Sudetendeutsche Zeitung 16. Februar 2024 Ausgabe 7

Page 1

Postelberg: Aufarbeitung eines tschechischen Massenmordes (S. 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 7 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 16. Februar 2024

VOLKSBOTE

Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt Sudetendeutsche Verlagsgesellschaft mbH · Hochstraße 8 · D-81669 München · eMail zeitung@sudeten.de

B 6543

Gorilla-Nachwuchs im Prager Zoo

Schockverliebt in Mobi

74 . S U D E T E N D E U T S C H E R TAG 17 . B I S 19 . M A I 2 0 2 4 IN AUGSBURG

Das Gorillaweibchen, das am 2. Januar im Dja-Reservat im Prager Zoo geboren wurde, ist jetzt auf den Namen Mobi getauft worden. Im Badjoué-Dialekt, der rund um das Dja-Biosphärenreservat in Kamerun gesprochen wird, bedeutet dies „Erbin“ oder „Nachfolgerin“.

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

Sudetendeutsche Zeitung

endeutsche Zeitung HEIMATAUSGABEN IN DIESER ZEITUNG

sche Zeitung ng Neudeker Heimatbrief Zeitung TE

V

Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE tschen Landsmannschaft

VOLKSBOTE

Neudeker Heimatbrief

HEIMATBOTE

eimatbrief

VOLKSBOTE

Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

Tschechische Regierung:

Weitere Schritte für Reaktorbau Nach der Entscheidung, die Atomkraftstandorte in Dukowan und Temelin statt um einen gleich um vier Reaktorblökke zu erweitern (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), hat die tschechische Regierung weitere Maßnahmen beschlossen.

D

er Bau der neuen Reaktoren und der notwendigen Anlagen erfordere, so Verkehrsminister Marin Kupka nach einer Kabinettssitzung, auch einen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, „um den Transport von überdimensionierten Bauteilen und anderen Baumaterialien, aber auch den Transport der Bauarbeiter von ihren Unterkünften und andere Anforderungen, die ein solch großes Investitionsprojekt mit sich bringt, zu ermöglichen“. Nach einer ersten Schätzung kalkuliert Kupkas Verkehrsministerium mit Investitionen von insgesamt 13,54 Milliarden Kronen (500 Millionen Euro) bis 2034. Der diesjährige Finanzbedarf werde aus dem Haushalt des Staatlichen Fonds für Verkehrsinfrastruktur bereitgestellt und sowohl der Direktion für Straßen und Autobahnen als auch den zuständigen Regionen zugewiesen. Die beiden verbleibenden Bieter, der französische Konzern EDF und Korea Hydro & Nuclear Power, müssen bis 15. April ihre aktualisierten Angebote einreichen. Bis 2036 soll dann der erste Reaktorblock ans Netz gehen.

VOLKSBOTE

Mobi mit Gorilla-Mutter Duni.

VOLKSBOTE

Fotos: Oliver Le Que/Prager Zoo

orgeschlagen hatte den Namen ein Schüler aus Kamerun. In Zentralafrika engagiere sich der Prager Zoo seit langem für den Schutz der wilden Gorillas, erklärte Direktor Miroslav Bobek, der als Dank von einem kamerunischen Häuptling ein traditionelles Gewand geschenkt bekommen hatte. Das Gourilla-Weibchen war am 2. Januar zur Welt gekom-

Im Gewand eines kamerunischen Häuptlings präsentierte Zoo-Direktor Miroslav Bobek den Namen. men und ist der erste Nachwuchs im neuen Dja-Reservat. „Die Geburt verlief schnell, und obwohl das Weibchen Duni eine Erstgebärende war, hat sie alles ohne die geringsten Schwierigkeiten bewältigt“, sagte Pavel Brandl, Kurator für Säugetiere im Prager Zoo.

Rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie 100 Minister treffen sich an diesem Wochenende in München

Siko-Chef Christoph Heusgen: „Putin hält uns für Weicheier“ Direkt im Vorfeld 60. Münchner Sicherheitskonferenz, zu der Vertreter Rußlands im Gegensatz zu früheren Jahren nicht eingeladen sind, hat Präsident Wladimir Putin dem rechtsgerichteten US-Moderator Tucker Carlson ein Interview gegeben. Es war das erste Mal seit Kriegsbeginn, daß sich Moskaus Machthaber über ein westliches Medium zu Wort meldete. Während Putin versicherte, er habe kein Interesse an einem Angriff auf einen Nato-Staat, wächst im Westen die Sorge vor einer Ausweitung des Krieges auf Mitteleuropa, zumal Donald Trump in einer Wahlkampfrede die Beistandsverpflichtung nach Artikel 5 in Frage gestellt hat.

Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Fotos: MSC/Kuhlmann.

