Surprise 516/21

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der kein Geld gesammelt, sondern verschenkt hat. Der nach ihm benannte Platz wurde 2008 anlässlich der FussballEM in der Schweiz und Österreich eröffnet. Fussball ist an diesem Ort das dominante Thema, hier steht das Wankdorfstadion, eines der ersten, das neu erstellt und mit einer Mantelnutzung versehen wurde. Während die Nutzung von Mänteln eigentlich eine recht einfache und einleuchtende Sache ist, bedeutet das schöne Wort in diesem Zusammenhang vor allem Einkaufszentrum. Wahrscheinlich gibt es auch Gewerbeflächen und Wohnungen. Früher standen Sportstadien die meiste Zeit unbenutzt herum, nahmen Platz weg und brachten nichts ein. Vor dem Einkaufszentrum steht die alte Stadionuhr, echt analog, die den Verlauf der Spielzeit und den Spielstand anzeigte.

Tour de Suisse

Pörtner in Bern Wankdorf Surprise-Standort: Coop Wankdorf Einwohner*innen (Stadt Bern): 142  493 Anteil Ausländer*innen in Prozent: 24,1 Sozialhilfequote in Prozent: 5,0 Wankdorfstadion: Beim Bau wurden über 100  000 Kubikmeter Beton verbaut, womit das Stadion schwerer ist als der Eiffelturm.

An der Station Bern Wankdorf steht eine riesige Uhr, auf der digital ein analoges Zifferblatt dargestellt wird. Es ist bestimmt die grösste digitale Analoguhr wenn nicht des Landes, so doch der Region. Auf der anderen Seite der Geleise befindet sich der Max-Daetwyler-Platz, gewidmet dem 1976 verstorbenen Friedensapostel. Heute würde es wohl heissen Friedensaktivist. Der Duden definiert Apostel als «eifriger Befürworter, Vertreter einer [neuen] Lehre o. Ä. bildungssprachlich, oft ironisch».

Selbst Albert Einstein rückte nach der Machtergreifung Hitlers von seinem strikten Pazifismus ab. Pazifist wäre auch eine Bezeichnung für Daetwyler, an den ich persönliche Erinnerungen habe. Er wohnte im selben Dorf, eine auffällige Figur mit seinem langen weissen Bart (gemahnend an den Apostel Petrus) und seiner weissen Fahne. Wir Kinder grüssten ihn immer freundlich, nicht aus pazifistischer Gesinnung, sondern weil er die Angewohnheit hatte, Fünfliber oder Zehnernoten zu verschenken.

Möglich, dass hier jemandem ein Platz gewidmet wurde, von dessen Verdienst die Kommission nicht ganz überzeugt war. Frieden ist eine gute Sache, da sind sich alle einig, doch ist der Glaube an den Frieden nicht weltfremd und naiv?

Eine solche überreichte er mir mit der Aufforderung, sie in Bücher des damals darauf abgebildeten Gottfried Keller zu investieren. Da diese zuhause verfügbar waren, zweckentfremdete ich das Geld. Daetwyler war wohl der einzige Aktivist,

Die Menschen ziehen an diesem regnerischen Tag jedoch am Stadion vorbei zur nahegelegenen Messe. Dort findet der «Suisse Caravan Salon» statt, was daran zu erkennen ist, dass es einen extra Parkplatz gibt für Besucher*innen, die mit Wohnmobilen anreisen und tagelang vor Ort bleiben, um die Messe voll auszukosten. Camping boomt, wenn auch der verregnete Sommer 2021 eine leichte Delle in die Begeisterung geschlagen hat. Vor allem Neu-Camper*innen, die zum ersten Mal ihre während der Pandemie bestellten und endlich gelieferten Fahrzeuge benutzten, wurden von Zweifeln heimgesucht, ob das tatsächlich die richtige Art sei, Ferien zu machen, auf engem Raum zusammengepfercht oder kniehoch im Schlamm. Trotzdem ist die Messe ein Publikumsmagnet und führt die mit dem ÖV angereisten Besucher*innen über einen Platz, an dessen Namensgeber sich kaum jemand erinnert.

STEPHAN PÖRTNER

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Der Zürcher Schriftsteller Stephan Pörtner besucht Surprise-Verkaufsorte und erzählt, wie es dort so ist.

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