Sudetendeutsche Zeitung 2. Februar 2024 Ausgabe 5

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Reiner Kunze trauert um die Liebe seines Lebens (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 5 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 2. Februar 2024

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B 6543

Biathlon-Weltmeisterschaft in Neustadt

Mähren im WM-Fieber

74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

Die Schneekanonen rund um die Vysočina-Arena im mährischen Neustadt sind bereits im Dauereinsatz. Von Mittwoch, 7. bis Sonntag, 18. Februar, finden hier zum zweiten Mal nach 2013 die Biathlon-Weltmeisterschaften statt.

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Gedenkstunde

Bundestag erinnert an Holocaust Mit einer Gedenkstunde hat der Bundestag am Mittwoch (nach dem Redaktionsschluß dieser Ausgabe) der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Bereits am Samstag, dem eigentlichen Gedenktag, hatte es zahlreiche Veranstaltungen in Deutschland gegeben. Anlaß war der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers AuschwitzBirkenau durch die Rote Armee am 27. Januar 1945.

A

ls Gastredner sprachen im Bundestag die HolocaustÜberlebende Eva Szepesi und der Sportjournalist Marcel Reif, dessen Vater, ein polnischer Jude, den Holocaust knapp überlebt hatte. Wie in den Vorjahren nahmen an der Gedenkstunde neben den Mitgliedern des Bundestages auch Bundespräsident FrankWalter Steinmeier, Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesverfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. Stephan Harbarth als Vertreter der weiteren Verfassungsorgane teil. Zeitzeugin Eva Szepesi wurde am 29. September 1932 in Budapest geboren und von den Nazis am 2. November 1944 in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Gegensatz zu ihrer Familie überlebte das junge Mädchen den Holocaust, weil sie Ende Januar 1945 von den Nazis nicht mit auf den Todesmarsch getrieben wurde. Man hatte sie für tot gehalten, nachdem sie mehr als eine Woche lang ohne Essen und Trinken in der Kälte zwischen Leichen ausgeharrt hatte.

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Rund um die Vysočina-Arena von Neustadt findet die Biathlon-WM ab Mittwoch statt.

Fotos: IBU

eutschland wird mit sechs Frauen und sechs Männern starten. Angeführt wird das schwarz-rot-goldene Aufgebot von Franziska Preuß und Benedikt Doll. Mit Selina Grotian (19) und Johanna Puff (21) sind auch zwei Nachwuchstalente am Start. Als Titelfavoriten gelten die Norweger. Superstar Johannes Thingnes Bö hat gleich fünf WM-

Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Bei den Frauen dürften Ingrid Landmark Tandrevold (Norwegen), Lisa Vittozzi (Italien) sowie Justine Braisaz-Bouchet und Julia Simon (beide Frankreich) zu den Medaillenkandidaten gehören. Wer die WM am Fernseher erleben will: Eurosport überträgt alle Wettbewerbe, ARD und ZDF übertragen die Medaillenentscheidungen im Wechsel. Sehenswert wird auch die Eröffnungsfeier am Dienstag, 6. Februar, ab 18.00 Uhr auf dem Vratislav-Platz mit der Akrobatik-Show „Biathlon in the Sky“. Anschließend folgt ein Konzert der Sängerin Ewa Farma.

Oberst Jan Muzikář wird vorgeworfen, am Tod von mindestens neun Flüchtlingen mitschuldig zu sein

Prager Staatsanwalt erhebt Anklage gegen ehemaligen Grenzschutz-Oberst Es war die tödlichste Grenze des Eisernen Vorhangs: Bis 1989 starben mindestens 390 Menschen bei dem Versuch, von der Tschechoslowakei nach Österreich oder Bayern zu flüchten. Sie wurden von Grenzsoldaten erschossen, von Hunden zerfleischt, traten auf Minen oder erlitten einen tödlichen Stromschlag. Die juristische Aufarbeitung kommt nur mühsam voran.

S

pätestens seit 23. März 1976 war es auch nach tschechoslowakischem Recht verboten, Menschen auf der Flucht zu töten. An diesem Tag trat der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte als völkerrechtsverbindlicher Vertrag in Kraft. In Artikel 12, Absatz 2 heißt es dort: „Jedermann steht es frei, jedes Land einschließlich seines eigenen zu verlassen.“ „Nach Prüfung dieses Paktes und in dem Wissen, daß die Bundesversammlung der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik mit ihm einverstanden ist, billigen und akzeptieren wir ihn“, hatte die Tschechoslowakei gegenüber den Vereinten Nationen erklärt und den Pakt gezeichnet und ratifiziert. Bereits in der KSZE-Schlußakte von Helsinki, die die Tschechoslowakei 1975 unterschrieben hatte, garantierten die kommunistischen Machthaber in Prag die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Erste Versuche, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen, gingen zunächst ins Leere. Im September 1986 waren Grenzsoldaten der Tschechoslowakei bei der Verfolgung zweier polnischer Flüchtlinge auf bundesdeutsches Gebiet vorgedrungen und hatten dabei den unbeteiligten Spaziergänger Johann Dick erschossen. Um die Tat zu verschleiern, wurde der Schwerstverletzte über die Grenze geschafft und verstarb auf dem Weg in ein Krankenhaus. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Weiden blieben erfolglos, da die tschechoslowa-

