September 2021
FÜTTERUNGSTECHNIK «Müesli-Wagen» oder Profimischer? Wichtige Punkte beim Kauf Fit am Steuer Marktübersicht Transportanhänger
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deere.ch
September 2021 | Editorial • Inhalt
Aktuelles
Editorial
4 Kurzmeldungen Markt 10 14 16 18 20 28 32 34 36 40
Agco-Chef hält an Markendifferenzierung fest Welches Transportsystem soll es sein? Massey Ferguson: Zuwachs für «8S»-Baureihe Neuer Messerbalken von Wepfer
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Schwerpunkt: Fütterungstechnik «Müesli-Wagen» oder Profimischer Arbeitsbelastung versus Automatisierung «Die Kosten müssen bekannt sein» Hygiene im Mischwagen Elektro-Mischer: Fast lautlos, dafür effizient Optimale Wasserversorgung im Stall
Impression 42 44 46 48 50 53 56
Kubota: Neue Traktoren der Serie «M6002» Abschiebewagen «T900» von Pronar Alles-Mähdrescher Claas «Trion» New Holland: Methangas-Traktor ist serienreif Steyr «Terrus» in zweiter Generation Raffiniertes Dosiersystem bei Horsch «Versa» Jossi macht Betonböden fit
Wissen 60
Brennstoffzellen benötigen saubere Luft
Management 62 64
Wieso der D-Wert wichtig ist «Der Preis für Holz muss steigen»
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Plattform 66
Mit Tierscheren den Weltmarkt erobert
Sicherheit 68
So bleibt man «Fit am Steuer»
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Passion 70 72
Roman Engeler
John Deere «6830» von Beat Röthlisberger Erfolgreiches Oldtimer-Treffen in Möriken
SVLT 74 GV der SVLT-Sektion Aargau 75 Sektionsnachrichten 78 Porträt: Simon Iten aus Baar ZG 79 Kurse und Impressum
Titelbild: Effiziente Milchviehfütterung mit Radlader und Futtermisch wagen – eine Kombination, die in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt hat.
www.youtube.com/ agrartechnikCH
www.facebook.com/ CHLandtechnik
Die Fütterung der Nutztiere nimmt auf einem Landwirtschaftsbetrieb mit Tierhaltung einen Grossteil der Arbeitszeit in Anspruch. Neben der zeitlichen Beanspruchung ist diese Tätigkeit auch körperlich herausfordernd. Die Technik kann mithelfen, diese Belastungen zu reduzieren und das Ganze effizienter zu machen. Die Palette der Geräte und Maschinen ist heute vielfältig, reicht vom einfachen Futtermischwagen bis hin zu automatischen Systemen, welche die Präsenz eines Menschen nur noch punktuell benötigen. Dazu mehr im Schwerpunkt. Um Effizienz geht es auch im landwirtschaftlichen Transportwesen. Dieses Segment der Landtechnik ist in den letzten Jahren vielfältiger geworden (siehe dazu auch die Übersicht im Download-Bereich auf unserer Website agrartechnik.ch), geblieben ist aber die maximale Geschwindigkeit, mit der man mit Traktor und Anhänger auf öffentlichen Strassen unterwegs sein darf. «Mit 45 km/h an der Spitze der Kolonne», titelte kürzlich «Swiss Camion», die Strassentransport-Fachzeitschrift der Schweiz, und stellt in einem polemischen Artikel die Landwirtschaft an den Pranger. Über viele Zeilen hinweg wird das Leid der Lastwagenfahrer beschrieben, die während Kilometern diesen Traktoren hinterherfahren müssen, ohne eine Chance zu haben, diese auch überholen zu können. Natürlich geht es diesem Magazin nicht um die angeblichen Kolonnen, sondern mehr ums Geld, genauer gesagt um die LSVA-Abgaben. Da versucht sich die Transportbranche im Vorfeld der LSVA-Revision schon mal in Stellung zu bringen. Ob es aber sinnvoll ist, sich dabei auf die Landwirtschaft einzuschiessen, sei doch einmal hinterfragt. Ausgabe Nr. 10 erscheint am 14.10.2021.
Bild: R. Engeler
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Aktuelles
In Kürze Pöttinger erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 mit 405 Mio. Euro einen Re kordumsatz. Rapid firmiert das 2019 übernommene deutsche Unternehmen KommTek in Rapid Technic GmbH um. John Deere bietet nun für die Traktoren der Baureihe «8R» eine Reifendruckregel anlage ab Werk an. Fenaco hat in Lyssach BE die erste Dampf anlage der Schweiz für ökologische Saatgut behandlung in Betrieb genommen. New Holland bringt die Festkammer-Rund ballenpresse «Roll-Bar 125» als Nachfolge modell der «BR6090» auf den Markt. 2021 jährt sich bei Claas die Marktein führung der Baureihe «Dominator» zum 50. Mal. In Harsewinkel wurde die Produkti on des Erfolgsmähdreschers nun eingestellt. Amazone erweitert das Angebot bei den Anhängefeldspritzen «UX» um die Hochleis tungsmodelle «UX 7601 Super» mit 8000 l und «UX 8601 Super» mit 9000 l Volumen. Die 42. Schweizermeisterschaft im Wettpflügen gewann Marco Angst aus Wil ZH (181 Punkte) vor Vorjahresmeister Beat Sprenger aus Wintersingen BL (175,5 Punk te) und Ueli Hagen aus Hüttwilen TG (169 Punkte).
Mit New Holland im Hang Am «Ernte-Feldtag 2021» von Ende Au gust beim Waidhof in Bettwil AG zeigte das New Holland Center Schweiz unter anderem die Mähdrescher «CX 5.90 Hill side» und «CH 7.70». Dabei handelt es sich um zwei neue Mähdrescher von New Holland, die seit dieser Saison erst mals in der Schweiz im Einsatz stehen. Der «CX 5.90 Hillside» hat Hangaus gleichswerte bis zu 10 % hangabwärts, 30 % hangaufwärts und bis zu 38 % am Seitenhang. Beim vorgeführten Modell «CX 5.90 Hillside» mit 600-mm-Dresch trommel wurde über eine Händlerlösung viel Swiss-Finish umgesetzt. So wurde der Mähdrescher für den Schweizer Ein satz in der Höhe um 15 cm reduziert. Erstmals zu sehen gab es auch den
Lkw unter Strom Continental und Siemens Mobility koope rieren im Bereich Stromabnehmer und wollen Lkw mit Strom aus Oberleitungen versorgen. Ziel der Kooperation ist es,
Paul Forrer AG startet eine Vertriebspart nerschaft mit dem Schweizer Elektro-Fahr antrieb-Hersteller I&W Engineering AG. John Deere erweitert das Angebot der selbstfahrenden Feldhäcksler der Se rie «9000» mit den Modellen «9500» und «9600». Der Wasserstoffmotor von Deutz erfüllt den Kohlendioxid-Grenzwert der EU für «Zero-Emission» und ist damit reif für den Markt. Agrostroj ist seit dem Ende Juli 2021 neuer Eigentümer der 1878 gegründeten Stoll-Gruppe. Ab sofort sind die Baureihen «Vestrum», «Maxxum» und «Puma» von Case IH mit den Reifen «TractorMaster» und «VF Trac torMaster» von Continental verfügbar. CNH Industrial hat eine Kaufvereinbarung für den Erwerb des italienischen Baggerher stellers Sampierana unterzeichnet. Düngerstreuer- und Sägeräte-Hersteller Rauch wird in diesem Jahr 100-jährig. Das Familienunternehmen wird mittlerweile von der 5. Generation geführt.
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«CH 7.70» mit dem sogenannten «Cross over Harvesting»-Konzept. Dieses System kombiniert die «Twin Rotor»-Separa tionstechnik mit der konventionellen Dreschtechnologie von New Holland, was zu einer höheren Durchsatzleistung führen soll. Angesiedelt ist der «CH 7.70» zwischen den konventionellen Mittel klasse-Mähdreschern und den Rotor- Flaggschiffmodellen von New Holland.
Schlüsselstrecken im Autobahnnetz mit einem Oberleitungssystem zu elektrifizie ren und so den CO2 -Ausstoss deutlich zu reduzieren. Die neue Partnerschaft vereint zwei Technologiewelten: Siemens Mobi lity ist Spezialist für Bahnelektrifizierung, Continental Engineering Services ist Ent wicklungs- und Produktionsdienstleister für anspruchsvolle Automotive-Technolo gien. Beide Unternehmen bündeln nun ihr Know-how, um zeitnah eine Serienferti gung von Stromabnehmern zu realisieren und für einen flächendeckenden Einsatz in Europa zur Verfügung zu stellen.
Autonomie à la Horsch Bei Horsch schwärmt man für effiziente und schlagkräftige Prozesse – auch in Sachen Autonomie, wobei man in diesem Zusammenhang nichts von Schwärmen hält. Der von Horsch ent wickelte Roboter vermag denn auch eine 24-reihige Einzelkornsämaschine vom Typ «Maestro» zu ziehen. Ange trieben wird die Power Unit, an der sich verschiedene Horsch-Geräte anflan schen lassen, von einem über 300 PS starken Motor von Mercedes. Das Rau penlaufwerk stammt von Claas, das Getriebe basiert auf einem Hydrosta ten. Das Gerät wird derzeit aus sicher
heitstechnischen und rechtlichen Grün den noch über eine Fernsteuerung be dient, soll bereits hunderte von Hektar gesät haben, wird aber bis zur Serien reife noch einige Entwicklungsschritte durchmachen müssen.
Aktuelles
Sauber eingesackt
Güttler im Grünland und Acker
Wege, Rasenflächen und Beete von Laub oder Grünschnitt nur mit der Harke oder dem Besen zu befreien, wird auch auf kleineren Grundstücken schnell anstrengend. Effektive Unterstützung bietet jetzt der neue Akku-Saughäcksler Stihl «SHA 56»: Mit dem leistungsstarken Gerät lässt sich Laub, Grünschnitt und Gras einfach aufsaugen und dabei kleinhäckseln. Zudem lässt es sich als kraftvolles Blasgerät einsetzen. Der Wechsel zwischen beiden Arbeitsmodi erfolgt werkzeuglos. Der drehbare Handgriff sorgt für komfortables und ermüdungsarmes Arbeiten sowohl im Saug- als auch im Blasbetrieb. Der Fangsack wird einfach am Saugrohr eingehängt – das Gerät ist dadurch sofort einsatzbereit – und sein asymmetrisches Design erhöht die Beinfreiheit. Das Blasrohr lässt sich zweistufig in der Länge verstellen und so an die Körpergrösse des Anwenders anpassen. Dabei arbeitet der «SHA 56» dank Akkutechnik abgasfrei und leise, was nicht nur die eigenen Ohren schont, sondern auch die der Nachbarn. Auf einen Gehörschutz kann deshalb guten Gewissens verzichtet werden.
«Die Klimaveränderung wird die Landwirtschaft in Zukunft vor grosse Herausforderungen stellen», sagte Hans Güttler an den Güttler-Evers-Feldtagen bei der Leiser AG in Reiden. «Heisse Sommer sowie Starkregen, wie er in diesem Jahr vorgekommen ist, werden die Landwirte noch mehr fordern.» Der Erhalt der Bodenstruktur werde damit noch wichtiger, so der Inhaber der gleichnamigen Firma aus Kirchheim/Teck, die sich mit ihren Grünland- und Ackerbaugeräten seit mehr als 40 Jahren auf das Erhalten der Bodenstruktur spezialisiert hat. Hans Güttler präsentierte zusammen mit Matthias Anliker von Leiser unter anderem die «SuperMaxx Schweizer Innovation». Das bodenschonende Gerät in Systembauweise erlaubt die Grundbodenbearbeitung bis zur Breit- und Reihensaat. Im Bereich Grünland zeigte die Firma Leiser unter anderem die kompakt gebaute Übersaatmaschine «Greenmaster 300». An der Hausmesse der Leiser AG in Reiden gab es zudem während drei Tagen ein umfangreiches Programm an Ladetechnik, unter anderem von Giant, Bobcat und Manitou, sowie einen Querschnitt aus dem Massey-Ferguson-Traktoren-Programm zu sehen. Auch die Hallen der Leiser AG waren für das Publikum geöffnet.
Stahlindustrie entdeckt Wasserstoff
Der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall und das Bergbauunternehmen LKAB haben das Projekt «Hybrit» aus der Taufe gehoben, das zum Ziel hat, im Stahlherstellungsprozess nicht mehr auf Kohle und Koks zu setzen, sondern zu 100 % auf grünen Wasserstoff. Das fertige Produkt heisst dann «Fossilfreier Stahl« oder «Wasserstoffstahl». Der erste Wasserstoffstahl wurde nun im Juli dieses Jahres gewalzt und kürzlich an Volvo geliefert. Nach Angaben des Konsortiums liessen sich die gesamten Kohlendioxidemissionen Schwedens um mindestens 10 % und Finnlands um 7 % reduzieren, wenn die Stahlherstellung komplett auf Wasserstoff reduktion umgestellt wird.
Erste Saatgut-Dampfanlage in der Schweiz Unter der Marke «ThermoSem» hat die Fenaco Ende August am Standort von UFA Samen in Lyssach (BE) die erste Dampfanlage in der Schweiz für die ökologische Saatgutbehandlung bei Getreide in Betrieb genommen. Die laut der Medienmitteilung preisgekrönte Technologie bekämpfe Krankheiten am Saatgut mittels thermischer Saatgutdesinfektion und verzichtet damit komplett auf chemisch- synthetische Wirkstoffe. Damit leiste die Fenaco einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz und zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Die Anlage könne bis zu 15 Tonnen Saatgut pro Stunde behandeln und das behandelte Saatgut sei frei von oberflächlichen Pilzsporen und Staub. Die Anwendung sei für die Landwirte äusserst sicher. Gleichzeitig sei die Behandlung sehr wirksam. Laut Fenaco werden aktuell in der Schweiz jährlich 19 500 Tonnen Getreidesaatgut chemisch-synthetisch gebeizt. Rund 2600
Tonnen bleiben für den Bio- und IP-Suisse-Markt ungebeizt oder werden mit biologischen Methoden behandelt. Die innovative Dampftechnologie wurde von der Firma ThermoSeed Global AG entwickelt, einer Tochter der schwedischen Agrargenossenschaft Lantmännen.
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John Deere übernimmt Robotik-Start-up John Deere hat das Silicon-Valley-Start-up-Unternehmen Bear Flag Robotics für 250 Mio. US-Dollar übernommen und steigt damit noch stärker in die Bereiche Automatisierung und Autonomisierung ein. Bear Flag existiert seit 2017 und beschäftigt landwirtschaftliche Fachleute, Ingenieure und Techniker, die sich auf die Entwicklung von autonomen Lösungen, Sensortechnik, Datenverarbeitung sowie Softund Hardware konzentrieren. Seit 2019 gibt es mit John Deere bereits eine Zusammenarbeit, die im Rahmen eines Start-up-Kollaborationsprogramms entstanden ist. Diese Initiative verbessert die Kooperation mit Start-ups, deren Technologien für John-Deere-Kunden einen Mehrwert darstellen könnten. Eine ausgewählte Anzahl von autonomen Lösungen wird bereits auf Farmen in den USA eingesetzt.
Neue Göweil Schweiz AG gegründet Durch die Gründung der Göweil Schweiz AG stellt sich der österreichische Landmaschinenhersteller Göweil in der Schweiz neu auf und rüstet sich für die Zukunft. Die neu gegründete Göweil Schweiz AG ist künftig Generalimporteur von Göweil-Produkten in der Schweiz und in Liechtenstein und löst somit die Göweil GmbH ab. Mit dem neuen Namen kommt auch ein neuer Standort, und zwar in Rohrbach BE. Die neue Niederlassung vereint Büro, Werkstatt und
20 Jahre «BIO» Vor 20 Jahren hat Kuhn die Press-Wickel-Kombination «BIO» eingeführt. Das «Bale In One»-Konzept, bei dem das Erntegut an ein und derselben Stelle gepresst und gewickelt wird, ist die Grundlage für diese kompakte, leichte Maschine. Zwei Vorgänge – Pressen und Wickeln – werden bei dieser Maschine, die mit einem integrierten Wickler ausgestattet ist, zu einem kombiniert. Dieser unübertroffene Entwurf macht die Kombination, in der Zwischenzeit «i-BIO+» genannt, zu einer leicht manövrierbaren Lösung. Eine Kombination, die vor allem unter hügeligen Bedingungen und auf kleinen oder nassen Feldern punktet. Viele Landwirte haben diese Press-Wickel-Kombination mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis für sich entdeckt, die mit dem einzigartigen «Twin Reel»-System für Folienbindung sowie dem «Intelliwrap»-Wickelvorgang ausgestattet ist.
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Lager in einem Gebäude und bildet ab sofort die neue Zentrale für die Betreuung der Kunden in der Schweiz und in Liechtenstein, schreibt Göweil in einer Mitteilung. Der vormalige Geschäftsführer Fritz Zürcher gehe den Schritt in die Göweil Schweiz AG nicht mit, heisst es weiter. Zürcher hat 1999 gemeinsam mit Herbert Göweil die Göweil GmbH als Tochterfirma der österreichischen Göweil Maschinenbau GmbH gegründet und das Unternehmen seitdem geleitet. Geschäftsführer der Göweil Schweiz AG ist Bruno Bolliger. Er ist seit sieben Jahren für die Marke Göweil in der Schweiz und in Liechtenstein im Einsatz. Mit der Restrukturierung bekomme das Schweizer Team zudem Verstärkung.
Künftige Prävention
An der diesjährigen Präventionstagung der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) stand der Blick in die Zukunft der Unfallprävention im Zentrum. Der Einsatz neuer Technologien und digitaler Vernetzung spielt auch in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle und stellt die Branche sicherheitstechnisch vor komplexe Fragen. So präsentierten am Bildungszentrum Wallierhof verschiedene Fachpersonen aus dem In- und Ausland die Herausforderungen in der Entwicklung der Agrarrobotik. Die Fortschritte der Robotisierung in der Landwirtschaft sind von vielen Faktoren abhängig – und nicht zuletzt auch von der Frage: «Inwiefern sind wir bereit, unser Leben und unsere Sicherheit einer Maschine anzuvertrauen?» Die Beiträge und Diskussionen der Tagung zeigten deutlich, dass technologische und digitale Lösungen nur dann eine Chance auf Erfolg haben, wenn sie anwenderfreundlich sind und die Anwendenden zeitlich, finanziell und/oder psychisch entlasten können.
Aktuelles
Neues von Krone Krone bringt mit der Baureihe «Swadro S» (Bild) neue Ein-Kreisel-Schwader für den Dreipunktanbau auf den Markt. Es sind drei Modelle mit Arbeitsbreiten von 3,8 m, 4,2 m und 4,6 m. Der Anbaubock kann in zwei Positionen je nach Traktormodell und Optimierung des Gewichtsausgleichs ausgerichtet werden. Die Höhenverstellung gibt es in zwei Varianten mit Handkurbel oder in einer elektrischen Variante direkt von der Kabine aus. Optional ist weiter eine hydraulische Schwadtuch-Verstellung und -Klappung über ein doppeltwirkendes Steuerventil möglich. Weiter gibt es mechanisch oder hydraulisch funktionierende Dämpfungsstreben. Ansonsten sind die bei Schwadern von Krone üblichen Techniken verbaut. Mit dem «EasyWrap 165T» wird die im letzten Jahr eingeführte Serie von einarmigen Ballenwicklern um ein gezogenes Modell erweitert. Das Gerät kann Ballen bis 1,65 m Durchmesser und 1650 kg Gewicht verarbeiten. Dazu gibt es einen hydraulisch aus der Kabine aktivierbaren Ballenaufsteller, aber auch ein externes Bedienpanel. Bis zu zehn Rollen können mitgeführt werden. Der Wickelarm dreht mit 40 U/min.
SMSWettbewerb Jeden Monat verlost die «Schweizer Landtechnik» in Partnerschaft mit einem Landmaschinen-Händler ein attraktives Traktoren-Modell.
Doppelreihe sauber halten Die Hacktechnik von Steketee bewährt sich auch in den «DeltaRow«-Maisbeständen, die mit der Einzelkornsämaschine «Azurit» von Lemken ausgesät wurden, was in einer Masterarbeit an der Fachhochschule Südwestfalen getestet wurde. Zum Einsatz bei der mechanischen Beikrautbekämpfung in Mais kam ein Steketee-«EC-Weeder» mit Fingerhacken und Striegeln als Hackwerkzeuge. In der Abschlussmassnahme wurden ausserdem Häufelschare eingesetzt. Positive Effekte waren in allen Versuchsvarianten nachweisbar. Für die Regulierung von Unkräutern in frühen Wachstumsstadien erwies sich jedoch der Striegel als besonders geeignetes Hackwerkzeug durch Herausreissen und Verschütten der Unkräuter. Bei präziser Einstellung der Hacke liessen sich hohe Wirkungsgrade im Fädchen- bis Keimblattstadium der Unkräuter erreichen.
In dieser Ausgabe ist es ein Modell Fendt «724 Vario» im Massstab 1:32.
SMS – und gewinnen mit Gujer Landmaschinen AG Horbenerstrasse 7 8308 Mesikon
Frontlader mit Steyr-Konzept Die neue Steyr-Frontlader-Baureihe «S» wurde parallel zu einer neuen digitalen Konfiguratorsoftware für Händler entwickelt, mit der die Kunden beim lokalen Händler alles aus einer Hand bestellen und die perfekte Traktor-Lader-Kombination für ihren individuellen Bedarf zusammenstellen können. Die 20 Modelle sind in zwei Modellreihen «T» und «U» unterteilt. Sie zeichnen sich durch eine Premium-Ausstattung aus und sind mit Traktoren von Steyr kompatibel. Eine Reihe von Arbeits-/Anbaugeräten kann direkt zusammen mit Traktor und Frontlader bestellt werden. Die für anspruchsvolle Arbeiten konzipierte Premium-Modellreihe «T» umfasst zehn Modelle mit Hubhöhen von 3,75 m bis 4,70 m und einer Hubkraft zwischen 1390 kg und 2720 kg. Die vielseitige und robuste Frontlader-Modellreihe «U» mit mechanischer Parallelführung eignet sich ideal für alltägliche Laderarbeiten. Wie bei den «T»-Modellen verlaufen die Hydraulikleitungen im Rahmen des Laders. Die maximale Hubhöhe beträgt 3,50 bis 4,50 m, die maximale Hubkraft 1210 bis 2230 kg.
Schreiben Sie ein SMS (CHF 1.–) mit SVLT Name Adresse an die Nummer 880 und gewinnen Sie mit etwas Glück dieses Modell des Traktors Fendt «724 Vario». Der glückliche Gewinner des Modells Claas «Axion 950», das in der August-Ausgabe der «Schweizer Landtechnik» zur Verlosung ausgeschrieben wurde, heisst Fritz Aeschbach und kommt aus 8872 Weesen SG.
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Neue Schienen-Generation Mit der Einführung der neuen Husqvarna-«X-Tough Light»-Leichtbauschiene, die in Zusammenarbeit mit dem tra ditionsreichen japanischen Schienen-Hersteller Tsumura Sue hiro Seiko entwickelt worden ist, macht das schwedische Un ternehmen Husqvarna den nächsten Schritt für ein eigenes Angebot eines erstklassigen Schneidsystem. Durch den Ein satz von Polymer-Molekül-Komponenten im inneren Schie nen-Korpus besitze die Schiene mit 350 Gramm im Vergleich zu einer Standard-Vollschiene mit 90 cm Schienen-Länge ein um 15 Prozent geringeres Gewicht als herkömmliche Voll schienen, schreibt Husqvarna. In Kombination mit Husqvar na-Kettensägen wie der neuen «592 XP» werde die Belastung der Arme des Anwenders im Betrieb um 1000 Gramm redu ziert. Die neuen Husqvarna-«X-Tough Light»-Schienen sind für Ketten mit 3/8-Teilung in sieben Varianten von Längen zwischen 50 bis 90 cm erhältlich.
Mit Strom Kartoffelkraut vernichten Das Rudolfinger Lohnunternehmen Rüeger Agrarservice mit Rolf Rüeger präsentierte im Rahmen einer Flurbegehung der Landi Weinland den elektrischen Krautvernichter der Firma Crop.Zone, mit dem beispielsweise auch Kartoffelkraut mittels leitfähiger Flüssig keiten und elektri scher Spannung ver nichtet werden kann. Ziel damit ist es, den Einsatz che mischer Mittel und deren Rückstände zu reduzieren. Das Gerät wird seit diesem Jahr in verschiedenen Anbaugebieten der Schweiz getestet. So auch in der Region um die Landi Weinland zum Beispiel zum Vernichten der Kartoffelstauden. Vor einem breiten Einsatz werden nun in Tests umfassende Fragen abgeklärt. So etwa auch, ob eine Durchfahrt reicht und wann der wirksamste Einsatz bezüglich Witterung und Tages zeit erfolgen kann. Auch müsse abgeklärt werden, ob sich die se Methode der Staudenvernichtung statt chemisch mit Strom nicht negativ auf die Lagerfähigkeit der Knollen auswirke. «Wir werden in diesem Herbst mit breit abgestützten Testeinsätzen erste Versuche machen und danach die Kartoffeln auch sepa rat einlagern», sagte Martin Germann von der Landi Weinland.
Mehr Traktoren immatrikuliert
Zulassungen 1. Halbjahr (Januar bis Juni 2021)
In der Schweiz haben die Landwirte in den vergangenen Mo naten wieder mehr in Traktoren investiert. Mit 1411 Trak toren nahmen die Neu-Immatrikulationen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gemäss der Statistik des Schweizerischen Landmaschinenverbandes (SLV) um 282 Traktoren zu. Das entspricht einem Plus von 25 % gegen über dem ersten Halbjahr im Vorjahr. Etliche Marken konnten gegenüber der Vorjahresperiode stark zulegen. So unter an derem John Deere (+88), Deutz-Fahr (+82), Claas (+45) und New Holland mit 40 Traktoren. An der Spitze der SLV-Zulas sungsstatistik steht nach wie vor Fendt mit 263 Traktoren.
1. Fendt 263 (+1 Traktor) 2. John Deere 243 (+88) 3. Deutz-Fahr 184 (+82) 4. New Holland 167 (+40) 5. Claas 95 (+45) 6. Massey Ferguson 65 (–23) 7. Steyr 62 (+17) 8. Lindner 61 (+10) 9. Hürlimann 60 (+7) 10. Valtra 57 (+7) 11. Case IH 51 (–1)
Neuer Bohnenvollernter Seit Mitte August kommt im Berner Seeland mit dem knickgelenkten «GB7150» der neue Bohnenvollernter von Ploeger zum Einsatz. Die Maschine ist eine Neu entwicklung des holländischen Herstellers und gehört der Landi Seeland respek tive der Bohnenzentrale Seeland, die jährlich rund 300 ha Buschbohnen vermark tet. Betrieben wird der Vollernter «GB7150» von Lohnunternehmer Ueli Brauen aus Suberg. Er organisiert die Ernte, die Abfuhr sowie die Fahrer. Das nasskühle Wetter von diesem Sommer mit Starkregen und zum Teil Hagel hat auch bei den Bohnen zu einem schlechten Wuchs und damit zu tiefen Erträgen geführt.
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12. McCormick 23 (+15) 13. Kubota 22 (–7) 14. Landini 20 (+5) 15. Same 18 (–10) 16. Rigitrac 12 (+4) 17. JCB 4 (+2) 18. Lamborghini 3 (–3) 19. A. Carraro 1 (+1) 20. Zetor 0 (–2) Total: 1411 (+282, +25 %) Quelle: SLV
Eric Hansotia ist der dritte CEO und Präsident in der Geschichte von Agco. Er will an der klaren Markendifferenzierung festhalten, die Marken aber globaler machen und weltweit einheitlicher positionieren. Bild: M. Morawitz
Mehrmarkenstrategie als Wettbewerbsvorteil Eric Hansotia, neuer CEO und Präsident von Agco, stand kürzlich der «Schweizer Landtechnik» in einem Online-Interview Red und Antwort, sprach über seinen Start in Zeiten der Corona-Pandemie und äusserte sich darüber, wohin er als dritter Chef von Agco den Landmaschinenkonzern steuern möchte. Roman Engeler Schweizer Landtechnik: Sie haben in einer schwierigen Zeit – Stichwort «Corona» – die Agco übernommen. Wie sind die ersten Monate für Sie verlaufen? Eric Hansotia: Sehr interessant. Ich war vor meiner Ernennung zum CEO und Präsidenten von Agco bereits als Chief Operating Officer für die operativen Tätigkeiten bei Agco verantwortlich, kannte also das Unternehmen mit all seinen Facetten schon sehr gut. Noch in dieser Funktion wurde ich im März 2020 mit der Corona-Pandemie konfrontiert und musste Massnahmen wie Betriebsschliessungen oder virtuelle Meetings anordnen. Es war damals ungewiss, ob diese Pandemie nur wenige Wochen, Monate oder gar noch länger dauert. Was passiert mit unseren über 22 000 Mitarbeitenden weltweit? Wir mussten 10
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neue Instrumente entwickeln: Wie kann man mit den rund 850 Führungskräften von Agco regelmässig kommunizieren? Wie kann man zu Landwirten den Kontakt aufrechterhalten? Rückblickend kann ich festhalten, dass die Kreativität rund um die Einführung digitaler Tools bemerkenswert war und vor allem schnell erfolgte. Konnten Sie eigentlich schon allen Standorten von Agco einen Besuch abstatten? Nicht zu 100 %. Agco verfügt bekanntlich weltweit über viele Werke und Standorte. Einige davon konnte ich bereits besuchen, weitere werden folgen. Ich suche gerne das Gespräch mit unseren Mitarbeitenden. Es ist eine grossartige Möglichkeit, ein Gefühl dafür zu bekommen, was im Geschäft passiert und was die Menschen denken.
Ich freue mich darauf, in naher Zukunft solche Besuche wieder öfters machen zu können. Sind Sie mit dem aktuellen Geschäftsgang von Agco zufrieden? Nein – und zwar deshalb, weil man eigentlich nie zufrieden sein und immer nach dem Besseren streben sollte. Wo sehen Sie noch Optimierungspotenzial? Ich möchte diese Antwort allgemein halten: Wir können unsere Kunden noch besser beliefern. Wir können ein noch besseres Umfeld für unsere Mitarbeitenden schaffen und letztlich auch unsere Investoren noch besser bedienen. Es ist eine meiner Aufgaben, die Messlatte immer höher zu legen und neue Ziele
Interview | Markt
festzulegen. Darum geht es letztlich auch in unserer Strategie. Selbstgefälligkeit ist für mich ein Unding. Wie ist eigentlich Ihr Bezug zur Landwirtschaft und Landtechnik? Meine Leidenschaft für die Landwirtschaft begann schon als Kind. Ich bin auf einer Milchfarm im US-Bundesstaat Wisconsin aufgewachsen und habe später Maschinenbau studiert – beschäftige mich also schon lange mit der Branche. Die Kombination von Technik und Landwirtschaft, verbunden mit Innovationen, hat mich letztlich zu dem gemacht, was ich heute bin. Durch Ihre frühere Tätigkeit bei einem anderen US-Landtechnik-Hersteller kannten Sie die Landtechnik-Branche schon vor Ihrem Engagement bei Agco sehr gut. Worin unterscheidet sich Agco aus Ihrer Sicht von ihren Mitbewerbern? Das Besondere an Agco ist für mich die Vielfältigkeit dieses Unternehmens. Agco entstand durch die Akquisition von vielen Firmen, die alle ihre eigenen Identitäten hatten und diese zu einem grossen Teil auch bewahren konnten. Andere Unternehmen sind in dieser Beziehung viel homogener. Gerade diese Heterogenität, diese Kultur bei Agco, ist es, die für mich einen Reiz ausübt und das Besondere an Agco ist. Ich glaube auch, dass Agco das am stärksten auf die Bedürfnisse des Landwirts ausgerichtete Landtechnik-Unternehmen ist. Ihr Vorgänger, Martin Richenhagen, hat dieser Heterogenität aber Grenzen gesetzt und dem einstigen «Gemischtwarenladen» Agco eine klare Markenstrategie verpasst. Drängen sich aus Ihrer Sicht Änderungen bei dieser Strategie auf? Ich fasse es so zusammen: Wir nehmen die bisherigen Stärken mit und werden im Laufe der Zeit Anpassungen machen, wenn solche notwendig sind. Die klare Mehrmarkenstrategie wird Agco aber beibehalten. Das ist nach meiner Meinung ein echter Wettbewerbsvorteil, denn letztlich ist auch nicht jeder Landwirt gleich. Es gibt Landwirte, die einen hohen Anspruch an Technologie und Qualität haben. Andere wiederum bevorzugen einfachere, aber dennoch zuverlässige Technik. Weiter gibt es Bauern, die nach sehr individuellen Lösungen verlangen. Wir müssen aber für unsere Marken weltweit noch ein einheit licheres Markenerlebnis schaffen, überall
den gleich hohen Service und überall den gleichen Kundensupport bieten. An der Fendt-Pressekonferenz von Mitte Juli haben Sie erwähnt, dass Sie nun als CEO für das dritte Kapitel in der Agco-Geschichte zuständig seien. Was wird der Inhalt dieses Kapitels sein? Ich sehe hier drei Punkte. So geht es für mich darum, dass Agco das am stärksten auf die Landwirte ausgerichtete Unternehmen der Branche bleibt, sich diesbezüglich aber noch weiterentwickeln kann. Wir müssen den Bauern, seinen Landwirtschafts betrieb und dessen Wirtschaftlichkeit stets im Fokus haben und nicht nur über Motorleistung oder Hubkraft diskutieren. Zweitens wird es um die Weiterentwicklung von Smart Farming gehen. Maschinen, die mit Sensoren ihre Umgebung besser wahrnehmen können, die sich selbst einstellen oder gar autonom funktionieren. Und ein dritter Punkt betrifft die Art und Weise, wie wir mit den Landwirten und Vertriebspartnern künftig interagieren. Richten wir den Blick auf die Traktoren-Sparte mit den Marken «Massey Ferguson», «Fendt» und «Valtra». Wie stark sollen diese Marken weiterhin differenziert bleiben? Ich denke, wir haben mit unserer Strategie gerade diese Frage schon ziemlich gut beantwortet. Seit einigen Jahren verfolgen wir eine Plattformstrategie, und zwar dort, wo es aus Kundennutzen auch Sinn macht, wo es aus Markensicht vertretbar ist und man so letztlich auch Skaleneffekte
erreichen kann, wenn man in grösseren Stückzahlen produziert. Wo unsere Kunden aber die Einzigartigkeit verlangen, müssen wir diesem Wunsch nachkommen. Man muss diese Differenzierung fast für jede Maschine, für jeden Typ von Maschine individuell definieren. Bei der Erntetechnik ist diese Markendifferenzierung weniger stark bis kaum erkennbar. Wieso eigentlich? Ja, das stimmt. Bei der Erntetechnik ist der Markt auch viel kleiner als bei den Traktoren. Allein aufgrund dieser Anzahl ist es schwieriger, zwischen den Marken dann noch eine grosse Differenzierung anbieten zu können. Nehmen wir als Beispiel unseren «Ideal»- Mähdrescher, das wohl ehrgeizigste Entwicklungsprojekt in der Firmengeschichte von Agco. Man war sich schon früh darüber im Klaren, dass von diesem Mäh dreschertyp nicht verschiedene Markenversionen entwickelt und gebaut werden können. Der «Ideal» hat deshalb eine neue, einheitliche Farbe bekommen, wird aber in den Markenbezeichnungen von «Massey Ferguson» und «Fendt» im Markt platziert – und ist übrigens der beste Mähdrescher im Markt. Für Fendt wurde vor einiger Zeit die «Route 66» verordnet mit dem Ziel, 80 % der Vertriebspartner zu exklusiven Fendt-Händlern zu machen. Wo steht man derzeit mit dieser Strategie? Für Agco war das weniger eine Strategie als vielmehr ein spezielles Projekt für Fendt. Jetzt verfolgen wir mit «Farmer
Für Eric Hansotia werden künftig Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Entwicklung neuer Maschinen eine wichtigere Rolle spielen. Bild: R.Engeler
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Bei der Sämaschine kann ich mir das vorstellen, wenn sie an die vorgeschriebenen gesetzlichen Verordnungen angepasst wird. Die neue, selbstfahrende Applikationsmaschine «Rogator 900» ist für Westeuropa eher weniger geeignet. Den «Rogator» bauen wir auf verschiedenen Plattformen, entsprechend den Märkten, in denen sie zum Einsatz kommen. In Europa haben wir den «Rogator 600» im An gebot, der übrigens in Hohenmölsen in Deutschland gebaut wird. Stichwort Digitalisierung – ein Mega trend – auch in der Landwirtschaft. Agco betreibt mit Partnern sogenannte Zukunftsfarmen, unter anderem auch eine in der Schweiz («Swiss Future Farm»), die ebendiese Zukunftstechnologien erproben. Was erhoffen Sie sich damit? Diese Farmen sind für uns enorm wichtig. first» eine Strategie, bei der unter anderem Vertriebspartner exklusive Fendt- Ich habe vorhin über meine Ziele gesprochen, die ich mit Agco erreichen möchte. Händler werden, um den Landwirten ein Ein Weg dazu ist, den Landwirten all diese bestmögliches Kundenerlebnis zu verneuen Technologien auf dem Feld, in der schaffen. Für Fendt bedeutet dies eine Chance für ein weiteres globales Wachspraktischen Anwendung zu zeigen. Wir tum, um von einem reinen Hersteller von können auf solchen Betrieben während der Traktoren zu einem richtigen Vollsortimengesamten Vegetationszeit bewährte Verter zu werden und gleichzeitig über ein fahren mit neuen vergleichen und können Vertriebsnetz zu verfügen, das dieses die Wirtschaftlichkeit neuer Technologien Wachstum auch unterstützen kann. untersuchen. Wir beschäftigen auf diesen Farmen auch Agronomen, die Seite an Seite mit den Maschinenbauern zusammenarbeiHaben Sie diesen Prozentsatz von ten. Neben der «Swiss Future Farm» in der 80 % nun erreicht? Ja, wir sind auf Kurs und haben die angeSchweiz betreiben wir noch eine im afrikanistrebten 80 % bereits übertroffen. schen Sambia und eine in Illinois (USA).
