Sudetendeutsche Zeitung Ausgabe 1+2 12. Januar 2024

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Beat-Club: Interview zum 80. mit Uschi Nerke-Petersen (Seite 3)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 1+2 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 12. Januar 2024

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Prag nach dem Amoklauf

In tiefer Trauer Stärke zeigen Das Leid ist nicht mit Worten zu beschreiben. 14 Menschen hat der 24-jährige David Kozak am 21. Dezember bei seinem Amoklauf in der Philosophischen Fakultät erschossen und 25 weitere zum Teil schwer verletzt, bevor der Massenmörder sich selbst richtete. Es war der schlimmste Schußwaffenangriff in der Geschichte der Tschechischen Republik. Davor hatte der Täter seinen eigenen Vater und einige Tage zuvor in einem Wald einen 32-jährigen Mann und dessen Tochter im Säuglingsalter ermordet.

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Nach dem Trauermarsch entzündeten Studenten und Professoren auf dem Platz vor der Philosophischen Fakultät ein Feuer, das in Gedenken der Opfer den ganzen Januar über brennen soll. Foto: Karlsuniverstiät/Vladimír

ach der offiziellen Staatstrauer organisierten Studenten der Karlsuniversität am Donnerstag vergangener Woche einen Trauermarsch, an dem Tausende von Menschen teilnahmen. Als symbolische Geste umarmte die Menschenkette die Fil-

da, wie die Philosophische Fakultät genannt wird. „Wir werden der Welt zeigen, daß der Haß nicht siegen wird und daß wir beabsichtigen, weiterzuleben und weiterzulernen. Wir werden nicht ignorieren, daß diese Tragödie geschehen ist, ganz im Gegenteil. Wir werden zeigen, daß wir stärker sind!“, heißt es in dem Aufruf zum Gedenkmarsch. Auf dem Platz vor dem Fakultätsgebäude wurde eine Flamme entzündet, die den ganzen Januar über brennen soll. Auch Volksgruppensprecher Bernd Posselt war nach dem Amoklauf zutiefst bestürzt: „Zuerst wütete der Täter zweimal in seinem engeren Umfeld, um dann an einer der berühmtesten Universitäten der Welt, der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Prager Karlsuniversität, ein Blutbad anzurichten, dem vor al-

lem junge Menschen und eine der besten Musikwissenschaftlerinnen des Landes zum Opfer fielen. Für uns als Kinder der Böhmischen Länder ist dieses Verbrechen wie ein Schuß ins Herz unserer eigenen Kultur und Geschichte sowie eine unmenschliche Attacke auf jene, die sich auf ein Leben vorbereiteten, das einer besseren Zukunft dienen sollte. Ich selbst war wie viele Landsleute oft Gast der Karlsuniversität, die sich seit dem Sturz des Kommunismus zu einem zentralen Ort des Dialoges und des wissenschaftlichen Austausches entwikkelt hat. Allen Studenten, dem Lehrkörper der Karlsuniversität und dem ganzen tschechischen Volk, vor allem aber den Angehörigen und Freunden der Opfer, gilt unser ganzes Mitgefühl.“

Leitartikel des Sprechers der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt, zum neuen Jahr

Netzwerk des Friedens

74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

Von Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe

Der Krieg war niemals verschwunden, doch so sichtbar wie in den letzten Jahren war schon lange nicht mehr. DesHEIMATAUSGABEN er halb stellt sich die Frage nach IN DIESER ZEITUNG dem Frieden nicht nur in weltDie Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft weiten Dimensionen und in der großen Politik, sondern für jeden von uns. Die meisten großen Konflikte ringsumher haben auch mit unserer sudetendeutschen Geschichte zu tun. Der Angriffskrieg Rußlands gegen die Ukraine trifft ein Land, von dem wir viel früher als andere wußten, daß es einen zutiefst europäischen Charakter hat. Unsere Vorfahren lebten mit den heutigen Westukrainern, damals Ruthenen genannt, freundschaftlich im Kleineuropa der Habsburgermonarchie zusammen, trieben mit ihnen Handel, arbeiteten mit ihnen in derselben Verwaltung und denselben Fabriken und dienten mit ihnen in derselben Vielvölker-Armee demselben Kaiser.

renen Konflikt“ zwischen Armenien und Aserbaidschan zu einem heißen machte. Rußland ließ seinen bisherigen armenischen Verbündeten fallen und wechselte auf die Seite der Aserbaidschaner, was Putin sowohl die Sympathien des Iran und der Türkei als auch zusätzliche Ressourcen an Öl und Gas einbrachte. Mehr als 150 000 Armenier flohen in dieser für sie bedrohliVOLKSBOTE chen Situation aus dem zwischen den beiden kaukasischen Staaten umstrittenen Berg-Karabach, was uns als Volksgruppe sowohl an unser Vertreibungsschicksal erinnert als auch an unseren Landsmann Franz Werfel, der in seinem Werk „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ bereits vor hundert Jahren auf die Pest des Nationalismus und den Genozid am armenischen Volk hinwies. Die Geschwindigkeit, mit der die internationale Szene jetzt über diese brutale ethnische Säuberung hinwegsah, gibt dem verhängnisvollen Satz Adolf Hitlers bei der Vorbereitung der Schoah an den Juden – „Wer spricht heute noch von den Armeniern?“ – erneut eine dramatische Bedeutung für unsere Gegenwart. Dies erhärtete sich schon unmittelbar danach, am 7. Oktober, als die massenmörderische Terrororganisation Hamas in bisher nie da gewesener Weise die israelische Zivilbevölkerung überfiel, was binnen kurzem den nächsten Krieg auslöste. Er hängt sowohl mit dem Menschheitsverbrechen der Ermordung von sechs Millionen Juden, unter ihnen viele aus Böhmen, Mähren und Schlesien, zusammen als auch mit den dramatischen Szenen von Flucht und Vertreibung, die uns die Medien Tag für Tag aus dem Nahen Osten übermitteln, wo eine Friedenslösung weiter entfernt scheint denn je. Angesichts dessen ist es niemandem zu verübeln, wenn er zur Resignation neigt und sich auf den Standpunkt zurückzieht, man könne als Einzelner oder als

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmitder Karlsbader Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

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er jetzt im prachtvollen Musikvereinssaal in Wien dem weltberühmten Neujahrskonzert der dortigen Philharmoniker lauschte, war sich wahrscheinlich kaum der Tatsache bewußt, daß er sich genau in der Mitte zwischen der Hauptstadt des westlichsten österreichischen Bundeslandes, dem vorarlbergerischen Bregenz, und dem ukrainischen Lemberg befand, das wie eine Schwesterstadt der Donaumetropole wirkt und zum selben Zeitpunkt mit Hunderten von Raketen beschossen wurde. Die Aggression Putins gilt allen Europäern, und nicht bloß jenen, die gar nicht so weit östlich von uns leben. Nur kurz waren die Scheinwerfer der Weltöffentlichkeit Ende letzten Jahres auf den Südkaukasus gerichtet, wo der Kreml über Nacht den so genannten „gefro-

kleine Gruppe ohnehin nichts am Lauf der Welt ändern. Das Gegenteil ist aber der Fall! Frieden kann man weder befehlen noch erkaufen, sondern, wie ein schöner Ausdruck in der deutschen Sprache lautet, nur „stiften“. Wie bei einer Spendenaktion gibt der eine eine große, der andere eine kleine Summe, verfügt der eine über erhebliche Mittel und der andere nur über winzige. Doch schon in der Heiligen Schrift wird klar gesagt, daß das Scherflein der Witwe mehr wiegt als die reiche Gabe des Wohlhabenden. Eltern, die ihre Kinder zu einem friedlichen, den Egoismus so weit wie möglich überwindenden Leben erziehen, können damit mehr bewegen als gut formulierte Verträge und Manifeste. Nachbarn und Kollegen, Gemeinschaften und Volksgruppen, die Brücken zueinander schlagen, selbst wenn es schwerfällt, leisten damit Wesentliches auch für das größere Ganze, das aus vielen kleinen Bauelementen zusammengesetzt ist. Der längst verstorbene Erzbischof von Königgrätz, der unvergessene Karel Otčenásek, nannte sein Werk über den Widerstand vieler einzelner Christen gegen den totalitären Kommunismus, das voller Zeitzeugenberichte ist, mit Recht „Mosaiksteine“. Frieden und Freiheit müssen im Alltag erkämpft werden. Wie Papst Franziskus jetzt zum Weltfriedenstag sagte, ist Frieden harte Arbeit. Dieser Arbeit hat sich unsere Volksgruppe bereits unmittelbar nach der Vertreibung angenommen, als die Betten in der Heimat noch warm und viele von unseren Älteren in den Aufnahmegebieten noch in Lager gepfercht waren. Diesen Weg müssen wir entsprechend den Möglichkeiten unserer Zeit im 21. Jahrhundert konsequent weitergehen. Gerade weil unsere Erlebnisgenerati-

on nach dem Zweiten Weltkrieg auf sich selbst gestellt war und irgendwie die schlimmste Not überdauern mußte, hat sie ein sudetendeutsches Netzwerk geschaffen, das unsere Landsmannschaft, unseren Heiligenhof, die Gesinnungsgemeinschaften sowie die Heimat- und Kulturgruppen umfaßt. Fast 80 Jahre nach 1946 bestehen sie nach wie vor, halten zusammen und treiben sowohl inhaltlich als auch personell immer wieder neue Früchte und Blüten. Das ist das allseits bestaunte sudetendeutsche Wunder. Unsere Stärke wird nie mehr die Masse sein, aber das erfolgreiche Netzwerken haben wir gelernt, von Generation zu Generation weitergegeben und immer wirksamer entwickelt. Es umfaßt heute auch weite Teile der tschechischen Gesellschaft einschließlich dortiger Politiker in den verschiedensten Parteien. Schönster Ausdruck dessen waren im vergangenen Jahr der Besuch des Ministerpräsidenten Petr Fiala bei der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung in Regensburg sowie die Rede des früheren Europa- und jetzigen Bildungsministers Mikuláš Bek am Sudetendeutschen Tag. Übertroffen wurde dies noch durch den unglaublichen Mut, mit dem der neue tschechische Staatspräsident Petr Pavel bei den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen in Selb die Verdienste der Sudetendeutschen um Verständigung und Versöhnung in den Mittelpunkt seiner Ausführungen rückte und wenig später beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Theresienstadt ohne Relativierung auch die Vertreibungsverbrechen von tschechischer Seite ansprach. Er ging damit weit über seinen ebenfalls sehr mutigen Vorgänger Václav Havel hinaus, der aber in seiner Zeit von den politischen Kräften alleingelassen wurde, weshalb die Eiszeit mit den Präsidenten Václav Klaus und Miloš

Zeman folgte, die jetzt erst zu Ende geht. Aber auch in den 20 Jahren zwischen Havel und Pavel hat sich unglaublich viel bei Tschechen, Deutschen und Sudetendeutschen bewegt. Man könnte und sollte mittlerweile ganze Bücher mit dem füllen, was durch die immer engere sudetendeutsch-tschechische Zusammenarbeit gerade auch in den vielen Jahren erreicht wurde, in denen uns der Wind des Nationalismus und des Populismus ins Gesicht blies. Grund dafür war das grenzüberschreitende Netzwerk, das wir mit tschechischen und deutschen Landsleuten in der Tschechischen Republik aufgebaut haben – durch unzählige Aufenthalte unserer Führungspersönlichkeiten und Aktivisten in den Böhmischen Ländern, durch die Begegnungszentren, durch die Zusammenarbeit auf regionaler und lokaler Ebene, durch unser Prager Büro, vor allem aber durch jeden einzelnen Landsmann, sei er tschechischer oder deutscher Muttersprache, der sich eingesetzt hat. Das Netzwerk ist die zeitgemäße Gestaltungsform des 21. Jahrhunderts. Es braucht feste Punkte, die durch gut gesponnene und geknüpfte Fäden miteinander verbunden sind. Die Zeiten, in denen man zwischen der unteren und der oberen Ebene unterschieden hat – die eine sei hoffnungsvoll, die andere leider illusionistisch – sind Gott sei Dank vorbei. Die systematische Zusammenarbeit an der Spitze wird in den nächsten Jahren noch manchen Rückschlag erleiden, ist aber hoffentlich nicht mehr umzukehren. Sie wird umso stärker sein, je fester und haltbarer das Netzwerk der Einzelnen und der kleinen Gruppen ist. Die nächsten Jahre bieten uns völlig neuartige Chancen zu einem Netzwerk des Friedens, die aber nur in Erfüllung gehen, wenn wir sie beherzt nutzen.


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AUS UNSEREM PRAGER BÜRO

PRAGER SPITZEN

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Botschafter Andreas Künne bei Peter Barton im Sudetendeutschen Büro (links) und rechts am 25. Juni 2023 mit Partnerin Janine Bassenge beim ersten gemeinsamen Gedenken von Sudetendeutschen und Tschechen im Rahmen des Brünner Versöhnungsmarsches am Mahnmal im Kaunitzer Studentenwohnheim mit (von links, 1. Reihe) František Talíř, 1. stellvertretender Gouverneur der Region Südböhmen, Volksgruppensprecher Bernd Posselt, Bayerns Landesobmann Steffen Hörtler sowie Christa Naaß, Präsidentin der SL-Bundesversammlung, die von den Karls-Preis-Trägern Milan Horáček und Libor Rouček umrahmt wird. Fotos: Sudetendeutsches Büro/Torsten Fricke

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er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, Andreas Künne, ist seit mehr als zwei Jahren im Amt. Zu seinen Aufgaben gehört auch der ständige Kontakt mit Vertretern der vertriebenen Sudetendeutschen aus der damaligen Tschechoslowakei. In Prag ist dies das im Jahr 2003 gegründete Sudetendeutsche Büro, dessen Leiter Peter Barton all jene

Botschafter treffen konnte, die hier seitdem tätig waren: Michael Libal, Helmut Elfenkämper, Johannes Haindl, Detlef Lingemann, Arndt Freiherr Freytag von Loringhoven und Christoph Israng. Die Tradition, die Prager Niederlassung auch während der Adventszeit zu besuchen, hat Botschafter Künne dieses Jahr am 18. Dezember fortgesetzt. Diesmal unterhielt er sich mit Barton

insbesondere über die erfreuliche Entwicklung der sudetendeutschtschechischen Beziehungen sowie die Möglichkeit, die Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Botschaft und dem Prager Büro der Sudetendeutschen Landsmannschaft noch zu vertiefen. Künne zeigte wie immer reges Interesse an den Anliegen unserer Landsleute, denen er auch in praktischen Dingen immer

versucht, nach Kräften zu helfen. Barton schätzte es ganz besonders, daß der Botschafter so knapp vor den Weihnachtsferien die Zeit für den gewohnten Besuch in der Thomasgasse gefunden hatte. Wir freuen uns, in Andreas Künne aus dem Palais Lobkowitz einen solch treuen Freund gefunden zu haben.

Staatsoberhaupt erinnerte an Tschechiens EU-Versprechen: „Die gemeinsame Währung ist die logische Zukunft“

Präsident Petr Pavel befeuert Debatte um Euro-Einführung Für Gesprächsstoff war gesorgt, als Tschechiens Staatspräsident Petr Pavel und First Lady Eva Pavlová am vergangenen Mittwoch Premierminister Petr Fiala und dessen Ehefrau Jana Fiala zum traditionellen Neujahrsessen auf dem Amtssitz, der Prager Burg, empfingen.

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as Staatsoberhaupt hatte zuvor seine Neujahrsansprache dazu genutzt, um die Einführung des Euros wieder auf die politische Agenda zu bringen – was die Tschechische Republik beim EU-Beitritt vor fast zwanzig Jahren am 1. Mai 2004 auch versprochen hatte. Der 20. Jahrestag des EU-Beitritts und der 25. Jahrestag des Nato-Beitritts, die beide 2024 begannen werden, seien „eine Gelegenheit, an die Verpflichtungen zu erinnern, die wir freiwillig eingegangen sind“, erklärte Pavel und sagte: „Der erste Punkt sind die Ausgaben für die Verteidigung des Landes. In diesem Jahr kommen wir dieser Verpflichtung nach langer Zeit

Neujahrsessen auf der Burg. Von links: Premierminister Petr Fiala mit Ehefrau Jana Fiala sowie Staatspräsident Petr Pavel mit First Lady Eva Pavlová. Foto: Kancelář prezidenta republiky/Zuzana Bönisch wieder nach. Die zweite ist die Einführung der einheitlichen europäischen Währung. Nach all den Jahren ist es an der Zeit, konkrete Schritte zur Erfüllung dieser Verpflichtung einzuleiten. Trotz der endlosen Debatte über die Vor- und Nachteile des Euros für ein Land mit einer offe-

nen und exportorientierten Wirtschaft, das im Zentrum Europas liegt, ist die gemeinsame Währung die logische Zukunft.“ Postwendend versuchte Premierminister Petr Fiala die Debatte um eine baldige Euro-Einführung wieder einzufangen. Nach der ersten Kabinettssit-

zung im neuen Jahr erklärte der Regierungschef, die Einführung des Euros sei in dieser Legislatur kein Thema. Zunächst müsse man den Haushalt in den Griff bekommen. Fiala: „Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Wir müssen die öffentlichen Finanzen sanieren und konsolidieren. Das tun wir, und das ist eine der Grundvoraussetzungen dafür, daß wir danach überhaupt über die Einführung des Euro reden können. Aber natürlich ist das nicht die einzige Voraussetzung.“ Als Nicht-Euro-Land leidet Tschechien derzeit besonders unter der hohen Inflation. Mit 8 Prozent im November gegenüber dem Vormonat war Tschechien Spitzenreiter der Geldentwertung, knapp gefolgt von den Nicht-Euro-Staaten Ungarn (7,7 Prozent) und Rumänien (6,9 Prozent) sowie dem Euro-Land Slowakei (6,9 Prozent). Zum Vergleich: Im EU-Durchschnitt betrug die Inflationsrate im November nur 3,1 Prozent. Torsten Fricke

„Die Gesellschaft braucht Ihre Ideen, Ihren Mut, Ihren Aktivismus und Ihre Fähigkeit, für sich selbst einzustehen.“

Pavels Neujahrsbotschaft an die Jugend Der Amoklauf vom 21. Dezember hat auch die Neujahrsansprache von Staatspräsident Petr Pavel überschattet. „Der sinnlose Verlust von so vielen, meist jungen Menschenleben hat bei uns große Traurigkeit, Bedauern, aber auch eine innere Wut ausgelöst“, sagte das Staatsoberhaupt zu Beginn seiner Rede, in der er sich vor allem an die Jugend wandte.

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ie Sudetendeutsche Zeitung dokumentiert die Neujahrsansprache in Auszügen. Die komplette Rede in deutscher Übersetzung ist auf der DigitalPlattform der Sudetendeutschen Zeitung unter https://issuu.com/ sudetendeutsche_zeitung abrufbar. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es ist eine große Ehre für mich, mich zum ersten Mal mit einer Neujahrsansprache an Sie zu wenden. ... Lassen Sie mich zunächst auf die Innenpolitik eingehen. Zum

ersten Mal in der Geschichte setzt sich die tschechische Regierung aus fünf Parteien zusammen. In der Vergangenheit haben wir immer wieder erlebt, daß auch Koalitionen, die zahlenmäßig deutlich kleiner waren, immer wieder zu Streitigkeiten führten, die ihnen die Kraft nahmen, gute politische Lösungen herbeizuführen. Unstimmigkeiten, die das Vertrauen der Menschen in öffentliche Institutionen und demokratische Prozesse untergraben haben. Und obwohl es sicherlich schwierig ist, einen Konsens unter den Fünf zu finden, sind uns zwei Jahre solcher Auseinandersetzungen durch die Regierung erspart geblieben. Darüber bin ich froh. Ich bin auch dankbar für die unpopulären Bemühungen der Regierung, die Verschuldung des Landes in den Griff zu bekommen. ... Worüber ich nicht glücklich bin, ist die Vulgarisierung der politischen Debatte. Meinungsverschiedenheiten sind Teil der

Demokratie und können fruchtbar sein. Wenn sie aber in ignorantes Gefeilsche, Verleumdungen oder gar Beleidigungen abgleiten, ist das ein Mißerfolg, der nichts nützt. Deshalb appelliere ich heute auch an die Politiker, den Vorsatz zu fassen, unseren öffentlichen Raum zu pflegen und nicht zu entwerten. ... Es ist nicht leicht, Verantwortung zu übernehmen. Aber die Gleichung, an der wir beteiligt sind, ist einfach. Was wir heute aufschieben, werden wir in ein paar Jahren umso schmerzhafter zu bewältigen haben. Was wir nicht tun, werden unsere Kinder noch viel schwerer tun müssen. Das ist nicht fair. ... In diesem Augenblick möchte ich mich an die jungen Menschen wenden, und zwar nicht nur, weil Sie von den jüngsten tragischen Ereignissen so stark betroffen waren. Ich weiß, wie untröstlich es für Sie ist, an eine Zukunft zu denken, in der es fast unmöglich scheint, ein zufriedenstellendes Leben und

wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen, eine Zukunft in einer Welt, in der die Umwelt zusammenbricht. Wie schwer es ist, unter dem Druck einer digitalen Welt zu funktionieren, die einen mit einem endlosen Strom von Informationen, Möglichkeiten, ständiger Kommunikation und Anforderungen konfrontiert. Und welche Auswirkungen die Ungewißheiten der gegenwärtigen und zukünftigen Welt auf die psychische Gesundheit einiger von Ihnen haben. Ich weiß, daß Ihre Vorstellung von einem idealen Leben und einer idealen Familie eine andere ist als die Ihrer Eltern. Daß Sie in der heutigen Welt eine ungleiche Verteilung von Macht und Reichtum sehen. Dennoch habe ich das Gefühl, daß Ihre Werte oft solider sind als die, mit denen wir ins Erwachsenenleben eingetreten sind. Die Gesellschaft braucht Ihre Ideen, Ihren Mut, Ihren Aktivismus und Ihre Fähigkeit, für sich selbst einzustehen. ...“

Marian Jurečka unter Druck

rotz des Amoklaufs am 21. Dezember mit 14 Toten ist am selben Abend eine Weihnachtsfeier im Arbeitsministerium nicht abgesagt worden. Minister Marian Jurečka, der auch Vorsitzender der Partei KDU-ČSL ist, hat mittlerweile eingeräumt, daß er die Party vor 19 Uhr verlassen habe, um an einer Krisensitzung des Kabinetts teilzunehmen, aber anschließend zurückgekehrt sei. „Ich kam herein, und da waren etwa 30 bis 40 Leute, die sich unterhielten und Musik aus ihren Handys und Lautsprechern abspielten. Ich ging in mein Büro, um einige Dinge zu erledigen, und dann kam ich zu ihnen. Ich ging gegen 3.30 Uhr morgens“, sagte Jurečka gegenüber Journalisten und erklärte in einer TV-Diskussion, er sei bereit, seinen Rücktritt „in Erwägung zu ziehen“. Premierminister Petr Fiala kritisierte das Verhalten seines Ministers. Die Situation „hätte anders bewertet werden müssen“. Jurečka habe einen Fehler gemacht, für den er sich aber entschuldigt habe. „Das war unerläßlich“, so Fiala, der damit eine Abberufung seines Arbeitsministers zum jetzigen Zeitpunkt ausschloß.

Europameisterschaft in diesem Jahr erfolgreich ist, sondern natürlich auch bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Mein Wunsch, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren, ist etwas, das mich jetzt vorantreiben wird“, sagte der neue Nationaltrainer Ivan Hašek, der in seiner aktiven Zeit 240 Spiele für Sparta Prag absolvierte von 1984 bis 1994 Nationalspieler war.

Außenhandel mit mehr Überschuß

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schechiens Außenhandel hat im November 2023 einen Überschuß von 30,8 Milliarden Kronen (1,26 Milliarden Euro) erzielt – ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr und das beste Ergebnis im Jahr 2023, hat das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Montag gemeldet. Positive Faktoren waren vor allem ein höherer Autoexport und ein niedrigeres Defizit im Erdöl- und Erdgashandel.

WM-Bronze für Eishockey-Junioren

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er bundesweite Bauernprotest hatte am Montag auch Auswirkungen auf Tschechien. Mehrere Grenzübergänge in Bayern und Sachsen wurden mit Traktoren blockiert und waren über Stunden unpassierbar.

schechiens Eishockey-Junioren-Nationalmannschaft hat bei der U20-Weltmeisterschaft in Göteborg die Bronze-Medaille gewonnen. Im Duell um den dritten Platz besiegten die Tschechen Finnland mit 8:5. Bis kurz vor Schluß hatte Finnland noch mit 5:2 geführt. In der 58. Minute drehte Tschechien das Spiel und erzielte innerhalb von 50 Sekunden vier Tore. Präsident Petr Pavel gratulierte via X und schrieb: „Bewundernswerter Kampfgeist und Einsatz bis zur letzten Sekunde!“

Neuer Cheftrainer der National-Elf

Frauen in der Architektur

Bauern blockieren Grenzübergänge

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van Hašek ist neuer Trainer der tschechischen Fußball-Nationalmannschaft, hat der tschechische Fußballverband FAČR bekanntgegeben. Der promovierte Jurist hat einen Vertrag bis zum Ende der WM-Qualifikation im November 2025 plus eine Option auf die WM 2026. „Ich betrachte die Leitung der tschechischen Nationalmannschaft als meinen Höhepunkt als Trainer. Es ist eine große Ehre für mich. Ich werde alles dafür tun, daß die Nationalmannschaft nicht nur bei der

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ie Nationalgalerie Prag hat eine Datenbank und eine Website mit dem Titel „Frauen in der Architektur: Architektur und Emanzipation in der Tschechischen Republik nach 1945“ ins Leben gerufen. Der neue Online-Forschungskatalog (https://zenyvarchitekture.cz/ architecten) soll rund hundert Biografien von Frauen bringen, die im Bereich der Architektur tätig waren und sind, und enthält ihr Werkverzeichnis sowie eine Bildergalerie der Projekte.

Sudetendeutsche Zeitung ISSN 0491-4546 Erscheint wöchentlich freitags. Redaktionsschluß Veranstaltungstermine: Freitag 18.00 Uhr. Redaktionsschluß Montag 18.00 Uhr. Chefredaktion und verantwortlich für den Inhalt: Torsten Fricke, Nadira Hurnaus. Kulturredaktion: Susanne Habel. Korrespondent in Prag: Dr. Jaroslav Šonka; Korrespondentin in TeplitzSchönau: Jutta Benešová; Korrespondenten im Isergebirge: Stanislav Beran, Petra Laurin; Korrespondent in Berlin: Ulrich Miksch. Ständige Mitarbeit: Peter Barton, Markus Bauer, Josef Grimm, Professor Dr. Rudolf Grulich, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Kathrin Hoffmann, Peter Pawlik, Karl Reitmeier, Hildegard Schuster, Lexa Wessel. Anschrift für alle: Hochstraße 8, 81669 München. Redaktion: eMail zeitung@sudeten.de; Verlag: Telefon (0 89) 48 00 03 80, eMail svg@sudeten.de. Jahres-Abonnement 2023 Inland als Postvertriebsstück im Lastschriftverfahren 125,00 EUR einschließlich 7 Prozent Mehrwertsteuer. Ausland 154,00 EUR, Luftpost auf Anfrage. Reichenberger Zeitung (24 Ausgaben jährlich) 62,50 EUR, Neudeker Heimatbrief oder einer der Regionalblöcke (Block 1 – Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote; Block 2 – Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung/Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung; Block 3 – Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimat, Zuckmantler Heimatbrief; Block 4 – Riesengebirgsheimat) (12 Ausgaben jährlich) 31,25 EUR. Je Rechnung 2,00 EUR Aufschlag. Bankverbindung: Postbank München – IBAN: DE13 7001 0080 0005 7278 08, BIC: PBNKDEFF; Abbestellungen mit einer Frist von vier Wochen zum Vierteljahresschluß schriftlich an den Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1. Januar 2021; Anzeigengestaltung erst nach Auftrag. © 2023 Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft. Diese Zeitung ist mit allen Texten und Bildern urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung und Verwertung – insbesondere auch Weitergabe in Form von Kopien oder Einstellen ins Internet – sind ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrecht nichts anderes ergibt. Mit vollem Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft wieder. Gerichtsstand und Erfüllungsort München. Kein Entschädigungsanspruch bei Nichterscheinen oder Nichtlieferung infolge Streik oder höherer Gewalt. Keine Gewähr für nicht angeforderte Manuskripte, Bilder, Dokumente, Datenträger und Daten. Alle datenschutzrechtlichen Vorschriften werden beachtet; Einzelheiten unter www.sudeten.de Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH, HRB München 3796. Geschäftsführer und verantwortlich für Anzeigen: Torsten Fricke. Alleiniger Anteilseigner: Sudetendeutsche Landsmannschaft, Hochstraße 8, 81669 München. Druck und Versand: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg.

Dieses Projekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert.


Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Uschi Nerke-Petersen, legendäre Moderatorin der TV-Show Beat-Club, wird am Sonntag 80 Jahre alt. Für die jüngeren Leser: Wer sich ab Mitte der 1960er Jahre für Beat-, Pop- und Rockmusik interessierte, ist an der Kult-Sendung von Radio Bremen nicht vorbeigekommen. In seiner besten Zeit wurde der Beat-Club in mehr als 50 Ländern ausgestrahlt. Und besonders die jungen Männer fanden Gefallen an der kessen Moderatorin. Weniger bekannt ist, daß Uschi Nerke am 14. Januar 1944 im nordböhmischen Komotau geboren wurde. Ein Sudetendeutsches Gespräch über Krieg, Vertreibung und Karriere.

SUDETENDEUTSCHE GESPRÄCHE � Interview mit der gebürtigen Komotauerin Uschi Nerke-Petersen, Moderatorin der legendären TV-Show Beat-Club

Jimi Hendrix und Co.– „Uschi hatte sie alle“

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rau Nerke-Petersen, Sie waren noch ein Kleinkind, als nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch Ihre Familie aus der Heimat vertrieben wurde. Welche Erinnerungen habe Sie noch? Uschi Nerke-Petersen: Meine Mama hat mir später erzählt, wie es war. Mein Papa war damals noch in Kriegsgefangenschaft, als es plötzlich hieß, daß sich alle Mütter mit ihren Kindern auf dem Dorfplatz zu versammeln � Zur Person: Uschi Nerke-Peteresen hätten. Sie hatte aber erfahren, daß woanders die Mütter und �  14. Januar 1944 in Komotau geboren. Ein Sohn aus ihrer Kinder erschossen wurden. Und 1978 geschlossenen ersten Ehe. da hat Mama gesagt: „Nicht mit �  1946 Vertreibung – neue Heimat in Hamburg, wo Vermir!“ Dann hat sie den Kinderwandte lebten. Dann Umzug nach Bremen. wagen genommen, mich drei�  1963 bis 1968 Architekturstudium in Bremen, danach bis bis fünffach dick angezogen und 1988 eigenes Architekturbüro. in den Kinderwagen reingesetzt, �  25. September 1965 bis 9. September 1972 Moderation der sich selbst dick eingepackt und Kult-Sendung „Beat-Club“, danach Moderation der ARDist zu Fuß Richtung Hamburg Sendung „Musikladen“ mit Manfred Sexauer bis September marschiert. 1978. Warum war Hamburg das Ziel? �  1988 Heirat mit dem Unternehmer Günter Petersen, MitarNerke-Petersen: In Hamburgbeit in dessen Textil-Firma. Altona lebten meine Großeltern. �  Bis 2013 Moderation der Radiosendung „Beat-Club“ auf Uns stand nur ein kleiner KellerRadio Bremen Eins. raum mit einem winzigen Fenster �  Bis heute Auftritte bei und Moderation von Oldie-Veranund einem Eisenherd zur Verfüstaltungen. gung. Hier hat mir meine Mutter, wenn das Feuer brannte, aus Feudeln meinen ersten Mantel genäht. Hier besuchte ich auch hatten wir in der Kornstraße die- kann sie aber reden! Ruf sie mal den katholischen Kindergarten se schöne Wohnung. Etwas wei- an.“ Mike und ich haben uns sound lernte so den katholischen ter die Straße hinunter haben fort verstanden. Wir waren all die Ritus kennen. Bald darauf erhiel- sich in einem Kellerraum jun- Jahre ein tolles Team. Dann haten wir unsere erste kleine Woh- ge Leute getroffen. Eines Tages be ich eben da die Moderation nung im Stadtteil Othmarschen: kam ein junger Mann mit Gitar- gemacht – nebenbei, einmal im ein kleines Zimmer im Erdge- re, der auch sang – und ich ha- Monat, neben dem Studium. Nicht nur die Musik der schoß, in dem zwei Betten und be mitgesungen. Irgendwann lief ein Tisch standen. Ich mußte die das dann so gut mit uns beiden, Roaring Sixties spielte im BeatHolztreppe nach oben auf den daß wir in Seniorenheimen und Club eine Rolle, sondern auch die Dachboden in ein kleines Käm- bei weiteren Gelegenheiten auf- Mode. Unter anderem das aus merchen mit einem halbrunden getreten sind. Es war sehr schön. London von der britischen ModeFenster. Da waren dann die Kü- Und eines Tages stand in diesem schöpferin Mary Quant geschafche, also der Herd, der Eßtisch Club plötzlich ein Mann vor mir fene besondere Textil für Damen und mein Bett. Aber immerhin – und fragte mich: „Möchtest du – der Minirock. Nerke-Petersen: Ja, Mike kam wir konnten leben. In Hamburg eine Platte aufnehmen? Ich hawurde ich auch eingeschult. Die- be gehört, du kannst singen. Ich eines Tages an und sagte: „Hast se Schule besuchte ich die ersten habe hier tolle Songs geschrie- du nicht von London, von den zwei Jahre, dann wurde mein Va- ben.“ Der Mann war Hans Hee, Engländern gehört, wie sich da ter – er war Zollbeamter – nach der dann auch Heintje entdeckt die Mädchen kleiden?“ Da mußBremen versetzt. Nun hatten wir und die meisten seiner Lieder te ich zu einer Bekannten, die eine richtige Wohnung. Ich sah geschrieben hat. Im Jahr 1964 zwei Jahre in London war und habe ich unter dann bei uns in Bremen eine kleidas erste Mal in meinem Le- Rudi Carrell entdeckte die dem Künstler- ne Boutique aufgemacht hat. Die ben eine DuStudentin fürs Fernsehen namen „Kari- hat mir erzählt, wie das mit den na“ die Plat- Röcken läuft – mit der Kürze sche. Wie ging es nach der Schulzeit te aufgenommen. Ich bekam und so weiter. Da ich von meiner Auftritte in einigen Fernseh- Mama von klein auf das Nähen weiter? Nerke-Petersen: Ich habe zu- shows, unter anderem in der Bil- gelernt hatte, habe ich mich hinnächst an der Kunsthochschule ly-Mo-Show „Café Mo“. Ende gesetzt und mir meine Klamotten in Bremen Architektur studiert. 1964 kam Rudi Carrell nach Bre- selbst genäht. Kaufen konnte ich Wir haben da hervorragende men und suchte Leute für sei- sie nicht – ich bekam 300 Mark Entwürfe erarbeitet, aber nie- ne Show. Rudi Carrell arbeite- pro Folge für alles. Da mußte ich mand wußte, ob das entworfene te damals schon mit Michael schon selber aktiv werden. Der Beat-Club lief einmal im Objekt dann auch stehen bleibt. „Mike“ Leckebusch zusammen. Denn Statik wurde nicht gelehrt. Carrell wußte auch, daß Lecke- Monat. Die übrige Zeit gingen Sie In den letzten zwei Semestern busch den Beat-Club vorberei- dann Ihrem Studium nach? Nerke-Petersen: Ja, in der Zeit hatten wir einen Dozenten der tet. Hans Hee brachte die Single Technischen Hochschule, den zu Rudi Carrell. Danach hieß es: habe ich studiert. Von 1963 bis ich nach Inhalten der Statik be- „Bei mir kann sie nicht singen.“ 1965 Architektur an der Kunstfragte. Leider konnte ich bei die- Aber er ging zu Mike und sagte hochschule und von 1965 bis sem Professor – wie ich es mir zu ihm: „Hey, ich glaube, bei dir 1968 Diplom-Ingenieur. Danach vorstellte – nicht zwei Semester speziell zu diesen Aspekten studieren. Es war nur ein komplettes Studium möglich. Ich fragte zu Hause meine Eltern hinsichtlich des neuen Studiumstarts. Mein Vater sagte: „Wenn du das möchtest, dann mach es. Wir sind immer für dich da.“ Aber ich habe schon immer nebenbei gearbeitet und mir mein Geld verdient. So habe ich eben nochmals mit einem Studium angefangen und habe meinen Diplom-Ingenieur gemacht. Zu Ihren Nebenjobs gehörten auch Auftritte als Sängerin. Wie Uschi Nerke als Kind mit ihrer Mut- Ihre Kleider, die stilprägend waren, ist es dazu gekommen? hat Uschi Nerke selbst entworfen. Nerke-Petersen: In Bremen ter Else Nerke.

Uschi Nerke bei der Moderation des Beat-Clubs in den 1960er Jahren. hatte ich mein eigenes Architek- Graham Bonney. Die treffe ich ab turbüro, war selbständig und ha- und zu. Und es ist immer richtig be mit anderen Bauunternehmen schön. zusammengearbeitet. Der Marke Beat-Club waren Nach dem Beat-Club startete Sie noch viele Jahre im Rundfunk am 13. Dezember 1972 als Nach- – bei Radio Bremen Eins bis zum folgesendung der Musikladen, Januar 2013 – sowie bei Oldieden Sie bis zum 21. September Veranstaltungen als Moderatorin 1978 zusammen mit Manfred Sex- verbunden. auer moderiert haben. Nerke-Petersen: Ich habe unNerke-Petersen: Eigentlich zählige Veranstaltungen mit wollte ich nach sieben Jahren wirklich tollen Künstlern modeBeat-Club aufhören. Aber Mike riert, und einmal gab es die Überhatte mich – ohne mich zu fra- schrift „Uschi hatte sie alle!“ Das gen – für den Musikladen be- war ganz schön schockierend. reits eingeplant. Dann habe ich Ich habe das dann ergänzt und zugesagt und weitergemacht. gesagt: „Ich hatte sie alle live auf Wer war in diesen 13 Jahren der Bühne!“ Ich habe wahnsinBeat-Club und Musikladen der nig viele Leute kennengelernt, beeindruckendste Star, dem Sie und ich muß sagen: Ich habe das begegnet sind? nie bereut. Ich habe es genosNerke-Petersen: Wir waren sen, ich genieße es immer noch, zweimal in London und einmal weil so viele Erinnerungen damit dort auch im Marquee-Club in verbunden sind. Und im Grunde Soho. Da hatten wir Jimi Hen- sind alle – sofern sie noch leben drix zu Gast. Und der Mann hat – feine Leute. mich wahnsinnig überzeugt. Das Sie waren im Hauptberuf eiwar so ein gut erzogener, sanf- gentlich als Architektin tätig … ter Mensch – höflich und zuvorNerke-Petersen: Als ich im kommend, also richtig toll. Bis Jahr 1988 meinen Mann heirateer auf die Bühne ging … da hat te, habe ich die Architektur-Täer losgelegt. Als wir unsere Pro- tigkeit beendet. Damit war ich ben beendet hatten und dann die vor allem in der Hamburger und Aufzeichnung beginnen sollte, Bremer Gegend tätig. Ich bin kam ich wieder in dann in seiDie schwierge Reise mit die Räume herne Firma ein, sah aber Ji- der Mutter nach Komotau eingestiemi nirgends. Ich gen, und wir fragte: „Wo ist Jimi hin? Sucht haben zu zweit das Unternehmen ihn, wir brauchen ihn doch!“ Die geführt. Ich kam mit meinem anderen sagten: „Uschi, reg dich Mann geschäftlich unter andenicht auf!“ Ich: „Moment mal – rem nach Hongkong und Bangseine Gitarre ist weg, er ist weg!“ kok. Das war eine Super-Zeit. Da sagten die Jungs: „Der ist Wie schaut es heute mit Ihren nur auf die Toilette gegangen – Aktivitäten aus? und er nimmt seine Gitarre überNerke-Petersen: Seit etwa all mit hin, auch dahin! Also, acht Jahren bin ich mit Musibitte reg dich ab!“ Leider ist er kern zusammen, früher waren sie viel zu früh gestorben. Mit eini- ein Duett – die „Flower Power gen bin ich immer noch befreun- Men“, eine Hommage an den det. Sehr gute Freunde sind im- Beat-Club. Durch Corona haben mer noch Albert Hammond und sie sich getrennt, so daß ich jetzt Pete York, der Drummer von der mit „Mister Flower Power“ unterSpencer Davies Group, sowie wegs bin. Dabei erzähle ich, was so alles neben dem Beat-Club passierte – dazwischen und hinter den Kulissen. Rainer Schindler singt nur mit Gitarre. Er hat vier Oktaven Stimmumfang – der kann alles singen und singt das hervorragend. Die Leute sind immer begeistert, weil sie sich damit identifizieren können. Einmal hatte ich eine ältere Dame bei einer Veranstaltung, die plötzlich von ihrem Rollstuhl aufgestanden ist und zu rocken anfing. Die Leute kommen auf mich zu, geben mir einen Kuß und sagen: „Danke für die schöne Zeit!“ Und ich werde immer noch erkannt – Uschi Nerke-Petersen beim 40-jähri- draußen auf der Straße. Das wungen Jubiliäum im Jahr 2005. dert mich manches Mal.

