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Die Sozialzahl

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Aufgelesen

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Warten auf die Rente

Warten junge Erwachsene vergebens auf eine Rente, wenn sie in vierzig, fünfzig Jahren in Pension gehen? Manche glauben nicht mehr an den Generationenvertrag in der AHV. Die Angst, einmal ohne Altersvorsorge dazustehen, zeigt sich im Sorgenbarometer seit vielen Jahren. Sind diese Bedenken berechtigt, wird sich das Warten nicht gelohnt haben?

Viele argumentieren mit dem Altersquotienten, um zu zeigen, dass die Rechnung nicht aufgehen kann. Er zeigt das Verhältnis zwischen Personen über 65 Jahren und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64. Bei Gründung der AHV 1948 lag dieses Verhältnis bei 1 zu 9. Auf eine Person im Rentenalter kamen 9 Personen im Erwerbsalter. Heute stehen rund 3 Erwachsene einem Rentner oder einer Rentnerin gegenüber. Das Bundesamt für Statistik geht davon aus, dass sich das Verhältnis bis 2050 auf etwa 1 zu 2 reduzieren wird.

Daraus wird abgeleitet, dass die AHV in naher Zukunft nicht mehr zu finanzieren sein wird. Mit viel Polemik wird der Bankrott der AHV herbeigeschrieben. Doch nur schon die Annahme, dass das Rentenalter bis 2050 konstant bei 65 Jahren für Männer (und vielleicht auch bald für Frauen) liegen wird, darf bezweifelt werden.

Das Problem liegt aber noch ganz woanders. Der Altersquotient zählt Köpfe, die AHV aber rechnet mit den Portemonnaies dieser Köpfe. Deshalb kommt es darauf an, wie sich in den kommenden Jahren die Wirtschaft und damit die Löhne entwickeln werden. Denn noch immer finanziert sich die AHV zu überwiegendem Teil aus den sogenannten Lohnprozenten. Dazu kommen Gelder aus der Mehrwertsteuer, der Tabak- und Alkoholsteuer sowie der Spielbankenabgabe.

Altersquotient 2020–2050 (Referenzszenario) Die Höhe dieser Erträge hängt eng mit dem Konsum zusammen, und dieser wiederum ist wesentlich durch die Lohnentwicklung geprägt.

Zur Sanierung der AHV wird immer wieder die Erhöhung des Rentenalters gefordert. Die eben lancierte «Renteninitiative», getragen von bürgerlichen Kreisen, fordert darum einen Automatismus, sodass das Rentenalter immer in dem Masse angehoben wird, wie die Rechnung der AHV gerade im Lot bleibt.

Die Diskussion über das Rentenalter lenkt von einer einfachen Tatsache ab: Die AHV ist die Sozialversicherung mit der grössten Solidarität zwischen den Bessergestellten und allen anderen, denen es weniger gut geht. Die Lohnprozente sind auf den ganzen AHV-pflichtigen Lohn zu bezahlen, die Leistung der AHV ist aber nach oben begrenzt. So zahlen Erwerbstätige mit hohen Löhnen deutlich mehr in die AHV ein, als sie später an Renten beziehen werden. Damit finanzieren sie die Renten jener, die während ihres Erwerbslebens nicht viel verdient haben.

Die AHV braucht in den kommenden Jahren mehr Mittel. Wäre eine Erhöhung der Lohnabzüge um zwei Prozentpunkte undenkbar? Wir haben das in der Schweiz schon einmal gemacht. Als in den 1990er-Jahren die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhen wuchs, wurden die Lohnabzüge für die Arbeitslosenversicheung von 0,4 Prozent auf drei Prozent angehoben. Sehr gut Verdienende hatten noch einen zusätzlichen Solidaritätsbeitrag zu leisten. Was bei der ALV möglich war, sollte heute auch bei der AHV machbar sein. Das Warten auf einen Ruhestand in materieller Sicherheit darf nicht umsonst gewesen sein.

PROF. DR. CARLO KNÖPFEL ist Dozent am Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz.

30,9 %

2020

34 %

2025

38,3 %

2030 2035

43,6 %

2040

44,9 %

2045

46,5 %

2050

«Wenn ich auf meine Schüler*innen warte, stimme ich manchmal das Instrument oder spiele selber.» Pascal Graf, 46 Jahre, unterrichtet bei der Musikschule Konservatorium Zürich.

«Warten auf die Kinder und auf sie aufpassen, das gehört zu unserem Alltag.» Alexia Signorelli und Laura Zenoni, beide 21, arbeiten in einer Kita in Zürich.

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