Sudetendeutsche Zeitung 1. Dezember 2023 Ausgabe 48

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Familiengeschichte per Mausklick (Seite 2)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 75 | Folge 48 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 1. Dezember 2023

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Sudetendeutsche Zeitung endeutsche Zeitung Beim Staatsbesuch in Prag: HEIMATBOTE Reicenberger Zeitung tschen Landsmannschaft Neudeker Heimatbrief Robert Fico düpiert Petr Fiala VOLKSBOTE HEIMATBOTE HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

Der neue slowakische Regierungschef traf sich mit dem tschechischen Oppositionsführer Andrej Babiš

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Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Bei Staatsbesuchen gelten strenge Regeln des Anstands. Staatsoberhaupt oder Regierungschef empfangen den Gast mit militärischen Ehren und gemeinsam lächeln Gastgeber und Gast beim obligatorischen Handschlag in die Kameras. Zum guten Ton gehört eigentlich auch, daß man sich beim Staatsbesuch nicht öffentlich in die Innenpolitik des anderen Landes einmischt – eigentlich.

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Premierminister Petr Fiala empfängt seinen Amtskollegen Robert Fico in Prag. Foto: Vláda ČR

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Wahlkampf-Auftakt

Posselt für Europa Zum siebenten Mal wird Bernd Posselt auf der CSU-Liste für das Europäische Parlament kandidieren. Eine Delegiertenversammlung von 300 Vertretern der CSU aus ganz Bayern nominierte ihn mit 89,9 Prozent der Stimmen auf Platz 10.

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nsgesamt präsentiert die Partei, die anders als andere keine Bundes-, sondern eine rein bayerische Landesliste erstellt hat, 66 Bewerber, von denen die ersten 10 auf dem Stimmzettel ausgedruckt sind. An der Spitze steht der Parteiund Fraktionschef der Europäischen Volkspartei, also des Zusammenschlusses aller Christdemokraten in Europa, Manfred Weber aus Niederbayern. Posselt war von 1994 bis 2014, also zwanzig Jahre lang, Europaabgeordneter und verlor dann sein Mandat, weil das Bundesverfassungsgericht die Fünf-Prozent-Hürde beseitigte. In fünf Jahren wird es aufgrund einer EU-Gesetzgebung wieder zumindest eine Drei-Prozent-Hürde geben. Posselt hat trotz seines Mandatsverlustes in den letzten zehn Jahren weiterhin ehrenamtlich an den Straßburger Plenarsitzungen teilgenommen und für die CSU-Europagruppe federführend Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, der Menschenrechte sowie des Volksgruppen- und Minderheitenrechts bearbeitet. Auch diesmal sieht er den Wahlkampf sportlich, weil die starre Liste nicht durch Präferenzstimmen veränderbar ist: „Ich will gegen die Extremisten von Links und Rechts sowie gegen jede Form von Nationalismus kämpfen, um das demokratische Europa in einer immer gefährlicheren Welt zu stärken. Dem diene ich auf jeden Fall weiterhin als Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, als Präsident der überparteilichen Paneuropa-Union Deutschland, als Mitglied des CSU-Parteivorstandes sowie als Landesvorsitzender der CSU-Arbeitsgemeinschaft der Vertriebenen und Aussiedler (UdV), die mich einstimmig nominiert hat.“

eit 1993, als die Tschechoslowakei sich in Tschechien und die Slowakei aufspaltete, führt die erste Auslandsreise eines neuen Staatsoberhauptes oder Regierungschefs zum Ex-Partner. Nach seinem Wahlsieg reiste deshalb Robert Fico als neuer Premierminister der Slowakei am vergangenen Freitag von Preßburg nach Prag zum Antrittsbesuch. An seiner Seite waren Außenminister Juraj Blanár, Wirtschaftsministerin Denisa Saková und Verkehrsminister Jozef Ráž. Bereits im Vorfeld war das Treffen überschattet. Fico hatte in der Vergangenheit immer wieder öffentlich den russischen Fürst Karl Johannes Nepomuk Josef Norbert Friedrich Antonius Wratislaw Mena von Schwarzenberg war Kanzler unter dem ersten demokratischen Staatspräsidenten Václav Havel und tschechischer Außenminister. Foto: Top 09

Tschechiens Oppositionschef Andrej Babiš postete dieses Foto mit Robert Fico, das die beiden am Tag des Staatsbesuches beim Essen zeigt. Foto: X/ Andrej Babiš Präsidenten Putin gelobt und im Wahlkampf erklärt, die Slowakei werde keine einzige Kugel mehr an die Ukraine liefern. Tschechien ist dagegen ein entschiedener Unterstützer der Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression. Dennoch wurde Fico in Prag von der gesamten Staatsspitze wahrgenommen. Es gab einzelne Treffen mit Staatspräsident Petr

Pavel, Premierminister Petr Fiala, dem Vorsitzenden des Senats, Miloš Vystrčil, und mit der Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Markéta Pekarová. Für Irritationen sorgte Fico dann, als er sich am selben Tag mit Oppositionsführer Andrej Babiš zum Essen traf. Die beiden Populisten kennen sich noch aus der Zeit, als Fico und Babiš zeitgleich Regierungschefs waren.