3 Ist das Thema „Flucht und Vertreibung“ in all den Jahren wieder bei Ihnen ins Bewußtsein gerückt? Nerke-Petersen: Wenn ich mit Mama gesprochen habe, hat sie das eine oder andere von früher erwähnt. Aber sonst haben wir uns darüber nicht groß unterhalten. Schließlich hatte ich Mitte der 1990er Jahre die Idee von einer Fahrt nach Komotau, die dann genau das Richtige für uns beide wurde. Ich fragte meine Mama: „Würdest du mir mal zeigen, wo ich geboren wurde?“ Ich versuchte es ihr mit ein paar Argumenten schmackhaft zu machen. Schließlich sagte sie: „Aber ja doch, toll!“ Das Verrückte war nur, daß sie das ganze Leben immer nur vom Hotel Pupp in Karlsbad sprach. Das war ihr großer Traum, einmal dort zu sein. Ich hatte natürlich ein Zimmer reserviert. Über Marienbad sind wir nach Komotau gefahren. Dort hat sie mir das Haus gezeigt, in dem ich geboren bin. Ich sagte: „Mama, ich gehe jetzt da mal hin und frage, ob wir hinein dürfen.“ Denn sie hatte alle Möbel drinnen gelassen, darunter auch noch eine wahnsinnig teure, alte Truhe von meinem Großvater, der in Tsingtao war und von dem diese Sachen stammten. Meine Mutter sagte: „Die lassen uns bestimmt nicht rein, und die Möbel stehen da bestimmt nicht mehr.“ Ich sagte: „Mama, wir können doch mal fragen.“ Ich habe geklingelt. Nebenbei bemerkt: Mit jedem Kilometer, den wir in Tschechien waren, sprach meine Mutter immer mehr Tschechisch, immer besser. Das kam ihr alles wieder in den Kopf. Wir standen also beide vor der Tür, die Tür ging auf und es stand ein Riesenkerl vor uns. Ich habe ihn gefragt, Mama hat übersetzt. Und dann hat er gesagt: „Nein, auf keinen Fall!“ Bum, Tür zu. Danach hat sie mir noch einige kleine Sachen erzählt. Als wir danach die Straße entlang spazieren gegangen sind, links den Berg hinunter, da erzählte meine Mutter: „Hier ist mir einmal plötzlich der Kinderwagen abhanden gekommen, ich habe ihn losgelassen, und du bist damit hinuntergefahren.“ Diese kleinen Begebenheiten zu hören, das ist schön gewesen. Als wir dann von Komotau langsam wieder Richtung Heimat fuhren, mußte ich plötzlich auf einer Straße anhalten – und da sagte Mama zu mir: „Was ist denn los?“ Ich sagte: „Weißt du was, hier war ich schon mal. Hier sind wir den Wald hochgegangen. Und dann haben wir Tannenzapfen gesammelt, damit wir was zum Heizen hatten.“ Da sagte Mutter: „Du hast Recht!“ Ich war damals zwar nur der kleine Knirps – aber das wußte ich plötzlich doch wieder. Zum Übernachten sind wir dann ins Pupp gefahren. Meine Mama konnte sich gar nicht wieder einkriegen – es war einfach irre und sehr schön. Sie hat das genossen, es war ein Erlebnis für sie – und für mich natürlich auch. Meine Mutter war eine taffe, starke Frau. Sie hat alles mit Stärke durchgemacht. Hatte das weniger positive Erlebnis mit dem neuen Hausbesitzer in Komotau Auswirkungen auf Ihre Beurteilung der deutschtschechischen Beziehungen? Nerke-Petersen: Meine Mutter hat ihre grundsätzliche Einstellung behalten. Für das Gesamte ist ja nicht ein einziger Mensch verantwortlich. Der Mann hat uns nichts ausgemacht, es hat uns nur schockiert, weil er unhöflich war. Für mich kann ich sagen: Ich weiß jetzt, wo ich geboren wurde, es ist alles in Ordnung. Daß ich noch einmal dorthin kommen sollte, glaube ich nicht. Ich bin dankbar, daß ich das alles sehen durfte. Und ich denke oft noch an die Fahrt mit Mama – sie lebt auch schon lange nicht mehr. Das war genau das Richtige zum richtigen Zeitpunkt. Markus Bauer


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Seminarwochenende auf dem Heiligenhof für Kinder und Enkel von Heimatvertriebenen

„Wurzeln in Böhmen“ – auf der Suche nach Erinnerung

So ein Theater!

„Wurzeln in Böhmen – Die Kinder- und Enkelgeneration der Heimatvertriebenen auf der Suche nach Erinnerung“, lautet der Titel eines Seminarwochenendes, das die Sudetendeutschen Landsmannschaft Bundesverband in der Bildungs- und Begegnungsstätte Der Heiligenhof vom 16. bis 18. Februar in Bad Kissingen veranstaltet.

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ie Suche nach den eigenen Wurzeln: Für manche bedeutet sie, bereits verstorbene Vorfahren in Archiven aufzuspüren. Für andere wiederum heißt das, in die Heimat der Ahnen zu fahren und die Gegend, die Orte, vor allem aber die Menschen dort kennenzulernen. Das Seminar bietet deshalb eine Mischung aus Information und gemeinsamem Austausch. Im Mittelpunkt stehen der persönliche Kontakt und das Gespräch über die eigenen Erfahrungen mit Eltern, Kindern, Enkeln und Freunden.

Programm Freitag, 16. Februar: 18.00 Uhr: Abendessen 19.00 Uhr: Begrüßung, Vorstellungsrunde, Einführung in das Seminarthema mit den Seminarleitern, Stiftungsdirektor Steffen Hörtler und Hildegard Schuster vom SL-Bundesverband. 20.00 Uhr: „Wurzeln in Böhmen – Auf der Suche nach Erinnerungen“ mit Werner Honal, Bis Montag, 5. Februar 2024, Egerland-Museum: „Die Marktredwitzer Krippensammlung – Eine Erinnerung an Karl Schenkl“. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr. Egerland-Museum, Fikentscherstraße 24, Marktredwitz. Bis Dienstag 13. Februar, Sudetendeutsches Museum: Sonderausstellung „So ein Theater! – Marionetten aus Böhmen und Mähren“. Sudetendeutsches Haus, Alfred-Kubin-Galerie, Hochstraße 8, München. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt frei. Begleitprogramm siehe rechts. Bis Sonntag, 7. April, Sonderausstellung „Ein bißchen Magier bin ich schon... Otfried Preußlers Erzählwelten“. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntag von 13.00 bis 17.00 Uhr. Isergebirgs-Museum Neugablonz, Bürgerplatz 1, Kaufbeuren. Samstag, 13. Januar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Johannes von Nepomuk – Tatsachen und Legenden“. Vortrag von Christoph Lippert. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Sonntag, 14. Januar, 14.00 Uhr, Sudetendeutsche Landsmannschaft – Bundesverband: Verleihung der Kulturellen Förderpreise. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 18. Januar, 18.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Lesung „Deutsch-jüdische Literatur in Czernowitz“. KAP 1, KonradAdenauer-Platz 1, Düsseldorf. Donnerstag, 18. Januar, 19.00 Uhr, Tschechisches Zentrum: Vernissage „Karel Klostermann“. Die Ausstellung über einen der bedeutendsten Vertreter der deutsch-tschechischen Landprosa wird vom 19. Januar bis 22. Februar gezeigt. Öffnungszeiten montags bis mittwochs von 13.00 bis 17.00 Uhr, donnerstags von 13.00 bis 19.00 Uhr und freitags von 12.00 bis 15.00 Uhr. Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7, München.

Begleitprogramm zur Sonderausstellung

Das Seminarwochenende „Wurzeln in Böhmen“ richtet sich an Kinder und Enkel von Heimatvertriebenen und findet von Freitag, 16. bis Sonntag, 18. Februar auf dem Heiligenhof bei Bad Kissingen statt. Foto: Der Heiligenhof. Schulberater und Philologe. Samstag, 17. Februar 8.00 Uhr: Frühstück 9.00 Uhr: „Aufgaben und Angebote für die Kinder- und Enkelgeneration der Heimatverbliebenen“ mit Martin Dzingel, Präsident der Landesversammlung der Deutschen Vereine in Tschechien. 10.15 Uhr: „Zukunft der Erinnerung – Entschieden für Verständigung“ mit Veronika Kupková, Pädagogin und Projektkoordinatorin. 11.30 Uhr: „Die Erben der Vertreibung und ihr Umgang mit der

Geschichte“ mit Lorenz Loserth. 12.30 Uhr: Mittagessen 14.00 Uhr: „Die Prager Zeitung – eine deutschsprachige Zeitung in Tschechien als Nachbarschaftshelfer“ mit Klaus Hanisch, Journalist und Buchautor. 15.30 Uhr: Nachmittagskaffee 16.30 Uhr: „Auf der Spur der Sudetendeutschen – Vom schwierigen Umgang mit der Geschichte“ mit David Vondráček, Regisseur und Fernsehjournalist. 18.00 Uhr: Abendessen 19.00 Uhr: Abendprogramm mit Mundartvorträgen von Martin Dzingel und Lorenz Losert so-

VERANSTALTUNGSKALENDER Sonntag, 21. Januar, 15.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Neujahrskonzert des „Ersten Frauenorchesters Düsseldorf“. Vorverkauf: Düsseldorfer Volksbühne per eMail an info@kulturamrhein.de oder telefonisch unter (02 11) 55 25 68, Düsseldorfer Volksbühne, Wettinerstraße 13, Düsseldorf. Mittwoch, 24. Januar, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Lesung „… nachdem die Welt meiner eigenen Sprache für mich untergegangen ist …“ über den Schrifsteller und Pazifisten Stefan Zweig (1882–1942) im Exil mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Donnerstag, 25. Januar, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Vortrag „Die Beziehungen zwischen Juden und Deutschen in der Bukowina und Bessarabien zwischen 1900 und 1945. Referentin ist Dr. Mariana Hausleitner. KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf. Samstag, 27. Januar, 18.00 Uhr, Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ): 20. Ball der Heimat. Vorverkauf: SL Österreich per eMail an sloe@ chello.at oder per Telefon unter 00 43 677 63 48 52 91. Hotel Arcotel Wimberger, Neubaugürtel 34–36, Wien. Donnerstag, 1. Februar, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Ostseemetropole im Umbruch. Danzig im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert“. Vortrag von Prof. Dr. Winfrid Halder. Westpreußisches Landesmuseum, Klosterstraße 21, Warendorf. Samstag, 3. Februar, 14.00 Uhr, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: „Faschingsreise durch das Sudetenland“. 14.00 Uhr: Kinderprogramm in Kooperation mit der Museumspädagogik des Sudetendeutschen Museums. 18.00 Uhr: Tanzmusik mit dem Enno-Strauß-Duo. Anmel-

dung per eMail an Veranstaltung. anmeldung@sudeten.de oder per Telefon unter (0 89) 48 00 03 65. Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München. Samstag, 3. Februar, 14.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: Monatsnachmittag mit Stadtrat Jürgen Sauer zur Sanierung des Littmannbaus. Haus der Begegnung, Giebelstraße 14, Stuttgart. Dienstag, 6. Februar, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Blutige Farce. Der Hitler-Putsch und seine Folgen 1923/24“. Buchvorstellung und Vortrag mit Dr. Wolfgang Niess. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Donnerstag, 15. Februar, 18.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Im Gespräch mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Shum. KAP 1, Konrad-Adenauer-Platz 1, Düsseldorf. Samstag, 17. Februar, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Über unsere Schwellen hinaus. Erste Schritte“. Deutsch-tschechischer Dokumentarfilm. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Mittwoch, 24. Februar, 14.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: „Die geheimen Seiten des Lebens“. Karin Gündisch liest aus ihrem neuen Roman. Gerhart-HauptmannHaus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Sonntag, 3. März, 10.30 Uhr, SL-Ortsgruppe StuttgartWeilimdorf: 4.-März-Gedenkfeier mit Prof. Dr. Andrea Wechsler, Spitzenkandidatin der CDU Baden-Württemberg zur Europawahl. Haus der Heimat, Großer Saal, Schloßstraße 92, Stuttgart. Sonntag, 3. März, 14.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Eröffnung der Ausstellung „Wir Sudetendeutschen“. Rathaus, Foyer, Marktplatz 4, Königsbrunn. Montag, 4. März, 15.00

wie den Målaboum aus Plachtin bei Netschetin/Nečtiny-Manětín mit Richard Šulko (Gesang) und Vojtěch Šulko (Zither). Sonntag, 18. Februar 8.00 Uhr: Frühstück 9.00 Uhr: „Unter dem Steinernen Meer“ – Autorenlesung mit Dr. Peter Becher. 11.15 Uhr: „Sudeten.net, die digitale Plattform für den Austausch von sudetendeutschen und tschechischen Landsleuten über Generationen und Grenzen hinweg“ mit Steffen Hörtler und Hildegard Schuster. 12.30 Uhr: Mittagessen. Anmeldung und Kosten Anmeldung per eMail an info@heiligenhof.de oder per Telefon unter (09 71) 7 14 70 Die Teilnehmergebühr einschließlich Verpflegung beträgt 90,00 Euro pro Person. Der Betrag ist unabhängig von den in Anspruch genommenen Leistungen zu entrichten und kann nicht anteilig rückerstattet werden. Hinzu kommen für den gesamten Seminarzeitraum die Kurtaxe von 3,90 Euro und gegebenenfalls ein Einzelzimmerzuschlag von 20 Euro pro Person. Dieses Seminar wird durch die Sudetendeutsche Stiftung gefördert. Uhr, SL-Kreisgruppe Augsburg: Märzgedenken mit einem Referat von Steffen Hörtler, Landesobmann der SL Bayern, über den März 1919. Rathaus, Sitzungssaal, Marktplatz 4, Königsbrunn. Mittwoch, 6. bis Donnerstag, 7. März, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Seminar „Kafka, Käfer und Kakanien. Eine Annäherung an Franz Kafka (1883–1924) zum 100. Todestag“. Anmeldung unter Telefon (0 22 44) 88 60 oder per eMail an info@hausschlesien.de Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 421, Königswinter. Samstag, 9. März, 15.00 Uhr, SL-Kreisgruppe Erlangen und Ackermann-Gemeinde: „Unter dem steinernen Meer“. Lesung von Dr. Peter Becher. Café Rathsstift, Rathsberger Straße 63, Erlangen. Samstag, 16. März, 10.00 bis 16.00 Uhr, SL-Landesgruppe Baden-Württemberg: 15. Ostdeutscher Ostermarkt. Haus der Heimat, Schloßstraße 92, Stuttgart. Montag, 18. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: Deutsch-Tschechischer Marionettenabend „Spejbl und Hurvínek treffen auf Mozart und Musik“. Anmeldung per eMail an sekretariat@gh-h.de oder unter Telefon (02 11) 1 69 91 11. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Mittwoch, 20. März, 19.00 Uhr, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus: „Diese Minderheit, die durch Morden, Plündern und Sengen den deutschen Namen besudelt, wird das Unglück des ganzen deutschen Volkes werden … – Hellmuth Stieff (1901–1944) und das NS-Regime“. Vortrag und Lesung mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder. Gerhart-Hauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf. Donnerstag, 21. März, 19.00 Uhr, Stiftung GerhartHauptmann-Haus: Dokumentarfilm „Drei Frauen“. GerhartHauptmann-Haus, Bismarckstraße 90, Düsseldorf.

Dienstag, 16. Januar, se. Die Anmeldung bis 18. JaDonnerstag, 8. Februar, und nuar unter eMail anmeldung@ Dienstag, 13. Februar, jeweils sudetendeutsches-museum.de 16.30 bis 17.30 Uhr: Kurato- Die Teilnahme ist kostenlos. Samstag, 27. Janurenführung durch die Sonderausstellung „So ein Theater! – ar, 14.00 bis 15.30 Uhr: „MoMarionetten aus Böhmen und ve! Tanz und Bewegung der Mähren aus der Sammlung Marionetten“. SudetendeutNaefe“. Eintritt frei. Sudeten- sches Museum, Hochstraße 10, München. deutsches MuProgramm für seum, HochFamilien mit straße 10, Kindern ab München. Sam6 Jahren im stag, 20. JaRahmen der nuar, 10.30 Sonderausbis 12.00 Uhr: stellung „So „Applaus, Apein Theater! – plaus!“ SudeMarionetten tendeutsches aus Böhmen Museum, und Mähren Hochstraße aus der Samm10, München. lung Naefe“. Programm für Die MarioFamilien mit netten in der Kindern ab Sonderausstel5 Jahren im lung sind starr. Rahmen der Wunderschöne Marionetten Doch das wohl werden in der Sonderausstel- faszinierendste Sonderausstellung „So lung „So ein Theater!“ gezeigt. an MarionetFoto: Torsten Fricke. ten ist der Moein Theater! – Marionetten ment, in dem aus Böhmen und Mähren aus sie durch geschickte Handbeder Sammlung Naefe“. wegungen zum Leben erweckt Museumspädagogin Ri- werden. Mit dem eigenen Körcarda Wolf lädt zu einer in- per erkunden die Besucher, teraktiven Führung mit an- wie die Puppen sich bewegen schließendem Workshop ein. und wie komplexe Abläufe Die Besucher erkunden die umgesetzt werden. Die VeranWelt der Marionetten, stau- staltung findet mit Tanz- und nen über detailreiche Büh- Kunstvermittlerin Domenica nen und ausdrucksstarke Fi- Ewald statt. guren, üben sich im PuppenAnmeldung bis 22. Januspiel und sammeln Ideen für ar unter eMail anmeldung die eigenen Kreationen. Treff- @sudetendeutsches-museum. punkt ist an der Museumskas- de

Buchpräsentation „Heimat im Gepäck“

Vertriebene und ihre Trachten Donnerstag, 18. Januar 2024, 19.00 Uhr: Buchpräsentation „Heimat im Gepäck: Vertriebene und ihre Trachten“ mit Herausgeberin Katrin Weber, Fotograf Walther Appelt und Verleger Michael Volk. Veranstaltungsort: Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München. Unter Zwang die Heimat verlassen müssen – das ist ein einschneidendes, oftmals traumatisierendes Erlebnis. So erging es den Millionen vertriebenen Deutschen aus dem östlichen Europa ebenso wie den Spätaussiedlern in den 1990er Jahren. Ein Mittel, um mit diesem Verlust fertigzuwerden, war oft der Griff zu Kulturgut aus der ehemaligen Heimat: Musik, Dialekt, Kochkunst, Tracht. Doch gerade bei der Tracht stellen sich viele Fragen: Wie alt sind die „alten Traditionen“ denn eigentlich? Gab es sie in der alten Heimat überhaupt oder sind sie eher ein Produkt nachkriegszeitlichen Wunschdenkens? Katrin Weber befragte über 50 betroffene Menschen nach ihrer Lebensgeschichte und ihrer Tracht. Dabei kamen zum Teil erstaunliche Geschichten ans Licht. Ein Team renommierter Fachleute nimmt verschiedene Aspekte aus dem

Banat, aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Siebenbürgen und dem Sudetenland aus Sicht von Kultur-, Politik- und Geschichtswissenschaft, Modekunde und Psychologie unter die Lupe. Das daraus entstandene, reich mit brillanten Aufnahmen moderner Trachtenträger bebildete Werk des Fotografen Walther Appelt beschäftigt sich kritisch mit Fragen nach Identität und Heimatverlust, nach Erhalt und Weitergabe, Integration und Ausgrenzung durch Kleidung und entmythisiert das ein oder andere Trachtenklischee. Katrin Weber ist Leiterin der Trachtenforschungs- und -beratungsstelle des Bezirks Mittelfranken. Die Kunsthistorikerin hat Mediävistik und Kunstgeschichte an der Universität Regensburg und Mediävistische Germanistik, Kunstgeschichte und Byzantinistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Nach ihrem Abschluß als Magister Artium im Jahr 2006 war sie unter anderem in der Abteilung Mode und Kostüm des Victoria & Albert Museums in London sowie als freiberufliche Kuratorin für Textilien und Mode tätig.


AKTUELL · KOLUMNE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Neue Mautregeln für die Autobahnen in der Tschechischen Republik

Rot sind die mautpflichtigen Autobahnabschnitte, blau die mautfreien Strekken. Von Aussig ist die D8 nur Richtung Sachsen mautpflichtig. Ebenso die D2 kurz vor der Grenze Richtung Slowakei. Grafik: Státní fond dopravní infrastruktury

Tagesvignette kommt Neue Mautregeln in Tschechien: Seit 1. Januar gilt, daß Vignetten nur noch höchstens 30 Tage – und nicht wie bisher 90 Tage – im Voraus gekauft werden können.

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um 1. März wird eine Tagesvignette für 200 Kronen (8,10 Euro) eingeführt. Zudem verringern sich die Preise für eine 10-Tagesvignette von 310 auf

270 Kronen (von 12,50 auf 11 Euro) sowie für eine 30-Tagesvignette von 440 auf 430 Kronen (von 17,80 auf 17,40 Euro). Teurer wird ab 1. März die Jahresvignette mit 2300 statt bisher 1500 Kronen. (93 statt 61 Euro). Mehr Informationen mit Verkaufsstellen und mautpflichtigen Strecken auf der Webseite www. edalnice.cz Hier kann die elektronische Vignette auch online erworben werden.

Nachruf auf Pater Angelus Graf Waldstein-Wartenberg

Ein erfülltes Leben als Brückenbauer

Auf dem Hradschin in Prag, 23. Februar 2019, zwischen Veitsdom und Erzbischöflichem Palais: Bei strahlender, milder Wintersonne begleite ich Pater Angelus Graf Waldstein-Wartenberg zum Trauerempfang, zu dem Kardinal Duka eingeladen hatte. Gerade war das eindrucksvolle Requiem für Angelus‘ Bruder Ernst, den Majoratsherrn des Hauses Waldstein-Wartenberg, beendet. Versonnen sagte mir Angelus: „Jetzt habe ich alle meine Geschwister als Priester zur letzten Ruhe geleitet, ihnen allen habe ich die Totenmesse gelesen.“ Am 4. Jänner 2024 war es in der Ettaler Klosterkirche seine Seelenmesse, die ihm sein Abt und ehemaliger Schüler Barnabas Bögle las, nachdem Pater Angelus eine Woche zuvor im Krankenhaus in Tutzing am Starnberger See verstorben war.

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ater Angelus war ein Sproß eines der ältesten und bedeutendsten Adelsgeschlechter Böhmens. Seinem berühmten Uronkel Albrecht von Waldstein/ Wallenstein, dem kaiserlichen Generalissimus, verdankt die Familie die erbliche Reichsgrafenwürde. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, daß Angelus – damals noch Karl Albrecht von Waldstein-Wartenberg – kurz nach der Flucht aus der alten Heimat mit 15 Jahren wehmütig äußerte: „Und wir, die wir doch Jahrhunderte nur in Nordböhmen gewohnt haben, sind halt so verwachsen mit diesem Boden, daß wir es spüren, wie einer das amputierte Bein noch spürt.“ (1946 an seine Schwester Theresia).

Heimat in Nordböhmen Karl Albrecht Ulrich Johann von Nepomuk Anton Hilarius Bonaventura Felicitas Hubertus Maria Lapidata Graf von Waldstein-Wartenberg wurde am 13. Januar 1931 als sechstes von acht Kindern des Grafen Dr. Karl Waldstein-Wartenberg und der Marie geborene Gräfin Kinsky in Hirschberg (Doksy) in Nordböhmen geboren. Taufpate war Fürst Ulrich Kinsky, der älteste Bruder der Mutter. Karl Albrechts Kindheit wurde von einer traditionellen und katholischen Erziehung zusammen mit fünf Schwestern und einem Bruder – der jüngere Bruder Franz war als Säugling gestorben – auf den Familienschlössern in Hirschberg, Kozel bei Stiahlau (Šťahlavy) und in Prag geprägt. Von 1942 bis 1945 besuchte Karl Albrecht die Deutsche Oberschule für Jungen in Böhmisch Leipa. Im April 1945 floh die Familie vor der sowjetrussischen Armee von Hirschberg auf das Waldschloß Kozel in der Nähe von Pilsen. Über eine Zwischenetappe in Bischofteinitz führte die weitere Flucht aus der Heimat mit Hilfe US-amerikanischer Soldaten im September 1945 nach Ering bei Simbach in Niederbayern. Auf Vermittlung seines Onkels Ferdinand Graf Kinsky kam Karl Albrecht im November 1945 auf das Gymnasium der Benediktiner in Ettal. Nach dem Abitur 1950 und einem Jahr Studium in Wien trat Karl Albrecht in Ettal in den Benediktinerorden ein und erhielt den Ordensnamen Angelus Maria. Es folgte das Studium der Theologie in Würzburg und ab 1952 in Rom. Am 8. September 1956 empfing Pater Angelus in der Ettaler Klosterkirche aus den Händen des Benediktinerbischofs Simon Konrad Landersdorfer (Passau) das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend studierte Pater Angelus in München Germanistik und Altphilologie für das Lehramt an Gymnasien. Mehr als dreieinhalb Jahrzehnte unterrichtete Pater Angelus in den Fächern Deutsch, Latein und Altgriechisch

Trauermesse für Pater Angelus Graf Waldstein-Wartenberg in der Ettaler Klosterkirche mit Weihbischof Florian Wörner von Augsburg (rechts), Altabt Gregor Zippel von Rohr (4. von links) und Heinrich Graf Waldstein-Wartenberg (Großneffe von Pater Angelus, 1. Reihe rechts). Fotos: Dr. Raimund Paleczek am Ettaler Gymnasium, von 1984 bis 1997 als dessen Direktor. Auch im Benediktinerorden übernahm Pater Angelus als Prior in Ettal von 1973 bis 1985 und nochmals im vorgerückten Alter als Hausoberer in der Ettaler Filialgründung im sächsischen Wechselburg von 2007 bis 2012 leitende Aufgaben. Über Jahrzehnte war er auch als Kantor des Ettaler Konvents hochgeschätzt. Seinen Ruhestand verbrachte Pater Angelus seit 2012 wieder im Kloster Ettal, das 78 Jahre seine zweite Heimat war. Geistlicher Mentor von Pater Angelus war der Augustinerpater Paulus Sladek aus Böhmisch Leipa. Den charismatischen Seelsorger und späteren Mitbegründer der Ackermann-Gemeinde lernte Karl Albrecht bereits mit sechs Jahren in Hirschberg kennen, als seine Mutter die Vorsitzende des Deutschen katholischen Frauenbundes in der Tschechoslowakei war. Es war nahezu selbstverständlich, daß Pater Angelus 1980 von Pater Paulus das Amt des Geistlichen Bundesbeirats der Ackermann-Gemeinde übernahm. Über seine Großcousine Johanna Freiin von Herzogenberg kam der Kontakt zum Adalbert Stifter Verein zustande. In ihm war Pater Angelus von 1974 bis 1985 Vorstandsmitglied. Seiner Cousine Johanna bekannte Pater Angelus 1963: „Drum kann ich immer wieder großes Prag- und Böhmen-Heimweh bekommen.“

Brückenbauer in die Heimat

Das „Böhmen-Heimweh“ war zusammen mit seiner religiösen und traditonsverbundenen Erziehung die maßgebliche Triebfeder des Engagements von Pater Angelus für sein Herkunftsland.

Pater Angelus Graf Waldstein-Wartenberg 2021 bei einem Treffen mit Dr. Raimund Paleczek und Anna Knechtel im Kloster Ettal. Seit 1964 reiste er immer wieder in die alte Heimat. Am 26. August 1965 konnte Pater Angelus die Primizmesse in seiner Heimatpfarrei Hirschberg nachholen – nicht ohne Gefahr, denn die tschechoslowakische Staatssicherheit war zugegen. Von 1965 bis 1988 organisierte Pater Angelus elf Schüler- und Abiturfahrten. Er nutzte die Fahrten zur Kontaktpflege mit bedeutenden Persönlichkeiten der katholischen verfolgten Kirche, wie mit dem Prager Administrator und späteren Kardinal František Tomášek. Der Unterricht im Fach Deutsch lieferte den geeigneten Rahmen für die Vermittlung auch zeitgenössischer Kultur aus Böhmen. Schon im Mai 1976 inszenierte Pater Angelus mit einer Schülertheatergruppe Václav Havels damals kaum bekanntes Schauspiel „Die Benachrichtigung“ (Vyrozumění). Hauptdarsteller war der Abiturient Thomas Bögle, der seit 2005 als Barnabas Bögle Ettaler Abt ist. Zu seinem alten Gymnasium in Böhmisch Leipa hatte Pater Angelus 1992 eine besondere Beziehung mit Ettal aufgebaut. Auf seine Initiative kam zwischen den Gym-

nasien in Ettal und Böhmisch Leipa eine Schulpartnerschaft mit zahlreichen Austauschbesuchen zustande. Sein Engagement für Bayern und Böhmen fand mit den Verleihungen des Bayerischen Verdienstordens und des Verdienstordens der Tschechischen Republik öffentliche Anerkennung. Auch publizistisch wirkte Pater Angelus als Brückenbauer zwischen Böhmen und Bayern: zwischen 1964 und 2007 erschienen in der Süddeutschen Zeitung 29 und in der Frankfurter Allgemeine Zeitung zwölf Beiträge über die Entwicklung des Glaubenslebens in seiner alten, böhmischen Heimat. 1974 schrieb er über sie: „Ich bin dort immer noch zu Hause, nicht im Sinne von Wohnort und Besitz, sondern in den tieferen Dimensionen einer bleibenden Teilhabe, die größere Zeiträume als mein eigenes Leben umfaßt.“ Am 27. Dezember 2023 hat Angelus Karl Albrecht Graf Waldstein-Wartenberg die größeren Zeiträume überwunden und ist endgültig heimgekehrt in das ewige Vaterhaus. Dr. Raimund Paleczek

5 Mut tut gut

Ein guter Anfang W

er längere Briefe schreibt oder Reden hält, der verwendet häufig ein Stilmittel, das es schon seit der Antike gibt und unter dem lateinischen Begriff Captatio benevolentiae bekannt ist. Gemeint ist, daß der Brief oder die Rede mit einem liebevollen oder ehrenden Wort an die Leser oder Zuhörer beginnt. Wenn ich zum Beispiel eine Predigt mit „Liebe Schwestern und Brüder“ anfange, ist das bereits mehr als eine Anrede, denn ich versuche die Mitglieder der Gottesdienstgemeinde mit einer kleinen Schmeichelei zu gewinnen. Wenn ich irgendwo zum ersten Mal predige, sage ich manchmal auch: „Es ist mir eine große Ehre und Freude, daß ich hier zu Ihnen sprechen darf.“ Wir stehen am Beginn eines neuen Kalenderjahres, und ich meine, daß eine Captatio benevolentiae auch an dieser zeitlichen Zäsur nicht schaden kann. Viele Menschen haben ihren positiven Gefühlen zum Jahresbeginn mit ausgelassenen Feiern Ausdruck verliehen. Es gibt auch verschiedene Bräuche am Anfang eines neuen Jahres wie Feuerwerke, Böllerschießen oder – als Österreicher muß ich es erwähnen – das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das weltweit in Radio und Fernsehen übertragen wird und auch heuer wieder Abermillionen Zuhörer und Zuseher hatte. In unseren Kirchen begannen wir das neue Jahr mit Gottesdiensten. Der erste Januar ist der achte Tag nach dem Weihnachtsfest und wird von uns Katholiken als Hochfest der Gottesmutter Maria begangen. Die Sehnsucht nach einem guten Anfang ist zu Jahresbeginn groß. Sicher bringt jedes Jahr auch Schwierigkeiten mit sich, gesellschaftlicher und persönlicher Natur. Es wird im wörtlichen und übertragen Sinn nicht nur Sonnentage geben. Wir werden manchmal müde sein, wir werden hadern, wir werden Abschiede von Menschen erleben, mit denen wir befreundet waren oder die wir sogar liebten, wir werden die eine oder andere Krise erfahren. Das neue Jahr ist zunächst ein unbeschriebenes Buch, ein Rahmen ohne Bild. Das macht manchen Menschen Angst. Jedenfalls schafft es ein bestimmtes Maß an Ungewißheit. Um so mehr ist der gute Anfang wichtig. Es ist wichtig, am Beginn des Jahres einer vertrauensvollen und hoffnungsfrohen Stimmung in unseren Herzen Raum zu geben. „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiß an jedem neuen Tag.“ Was der evangelische Theologe und Pastor Dietrich Bonhoeffer in der Gestapohaft zum Jahreswechsel 1944/45, wenige Monate vor seiner Hinrichtung, schrieb, drückt viel Vertrauen und Hoffnung aus. Als Lied wird dieser Text am Beginn eines jeden Jahres in vielen Gottesdiensten im gesamten deutschen Sprachraum gesungen. Eine bessere Captatio benevolentiae kann es für das neue Jahr nicht geben, als Gott in den Blick zu nehmen und fest daran zu glauben, daß er an jedem Tag bei uns ist. Gerade auch an solchen Tagen, die wir im Nachhinein am liebsten aus unseren Kalendern streichen würden. Dr. Martin Leitgöb CSsR Provinzial der Redemptoristen Wien-München


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FORUM

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

PERSONALIEN

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Schönhengster Jurist

Wilfried Fiedler †

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Am 4. Dezember starb in Saarbrücken der Jurist Wilfried Fiedler, geboren am 22. Dezember 1940 in Hohenstadt im Schönhengstgau.

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

wöchentlich (125,00 EUR im Jahr) mit folgendem Zahlungszeitraum: jährlich durch Lastschrift

halbjährlich durch Lastschrift vierteljährlich durch Lastschrift

Matthias Dornhuber, Vizelandesvorsitzender der Bayern-SPD, Christa Naaß, Kathrin Pollack, neuestes Mitglied der Seliger-Gemeinde, und Laudator Franz Maget. Auch Peter Wesselowsky gratuliert Naaß.

Aussiger Bote, Leitmeritzer Heimatbote 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Elbogener Heimatbrief, Falkenauer Heimatbrief, Karlsbader Heimatzeitung, Karlsbader Badeblatt, Luditzer Heimatbrief, Der Egerländer, Egerer Zeitung 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Georg-von-Vollmar-Medaille

Christa Naaß geehrt

Isergebirgs-Rundschau, Sternberger Heimatblatt, Zuckmantler Heimatbrief 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr)

Mitte Dezember zeichnete die Bayern-SPD Christa Naaß mit ihrer Georg-von-Vollmar-Medaille aus. Peter Wesselowsky, Landesvorsitzender der SeligerGemeinde Bayern, berichtet.

Neudeker Heimatbrief, für die Heimatfreunde aus Stadt und Landkreis Neudek 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Reichenberger Zeitung, Nordböhmische Umschau 24 Ausgaben (62,50 EUR im Jahr)

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as Altmühl-Informationszentrum im mittelfränkischen Muhr am See war wenige Tage vor Weihnachten Treffpunkt zahlreicher Sozialdemokraten, um Christa Naaß zur Verleihung der Georg-von-Vollmar-Medaille zu gratulieren. Mit Franz Maget und dem Fürther Bundestagsabgeordneten Carsten Träger sowie der Ansbacher Unterbezirksvorsitzenden Kathrin Pollak waren langjährige Wegbegleiter gekommen, um Zeugnis abzulegen über ein vielfältiges und engagiertes Leben im Einsatz für Gerechtigkeit, Frauenförderung, Demokratie und eine gute Nachbarschaft zur Tschechischen Republik und zu der Woiwodschaft Pommern. Gunzenhausens Altstadtrat Gerd Rudolph erzählte, wie er Naaß über die Arbeit im Kreisjugendring Gunzenhausen für die politische Arbeit gewann. Sie erhielt bald das Vertrauen der Bürger, wurde 1990 in den Kreistag und Gemeinderat gewählt und führte die SPD im Bezirk Mittelfranken 16 Jahre lang. 1976 trat die 21jährige der SPD bei, knapp 20 Jahre später wurde sie in den Bayerischen Landtag gewählt, dem sie bis 2013 angehörte.

Riesengebirgsheimat 12 Ausgaben (31,25 EUR im Jahr) Diese Preise gelten bei Erteilung eines Bankeinzugsauftrags (SEPA-Lastschriftmandat) und Lieferung innerhalb Deutschlands. Preise für Auslandsabonnements auf Anfrage! Adresse: Name, Vorname

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Franz Maget, einst Fraktionsvorsitzender der SPD und Vizepräsident des Landtags, dankte Naaß für ihren Einsatz in Parlament und Ausschüssen. Mit ihrer Verwurzelung in der westfränkischen Heimat habe sie neben dem Weitblick auch die konkreten Nöte und Anliegen der Menschen im Fokus gehabt. Dank ihres Vorbildes sei es der SPD gelungen, den Frauenanteil erheblich zu steigern. Naaß sei keine Akademikerin, deshalb hätten anfangs manche ihre besonderen Qualitäten unterschätzt. Dies bestätigte auch in einem Grußwort der ehemalige mittelfränkische Landtagsvizepräsident Helmut Ritzer. „Ich habe Christas Engagement immer sehr geschätzt, sie konnte mit ihrer liebenswürdigen Art kritische Fragen stellen wie ,Habt Ihr schon bedacht…?‘, Diskussionen eine andere Richtung geben und neue Aspekte einbringen, klug, mit einem Lächeln, meinungsstark und durchsetzungsfähig.“ Die Georg-von-Vollmar-Medaille ist die höchste Auszeichnung der Bayern-SPD. Mit Christa Naaß ehrt sie eine würdige Persönlichkeit, die in außergewöhnlichem Maße dazu beiträgt, die soziale Demokratie in Bayern zu stärken. Maget lobte hier besonders Naaßens Einsatz als Botschafterin ihrer Heimat und Brückenbauerin zum tschechischen Nachbarn. Ih-

re Eltern waren Antifaschisten und wurden 1946 aus Tachau im Egerland vertrieben. Als vertriebenenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion trat sie für Verständigung und friedliche Nachbarschaft ein. In der sudetendeutschen sozialdemokratischen Gesinnungsgemeinschaft der Seliger-Gemeinde ist sie KoVorsitzende, dazu Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung und Generalsekretärin des Sudetendeutschen Rates. Funktionen, die sie mit Klugheit und Weitsicht erfüllt. Die Geehrte dankte mit wenigen aber klaren Worten zu ihrem Leitbild und ihren vielfältigen Stationen. Sie ist heute noch Kreisrätin und Gemeinderätin im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bayerischen Landtag wirkte sie als Bezirksrätin, als Stellvertreterin des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten und zuletzt als Dritte Vizepräsidentin im Bayerischen Bezirketag. Im mittelfränkischen Bezirkstag initiierte sie die jüngste Partnerschaft mit Südmähren. Ihre kurze Ansprache zeigte wieder: Christa Naaß ist nicht nur freundlich und zugewandt, sie denkt mit Herz und Verstand und kann überzeugend Klartext reden. Herzliche Glückwünsche und weiterhin erfolgreiches Wirken auf allen Stationen des künftigen Lebens.

Bundesverdienstkreuz Ich/Wir ermächtige/n die Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH (SVG), Hochstraße 8, 81669 München, Gläubiger-Identifikationsnummer DE04SVG00000003583, Zahlungen von meinem/unserem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein/weisen wir unser Kreditinstitut an, die von der SVG auf mein/unser Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Ich kann/Wir können innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Dabei gelten die mit meinem/unserem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. Wenn sich meine Kontodaten ändern, teile ich dies der SVG unverzüglich mit.

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Anfang Dezember überreichte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann Hanna Zakhari das Bundesverdienstkreuz.