E

r sei, so Trump am Samstag in South Carolina, von einem Präsidenten eines großen europäischen Staates gefragt worden, ob die USA seinem Land bei einem russischen Angriff beistehen werde, wenn man das ZweiProzent-Ziel der Nato nicht erfüllt habe: „Sie haben nicht gezahlt? Sie sind säumig? Ich würde Sie nicht verteidigen. Ich würde die ermuntern, das zu tun, was immer sie zur Hölle tun wollen. Man muß seine Rechnungen bezahlen.“ Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg konterte postwendend: „Jede Andeutung, daß Verbündete sich nicht verteidigen werden, untergräbt unsere gesamte Sicherheit, einschließlich der der Vereinigten Staaten, und setzt US-Soldaten und europäische Soldaten einem erhöhten Risiko aus.“ Der von vielen Medien verbreitete Vorwurf, Trump habe sich mit seinem Aufruf „Ich würde sie („them“) ermuntern“ an die Russen gewandt und Putin somit zum Angriff auf einzelne Nato-Länder aufgefordert, läßt sich anhand der Originalrede allerdings nicht belegen.

In jedem Fall wird das TrumpZitat aber in München für Gesprächsstoff sorgen, zumal die USA mit Vize-Präsidentin Kamala Harris und Außenminister Antony Blinken hochrangig vertreten sein werden. Bereits in der vergangenen Woche hatte Tschechiens Präsident Petr Pavel, der ebenfalls nach München reisen wird, Europa aufgerufen (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), in die strategischen Überlegungen auch einen Wahlsieg von Trump einzubeziehen. Zu der 60. Münchner Sicherheitskonferenz, die von Freitag, 16. bis Sonntag 18. Februar im Hotel Bayerischer Hof stattfindet, werden rund 50 Staats- und Regierungschefs sowie 100 Minister aus der ganzen Welt erwartet. Eröffnet wird das weltweit wichtigste Politiker- und Exper-

2023: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Polens Präsident Andrzej Duda und Kanzler Olaf Scholz. Fotos: MSC/Gülland/Mediaservice Novotny.

Kommt wieder nach München: USVizepräsidentin Kamala Harris.

tentreffen von UN-Generalsekretär António Guterres. Konferenzleiter ist der ehemalige deutsche Botschafter Christoph Heusgen, der einen russischen Angriff auf Nato-Gebiet für nicht ausgeschlossen hält. Der Rheinischen Post sagte Heusgen: „Sollte Putin den Krieg in der Ukraine nicht verlieren, müssen wir damit rechnen, daß er auch nach der Republik Moldau oder den baltischen Staaten greift.“ Als Beleg zitierte Heusgen den russischen Präsidenten, der mehrfach gesagt hatte, „daß die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts der Zerfall der Sowjetunion war, weil damit viele Russen außerhalb der Grenzen Rußlands gestrandet“ seien. Demnach wolle Putin ein Groß-Rußland in den Grenzen der ehemaligen Sowjetunion wiederherstellen, ein russisches Weltimperium, in dem er zarengleich herrsche, sagte der langjährige außenpolitische Berater der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel der Zeitung.

ne Politik der Stärke“, so Heusgen. Auch Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, hatte in seinem Bericht zur Lage auf der Vorstandssitzung der Sudetendeutschen Landsmannschaft eindringlich vor Putin gewarnt (Sudetendeutsche Zeitung berichtete): „Wir sind nicht Kriegspartei, aber Kriegsziel.“ Putin träume von einem eurasischen Reich von Wladiwostok bis Lissabon. Der langjährige Münchner Europaabgeordnete gehört bereits seit über zwei Jahrzehnten, mit Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges, zu den profiliertesten Warnern vor Putin. Der Moskauer Machthaber setzte daraufhin 2015 Posselt und eine Reihe weiterer europäischer Politiker auf eine schwarze Liste und verhängte ein Einreiseverbot, was Posselt souverän konterte: „Ich empfinde es als Ritterschlag für meine jahrzehntelange Menschenrechtsarbeit, nicht nur in Rußland.“ Torsten Fricke

Er, Heusgen, wolle nicht darüber spekulieren, was Putin wirklich wage. „Aber wir müssen alles tun, damit die Ukraine jene Waffen und Militärhilfe bekommt, die sie bräuchte, um sich gegen die russischen Aggressoren erfolgreich zu wehren und sie von ihrem Staatsgebiet wieder zu vertreiben.“ Gegenüber der Wirtschaftswoche wurde Heusgen noch deutlicher und sagte: „Wladimir Putin wittert Schwäche. Putin hält uns für Weicheier und glaubt, daß er am längeren Hebel sitzt.“ Der Westen müsse Putin deshalb zeigen, „wie falsch er damit liegt“. Erst wenn Putin merke, daß er den Krieg gegen die Ukraine nicht gewinnen werde, gäbe es „eine echte Chance für Verhandlungen und Vereinbarungen“. Habe Putin dagegen Erfolg in der Ukraine, werde er sein Ziel weiterverfolgen: die Wiederherstellung des russischen Imperiums. „Und dazu gehören einige Länder, die heute Mitglied der Nato sind. Putin versteht nur ei-


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.