immer mehr erwachende Heimatliebe führte die Reisenden und Touristen in die Gaue der Elbe und an ihre Ufer. Auch wer die Herrlichkeiten der Schweiz und Tirols kennt, erfreute sich an den wunderbaren Naturreizen des böhmischen Paradieses. Nicht nur Gletschereis und ewiger Schnee zwingen zur andächtigen Bewunderung der urewigen Schöpfung, sondern in gleichem Maß erfreuen das Menschenauge auch die sanfteren
Schönheiten der heimischen Natur. In diesem Sinne darf man eine Elbe-Dampferfahrt von Leitmeritz bis Dresden als eine Quelle wunderbarer, unvergeßlicher Naturgenüsse bezeichnen. Tausende und Abertausende bewunderen alljährlich das herrliche Ufergestade, die prächtigen Landschaftsbilder. Tausende bereisen alljährlich das liebliche böhmische Mittelgebirge mit seinen bewaldeten Kegelbergen, seinen sonnig-pittoresken Tälern, seinen grünen Matten und rebenumsponnenen Geländen, die wildromantische SächsischBöhmische Schweiz, das besuchteste deutsche Mittelgebirge, mit ihren kühnen, malerischen Felsgebilden, ihren Schluchten und Gründen, durch welche gleich einem Riesensilberbande sich der Elbstrom hindurchwindet. An Anmut und wechselnden Bildern steht die Elbe nicht hinter dem Mittelrhein zurück, sie kann sich mit ihm messen in landschaftlicher Schönheit und wechselvoller Uferszenerie. Wer je eine Dampferfahrt durch Böhmens Paradies und die Sächsisch-Böhmische Schweiz unternahm und die unvergleichlichen Naturreize und Naturschönheiten angeschaut hat, dem wird eine solche Fahrt unvergeßlich sein und bleiben. Die Porta Bohemica, die Talkessel Praskowitz-Libochowan, das liebliche Dubitzer Kirchlein mit dem unvergleichlich schönen Talblick, das entzückend schöne
Geschichte/Alt-Thein
Alt-Thein – Starý Týn Georg Pohlai hat Heimatfreund Kurt Hammer bedingt durch seinen Bericht über den Aufenthalt in Mentau kennengelernt. AltThein im Gerichtsbezirk Auscha wird im Leitmeritzer Heimatbuch beschrieben.
E
s handelt sich um ein im Kern rundlingsartiges Haufendorf, wo Hopfen und Obst, bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Flachs kultiviert wurden. Es gab noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts Rinderzucht und auch eine Dörrmühle.
1057 Die Siedlung wird „Týnec“ genannt und als eines der am frühesten nachgewiesenen Dörfer auch unter „Teinitz“ geführt. 1269 „Týnec“ wird nach deutschem Recht dem Leitmeritzer Bürger Heinrich zur Ansiedlung übergeben. 1420 Es ist ein bis dahin zur Stiftsdechantei Leitmeritz gehöriges Gut, welches dann von Georg von Podebrand verpfändet wird. Es gab wahrscheinlich auch einen Meierhof beim Gut. 1588 Das Dorf wird mit 250 Schock Groschen durch einen Sydroch
aus Leitmeritz wieder eingelöst und mit der Einwilligung von Siegmund von Wartenberg und dessen Sohn Johann von Wartenberg (damals Probst des Stiftes Leitmeritz) für diese Summe dem damaligen Stiftsdechanten Johann Hock als „immerwährenden Besitz“ überlassen. Zugehörig: Kninitz, Ober-Rzepsch, Lukawitz, Malitschen, Worasitz, drei Häuser in Pokratitz, vier Häuser in Schüttenitz und drei Häuser in Techobositz. 1787 42 Häuser, die Einwohner sind deutsch und katholisch, Alt-
Salesel, Böhmens „Meran“, der trotzig-kühne und sagenumwobene Schreckenstein bei Aussig, die herrlichste Ruine des Böhmerlandes, die Waltirsche mit dem Panorama des Ziegenberges, das Wopparner und Modeltal, der phantastische Sperlingsstein, die Talenge Tetschen, Herrnskretschen, der Lilien- und Königstein sowie die Basteifelsen – dies alles sind hervorragende Landschaftsperlen. Zahlreiche Stätten, liebliche Punkte und wunderliche Felsgebilde hat die Sage des Volkes belebt und im Gewande der Romantik poetisch verklärt, so die Schiffersteine, das Erdbeermädchen, den Schreckenstein, das Prebischtor, den Jungfernsprung. Dazu längs des Stromes eine Reihe herrlichster Städtebilder: die alte, gastfreundliche Bischofsstadt Leitmeritz, inmitten einer blühenden Landschaft und das böhmische Hamburg: Aussig, das waldumsäumte Tetschen mit seinem stolzen Schloße, dann Schandau, als ein Sommerkurort weltbekannt, das von herrlichen Talgeländen umsäumte Elbflorenz, die trutzigen Elbschlößer: Scharfenberg, Siebeneichen und Hirschstein, Sachsens Nürnberg: Meissen, malerisch überragt von seinem Dom und der prächtigen Albrechtsburg. Es ist eine zauberisch schöne Landschaft mit unvergleichlichen Naturreizen, die zurecht begeistert. Ernst Ullrich, Eins.: G. Pohlai Thein gehört zur Pfarrei Auscha. 1801 Gründung der Schule, später gibt es nur noch Umbauten. 1833 43 Häuser, 208 Einwohner, alle deutsch und katholisch. Der tschechische Name des Dorfes lautet „Nemecky Tegnice“. 1884 Der Bau von 43 Häusern findet statt, es gibt 220 Einwohner. 1885 Eine Schule wird neu gebaut. 1887 Die Einrichtung einer zweiten Schulklasse findet statt. 1930 Es gibt 44 Häuser mit 191 Einwohnern, davon 180 Deutsche, zehn Tschechen und ein Ausländer. 185 Personen sind katholisch, sechs evangelisch. 1939 161 Einwohner leben in AltThein, die Post ist in Auscha. Leitmeritzer Heimatbuch, Einsender: G. Pohlai