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Hanna Zakhari geehrt

1+2/2024

anna Zakhari ist seit mehr als drei Jahrzehnten im BrunaKreisverband Stuttgart aktiv, zugleich leitete sie den Deutschen Kulturverein in der Region Brünn (KV). Sie gibt der Sprache und Kultur der deutschen Minderheit in Tschechien Raum, und vermittelt ein modernes Bild von Deutschland und Europa. Zu ihren Initiativen gehören Sprachkurse, Autorenlesungen, Schulwettbewerbe oder Theaterprojekte. Das Programm des 30. Geburtstags der Städtepartnerschaft von Stuttgart und Brünn trug ihre Handschrift. Ihre Botschaft verbreitet auch in schwierigen Zeiten Vertrauen und Zuversicht.“ Mit diesen Worten begründete Winfried Kretschmann die Ehrung. Hanna Zakhari/Rybnicky kam 1946 in Brünn zur Welt. Ihre Mutter hatte den Brünner Todesmarsch Ende Mai 1945 überlebt. Ihr Vater hatte im Protektorat die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft behalten und das

Schicksal benachteiligter Protektoratsbürger geteilt. Die Familien ihrer Eltern wurden vertrieben. Aufgrund der Kontakte zu diesen Verwandten und der politischen Zurückhaltung des Vaters wurden die Rybnickys diskriminiert. Erst nach Hannas Emigra-

tion 1964 erhielt sie eine Ausbildung an der Landesakademie in Stuttgart. Ihre Eltern kamen 1966 unter Aufgabe ihres Brünner Eigentums nach Deutschland. Nach ihrer Pensionierung 2008 übernahm Zakhari die Leitung des KV sowie des Begegnungszentrums (BGZ) der deutschen Minderheit in Brünn. Sie machte das BGZ zu einem weit bekannten Haus des Dialogs und

der Verständigung, zu einer echten Heimstatt für die verbliebenen Deutschen. Gleichzeitig steht das BGZ allen an deutscher Sprache und Kultur Interessierten offen und wird auch von der Öffentlichkeit geschätzt. Der KV ist dank Zakhari auch in die Aktivitäten der seit 1989 bestehenden Städtepartnerschaft von Stuttgart und Brünn eingebunden und unterstützt nicht zuletzt den Schüleraustausch zwischen Stuttgart und Brünn. Als Mitglied des Bruna-Bundesvorstandes organisierte Zakhari auch in Schwäbisch Gmünd, der Patenstadt der vertriebenen Brünner, Kulturveranstaltungen im dortigen Bruna-Museum. All dies würdigte 2015 die Seliger-Gemeinde mit ihrem Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis und die SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag mit ihrem Brückenbauer-Preis sowie 2021 die mährische Metropole mit ihrem Preis der Stadt Brünn. Nun verlieh Bundespräsident FrankWalter Steinmeier Hanna Zakhari für ihre Lebensleistung im Ehrenamt das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Peter Kotacka

N

ach der Vertreibung 1946 besuchte er ab 1951 die Ziehenschule, ein Gymnasium in Frankfurt am Main. Dann studierte er Jura in Tübingen, Hamburg sowie Freiburg. 1970 promovierte er und 1976 habilitierte er dort. 1977 bis 1984 war er Professor für Öffentliches Recht und Direktor des Instituts für Internationales Recht an der Universität Kiel. 1984 folgte er einem Ruf an die Universität des Saarlandes auf den Lehrstuhl für Staatsrecht, Verwaltungsrecht und Völkerrecht, wo er bis zu seiner Emeritierung 2002 tätig war. Er veröffentlichte viele Arbeiten zur Rechtslage des Deutschen Reiches nach 1945 und zur Staatskontinuität und Staatensukzession. Kontinuität und Wandel waren seine Hauptthemen. Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftigte er sich mit dem Recht des internationalen Kulturgüterschutzes. 1986 gründete er die Forschungsstelle Schutz und Rückführung von Kulturgütern im geltenden Völkerrecht. Ab 1993 leitete er auf deutscher Seite die Fachgruppe Recht der gemeinsamen deutsch-russischen Kommission zur beiderseitigen Rückführung von Kulturgütern. 1995 veröffentlichte er „Kulturgüter als Kriegsbeute? Rechtliche Probleme der Rückführung deutscher Kulturgüter aus Rußland“. Ab 1961 engagierte er sich im Arbeitskreis Sudetendeutscher Studenten (ASS). 1970 gründete er den „Literatur-Spiegel“ des heutigen Arbeitskreises Sudetendeutscher Akademiker (ASA), dessen verantwortlicher Redakteur er bis 1981 war. 1980 gab er die „Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte Mährens“ seines Stiefvaters und bedeutenden Prähistorikers Hans Freising heraus. „Das ist selbstlose und vorbildliche Arbeit für die Erhaltung des sudetendeutschen Kulturgutes, und schon dafür gebührt Wilfried Fiedler der Dank der Volksgruppe“, urteilte der Staats- und Völkerrechtler Otto Kimminich, Träger des Großen Sudetendeutschen Kulturpreises. Im selben Jahr edierte Fiedler die Dokumentation „Die erste deutsche Nationalversammlung 1848/49“ mit handschriftlichen Selbstzeugnissen ihrer Mitglieder und referierte bei einer Feststunde 1981 in der Frankfurter Paulskirche über „Die Abgeordneten aus Böhmen, Mähren und Schlesien in der ersten Deutschen Nationalversammlung 1848/49 und die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“. Für sein wissenschaftliches Wirken und seine vielfältigen Verdienste wurde er 1981 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Wissenschaft und 2007 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Seit 1979 war er Mitglied der Geisteswissenschaftlichen Klasse der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Wir verlieren mit Wilfried Fiedler eine bedeutende Persönlichkeit. Seine Freunde und Mitstreiter aus dem ASS werden ihn dankbar in Erinnerung behalten. Günter Reichert


In der Sankt-Michaels-Kirche in München feierten die Landsleute ihren Neujahrsgottesdienst. Die Hauptzelebranten der Feier waren Monsignore Dieter Olbrich, Präses der sudetendeutschen Katholiken, und Monsignore Karl Wuchterl, ehemaliger Visitator und Ehrenvorsitzender des Sudetendeutschen Priesterwerks, sowie Dekan Adolf Rossipal und Pfarrer Mathias Kotonski. An der Michaels-Orgel wirkte – wie jedes Jahr seit 1981 – der sudetendeutsche Landsmann und Chordirektor Thomas Schmid. Gemeinsam mit ihm hatte Johann Slawik, Obmann der SLKreisgruppe München Stadt und Land, die Organisation der Jahresauftaktveranstaltung übernommen.

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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1 + 2 | 12. 1. 2024

� Neujahrsgottesdienst 2024 der Sudetendeutschen Landsmannschaft in München

Der Gnade Fülle sehen

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ir feiern heute den Tag der Taufe von Jesus Christus“, erinnerte Prä­ ses Dieter Olbrich bei seiner Neujahrs­ predigt am Tag nach Epiphanias. Die entsprechende Passage aus dem Evan­ gelium hatte Pfarrer Matthias Koton­ ski gelesen. Zuvor war beim Einzug der Zelebranten, Fahnenträger und Mitwir­ kenden das Lied „Nun freut euch, ihr Christen“ erklungen. Nach der Lesung jubelte die Musik: „Halleluja! Seht, ich verkündige euch große Freude!“ In seiner Neujahrspredigt sprach Monsignore Olbrich über die kurze Zeit des Weihnachtskreises. Mit der Tau­ fe Jesu, die dieser erst im Alter von 30 Jahren am Jordan empfangen habe, ge­ he diese Zeit zu Ende, die ihm immer zu schnell zu Ende gehe. „Bei mir bleibt die Krippe immer bis Mariä Lichtmeß ste­ hen“, so der Zelebrant. Diese Zeit be­ deute, daß der Erlöser ein Mensch ge­ worden sei, um alle zu retten. Bei Jesu Taufe habe Gott gesagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefal­

Der Hochaltar von Wendel Dietrich nach einem Entwurf von Friedrich Sustris aus dem 16. Jahrhundert. Bilder: Susanne Habel (6), Hildegard Schuster (1)

Johann Slawik begrüßt die Gläubigen.

len habe!“ Das bedeute auch, daß wir al­ le Schwestern und Brüder seien. „Gott liebt uns alle als seine Kinder“, schloß Olbrich. Nach der Predigt sang die Gemeinde „Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! / Sieh, dein König kommt

zu dir, / ja, er kommt, der Friedefürst!“ Dann wurden die schlichten, aber er­ greifend formulierten Fürbitten von Bir­ git Unfug verlesen. Darin wurde etwa um Gnade für die Opfer von Krieg, Hun­ ger, Vertreibungen und Gewalt und alle Gläubigen gebeten.

Die Zelebranten Dekan Adolf Rossipal, Monsignore Dieter Olbrich und Monsignore Karl Wuchterl.

Eingangs hatte Johann Slawik die vielen gläubigen Landsleute zum Neu­ jahrsgottesdienst für Vertriebene in der lichtdurchfluteten Michaelskirche be­ grüßt. Der Gruß des Vize-Bundesvor­ sitzenden des Deutschen Böhmerwald­ bunds galt besonders dem Sprecher

der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, und Steffen Hörtler, dem SL-Landesob­ mann in Bayern. Auch Christa Naaß MdL a. D., Generalsekretärin des Sude­ tendeutschen Rates und Präsidentin der SL-Bundesversammlung, war gekom­ men. Außerdem waren Josef Zellmeier MdL, Vertriebenenpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, BdV-Lan­ desvorsitzender Christian Knauer, die Bundesvorsitzende der Karpatendeut­ schen, Brunhilde Reitmeier-Zwick, der Landesvorsitzende des Schlesiervereins, Gotthard Schneider, und SL-Bundes­ kulturreferent Ulf Broßmann mit seiner Frau Hildegard unter den Gottesdienst­ besuchern. Angemeldet hatte sich auch die Tschechische Generalkonsulin Iva­ na Červenková, die sich wohl wegen des Wintereinbruchs verspätete. Alle Gäste intonierten „Seht ihr un­ sern Stern dort stehen“. Währenddes­ sen bereiteten Präses Olbrich und Mon­ signore Karl Wuchterl mit den Pfarrern Matthias Kotonski und Adolf Rossipal die Heilige Kommunion. Mit dem Sanctus erklang „Heilig, heilig, heilig“ aus der Deutschen Messe von Franz Schubert mit dem ergreifen­ den Text von Johann Philipp Neumann (1774–1849). Zum Agnus Dei gab es „Mein Heiland, Herr und Meister! Dein Mund so segensreich, / sprach einst das Wort des Heiles: ,Der Friede sei mit Euch!‘“ Bei der Kommunionsausteilung über­ nahm besinnliches Orgelspiel die musi­ kalische Umrahmung, großartig wie im­ mer vom Organisten Thomas Schmid präsentiert, der aus Bautsch im Kreis Bärn stammt. Die ursprüngliche Sandt­ ner-Orgel wurde 2011 reorganisiert und erweitert von der österreichischen Or­ gelbaufirma Rieger, die im 19. Jahrhun­ dert im mährischen Jägerndorf gegrün­ det wurde. Diese Michaelsorgel ertönte dann – nach den Dankesworten – beim ge­ meinsamen Schlußlied „Stille Nacht“ mit allen 75 Registern. Dazu hatte Schmid auch eine recht unbekannte Strophe ausgewählt. Und so sangen am Ende alle gemeinsam: „Stille Nacht, Heilige Nacht, / die der Welt Heil gebracht, / aus des Himmels goldenen Höh‘n, / uns der Gnade Fülle läßt sehn: / Jesum in Menschengestalt.“ Nach dem Fahnenauszug am Ende des Gottesdienstes ging es in das Augu­ stiner-Stammhaus gegenüber der Mi­ chaelskirche zu einem gemütlichem Bei­ sammensein als Auftakt des neuen Jah­ res. Susanne Habel

Birgit Unfug trägt die Lesung vor.

Josef Zellmeier MdL, Vertriebenenpolitischen Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, Christa Naaß MdL a. D., Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Steffen Hörtler, SL-Landesobmann und Stellvertretender SLBundesobmann, Brunhilde Reitmeier-Zwick, Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, und Bernd Posselt MdEP a. D., Volksgruppensprecher und SL-Bundesvorsitzender.

Feierlicher Fahneneinzug.

Die Michaels-Orgel.


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KULTUR

Haus und Hof der Familie von Johann Göhring in Scharowo (1980). Bilder: Familienarchiv Lilia Antipow (5), bessmertnybarak.ru (1) Der Vortrag von Lilia Antipow Ende November im Rahmen der HDO-Programmreihe „Deutsche in der Ukraine im Fokus“ nahm die Geschichte der deutschen evangelischen Kolonie Scharowo im Schwarzmeergebiet in den zweieinhalb Jahrzehnten zwischen der Oktoberrevolution von 1917 und der Administrativumsiedlung in den Reichsgau Wartheland, kurz Warthegau, 1944 in den Blick. Die Leiterin der Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit sowie der Bibliothek des HDO betrachtet das Thema im historischen Kontext des bolschewistischen wie des nationalsozialistischen Experiments und Terrors. Am Beispiel der Lokalgeschichte von Scharowo wurden dabei Grundtendenzen und –entwicklungen der Geschichte der Deutschen im Schwarzmeergebiet exemplarisch veranschaulicht. Antipows Vortrag wird hier teilweise dokumentiert.

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as Dorf Scharowo lag im Schwarzmeergebiet, etwa 60 Kilometer nördlich der Stadt Odessa. Es wurde 1874 in einem Gebiet gegründet, das erst Ende des 18. Jahrhunderts infolge der russisch-türkischen Kriege an das Russische Reich gefallen war und seitdem mit dem Ziel seiner wirtschaftlichen Erschließung durch Kolonisten aus deutschen Staaten besiedelt wurde. 1939 lebten im Gebiet Odessa 91 500 Deutsche, und die Kolonie Scharowo zählte 1943 273 Einwohner. Zwischen der bolschewistischen Oktoberrevolution von 1917 und dem Kriegsbeginn 1941 wurde Scharowo vom sowjetischen Experiment mit dem Ziel der Errichtung einer neuen Staats-, Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung sowie einer neu-

Beim fünften Deutsch‐tschechischen Comicsymposium trafen sich neun Zeichner aus der Tschechischen Republik und Deutschland im westböhmischen Klenau/Klenová, um sich mit dem Werk Karel Klostermanns auseinanderzusetzen. Eine neue Ausstellung im Tschechischen Zentrum München (TZM) zeigt die Ergebnisse ihres einwöchigen Aufenthalts und lädt zur Wiederentdeckung des Autors ein.

Das Jugendorchester von Scharowo in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Das Brautpaar Amalia Göhring/Grenz, geboren 1922 in Scharowo, und Eduard Göhring, geboren 1921 in Scharowo, um 1942.

Programmreihe des Hauses des Deutschen Ostens 2023: Deutsche in der Ukraine

Geschichte von Scharowo en sozialistischen Zivilisation und Kultur erfaßt. Durch die restriktive Religionspolitik und die Zerstörung der Grundlagen der evangelischen und katholischen Kirche als Institution sowie durch die Enteignung der Bauern und die Kollektivierung der Landwirtschaft seit 1929 versetzten Partei und Staat dem deutschen Dorf einen gewaltigen Schlag. Das Verbot des muttersprachlichen Deutschunterrichts und die Schließung der deutschen Schulen 1938 leiteten den Niedergang jeder, auch der ideologisch linientreuen deutschen Kultur in der Sowjetunion ein. Die Kollektivierung und die Hungerkatastrophe von 1933, der stalinistische Große Terror von 1937 und 1938 Johann Hetterle, Prediger der Baptistenund die sogenannte Deut- gemeine in Scharowo, mit seiner Frau sche Operation des NKWD Margarete König. Im November 1937 sowie die Zwangsmigrati- wurde er während des Großen Terrors on als ihre Begleiterschei- vom NKWD erschossen. nung verwandelten auch Scharowo in ein „Bloodland“ (Ti- on überfiel, waren seit der Kolmothy Snyder), zu dem Osteuro- lektivierung und dem Großen pa – und die Ukraine als ein Teil Terror nur wenige Jahre vergandavon – unter der Gewaltherr- gen. schaft Stalins und Hitlers wurPartei und Staat war – teils de. Das heißt, in den Schauplatz durch Gewalt und Terror, teils von ungeahnten Gewaltverbre- durch Karriereanreize und ein chen, denen in erster Linie reiche attraktives Kulturangebot –geBauern, Vertreter der Bildungs- lungen, die Beteiligung der deuteliten und der christliche Kle- schen Bevölkerung am herrrus zum Opfer fielen. Als das na- schenden System zu erzwingen. tionalsozialistische Deutschland Eine Identifizierung damit eram 22. Juni 1941 die Sowjetuni- reichten sie jedoch nicht. Hinzu

schen Minderheit aus anderen Orten der Ukraine im Rahmen der NS-Administrativumsiedlung in den Warthegau, also in die Region bei Posen verbracht. Es handelte sich um eine sogenannte blonde Provinz, wo nach den menschenverachtenden Plänen der nationalsozialistischen Volkstums- und Germanisierungspolitik ein Laboratorium zur Züchtung des germanischen Herrenmenschen entstehen sollte. Dabei war den Volksdeutschen aus dem östlichen Europa die Rolle von Kolonisten zugedacht. Im Winter 1944/1945, als die Rote Armee in Polen vorrückte, mußten die Einwohner von Scharoro sowie andere Volksdeutsche aus dem Warthegau weiter Richtung Westen fliehen. Die Endstation ihrer Flucht war Potsdam. Aus der Stadt, die im sowjetischen Besatzungssektor lag, wurden sie im Herbst 1945 in die Sowjetunion repatriiert und in verschiedenen Gebieten im Osten des Landes angesiedelt ohne Recht auf Rückkehr in die Heimatorte und Vermögensausgleich. Das deutsche Scharowo blieb fortan nur als Erinnerungsraum seiner früheren Einwohner bestehen.

– als Teil des neugründeten Gouvernements Transnistrien – unter Herrschaft der rumänischen Besatzungsmacht gestellt. In den folgenden zweieinhalb Jahren prägten Experiment und Terror hier erneut den Alltag, nur daß beide jetzt der Durchsetzung der NSHerrschaft dienten. Administration und Wirtschaft, Bildung und Kultur, Religion und Alltag wurden neugeordnet. Ein weiterer zentraler Aspekt war die Volkstumspolitik. Deren Ziel war die Schaffung einer neuen deutschen Gemeinschaft. Ihre Feindbilder waren Juden, Kommunisten und russische Kollaborateure unter ortsansässigen Deutschen, insbesondere führende VertreAlma Göhring, Einwohnerin von Scharo- ter der sowjetischen Parteiwo, mit ihren Kindern Martha, Arthur und und Staatsinsitutionen. Seit Waldemar kurz vor ihrer Flucht aus dem dem Beginn der Warthegau nach Potsdam im Januar des BesatzungsherrJahres1945. schaft gingen Einheiten der SS-Einkam, daß die Scharower in präke- satzgruppe D daran, ren ökonomischen Verhältnissen diese Bevölkerungslebten, Knappheit an allem und gruppen aufzuspüren. jedem sowie Versorgungsschwie- So ermordete man im rigkeiten auf der Tagesordnung Nachbardorf Janowka standen. Auch latente zwischen- im August 1941 400 Junationale Spannungen hatten in den, im Januar 1942 Anbetracht der Entdeutschungs- 87 Juden aus Odespolitik der 1930er Jahre und des sa. Großen Terrors Platz. Am 16. März 1944 Im August 1941 wurde Scha- wurden die Deutschen Amalia Göhring mit ihrem Sohn Kurth. Aufrowo von den NS-Truppenver- aus Scharowo sowie nahme wohl für die Zeitschrift „Die Wehrbänden besetzt, anschließend Angehörige der deut- macht“ für den Warthegau (1944).

Neue Ausstellung in München

Comics zu Karel Klostermann

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m TZM wird demnächst die Comic-Schau „Karel Klostermann“ eröffnet. Sie zeigt neun kreative Neuerzählungen von Werken des großen Böhmerwaldautors. Der zweisprachige

Karel Klostermann inspirierte durch seine Erzählung „Der Hühnerkrieg“ die Künstlerin Sophie Nicklas; ihre Kollegin Mára Čmára illustrierte „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“ und der Künstler Matěj Kolář beschäftigte sich mit „Die Heimkehr der fahrenden Musikanten“. Informationen: munich.czechcentres.cz/de/programm/ausstellung-karel-klostermann

Schriftsteller Karel Klostermann (1848–1923), einer der bedeutendsten Vertreter der deutsch‐ tschechischen Landprosa, ist vor allem für seine lyrischen Landschaftsbeschreibungen und naturalistischen Erzählungen aus dem alten Böhmerwald bekannt. Alle am Projekt beteiligten Künstler – Jeff Chi, Mára Čmára, Kateřina Illnerová, Matěj Kolář, Johana Kubalová, Mathias Meikel, Sophie Nicklas, Anna Portyšová und Kilian Wilde – wählten nicht nur verschiedene Böhmerwaldgeschichten Klostermanns als Vorlage, sondern zeigten auch ganz inviduelle Zugänge. Ihre fünfseitigen Comics unterscheiden sich stilistisch und von der Ausdrucksweise her stark. Manche spielen sogar in der Gegenwart. Doch alle haben das Originelle gemeinsam und fangen gekonnt den Genius Loci der Region ein. Die Ausstellung war bereits in Klenau und Schönsee/Kreis Schwandorf zu sehen. Nun wird sie vom 19. Januar bis 22. Februar auch dem Münchener Publikum präsentiert. Zur Eröffnung am Donnerstag, 18. Januar um 19.00 Uhr führt Kurator Michal Lazorčík persönlich durch die Ausstellung.


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KULTUR

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

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it „Antlitz im Efeu“ kam sagte einst Voltaire.“ der 25jährige Ondřej Für ihr Bild „Engel“ erProcházka auf den ersten hielt die 21jährige Tereza Platz. Dieses Antlitz hatte er Tokošová den Minderheitenauf dem Deutschen evangelipreis. Tokošová: „Unser Enschen Friedhof in Prag-Stragel befindet sich auf dem Geschnitz fotografiert. Er kombiet des ehemaligen Sudetenmentiert sein Bild nicht. landes in Liboritz bei Saaz. Auf dem zweiten Platz folgt Dieser Grabstein ist die Domidie 18jährige Karolína Markonante des örtlichen Friedhofs, vá mit einem Bild vom Grab in dessen Mitte er sich befinJosef Seligers. Sie erklärt: det. Er stammt aus den 1880er „Das Foto zeigt das Grab JoJahren und ist für jeden Friedsef Seligers auf dem Friedhofsbesucher sofort sichtbar. hof von Wisterschan bei TeEs handelt sich um ein unplitz-Schönau im Böhmischen glaublich spirituelles Werk, Mittelgebirge. Seliger wurdas viele Menschen in seinen de in Schönborn bei ReichenBann zieht.“ berg geboren, verbrachte aber Jury-Mitglied Lenka Svodie meiste Zeit seines Lebens bodová steuerte auch ein Bild in Teplitz. Als Reaktion auf bei und berichtet: „Ich stamme die Anerkennung der Tscheaus einer sudetendeutschen choslowakei in Saint-Germain Familie. Obwohl ein großer gründeten die Deutschen 1919 Teil meiner Familie vertrieben die Deutsche Sozialdemokrawurde und einige von ihnen tische Arbeiterpartei (SDAP) noch immer in Deutschland in der Tschechoslowakischen leben, blieben mehrere meiRepublik. Seliger wurde zu Christina Meinusch, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Radek Novák, Vorsitzender des Kulturverbandes der Bürger deutscher Nationalität in Tschechien, ner Vorfahren in der Region ihrem Vorsitzenden gewählt. Ilyas Zivana, IFA-Kulturmanager bei der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik, Jury-Mitglied Lenka Svobodová und Martin um Freiwaldau in NordmähNach seinem Tod wurde ein Dzingel, Präsident der Landesversammlung, bei der Vernissage in der Karls-Universität. ren, wo auch ich geboren wurWettbewerb für die Gestalde. Ich wuchs in Freiwaldau tung von Seligers Grabstein und Böhmischdorf auf, aber ausgeschrieben. Diesen Wett- JUKON-Fotowettbewerb von klein auf fuhren wir oft bewerb gewann der Bildhauer mit meinen Eltern und GroßelJohannes Watzal. Die Enthültern nach Setzdorf. Dort steht lung des Grabsteins fand jedas Haus meiner Urgroßeldoch erst 1924 statt. Das Grab tern großväterlicherseits, und wird bis heute von den Mitauf dem Friedhof sind die Elgliedern der Seliger-Gemeintern meines Großvaters mit de aus Deutschland gepflegt.“ vielen anderen Deutschen beEbenfalls auf den zweigraben. Das Haus gehört zwar ten Platz kam die 26jährige Im Rahmen des großen Veranstaltungswo- perten und Menschen aus der Praxis, wie die vergangenen Sommer einen Fotowettbewerb. nicht mehr meiner Familie – Alžběta Bartáková mit ihren chenendes der Landesversammlung der deut- Instandhaltung der vielen Gräber bewerkstel- Für diesen Wettbewerb rief sie junge Leute es wurde vor einigen Jahren in Bildern „Ergänzung“. Bartá- schen Vereine in der Tschechischen Republik ligt werden könnte. Wie dringlich diese Fra- dazu auf, sich in ihren Heimatregionen nach gute Hände verkauft –, aber ková: „Der evangelische Fried- Anfang Oktober in Prag eröffnete auch die ge ist, zeigte der Vorfall in Hermsdorf ( SdZ deutschen Gräbern umzusehen und diese zu ein Grab ist noch vorhanden. hof in Straschnitz ist ein gutes Ausstellung des letztjährigen JUKON-Foto- 31+32 ff./2023), wo die örtliche Bürgermeiste- dokumentieren. Die Ergebnisse wurden der Dieses und mehrere andeBeispiel dafür, daß Friedhöfe wettbewerbs „Deutsche Gräber in Tschechi- rin deutsche Gräber kurzerhand wegbaggern Öffentlichkeit im Rahmen einer Vernissage re deutsche Gräber pflegt imnicht verschwinden müssen. en“. Das Thema war wieder hochaktuell. Im ließ. Um das Thema auch jüngeren Leuten ins an der Karls-Universität in Prag vorgestellt. mer noch meine GroßmutAus Wikipedia und Infotafeln April hatte die Landesversammlung eine Kon- Bewußtsein zu rücken, veranstaltete JUKON, Wir stellen sie nun hier vor. Online sind sie ter Carmen, wobei wir andegeht hervor, daß der Friedhof ferenz im Tschechischen Außenministerium die Jugendorganisation der deutschen Min- einsehbar auf der Seite der Landesversamm- ren ihr gelegentlich helfen. schon viel erlebte. Seit seiner veranstaltet. Dort diskutierten Politiker, Ex- derheit in der Tschechischen Republik, im lung www.landesversammlung.cz Wenn man heute den Friedhof Gründung im späten 18. Jahrin Setzdorf besucht, kann man hundert wurden hier vor allem ihrem Bild „Helene Günther“. der Hoffnung, daß die Verstorbe- Seine Erläuterung: „Dieses Foto rung an Emil“. Tom: „Das Grab die meisten Gräber, die zunächst deutsche Protestanten begraben. Sie schreibt: „Diese Fotografie ne die ewige Ruhe findet. Es ist wurde auf dem Friedhof des ver- des 11jährigen Emil Kühn liegt meine Urgroßmutter und dann Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt den Friedhof in Abertham. nicht unwahrscheinlich, daß es schwundenen Dorfes Fürstenhut auf dem alten deutschen Fried- meine Großmutter pflegten, an blieb er ungenutzt. Auf ihm soll- Sie entstand am 7. August 2023 sich bei der Statue um ein Bildnis im Böhmerwald aufgenommen. hof im Dorf Zürau im nordböh- den großen Blättern einer Pflante ein Sportplatz entstehen. Da- gegen Abend bei regnerischem der Mutter Helenes handelt, die Der Friedhof liegt in einer wun- mischen Kreis Laun. Seit der ze erkennen, die man auf andezu kam es nicht, aber der Fried- Wetter, das so gut zum Erzge- um ihre Tochter trauert. derschönen Landschaft, umge- Vertreibung der deutschen Be- ren Gräbern für gewöhnlich nicht hof verfiel und wurde von Ob- birge paßt. Der Grabstein gehört Der Grabstein wirft eine Reihe ben von weiten Wiesen, und ich völkerung verfällt Emils Grab- findet. Die Spuren der Pflege dachlosen bewohnt. Der Film Helene Günther, die in ihrem 20. von Fragen auf, viele von ihnen habe seine magische und unver- stein still zwischen anderen Grä- meiner Vorfahren sind zum Bei,Láska v hrobě‘ (,Liebe im Grab‘) Lebensjahr verstarb. Auf ihr all- werden sich selbst mit intensiven wechselbare Atmosphäre in die- bern.“ spiel auf dem Grab von Rosa Latvon David Vondráček 2012 do- zu frühes Ableben weisen auch Recherchen im Archiv nicht klä- sem Foto eingefangen. WähMit dem Kreativpreis wurde zel zu sehen, die in keinem der kumentiert dies. Seit 2002 ist das Epitaph mit der Inschrift ,Der ren lassen. Wie verlief Helenes rend des Kommunismus sind das die 27jährige Kateřina Uhlářová Familiengräber beigesetzt werder Friedhof ein Kulturdenkmal, Mensch ist nur der Welt gelie- Leben in Abertham? Weshalb Dorf und sein Friedhof fast ver- für ihre Bilder „ Pietät?“ ausge- den konnte und deshalb noch im2015 wurde er saniert. Er ist nun hen, oft muß er fort im besten ist sie so früh gestorben? Wel- schwunden. Die Grabsteine wur- zeichnet. Sie erklärt: „Diese Fo- mer in einem bescheidenen Grab ein würdevoller Ort des Geden- Blühen‘ und das schwarz-weiße che Träume hatte sie und was er- den entfernt oder sogar zerstört. tos entstanden auf dem alten in Setzdorf ruht. kens. Die wenigen beschädigten Bild der jungen Helene hin, das hoffte sie sich für ihre Zukunft? Im Jahr 1992 wurde die Erinne- Friedhof der ehemaligen OrtDas Foto zeigt meine GroßGräber werden durch intakte er- zwischen den dichten Büschen Als einzige greifbare Erinnerung rungsstätte dank deutscher Bür- schaft Eilfhausen im Ascher Zip- mutter rechts am Grab von Ulgänzt, und so wird deutlich, daß hervorschaut. Auf dem Grabstein an sie bleibt ihr Grab auf dem ger restauriert. Jeder Grabstein fel. Zur Zeit wird das Gelände als rike. Es wurde 1963 aufgenomder Friedhof nicht verfallen, son- befindet sich die Statue einer Aberthamer Friedhof.“ hat seine eigene Geschichte und Viehweide genutzt. Bei meinem men, als sie im Alter von 16 Jahdern nur schön mit Efeu über- knienden Frau aus weißem MarEbenfalls den dritten Platz und trägt einen anderen Namen.“ Besuch dachte ich vor allem an ren mit ihrer Mutter links und wachsen ist.“ mor. Ihre rechte Hand ruht auf den Öffentlichkeitspreis errang Auf den vierten Platz gelang- ein Wort – Demut. Diese fehlt ihrer Cousine Vilda in der Mitte Auf dem dritten Platz folgt die ihrem Herzen, in der linken hält der 17jährige Matouš Petruň für te der 14jährige Tom Soukup mit an diesem Ort wirklich. ,Demut die Familie meines Großvaters in 27jährige Markéta Kroupová mit sie einen Ölzweig – das Symbol sein Bild „Ein würdevoller Ort“. seinem Bild „Traurige Erinne- ist das Gegengift des Stolzes‘, Setzdorf besuchte.“

Deutsche Gräber in der Heimat

„Antlitz im Efeu“.

Familiengrab in Setzdorf.

Grab von Josef Seliger.

„Ergänzungen 1“.

„Ergänzungen 2“.

„Helene Günther“.

„Ein würdevoller Ort“.

„Traurige Erinnerung an Emil“.

„Pietät? 1“.

„Pietät? 2“.

„Engel“.


10 Egerländer Heimatchor/Bubenreuth

VERBANDSNACHRICHTEN

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Ackermann-Gemeinde

30 Jahre für guten „Ich hoffe, die Slowakei bleibt eine Demokratie!“ Ton gesorgt

schon wieder ein englisches Lied.“ Die dritten hätten manches Lied furchtbar gefunden, was aber das Lieblingslied manch anderer gewesen sei. Aber, und darauf habe sich Protze verlassen können, alles, was sie ausgesucht habe, sei gesungen worden. Einen erfolgreichen Schritt in höhere Regionen habe sie mit den Prüfungen zum Leistungschor getan. horvorsitzende Maria Hau„Wir haben mehr als 1000 ke skizzierte in ihrer Lau- Mal mit dir geprobt, und bei datio die Chorgeschichte mit über 300 Auftritten haben wir sehr viele Lieder gesungen, die du mit uns neu einstudiert hast. Wir haben immer gerne unter deiner Leitung gesungen! Zudem würden wir uns freuen, wenn du uns weiterhin als Sängerin unterstützt und auch Norbert Stumpf, Petra Protze und Maria Hauke. mal beim DiriBild: Heinz Reiß gieren aushelfen würdest.“ UnPetra Protze. Mit 16 Jahren ter großem Applaus überreichsei Protze als Sängerin in den te Hauke Blumen und ein GeEgerländer Heimatchor ein- schenk. getreten. 20 Jahre später haBürgermeister Norbert be sie auf Wunsch ihres Vor- Stumpf hob hervor, daß Petra gängers Rudi Langhammer Protze die höchste Auszeichmit dem Dirigieren begonnen nung der Gemeinde, die Bürund sich mit ihm die Singstun- germedaille, bereits zu ihrem den geteilt. Dynamisch und 25jährigen Jubiläum erhalten ideenreich habe sie 1999 die habe. Protze habe den Chor, alleinige Verantwortung für dessen Name eng mit der Geden über die Ortsgrenzen hin- schichte des Ortes verbunden aus bekannten Chor übernom- sei, mit großer musikalischer men. „Ich kann mich noch gut Kompetenz geprägt. Mit iherinnern“, so Hauke, „wie oft rer ruhigen und menschlichen wir diskutiert haben, wie der Art der Chorleitung habe sie Chor in die Zukunft geführt zur Leistung und dem guten werden kann. Thema Num- Miteinander der Chorgemeinmer eins war und ist die Fra- schaft beigetragen. ge, wie man neue Sänger geAuch der scheidenden winnen kann. Vieles haben wir Chorleiterin fiel der Abschied gemeinsam ausprobiert. Und nicht leicht: „Ich habe es gerdu als Chorleiterin hast mit ne gemacht, und es war eine der Auswahl von moderneren schöne Zeit. Manchmal mußoder modern gesetzten Stük- te ich etwas lauter sprechen, ken neues Interesse am Chor- manchmal reichte ein Wink.“ gesang geweckt. Aber die mei- Mit Genugtuung vernahsten neuen Mitglieder kamen men die Chormitglieder ihren über das persönliche Anspre- Schlußsatz: „Ich bin da, wenn chen. So wuchs der Chor in ihr mich braucht!“ deiner Chorleiterzeit zeitweise Schließlich dankte der Chor auf über 40 aktive Sänger an.“ mit einem Schmankerl. ChorEin Chor sei eine Gemein- mitglied Norbert Zitzmann schaft aus verschiedenen In- unterlegte das Lied „Schön ist dividuen und Charakteren. Je- das Leben“ von Dieter Frommder habe seinen eigenen Mu- let mit dem Text „Hoch lebe sikgeschmack. Mal hätten die Petra“, welches im Refrain so einen gemurrt: „Nicht schon endete: „Du hast ja noch so wieder die ollen Kamellen.“ vieles vor … Es war toll mit Dir Andere hätten gesagt: „Ach vorm Chor.“ Heinz Reiß Nach fast 30 Jahren geht mit der Chorleiterin Petra Protze beim Egerländer Heimatchor im mittelfränkischen Bubenreuth eine Ära zu Ende. 30 Jahre lang sorgte sie für den guten Ton, verlieh dem Chor Flügel, modernisierte das Repertoire und formte einen Leistungschor. Nun will sie sich mehr um ihre große Familie kümmern.

C

Der zu Corona-Beginn ins Amt „Wohin geht es mit der Slowagekommene und ein Jahr regie- kei im ostmitteleuropäischen Gerende Igor Matovič habe durch füge?“, fragte ein nachdenklich sein Agieren zur Rückkehr Fi- gestimmter Manfred Heerdegen cos beigetragen. Über Matovičs und verwies auf die zwar nun abNachfolger Eduard Heger und gewählte PiS-Regierung in Polen die ab Mai 2023 von Staatspräsi- und Viktor Orbáns Fidesz in Undentin Zuzana Čaputová ausge- garn. „Ich bin erstmals in meiner rufene Expertenregierung unter Karriere in einer komplizierten Ľudovít Ódor sei es schließlich Situation. Es ist unsicher, in weloderator Rainer Karlitschek zu den vorgezogenen Neuwah- che Richtung Fico geht“, gestand führte durch den Zoom mit len Ende September gekommen. der Botschafter. Den Staaten in deutschen und tschechischen Aus der sei die jetzige Regie- Westeuropa legte er ans Herz, Teilnehmern. „Rudolf Jindrák rung unter Fico mit seiner Par- eine Isolation zu verhindern, alwar der jüngste Generalkonsul“, tei Smer-SSD (Richtung – Slo- so mehr mit der Slowakei zu reerinnerte er an dessen Wirken zu wakische Sozialdemoden, sie an Bord zu halBeginn der 1990er Jahre in Mün- kratie), mit der Partei ten. Auch hier sei es für chen. Danach war Jindrák Bot- HLAS (Stimme – Sozieine Beurteilung noch schafter in Deutschland, Öster- aldemokratie) und der zu früh. reich und Ungarn sowie Direktor SNS (Slowakische NaNach der politischen der Auslandsabteilung der Präsi- tionalpartei) hervorgeSozialisation der Slodialkanzlei. Seit 2023 ist er Bot- gangenen. Jindrák bewaken, was sie beweschafter in der Slowakei, womit tonte die hohe Zahl an ge, fragte Bernhard sich für ihn sozusagen ein Kreis Stimmen für Fico aus Dick und nannte vier schloß, da seine Mutter aus der dem Ausland, vor allem Aspekte: Heraushalten Zips in der Slowakei stammte. aus Tschechien. Dort le- Robert Fico aus dem Ukrainekrieg, Karlitschek ging auch auf die ben viele slowakische geringere VerwurzeWahlen in der Slowakei ein. Die Studenten. lung in der Demokratie, Wunsch habe der Linkspopulist Fico ge„Die Wahlen waren demokra- nach einem starken Machthawonnen und sei Premier gewor- tisch, es gab keine Wahlfälschun- ber, Angst vor Liberalismus. Jinden, obwohl er vor fünf Jahren gen, das Regierungsbündnis drák nannte als Grund für solche wegen Korruptionsverdacht und wird stabil bleiben“, prognosti- Haltungen die tiefen Spuren der mutmaßlicher Verstrickung in zierte er. Da die drei Parteien nur kommunistischen Zeit, was auch den Mord an dem Journalisten die einfache Mehrheit, nicht aber in Sachsen angesichts des hohen Ján Kuciak und dessen Verlobter die verfassungsgebende hät- Zuspruchs für die AfD sichtbar Martina Kušnírová zurückgetre- ten, werde die Slowakei den de- sei. Stark wirke auch die Propaten sei. Ficos Wahlkampf sei pro- mokratischen Weg weitergehen ganda aus Rußland, zumal man russisch gewesen. und Mitglied in NATO bis 1989 40 Jahre lang in einem Einleitend erinnerte und EU bleiben. Den- Propagandastaat gelebt habe. Jindrák an die Kontakte noch sei wichtig, mit beNach der Rolle und Positizur AG während seiner stimmten Themen vor- on der Kirche fragte Alois HofZeit in München. „Mein sichtig umzugehen oder mann, zumal er diese – vor über erster Lehrer hier war diese aus der Distanz zu 20 Jahren allerdings – als wichFranz Olbert.“ Olbert kommentieren. „Ich he- tige Instanz kennengelernt hahabe ihm die Struktuge viele Gefühle für die- be. „Heute spielt die Kirche nicht ren und Personen in der ses Land!“ Mit dieser mehr eine so zentrale Rolle, sie SL nahegebracht. „Dieauch aus dem persön- ist nicht mehr so stark wie früher. se Problematik hat lan- Rudolf Jindrák lich-familiären Hinter- Die Priester sind in der aktuellen ge eine wichtige Rolgrund resultierenden Situation sehr zurückhaltend“, le bei Wahlen gespielt. Sie ist Bemerkung schloß der Botschaf- sagte Jindrák. Als positiv merkte auch heute wichtig, aber das Re- ter. er aber an, dass die KDH (Christden darüber ist heute freier und Nach dem Umgang Ficos mit lich-demokratische Bewegung) intensiver“, sagte Jindrák. Seine den Medien sowie der Rolle von wieder mit zwölf Abgeordneten Aufgabe sei nun die Beziehung Staatspräsidentin Čaputová frag- im Parlament vertreten sei. zwischen Tschechen und Slowa- te Karlitschek. Jindrák verwies Weitere Fragen zielten auf ken, die eine gemeinsame Ge- darauf, daß Fico im Wahlkampf die von slowakischen Kabinettsschichte hätten, aber inzwischen vier gegenüber ihn kritische Me- mitgliedern ins Spiel gebrach32 Jahre getrennt seien. „Jede dien konkret genannt habe. „Er ten Friedensappelle im UkraineWahl in jedem Nachbarland ist führt gegen diese Medien einen Krieg und auf die jüngsten Entwichtig“, erklärte er auch in Be- großen Kampf und griff Journa- wicklungen beim EU-Gipfel, wo zug auf Bayern und Deutschland. listen öffentlich an.“ Doch es sei die Slowakei sich nicht auf Or„Fico war schon dreimal Pre- zu früh, um eine Einschätzung in báns Seite schlug. „Man fürchmier und hat viel Erfahrung mit der jetzigen Konstellation zu ge- tet, in Isolation zu kommen. Man Regieren und populistischer Po- ben. „Die Slowakei ist kein Prä- braucht europäische Gelder. Ich litik. Alle dachten, er sei poli- sidentschaftssystem, sondern ei- hoffe, daß auch die Slowakei ihtisch tot“, stellte Jindrák fest. Er ne parlamentarische Demokra- ren normalen Weg geht, daß sie verwies auf weitere populistische tie. Die Staatspräsidentin ist in den Vereinigungen und vor alRegierungen oder Strömungen Teil dieser Demokratie, spezi- lem eine Demokratie bleibt. Dain Europa und darauf, daß er als ell Čaputová ist aber – auch in her ist auch die Kommunikation Botschafter in der Slowakei drei Tschechien – ein Hoffnungsan- mit Brüssel wichtig“, faßte JinPremiers erlebt habe. ker“, erklärte Jindrák. drák zusammen. Markus Bauer

Am Neujahrsdienstag widmete sich der Themenzoom der Akkermann-Gemeinde (AG) der Slowakei. Bei den Wahlen im Herbst hatte erneut Robert Fico gesiegt. Nun berichtete der Tschechische Botschafter in Preßburg, Rudolf Jindrák, über die Situation in der Slowakei.

Heimatkirche Sankt Wenzel in Niederlindewiese. Bilder: Ben Skála, Godehard Lewark

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Altvaterland

SL-Ortsgruppe Bayreuth/Oberfranken

Nikolaus und Krampus nachtsmusik, mit Mundart-Erzählungen, mit Gedichten, mit Lesungen, mit dem Weihnachtsevangelium nach Lukas sowie mit vertrauten, weihnachtlichen Liedern. Auch der Krampus oder ei gutem Besuch begrüß- Knecht Ruprecht kam vorbei. Er te der Nikohatte aber einen laus mit mahnenguten Tag, steckden und humorte niemanden in vollen Worten seinen Sack und mehr als 40 Gäste. verteilte sogar im Die weihnachtliAuftrag des Nikoche Feier ist ein laus an jeden Gast Teil der Brauchnoch ein kleines tums- und der WeihnachtsgeKulturpflege und schenk. weist in besinnliDie vorweihcher Atmosphänachtliche Feier re auf das nahenhatte wieder Rode Weihnachtsfest land Markhof aus hin. Geboten wurFichtelberg muside ein buntes Pro- Der Nikolaus alias Ortsob- kalisch begleitet. gramm mit Weih- mann Manfred Kees. Manfred Kees

Die oberfränkische SL-Ortsgruppe Bayreuth hatte für Mitte Dezember zur ihrer traditionellen vorweihnachtlichen Feier eingeladen.