„Mit der Slowakei haben wir eine starke historische Bindung, die sich auch darin widerspiegelt, daß wir überdurchschnittliche Beziehungen pflegen“, postete Fiala nach dem Treffen sachlich-trocken auf der SocialMedia-Plattform X. Babiš konterte nur drei Stunden später und schrieb ebenfalls auf X unter ein Foto, das die beiden beim Essen zeigt, mit viel Euphorie: „Vielen

Dank für das Treffen, Herr Premierminister. Und auch für die inhaltliche Diskussion wichtiger Themen. V4 (Anm. d. Red.: gemeint sind die Visegrád-Staaten Tschechien, Ungarn, Polen und die Slowakei), der Green Deal und die illegale Migration, die die Sicherheit der Bürger nicht nur unserer beiden Länder, sondern ganz Europas bedroht. Ich freue mich, daß wir uns in diesen grundsätzlichen Fragen völlig einig sind.“ Radio Prag, der Auslandssender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Tschechiens, faßte dann auch den Antrittsbesuch von Fico bei Fiala in vier Worten treffend zusammen: „Nicht mehr beste Freunde.“ Torsten Fricke

Abschied von Fürst Karl von Schwarzenberg

Trauerfeiern in Prag und Wien Europa verneigt sich vor einem großen Brückenbauer: Für den am 12. Novem-

ber verstorbenen ehemaligen tschechischen Außenminister und Vertrauten von Václav Havel, Fürst Karl von Schwarzenberg, finden Trauergottesdienste gleich in zwei Hauptstädten statt – im Veitsdom in Prag und im Stephansdom in Wien.

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amit die Bevölkerung Abschied nehmen kann, wird der Sarg mit dem Leichnam

Schwarzenbergs vom 6. bis 8. Dezember in der Kirche des Malteserordens „Maria unter der Kette“ auf der Prager Kleinseite aufgebahrt. Die Totenmesse findet am Samstag, 9. Dezember, um 12.00 Uhr im Veitsdom statt. Unter den Trauergästen wird neben der tschechischen Staatsspitze und vielen europäischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Adel auch der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und langjährige Europaabgeordnete Bernd Posselt sein, der mit Schwarzenberg über Jahrzehnte im deutsch-tschechischen Dialog zusammengearbeitet hatte. Die Totenmesse zelebriert Erzbischof Jan Graubner. Die Predigt hält der bekannte Theologe und Soziologe Tomáš Halík, an dessen Gottesdienst in der Salvatorkirche Schwarzenberg regelmäßig teilgenommen hatte. Und die Einsegnung am Ende des Requiems nimmt der Theologe und Musiker Ladislav Heryán vor, der

als „Pastor des Undergrounds“ zur Zeit des Kommunismus bekannt ist. Im engsten Familienkreis wird Schwarzenberg dann am Sonntag, 10. Dezember, seinem 86. Geburtstag, in der Familiengruft auf Schloß Worlik (zamek Orlík) in Südböhmen beigesetzt. Hier hatte Schwarzenberg einen großen Teil seiner Kindheit verbracht, bis die Familie unter dem Druck der kommunistischen Herrscher im Dezember 1948 ihre böhmische Heimat verlassen mußte. Im Wiener Stephansdom findet dann am Samstag, 16. Dezember, um 12.00 Uhr eine weitere Gedenkmesse statt. Das Requiem leitet Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, Träger des Karls-Preises der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Schwarzenberg kam am 10. Dezember 1937 in Prag zur Welt und verstarb am 12. November 2023 im Beisein seiner Familie in Wien. Torsten Fricke

Der große Abschied von Fürst Karl von Schwarzenberg (von links): Vom 6. bis 8. Dezember wird der Sarg in der Kirche des Malteserordens „Maria unter der Kette“ aufgebahrt. Am 9. Dezember findet die Trauerfeier im Prager Veitsdom statt. Am 10. Dezember wird Schwarzenberg in der Familiengruft auf Schloß Worlik beigesetzt. Und am 16. Dezember zelebriert Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn ein Requiem im Wiener Stephansdom. Fotos: Wikipedia


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