ür manche Situationen oder Ereignisse gab es in unserer Jugendzeit – nach meiner Erinnerung – gar keine speziellen Namen. So war eine Veranstaltung zum Beispiel früher „bestens gelungen“, heute spricht man (die vielen Anglizismen in unserer Umgangssprache, ergo die Einflüsse aus dem Anglo-Amerikanischen, werden auch im Folgenden nicht zu übersehen sein) von einer „Supershow“ oder auch von einem „Event“. Was gefällt, das ist „in“, das Nichtgefallende ist „out“. „Spitzenleistungen“ werden neuerdings mehr als „Highlights“ angezeigt und Anhänger oder Bejubeler einer Person oder einer Gruppierung sind dessen bzw. deren „Fans“. Als „Freaks“ bezeichnet man solche Leute, die ganz intensiv diese Person oder deren Tun hervorheben. Weniger erfreuliche Ereignisse nahm man früher locker oder gelassen hin, heute „cool“. Hatte man früher von „Direktübertragung“ im Rundfunk gesprochen, so bezeichnet man diese nunmehr als „Live-Sendung“. In den Rundfunk- und Fernsehankündigungen wird auch immer häufiger statt auf ein künftiges „Hörspiel“ auf ein „Feature“ vorverwiesen, Nachrichten sind vielmals zu „Infos“ mutiert und nebenbei wird auch häufiger von einer „Story“ statt einer Geschichte oder einer Erzählung gesprochen. Für die Bewältigung einer Arbeit brauchtest du einst Kraft, heute ist es „Power“. Meist aus wohl propagandistischen Gründen manipulierte und daher „gefälschte Nachrichten“, werden heute schlagzeilenträchtig als „Fake-News“ entlarvt. Arbeitslose sind nun fast ausnahmslos in heutiger Umgangssprache Menschen „ohne Job“ oder „Jobsuchende“, für deren
Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt sorgt auch nicht mehr so sehr das Arbeitsamt, sondern ein „Jobcenter“. Und wo gearbeitet wird, geschieht dies jetzt oftmals im „Teamwork“ (nicht als Gruppenarbeit), zudem sind manche Arbeiter auch auf einer „MegaBaustelle“ tätig, nicht auf einer Großbaustelle. Händler machten früher einfach „gute Geschäfte“, heute schließen sie einen vorteilhaften „Deal“ ab. Der „Einkaufsbummel“ unserer Jugendzeit ist nunmehr dem sogenannten „Shoppen-Gehen“ gewichen und statt der Bezeichnung „Räumungsverkauf“ findet man heute in mancher Geschäftsauslage die Anzeige „Sale“. Neu in unserem Vokabular sind auch die „Jogger“, die es zu unseren Kinderzeiten nicht gab, da alle Leute nach ihrer Alltagsarbeit rechtschaffen müde waren und keinen Dauerlauf zum Abbau überschüssiger Energien brauchten. Gleiches gilt für das „Nordic Walking“. Das Zelten in freier Natur wird heutzutage als „Camping“ angepriesen. Eine Firma wurde früher eindeutig von einem Chef geleitet oder repräsentiert, heute tut dies schon meistens ein „CEO“. Gewiefte Interessenvertreter werden nunmehr als „Lobbyisten“ bezeichnet. Wurden wir Heranwachsenden zumeist als „junge Karle“ oder „Bürschln“ bezeichnet, so spricht man heute von „Teenagern“. Vergnügten sich die jungen Leute zu unseren Jugendzeiten in einem Tanzsaal, wo sie zünftig „geschwoft“ haben, so besuchen sie heute eine „Disco“, in der kräftig „gerockt“ wird. Es geht heutzutage ja auch eher um eine „Party“, nicht mehr so sehr um ein Fest. Das alles könnte noch erweitert werden, soll aber zum Konstatieren des dauernden SichVeränderns auch der Sprache und für unsere jungen Dialektbewahrer genügen! Ein herzliches „Servus“ an alle älteren und besonders an die jungen wißbegierigen Landsleute von Eurem Dubkowitzer Ed. Prof. Dr. Eduard Hlawitschka
Poesie
Stille Nacht, heilige Nacht Der Hilfsgeistliche Joseph Mohr hat Heiligabend 1818 dieses berühmte Lied gedichtet. Stille Nacht! Heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, Schlaf in himmlischer Ruh‘! Schlaf in himmlicher Ruh‘! Stille Nacht! Heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah‘: Christ, der Retter, ist da! Christ, der Retter, ist da!
Stille Nacht! Heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht lieb‘ aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund‘, Christ, in deiner Geburt! Christ, in deiner Geburt! Joseph Mohr Der Komponist Franz Gruber vertonte das Lied noch am gleichen Tag. Ein Enkel oder Urenkel lebte in Leitmeritz als Rentamtsbeamter und wurde 1945 aus der Heimat vertrieben. 1838 bereits wurde das bekannte Lied in der Leitmeritzer Stadtkirche vorgetragen. Leitmeritzer Heimatbrief, 1949
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Wie es früher war/Straschnitz
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag
Weihnachtszeit in Straschnitz Margarethe Semsch hat in den Orten Straschnitz und Laden ihre Jugend verbracht und berichtet hier Kulinarisches sowie Bräuche der Weihnachtszeit.
N
ach einem Mittagessen mit Vorsuppe, Schweinebraten mit eingekerbelter Schwarte und Strinkenkraut kam am Nachmittag auch noch Kaffee und Kuchen. Die Hausfrau ließ sich nicht lumpen! Mich wundert es heute noch, daß man so viel essen konnte. Zwischendurch wurde erzählt und erzählt. Die älteren Herren waren schnell beim Lieblingsthema: der Erste Weltkrieg. Meist waren es lustige Erlebnisse, das Schreckliche hat man lieber vergessen. Zum Heimgehen gab es noch für jeden eine Profente. Das war ein Teller, eingebunden in ein Geschirrtuch, mit Leber- und Blutfülle, einer Leber- und einer Blutwurst, einem Stück gebratenen Fleischs und dem herrlichen Strinkenkraut. Manchmal konnte man gleich eine Kanne mit Wurstsuppe mitnehmen, die am besten schmeckte, wenn zum Leidwesen der Hausfrau einige
Die Kirche von Straschnitz im Jahr 2001. Würste zerplatzt waren. Weihnachten, mit der Christmette um Mitternacht, ist sicher heute noch für alle unvergeßlich. Am schönsten war es, wenn schon Schnee lag, es gefroren war und der Schnee unter den Sohlen knirschte. Wenn die Nacht dunkel war, kamen manche Kirchgänger mit der brennenden Stalllaterne. Am Mittelfeiertag, dem Stefanstag, gab es irgendwo in der näheren Umgebung ein Christbaumkränzchen. Und wenn der
Foto: Sven Pillat
Schnee noch so hoch lag, das hielt uns nicht ab, hinzugehen. Um Mitternacht kam eine der Schönen mit einem Christbaum, der nach Gedicht und Gesang verlizidiert (versteigert) wurde. Am 28. Dezember, dem „Unschuldigen Kindelstag“, sollte nicht eingespannt werden, sonst gäbe es ein Unglück. Das erzählte mir meine Großmutter. Gab es eigentlich zu Hause mehr Schnee, als in den jetzigen Wintern? Straschnitz, auf dem Berg gelegen, eignete sich be-
Mundart
Da Lewe Der Ort des Ungemachs: Leitmeritz, Gänsebergl an der Elbe. In Schittenza Mundart oda wiese ai daan Derfern geredt hottn.