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Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk (SSBW)

60. Adventssingen auf dem Heiligenhof Eine der ältesten Veranstaltungen auf dem Heiligenhof, ursprünglich eine Veranstaltung der DJO, seit den 1990ern schon in der Trägerschaft des SSBW, feierte Jubiläum: das Adventssingen fand zum 60. Mal statt.

S

eit 1963 gehört es zum Heiligenhof. Nur 2020 fiel es Corona zum Opfer. Und diese 60 Jahre wurden mit nur zwei Chorleitern bestritten. Bis 2007 stand Fritz Jeßler am Pult, der mit seinen zahlreichen Chorsätzen für

ostdeutsche und internationale Weihnachtslieder oder Vertonungen weihnachtlicher Gedichte ostdeutscher Dichter das Adventssingen maßgeblich geprägt hatte. Seit 2008 führt Astrid Jeßler-Wernz die Tradition ihres Vaters fort, dieses Jahr zum 15. Mal. Das Jubiläum wurde gebührend gefeiert. Bei der öffentlichen Abschlußveranstaltung am 2. Dezember führten Chor und Orchester des Adventssingens vor zahlreichen Gästen unter anderem Fritz Jeßlers Weihnachtskantate

„Ein‘ große Freud verkünd‘ ich Euch“ auf. Wegen des Münchener Schneechaos‘ konnte Wolfgang Schwarz, der Kulturreferent für die Böhmischen Länder im Adalbert-Stifter-Verein, nicht kommen. Die Förderung aus seinen Mitteln ermöglicht seit Jahren das Adventssingen. Am Ende des Konzerts verlieh die Sängerschar Astrid Jeßler-Wernz eine Urkunde mit der Ernennung zur „Heiligenhofer Chormusikdirektorin“. Auf die nächsten 60 Adventssingen!

Rudolf Moche † Am 10. Dezember starb Pfarrer Rudolf Moche, Geistlicher Beirat der Ackermann-Gemeinde Mainz, mit 85 Jahren. Gerold Schmiedbach gedenkt seiner.

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m 6. März 1938 kam Rudolf Moche in Niederlindewiese bei Freiwaldau in Sudetenschlesien zur Welt. Nach der Vertreibung der Familie aus der Tschechoslowakei verbrachte er sein weiteres Leben in Südhessen, zunächst in Darmstadt, dann in Dorndiel. Er studierte Theologie in Mainz und München. 1964 weihte ihn Bischof Hermann Volk in Mainz zum Priester. Moche lehrte Religion am Gymnasium in Bensheim, später an der EdithStein-Schule in Darmstadt. 1978 wurde er Pfarrer der Gemeinde Sankt Fidelis in Darmstadt. Zweimal wurde er zum Dekan wieder gewählt, damit war er 15 Jahre Dekan. Kardinal Karl Lehmann ernannte ihn im Jahr 2000 zum Geistlichen Rat. Seit der Gründung der AckermannGemeinde der Diözese Mainz war Rudolf Moche ihr Geistlicher Beirat. In all diesen Jahren war er Gastgeber der vielen Veranstaltungen über Geschichte, Gegenwart und Zukunft unserer östlichen Nachbarn sowie über Europa und nahm an allen Reisen nach Böhmen und Mähren teil. Er war dankbar und glücklich, wenn Gymnasiasten aus der Diözese Ostrau zur Mainzer Akkermann-Gemeinde kamen. Er lud die Teilnehmer anschließend immer zu einem Gottesdienst ein. Nicht nur die Mitglieder der Ackermann-Gemeinde schätzten ihn, er unterrichtete weiter Religion an Schulen. Gerne musizierte das Orchester des EleonorenGymnasiums jeden Advent in seiner Pfarrei. Auch wenn es um die Zukunft der Kirche ging, war Rudolf Moche ein geschätzter Gesprächspartner. Er wollte beitragen, sie transparenter und verständlicher zu machen. In der Praxis liebte er es nicht besonders, im Beichtstuhl zu sitzen. Er bevorzugte es, seine Schäfchen, wenn sie damit einverstanden waren, zu einem Gespräch unter vier Augen einzuladen. Auch das bleibt für viele bis heute unvergessen. Von Rudolf Moche kamen keine spektakulären Worte oder Taten. Vielleicht wird er in keinem Lexikon der Kirche oder der Sudetendeutschen stehen, aber diese Personenkreise sollten ihn im Gedächtnis behalten. Wer ihm nahestand, weiß, daß sein selbstloser Einsatz ohne persönlichen Ehrgeiz und Anspruch aus seinem reichen inneren Leben kam, vor allem aus einem tiefen Verständnis für alles Menschliche und die Gemeinschaft, wie es nicht oft zu finden ist.


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HEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Großfamilie Kotzian vor der Alten Schule in Pommerndorf, wo Großvater Josef Fischer Schulleiter und Oberlehrer war.

Das Kirchlein und sein Grundstein ohne das Wort „Erbaut“.

� Riesengebirge – Teil II

Das Elternhaus meiner Mutter steht nicht mehr In unserer Weihnachtsausgabe (Þ SdZ 51+52) erzählte Ortfried Kotzian von „Ružena oder das Elternhaus meiner Mutter“ und einem Besuch im Riesengebirge 40 Jahre zuvor. In dieser Neujahrsausgabe berichtet er nun über eine erneute Spurensuche mit der Großfamilie Kotzian im vergangenen Sommer.

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s geschah Anfang November. Beim Besuch der Großelterngräber in Au, einem Ortsteil von Illertissen, studierte unser Enkel Josef die Geburts- und Sterbedaten seiner Urgroßeltern: „Oskar Kotzian, geboren am 17. Juli 1905 in Hohenelbe/Riesengebirge, verstorben am 17. November 1982 in Memmingen. Gerlinde Kotzian/Fischer, geboren am 13. Februar 1917 in Pommerndorf/Riesengebirge, verstorben am 8. Oktober 1995 in Illertissen.“ Nach der Betrachtung des Grabsteins und einigem Nachdenken meinte Josef: „Da hat ja dann die Uromi ein Jahr vor ihrem Tod die Ehrenurkunde des Heimatkreises Hohenelbe für 25jährige treue Mitgliedschaft erhalten.“ Wie bei all meinen Studienreisen in meinem Berufsleben – ob für die Universität Augsburg, die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, das Bukowina-Institut Augsburg oder das Haus des Deutschen Ostens München – hatte ich auch für die Familienreise einen Reisebegleitband mit dem Titel „Auf Spurensuche im Riesengebirge der Familien Kotzian und Fischer“ erstellt. Darin war die Ehrenurkunde des Heimatkreises Hohenelbe für meine Mutter Gerlinde Kotzian mit einem eindrucksvollen Rübezahlbild abgedruckt. Am 75. Geburtstag meiner Frau Marie-Luise, dem 13. August 2023, überreichte ich die Reisebücher an die Feiernden, wobei die Erwachsenen nur jeweils zu zweit ein Geheft erhielten, die Enkel aber ein eigenes Exemplar. Die Ehrenurkunde für meine Mutter war datiert am 17. September 1994. Die-

ses Datum mußte sich bei Josef zutiefst eingeprägt haben, denn nur auf diese Weise konnte er zu der oben erwähnten Aussage gelangen. Überhaupt war das Reisebuch bei den Enkeln sehr gut angekommen, denn Paul erwähnte gegenüber seiner Mutter Ruth, die ihn nach seinem Lesestoff für die Fahrt fragte, er müsse erst die Geschichten lesen, die der Opa zusammengestellt habe. Das machte auch mich selbst recht stolz. Über sämtliche Details der Riesengebirgsreise zu berichten, die am 14. August begann und am 20. August endete, würde den Rahmen dieser Geschichte sprengen. Insgesamt traten 13 Personen und ein Hund die Fahrt an. Sie übernachteten zunächst im Hotel U Kaple in Tetschen-Bodenbach neben der ehemaligen Aussegnungskirche der Familie Thun-Hohenstein, um am nächsten Tag auf dem Weg Richtung Hohenelbe die sudetendeutschen Herkunftsorte der Partner unserer Töchter ausfindig zu machen. Diese Suche war nach einigen Schwierigkeiten, aber dafür bei herrlichem sonnigen Wetter, von Erfolg gekrönt. Zunächst erkundeten wir Ober-Ebersdorf/ Horní Habartice und den Friedhof von Markersdorf/Markvartice u Děčína. Von dort ging es weiter nach Josefsdorf/Svobodná Ves, wo eine Großmutter von Iris‘ Ehemann Stephan herstammt. Das war die vorausgehende Spurensuche. Am Abend erreichten wir die Pension Dana in Benetzko nahe Hohenelbe. Den gesamten nächsten Tag widmeten wir Hohenelbe, wobei uns Margit Bartošová sehr behilflich war. Wir trafen uns mit ihr hinter dem Augustinerkloster am Parkplatz und berieten, was wir alles besichtigen wollten. Hohenelbe hat sich seit unserem letzten Besuch 2012 sehr herausgeputzt. Vieles ist neu gestaltet, insbesondere der Kirchplatz. Die Klosterkirche und die Kirche Sankt Laurentius können besichtigt werden. Die Innenstadt mit dem Czernin-Schloß

Auf dem Friedhof von Pommerndorf: Die Urenkel Paul Geier (9) und Josef Beierl (8) suchen am zerstörten Grabstein von Oberlehrer Josef Fischer nach Spuren und werden fündig.

wirkt gepflegt. Am Bahnhof von Geschehen von zu Hause aus Hohenelbe erinnert eine drei- beobachtete, gruben sich tief in sprachige Gedenktafel daran, mein Gedächtnis ein. daß von hier aus 1945 und 1946 Es war eine absurde Situati45 000 Sudetendeutsche vertrie- on. Meine Mutter, die mit meiben beziehungsweise abtrans- ner älteren Schwester im Juni portiert wurden. Auch wenn wir 1945 bei den sogenannten wildas letzte Wohnhaus der Fami- den Vertreibungen aus dem lien Kotzian und Hollmann in Haus gejagt worden war, besuchder Breiten Gasse/Čechova ulice te fast 40 Jahre später dasselbe nicht identifizieren konnten, fan- Haus, im Volksmund Fischer-Vilden wir wohl das Geburtshaus la genannt, erhielt von der neuen meines Vaters Oskar Kotzian in tschechischen Besitzerin Ružena der Hauptstraße und das Haus in ihr Tagebuch zurück und las vor, der Nähe, aus dem heraus mei- wie sie am Hochzeitstag auf einen ne Großmutter Helene Kotzian/ Schemel steigen mußte, um über Härtl meinen im Ersten Welt- die geöffnete Türe durchs Fenkrieg gefallenen Großvater Otto ster den Berg hinunterblicken zu Kotzian geheiratet hat. können, damit sie den künftigen Im Zentrum dieses Berichtes Ehemann zuerst zu Gesicht bekäsoll das Schicksal des Hauses im me. Wenn dies der Fall war, dann Riesengebirsollte sie ihr ge stehen, in ganzes Ledem meine ben Macht Mutter Gerüber ihn belinde aufkommen. wuchs und Nach dieser meine Frau Passage aus Marie-Luise ihrem Tagemit meiner buch meinte Mutter und ich damals mir im Autrocken: gust vor ex„Na, so war akt 40 Jahes ja auch.“ ren 1983 Doch zuübernachrück zur ten durften. Dr. Ortfried Kotzian in seinem Element Reise 2023. Deshalb ge- als Reiseführer. Mit Martin he ich nicht Bartoš, dem weiter auf sehr schöne Erlebnis- Sohn von Margit Bartošová, bese im Riesengebirge ein wie die suchten wir jenen Ort PommernFahrt auf die Schneekoppe oder dorf/Strážné, in dem sich die den Besuch der Weckelsdorfer Geschichte „Ružena oder das Felsen. Elternhaus meiner Mutter“ zugeDie damalige Hausherrin tragen hatte. Wir trafen uns am Ružena hatte meiner Mutter ihr Parkplatz bei der Höhenschmiezweites Tagebuch übergeben. Es de und marschierten dann zur war ein unvergeßliches Erlebnis, Alten Schule, die heute eine Art als meine Mutter in ihrem Jung- Schullandheim ist. Dort hatte die mädchenzimmer am Abend aus Familie Fischer lange Zeit gejenem Tagebuch vorlas, wie ih- lebt, und unser Großvater Oberre Hochzeit mit meinem Vater lehrer Josef Fischer hatte dort im März 1943 abgelaufen war. unterrichtet, bis die Fischer-Villa Die Beschreibung der damaligen erbaut worden war, die im PomKriegszeit, ohne daß der Krieg merndorf-Buch als Haus Nr. 115 bis ins Riesengebirge gereicht verzeichnet ist. hätte, die Aberglauben, welche Die Villa war jedoch schwer zu sich um die Heirat rankten, und finden, da sie laut Martin Bartoš der Ernst, mit dem mein todkran- in aktuellen Unterlagen nicht ker Großvater Josef Fischer das mehr verzeichnet ist. Er ging da-

her von der Schule aus zurück zum Gemeindeamt, um sich zu erkundigen und brachte die Lokalisierung mit. Überrascht stellten wir fest, daß die Fischer-Villa nicht mehr existierte und einem Neubau hatte weichen müssen. Zwar war dessen Vorderseite dem alten Haus nachempfunden, wies aber ansonsten keine Ähnlichkeit auf. Wir waren vier Jahre zu spät gekommen. Nachbarn sagten uns, das Haus sei 2019 abgebrochen worden. Die Abbruchgenehmigung habe aber bereits seit 2010 bestanden. Nur ein Hügel aus Holz und Balken war von der Villa übriggeblieben. Etwas wehmütig fotografierten wir die wohl als Brennholz gestapelten Latten und Bretter. Martin erklärte uns, im Katasterplan von Pommerndorf sei das heutige Grundstück noch mit „0“ (Null) bezeichnet. Von dem Ort, wo einst das Haus im Riesengebirge gestanden hatte, wanderten wir zum Waldkirchlein, das unser Großvater Josef Fischer 1930 und 1931 hatte erbauen lassen. Die Kirche gehört nun einer Architektin, die im Grundbuch eingetragen ist und das Gebäude als Ferienhaus nutzt. Der ehemals graue Sand-Putz ist einem grünen gewichen. Immerhin wurde der Grundstein sichtbar gelassen, bei dem zu erkennen ist, daß das Wort „Erbaut“ herausgeschlagen wurde, aber die Jahreszahlen „1930/31“ zu lesen sind. Was allerdings neu und überraschend war, ist daß der Friedhof, von dem wir vor 40 Jahren beim Besuch mit meiner Mutter überhaupt nichts mehr gesehen hatten, nun wieder zum Vorschein gekommen ist. Zahlreiche Gräber, zwar ganz oder teilweise zerstört, sind wieder sichtbar. Mit dem Wissen, daß hinter dem Grab vom Oberlehrer Fischer 1943 drei Birken gepflanzt worden waren, konnten wir den Grabstein mit ziemlicher Sicherheit identifizieren. Unsere Enkelsöhne Simon, Paul und Josef entzifferten auf dem Stein immerhin „ose“, was ja richtig auf Josef

Dr. Ortfried Kotzian steht vor den Überresten der abgebrochenen Fischer-Villa, in der er 1983 übernachtete.

hindeuten könnte. Der gerodete, freigelegte Friedhof zeigte überraschenderweise, wie viele Menschen in Pommerndorf zwischen 1931 und 1945 gestorben und dort beerdigt worden waren. Das Innere des nun privaten Kirchleins war selbstverständlich nicht zugänglich und ein Blick durch die Fenster kaum möglich. Trotz der Veränderungen bleibt der Bau in der Geschichte des Dorfes ein Verdienst unseres Großvaters, des Oberlehreres Josef Fischer, welcher der Initiator und Erbauer war. Anschließend besuchten wir Witkowitz/Vítkovice v Krkono­ ších, wo nach Aussagen meines Vaters die Mühle gestanden haben soll, welche der Stammsitz derer von Kotzian von Kronenfeld gewesen und wo Großvater Otto Kotzian zur Welt gekommen sei. Monatelang hatte unser Freund Steffen Hörtler vom Heiligenhof zahlreiche Mühlen in und um Witkowitz ausfindig gemacht, die er uns nun zeigen wollte. Schließlich legten wir uns auf den wahrscheinlichsten Ort fest: den Gasthof Zur alten Mühle, ein seit langem leer stehendes Gasthaus aus der Zwischenkriegszeit. Wir fanden einiges, konnten jedoch nicht jeden Ort mit Sicherheit an den Daten und unserem Wissen festmachen. So bleiben noch viele Fragen offen, und noch manche Forschungsarbeit wird zu leisten sein. Aber alles, was im Dunkel der Geschichte verschwunden ist und noch verschwinden wird, gehört wohl zum schicksalhaften Verlauf all jener Menschen, die 1945/46 aus ihrer Heimat im Riesengebirge vertrieben wurden. So wie sie nicht mehr dort zu Hause sind und ihre schlesische Mundart mit nordostböhmischer Verfärbung allmählich verklingt, werden noch viele Häuser im Riesengebirge modernen zeitgemäßen Bauten weichen müssen. Das ist der Lauf der Zeit, der bei aller Tragik für eine bessere Menschheitsgeschichte erhaltenswert erscheint.

Der Neubau, für den die Fischer-Villa, das Elternhaus von Kotzians Mutter Gerlinde, weichen mußte.


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HEIMAT

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Als Rosina Reim mit ihrer oberbayerischen Freundin Eva Leitermann im August Schluckenau in Nordböhmen besuchte ( SdZ 51+52), fanden die Heimattreffen der Fugauer und der Königswalder statt. Nadira Hurnaus berichtet zunächst über Fugau.

S

chluckenau ist die nördlichste tschechische Stadt, liegt im Böhmischen Niederland und ist ein geographischer Zipfel, der ins Sächsische hineinragt. Der heutige Stadtteil Fugau/Fukov ist ein Zipfel auf dem Zipfel, der auf drei Seiten von Sachsen umgeben ist. Anfang August lebte Fugau wieder auf. Nach einem halben Jahrzehnt Unterbrechung trafen sich die Fugauer, ihre Nachkommen sowie ihre deutschen und tschechischen Freunde wieder auf heimatlichem Boden. 1410 lesen wir zum ersten Mal von Fugau, 1471 wird es im Tollenstein-Schluckenauer Register erwähnt, 1474 gehörte es den Herzögen von Sachsen. Damals hatte der Ort vier Bauernhöfe, 200 Jahre später 14 Wirtschaften, einen herrschaftlichen Hof und bis in das 17. Jahrhundert auch eine Festung. 1531 verkauften die Herren von Schleinitz das Dorf an Anton von Uechtritz. 1555 erbte dessen Sohn Abraham von Uechtritz das Gut. 1630 kaufte Wolfgang von Mansfeld, der Besitzer der Herrschaften Schluckenau und Hainspach, Fugau. Nächster Besitzer war Anton von Brummer. Dessen Erben verkauften Fugau 1682 an Philipp Siegmund von Dietrichstein, der das Gut seiner Herrschaft Schluckenau zuschlug. Die nach dem Dreißigjährigen Krieg eingeleitete Rekatholisierung blieb in Fugau zunächst folgenlos, die Bewohner blieben Protestanten. Da sie keine eigene Kirche hatten, besuchten die protestantischen Gläubigen die Dorfkirche Spremberg im östlichen Nachbarort. 1696 ließ die Herrschaft Schluckenau das Dorf gewaltsam rekatholisieren. Ein Teil der Protestanten verließ daraufhin Fugau und siedelte sich jenseits der Grenze in Oppach, Taubenheim und Spremberg, heute Neusalza-Spremberg, an. 1780 begann in Fugau der Bau der Sankt-Wenzels-Kirche, geweiht wurde sie 1788. Während der Napoleonischen Kriege lagerte im September 1818 ein von Alexandre Andrault de Langeron kommandiertes russisches Heer mit 60 000 Mann bei Fugau. Wegen seiner besonderen Lage wurde 1848 in Fugau ein Referendum über eine Angliederung an das Königreich Sachsen durchgeführt, bei dem sich die Bewohner für einen Verbleib bei Böhmen entschieden. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaft bildete Fugau ab 1850 eine Gemeinde im Gerichtsbezirk Schluckenau. Ab 1868 gehörte die Gemeinde zum Bezirk Schluckenau.

Feldmesse in Fugau.

Karte von Schluckenau mit Fugau und Umgebung.

Tschechen und Deutsche für eine gute Zukunft

Fugau und Frauenchiemsee 1919 lehnten die Fugauer erneut einen Anschluß an Sachsen ab. Der tschechische Name Fukov wurde 1924 eingeführt. 1930 hatte Fugau 791 Einwohner. Das Dorf bestand aus 143 Häu-

dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Schluckenau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Fugau wieder zur Tschechoslowakei, und der größte Teil der

Pfarrer Ralf Bertels und Kaplan Frank Surek.

nation. Grabmale, Särge, Steine fliegen in Fugau in die Luft. Der ganze Ort ist in eine dunkle Wolke gehüllt. Die Kirche und die Schule sind gesprengt. Das Werk der Vernichtung ist voll-

Monsigore Karel Havelka

Ein renoviertes Grab, Tomáš Kolonečný und Helga Hošková. sern, einer Kirche, einem Pfarrhaus, einer zweiklassigen Schule, einem Postamt, einem Zollamt, 58 Gewerbebetrieben, fünf Gasthäusern und 20 Läden. Ein Teil der Einwohner arbeitete als Steinbrecher und Steinmetze. In Folge des Münchener Abkommens wurde Fugau 1938

werden. Als sich die Pläne der Grenzbereinigung zerschlugen, begannen die tschechoslowakischen Behörden mit dem Abriß des Ortes. Bei der Gebietsreform von 1960 wurde er mit Königs-

deutschen Bevölkerung wurde vertrieben. 1949 kam es nach Aufhebung des Kreises Schlukkenau zum Kreis Rumburg. 1950 wurde der entvölkerte Ort nach Königswalde eingemeindet und die Grenze nach Sachsen geschlossen. Seit den 1950er Jahren sollte Fugau der DDR übergeben

Eva Džumanová

Martin Chroust

walde nach Schluckenau eingemeindet und dem Kreis Tetschen zugewiesen. In dem zweisprachigen, von der Stadt Schluckenau 2010 herausgegebenen Heft „Fugau. Erinnerung an das vernichtete Dorf“ lesen wir: „Es ist der 23. September 1960. Auf einmal hört man eine Deto-

endet. Fugau ist von der Landkarte der Tschechoslowakei verschwunden. Von der Landkarte ja, aber nicht aus dem Sinn der Menschen. Die haben das Dorf nicht vergessen. Es existiert kein einziger Wegweiser, und doch finden die Menschen den Weg ganz genau.“

Bilder (8): Nadira Hurnaus

Das war auch vergangenen Sommer so. Aus Schluckenau hielten der neue Bürgermeister Tomáš Kolonečný und seine Vorgängerin Eva Džumanová sowie Martin Chroust, Bereichsleiter Entwicklung und Umwelt im Rathaus Schluckenau, Reden, die Helga Hošková, die auch das Fugau-Büchlein verfaßt hatte, dolmetschte. Das Interesse an diesem Treffen war groß, denn es ging auch um die Weiterentwicklung dieses Ortes, den Sachsen leichter erreichen als Schlukkenauer. Und die vielen jungen Deutschen und Tschechen hoben das Herz des routinierten Besuchers von Heimattreffen. Nicht gekommen waren der erkrankte Schluckenauer Heimatortsbetreuer Peter Schubert, dafür war aber Bärbel Henß da, die Heimatortsbetreuerin von Königswalde. Fugau ist für Fußgänger und Radfahrer von der Oppacher Grenzstraße, der Fugauer Straße, aus über eine kleine Spreebrücke zugänglich. Die Reste des Friedhofs waren 2014 mit Mitteln des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds renoviert und allenthalben Linden angepflanzt worden. Auf einer Tafel präsentierten nun junge Künstler ihre Ideen für das zukünftige Fugau. Der ursprüngliche Plan, hier einen Freizeitpark zu errichten, war der Vorstellung von einem sanften Tourismus gewichen. Dort, wo einst die Fugauer Wenzelskirche stand, feierten Monsignore Karel Havelka, Dekan des Domkapitels in Leitmeritz, Kaplan Frank Surek aus Schirgiswalde und Ralf Bertels, Pfarrer in Rente aus Leutersdorf, eine Feldmesse. Bei dieser erzählte Monsignore Havelka, daß er Sohn deutsch-tschechischer Eltern aus Fugau sei. Während des Gottesdienstes präsentierte Herbert Rosche die Fahne des Kameradschaftsvereins, die einzig erhaltene Fahne von Fugau. Herbert Rosche ist der Enkel von Eduard Rosche, dem Betreiber der Gaststätte Zum goldenen Stern. Nach der Messe gab es Gegrilltes, Getränke und Kuchen. Die Leute lustwandelten durch den Lindenhain, betrachteten die aufgeputzten Grabmale sowie eine Bilderausstellung und stimmten für ihr Fugauer Lieblingszukunftsprojekt. Und sie unterhielten sich mit den Geistlichen, mit den Politikern, mit den Künstlern und miteinander. Ich kam mit Herbert Rosche ins Gespräch. Wo ich herkäme, fragte er. Mein väterlichen Wurzeln lägen in Mährisch Schönberg im Altvaterland. Nein, meinte er. Wo ich jetzt wohnte, wolle er wissen. In Bernau am Chiemsee. „Ach“, sagte er, „da machen wir jedes Jahr Urlaub. Auf der Fraueninsel lebt nämlich meine Tante, die ist noch in Fugau zur Welt gekommen.“ „Wie heißt denn Ihre Tante?“ „Frau Eucharis Rosche OSB, Sie leitete früher die Krankenstation des Mädcheninternats.“ „Ich war von 1969 bis 1972 Internatsschülerin bei den Benediktinerinnen auf Frauenchiemsee, ich kenne Frau Eucharis. Dann sind wir ja quasi alte Bekannte. Wenn Sie Ihre Tante wieder besuchen, besuchen Sie bitte auch mich.“ Das wäre dann ein Fugau-Frauenchiemsee-Treffen.

Herbert Rosche mit der Vereinsfahne neben dem Altar und ein altes Bild vom Goldenen Stern.


Reicenberger Zeitung

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Stadt und Kreis Reichenberg

Kreis Deutsch Gabel

Nordböhmi[e Um[au

Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail rz@sudeten.de

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Kreis Friedland

Kreis Gablonz

Der neue Kreis Deutsch Gabel gehört zum Regierungsbezirk Aussig und grenzt an die Landkreise Dauba, Böhmisch Leipa, Tetschen-Bodenbach, Warnsdorf und Reichenberg.

� Die Geschichte der nordböhmischen Stadt Deutsch Gabel – Teil XIV

D

Das Erstarken der Nationalsozialisten

ie Parlamentswahlen im Jahr 1935 zeigten ein anderes Bild der politischen Schichtung, da die Sudetendeutsche Partei einen großen Erfolg im ganzen Land verbuchen konnte. Während die SdP im Jahr 1935 nur zwei Vertreter in die Stadtverwaltung entsenden konnte, waren es im Jahr 1938 bereits 26. Mit ausschlaggebend für diesen Erfolg war die im März 1938 durchgeführte Auflösung vieler deutscher Parteien und deren freiwillige Eingliederung in die SdP. Die politische Entwicklung veranlaßte Bürgermeister Jiru, am 15. März 1938 sein Amt niederzulegen. 1938 war ein Jahr voller Sorgen und Bangen um den Frieden. Am 13. März 1938 waren deutsche Truppen in Österreich einmarschiert. An der Bunkerlinie entlang der sächsischen Grenze, deren Ausbau um 1937 bereits begonnen hatte, wurde mit Hochdruck gearbeitet. Zur ersten Mobilisierung am 22. Mai 1938 war dieses Befestigungswerk noch nicht fertiggestellt. Tschechisches Militär wurde in diesen Tagen an die Grenze gebracht, Munitionstransporte passierten die Stadt. Am 15. Juni fanden Neuwahlen der Gemeindevertretung statt. Die KP erreichte zwei, die tschechische Minderheit ebenfalls zwei Mandate, die SdP jedoch mit 26 Mandaten die absolute Mehrheit. Zum Bürgermeister wurde Lehrer Friedrich Sirach gewählt, der das Amt bis Kriegsende innehatte. Im Juli 1938 fand das Deutsche Turn- und Sportfest in Breslau statt, an dem eine große Zahl Turnbrüder aus Deutsch Gabel und Umgebung teilnahm. Die politische Lage spitzte sich weiter zu. In der zweiten Hälfte des Monats September erfolgte die allgemeine Mobilisierung. Viele wehrpflichtige Deutsche mußten zum tschechischen Militär einrücken. Ein Teil von ihnen versteckte sich jedoch in Wäldern und anderen Unterschlupfen. Mit bangem Gefühl wurden Soldaten- und Mu-

nitionstransporte zur inzwischen setzliche Pflicht. Bis zur Errich- mende Vereinswesen bedauerfertiggestellten Bunkerlinie be- tung des neuen Standesamtes liche Veränderungen erlitt. Aus obachtet. Viele Deutsche, meist am 1. Mai 1939 im Rathaus fan- dem deutschen Turnverein, der Frauen und Kinder, flüchteten, den die Trauungen im Landrats­ einstmals ein Bollwerk völkisolange es möglich war, nach amt statt. schen Denkens und Handelns Deutschland. Eine Beruhigung Einen großen Aufschwung in war, wurde eine NS-Turngemeinbrachte die Mitteilung von der Handel, Gewerbe und Handwerk de. Durch die Errichtung der HitUnterzeichnung des Münchener erlebte die Stadt nach der Ein- lerjugend (HJ), der SturmabteiAbkommens vom 29. September gliederung. Die Industrie, die vor lung (SA), der Schutzstaffel (SS) 1938, das die Krise in dem Viel- Oktober 1938 fast völlig geruht und der Einheiten des Nationalvölkerstaat ČSR lösen sollte. England, Frankreich, Italien und Deutschland hatten sich geeinigt. Die deutschsprachigen Gebiete der Tschechoslowakei fielen an Deutschland, und die Besetzung erfolgte ab 1. Oktober in Etappen. Die Tschechen empfanden dieses Abkommen als ein ungerechtes Diktat, durch das ihr Staat zerschlagen worden sei. Da Deutsch Gabel nur sechs Kilometer von der Grenze entfernt liegt, wurde angenommen, die Besetzung werde bereits am 1. Oktober erfolgen. Alle Vorbereitungen hierzu liefen an, allerdings erfolgte die Besetzung erst am 9. Oktober. Der Abzug der Tschechen ging reibungslos vor sich. Beamte aus dem Deutschen Reich folgten dem deutschen Militär und übernahmen die Verwaltung. Dem neugebildeten Landkreis Deutsch Gabel gehörten außer den beiden Gerichtsbezirken Deutsch Gabel und Zwickau auch Teile des Bezirkes Niemes an. Deutsch Gabel wurde Kreisstadt. Mit dem Anschluß an das Deutsche Reich waren die Finanzsorgen, die durch ständig steigende Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Stillstand in den Fabriken und so weiter bedrohliche Formen an- Seit 1. Mai 1939 finden standesamtliche Trauungen im Rathaus statt. genommen hatten, behoben. Geldzuwendungen aus dem hatte, kam wieder auf volle Tou- sozialistischen Kraftfahrkorps Reich ermöglichten die Verwirk- ren. Es gab keine Arbeitslosen (NSKK) verlor er an Bedeutung. lichung anstehender Projekte. mehr. Ein Preis- und Lohnstop Die seit 1865 bestehende FreiwilSo wurde der noch nicht gepfla- verhinderte sowohl das Anstei- lige Feuerwehr bekam den Chasterte Teil der Bahnhofstraße mit gen der Preise für Lebensmittel rakter einer Hilfspolizeitruppe. Granitwürfeln durchgeführt; das und Gebrauchsgüter als auch der Aus dem Kameradschaftsverein Haus Nr. 272 von Bäckermeister Löhne. Zufriedenheit herrschte ehemals gedienter Soldaten wurRichard Wendler wurde abgeris- überall, und bald kehrte wieder de ein NS-Kriegerbund, und die sen. Wohlstand ein. anderen Vereine wie der SchütAb Oktober 1938 wurde die Nicht zu übersehen war, daß zenverein wurden dem großen standesamtliche Trauung ge- das aus der Vergangenheit stam- Reichsbund angeschlossen.

Der Kulturverband, der Bund der Deutschen, die Deutsche Jugendfürsorge hörten auf zu bestehen, alle karitativen Vereine wurden von der Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) übernommen. Für die ehemaligen vielen Vereine, die hier bestanden und das gesellschaftliche Leben jahrzehntelang mitbestimmt hatten, war keine Zeit mehr übrig. Neue Formationen und Gliederungen beschäftigten ihre Mitglieder voll und ganz. Omnibus-Linien nach vielen Orten des Kreises wurden neu geschaffen, und auch der Fremdenverkehr nahm einen neuen Aufschwung. Für die Volksschule wurde als eigener Leiter Friedrich Sirach bestellt. Die Knaben- und Mädchenbürgerschule, die schon in den 1920er Jahren mit Franz Sachse und Maria Scheindl je einem eigenen Direktor unterstanden hatten, wurde in eine Hauptschule umfunktioniert. Die Frage des Baues einer neuen Schule wurde erörtert, und Pläne wurden angefertigt. Am 16. März 1939 erfolgten die Besetzung der restlichen ČSR und die Gründung des Protektorates Böhmen und Mähren. Nur kurze Zeit dauerte für uns die Freude, endlich frei zu sein, Möglichkeiten zur freien Entfaltung zu haben. Dunkle Wolken verfinsterten den politischen Himmel, und knapp ein Jahr nach unserer „Befreiung“ begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg mit dem Angriff auf Polen. Durch laufende Einberufungen und Dienstverpflichtungen der Arbeitskräfte wurde das Aufblühen des wirtschaftlichen Lebens der Stadt bald wieder sehr beeinträchtigt. Später kam noch der große Mangel an Rohstoffen hinzu. Manche Betriebe mußten sich auf die Erzeugung kriegswichtiger Artikel umstellen. Lebensmittel wurden rationiert, Lebensmittelkarten ausgegeben, und für den Erwerb von Textilien benötigte man Berechtigungsscheine und Kleiderkarten.

Am 1. Oktober 1942 wurden die Gemeinden Böhmischdorf und Markersdorf sowie Neufalkenburg nach Deutsch Gabel eingemeindet. Die Stadt hatte nun etwa 3900 Einwohner, und ihre Entwicklungsmöglichkeit war nicht mehr durch Gemeindegrenzen gehemmt. In der Landwirtschaft wurden immer mehr Fremdarbeiter eingesetzt, später auch französische Kriegsgefangene. Umsiedlungsaktionen begannen; Volksdeutsche aus der Batschka und aus der Bukowina wurden in der Stadt untergebracht, zu denen später Bombenevakuierte aus dem Rheinland und Westfalen kamen. Betriebe wurden allerdings nicht nach hier verlegt. Die Einberufungen beeinträchtigten das private Leben stark, zumal mit der Zeit aus vielen Familien nicht nur ein, sondern oft mehrere Mitglieder bei der Wehrmacht waren und Kriegsverluste schmerzliche Lücken hinterlließen. Unter Luftangriffen litt die Stadt nur in den letzten Kriegstagen durch russische Tiefflieger; großer Schaden entstand nicht. Partisanentätigkeit während des Krieges konnte nicht festgestellt werden. Dieser Krieg brachte sehr viel Leid über unsere Bevölkerung. Mindestens 108 Gefallene und Vermißte beklagte Deutsch Gabel, neun Personen wurden von den Russen verschleppt und kehrten nicht zurück, acht Personen suchten nach Kriegsende den Freitod. Diese Zahlen sind unverbindlich, weil durch die weite Verstreuung und dadurch bedingter nicht 100prozentiger Erfassung der Landsleute die Feststellung der genauen Zahl bis jetzt nicht möglich war und auch nicht mehr möglich sein wird. Über die Ereignisse am Kriegsende, die Besetzung durch Russen und Tschechen und die unmenschliche Vertreibung der deutschen Bevölkerung berichtet die nächste Folge. Sie schildert wohl das Geschehene, kann aber nicht mehr das Leid und die Hoffnungslosigkeit wiedergeben, die all unsere Landsleute damals ergriff. Fortsetzung folgt


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Dux

Ladowitz

Klostergrab

Ossegg

für die Kreise Dux, Bilin und Teplitz-Schönau

Heimatlandschaft Erz- und Mittelgebirge – Landschaftsbetreuer: Dietmar Heller, Hillenloher Straße 10, 87733 Markt Rettenbach, Telefon (0 83 92) 9 34 72 77, Telefax 9 34 72 78, eMail dietmar.heller@deheller.de. Heimatkreis Bilin – Patenstadt Gerolz­hofen; Heimatkreisbetreuer: Dietmar Heller. Internet www.heimatkreisbilin.de. H ­ eimatkreis Dux – Patenstadt Miltenberg; Heimatkreisbetreuer: Klaus Püchler, In den See­gärten 35a, 63920 Großheubach, Tele­fon (0 93 71) 9 94 01, eMail ­klauspuechler@web.de. Heimatkreis Teplitz-Schön­au – Paten­stadt Frankfurt am Main; Heimatkreisbetreuer: Erhard Spacek, Franz-Schubert-Straße 13, 01796 Pirna, Telefon (01 60) 95 32 07 27, eMail erhard. spacek@gmx.de Redak­tionsschluß: Freitag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Hoteldirektor Petr Brandl empfängt Laura und Mama Lucie Hörtler, Renate Horch, Eva Knauer, Norbert Koloczek und Susanne Walter aus Bad Kissingen. Der Gedanke einer Städtepartnerschaft zwischen den Kurorten Bad Kissingen in Unterfranken und Teplitz-Schönau in Nordböhmen kam bereits im vergangenen Januar zum Ausdruck. Damals besuchten Mitglieder der CSU-Fraktion des Bad Kissinger Rathauses unter Leitung des CSU-Vorsitzenden und Stadtrats Steffen Hörtler die Stadt Teplitz, um erste offizielle Kontakte aufzunehmen. Unter Leitung des Teplitzer Oberbürgermeisters Jiří Štábl kam es im Sommer zu einem Gegenbesuch von Vertretern des Teplitzer Rathauses, der den Gedanken der Partnerschaft festigte.

B

ad Kissingen unterhält bereits seit langer Zeit erfolgreich Städtepartnerschaften mit dem österreichischen Eisenstadt, dem italienischen Massa und dem französischen Vernon. Erfolgreich sind diese Partnerschaften vor allem deshalb, weil ihnen gesellschaftliches Leben und Inhalt von Gemeinschaften der Bürger dieser Städte gegeben werden, in Bad Kissingen vom Städtepartnerschaftskomitee unter seiner Präsidentin Maren Schmitt. Bereits vor längerer Zeit hatte das Kissinger Komitee den Wunsch geäußert, eine weitere Partnerschaft zu schließen, diesmal mit einer Stadt im östlichen Mitteleuropa. Da verständlicherweise auch eine gewisse Übereinstimmung an Größe, Thematik und Aktivität angestrebt wurde, fiel diese Wahl schließlich auf TeplitzSchönau in der Tschechischen Republik. Teplitz-Schönau ist eine Industriestadt mit rund

Bilin

Teplitz-Schönau

Graupen

Laura Hörtler, das Jazz-Quartett KvarteTones, Maren Schmitt, Norbert Koloczek, Renate Horch, Susanne Walter, Lucie Hörtler, Eva Knauer und Philipp Dippl, kniend Albrecht Back, Dr. Johannes Brath und Martin Rak im Schloß.