Sogenannte Zukunftsfarmen, wie die «Swiss Future Farm» in Tänikon, seien für Agco zentrale Plattformen, um Landwirten neue Technologien im praktischen Einsatz und deren «agronomische Wirkung» zeigen zu können, betont Eric Hansotia im Interview mit der «Schweizer Landtechnik». Bild: R. Engeler
Gibt es ähnliche Überlegungen auch bei den anderen Marken? Nein. Unsere neue Strategie, bei der die Landwirte im Mittelpunkt stehen, definiert unsere globalen Prioritäten: aussergewöhnliche Kundenerlebnisse zu bieten, intelligente Lösungen bereitzustellen und den Landwirten die Möglichkeit zu geben, mit unseren Marken zu interagieren, wann und wo sie wollen. Jedes unserer globalen Markenteams entscheidet, wie es unsere Strategie am besten umsetzt, um den Landwirten maximalen Nutzen zu bieten. Mit der Sämaschine «Momentum» oder dem Selbstfahrer «Rogator 900» hat Fendt spezielle Maschinen entwickelt, die vornehmlich für die Grossflächen-Landwirtschaft in Übersee konzipiert sind. Werden diese Maschinen künftig auch in Europa, allenfalls in kleinerer Ausführung, auf den Markt kommen? 12
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Gibt es weitere Aktivitäten in diesem Zusammenhang? Ja, neben diesen Farmen sind wir im Rahmen von sogenannten «Crop Tours» auch auf Feldern von Kunden präsent. Dort machen wir annähernd das Gleiche: Wir schauen also, wie sich neue Technologien agronomisch und wirtschaftlich auswirken. Diese Untersuchungen laufen jeweils aber nur für eine zeitlich beschränkte Dauer. Generell wollen wir aber solche Feldversuche künftig ausbauen. Mit der Agco International GmbH hat ein wichtiges Agco-Unternehmen seinen Sitz in der Schweiz – ursprünglich wohl wegen der günstigen Steuer situation. Bleibt dieser Standort erhalten, sollte demnächst einmal ein international harmonisierter Steuersatz für Unternehmen gelten? Agco International in Neuhausen SH ist für uns nach wie vor eine grossartige Sache.
Ursprünglich mögen ja vielleicht steuerliche Überlegungen für diese Standortwahl im Zentrum gestanden haben. Gerade für ein Unternehmen mit mehreren Marken ist dieser zentral in Europa gelegene Standort in der Schweiz für die unterschiedliche Betreuung der verschiedenen Märkte weiterhin ideal. Sprechen wir zum Schluss noch das weite Thema der Nachhaltigkeit an. Gerade die Landwirtschaft ist ja immer wieder im kritischen Fokus der Öffentlichkeit. Nehmen Sie das bei Agco wahr? Die Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema und wird künftig noch wichtiger werden – für die Landwirte und für die Gesellschaft. Wir haben aber gesehen, dass die negative Betrachtung der Landwirtschaft von aussen in Zeiten von Corona einer positiveren Sichtweise gewichen ist. Plötzlich hat man festgestellt, dass eine Lieferkette auch unterbrochen werden kann und wie anspruchsvoll es ist, Lebensmittel von einem Landwirtschaftsbetrieb in den Supermarkt zu bringen. Der Landwirt in der Nachbarschaft spürt plötzlich wieder mehr Akzeptanz. Wie reagieren Sie bei Agco darauf? Die wieder etwas positivere Sicht auf die Landwirtschaft ist eine gute Sache. Wir, und da spreche ich auch die Landtechnik an, müssen aber weiterhin bestrebt sein, unser Wirtschaften so zu verändern, dass wir insgesamt nachhaltiger werden, trotzdem aber genügend Nahrungsmittel erzeugen können. Da komme ich wieder auf Smart Farming oder die Präzisionslandwirtschaft zu sprechen. Diesbezüglich ist Agco auf verschiedenen Gebieten aktiv, wie beispielsweise auf Betrieben wie der «Swiss Future Farm» oder sei es mit unserem Finanzdienstleister Rabo-Bank, mit dem wir beispielsweise Landwirten ermöglichen, über eine Dekarbonisierungsplattform Geld zu verdienen. Werden sich Landmaschinen mit Blick auf die Nachhaltigkeit verändern? Aspekte der Nachhaltigkeit werden bei der Entwicklung neuer Landtechnik zunehmend eine zentralere Rolle einnehmen. Das fängt heute beispielsweise bei einer in das Fahrzeug integrierten Reifendruckregelanlage zur Bodenschonung an und endet bei allerlei Sensoren. Wichtig ist, dass wir als Hersteller die Landwirte im Umgang mit diesen und anderen Zukunftstechnologien aktiv unterstützen.
Management | Marktübersicht
Nachhaltiger Warentransport Wenn von Nachhaltigkeit gesprochen wird, dann stehen auch Transportsysteme und Maschinenauslastung im Fokus. Saisonal anfallende Transportgüter wollen effizient und kostengünstig transportiert werden, verhindern aber gleichzeitig eine Ganzjahres auslastung der Transporttechnik. Ruedi Hunger
Die Suche nach einem geeigneten Transportsystem ist nicht immer einfach. Oft müssen Kompromisse eingegangen werden. Bild: R. Hunger
Um die Forderung nach effizienter Transportleistung zu erfüllen, soll die Transporttechnik ein tiefes Eigengewicht aufweisen, gleichzeitig aber über höchste technische Zuverlässigkeit verfügen. Der steigende Transportbedarf in der Landwirtschaft verlangt nach geeigneten und vielseitig einsetzbaren Transportlösungen. Neben dem klassischen Kipper stehen Abschiebe- und Rollbandwagen sowie Mulden- und Hakensysteme im Angebot der Hersteller. Die Schwierigkeit auf der Suche nach einem geeigneten Transportsystem ist, dass sich nicht alle Güter gleichermassen gut und erfolgreich mit einem einzigen Transportsystem transportieren lassen. Folglich müssen Kompromisse eingegangen werden.
Ein Klassiker für alle Ganz allgemein, egal in welcher Konfiguration, ist der Kipper ein Multitalent. Jede Art von Schüttgütern können mit dem 14
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Kipper transportiert und einfach entladen werden. Der grösste Nachteil eines Kippers ist das Kippen selber! Denn beim Anheben des Aufbaus verliert der Wagen an Standfestigkeit. Für den Häckselguttransport und das Abkippen auf dem Fahrsilo scheidet er deshalb wegen des erhöhten Risikos des Umfallens aus. Dennoch besitzt im «Kipperland» Schweiz ein durchschnittlicher Landwirtschaftsbetrieb einen robusten Kipper, der für alle Arbeiten «hinhalten» muss.
ein Gewaltakt. Je länger der Wagen ist, desto heftiger ist dies der Fall. Gegenüber einem Schubbodensystem kann ein ASW gut und gern bis zu fünfmal schneller ab laden.
Der Schonende Grundsätzlich hat der Rollbandwagen ähnliche Eigenschaften wie ein Abschiebe wagen. Auch er ist standsicher und auch sein Schwerpunkt verschiebt sich nie nach oben. Er eignet sich speziell für sensible Ladegüter. Auch wenn die Vorderwand mit
Der Standsichere Seit 1999 sind Abschiebewagen (ASW) auf dem Markt. Diese Wagen eignen sich in erster Linie für Schüttgüter. Hauptargument für den Abschiebewagen ist seine Standsicherheit beim Abladen. Denn sein Schwerpunkt bleibt nahezu stabil, wenn schon, dann verschiebt er sich in Längsrichtung nach hinten, aber niemals nach oben. Der Abschiebevorgang ist allerdings
Marktübersicht für Download Als Ergänzung gibt es im DownloadBereich der «Schweizer Landtechnik» auf der Homepage www.agrartechnik.ch/ zeitschrift eine Marktübersicht zu Abschiebe- und Rollbandwagen inklusive Maschinenkostenberechnung.
Marktübersicht | Management
Pro- und Kontra-Argumente • «Immer standhaft» So viel vorab: Auf einen gebrauchten Dreiseitenkipper, egal ob 5-Tonnen-Einachser oder ein grosser 18-Tönner, braucht kein Lohn unternehmer zu verzichten. Für bestimmte Arbeiten wie Beton- oder Bauschutttransport erfüllt ein gebrauchter den Zweck noch lange. Gerade ein Lohnunternehmer muss, was die Transportlogistik anbetrifft, professionell aufgestellt sein. Beim Abschiebe- und beim Rollbodenwagen bleibt die Höhe immer die gleiche. Damit bleibt der Schwerpunkt immer tief und die Standsicherheit bleibt erhalten. Auch die Überladehöhe an der Heckklappe oder dem Kornschieber bleibt beim Entladen immer gleich. Die Entladezeiten mit einer
vernünftigen Hydraulikleistung des Traktors liegen bei etwa einer Minute. Zudem gibt es keine Restmengen in den Ecken und mit dem Abschieber kann dosiert abgeladen werden. Die Heckklappe kann durch ein Breitstreuwerk für Mist, eine Überladeschnecke oder ein Überladeband ersetzt werden. Der Überladewagen ist ein Multitalent. • «Kippen ist einfacher» Gleich zu Beginn: Kipper sind eine vertraute Technik, sie sind preiswert, flexibel und robust. Der Abschiebewagen hat aufwändig verbundene Hydraulikzylinder oder einen Rollboden. Die Abschiebetechnik ist wartungsintensiv und erhöht das Gewicht. Wenn
verschiedene Produkte wie Silage, Mist oder Kartoffeln transportiert werden, ist vor dem Transport von Getreide oder Raps eine aufwändige Reinigung mit dem Hochdruckreiniger notwendig. Beim Kipper geht das verhältnismässig rasch, leicht angehoben ist er in einer Stunde wieder trocken. Wer den Abschiebewagen für Bauschutt und Sand benutzt, beschert ihm kein langes Leben. Auch beim Beladen mit Stückgut oder Paletten muss beim Kipper nicht lange überlegt werden. Im Ganzen gesehen ist der Kipper flexibler einsetzbar. Kipper haben eine schlechtere Standfestigkeit, aber alles in allem sind sie günstiger, denn das Entladen mit der Schwerkraft ist «gratis».
dem Band nach hinten gezogen wird, entsteht während des Abladevorgangs kein zusätzlicher Druck auf die Seitenwände.
Übersicht
Vorsicht: Massangaben
Der klassische Dreiseitenkipper ist vielseitig einsetzbar. Die Höhe der Seitenwände kann dem Ladegut entsprechend gewählt werden.
Muldenkipper sind besonders für den Transport von Schüttgütern geeignet. Bilder: R. Hunger
Abschiebewagen sind auch auf dem Fahrsilo Der Rollbandwagen ist ein schonendes «standsicher». Bild: Fliegl Transportsystem, da beim Abladen kein Druck auf das Ladegut ausgeübt wird.
Ein Muldensystem ist vielseitig einsetzbar. Für ein Hakengerät sind gleich mehrere Mulden im Einsatz.
Dolly/Auflieger-Transportsysteme sind in der Landwirtschaft eher die Ausnahme.
Bei der Transporttechnik ist es nicht neu, dass Inhalte mit unterschiedlichen Ellen gemessen werden. Ein Kubikmeter ist zwar immer ein Kubikmeter, entscheidend ist aber, was noch alles in dieses Mass mit hineingepackt wird. In der DIN-Norm 11 741 sind die Masse für Transportanhänger bzw. das Ladevolumen umschrieben. Bei dieser DIN-Norm gelten die Abmessungen beispielsweise bis zu den Dosierwalzen (sofern vorhanden) als maximale hintere Begrenzung. Eine andere Grösse ist das «Wassermass», mit dem das Volumen mit rieselfähigen Ladegütern bis zur Aufbau-Oberkante maximal genutzt werden darf/kann. Andere Angaben beziehen sich auf den Inhalt inkl. der Volumenheckklappe und mit bzw. ohne Klappen der hydraulischen Vorderwand. Beim Kauf, oder besser vorher, heisst es deshalb genau hinschauen.
Fazit Raum und Zeit stehen bei den Transportsystemen für den Lohnunternehmer in engem Zusammenhang. Von Frühjahr bis Spätherbst besteht ein hoher Transportbedarf. Ob dazu nun der klassische Kipper, ein Abschiebe- oder Rollbandwagen oder ein Muldensystem verwendet wird, hängt von den Transportgütern, den Transportmengen und den Gegebenheiten vor Ort ab. Die Abschiebe- und Rollbandwagen können eine gute Alternative zum Kipper, aber auch zum Häckselwagen mit Kratzboden sein. 9
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Die Baureihe «MF 8S» bekommt mit den Modellen «MF 8S.285» und «MF 8S.305» Zuwachs, zudem können nun alle Modelle mit stufenlosen «Dyna-VT»-Getriebe ausgestattet werden. Bilder: MF
Smarte und digitale Innovationen Massey Ferguson präsentiert neue Traktor-Baureihen, Futterernte-Maschinen sowie Teleskoplader und dehnt damit die Produktpalette weiter aus, möchte diese aber insbesondere smarter und digitaler machen. Roman Engeler Im letzten Jahr läutete Massey Ferguson mit der Traktorbaureihe «MF 8S» eine neue Ära ein. Nun wird diese Serie mit zwei Modellen («MF 8S.285» und «MF 8S.305») nach oben erweitert. Die Typbezeichnung entspricht dabei der Nennleistung bei 1850 U/min. Auch den neuen Modellen ist ein 7,4-l-Motor mit 6 Zylindern von Agco Power verbaut. Zudem sind die Traktoren dieser Baureihe nun auch mit stufenlosem «Dyna-VT» erhältlich, das Topmodell «MF 8S.305» sogar nur mit diesem stufenlosen Getriebe, das man als «ML 260» kennt und wie dieses auch bei den Traktoren von Fendt der Serie «900 Vario» verbaut wird.
«MF 6S» Massey Ferguson führt nun auch bei den tieferen Leistungsklassen die neuen Modellbezeichnungen ein. Bereits im Markt 16
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erhältlich sind die Modelle der Baureihe «MF 5S», nun kommen die Serien «MF 6S» und «MF 7S» hinzu. Auch diese Traktoren folgen dem neuen «Retro»-Design, sie bieten aber auch ein höheres Mass an Komfort und Bedienernutzen als ihre Vorgängermodelle. Die Serie «MF 6S» umfasst fünf Modelle mit Leistungen von 135 bis 180 PS – mit dem Motormanagement «EPM» gibt es bis zu 20 PS zusätzlich. Motorseitig wird ein 4-Zylinder-Aggregat mit 4,9 l Hub raum verbaut. Neben der stufenlosen Getriebevariante gibt es auch das «Dyna 6 Super Eco», eine Adaptation des bekannten automatischen und 6-stufig lastschaltbaren Getriebes, das die 40 km/h bei treibstoffsparenden 1450 U/min erreicht. In den Ausstattungsvarianten «Exclusive» und «Efficient» gibt es eine neue Armlehne, die mit dem Sitz verbunden ist und al-
les enthält, was der Fahrer zur Bedienung von Motor, Getriebe, Hydraulik, Hubwerk und Zapfwelle benötigt, sowie Schalter für Radio und Telefon. Erneuert wurde der 9 Zoll grosse «Data tronic 5»-Terminal, der die Funktionalität verbessern und die Bedienung vereinfachen soll. Dieser Touchscreen mit seiner hellen und entspiegelten Oberfläche ermöglicht auch einen einfachen Zugriff auf neue Schnellwahltasten.
«MF 7S» Auch die Baureihe «MF 7S» entspricht nun dem neuen «Retro»-Design von Massey Ferguson. Als 6-Zylinder-Alternative zur Serie «MF 6S» umfasst diese Baureihe vier Modelle mit Leistungen von 155 bis 190 PS, die mit «EPM» um 20 bis 30 PS gesteigert werden können. Dahinter steht ein Motor von Agco Power mit
Neuheiten | Markt
6,6 l Hubraum. Die Getriebevarianten entsprechen jeder der Serie «MF 6S», ebenso die Bedienkomponenten in der Kabine.
Frontlader-Steuerung Mit dem «MF E-Loader» will Massey Ferguson die Bedienung eines Frontladers vereinfachen bis automatisieren und dabei die Effizienz, Genauigkeit und Sicherheit beim Laden verbessern. Diese Funktion lässt sich über das «Datatronic 5»Terminal bedienen und ermöglicht dem Fahrer die Kontrolle der Ladefunktionen, das Wiegen einzelner Ladungen, die Automatisierung des Greifens sowie das Einrichten und Speichern automatischer Abläufe für verschiedene Ladezyklen. Weiter soll ein automatisches Wiegen auch während der Fahrt möglich sein und eine neue Rüttelfunktion soll nicht nur das Entleeren, sondern auch das Befüllen einer Schaufel erleichtern. Den «MF E-Loader» gibt es für die mit Frontlader ausgestatte-
ten Serien «MF 5S», «MF 6S», «MF 7S» und «MF 8S».
Rundballenpressen Seit der Übernahme der Futterernte-Sparte von Lely entwickelt Agco seine Traktorenmarken konsequent in Richtung Fullline-Anbieter. Die bei den Traktoren von Agco stark ausgeprägte Markendifferenzierung kommt in diesem Techniksegment aber weniger zur Geltung. Für die Festkammer-Presswickelkombination «MF RB F Protect» gibt es jetzt wie beim Schwestermodell von Fendt die Option einer Folienbindung, die parallel zur Netzbindung eingerichtet werden kann. Das Umrüsten soll weniger als zwei Minuten dauern. Weiter gibt es einen neuen Ballenkipper, optionale LED-Beleuchtungen und auf Wunsch auch einen Wagenheber, mit dem das Ankuppeln der Presse an den Traktor vereinfacht wird. Das Schneidwerk wurde überarbeitet und kann nun
Netz- oder Folienrollen können mit dem «Comfort Load»-System und dem langen Ladearm bequem geladen werden.
Die neuesten Frontmähwerke «MF DM 316 FP» mit einer Arbeitsbreite von 3,10 m sind auch mit Zinken- oder Walzenaufbereiter erhältlich.
Der «MF E-Loader» zeigt auf dem Display die Kontrolle der Ladefunktionen, das Wiegen einzelner Ladungen, die Automatisierung des Greifens sowie das Einrichten und Speichern automatischer Abläufe für verschiedene Ladezyklen an.
mit einer Einzelmesserhalterung ausgestattet werden, die es dem Fahrer ermöglicht, 13, 17 oder 25 Messer schalten zu können.
Ausbau der Futterernte-Technik Man kann über die Fullliner-Strategien denken, was man will. Tatsache ist, sie sind da und werden von den Herstellern durchgepaukt. So baut auch Massey Ferguson die Sparte der Futterernte-Technik weiter aus, bringt mit dem «MF DM TL» neue Schmetterlingsmähwerke mit Arbeitsbreiten von 8,6 und 9,6 m auf den Markt, präsentiert mit dem «MF DM 316» ein neues Front-Scheibenmähwerk mit 3,1 m Arbeitsbreite, bei dem das Schneidwerk mit sechs Scheiben und je zwei Messern durch einen Zinken- oder Walzen aufbereiter komplettiert werden kann. Ein Pendel- und Schwenksystem verbessert die Bodenanpassung, sodass das Mähwerk den Bodenkonturen bis zu +/–7,5° folgen kann. Eine federbelastete Zentriervorrichtung verhindert ein seitliches Verschieben des Mähers in der Transportstellung. Weitere Optionen zur Leistungssteigerung sind eine elektrohydraulische Einzelaushubsteuerung, Förderflügel und Kegelhüte für die Mähscheiben, ein Schwadführungssystem, hydraulisch klappbare Abdeckungen und zusätzliche Gleitkufen. Ergänzt, dies ebenfalls parallel zu den bereits von Fendt vorgestellten Modellen, wird die Palette der Kreiselschwader, und zwar durch die 4-Kreisel-Modelle «MF RK 1254 TRC» und «MF RK 1404 TRC» mit hydraulisch anzuhebender Achse. Diese Achse sorgt dafür, dass sich die Kreisel nur dann heben und senken, wenn sich die Achse in der richtigen Position befindet. Letztlich reagiert man auch auf die Nachfrage in den Bergregionen und baut dieses Angebot mit kompakten, speziellen Alpin-Maschinen weiter aus. 9
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Flink und bissig im Gras Der Schweizer Tüftler und Landmaschinenspezialist Hans Wepfer hat einen neuen Messerbalken entwickelt. Das Messer ist aus einem Stück gefertigt und soll die Vorzüge von rotierenden Mähwerken mit jenen eines Messerbalkens kombinieren. Roman Engeler «Geht nicht – gibt’s nicht»: Nach dieser Devise lebt Hans Wepfer seit Kindsbeinen. Bereits seit einiger Zeit beschäftigt sich der Landmaschinenhändler, Tüftler und Inhaber zahlreicher Patente mit Mäh werken. So ist er vor rund 30 Jahren mit dem Doppelmesser-Mähwerk «Chamäle on» auf den Markt gekommen. Messer balken und Antrieb stammten bisher vom Hersteller ESM.
Spagat schaffen Seinem Streben nach permanenter Ver besserung folgend wollte Wepfer nun mit einem eigenen Messerbalken die Vorteile eines rotierenden Mähwerks mit jenen ei nes Messerbalkens kombinieren und dabei die Nachteile des Balkens wie Aufwand fürs Schleifen und Beschädigungen durch Steine ausmerzen. Die Vorteile, dass Mes serbalken mit weniger Leistung ausge kommen, leichter sind, dabei Insekten und Bodenlebewesen schonen sowie darüber hinaus auch noch finanziell von Öko-Bei
trägen profitieren können, sollten erhalten bleiben. Wepfer wollte also den klassi schen Spagat schaffen.
«Swissblade» Entstanden ist nun der Messerbalken «Swissblade», der auch den Kosenamen «Kobra» trägt: bissig und flink im Gras un terwegs. Messerrücken und Klingen sind aus einem Stück und aus vollständig ge härtetem, 3 mm festem Stahl gefertigt. Das ganze Messer lässt sich gar vollständig durchbiegen und nimmt danach auch wie der die ursprüngliche Form an. Wegbrechende Klingen soll es gemäss Wepfer nicht geben. Die Bogenform der Messer führt dazu, dass das Futter gut ab fliessen und sich kaum Dreck ansammeln kann. Zudem können die Messer in einem Zug durchgeschliffen werden. Der dabei meist störende Messerrücken ist hier nicht mehr vorhanden. Die konkave Klingenform macht den Schnittwinkel gegen Klingenende immer
kleiner, das Mähgut kann so praktisch nicht nach vorne wegrutschen. Es entsteht ein perfekter Schnitt. Verbaut in einem Mähwerk führt jeweils ein oberer Schwinghebel drei Messer, was dem System eine gute Stabilität verleiht. Dieser Schwinghebel übt gerade einmal ei nen Druck von 3 kg aus. Dank einer raffi nierten Kinematik können die Schwinghe bel im Betrieb aber nicht nach oben ent weichen, selbst wenn der eigentliche Spreizdruck zwischen dem Ober- und Un termesser mehrere Kilogramm ausmacht. Weiter läuft der Mähbalken wesentlich ru higer.
«Chamäleon» optimiert Wepfer hat gleichzeitig bei seinem Mähwerk «Chamäleon», das hydraulisch über ein doppelt wirkendes Steuerventil oder per Zapfwelle angetrieben werden kann, Verbesserungen vorgenommen. So ist der seitliche Antrieb nun höher gele gen, sodass das Futter weniger nach unten
Das «Swissblade»-Messer ist aus einem Stück gefertigt, lässt sich komplett durchbiegen, in einem Zug schleifen und weist noch weitere Vorzüge auf. Bilder: R. Engeler
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Neuheiten | Markt
Jeweils ein oberer Schwinghebel führt drei Messer, was dem System eine gute Stabilität verleiht.
gedrückt wird. Die Kurbelwelle ist aus einem Stück gefertigt und nun doppelt gelagert. Zwischen Hydro-Motor und Messerbalken ist eine elastische Kupplung verbaut. Auf der Seite befindet sich ein bewegliches Tast-Trennrad, welches das zu mähende Futter optimal vom restlichen Bestand trennt. Für die Überwachung der
Hans Wepfer vor einem Mähwerk des Typs «Chamäleon» in der Version für einen Frontanbau.
Messergeschwindigkeit kann optional ein Drehzahlsensor geordert werden. Diese Mähwerke in verschiedenen Arbeitsbreiten gibt es auch mit Aufbereiter und mit Messerbalken-Auszug, sodass die Distanz zwischen Mähen und Aufbereiten je nach Wunsch eingestellt werden kann.
Wepfer bietet seinen neuen Messerbalken in Front- oder Heckmähwerken an. Es gibt ihn auch an einem Ausleger angebaut und als Böschungsmäher eingesetzt. Die ersten Anwender sind erfreut über den wesentlich geringeren Wartungsaufwand, der für diesen Messerbalken notwendig ist.
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FÜTTERUNGSTECHNIK
«Müesli-Wagen» oder Profimischer Die letzten 25 Jahre sind gekennzeichnet vom grossen Interesse rund um denFuttermischwagen. Entsprechend gross ist das Angebot der über 40 Hersteller, die mit mehr als 500 Modellen auf dem Markt sind. Mancher Landwirtschaftsbetrieb steht daher vor der Qual der Wahl.
Bild: R. Hunger
Ruedi Hunger
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FÜTTERUNGSTECHNIK
Das Füttern ist in Milchviehherden nach dem Melken der zeitintensivste Arbeitsvorgang. Das wirkt sich bei laufend steigenden Betriebsgrössen fatal aus, da in vielen Fällen die notwendigen Personen zur Arbeitserledigung nicht vorhanden sind. Damit wird die Arbeitsbelastung grösser und die Arbeitszeiten werden länger. Über den Daumen gerechnet, werden je Milchkuh jährlich etwa 15 Tonnen Futtermasse bewegt. Diese grobe Annahme wird einerseits durch tierbedingte Faktoren wie Lebendgewicht, Milchleistung und Laktationsstand beeinflusst. Andererseits beeinflussen die Futterqualität, die Futterstruktur und der Kraftfutteranteil die tägliche Futteraufnahme. Damit ist auch bereits angedeutet, dass die Fütterungstechnik ebenfalls einen Einfluss auf die Höhe der Futteraufnahme hat. Mindestens bestehen diesbezüglich entsprechende Erwartungen.
Was ist eine Total-Misch-Ration? Einzelfuttermittel wie Dürrfutter, Grasoder Maissilage einzeln mit dem Futtermischwagen ausbringen, macht keinen Sinn. Dazu gibt es einfachere Lösungen wie Futterverteilgeräte oder einfache Verteilwagen. Wie es der Name schon sagt, ist der Futtermischwagen, nachfolgend FMW genannt, dazu da, verschiedene Futterkomponenten gründlich und gleichmässig zu mischen. In der Anfangszeit wurde er wenig schmeichelhaft, aber zutreffend, auch als «Müesli-Wagen» bezeichnet. Das Endergebnis eines Mischvorgangs wird heute üblicherweise als Total-Misch-Ration (TMR) bezeichnet. Eine TMR ist folglich eine Mischung aller notwendigen Nährstoffkomponenten (Grund-, Kraft- und Ergänzungsfuttermittel), die danach als Alleinfutter vorgelegt wird und von den Kühen nicht selektiert werden kann. Die TMR-Fütterung ermöglicht eine Phasenfütterung für verschiedene Leistungsgruppen. Üblich sind zwei bis drei Leistungsgruppen. Die Gruppeneinteilung erfolgt nach Milchleistungsniveau, Bewertung nach Body-Condition-Score (BCS), das heisst einer Konditionsbewertung nach äusserlich sichtbaren Merkmalen und/oder nach Laktationsstadium.
men ist an die Tier- resp. Kuhzahl und die «Verkehrswege» angepasst. Ziel muss ein genaues Mischen ohne Vermusung sein. Mit einem Selbstbefüller muss ein genaues und leistungsfähiges Einfräsen der programmierten Futtermenge möglich sein. Eine der Hauptforderungen ist eine hohe Mischgenauigkeit. Dabei soll es zu möglichst wenig Strukturveränderung kommen (keine Reduktion der strukturwirksamen Rohfaser >8 mm). Der Austrag am Futtertisch muss gleichmässig erfolgen. Zu guter Letzt muss ein FMW wirtschaftlich sein, dies betrifft den Kapitalbedarf für den Ankauf, aber ebenso die mögliche Auslastung und den Treibstoffverbrauch (Traktor oder Selbstfahrer).
Wie gross muss mein Mischer sein? Damit ein optimaler Einsatz der FMW möglich ist, muss die Grösse auf den Tierbestand, den Heuanteil und die Bauart abgestimmt werden. Agroscope/ART (Kaufmann, 2010) empfiehlt bei geringem Heuanteil ein Volumen von 0,2 m³/ Kuh. Steigt der Heuanteil auf 30 %, sind je Kuh 0,25 m³ erforderlich. Andere Quellen (Volk, Soest) nennen als Faustzahl für den Volumenbedarf vier bis sieben Kühe/m³ Behältervolumen. Nicht zu vergessen ist, dass das «Wassermass» keine brauchbare Grösse darstellt, denn vom Gesamtvolumen sind je nach FMW nur zwischen 70 % und 95 % nutz-
bar. Wird der FMW zu 100 % oder gar überhäuft beladen, kommt es während dem Mischvorgang zwangsläufig zum Überlaufen. «Vielleicht kann der Betrieb bzw. Vieh bestand in den nächsten zehn Jahren vergrössert werden, also kaufe ich mir Grösse auf Vorrat.» Diese Überlegung ist nicht ganz richtig, denn für eine gute Durchmischung der Ration sollte das FMW-Volumen zu 2/3 bis ¾ ausgenützt werden. Der Leistungsbedarf hängt von der FMW-Grösse ab und wird durch die Mischkomponenten (z. B. Rundballen) beeinflusst. Bis zu einer Grösse von 8 m³ sind beim Horizontalmischer 6–8 kW/m³ notwendig. Darüber sinkt er auf etwa 4–6 kW/m³. Etwas tiefer wird der Leistungsbedarf für Vertikalmischer angegeben: 5 bis 6,5 kW/m³ bzw. 4 bis 5 kW/m³.
