Sudetendeutsche Zeitung 19. April 2024 Ausgabe 15+16 Pay

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Trauer um SLÖ-Ehrenobmann Gerhard Zeihsel (Seite 5)

Sudetendeutsche Zeitung Die Zeitung der Sudetendeutschen Landsmannschaft

Reicenberger Zeitung HEIMATBOTE

Jahrgang 76 | Folge 15+16 | 2,80 EUR · 75 CZK | München, 19. April 2024

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Tschechiens Generalkonsulin Ivana Červenková

Leuchtendes Beispiel

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„Sudetendeutsche und Tschechien haben wieder zueinandergefunden. Das heutige Verhältnis ist von Freundschaft und einer sehr engen Zusammenarbeit geprägt“, hat Tschechiens Generalkonsulin Ivana Červenková in ihrem Grußwort auf der Sudetendeutschen Bundesversammlung festgestellt.

Sudetendeutsche und Tschechen – miteinander für Europa

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Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, mit der tschechischen Generalkonsulin Ivana Červenková in der Sudetendeutschen Bundesversammlung. Fotos: Torsten Fricke

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Mitteilungsblatt für den früheren Gerichtsbezirk Zuckmantel im Altvatergebirge

Bundesversammlung

Aktuelle Beschlüsse Im Rahmen der XVII. Sudetendeutschen Bundesversammlung sind mit jeweils großer Mehrheit die Heimatordnung, die Gebietsgliederungsordnung, die Wahlordnung sowie die Statuten für die Kulturellen Förderpreise aktualisiert worden.

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ußerdem wurde die Jahresrechnung 2023 der Sudetendeutschen Landsmannschaft festgestellt, der Bundesvorstand entlastet sowie der Haushaltsund Stellenplan 2024 genehmigt.

er tschechische Staatspräsident Petr Pavel habe, so die Diplomatin, bei seinem Besuch in Selb ausdrücklich „den herausragenden Verdienst von Bernd Posselt für die tschechisch-bayerischen Beziehungen“ gewürdigt. Diese positive Entwicklung sei auch in der Rede von Minister Mikuláš Bek als erstem offiziellen Vertreter einer tschechischen Regierung auf einem Sudetendeutschen Tag im ver-

gangenen Jahr in Regensburg deutlich geworden. Bek habe damals erklärt, daß er schon immer die Ansicht vertreten habe, daß der Weg von Prag nach München und Berlin über die Sudetendeutschen führt. „Heute ist das tschechischbayerische Verhältnis auf einem historischen Hoch und ist für ganz Europa ein leuchtendes Beispiel der Partnerschaft“, erklärte Červenková und listete die zahlreiche Reisen von Regierungsvertretern zwischen Prag und München auf. Mit Blick auf das 20jährige Jubiläum des EU-Beitritts sagte die Generalkonsulin, Tschechien habe sich zu einem „vorbildlichen Mitglied der europäischen Familie“ entwickelt, und zitierte Václav Havel: „Europa ist die Heimat unserer Heimaten.“

Volksgruppensprecher Bernd Posselt fordert auf der Sudetendeutschen Bundesversammlung mehr Engagement und lobt Staatspräsident Petr Pavel

Politisches Berlin zeigt wenig Interesse am deutsch-tschechischen Verhältnis Tschechien gehört zu Deutschlands zwölf wichtigsten Handelspartnern. Waren im Wert von über 52 Milliarden Euro exportierte Deutschland im vergangenen Jahr ins Nachbarland. Zum Vergleich: Spitzenreiter sind mit fast 160 Milliarden Euro die USA, aber die Supermacht hat auch 30 Mal mehr Einwohner. Dennoch zeigt das politische Berlin wenig Interesse am Nachbarn Tschechien, hat Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, auf der Sudetendeutschen Bundesversammlung am Wochenende in München kritisiert.

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n seinem Bericht zur Lage hinterfragte Posselt die in Berlin gern verbreitete Einschätzung, das deutsch-tschechische Verhältnis sei so gut wie nie. „Das deutsch-tschechische Verhältnis war von deutscher Seite noch nie so von Gleichgültig-

keit geprägt“, zitierte Posselt aus Gesprächen mit Vertretern der tschechischen Regierung und Diplomatie. Selbst bei wichtigen Anliegen würden die Vertreter aus Prag in Berlin keine adäquaten Gesprächspartner finden, weil der Fokus ausschließlich auf Washington, Moskau und Warschau gerichtet sei. Selbst das deutsch-französische Verhältnis, die wichtigste Achse der europäischen Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg, werde mittlerweile vernachlässigt. Daß die tschechische Politik im politischen Berlin nicht wahrgenommen wird, sei insbesondere beim Staatsbesuch von Präsident Petr Fiala deutlich geworden. So wurde das Staatsoberhaupt nach der Landung nicht offiziell empfangen. Und als Pavel am Tag darauf an der Gedenkstätte Berliner Mauer einen Kranz für die Opfer niederlegte, war kein deutscher Vertreter dabei. Auch die

deutschen Medien (mit Ausnahme der Sudetendeutschen Zeitung) nahmen diese große Geste nicht zur Kenntnis. „Im Gegensatz dazu lobt die tschechische Seite die Beziehungen zu den direkten Nachbarn Bayern und Sachsen sowie zu uns Sudetendeutschen“, so Posselt. Das Ansehen, das die Volksgruppe als Brückenbauer heute in Tschechien habe, sei groß und von weiten Teilen der Bevölkerung getragen, erklärte der Sprecher. Dies sei das Ergebnis einer nachhaltigen Verständigungsarbeit und der breiten Präsenz in der Wurzelheimat. „Mittlerweile sagt man in Prag, daß die Sudetendeutschen die besten diplomatischen Vertreter für Tschechien in der Europäischen Union und in der Bundesrepublik Deutschland sind“, stellte Posselt fest und erklärte, daß die überwiegende Mehrheit der Tschechen wisse, welche