� Teplitz-Schönau und Bad Kissingen

Die Geburt einer Städtepartnerschaft 52 000 Einwohnern, die aber auch gleichzeitig ein einstmals berühmter Kurort war und erfolgreich an diese Tradition anschließt. Bad Kissingen kann sich gemeinsam mit dem böhmischen Bäderdreieck Karlsbad, Marienbad und Franzensbad eines Eintrags in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO rühmen. Teplitz wiederum ist das älteste Kurbad Mitteleuropas, das leider nach 1945 unter der sozialistischen Industrialisierung und dem Kohleraubbau stark gelitten und auch nicht die Vergünstigungen des genannten Bäderdreiecks hatte, das von jeher als Aushängeschild für die westliche Klientel galt. Und gerade dieses Schicksal von Bad Teplitz-Schönau erweckte bei Stadtrat und Komitee in Bad Kissingen Neugier. Wie hatte es diese Stadt geschafft, nach dem Umsturz 1989 Anschluß an westliche Standards zu finden? Welche Ansprechpartner gibt es hier wohl? Wie reagieren Rathaus, Bildungseinrichtungen, Sportstätten, kulturelle Einrichtungen auf die neue Zeit? Was haben Teplitz und Bad Kissingen gemeinsam oder umgekehrt – was hat Teplitz anderes zu bieten, welche Anregungen könnten die Kissinger von

der ihnen bisher recht unbekannten Stadt bekommen? Eine bedeutende Vermittlerrolle spielt hierbei Erhard Spacek, der Vorsitzende des Teplitz-Schönauer Freundeskreisvereins. Dessen Bemühungen um eine Partnerschaft zwischen den beiden Kurorten nahmen dank guter Kontakte mit dem Städtepartnerschaftskomitee Bad Kissingen konkrete Formen an. So sorgte er dafür, daß bereits das dritte Jahr eine Jugendmannschaft des Teplitzer Fußballclubs TFC am internationalen RiminiCup in Bad Kissingen teilnehmen konnte. Zu einem erfolgreichen Schüleraustausch der beiden Gymnasien, die etwa gleich groß sind, kam es wieder im Mai unter Leitung des sehr aktiven Deutschund Geschichtslehrers Martin Rak. Es sind also die jungen Menschen, die bisher dieser zukünftigen Partnerschaft Schwung gaben. So war es an der Zeit, daß auch Bad Kissingens KomiteePräsidentin Maren Schmitt mit Vertretern des öffentlichen Lebens in Teplitz in Kontakt treten wollte. Anfang Dezember war es dann so weit. Aus Bad Kissingen kamen Komitee-Präsidentin Maren Schmitt, die Vizepräsidenten Re-

Niklasberg

nate Horch und Michael Eber, Schatzmeister Johannes Brath, Norbert Koloczek und Eva Knauer, Beiräte für die österreichische Partnerstadt Eisenstadt, Susanne Walter, Beirätin für Jugend und Schulen, Albrecht Back, Beirat für die italienische Partnerstadt Massa, Lucie Hörtler, Beauftragte für den Kontakt mit Teplitz, mit Tochter Laura und Vereinsmitglied Philipp Dippl. Das von der Stadt Teplitz und dem Lions-Club finanzierte Treffen in Teplitz hatten Martin Rak, Lehrer für Deutsch und Geschichte am Gymnasium Teplitz, die Teplitzer Kulturbeauftragte Radka Ružičková, Oberbürgermeister Jiří Štábl sowie Senator und VizeOberbürgermeister Hynek Hanza organisiert. Nach einem Stadtrundgang mit Besuch des Regionalmuseums im Teplitzer Schloß wurde zu einem Empfang im Hotel ­Prince de Ligne am Schloßplatz gebeten. Hier traf sich das Bad Kissinger Komitee mit Mitgliedern des Teplitzer Lions-Clubs, dem namhafte Vertreter von Kultur, Bildung und Kureinrichtungen angehören. An dieser Begegnung nahmen aus Teplitz Zdeněk Bergman, Präsident des Lions-Clubs und Direktor des Gymnasiums, die

Martin Rak, Jan Gaisler, Albrecht Back, Zdeněk Bergman, Maren Schmitt, Michael Eber und Dr. Johannes Brath beim Begrüßungsumtrunk.

Lions-Club-Vorstandsmitglieder Přemysl Šoba, Direktor des Kulturhauses, und Roman Dietz, Direktor der Nordböhmischen Philharmonie, die Mitglieder Jan Gaisler und Jan Štěrba, Chefarzt des Kurhauses Beethoven, mit seiner Frau Marcela, Oberbürgermeister Jiří Štábl, Erhard Spacek und Jutta Benešová, Mitglied des Teplitz-Schönau Freundeskreises, Redaktionsmitglied der „Erzgebirgs-Zeitung“ und Heimatruf-Korrespondentin in Teplitz für die Kreise Teplitz, Bilin und Dux, teil. Bei diesem Treffen im Hotel Prince de Ligne bei einem gemeinsamen Buffet stellte Zdeněk Bergman die Teplitzer Vertreter in ihren Funktionen vor und brachte den Wunsch zum Ausdruck, daß es zu einem regen Gedankenaustausch kommen möge. Dabei wies er auch auf das folgende Programm hin, das den Gästen aus Bad Kissingen die Möglichkeit gebe, sich mit verschiedenen Kultur- und Bildungseinrichtungen in Teplitz bekannt zu machen. Der Idee einer engeren Zusammenarbeit schloß sich auch Maren Schmitt an, wobei sie vor allem die Rolle ihres Komitees hervorhob, die so wichtig für eine Städtepartnerschaft sei. Ein solches Gremi-

um zu bilden, also einen direkten Ansprechpartner in Teplitz, wird nun die zukünftige Aufgabe der Stadt Teplitz sein. Vielleicht kann in dieser Richtung der Lions-Club eine führende Rolle übernehmen. Zum Programm gehörten ein Besuch der Metelkovo-Grundschule mit erweitertem Sprachunterricht und bereits 100jähriger Vergangenheit, ein Besuch des Vereins Junák der tschechischen Pfadfinder-Jugendbewegung, ein Besuch des Vereins ULPAN, der sich dem Erlernen der hebräischen Sprache widmet, entsprechende Sprachkurse anbietet und gleichzeitig über Vergangenheit und Gegenwart Israels informiert, denn Teplitz hatte einst nach Prag die zweitgrößte jüdische Gemeinde auf tschechischem Boden. Das gemeinsame Abendessen im Theater-Café und der anschließende Besuch eines Konzerts im Jazzklub TEPJAZZ, der in den historischen Räumen des Teplitzer Schlosses untergebracht ist, gaben den Gästen aus Bad Kissingen einen ersten Einblick in das gesellige Leben der Stadt. Das stets Ende Juli stattfindende Rakoczi-Fest in Bad Kissingen entspricht dem Teplitzer Bäderfest. Dort könnte sich Teplitz mit seinen Erzeugnissen wie Monopol-Bier, Bäder-Oblaten oder Keramikerzeugnissen seines Behindertenverbandes Arkadie der zukünftigen Partnerstadt Bad Kissingen präsentieren. Diese Idee hatte Steffen Hörtler, dem die Städtepartnerschaft ebenfalls am Herzen liegt. Freuen wir uns auf die weitere Entfaltung gemeinsamer Beziehungen. aá

Oberbürgermeister Jiří Štábl und Přemysl Šoba sowie Erhard Spacek im Gespräch mit Dr. Jan Štěrba und Roman Dietz.


HEIMATBOTE

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Bischofteinitz

Ronsperg

FÜR DEN KREIS BISCHOFTEINITZ

15 Hostau

Heimatkreis Bischofteinitz – Patenstadt Furth im Wald. Heimatkreisbetreuer: Peter Pawlik, Palnkamer Straße 73a, 83624 Otterfing, Telefon (0 80 24) 9 26 46, Telefax 9 26 48, eMail peter-pawlik@t-online.de, Internet www.bischofteinitz.de. Spendenkonto: Heimatkreis Bischofteinitz, Raiffeisenbank Chamer Land – IBAN: DE55 7426 1024 0007 1343 20, BIC: GENODEF1CHA. Heimatbote für den Kreis Bischofteinitz – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Verantwortlich von seiten des Heimatkreises: Peter Pawlik. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Bischofteinitz: Anfang und Ende einer deutschen Stadt – Teil V

Hoher Blutzoll Die freundliche einst deutsche Kreisstadt Bischofteinitz liegt im Westen Böhmens nahe der Vorberge des Böhmerwaldes am Mittellauf der malerischen Radbusa. Hier der fünfte und letzte Teil über die Geschichte der deutschen Zeit.

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Ausstellungseröffnung der grenzüberschreitenden Krippenausstellung im Bischofteinitzer Schloß.

Bilder: Karl Reitmeier

Bischofteinitz

Krippenbauer sind auch Brückenbauer geknüpft worden, die vor vier Jahren mit einer gemeinsamen Ausstellung in Neugedein erneuert worden seien. Er sprach

als „verrückter Krippenfreund“ vor, der nicht die Sprache seiner Nachbarn spreche, aber die Krippenliteratur in dieser fremden Sprache horte. Darum seien solche gemeinsamen Krippenausstellungen sehr wichtig. Jeder könne vom anderen lernen: über die Liebe zur Krippe, das Wissen über den Nachbarn und dessen Krippenkultur. Letztlich sei dies aber auch rotz widrigster Witterungs- und eine verbindende Freundschaft. Straßenverhältnisse aufgrund Und Dendorfer äußerte sich dankder starken Schneefälle waren so bar dafür, daß er zusammen mit seiviele Besucher gekommen, daß alnem Verein ein kleiner Mosaikstein le Sitzplätze belegt waren und viebei dieser Nachbarschaft sein dürfe. le Gäste stehend in einem Vorraum Daß man als bayerische Nachbarn der Wappenhalle ausharren mußimmer wieder bei den tschechischen ten. In der Wappenhalle selbst präAusstellungen teilnehmen dürfe, sentierten der Verband der Pilsner sei eine große Ehre. Das sei letztlich Krippenbauer/Betlemáři Plzeňska Dolmetscherin Anna Ježková, Hans Dendorfer mit auch gelebte Nachbarschaft und zuund die Krippenfreunde des Oberen der Dankurkunde für Vratislav Altmann. gleich ein bedeutsames Stück aktiBayerischen Waldes in Zusammenves Europa. arbeit mit dem Pfarramt Bischofteinitz in die Hoffnung aus, daß die DurchfühIn Erinnerung rief Dendorfer gemeineiner erstaunlichen Vielfalt historische rung gemeinsamer Ausstellungen auch same Krippenausstellungen in Waldund zeitgenössische Krippen. in Zukunft fortgeführt werde. münchen und in Neukirchen beim HeiVratislav Altmann vom Pilsener KripJohann Dendorfer zeigte sich erfreut ligen Blut. Und im Jahre 2015 habe er penverein hieß zur Ausstellungser- darüber, daß die Krippenfreunde des einige Exponate des Pilsener Krippenöffnung neben den zahlreichen Besu- Oberen Bayerischen Waldes ihre be- vereins sogar zu einer Ausstellung in chern besonders Bürgermeister Josef scheidenen Exponate bei dieser Aus- Ludres in Frankreich mitnehmen könHoleček und den Vorsitzenden der nen. Erwähnung fanden in diesem Krippenfreunde des Oberen BayeriZusammenhang Dendorfers jahreschen Waldes, Johann Dendorfer, langer, 2020 verstorbener Wegbebesonders willkommen. Zum Aufgleiter Franz Prifling aus Waldmüntakt sorgten Schüler und Schülerinchen und Irina Hanová aus Rokitzan nen der Kunstgrundschule Taus unbei Pilsen. Von Hanová habe er viel ter der Leitung von Dana Žáková mit über Papierkrippen gelernt, die ihn der Aufführung der Kurzgeschichseit über 40 Jahren begeisterten. Ein te „Der Engel mit der Pudelmütze“ großer Lehrmeister auf diesem Gevon Otfried Preußler für eine gelunbiete sei auch Vratislav Altmann. gene Einführung. Für die musikaliAbschließend nannte Dendorfer sche Umrahmung sorgten gekonnt noch einen wichtigen Gedanken: Mädchen aus der Kunstgrundschu- Petra Belfinová und ihre Schülerinnen bieten den „Krippen sind Brücken von Mensch le Neugedein unter der Leitung von muskalischen Rahmen. zu Mensch – auch über StaatsgrenPetra Belfinová. zen hinweg.“ Vor der Krippe würden Altmann berichtete, daß der Verband stellung in einem edlen Ambiente zei- Fremde zu Freunden, und deshalb ruder Pilsener Krippenbauer vor 21 Jahren gen dürften. Dendorfer hatte in diesem fe er dazu auf, immer in dieser Freundgegründet worden sei. Bereits kurz nach Zusammenhang den Aspekt der guten schaft zu bleiben. Zur Erinnerung an die der Gründung seien freundschaftliche Nachbarschaft herausgestellt. Die Gren- langjährige Zusammenarbeit überreichKontakte mit dem benachbarten Bayern ze trenne nicht, denn alle hätten ein ge- te Dendorfer an Vratislav Altmann eine meinsames Ziel, näm- Urkunde. lich die Liebe zur Vratislav Altmann dankte noch der Kultur der Krippe. Verwaltung der Burg und des Schlosses, „Dieses gemeinsame Kastellan Jan Rosendorfský und Jana kulturelle Erbe ver- Tomašková für die Hilfe bei der Einrichbindet uns mit vielen tung der Ausstellung. Nicht unerwähnt anderen Freunden ließ er auch seine Kollegin Ivana Sieder Krippe in Euro- berová. Und nicht zuletzt galt sein Dank pa und sogar auf an- den Mitgliedern beider Vereine für die deren Kontinenten“, Leihgabe von Exponaten. sagte Dendorfer. Ein Grußwort sprach auch BürgermeiDer Vorsitzende ster Josef Holeček, der sich danach von wies darauf hin, daß den ausgestellten Krippen sehr angedas Hinüberschauen tan zeigte. Als glänzende Dolmetscherin zu den Nachbarn sehr hatte während der Veranstaltung Anna wichtig sei. „Was wür- Ježková fungiert. Nach dem offiziellen den mir liebe Nach- Teil strömten die Besucher in die Wapbarn nützen, wenn ich penhalle und bestaunten die wunderbaVratislav Altmann vom Pilsener Krippenverein und Bürgermei- nichts über sie weiß?“ re Krippen-Präsentation in ihrer ganzen ster Josef Holeček schauen sich die Krippen an. Dendorfer stellte sich Vielfalt. Karl Reitmeier Krippenbauer sind letztlich auch Brükkenbauer über die Grenzen hinweg. Dies wurde deutlich, als Anfang Dezember im Schloß Bischofteinitz die Krippenausstellung unter dem Motto „Laßt uns jubeln, laßt uns fröhlich sein“ in einem feierlichen Rahmen eröffnete. Sie lief bis 7. Januar.

T

m Jahr 1913 wurde auf dem Galgenberg die Lourdes-Wallfahrtskirche errichtet und eingeweiht und 1925/26 die Erzdekanalkirche in ihrem bestmöglichen Urzustand wiederhergestellt. 1914 wurde die bisher hölzerne Brücke über die Radbusa durch eine Eisenkonstruktion ersetzt. Beginn und Ende des Ersten Weltkrieges trafen Bischofteinitz schwer. Viele Männer mußten ihr Leben lassen. 1918 brachte Bischofteinitz den Einmarsch tschechischen Miltärs und damit 1919 die gewaltsame Eingliederung in einen Staat, den die deutsche Bevölkerung ablehnte und der ihr in der Folge tschechische Willkürherrschaft, Verhaftungen, Schikane, schwere nationale und wirtschaftliche Bedrängung und systematische Tschechisierungsversuche brachte, die zwar durch die Tätigkeit nationaler Schutzvereine abgebremst werden konnten, aber erst mit dem erlösenden Anschluß an das Deutsche Reich 1938 ihr vorläufiges Ende fanden. Die Stadt vergrößerte und verschönerte sich nach dem Ersten Weltkrieg wesentlich. Es entstanden Villenviertel, neue gewerbliche Betriebe und Banken, neue

Gebäudereihen und die Errichtung eines Stadtparkes an der Radbusa. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde die große Stadthalle an der Stelle des abgetragenen alten Bräuhauses, in der auch das Kino untergebracht war, und eine modern eingerichtete Molkerei beim Bahnhof errichtet. Die Befreiung vom tschechischen Joch wurde jedoch faktisch eingetauscht gegen die Diktatur der Nationalsozialisten. Ihr kirchenfeindlicher Geist brachte den Bischofteinitzer Katholiken und ihren Priestern schwerste Prüfungen, den Juden die Flucht ins Ausland, den nichtnationalsozialistischen Vereinen die Auflösung, den Kritikern am Nationalsozialismus Haft und Gefängnis und manchem auch den Tod ein. In diesen Jahren hat mancher Bischofteinitzer sicher in falsch verstandenem Fortschrittsglauben schwerste persönliche Schuld auf sich geladen, und viele unschuldige Familien mußten diesen Irrtum während und erst recht am Ende des Zweiten Weltkrieges mit einem hohen Blutzoll bezahlen. Den Todesstoß für die Stadtgemeinschaft aber versetzte erst der vom für die Deutschen verloren gegangenen Krieg ermunterte tschechische Pöbel. Angestachelt von jahrelanger antideutscher Hetze glaubte er nun, sich rächen zu müssen und verjagte alle deutschen Bischofteinitzer Einwohner aus ihrer Heimatstadt und ihrem angestammten Eigentum.

Blick vom Turm der Stadtkirche 1942 auf einer Federzeichnung von Georg Schröpfer.

WIR GRATULIEREN Wir gratulieren unserer treuen Abonnentin zum Geburtstag im Januar und wünschen von Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes reichen Segen.

Schmolau. Am 6. Maria Lehn (Holuba), Kärntener Straße 46, 68753 Waghäusel, 89 Jahre. Anneliese Seidl Ortsbetreuerin

Ortsbetreuerecke

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erzlich gratulieren wir im Januar Adolf Buchauer, Ortsbetreuer von Stockau, am 21. zum 84. Geburtstag und Josef Schmid, ehemaliger Ortsbetreuer von Podraßnitz, am 22. zum 98. Geburtstag.

Wir wünschen noch viele schöne Jahre in guter Gesundheit und danken für den steten und tatkräftigen Einsatz für unsere Heimat! Peter Pawlik Heimatkreisbetreuer


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

Heimatbote für den Kreis Ta<au

Heimatkreis Tachau – Patenstadt Weiden in der Oberpfalz. Heimatkreisbetreuer: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, Telefax 64 75 27, eMail wolf-dieter.hamperl @online.de. Internet www.tachau.de. Tachauer Heimatmuseum: Kulturzentrum Hans Bauer, Schulgasse 3a, 92637 Weiden, Telefon (09 61) 81 41 02, Telefax 81 41 19, eMail museum@tachau.de. Spendenkonto: Heimatkreis Tachau, HypoVereinsbank Nürnberg – IBAN: DE38 7602 0070 0002 0824 54, BIC: HYVEDEMM460. Heimatbote für den Kreis Tachau – Redaktionsschluß: Donnerstag der Vorwoche. Redaktion: Nadira Hurnaus, Baiernweg 5, 83233 Bernau, Telefon (0 80 51) 80 60 96, eMail post@nadirahurnaus.de

Centrum Bavaria Bohemia

WIR BETRAUERN

Das Grüne Band Mitte Dezember veranstaltete das Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) im oberpfälzischen Schönsee die dritte Jahreskonferenz Grünes Band Bayern-Tschechien. Neben aktuellen Forschungsergebnissen über die Geschichte des Eisernen Vorhangs und der Darstellung der bayerisch-böhmischen Grenze im Museum standen derzeitige und zukünftige Fragen der Landschaftsentwicklung und Zusammenarbeit im bayerisch-tschechischen Grenzraum im Mittelpunkt. Durch das Programm führte Birgit Höcherl. Heimatkreisbetreuer Wolf-Dieter Hamperl berichtet.

gerberg im Kaiserwald, heute ein verschwundenes Dorf. Die Natur habe hier aber Heilquellen „im Angebot“. Früher habe man diese genutzt, und so sei ein kleiner Kurort entstanden. Es sei Wahnsinn, daß man die Zerstörung der Zeit nach 1946 akzeptiere. Das Perspektive-Projekt heiße „der lange Bach“, um in der Zukunft wieder einen Luftkurort entstehen zu lassen. Neues Leben müs-

arbeitung im beiderseitigen Grenzraum. Während man an der deutsch-deutschen Grenze bei Mödlareuth noch Reste der Grenzanlagen sehen könne, habe sich an der bayerisch-tschechischen Grenze bis auf wenige Betonpfeiler nichts mehr erhalten. Grenzmuseen in Schirnding und Roßhaupt nähmen sich der Grenzthematik an und informierten gut.

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on welchem Gebiet spricht man da? Der Eiserne Vorhang an der bayerisch-tschechischen Grenze reichte von Prex im Landkreis Hof bis zum Plöckenstein im Landkreis Freyung. Das entspricht auch der Länge des Grünen Bandes. Die Breite ist sehr unterschiedlich. Da Das Centrum Bavaria Bohemia. auf bayerischer Seite die Felder und die Besiedelung bis se in diese verletzte Kulturlandan die Grenze reichen, erstreckt schaft gebracht werden. sich das Grüne Band hauptsächKlara Salzmann kann sich lich auf tschechischem Staatsge- auch vorstellen, daß hier wiebiet. der sudetendeutsche Siedlungen Das Impulsreferat „Die Grenz- entstehen. Sie sprach auch von landschaft neu beleben“ hielt der schwierigen sozialen StrukKlara Salzmann aus Prag. Sie tur der in den benachbarten Ortbrachte die Vertreibung der Deut- schaften angesiedelten Menschen aus den sudetendeutschen schen. Sie hätten keinen Kontakt Gebieten in Zusammenhang mit zu dem Land. Ihre Großväter hätdem Grünen Band. Diese erfolg- ten die Felder hier nicht bestellt. te aus einer Kulturlandschaft mit Man solle die zurückholen, die entsprechender Biodiversität. In hier über Jahrhunderte die Landden vergangenen 70 Jahren habe schaft kultiviert hätten, sie kennman außer militärischer Maßnah- ten sie. Hier erinnerte Salzmann men das Land der Natur überlas- an die Vorstellungen von Fürst sen. Es stelle sich nun die Frage, Karl Schwarzenberg. was man aus diesem Gebiet maSie wisse, wovon sie rede. Ihr chen wolle. Wolle man alterna- Großvater sei Ungar gewesen tive Landwirtschaft betreiben? und habe wie die SudetendeutWolle man die verschwundenen schen unter den Beneš-Dekreten Dörfer wieder besiedeln? Bisher gelitten. Hier lebten Menschen, habe man kein Konzept entwik- die nicht verwurzelt seien. Es bekelt. „Jedes Jahr verlieren wir ei- dürfe einer großen Bodenreform, nen Teil der noch bestehenden oder einer Befragung der BevölKulturlandschaft“, so Salzmann. kerung, was man mit dem Land Es gebe zwei Vorstellungen. machen solle. Man dürfe das Ein Projekt internationaler Land- Land und seine Gestaltung nicht schaftsarchitekten habe Men- den Kapitalisten aus den Nieschen auch in Tachau befragt. derlanden und Italien überlasDabei habe bei der Befragung sen, die sich hier einkauften. die „grüne Farbe“ gesiegt. Die Wie komme man heute weiLandschaft solle so bleiben, wie ter? Es müsse eine Volksbefrasie jetzt sei, in einem verwahrlo- gung im Land durchgeführt wersten Zustand. den, was man mit dem Land in Ein zweites tschechisches Pro- Zukunft machen wolle. jekt sei für eine Gestaltung der Auf den Spuren des Eisernen Landschaft. Dabei sollten Reste Vorhangs wandelte anschlieder verschwundenen Dörfer re- ßend Markus Meinke aus Waldnoviert werden. Die Referentin münchen. Er bot Aspekte einannte als Beispiel den Ort San- ner erinnerungskulturellen Auf-

Die Konferenzteilnehmer.

Anschließend stellte Felix Bruckner seine Magisterarbeit vor, die sich mit Motiven der bayerisch-böhmischen Grenzregion im Museum auseinandersetzt. Außerdem informierte er über seine bisherigen Arbeiten am Forschungs- und Vermittlungsprojekt „Das Grüne Band“ am Zentrum Erinnerungskultur in Regensburg. Thomas Peckert von der Agentur für Umwelt- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik referierte über die „Weichenstellung für die künftige Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes des böhmischen Waldes“. Er sieht in dem Gebiet Český Les/Böhmischer Wald als Pendant zum Oberpfälzer Wald große Chancen für einen sanften Tourismus. Er glaubt, daß von der Gesamtfläche 80 Prozent mit Fichtenmonokulturen bewachsen seien, nur 20 Prozent seien wertvolle Biotope. Die Region des Grünen Bandes habe ehemals der Landesverteidigung mit Eisernem Vorhang, Kasernen, Radartürmen und grenznahen Straßen gedient. Außerdem habe man die verlassenen Dörfer wegen der Höhenlage nicht besiedeln können. Pekkert sprach auch von brutalen Entwässerungsmaßnahmen wie im Dianaberger Gebiet. Weil es keine Menschen gegeben habe, die sich gewehrt hätten, habe der Staat alles machen können, was er gewollt habe. Bisher gebe es keinen Landschaftsschutz wie im Böhmerwald. Man denke an eine Allianz von Landschaftsschutz und Tourismus. In dieses System wolle man auch die untergegangenen Dörfer einbeziehen. Bereits im März 2020 habe man das neue Konzept „Projekt 94“ entwickelt.

Thomas Peckert schlug Folgendes vor: Die verschwundenen Siedlungen sollten nicht wieder besiedelt werden. Die historische Kulturlandschaft sei verschwunden, was auch zu einem Verlust der Biodiversität geführt habe. Die verschwundenen Dörfer hätten den Wald ersetzt und seien erwünschte Biotope. Ehemalige Grenzschutzanlagen wie ehemalige Kasernen sollten zu teilweise privatisierten Tourismusanlagen umgebaut werden, die Wanderern Übernachtungsmöglichkeiten für eine Nacht bieten sollten. Man wolle keine Belastung durch „wilden“ Tourismus. Ein Netz von Ruheplätzen und Feuerstellen solle eingerichtet werden. Bevorzugt seien Wanderer. Plätze zum Abstellen von Autos und Campingwägen sollten am Rand des Gebietes angelegt werden. Natürlich solle der Zugang auch von Bayern möglich sein. Es gebe bisher keine Naturschutzgesetze für den Böhmischen Wald. Es bestünden Gebietsstudien und -richtlinien der Pilsener Region, Gebietsorgane hielten sich an die „Gesetze“. Unter Naturschutz fielen nur 20 Prozent in die Zonen 1 und 2, und nur diese Gebiete hätten einen bedeutenden Schutzbedarf. Abschließend sprach Professor Karel Müller in seinem Vortrag „Die aktive Grenze“ über die verschiedenen Interpretationen von Grenze wie Grenze als Schutz, Grenze als Verbindung. Grenze müsse nicht ausgrenzen. Bei seinen Studien habe er festgestellt, daß zum Beispiel die deutsch-holländische Grenze sehr viel weiter im Sinne grenzüberschreitender Aktivitäten und von Selbstverständlichkeiten sei. Die deutsch-tschechische und deutsch-polnische Grenze seien die mit den größten Hindernissen. An der „aktiven Grenze“ arbeiteten die Euregionen. Wie könne man eine aktive Grenze beschleunigen? Die Sprache sei die größte Barriere, aber auch wichtig für die eigene Identität. Die Sprache solle eine Nachbarsprache, keine Fremdsprache sein. Man müsse die Sprache des Nachbarn nicht beherrschen, aber „Danke“ und „Guten Tag“ in der Nachbarsprache formulieren können. Häufige Treffen führten dazu, den Nachbarn interessant zu finden. Also tägliche Kontakte und kulturelle Veranstaltungen als Bereicherung. Englisch könne viel überwinden, mindere aber die eigene Identität. Toleranz müsse gestärkt werden. In der Diskussion wurde Kritik an der Vergabezeit der Projekte geübt. Eine längere Zeit als die üblichen drei Jahre sei wünschenswert. Die sehr interessante Konferenz gab Auskunft über die tschechischen Vorstellungen zum Grünen Band. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Egerländer und Böhmerwäldler, die vor 1946 in diesem Gebiet gelebt hätten, an der Diskussion beteiligt würden.

Altzedlisch. Erna Miller/ Rösch verließ uns am 1. Dezember. Mit ihr verlieren wir eine treue Altzedlischerin, die oft die Treffen und Heimatgottesdienste besuchte und mir eine gute Ansprechpartnerin war, wenn es um Zedlischer Belange ging. Erna war am 28. September 1929 in Altzedlisch Nr. 127 zur Welt gekommen und wuchs mit ihrem Bruder Hermann dort auf. Oft war sie als Kind am Kellerhäusl zu finden. Denn dort wohnten ihre Großeltern, und es gab in den Kellern einiges zu entdecken. Erna war eine gute Sportlerin, Weitsprung, Laufen und Ballwurf waren ihre Stärken. Schwimmen war auch angesagt im Frauenoder Langdammweiher. Nach der Vertreibung spielte sie Handball, und „die Schwarze“ – weil schwarzhaarig – war überall gefürchtet. Ihre Kinderzeit endete, als im Mai 1944 die Vermißtenmeldung ihres Vater Johann Rösch kam. Er war zuletzt bei Sewastopol auf der Krim eingesetzt gewesen. Nach dem Kriegsende gehörte auch Erna zu der Gruppe von 30 jungen Mädchen, die im Oktober 1945 zur Zuckerrübenernte in den Kreis Jungbunzlau mußten. Zunächst hieß es, daß diese Arbeit etwa drei Wochen dauern würde, doch es wurden sieben Monate daraus! Nach ihrer Rückkehr nach Altzedlisch kam der nächste Schrecken. Die Familie wurde am 29. Juni 1946 vertrieben und kam nach einigen Irrfahrten nach Erkheim im bayerisch-schwäbischen Kreis Memmingen. Aber dort lernte sie bald ihren späteren Ehemann Hans Miller kennen. Sie heirateten 1951 und wurden stolze Eltern von Carmen und Wolfgang. In Buchloe wurden sie dann heimisch, und trotz vieler Arbeit bei der Renovierung des Hauses und auch in beruflicher Hinsicht fühlten sie sich sehr wohl. Ernas Mutter, Theresia Rösch, wohnte mit im Haus. Sie starb 1985. 1965 war schon Hermann Rösch im Alter von 32 Jahren bei einem Betriebsunfall an der Illerstufe bei Heimertingen ums Leben ge-

kommen. Hans Miller starb 2003. Erna und ihr Hans reisten gerne. Da war es vorteilhaft, daß ihre Tochter in die USA geheiratet hatte. Der größte Stolz und die größte Freude für die beiden waren ihre vier Enkel und ihre sechs Urenkel. In den letzten Jahren kamen leider immer mehr Krankheiten. Nach einigen Tagen in einem Pflegeheim verstarb sie am 1. Dezember still und friedlich, so wie sie es sich stets gewünscht hatte. Liebe Erna, wir Altzedlischer sind sehr traurig, daß du nicht mehr bei uns bist. Wir werden dich nicht vergessen! Am 12. November verstarb Herwig Gebert aus Altzedlisch Nr. 66 (Päiternazen) mit 84 Jahren. Er war am 23. August 1939 als zweites von drei Kindern der Eheleute Franz und Margarethe Gebert zur Welt gekommen. Seinen Vater verlor er schon im Zweiten Weltkrieg. 1946 führte ihn die Vertreibung mit der Mutter und den Brüdern nach Völkersleier im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Er machte eine Lehre als Sanitärinstallateur und arbeitete von 1968 bis 1999 in der Stiftung Juliusspital. 1958 lernte er seine große Liebe Klara kennen und heiratete sie 1961. Das Paar bekam eine Tochter und einen Sohn. Ihr Zuhause war in Eisingen im Landkreis Würzburg. Herwig war ein lebensfroher Mensch. Für jeden hatte er ein offenes Ohr, helfende Hände und stand mit Rat und Tat zur Seite, wenn Hilfe gebraucht wurde. Seine einfache, zufriedene Art machte ihn besonders beliebt. Fünf Enkel und sechs Urenkel waren sein ganzer Stolz. In den letzten Jahren gab es gesundheitliche Einschränkungen, aber er ließ den Kopf nicht hängen und blickte nach vorne. Jetzt ist er von uns gegangen. Er wird uns fehlen! Allen Angehörigen der beiden Verstorbenen sprechen wir unser tiefes Mitgefühl aus. Unser Herrgott schenke Herwig Gebert und Erna Miller fern ihrer Heimat den ewigen Frieden. Sieglinde Wolf Marktbetreuerin Die Altzedlischer Sankt-Prokop-undUlrich-Kirche.

Ortsbetreuerecke

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erzlich gratulieren wir im Januar Karl Friedrich Damm, Ortsbetreuer von Malkowitz und Mallowitz, am 21. zum 87. Geburtstag, Heidi Renn, Ortsbetreuerin von Lusen und Tholl, am 24. zum 76. Geburtstag sowie Heribert

und Helga Kett, Ortsbetreuer von Roßhaupt, am 23. und am 25. zum 80. Geburtstag. Wir wünschen alles erdenklich Gute, Gesundheit sowie Gottes Segen und danken für alle Arbeit für unsere Heimat. Sieglinde Wolf


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Bund der Eghalanda Gmoin e. V., Egerland-Kulturhaus, Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, Telefon (0 92 31) 6 612 51, Telefax (0 92 31) 66 12 52, eMail bundesvorstand@egerlaender.de Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzender): Volker Jobst. Spendenkonto: Bund der Egerländer Gmoin e.V., Brunnenkonto, IBAN: DE28 7805 0000 0810 5621 57 Egerland-Museum Marktredwitz , Fikentscherstraße 24, 95615 Marktredwitz, www.egerlandmuseum.de, eMail egerlandmuseum@egerlaender.de Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Die nächsten Termine

Egerländer Kalender Nachfolgend finden Sie eine Übersicht mit den kommenden Terminen des Egerländer Kalenders. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen:

2024: Samstag, 13. Januar: Landesjugendtag der BdEGEgerland-Jugend in BadenWürttemberg. Samstag, 27. Januar, und Sonntag, 28. Januar: Erweiterte BundesvorstandsSitzung, EKH – Marktredwitz. Sonntag, 11. Februar: Vorstand-Sitzung des BdEG LV Bayern in Ingolstadt. Sonntag, 17. März: Kulturtagung des BdEG-LV Bayern im Sudetendeutschen Haus mit Besuch des Sudetendeutschen Museums, München.

Die Teilnehmer des Herbstlehrgangs und des Bundesjugendtags.

Egerland-Jugend

Herbstseminar und Bundesjugendtag Ende November 2023 fanden Herbstseminar und Bundesjugendtag der Egerland-Jugend statt. Anja Jobst berichtet:

Roja und der Labanter Roja. Ab Samstagmittag stand der Bundesjugendtag mit Neuwahlen auf dem Programm. Die

Gruppendelegierten und die anwesenden Mitglieder diskutierten manchen Weg und die künftige Ausrichtung der Egerland-

Jugend. Die Arbeitsordnung der EJ wurde aktualisiert und auch beschlossen. Beim Bundesjugendtag wurde auch die neue Ju-

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om 24. bis zum 26. November 2023 traf sich die EgerlandJugend zu ihrem traditionellen Herbstseminar erstmals im baden-württembergischen Murrhardt. Die rund 40 Teilnehmer kamen aus Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. Der Anreisefreitag wurde für eine gemeinsame Chorprobe genutzt. Im Anschluß folgte ein interessanter Vortrag über die Herkunft und Bedeutung des Egerländer Wahrzeichens, des Huasnoatoutaras. Im großen Kreis wurde fleißig das Tanzbein geschwungen und der „Klodrauer Roja“ gelernt. Nach einem erforderlichen Aufwecken der münden Stimmen, übten wir am Samstagmorgen konzentriert das gemeinsame Kirchenlied für das kommende Bundestreffen. Zudem brachten wir uns mit dem Lied „Advent is a Leuchtn“ in vorweihnachtliche Stimmung. Der diesjährige Lehrgang war geprägt von Rojatänzen. Neben dem bereits erwähnten Klodrauer Roja folgte noch der Egharisch

Die Beschreibung des Huasnoatoutaras eines Kindes aus einem früheren Wissensnachweis.

gendführung gewählt. Vielen Dank an alle, die neu und erneut Verantwortung in der Egerland-Jugend übernehmen. Herzlichen Glückwunsch an unseren wiedergewählten Bundesjugendführer Alexander Stegmaier, der weitere zwei Jahre die Geschicke in der Bundes-EJ leitet. Ich einem kurzen Grußwort würdigte der anwesende Bundesvüarstäiha (Bundesvorsitzende) Volker Jobst die Arbeit der Egerland-Jugend mit den Worten: „Der Bund ist seit Jahrzehnten stolz auf seine Egerland-Jugend.“ Am Samstagabend wurden die Teilnehmer vor eine kleine Herausforderung gestellt: Bei dem Spiel „Eghalandrisch-Deutsch“ wurde getestet, wie gut einzelne Wörter ins Hochdeutsche oder ins Eghalandrische übersetzt werden können. Bevor, nach dem Mittagessen am Sonntag, alle Teilnehmer die Heimreise antraten, wurden die erlernten Tänze und Lieder nochmals wiederholt und gefilmt. So kann in den einzelnen Gruppen weitergeübt werden. Das nächste Herbstseminar findet vom 22. bis zum 24. November 2024 statt.

Walter Kreul – Vom Egerland nach Neuseeland – weiter auf Seite 14

Auf den Spuren von Auswanderern Nachfolgend drucken wir einen Beitrag von Landsmann Dr. Walter Kreul ab: „Vom Egerland nach Neuseeland – Auf den Spuren von Auswanderern im 19. Jahrhundert“:

U

m Armut, Arbeitslosigkeit, Landknappheit oder religiösen wie politischen Repressio-

nen zu entgehen, machten sich im 19. Jahrhundert viele Europäer auf den Weg nach Nordund Südamerika, Australien und Neuseeland. Unter denen, die nach Neuseeland aufbrachen, war eine Gruppe von Egerländern, die fast alle aus Dörfern westlich von Pilsen/Plzen, nahe der Kleinstadt Staab/Stod ka-

men. Über Anlaß und Ursachen dieser Emigration hat der Professor für Geographie (mit Schwerpunkt Migration), Wilfried Heller, ein geborener Egerländer, umfangreich geforscht und publiziert. Die entsprechenden Veröffentlichungen sind in der Literaturliste seines 2021 erschiene-

nen Buches „Zwischen Herkunft und Neuanfang. Biographische Skizze eines Vertriebenen aus dem Egerland (Böhmen)“ aufgeführt. Darin geht er in dem Abschnitt „Zurück zum Egerland auf dem Umweg über Neuseeland” auf seine Untersuchungen über die Egerländer Auswanderer ein.

Die Auswanderung der Egerländer aus der Staaber Gegend nach Neuseeland ist eng mit der Vita des 1817 in Mantau/Mantov, nahe Pilsen, geborenen Offiziers der österreichischen Armee, Martin Krippner, verbunden. Auf den Hinweis eines Verwandten seiner englischen Frau, daß die Bitte umblättern

Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 5. Mai: „Die Egerländer kommen!“ Traditionelle Egerländer Blasmusik, Tanz und Gesang in Radolfzell/Bodensee (geplant). Freitag, 10. Mai, bis Sonntag, 12. Mai: 52. Bundestreffen der BdEGEgerland-Jugend in Wendlingen. Freitag, 17. Mai, bis Sonntag, 19. Mai: 74. Sudetendeutscher Tag in Augsburg. Freitag, 24. Mai, bis Sonntag, 2. Juni: Hessentag in Fritzlar. Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni: Deutsches Trachtenfest, Wangen/Allgäu Sonntag, 9. Juni: 70 Jahre Eghalanda Gmoi Zorneding. Samstag, 20. Juli: 5. Egerländer Brunnenfest in Marktredwitz von 11–17 Uhr Freitag, 9. August: Gäuboden-Festauszug in Straubing, Anmeldung beim Vüarstäiha LV Bayern H. Kindl Sonntag, 8. September: 35. Landestreffen des BdEGLV Hessen in Bruchköbel Sonntag, 22. September: Oktoberfestauszug in München Samstag, 19. Oktober, und Sonntag, 20. Oktober: AEK-Begegnung im EgerlandKulturhaus Samstag, 26. Oktober, und Sonntag, 27. Oktober: Bundeskulturtagung im Egerland-Kulturhaus Marktredwitz

Weitere Termine sind zu finden unter www.egerlaender.de


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Heimatkreis Falkenau, Heimatkreisbetreuer: Gerhard Hampl, Von-Bezzel-Straße 2, 91053 Erlangen, eMail geha2@t-online.de Heimatverband der Falkenauer e. V. Internet: www.falkenauer-ev.de 1. Vorsitzender: Gerhard Hampl; 2. Vorsitzender: Otto Ulsperger; eMail kontakt@falkenauer-ev.de Falkenauer Heimatstube, Brauhausstraße 9, 92421 Schwandorf; Besichtigungstermine bei Wilhelm Dörfler, Telefon (0 94 31) 4 90 71, eMail wilhelm.doerfler@freenet.de Spendenkonto: Heimatverband der Falkenauer e. V. , Sparkasse im Landkreis Schwandorf, IBAN DE90 7505 1040 0380 0055 46 Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Gerhard Hampl. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Spendenaufruf für Denkmal

Falkenau

Glückwünsche zum Geburtstag

Ernst Mosch In der Dezember-Ausgabe des Falkenauer Heimatbriefes berichteten wir über ein geplantes Denkmal für Ernst Mosch in seinem Geburtsort Zwodau, nahe Falkenau. Wie erst vor kurzem bekannt wurde, hat die Errichtung des Denkmals für unseren unvergessenen Ernst Mosch bereits begonnen:

D

er von der Gemeinde Zwodau/Svatava gestiftete Stein wurde im Garten vor dem Zwodauer Rathaus mithilfe eines Kranes auf ein dafür vorbereitetes Fundament gesetzt (erstes Bild). Das Foto zeigt auch den Initiator Jozef Haranza, den Stellvertretenden Vorsitzenden der Ortsgruppe Falkenau des „Bundes der Deutschen in der Tschechischen Republik“. Auf dem zweiten Foto sieht man links neben dem gesetzten Stein die Bürgermeisterin von Zwodau,

Eva Třisková, mit ihrem Mann. Rechts daneben ist Jozef Haranza bei einer symbolischen Taufe des Steines zu sehen. Um das Denkmal fertigstellen zu können bitten wir um Spenden auf folgendes Spendenkonto: –Empfänger: Městys Svatava; –Betreff/Zweck: Spende für Ernst Mosch Denkmal; –IBAN: CZ25 0100 0001 3118 6783 0247; –BIC: KO MB CZ PP; Nach Abzug der Kosten übrigbleibende Beträge sollen für die Renovierung und Instandhaltung der Kirche in Zwodau verwendet werden. Über den weiteren Fortschritt sowie über die Höhe der eingegangenen Spenden werden wir weiter berichten. Die feierliche Einweihung soll voraussichtlich zum 100. Geburtstag von Ernst Mosch 2025 stattfinden. Gerhard Hampl

Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Januar alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Wir gratulieren herzlich zum: –102. Geburtstag Fritsch, Wilhelm (Falkenau), 21. Januar –101. Brandl-Krauth, geb. Brandl, 12. –97. Sommer, Margarethe, geb. Hahn, (Maria-Kulm), 3.