D
ie Mutta schimpft orndlich: „…obba doss enne soh ich da! Wennde ni emou salba a e poor Kraiza endlich hemmbrengst, konnste hie frassn giehn wu de willst! Brauchst erscht gor nie zu mia hemmkumm! Iech mechte miech daan ganzn Toog schindn und plougn und doss ganze liebe Johr und ock imma rackan bis ma uff dar Gusche liegn blaibt, mit daan ewichn Weschewoschn, und dia sain die poor Handgriffe daheeme zu vill, du Ous, du faules, du! Iech mechte aa no suu enn grußmechtichn aldn Lammatsch fittan! Bist doch kee klennes Kind nimmej! Und doss hette meja Aisiehn und Vaschtand! Halt ock scheen die Gusche! Iech waddas schunn gahn! Daan ganzn Toog uffn Gensebargl! Ock groode hemmkumm, frassn und schloufn! Nuwwa! Du alda Plaatz, du! Dou misste iech ju bleede sain! Und hette Tinte gesuffn! Die Laite lochchn enn suwiesu schunn aus! Na, na! Griggst vu haite oo bei mia nischt mej zu frassn! Mai libba! Und wennde varreckst! Dou wamma schunn sahn! Mia musstn sich schunn unsa Frassn salba vadinn, wie ma suu alt woorn wie du! Dou hettma
vu unsan Vota schunn woss zu heern gekricht! Dou houts nischt gahn! Daine pooa Kraizan fa s Kuffatrohn! Natialich dou dafier mussich unsa Hea Lausigl Zigarettln keefn! Du musst aa schunn reechan! Steckda enn Kotznschwanz ai die Gusche, du groosgriena Offe bleeda, du Lackl bleeda! Iech, wenn iech emou nimmej konn, dou konn iech maine Ziehne ai aie Wand schloon! Und fechtn giehn! Und dou hout ma ee Kind! Stotts woss learnt, woss Geschaits, ock scheen daan liebn langn Toog rimmschtrabanzn! Hosst schunn racht! Du denkst wull, s waad imma suu waitagiehn? Dou schraibt obba da Paulus nischt! Dou warschte nischt zu frassn honn! Aa woss? Kenne Arbt? Doss iech da glai enne naihau ai die Gusche, ai die valougene, doss glai die ruute Suppe kimmt! Trau ma ock jo nie! Iech war das schunn naisoon! Arbt iss genung fa daan woss arbtn will! Obba du Toogedieb schtiehlts unsan Hargott die Zait und lesstn enn guudn Moon sain – und olle fimfe groode! Die Mutta konns ju harschwitzn! Jo, schiel ock har! Olle Laite rejdn schunn dou drieba! Iss ju aa woor! Doss iss kenne Liege ni! Wenns da Vota wisste, woss du fa ee Blietl gewurdn bist, ain Groobe wierda sich imndrejn! Wattocke! Du warscht schunn mou oo miech denkn! Du
Löwe. Foto: Giles Laurent, Wikipedia griggst se schunn noch gesiebt, die Sunne! Wennste nie warscht andas wardn! Doss konnsta merkn! Und jetz isses aus mit uns zweje! Uff miech heerste ni, dann gieh uck unda die Laite! Arbte! Und vadinn da dai Frassn! Warscht wullmou garne wiedakumm! „Wennste mia nischt mej zu Frassn gibst, dou konnste dai ewiches Geschimpfe fa diech behaldn! Hobbock kenne Angst! Iech gieh schunn! Iech war nie vahungan!“ Und dar Gust iss fruh, wie a erscht draußn woor! „Obba jetz, jetze zaig iechs dar Mutta. Jetz gieh iech zuerscht zu dar Haldeschtelle nauf, gukn ebb iech poor Kuffa trohn konn bain Zuuge dar im ejs kimmt. Doss iech woss zu assn kriege, und dann fi x zunn Bargl nunda! Dar Direkta und braucht enn, hout ar gesoht, heerich suu enn wie miech. Wenn ar ock amende nie schunn enn andan hette! S woor bleede, doss die Mutta ni schunn enn Pustn! Datte hetts enna gutt! Im nischt ni zu kimman brauchn ols wie im die Viecha! Und billich rimmkumm ai die fremdn Lendan!“ Gestann, suu gegn Oubnd iss enne Menascherie zunn Gensebargl kumm. Da Gust hout glai mitte gehulfn. Zwej Wehne
Leserbriefe
Georg Pohlai berichtet hier über eine Tradition der Leitmeritzer Schornsteinfeger. „Heimat ist das Land der Kindheit, das Land der ersten und darum auch stärksten Eindrükke, Entdeckungen und Erkenntnisse. Der Mensch muß dorthin nicht zurückkehren, denn er hat nie aufgehört, dort zu leben, wo auch immer er sein mag.“ Karl Capek, 1938 n meinen alten Unterlagen habe ich den obigen, von Capek
woorn zu, wuu heerich die wildn Viecha drinne sain. Dou dazwischn honnse enn Keefich aufgebaut. Vorne auf dar schmoln Saite mit enn aisanan Gitta sunstann ock aus Brettan, lang und niedrich, wie doss Schwainsschtallichl daheeme. Fann Lewn. Dou wardn Laitn doss Kraiz wiehtun bain Guckn, hout siech dar Gust sufort geducht, undn Teez ward sich dar Lewe ooschtußn wenna huppn will. Dann dar Wohn fan Direkta uff dar Saite, doss ar glai ai die Menascherie naiguckn konn, heerich, woss die wildn Viecha ai dar Nocht mochchn. Uff dar andan Saite und vorne enne Ploone, ai dar Mitte uffe, Voahang, Kasse. Links und rachts zwej Bilda, gruuße: Ee Lewe frißt groode enn Indiana und ee Elefante drischt midn Rissl aufn Karrln. Featig! Dann hout dar Gust noch zwej Schittn Schtruh bain aldn Schiele hulln missn, doss sich dar Lewe heerich nie daan Bauch vakiehlt, am Boudn, soht ha, da Direkta. Und dann hout ar nouch zwej Pockse Zettln krigt zunn Austrohn, und drai Sexallen. Und da Direkta hout sich daan Gust dabaine imma wieda oogesahn und hout gemehnt, ebba morne frieh ni no mou hiekomm wullde. Die drai Sexallen hout dar Gust valuurn. Doss konn doch jedn possiern! Ni? Destawegen hottn die Mutta nie glai rundaputzn und fortjohn brauchn. Und valoorn hout ar se uff da Blaichwiese bain Sailahaisl. Datte valiat ma doss Geld ganz laichte, bain „Unikuppi“ spieln. Josef Kern, Einsender: G. Pohlai, Fortsetzung folgt
