Sudetendeutsche Zeitung 15. Dezember 2023 Ausgabe 50

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Sudetendeutsches Museum eröffnet Sonderausstellung (Seiten 7/8)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

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Vize-Außenminister Jan Marian und Staatsminister Eric Beißwenger.

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Bayerns neuer Staatsminister für Europa und Internationales, Eric Beißwenger

Erster Antrittsbesuch in Prag

Am 8. November hat MdL Eric Beißwenger seine Ernennungsurkunde von Ministerpräsident Markus Söder erhalten. Noch nicht einmal einen Monat später reiste der neue Staatsminister für Europa und Internationales am 7. Dezember zum ersten offiziellen Antrittsbesuch nach Prag.

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Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

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Jahrgang 75 | Folge 50 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 15. Dezember 2023

n Böhmen standen gleich mehrere Termine auf dem Programm. Den Auftakt bildeten ein Treffen mit dem deutschen Botschafter Andreas Künne und ein Abstecher in die Bayerische Repräsentanz. Anschließend fand ein erstes Kennenlernen mit Vize-Außenminister Jan Marian statt. Und am Abend eröffnete der gelernte Bankkaufmann

und Landwirt gemeinsam mit Tschechiens Kulturminister Martin Baxa die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung „Barock! Bayern und Böhmen“, die nach Regensburg jetzt in Prag zu Kulturminister Martin Baxa (links) im Gespräch mit MiFotos: Bayerische Staatskanzlei sehen ist (siehe nister Eric Beißwenger. Seite 5). Beißwenger: „Eine lange bay- ropaangelegenheiten des Freierisch-böhmische, bayerisch- staats Bayern. Neben München tschechische Geschichte gipfelt hat er seinen Dienstsitz auch in in einer tollen Freundschaft.“ Brüssel bei der Vertretung des Als Staatsminister ist Beißwen- Freistaates Bayern bei der Euroger verantwortlich für die Eu- päischen Union.

Bewegende Trauerfeier im Veitsdom auf der Prager Burg für den ehemaligen Außenminister und Menschenrechtler Fürst Karl von Schwarzenberg

Eine einzigartige Verabschiedung für einen der ganz Großen Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, der gleichzeitig sein Geburtstag gewesen wäre, fand Fürst Karl von Schwarzenberg seine letzte Ruhestätte in der Familiengruft auf Burg Worlik in Südböhmen. Am Tag zuvor hatten sich Tschechien und Europa bei der Trauerfreier im Prager Veitsdom vor dem ersten Vorsitzenden der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte, Kanzler

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Erzbischof Jan Grauber zelebrierte den Trauergottesdienst.

Theologe Tomáš Halík hielt im Veitsdom die Predigt.

Einzug der Geistlichkeit zu Beginn des Trauergottesdienst im Veitsdom. Fotos: Pražský hrad (4), Top 09, Mediaservice Novoatny, privat

s sei die einzigartige Verabschiedung für einen der ganz Großen gewesen, sagte der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, nach dem Trauergottesdienst: „Es hat begonnen wie ein böhmisches Königsbegräbnis und ist dann gemündet in den Abschied eines großen Demokraten und Menschenrechtlers. Es hat begonnen mit dem ganzen Prunk der Habsburger Monarchie und ist weitergegangen in eine Reverenz an die europäischen und atlantischen Werte, die Schwarzenberg verkörpert hat.“ Ebenfalls zu den geladenen Gästen, die im Veitsdom Schwarzenberg die letzte Ehre erwiesen, gehörten Steffen Hörtler, der Landesobmann der SL in Bayern, sowie MdEP a. D. und MdB a. D. Milan Horáček, der seit der Gründung dem Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum angehört. Noch vor wenigen Wochen hatte Horáček den schwerkranken Schwarzenberg auf der Intensivstation in Prag besucht, bevor der Fürst nach Wien verlegt wurde und dort am 12. November verstarb. Unter den Trauergästen waren auch der ehemalige Staatspräsident Miloš Zeman, die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová sowie Vertreter der drei regierenden Adelsfamilien aus Monaco, Liechtenstein und Luxemburg.

unter Präsident Václav Havel und späteren Außenminister der Tschechischen Republik verneigt. Die Messe zelebrierte der Prager Erzbischof und böhmische Primas Jan Graubner. Die Predigt hielt der bekannte Theologe Tomáš Halík. Und in seiner Trauerrede würdigte Staatspräsident Petr Pavel den nachhaltigen Einsatz des Fürsten für die Demokratie und die Menschenrechte (siehe Seite 3). In seiner Predigt bezeichnete der bekannte Theologe Tomáš Halík den Verstorbenen als den Erzieher des tschechischen Volkes und Veredler des öffentlichen Lebens. Der ehemalige Außenminister und Angehörige einer der ältesten Adelsfamilien Europas sei kein hochmütiger Mentor gewesen, sondern habe durch sein persönliches Beispiel erzogen, hob Halík hervor. Der Sarg mit den sterblichen Überresten war in die blau-weiße Schwarzenberg-Fahne gehüllt. Davor waren der Orden des Weißen Löwen und der Orden des Goldenen Vlieses sowie das Familienwappen aufgestellt. Auf Wunsch der Familie wurden unter anderem die tschechoslowakische Staatshymne, das Kirchenlied „Herr, sei uns gnädig“, der lateinische Hymnus über das Jüngste Gericht „Dies Irae“ und das Weihnachtslied „Christus, der Herr, ist geboren“ gesungen. Nach der Trauermesse stoppte der Zug mit dem Sarg an der Schwarzenberg-Kapelle im Veitsdom. 34 Schläge der SigismundGlocke ertönten als Erinnerung an die 34 Jahre als freie und demokratische Republik. Anschließend wurden die sterblichen Überreste nach Burg Worlik in Südböhmen überführt. Hier fand dann am Sonntag im engsten Familienkreis die Beisetzung in der Familiengruft statt. Karl Schwarzenberg wurde am

10. Dezember 1937 in Prag geboren. Nach dem kommunistischen Umsturz emigrierte seine Familie 1948 nach Österreich. Schwarzenberg studierte Jura und Forstwirtschaft in Wien, Graz und München. Auf Vorschlag des damaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky wurde Schwarzenberg 1984 der erste Vorsitzende der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte. Nach der Wende in der Tschechoslowakei 1989 kehrte er in seine Heimat zurück und wurde Kanzler von Präsident Václav Havel. In den Jahren 2007 bis 2009 sowie von 2010 bis 2013 war Schwarzenberg tschechischer Außenminister. 2009 baute er gemeinsam mit Miroslav Kalousek die liberal-konservative Partei Top 09 auf und war bis 2015 ihr Vorsitzender. Bei den ersten direkten Präsidentschaftswahlen 2013 trat Schwarzenberg gegen Zeman an und unterlag im zweiten Wahlgang nur knapp, nachdem Zeman eine populistische Scheindebatte über die Beneš-Dekrete losgetreten hatte. Schwarzenberg hatte dabei Rückgrat gezeigt und die über die BenešDekrete pseudo-legitimierte Vertreibung der Sudetendeutschen als „grobe Verletzung der Menschenrechte“ bezeichnet. Pavel Novotny/Torsten Fricke

Sprecher Bernd Posselt im Veitsdom mit dem Kranz der Sudetendeutschen Volksgruppe.

SL-Landesobmann Steffen Hörtler sowie MdEP a. D. und MdB a. D. Milan Horáček beim anschließenden Empfang mit Präsident Petr Pavel.


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