Narben die Vertreibung auch im eigenen Land hinterlassen habe, die bis heute nicht verheilt seien, und was die Sudetendeutschen leisten: „Dies hat Staatspräsident Petr Pavel bei seinem Staatsbesuch in Selb großartig zum Ausdruck gebracht, als er sich bei der Sudetendeutschen Landsmannschaft bedankt hat.“ Dahinter, so Posselt, stehe auch die Erkenntnis „des großartigen Staatsmannes Pavel“, der im damaligen Grenzgebiet aufgewachsen ist, daß durch Vertreibung und Eisernen Vorhang diese Region sowohl wirtschaftlich als auch politisch so sehr gelitten hat, daß diese negativen Folgen noch heute sichtbar sind: „Präsident Pavel hat verstanden, daß diese Regionen nur dann eine Zukunft haben, wenn es grenzüberschreitende Zusammenarbeit gibt und wenn man dabei jene Menschen integriert, die aus diesen Gegenden stammen, nämlich die Sude-

tendeutschen.“ Posselt: „Es ist wichtig, daß es gute Worte gibt, es ist wichtig, daß es gute Gesten gibt, aber ein wirklich nachhaltiges Interesse mit dem deutschen Nachbarn und mit uns Sudetendeutschen als Volksgruppe gemeinsam an der Wiederbelebung dieser Gebiete mitzuwirken, ist die beste Garantie für einen guten Weg in eine bessere Zukunft.“ Erneut erinnerte Posselt an die großen Worte des tschechischen Staatspräsidenten bei dessen Rede im Mai 2023 in der KZGedenkstätte Theresienstadt, die in den deutschen Medien bedauerlicherweise keine Beachtung fanden. Pavel hatte dabei seine Bürger ermahnt, ebenfalls die eigene Geschichte aufzuarbeiten: „Wir müssen die Verantwortung für die von unseren Vorfahren begangenen Verbrechen übernehmen und aus ihnen lernen.“ Torsten Fricke

Christa Naaß, Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammmlung, appelliert im Vorfeld der Europawahlen

Wahlrecht nutzen und Extremisten Absage erteilen Berichteten: Gerda Ott ...

... und Christina Meinusch.

Angenommen wurde ein Antrag, sich für die doppelsprachige Benennung geografischer Bezeichnungen in den früheren Siedlungsgebieten in der Tschechischen Republik einzusetzen. Ein Antrag, der aus Anlaß der aktuellen Diskussion über das Otfried-Preußler-Gymnasium eingereicht war, wurde an den Bundesvorstand weitergeleitet. In ihren Rechenschaftsberichten informierten Bundesfrauenreferentin Gerda Ott, die Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, Christina Meinusch, und der Vorsitzende des Heimatrates, Franz Longin (siehe Seite 5), über ihre jeweiligen Bereiche.

Die Sudetendeutsche Bundesversammlung unterstützt die Resolution gegen Populismus, Propaganda und Polarisierung, die der Sudetendeutsche Rat Anfang des Jahres einstimmig verabschiedet hat (Sudetendeutsche Zeitung berichtete), ebenfalls auf breiter Basis.

I

n dem Appell werden der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Vertreibung der Armenier in Bergkarabach, die Lage im Nahen Osten nach dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas gegen Zivilisten in Israel sowie der Rückhalt für Demokratie und Menschenrechte in der Europäischen Union thematisiert. Mit Blick auf die kommende Europawahl und die zunehmenden Desinformationskampagnen

Christa Naaß, Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung.

forderte Christa Naaß als Präsidentin der Sudetendeutschen Bundesversammlung ein klares Bekenntnis der Demokraten: „Die Partei, deren Landesverbände vom Verfassungsschutz teilweise als gesichert rechtsextremistisch bewertet werden, nuitzt alle demokratischen Instrumente

eines demokratischen Staaates, um diesen Staat zu schwächen, zu spalten und zu unterlaufen. Deshalb appellieren wir in dieser Entschließung dafür, daß die EUBürger ihr Wahlrrecht nutzen und den extremistischen Parteien eine Absage erteilen.“ Die langjährige bayerische SPD-Landtagsabgeordnete, die auch Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde ist, verwies dabei auf Erich Kästner, der rückblikkend gemahnt hatte, man hätte bereits 1928 gegen die Nazis aufstehen müssen: „Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muß den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner auf.“ Torsten Fricke

Sein 50-jähriges Jubiläum hat der Sudetendeutsche Volkstanzkreis Lauf-Ekkental mit einer Ausstellung und einem Festakt im vergangenen Herbst im Kaisersaal der Laufer Wenzelburg gefeiert und damit die Verbindung zwischen Bayern und Böhmen unterstrichen. Als Best-Practice-Beispiel präsentierte Vorsitzende Christl Hanisch-Gerstner und ihre Mitstreiter dieses Ereignis in der Sudetendeutschen Bundesversammlung. Foto: Christin Gerstner


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