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Freundschaft

Freundschaft

eine gute Zeit. Du musst für mich nicht normal sein. Ich konnte erst später rekonstruieren, wie sehr du es nie warst. Du warst einmal auch mehrere Monate wieder du, und wir wir. Bevor du wieder die warst, die du bist, wenn du nicht du bist. Oder bist das einfach du? Eine Zeit lang wusste ich nicht, ob ich diejenige bin, die nicht weiss, wer du bist, oder du. Also ich meine, was ist eigentlich dein echtes Ich?

Du magst es nicht, wenn ich sage, es ist eine Krankheit. Du willst ernstgenommen werden. Ich nehme dich ernst. Alles, was du willst.

III.

Aufgeben ist wie von der Wäscheleine hängen ist wie warten, bis man abgehängt wird und dann weggeräumt. Ich fühle mich so sehr wie eine Unterhose!

Deine Freundinnen machen sich so lange Sorgen, bis sie keine Freundinnen mehr sind. Deine Reise geht weiter. Und sie endet nie mit den vielen dramatischen Rettungen, die du uns auch noch übelnahmst. Die Reise endet selten mit der Polizei, die dich ungelenk wieder aufgabelt und nicht weiss, was tun. Nach ein paar Mal wissen wir: Wir haben nur kurz Zeit, aufzuatmen und dann geht es weiter, und wir bewundern wieder, wie zäh du bist und wie viel Kraft du hast und Energie und wie viel Kaffee du trinken und Zigaretten du rauchen kannst.

Ich war so sauer, als du rassistisch wurdest und so vieles nicht mehr warst. Die Wut und der Ekel sitzen mir noch unter den Fingernägeln und sind zuletzt mit der Nagelhaut verwachsen. Aber was bringen einem solche Finger, wenn man dich nicht greifen kann.

Du kennst mich nicht mehr. «Seit neustem» nennst du es, wenn ich etwas erzähle, was längst nicht mehr neu ist. Aber du weisst so vieles nicht von mir, seit wir in deinen Funklöchern gefangen sind. IV.

Glück haben ist wie Pech haben, nur, dass man eben Glück gehabt hat

Und als ich so lange gewartet hatte, dass ich nicht mehr wusste, dass ich am Warten bin, da kamst du plötzlich zurück. Und ich war endlich keine Unterhose mehr! Ich bin oft erleichtert, dass man dich nicht so schnell stirbt. Du hättest oft sterben können. So wahnwitzig, so wild – und es stimmt: so frei, wie du warst. Eine Zeit lang hättest du alle Geschichten erzählen können, erlebt oder ersponnen, und nichts hätte mehr überrascht. Jetzt können wir darüber lachen, und du kannst eine Pause machen.

Endlich kann man wieder mit dir streiten, ohne sich fragen zu müssen, ob es vergeblich ist. Dich ernst zu nehmen ist nicht mehr ein Puzzle. Es ist noch nicht alles wieder gut. Du hast vieles kaputt gemacht und nur langsam wieder aufgebaut. Aber man kann wieder auf dich bauen. Wer hätte das gedacht?

* Teile dieses Textes sind in einem anderen Zusammenhang hier schon einmal veröffentlicht worden.

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