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SurprisePorträt

Internationales Verkäufer*innen-Porträt «Die Schizophrenie schlich sich heran»

«Ich wurde 1957 in Den Haag geboren. An meinem 11. Geburtstag kamen wir in Perth an, der Hauptstadt des australischen Bundesstaates Western Australia – meine Mutter, mein Vater und meine beiden jüngeren Brüder. Ich hatte meine gesamte Grundschulausbildung in Holland absolviert. In Australien musste ich allerdings zwei Klassen wiederholen, um die Sprache zu lernen. Zwar hatten wir in Holland neben Deutsch und Französisch auch ein wenig Englisch gelernt, doch das reichte nicht. Obschon ich inzwischen schon viele Jahre in Australien lebe, rede ich noch immer Niederländisch.

Die Idee, nach Perth auszuwandern, stammte von meinem Vater. Er war bereits als Soldat in Indonesien stationiert gewesen und besuchte damals oft Australien. So kannte er aus seiner Militärzeit noch Leute, die in Perth wohnten. Für meinen Vater begann die beste Zeit seines Lebens, er trieb sich mit seinen alten Freunden herum. Doch für meine Mutter war es sehr hart. Sie machte bei Nonnen eine Ausbildung zur Krankenschwester, bezahlte die Miete und brachte das Essen auf den Tisch. Meine Mutter sorgte für uns alle. Für mich war sie eine Heilige. Leider starb sie viel zu früh, das war im Jahr 1979.

Nach meinem Abitur wollte ich von zuhause weg. Mit einem Freund ging ich nach Melbourne, dort begann ich eine Arbeit als Krankenpfleger. Ich hatte bereits Jahre zuvor einen Job als Krankenpfleger. Meine Mutter nahm mich damals in das Spital mit, in dem sie arbeitete, und so erhielt ich eine Anstellung.

Dann kam die Schizophrenie. Nicht von heute auf morgen, vielmehr schlich sie sich langsam an mich heran. Und wurde für mich mehr und mehr zu einem ernsthaften Problem. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Damals gab es noch keine Organisation, die sich um Menschen mit dieser Krankheit kümmerte. Das ging ein paar Jahre so und war nicht einfach. Dann kam ich endlich in psychiatrische Behandlung, ich erhielt Medikamente und es wurde für mich gesorgt. Inzwischen geht es mir besser. Bis heute gehe ich jede Woche zu einem Spezialisten, ich kriege wertvolle Ratschläge von ihm, das gibt mir Sicherheit.

Inzwischen hatte ich eine Ausbildung zum Koch absolviert und arbeitete in einem italienischen Restaurant. Wir hatten Pizza und Teigwaren auf der Karte. Meine Spezialität waren «Gnocchi Parisienne» mit einer besondere Sauce. Die war so gut, dass man nicht genug davon bekommen konnte. Neben meiner Arbeit als Koch hatte ich noch drei weitere Jobs: Ich war Kurier bei einem PizzaLieferanten, trug Zeitungen aus und arbeitete oft bis in die Nacht in Bars. Irgendwann wurde das alles zu viel für mich. Mein Arzt schrieb mich krank und sagte zu mir: «Nimm dir eine Auszeit.»

Das war 2008. Einige Zeit später habe ich bei The Big Issue Australia angefangen und das Strassenmagazin verkauft. Der Betrieb startete damals eine grosse Werbekampagne. Sie fragten mich, ob ich mitmachen wollte, und plötzlich war ich im ganzen Land auf riesigen Plakatwänden zu sehen. Das war grossartiges Erlebnis. Überhaupt ist es für mich sehr wichtig, dass ich The Big Issue verkaufen kann. So kann ich mir gesundes Essen leisten, ab und zu kaufe ich mir sogar ein Buch im SecondhandLaden. Die Liebe zu den Büchern habe ich von meiner Mutter geerbt. Daneben höre ich viel Musik, ich mag Karaoke. Ich habe einen Plattenspieler und ein paar Schallplatten, so kann ich das Singen üben. Auch das tut mir gut. Überhaupt geht es mir heute viel besser, ich achte auf meine Gesundheit und habe meine Krankheit einigermassen im Griff. Jetzt fehlt mir nur noch eine Freundin. Es wäre schön, nicht immer allein zu sein.

JAMES BRAUND FOTO:

Kelly kam aus den Niederlanden nach Australien, arbeitete als Krankenpfleger und Koch und verkauft heute The Big Issue Australia in Melbourne.

Aufgezeichnet von AMY HETHERINGTON Mit freundlicher Genehmigung von

Café Surprise – eine Tasse Solidarität Zwei bezahlen, eine spendieren.