–96. Hering, Erna, geb. Fenkl, (Ebmeth), 3. –96. Wildner, Irma, geb. Höfer, (Boden), 4. –94. Röcken, Anna, geb. Kumpera, (Lauterbach-Dorf), 1. –93. Werner, Anton, (Falkenau), 2. –91. Kalb, Anna, geb. Lenkl, (Lauterbach-Dorf), 3. –91. Hahn, Brunhilde, geb. Burckl, (Maria-Kulm), 31.

–89. Dörfler, Wilhelm, (Loch) 28. –88. Dörfler, Herbert, (Loch) 18. –88. Putz, Rudolf, (Falkenau), 18. –87. Gremmelmaier, Maria, geb. Richter, (Kirchenbirk), 6. –85. Träger (Dr. med.), Siegfreid, (Liebautal), 8. –83. Reichmann (Dr.), Alfred, (Ruditzgrün), 1.

–81. Glöckner, Franz, (Unterneugrün), 5. –81. Heinz, Gerhard, (Falkenau), 7. –81. Mayer, Rosemarie, geb. Böhm, (Rollessengrün), 31. –80. Minnich, Günther, (Haberspirk-Neubürglas), 30. –80. Neuhörl, Josef, (Pichlberg), 21. –76. Kneißl (Dr. med.), Manfred, (Forchheim), 17.

Walter Kreul – Vom Egerland nach Neuseeland – weiter auf Seite 15

Auf den Spuren von Auswanderern R

egierung Neuseelands jedem erwachsenen Neusiedler etwa 16 Hektar und jedem Kind ab dem 6. Lebensjahr acht Hektar Land als Eigentum zuteile – vorausgesetzt es wird innerhalb eines bestimmten Zeitraumes kultiviert –, brachen die Krippners und zwei weitere Familien am 8. November 1859 nach Neuseeland auf. Den Ankömmlingen wurde das versprochene Land in der Region von Orewa, ungefähr 30 Kilometer nördlich von Auckland, zugewiesen. Die Lebensbedingungen in dem von Wildnis geprägten Gebiet waren äußerst hart. Da Krippner kein Farmer war, beendete er nach zwei Jahren das Unternehmen und übernahm 1861 in Orewa das Amt des Postmeisters. Trotz seines Mißerfolgs als Siedler schilderte Krippner in einem Brief an seine böhmische Heimat in leuchtenden Farben die Chancen, in Neuseeland Flächen für eine eigene Farm zu erhalten. „Die Folge dieser Werbung war”, so Wilfried Heller in seinem Beitrag „Auswanderer des 19. Jahrhunderts aus Böhmen nach Neuseeland und ihre Nachkommen”, „daß mehr als 80 Personen aus Krippners Heimatdorf Mantau und elf Nachbardörfern im Jahr 1863 die Mühsal und die Kosten einer mehr als dreimonatigen Reise auf sich nahmen und

Puhoi in den Anfangsjahren: Die ersten Häuser entstehen. ihm folgten.” Der Auszug der 83 Menschen umfassenden Gruppe von Egerländern begann am 26. Februar 1863 am Staaber Bahnhof. Nach Zwischenaufenthalten in Prag und Hamburg-Altona und dem Übersetzen nach England, startete am 12. März 1863 mit dem Schiff „War Spirit” von Gravesend das Abenteuer ins ferne Land unter dem Kreuz des Südens. Ein tragischer Unfall überschattete die ansonsten ereignislose Fahrt

über die Meere. Bei einer plötzlich auftretenden Sturmböe in der Tasmansee verrutschte eine Ladung und tötete den Egerländer Lorenz Turnwald. Seiner Frau

Bilder: Puhoi Bohemian Museum und seinen fünf Kindern stand in der neuen Heimat ein trauriger Beginn bevor. Die Seefahrt bis in den Hafen von Auckland dauerte Bitte umblättern

Der gestiftete Stein im Garten vorm Zwodauer Rathaus (oben und unten).

Die 1880 erbaute Kirche in Puhoi: Sie ist benannt nach den Heiligen Peter und Paul, deren Patronatstag am 29. Juni identisch mit dem Ankunftstag der ersten Siedler ist. Bild: Walter Kreul

Einfache Hütten aus den Ästen von Nikau-Palmen waren die ersten Unterkünfte der Egerländer Siedler in Puhoi.


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Egerer Landtag e. V., Geschäftsstelle in 92224 Amberg, Paradeplatz 11; Vorsitzender: Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Aubergstraße 21, 83352 Altenmarkt, Telefon (0 86 21) 6 36 27, eMail wolf-dieter.hamperl@online.de Stellvertretende Vorsitzende: Helmut Reich und Dr. Ursula Schüller Für die Egerer Zeitung zuständig: Prof. Dr.-Ing. Alfred Neudörfer, eMail A.Neudoerfer@gmx.de – Kassenführung: Ute Mignon, eMail ute.mignon@online.de Spenden an: Sparkasse Amberg-Sulzbach, IBAN: DE73 7525 0000 0240 1051 22 – BIC: BYLADEM 1 ABG Verantwortlich vonseiten des Egerer Landtag e. V.: Dr. Wolf-Dieter Hamperl – Redaktion: Lexa Wessel, Redaktionsschluß: 20. des Vormonats.

Blick in das „Bohemian Museum” in Puhoi (links): Säge und Axt waren die wichtigsten Werkzeuge der Egerländer Pioniere bei der Urbarmachung des Buschlandes. Rechts: Puhoi aus der Vogelperspektive.

Bilder: Walter Kreul

Walter Kreul – Vom Egerland nach Neuseeland – Fortsetzung zu Seite 14

Auf den Spuren von Auswanderern g

ut drei Monate. Unter der Leitung von Martin Krippner brachte von dort ein Kutter die Gruppe in nördlicher Richtung die Ostküste entlang an die Mündung des Flusses Puhoi, wo seit 1965 der Wenderholm Regionalpark angelegt ist. Der Maori-Häuptling des Gebietes, Te Hemara Tauhia, der sich auch später als überlebenswichtiger Unterstützer der Einwanderer erweisen sollte – was ihm den auf einem Gedenkstein eingravierten Titel „Puhois bester Freund” einbrachte –, paddelte sie dann mit seinen Männern in Kanus flußaufwärts zum endgültigen Zielpunkt. Am 29. Juni 1863, an einem feuchten Wintertag, ging man kurz hinter der Stelle, an der heute die „Puhoi Centennial Hall” steht, etwa 50 Kilometer nördlich von Auckland, an Land. Auf einer kleinen Lichtung standen zum Empfang zwei aus Ästen von Nikau-Palmen errichtete Hütten, die ersten Häuser der Einwanderer und der Grundstein für die nach dem Fluß Puhoi benannte Ortschaft. Über die gedrückte Stimmung der Siedler gibt eine Passage in der vom „Puhoi Bohemian Museum” herausgegebenen Schrift „Von Böhmen nach Puhoi” Auskunft: „Während in dieser Nacht die Männer draußen um ein Lagerfeuer saßen, sich leise unterhielten und versuchten, in Anbetracht einer unmöglich scheinenden Aufgabe eine Art Plan zu entwerfen, lagen die Frauen und Kinder in der zweiten Hütte auf dem harten, nassen Boden. Die Kinder schlie-

fen, aber die Frauen konnten am Anfang nur weinen, obwohl sie erschöpft waren. Die Erschöpfung vergrößerte ihre Ängste und eine Frau sagte später: ,Wenn ich übers Meer hätte gehen können, wäre ich heimgegangen.‘ Das Tageslicht half nicht viel. Sie hatten gegen den fast undurchdringlichen Busch anzukämpfen. Sie kannten die Wälder, die es in ihrer Heimat viele gab, aber dieser dunkle, dichte Bewuchs, der sich die steilen Hänge hinaufzog, war angsteinflößend.” Die Egerländer erwartete ein entbehrungsreiches, von härtester Arbeit geprägtes Dasein. Dabei war der Busch bei der Urbarmachung zwar ihr Feind, in den Anfangsjahren jedoch auch ihre Lebensgrundlage. Denn abgesehen von der Deckung des Eigenbedarfs an Holz für den Bau von Häusern, ermöglichten ihnen die mächtigen Kauri-Bäume die ersten monetären Einnahmen. Konnten doch aus deren Holz Dachziegel produziert werden, die man nach Auckland verkaufte. Darüber hinaus verdingten sich die Siedler im aufkommenden Straßenbau. Als selbst diese Geldquellen langsam versiegten, hatte der als Gründer Puhois geltende Martin Krippner, der zwar nicht selbst Axt und Säge bei der Landnahme bediente, aber als Postmeister und, gemeinsam mit seiner Frau, als Lehrer fungierte, die Idee, für den Export nach China Pilze zu sammeln und zu trocknen. Ein Geschäft, das über Jahre hinweg gut lief. Mit dem auf den verschiedenen Wegen ver-

dienten Geld konnten allmählich die Hütten durch feste Häuser ersetzt sowie Rinder und Schafe angeschafft werden. Durch Nachwanderungen zwischen 1866 und 1876 kamen über 100 weitere Egerländer in den Ort, meist aus Dörfern, aus denen die ersten Pioniere stammten. Die Zahl der Bewohner Puhois überstieg bald die Marke von 400. Da bis 1883 bereits an die 1200 Hektar dem Busch für Weide- und Ackerland abgerungen waren, realisierte sich Schritt für Schritt der Wunsch der Egerländer Immigranten nach einer Existenz als selbständige Farmer. Puhoi wurde im Laufe der Jahre aufgrund des Fleißes und der Tatkraft seiner Bewohner zu einem blühenden Gemeinwesen, unter anderem mit dem Bau der ersten Schule (1869) – vorher fand der Unterricht in Hütten aus Palmästen statt –, dem Bau der Kirche (1880) – die Egerländer waren ihrem römisch-katholischen Glauben zutiefst verhaftet –, sowie der Etablierung von Handwerksbetrieben (zum Beispiel einer Schmiede), Geschäften und eines Hotels (erbaut 1879, um 1900 ersetzt durch das heutige Gebäude). Dort konnten die Siedler mit der Musik und den Tänzen aus der alten Egerländer Heimat ihre traditionellen Feste feiern. Einen Einschnitt brachten der Erste und der Zweite Weltkrieg, als es nicht mehr opportun war, in Neuseeland Deutscher zu sein. Selbst von ihrer (allerdings nicht realisierten) Internierung war die Rede. Aus den deutschen

Egerländern wurden so mit der Zeit englischsprachige Bohemians. Unbedingt zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, daß die Nachkommen der Egerländer Siedler in beiden Weltkriegen in den neuseeländischen, auf der Seite der Alliierten kämpfenden Streitkräften dienten und dabei einen nicht geringen Blutzoll zu entrichten hatten. Bereits kurz nach der Gründung ihres Ortes waren Bewohner Puhois an der Entstehung weiterer Siedlungen von Egerländern in Neuseeland beteiligt, nämlich an den rund 130 Kilometer südlich von Auckland, nahe der Stadt Hamilton gelegenen Siedlungen Ohaupo und Te Rore. Diese Niederlassungen waren einer Strategie der neuseeländischen Regierung geschuldet,

im Kampf gegen die Maoris das Land möglichst schnell durch Europäer zu kolonisieren. Im Hinblick auf ihre Einwohnerzahlen erreichten aber weder Ohaupo noch Te Rore die Bedeutung Puhois. Auch wenn viele der Nachkommen der eingewanderten Egerländer heute in ganz Neuseeland sowie zum Teil in Australien verstreut leben und keiner mehr des Egerländer Dialekts mächtig ist, so fühlen sie sich ihrer Abstammung durch einen jährlich zweimal herauskommenden Newsletter und der jedes Jahr am 29. Juni, dem Ankunftstag der Pioniere in Puhoi, stattfindenden Feier immer noch verbunden. Puhoi versteht sich als „historic village”, vor allem dank sei-

nes „Bohemian Museums”, seiner zahlreichen Gedenksteine und -plätze, wegen der von der ersten Siedlergeneration erbauten und mehrfach erweiterten Kirche, und nicht zuletzt dank des Friedhofes mit den Gräbern der Pioniere. Obwohl die Zahl der Zuzügler anderer Herkunft in der Siedlung zunimmt, bleibt Puhoi doch der zentrale Ort des Erinnerns an eine in der Fremde ihr Glück suchende Gruppe aus dem Egerland. Man erinnert sich an Menschen, die fast vollständig auf sich allein gestellt waren, größte materielle Not und Strapazen überwanden und sich, ohne den Bezug zu den Egerländer Wurzeln zu verlieren, erfolgreich in die Gesellschaft des Aufnahmelandes integrierten. Walter Kreul

Das Puhoi Hotel, wie es sich heute, nach dem Umbau um 1900, präsentiert.

Januar 2024

Glückwünsche, Spendeneingänge und Hinweise Wir wünschen allen Geburtstagskindern im Januar alles Gute, Gesundheit und viel Glück im neuen Lebensjahr! Wir gratulieren besonders herzlich einigen Mitgliedern des Egerer Landtag e.V. zum hohen Geburtstag: –geboren am 3. Januar 1928: Roland Feix, 76571 Gaggenau; –geboren am 30. Januar 1933: Erika

Messering, 93138 Lappersdorf. Vielen Dank für die Spendeneingänge: –50,00 Euro, Friedrich Waibel –100,00 Euro, Johann Pribul –50,00 Euro, Reinhard Hanke –50,00 Euro, Johann Dorner –20,00 Euro, Helmut Gassner –50,00 Euro, Günther Deistler –50,00 Euro, Heribert Planner

–50,00 Euro, Gertrud Sommer –50,00 Euro, Margarete Domke Hinweis: Aus Platzgründen ergänzen wir hier noch die längeren Bildlegenden zu einem bereits veröffentlichten Artikel. Die hier zusätzlich erklärenden Bildunterschriften beziehen sich auf den Beitrag zur Tagung „Egerer Gespräche 2023“ (erschienen in der Egerer Zeitung vom

10. November 2023, Seite 16). Legenden zu den Bildern: –Fotos links und rechts oben im Artikel: Dr. Wolf-Dieter Hamperl begrüßt die Teilnehmer; rechts am Tisch Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Heller, der wissenschaftliche Leiter der Tagung. –Foto links unten im Artikel: Der Bürgermeister von Plesná/Flei-

ßen, Petr Schaller, begrüßt die Gäste im Foyer seines neuen Museums: (von links) Petr Schaller, Dr. WolfDieter Hamperl, Manfred Klemm, Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Heller und Gerald Deistler. –Foto rechts unten im Artikel: Das Innere der Pfarrkirche in Wildstein/Skalna mit den vielen Gottesdienstbesuchern.


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EGERER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

� Egerer Landtag e.V.

Mitgliederversammlung und Vorstandswahl Am 11. November 2023 traf sich der alte Vorstand des Egerer Landtag e.V. mit wenigen Mitgliedern zur Mitgliederversammlung im Ringhotel Loew's Merkur in Nürnberg, in der Nähe des Südausgangs des Hauptbahnhofes.

B

ei der Versammlung stand die Neuwahl des Vorstandes an. Nach der Begrüßung gedachte der Vorsitzende der Toten unseres Vereins, welcher noch 75 Mitglieder zählt. Dann ergriff der Stellvertretende Vorsitzende Helmut Reich das Wort und spannte den Bogen von den verstorbenen Vorsitzenden Uhl und Zimmermann bis in das Jahr 2023. Vieles sei in den vergangenen zwei Jahren erreicht worden, was man dem Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden entneh-

men konnte: Inventarisierung der Bibliothek und des Vereinsarchivs, welches von einem Historiker nach den Richtlinien des Bayerischen Staatsarchivs Amberg archiviert wurde. Am 24. April 2023 konnte es in 25 Archivkartons und zwei hölzernen Karteikästen an Archivdirektorin Dr. Rita Maria Sagstetter als Schenkung übergeben werden. Schwerpunkt im Jahr 2023 war die Arbeit am dritten Projekt: Inventarisierung und Digitalisierung des umfangreichen Fotobestands des Vereins. Die 5000 Fotographien wurden bis zum 31. Dezember 2023 von Markus Soyka zum großen Teil digitalisiert. Außerdem berichtete Dr. Wolf-Dieter Hamperl über die Präsentation der musealen Gegenstände des Vereins im Egerländer Sengerhof in Bad

Neualbenreuth. Am 15. September 2023 hielt er auf Burg Hoheneck bei Bad Windsheim vor Mitgliedern der Eghalanda Gmoi z'Nürnberg einen Vortrag über die Beziehungen der ehemaligen Reichsstädte Nürnberg und Eger. Am Wochenende vom 13. bis zum 15. Oktober 2023 veranstaltete der Egerer Landtag e.V. in Wildstein/Skalná die „Egerer Gespräche 2023“ zum Thema „Vertreibung aus dem Egerland und Eingliederung in Deutschland – in der Erinnerung und aus der Sicht verschiedener Generationen“, an dem Mitglieder des Egerer Landtags als Vortragende und Zuhörer teilnahmen. Schriftlich berichtete die Schatzmeisterin Ute Mignon über die finanzielle Entwicklung, welche aufgrund der Zuschüs-

(von links) Der Stellvertretende Vorsitzende Dr. Alfred Neudörfer mit den beiden neuen Beiräten im Vorstand des Egerer Landtag e.V., Dr. Egon Ziegler und Ingrid Deistler.

Die Mitglieder des neuen Vorstandes des Egerer Landtag e.V.: (von links) Dr. Alfred Neudörfer, Helmut Reich, Edith Bergler, Georg Gottfried, Helga Burkhardt, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, Dr. Egon Ziegler, Bruni und Wilhelm Rubick.

se der Projekte durch das Bayerische Sozialministerium stabil blieb. An dieser Stelle dankte der Vorsitzende Helga Burkhardt für die erfolgreiche Abwicklung der Projektzuschüsse. Wilhelm Rubick und Burkhardt prüften die Kasse und lobten die Geschäftsführung, so daß der Vorstand entlastet werden konnte. Da Reich vom Stellvertretenden Vorsitz zurücktrat, fungierte er als Leiter des Wahlausschusses; Helfer waren Dr. Egon Ziegler und Rubick. Das Ergebnis der Wahl: Vorsitzender ist wieder Dr. Wolf-Dieter Hamperl. Zum Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden wurde Dr. Alfred Neudörfer gewählt, der bisher im Beirat war. Zweite Stellvertretende Vorsitzende bleibt Dr. Ursula Schüller-Voitl. Ute Mignon bleibt Schatzmeisterin, ihre Stellvertreterin ist Helga Burkhardt. Zum Schriftführer wurde wieder Georg Gottfried gewählt. Zu Beiräten wurden gewählt: Edith Bergler, Ingrid Deistler (Vorsteherin der Eghalanda Gmoi z'Nürnberg), Helmut Reich, der aus gesundheitlichen Gründen das Ehrenamt des Zwei-

� Stiftung Egerer Stadtwald

� Landeskunde

Herbstsitzung Ende November 2023 fand die Herbstsitzung der „Stiftung Egerer Stadtwald“ statt. Dr. WolfDieter Hamperl berichtet:

F

ür Mittwoch, den 29. November 2023, lud die Organisation der Stiftung Egerer Stadtwald zu seiner Herbstsitzung in das Informationszentrum in Eger ein. Dort tagten der Verwaltungsund Aufsichtsrat gemeinsam. Den Vorsitz hatten der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier und die Geschäftsführerin Markéta Mašková. Der Geschäftsbericht der Stiftung Egerer Stadtwald 2022 wurde vorgelegt, diskutiert und vom Aufsichtsrat abgesegnet. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Neuanlage des Stiftungskapitals, welches in den vergan-

Symbol der Stiftung Egerer Stadtwald.

genen zehn Jahren für 2,6 Prozent Zins bei der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz Eger– Tirschenreuth angelegt war. Da die Sparkasse-Oberpfalz-Nord bessere Konditionen bietet, beschloß man, die Bank zu wechseln. Sämtliche Anträge wurden positiv beurteilt: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit des Waldkindergartens MS Pod Lipami Cheb wurde mit 1830,00 Euro gefördert. Der Interessenverband Schätze des alten Eger (Poklady starého Chebu z.s.) wurde für seine geplanten Vorträge mit 1000,00 Euro unterstützt. Der Antragsteller „Paměť národa Karlovarský kraj – příběhy, které by neměly být zapomenuty" („Gedächtnis der Nation, Karlsbader Bezirk – Geschichten,

die nicht vergessen werden sollten“), bei uns als „Post bellum“ bekannt, erhielt für seine weitere Arbeit 4080,00 Euro. Auf Anregung von Dr. Alfred Neudörfer, der selbst interviewt wurde, wurden Egerländer Instrumentenbauer befragt. Es ist wohl eine Dokumentation über den Egerländer Instrumentenbau geplant. Schließlich wurde der Antrag des Egerer Landtag e.V.: Drucklegung der Referate der „Egerer Gespräche 2023" in Wildstein/ Skalná, vom 13./15. Oktober 2023, mit 1000,00 Euro gefördert. Die Sitzung verlief sehr harmonisch. Auf dem Marktplatz in Eger war damals schon ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt gewesen, obgleich der Adventsmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht eröffnet hatte.

ten Vorsitzenden abgegeben hat, Egon Ziegler (München), Jiří Rak (Eger) und Petr Schaller (Bürgermeister von Plesná/Fleißen und Gründer des Museums „Flucht, Vertreibung und Kommunismus in der Nachkriegszeit“ in Plesná). Zu Kassenprüfern wurden Bruni und Rubick gewählt. Alle Mitglieder des Vorstandes erhielten je zehn Stimmen und nahmen ihre Wahl an. Der Vorsitzende dankte Reich für seine langjährige Tätigkeit als Erster Stellvertretender Vorsitzender, besonders in den Zeiten der Vakanz in der Vereinsführung. Der Verein hat somit wieder einen neuen Vorstand, darunter auch erfreulicherweise jüngere Mitglieder. Für die Zukunft plant Hamperl die Auflösung der Geschäftsstelle Mitte des Jahres 2024, da sie nicht mehr benötigt wird und dadurch die Miete gespart werden kann. Unser Ziel 2024 ist die Digitalisierung des Restbestandes der Fotographien, des Vereinsarchivs und der Egerer Zeitung sowie die Einstellung in das Format „Porta fontium“. Dieses wird durch die gute Zusammenarbeit

des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München und des Bayerischen Staatsarchivs Amberg mit dem Tschechischen Archivleiter Karel Halla in Eger/Cheb in einem neuen Projekt ermöglicht werden, welches 2024 anlaufen wird. Dann sind unsere Daten in dieser bayerisch-tschechischen Plattform weltweit erreichbar. Da sich im Jahr 2024 die Übernahme der Patenschaft Amberg–Eger zum 70. Mal jährt, wird eine besondere Veranstaltung stattfinden, die noch mit dem Amberger Oberbürgermeister Josef Cerny besprochen wird. Geplant sind weiter eine Erinnerungstafel am Egerer Stadtfriedhof und Erneuerungsmaßnahmen am Egerer Gedenkstein in Bad Neualbenreuth. Aufgrund der vielen schönen Aufnahmen unserer Egerstadt aus der Zeit von 1890 bis 1930 ist ein Bildband „Schönes altes Eger“ geplant. Dieser wird zweisprachig sein. Das Archiv in Eger unter der Leitung von Halla wird unser Partner sein. Alle waren glücklich, daß die Wahl des neuen Vorstandes und die Sitzung so harmonisch abliefen. fl

Erdbeben in Schönbach In Schönbach/Luby bebte im November 2023 wieder die Erde:

A

m Samstag, den 4. November, kurz vor 13.00 Uhr, registrierten Seismographen ein Beben der Stärke 3,25 nördlich von Schönbach/Luby u Chebu, das sich in einer Tiefe von 9,28 Kilometern ereignete. Dies war das erste Mal während der aktuellen Erdbebenwelle, daß die Magnitude, also die Stärke des Bebens, höher als drei auf der nach oben offenen Richterskala erreichte. Ab Mittwoch (8. November) kam es zu weiteren Nachbeben. Das stärkste Nachbeben war am Freitag (10. November). Die Instrumente zeigten, nach Angaben des Instituts für Geophysik der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, ei-

Das Dorf Neukirchen.

ne Stärke von 2,6 an. Dieses Institut untersucht schon seit fünf Jahrzehnten die Zusammenhänge zwischen den Parametern der Mineralquellen Westböhmens und dem Auftreten der Erdbeben in diesem Gebiet. Zwar vernahmen die Einwohner der Stadt die Erschütterungen, zu nennenswerten Schäden kam es aber nicht. Im Egerland wird das Beben des Bodens von einem charakteristischen Grollen begleitet. Bei einer Stoßstärke von etwa drei Grad sind Schäden an der Oberfläche allerdings eher eine Ausnahme, sie kamen aber in der jüngeren Vergangenheit vor, wie zum Beispiel im etwa sechs Kilometer südlich gelegenen Dorf Neukirchen. Im Egerland äußern sich seismische Aktivitäten in der Regel

als Erdbebenschwärme. Dabei entlädt sich die in der Erdkruste aufgestaute seismische Energie nicht als ein einzelnes, plötzlich verheerendes Erdbeben, gefolgt von etwas schwächeren Nachbeben, sondern es entlädt sich in einer Reihe schwächerer Ereignisse über mehrere Tage bis Monate hinweg. Diese große Anzahl an Ereignissen kann bis zu mehreren Tausenden reichen. Die überwiegende Mehrheit der Schwarmbeben ist sehr schwach. Die Bewohner der umliegenden Dörfer spüren sie kaum. Laut Seismologen sei jedoch nicht auszuschließen, daß sich diesmal der seismische Schwarm verstärken und mehrere Wochen andauern könne. Nd idnes, MAFRA


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

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Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt- und Landkreis

Heimatzeitung des Weltkulturortes Karlsbad/Sudetenland – Stadt und Landkreis Mitteilungsblatt desvereinigt Heimatverbandes der Karlsbader e. V.und Landkreis Heimatzeitung des Weltkurortes Karlsbad/Sudetenland – Stadtmit Mitteilungsblatt des Heimatverbandes der Karlsbader e. V.

vereinigt mit

Heimatkreis Karlsbad, Heimatkreisbetreuerin: Dr. Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung@carlsbad.de Heimatverband der Karlsbader, Internet: www.carlsbad.de 1. Vorsitzender: Dr. Peter Küffner; 2. Vorsitzende: Dr. Pia Eschbaumer; Schatzmeister und Sonderbeauftragter: Rudolf Baier, eMail baier_rudolf@hotmail.de Geschäftsführerin: Susanne Pollak, eMail heimatverband@carlsbad.de. Patenstadt Wiesbaden. Karlsbader Museum und Archiv, Oranienstraße 3, 65185 Wiesbaden; Besichtigungstermine bei Dr. H. Engel, Telefon (06 41) 4 24 22. Spendenkonto: Heimatverband der Karlsbader, Kreissparkasse München, IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44, BIC: BYLADEM1KS – Verantwortlich von seiten des Heimatverbandes: Pia Eschbaumer. Redaktion: Lexa Wessel. Redaktionsschluß: 20. des Vormonats. Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin

Unabhängiges und überparteiliches Mitteilungsblatt für den Kreis Luditz-Buchau und Deutsch-Manetin 66. JAHRGANG Jänner 2016 FOLGE 1

� Bericht von Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer 66. JAHRGANG JAHRGANG 72.

Jänner 2016 Dezember 2022

FOLGE111 FOLGE

Medaille für Kulturarbeit

ber 2020), im 95. Lebensjahr (geboren 31. Mai 1929) verstorben. Wie mit allen altgedienten Ortsie besinnlich-stressige Weihbetreuern geht auch mit seinem nachtszeit liegt nun schon Tod ein Stück der Geschichte seiein paar Wochen hinter uns, und nes Heimatortes verloren – leiich hoffe, daß Sie alle gut in das der gibt es unter den Jüngeren Neue Jahr gekommen sind – gekeinen Ersatz. Seinen Angehösund und unbelastet von Vorsätrigen sprechen wir unser herzlizen, die man dann sowieso nicht ches Beileid aus. Der Verstorbeerfüllen kann. Wir sollten die ne hat mir vor einiger Zeit einen kommenden Monate nicht mit Text zur Veröffentlichung überunnötigen Erwartungen befrachsandt, der bislang leider noch ten, aber ein paar Ansprüche nicht abgedruckt werden konnan das eigene Verhalten könnte. Dies soll nun in memoriam te man schon haben – sehen Sie geschehen – siehe seinen Beidoch, welche Empfehlungen Rutrag „Heimat – Verstaubtes Redi Kreisl unter Grasengrün, Rolikt, Idylle von gestern?“ auf diedisfort und Sodau uns ans Herz sen Seiten. legt! Außerdem ist leider ein andeIm Januar/Jänner dürfen wir res Kapitel der Erinnerungskuleiner ganzen Reihe von ehrentur des Kreises Karlsbad zu Enamtlichen Mitarbeitern des Heide gegangen: Wie der Betreumatkreises zu ihren Geburtstaer Horst Hippmann mir mitteilte, gen gratulieren, nämlich zum: hat der Heimatverband Schlackenwerth e.V. zum 31. Dezember 2023 seine Vereinstätigkeit beendet. Auch dort ließ der Mangel an Mitgliedern und damit auch fehlende Finanzen keine andere Entscheidung zu. Allerdings bleibt das „Schlackenwerth-Zimmer“ im Rossi-Haus in Rastatt zusammen mit einem Archivraum erhalten, welches man weiterhin besuchen kann (siehe auch unter Schlackenwerth). Dezember ... und Friede den Menschen auf Erden. Nun noch ein erfreulicher Bericht. Die Hausner Stiftung, die jedes Jahr einzelne, in der Kulturarbeit besonders erfolgreiche Persönlichkeiten mit der „KarlHausner-Medaille“ ehrt, hat heuer eine von zwei Auszeichnungen an das Ehepaar Horst und Christa Engel verliehen, die seit nunmehr schon über zehn Jahren das Karlsbader Museum des Heimatverbandes der Karlsbader in Wiesbaden mit Herzblut und großer Kenntnis betreuen. Die Verleihung fand am 9. Dezember im Rahmen eines Festaktes im Adalbert-Stifter-Saal im Die Medaille mit dem Portrait des Stifters Karl Hausner. Liebe Landsleute aus dem Kreis Karlsbad!

D

–92. am 02. Rudi Hannawald, GB Sittmesgrün, 95698 Neualbenreuth; –85. am 02. Rudolf Preis, GB Altrohlau, 77948 Friesenheim; –84. am 16. Alfred Lihl, ehemaliger GB Ruppelsgrün, 91327 Gößweinstein; –71. am 31. Helmut Roßmann, GB Marletzgrün, 64397 Modautal; –69. am 22. Wolfram Schmidt, GB Pullwitz, 91413 Neustadt/ Aisch. Besonders herzliche Glückwünsche gehen zu seinem 90. Geburtstag am 30. Januar an Anton Ascherl in 65193 Wiesbaden, der von 1997 bis 2008 einer der Betreuer unseres Museums in Wiesbaden war. Leider muß ich aber an dieser Stelle auch eine traurige Nachricht bekannt geben: am 8. November 2023 ist Walter Heinl, langjähriger Gemeindebetreuer von Janessen (1997 bis Okto-

Holzschnitt W. Klemm

Bei der Ehrung des Ehepaares Engel durch die Hausner Stiftung mit der Überreichung von Urkunde und Medaille: (von links) Dr. Harald von Herget, Erwin Zwerschina, Dr. Pia Eschbaumer, Siegfried Dolleisch, Dr. Wolf-Dieter Hamperl. Sudetendeutschen Haus statt, bei dem unter anderem der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Dr. Harald von Herget, anläßlich des 50. Jahrestages des Prager Vertrages vom 11. Dezember 1973 die Festrede hielt. Die Laudatio für das Ehepaar Engel hielt der vielfältig für die Sudetendeutschen tätige

Dr. Wolf-Dieter Hamperl. Da die Geehrten aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen konnten, um den Preis selbst engegenzunehmen, überreichten von Herget und der Kuratoriumsvorsitzende Siegfried Dolleisch die Urkunde und Medaille stellvertretend an die beiden Vertreter des Heimatverbandes, Dr. Pia

Eschbaumer und Erwin Zwerschina. Letzterer brachte beides bereits zum Ehepaar Engel. Der Heimatverband möchte an dieser Stelle den beiden nochmals herzlich gratulieren und sich für ihre großartige Arbeit bedanken! Bis zum Wiedersehen in der Ausgabe am 9. Februar grüßt Sie herzlich, Ihre Pia Eschbaumer

� Mitteilungen des Heimatverbandes – weiter auf Seite 20

Informationen für alle Heimatfreunde

Liebe Landsleute, liebe Leser der Karlsbader Zeitung!

G

lück und Gesundheit, so begrüße ich Sie im neuen Jahr und hoffe, Sie sind gut herübergekommen. Wir sehnen uns nach Frieden auf dieser Erde, nur so kann es allen Menschen gut gehen. Mit Freude und Hoffnung starten wir ins neue Jahr 2024. Das Neue Jahr „Es kommt – ob man will oder nicht Wir hoffen, es bringt uns Licht, viel Wärme, Treue, Freude und Frieden. Wir wünschen, daß wir Menschen uns mehr lieben, uns besser verstehen und nicht mehr verachten, mehr Zeit einander schenken und den Blick auf das Wesentliche lenken. Es müssen weichen Krieg, Haß, Wut, Kälte und Neid.

Wir sehnen uns nach Liebe, Frieden und Geborgenheit.“ Karlsbader Museum und Archiv in Wiesbaden Oranienstraße 3. Jeden ersten Samstag im Monat ist unser Museum von 11.00 bis 13.00 Uhr für Besucher geöffnet. Der nächste Termin ist Samstag, der 3. Februar 2024. Dr. Horst Engel und seine Ehefrau Christa freuen sich auf Ihren Besuch und Ihr Interesse für die Ausstellungsobjekte. Das Museum ist zu erreichen ab Hauptbahnhof mit der Buslinie 16 bis Ausstieg Landesbibliothek. Wir bedanken uns für Spenden der Besucher im Jahr 2023, die uns Engel überwiesen hat in Höhe von 195,00 Euro. Mitgliedschaft im Heimatverband der Karlsbader e.V. Wenn Sie bereit sind, uns bei unserer Arbeit im Verband zu unterstützen, dann werden Sie Mit-

glied in unserer Gemeinschaft. Rufen Sie bitte bei mir an, ich sende Ihnen umgehend ein Beitrittsformular zu. Kontakt: Susanne Pollak, Telefon (0 81 42) 1 23 03. Ein neues Mitglied begrüßen wir herzlich und danken Eva Fleming, Nürnberg, geboren in Karlsbad. Fleming ist schon viele Jahre für uns als Gemeindebetreuerin für Donawitz tätig. Interessante Berichte aus unserer Heimat Karlsbad und Umgebung finden Sie auf unserer Homepage, bitte gehen Sie auf: www.carlsbad.de Herzlichen Dank an Albin Peter Neuburg/Pirkenhammer für die Spende von 25,00 Euro. Wenn Sie uns eine Spende überweisen wollen, ist hier noch unsere Bankverbindung: –Empfänger: Heimatverband der Karlsbader e.V.; –Bank: Kreissparkasse München; Bitte umblättern

Weihnachtliches Karlsbad an der Mühlbrunnkolonnade.

Bild: Pavel Padua


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Meldungen der Ortsbetreuer

Glückwünsche an alle Jubilare Der Heimatverband und die Ortsbetreuer wünschen auch allen Jubilaren aus den sonst nicht aufgeführten Gemeinden, besonders den nun namentlich genannten treuen Abonnenten der Karlsbader Zeitung, alles Gute zu ihrem Geburtstag, ein erfülltes und gesundes neues Lebensjahr!

Aich

30. Januar/Jänner: Emmy Köhler/Huf, 95176 Konradsreuth, 98. Geburtstag.

25. Januar: Rudi Lippert, 91083 Baiersdorf, 88. Geburtstag.

Engelhaus

7. Januar: Albertine Zeidler, 85221 Dachau, 88. Geburtstag.

Fischern

Schulgemeinde Dallwitz

6. Januar: Getraud Degen, 64291 Darmstadt, 94. Geburtstag. 30. Januar: Kristine Meier/Groß, 87435 Kempten, 79. Geburtstag.

Donawitz

29. Januar: Herbert Schmidt, 93346 Ihrlerstein, 84. Geburtstag.

Donitz

24. Januar: Heinrich Glaser, 84103 Postau, 94. Geburtstag.

11. Januar: Edeltraud Krieg/Götzl, 06543 Pansfelde, 92. Geburtstag. 30. Januar: Anton Ascherl, 65193 Wiesbaden, 90. Geburtstag. 16. Januar: Gertraud Neuerer, 80335 München, 86. Geburtstag.

29. Januar: Gerhard Tischler, 81373 München, 83. Geburtstag.

Eichenhof und Schömitz

4. Januar: Marianne Lippert/Lange, Baiersdorf, 77. Geburtstag.

Funkenstein

Gfell

Hartmannsgrün

3. Januar: Ernst Viertl, 91801 Markt Berolzheim, 94. Geburtstag. 16. Januar: Erna Staudacher/Watzka, 85080 Gaimersheim, 86. Geburtstag.

Meierhöfen

13. Januar: Alice Geyer/Oehl, 65199 Wiesbaden, 87. Geburtstag.

Merkelsgrün

8. Januar: Willi Lorenz, 64331 Weiterstadt, 98. Geburtstag. 29. Januar: Gertrude Meyer/Pecher, 31608 Marklohe, 91. Geburtstag.

Pirkenhammer

26. Januar: Inge Klier/Wirkner, 82538 Geretsried, 90. Geburtstag.

Putschirn

20. Januar: Regina Polt/Strobl, 85221 Dachau, 85. Geburtstag.

Rittersgrün

17. Januar: Irmgard Grimm, 82291 Mammendorf, 84. Geburtstag.

Ruppelsgrün

9. Januar: Ernst Pecher, 87629 Füssen, 89. Geburtstag. 16. Januar: Alfred Lihl, 91327 Gößweinstein,

84. Geburtstag.

Sachsengrün

24. Januar: Hans Stengl, 91619 Obernzenn, 91. Geburtstag.

Schneidmühl

1. Januar: Henriette Hlawatsch, 70378 Stuttgart, 90. Geburtstag.

Schönfeld

21. Januar: Gabriele Schimmer-Leisterer, 64367 Mühltal, 61. Geburtstag.

Sittmesgrün

2. Januar: Rudi Hannawald, 95698 Neualbenreuth, 92. Geburtstag.

Tüppelsgrün

1. Januar: Lieselotte Graser, 36391 Sinntal-Oberzell, 81. Geburtstag. 9. Januar: Franz Hanika, 89075 Ulm, 96. Geburtstag. 10. Januar: Erich Lienert, 64560 Riedstadt-Erfelden, 86. Geburtstag. 17. Januar: Hilde Buchli/Bormann, CH-7000 Chur, 93. Geburtstag.