Bauarten von Futtermischwagen Futtermischwagen sind in verschiedenen Bauarten auf dem Markt. Nachfolgend die wichtigsten Mischsysteme: • Vertikal-Mischer Vertikal-Mischer zeichnen sich durch einen schonenden Mischvorgang aus und erzielen eine gute Mischwirkung. Sie eignen sich hervorragend zum Auflösen und Zerkleinern von Grossballen. Es kann eine unterschiedlich grosse Anzahl Messer
Grundanforderungen an FMW Grundsätzlich soll ein FMW einfach zu bedienen sein. Das Waag-Display bzw. der Bordcomputer muss gut einsehbar und gut lesbar sein. Dies soll auch bei Sonneneinstrahlung und Lichteinfall möglich sein. Das Misch- und Transportvolu-
In einer TMR haben zahlreiche Futtermittel «Platz». Mit zunehmender Anzahl steigt aber der Mischaufwand. Bild: R. Hunger
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FÜTTERUNGSTECHNIK
eingesetzt werden. Der Futteraustrag ist meistens serienmässig links und rechts möglich. Vertikal-Mischer zeichnen sich durch eine kompakte Bauform aus. Nachteilig ist besonders für ältere Gebäude die hohe Bauform. Sie sind als Selbstwie auch als Fremdbefüller auf dem Markt. Lange Mischkomponenten werden unter Umständen ungenügend zerkleinert, was zu Problemen beim Austrag führt. Vertikal-Mischer haben sich in den letzten Jahren stark verbreitet. • Ein- und Zwei-Schneckenmischer (horizontal) Einfache Bauweise und einfacher Antrieb. Der Leistungsbedarf ist geringer als bei drei oder vier Mischschnecken. Die Misch zeit ist bei feuchten Mischkomponenten relativ kurz. Die Wagen können problemlos fremd befüllt werden. Ein- und Zwei-Schneckenmischer sind verhältnismässig günstig im Ankauf. Nachteilig ist, dass das Behältervolumen nicht ausgeschöpft werden kann (Überlaufen). Die Verwendung von Grossballen ist möglich. Dieses Mischsystem eignet sich gut für Grundfutter, weniger zum Einmischen von Kraftfutter. Ein gleichmässiges Befüllen ist erforderlich. Der Leistungsbedarf ist bei trockenem und langem Gut relativ hoch. Bei nasser Silage besteht die Gefahr der Verpressung.
Grundsätzlich gilt: Je mehr Wagenfüllungen an einem Tag gemacht werden, desto interessanter wird der Selbstfahrer. • Drei-Schneckenmischer mit offener Rührwelle Diese Bauart eignet sich gut für alle Futterstrukturen und erzielt eine gute Misch wirkung. Beim Einsatz von Messern sind auch langstrukturierte Futterkomponenten möglich. Eigenbefüllung möglich. Es besteht kaum eine Vermusungsgefahr. Dieses Mischsystem ist preisgünstiger als ein Vier-Schneckenmischer. Nachteilig ist gegenüber dem Vier-Schneckenmischer die längere Mischzeit. Bei Befüllung mit der Fräse (Selbstbefüller) ist die Befüllleistung niedriger als bei einem Vier-Schneckenmischer. Der Einsatz von Grossballen ist nur mit Einschränkungen möglich. 22
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Alternative: Bauweise mit geschlossener Rührwelle. Damit eignen sich diese Misch wagen auch gut für Grossballen. Die Mischzeit verlängert sich gegenüber der offenen Rührwelle. • Vier-Schneckenmischer Diese Bauart erzielt in relativ kurzen Mischzeiten eine gute Mischgenauigkeit. Vier-Schneckenmischer eignen sich sowohl als Eigen- als auch als Fremdbe füller. Grossballen werden gut verarbeitet. Mit Schneidmesser erzielen diese Mischwagen einen guten Zerkleinerungseffekt. Nachteilig ist, dass bei strukturschwachen und nassen Futtermitteln eine latente Gefahr zur Vermusung besteht. Der technische Aufwand ist höher als bei anderen Bauarten, ebenso der Leistungsbedarf. Entsprechend hoch ist der Kapitalbedarf. • Haspel- oder Paddelmischer Haspel- und Paddelmischer sind bekannt für ihre schonende Arbeitsweise. Beim Mischvorgang kommt es zu keinerlei Strukturveränderungen. Die Maschinen sind einfach, aber robust gebaut. Der Leistungsbedarf ist eher tief, da die Mischung sich teilweise im freien Fall bewegt. Nachteilig ist unter Umständen die fehlende Zerkleinerung des Futters. In der Ausstattung mit Messer ist der Leistungsbedarf relativ hoch. Für ein gutes Mischresultat sind kurzgeschnittene Silagen Voraussetzung. Grossballen können nicht verwendet werden. Die Mischzeit ist gegenüber anderen Systemen etwas verlängert. • Fremdbefüller Fremdbefüller haben einen günstigen Leistungsbedarf und können auch mit
Selbstfahrer oder gezogen? Die Entscheidung für oder gegen einen angehängten Futtermischwagen bzw. Selbstfahrer kann nicht nur anhand der Kuhzahl getroffen werden. Mindestens so entscheidend sind die betrieblichen Voraussetzungen, wie Länge der Fahrwege, Anzahl Lagerstellen, Anzahl (kleine) Mischungen, Anzahl und Anteil der Mischkomponenten. Nicht zuletzt spielen auch Argumente wie Arbeitskomfort oder die vorhandene Fahrzeugausstattung eines Betriebes eine wichtige Rolle. Folglich ist die Entscheidung Selbstfahrer/gezogener FMW immer einzelbetrieblich zu fällen.
Traktoren ab 30–50 kW angetrieben werden. Sie zeichnen sich durch eine einfache Bauweise aus. Der Wartungsaufwand ist gering. Wenn ein Traktor/Frontlader vorhanden ist, sind Fremdbefüller eine preisgünstige Alternative zum Selbstbefüller. Der grosse Nachteil ist, dass ein zweiter Traktor (Ausnahme E-Antrieb) oder ein Hoflader, Teleskoplader usw. notwendig ist. Damit eine ansprechende Leistung erzielt wird, sollten die Entnahmestellen zentral beieinander liegen. Es ist eine zweite Bedienperson notwendig. Je nach Entnahmegerät bleiben keine glatten Anschnittflächen im Flachsilo zurück. • Selbstbefüller Die gezogenen Selbstbefüller sind am Heck mit Reiss-, Schneidschild, Schneidrahmen oder Frästrommel ausgerüstet. Frästrommeln können unterschiedlich gestaltet sein. Nachteilig (gegenüber dem Selbstfahrer) ist die schlechte Einsicht auf das Entnah-
Vorteile und Nachteile Total-Misch-Ration TMR Vorteile von TMR
Nachteile von TMR
• Das Kraftfutter kann bzw. wird in die TMR eingemischt, dadurch: • geringere pH-Wert-Schwankungen im Pansen, gleichmässigere bakterielle Aktivität im Pansen, folglich eine verbesserte Verdauung • Dadurch (evtl.) 1 bis 2 kg höhere Futteraufnahme und erhöhte Kraftfutter-Gaben möglich • keine selektive Futteraufnahme • Senkung des Rohfaser-Anteils möglich • Einmischen preiswerter Futterkomponenten • kein (oder weniger) Verdrängen von schwächeren Tieren am Futtertisch • Verbesserung der Arbeitsqualität
• TMR generiert hohe Folgekosten bei der Mechanisierung (FMW) • Zudem ergeben sich erhöhte Kosten für Lagerung verschiedener Futterkomponenten • Arbeitszeit zum Futter-Mischen darf nicht unterschätzt werden • Eine an das Laktationsstadium angepasste Fütterung ist erschwert (Verfettung möglich) • TMR erhöht die Anforderungen an das Herdenmanagement • Umgruppierungen werden aufwendiger, wodurch Unruhe in der Herde entstehen kann
FÜTTERUNGSTECHNIK
mesystem für den Fahrer/die Fahrerin. Der Manövrieraufwand ist erhöht. Höhere Anschaffungskosten (Befüll-/Entnahmetechnik).
Gezogen oder selbstfahrend? Beim angehängten FMW als Fremdbefüller ist nebst einem Traktor für den Antrieb ein zusätzliches Befüllfahrzeug (Traktor/ Frontlader, Hoflader, Teleskoplader usw.) notwendig. Beim angehängten FMW und bei Ganzjahres-TMR-Fütterung läuft es in den meisten Fällen darauf hinaus, dass praktisch das ganze Jahr ein Traktor am Mischwagen gebunden ist. Zeitbedarf für das An- und Abkuppeln 10–15 Minuten. Alternativ bieten sich heute elektrisch angetriebene FMW an, bei welchen sich ein Traktor erübrigt. Beim Selbstbefüller ist zwar kein zusätzliches Befüllfahrzeug notwendig, der Trend zum «blockierten» Traktor bleibt bestehen. Der Selbstfahrer ist eine reine Einzweckmaschine für Viehbestände ab 100 Kühe. Ein wirtschaftlicher Einsatz ist ab einer Auslastung von 500 Betriebsstunden oder 1400 Fuder/Mischungen (siehe Maschinenkosten) möglich. Im Gegensatz zum angehängten FMW benötigt der selbstfahrende FMW kein weiteres Fahrzeug. Die Entnahme und Befüllung erfolgt mit Fräse, Walze oder Schneidschild. Weil die Befüllung unmittelbar am Futterlagerplatz erfolgt, bleiben Silo- und Hofflächen sauber. Der Selbstfahrer hat auch Vorteile, wenn die Entfernung zwischen verschiedenen Lagerorten so gross ist, dass ein gezogener Fremdbefüller umgesetzt werden muss. Auch wenn mehrere Hofstellen oder verschiedene Betriebe vorhanden sind, bietet der Selbstfahrer Vorteile. Egal ob Selbstfahrer oder angehängter Selbstbefüller, das Entnahmesystem soll eine glatte Anschnittfläche hinterlassen. Damit wird Nacherwärmungen vorgebeugt. Beim Selbstfahrer hat der Fahrer/die Fahrerin einen hervorragenden Einblick in das Entnahmeaggregat.
Leistung, Arbeit und Treibstoff Über Leistung und Arbeitszeitbedarf ist es schwierig, annähernde Werte zu nennen, da diese sehr von den betrieblichen Voraussetzungen abhängig sind. Die Zeitvorteile zugunsten des Selbstfahrers können zwischen 0 und 50 % variieren. Deutliche Zeitvorteile hat der Selbstfahrer, sobald die Fahrwege zu den einzelnen Komponenten länger werden. Die Wegstrecken sind beim angehängten FMW mit Fremdbefüllung zwei- bis viermal so lang wie
Der Vertikal-Mischer ist ein klassischer Fremdbefüller. Bild: R. Hunger
beim Selbstfahrer. Auch ist es mit einem Selbstfahrer einfacher, für kleine Gruppen Mischungen zu machen. Der Kraftstoffverbrauch für dieselbetriebene Selbstfahrer bzw. traktorbetriebene FMW variiert in einer Schwankungsbreite von plus/minus zehn Prozent. Der Treibstoffverbrauch ist beim Selbstfahrer dort höher, wo der Zeitaufwand bei beiden Verfahren etwa gleich gross ist. Je weniger Zeit der Selbstfahrer im Vergleich zum traktorgezogenen FMW benötigt, desto niedriger ist auch der Dieselverbrauch.
«Die Anschaffung eines Mischwagens lohnt sich nur dann, wenn es auch etwas zu mischen gibt!»
Selbstverständlich spielt es eine Rolle, wie der Traktor bzw. der Selbstfahrer motorisiert ist. Der Trend geht heute auch beim Selbstfahrer hin zum E-Antrieb.
Arbeit erleichtern und Zeit einsparen Rund ein Fünftel – je nach Gebäude, Tierart und Aufstallungssystem – bis die Hälf-
te des Gesamtzeitbedarfs je Tierplatz und Jahr wird für die Futterbereitstellung und die eigentliche Fütterung der Tiere beansprucht. Es ist daher nachvollziehbar, dass sich die Mechanisierung der Fütterung in den letzten drei Jahrzehnten auf vielen Betrieben durchgesetzt hat. Der Arbeitszeitbedarf sinkt parallel zur Automatisierung entlang der ganzen Produktionskette. Dies ist auch erforderlich, denn die hohen Anschaffungskosten rechtfertigen sich nur bei entsprechenden «Gegenleistungen» in Form von Arbeitserleichterung und Arbeitszeiteinsparung. Was macht der Landwirt mit der «eingesparten» Arbeitszeit? In erster Linie, sich entlasten. Wichtig ist zu wissen, dass nicht einfach weniger Arbeit anfällt, sondern dass die Arbeit erleichtert wird. Im Endeffekt gibt es eine Verlagerung, indem die «eingesparte» Arbeitszeit anders genutzt wird. Damit die Nähe zum Tier nicht verloren geht, wird mehr Zeit zur Tierbeobachtung und Tierbetreuung aufgewendet. Fehlt die Nähe zum Tier, kann es insbesondere bei Mutterkuhherden zu problematischen Mensch-Tier-Beziehungen kommen. Bei unterschiedlicher Futter-Vorlagetechnik sinkt der Gesamtarbeitszeitbedarf mit zunehmender Herdengrösse. Eine Erhebung der Agroscope/FAT (Schick, 2003) 9
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FÜTTERUNGSTECHNIK
Maschinenkosten für einen FMW 7 m³ mit/ohne veränderter Auslastung/Jahr Code 10 031 (ART-Tarife)
FMW mit Messer und Waage, 7 m3 Einheit
Agroscope-Wert
Veränderter Wert
Anschaffungswert
CHF
35 000.−
35 000.−
Auslastung pro Jahr
AE (Fuder)
400
200
Jahre
12
12
%
60 %
30 %
Faktor
0.7
0.7 (CHF 613.−/Jahr)
Abschreibung Auslastungsgrad Reparatur- und Unterhaltsfaktor (RUF) Kostenberechnung Total fixe Kosten
pro Jahr
pro AE
pro Jahr
pro AE
3331
8.33
2925
14.63
Total variable Kosten Entschädigungsansatz
CHF je Stunde
3.06
3.06
25,06
38.91
Abweichung Variante zum Agroscope-Richtwert
+55,3 %
Fazit: Eine tiefere Auslastung (−200 AE) verursacht höhere Kosten im Bereich von über 55 Prozent.
Maschinenkosten für einen FMW 14 m³ mit/ohne veränderter Auslastung/Jahr Code 10034 (ART-Tarife)
FMW mit Messer und Waage, 14 m3 Einheit
Agroscope-Wert
Veränderter Wert
Anschaffungswert
CHF
52 000.−
52 000.−
Auslastung pro Jahr
AE (Fuder)
400
300
Jahre
12
12
%
48 %
36 %
Faktor
0.65
0.65 (CHF 1014.−/Jahr)
Abschreibung Auslastungsgrad Reparatur- und Unterhaltsfaktor (RUF) Kostenberechnung Total fixe Kosten
pro Jahr
pro AE
pro Jahr
pro AE
4344
10.86
4344
14.48
Total variable Kosten Entschädigungsansatz
CHF je Stunde
Abweichung Variante zum Agroscope-Richtwert
3.38
3.38
31.33
39.29 +25,4 %
Fazit: Die tiefere Auslastung (−100 AE) verursacht höhere Kosten im Bereich von 25 Prozent.
zeigt bei 40 Milchkühen einen Zeitbedarf für den Mischwageneinsatz ab Hochsilo von etwas über zweieinhalb AKmin je Kuh und Tag, für das Rüsten, Vorlegen und (händische) Nachschieben. Mit der gleichen Technik sind bei Bestandesgrössen von 100 Milchkühen noch zwei AKmin je Kuh und Tag notwendig. In beiden Fällen liegt der Wert bei Fräsmischwagen ab Fahrsilo etwas tiefer. Mitentscheidend ist natürlich die innerbetriebliche Organisation der Futterlagerung.
Steigerung der Flexibilität Noch für viele vor allem kleinere und mittlere Betriebe gelten fixe Fütterungszeiten. Morgens und abends ist mindestens eine Arbeitskraft mit dieser Tätigkeit gebunden. Nicht nur die Fütterung an 24
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sich, auch das «Futter-Rüsten», also die Futterbereitstellung, ist weitgehend an feste Arbeitszeiten gebunden. Der Einsatz eines FMW ermöglicht bereits mehr Flexibilität. Zwar bleibt immer noch das tägliche Futterbereitstellen (Mischen). Dieser Vorgang kann zeitlich bereits flexibler gestaltet werden. Auch für die Futtervorlage müssen nach wie vor feste «Fütterungszeiten» eingehalten werden. Die vorgemischte TMR ist aber in kurzer Zeit vorgelegt und kann je nach Tiergattung auch nur einmal täglich bzw. jeden 2. Tag erfolgen. Flexibilität heisst folglich, es gibt weniger fest gebundene Arbeitszeiten und mehr Möglichkeiten, andere Arbeiten zwischendurch zu erledigen. Von falsch verstandener Flexibilität wird dann gesprochen, wenn bei hohen Umgebungstemperaturen, verbunden mit
hohen Ausgangskeimgehalten, Mischungen auf Vorrat hergestellt werden oder solche über längere Dauer im Mischwagen verbleiben. Nicht einwandfreie Silagequalität ist immer problematisch, aber unter solchen Bedingungen kommt es innerhalb von 24 Stunden zu deutlichen Erwärmungen. Grund genug, über die warme Frühjahrs-/Sommerzeit die Futter mittel bzw. eine TMR nicht länger als 24 Stunden zu lagern.
Vorteile und Gefahren bei der Fütterung Der Pansen unserer Wiederkäuer verlangt eine kontinuierliche Versorgung und eine möglichst gleichbleibende Rationszusammensetzung. Aus pansenphysiologischer Sicht bietet der Fütterungsroboter die günstigsten Voraussetzungen. Annähern-
FÜTTERUNGSTECHNIK
de Werte erreicht auch die zweimalige Vorlage einer TMR mit dem Mischwagen. Fütterungssysteme (AFS und/oder FMW) bieten mögliche Übertragungswege für Mikroorganismen, welche natürlicherweise in kleinen Mengen selbst in gutem Futter enthalten sind. Der FMW hat keinen Einfluss auf die Futterqualität (Ernteverschmutzung, Wettereinfluss, Futterlagerung, Lagerungsdauer), wohl aber auf die nachfolgende Futteraufbereitung. Insbesondere das Entfernen von Futterresten und die Reinigung der Misch- und Austragsysteme reduzieren die Keimbelastung und die Übertragungswege. Mit der nötigen Sorgfalt und der damit verbundenen Einhaltung von regelmässigen Hygienemassnahmen muss beim Einsatz eines FMW nicht mit nachteiligen Auswirkungen auf die bakteriologische Milchqualität gerechnet werden. Es ist aber unabdingbar, dass ein Teil der dank Technik eingesparten Arbeitszeit für Hygiene aufgewendet wird.
durchsetzen werden. Gerade im Bereich der Sensorik gibt es zahlreiche Systeme, die sich vorerst noch in der Praxis etablieren müssen, um erfolgreich zu sein. Noch entwicklungsfähig ist das Datenmana gement in der Milchviehhaltung. Noch «kocht jeder Hersteller sein Süppchen selber», das heisst, über System- und Firmengrenzen hinweg gibt es beim Datenmanagement noch zu wenig verbindende Ansätze. Eine übergreifende Datenverfügbarkeit ist aber für den Einsatz von KI-Ansätzen (künstlicher Intelligenz) ent-
scheidend. Es stellt sich natürlich die Frage, ob «man» so weit gehen will.
Die übrige Bevölkerung mitnehmen Die zunehmende Automatisierung, der vermehrte Einsatz von Sensorik und der Einsatz von elektronischem Datenmanagement muss künftig vermehrt der übrigen Bevölkerung erklärt werden. Für Aussenstehende ist es schon heute nicht mehr überall nachvollziehbar, was Automatisierung im Tierbereich bedeutet. Wenig überraschend, dass Ängste um das
Automatisierung ist ein Megatrend Zur Erleichterung und Flexibilisierung der Arbeit wurden in den letzten Jahren das Melken, die Laufflächenreinigung, das Einstreuen, die Fütterung und die Daten erfassung (Tierüberwachung und Prozesssteuerung) automatisiert. Die Arbeitsbelastung in den Betrieben ist hoch. Daher ist es wenig überraschend, dass ein grosser Bedarf besteht, Arbeitsabläufe bei der Tierhaltung, insbesondere der Milchviehhaltung, zu automatisieren. Gleichzeitig zum grossen Trend nach Automatisierung erhöht sich die Kosten-Hemmschwelle aufgrund unsicherer Preisentwicklung für Milch, Fleisch, Tierverkäufe u. a. Bei der automatisierten Fütterungstechnik zeichnet sich die gleiche Entwicklung ab wie bei der automatischen Melktechnik in den letzten Jahren. Digitalisierung hat sich zum Megatrend in der (Milchvieh-) Tierhaltung entwickelt und geht heute bereits weit über den Futtermischwagen hinaus. Dies zeigt sich neben der Automatisierung auch bei Sensorsystemen und beim Datenmanagement.
Den Vertikal-Mischer gibt es auch als Selbstbefüller. Bild: R. Hunger
Zu wenig verbindende Ansätze Heute dominiert die Automatisierung die Bereiche Melk-, Fütterungs- und Reinigungstechnik und spiegelt sich im gros sen Angebot, das auf diesem Gebiet herrscht. Es gibt verschiedene Ansätze, die sich wohl nicht auf breiter Basis
Erfreulicherweise «mischen» auch Schweizer Hersteller den FMW-Markt auf. Bild: Kuratli
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FÜTTERUNGSTECHNIK
Maschinenkosten für einen Selbstfahrer mit/ohne veränderter Auslastung/Jahr und Nutzungsdauer (Überbetrieblicher Einsatz) Code 10042 (ART-Tarife)
Fräsmischwagen, selbstfahrend, 17 m³, 130 kW Einheit
Agroscope-Wert
Veränderter Wert
Anschaffungswert
CHF
234 000.−
234 000.−
Auslastung pro Jahr
AE (Fuder)
1400
700
Jahre
12
15
%
84 %
53 %
Faktor
0.4
0.4 (CHF 3276.−/Jahr)
Abschreibung Auslastungsgrad Reparatur- und Unterhaltsfaktor (RUF) Kostenberechnung
pro Jahr
pro AE
pro Jahr
pro AE
Total fixe Kosten
21 312
15.22
15 673
22.39
Total variable Kosten Entschädigungsansatz
CHF je Stunde
9.51
9.51
108.81
140.34
Abweichung Variante zum Agroscope-Richtwert
+29 %
Fazit: Die tiefere Auslastung (−700 AE) verursacht höhere Kosten im Bereich von 29 Prozent.
Wohl der Tiere aufkommen. Es ist unverzichtbar, dass moderne Systeme dem Konsumenten erklärt werden, damit sie von ihm verstanden und mitgetragen werden. Geschieht dies nicht, sind früher oder später unschöne Diskussionen vorprogrammiert. Nicht zuletzt aus dem vergangenen Abstimmungskampf vom Juni 2021 sollten die Lehren gezogen werden, indem die Landwirtschaft auf dem Gebiet der Automatisation proaktiv agiert und nicht erst im Nachhinein auf Kritik, die von aussen an sie herangetragen wird, re-
agiert. Der im Nachhinein notwendige Aufwand ist viel grösser, als wenn automatische Melk- oder Fütterungssysteme proaktiv mit der Öffentlichkeit diskutiert werden.
sie in der Gesellschaft diskutiert werden und bevor aussenstehende Kreise die Unsicherheiten in der Landwirtschaft ausnützen, um den Berufsstand einmal mehr zum Spielball verschiedenster (Tierschutz-)Interessen zu machen.
Diskussion muss geführt werden Im Bereich der Sensorik ist es das sensorgestützte Gesundheitsmanagement (vom Kalb bis zur Milchkuh), das selbst in der Landwirtschaft um Akzeptanz ringt. Solch vertrauensbildende Diskussionen müssen unbedingt geführt werden, bevor
Es ist unverzichtbar, dass moderne Systeme wie zum Beispiel automatische Fütterungssysteme dem Konsumenten erklärt werden, damit sie von ihm verstanden und mitgetragen werden.
Fazit
Selbstfahrer eignen sich für Grossbetriebe oder den überbetrieblichen Einsatz. Bild: Kuhn
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«Irgendwie geht’s schon», diese Worte hört man oft von Betriebsleitern (weniger von Betriebsleiterinnen), wenn diese auf die wachsende Betriebsgrösse mit weniger Mitarbeitern angesprochen werden. Das «Irgendwie» bezieht sich dann in vielen Fällen auf mehr Technik und entsprechende Kosten. Der Futtermischwagen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf vielen Betrieben durchgesetzt. Dank ihm fällt viel schwere Handarbeit weg. Ob letztlich so viel Arbeitszeit eingespart wird wie versprochen, ist oft fraglich. Sicher kann rund um die Futterbereitstellung und Fütterung flexibler gearbeitet werden. Aus ernährungsphysiologischer Sicht bietet der Futtermischwagen einige Vorteile, die es zu nutzen gilt.
FÜTTERUNGSTECHNIK
Der Strukturwandel führt zu grösseren Tierbeständen. Grössere Tierbestände verursachen mehr Arbeitsbelastung. Mehr Arbeitsbelastung erhöht den Trend zu Automatisierung. Eine Folgeentwicklung, die zwar nachvollziehbar ist, die aber hohe Kosten verursacht, welche letztlich wieder irgendwie gedeckt werden müssen.
Entlastung mit AFS? Automatische Fütterungssysteme AFS sollen die erwünschte Entlastung bringen. Doch was ist ein «automatisches Fütterungssystem»? Grundsätzlich versteht man darunter das automatische Mischen von Grund- und Kraftfutter. Darauf aufbauend erfolgt eine leistungsgerechte Zuteilung der Futtermischung an die Tiere (Gruppe). Bei den meisten AFS wird das Grundfutter aus sogenannten Vorratsbehältern entnommen und in den Fütterungsroboter eingefüllt. Letzterer mischt die Ration und verteilt sie entlang dem Futtertisch. Das Mischen übernehmen je nach Hersteller vertikale oder horizontale Mischschnecken bzw. Freifall- oder Paddelmischer. Der Austrag erfolgt jeweils über Auslass- und Dosierschieber oder Querförderband und Dosier- bzw. Auswurfwalzen. Das Volumen ist unterschiedlich. Es sind Roboter-Grössen ab 1,45 m3 bis 8 m3 erhältlich. Die Mehrzahl der eingesetzten Fütterungsroboter haben Volumen von 3 oder 3,5 m3.
Schienen und Sensoren
Die Erleichterung durch AFS liegt in der Automatisierung der Befüllung, des Mischens und der Futtervorlage. Bild: R. Hunger
Arbeitsbelastung versus Automatisierung Nach den automatischen Melksystemen sind es die automatischen Fütterungssysteme, die vermehrt ins Interesse der viehhaltenden Betriebe rücken. Eine Anschaffung will gut überlegt sein, geht es doch um Kosten, welche die Hunderttausender-Grenze überschreiten. Ruedi Hunger 28
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AFS bewegen sich hängend an Laufschienen oder entlang einer Führungsschiene. Selbstfahrer werden durch im Boden verlegte Kabel (Steuersignale) gesteuert. Andere verfügen über eine Routenführung durch Distanz- und Ultraschallsensoren. Schliesslich gibt es Selbstfahrer, die entlang von Sensoren, die im Boden verlegt sind, fahren und über Laserscanner mit einem Navigationssystem verfügen. Je nach Hersteller gibt es Ausführungsdetails wie ein aktives Sicherheitssystem oder eine manuelle Bedienung über Smartphone oder Laptop. Zum Teil hat die Software unbeschränkte Programmierbarkeit oder/und ist mit Smartphone, Tablet-PC, Laptop oder PC programmierbar. In einem Fall gibt’s einen 4-Radantrieb für Steigungen bis 10 %. Optional oder serienmässig übernehmen AFS auch das Futternachschieben. Dies erfolgt mittels Schneepflugsystem, mit Paddel oder Rad, einem einfachen oder schwenkbaren Futterschieber oder Schild.
FÜTTERUNGSTECHNIK
Unterschiedlicher Ausbaustandard Automatische Fütterungssysteme gibt es in verschiedenen Ausbaustufen (siehe Tabelle 1). • Stationäre Systeme sind ortsfest, das heisst, der Mischbehälter bewegt sich nicht zum Zielort. Zu den stationären Systemen zählen die Futterbänder. Neben Bandsystemen kommen auch schienengeführte Verteilwagen zur Anwendung. Die Befüllung des stationären Mischers ab Futterlager und Flachsilo erfordert ein mobiles Gerät und nach wie vor auch Zeit (Silofräse ab Hochsilo). • Bei der Stufe II beschränkt sich die Arbeit auf das Befüllen der einzelnen Vorratsbehälter mit den vorgesehenen Grundfutterkomponenten. Dies muss nicht täglich erfolgen. Der Mischer wird ab Vorratsbehälter automatisch befüllt. Der Landwirt ist somit nicht mehr an feste Befüll- und Fütterungszeiten gebunden. Alle Leistungsgruppen können mehrmals am Tag gefüttert werden. Nicht zu vernachlässigen sind aber die nicht ganz billigen Vorratsbehälter. • Erfolgen die Entnahme, der Transport, das Befüllen des Mischers, das Mischen und Verteilen (inkl. Nachschieben), spricht man von der vollautomatischen Fütterung (Stufe III). Die Futterentnahme erfolgt aber ausschliesslich ab Flach- und/oder Hochsilos. Andere Komponenten für die TMR müssen in einem Vorratsbehälter zum Abholen bereitgestellt werden. Der Automatisierungsgrad liegt je nach Rationengestaltung zwischen 80 und 100 %.
Automatisierungsstufen von Fütterungssystemen Stufe I
Mischen – Verteilen – (Nachschieben)
Stufe II
Mischer befüllen – Verteilen – (Nachschieben)
Stufe III
Entnahme und Transport – Mischer befüllen – Verteilen – (Nachschieben)
Fütterungssystem, weil einerseits eine Arbeitserleichterung erwartet wird, andererseits begründete Hoffnung auf eine ebenso grosse Zeitersparnis besteht. Weil für das Stallpersonal feste Fütterungszeiten wegfallen, steigt die Flexibilität. Das
Automatische Fütterungssysteme stellen hohe Anforderungen an eine gute Silagequalität und an das Futtermanagement. heisst, andere Arbeiten und Tätigkeiten können «ohne schlechtes Gewissen» ausgeführt werden. Schliesslich erwartet die Milchviehhalterin oder der Milchviehhalter eine genauere Fütterung und damit verbunden eine Leistungsoptimierung. Weitere Beweggründe zeigt die Grafik 2. Eine Erhebung in Österreich aus dem Jahre 2013 zeigt, dass die durchschnittliche Kuhzahl bei 43 Kühen je Betrieb lag. 80 % der milchviehhaltenden AFS-Betriebe hatten einen Melkstand. Die restlichen 20 % hatten ein automatisches Melksystem. Da diese Erhebung acht Jah-
re zurückliegt, kann davon ausgegangen werden, dass sich die Bestandesgrössen verändert haben und sich der Trend zum automatischen Melksystem bei Betrieben mit einem AFS fortgesetzt hat. Munimast-Betriebe mit AFS halten im Mittel 157 Muni. Praxiserhebungen (Munimast) von Agroscope zeigen die verschiedenen Gründe auf, welche entscheidend oder mitentscheidend sind für die Anschaffung eines AFS. Dabei fallen zwei gewichtige Argumente auf: Arbeitserleichterung und Zeiteinsparung. Auch die Steigerung der Flexibilität und eine genauere Fütterung sind neben den stallbaulichen Gründen Argumente für ein AFS (siehe Grafik). Das Bilden von Fütterungsgruppen bei der Munimast wird in der Praxiserhebung von Agroscope ebenso erwähnt wie die Möglichkeit der täglich mehrmaligen Futtervorlage. Nicht zuletzt sind es auch gesundheitliche Überlegungen, welche für ein AFS sprechen, und die Tatsache, dass keine zusätzliche Arbeitskraft notwendig ist bzw. dass auf diese Arbeitskraft verzichtet werden kann.
Arbeitszeiteinsparung Wie bereits mehrmals erwähnt, ist die Arbeitszeiteinsparung einer der Hauptgrün-
Einzel- oder Gruppenfütterung? Während die einzeltierbezogene Fütterung in Form einer Mischfutterabrufstation im Prototypstadium (Lely) nicht mehr weiterentwickelt wurde, sind derzeit ausschliesslich gruppenbezogene Systeme im Einsatz. Mit diesen Verfahren ist es möglich, einer bestimmten (oder allen) Tiergruppe mehrmals täglich die gleiche Ration am Fressplatz vorzulegen. Gruppenbezogene Anlagen können in stationäre und mobile Systeme unterteilt werden. Der Unterschied liegt im Wesentlichen in der Bevorratung des Futters und im Mischsystem. Letzteres kann analog zum Futtermischwagen ein Horizontal-, Vertikal- oder Freifall-Mischer sein.
