Surprise Nr. 472

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Andy Palfreyman, modebewusst und ehemals obdachlos.

Ein Laufsteg in der Kirche London Andy Palfreyman war lange Jahre obdachlos. Mit 55 hat er nun seine eigene Modeschau auf den Laufsteg gebracht. Eine, die etwas mit dem Leben auf der Gasse zu tun hat. TEXT  SANDRO ZULIAN FOTOS  NICK PAYNE COOK

In Grossbritannien leben schätzungsweise 320 000 Obdachlose – das entspricht fast der Einwohnerzahl von Zürich. Einer von ih­ nen war Andy Palfreyman. Der Nordengländer kehrte mit neun­ zehn Jahren seinem Elternhaus den Rücken und kam nie mehr zurück. Über dreissig Jahre lebte er auf der Strasse. Die Geschich­ ten, die Palfreyman auf Lager hat, sind haarsträubend. In der britischen Tageszeitung The Guardian schildert er, wie sein Schlafsack angezündet und er regelmässig von Betrunkenen an­ 16

gepinkelt wurde. «Die fanden das wohl lustig», sagt er traurig. Man gewöhne sich an die Obdachlosigkeit, irgendwann gehöre sie einfach dazu. Es war ein Glück, dass Palfreyman während seiner Obdach­ losigkeit nie den Drogen oder dem Alkohol verfiel. Seinen Vater habe er seit seinem Ausriss von zuhause nur einmal wieder ge­ sehen: «Irgendwie muss er mich nach Jahren in London ausfin­ dig gemacht haben. Er lud mich auf ein Bier ein und wir redeten.» Surprise 472/20


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