Babina 10.12.1951, Elvira Gietz, geborene Helms Binowe 04.12.1941, M. Claudia Laube Enzowan 12.12.1924, Valerie Lobsch, geborene Pillat Hummel 29.12.1927, Gisela Bernhard, geborene Strache Kninitz 05.12.1932, Marianne Rehm, geborene Kusebauch 31.12.1939, Erich Anton Kostial 21.12.1932, Ingeborg Witzke, Kottomirsch 13.12.1932, Margit Maier, geborene Pappisch 16.12.1932, Liane Huber, geborene Heinz Krscheschitz 13.12.1934, Irene Kähler, geborene Minasch 18.12.1934, Lieselotte Csobanczy, geborene Bauer Kuttendorf 20.12.1936, Gottfried Stolz Leitmeritz 09.12.1919, Britta Zens, geborene Bär 28.12.1924, Roland Altsinger 05.12.1927, Herbert J. Wagner 03.12.1930, Eduard Schantroch 29.12.1935, Heinz Richter 22.12.1939, Erich Hofmann 22.12.1939, Dr. med. Rudolf Hans Tomaschek 28.12.1941, Walter Werner 25.12.1944, Heidrun Müller, geborene Maier 14.12.1952, Lothar Hauptmann Liboch 31.12.1925, Franz Mühlwald Liebeschitz 10.12.1927, Ernst Fiedler
20.12.1935, Johanna Malinowski, geborene Kyncl 13.12.1954, Cornelia Hopf, geborene Helmrich Lobositz 12.12.1925, Erna Stoll, geborene Nowak 31.12.1926, Hans Jörg Walzel 28.12.1932, Marie Lammel, geborene Geyer Molschen 31.12.1924, Karl Herrmann Munker 19.12.1937, Helene Francke Nedwieditsch 22.12.1962, Thomas Seemann Netluk 30.12.1926, Siegfried Zimmermann Neuland 07.12.1937, Anneliese Schöps, geborene Rudolf Ober-Rschepsch 17.12.1946, Bruno Werner Pokratitz 11.12.1931, Valerie Gudera Polepp 13.12.1925, Ottilie Czerney, geborene Klier 15.12.1931, Rudolf Kühnelt Priesen 23.12.1929, Robert Modrey Proboscht 07.12.1944, Ute Gabriel, geborene Stolle Ritschen 30.12.1930, Franz Grummich Ruschowan 03.12.1936, Roland Hallwirth Salesel 07.12.1932, Walter Mache Schüttenitz 23.12.1934, Gerti Simon, geborene Koschinek 14.12.1937, Renate Schmidt, geborene Fronek Skalitz bei Lobositz 04.12.1940, Anneliese Antinarelli, geborene Zimmermann Stankowitz 01.12.1924, Ursula Heinrich, geborene Wendt Sukohrad 06.12.1951, Helmut Machatsch Taschow 07.12.1940, Franz Laube Tetschendorf 03.12.1927, Reinhold Eichler 15.12.1930, Hedwig Baude, geborene Müller Tlutzen 06.12.1931, Gertrud Krell, geborene Heller Trschebautitz 16.12.1935, Marie Magdalena Will, geborene Mattausch Tschalositz 25.12.1936, Kurt Peschke Tschersing 24.12.1930, Walburga Wolf, geborene Schreier Tünscht 16.12.1925, Willibald Fiedler 07.12.1934, Maria Günsel, geborene Stolle Warnsdorf/Niederland 04.12.1937, Dietlinde Klötzig, geborene Schöberle Wellemin 26.12.1927, Margith Bergner, geborene Rudolf Welleschitz 30.12.1936, Ernestine Kronjäger, geborene Reichelt Zierde 08.12.1931, Marie Kasper, geborene Heller
Bücher
Ein Weihnachtswunsch
I
sonders zum Schlittenfahren und Rodeln. Von der Schule bis zur Jakschmühle konnte man bei gutem Schnee ohne anzuhalten fahren. Die Schüler von Roche, Wedlitz und Julienau brachten ihre Schlitten mit in die Schule und konnten nach Beendigung des Unterrichtes den Berg hinuntersausen. Da wir damals nach Straschnitz noch keine Straßen hatten, waren die Wege mit Querrinnen, Abschlägen zum Wasserablauf, versehen, so ging bei den rasanten Fahrten mancher Schlitten zu Bruch. Bescheiden, aber mit großem Engagement, wurden Operetten einstudiert. Herr Pepi, unser sehr beliebter Fritsch Pepi, hatte die musikalische Leitung. Mein Vater, Oberlehrer Jahnel, führte Regie. Einmal tauschten wir sogar mit dem Triebscher Gesangverein. Wir spielten dort, sie bei uns. Diese Theaterabende waren so beliebt, daß Jahnels Saal gar nicht alle Besucher fassen konnte und wir wiederholen mussten. Margarethe Semsch Einsenderin: Margarethe Ulber
100 Jahre 24.12.1923, Gertrud Kretzschmar, geborene Tropschuh, früher Kottomirsch 95 Jahre 30.12.1928, Richard Rebitschek, früher Medonost 18.12.1928, Christel Krzepeck, früher Mladei 18.12.1928, Elfriede Dittes, geb. Jandausch, fr. Welleschitz 17.12.1928, Hedwig Bracklow, geb. Hanke, früher Tetschendorf 16.12.1928, Christa Gorks, geb. Czarschka, früher Auscha 15.12.1928, Berta Rahm, geborene Tobsch, früher Gastorf 03.12.1928, Erna Gärtner, geborene Motz, früher Polepp 90 Jahre 17.12.1933, Martha Nieke, früher Lukowitz 11.12.1933, Lisl Kaschka, geborene Riedl, früher Webrutz 02.12.1933, Erika Moyna, früher Lhotta 85 Jahre 25.12.1938, Dipl.-Ing. Ewald Pechwitz, früher Graber 21.12.1938, Dipl. Ing. Helmut Hoffmann, früher Lichtowitz 80 Jahre 27.12.1943, Gerhard Tille, früher Leitmeritz 50 Jahre 28.12.1973, Sven Pillat, früher Brschehor 05.12.1973, Dirk Finger, früher Libochowan
Die Türme von Leitmeritz. Foto: Rainer Bach
stammenden Weihnachtswunsch gefunden. In Leitmeritz haben die „Rauchfangkehrer“ (Schornsteinfeger) zum Jahreswechsel ihren Kunden immer einen eigenen Kalender zukommen lassen. Auf der Vorderseite befanden sich der Weihnachtswunsch und ein besinnlicher Spruch, auf der Rückseite die zwölf Monate des neuen Jahres. Frau Morgner, damalige Heimatkreisbetreuerin, hat an Ortsbetreuer und Bekannte dann auf der Rückseite einen Weihnachtsbrief verfasst. G. Pohlai
Lesertipp Der Schriftsteller Dieter Noll ist auf das Leitmeritzer Gymnasium gegangen.