Erwartungen an AFS Eine Betriebsleiterin oder ein Betriebsleiter entscheidet sich für ein automatisches
Bei diesem System bleibt das Futter am Fahrsilo und der Fütterungsroboter holt sich die Portionen automatisch an der Frässtation. Bild: Wasserbauer
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Stabilität von Silagen und Einflussgrössen auf TMR Problem: Nacherwärmung Verderb von Silagen Einflussgrössen auf Verderb • Trockenmasse- und • Durch Lufteinfluss vermeh- • Grassilagequalität Nährstoffverluste ren sich Hefen. • Ausgangsprodukte (Malz hat • verringerte • Wärmeentwicklung > bereits höheren Hefegehalt, Futteraufnahme Hefenwachstum > Schimkürzere Stabilität) • verminderte Leistung melpilze (aerobe Bakterien) • Zeit des aeroben Einflusses = • Verderb der Silagen Erhöhung des Hefegehalts und der Temperatur
de, warum die Mechanisierung der Futtervorlage seit den Achtziger- und Neunzigerjahren so rasant eingesetzt und weiterentwickelt wurde. Arbeitszeiteinsparung ist noch immer ein Hauptargument, wenn es darum geht, die Fütterung vom bisherigen Futtermischwagen auf ein automatisches Fütterungssystem (AFS) umzustellen. Trotz Futtermischwagen und Nachschiebegeräten bleibt die Fütterung, nach dem Melken, der arbeitsintensivste Arbeitsvorgang. Gegenüber dem Futtermischwagen kommt es allerdings erst bei grösseren Herden zu einer deutlichen Arbeitszeitreduktion. Bei kleineren und mittleren Betrieben ist ein AFS dann sinnvoll, «wenn Zeit und Flexibilität sehr hoch zu bewerten sind» (Grothmann, Agroscope). Mit anderen Worten, wenn die eingesparte Zeit anderweitig sinnvoll und gewinnbringend genutzt werden kann.
rungsroboter günstige Voraussetzungen. Dank täglich mehrmaliger frischer Futtervorlage haben viele Betriebsleiter daher die begründete Hoffnung auf eine Steigerung der Futteraufnahme. Untersuchungen der LfL (Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising-Weihenstephan) bestätigen, dass die Kühe sich länger am
Mit einem AFS können zahlreiche unterschiedliche Mischungen hergestellt werden. Diese werden programmiert, sodass vom Jungvieh über die Masttiere bis zu den Milchkühen jede Tiergruppe ihre spezifische Mischung bekommt.
Vorteile für die Fütterung Der Pansen unserer Wiederkäuer verlangt eine kontinuierliche Versorgung und eine möglichst gleichbleibende Zusammensetzung der Futterration. Aus pansenphysiologischer Sicht bietet daher der Fütte-
Fressplatz aufhalten und ein höherer Anteil der Herde anwesend ist. Insgesamt kann sich ein AFS auch positiv auf die allgemeine Tiergesundheit auswirken. Auf die Gesamtliegedauer von Milchkühen
hatte die häufigere Futtervorlage keinen negativen Einfluss. Nach LfL nimmt die Anzahl der Liegephasen mit der Anzahl Fütterungen zu.
Mögliche «Gefahren» Automatische Fütterungssysteme, übrigens auch der Mischwagen, sind mögliche Übertragungswege für Mikroorganismen, welche natürlicherweise in kleinen Mengen selbst in gutem Futter enthalten sind. AFS haben zwar keinen Einfluss auf die Futterqualität (Ernteverschmutzung, Wettereinfluss, Futterlagerung, Lagerungsdauer), wohl aber auf die nachfolgende Futteraufbereitung. Insbesondere das Nicht-Entfernen von Futterresten und die vergessene Reinigung der Misch- und Austragsysteme können Keimbelastung und Übertragungswege negativ beeinflussen. Mit der nötigen Sorgfalt und der damit verbundenen Einhaltung von regelmässigen Hygienemassnahmen muss beim Einsatz von AFS nicht zwangsläufig mit nachteiligen Auswirkungen auf die bakteriologische Milchqualität gerechnet werden. Es ist aber unabdingbar, dass ein Teil der dank Technik eingesparten Arbeitszeit für Hygiene und Kontrollen aufgewendet wird.
Silagequalität muss top sein Hohe Umgebungstemperaturen verbunden mit hohen Ausgangskeimgehalten wirken sich speziell in Vorratsbehältern oder Futtermischern negativ auf die aerobe Stabilität des Futters, insbesondere der Silage, aus. Speziell bei mangelhafter Silagequalität kommt es unter diesen Bedin-
Direkt vom Silo zur Kuh: Der Fahrweg wird durch Transponder und RTK-GPS bestimmt. Bild: Schuitemaker
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Systematik der automatischen Fütterungstechnik AFS Futterlagerung
Bevorratung
Füllen/Mischen
Futtervorlage
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• • • •
• Grundfutter • Kraftfutter • Mineralstoffe
Fahrsilo Hochsilo Ballen loses Futter
• stationärer Mischer • Futterverteilwagen • Selbstfahrer
• Förderband • schienengeführt • Selbstfahrer Bilder: R. Hunger, Jeantil, Hetwin, DeLaval
kein leichter Zugang zu beweglichen Teilen besteht. • Vorratsbehälter: Wegen umlaufender Ketten müssen die Unterseite und die Vorderseite geschlossen sein, um ein leichtes Hineingreifen zu verhindern. • Vorratsbereich: Muss entsprechend gesichert sein, damit kein Zutritt besteht. • Mischer: Bei stationären Mischern darf kein ebenerdiger Einbau erfolgen und es muss ein ausreichender Schutz gegen das Hineinfallen vorhanden sein. • Futterverteiler/Roboter: Das Gerät muss
gungen innerhalb 24 Stunden zu deutlichen Erwärmungen. Das ist Grund genug, über die warme Frühjahrs-/Sommerzeit die Futterkomponenten nicht länger als 24 Stunden im aeroben Zwischenlager zu lagern.
Arbeitssicherheit Bei automatischen Systemen gilt es generell, die Sicherheitsbestimmungen einzuhalten. So zum Beispiel bei: • Förderbänder: Die Unterseite muss durch Bleche geschlossen sein, sodass
e für Gründe ein automatisches für ein automatisches Fütterungssystem Fütterungssystem
Gründe für ein automatisches Fütterungssystem 2%
2%
2%
4% 2%
4% 2%
4%
2% 4%
Arbeitserledigung Arbeitserledigung Zeiteinsparung Zeiteinsparung
26%
26%
Steigerung GF-Verzehr Steigerung GF-Verzehr
7%
7%
Steigerung Flexibilität Steigerung Flexibilität
Leistungssteigerung Leistungssteigerung kontinuierliche Vorlage kontinuierliche Vorlage mehr Tieraktivität mehr Tieraktivität
11%
stallbauliche Gründe stallbauliche Gründe
11%
genauere Fütterung genauere Fütterung Fütterungsgruppen Fütterungsgruppen
2% 2%
keine zusätzl. AKkeine zusätzl. AK
2% 5% 2% 2%
24%
5% 7% 2%
24%
mehrmahliges Füttern mehrmahliges Füttern gesundheitl. Gründe gesundheitl. Gründe Energiekosten Energiekosten
7%
Quelle: Agroscope, Grothmann/Nydegger
: Agroscope, Quelle: Agroscope, Grothmann/Nydegger Grothmann/Nydegger
entsprechend ausgerüstet sein, dass es bei definierten Widerständen anhält bzw. müssen optische und/oder akustische Sicherungen vorhanden sein, welche die Fahrwege absichern. • «Notfall»: Es müssen mehrere «NotAus»-Knöpfe an der Anlage und in der Futterhalle vorhanden sein.
Fazit Ein Neubau ist heute konsequent auf einen hohen Automatisierungsgrad zu planen. Umfragen auf AFS-Betrieben in Österreich zeigen, dass vor einer Entscheidung für oder gegen ein AFS der Austausch mit Betrieben, die bereits ein System installiert haben, sehr wichtig ist. Es sollten möglichst unterschiedliche AFS in die Entscheidung miteinbezogen werden. Für Planung und Entscheid muss genügend Zeit eingeräumt werden. Betriebliche Besonderheiten wie Anzahl Futterkomponenten, Silosystem, Entfernung zwischen Silos und Vorratsbehälter und andere mehr sind massgebend für Aufwand, Zeiteinsparung und letztlich für den Erfolg eines AFS. Ein einmal installiertes System kann nicht einfach wieder ausgetauscht werden. Auch sollte der Stromverbrauch thematisiert werden, darüber wird nämlich im Vorfeld kaum gesprochen. Letztlich entscheidet aber jede Betriebsleiterin oder jeder Betriebsleiter selber, welches Fabrikat für ihren/seinen Betrieb das Beste ist. 9
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FÜTTERUNGSTECHNIK
«Wer denkt, mit einem Mischwagen könne man alles Mögliche in die Ration packen, liegt definitiv falsch.» Bild: R. Engeler
«Die Kosten müssen bekannt sein» Je nach Betrieb kann es sinnvoll sein, einen Mischwagen bereits für 25 oder 30 Kühe anzuschaffen, sagt Hansueli Rüegsegger, Leiter Rindvieh bei der UFA. Wichtig vor einer Anschaffung eines Mischwagens ist, dass die Kosten für die Fütterung bekannt sind. Heinz Röthlisberger
«Schweizer Landtechnik»: Wann lohnt sich ein Kauf eines Futtermisch wagens? Hansueli Rüegsegger: Je nach Betriebs struktur ist das unterschiedlich. Vor einer Investition sollten auf jeden Fall einige Punkte abgeklärt werden. Ob der Misch wagen auf dem Betrieb 365 Tage oder nur im Winter eingesetzt wird, hat beispiels weise Auswirkungen auf die Amortisation. Zu klären ist auch, ob der Futtermischer nur für die laktierenden Kühe eingesetzt wird oder auch für Kälber, Rinder oder Galtkühe. Zudem sollte auch abgeklärt werden, welche Alternativen es gibt, wie viel Zeit man mit einem Mischer einsparen und wie stark die Fütterung auf dem Be trieb optimiert werden kann. 32
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Sie sprechen die Optimierung der Fütterung an. Welcher Faktor spielt dabei die Anzahl der Kühe? Es ist schwierig, dies von einer Kuhzahl abhängig zu machen. Je nach Betriebs struktur kann es sinnvoll sein, einen Mischwagen bereits für 25 oder 30 Kühe anzuschaffen.
bei sicher eine Rolle, aber nicht aus schliesslich. Als Faustformel kann man mit einer Kostenannahme je Mischung von rund 50 Franken kalkulieren. So kann jeder Landwirt selber entscheiden, ob ein Mischwagen für seinen Betrieb sinnvoll ist.
Ist da die Wirtschaftlichkeit über haupt gegeben? Wichtig ist, dass die Kosten, die für die Fütterung entstehen, bekannt sind. Was kostet die Herstellung einer Ration? Steht das im Verhältnis zur Arbeitser leichterung oder kann dadurch die Rati on deutlich aufgewertet werden? Die Anzahl Kühe auf dem Betrieb spielt da
Als Faustformel kann man mit einer Kostenannahme je Mischung von rund 50 Franken kalkulieren. Wer soll lieber auf den Einsatz eines Futtermischwagens verzichten?
FÜTTERUNGSTECHNIK
Obschon ein Mischwagen viele Vorteile mit sich bringt, hat er auch Tücken. Wer denkt, mit einem Mischwagen könne man alles Mögliche in die Ration packen, liegt definitiv falsch. Die Ration sollte täglich gleich aussehen. In der Zusammensetzung sowieso. Aber auch die Mischdauer und die Schnittlänge sollen möglichst wenigen Schwankungen unterworfen sein. Es braucht also das Bewusstsein dazu und eine entsprechende Seriosität.
Der Futtermischwagen kann auch bei silofreien Betrieben Sinn machen. Welcher Faktor spielt die Milchleis tung? Zum Beispiel bei einem hohen Stalldurchschnitt von 10 000 kg? Je höher die Milchleistung der Kühe, desto anspruchsvoller ist die Fütterung. Mit einem Mischwagen kann die Ration noch gezielter ausgeglichen werden. So kann etwa ein Manko an schnell fermentierbaren Kohlenhydraten, was zu einer ungenügenden Pansenfermentation und Effizienzverlust führt, mit einem Mischwagen einfacher ausgeglichen werden. Wie sieht es bei einer durchschnittli chen Leistung von 6000 bis 7000 kg aus? Kann sich da der Einsatz eines Futtermischwagens auch lohnen? Ja. Die Milchleistung ist nur einer von vielen Faktoren in den Überlegungen. Jedoch sollte das System, das man anstrebt, auf der ganzen Linie durchgezogen wer-
Weitere Tipps zum Kauf Vor dem Kauf eines Mischwagens sollten folgende Fragen abgeklärt werden: • Rentiert die Investition? • Passt der Mischwagen zum Betrieb? • Wie wird der Mischwagen befüllt? Ist ein Frontlader, Hoflader oder eine andere Möglichkeit vorhanden? • Habe ich einen «freien» oder geeigneten Traktor für den Mischwagen? • Habe ich keinen Traktor, ist ein elektrischer Mischwagen eine Option? • Kann ich mit dem Mischwagen auf dem Betrieb überall wo nötig zufahren? • Kann ich mit dem Mischwagen alle auf dem Betrieb gewünschten Rationen herstellen?
den. Auf einem Vollweide-Betrieb mit saisonaler Abkalbung ist ein Mischwagen kaum angebracht. Bei der sogenannten Low-Input-Strategie gilt es, die Kosten möglichst tief zu halten, womit die Investition eines Mischwagens nicht gerechtfertigt wäre. Kommt ein Einsatz nur bei Silobetrie ben infrage oder kann der Futter mischwagen auch bei silofreien Be trieben Sinn machen? Der Futtermischwagen kann auch bei silo freien Betrieben Sinn machen. Wenn ich mit dem Heukran direkt auf den Futtertisch gelangen kann, ist die Investition sicher weniger sinnvoll, als wenn das Dürrfutter beispielsweise in einem anderen Gebäude ist und ohnehin transportiert werden muss. Aber auch auf dem Dürrfutter-Betrieb kann die Ration mit einem Mischwagen noch gezielter ausgestattet werden. Das Erstellen der Mischung sollte dabei nicht zu aufwendig sein. Unabhängig des Fütterungsregimes gilt es, die Mischration auszugleichen, damit die Pansenmikroben konstant versorgt werden. Das Ausgleichsfutter, meist ein Eiweisskonzentrat, gehört deshalb in die Mischung. Wird der Einsatz eines Futter mischwagens erleichtert, wenn der Landwirt ein Fahrsilo hat? Oder spielt das keine Rolle? Kann, muss aber nicht. Es muss bei der Abklärung immer die ganze Futterkette bzw. Futterlagerung angeschaut werden. Auch bei der Ballenfütterung kann der Mischwagen eine starke Arbeitserleichterung sein. Welche Vorteile bietet die überbe triebliche Nutzung eines Futtermisch wagens? Sofern möglich, sollte ein überbetrieblicher Einsatz unbedingt angeschaut werden. Damit kann die Auslastung erhöht und die Amortisation entsprechend reduziert werden. Aber auch hier sind einige Fragen zu klären. So etwa die Investitionsund Kostenverteilung, die Verrechnung der Arbeit, Arbeitseinteilung und wer für Service und Unterhalt zuständig ist. Liegende oder stehende Walzen? Welche Mischtechnik ist besser? Es gibt nicht ein Besser oder Schlechter. Wenn viel Grundfutter, bspw. Dürrfutter oder Grassilage, zerkleinert werden muss, dann haben liegende Walzen sicher Vorteile, da das Futter deutlich rascher geschnitten wird. Wenn die Komponenten
Hansueli Rüegsegger ist Leiter Rindvieh bei der UFA in Herzogenbuchsee. Bild: zvg
grösstenteils bereits beim Silierprozess geschnitten wurden, dann sind stehende Walzen geeigneter. Wie sieht es mit der Hygiene aus? Diese ist sehr wichtig. Wie eine Liegebox oder den Futtertisch gilt es auch den Mischwagen sauber zu halten und regelmässig zu reinigen. Futterreste im Misch wagen können zu Nacherwärmungen und Problemen mit der Tiergesundheit führen.
Die Messer müssen regel mässig kontrolliert und geschärft werden, damit das Futter sauber geschnit ten und nicht «zermanscht» wird. Welche Tipps können Sie Landwirten sonst noch geben, die sich einen Kauf eines Mischwagens überlegen? Die Anschaffung eines Mischwagens ist eine relativ hohe Investition und ein langfristiger Entscheid. Entsprechend sollte man das Produkt vorher testen. Eignet sich der Mischwagen für alle Mischungen? Das heisst für laktierende Kühe, Galtkühe, Kälber usw. Auf vielen Betrieben unterscheidet sich die Sommer- von der Winterration. Entsprechend ist es wichtig, dass die Mischung auch im Sommer, wenn der Mischwagen allenfalls nur zur Hälfte befüllt ist, homogen ist.
Wie steht es mit dem Unterhalt? Der Unterhalt des Mischwagens ist sehr wichtig. Insbesondere die Messer müssen regelmässig kontrolliert und geschärft werden, damit das Futter sauber geschnitten und nicht «zermanscht» wird. 9
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Hygiene im Futtermischwagen Futterreste, die im Mischwagen zu lange liegenbleiben, sind ein Hort von Keimen und können zu Problemen bei der Milchqualität führen. Vor allem bei nassen Rationen ist die Schimmelbildung hoch. Eine regelmässige Reinigung des Mischwagens lohnt sich auf jeden Fall. Heinz Röthlisberger
In einem Futtermischbehälter arbeiten, ist gefährlich. In den Behälter einsteigen sollte man nur in Ausnahmefällen und nur, wenn die Sicherheit gewährleistet ist. R. Burkhalter
Futtermischwagen erleichtern den Landwirten die tägliche Arbeit. Futter rein, Futter mischen, Futter wieder raus, das fast täglich, je nach Betrieb bis zu 365 Tage im Jahr. Nicht selten bleiben im Mischwagen Futterreste zurück. Irgendwo zwischen den Schnecken, Kanten und in den Ecken bleibt immer etwas Futter übrig. Wenn solche Reste über eine längere Zeit ablagern, werden sie zu einem Hort von Keimen und können so die Milch- und die Käsequalität gefährden. Auch wird dadurch die Schmackhaftigkeit des Futters beeinträchtigt. Deshalb müssen angefaulte, vergorene, stinkende oder schmutzige Futterreste regelmässig entfernt werden. Bei einer Inspektion oder bei einer Stallvisite wird unter anderem von den Kontrolleuren unter dem Punkt «Kontrolle der Hygiene» auch der Futtermischwagen auf seine Sauberkeit kontrolliert, ob sich im 34
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oder rund um den Behälter nicht alte Futterreste oder gar Dreck vom täglichen Hinund Herfahren ablagern.
Hinweise des Herstellers beachten Mit der nötigen Sorgfalt und der strikten Einhaltung der Hygiene im Mischwagen kann man schimmligen Futterresten entgegenwirken und dafür sorgen, dass keine unerwünschten Keime in die Milch gelangen. Deshalb gehört auch das regelmässige Reinigen des Futtermischwagens zu den gezielten Massnahmen für eine gute Milchqualität. Generell gilt: Bei der Durchführung von Arbeiten muss man sich nach den Angaben in der Bedienungsanleitung des Herstellers richten. Das gilt auch für Reinigungsarbeiten und sowieso bei Wartungsarbeiten. Ohnehin sollte der Mischwagen einmal im Jahr auf Mängel kontrolliert werden. Verschleiss und Mängel wirken sich negativ auf die Misch-
qualität aus und können zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch führen. In einen Mischwagenbehälter einzusteigen, ist gefährlich. Viele reinigen ihren Mischwagen deshalb nur von aussen und gehen nie in den Behälter rein. Gut geht das mit dem Hochdruckreiniger. Wichtig ist, dass man mit der Sprühlanze in jede Ecke kommt.
Häufiger bei nassen Rationen Bei trockenem Futter können die Mischorgane von Vertikalmischern in der Regel bereits durch die Erhöhung der Zapfwellendrehzahl bei leerem Mischbehälter gereinigt und von Futterresten entfernt werden. Lockere, trockene Reste lassen sich auch von aussen gut mit einem Besen entfernen. Natürlich nur dann, wenn die Maschine nicht läuft. Bei nassen Rationen sollte der Mischer häufiger gereinigt werden als bei trockenem Futter. Müssen nas-
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Erst sichern, dann einsteigen Generell sollte man es vermeiden, in einen Futtermischwagen einzusteigen. Muss man in Ausnahmefällen trotzdem in den Behälter eines Futtermischwagens, ist wegen der Messer und scharfen Kanten besondere Vorsicht geboten. Im Voraus sind einige Sicherheitsmassnahmen zu treffen: • Wenn möglich zu zweit arbeiten, einer steigt in den Behälter ein, der andere bleibt für die Sicherung draussen. • Traktor mit der Feststellbremse sichern und bei Gefälle bei einem Rad des Futtermischwagens einen Radkeil unterlegen. • Den Motor des Traktors ausschalten und den Zündungsschlüssel entfernen. • Traktorkabine (wenn vorhanden) abschliessen.
se oder feste Futterreste entfernt werden, kann sowohl bei Vertikal- als auch bei Horizontalmischern sauberes Stroh durchgehäckselt werden. Das Stroh nimmt die Fut-
• Hydraulikschläuche und Gelenkwelle abhängen. • Für den Einstieg eine Leiter aussen anstellen und evtl. eine passende Leiter im Behälterinnern einsetzen. • Für den Einstieg schnittsichere Handschuhe, gute Schuhe und Schutzkleidung anziehen. • Werkzeug in einer Tasche mitnehmen, damit es nicht runterfallen kann. • Beim Einsteigen auf die scharfen Teile und vorstehende Gegenstände achten. Diese mit Tüchern abdecken. • Ein stabiles Holzbrett oder einen Holz balken quer über den Behälter legen (bei Horizontalmischer auch im Behälterinnern). Das kann die Arbeit erleichtern (Sitzen oder Knien).
terreste mit und reinigt auch die Schnecken einigermassen gut. Das Stroh sollte dann allerdings wegen der Keimbildung nicht bei den Kühen gestreut werden.
Ein Montagewagen mit Rädern vereinfacht das Arbeiten im Mischbehälter mit liegender Schnecke. Bild: SVLFG, Kassel
Auch Futterreste, die sich aussen am Mischer ablagern, können schimmeln und zu schlechter Milchqualität führen. Bild: R. Engeler
Mit Montagewagen in den Behälter Muss man im Ausnahmefall trotzdem in den Mischbehälter einsteigen, muss für die Sicherheit vieles beachtet werden (siehe Kasten). Im Behälter ist es eng und es hat hervorstehende Teile und scharfe Messer. Auf jeden Fall muss der Traktormotor abgestellt sein und der Zündschlüssel entfernt werden. Die Arbeiten im Behälter sind immer riskant. Deshalb sollte zur Sicherheit eine zweite Person aussen vor Ort sein, die jederzeit Hilfe bieten kann. Bei Mischwagen mit liegender Schnecke gibt es auch so genannte Montagewagen, die man in den Behälter über der Schnecke einsetzen kann und auf die man sitzen oder knien kann. So wie etwa das Beispiel der Firma Hirl Misch- und Anlagetechnik aus Falkenberg (D). Dank Rädern an den Enden kann der Montagewagen im Behälter auch verschoben werden.
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Erfolgreich unterwegs, der Selbstfahrer mit einem leistungsstarken Blei-Säure-Akku. Bild: Siloking
Fast lautlos, dafür effizient Elektrische Antriebe für Autos, für LKWs und Traktoren. Warum nicht auch für den Futtermischwagen? Gibt es schon und ist bei weitem nichts Neues. Welches sind die Gründe, wer baut E-Mischwagen und auf was muss geachtet werden? Ruedi Hunger
Es gibt viele Gründe, welche bei Futter mischwagen (FMW) für ein elektrisches Antriebskonzept sprechen. So beispiels weise der Motorenlärm und die Abgas emissionen des Verbrennungsmotors im Inneren eines Gebäudes. Der Traktoren lärm im Gebäude wirkt sich bekanntlich auch auf die Umgebung aus. Bei Betrie ben im Dorf oder in Ortsnähe «belästi gen» Lärmemissionen auch Anwohner und Nachbarn. Weshalb die Mischzeiten oft angepasst werden müssen. Auch das tägliche An- und Abhängen an einen Traktor, alternativ zum blockierten Trak tor, spricht für einen E-Antrieb. Der Treib stoffverbrauch für den Traktor fällt weg, dafür entstehen allerdings Stromkosten. Weil die Betriebskosten tiefer sind, ist die 36
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Wirtschaftlichkeit höher einzustufen. Inte ressant sind elektrische Antriebe auf FMW auch in Bezug auf ein energieeffizientes Betreiben durch Eigenstromnutzung.
Importeure als Wegbereiter Elektrische Antriebskonzepte machen den bisher traktorgezogenen Mischwagen zum Selbstfahrer. Verschiedene Importeu re von Futtermischwagen haben seit eini ger Zeit die Zeichen der Zeit erkannt und bauen für FMW einen Elektrofahrkopf. Diese Umbauten machen den traktorgezo genen Mischwagen zum Selbstfahrer. Ver sehen mit einem 3-Radfahrwerk und Elek trofahrkopf sind diese FMW nicht nur leise unterwegs, sie sind auch sehr wendig und können praktisch an Ort wenden.
• ATZ in Hüswil baut FMW der Verti-MixSerie von Strautmann zum elektrischen Mischwagen um. Alternativ gibt es auch eine Hybrid-Lösung, womit der FMW für das Verteilen weiter am Trak tor angebaut bleibt und bei Bedarf auch über die Zapfwelle betrieben wer den kann. Grundsätzlich erfolgt das Mi schen mit einem E-Motor mit 22-kW- Motoren mit Sanftanlauf. Der Fahrer hat sowohl links als auch rechts einen Stehplatz. • Kurmann Technik aus Ruswil baut die Vertikal-FMW von BvL auf ein eigens konstruiertes Chassis mit einem Elek trofahrkopf und einem 3-Radfahrwerk auf. Zudem gibt es für die traktorgezo genen Varianten einen Elektro-Hybrid
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Elektrisch mischen, angehängt fahren und verteilen, dafür gibt es hybride Antriebssysteme. Bild: R. Engeler
antrieb. Bei Letzterem sind eine Drehzahl mit Softstart oder drei Mischdrehzahlen mit Frequenzumformer möglich. Weitere Kundenwünsche können beim Umbau berücksichtigt werden. Die Stromversorgung wird über eine CCE16-A/400-V-Steckdose sichergestellt. • Die Firma Odermatt Landmaschinen in Hunzenschwil rüstet Storti-Horizontalmischer der Baureihe «Pitbull MT 120E» mit einem Elektroantrieb aus. Der Elek tromotor mit Frequenzumrichter ermöglicht einen sicheren Betrieb. Zwei liegende Walzen sorgen für eine homogene Mischung. Der Fahrantrieb ist hydraulisch. Um den Mischwagen im «Notfall» mit dem Traktor betreiben zu können, kann der Elektrofahrkopf gegen eine Deichsel ausgetauscht werden.
Schweizer Mischwagen-Hersteller setzen konsequent(er) auf elektrische Antriebe. Bild: BalleMax
• Weiter baut Service Meier einen E-Fahrkopf auf Scariboldi-Mischwagen. • Martin Ruckli in Buttisholz hat zwei Zitech-FMW mit 400-V-E-Motoren oder Batteriebetrieb im Angebot. Schweizer Hersteller wie BalleMax (Vertikalmischer) und Kuratli (Horizontalmischer mit 3-Rad-Antrieb) setzen ebenfalls auf Strom. Kuratli hat bereits über 20 Jahre Erfahrung mit elektrischen Antriebskonzepten für seine Mischwagen. Zudem bauen verschiedene Hersteller für den stationären Betrieb elektrische Futtermischer.
Hybrid als Zwischenlösung Für Betriebe, die nicht auf einen traktor gezogenen FMW verzichten wollen oder können, weil zum Beispiel ein Aussenstall
Verschiedene Importeure rüsten die Mischwagen mit einem elektrischen Fahrkopf aus. Bild: R: Hunger
nicht die erforderlichen Anschlusswerte aufweist, kann ein Hybridantrieb eine gute Lösung sein. Nach bzw. während des Füllens mit einem Fremdfahrzeug (z. B. Frontlader) wird der Mischer bereits elektrisch in Betrieb genommen. Das kräftezehrende und treibstoffverbrauchende Mischen erfolgt also elektrisch. Lange E-Kabel entfallen, weil stehend an einem Ort gemischt wird. Voraussetzung ist, dass die verschiedenen Mischkomponenten zentral gelagert werden. Gemischt wird also elektrisch, während der Futteraustrag auf dem Hauptbetrieb und beim Aussenstall mittels Traktor/Zapfwellenantrieb erfolgt. Im Fall von BvL (Kurmann) und Strautmann (ATZ) ist der Hybridantrieb für verschiedene Modelle nachrüstbar.
Sichere Stromversorgung Eine durchgängige Automatisierung in der Tierhaltung ist in Zukunft wohl ausschliesslich auf elektrischer Basis aufgebaut. Damit spielt ein Energiemanagement eine immer entscheidendere Rolle. Neben einer ausreichenden Notstromversorgung müssen autonome Systeme (auch E-FMW) immer ausreichend mit Energie versorgt werden. Diese Entwicklung führt zwangsläufig zu Veränderungen des Energiebedarfs. In bisherigen und noch klassischen Systemen treten entsprechende E-Leistungsspitzen praktisch immer zu Melk- und Fütterungszeiten auf. Neu verteilen sich diese über den ganzen Betrieb, was die Chance bietet, vermehrt regenerative Energiesysteme zu nutzen. Insbesondere Lastintervalle für Leistungsspitzen und zur Regelung des Energiebedarfs müssen unter Umständen feinmaschiger erfasst werden. Damit wird es 9
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Automatische Futterverteilsysteme sind von der Grundkonzeption her bereits mit einem E-Antrieb ausgerüstet. Bild: Trioliet
möglich, dass auch Spitzenströme beim Anlaufen grösserer Verbraucher bzw. Maschinen berücksichtigt werden können. Elektrische FMW benötigen bis über 40 Ampere Stromstärke und 400 Volt Spannung.
Akku als Zukunftsmodell? Elektrisch angetriebene FMW sind in der Regel über eine Kabeltrommel mit dem Stromnetz verbunden. In kleineren und mittleren Betrieben ist das meistens kein Problem und Kabellängen von 50 bis 100 m sind ausreichend. Diese Mischwagen sind so oder so Fremdbefüller und müssen (sollten) keine grossen Distanzen
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zu den verschiedenen Futterlagern zurücklegen, wie auf grossen Betrieben mit weiter auseinanderliegenden Futterlagerstellen oder auch beim überbetrieblichen Einsatz. Siloking/Mayer hat sich beim Bau des «eTruck», einem Vertikalmischer, für ein kabelloses Elektrokonzept entschieden. Und dies gleich bei einem grossen Selbstfahrer (8/10/14 m³) verwirklicht. Sowohl der Fahr- als auch der Mischantrieb ist 100 % elektrisch und basiert auf einem leistungsstarken Blei-Säure-Akku. Der Mischantrieb wird durch einen 15-kW- Motor und der Fahrantrieb mit einem 18-kW-Motor sichergestellt. Je nach Typ
steht eine Akkuleistung von 48 V / 620 oder 775 Ah zur Verfügung. Natürlich sind die Blei-Säure-Akku x-tausendfach bewährt und für eine lange Lebensdauer ausgelegt. Siloking bezeichnet diesen Akku als «guten Kompromiss aus Leistung, Gewicht und Wirtschaftlichkeit». Das Gewicht des 620-Ah-Akkus liegt bei 1,5 Tonnen. Vielleicht wollte man bei Siloking auch ganz einfach auf Nummer sicher gehen und hat sich deshalb, statt auf Lithium-Ionen-Technologie zu setzen, für einen Blei-Säure-Akku entschieden. Der Antrieb ist auf 4–5 Mischungen pro Ladezyklus ausgelegt. Mitbestimmend sind die Futtereigenschaften und das Akku-Paket. Geladen wird der Akku in der fütterungsfreien Zeit über ein Ladegerät von Jungheinrich aus einer CCE-16-A/400-V-StarkstromSteckdose.
Fazit Der Trend zu elektrischen Antriebskonzepten macht auch vor dem Scheunentor nicht Halt. Das ist auch gut so, denn gerade im Gebäudeinnern sind die Abgase und der Lärm von Traktoren, gelinde gesagt, lästig. Allerdings muss mit dem ständigen Ausbau und der weiteren Verbreitung elektrischer Antriebe früher oder später ein Energiekonzept erstellt oder das vorhandene überarbeitet werden. Dass es machbar ist, einen Futtermisch wagen elektrisch zu betreiben, das zeigen die bereits zahlreich vorhandenen E-Mischer.
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Zwei helle und optimal platzierte Tränkestellen (im Vordergrund) ermöglichen im Laufstall auch rangniedrigen Tieren eine optimale Wasserversorgung. Bilder: R. Hunger
Wasser ist das wichtigste Nahrungsmittel Kürzlich konnte man aus den Medien erfahren, dass jeder vierte Mensch auf dieser Welt keinen gesicherten Zugang zu sauberem Wasser hat. Dies, obwohl Wasser wohl das wichtigste Lebensmittel ist. Gleiches, mindestens was die Wichtigkeit betrifft, gilt auch für den Stellenwert des Wassers für alle landwirtschaftlichen Nutztiere. Ruedi Hunger Wasser erfüllt im Organismus neben der Funktion als Lösungsmittel auch eine solche als Transportmittel. Zudem ist Wasser notwendig, damit der Zelldruck erhalten bleibt und die Körperwärme reguliert werden kann. Der Wasserbedarf einer Milchkuh kann bis auf 180 Liter pro Tag ansteigen. Bestimmt wird die Menge durch die Nutzung, das Lebendgewicht und bei einer Milchkuh durch das Leistungsniveau. Je höher die Milchleistung, desto höher ist auch die Wasseraufnahme der Kühe. Aber auch die Fütterung hat grossen Einfluss, durch das Saufen sorgt die Kuh für einen optimalen TS-Gehalt im Pansen, damit Pansenmikroben ihre Arbeit wunschgemäss erledigen. Als Faustzahl kann von einem Wasserbedarf von drei bis sechs Litern je Kilogramm Tro40
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ckenmasseaufnahme ausgegangen werden. Mitentscheidend für die Wasseraufnahme sind auch die herrschenden Witterungsbedingungen.
Wasseraufnahme Da Rinder Saugtrinker sind, bevorzugen sie eine freie Wasseroberfläche. Obwohl sie zum Saufen das Flotzmaul einige Zentimeter ins Wasser eintauchen, sorgen sie immer dafür, dass die Luftzufuhr durch die Nase nicht unterbrochen wird. Bei einem freien Wasserzugang dauert die Wasseraufnahme durchschnittlich eine halbe bis eine ganze Minute. Pro Minute werden rund 18 bis 25 Liter Wasser aufgenommen. Die Tiere decken ihren Wasserbedarf, indem sie die Tränkestelle bis etwa neunmal täglich aufsuchen. Zwi-
schen den Einzeltieren gibt es aber grosse Unterschiede. Wenn Milchkühe die Möglichkeit haben, bevorzugen sie bei niedrigen Aussentemperaturen ein leicht temperiertes Wasser (Versuche 2004). Eine Leistungssteigerung durch erwärmtes Wasser kann nicht erwartet werden. Gegen eine Wassererwärmung spricht die biologische Qualität, da Bakterienkolonien bei höheren Temperaturen wesentlich schneller wachsen als bei niedrigen.