Januar 2024 – weiter auf Seite 23

Nachrichten aus den Gemeinden Karlsbad Stadt

Gemeindebetreuerin Pia Eschbaumer, Elektrastraße 44a, 81925 München, Telefon (0 89) 92 40 96 31, eMail kreisbetreuung @carlsbad.de Liebe Karlsbader – auf ein Neues! Sie konnten hoffentlich die Feiertage genießen und hatten einen guten Start ins Neue Jahr 2024 – ich wünsche Ihnen nur das Beste für die kommenden zwölf Monate! Ganz besonders gilt das für die Geburtstagskinder des Januars/ Jänner, denen wir herzlich gratulieren wollen. Beim höchsten Geburtstag dieses Monats habe ich ein wenig gezögert – und dann ein wenig recherchiert, mit Erfolg: Auf der Homepage des Heims in 72669 Unterensingen, in dem sie lebt, wird doch tatsächlich vor wenigen Wochen Erika Heintzen mit 101 Jahren als älteste Bewohnerin genannt – wir dürfen ihr also am 29. Ja-

nuar zum 102. herzlich gratulieren! Außerdem beglückwünschen wir zum: –96. am 2. Rudolf Hofmann (Schulgasse), 90429 Nürnberg; –90. am 11. Henriette Hlawatsch/Lux (Lutherstr.), 70378 Stuttgart; –88. am 16. Franka Angermeier/Larcher, 86853 Langerringen; –75. am 6. Irene Kašaková/Padua (Karlsbader Ortsvorsitzende des Bundes der Deutschen). Leider hat es bei mir im vergangenen Jahr nur zu einer Stippvisite in Karlsbad gereicht, zur Kranzniederlegung Ende Oktober – und das ist nicht gerade die schönste Zeit für einen Besuch, auch wenn es lau genug war, um – mit einem Ofen im Rücken – auf der „Alten Wiese“ draußen sitzend einen Kaffee mit Liwanzen zu genießen. Hoffentlich schaffe ich es heuer. Wie sieht es bei Ihnen aus? Mit einem Bild mit Blick über Marktbrunn-Kolonnade und Schloßturm hinauf zum Dreikreuzberg möchte ich mich bis zum Februar/Feber verabschieden. Ihre Pia Eschbaumer

Im Stadtkreis: Drahowitz Gemeindebetreuer Erwin Zwerschina, Am Lohgraben 21, 92237 Sulzbach-Rosenberg, Telefon (0 96 61) 31 52, Fax (0 96 61) 8 13 78 37 Im Januar/Jänner gratulieren wir herzlich zum: –95. Geburtstag am 6. Januar Emma Feigl (Pestalozzistraße 29), 93057 Regensburg; –93. am 30. Helga Stark/Däubner (Hans Sachs Straße 16), 749A6 Bad Rappenau. Eine wohlverdiente Ehrung durch die Hausner Stiftung wurde durch den Vorsitzenden Dr. Harald von Herget dem Ehepaar Christa und Dr. Horst Engel im Adalbert-Stifter-Saal des Sudetendeutschen Hauses in München zuteil (siehe auch Bericht der Kreisbetreuerin). Nachdem der Vorsitzende des Heimatverbandes der Karlsba-

der, Dr. Peter Küffirer, am Samstag, den 9. Dezember 2023, terminlich unabkömmlich war, nahm sich für die Laudatio der Vorsitzende der Freien Reichsstadt Eger, Dr. Wolf-Dieter Hamperl, seines Gemeindemitglieds Christa Lindner, verehelichte Engel, an. In einfühlender Weise schilderte er die aktuelle Lage des Ehepaares Engel, das leider aus gesundheitlichen Gründen bei unserem Horst nicht anwesend sein konnte. Einzige Teilnehmer des Heimatverbandes der Karlsbader waren Kreisbetreuerin Dr. Pia Eschbaumer und ich selbst als Gemeindebetreuer von Drahowitz in der Funktion des Ehrenvorsitzenden. Nach der Darlegung des beruflichen Werdegangs unseres am 24. März 1938 in Drahowitz geborenen Horst zeigte Hamperl auch den Weg nach der Vertreibung aus unserer angestammten Heimat bis in das hessische Gießen auf. Danach folgte eine Beschreibung der mit allen Fasern der Heimatverbundenheit geführten Tätigkeit des Ehepaares im Karlsbader Museum in der Oranienstraße in Wiesbaden, unterstützt durch einen etwa 20minütigen Film, welcher seinen Anfang in der recht provisorischen, vorletzten Unterkunft in der dortigen Welserstraße aufwies. Nicht vergessen wurden auch Horsts äußerst engagierte Vorgänger in der Museumsbetreuung: Anton Ascherl, Loh (†), Schuster (†) und Thoma (†). Dem Vortrag wurde dann auch anhaltender Applaus zuteil, den sich Organisator von Herget an seine Fahne heften durfte. Er bat auch uns zwei Karlsbader zur stellvertretenden Entgegennahme von Urkunde und Medaille. Ich nahm die rund 400 Kilometer lange Fahrt in die Landeshauptstadt nur auf mich, um meinen Drahwitza Horst noch einmal zu sehen, denn unsere alljährlichen Treffen konnten er und Christa leider gesundheitsbedingt schon länger nicht mehr besuchen. Erwin Zwerschina

(leider nur noch wenige), alles Gute für das Neue Jahr 2024! Und im Monat Januar herzliche Glückund Segenswünsche zum Geburtstag zum: –89. am 17. Josef Hess in der alten Heimat, in Kohlhau (Kolova 90, CZ 36214 Karlovy-Vary); –84. am 29. Herbert Schmidt, 93346 Ihrlerstein. Erinnern möchte ich aber auch an das Fest unseres Hauptortes im ehemaligen Kirchsprengel: Dabei handelt es sich nämlich um das „Donawitzer Fest“, das am 6. Januar/Jänner stattfindet; seinerzeit war dies ein großes kirchlich-gesellschaftliches Ereignis. Albin Häring

Im Landkreis:

Altrohlau

Gemeindebetreuer Rudi Preis, Weingartenstraße 42, 77948 Friesenheim, Telefon (0 78 08) 5 95, eMail Rudolf.Preis@t-online.de „A glücksölichs neis Gaua“! Mögen Gesundheit, Erfolg und Frieden unser immerwährender Begleiter sein! Mit diesen Wünschen an die gesamte Leserschaft verbinde ich meinen herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit, Spenden, Unterstützung und Anregungen hinsichtlich des monatlichen Altrohlau-Berichts. Beste Wünsche zum Geburtstag geben wir im Januar/Jänner zum: –96. am 13. Marianne Bartsch/Zinner, 48159 Münster; –82. am 13. Antonin Foglar, CZ36017 Altrohlau. Bitte umblättern

Kohlhau

Zu Karlsbad: Blick über Marktbrunn-Kolonnade und Schloßturm hinauf zum Dreikreuzberg.

Bild: Pavel Padua

Gemeindebetreuer Albin Häring, Clemens-Brentano-Straße 22, 35043 Marburg/L.-Cappel, Telefon/Fax (0 64 21) 4 53 02 Liebe Kohlhauer Landsleute

Zu Drahowitz: Bei der Ehrung durch die Hausner Stiftung.


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

� Januar 2024 – Fortsetzung zu Seite 22

Nachrichten aus den Gemeinden D

er Altrohlauer Konsum- und Sparverein – Zweiter Teil: Nach längeren Verhandlungen wurde im Frühjahr 1914 in einer Genossenschaftskonferenz beschlossen, mit der Errichtung der Arbeiter-Bäckerei noch in diesem Jahr zu beginnen. Nach den erforderlichen Umbauten wurden zwei große Doppelauszug-Dampfbacköfen, eine Teigknetmaschine und eine Siebanlage bestellt. Die Bäckerei sollte im Herbst in Betrieb gehen. Durch den Ausbruch des Weltkrieges war es jedoch fraglich, ob man den Bau verwirklichen könnte. Nach einigen Tagen intensiver Beratungen beschloß der Vorstand, trotz aller Schwierigkeiten an dem Bau der Arbeiter-Bäckerei festzuhalten und diese soweit wie möglich fertigzustellen. Ende Dezember war es endlich soweit: Der Bau war vollendet, Öfen und Maschinen betriebsbereit und zu Weihnachten konnten die ersten Produkte ausgeliefert werden. Am 2. Januar 1915 begann die Bäckerei mit der Herstellung von Schwarzbrot. Der Verkaufspreis lag niedriger als bei den privaten Bäckereien. Die Qualität war ausgezeichnet, weil der Betrieb mit den modernsten Maschinen ausgerüstet war. Zur Zeit der Rationalisierung der Lebensmittel meldeten sich viele neue Mitglieder, da die Verteilung der Waren durch die Genossenschaft vorbildlich war. Man mußte sogar eine Aufnahmesperre für neue Mitglieder vornehmen. Während der Kriegszeit erlebte die Genossenschaft einen gewaltigen Aufschwung. Die Mitgliederzahl verdoppelte sich, und der Umsatz verachtfachte sich sogar. Die Zahl der Mitglieder stieg auf 7 477 und der Umsatz auf 9,8 Millionen Kronen. Die Zahl der Verkaufsstellen wuchs auf stolze 32 an. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde bereits im Jahr 1919 in Prag der Wirtschaftsverband für die deutschen Genossenschaften gegründet. In den 20 Jahren seines Bestehens entwickelte sich der Konsumverein Altrohlau zum größten Konsumverein im deutschen Gebiet der damaligen Tschechoslowakei. Die bisher selbständigen Konsumvereine in Neudek und Platten mit ihren 16 Verkaufsstellen haben sich dem Konsumverein „Vorwärts Altrohlau“ angeschlossen. In den letzten Jahren mußte man die Arbeiter-Bäckerei vergrößern, so daß im Jahr 1920 bereits sechs Doppelauszugöfen, eine große mo-

derne Sieb- und Mischmaschine, zwei Knetmaschinen und eine Teigteilmaschine in Betrieb waren. Die Broterzeugung in den letzten fünf Jahren belief sich auf acht Millionen Kilogramm. Die Genossenschaft besaß 1920 einen Fuhrpark mit einem Lastauto und 13 Pferden; die Zahl der Angestellten war auf 115, davon 76 männliche Personen, angewachsen. Der Jahresumsatz stieg auf 17,5 Millionen Kronen; die Spareinlagen betrugen über eine Million Kronen. An Dividenden wurden in den 20 Jahren nach der Gründung insgesamt 827 610 Kronen an die Mitglieder ausgeschüttet. Folgende Eigenproduktionsstätten waren in Altrohlau vorhanden: Die moderne Bäckerei, die neugeschaffene Sodawasser- und Limonadenerzeugung, die Flaschenbierabfüllung, die Tischlerei und ein Teil des Wagenparks. Man richtete auch eine Getränkeabteilung und eine Sauerkraut-Einschneidung ein. (Fortsetzung folgt). Nach dem Dezember-SchneeChaos in manchen Regionen Deutschlands wünscht sich und der Leserschaft einen gemäßigteren Januar, Rudi Preis

Grasengrün Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Allen Geburtstagskindern im Januar viele gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr. Ich hoffe und wünsche mir, daß alle gesund und glücklich im Neuen Jahr 2024 angekommen sind. Allen Grasengrüner Landsleuten wünsche ich ein glückliches, zufriedenes, vor allem aber gesundes Neues Jahr 2024. Das Neue Jahr muß ich leider mit weniger guten Nachrichten beginnen: Am 10. August 2023 verstarb, nach einem Treppensturz, Werner Rau, PolizeiHauptkommissar a.D., im Alter von 80 Jahren in 84503 Altötting. Seiner Frau Emmy und allen Angehörigen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Bereits am 8. Mai 2023 ist in 90542 Eschenau Irma Pilz, gebo-

rene Hippmann, im Alter von 95 Jahren verstorben. Auch hier gilt ihrer Tochter Reichenberg, der Familie und allen Angehörigen unsere aufrichtige Anteilnahme. Für dieses nun begonnene Neue Jahr habe ich auch für meine Grasengrüner einen Merksatz: „Sich regen bringt Segen.“ Fast jeder kennt das uralte Sprichwort! Ich sage nur „Bewegung“. Sie ist wirklich das A und O, ein Allheilmittel gegen alle Arten von Beschwerden. Seit meinem Herzinfarkt im Frühjahr 2022 bewege ich mich nun bewußt und intensiv fast täglich an der frischen Luft, wodurch ich mich rundum fühle, als sei ich um ein paar Jährchen verjüngt. „Bleibt’s ma g’sund“ beziehungsweise „weard‘s ma g’sund, des wünscht Enk åll’n vo gånz’n Herz‘n“, Ihr Rudi Kreisl

Lichtenstadt Gemeindebetreuerin Magdalena Geißler, Karlsbader Straße 8, 91083 Baiersdorf-Hagenau, Telefon (0 91 33) 33 24; Heimatstube in 90513 Zirndorf, Fürther Straße 8; betreut von Christina Rösch-Kranholdt, Egloffsteiner Ring 6, 96146 Altendorf, Telefon (0 95 45) 35 98 13 Zum Geburtstag im Januar die allerbesten Glückwünsche zum: –99. Geburtstag am 24. Januar Barbara Dittmer, USA; –93. am 4. Anna Mokrus, geborene Fischer, 64342 Seeheim-Jugenheim; –87. am 20. Helmut Bauer, 83417 Kirchanschöring; –84. am 16. Alfred Lihl, Gößweinstein. Gestorben ist im Sommer 2023 Rosa Litz, geborene Porkert (Siegl) im Alter von 94 Jahren. Es trauern ihre Töchter mit Familien und alle Angehören. Unser Mitgefühl gilt der Familie. Gestorben ist am 3. August 2023 auch Christl Schmidt, geborene Preiß. Sie war die Tochter von Fanny Preiß, geborene Werner. Sie lebte bis zu ihrem Tod bei ihrem einzigen Sohn Peter und Familie in Hof. Ihre Mutter und ich waren Cousinen. Wir haben oft miteinander telefoniert und hatten immer etwas zu erzählen. Ich vermisse sie schon sehr. Unser Mitgefühl gehört ihrem Sohn Peter mit seiner Familie und allen Angehörigen. Liebe Christl, zum Abschied:

Zu Altrohlau: Eine Bierreklame des Konsumvereins. „Es koa koiner doubleibm af derer schein Eardn, A jeder mei furt, ober koiner geiht gearn. Hob Dank für da Goutsa, für Plouch und für d Meih, wois Gott as Beisommensa mit Dir woar oft schäi. Du host‘s überstanden, host für immer da Rouh, mir homs holt nuch vur uns und werkeln sua zou. Wöi Goll wüll, mouss kumma, Wöi Gott wüll, mochs wearn, as Lebm is no a Hutscha, af dera schoin Eardn.“ Magdalena Geißler Wir wünschen allen ein schönes und friedvolles Neues Jahr 2024. Passen Sie gut auf sich auf, bleiben oder werden Sie gesund, und genießen Sie das Leben. Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen. Christina und Daniel

Pullwitz

Gemeindebetreuer Wolfram Schmidt, Am Buchberg 24a, 91413 Neustadt/A., Telefon (0 91 61) 72 00 Liebe Pullwitzer, ein herzliches Grüß Gott. Im Januar 2024 gratulieren wir zum Geburtstag zum: –84. Geburtstag am 14. Januar Ernst Körbl, 63654 Büdingen; –80. am 23. Ernst Schöninger, 90599 Dietenhofen. Für das neue Lebensjahr wünschen wir alles erdenklich Gute, viel Glück, vor allem jedoch Gesundheit und Zufriedenheit. In einem früheren Bericht entdeckte ich einen Hinweis auf einen alten Brauch: Vater fuhr im Frühjahr das erste Mal zum Anbau-Acker. Mutter legte ein Ei unter das Ackergerät, mit Weihwasser segnete sie den Pflug, so daß die Ernte gut gedeihen möge. Das Ei bekam dann immer ein Bettelmann. Es grüßt Sie recht herzlich, Ihr Wolfram Schmidt

Rodisfort

Zu Altrohlau: Eine Filiale des Konsumvereins.

Bilder: A. Foglar

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf. Kreisl@gmx.de Allen Geburtstagskindern im Januar viele gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr; namentlich

seien genannt zum: –90. Geburtstag am 24. Januar Hilde Czacharowski/Michl in 18445 Kramerhof; –75. am 9. Kurt Keim in 34128 Kassel. Ich hoffe und wünsche mir, daß alle gesund und glücklich im Neuen Jahr 2024 angekommen sind. Allen Rodisforter Landsleuten wünsche ich ein glückliches, zufriedenes, vor allem aber gesundes Neues Jahr 2024. Das Neue Jahr muß ich leider mit weniger guten Nachrichten beginnen: Der Neffe von Melitta Schaudi, geborene Riedl, teilte mir mit, daß Fr. Schaudi am 28. Oktober 2023 in 89426 Mödingen im hohen Alter von 97 Jahren verstorben ist. Dem Neffen Paul sowie allen Angehörigen gilt unsere aufrichtige Anteilname. Am 4. November 2023 ist in 85435 Erding-Altenerding Waldemar Pulz im Alter von 79 Jahren verstorben. Auch hier gilt seiner Frau Eva, der Familie und allen Angehörigen unsere aufrichtige Anteilnahme. Für dieses nun begonnene Neue Jahr möchte ich meinen Rodisfortern den folgenden Satz mitgeben: „Wer immer strebend sich bemüht“. Johann Wolfgang Goethe hat es treffend formuliert. Auf das Bestreben kommt es an, nicht auf das Gelingen. Scheitert man, versucht man es eben noch einmal. Fällt man, so steht man wieder auf. In diesem Sinne, „bleibt’s ma g’sund‘ im Neia Gåuha, behalt’s unna Hoimat imma a weng in aian Gedånkan und freit’s aich am Leb’m! Packen wir‘s an und lassen uns nicht unterkriegen. A‘ glücksöllich's nei's Gouha wünscht enk all‘n“, Ihr Rudi Kreisl

Schlackenwerth

Gemeindebetreuer Horst Hippmann, Schloßstraße 9, in 74357 Bönnigheim, Telefon und Fax (0 71 43) 2 29 49, eMail horst_hippmann@web.de Zum Geburtstag im Januar/Jänner gratulieren wir zum: –93. Geburtstag am 21. Januar Gretl (Margaretha) Sperl, 94469 Deggendorf; –79. am 26. Sigrid Machatschek,

71679 Asperg. Wenn auch der Heimatverband Schlackenwerth e.V. zum 31. Dezember 2023 seine Vereinstätigkeit beendet hat, bleibt dennoch das „Schlackenwerth-Zimmer“ im Rossi-Haus in Rastatt erhalten und kann weiterhin besucht werden – bitte kontaktieren Sie deswegen mich (Horst Hippmann) unter der e-Mail horst_hippmann@web.de. Und wenn Sie den Erhalt dieser Stätte unterstützen wollen, dann bitten wir Sie um eine Spende mit entsprechender Zweckbestimmung. Die Spenden gehen bitte an folgende Kontoverbindung: –Empfänger: Markgräfin Sibylla Augusta Stiftung; –IBAN: DE50 6655 0070 0000 0301 48; Herzlichen Dank! Horst Hippmann

Sodau–Halmgrün– Großenteich

Gemeindebetreuer Rudi Kreisl, Memminger Straße 15, 90455 Nürnberg, Telefon (09 11) 88 82 02, eMail: Rudolf.Kreisl@gmx.de Allen Geburtstagskindern im Januar, viele gute Wünsche, vor allem recht gute Gesundheit im neuen Lebensjahr. Ich hoffe und wünsche mir, daß alle gesund und glücklich im Neuen Jahr 2024 angekommen sind und daß dieses Neue Jahr für uns alle nur Gutes bringen mag. All meinen Landsleuten aus Sodau-Halmgrün-Großenteich wünsche ich ein glückliches, zufriedenes, vor allem aber gesundes Neues Jahr 2024. Das Neue Jahr muß ich leider mit weniger guten Nachrichten beginnen: Am 9. November 2023 verstarb Anneliese Luciw, geborene Pötzl, im Alter von 92 Jahren in 85465 Langenpreising. Ihren beiden Töchtern Anita Schaffer und Brigitte Wenger mit Familien und allen Angehörigen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Für dieses nun begonnene Neue Jahr habe ich auch für meine Landsleute einen Satz, der lautet: „Alt und müd?“ Dick unterstrichen und in roter Schrift gehalten sei dieser Vorsatz, auch für 2024. In dem Augenblick, in welchem man sich selbst aufgibt, hat man verspielt. Lebendig und interessiert will ich bleiben, in jeder Beziehung. „A‘ glücksöllich's nei's Gouha“, Ihr Rudi Kreisl


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KARLSBADER ZEITUNG

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12. 1. 2024

� Mitteilungen des Heimatverbandes – Fortsetzung zu Seite 21

Informationen für alle Heimatfreunde

D

aten zur Bankverbindung: –IBAN: DE31 7025 0150 0070 5523 44; –BIC: BY LA DE M1KS; wünschen Sie eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt oder wollen ungenannt bleiben, bitte anrufen bei: Susanne Pollak, Telefon (0 81 42) 1 23 03; oder einfach auf dem Überweisungsträger vermerken. Bund der Deutschen – Landschaft Egerland – Ortsgruppe Karlsbad. Wir begrüßen Sie zum neuen Jahr mit vielen guten Wünschen für Ihre Veranstaltungen in 2024! Erstmal ist Winterpause für die Monate Januar und Februar, die erste Vorstandsversammlung ist am 7. März 2024 zur gewohnten Zeit im Egerländer Hof. Zum Feiern gibt es viele Geburtstage, da wünschen wir den Jubilaren Gesundheit, Kraft und alles Gute! Den Anfang

macht am 6. Januar unsere Irene, der wir alles Gute wünschen! Wir gratulieren auch herzlich zum: –75. am 6. Januar Irene Kašaková; –52. am 8. Gerhard Stiefel; –45. am 8. Pavel Padua; –69. am 16. Jarmila Krausova; –89. am 17. Josef Hess; –74. am 18. Peter Krebs; –93. am 23. Frantisek Bauml. Geburtstage im Februar: Wir gratulieren Ihnen sehr herzlich zum: –86. am 18. Februar Julie Dalecka; –84. am 21. Jiri Vanicek. Unsere Bücherecke: n  Einwohnerverzeichnis der Kurstadt Karlsbad, der Stadt Fischern und der Marktgemeinde Drahowitz. Es handelt sich um die 324 Seiten des äußerst seltenen Adreßbuches von 1938/1939 mit dem Redaktionsstand von 1937. Preis:

� Januar 1924

29,00 Euro. n  Karlsbader Historische Schriften Band 2. Eine kenntnisreiche Betrachtung über Karlsbad als Kur- und Genesungsstadt. Preis: 19,80 Euro. n  Karlsbader Schicksalstage 1939 bis 1946. Von Professor Dr. Rudolf Schönbach. Preis: 4,50 Euro. n  Zwischen Grenzen und Zeiten. Egerländer Landsleute erzählen, zusammengestellt von Hans Bohn. Preis: 6,00 Euro. Alle Preise inklusive Porto und Verpackung. Bestellungen bei Susanne Pollak, Estinger Straße 15, 82140 Olching, email heimatverband@ carlsbad.de Ein gesegnetes neues Jahr und gute Gesundheit wünsche ich allen! Ihre Susanne Pollak

Weihnachtsbaum und Krippe an der Mühlbrunnkolonnade.

Bild: Pavel Padua

Karlsbad vor 100 Jahren Von Rudi Baier

n  1. Januar 1924: Dr. Otto Oehm, Zahnarzt, eröffnet ein neues Zahnatelier im Haus „Wiener“. n  2.–10. Januar 1924: Im Mühlbrunn-Emanatorium findet eine Ausstellung von Bauplänen für Einfamilienhäuser statt. n  6. Januar 1924: Minister Habermann weilt in Karlsbad zur Kur. Josef Gottschalkt, städtischer Kassendirektor i.R. stirbt im 66. Lebensjahr. Er erwarb sich um das Karlsbader Feuerwehrwesen große Verdienste. Er war Erster Branddirektor-Stellvertreter, Reorganisator der Feuerwehr und Ehrenmitglied derselben. Der Klein-Versailles-Teich

wird vergrößert. Man nutzt die Tepl als Schleifplatz (Eisplatz). Promenaden-Konzert von 11.00 Uhr bis 12.30 Uhr mittags mit Sammlung für die Deutschlandhilfe. Erträgnis 3 200 Kronen. Großes Eröffnungs-Skispringen findet auf der neu errichteten Sprungschanze am Berg statt. Siegfried Wagner äußert sich in äußerst lobender Weise über das Karlsbader Kurorchester. n  9. Januar 1924: Bei Sankt Leonhard wird ein unbekannter Mann erhängt aufgefunden. n  10. Januar 1924: Heinrich Teschner und seine Frau Anna feiern die Goldene Hochzeit.

Der vergrößerte Klein-Versailler-Teich wird als Schleifplatz (Eisplatz) eröffnet. n  13. Januar 1924: Der Wintersport-Verein veranstaltet ein Wett-Rodeln auf der StifterWarte-Rodelbahn. n  14. Januar 1924: Der Verkehrsausschuß hat sich konstituiert. Obmann: Heinrich Feiler, Obmann-Stellvertreter: Albin Lukaschek. n  15. Januar 1924: Richard Forster, Direktor der Omnibusgesellschaft stirbt im 47. Lebensjahr. n  17. Januar 1924: Rudolf Giacomelli, Großkaufmann stirbt im 55. Lebensjahr. Eine neue Bettlerart bür-

gert sich ein: Ein Gesangsquartett zieht von Haus zu Haus und macht gute Geschäfte. Das Haus „Belle alliance“ in der Parkstraße wird vom Fonds für soziale Fürsorge der Postund Telegraphenbeamten angekauft. Der Ausbau und Umbau des Militärbadehauses ist geplant. Das neu errichtete tschechische Schulgebäude in Fischern, drei Stockwerke hoch, wird im Ganzen von 38 Schulkindern besucht, wovon bloß 13 tschechischer Nationalität sind. JU Dr. Fiedler, Leiter der politischen Bezirksverwaltung, wurde zum Regierungsrat ernannt. Der Bahnbau Buchau-Karls-

bad über Aich-Pirkenhammer wird projektiert und zur öffentlichen Einsichtnahme aufgelegt. Folgende Hausschildänderungen werden vorgenommen. Nr. 1248 Dr. Dummerer Straße in „Slavia“, Nr. 188 Pragergasse in „Stingls Haus“, Nr. 516 Gartenzeile in „Weilburg“. n  18. Januar 1924: Die Sperrstunde wird auf 1.00 Uhr morgens festgesetzt. n  20. Januar 1924: Zimmerbrand im Haus „Reichsadler“. Im Alter von 63 Jahren stirbt der Leiter der städtischen Elektrizitätswerke, Oberinspektor Josef Czerni.

n  28. Januar 1924: Kurdirektor Rudolf Gitschner macht Werbereise für Karlsbad. n  29. Januar 1924: Oberlehrer Ing. Josef Eckert (deutschnationale Partei) und Baumeister legt aus Gesundheitsrücksichten sein Stadtverordneten-Mandat nieder. n  30. Januar 1924: Der Kur- und Verkehrsverein wird gegründet. Hauptgewerk des Vereins ist Werbearbeit für den Kurort. Erster Obmann wird Alexander Otto. Zimmerbrand im Hause „Spira“ n  31. Januar 1924: Falsche Tausendkronenscheine im Umlauf. Fälscher verhaftet.

� In Gedenken an Walter Heinl

„Heimat – Verstaubtes Relikt, Idylle von gestern?“ Walter Heinl, der langjährige Gemeindebetreuer von Janessen (von 1997 bis zum Oktober 2020), wurde am 31. Mai 1929 geboren und ist mit 95 Jahren am 8. November 2023 verstorben. Seinen Angehörigen sprechen wir unser herzliches Beileid aus. Nachfolgend drucken wir zu seinem Gedenken einen Artikel des Verstorbenen mit dem Titel „Heimat – Verstaubtes Relikt, Idylle von gestern?“

Walter Heinl.

ab, welcher bisher noch nicht veröffentlicht wurde.

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enn nichts ist doch süßer als unsere Heimat“, schwärmte Homer, und für Schiller war Heimat „wohl das Teuerste, was Menschen besitzen“. Das althochdeutsche heimuoti, heimoti und das mittelhochdeutsche heimot, beziehungsweise heimuot(e) bedeutete – wie auch das gemeingermani-

sche heim – so viel wie „Haus, Wohnung“; im Gotischen bezeichnet haims das Dorf. Noch weiter zurück meinte das urgermanische haima die bekannte Weit, aber auch Universum. Die uns noch vertrauteren Bezeichnungen aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen signalisieren uns unter Heimat zunächst die Vorstellung eines Landes oder Ortes, zu dem die Menschen ein besonderes Gefühl der Verbundenheit entwickeln. Sagen wir „Heimat“, steigt bei vielen die Vorstellung von Elternhaus, Kindheit oder unbekümmerter Jugend auf. Daraus erwächst ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit. Die Mundart war und ist – vor allem in den ländlichen Gegenden – originäre Muttersprache. Sie vermittelt Wärme, Farbigkeit und Direktheit in der Benennung alltäglicher Begebenheiten. Man mag zum Dialekt stehen, wie man will – Fakt ist: Unsere sprachlichen Wurzeln liegen in der Mundart. Leider hat eine geschäftstüchtige Unterhaltungsindustrie es verstanden, kulturelle Werte ihren wirtschaftlichen Interessen dienstbar zu machen und „Heimat“ zur süßlichen Ansichtskartenidylle verkommen zu lassen. Aus Volksmusik machte sie volkstümliche Musik, mit der sie in den elektronischen Medien hohe Einschaltquoten erreicht. Die Tracht, einst, je nach Anlaß, Arbeits- und Festtagsgewand, wird in stilisierter Form zum Mo-

derenner. Dies sind nur zwei Beispiele von dem vielfältigen Mißbrauch des ursprünglich von hohem Wert angesehenen Begriffs „Heimat“. Diese Entwicklung führte in der jüngsten Vergangenheit und in der Gegenwart zu Kontroversen um die Thematik Heimat. Während unter diesem Begriff viele noch eine vertraute, übersichtliche und kontrollierbare Welt der Geborgenheit sehen, mehren sich die durch Print- und elektronische Medien verbreiteten Gegenstimmen prominenter Personen. So geißelte der bekannte rheinländische Schriftsteller Heinrich Böll „die Unverträglichkeit der Kölschen Heimatscheiße“ in Liedern, in der Sprache als Symbol überheblicher Provinzialität und Engstirnigkeit. Die Schwäbin Margarete Hannsmann klagt: „Heimat, es gibt kein Wort, das mich mehr zerreißt wie dieses“, und sie fährt an anderer Stelle fort: „Ist Heimat gleich Haus, Hinterhof, Straße, Bäckerladen, ein Baum, ein Stück Himmel? Was ist mit denen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden? Die nie aufhörten, ihre Erz- und Riesengebirgserinnerungen zu pflegen? Den Entwurzelten aus dem Sudetenland, Ostpreußen, Siebenbürgen, der Batschka, dem Banat?“ Daß Heimweh für das beseelte Wesen Mensch ein Phänomen ist und war, kann wohl kaum bestritten werden. Wenn dann manche von Flucht oder Vertreibung Be-

troffenen nicht willens oder einfach nicht fähig sind, sich an die Gegebenheiten der neuen Bleibe anzupassen und zu gewöhnen, führt dieser Mangelzustand zu psychischen und psychosomatischen Störungen, bei denen die seelische Qual sich in körperlichen Leiden niederschlägt. Heimat kann nicht verordnet werden. Ich kann niemandem verbieten, etwas oder jemanden zu schätzen und zu lieben. Mit Heimat ist es wie mit anderem Besitztum: Solange man es hat, weiß man nicht, was man hat; erst wenn man es verloren hat, weiß man, was man an ihm gehabt hat. So halte ich es mit Fontane: „Die Fremde lehrt uns erst richtig sehen. Sie gibt uns das Maß für die Dinge.“ Genau das spüre ich in den Worten dreier Zeitzeugen: Herbert Wehner schreibt 1981: „Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Ort oder Raum, zu einer bestimmten Menschengruppe, der man durch gemeinsame Sprache und Kultur verbunden bleibt, ist keineswegs als Beschränkung aufzufassen. Und so haben auch die Begriffe Heimat, Nation und Vaterland im Grunde nichts mit Fremdenhaß, Aggression oder gar Rassismus zu tun. Sie stehen nicht im Gegensatz zu Weltoffenheit, internationaler Verständigung, jeglichem Zusammenleben aller Menschen. Vielmehr sind Heimatverbundenheit, nationale Identität und das Bewußtsein, in diesem und keinem anderen Land zu Hause

zu sein, erst die Voraussetzung dafür, die Welt zu verstehen und den eigenen Platz in der Völkergemeinschaft zu erkennen.“ Ähnliches stellt der sudetendeutsche Schriftsteller Josef Mühlberger 1975 fest, wenn er die Vertrautheit, Überschaubarkeit und Geborgenheit im gewohnten Raum einer umgrenzten Welt hervorhebt. Er nennt die Heimat den „Raum des Herzens und der Seele“. Er zitiert Franz Kafka, der die Heimat als den „Flecken, in dem wir ankern können“ definiert. Der Schmerz, den man Millionen von Menschen durch gewaltsame Vertreibung zufügte, sei etwas anderes als ein freiwilliger Wohnortswechsel einzelner Personen. So empfiehlt er den Vertriebenen, sich dort, wohin sie vertrieben wurden, der Aufnahme würdig zu erweisen. „Seine Heimat liebend im Herzen tragen – daraus kann ein fruchtbares gegenseitiges Beschenken, ja Befruchten erfolgen." (Zitat aus „Der Volksbote“ vom 23. Februar 1979). Schließen möchte ich mit den schlichten, tief empfundenen Versen des Dichters Joseph Maria Lutz mit seinem Gedicht „Heimatstadt“: "Du kleine Stadt, ob vieles ich vergaß, dich hielt ich wert und blieb in dir daheim, aus deiner Enge lernt ich weises Maß, draus alle Reife wächst und jeder Reim."


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1. 2024

Betreuerin Heimatkreis Leitmeritz: Yvi Burian, Eugen-Kaiser-Str. 21, 63526 Erlensee, Tel. 06183 8995283, eMail: sudetenburi@gmail.com. Betreuer Wedlitz, Drahobus, Straschnitz, Laden, Julienau, Brzehor: Sven Pillat, OT Chursdorf 44, 07580 Seelingstädt, eMail: svenpillat@gmx.de. Redaktion: Heike Thiele, Eulengasse 16, 50189 Elsdorf, Tel. 02271 805630, eMail: thiele.heike@gmx.de. Redaktionsschluß: 15. Vormonat.

 Kultur/Lobositz

Ein Konservator und Tierpräparator Egon Tschinkel entstammte der bekannten Industriellenfamilie August Tschinkel und Söhne.

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Das winterliche Schüttenitz.

Foto: Rainer Bach

Schüttenitzer „Katze“. Foto: G. Pohlai

 Aus der alten Heimat/Schüttenitz

Die Katze von Schüttenitz

Der aus Schüttenitz stammende Georg Pohlai berichtet von einer lokalen Besonderheit, dem eigentlichen Wahrzeichen von Schüttenitz – der „Katze“.

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eben Schloß, Kirche, Kreuzberg und Lorette ist die „Katze“ die meistfotografierte Sehenswürdigkeit des Ortes. Es war für

alle Schüttenitzer Jungen und Burschen stets ein „Muß“, einmal auf dem Kopf der Katze gestanden zu haben. Ich hatte dieses Vergnügen allerdings erst bei unseren Fahrten ins Elbetal. Früher hat man auf dem Eulenberg das erstarrte Lavagestein abgebaut und zum Schluß, ob gewollt oder zufällig,

diese liegende Katzengestalt übrig gelassen.

Die Giflitzer „Katze“. Foto: G. Pohlai

 Wie es früher war/Podiwin

Schlitten-Rennfahren Josef Sluschny hat im Jahr 1940 Kindheitserinnerungen zu seinem Heimatdorf Podiwin festgehalten.

gesehen. Aus der Schultür heraus liefen wir im Trab Richtung Podiwin, mein Freund Franz neben mir keuchte und prustete.

Buben waren ja doch besser. Einen Kameraden hatte ich zum Startwinker erklärt. Nun ging es los. Die Renner waren

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s war ein trüber Wintertag. Podiwin lag wie die weite Natur rundherum im Winterschlaf. Zu Mittag hörte man etwas im Dörflein, die Dorfglocke läutete und in den Häusern und den Ställen wurde es lebhaft. Die treuen Haustiere wurden gefüttert, Eltern, Großeltern und Kinder saßen um den Mittagstisch und ließen es sich schmecken. Auf der Dorfstraße wurden Kinder sichtbar, mit Taschen unter dem Arm oder auf dem Rücken. Es waren die Schulkinder, einige gingen oder liefen, andere standen und schauten, bis auf einmal ein Haufen zusammen war, klein und groß durcheinander. Dann ging es unter Kreuz- und Querlaufen zur Schule nach Trnowan. Dabei wurde schon beraten: „Was machen wir heut‘ Nachmittag, wenn die Schule aus ist?“ Natürlich wurde bei diesem Wetter mit prima Schnee Schlitten gefahren. Nach schweigsamem Dahinlaufen sagte auf einmal der Seff: „Ich weiß was.“ Die anderen horchten auf und drehten die Köpfe um. „Heute Nachmittag machen wir Wettrennen mit den Schlitten, und da werden wir sehen, wer der beste Fahrer ist und den schnellsten Rodel hat.“ Da kam Leben in die Menge und Ehrgeiz stieg in die Köpfe. Bald wäre daraus ein Streiten geworden, aber die Schultür war erreicht und die Gedanken schlugen um. Der Unterricht wurde als Muß zur Not mitgemacht. Am liebsten wurde der Lehrer von hinten oder gar nicht

Leitmeritz, von Schüttenitz aus betrachtet. Franz fragte: „Seff, wie willstn dos mochn, wa da Beste is?“ Ich erklärte ihm, daß ich es mittels des Sekundenzeigers auf meiner Taschenuhr feststellen werde. Die Schulkameraden verschwanden in die Häuser. Kaum fünf Minuten danach waren die ersten schon auf der Rodelbahn. Für die Schulaufgabe ist am langen Abend Zeit, das weiß ein jeder. Als ich auf der Rennbahn erschien, wurde schon fleißig geprobt. Neben der „Presse“, dem alten Haus, wo früher Wein gepreßt wurde, nahm ich auf der Anhöhe mit meinem Schlitten Platz. Von hier aus konnte ich bis zum Start schauen, der etwa 200 Meter weiter oben war. Papier und Bleistift hatte ich mitgebracht und schrieb nun alle Rennfahrer auf, auch Mädchen meldeten sich bei mir an. Aber was wollte denn schon so ein Mädel zusammenbringen, wir

Foto: Rainer Bach

beim Start hintereinander aufgestellt. Der Startwinker stand neben der Linie und der erste Fahrer davor. Ich war auch bereit, in der linken Hand die Uhr und in der rechten das Taschentuch hoch erhoben. In dem Moment, in dem der Sekundenzeiger 60 anzeigte, winkte ich mit dem Taschentuch. Zur gleichen Zeit erscholl vom Startwinker: „Los!“ Der erste rannte ab, mit Anlauf sprang er auf sein Fahrzeug und raste den steilen Hang hinab. In großer Geschwindigkeit erreichte er schon die erste und schwierigste Kurve. Er entschwand meinen Blicken, kam in der steilen Kurve ins Schleudern, brachte den Rodel doch wieder in die Mitte der Bahn. Jetzt fuhr er in die steile Linkskurve ein. Die war größer und leichter zu nehmen, in dieser Kurve wurde der Rennfahrer wieder von meinem Stand aus sichtbar. Mit großer Geschwindigkeit kam er an

Daß auch die Natur selbst Kuriositäten hervorbringen kann, habe ich zufällig in der Feldmark von Giflitz entdeckt. Mitten im Feld hatten sich Büsche und Bäume angesiedelt und tatsächlich bietet sich dem Betrachter auch dort das Bild einer liegenden Katze, von der Form der Schüttenitzer ähnlich. Georg Pohlai das Ziel herangeschossen. Nun mußte Franz aufpassen, wann das Ziel durchfahren war. Ich beobachtete den Sekundenzeiger, Franz schrie: „Jetzt“, der Zeiger zeigte auf die Ziffer 19. Also hatte der Erste einwandfrei 19 Sekunden gebraucht, was in die Liste eingetragen wurde. Ernst war der nächste, ein flinker Junge. Er kam daher geflitzt und war in 18 Sekunden am Ziel. Geduldig warteten die Jungen und Mädchen auf ihren Start. Die Mädels kamen an die Jungen nicht ran, gaben aber nicht auf und fuhren auch beim zweiten Rennen. Es ging flott vorwärts, es klappte gut. Die beste Zeit war 17 Sekunden, was der Ernst vollbracht hatte. Er sauste auf dem Bauch liegend mit dem Rodel glänzend um die Kurven und über die Bahn. Andere kamen auch auf dem Bauch liegend angefahren, auch Mädchen waren dabei. Die meisten saßen auf ihren Schlitten, aber weit zurückgebeugt, damit sie die Luft besser durchschnitten. Nun war das Rennen beendet, ein jeder wußte, wie schnell er gefahren war und Ernst Rimpel war der Beste. Aber das Rodelfahren war heute damit noch nicht aus. Jetzt ging es über die ganze Bahn hinunter, bis unter das Dorf, das war erst recht eine Gaudi! Schlittenfahren war in meinem Heimatdorf ein herrlicher Wintersport für Groß und Klein. An Sonntagen mit guter Rodelbahn herrschte ein Betrieb wie in einer Stadt auf der Hauptstraße. Das ging bis in die Nacht hinein, bei Mondschein bis um zehn Uhr, da waren es nur meis-tens Mädel und Burschen. Die hetzten und spaßten herum, niemandem war kalt oder er verspürte Müdigkeit, denn die Nähe zwischen ihnen machte heißes Blut. Ich freue mich schon wieder aufs Schlittenfahren. Josef Sluschny, Archiv HKVL

r wurde am 15.5.1878 in Lobositz in eine Familie geboren, die 1806-1903 in Schönfeld bei Kreibitz eine Zichorienfabrik besaß. Die 1862 zusätzlich eingeführte Schokoladenproduktion wurde 1889 nach Lobositz verlegt und mit der dortigen Kanditen- und Schokoladenfabrik vereinigt. Es wurden Produkte von höchster Qualität hergestellt. Der letzte Tschinkel aus dieser Linie verwandelte das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen DELI. Egon Tschinkel eröffnete im Jahre 1905 im Zeughaus in Bodenbach eine Tierpräparation. Er war ausgebildeter „Museumskonservator und naturwissenschaftlicher zoologischer Präparator“ sowie „Dermoplastiker für Großtiere“ und er war einige Jahre bei den bekannten Werk-

stätten Otto Bock, Berlin, leitend tätig. Der Tschinkelsche Betrieb war der einzige derartige Fachbetrieb in den Schwesterstädten Tetschen und Bodenbach und bestand bis zum Zweiten Weltkrieg. Während der Betrieb 1942 nicht mehr im Adressbuch erschien, war Tschinkel, der ursprünglich in Bodenbach, Bahnhofstraße 5, gewohnt hatte, dort mit der Wohnanschrift Tetschen, Annagasse 385, verzeichnet. Nach der Vertreibung landete Egon Tschinkel 1946 in Arnstadt/Thüringen, von wo aus er sich vergeblich um eine Anstellung bei Museen bewarb. Schließlich eröffnete er 68jährig im Arnstädter Schloß eine Werkstatt, unterstützt von Frau Kriesche und einem Lehrling, und gründete eine Arbeitsgemeinschaft junger Präparatoren, wodurch er als Meister seines Fachs hochgeschätzt wurde. Tschinkel starb in Arnstadt am 20.2.1958. HeImut Hoffmann

 Wie es früher war/Sudetenland um 1940

Daheim geblieben Dieser Brief aus den Vierziger Jahren stammt von einer deutschen Bäuerin, die auf ihrem Hof bleiben durfte und ist in alten Unterlagen gefunden worden.