N
oll beschreibt in „Die Abenteuer des Werner Holt“ die Jugend im Dritten Reich. Eindeutig sind Leitmeritz und die Umgebung dargestellt, wenn auch in verschlüsselter Form. Mitschüler werden genannt, allerdings mit anderen Namen. Karl Brichta aus Liebeschitz war in der Parallelklasse. Das Buch des Nationalpreisträgers der DDR ist noch zu beziehen. G. Pohlai
Illustrationen: iStock
Unseren Toten zum ehrenden Gedenken 28.08.2023 Edwin Storch, Fürstenwalde, im Alter von 87 Jahren, früher Schüttenitz
03.11.2023 Marianne Rehm geb. Kusebauch, Dessau, im Alter von 90 Jahren, früher Kninitz, Pfarrei Saubernitz
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
Foto: Dipl. Ing. V. Horak
Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe
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Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.
� Birnai
Karl Mays schönstes Weihnachtsgedicht Berühmtheit erlangte Karl May durch seine Bücher, die fern seiner Heimat Sachsen im „Wilden Westen“ spielen. Winnetou und Old Shatterhand haben ihn unsterblich gemacht. Sein schönstes Gedicht „Weihnachtsabend“, das bei einem Wettbewerb den 1. Preis gewann, schrieb er bereits 1867 mit 25 Jahren auf Schloß Osterstein in Gefangenschaft. Er war wieder einmal wegen Geldproblemen auf die schiefe Bahn geraten. Das Buch „Weihnacht“ entstand 1897 in der Pension Herzig in Birnai und zeigt stark biografische Züge. Hier bezog May das böhmische Land und seine Menschen in seine Schilderungen ein.
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ie Geschichte „Weihnacht“ schrieb Karl May innerhalb von nur neun Tagen. Der Wirt der Pension „Herzig“, in der er Quartier bezogen hatte, berichtete, der Dichter habe sich ein Zimmer völlig ausräumen lassen, um auf dem Fußboden und an den Wänden die zahlreichen Landkarten und dokumentarischen Unterlagen anzubringen, die er für seine Arbeit brauchte. In „Weihnacht“ gewinnt der Student Sappho den 1. Preis für sein Weihnachtsgedicht, das er bei einem Wettbewerb einer Zeitschrift eingereicht hat. Einen Teil des Geldes verwendet er für eine Winterwanderung nach Böhmen, auf die er seinen Freund Carpio mitnimmt. Das erste Kapitel der Geschichte spielt in Falkenau im Gasthaus „Beim Franzl“. Die beiden Studenten sind dem Wirt sympathisch und er gibt ihnen Quartier. Während der Weihnachtstage treffen eines Abends im Gasthaus eine Mutter mit ihrem Sohn und dem Großvater auf der Flucht vor einer ihnen widerfahrenen Ungerechtigkeit ein. Völlig durchgefroren bitten sie den Wirt um Unterschlupf in der warmen Gaststube. Franzl hat Mitleid und bereitet den Reisenden nun nachträglich ein Weihnachtsfest. Auch Sappho und Carpio haben ein besonderes Ge-
Unten zieht des Festes Freude Jetzt in alle Herzen ein; Droben ist mit seinem Leide, Seinem Grame er allein. Drunten wogt es durch die Gassen Lebensfrisch und lebensroth, Droben kämpft mit leichenblassen Angesicht er mit dem Tod. Zitternd lehnt er an der Mauer Von des Fiebers Angst umkrallt Und es fliegen tiefe Schauer Durch die zuckende Gestalt. Pension Herzig, Birnai. Foto: Martin Krsek schenk für sie: Carpio trägt das preisgekrönte Weihnachtsgedicht seines Gefährten Sappho vor. Für die drei Fremden ereignet sich damit in dieser Winternacht im böhmischen Falkenau das „Wunder von Bethlehem“ neu und ihnen offenbart sich die eigentliche Bedeutung des Weihnachtsfestes. Am nächsten Tag vergessen die Flüchtlinge in Falkenau ihre Fahrkarten für ihre Schiffsüberfahrt. Sappho und Carpio ändern ihren ursprünglichen Plan und verfolgen nun deren Spur, um ihnen die Karten für die Schiffspassage nachzubringen. Nach einer vielstündigen Wanderung treffen sie zwischen Bleistadt und Graslitz die Gesuchten, doch der Greis liegt im Sterben. Erschüttert hören die beiden Freunde, daß sie mit den einfachen und dennoch vom Glauben geprägten Versen des Weihnachtsgedichts dem Greis etwas für ihn ungewöhnlich Bedeutungsvolles gegeben hatten. Sie erkennen, daß das Wesen und die Aufgabe eines Gedichts erst dort beginnt, wo es zum Geschenk und Helfer wird. Sappho überrreicht der jungen Frau den Rest seines Taschengeldes, dann treten die beiden den Rückweg an – ohne noch zu ahnen, daß sich das hier Begonnene viele Jahre später drüben in Amerika vollenden wird. Das Gedicht „Weihnachtsabend“ ist im Versmaß von Schillers „Ode an die Freude“ verfaßt.
� Aktuelles
Weihnachten im Heiligen Land Aus aktuellem Anlaß veröffentlichen wir einen Beitrag, erschienen in „Der Ackermann“ 1-2023. Im Heiligen Land ist Krieg. Wir wissen nicht, ob die Waffen in diesem Jahr an Weihnachten ruhen werden. Dieser Bericht gibt einen interessanten Eindruck über das Weihnachtsfest 2022 und die Situation vor dem Krieg.
