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Kino

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Kino

Auf romantisierter Selbstsuche

Kino Laura fühlt sich verloren, nicht zugehörig und macht sich auf eine Reise nach Murmansk. Was spannend beginnt, wird zum klischierten Spiel der Geschlechter.

TEXT GIULIA BERNARDI

Ausgelassene Klänge füllen die Luft, während uns die Kamera zu den Freund*innen und Bekannten führt, die gesellig im Wohnzimmer zusammensitzen. Sie trinken Wein aus kleinen Gläsern, rauchen, lachen, sagen Zitate berühmter Persönlichkeiten auf, die alle zu kennen scheinen, nur nicht Laura. Sie blickt in die erwartungsvollen Gesichter, versucht mit angespanntem Lächeln zu kaschieren, wie fehl am Platz sie sich im Umfeld ihrer Freundin Irina fühlt. Sie bemüht sich mitzuhalten, lässt sich von Irina in einen Tanz verwickeln. Doch die Verlorenheit bleibt spürbar, nimmt die Zuschauer*innen ein, als Laura nachts im Bett liegt und nachdenklich an die Decke starrt.

Laura wird zu Beginn des Films von Juho Kuosmanen mit einem akademischen Umfeld konfrontiert, mit Forschungsschwerpunkten und Wissen, die den Alltag mit Sinn zu füllen scheinen. Was sie denn so mache, fragen die Menschen um sie herum und sie sich selbst gleichermassen. Sie braucht eine Antwort und entscheidet sich, die Petroglyphen in Murmansk zu besichtigen; jene Felsbilder prähistorischer Zeiten, die man – ähnlich wie die Zitate – vermutlich kennen sollte. Ihre Zuhörer*innen nicken zustimmend. «Kennt man seine Vergangenheit, versteht man seine Gegenwart.» Und auch Laura nickt. Wie sonst sollte sie auf diese Floskel reagieren, die wahr und bedeutungslos zugleich ist?

Gemeinsam verloren

So kommt es, dass sich Laura in der nächsten Szene im Zug in die russische Stadt befindet. Melancholisch blickt sie in die vorbeiziehende Landschaft, filmt sie für Irina, die nicht dabei ist. Mit jedem Kilometer scheint die Reise

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