Příloha č. 1

Personální složení Vojenské rady HS PS OSH

1970 1971 1972 1973 1974 1975 náčelník HS genpor. Ing. František Šádek2) PS OSH1) plk. gšt. Ing. pplk. Ing. pplk. Miroslav Kotěra (od července 1973) náčelník pplk. František Josef štábu Stanislav Niebauer (od Hrkal Kocourek června) náčelník politické správy PS

genmjr. Ing. Jozef Gumulka pplk. František Kuľko

zástupce plk. Augustin Poledník (již plk. Josef od května 1970) Švihovec náčelníka3) náčelník týlu pplk. Ing. Václav Ptáčník

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982 1983 1984 plk./genmjr. PhDr. Anton Nemec (od ledna 1982)

1985

1986

1987

1988

1989

plk. Ing. Jan Muzikář (od 1.10.1980)

plk. Josef Kocour (již od června 1972)

plk. gšt. Doc. PhDr., Ing. František Weis, CSc. (od listopadu 1977)

plk. PhDr. Anton Nemec (od července 1973 do konce 1981)

plk. RSDr. Stanislav Šefraný (od listopadu 1986)

neobsazeno

plk. Ing. Miloslav Bubla (od března 1985)

plk. Ing. Miroslav Janda (od července 1973)

neobsazeno

pplk. Ing. Zdeněk Obruča (od dubna 1985)

zástupce pro plk. Ing. Miroslav Janda (do června 1973) věci technické plk. Miloslav pplk. Josef Malenovský (od října 1974) Hloušek (od července)

náčelník kádrového odboru náčelník plk. František Častulík (od zpravodajské června 1970) správy4)

plk. RSDr. Osvald Petrčka

pplk./plk. František Švamberg (od listopadu 1980)

pplk. Jaroslav pplk. JUDr. František Rezek (od července 1973) Král

plk. JUDr. Ladislav Vaniš (od května 1979)

plk. Milan Měchura (od září 1976 do května 1978)

náčelník SV

pplk. JUDr. Blahoslav Zahradníček

OVKR náčelník inspekce

kpt.-pplk. JUDr. Bohumil Sova (od března 1984)

plk. Josef Erben5)

náčelník sekretariátu

mjr. PhDr. Stanislav Kábele pplk. Jaroslav Navrátil6) (od srpna 1975) (od 1.7.1973 do 31.8.1974)

ÚV KSČ, Vasil Biľak7) oddělení státní administrativy

plk. Miloslav plk. Miloslav Šanta Šanta, plk. Josef Kocour

náměstek MV ČSSR/ sekretariát8)

plk. Ing. Jiří Vrzal

pplk. Ing. Zdeněk Pospíšil

pplk. Ing. Zdeněk Zich

pplk. Josef Pražan

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plk. Ing. Otto Walek

Der heute 90-jährige Oberst Jan Muzikář war von 1980 bis 1989 Stabschef und erster stellvertretender Leiter des Grenzschutzes. MV ČSSR/ konzultant9) tajemník rady mjr. Ing. Milan Nejezchleba

pplk. J. Rybín

pplk. Miloslav Konrád

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kpt. Miroslav Staněk (od července 1973 do února 1977)10)

1)

Do června 1972 nesla funkce název "velitel PS". S funkcí náčelníka se pojila funkce předsedy rady.

2)

Není-li uvedeno jinak, je osoba členem rady od počátku roku.

3) 4)

?

Do června 1972 nesla funkce název "zástupce velitele PS". Do června 1972 agenturně operativní oddělení. Král se zúčastňoval zasedání sporadicky, proto nebylo zjištěno přesněji období jeho účasti na zasedáních.

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pplk. Novák?

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mjr. Dymák? ?

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pplk. František Malecha (do konce roku 1987)

5)

Erben byl náčelníkem inspekce od zač. roku 1979, doklady o členství ve vojenské radě jsou až z roku 1981.