Eigenverschmutzung durch Tiere In den vorhergehenden Beiträgen in diesem Heft war mehrmals von Total-MischRationen TMR die Rede. Diese Mischungen haben die Eigenschaft, dass mehr feine Partikel am Flotzmaul der Rinder hängen bleiben und diese beim Aufsu-
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Anhaltswerte für die Wasseraufnahme in Liter Umgebungstemperatur
5° C
15° C
28° C
90 kg LG
8
9
13
180 kg LG
14
17
23
360 kg LG
24
30
40
545 kg LG
34
41
55
630 kg LG
37
46
62
9 kg Milch/Tag
46
55
68
17 kg Milch/Tag
84
99
104
36 kg Milch/Tag
103
121
147
45 kg Milch/Tag
122
143
174
Kalb
Rinder
Trockenstehende Kuh Laktierende Kuh
Quelle: DLG-Merkblatt 399/2015
chen der Tränkestellen im Wasser zurückbleiben und auf den Boden der Tränke absinken. In Schalentränken sammeln sich solche Futterresten hinter der Betätigungszunge an. Ballentränken sind ebenfalls einer grossen Verschmutzung durch abgespülte Futterresten unterworfen. Da sie schlecht einsehbar sind, kann es rasch zu Qualitätseinbussen kommen. Den Problemen der Wasserverschmutzung durch Futterresten ist nur mit einer vermehrten Kontrolle beizukommen.
unnötige Zeit mit der Wasseraufnahme, sondern fressen und ruhen sich lieber aus. Eine andere, ebenso glaubhafte Begründung: Rangniedrige Tiere nutzen den Tränkestand, um sich dem Gruppendruck zu entziehen, und verweilen deshalb länger an diesem Ort. Wenn in einem Stall zu wenig Tränkestellen vorhanden sind (weites Tier-Tränke-Verhältnis), kann es zu
Verweildauer an der Tränke
Eine Kuh trinkt täglich bis zu 180 Liter Wasser.
Für eine Diplomarbeit am Rationalisierungs-Kuratorium für Landwirtschaft (RKL)* wurde die Verweildauer von Kühen an der Tränke gemessen. Das Ergebnis zeigt ab einer bestimmten Milchmenge eine steigende Wasseraufnahme parallel zur Milchleistung; das überrascht zwar wenig. Auffallend ist, dass gleichzeitig die Verweildauer an der Tränke zurückgeht. Ein Erklärungsversuch lautet: Hochleistungskühe «vertrödeln» keine
Rangkämpfen kommen. Nicht selten blockieren ranghöhere Tiere die Tränke, was bei rangtieferen Tieren zu Wassermangel führen kann. Gleiches gilt für falsch platzierte Tränken, Funktionsmängel, Kriechströmen an der Tränke oder einen falschen Tränketyp. Tränkestellen dürfen nicht am dunkelsten Ort im Stall eingerichtet werden.
Auch Tiere haben das Recht auf freien Zugang zu sauberem Wasser.
Für optimale Bedingungen sorgen Die Sehschärfe eines Rindes ist wesentlich tiefer als jene des Menschen, insbesondere ist diese stark von der Beleuchtungsintensität abhängig. Daher gilt es, die Tränke an einem gut ausgeleuchteten Ort einzurichten. Wenn es nicht anders möglich ist, muss mit künstlichem Licht für op timale Bedingungen gesorgt werden. Kriechströmen kann mit einem ausreichenden Potenzialausgleich vorgebeugt werden. Nach solchen Ursachen sollte aber erst gesucht werden, wenn die Wasserqualität stimmt und wenn regelmässig entsprechende Kontrollen und Reinigungen vorgenommen werden. Mangelnde Wasserversorgung einzelner oder aller Tiere werden nicht immer auf Anhieb als solche erkannt. Anzeichen für eine mangelnde Wasserversorgung, speziell bei hohen Temperaturen, sind eine ver minderte Futteraufnahme und eine abnehmende Milchleistung. Diesbezüglich bietet die mit dem Futtermischwagen hergestellte TMR-Menge eine gewisse Kontrollfunktion. Dann nämlich, wenn aus «unerklärlichen» Gründen die programmierte Futtermenge nicht mehr aufgefressen wird.
Legende Lebendgewicht, Milchleistung, Futterzusammensetzung, Temperatur und Witterung bestimmen den Wasserbedarf von Milchkühen.
* Das Rationalisierungs-Kuratorium für Landwirtschaft RKL ist ein Beratungsring in Deutschland. www.rkl-info.de
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Neues «Arbeitspferd» aus Japan
Mit der Serie «M6002» bringt Kubota drei neue Traktoren mit 4-ZylinderMotoren auf den Markt. Die «Schweizer Landtechnik» konnte das Modell «M6-142» in Kombination mit Anbaugeräten von Kubota in der Praxis testen. Die Traktorbaureihe «M6» wurde komplett von Kubota entwickelt. Die Fronthydraulik stammt von MX.
Martin Abderhalden* Das Modell «M6-142» ist das Flaggschiff der neuen 4-Zylinder-Baureihe von Kubota. Der Traktor ist massiver gebaut als die «MGX»-Serie. Speziell ist, dass die Maschinen komplett in Japan gebaut werden. Unter der Haube arbeitet ein grossvolumiger Motor mit 6,1 l Hubraum und 142 PS Leistung. Bei Strassenfahrt ab 20 km/h packt er dank Boost-Funktion nochmals 20 PS aus. Commonrail und Diesel-Direkteinspritzung bringen einen geringeren Treibstoffverbrauch. Ein Drehmoment von bis zu 645 Nm wird über einen Drehzahlbereich von 1200 bis 1500 U/min möglich. Dies fällt besonders bei schwereren Arbeiten auf, denn in diesem Drehzahlbereich zieht der Kubota ordentlich durch. Gewöhnungsbedürftig ist das Fahren im tieferen Drehzahlbereich, damit man die volle Leistungsentfaltung ausschöpfen kann. Das wird bei der Strassenfahrt und bei Transportarbeiten schnell spürbar. Mit
* Martin Abderhalden ist Landwirt und testet regelmässig Maschinen für die «Schweizer Landtechnik».
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einem Schalter lässt sich ein Motordrehzahl-Management einstellen, das Schwankungen beispielsweise bei Zapfwellenarbeiten minimiert.
Einstellbare Vorderachsfederung Die einzigartige Portal-Vorderachse, die mit einem Kegelantrieb ausgerüstet ist, verfügt über eine einstellbare Federung mit 116 mm Zylinderhub und drei Modi. Entweder sperrt man sie oder fährt im Automodus. Dann orientiert sich die Federung automatisch an Geschwindigkeit und Heckkraftheber. Zusätzlich lassen sich noch die Dämpfer der Federung anpassen. Praktisch ist der «Bi-Speed»-Modus, der besonders im Ackerbau praktisch ist. Ist diese Funktion aktiviert, so ändert sich beim vorgegebenen Lenkwinkel die Übersetzung der Vorderachse so, dass diese schneller läuft und den Traktor sozusagen um die Kurve zieht. So ist es sogar möglich, ohne ein Wendemanöver wieder in die nächste Spur zu fahren. Der Lenkwinkel der Portalachsen liegt bei 50°, was den Traktor mit einem Radstand von 269 cm sehr wendig macht. Die Bodenfreiheit von 44 cm bietet viel Platz für Schwaden und Arbeiten im Acker.
Bilder: M. Abderhalden
Die Hubkraft im Heck beträgt 7000 kg, an der Front 3260 kg. Bei einem Leergewicht der Testmaschine von 6550 kg verbleibt noch eine Nutzlast von 3250 kg. Für gutes Bremsverhalten sorgen die nassen Mehrscheibenbremsen.
Programmierbare Lastschaltung Verbaut ist ein 24×24-Powershift-Getriebe mit programmierbarer und automatisierter 8-fach-Lastschaltung. Zu den drei lastschaltbaren Gruppen ist optional auch eine Kriechganggruppe erhältlich. Geschaltet wird mit dem griffigen Multifunktionshebel auf der Armlehne. Es gibt auch einen Automodus, bei dem die Lastschaltstufen automatisch schalten. Schaltzeitpunkt und Stufen (auch die Anfahrgän-
Kurzbewertung + sehr wendig + gute Gewichtsverteilung und Zugkraft + komfortable Vorderachsfederung – nur mechanische Steuerventile – Parkbremse fehlt – Türen schliessen bei geschlossener Heckscheibe schwer
Testbericht | Impression
ge) können über den Monitor vorgewählt werden. Die Lastschaltstufen schalten im Automodus ordentlich und passend hoch, jedoch muss für das Runterschalten die Drehzahl gewöhnungsbedürftig tief sinken. Die recht feinfühlige und ebenfalls einstellbare Wendeschaltung ist entweder links vom Lenkrad über den gut zu bedienenden Wipp-Schalthebel oder aber über die Taster am Fahrhebel zu betätigen. Die Getriebeabstufung ist gut gelungen, wobei der Gruppenwechsel etwas schneller sein dürfte. Bei 1640 U/min erreicht der Kubota bereits die 40 km/h. Die hydraulischen Mehrscheibenbremsen sind gut dosierbar und funktionieren über die Allradzuschaltung. Vermisst wird eine Parkstellung. Zum Sichern dient lediglich der weit vorstehende Handbremshebel links vom Sitz. Für Frontladerarbeiten gibt es die «Xpress-Restart»-Funktion, mit der man über die Fussbremse anhalten und wieder anfahren kann – ohne zu kuppeln. Das LS-Hydrauliksystem verfügt über eine Pumpe und 115 l/min Leistung, womit auch grosse Geräte über den Power-Beyond-Anschluss betrieben werden können. Maximal sind vier mechanische Steuerventile mit Mengenregulierung möglich.
Viel Platz in Kabine
Die Kabine wirkt hell und aufgeräumt. Auf der verstellbaren Armlehne sind alle wichtigen Bedienelemente untergebracht.
Die Isobus-Verbindung zum Düngerstreuer funktionierte einwandfrei, was eine einfache, zuverlässige Arbeit ermöglichte.
Der Aufstieg zur Kabine ist breit. Massive Haltegriffe und gut angeordnete Stufen bieten auch mit schmutzigen Schuhen einen sicheren Halt. Schön ist das mit einem Hebel schnell hochschwenkbare Lenkrad. Die 166 cm breite Kabine ist mechanisch gefedert, wirkt aufgeräumt und dank Glasdachfenster hell. Auf dem Beifahrersitz findet auch ein Erwachsener eine komfortable Mitfahrgelegenheit. Die verstellbare Armlehne enthält alle wichtigen Bedienelemente. Informationen werden auf dem Armaturenbrett angezeigt. Neu ist der Isobus-kompatible 7-Zoll-Monitor mit Touchscreen-Funktion. Hier lassen sich Einstellungen von Getriebe und Hydraulik vornehmen. Ein Performance-Monitor zeigt die gewünschten Infos mit Verbrauchswerten und Flächenzähler an. Die Vorbereitungen für Rückfahrkamera und GPS-System sind ebenfalls vorhanden. Die 4-Pfosten-Kabine bietet eine gute Rundumsicht. Bei geschlossener Heckscheibe schliessen die Türen straff. Die Klimaanlage arbeitet auch bei 32° Aussentemperatur perfekt. Der Geräuschpegel mit rund 72 dB am Fahrerohr bei geschlossener
Steckbrief Kubota «M6-142» Motor: 4-Zylinder-Turbodieselmotor von Kubota, 6,1 l Hubraum, 142 PS (mit Power Boost 162 PS) Getriebe: Powershift-Getriebe mit 3 Gruppen lastschaltbar und 8-fachLastschaltung, 40 km/h bei 1650 U/min Achsen: Portalachse vorne mit «Bi-Speed»- Funktion und einstellbarer Federung Hydraulik: LS-Hydraulik mit 115 l/min Förderleistung, 4 mechanische Steuerventile Masse: Länge mit Fronthydraulik: 478 cm; Höhe: 289 cm; Breite: 250 cm Gewichte: Leergewicht: 6550 kg, Gesamtgewicht: 9800 kg Preis: CHF 122 230.– («Swiss Profi»Ausführung, inkl. MwSt.) (Herstellerangaben)
Heckscheibe ist angenehm. 16 LED-Scheinwerfer machen die Nacht zum Tag.
Praxiseinsätze Für den Test war man auf der Strasse, im Acker und mit dem mitgelieferten «Geospread»-Düngerstreuer auf der Wiese unterwegs. Die Isobus-Kommunikation klappte auf Anhieb, die Einstellungen am Monitor sind einfach und übersichtlich. Um den Traktor ans Limit zu bringen, ist man mit einem schweren und tief eingestellten 5-Zinken-Grubber gefahren. Die Leistung beeindruckte und zeigte auf, dass der Kubota «M6-142» auch im Acker seine Vorzüge als «Arbeitspferd» voll ausspielen kann.
Fazit
Die hochgezogene Motorhaube nimmt etwas die Sicht nach vorne, jedoch ist die 4-PfostenKabine mit dem Glasdachfenster schön hell und bietet eine gute Rundumsicht.
Der Kubota «M6-142» ist ein massiv gebauter Traktor, der mit seinem Eigengewicht von 6550 kg seine Stärken vor allem im Acker und auf der Wiese ausspielen kann. Er ist weniger ein «Sport-» als vielmehr ein «Arbeitspferd». Die Bedienung ist benutzerfreundlich, der Komfort lässt sich sehen und die Motorcharakteristik passt zum Gesamtkonzept. Mit wenig Schnickschnack an Bord ist man aber für Isobus-Anbaugeräte bereits vorgerüstet. Die grosszügige, helle Kabine bietet eine gute Übersicht und verfügt über einen sicheren Aufstieg. Die «Bi-Speed»-Funktion macht das Arbeiten im Acker effizient. Durch das hohe Eigengewicht und die gute Gewichtsverteilung kann man das Frontgewicht auch weglassen. Der Listenpreis in der «Swiss Profi»-Ausstattung beträgt CHF 122 230.–, dazu gibt es eine Garantie von 5 Jahren oder 2000 h. 9
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Impression | Einsatzbericht
Viel Ladekapazität: Der Tridem-Abschiebewagen «T900» am Fendt «516 Vario». Bilder: Matthieu Schubnel
«Der Abschiebewagen hat viele Vorteile» Gaël Corminboeuf aus Estavayer-le-Lac FR hat seine Aktivitäten diversifiziert und bietet der Waldkorporation aus der Region seit einigen Jahren Transportdienste für Hackschnitzel an, die er seit fast zwei Jahren mit einem Abschiebewagen «T900» des polnischen Herstellers Pronar befördert. Matthieu Schubnel
An diesem Morgen, Ende August, in der Nähe von Estavayer-le-Lac sind mehrere Anhänger hintereinander unterwegs. Sie beliefern die funkelnagelneue, an der Autobahn A1 gelegene Rundholzhalle mit den ersten Kubikmetern Holzschnitzel. Die für die Bewirtschaftung der Waldflächen der Freiburger Enklave zuständige Waldkorporation hat zwei Tage vorgesehen, um den grössten Teil der 3000 m³ Lagerkapazität des Gebäudes, in dem das Brennmaterial zum Trocknen gelagert wird, mit den Holzschnitzeln zu füllen. Deswegen hat die Korporation das auf Hebe- und Waldarbeiten spezialisierte Unternehmen von Marcel Pochon & Fils für das Häckseln des Holzes kontaktiert, sowie mehrere Landwirte, die einen Abschiebewagen besitzen. Auch Landwirt 44
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Gaël Corminboeuf nimmt an diesen von der Waldkorporation durchgeführten Forstarbeiten teil. Corminboeuf ist mit seinem letztes Jahr angeschafften Abschiebewagen Tridem «T900» des polnischen Herstellers Pronar mit dabei. Der in Ménières FR wohnende Gaël Corminboeuf produziert Tabak, Cornichons, Ackerbau und Erdbeeren und betreibt auch einen Pen sionsstall mit etwa 60 Pferden. Zudem transportiert er für Dritte Mist oder Kompost, aber auch sein eigenes Getreide.
46 m³ Ladevolumen Im Winter transportiert Corminboeuf während zwei Wochentagen Holzschnitzel. Die meisten Fahrten finden in einem Umkreis von 20 km statt, meistens auf der Strasse. Der zum Betrieb gehörende Fendt
«516 Vario», ein eher leichter 4-Zylinder-Traktor, ist gut zum Ziehen des Pronar «T900» geeignet. «Mit meinem weissen Nummernschild, das ich für meine Transporttätigkeit brauche, hängt die Besteuerung des Traktors nämlich vom umgeschlagenen Gesamtgewicht ab.» Da die Waldkorporation den Landwirt nach transportierten Kubikmetern bezahlt, passt dieses Gespann, das ein grosses Ladevolumen mit geringem Gewicht verbindet, perfekt zu dieser Aufgabe. Die Stelle für den Holzhäcksler befindet sich im Wald von Vuissens FR, der zu Estavayer-le-Lac gehört. «Mit einem anderen Landwirt und den Kippladern der Firma, welche das Holz häckselt, werden in der Regel vier Anhänger für die Transportarbeiten eingesetzt. Die meisten von ihnen
Einsatzbericht | Impression
sind mit einem Abschiebesystem ausgestattet.» Der bei der Waldkorporation von Estavayer-le-Lac angestellte Forstwartvorarbeiter überwacht die Arbeiten auf dem Gelände. Vor allem regelt er das Verkehrsgeschehen, wenn sich die Gespanne der Zerkleinerungszone nähern. Um das Aneinander-Vorbeifahren ausserhalb der engen Waldwege zu koordinieren, setzt er sich mit den Fahrern regelmässig in Verbindung. Vor Ort stellt Gaël Corminboeuf seinen Traktor und seinen Anhänger Pronar «T900» neben den Selbstfahrhäcksler Albach «Diamant 2000». Dieser produziert in etwa zehn Minuten die für die Befüllung benötigten 46 m³ Holzschnitzel.
Entleerung in 55 Sekunden Der Abschiebewagen Pronar erfordert drei doppeltwirkende Steuerventile: Das erste versorgt die Hydraulikzylinder des Abschiebesystems, ein weiteres kontrolliert die hydraulische Heckklappe und das dritte ist für das Rückhaltenetz zuständig. Gemäss dem Landwirt benötigt der Abschiebewagen zwar eine erhebliche Hydraulik-Ölmenge, aber nur eine geringe Pumpleistung. «Das Fassungsvermögen des Ölvorratsbehälters auf meinem Fendt ‹516 Vario› ist ausreichend, um die Hydraulikzylinder des Abschiebesystems zu versorgen.» Das Entladen erfolgt in drei Phasen: Zuerst wird mit einem zentralen hydraulischen Teleskopzylinder ein horizontaler Hub ausgeführt, danach wird diese Schiebbewegung von zwei parallelen Hydraulikzylindern bis zum Containerende weitergeführt. Zuletzt wird die Vorderwand von zwei vertikalen Hydraulikzylindern nach hinten ge-
Gaël Corminboeuf hat sich für den Pronar«T900»-Abschiebewagen wegen dem beachtlichen Containervolumen von 46 m³ entschieden.
Das Einsatzgebiet der Waldkorporation von Estavayer-le-Lac befindet sich im Umkreis von rund 20 km zur neu gebauten Holz lagerhalle.
kippt und die Entleerung durch die Schwerkraft abgeschlossen. Die Zeit für die komplette Entladung beträgt ungefähr 55 Sekunden. Die Rückkehr der Vorderwand in ihre Ausgangsposition beträgt nur 45 Sekunden. Nach Abschluss der Entleerung bleiben im Ladekasten so gut wie keine Reste zurück. Um den Anhänger vollständig von den Holzschnitzeln zu leeren, muss ihn der Landwirt nur leicht ruckeln. Falls nötig, könnte er den Kippwinkel weiter erhöhen. Der Anhänger besitzt Seitenklappen von 50 cm Höhe, die grössten, die im Katalog angeboten werden. «Das Modell von 46 m³ mit Seitenklappen habe ich gewählt, weil ich in Kubikmetern bezahlt werde. Das Ladevolumen beträgt über 14 m³ mehr als bei einem Anhänger Pronar mit Tandem-Fahrwerk. Bei CHF 7.− pro Kubikmeter fällt die Wahl nicht schwer!» Nur wenn er Mist lädt, bedauert der Landwirt die Höhe ein wenig. «Aber nur wenige Anhänger,
die von einem ‹516 Vario› gezogen werden, fahren mit einer solchen Ladung genauso gut.» Der Hersteller gibt ein Leergewicht von 10 190 kg an und garantiert ein Gesamtgewicht von 33 000 kg, das in der Schweiz aber auf 30 t limitiert ist.
CHF 70 000.− Investition Wegen der maximal zulässigen Breite von 2,55 m bei Ausstattung des Fahrzeuges mit weissem Nummernschild hat Gaël Corminboeuf die Bereifung 445/65R22.5 der Standardbereifung (550/ 60R22.5) vorgezogen (weniger Rollwiderstand, Verschleiss und Dieselverbrauch). Der mit einer Druckluftbremse (Wabco) ausgestattete Anhänger ist mit zwei Achsen von Pronar mit Zwangslenkung bestückt, welche die Abnutzung der Reifen bei den Fahrmanövern begrenzen. Die optional erhältliche Kugelkopfkupplung-Anhängung K80 verhindert die Fahrstösse. Der Landwirt hat diesen Anhänger für einen Kaufpreis für CHF 70 000.− erworben. Der Preis beinhaltet die Bordwände, die K80-Kupplung und die spezielle Bereifung. Der Verkäufer hat auch ein einklappbares Rückhaltenetz zur Ladungssicherung installiert, das der Landwirt systematisch aufklappt, um zu verhindern, dass er während der Fahrt Ladung verliert.
Holzschnitzel haben Zukunft
Während der Entlade-Schlussphase heben und schwenken zwei vertikale Hydraulikzylinder die verschobene Wand, um die Holzschnitzelreste sauber auszuladen.
Corminboeuf hat mit der Korporation einen Transportvertrag über drei Jahre abgeschlossen, der stillschweigend verlängert werden kann. Die Anzahl der Holzheizungen nimmt ständig zu, genau wie die Anzahl der Wohngebäude, die an Fernwärmenetze bestehender Heizzentralen angeschlossen sind. Deshalb braucht sich Gaël Corminboeuf um seine Transportaktivität von Holzschnitzeln auch in Zukunft keine Sorgen zu machen. 9
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Impression | Fahrbericht
Die neue Mähdrescher-Serie «Trion» von Claas besteht aus fünf Schüttler- und drei Hybrid-Modellen (im Bild das Hybrid-Modell «Trion 730»). Bilder: R. Engeler
Neue Alles-Drescher Mit den Mähdreschern «Trion» ersetzt Claas die «Tucano»-Modelle und bringt so neue Alles-Drescher mit «Lexion»-Ähnlichkeiten sowie Motoren von Cummins auf den Markt. Lukas Weninger* und Roman Engeler Claas überrascht mit einer völlig neuen Mähdrescher-Baureihe: Der «Trion» ersetzt den «Tucano». Dieser ergänzte seit 2007 als Mittelklasse-Mähdrescher den «Lexion» nach unten. Nur das Modell «Tucano 320» bleibt weiterhin im Programm. Auch der Neue kommt mit Schüttler-Dreschwerk und Hybrid-Dreschwerk mit dem bekannten Rotor-System zur aktiven Restkorn abscheidung auf den Markt. Zur Wahl stehen zwei Fünfschüttler («Trion 500»), drei Sechsschüttler («Trion 600») und drei Hy brid-Mähdrescher («Trion 700»). Das war es mit den Gemeinsamkeiten zum «Tucano», denn technisch gesehen ist der «Trion» deutlich enger mit dem «Lexion» verwandt. Auch bei der Leistung rückt man mit bis zu 12,50 m breiten Schneidwerken dem «Lexion» näher, als es der «Tucano» war. So soll der Neue für Landwirte und Lohnunternehmer gleichermassen interessant sein. Fast alle Modelle – bis auf die kleinsten Fünf- und Sechsschüttler – sind auch als
* Lukas Weninger ist Landtechnik-Redaktor bei der österreichischen Fachzeitschrift «Landwirt».
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Varianten mit dem Bandlaufwerk oder Hangausgleich «Montana» erhältlich. Letztere ist mit einer neuen Allradachse samt mittig sitzendem Ölmotor statt zwei Radmotoren ausgestattet. Claas hat den «Trion» als Alles-Drescher konzipiert, er soll sich entsprechend schnell und einfach auf verschiedene Kulturen umrüsten und einstellen lassen.
Dreschwerk vom ersten «Lexion» Womit man schon beim Herzstück eines Mähdreschers angelangt ist – dem Dresch werk. Hier wird die Nähe des «Trion» zum «Lexion» deutlich. Denn die Dresch trommel im «Tucano» hatte einen Durchmesser von 450 mm und war 1320 oder 1580 mm breit. Weil Claas 2019 die zweite «Lexion»-Generation mit vier Trommeln und 755 mm grosser Dreschtrommel präsentierte, war somit das Dreschwerk der ersten «Lexion»-Generation quasi frei geworden. Dieses ergänzten die Konstrukteure um viele Details des neuen «Lexion»-Dreschwerks und pflanzten es dem «Trion» ein. So arbei tet nun eine (jetzt geschlossene) Dreschtrommel mit 600 mm Durchmesser
und 1420 oder 1700 mm Breite bei den Schüttler- sowie 1420 mm bei den Hybrid- Maschinen. Dadurch kann Claas die Ersatzteilversorgung und -logistik vereinfachen – denn einige Teile passen nun für «Lexion» und «Trion» gleichermassen. Neben den Massen hat das «Trion»Dresch werk weitere Gemeinsamkeiten mit jenem des «Lexion»: Rechts aussen an der Dreschtrommel sitzt das Reduzier getriebe zum Umschalten zwischen den beiden Drehzahl-Bereichen. Zwar lässt es sich nicht von der Kabine aus schalten, aber gut zugänglich mittels Hydraulik ventil am Überkehrelevator. Auch die austausch baren Korbsegmente kennt man vom aktuellen «Lexion». Einzelne Korbsegmente der Beschleuniger- und Dreschtrommel sind jetzt schneller wechselbar: der Beschleunigerkorb nach vorne durch die Steinfangmulde und der vordere Teil des Dreschkorbs auf beide Seiten (statt nur nach links wie beim «Lexion»). Dafür muss bei den Radmaschinen aber das Vorderrad abgebaut werden. Zudem ist das Dresch werk wie beim «Lexion» synchronisiert. Die Drehzahlen sowie Körbe der drei Trommeln werden zugleich
Fahrbericht | Impression
Modellübersicht Claas «Trion» Modell
Abscheidung
Leistung Option*
520
APS, 5-Schüttler, 142 cm Kanalbreite
258 PS
530
APS, 5-Schüttler, 142 cm Kanalbreite
306 PS
640
APS, 6-Schüttler, 170 cm Kanalbreite
306 PS
650
APS, 6-Schüttler, 170 cm Kanalbreite
354 PS
M, TT
660
APS, 6-Schüttler, 170 cm Kanalbreite
408 PS
M, TT
720
APS, 1 Rotor, 142 cm Kanalbreite
376 PS
M, TT
730
APS, 1 Rotor, 142 cm Kanalbreite
408 PS
M, TT
750
APS, 2 Rotoren, 142 cm Kanalbreite
435 PS
M, TT
M, TT
*M: Montana, TT: TerraTrac
verstellt, was eine Fehlbedienung ausschliesst.
Reinigung, Korntank, Häcksler Auch das Hybrid-Dreschwerk mit den Abscheiderotoren hat Anleihen vom «Lexion»: Die Rotorklappen sind im «Trion» ebenfalls hydraulisch verstellbar (manuell oder automatisch), statt mechanisch per Hebel wie im «Tucano». Zudem sind es jetzt vier verstellbare Korbsegmente statt vorher zwei. Mehr «Lexion» findet sich auch im Siebkasten dank der Jetstream-Reinigung: Diese bietet eine grössere Siebfläche, ein Turbinengebläse sowie ein modernisiertes 3D-System. Passend zur höheren Durchsatzleistung stammen auch die beiden Elevatoren vom «Lexion». Um trotz des grösseren Durchsatzes längere Abtankintervalle zu erreichen, sind alle «Trion»-Modelle mit dem grossen «Trichter»-Korntankaufsatz ausgestattet. Zudem hat Claas die Entleerleistung von 100 auf 130 l/s erhöht. Ein exakteres Beladen der Abfuhrfahrzeuge ist nun dank dem schwenkbaren Auslauf am Tankrohr möglich. Auch der Häcksler ist grösser geworden, er besitzt jetzt mehr Messer. Ein ein-
In der neuen Kabine findet man mit dem «Cemis 1200» einen zweiten Bildschirm, den man für die GPS-Navigation und die Dokumentation der Aufträge verwenden kann.
schwenkbarer Reibboden soll für eine noch stärkere Zerkleinerung des Strohs sorgen. Der optionale Wurfausgleich bei Seitenwind oder -hang ist ebenso für den «Trion» erhältlich.
Motorisierung Wie bei der Baureihe «Avero» kommen die Motoren von Cummins statt von Mercedes oder MAN wie beim «Tucano» oder «Lexion». So arbeiten zwei Reihen-Sechszylinder mit einem Hubraum von 6,7 oder 9 l und einer Maximalleistung von 258 bis 435 PS. Die Software für den Motor kommt weiterhin von Claas, daher arbeiten auch die Cummins-Motoren mit dem Motormanagement-System Dynamic Power. Zudem hat Claas den vollen Service- und Ersatzteilzugriff auf die Aggregate, darf die Motoren also selbst reparieren und die Ersatzteil-Versorgung übernehmen. Der «Trion» hat nicht die liegende Kühlung wie im «Lexion» verbaut. Stattdessen sind die Schüttler-Modelle mit dem altbekannten Drehsieb ausgestattet. Die Hybrid-Drescher dagegen saugen die Kühlluft von oben neben der Seitenverkleidung an, dahinter hält eine Staubabsaugung den gröbsten Schmutz vom Kühlerpaket fern. Für einen schonenderen Kraftschluss vom Motor zum Dreschwerk ist eine hydraulisch betätigte Trockenkupplung mit einem mehrrilligen Riemen zuständig – auch das ist bekannt vom «Lexion» (und dem Feldhäcksler Claas «Jaguar»).
Grössere Kabine
Neben dem Standard-Fahrhebel (Bild) ist auch der «C-Motion»-Griff verfügbar. Im Hintergrund das interaktive «Cebis»-Terminal.
Dem «Lexion» sogar voraus ist der «Trion» bei der Kabine: Diese ist völlig neu und für ein grösseres Volumen in alle Richtungen gewachsen. Auch die Einstiegsleuchte ist jetzt höher geworden. Eine neue Klimaanlage mit Temperaturschichtung soll einen kühlen Kopf in der Weizenernte und warme Füsse in der Körnermaisernte sicherstellen.
Die Luftdüsen sind zugunsten einer besseren Sicht auf das Schneidwerk von den Eckpfosten in den Dachhimmel gewandert. Die Armlehne und das Terminal sind vom aktuellen «Tucano» bekannt, die Armlehne ist im «Trion» aber etwas nach aussen gedreht. Ein optionaler Schwenksitz für grössere Schneidwerksbreiten, mehr Ab lagefächer sowie Fussrasten neben der Lenksäule heben den Komfort im Fahrerhaus. An Automatikfunktionen sind für den «Trion» alle zu haben, die auch der «Lexion» bietet – darunter das Fahrerassistenzsystem «Cemos Automatic», die Vorfahrtregelung «Cruise Pilot» sowie Telemetrie- und Remote-Service-Funktionen. Für mehr Übersicht sorgen neue Rückspiegel (mit drei Sektionen) sowie schöner integrierte Kameras. Äusserlich ist der «Trion» vor allem am neuen Dach sowie dem grünen «Y-Design» und den Lüftungsschlitzen auf den Seitendeckeln erkennbar.
Einfacher warten und einstellen Laut Claas standen bei der Entwicklung vor allem auch die eingangs beschriebene erleichterte Einstellbarkeit sowie eine bessere Zugänglichkeit für die Wartung im Vordergrund. So sind viele Schmiernippel zu gut erreichbaren Schmierbänken zusammengefasst. Gut sichtbare Aufkleber mit logischen Symbolen zeigen Schmierpläne und Einstellhinweise. LED-Lichtleisten unter den Seitenklappen und der Motorhaube spenden Licht für Wartungsarbeiten bei Dunkelheit. Der Motor-Luftfilter ist zugänglich, ohne dass man dafür eine Verkleidung öffnen muss. Die Wartungsintervalle hat Claas erhöht, so beim Motoröl auf 500 Betriebsstunden, beim Hydrauliköl auf 1000 Stunden (oder jeweils alle zwei Jahre). Ein aufstellbares Geländer führt über den Motor zum Korntank. Die neuen Claas «Trion» werden für die Ernte 2022 verfügbar sein. 9
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Impression | Einsatzbericht
New Holland gibt den Produktionsstart seines Methan-Traktors «T6.180 Methane Power» für Mitte September bekannt. Bild: New Holland
Nachhaltig unterwegs mit Methan Nun geht er in die Serienfertigung, der New Holland «T6.180 Methane Power». Niedrige Betriebskosten und nachhaltig im Einsatz – das sind die besonderen Merkmale dieses Traktors. Matthieu Schubnel und Roman Engeler Bereits seit einigen Jahren arbeitete man bei New Holland an emissionsärmeren Traktoren, die ihren Treibstoff an besten auch gleich auf dem Landwirtschaftsbe trieb produzieren, auf dem sie eingesetzt werden. Stand anfänglich die Brennstoff zelle mit Wasserstoff im Fokus, setzten die Ingenieure im Verlaufe der Zeit auf Me than oder Biogas aus entsprechenden An lagen. Vor drei Jahren konnte die «Schweizer Landtechnik» im englischen Basildon, dem Produktionswerk der Baureihe «T6», erste Probefahrten mit einem Methan betriebe nen Traktor unternehmen. Es brauchte nun aber doch noch einige Zeit für die Perfektionierung des «T6.180 Methane Power», damit dieser Traktor zur Serien reife gebracht werden konnte.