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rotz aller Mühsal und des Heimatverlust es erging es uns selbst in der Ferne besser. Der Inhalt des Briefes: „Euch drückt die Heimat. Habt nur Geduld, Ihr kommt wieder in Euer Vaterhaus zurück. Jetzt geht es Euch dort besser als uns hier. Ihr seid dort freie Menschen und wir hier Arbeitssklaven. Die Pflichten werden immer größer, die Kräfte nehmen ab und der Magen ist sehr oft leer. Wir bekommen selten Fleisch zu kaufen. Alle Sonntage haben wir auf dem Zuckerrübenacker gearbeitet mit unseren Töchtern. Jetzt bekommen wir monatlich ein Kilo Zukker zu kaufen. Ich habe keinen Sonn- und Feiertag. Das Füttern und Düngerwerfen nimmt kein Ende, wo wir alten Laute auch schon Ruhe brauchen. Nicht ein Bauer hat einen Dienstboten. Die Bauern sollen allein allen Pflichten nachkommen. Unlängst ist ein Verwandter gestorben. Das Begräbnis hat gegen 11.000 Kronen gekostet. Wenn ein Bauer seinen Sohn oder seine Tochter daheim bei der Landwirtschaft behält, bekommt er keine Seife, keinen Zucker und keine Kleiderkarte. Wir sollen Geflügel zur Ablieferung züchten. Wir müssen fünf Gänse oder 42 Kilogramm Hühnerfleisch abliefern. Wie man das machen soll, wenn man kein Futter am Boden hat und nichts im Keller ist, weil alles abgeliefert werden muß, sagt niemand. Einmal erhielten wir die Geneh-

migung zur Hausschlachtung, da mußten wir siebeneinhalb Kilogramm ausgelassenes Schweinefett abliefern. Für ein Kilo werden 450 Kronen bezahlt. Die Bauern, die das Kontingent nicht erfüllen, bekommen keine Hausschlachtungsgenehmigung. In Tschechien ist niemand mehr eigener Herr, alles wird genossenschaftlich bearbeitet. Die Feldraine sind weggeackert. Tschechen, die sich auf das deutsche Eigentum gesetzt haben, sind nur Arbeiter. Sie möchten gerne wieder in ihre Heimat zurück und dürfen nicht.“ Anläßlich der Pfingstfeiertage traf folgender Bericht ein: „Es ist Pfingsten und ich war nicht einmal in der Kirche. Bei uns ist das ganze Jahr Wochentag. Wir sind den ganzen Tag unter den Schweinen, Rindern und unter dem Geflügel. Wir sollen nur fest abliefern. Ja, das ist das richtige Sklavenleben. Meine Lieben, Ihr seid dort unglücklich, wir sind es hier auch. Das einzige, was uns noch tröstet, ist der Glaube, daß nichts ewig dauert. Hier wird allgemein gesprochen, daß Ihr wieder zurückkommt. Jetzt würdet Ihr zu Hause auch nicht zufrieden sein. Das Kontingent wird immer größer. Wir haben nicht einmal Kleie für das Jungvieh und nichts für die Hühner. Die vorgeschriebene Eierzahl muß trotzdem bis 15. Juli abgeliefert sein. Die Hühner kommen mir nachgelaufen, sie haben Hunger und ich kann ihnen nichts geben. Schreibt uns auch, wie zu Pfingsten das große Treffen war. Es wäre unser Wunsch gewesen, auch dabei sein zu dürfen. Wir wissen nicht, was wir dafür gegeben hätten.“ Georg Pohlai


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1. 2024

 Geschichte/Trnowan und Podiwin

Ptein als Besitzer. Verkauf an den Bischof von Schleinitz, der das Gut zugunsten einer zweiten Kanonikatsstelle mit 7.000 Gulden belastete. Nach 1700 Die Herrschaft von Ploschkowitz erwirbt Trnowan samt Podiwin. 1787 In Trnowan stehen 28 Häuser und ein „altes Schlößchen“,

in Podwin 29 Häuser. Wein wird noch angebaut. 16.3.1808 Zerstörung des Meierhofes durch einen Brand, seine Überreste bleiben lange liegen. 1833 30 Häuser stehen in Trnowan und es gibt dort 133 Einwohner. Podiwin hat 35 Häuser und 164 Einwohner. 1857 Abtragen der Reste des „alten Schloßes“. 14.8.1881 Der Gemeindevorsteher Franz Brosche errichtet am Ausgang des Orts ein KaiserJoseph-II.-Denkmal, weil dieser dort einst Rast gehalten hatte. 1887 In Trnowan gibt es 30 Häuser mit 208 Einwohnern, die fast alle deutsch und katholisch sind. Podiwin hat 35 Häuser und 146 Einwohner, alle deutsch und katholisch. 1901 Eine Schule wird erbaut. 1923 Der Staat ordnet an, daß eine Schulklasse aufgelassen wird. 1930 In Trnowan stehen 41 Häuser mit 265 Einwohnern (139 davon sind deutscher, 119 tschechischer und acht französischer Nationalität, 225 Personen sind katholischer, 19 evangelischer und 21 ohne Konfession). In Podiwin stehen 44 Häuser mit 210 Einwohnern. 183 Personen sind deutsch, 27 tschechisch und alle zusammen katholischer Konfession. 1939 Trnowan und Podiwin haben zusammen 406 Einwohner. Die Pfarrei befindet sich in Schüttenitz, die Post in Leitmeritz. Einsender: Georg Pohlai

und wenn ha nu nie wullde, sullta halt saahn dossa nauskeeme! Fa doss Geld kriggt d a herich Zucka ain O… geblousn, und Laite genung, hout gesoot. Dou hout siech dar Gust geschwinde vonn Aisockn lussn. Dann mussta nain ain Keefich. In da Buude isses finsta. Obba da Gust denkt siech sch…, jetz biste halt Lewe! Fa enn Guldn! Und da Ha Direkta soot zunn: „In enna oda zwej Schtundn giehts luus, dou moch iech die Bude auf. Iech waar das schunn no vorhar soon. Dann mochchste diech hibsch hinda ais Schtruh. Lejst diech hie, doss dar Koup hibsch vorne iss und die Laite woss zunn sahn honn fass Geld. Und riehrst diech jo nie zuville! Sunnst lang iech mit dar Paitsche nain und ziehtda poor drieba, dosses ock suu schwoppt, mai Libba! Schloufn konnste suu lange wie de willst, sunnst! S Assn lang iech da nai und die wildn Viecha schtinkn halt olle! Und du blaibst ma hibsch drinne, dosste man nie wieda obgiehst wie da vorichte Lewe! Ferchtn brauchste diech aa nie, bist aa ni alleene!“ locht dar suu drackich und schlisst zu. „Wamma n aa die

wildn Viecha nischt mochchn, Ha Direkta?“ griggt mai lieba Gust jetze doch ee bissl Angst. „Wiedn suu, bist doch ain Kefich drinne, alda Blaaz, du!“ mocht dar jetz naus. Schtinkn tutts suwiesu schunn genung dou hinne, tresta siech, da Gust. Und drai Tooge sain kenne Ewichkait ni, und drai Guldn enn Haufn Geld. Dou fooada uff ejmou zomm wie ee Noa: Hindn hout siech woss ain Keefich geriat. Watt doch nie amende enne Gloppaschlange obgangn sain und tutt jetze dou hinne ain Schtruh rimmroschschln? Guckta halt nouch hindn. Obba Jessmandjosef! Ain Schtruh dou hindn liegt e grußmechticha, beerischa Glachl vu enn Tiega! Nana, konna siech groode no denkn, dou hout miech doss bleede Rindviech vu enn Direkta ju ain folschn Kefich naigeschparrt. Dou mannlt siech dar Tiega aa schunn auf, schtreckt siech, und kimmt longsomm no vorne, aufn Gust zu. Mutta! will dar noche brilln, obba ar hout kenn Maff nausgebrucht. Ar denkt halt nouche, jetz hoste halt n letztn Drack ge…, wenn dar jetz richchn tutt, doste kee Lewe ni bist. Dou gieht halt dar Gust zuricke, bisa mitn O… bain Gittaschtabln iss, wetta konna nie! Dou iss obba dar Tiega schun dou - und frootn: „Griggstn du aa ock enn Guldn?“ Josef Kern, Einsender: Georg Pohlai

 Leserbriefe

 Bücher

Trnowan mit Podiwin Das Straßen-Anger-Dorf Trnowan besitzt guten Boden. Es gibt Rüben, Obst und eine frühe Weinernte sowie ein Gasthaus.

dem Kapitel von Leitmeritz gehörte. Je ein Kilometer nördlich und südlich von Gishof lagen die Orte Pirna und Naboschi, die in den Hussitenkriegen völlig zerstört wurden. Nur die Flurnamen sind noch erhalten. 1421 Übergang an die Herren von Ruppau (Roupowa), Errichtung

Ansichtskarte Trnowan. Adele Funk

Eine Luftaufnahme des Dorfes Podiwin.

1057 Trnowan gehört zum St.Stephans-Kapitel, Weinbau und Bienenzucht werden erwähnt, auch ein Schmied namens Cis. Vor 1100 In Podiwin ist das Geschlecht der Podiwinsky (von Podiwin) ansässig. 1253 An der Stelle des Meierhofes Gishof liegt nun das Dorf Kyskow (Kyhscowe), das auch

einer Veste im Ort. 1569 Verteilung vieler Grundstücke des Gutes durch den Kapiteldechanten Piczino, dies sollte den Weinanbau fördern. 1578 Benennung eines Herrn von Wendenstein als Teileigentümer neben den Ruppau. In Podwin sitzen die Herren Heinrich und Siegmund von Kauz (z Kauce), beide

sind in Schüttenitz begraben. 1582 Tod des Johann Kaplíř von Sullowitz in Podiwin. 1620 Kaiser Ferdinand II. vergibt das Land an Wolf von Wřesowitz, dessen Familie östlich schon Besitz hatte. 1670 Es findet statt: die Benennung von Ferdinand Lhotsky von

Foto: Otto Dimmer

 Mundart

Da Lewe – Teil 2 Leitmeritz, Gänsebergl an der Elbe, ist Ort des Geschehens. In Schittenza Mundart oda wiese ai daan Derfern geredt hottn.

S

woor woos zunn Kuffantrohn. Zwej grussmechtiche, sofftiche. Ewuu zunn Doom nauf. Obba dafou aa zwelf Graizza. Gottsaidank, s langt groode. Bai dar Wenzlskarche voa, Doomgosse nunda, Michaelgosse, zunn Schmiedselcha, zwej Gnockann. Beerisch gruuß und gutt. Fimfe halt enna. Dann Beckngosse, zwej Growootn, bain Tschechbeckn, datte sain die bestn. Dann die Dubine nunnda, dabaine gefrassn, dann undn bai dar Plumpe bai dar Haldeschtelle orntlich Wossa gesuffn. Suu. Siggste Mutta, bie iech soot. Jetz flugs doss Bargl nunda. Ebba miech noch namm wullde? Noummitich hout dar Gust Glicke. Wia wiea wieda groode nauf will ai die Schtoodt, kimmda uubn groode raus ausn Woon, da Ha Direkta! Fesch! Schunn olls Tiabendicha! Huche Schtiefln oo on Fuutn mit gruußn Schpornradln. Hout n Frack oo, Zilinda om Koup, ruutes Tiechl mit Fransn im die Wompe, Rewulwa drinne, Paitsche ai dar Hand, Handschgn oo, halt noobl. Und lochtn Gust oo

und soht orndlich fruuh: „Na alsdann, dou biste ju endlich. Dou kumm ock glai mou mit nain ain Woon!“ Drinne soot aa: „Esuu, mai Lewe iss ma varreckt. Da schtieht obba mit uffn Zettl drauf und die Laite wulln aa sahn dann Leewn. Willstn mochchn? N Toog enn Guldn unds Assn! Musst obba in da Menascherie blaibn und darfst ni hemm. Iech blaib ock groode mou drai Tooge dou. Na, wadst giehn, oda nie?“ Hardex, doss kimmtma wie geruffn. Doss passt ma. Drai Guldn. Und drai Tooge fuat. Die wad schiene Angst um miech homm, wenniech oubns ni hemmkumm. Und dann obba Aagn mochn wenniech a wa dann zwej Guldn uffn Tiesch hielejn. Und danne mochchnse ai die Menascharie nieba. Die ganze Bude iss nouch zu. Horte und feste. Und dar Direkta brengt schunn dawaile doss Fell. Bandln woorn naigeneht drinne und dou woorn Gnupplecha und Gneppe. Und ausgegeabt woors aa schunn doss Fell. Und da Koup bissl ausgeschtuppt. „Wenn issa denn geschturbn, dar Lewe?“ will dar Gust garne wissen. Obba dou wad da Direkta biese. Doss giehtn herich n aldn Draack oo,

 Leserbriefe

Liebe Freunde,

D

as alte Jahr ist schon wieder fast vorbei. Mit unfaßbarem Tempo vergehen die Tage, die Wochen, die Monate, und man fragt sich oft, wo die Zeit geblieben ist. Deshalb ist es umso schöner, das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel besinnlich im Kreise seiner Liebsten zu verbringen. Genau das wünsche ich Euch/ Ihnen, verbunden mit Gesundheit und Zufriedenheit. Das wünsche ich auch für das neue Jahr.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr! Wieder ist ein Jahr vergangen, mit Freude, manch Leid und Bangen. Das neue Jahr soll glücklich für Euch sein, bei Schnee, Wind oder Regen, Sonnenschein. Wir wollen uns allen bewußt machen, im Leben gibt es auch mal was zum Lachen. Mit freundlichen Grüßen Georg Pohlai

Rudolf Bauer gratuliert Stanislav Přibyl, Bischof von Leitmeritz. Sehr geehrter Herr Generalsekretär Přibyl,

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u Ihrer Ernennung zum neuen Bischof von Leitmeritz möchte ich Ihnen ganz herzlich gratulieren, auch für den Freundeskreis Fulda-Leitmeritz/ Litoměřice. Ich denke noch gern zurück an Ihre Besuche beim Heimattreffen der Leitmeritzer und beim Bonifatiusfest in Fulda. Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihr neues Amt, Gottes reichen Segen für Ihr Wirken als Bischof von Leitmeritz. Rudolf Bauer

100 Jahre 25.01.1924, Reinhold Jahnel, früher Rzettaun 95 Jahre 16.01.1929, Leopoldine Letzien, geb. Teuschel, fr. Tschischkowitz 02.01.1929, Siegfried Josef Kaulfuß, früher Konoged 90 Jahre 28.01.1934, Karl Hackel, früher Pitschkowitz 26.01.1934, Erika Cramer, früher Tschalositz 19.01.1934, Inge Hefele, geborene Jirsch, früher Pistian 85 Jahre 07.01.1939, Kurt Stefan, früher Schüttenitz 80 Jahre 25.01.1944, Erhard Hortsch, früher Bleiswedel 18.01.1944, Ingrid Richter, geborene Töpper, früher Littnitz 75 Jahre 29.01.1949, Gabi Giussoni, geb. Schneider, fr. Tschakowitz 04.01.1949, Erwin Hareiner, München 03.01.1949, Frank Hudler, früher Kninitz Alt-Thein 13.01.1933, Kurt Hammer Brotzen 06.01.1927, Rudolf Tutte Graber 05.01.1935, Margarete Watzka, geborene Heinrich Gießdorf 16.01.1932, Hedwig Bauer Groß-Hubina 16.01.1938, Karl Kratzmann Groß-Nutschnitz 30.01.1937, Edith Fröhlich, geborene Schubert Groß-Tschernosek 25.01.1926, Waltraud Bartonitz, geborene Hoche Julienau 21.01.1926, Marie Böhm Kamaik 06.01.1935, Erwin Dorant Kottomirsch 15.01.1928, Herta Köhler Krscheschow 08.01.1933, Anna Glott, geborene Müller Leitmeritz 25.01.1922, Herbert Kolouch 27.01.1928, Margit Otholt, geborene Pöschel 29.01.1930, Edith Tatsch, geborene Tropschuh 20.01.1933, Edith Schimetschke 02.01.1935, Ernst Fischer 21.01.1936, Erich Dressler

Ein Heimatgedicht Elbe, du stolzes Silberband, Kirchlein auf felsiger Höh. Euch gedenk ich im fremden Land, wo ich auch geh‘ und steh‘. Braune Hänge, von Reben umrankt, zaubern Erinnerung mir vor; seit um Euch meine Seele bangt, weiß ich erst, was ich verlor.

Der Autor Willy Lang stammte aus Sandau am Polzen in Böhmen.

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 Korrektur

esenswert ist Langs Roman „Frühling im Elbtal“, eine Liebesgeschichte, welche kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges spielt. Gleich zu Beginn befinden wir uns im schönen Leitmeritz. In der Handlung dient, wie im Titel benannt, das Elbtal als Ort der Handlung. Das Buch wurde Ende der Dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts herausgegeben und ist antiquarisch noch zu bekommen. Georg Pohlai

30.01.1942, Karl Lamac 14.01.1925, Gertraud O. Werner Lewin 15.01.1941, Brigitta Itterheim, geborene Czech Liebeschitz 30.01.1930, Franz Schubert 23.01.1932, Wilhelm Pilz Michelsberg 24.01.1926, Waltraud Liesner, geborene Höhne Mirschowitz Nr. 41 15.01.1941, Reinhard Nowak Mutzke 21.01.1925, Anna Laube 01.01.1936, Helene Book, geborene Weigel Neudörfel 07.01.1930, Erna Reifenrath, geborene Tröster Pitschkowitz 28.01.1937, Karl Turke 17.01.1955, Manfred Böhm Pohorz 25.01.1942, Christa Jarosch, geborene Gaube Polepp 02.01.1937, Leopoldine Lunk, geborene Sywall Proboscht 16.01.1928, Elfriede Spiegel, geborene Budweiser Radaun 18.01.1935, Johanna Sebastian, geborene Hornitschek Schüttenitz 23.01.1943, Rosemarie Schütz, geborene Stefan Selz 17.01.1941, Helmar Hocke Suttom 12.01.1936, Ernestine Richter, geborene Plescher Triebsch 31.01.1932, Isolde Graubner, geborene Gertler 28.01.1951, Rudolf Lösel 29.01.1951, Kurt Klingohr Tschersing 29.01.1937, Franz Fucke jun. Tschischkowitz 06.01.1931, Margarete Schmitz, geborene Tietze Wchinitz 11.01.1926, Aloisia Petelka, geborene Grusser Wedlitz 13.01.1953, Harald Voigt Wegstädtl 17.01.1942, Gerlinde Heß, geborene Geppert Wocken 05.01.1935, Inge Dettler, geborene Müller Zahorschan 02.01.1941, Manfred Joseph Trojan

 Poesie

Lobosch, trauter Gefährte du, grüßest aus froher Zeit, botest Erquickung, Freude und Ruh‘, machtest mein Herz mir weit. Trauernd senke ich heute den Blick, gedenke ich deiner Pracht. Käme noch einmal die Stunde zurück, da du mich glücklich gemacht.

Gute Wünsche für 2024 Gratulation Lesertipp Georg Pohlai sendet alles Gute zum neues Jahresbeginn.

 Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag

Im LHB der SDZ 44 stand der Name „Pischl“ statt Püchel im Artikel

Herr, laß mich noch einmal geh‘n durch die stillen Straßen hier. Laß die Stadt mich wiedersehn, darin ich geboren bin. Herr, leg‘ dich gnädig auf uns nieder, führ‘ ins Elbetal uns zurück. Schenke uns die Heimat wieder, das wär unser größtes Glück. Hab‘ Erbarmen mit uns Alten, Herr, laß deine Gnade walten, gib zurück unser Heimatland. Ausgestoßen aus dem Land, laß uns nicht für Andere büßen. Denn gerecht, nicht hart bist du, daß, wenn einst das Aug‘ wir schließen, Heimaterde deckt uns zu. Karl Watzek, Eins.: Kurt Lischke

über den Schmied Hammer (Alt Thein). Entschuldigen Sie bitte.

 Unseren Toten zum ehrenden Gedenken 24.10.2022 Friedrich Seidel, Wesendorf, im Alter von 95 Jahren, früher Leitmeritz

10.11.2022 Dr. med. Günther Sinke, Weimar, im Alter von 81 Jahren, früher Petrowitz


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Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

Foto: Dipl. Ing. V. Horak

Heimatblatt der Vertriebenen aus dem Stadt- und Landkreis Aussig an der Elbe

Betreuer der Heimatkreise – Aussig: Brigitta Gottmann, Hebbelweg 8, 58513 Lüdenscheid, Tel. 02351 51153, eMail: brigitta.gottmann@t-online.de – Kulm: Rosemarie Kraus, Alte Schulstr. 14, 96272 Hochstadt, Tel. 09574 2929805, eMail: krausrosemarie65@gmail.com – Peterswald, Königswald: Renate von Babka, 71522 Backnang, Hessigheimerstr. 15, Tel. 0171 1418060, eMail: renatevonbabka@web.de – Heimatgruppe Graupen, Mariaschein, Rosenthal und Umgebung: Sibylle Schulze, Müggelschlößchenweg 36, 12559 Berlin, Tel. 030 64326636, eMail: sibyllemc@web.de – Redaktion: Karin Wende-Fuchs, Agg 3, 83246 Unterwössen, Tel. 08641 6999521, Mobil 0157 32215766, eMail: aussiger-bote@t-online.de – Redaktionsschluß: jeweils der 15. des Vormonats.

� Die Burg Schreckenstein

Schmuckstück über dem Elbetal

Um die Burgruine Schreckenstein ranken sich viele Sagen, Gedichte und Mythen. Das mag an seiner exponierten Lage über der Elbe und an der pittoresken Silhouette liegen, die seit Jahrhunderten Maler, Dichter und Komponisten inspirierte. Wir haben schon viel über die Burg Schreckenstein berichtet. Interessant fanden wir, wie A. Paudler 1895 die Anfänge beschreibt, und wie die heutigen Besitzer darüber berichten. Historie Über die Entstehung der Burg schreibt A. Paudler im 3. Band „Ein deutsches Buch aus Böhmen“ im Jahr 1895: „In der Urkunde vom 23. August 1283 wird zwar bestätigt, daß Otto von Brandenburg die Städte Aussig, Tetschen und Zittau, die Burgen Aussig, Tetschen, Bösig, Schwaden und Scharfenstein sich zum Pfande genommen hatte, aber von der Burg Schreckenstein ist noch keine Rede, denn die Burg Aussig stand wohl auf dem „Gerichtsberge“, wofür jetzt der Name „Ferdinandshöhe“ üblich geworden ist. Vor etwa sechzig Jahren fand man daselbst noch Mauerwerk… Es hat also die Burg Schreckenstein im Jahr 1283 sicherlich noch nicht bestanden, und ihr Gebiet gehörte noch zur Burg Schwaden, welche wegen der von ihr beherrschten Elbfähre für die Beherrschung der ganzen Gegend ungemein wichtig sein mochte. Am 16. Januar 1319 leistete Peter von Schreckenstein das Lehensgelöbnis für die von ihm neu erbaute Burg, nach der er sich schrieb. Hiermit ist der Beweis geliefert, daß die Burg Schreckenstein wenige Jahre vor 1319 erbaut sein muß. Das Deutschtum war zu jener Zeit im Lande so hochgeehrt, daß wir uns nicht wundern werden, wenn auch die neue Burg bei Aussig an der Elbe einen echt deutschen Namen bekommen hat. Der Name „Schreckenstein“ ist urdeutsch. Den Tschechen freilich war der Name zungenwidrig, sie verzichteten auf die Bezeichnung ‚Stein’ und machten aus ‚Schrecken‘ kurzweg ‚Schrekow‘, allmählich wurde daraus

Ausstellung von Schichts Epos in Prag Die Ausstellung im Senat verzeichnete einen Besucherrekord. Über 3000 Menschen besichtigten die Sammlung von Schulgemälden für den Geschichtsunterricht, die 1928 zum zehnten Jahrestag der Tschechoslowakei von der Familie Schicht in Auftrag gegeben wurden. Bereits die Eröffnung der Ausstellung am 24. Oktober war sehr gut besucht. Eine große Delegation aus Ústí reiste an, verstärkt durch Gäste aus Prag und Brünn. Am 28. Oktober, dem Nationalfeiertag in Tschechien, erschienen zum „Tag der offenen Tür“ allein 2800 Besucher. Außerdem war die Ausstellung jeden Montag von 14:00 bis 15:00 Uhr für die Öffentlichkeit frei zugänglich und endete am 8. November 2023.

Burg Schreckenstein im Winter.

2016: Die Aussiger Heinz Gierschik Elisabeth Feueregger, Maria Hacker, Karin Wende-Fuchs auf der Burg. Foto: Privat ‚Skrzekow‘ und endlich ‚Strzekow‘, heute Střekov. Die Burg Schreckenstein gedieh unmittelbar nach ihrer Erbauung an die edlen Herren von Wartenberg (10.09.1319), bis sie am 12.05.1400 an Jeschek von Wchi-

Foto: Archiv nitz (Kinsky) auf Schirschowitz veräußert wurde, worauf sich eine heftige Fehde entwickelte, die bis 1405 dauerte… Im Jahr 1613 erschien der Schloßherr Wenzel Wilhelm von Lobkowitz auf der Burg mit seiner jungen Gemahlin Anna Maria Gräfin von Fürstenberg. Aber so fröhliches Leben anfangs auf der Burg herrschen mochte, bald wurde es still und traurig, als die schöne Gräfin bei ihrer Niederkunft starb und das neugeborene Erstkind der Mutter folgte. Seit diesem Tage hat Wenzel von Lobkowitz die Burg Schreckentein nie mehr besucht, wohl aber dieselbe an Frau Polyxena von Lobkowitz veräußert und sie ist bis zum heutigen Tag im Besitz des Fürstenhauses Lobkowitz geblieben.“ Die Familie Lobkowicz, der die Burg Anfang der 1990er Jahre zurückgegeben wurde, stellt die Anfänge der Burg Schreckenstein in ihrer Publikation folgendermaßen dar: „Die festungsähnliche Burg Střekov wurde 1316 von seinem königlichen Architekten und Ingenieur Pešík von Veitmile für Johann von Luxemburg erbaut. Ursprünglich bewachte sie den wichtigen Handelsweg nach Deutschland.

� Aussig – Prag

Nach 1479 erwarb die Familie Glac aus Starý Dvůr (Glatz von Althof) die Burg, reparierte die Festungsanlage und baute zwei Häuser neben dem kleineren Turm und der Ostmauer. Die Burg wechselte weitere Besitzer bis 1563, als sie von Václav Lobkowicz (Wenzel Popel von Lobkowitz) erworben wurde. Im Jahr 1599 wurde sie von Adam Havel Lobkowicz geerbt, von dem sie 1615 an den Roudnicer (Raudnitzer) Zweig der Familie Lobkowicz überging. Wie andere Besitztümer der Familie Lobkowicz wurde die Burg Střekov vom Nazi-Regime und später von der kommunistischen Regierung beschlagnahmt. Der Besitz wurde Anfang der 1990er Jahre an die Familie zurückgegeben. Wegen seiner strategischen Bedeutung erlitt die Burg während des Dreißigjährigen Krieges unter aufeinanderfolgenden kaiserlichen, sächsischen und schwedischen Besatzungen schwere Schäden. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Burg erneut abwechselnd von österreichischen und preußischen Armeen belagert und eingenommen, was zu weiteren

Einsatz für die Region

Neues von Senator Martin Krsek

Martin Krsek und P emysl Rabas.

weilten auf der Burg und hielten sie in romantischen Bildern fest. 1830 wurde im ehemaligen Wirtschaftshof ein erster Burggasthof eingerichtet, der bis heute besteht. Im Jahre 1842 besuchte der Komponist Richard Wagner den Schreckenstein und ließ sich für seine Oper Tannhäuser inspirieren. Erhaltungsund Baumaßnahmen Erste Sicherungsarbeiten an der Burgruine wurden am Ende des 19. Jahrhunderts sowie in den

Foto: www.martinkrsek-cz.

Die parteilosen Senatoren Martin Krsek (für Aussig) und Přemysl Rabas (für Komotau) haben bei der Sitzung des Unterausschusses für Regionen im Wandel am 19. Oktober 2023 die Regierung in ihrer Programmerklärung daran erinnert, daß sie sich verpflichtet hat, den ärmeren Regionen der Tschechischen Republik zu helfen. Der Unterausschuß stimmte einstimmig dem Vorschlag zu. Damit wollen sie den Staat endlich dazu bringen, in seiner Politik regionale Unterschiede zu machen und Nordwestböhmen stärker zu unterstützen. Um den Anwohnern Mitspracherecht zu geben, haben sie eine Website eingerichtet: echtregion.cz kw Quelle: martinkrsek-cz

Zerstörungen führte. Außerdem mußten Stabilisierungsreparaturen durchgeführt werden.“ Wir können davon ausgehen, daß Pesek von Weitmühl, Pešík von Veitmile und Peter von Schreckenstein ein und dieselbe Person sind. Dieser erhielt die neue, von ihm erbaute Burg als Lehen. Wikipedia ergänzt, daß kurz darauf der Schreckenstein in den Besitz der Wartenberger aus Tetschen gelangte. In den Hussitenkriegen (ca. 1420-1430) fanden viele verfolgte Katholiken Zuflucht auf dem Schreckenstein. Anfang des 17. Jahrhunderts, obwohl nun im festen Besitz der von Lobkowitz, verfiel die Burg allmählich, während des Dreißigjährigen Krieges wurde sie viermal geplündert. Im 19. Jahrhundert wurde die malerische Burganlage zum Ziel erster Reisender. 1811 zählte der romantische Dichter Theodor Körner zu den ersten Besuchern und Johann Wolfgang von Goethe bezeichnete die spektakuläre Aussicht von der Burg gar als eine der schönsten in Mitteleuropa. Bekannte Maler wie Ludwig Richter und Caspar David Friedrich sowie Ernst Gustav Doerell

Der Rittersaal. Foto: Ond ej Ko ínek Jahren 1911/12 durchgeführt. Eine Zäsur für das Burgareal war der Bau der zehnten Staustufe der ElbeMoldau-Regulierung in den Jahren 1924–1936 direkt unter dem Burgfelsen. So wichtig dieses Stauwerk für eine sichere Elbschifffahrt ist, so stellt die Anlage doch ein besonders krasses Beispiel für die Zerstörung einer Kulturlandschaft dar. 1953 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt. Besucher willkommen! Nach der Winterpause, ab März 2024, kann die Burg wieder besichtigt werden. Darin befinden sich eine historische Ausstellung, die Reproduktionen von Gewehren und Ritterrüstungen, Zeichnungen und Bilder des Besitzes sowie ein maßstabsgetreues Holzmodell des ursprünglichen Schloßkomplexes. Der Rittersaal kann für Feste gebucht werden. Einen Besuch wert sind auch die Festspiele auf der Burg Schreckenstein, wie der Märchensonntag für Kinder oder der Musiksommer auf der Burg Schreckenstein. kw Quellen: A. Paudler, 3. Band „Ein deutsches Buch aus Böhmen“, 1895. www.lobkowicz.cz/de/strekov, wikipedia

� Erinnerung

Das waren noch Winter

Winter in Nollendorf um 1913. Schlittenfahren und Rodeln waren damals schon eine Freude für die Jugend! Das Bild zeigt die Abzweigung der Dorfstraße nach Königswald. Im Hintergrund die „Dreifaltigkeitssäule“ und das Haus Nr. 81. Aus „Erinnerungen an Nollendorf“ von Wilhelm Bail, 1975


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AUSSIGER BOTE

� Das älteste Mitglied der Kreisgruppe Hof

� Vernissage der Marionetten-Ausstellung

Besuch im Sudetendeutschen Haus in München Die Vernissage der Marionetten-Ausstellung der Sammlung Anita und Hartmut Naefe „So ein Theater“ fiel auf den 7. Dezember, mitten in das größte Schneechaos der letzten Jahre in München. Außerdem streikten ab 22 Uhr sämtliche Verkehrsmittel der Deutschen Bahn, also auch die S-Bahnen. „So ein Theater“ hatte ich mir nicht vorgestellt.

A

m 4. November fand auf Einladung von Petr Koura, Direktor des „Collegium Bohemicum“ in Aussig, eine interessante Veranstaltung zum Thema Vertreibung statt. Die Graphic Novel

200 ausgewählte Marionetten aus Böhmen und Mähren sind teils als Zeugnisse der damaligen Gesellschaft zu Szenen auf Bühnen zusammengestellt, teils als Märchen, teils stehen sie ein-

zeln als Vertreter der Stangen-, Stab- und Fadenmajonetten. Die Ausstellung dauert noch bis 13.02.2024, geöffnet von 10:00 bis 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. kw

� Neues von Rosemarie Kraus

Einladung nach Aussig

Rosemarie Kraus an der Orgel in Mariaschein.

Foto: Kurt Richter

Dazu wurde ein Film gezeigt, in dem alle Protagonisten noch einmal zu Wort kommen. Rosemarie Kraus freut sich immer, wenn sie die beiden jungen Autoren wiedersieht. Wieder in der alten Heimat, besuchte Rosemarie Kraus mit ihrer Tochter Eva Kral, einer ausgebildeten Sängerin, auch Mariaschein. Uns liegt ein kleiner Film vor, in dem Eva Kral von der Empore aus das Lied „Glor’würdge Königin“ singt, begleitet von Rosemarie Kraus an der Orgel. Ergreifend! Auch dem Mückentürmchen wurde ein Besuch abgestattet. Begleitet wurden die Damen von ihrem treuen Freund Kurt Richter. Dieser bittet schon jetzt, den Termin des Kulmer Festes zu notieren, das wie jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag, 26. Mai 2024, begangen wird. Die Familie Richter in Kulm freut sich schon auf Ihre Anmeldung in der Pension: Tel. +420 775 336 322, eMail: richterovam@seznam.cz kw Quelle: Rosemarie Kraus, SdZ 22.12.2023

omit kehren sie postum in die Heimat ihrer Vorfahren nach Peterswald, heute Petrovice, zurück. Die Grabstätte hatte ich zuvor für 25 Jahre gemietet und die Genehmigung eingeholt, daß der Grabstein dort abgelegt werden darf. Nach umfangreichen Vorbereitungen erfolgte am 23.11.2023 beim hiesigen Steinmetzmeister in Backnang die Verladung des 150 Kilogramm schweren Steines. Am 24.11.2023 begann früh morgens die weite Reise an den Ort, an dem meine Eltern und

Foto: M. Michel

Großeltern geboren wurden, geheiratet haben und bis zur Vertreibung ihr Leben verbrachten – in ihre Heimat, nach Peterswald. Dort hatte ich um 13 Uhr eine Verabredung mit drei kräftigen jungen Männern aus dem Ort, teilweise auch Nachkommen vertriebener Peterswalder. Leider waren die Wetterverhältnisse nicht gerade einfach, aber ich konnte pünktlich dort sein und der Grabstein wurde im Beisein der ehemaligen Bürgermeisterin von Peterswald entladen und an Ort und Stelle verbracht. Für mich, die keine Nachkommen hat, eine Beruhigung, daß sie nicht vergessen werden und nun in der alten Heimat im ehemaligen Sudetenland einen Gedenkstein haben. Renate von Babka

Der Holzmichel, Streckenwald, Schönwald und geschnitzt von Adolfsgrün. Walter Zechel. Wenn auch verspätet, schlieFoto: privat ßen wir uns sehr herzlich den Glückwünschen an und wünwohnten, in schen unserem Walter Zechel Rehau zu Be- noch viele Jahre in guter Gesuch. Nach sundheit und Zufriedenheit. dem Mauer- Karin Wende-Fuchs bau wurden sämtliche Grenz- im Namen der Heimatfreunde übergänge geschlossen, so daß Quelle: M. Michel, AB 11/2020, es für sie keinen Rückweg mehr SdZ 22.12.2023

WIR GRATULIEREN n 101. Geburtstag: Am 18. 1. Herbert LORENZ aus Aussig, Fabrikstraße 21 in 97230 Estenfeld, St. Mauritiusstr. 37. n 100. Geburtstag: Am

25. 1. Heinz HERBINGER aus Nestersitz in 84489 Burghausen, Robert-Koch-Str. 17 a. n 95. Geburtstag: Am 18. 1. Liesl WENZEL geb. Eibicht aus Nestomitz in 39307 Genthin, Baumschulenweg 32. n 93. Geburtstag: Am 18. 1. Inge RIEDER-BROCKS geb. Schneider aus Nestomitz, Reindlitzer Straße in 83301Traunreut, Berliner Str. 29. – Am 24. 1. Rudolf WERNER aus Pockau, Hauptstraße 342 in 06258 Schkopau, Piesteritzstr. 1.

Rückkehr zu den Wurzeln

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Waler Zechel mit Margaretha Michel.

„Der böhmische Wassermann“ aus dem Ausstellungskatalog. Foto: Sudetendeutsche Stiftung

� Grabstein-Transport nach Peterswald

Nachdem die Grabstätte meiner Eltern und Großeltern in Backnang abgelaufen war, entschied ich mich, den Grabstein verkleinern zu lassen und ihn auf der Grabstätte meiner Urgroßeltern in Peterswald wieder aufzustellen.

eine Heimat ist das Erzgebirge. Geboren in Streckenwald, ging er in seinem Geburtsort und in Schönwald zur Volksschule. Die Bürgerschule absolvierte er in Peterswald und die Berufsausbildung zum Elektroinstallateur in Pömmerle. Der Zweite Weltkrieg verschlug ihn nach Frankreich. 1946, mit 18 Jahren, wurde er bei Konstanz aus der Gefangenschaft entlassen. In Rehau ließ er sich nieder, heiratete und bekam zwei Söhne. Am 8. August 1961 waren seine Mutter und seine Schwester, die damals noch in Mecklenburg

gab und nun die ganze Familie im Westen vereint war. Walter Zechel hat sich Zeit seines Lebens mit der Heimat beschäftigt. Sei es in der Kreisgruppe, deren Gründungsmitglied er 1950 war, sei es als Maler, der seine Heimatorte in seinen Bildern wiedergibt, sei es als begnadeter Schnitzer. Auch hier standen fast immer Motive aus der Heimat Modell, von denen wir viele im Aussiger Boten gezeigt haben, wie die Kirche von Streckenwald. Kurz nach seiner Ehrung für 70 Jahre Mitgliedschaft wurde Walter Zechel im Juli 2020 aus der Hand von Bundesvorstandsmitglied Margaretha Michel mit der Lodgemanmedaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet. Von 1980 bis vor ein paar Jahren war er Ortsbetreuer für

Am 28. Oktober 2023 gratulierten eine große Abordnung der Kreisgruppe Hof und der Erste Bürgermeister von Rehau unserem Walter Zechel zu seinem 95. Geburtstag.

Co-Kuratorin Jeanine Walcher, Kurator Klaus Mohr und seine Assistentin Emily Wiebe Foto: kw

Buchvorstellung in Aussig: Marek Tomann, Rosemarie Kraus, Annelis Hennig, Jan Blažek. „Die vertriebenen Kinder“ von Marek Toman und Jan Blažek wurde in der ehemaligen Weinmannvilla, heute Sitz der wissenschaftlichen Bibliothek, in Anwesenheit der Autoren und zwei Zeitzeuginnen besprochen. Eine davon war unsere Rosemarie Kraus, Urgroßnichte von Antonin Dvorak und bekannt als begnadete Orgelspielerin.

Walter Zechel zum 95. Geburtstag

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rotz etlicher Absagen war der Saal aber recht gut gefüllt. Dr. Ortfried Kotzian mußte sich aus oben genannten Streikgründen gleich nach der Begrüßung verabschieden. Als Vertreter des Aussiger Boten wurden mein Mitarbeiter Horst Prowinsky und ich sogar als „Ehrengäste“ begrüßt. Uns war es eine große Freude, Klaus Mohr und Emily Wiebe, die diese Ausstellung gemeinsam mit Jeanine Walcher kuratiert hatten, bei dieser Gelegenheit noch einmal wiederzusehen. Von 2007 bis 2013 arbeiteten wir im Sudetendeutschen Haus Tür an Tür. Wir teilten uns die Küche und feierten gemeinsam so manches Fest. Nun alles Gute für den Ruhestand! Über die Ausstellung ist schon viel in der Sudetendeutschen Zeitung geschrieben worden. Sie ist auch wirklich sehenswert!

Sudetendeutsche Zeitung Folge 1+2 | 12.1.2024

n 92. Geburtstag: Am 2. 2. Oskar DÜRR aus Schwaden. n 90. Geburtstag: Am 18. 1. Gerhard PARTON aus Habrowan Nr. 2. – Am 29. 1. Ilse SCHMIDT aus Ebersdorf in 01705 Freital, Auf der Scheibe 1. n 89. Geburtstag: Am 29.1.

Erika KROY geb. Heide aus Hindenburg.

n 87. Geburtstag: Am 26. 1. Wolfgang JANKA aus Aussig in 06217 Merseburg, Sorbenweg 6. n 85. Geburtstag: Am 26. 1. Christa GUTMANN geb. Struppe aus Nestomitz, Elbstraße 96 in 96515 Sonnenberg, Ackerstr. 36. n 84. Geburtstag: Am 16. 1. Heinz WATZKE aus Leschtine. – Am 20. 1. Edith Anna HAASE aus Peterswald 301. – Am 24. 1. Helga GOWARSCH aus Gratschen Nr. 2. n 83. Geburtstag: Am 23. 1. Gudrun SACHS geb. Philipp aus Hohenstein (Kinderheim), dann Straden 30. – Am 2. 2. Siegfried STOBER aus Aussig, Schlüsselgasse 21 in 46419 Isselburg-Werth, Binnenstr. 25. – Am 2. 2. Hans-Jürgen ARLT aus Budowe, n 81. Geburtstag: Am 24. 1. Hans STADELMANN (Ehemann von Reinhilde Stadelmann) aus Elpersdorf / Franken. n 75. Geburtstag: Am 17. 1. Otto GOLDAMMER (Vorfahren aus Schreckenstein/Kojeditz) in 64285 Darmstadt, Aßmuthweg 8.

WIR BETRAUERN

Der Grabstein liegt jetzt an Ort und Stelle auf dem Peterswalder Friedhof. Foto: Renate v. Babka

Rosemarie Matiasko geb. Povolny aus Aussig, verst. am 25.11.2023 in Sandbach Vilshofen, 97 Jahre. Bruno Flach aus Schwaden, geb. 07.10.1930 in Schwaden,

verst. 23.11.2023 in Wiesbaden, 93 Jahre. Erna Staud, geb. 06.03.1926 in Eiland 32, verst. 05.01.2024 in Magdeburg, 97 Jahre.


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