BETEILIGTE CAFÉS

IN AARAU Rest. Schützenhaus, Aarenaustr. 1 | Rest. Sevilla, Kirchgasse 4 IN ARLESHEIM Café Einzigartig, Ermittagestrasse 2 IN BACHENBÜLACH Kafi Linde, Bachstr. 10 IN BASEL Bäckerei KULT, Riehentorstr. 18 & Elsässerstr. 43 | BackwarenOutlet, Güterstr. 120 | Bioladen Feigenbaum, Wielandplatz 8 Bohemia, Dornacherstr. 255 | Elisabethen, Elisabethenstr. 14 | Flore, Klybeckstr. 5 | frühling, Klybeckstr. 69 | Haltestelle, Gempenstr. 5 | FAZ Gundeli, Dornacherstr. 192 | Oetlinger Buvette, Unterer Rheinweg | Quartiertreff Kleinhüningen, Kleinhüningerstr. 205 | Quartiertreff Lola, Lothringerstr. 63 Les Gareçons to go, Bad. Bahnhof | L‘Ultimo Bacio, Güterstr. 199 | Didi Offensiv, Erasmusplatz 12Café Spalentor, Missionsstr. 1a | HausBAR Markthalle, Steinentorberg 20 | Shöp, Gärtnerstr. 46 | Tellplatz 3, Tellplatz 3 | Treffpunkt Breite, Zürcherstr. 149 Wirth‘s Huus, Colmarerstr. 10 IN BERN Äss-Bar, Länggassstr. 26 & Marktgasse 19 | Burgunderbar, Speichergasse 15 | Generationenhaus, Bahnhofplatz 2 | Hallers brasserie, Hallerstr. 33 | Café Kairo, Dammweg 43 | MARTA, Kramgasse 8 | MondiaL, Eymattstr. 2b | Tscharni, Waldmannstr. 17a | Lehrerzimmer, Waisenhausplatz 30 | LoLa, Lorrainestr. 23 Luna Llena, Scheibenstr. 39 | Brasserie Lorraine, Quartiergasse 17 | Dreigänger, Waldeggstr. 27 | Löscher, Viktoriastr. 70 | Sous le Pont, Neubrückstr. 8 Rösterei, Güterstr. 6 | Treffpunkt Azzurro, Lindenrain 5 | Zentrum 44, Scheibenstr. 44 | Café Paulus, Freiestr. 20 Becanto, Bethlehemstrasse 183 | Phil’s Coffee to go, Standstr. 34 IN BIEL Äss-Bar, Rue du Marché 27 | Inizio, Freiestrasse 2 | Treffpunkt Perron bleu, Florastrasse 32 IN BURGDORF Bohnenrad, Bahnhofplatz & Kronenplatz | Specht, Hofstatt 5 IN CHUR Café Arcas, Ob. Gasse 17 | Calanda, Grabenstr. 19 | Café Caluori, Postgasse 2 | Gansplatz, Goldgasse 22 | Giacometti, Giacomettistr. 32 | Kaffee Klatsch, Gäuggelistr. 1 | Loë, Loestr. 161 | Merz, Bahnhofstr. 22 | Punctum Apérobar, Rabengasse 6 Rätushof, Bahnhofstr. 14 | Sushi Restaurant Nayan, Rabengasse 7 | Café Zschaler, Ob. Gasse 31 IN DIETIKON Mis Kaffi, Bremgartnerstr. 3a IN FRAUENFELD Be You Café, Lindenstr. 8 IN LENZBURG Chlistadt Kafi, Aavorstadt 40 | feines Kleines, Rathausgasse 18 IN LIESTAL Bistro im Jurtensommer, Rheinstr. 20b IN LUZERN Jazzkantine zum Graben, Grabenstr. 8 | Meyer Kulturbeiz & Mairübe, Bundesplatz 3 | Blend Teehaus, Furrengasse 7 | Quai4-Markt, Baselstr. 66 & Alpenquai 4 | Rest. Quai4, Alpenquai 4 | Bistro Quai4, Sempacherstr. 10 | Pastarazzi, Hirschengraben 13 | Netzwerk Neubad, Bireggstr. 36 | Sommerbad Volière, Inseli Park | Rest. Brünig, Industriestr. 3 | Arlecchino, Habsburgerstr. 23 IN MÜNCHENSTEIN Bücher- und Musikbörse, Emil-Frey-Str. 159 IN NIEDERDORF Märtkaffi am Fritigmärt IN OBERRIEDEN Strandbad Oberrieden, Seestr. 47 IN RAPPERSWIL Café good, Marktgasse 11 IN SCHAFFHAUSEN Kammgarn-Beiz, Baumgartenstr. 19 IN STEIN AM RHEIN Raum 18, Kaltenbacherstr. 18 IN ST. GALLEN S’Kafi, Langgasse 11 IN WIL Caritas Markt, Ob. Bahnhofstr. 27 IN WINTERTHUR Bistro Dimensione, Neustadtgasse 25 | Bistro Sein, Industriestr. 1 IN ZUG Bauhütte, Kirchenstrasse 9 Podium 41, Chamerstr. 41 IN ZÜRICH Café Noir, Neugasse 33 | Café Zähringer, Zähringerplatz 11 | Cevi Zürich, Sihlstr. 33 | das GLEIS, Zollstr. 121 | Kiosk Sihlhölzlipark, Manessestrasse 51 | Quartiertr. Enge, Gablerstr. 20 | Quartierzentr. Schütze, Heinrichstr. 238 | Flussbad Unterer Letten, Wasserwerkstr. 141 jenseits im Viadukt, Viaduktstr. 65 | Freud, Schaffhauserstr. 118 | Kumo6, Bucheggplatz 4a | Sport Bar Cafeteria, Kanzleistr. 76 | Zum guten Heinrich Bistro, Birmensdorferstr. 431

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