(Fast) gleicher Motor Bei der Entwicklung dieses Traktors ver traute New Holland auf Motorenhersteller FPT, wie New Holland selbst ebenfalls ein Tochterunternehmen von CNH Industrial. 48
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Dabei konnte man auch auf die langjähri gen Erfahrungen von Iveco, einer weiteren Tochtergesellschaft der CNH-Gruppe, im Segment der Lastwagen zählen. Iveco bie tet nämlich bereits seit 1996 mit CNG (Compressed Natural Gas) angetriebene Modelle an. Der New Holland «T6.180 Methane Power» wird von einem 6,7-NEF-Motor aus dem Hause Fiat Powertrain (FPT) mit 6 Zylindern angetrieben. Die Leistung (175 PS) und das Drehmoment (740 Nm) entsprechen dem konventionellen Modell mit Diesel-Antrieb. Die Form des Kolbens wurde aber für den Gas-Betrieb optimiert. Das geringere Ver dichtungsverhältnis von Methan-Gas wird nicht über einen kürzeren Hub, sondern über mehr Raum in den Zylinderköpfen er reicht. Die elektronische Steuerung des Motors sorgt dafür, dass Zündfehler im Brennraum verhindert werden.
Blick auf Emissionen Unterschiedlich sollen hingegen die Be triebskosten sein. So rechnet man bei New
Holland doch mit bis zu 30 % geringeren Betriebskosten bei gleichen Wartungsin tervallen. Weitere Unterschiede gibt es bei den Emis sionen. Wird der Traktor mit Flüssiggas be trieben, liegen die Einsparungen in einer Gesamtrechnung für CO2 bei etwa 10 % im Vergleich zur Diesel-Variante. Fährt man jedoch mit Biomethan aus einer eige nen Biogas-Anlage (Gülle), so drehen sich die CO2 -Emissionen gar ins Negative. Da sollen sogar gegen 80 g CO2 pro gefahre ne Kilometer vernichtet werden (siehe dazu auch den Kasten). Der Methan-Traktor emittiert laut New Holland generell weniger Schadstoffe. Im Vergleich zu den Grenzwerten der Ab gasnorm der Stufe 5 werden die Kohlen monoxide um 90 %, die Nicht-Met han-Kohlenwasserstoffe um 90 %, die Partikelmasse um 99 % und die Stickoxide um 70 % reduziert. Als Abgasnachbe handlung genügt ein einfacher und war tungsfreier 3-Wege-Katalysator. Auf eine Abgasrückführung und auf einen Parti
Einsatzbericht | Impression GASTANKS
Der «T6.180 Methane Power» (hier ohne Zusatztanks im Frontanbau) weist laut Hersteller eine Leistung auf, die dem gleichen Modell mit Dieselantrieb entspricht. Bild: M. Schubnel
kelfilter sowie auf eine SCR-Zugabe kann verzichtet werden.
Gastanks mit Range-Extender im Frontanbau Bei so vielen Vorteilen fragt man sich, ob es überhaupt auch Nachteile gibt, die in der Gesamtbetrachtung von Relevanz sind. Diese gibt es durchaus. So ist einmal das verfügbare Tankvolumen für das Gas eingeschränkt. Das Gas in CNG-Qualität benötigt für die gleiche Reichweite etwa das fünffache Volumen von Diesel, dies bei einer Komprimierung von 180 bar. Bei einer LNG-Komprimierung sieht die Sache etwas besser aus. Im Methan-Traktor von New Holland sind insgesamt sieben Tanks mit einem Volumen von 185 l fest installiert und miteinander verbunden. Um die Reichweite zu erhöhen, gibt es einen sogenannten Ran-
Sieben Gastanks sind beim «T6.180 Methane Power» unter der Kabine platziert. Mit dem Range-Extender im Frontanbau kommen weitere drei hinzu. Bild: New Holland
ge-Extender als Frontanbau-Paket. Darin sind nochmals drei Gastanks à je 90 l enthalten. Für die Nutzung von selbst produziertem Biogas muss dieses erstens aufbereitet, zweitens verdichtet und drittens dann auch über eine eigene Tankstelle verfügbar gemacht werden. Für eine solche Komplettanlage ist mit Kosten von gegen CHF 1 Mio. zu rechnen. Den Bau einer eigenen Tankstelle kann man jedoch umgehen, indem man das aufbereitete Biogas ins Erdgasnetz einspeist und den Treibstoff von dort an einer öffentlichen Tankstelle – zum aktuellen Säulenpreis allerdings – wieder bezieht.
Fazit New Holland startet mit dem «T6.180 Methane Power», der mit einem Getriebe vom Typ «Electro Command» ausge-
stattet ist, im englischen Werk Basildon nun die Serienfertigung und wird diesen Traktor schon bald in allen wichtigen Märkten anbieten. Der Motor ist im Gasbetrieb um rund 5 dB(A) leiser als mit der Dieselvariante. Dies könnte für (umweltbewusste) Kommunen ein zusätzliches Kauf-Argument sein. Im Fokus hat man bei New Holland aber Betriebe mit eigener Biogas-Anlage und Gemüse-Betriebe, die seitens der Konsumenten unter einem speziellen «Nachhaltigkeitsfokus» stehen sollen. Allerdings wird gerade auf solchen Betrieben die Fronthydraulik der Traktoren mit Anbaugeräten genutzt, weshalb dieser «Range-Extender» dann wegfallen dürfte. Einen Preis für den «T6.180 Methane Power» hat New Holland noch nicht bekannt gegeben, doch soll sich dieser in einem attraktiven Rahmen bewegen.
Online-Rechner zur Schätzung der erzielten Einsparungen Auf der App «Methane Calculator» von New Holland lässt sich die Einsparung von Betriebskosten und die Senkung der CO 2 -Emissionen eines «T6.180 Methane Power» im Vergleich zu einem mit Diesel treibstoff betriebenen Traktor berechnen. Massgebende Eingabe-Grössen sind dabei die jährlichen Einsatzstunden und die gesamte Lebensdauer des Traktors. Weiter spielen die Haupteinsatzbereiche eine Rolle. Dabei kann man in Prozenten eingeben, wie die Verteilung zwischen Zugarbeiten, Zapfwellen- und Hydraulik-Einsätzen sowie von reinen Transporten in etwa ist. Für den Vergleich entscheidend sind zudem die aktuellen und effektiven Preise für die Treibstoffe Diesel und Methangas.
New Holland rechnet in einem Beispiel vor, dass bei einer jährlichen Auslastung von 1000 Stunden pro Jahr und einer Nutzungsdauer von sieben Jahren eine CO 2 -Einsparung von 535 Tonnen erreicht werden kann. Diese Berechnung mag vielleicht eine Spielerei sein. Aber mit den von der Politik in einigen EU-Ländern eingeführten gesetzlichen Regelungen (Bonus-Malus-System) können solche ökologisch-ökonomischen Berechnungen durchaus Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit eines Landwirtschaftsbetriebs haben. So gibt es in einigen Ländern bereits heute ausbezahlte Gutschriften von bis zu 250 Euro, wenn eine Tonne CO 2 nicht freigesetzt, sondern in einem Prozess eingespart wird.
Die Methan-Befüllung erfolgt auf der linken Seite, nahe des Kabinen-Aufstiegs. Ein Manometer zeigt den jeweils aktuellen Füllstand der Tanks an. Bild: M. Schubnel
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Impression | Fahrbericht
Die Flaggschiff-Baureihe «Terrus» von Steyr umfasst wie bisher drei Modelle mit 250, 270 und 300 PS Nennleistung.
Bilder: J. Paar
Fahren wie im Auto Steyr startet mit dem «Terrus» in eine neue Generation. Das modernisierte Bedienkonzept und die Vernetzung aller Elektronikanwendungen verleihen mit der neuen Kabine ein Fahrgefühl auf Pkw-Niveau. Johannes Paar*
Die Flaggschiff-Baureihe von Steyr umfasst wie bisher drei Modelle mit 250, 270 und 300 PS Nennleistung. Beim Motor, dem Getriebe und dem Fahrgestell wurde auf den ersten Blick wenig verändert. Neu sind Kabine und Bedienkonzept mit der «Multicontroller III»-Armlehne. Um das Fahrgefühl des neuen «Terrus» besser beurteilen zu können, wurde beim Erstkontakt auch gleich das Vorgängermodell gefahren.
* Johannes Paar ist Chefredaktor des österreichischen Fachmagazins «Landwirt».
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Grosser Unterschied Schon beim Aufsteigen fallen die neuen selbstreinigenden Trittstufen aus Aluminiumdruckguss, statt der bisherigen Blechstufen, auf. Die neue Kabine verleiht mehr Raumgefühl. Sie ist im Schulterbereich um etwa 10 cm breiter, heller und bietet eine bessere Rundumsicht. Man sitzt gefühlt höher, da die Seitenscheiben und auch die Heckscheibe weiter nach unten gezogen sind. Auffallend ist auch die hochwertige Verarbeitung des Interieurs. Materialien aus Naturfaser oder auf Wunsch auch aus Leder, viele Chromeinfassungen und fein
verstellbare, zahlreiche Lüftungsschlitze an Front- und Heckscheibe sowie im Lenktunnel verleihen dem Traktor nahezu Pkw-Komfort. Neben einem herkömmlichen Schlüssel für das Abschliessen der Türen und zum Motorstart gibt es auf Wunsch auch eine Fernbedienung mit Sperrfunktion und einen Startknopf (Keyless). Die Regelung der Klimaanlage wurde um einen Dämmerungs- und einen Sonnenstandsensor erweitert. Diese beeinflussen die Luftverteilung und die Leistung der Klimaanlage bei direkter oder indirekter Sonneneinstrahlung.
Fahrbericht | Impression
Die «Multicontroller III»-Armlehne, …
Positiv aufgefallen sind die vielen praktischen Ablagemöglichkeiten wie das Kühlfach unter dem Beifahrersitz mit Platz für mehr als zwei 1,5-l-Flaschen, das «Bürofach» mit USB- und 230-Volt-Steckdose links hinter dem Beifahrersitz sowie offene Fächer am rechten Kotflügel und im Dachhimmel. Die Deckel der Ablagen schliessen entweder mit einem Magnet oder einem Dämpfer, sodass sie auch auf holprigen Feldwegen keine Geräusche verursachen. Optional gibt es eine weitere Kühlbox, die an der rechten Kabinentür Platz hat. In Summe betrachtet ein Arbeitsplatz, auf dem man sich wohlfühlt und der kaum Wünsche offenlässt. Zudem ist die neue Kabine leiser. Der Hersteller gibt den Lärmpegel mit 66 dB(A) an.
… der 12-Zoll-Touchscreen-Monitor mit dem A-Säulen-Display …
Bedienung mit vielen Möglichkeiten Der wohl bedeutendste Modernisierungsschritt ist das neue Bedienkonzept. Die Kernelemente sind ein hochauflösendes A-Säulen-Display, ein 12-Zoll-TouchscreenMonitor an der Armlehne, der neu gestaltete «Multicontroller III» sowie neu angeordnete, gut bedienbare und farblich gekennzeichnete Drehräder, Schieber und Drucktasten für wichtige Motor-, Hydraulik-, Zapfwellen- und Getriebefunktionen. Die Bedienarmlehne lässt sich um 110 mm in der Höhe und um 95 mm in der Länge verstellen. Die grosse Auflagefläche für den Ellbogen und die Handgelenksstütze sind weich gepolstert. Die gesamte Armlehne macht einen aufgeräumten Eindruck, wirkt eleganter und geschmeidiger als bei den Vorgängermodellen.
… sowie Bedienelemente für die Klimaautomatik und andere, weniger oft betätigte Funktionen im Dachhimmel.
Das gilt auch für den neuen Monitor «Infomat 1200» an der Armlehne. Er entspricht im Design und in der Funktionalität einem modernen, robusten Tablet. Zudem lässt er sich wie ein Tablet bedienen: wischen, scrollen, kippen. Verbindet man das Smartphone mit dem «Infomat 1200», kann man gespeicherte Apps anwenden und Musiktitel abspielen. Zum Freisprechen beim Telefonieren gibt es schon in der Standardausrüstung ein externes Mikrofon im Dachhimmel sowie zwei Lautsprecher. Für noch mehr Sound werden optional zwei weitere Lautsprecher, ein Subwoofer und Equalizer-Einstellmöglichkeiten im Monitor geboten. Mit dem Monitor lassen sich bis zu vier Kameras verbinden. Drei gibt es ab Werk: Die Frontkamera befindet sich im Logo der Motorhaube und die Heckkamera unter den rechten Arbeitsscheinwerfern an der B-Säule der Kabine. Diverse Kamera einstellungen lassen sich mit verschiedenen Funktionen kombinieren. Legt man den Rückwärtsgang ein, wird das Bild der Heckkamera in einem Pop-up-Fenster angezeigt. Noch interessanter wird es mit
Neues bei «Multi» und «Kompakt»
Legende
Legende Der neue «Terrus» hat viele praktische Ablageflächen: hier das Bürofach mit USB- und 230-Volt-Steckdose.
Auch am anderen Ende seines Traktoren-Programms meldet Steyr Neuerungen. So erhalten die Baureihen «Multi» und «Kompakt» jetzt einen neuen 3,6-l-Motor, der die Emissionsvorschriften der Stufe 5 erfüllt. Er ist mit vier Ventilen pro Zylinder ausgestattet, statt zwei wie bei den Vormodellen. Das Drehmoment und die Motorleistung hat Steyr leicht angehoben. Die neue Abgasnachbehandlung findet unter der Motorhaube in einem kompakten Aggregat Platz.
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Impression | Fahrbericht
der ab Werk erhältlichen kabellosen Kamera. Diese kann sogar im Heck eines Anhängers oder auf diversen Geräten zur Überwachung verschiedener Funktionen ohne grossartigen Montageaufwand angebracht werden. Sie hat eine Reichweite von 200 m und wird mit einem Schalter im Dachhimmel aktiviert. Da befinden sich auch weitere weniger oft benötigte Funktionen wie die Spiegelverstellung, Schalter für Beleuchtungsvarianten, der Batteriehauptschalter, die Klimaautomatik oder das Radio.
Multicontroller, Joystick, Schnellzugriffe Die Funktionalität des Multicontrollers ist gleich geblieben, seine Form hat sich aber verändert. Er kann wie bisher analog zum Fusspedal als Fahrhebel zur Geschwindigkeitsregelung verwendet werden und hat
Tasten, Schaltwippen und ein Drehrad für Fahrtrichtungswechsel, Hydraulik- und Hubwerksfunktionen, Einstellung und Wechsel der Geschwindigkeitsbereiche, Aktivierung des Lenkassistenten und frei belegbare Tasten für diverse Traktor- und Isobus-Funktionen. Programmierbare Schnellzugriffstasten gibt es zudem in der Armlehne selbst sowie auf dem Joystick. Laut Hersteller lassen sich bis zu 100 Funktionen individuell zuordnen und in Fahrer- oder Anwendungsprofilen abspeichern. Zu diesen Funktionen zählen nicht nur klassische Traktoraufgaben wie Vorgewendemanagement, Allrad- und Differenzialmanagement oder Hydraulikfunktionen, sondern es besteht auch die Möglichkeit, auf die Heizung, die Klimaanlage, das Telefon, das Radio, die Beleuchtung und vieles mehr per Schnellzugriffstaste zuzugreifen.
«Terrus CVT», «Optum CVX» und «T7 HD» CNH hat die Traktoren der Kategorie 10 im Leistungsbereich von 250 bis 300 PS einer Erneuerung unterzogen. Für Steyr ist es der im Haupttext beschriebene «Terrus CVT». In den Markenfarben von Case IH kommen die Modelle mit der Bezeichnung «Optum CVX» und in jenen von New Holland als
New Holland «T7 HD» mit dem «Centre View»-Display.
Standardmässiges Dachfenster beim Steyr «Terrus CVT».
«T7 HD» auf den Markt. Die «Schweizer Landtechnik» hatte die Möglichkeit, die Traktoren in allen Markenfarben zu fahren und allfällige Unterschiede festzustellen. Grundsätzlich sind die Grundkonstruktion mit Motorisierung und Getriebe sowie die Elektronik identisch. Allerdings sind die Bedienelemente in der rechten Armlehne unterschiedlich gestaltet. Bei New Holland sticht in der Kabine das optionale «Centre View» ins Auge. Dabei handelt es sich um eine Anzeige in der Mitte des Lenkrads, die sonst in einem Armaturenbrett zu finden ist. Bei den beiden anderen Marken ist diese Anzeige am A-Holm platziert. Weiter ist bei New Holland die rechte Kabinentür verschlossen. Diese kann aber nach Entfernen von Halterungen wie auch bei Case IH für Wartungszwecke geöffnet werden.
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Bei Steyr gehört das Dachfenster zum Standard, bei den anderen gibt es dies nur als Option. Die rechte Kabinenseite beim «Terrus CVT» lässt sich normal öffnen, der Aufstieg ist dann aber recht steil. Steyr und Case IH haben das bekannte, geteilte/doppelte Handgas (für Motordrückung und für die Mindestdrehzahl). Bei New Holland kommt ein Potentiometer für die Motordrückung zum Zug. eng
Bedienarmlehne beim Case IH «Optum CVX».
Auch der Kreuzhebel in der Armlehne wurde überarbeitet. Mit ihm lassen sich bis zu fünf Hydrauliksteuergeräte bedienen. Neben dem Fahrtrichtungswechsel sind jetzt auch der Fahrbereichswechsel und Isobus-Funktionen integriert. Zudem lassen sich auch hier einige Tasten frei konfigurieren. Zwischen Multicontroller und Joystick befinden sich vier Hebel für Hydrauliksteuergeräte. Auch diese lassen sich individuell zuordnen und konfigurieren. Gegen eine versehentliche Bedienung haben sie eine mechanische Sperrfunktion. Verändert man die Zuordnung eines Hebels zu einem Steuergerät, passt sich die Hebelfarbe automatisch an. Gut gefallen hat auch, dass die farbliche Kennzeichnung der Hecksteuergeräte vom Fahrersitz aus erkennbar ist. Apropos Hecksteuergeräte: Diese sind neu angeordnet und lassen sich mit einem mechanischen Hebel zum leichteren Kuppeln entlasten.
Vernetzung mit Online-Portal Die Vernetzung mit dem Online-Portal «MySteyr.com» und das neue Telematik-System «S-Fleet» zählen zu den weiteren Neuerungen der Baureihe. Der neue «Terrus» ist über eine eingebaute SIM-Karte immer online. Damit kann man künftig mit dem Händler kommunizieren und Hilfe anfordern. Man kann Screenshots von den Bordkameras machen oder der Händler kann sich über das Internet den Traktorbildschirm auf seinem Bürocomputer anzeigen lassen. Damit kann die Werkstatt den Kunden rasch unterstützen. Auch Serviceanzeigen oder Fehlercodes kann der Kundendienst abrufen – allerdings nur mit dem Einverständnis des jeweiligen Fahrzeugbesitzers. Zum Schluss noch ein paar äusserliche Neuerungen: Die Bedienelemente auf den Heckkotflügeln wurden um die beiden Drehzahlspeicher erweitert. Zudem gibt es einen roten Abstellknopf für eventuelle Notsituationen. Neu ist auch das Kabinendach mit den jetzt schwenkbaren Arbeitsscheinwerfern und der GNSSEmpfänger. Neben den unteren und oberen Fahrscheinwerfern sind bis zu 24 Arbeitsscheinwerfer möglich. Den neuen «Terrus» gibt es in zwei Ausstattungsvarianten: «Evolution» und «Excellence». Darin sind verschiedene Optionen enthalten, in der «Excellence»Version etwas mehr. In Kürze soll es auch eine leistungsfähige Reifendruckregelanlage geben.
Einsatzbericht | Impression
Die erste mechanische Drillmaschine von Horsch hat einen elektrischen Dosierwellenantrieb. Erhältlich ist sie mit 20 oder 24 Säscharen bzw. einem Strichabstand von 15 oder 12,5 cm. Bilder: Johannes Paar
Raffiniertes Dosiersystem Horsch, bisher ein Verfechter pneumatischer Dosiersysteme, bietet künftig auch eine mechanische Säkombination an. Ein Vorseriengerät der Sämaschine «Versa» war heuer auf einigen Feldern unterwegs. Johannes Paar* Die «Versa» ist die erste mechanische Sämaschine aus dem Hause Horsch seit der Firmengründung 1984. Mit der Kombination der bekannten Kreiselegge «Kredo» will der Hersteller das Angebot im 3-m-Segment für kleinere Betriebe erweitern. Mehr Vielfalt und Nutzen standen im Fokus der Entwicklung. Herausgekommen sind dabei eine raffinierte, elektrisch angetriebene Dosierung und eine neue Säschar. Das Dosiersystem «SmartClip» ermöglicht mittels Vorgelegewelle eine werkzeuglose Veränderung der elektrischen Fahrgassen-
* Der Autor ist Chefredaktor beim österreichischen Fachmagazin «Landwirt».
schaltung und Reihenabstände. Zudem lässt sich das Särad ohne Ausbau der Säwelle ebenso werkzeuglos austauschen. Dieses Merkmal soll künftig eine bessere Anpassung an verschiedene Sämereien ermöglichen. Die inspizierte Vorserienmaschine entsprach in einigen Punkten noch nicht ganz dem Serienstand. Die Serie soll bis Herbst dieses Jahres erreicht sein. Aber der Reihe nach.
Neue Details für Kreiselegge Die Kreiselegge «Kredo» ist bekannt von der pneumatischen Säkombination «Express». An ihr wurde nur wenig verändert. Neu sind die über ein Parallelogramm geführten Prallbleche sowie deren austausch-
bare Verschleisskufen aus «Hardox»-Stahl. Die Prallbleche können sich nun zuerst zurück und nach oben bewegen, bevor sie zur Seite ausweichen. Die Kreiselegge «Kredo» ist für Traktoren bis 250 PS gebaut. An der Vorführmaschine war eine grosse Trapezringwalze mit einem Durchmesser von 60 cm gebaut. Optional gibt es sie für weniger hubstarke Traktoren auch kleiner mit 50 cm Durchmesser. Eine Zahnpackerwalze bietet Horsch ebenso an. Die «Kredo» kann auch solo kreiseln. Dazu muss man beidseitig jeweils zwei Schrauben und den Oberlenker an der Sämaschine lösen, bevor man sie mit den serienmässig mitgelieferten Stützen abstellen kann. Eine praktische Sache für Betriebe, die viel 9
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«vorkreiseln». Für kurzzeitiges Vorkreiseln soll es künftig auch einen hydraulischen Oberlenker geben, mit dem man die Sämaschine hochziehen kann.
900, 1200 oder 1500 l Die Sämaschine sitzt auf der Packerwalze. Der Behälter fasst serienmässig 900 Liter. Mit zwei Aufsätzen lässt sich das Volumen auf 1200 bzw. 1500 Liter vergrössern. Der Tank ist über drei Trittstufen und einen Beladesteg von der linken Seite aus gut erreichbar. Als Deckel dient eine Plane, die sich zum Befüllen vollständig hochklappen lässt. Im Behälter befinden sich zwei Gitter, die Fremdkörper wie z. B. Sackanhänger von den Dosierrädern fernhalten sollen. Der Abstand zu den Behälterwänden rundherum ist aus unserer Sicht etwas gross, da sollte Horsch bis zur Serienfertigung noch nachbessern. Auf der linken Innenseite des Tanks ist serienmässig ein Leerstandsensor montiert, der sich mit einer Flügelschraube in der Höhe einfach verstellen lässt. Für mehr Sicherheit bei Hangfahrten oder Feinsämereien gibt es optional einen zweiten Sensor für die rechte Seite.
«SmartClip»-Dosiersystem Hauptaugenmerk legten die Entwickler der «Versa» auf die Dosierung. Das elektrisch angetriebene Dosiersystem «SmartClip» ermöglicht in der Standardvariante zum Serienstart Aussaatmengen von rund 1,5 bis 250 kg/ha. Weitere Dosierrad-Varianten
für z. B. grosskörnige Leguminosen sind in Planung. Horsch bietet die «Versa» mit 20 oder 24 Säscharen an. Das entspricht bei 3 m Arbeitsbreite einem Strichabstand von 15 bzw. 12,5 cm. Wie bei vielen Mitbewerbern gibt es getrennte Absperrschieber für das Fein- und Normalsärad. Das Dosierrad für Feinsämereien ist als Nockenrad, jenes für Getreide als Zellenrad ausgeführt. Neu ist aber die einzelne Anbindung jedes Dosierelementes an den Antrieb über die Vorgelegewelle. Das heisst, jedes Dosierrad lässt sich mit einem kleinen Clip werkzeuglos dem Antrieb zu- oder wegschalten. Damit kann man den Fahrgassenabstand und die Fahrspurbreite rasch und individuell anpassen. Zudem lässt sich jedes Särad zur Kontrolle oder zum Tausch gegen eine andere Variante für spezielle Sämereien werkzeuglos ausbauen. Mit diesem raffinierten und dennoch einfachen Säradantrieb zeigt Horsch ein neues Konzept bei mechanischen Sämaschinen.
Signal der Geschwindigkeit Alle Einstellungen für die Dosierung, das Durchführen der Abdrehprobe sowie für das Entleeren des Sätanks sind an der linken Maschinenseite zusammengefasst. Die Abdrehprobe ist einfach durchzuführen. Zwei Drehknöpfe mit Schiebern und Symbolen geben keine Rätsel auf. Die Einstellung für die Bodenklappe entnimmt man der Sätabelle. Der Abdrehvorgang selbst lässt sich mit einem Kippschalter in der Nähe des Elektromotors starten. An-
Der Schardruck und die Sätiefe lassen sich mit einem Universalwerkzeug unabhängig voneinander einstellen.
schliessend ermittelt man das Gewicht der abgedrehten Menge und gibt es ins Terminal ein – fertig. Für die Aussaat benötigt man ein Geschwindigkeitssignal. Das kann man entweder vom Traktor übernehmen oder über einen optional verfügbaren Radarsensor. Geschützt unter dem Sätank sitzt der Elektromotor, der die Drehzahl der Säwelle und somit die Aussaatmenge bestimmt. Hinter einer Schutzverkleidung verbirgt sich ein zusätzliches Zahnrad getriebe. Die Säwellendrehzahl lässt sich auch durch den Tausch zweier Kunststoffzahnräder verändern. Für die oben genannten Aussaatmengen ist das allerdings nicht notwendig. Für Saatmengen unter 1,5 und über 250 kg/ha soll es künftig andere Zahnradpaarungen geben.
Neue «DuoDisc»-Säschar Um Gewicht zu sparen, hat Horsch für die mechanische «Versa» eine neue, leichtere Säschar entwickelt. Bei den Grundkompo-
Steckbrief Horsch «Versa 3 KR»
«SmartClip»-Dosiersystem (links): Jedes Särad lässt sich mit einem Clip werkzeuglos zu- oder wegschalten. Die elektrische Halbseitenabschaltung (rechts) ist optional.
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Arbeitsbreite: 3 Meter Einfüllhöhe: 1,86 m Leergewicht: 2700 kg Minimal- und 3500 kg Maximalausstattung Saatguttank: Serie: 900 l; Option: 1200 oder 1500 l Säschare: 20 oder 24, Doppelscheibenschar mit Abstreifer und Zustreicher Abstand: 15 oder 12,5 cm; Schardruck 5 bis 50 kg Säsystem: Elektrischer Säwellenantrieb, Nocken-Feinsärad und Zellenrad Kreiselegge: Horsch «Kredo» Anzahl Kreisel: 10 Walzen: Trapezringwalze, Zahnpackerwalze Leistungsbedarf: 110 bis 185 kW (150 bis 250 PS) Preis für Kombination: ab CHF 39 900.– (exkl. MwSt.) (Herstellerangaben)
Einsatzbericht | Impression
Alle Einstellungen sind auf der linken Maschinenseite angeordnet und einfach durchzuführen.
zept um, das bei allen Maschinen vereinheitlicht werden soll. Dieses baut auf den Isobus-Standard auf und ist somit laut Hersteller mit allen Isobus-Traktorterminals kompatibel. Optional kann man das «Touch800»-Terminal von Horsch ordern. Mit «Horsch Connect» lassen sich z. B. moderne Servicelösungen umsetzen, Maschinendaten abrufen und die Abdrehprobe mit der Smartphone-App durchführen.
Mit der «Versa» will Horsch die Ansprüche kleinerer und mittlerer Betriebe erfüllen. Eine möglichst grosse Flexibilität durch individuelle und möglichst werkzeuglose Anpassungen der Fahrgassen und Aussaatmengen stand im Mittelpunkt dieser Neuentwicklung. Die unter die Lupe genommene Säkombination «Versa 3 KR» hat einen Listenpreis von knapp CHF 39 900.− (exkl. MwSt.).
Neuland mit Anbauspritze
«Touch800»-Isobus-Terminal: Mit der Markteinführung der «Versa» setzt Horsch auch ein neues Bedienkonzept um.
nenten haben die Entwickler bei der bekannten «TurboDisc»-Schar der pneumatischen Sätechnik Anleihe genommen: Das Doppelscheibenschar formt den Säschlitz. Ein beweglicher Innenabstreifer soll bei feuchten Verhältnissen das Ankleben von Erde verhindern. Der bekannte «Uniformer» fixiert das Saatgut in der Rille, bevor es von der nachlaufenden Andruckrolle und dem Saatstriegel mit Erde bedeckt wird. Bei der «Versa» lassen sich die Sätiefe und der Schardruck getrennt voneinander einstellen. Verstellt man die Sätiefe, bleibt der Schardruck laut Hersteller gleich, da die Säschare über ein Parallelogramm aufgehängt sind. Beide Einstellungen erfolgen mit dem mitgelieferten Universalwerkzeug wiederum auf der linken Maschinenseite. Beide Einstellwerte lassen sich an einer Edelstahl-Skala gut ablesen. Die «DuoDisc»-Schar ermöglicht einen Schardruck von jeweils bis zu 50 kg. Die hintere Säreihe hat stärkere Federn als die vordere, was eine gleichmässige Ablage beider Reihen garantieren soll. Zugedeckt werden die Saatkörner von einer gummierten Andruckrolle und einem nachfolgenden Striegel. Bei Bedarf liefert Horsch auch Vorauflaufmarkierer.
Neues Bedienkonzept Mit der Markteinführung der «Versa» setzt Horsch auch ein neues Bedienkon-
In Sachen Pflanzenschutz war Horsch bisher mit Anhänge- und Selbstfahr-Spritzen im Markt präsent. Nun steigt man in das Segment der 3-Punkt-Anbauspritzen ein, und zwar mit drei Modellen und Behältergrössen von 1400, 1800 und 2200 l. Die Geräte tragen den Namen «Leeb CS», wobei die Bezeichnung «CS» für «Compact Sprayer» steht. Kompakt soll das Gespann aus Traktor und Anbauspritze auch sein. Statt eines Antriebs über eine Gelenkwelle wird die Pumpe hydraulisch (Load-Sensing) angetrieben. Dazu ist eine Pumpenleistung von rund 50 l/min erforderlich. Über den roten pneumatischen Bremsanschluss wird die Versorgungsleitung für die pneumatische Einzeldüsenschaltung gespiesen. Der eigentliche Anbau erfolgt über ein von Horsch entwickeltes Kupplungsdreieck. Es ist leicht, kann mit einer Hand getragen werden und lässt sich bequem am 3-Punkt des Traktors anbauen. Das Dreieck wird über einen Metallpfeil am Traktor ausgerichtet, damit es gut in die Führungsschienen an der Feldspritze passt. Dann werden die Hydraulik- und Druckluftschläuche
angeschlossen sowie die Stecker für das Licht und für die Isobus-Verbindung gekoppelt. Diese Vorgänge können getätigt werden, wenn sich die Spritze rund 1,5 m vom Traktor entfernt befindet. Dann wird der Traktor zum Gerät bewegt, dieses mithilfe einer Libelle am Einspülzentrum genau ausgerichtet. In den Feldspritzen vom Typ «Leeb CS» ist jene Technik verbaut, die man von den grösseren Maschinen kennt. Mit der aktiven Gestängesteuerung «BoomControl» hat Horsch im 3-Punkt-Segment gar ein Alleinstellungsmerkmal. Weiter gibt es eine kontinuierliche Innenreinigung und eine Einspülschleuse. Die mittlerweile verbreitete 25er-Düsenteilung ist ebenfalls verfügbar. Die Steuerung sämtlicher Funktionen erfolgt über die bei anderen Pflanzenschutzspritzen von Horsch bekannten Terminals. Bei den Gestängebreiten stehen für diese Modelle Ausführungen von 15 bis 30 m zur Wahl. In Kürze soll auch ein Fronttank verfügbar sein, was dann eine kompakte Einheit mit ordentlicher Schlagkraft ergibt. Roman Engeler
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Die Leistungsfähigkeit bei der Nuten- und Rillenfrästechnik variiert zwischen 500 und 550 m²/Tag je nach den Verhältnissen vor Ort und der Unterstützung durch den Kunden. Bild: Jossi Farm Equipement
Jossi macht Betonböden fit Seit mehr als einem halben Jahrzehnt bietet Jossi Farm Equipment GmbH aus Onnens FR für Betonböden in Ställen Nuten- und Rillenverfahren an. Diese haben an Bedeutung zugelegt, sodass sich der Geschäftsführer Jonathan Jossi dazu entschlossen hat, mit einem Prototyp mit Selbstantrieb eine grössere Arbeitsleistung anzubieten. Matthieu Schubnel
Im Jahr 2015 hat Jonathan Jossi mit sei nem Dienstleistungsangebot für Beton nuten- und Rillenfrästechnik auf Schwei zer Landwirtschaftsbetrieben begonnen. Nach einem Unfall im Jahr 2006 hat sich der professionelle Holzfäller neu orien tiert, zuerst als Chauffeur in einem Lohn unternehmen, dann bei Lely als verant wortlicher Disponent für die Melkrobo ter-Montage in der Romandie. Ab 2016 sicherte sich der Unternehmer aus Onnens FR die Untervergabe von Aufträgen unter 56
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100 m² der französischen Spezialfirma Vermot-rainurage. Unterstützt wird Jossi von seiner Frau und Mitinhaberin Martina sowie zeitweise auch von einem Techniker für die Wartungsarbeiten und bei Gross projekten. Kürzlich hat ein Junglandwirt die Vertretung von Jossi Farm Equipment in der Deutschschweiz übernommen.