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as Thema lautete: „Weihnachten im Heiligen Land. Wie in Jerusalem und Bethlehem
die Geburt Jesu gefeiert wird“. Referent Professor Dr. Gregor Buß sprach davon, „zu sensibilisieren für die bunte religiöse Landschaft in Israel und Palästina“, wobei er auch betonte, daß das Weihnachtsfest dort nur eine sehr geringe Minderheit betrifft. Die Christen machen wie die Drusen lediglich zwei Prozent aus, die Katholiken weit unter einem Prozent. Andererseits seien die Städte Jerusalem und Bethlehem für Christen von großer Bedeutung,
Seine bleichen Lippen beben, Fieberhaft erglüht das Hirn, An den kalten Eisenstäben Kühlt er seine heiße Stirn. Betend faltet er die Hände, Hebt das Auge himmelan: „Vater, gieb ein selig Ende, Daß ich ruhig sterben kann. Blicke auf Dein Kind hernieder, Das sich sehnt nach Deinem Licht, Der Verlorne naht sich wieder, Geh mit ihm nicht ins Gericht. Da erbraußt im nahen Dome Feierlich der Orgel Klang Und im majestätschen Strome Schwingt sich auf der Chorgesang:
Buchtitel „Weihnacht“, 1998
Weihnachtsabend. „Ich verkünde große Freude, Die Euch widerfahren ist; Denn geboren wurde heute Euer Heiland Jesus Christ!“ Jubelnd klingt es durch die Sphären, Sonnen kündens jedem Stern, Weihrauch duftet auf Altären, Glocken klingen nah und fern. Tageshell ist‘s in den Räumen, Alles athmet Lust und Glück Und an bunt behangnen Bäumen Hängt der freudetrunkne Blick. Fast ist‘s, als ob sich die helle Nacht in Tag verwandeln will; Nur da oben in der Zelle Ist‘s so dunkel, ist‘s so still. natürlich auch zu Weihnachten. Es kommt vor, daß arabische Christen in Israel einen großen Weihnachsbaum auf einer Mauer aufstellen, um ihren Glauben und ihre Religion deutlich sichtbar zu machen. Auf der anderen Seite organisiert die Stadt Jerusalem die Ausgabe von Christbäumen. „Die jüdische Stadtverwaltung ist bemüht, die Christen zu unterstützen“, erklärt Dr. Buß. Näher am damaligen Geschehen sind die arabischen Christen in Palästina, das heißt in Bethlehem, wo sich die Geburtskirche befindet. Hier steht ein klassischer Weihnachsbaum und eine von den Franziskanern aufgebaute Krippe.
„Herr, nun lässest Du in Frieden Deinen Diener schlafen gehn, Denn sein Auge hat hienieden Deinen Heiland noch gesehn.“ Und der Priester legt die Hände Segnend auf des Todten Haupt. „Selig ist, wer bis ans Ende An die ewge Liebe glaubt. Selig, wer aus Herzensgrunde Nach der Lebensquelle strebt Und noch in der letzten Stunde Seinen Blick zum Himmel hebt. Suchtest Du noch im Verscheiden Droben den Versöhnungsstern, Wird er Dich zur Wahrheit leiten Und zur Herrlichkeit des Herrn. Darum gilt auch dir die Freude, Die uns widerfahren ist; Denn geboren wurde heute Auch Dein Heiland Jesus Christ!“ kw
Quelle: Unser Niederland 12/22
Referent Prof. Dr. Gregor Buß ist seit Jahren mit Land und Leuten verbunden. Er ist Professor für Katholische Theologie, Anthropologie, Ethik und Soziallehre an der Katholischen Hochschule NRW. Nach dem Abitur leistete er einen Freiwilligendienst in einem Kinderheim in Jerusalem; während des Studiums absolvierte er Auslandssemester an der Hebräischen Universität Jerusalem. Zur Promotion ging er unter anderem an die Karlsuniversität in Prag. Wir bedanken uns für diesen Einblick ins Heilige Land und beten für den Frieden. kw Quelle: Markus Bauer „Der Ackermann“ 1-2023
Weihnachtsgruß Msgr. Dieter Olbrich, Präses der sudetendeutschen Katholiken Liebe Schwestern, liebe Brüder, als die Nacht am tiefsten war, tatsächlich wie auch im übertragenen Sinne, da wird im kleinen Kind von Bethlehem Gott selbst Mensch. Da kommt er in Jesus Christus in unsere Welt, um das Licht in der Finsternis zu sein, auf das alle gewartet haben und das die Propheten so lange schon verkündet haben. Und dieses Licht leuchtet uns bis heute. Daran glauben wir Christen, und darauf vertrauen wir, trotz aller Not und allen Leides um uns herum. Martin Luther King hat einmal gesagt: „Finsternis kann die Finsternis nicht vertreiben. Nur das Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben. Das kann nur die Liebe.“ In Christus, liebe Schwestern und Brüder, ist das Licht gekommen, das die Finsternis vertrieben hat, und die Liebe, die fähig ist, allen Haß zu überwinden. Er ist Mensch geworden, um uns diese Liebe zu schenken, damit wir sie weitergeben, damit unsere Welt heller und friedlicher und liebevoller ist. „Welt ging verloren – Christ ward geboren. Freue Dich, oh Christenheit.“ Diese weihnachtliche Freude wünsche ich Ihnen allen zum Christfest und an allen Tagen des Neuen Jahres 2024. Gottes Schutz und Segen Ihr Dieter Olbrich Abb. Die Heilige Familie, Anton Raphael Mengs, (1728-1779) Staatliche Kunstsammlung Dresden
Weihnachtsgruß Es ist Zeit, innezuhalten, Stille und Ruhe zu genießen. Es ist Zeit für die wichtigen Menschen, die uns begleiten. Es ist Zeit, zurückzublicken und auf Erreichtes stolz zu sein. Es ist Zeit, Kraft zu tanken für die Aufgaben, die vor uns stehen. Es ist Weihnachtszeit. aus Heimatbrief Weseritz 12/2022 Allen Heimatfreunden ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und friedliches neues Jahr! wünscht der Aussiger Bote
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AUSSIGER BOTE
Sudetendeutsche Zeitung Folge 48 | 1.12.2023
� Meldungen
� Aussig – Prag
Das „Schicht-Epos“
Übernimmt Hilton das Karlsbader Elisabethbad?