6) 7)

Náčelníci sekretariátu nebyli, až na Pospíšila členy rady. J. Navrátil byl od 1.11.1979 jmenován sekretářem vojenské rady. Již od února 1977 se zúčastňoval zasedání rady. Roční mezera mezi Kábelem a Navrátilem není zatím vyjasněna. Biľak se zasedání nikdy neúčastnil, přítomnost zástupce ÚV je doložena od roku 1972. Ondrůšek, Šanta i Žák byli instruktory pro bezpečnostní politiku v oddělení státní administrativy ÚV KSČ. Časové období jejich účasti na schůzích rady nelze vymezit přesněji než rokem; je to dáno kvalitou a počtem dochovaných zápisů ze zasedání rady.

8) 9)

Náměstek MV, do jehož kompetence Pohraniční stráž patřila, vysílal na zasedání zpravidla členy svého sekretariátu. Koncem 80. let nelze identifikovat zcela jistě, zda jde o člena sekretariátu náměstka MV nebo o konzultanta ministra.

10)

Není zřejmé, dokdy Staněk působil jako tajemník rady.

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Údaj není znám.

In dem von Muzikář gezeichneten Befehl ist auch vom Schußwaffengebrauch und dem Einsatz von Hunden die Rede. kische Seite sich weigerte, Anfragen der deutschen Behörde zu beantworten. Während in Deutschland solche Taten in der Regel nach 20 Jahren nicht mehr verfolgt werden können, sind in Tschechien Straftaten des kommunistischen Regimes von der Verjährung ausgenommen. Die Europäische Plattform für Erinnerung und Gewissen arbeitete die Todesfälle am Eisernen Vorhang auf und erstattete Ende September 2017 Strafanzeigen gegen rund 250 Personen, die für den Tod und die Verletzung von Menschen an der tschechoslowakischen Grenze mitverantwortlich sind. Mit Erfolg. So erhob die Prager Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr Anklare gegen Vratislav Vajnar. Dem tschechoslowakischen Innenminister von

?

plk. Miloslav plk. RSDr. Miloslav Ondrůšek Šanta, pplk. Jaroslav Žák

1983 bis 1988 wurde Amtsmißbrauch durch Unterlassen vorgeworfen. Der zu diesem Zeitpunkt 92jährige wurde trotz seiner Demenzerkrankung vom Bezirksgericht 1 in Prag für verhandlungsfähig geklärt, verstarb aber vor der Urteilsverkündung im Juni. Bereits zuvor hatten die Verfahren gegen den ehemaligen Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Miloš Jakeš, und gegen den ehemaligen Premierminister Lubomír Štrougal eingestellt werden müssen, weil die Beschuldigten inzwischen verstorben waren. Zwei weitere ehemalige kommunistische Spitzenfunktionäre konnten wegen psychischer Erkrankungen nicht angeklagt werden. Am vergangenen Donnerstag hat die Staatsanwaltschaft ge-

gen den nächsten Beschuldigten auf der Liste Anklage erhoben. Der heute 90jährige Jan Muzikář war im Rang eines Oberst von 1980 bis 1989 Stabschef und erster stellvertretender Leiter der Hauptverwaltung des Grenzschutzes und des staatlichen Grenzschutzes. „Allein zwischen 1976 und 1989 sollen neun Menschen an der Grenze erschossen oder von Hunden zerfleischt worden sein, mindestens sieben wurden verletzt. Laut Anklageschrift trägt Jan Muzikář dafür eine Mitverantwortung. Ihm wird Machtmißbrauch vorgeworfen“, berichtete das tschechische Fernsehen ČT24 in der vergangenen Woche. „Durch seine leitende Tätigkeit, die sich aus seiner Position ergab, war er für die Durch-

Fotos: Archiv bezpečnostních složek führung von Amtshandlungen durch Grenzschutzbeamte verantwortlich, die mit dem Einsatz von frei angreifenden Hunden oder Waffen gegen Personen verbunden waren, die die Staatsgrenze der Tschechoslowakischen Republik illegal überschritten“, erklärt Jan Lelek, Bezirksstaatsanwalt für Prag 1. So hat Muzikář am 3. Juli 1985 einen Befehl gezeichnet, in dem der Grenzschutz im Detail vorgeschrieben wird. Dabei erwähnt Muzikář auch den Einsatz von Schußwaffen und Kampfhunden. Welche Strafe Muzikář im Falle einer Verurteilung droht, ist noch offen. Bei Ex-Innenminister Vratislav Vajnar stand wegen der langen Zeitspanne nur noch eine Bewährungs- oder Geldstrafe im Raum. Pavel Novotny/Torsten Fricke


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