Bis zu 60 m² pro Stunde Mit zwei Maschinen bearbeitet Jossi heute zwischen 16 000 und 20 000 m² Betonflä
che pro Jahr. Die kleinere von beiden eig net sich für die Bearbeitung von Betonflä chen in Anbinde- und Alpställen. Das 160 kg schwere Gerät wird elektrisch von einem 5,5-kW-Motor angetrieben, der mindestens 23 Ampere aufnimmt. Sein Sechs-Achsen-Rotor dreht mit 800 Um drehungen pro Minute. Mit einer Arbeits breite von 30 cm liegt aber die Arbeitsleis tung unter 20 m² pro Stunde. Da die Dienstleistung immer mehr nachgefragt worden war, entschloss sich Jossi, eine
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zweite Maschine mit 60 m² Arbeitsleistung pro Stunde zu erwerben, die auch auf Spaltenböden eingesetzt werden kann. An der Entwicklung und Konstruktion der im September 2019 in Betrieb genommenen Maschine war die Firma Aficor SA in Chanéaz (VD) beteiligt.
Drei Rotoren Das zwei Tonnen schwere Gerät hat eine Arbeitsbreite von 70 cm. Ein Dieselmotor mit 130 PS alimentiert drei Hydromotoren. Einer davon treibt über einen Keilriemen den Rotor an; die beiden anderen werden für den Allradantrieb und den Lenkeinschlag vorne bis zu 70° benötigt. An der Vorderseite der Maschine in der Nähe des Rotors tasten zwei Sensoren den Boden ab, um die gewünschte Nuten- beziehungsweise Rillentiefe zu gewährleisten. Die Maschine muss mit Wasser mit einem Druck von mindestens 1,5 bis 2 bar versorgt werden, um Staubentwicklung zu verhindern und die Arbeitswerkzeuge zu kühlen. Eine Pumpe verteilt das Wasser durch fünf im Rotorgehäuse verteilte Düsen. Der Wasserverbrauch beträgt laut Unternehmer zwischen 1,5 und 2 Liter pro Quadratmeter. «Wir haben derzeit drei austauschbare Rotoren mit einem Durchmesser von 400 mm im Einsatz, einen für die Nutenfrästechnik, einen zweiten für die Rillenfrästechnik in Beton und den dritten für die Nutenfrästechnik auf Spaltenböden», erklärt Jossi.
Gute Gründe Gesteuert wird der Selbstfahrer vom Operateur über eine Funkfernsteuerung oder über das auf der Maschine integrierte Be-
dienpult. Die Dienstleistungen kommen hauptsächlich in Rindviehställen zur Anwendung und marginal auch in der Schweine- oder Pferdehaltung. Die durchschnittliche Flächenleistung pro Arbeitseinsatz in der Schweiz beziffert die Firma Jossi mit 200 bis 250 m² bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von fünf Stunden. Drei Fünftel der bearbeiteten Böden bestehen aus Betonflächen, der Rest aus Spaltenböden. Die Projekte werden entweder als präventive Massnahme (40 %) oder kurativ (60 %) in die Wege geleitet. Im letzteren Fall ist oft der Verlust von ein oder gar mehreren verunfallten Kühen der Auslöser. Was die Tiergesundheit angeht, gibt es auch gute Gründe: «Die Kosten für die Remontierung einer verunfallten Kuh (rund CHF 3000 bis 3600) sind ungefähr gleich hoch wie für die Oberflächenbehandlung von Betonböden», argumentiert Jonathan Jossi.
Sorgt für Trittsicherheit Die Wahl dieser Methode hat andere wirtschaftliche Vorteile: «Eine Beschichtung mit einer Matte bedeutet eine Investition von CHF 80 bis 100/m² gegenüber lediglich CHF 13/m². Eine Matte weicht zudem tendenzmässig das Klauenhorn auf, während auf Beton der Auftritt der Klauen breiter ist.» Um die bestmögliche Trittsicherheit für Kühe zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Nuten systematisch in Bewegungsrichtung der Tiere zu legen. «Tatsächlich gleiten die Tiere auf glattem Beton aus, weil sie seitlich ausrutschen. Eine in Gebäudelängsrichtung ausgerichtete Bearbeitung erleichtert zudem die Reinigung und verhindert, dass ein eventueller
Der Nutenfräsrotor für Spaltenböden setzt sich aus 60 Diamantscheiben zusammen, die Nuten von 4 bis 5 mm Tiefe und 12 mm Breite herausfräsen. Bilder: Jossi Farm Equipement
Steckbrief der Nuten- und Rillenfräsmaschine von Jossi – Masse: Breite 110 cm x Länge 230 cm x Höhe 165 cm – Motor: Diesel 130 PS – Arbeitsbreite: 70 cm – Geschwindigkeit: 2 km/h, 400 m/h – Leistung: ungefähr 60 m²/h – Nutenfräsrotor für Festbeton: 250 Carborundumscheiben (1500 U/min), um Nuten von 10 à 13 mm Tiefe und 18 mm Breite zu formen. – Nutenfräsrotor für Spaltenböden: 60 speziell gefertigte Diamantscheiben (2500 U/min), um Nuten von 4 bis 5 mm Tiefe und 12 mm Breite zu formen. – Rillenfräsrotor: 850 Carborundumscheiben (1000 U/min), um Rillen von 3 bis 4 mm Tiefe zu formen (nur in Festbeton) – Dieselverbrauch: 10 l/h für Nutenfrästechnik; 16 bis 17 l/h für Rillenfräs technik – Preis der Maschine: zwischen CHF 280 000.− und 320 000.− (Herstellerangaben)
Mistabschieber an einer Rille hängen bleibt», sagt Jossi.
Neuer Markt Die Nuten- und Rillenfrästechnik unterliegt jedoch einigen Einschränkungen: Es ist nicht möglich, Frischbeton zu bearbeiten: Diesbezüglich muss man mindestens eine Zeitspanne von 6 Monaten einhalten. Und für Betonflächen von weniger als zwei Jahren empfiehlt die Jossi Farm
Nur für Festbeton vorgesehen: Die Rillenfrästechnik formt kleine Rillen von 3 bis 4 mm Tiefe (rechts). Frischbeton kann man erst nach einer Zeitspanne von 6 Monaten behandeln.
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Equipement eine Behandlung mit Schotte oder Obstessig.
Behandlung nach rund 15 Jahren Laut Jonathan Jossi können betonierte Flä chen dreimal mechanisch behandelt wer den. «Die Vorzüge einer ersten mechani schen Behandlung kommen während 10 bis 15 Jahren zum Tragen. Auf Spalten böden ist in der Regel eine mechanische Behandlung nach rund 15 Jahren ange zeigt. Wenn der Antirutscheffekt ungenü gend wird, können wir den Beton nach Wunsch des Kunden aufrillen. Während vier bis sechs Jahren kann man von den Vorzügen einer Aufrauung profitieren. Nachher ist eine neue Behandlung not wendig», präzisiert der Unternehmer. Zurzeit behandelt Jossi in der Schweiz nur fünf Prozent der Flächen durch die Rillen frästechnik: Der Schweizer Markt für die Bodenbehandlungen ist noch eine junge Dienstleistung und die meisten Anfragen betreffen im Moment das Nutenfräsver fahren. Die Einstellungen sind beim Rillen fräsverfahren wesentlich feiner, nur 3 bis 4 mm Materialdicke werden abgetragen. Aber das technische Vorgehen ist das glei che, welches Verfahren nun auch gewählt wird. Deshalb werden die verschiedenen Verfahren auch zum gleichen Preis in Rechnung gestellt.
Die Rotorwartung bedingt rund fünf Stunden Arbeit bei der Nutenfrästechnik und anderthalb Tage bei der Rillenfrästechnik. Bilder: M. Schubnel
Aufwendiger Unterhalt Die Arbeitsleistung bleibt die gleiche, ob es sich nun um die Nuten- oder die Rillen frästechnik handelt. Sie beträgt zwischen 500 und 550 Quadratmeter pro Tag je nach den Verhältnissen vor Ort und der Möglichkeit der Hilfestellung durch den Kunden. Dieser muss die Wasserzuleitung zur Maschine sicherstellen, um die Staub entwicklung so gering wie möglich zu hal
Neu mit Gülleseparator Seit Anfang Jahr bietet die Jossi Farm Equipement einen Mietservice für die Flüssigmistseparierung an, wobei die Landwirte die Maschine selbstständig bedienen. Dies obwohl, wie der Unter nehmer meint, viele Landwirte mit dieser Technik noch nicht so vertraut seien. Der Separator hat seit dessen Inbetriebnahme immerhin schon seine 400 Stunden auf dem Zähler. Er erlaubt es, Transport kosten einzusparen, Strohreste im Wie senfutter zu vermeiden, die Hofdünger aufzuwerten und die Lagerkapazitäten zu limitieren.
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Bereit für einen Einsatz: Jonathan Jossi aus Onnens FR trifft man mit seinen Nuten- und Rillenfräsmaschinen in der ganzen Schweiz an.
ten, den Boden vor der Maschine säubern und für die Materialentsorgung hinter der Maschine mittels Bürstenrolle am Hoftrac besorgt sein. Der Unternehmer wagt sich keinesfalls auf einen Spaltenboden vor, bei dem Armierungseisen sichtbar sind. «Spal tenböden müssen nach 30 bis 35 Jahren ersetzt werden und ich befahre nur Beton elemente, die auch von einem Traktor oder mit dem Hoftrac befahren werden kön nen.» Die selbstfahrende Beton-Nutenfräsma schine ist im Unterhalt sehr aufwendig. Um den Rotor in der Werkstatt auszu wechseln, braucht man eine bis anderthalb Stunden. Dieses Hauptbestandteil wiegt zwischen 250 und 300 kg und bedingt eine Seilwinde sowie eine Hebebühne für dessen Manipulation. Der Ersatz der Rän delfräser stellt sich ungefähr alle 1400 m² ein, der Austausch der Diamantscheiben
alle 4500 m². Die Wartung des Rotors be dingt zum Beispiel fünf Stunden Arbeit bei der Nutenfrästechnik und anderthalb Tage bei der Rillenfrästechnik. «Im Übrigen muss man die Maschine zweimal in der Woche gründlich waschen, denn sowohl Beton als Gülle sind sehr korrosiv.»
Pläne für die Zukunft Um sein Unternehmen weiterzuentwi ckeln, fehlen Jossi die Ideen nicht. «Es ist geplant, eine weitere selbstfahrende Ma schine für nicht befahrbare Spaltenböden zu entwickeln. In der Pipeline ist auch der Bau eines Rotors, der Nuten in die Mistab schieber schneiden kann», lässt er durch blicken. Seit heuer mietet er auch einen Gülleseparator zu (siehe Kasten). Sein Ziel für nächstes Jahr ist die Konstruktion einer zweiten selbstfahrenden Nutenfräsmaschi ne.
www.agrartechnik.ch Landwirtschaft für Medien, Schulen, Konsumenten LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst Weststrasse 10, 3000 Bern 6 Telefon 031 359 59 77 E-Mail: info@lid.ch
Wissen | Technik
Während alle Kraftstoff- und Ölfilter (Rahmen) bei einem Brennstoffzellen-Antrieb entfallen, braucht es neue Kathodenluftfilter. Grafik: Mann+Hummel
Brennstoffzellen benötigen saubere Luft Brennstoffzellenantriebe in schweren Nutzfahrzeugen, Bau- und Landmaschinen, stehen nicht nur für saubere Luft, sie benötigen selber auch saubere Luft. Da dies bekanntlich nicht immer der Fall ist, werden spezielle Kathodenluftfilter eingesetzt. Ruedi Hunger
Voraussetzung für eine grossflächige Verbreitung (Marktdurchdringung) neuer Antriebssysteme ist, dass Kundenerwartungen hinsichtlich Lebensdauer und Kosten erfüllt werden. Bei Brennstoffzellen helfen Kathodenluftfilter, diese Ziele zu erreichen. Die Aufgabe eines Kathodenluftfilters ist es, dem Brennstoffzellenstapel (siehe Kasten) saubere Luft mit der richtigen Temperatur, dem passenden Druck und der optimalen Feuchte bereitzustellen.
Weshalb so heikel? Zwei Aspekte spielen beim Schutz der Brennstoffzellen eine entscheidende Rolle: zum einen die Katalysatorvergiftung, zum anderen die Auswirkungen von Schadgasen. Bei der Katalysatorvergiftung führen Schadgase je nach Art und Konzentration zur Belegung des Platinkatalysators. Dies 60
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führt zu zeitweise oder dauerhaftem steigen die Anforderungen an den Schutz vor Schadgasen. Seit über zehn Jahren erSpannungsabfall. Bei einer Brennstoffzelle forschen Filterhersteller wie zum Beispiel äussert sich dies in einem Leistungsabfall. Schadgase, wie beispielsweise Ammoniak (NH3), wirken sich auf die Dauerhaltbarkeit der Membranen im Brennstoffzellenstapel und im Befeuchter aus. Die Folgen sind neben Alterungseffekten die Verschlechterung von mechanischen Eigenschaften. Um Kosten bei der Platinbelegung zu sparen, wurden die Membrandicken und Hochleistungs-Brennstoffzellenelement (70 kW) Membranflächen reduziert. Damit mit angebautem Kathodenluftfilter. Bild: Ballard
Technik | Wissen
Mann+Hummel die Einflüsse von Luftschadstoffen und Gasfrachten auf Brennstoffzellsysteme.
Und der hohe Staubanfall? Hohes Verkehrsaufkommen setzt nicht nur dem menschlichen Atmungssystem zu, auch für Brennstoffzellensysteme sind hohe Stickoxid(NOx)-Konzentrationen und NH3 -Emissionen folglich ein Problem. Schadgase werden meistens mithilfe von Aktivkohlen entfernt. Für Brennstoffzellen- Fahrzeuge mit Leistungen bis 130 kW wurden Kathodenluftfilter entwickelt, die für einen Volumenstrom bis 8 m³/min eingesetzt werden können. Der Filter wurde auf der Basis bisheriger Gehäuse für die Motoransaugluft von Bau- und Landmaschinen entwickelt. Ein Hauptfilterelement mit verschiedenen Aktivkohlen übernimmt die Abscheidung der Schadgase. Durch die verwendete Wickeltechnik wurde eine hohe Verweilzeit (der Luft) auf kleinem Raumvolumen realisiert. Da gerade bei Bau- und Landmaschinen auch hohe
So entsteht ein Brennstoffzellenstapel Eine Brennstoffzelle mit Protonenaustauschmembranen besteht aus Elektroden, die durch eine semipermeable Membran voneinander getrennt sind. Mithilfe einer elektrochemischen Reaktion werden Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie umgewandelt. Die Membran ist für Protonen durchlässig, so dass diese Einheit elektrischen Strom erzeugen kann. In Reihe geschaltet, bildet eine Vielzahl solcher Elektrodenmembraneinheiten einen
Staublasten auftreten, ist zusätzlich eine effiziente Staubabscheidung notwendig. Staublasten von bis zu 35 mg/m³ ergeben über die Einsatzdauer eine Staubabscheidung von mehreren Kilogramm. Dazu wird dem Hauptelement ein gefalteter Partikelfilter mit einer Abscheideeffizienz zwischen 99,0 bis 99,9 % vorgebaut. Bis zu 85 % der Staubpartikel werden je nach Volumenstrom und Betriebssituation aber
sogenannten Brennstoffzellen-«Stack» (Stapel). Verschiedene Komponenten reagieren sehr empfindlich auf Partikel, Schadgase und Wasser in der Ansaugluft. So benötigt eine Protonenaustauschmembran ausreichend hohe relative Luftfeuchtigkeit in der Prozessluft, damit sie nicht austrocknen. Zudem können Schadgase den mit Platin beschichteten Katalysator irreversibel beschädigen. Quelle: Mann+Hummel
schon durch das Staubaustragventil abgeschieden.
Fazit Dank speziellem Filterdesign der Kathodenluftfilterelemente mit Aktivkohlewickel und vorgebautem, gefaltetem Staubfilter werden die erforderlichen hohen Schutz-Anforderungen von Brennstoffzellen erreicht. (Quelle: ATZ 2/2021)
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Management | Praxisfragen
Wieso der D-Wert wichtig ist Der D-Wert des Anhängebocks gibt Auskunft darüber, wie hoch die zulässige Anhängelast des Traktors ist. Berechnen kann man den D-Wert aus dem zulässigen Gesamtgewicht des Zugfahrzeugs und der Anhänger. Heinz Röthlisberger
Vielen ist er unbekannt und trotzdem ist er wichtig, um legal auf der Strasse unterwegs zu sein. Die Rede ist vom D-Wert (Deichsel-Wert). Der D-Wert ist im Typenschild der Anhängerkupplung mit der Angabe kN (Kilonewton) eingeprägt. Er ist geprüft und damit unveränderlich. Für was aber wird der D-Wert benötigt? Der D-Wert einer Anhängerkupplung ist die Berechnungsgrundlage für die zulässige Anhängelast. Je höher der D-Wert, desto grösser ist die Masse, die an eine Kupplung angehängt werden kann. Er bestimmt also die zulässige Anhängelast und gehört damit zu einem der limitierenden Faktoren, wenn man mit dem Traktor und Anhänger auf der Strasse unterwegs ist. Denn der Anhängebock (Kupplung inklusive Schiene) gehört neben den Achsen, Felgen und Reifen zu den schwächsten Elementen beim Einsatz von Landwirtschaftsfahrzeugen mit Anhängerzügen.
Achtung bei mehr Stützlast Zum Problem kann der D-Wert werden, wenn man beispielsweise zur Einhaltung des im 2019 eingeführten Adhäsions gewichts* vermehrt Anhänger mit viel Stützlast einsetzt. Damit kann man zwar elegant Gewicht vom Anhänger auf den Traktor übertragen, allerdings muss man die Gewichtsgarantien des Traktors überprüfen. Neben einem besonderen Augenmerk auf der zulässigen Hinterachslast gilt es auch, die Kupplungen auf deren Belastungsfähigkeit zu überprüfen. Das heisst, ob die Verbindungseinrichtung überhaupt eine so hohe Stützlast aufnehmen kann und ob der D-Wert eingehalten wird.
Online-Rechner helfen weiter Berechnet wird der D-Wert aus dem zulässigen Gesamtgewicht des Zugfahr-
Wo drückt der Schuh?
Der D-Wert ist im Typenschild der Anhängerkupplung eingeprägt. In diesem Fall hat der Anbaubock einen D-Wert von 92 kN. Bild: M. Abderhalden
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Was beschäftigt die Mitglieder des Schweizerischen Verbandes für Landtechnik am meisten? Welchen Hauptproblemen sieht man sich in der Praxis ausgesetzt? In dieser, lose erscheinenden Serie behandelt die «Schweizer Landtechnik» Anliegen aus der Praxis, wie sie laufend an den Bereich «Weiterbildung und Beratung» des SVLT herangetragen werden. Anfragen sind zu richten an den SVLT in Riniken, Tel. 056 462 32 00 oder per E-Mail an zs@agrartechnik.ch.
Praxisfragen | Management Berechnungen für Anhängerbetrieb
beim Mitführen von einem Anhänger
zeugs und dem Gesamtgewicht des Anhängers oder des Anhängerzugs. Die zulässige Anhängelast des Traktors kann mit dem D-Wert der Anhängerkupplung und des Gesamtgewichts der Zugmaschine errechnet werden. Das tönt alles ein bisschen kompliziert, mit Online-Rechnern geht das aber sehr gut. D-Wert-Berechner findet man C beispielsweise im Internet bei T
T
R
Berechnung D-Wert einer Zugkombination 1) Ges.masse Zugmaschine T
[t] [t]
12.00 28.00
... hier eintragen nach Fahrzeugschein
Achlast(en) Anhänger C, R D-Wert Zugkombination D
[kN]
82.40
... hier ablesen und mit Anh.kupplung vgl
... hier eintragen nach Fahrzeugschein
Berechnung zul. Anhängelast der Zugmaschine 2) ... hier eintragen nach Fabrikschild
[t]
82.40 12.00
[t]
28.00
... hier ablesen und mit Anhänger vgl
D-Wert Anhängekupplung D
[kN]
Ges.masse Zugmaschine T Anh.last Zugmaschine C, R
... hier eintragen nach Fahrzeugschein
Für diese Zugkombination muss der D-Wert der Kupplung grösser oder gleich dem errechneten Wert von 82.40 sein. Liegt er darunter, ist die Kupplung ungenügend. Bild: zvg 1) ..., wenn Sie wissen wollen, welchen D-Wert Ihre Zugkombination, bestehend aus Zugmaschine und Anhänger, hat und ob die an der Zugmaschine angebaute Anhängekupplung diesem D-Wert genügt.
bekannten
Anbaubock-Anbietern
(Google-Suche
nach
2)D-Wert..., wennRSie wissen wollen, welche Anhängelast Ihre Zugmaschine aufgrund des Kennwertes der Anhänechnern). gekupplung haben darf.
Mit Importeuren und Anbietern Kontakt aufnehmen Bitte beachten Sie, daß die im grünen Feld berechneten Werte Vergleichswerte, bezogen auf die amtlich
Dass TraktorenKennwerte aufgrundunserer eines ungenügenden D-Wertes eine Der Zugmaschinen-Hersteller kann für genehmigten Anhängekupplungen, darstellen. tiefere zulässige Anhängelast im Fahrzeug ausweis erhalten die zulässige Anhängelast der Zugmaschine aus technischen Gründen geringere Werte festlegen. können, kommt leider immer wieder vor und ist gar keine Seltenheit. Grund dafür ist, dass vielen die Problematik des D-Wertes nicht bekannt ist und was dieser genau bedeutet. Doch, was ist zu tun, wenn man aufgrund eines ungenügenden D-Werts plötzlich infolge einer Umrüstung oder Neubeurteilung der Motorfahrzeugkontrolle bei einer periodischen Nachkontrolle plötzlich zu wenig Anhängelast hat und man nicht mehr legal auf der Strasse unterwegs ist? Entweder man ist in Zukunft mit weniger Anhängelast unterwegs oder man nimmt mit dem Importeur oder mit dem Anhängebock-Anbieter Kontakt auf und prüft mit dessen Hilfe, ob es eine Lösung für das Problem gibt oder ob gar ein Austausch des Anbaubocks (Kupplung inklusive Schiene) nötig ist, um das Potenzial der Anhänger wieder voll ausnutzen zu können. Das ist zwar mit Kosten verbunden, ist aber die beste Lösung, um legal unterwegs zu sein. * Adhäsionsgewicht = 22% des Betriebsgewichts (Summe der Achslasten von Traktor und Anhängern) muss auf den angetriebenen Achsen liegen.
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Management | Umfrage
«Der Preis für Holz muss steigen» Die meisten Teilnehmer der «Schweizer Landtechnik»Online-Umfrage «Schlagen Sie nun mehr Holz?» werden in diesem Winter nicht mehr Holz schlagen. Viele wären dazu bereit. Allerdings erst, wenn der Preis ansteigen würde. Heinz Röthlisberger Die weltweit stark gestiegene Nachfrage nach Bauholz verunsichert die Waldbesitzer. Einerseits herrscht Holzmangel, anderseits hat die grosse Nachfrage nur zu leicht höheren Preisen geführt. In einer Online-Umfrage wollte die «Schweizer
Landtechnik» wissen, ob Waldbesitzer aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Bauholz in der kommenden Saison mehr Holz schlagen werden, als sie ursprünglich geplant haben. Die Umfrage zeigt, dass sich die Bereitschaft der Um-
frageteilnehmer, in diesem Winter mehr Holz zu schlagen, in Grenzen hält. 60 Prozent der Teilnehmer werden in der kommenden Saison nicht mehr Holz schlagen, als sie geplant haben. Immerhin 26 Prozent werden mehr Holz schlagen und 24 Prozent werden im kommenden Winter gar kein Holz schlagen.
Viele haben nichts am Lager Die Frage «Haben Sie derzeit bereits geschlagenes Stammholz zum Verkauf an Lager?» haben 75 Prozent mit Nein beantwortet. «Wenn Sie noch geschlagenes Stammholz an Lager haben, wann wären Sie bereit, dieses zu verkaufen?» 42 Prozent wären bereit, ihr Stammholz jederzeit zu verkaufen. 57 Prozent würden ihr bereits geschlagenes Stammholz nur zu einem höheren Preis verkaufen und 1 Prozent findet für sein Stammholz-Lager derzeit gar keinen Abnehmer.
«Preise müssen einen Drittel steigen» Der Durchschnittspreis aller Sortimente müsste um mindestens einen Drittel steigen, damit der Holzschlag in der Schweiz überhaupt wieder wirtschaftlich wird. Eine weitere Frage lautete deshalb: Ab welchem Preisanstieg wären Sie bereit, mehr Holz zu schlagen respektive Ihr vorhandenes Lager an Stammholz zu verkaufen? 57 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage würden nur mehr Holz schlagen, wenn der Preis um einen Drittel ansteigt. 38 Prozent würden abwarten und schauen, wie sich die Marktlage weiter entwickeln wird, und 5 Prozent würden das Holz verkaufen, wenn der Preis nur ein wenig ansteigt.
«Wird sich nicht so schnell ändern» Die meisten der Umfrageteilnehmer (48 Prozent) sind der Meinung, dass die hohe Nachfrage noch rund ein Jahr dauern wird. 30 Prozent denken, dass es noch Jahre dauern wird, bis sich der Markt wieder normalisiert, und 22 Prozent sind der Meinung, dass sich die Nachfrage noch in diesem Winter normalisieren wird.
Mehrheit für Richtpreis
57 Prozent der Umfrageteilnehmer werden nur mehr Holz schlagen, wenn der Preis um einen Drittel ansteigen wird. Bild: H. Röthlisberger
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Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer spricht sich für einen Richtpreis für Holz aus. Hintergrund dafür ist, dass Daniel Fässler, Ständerat und Präsident von WaldSchweiz, in einer parlamentarischen Initiative einen Richtpreis für Rohholz (Stammholz, Industrieholz, Energieholz) fordert. Die Umfrage zeigt mit 75 Prozent Ja-Stimmenden eine klare Befürwortung für diese Initiative auf.
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Plattform | Firmenporträt
Ein Heiniger-Scherapparat im Einsatz. Die Firma aus Herzogenbuchsee verschickt Tierschurausrüstungen in rund 50 Länder. Bilder: zvg / D. Senn
Mit Tierschurausrüstungen den Weltmarkt erobert Wenn weltweit Tiere Haare oder Wolle lassen, ist die Heiniger AG nicht weit: Das 75-jährige Familienunternehmen aus Herzogenbuchsee BE ist weltweit führend in der Herstellung professioneller Schurausrüstungen. Dominik Senn
Mehrere hunderttausend Ober- und Untermesser sowie mehrere zehntausend Tierschurmaschinen pro Jahr produziert die Heiniger AG an ihrem einzigen Produktionsstandort für den Weltmarkt. «Wir entwickeln, fertigen und montieren hier in Herzogenbuchsee und verschicken die Produkte in rund 50 Länder dieser Welt», sagt CEO und Inhaber Daniel Heiniger mit Jahrgang 1975, der als Ingenieur ETH im Jahre 2006 in die elterliche Firma eingetreten und seit 2012 Geschäftsführer ist. «Damit liegt auch die Qualitätssicherung in unseren Händen, und wir dürfen mit Fug und Recht 66
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von einem Swiss-made-Premiumprodukt sprechen, welches seinen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten hat.»
Vom Stabmixer zum Schneidapparat Gegründet hat das Unternehmen Gross onkel Hermann vor 75 Jahren als Gemüseund Früchte-Handelsbetrieb. Der wasch echte «Daniel Düsentrieb», so Daniel Heiniger, entwickelte damals einen Stabmixer und – basierend darauf – eine Schleif maschine, die er in einem weiteren Schritt mit einem Scheraufsatz zum Wolle- und Haare-Schneiden versah: Die Tierschur
maschine war geboren. Unter Daniels Vater Werner fokussierte sich die Firma auf die bis heute einzige Kernkompetenz: Haare und Wolle von Tieren zu schneiden. «Mein Vater reiste mehrmals nach Australien und Neuseeland, aber auch nach England und Frankreich, wo die Weltmärkte für Schafwolle sind, und erkundigte sich bei den dortigen professionellen Schafscherern nach deren Vorstellungen und Ideen zum perfekten Schermesser.» Von den «Platzhirschen» an den dortigen Märkten anfangs noch belächelt, habe er sich Marktanteil um Marktanteil erobert.
Firmenporträt | Plattform
Auch Hundeschur Die Heiniger AG beschäftigt derzeit rund 160 Mitarbeitende, davon 100 in Herzogenbuchsee und 60 bei den Tochtergesellschaften in Australien, Neuseeland und England. War früher pro Vertriebsnation ein Grosshändler mit eigenem Händlernetz für Verkauf und Service unter Vertrag, sind es heute nach dem Eintritt in den Markt der Hundeschur bis drei Händler, denn dieser Bereich ist heute neben der Schaf- und der Rindersowie Pferdeschur das dritte Standbein der Firma.
Heute liege dieser in den Hauptmärkten Australien und Neuseeland bei über 75 %.
Buch zum 75-Jahr-Jubiläum Die Feier zum Firmenjubiläum fiel zwar der Coronavirus-Pandemie zum Opfer, doch die Mitarbeitenden dürfen sich auf das Erscheinen eines Jubiläumsbuchs und die Eröffnung des vierten Produktionswerks mit einer Gesamtfläche von 5100 m² freuen. Der fünfstöckige Er weiterungsbau wird, nur zehn Jahre nach der Einweihung von Werk drei, im kommenden Herbst fertiggestellt. Der Bau des Werks vier ist ein Bekenntnis zum Produktions standort Schweiz, wie sich Daniel Heiniger ausdrückt, für eine solche weltweit agierende Firma keine Selbstverständlichkeit.
CEO und Inhaber Daniel Heiniger: «Der Bau des neuen Werks in Herzogenbuchsee ist ein Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz.»
Fast 30 Arbeitsschritte für ein Schermesser Heiniger-Schermesser sind mit billiger Dutzendware nicht vergleichbar. Das zeigt schon die Herstellung eines Obermessers (Cutter) oder Untermessers (Kamm). Die Metallteile werden gefräst, mittels Roboterarm-Technik geschliffen sowie die Oberfläche durch Trowalisieren* veredelt. Mit Präzisionsmaschinen werden auch die beiden Aussenzähne von Kämmen gebogen, um mehr oder weniger Wolle einzufangen. Zum Schluss gibt es eine optische und akustische Qualitätskontrolle. Für jede Tierrasse und hier wiederum für verschiedenen Schnittbedarf gibt es eigene Kämme und Cutter, mit geraden, konvexen oder konkaven Zahnreihen verschiedener Schneidbreiten und verschieden starken
Das Fräsen und Schleifen der Kämme und Cutter besorgen Roboterarme.
Die Schaf-Obermesser werden aus gestanzten Teilen einzeln durchlauferhitzt und geschmiedet.
In Montagestrassen erfolgt der Zusammenbau, hier der Ober- und Untermesser.
Zähnen und Fräsrillen, um den gewünschten Schnittabstand zur Tierhaut zu erhalten bzw. das Wolle-Fett abzuführen. Es gibt auch unterschiedliche Messer für Rechts- und Linkshänder. Jegliche Schermesser können bei der Heiniger AG nachgeschliffen werden.
«Flow» entscheidend «Die Profi-Schafscherer nennen es den Flow, wie gut die Zähne des Kamms durch die Wolle gleiten», weiss Daniel Heiniger. Die Profi-Schafscherer führen zur Auftragserledigung bloss ihre Schermesser mit Handgriff mit sich. Die Schafhalter ihrerseits stellen im Stall den aufgehängten Antriebsmotor samt Antriebswelle, an den der Profi seinen Handgriff mit Schermesser kuppelt. Es sei eine ungeschriebene Abmachung unter den Schafschurausrüstungs-Herstellern, Kupplungen, Kämme und Cutter kompatibel zu gestalten. Bei der mehrstündigen Schafschur im Akkord seien der Flow, das leichte Gewicht und das angenehme In-der-Hand-Liegen eines Handgriffs das A und O einer guten Tierschurausrüstung, und hier sei Heiniger wie in den Anfangszeiten immer darauf bedacht, diesbezügliche Kundenwünsche herauszuhorchen und zu realisieren – offen sichtlich das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Man sei auch immer auf dem neusten Stand bezüglich immer stärkerer, kleinerer und leichterer Elektro motoren, und setze prioritär auf Li-Ionen- Akku-Betrieb.
* Das Trommelgleitschleifen von Metallteilen mit Schleifkörnern (Chips) ist auch als Trommelentgraten, Trommelpolieren, Trommeln oder «Trowalisieren» bekannt – nach dem Unternehmen Walther Trowal. Er hat als einer der ersten Hersteller das Trommelgleitschleifen in Deutschland industriell genutzt.
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Sicherheit | Hof und Feld
Fit am Steuer Lange Arbeitstage auf dem Traktor können zu dauerhaften Verspannungen und Rückenschmerzen führen. Dagegen helfen Kräftigungs- und Dehnübungen. Bereits mit wenigen Minuten am Tag kann eine grosse Wirkung erzielt werden. Wichtig ist die Regelmässigkeit. Monique Seuret* Längere Fahrstrecken, grössere Parzellen, mehr maschinelle Arbeit: Man sitzt immer länger hinter der Bedienkonsole von Fahrzeugen und Maschinen. Diese Bewegungsarmut ist eine der Hauptursachen für Rückenbeschwerden und betrifft vor allem Fahrerinnen und Fahrer in Lohnunternehmen und Landwirtschaftsbetrieben. Zusätzlich zum Bewegungsmangel sind sie weiteren Faktoren ausgesetzt wie • Zwangspositionen im Zusammenhang mit dem Arbeitsprozess (z. B. Kontrolle des Anbaugerätes oder des Füllstands des Ernteanhängers usw.), • zusätzlicher Stress durch Wetterbedingungen, Zeitdruck oder Bodenbeschaffenheit, • erschwerende Belastungen durch den Maschinentyp, die Qualität des Fahrersitzes oder fehlenden Klimakomfort in der Kabine oder • besondere Belastung der Wirbelsäule durch Schläge auf unebenen Böden.
das einseitige Anheben des Gesässes längerfristig eine Fehlstellung des Beckens und damit der Wirbelsäule bewirken. Nach längerer Zeit im Fahrersitz neigt der Körper zum Zusammensacken. Wenn Sie Ihre Spiegel und/oder Bedienelemente geringfügig höher als notwendig einstellen, werden Sie immer wieder dazu angeregt, sich aktiv aufzurichten.