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ie Hilton-Hotelkette zeigt Interesse an der Übernahme des Elisabethbades. Dieses wurde 1906 gegründet und nach Kaiserin Elisabeth benannt. Mit den Heilquellen Karlsbads dient es reinen Kurzwecken. Diese letzte Karlsbader Kureinrichtung im Besitz der Stadt macht aber seit längerem Verluste. Um dem heutigen Standard zu entsprechen, wären erhebliche Investitionen notwendig. Hilton möchte aus dem Elisabethbad ein Kurhotel machen und neben den Kur- und Wellnesseinrichtungen auch komfor-
table Hotelzimmer errichten. Der Stadtrat von Karlsbad beauftragte die Stadtverwaltung, über die weitere Nutzung des Elisabethbades zu beraten. kw Quelle: Povidl 10.11.2023
Elisabethbad. Foto: wikipedia
Hohe Auszeichnung für Kristina Kaiserová
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Wallensteins Ankunft in Cheb 1632. Foto: Ji í Preclík Schon wieder Schicht? Erst vor Kurzem war doch das SchichtKochbuch Thema. Nun, die Unternehmerfamilie Schicht gehört zur Geschichte Aussigs und hatte einst das gleiche Renommee wie Škoda oder Bata. Ganz aktuell berichtet uns Zdenka Kovarová von der Ausstellungseröffnung „Das SchichtEpos“ am 24. Oktober 2023 im Senat des Parlaments der Tschechischen Republik in Prag, im Palais Waldstein.
D
azu eingeladen hat Senator Martin Krsek. Die von ihm kuratierte Ausstellung wurde erstmals vom 28.11.2018 bis 30.06.2019 im Aussiger Museum gezeigt. Anlaß zu der Ausstellung von zwei Dutzend Gemälden mit historischen patriotischen Ereignissen aus der Geschichte der Tschechoslowakei war der hundertste Jahrestag ihrer Gründung 1918. Bereits 1928, zum 10. Jahrestag der Republik, ließen die Industriellen Georg und Heinrich Schicht diese Motive von dem Maler Emanuel Boháč, genannt Tabor, und anderen tschechischen Malern auf Leinwand verewigen. Kopien dieses „Schicht-Epos“ wurden als Unterrichtsmaterial an Schulen in ganz Tschechien verteilt. Noch heute gelten einige als ikonische Bilder der tschechischen Geschichte. Es handelt sich dabei etwa um „Die Verteidigung
der Prager Brücke 1648“, „Lehrer der Nation - Johann Amos Comenius“, „Der hussitische Heerführer Jan Žižka vor Prag“, „Die Botschaft Karls IV.“, „König Přemysl Otakar II. vor der Schlacht auf dem Marchfeld“ … 2014 wurden die teils verschollenen Druckplatten der Gemälde des „Schicht-Epos“ von Mitarbeitern des Aussiger Museums entdeckt. Der Senator, Historiker und leitende Mitarbeiter des Museums, Martin Krsek, hat die Ausstellung nach
Senator Martin Krsek bei der Ausstellungs-Eröffnung. Foto: Karel Pun ochá sechs Jahren Wanderschaft durch die Republik nun in die tschechische Hauptstadt geholt.
� Anmerkungen zu Nestomitz, Aussiger Bote Nr. 44
Nestomitz – Dorf meiner Kindheit Schon vor einiger Zeit sandte uns Heimatfreundin Liesl Wenzel als „Andenken an unsere unvergeßliche Heimat“ verschiedene Texte, die sie aus dem Büchlein des Elbetal-Verkehrsverbandes in Aussig abgeschrieben hat. Es trägt den Titel „Das Elbetal – Böhmens Paradies“ und stammt aus dem Jahr 1929. Hier wird Nestomitz nicht als Industriestandort beschrieben, sondern als idyllischer Ort im Elbetal.
In seiner Ansprache betonte Senator Martin Krsek die Bedeutung der Industriellenfamilie Schicht, die, trotz der Vertreibung, über zwei Generationen in Aussig und Schreckenstein bis heute ihre Spuren hinterlassen hat. Diese Historie erforscht seit Jahren Frau Pěcivová, die mit ihrem Mann ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm. Außerdem war Herr Karel Punčochář, Vorsitzender des Aussiger Tourismusverbandes, anwesend.
ufer, an der Mündung des Osterbaches in die Elbe. Das Tal des Osterbaches, unter dem Namen Reindlitztal bekannt, in das sich der Ort erstreckt, hat wegen seiner idyllischen Schönheit und Ruhe starke Anziehungskraft auf Naturfreunde. Das Tal bietet auch durch seine behagliche Stille und durch die es umgebenden saftig grünen Waldberge
Aus dem Epos zeigen wir das Schulbild „Wallensteins Ankunft in Cheb (Eger) 1632“. ein liebliches Landschaftsbild. In Verfolgung des Waldtales kommt man in kaum einer Viertelstunde nach dem schon 1186 genannten Reindlitz und von dort weg in 45 Minuten zur Ruine Blankenstein, auf einem Basaltkegel thronend. Die Reste der Ringmauer, des Zwingers und zweier Türme sind noch kenntlich erhalten. Als weitere Ausflüge von Nestomitz aus seien erwähnt: der Krebsberg mit seiner 8 Meter hohen, gegen die Elbe geneigten Basaltkanone, Seesitz, Mörkau und MosernWesseln.
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estomitz – Das uralte Dorf hat sich infolge seiner bedeutenden Industrieanlagen in den letzten Jahren stark entwickelt und zählt heute bereits gegen dreieinhalbtausend Einwohner. Es liegt am linken Strom-
Blick zur Burgruine Blankenstein. Foto: Archiv
Albrecht von Wallenstein und Eger Feldherr Albrecht von Wallenstein (1583-1634) stellte als Oberbefehlshaber des Reichsheeres von Kaiser Ferdinand II. 1625 in Eger eine Armee von 16000 Mann auf eigene Kosten zusammen. Höchsten Auszeichnungen folgte die Entlassung und Wiedereinsetzung als Oberbefehlshaber der Kaisertruppen. Generalissimus Albrecht von Wallenstein befreite 1632 das Land von den Sachsen und eroberte Eger zurück. Diese Szene wird hier abgebildet. Im selben Jahr kämpfte er gegen das Heer des schwedischen Königs Gustav Adolf II. in der Schlacht bei Lützen. Es gab keinen echten Sieger, auch wenn Gustav Adolf im Kampf fiel. Wallenstein war kriegsmüde und zog seine Truppen nach Böhmen zurück. Anstatt zu kämpfen setzte er sich für Friedensverhandlungen ein. Am 25. Februar 1634 wurde Albrecht von Wallenstein auf Grund falscher Beschuldigungen, er plane den Kaiser und seine Familie zu ermorden, im Pachelbelhaus am Egerer Marktplatz erstochen. Heute ist hier der Sitz des Egerer Museums mit der Wallensteinsammlung und dem rekonstruierten Todeszimmer des Herzogs Wallenstein. kw Quelle: „SCHICHTOVA EPOPEJ“ 2018, Muzeum města Ústí nad Labem Nestomitz ist Endstation der Aussiger Straßenbahn, Station der Bahnstrecke BodenbachPrag, Dampfschiffhaltestelle; durch eine Prahmenüberfuhr ist Nestomitz mit dem gegenüberliegenden Schwaden und den Verkehrsmöglichkeiten des rechten Elbufers verbunden. Post und Telegraphenamt, Telephon und Arzt im Ort. Im neuerbauten Gemeindehaus gibt es Wannen-, Dampf-, Heißluftbäder und Lesezimmer; Unterkunft und Verpflegung in den zahlreichen Gaststätten des Ortes. Nestomitz besitzt eine hochentwickelte Industrie: die bedeutendste Zuckerraffinerie des Kontinents; die Sodafabrik der Solvaywerke und die Maschinenfabrik Gebrüder Commichau. Liesl Wenzel geb. Eibicht, früher Nestomitz, Reindlitzer Straße. Eltern: Willi und Jette Eibicht, Spedition und Kohlenhandel.
ereits im Oktober 2022 wurde dok. Kristina Kaiserová, Ehefrau unseres langjährigen Archivleiters in Aussig, Vladimir Kaiser, mit dem Gouverneurspreis (Hejtman-Preis) der Purkyně Universität in Aussig geehrt. Die Repräsentanten der Region Ústi hoben besonders Kaiserovás Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Institut für Slawisch-Germanische Studien hervor, aber auch ihren persönlichen, fast lebenslangen Einsatz, alte Kontakte zu unseren Grenznachbarn zu erneuern, neue zu knüpfen und so zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft beizutragen. Diese Aktivitäten sind das A und O nicht nur ihrer wissenschaftli-
chen Forschung, sondern auch des gesellschaftlichen Handelns, das große Resonanz findet. Das von Kaiserová geleitete Institut organisiert seit 1992 gemeinsam mit der Ackermann-Gemeinde die jährlichen COLLOQUIA USTENSIA. Ferner war sie 2006 an der Gründung der gemeinnützigen Kultur-, Bildungs- und wissenschaftlichen Gesellschaft COLLEGIUM BOHEMICUM beteiligt, deren Aufsichtsrat sie noch heute leitet. Hier wurde der Grundstein für die Dauerausstellung „Unsere Deutschen“ im Museum Aussig gelegt. kw Quelle: UJEP.cz, „Der Ackermann“4-22
WIR GRATULIEREN n 101. Geburtstag: Am 28. 12. Wilhelm KREIBICH aus Schönpriesen 47447 Moers, Ehrenmalstr. 19. n 98. Geburtstag: Am 9. 12.
Herbert FISCHER aus AussigKleische. – Am 12. 12. Margit STRNADOVÁ geb. Schaffranke in CZ-40011 Usti nad Labem, Sramkova 4/2309. – Am 24. 12. Anna MACHER geb. Klingohr aus Kojeditz 8 in 91710 Gunzenhausen, Lerchenstr. 19. n 97. Geburtstag: Am 14. 12. Elsa BRAUNER geb. Sommer aus Malschen in 38871 Ilsenburg, Kastanienallee 27. n 96. Geburtstag: Am 10. 12. Ernst POHL aus Aussig in 96047 Bamberg, Geyerswörthstr. 14. n 94. Geburtstag: Am 6. 12. Waltraud BRÜMMER geb. Schöffelt aus Schönpriesen in 27318 Hoyerhagen, Am Moorgraben 6. – Am 24. 12. Walter FRIES aus Aussig, Kleine Wallstr. in 52146 Würselen, Auf dem Gewann 27. – Am 30. 12. Gerti BORRMANN geb. Schäfer aus Schanda in 16761 Hennigsdorf, Theodor-Körber-Weg 7. – Am 30. 12 Leo WILD aus Prödlitz in CZ-40011 Usti nad Labem, SPN 28. n 93. Geburtstag: Am 9. 12. Heinz PACKERT aus Schöbritz in 55743 Idar-Oberstein, Achatstr. 48. – Am 4. 1. 24 Marianne JESKOLSKI geb. Fischer aus Hohenstein. n 92. Geburtstag: Am 9. 1. 24 Marianne SCHNEIDER geb. Heinrich aus Stöben. n 91. Geburtstag: Am 15. 12. Norbert SOMMER aus Birnai Nr. 37 in 63150 Heusenstamm, Ahornweg 44. n 89. Geburtstag: Am 9. 12. Ilse STOY geb. Blumentritt aus Mörkau. – Am 1. 1. Werner BAHR aus Danzig. – Am 9. 1. Martha SCHILD geb. Hortig aus Mosern in 99755 Ellrich, Straße der Freundschaft 30.
n 88. Geburtstag: Am 7. 1. Herbert LORENZ aus Peterswald 511. n 85. Geburtstag: Am 25. 12. Christoph KRETSCHMER aus Salesel. – Am 27. 12. Gerhard REHN aus Ebersdorf in 90441 Nürnberg, Robert-Bosch-Str. 8. n 84. Geburtstag: Am 5. 12. Ernst ORTNER aus Schreckenstein in 39576 Stendal, Dr.-Gustav-Nachtigall-Str. 20. – Am 23. 12. Eva-Maria TIETZ geb. Pillat aus Aussig, Töpfergasse in 08606 Oelsnitz, Schmidtstr. 10. n 83. Geburtstag: Am 28. 12. Gerhard-Rudolf PRANTL (Großvater Max Warth) aus Aussig, Oster 11 in 74523 Schwäbisch Hall, Hagenbacher Ring 246. – Am 31. 12. Roland HOCHE aus Aussig-Pockau in 80933 München, Stösserstr. 2. –Am 2. 1. Heinz-Joachim WINDRICH aus Marschen Nr. 6 (Sohn von EmilHermann Windrich, Futter-Düngemittel, Getreide- und Kohlengroßhandel) in 36282 Hauneck, Birkenstr. 7. n 82. Geburtstag: Am 21. 12. Gerlinde MARSCHIK aus Auschine-Raudnei in 85221 Dachau, Amperweg 50. – Am 20. 12. Dieter KÜHNEL aus Aussig-Prödlitz in 97072 Würzburg, Friedensstr. 17. – Am 25. 12. Dr. Franz MEHNERT aus Aussig, Elbstraße in 44534 Lünen, Cappenberger Str. 62. n 81. Geburtstag: Am 12. 1. Helmut ORTNER aus Schreckenstein. n 80. Geburtstag: Am 19. 12. Hans ROTSCH aus Königswald in 64760 Oberzent, Poststr. 4. n 78. Geburtstag: Am 22. 12. Brunhilde THÜMMLER geb. Müller aus Weschen in 01326 Dresden, Malschendorfer Str. 7.
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