Verspannungen als Schmerzursache Unter einer Verspannung versteht man die unwillkürliche Kontraktion eines gan-
zen Muskels oder einer Muskelgruppe. Zunächst ist in der Regel keine Verletzung damit verbunden. Wird jedoch nichts dagegen unternommen und bleibt die Ursache für ihr Auftreten bestehen, können dauerhafte Verspannungen die Folge sein. Diese wiederum rufen verschiedene Schmerzen und Entzündungen wie beispielsweise Sehnenentzündungen hervor.
Locker bleiben Was tun gegen Verspannungen? Regelmässige Bewegung und Positionswechsel helfen. Treten dennoch Verspannungen auf, versuchen Sie, diese durch Dehnen und Entspannen der Muskeln zu reduzieren oder gar zu beseitigen. Je früher Sie handeln, desto grösser sind die Erfolgschancen. Das Prinzip besteht darin, ausgleichende Haltungen einzunehmen, die den Körper in die entgegengesetzte Richtung der Verspannung mobilisieren. Ein Beispiel dazu: Beim Sitzen am Steuer wird der Oberkörper nach vorne bewegt, der Rumpf sackt etwas zusammen. Die Schultern sind angespannt und der Nacken gerät in eine Zwangshaltung.
Einfache Übungen für kurze Pausen
Der Mensch: (k)eine Maschine? Der menschliche «Mechanismus» muss hier eine besondere Leistung erbringen, um ein Berufsleben lang mit diesen Anforderungen fertig zu werden. Dieser Mechanismus muss – wie Maschinen – gewartet, repariert und geschult werden. Neben einer ausgewogenen Ernährung, genügend Schlaf und dem Klima angepasster Ausrüstung ist Bewegung die wichtigste Verbündete des Fahrers.
Rückenmuskel dehnen: Dehnen Sie sich je dreimal nach oben und zu jeder Seite. Diese Übung können Sie auch auf dem Fahrersitz machen. Winkeln Sie dabei die Ellbogen ab, wenn die Kabine zu klein ist. Bilder: BUL
Ergonomie in der Fahrerkabine Ein Fahrersitz von guter Qualität ist unerlässlich – aber er muss richtig eingestellt sein! Vergessen Sie nicht, vor der Fahrt Ihre Gesässtaschen zu leeren. Ein Portemonnaie in der Gesässtasche kann Druck auf den Ischiasnerv ausüben und durch * Die Autorin ist Ergotherapeutin und gibt bei der BUL den CZV-anerkannten Weiterbildungskurs «Fit am Steuer».
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Nacken dehnen: Dehnen Sie Ihren Nacken dreimal in jede Richtung in grossen «Ja»-, «Nein»- und «Vielleicht»-Bewegungen (das Ohr zur Schulter bringen).
Hof und Feld | Sicherheit
Eine ausgleichende Haltung besteht also darin, dass man versucht, den Rücken nach oben und nach hinten zu strecken, während der Nacken aktiv gedehnt und die Schultern gesenkt werden.
Nicht auf dem Trockenen sitzen bleiben Ein wesentlicher Auslöser für das Auf treten von Krämpfen und Schmerzen ist eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei ihrer Arbeit produzieren die Muskeln Giftstoffe und verschiedene Säuren. Die se Abfallprodukte verursachen Schmer zen, wenn sie in den Muskelfasern ver bleiben. Sie werden mit dem Urin aus geschieden, sofern man ausreichend trinkt. Ausreichend für eine erwachsene Person sind mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag, bei starker Hitze oder intensiver An strengung mehr.
Bewegte Pausen für weniger Beschwerden Selbst mit dem besten Sitz, der optimal eingestellt ist, wird stundenlanges Sitzen hinter dem Lenkrad irgendwann zu kör
perlichen Problemen führen. Nachfol gend finden sich einfache Übungen, die teilweise auch direkt in der Kabine auf dem Sitz ausgeführt werden können. Die se Bewegungen sollte man möglichst oft machen. Dazu eignen sich Pausen beim Parzellenwechsel, Tanken, Füllen des Gül lefasses, Warten an der Waage, Abladen des Heufuders oder beim Beantworten eines Anrufs: Da besteht Zeit, sich zu be wegen und sich zu strecken. Man soll sich nicht darauf verlassen, dass man bei einer technischen Störung unter Stress genug gesunde Bewegung bekom men kann.
Sie brauchen mehr Bewegung und möchten regelmässige Übungen in Ih ren Alltag einbauen? Im CZV-aner kannten Weiterbildungskurs «Fit am Steuer» der BUL lernen Sie die Funkti onsweise des menschlichen Körpers kennen, finden für sich die besten Übungen und sind somit besser gerüs tet, um Ihre Gesundheit aktiv zu schützen. Kontakt: Monique Seuret, Ergotherapeutin, agriFIT-Schulungen, monique.seuret@bul.ch, 079 784 42 03
Kleine Übungen – grosse Wirkung Ein paar Minuten pro Tag helfen schon viel – das Wichtige dabei ist die Regel mässigkeit! Regelmässige Bewegung hat auch noch viele weitere Vorteile: • Vorbeugen gegen Schlaf am Steuer. • Reduktion von Stress. Ein paar Sekun den innehalten hilft in schwierigen Situationen, ruhiger und objektiver zu denken. Mit ein paar Sekunden beweg ter Pause gönnt man sich selbst positive
Behalten Sie die Dehnung in jeder Übung für 8 bis 10 Sekunden
Oberschenkel dehnen: Halten Sie sich am Fahrzeug fest, bringen Sie eine Ferse zum Gesäss und bleiben Sie so gerade wie möglich. Das Becken bleibt dabei gerade (Dehnung Psoasmuskel).
Kurs «Fit am Steuer»
Brust/Oberarm dehnen: Halten Sie sich auf Schulterhöhe am Fahrzeug fest, der Daumen zeigt nach oben. Drehen Sie den ganzen Körper (nicht nur den Oberkörper) vom Griff weg. Halten Sie dabei die Schulter tief.
Aufmerksamkeit. Tiefes Atmen ver sorgt dabei nicht nur alle Zellen des Körpers, sondern auch die Psyche mit Sauerstoff. • Die Bandscheiben benötigen viel Was ser. Sie werden während der Bewe gung (insbesondere beim Gehen) durch einen Kompressions-/Dekompressions mechanismus rehydriert. Dabei saugen sie die Flüssigkeit fast wie ein Schwamm auf. • Bewegung hilft dem Herz-Kreislauf- System. Bei längerem Sitzen neigt das Blut dazu, sich in den Beinen zu stauen (= venöse Stase). Bei Risikopersonen können sich dabei Blutgerinnsel bilden, die später zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen. • Die Mobilisierung von Muskeln und Gelen ken vor dem Aussteigen nach langem Sitzen kann Kaltstart-Verlet zungen wie Verstauchungen, Zerrun gen oder Knochenbrüchen vorbeugen. Man sollte nie beim Aussteigen aus der Kabine springen. Dabei werden die Fussgelenke und das ganze Skelett übermässig belastet, was sich mit einer Sprungwaage veranschaulichen lässt.
Nicht nur dehnen, sondern auch kräftigen
Unteren Rücken mobilisieren: Schaukeln Sie fünf- bis achtmal Ihr Becken nach vorne und nach hinten. Der untere Rücken bildet dabei abwechslungsweise einen Katzenbuckel und ein Hohlkreuz.
Der Fahrersitz muss insbesondere vor langen Fahrten gut auf die Person eingestellt werden.
Neben dem Dehnen sind auch Kräfti gungsübungen für das reibungslose Funktionieren des menschlichen Mecha nismus unerlässlich. Setzen Sie sich realis tische Ziele. Das Erreichen dieser Ziele gibt ein positives Gefühl und die Motiva tion, weiterzumachen. Nicht vergessen: Bereits von einer kleinen Dosis Bewe gung, aber fast täglich ausgeführt, profi tiert man auf lange Sicht am meisten. Schon ab 5 Minuten pro Tag sind solche positiven Effekte spürbar. 9
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Lohnunternehmer Beat Röthlisberger liebt den satten Ton von seinem John Deere «6830».
Bilder: D. Senn
Mit John Deere zum blühenden Lohnbetrieb Für sein blühendes Lohnunternehmen setzt Beat Röthlisberger in Rüegsauschachen BE auf John-Deere-Traktoren, darunter der von allen Mitarbeitern geliebte «6830», der im Schnitt 1000 Stunden pro Jahr eingesetzt wird. Dominik Senn «Stotzig» hinauf geht es auf den Otzenberg in Rüegsauschachen, Gemeinde Rüegsau BE, zum Landwirtschafts- und Lohnunternehmerbetrieb von Beat Röthlisberger. Einmal oben, wird man belohnt mit einer prächtigen Aussicht über das Emmental und dahinter die Alpenkette von Stockhorn bis Schreckhorn. Hier betreibt der Meisterlandwirt mit Jahrgang 1968 zusammen mit Ehefrau Marianne Milchwirtschaft (26 Kühe, ohne Aufzucht) und Schweinemast (590 Plätze). Von den 21 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche stehen lediglich jeweils 3 ha für Getreideund Maisanbau unter dem Pflug, denn das 70
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Terrain ist hügelig und für Ackerbau wenig geeignet. Hier haben die beiden im Millenniumjahr 2000 den Grundstein für ein heute blühendes Lohnunternehmen gelegt, und zwar mit der Anschaffung eines neuen Traktors John Deere «6210» und einer ersten Rundballenpresse, um eine in der Region entstandene Angebotslücke zu schliessen.
7 Pressen und 10 Traktoren Dann ging es Schlag auf Schlag. Eine zweite, dritte, vierte und fünfte Rundballenpresse mussten her, um die wachsenden Kundenbedürfnisse und immer öfter
schmaleren Ernte-Zeitfenster abzudecken, gefolgt von einer ersten und zweiten Quaderballenpresse. Das rief wiederum nach weiteren Zugfahrzeugen. Heute, ein Jahr nach dem 20-Jahr-Jubiläum des Lohnunternehmens Röthlisberger, stehen zehn grüne Traktoren mit gelben Rädern, davon fünf 6-Zylinder, auf dem Betrieb. «Mir ging es primär nicht um die Marke, sondern um die dauernd garantierten Serviceund Reparaturleistungen, wie sie mir die Huber Mechanik AG in Oppligen nunmehr seit fünfzehn Jahren unter Beweis stellt», sagt Beat Röthlisberger. Total verfügt er über fünf Silorundballenpressen: drei Fest-
Youngtimer | Passion
kammerpressen mit Folienbindung und externen Wicklern, eine variabel und eine Kombipresse, dazu über zwei Quaderballenpressen mit Vorbauhäcksler, auch mit Zuführband zum Pressen ab Heustock, und schliesslich über einen Strautmann- Kurzschnitt-Ladewagen «Super Vitesse» mit Dosierwalzen und Einspritzvorrichtung sowie Zwangslenkungsachsen. Die Zahl der festangestellten Mitarbeiter beträgt vier, dazu kommen Aushilfen und zwei Lehrlinge im Landwirtschaftsbetrieb.
Maishäcksler mit Mulcher Pressarbeiten sind klar das Hauptstandbein. Die übrigen Dienstleistungen sind hauptsächlich Mäharbeiten, Maisernte, Güllen, Transporte und Pflanzenschutz. Gerne gebucht wird der John-Deere-Maishäcksler «8300i» mit 8-Reihen-Gebiss und integriertem Mulcher («StalkBuster»). «Er ist nur rund zehn Zentimeter länger und rund 500 kg schwerer als ohne Mulcher und mulcht die Maisstängel derart gründlich, dass der Maiszünsler kaum eine Chance zum Überwintern hat», sagt Beat Röthlisberger. Gerne in Anspruch genommen werden auch die Maisgebläse, eines mit Teleskoprohr, und Transporte mit Hakengeräten und Mulden für Baumaterialien, Getreide, Kartoffeln, Schnitzel usw.
Der «6830» verfügt über eine Load-Sensing-Pumpe, eine Euro-Luftbremse, eine Schweizer Luftbremse, vier Steuerventile und einen Anschluss für die Luftpistole zum Ausblasen der Kühlergitter.
Serie «6000» von John Deere Im Jahr 1992 brachte John Deere die Serie «6000» auf den Markt, die zunächst aus den vier 4-Zylinder-Modellen «6100», «6200», «6300» und «6400» bestand und bis 1997 produziert wurde. Der durchgehende Brückenstahlrahmen als Chassis und die Modulbauweise stellten ein grundlegend neues Konstruktionsprinzip im Traktorenbau dar. Im Jahr 1994 wurde die Serie um die Allradtraktoren «6600» und «6800» erweitert. Kurze Zeit später folgte das Topmodell der Baureihe, der John Deere «6900». Diese drei Modelle besas-
Schöner, satter Ton Im Jahre 2008 schaffte sich Beat Röthlisberger einen neuen John Deere «6830» an, dessen Viertakt-6-Zylinder-Reihen-Turbomotor mit «Common Rail»-Hochdruck einspritzung in der 40-km/h-Ausführung eine Nennleistung von 160 PS aufbringt. Er ist bis heute der am meisten eingesetzte Traktor im Lohnbetrieb Röthlisberger. Das hat damit zu tun, dass er noch ein vier stufiges unter Last schaltbares Getriebe mit automatischer Ganganpassung besitzt, und zwar mit 20 Vorwärts- und 20 Rückwärtsgängen. «Alle Mitarbeiter und
Das «CommandCenter»-Display zeigt 13 075 Stunden Laufzeit an. Der «6830» ist damit der am meisten eingesetzte Traktor im Lohnbetrieb Röthlisberger. Im Schnitt macht der Traktor jährlich 1000 Stunden.
sen 6-Zylinder-Turbomotoren, die eine Leistung von 110 PS bis 130 PS abdeckten. Im Jahr 1996 hat John Deere das Modell «6506« nachgeschoben, das mit einem Sechszylindermotor ohne Turbolader ausgestattet war. Mit der «6030er»-Serie präsentierte John Deere auf der Agritechnica im November 2007 eine neue Traktorbaureihe der Mittelklasse. Gemäss Werks angaben von John Deere Mannheim sind in den vergangenen zwanzig Jahren 3782 Traktoren allein von der Serie «6000» in der Schweiz verkauft worden.
ich fahren den ‹6830› gerne, vor allem für das Pressen und für Transporte, weil er einfach zu bedienen ist, nicht wie die später verbaute ‹CommandPro›-Steuerung, bei der man sich immer bewusst sein muss, was man gerade tut bzw. welche Einstellungen gerade wirken», sagt der Lohnunternehmer. Allerdings ist die Schaltung nicht so fein. Dafür bekunde der Motor durch einen «schönen, satten Ton» den jeweiligen Grad von Beanspruchung.
Problem Zylinderkopfdichtung In weiser Voraussicht ist Röthlisberger schon vor Jahren auf Luftbremsen umgestiegen. So hat er auch den ‹6830› nach gerüstet. Dieser verfügt am Heck über ein druck- und mengengesteuertes LoadSensing-System (PFC), Euro-Luftbremse, Schweizer Luftbremse, vier Steuerventile und einen Anschluss für die Luftpistole zum Ausblasen der Kühlergitter. Damit ist der «6830» auf dem Betrieb praktisch universell einsetzbar. Kein Wunder, hat er heute knapp 13 100 Stunden auf dem Zähler, im Schnitt 1000 Stunden pro Jahr. Kleine und grosse Servicearbeiten werden in der betriebseigenen Werkstatt erledigt. An Reparaturen durch den Fachmann hatte er zweimal die Zylinderkopfdichtung zu erneuern, und zwar nach etwa 4000 und etwa 8000 Stunden Betrieb, das «typische Problem der ‹30er-Serie›», wie er meinte. Beat Röthlisberger hat somit rein rechnerisch in den zwanzig Jahren des Bestehens seines Lohnunternehmens im Zweijahres takt einen Traktor und eine Arbeitsmaschine angeschafft. Er hat auch noch nie einen Traktor eingetauscht, sondern immer seinen Bestand erweitert. Die entsprechende stetige Expansion seines Lohnbetriebs ist für ihn Resultat und Zeichen der Kundenzufriedenheit, auf welche er erklärtermassen grossen Wert legt. 9
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Passion | Oldtimer
Das Holzrücken mit einem John Deere zog am Jubiläums-Traktoren-Oldtimertreffen in Möriken ein erstaunlich grosses Interesse auf sich. (Bilder: Dominik Senn)
Fröhliches JubiläumsOldtimer-Traktorentreffen 10 000-fach zauberte das zehnte internationale Oldtimer-Traktorentreffen in Möriken AG Lachen und Fröhlichkeit in die Gesichter der Besucher. Dominik Senn
Die Oldtimerfreunde Chestenberg als Organisatoren und die Freunde alter Landmaschinen Region Aargau als Unterstützer durften am ersten September-Wochenende über das dreitägige Jubiläums-Oldtimertreffen jubeln. Bei strahlendem Sonnenschein erfreuten sich 10 000 Besucher und Besucherinnen am Aufmarsch von 800 Oldtimertraktoren sowie alten Land- und Dampfmaschinen und bestaunten die Vorführungen mit altem Gerät: eggen, säen, pflügen, Stämme rücken, Holz sägen und Steine brechen. Highlights waren auch das Dampfdreschen der Berner, die Mercedes-Benz-Unimog-Rampe, die Gattersä72
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ge, die vom Lokomobil von 1899 aus dem Bestand des Schweizerischen Agrarmuseums Burgrain in Alberswil LU angetrieben wurde, und die grösste Konzertorgel der Welt, nicht zu vergessen mehrere Kinderattraktionen, der Handwerkermarkt und diverse Verpflegungsmöglichkeiten. Lohnunternehmer/Festmobiliarvermieter Jakob Gebhard, Wildegg, und SVP-Grossratspräsident Pascal Furer, mit Philipp Fehlmann und Hansjörg Furter die treibenden Kräfte der Oldtimerfreunde Chestenberg, durften neben Nationalrat Alois Huber, Möriken, die Regierungsräte Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati, Wohlen, und Finanzminister Markus
Dieth, Aarau, begrüssen, des Weiteren auch den Präsidenten des Schweizerischen Dachverbandes Old timertraktoren Luigi Meier, Gentilino TI, und den Präsidenten des Schweizerischen Dachverbandes historischer Maschinen (SMVF) Bernhard Taeschler, Sarmenstorf AG. Eine Besonderheit des Jubiläumsanlasses war die Möglichkeit, sich in einem eigens aufgestellten Zelt gegen Corona impfen zu lassen, ein von Gallati und Furer angestossenes Projektangebot, das von einigen Besuchern genutzt wurde.
Oldtimer | Passion
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1 | Das Berner Drescherteam gehört seit Beginn zu den treusten und spektakulärsten Attraktionen in Möriken 2 | Das Lokomobil von 1899 treibt die Gattersäge mit erstaunlicher Beharrlichkeit. 3 | Jakob Gebhard und Pascal Furer bei der Begrüssung der Festprominenz. 4 | Toni Vinzens, Thalwil ZH, Präsident des Motrac-Clubs der Schweiz, auf einem «MT» mit Mag-2-Zylinder-Benzinmotor von 1961. 5 | Die Einachser-Parade ist eine der vielen Quellen der Fröhlichkeit. 6 | Der alte Renault als Blickfang für das Corona-Impfzelt. 7 | Alle wollten mitfahren: Die Unmog-Rampe mit 100-Prozent-Steigung wird vor- und rückwärts befahren 8 | Weisch no? Attraktionen wie die alte Kegelbahn für Kinder gibt es zuhauf. 9 | Die Bürstenmanufaktur Hilfiker ist vom Handwerkermarkt nicht wegzudenken. 10 | Mit einem alten Lanz-Traktor lässt sich’s gut ackern.
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SVLT | Sektionen
AG Generationenwechsel im Vorstand Gleich fünf von elf Vorstandsmitgliedern musste die Sektion Aargau ersetzen. Corona bedingt bewegt sich das Jahresprogramm auf Sparflamme, interessante Themen befinden sich aber in der Schublade. Roman Engeler Nach fast eineinhalb Jahren Funkstille, was die Versammlungen von SVLT-Sektionen betrifft, hielt Anfang September mit der Sektion Aargau (AVLT) eine erste Kantonalsektion nach der Corona-Pause wieder einmal eine Generalversammlung ab – und dies gleich im Doppelpack, wurden doch zeitgleich die 94. und die 95. Jahresversammlung auf dem Festplatz des 10. Internationalen Oldtimer-Traktoren-Treffens in Möriken durchgeführt. Unter der straffen Führung von Sektions- und aktuellem Aargauer Grossratspräsident Pascal Furer gaben die statutarischen Traktanden zu keinen Diskussionen Anlass. Geschäftsführer Thomas Vögeli präsentierte zwei Jahresrechnungen, wobei die eine mit einem Verlust, die zweite aber mit einem ordentlichen Gewinn abschloss, sodass das Verbandsvermögen in der Summe angestiegen ist. Der Jahresbeitrag bleibt unverändert. Corona geschuldet konnte die Sektion einige geplante Veranstaltungen in den vergangenen Monaten nicht durchführen. Auch für das kommende Jahr hält man sich mit «Indoor-Events» noch etwas zurück, einige Themen wie beispielsweise die Notstromversorgung auf Bauernhöfen bleiben aber pendent. Geplant sind jedoch diverse Kurse, so die Vorbereitungen für die Theorieprüfungen, Traktorkurse für Frauen und die Holzerkurse. Aktiv ist die Sektion weiter in der Prüfung von Feldspritzen und Obstsprayern.
Zwei Urgesteine treten ab Im Zentrum standen die Wahlen, traten doch neben Simon Plattner, Thomas Keller und Lukas Vock mit Fritz Hirter (seit 1974 im Vorstand) und Paul Müri (seit 1984) zwei regelrechte Urgesteine aus dem Vorstand zurück, wobei ihr langjähriges Wirken für den Verband entsprechend gewürdigt wurde. Neu in den Vorstand wurden Grossrat Christian Glur, Raphael Läuchli, Roger Gysi und André Riner gewählt. Ein letzter Sitz bleibt vorerst vakant. Als neuer Revisor amtet Urs Anderegg. Er löst Hanspeter Dietiker ab. Paul Müri wurde per Akklamation zum Ehrenmitglied ernannt, Fritz Hirter wurde diese Ehre bereits vor einigen Jahren aufgrund anderweitiger Verdienste rund um die AVLT zuteil.
Die zurückgetretenen Vorstandsmitglieder Simon Plattner, Fritz Hirter und Paul Müri zusammen mit AVLT-Präsident Pascal Furer (v. l. n. r.). Bild: R. Engeler
Sektionen | SVLT
AG
Anmeldung: Geschäftsstelle BVLT, Peter Gerber, 031 879 17 45, 079 411 02 33, bvlt@bluewin.ch, www.bvlt.ch
G/M/F-Theorie-Vorbereitungskurse 2021 Die G/M/F-Theoriekurse sind die ideale Vorbereitung für die Traktor- und Töffliprüfung. Im letzten Halbjahr vor dem 14. Geburtstag bietet dieser zweiteilige Theoriekurs alle nötigen Elemente für ein erfolgreiches Absolvieren dieser Führerprüfungen. Die Abstandsregeln des Bundesamts für Gesundheit können eingehalten werden, Änderungen werden kurzfristig bekannt gegeben. Kurse Herbst 2021: jeweils 18.30 bis 21 Uhr am Donnerstag, 23. September und 30. September 2021, am BVA in Muri, sowie 4. November und 11. November 2021 beim SVLT in Riniken. Die Anmeldung hat unter www.fahrkurse.ch zu erfolgen. Informationen sind bei Hansjörg Furter und Yvonne Vögeli, 062 893 20 41, sektion.ag@ agrartechnik.ch, erhältlich.
BE Vorbereitungskurse 2021 für die Führerprüfung Kat. G/M Was muss ich tun, um einen Vorbereitungskurs besuchen zu können bzw. die Führerprüfung zu absolvieren? 1. Alle wichtigen Infos befinden sich unter www.bvlt.ch, Rubrik Führerprüfungen. 2. Anmelden für einen Instruktionskurs. 3. Besuch Kurs nicht obligatorisch. 4. Prüfungsvorbereitung. 5. Gesuch für die Führerprüfung, Sehtest beim Optiker (frühestens 60 Tage vor dem 14. Geburtstag). 6. Anmeldebestätigung durch das Strassenverkehrsamt Bern. 7. Reservation Termin für Führerprüfung (frühestens 14 Tage vor dem 14. Geburtstag). 8. Führerprüfung … Bravo: Prüfung bestanden. Anmeldung zu einem Instruktionskurs: Die Verkehrsinstruktion dauert rund drei Stunden. An verschiedenen Standorten im Kanton Bern, je nach Anmeldung, werden diese Kurse durchgeführt. Hauptthema dieser Schulung ist das Vortrittsrecht. Rund 50 % aller Prüfungsfragen handeln vom Vortritt. Das korrekte Anmeldeprozedere zur Prüfung und der genaue Prüfungsablauf sind ebenfalls wichtige Kursinhalte.
Kontrolle Pflanzenschutzspritzen 2021 Alle letztmals 2017 geprüften Spritzen werden dieses Jahr fällig. Warum die Spritze beim BVLT prüfen lassen? Es gibt eine neutrale Überprüfung aller Marken mit dem modernsten Prüfverfahren. Sie sind an der Prüfung dabei und sehen selbst, was Ihr Gerät hergibt. Als Kunde von uns erhalten Sie alle vier Jahre automatisch das Aufgebot zur periodischen Kontrolle. Vor dem Aufgebot erhalten Sie eine Anmeldebestätigung für das laufende Jahr. Dies ist bei einer vorgezogenen ÖLN-Kontrolle von Bedeutung. Folgende Tarife gelten für das Jahr 2021: Grundtarif bis 15 m Balken breite: CHF 90.– für Mitglieder, CHF 120.– für Nichtmitglieder. Für 18 m CHF 100.–/130.–, für 21 m CHF 110.–/140.–, für 24 m CHF 120.–/150.–, für 27 m CHF 130.–/160.–, für 30 m CHF 140.–/170.–. Ab 2023 ist ein System zur Innenreinigung der Spritze für alle für den Pflanzenschutz eingesetzten Geräte mit einem Behälter ab 400 Litern Inhalt obligatorisch. Das Starten und Durchführen des Spülens muss ohne Absteigen vom Traktor möglich sein. Welches Innenreinigungssystem (kontinuierlich oder abgesetzt) aufgebaut ist, spielt keine Rolle. Die neu in den Verkauf gelangten Spritzen mit einem CE-Zertifikat oder einem EU-anerkannten Test gelten auch in der Schweiz als geprüft und müssen wie im Gebrauch stehende Spritzen, wie oben erwähnt, nach drei Kalenderjahren an die nächste Spritzenprüfung.
GR Theoriekurs Kat. F/G für Jugendliche In den Kursen der SVLT-Sektion Graubünden erhalten Jugendliche ab dem 13. Geburtstag eine solide Grundschulung in der Verkehrstheorie. Am Schluss des zweiten Kurshalbtages wird die Prüfung der Kategorie G abgenommen, die ab dem 14. Geburtstag zum Führen von Mofas und landwirtschaftlichen Fahrzeugen bis 30 km/h berechtigt. Der Kurs kostet CHF 70.– für Mitglieder (Nichtmitglieder CHF 90.–). Die Gebühren für Führerausweis und Prüfung werden separat vom Strassenverkehrsamt verrechnet. Onlineanmeldung: www.svlt-gr.ch; Anmeldung und Info: Gianni Largiadèr, Chapella 231, 7526 Cinuos-chel, 079 560 83 30, svlt.kurse@gmail.com Nr.
Ort
Datum/Zeit Teil 2 + Prüfung
Teil 1
1
Landquart Sa, 02.10.21
13.30–17.00 Mi, 20.10.21
14.00–17.00
2
Thusis
13.30–17.00 Mi, 27.10.21
13.30–16.30
Mi, 06.10.21
LU Aktuelles Kursangebot Mofa- und Traktorenprüfung: Die Vorbereitungskurse für die Mofaund Traktorenprüfung finden jeweils an Mittwochnachmittagen statt. Kurskosten inkl. Lernplattform im Internet (Theorie-24-Kärtli): für Mitglieder des Verbands CHF 70.–, für Nichtmitglieder CHF 90.–. Nächste Termine: Mittwoch, 20. Oktober 2021, in Hochdorf, 13.15–17.30 Uhr Mittwoch, 17. November 2021, BBZN Sursee, 13.15–17.30 Uhr G40: Der Traktorfahrkurs G40 wird vom Schweizerischen Verband für Landtechnik, Riniken, angeboten und an den Standorten bei Hohenrain, Willisau, Schüpfheim und Sursee durchgeführt. Anmeldung und Infos unter: www.agrartechnik.ch: G40-Kurse Roller- und Autoprüfung: Theorieprüfung online lernen für CHF 29.– Grundkurse für Roller und Motorräder finden jeweils in Büron und Sursee statt. Preise für 3-teilige Kurse: CHF 460.–/CHF 480.–. Nächste Termine: Kurs 605 für Roller/Motorrad findet jeweils in Büron und Sursee statt. Preis für 3-teilige Kurse: für Mitglieder CHF 460.–, für Nichtmitglieder CHF 480.–; Kurs 606 für Roller/Motorrad: Teil 1: Samstag, 16. Oktober 2021, 12.00–16.00 Uhr Teil 2: Samstag, 23. Oktober 2021, 12.00–16.00 Uhr Teil 3: Samstag, 30. Oktober 2021, 12.00–16.00 Uhr Verkehrskundeunterricht in Sursee, Schüpfheim und Hochdorf. Für Mitglieder CHF 220.–, für Nichtmitglieder CHF 240.–. Nächste Termine im Frühjahr 2022, Daten in Planung, werden auf www.lvlt.ch publiziert. Die Kurse werden nur bei genügender Teilnehmerzahl durchgeführt. Sollte das BAG neue Corona-Weisungen erlassen, müssten die Kurse evtl. kurzfristig wieder abgesagt bzw. verschoben werden. Der Lastwagentheoriekurs dauert 32 Lektionen. Der nächste Kurs beginnt am 12. November 2021. Infos und Anmeldung (Änderungen, z. B. Kursort, -inhalt, -preis, -zeit, bleiben vorbehalten): LVLT-Fahrschule, Sennweidstrasse 35, 6276 Hohenrain, Tel. 041 467 39 02, Fax 041 460 49 01, info@lvlt.ch
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SVLT | Sektionen
SG
ZG
AR
AI
GL
Gegengewichts- und Teleskopstapler-Grundkurs
Traktoren-Theoriekurs mit Prüfung 2021
Zu lernen ist an diesem zweitägigen Kurs am 4./5. Januar 2022 der sichere Umgang mit dem Gegengewichtsstapler, Teleskoplader und Deichselgerät nach SUVA-Richtlinien. Das Ziel ist die Erlangung des schriftlichen SUVA-Ausweises auf Gegengewichts- und Teleskopstapler (R1, R4, S2); ein Tag kann der obligatorischen CZV (Chauffeur Zulassung Verordnung) angerechnet werden. Der Kursinhalt: zweitägige Ausbildung auf Gegengewichtsstapler, Teleskoplader und Deichselgerät, Theorie und Praxis im Wechsel. Die Voraussetzungen sind das Mindestalter 18 Jahre und praktische Erfahrung auf Maschinen. Die Kosten für die zwei Tage betragen CHF 690.– für Mitglieder und CHF 730.– für Nichtmitglieder des VLT Zug, inkl. Unterlagen und Essen. Anmeldung/ Auskunft bei: Beat Betschart, 041 755 11 10, beatbet@bluewin.ch
Kursort 1. Kurstag 2. Kurstag + Prüfung Nachmittag Mittwoch nachmittag
Vorbereitungskurs Kat. G Am 5. und 7. Oktober 2021 findet die Ausbildung für die Prüfung der Kat. G statt. Die erfolgreich bestandene Prüfung berechtigt zum Fahren mit dem Traktor 30 km/h und dem Mofa sowie zur Teilnahme am Traktorfahrkurs G40 (siehe www.fahrkurse.ch). Für den Vorbereitungskurs bekommen die Teilnehmer ein topaktuelles Theoriebuch speziell für die Kat. G und eine VIP-Karte, um online auf dem PC, Phone oder Tablet lernen zu können. Anmeldung bei Beat Betschart, beatbet@bluewin.ch, www.natuerlich-zug.ch.
Kursleiter ist Hans Popp, Karrersholz 963, 9323 Steinach
St. Peterzell, Schulhaus Sa, 18. Sept. 21 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA
20. Okt. 21
Neu St. Johann, Klostergebäude Sa, 25. Sept. 21 Kaltbrunn Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn
27. Okt. 21
Widnau, Rest. Rosengarten Mi, 03. Nov. 21 Rorschach, Aula Schulh. Burghalde/StVA
08. Dez. 21
Wangs, Parkhotel Wangs, Parkhotel/StVA Mels
01. Dez. 21
Sa, 06. Nov. 21
Niederbüren, Schulh. Probelokal Sa, 13. Nov. 21 SG-Winkeln, Kath. Pfarreiheim, Winkeln/StVA
15. Dez. 21
Kaltbrunn, Rest. Löwen Mi, 24. Nov. 21 Kaltbrunn, Rest. Löwen/StVA Kaltbrunn
22. Dez. 21
ZH Anlass «Schleppschlauch-Obligatorium» Am Samstag, 2. Oktober 2021, von 8.30 bis 13 Uhr, findet an der Reitbachstrasse 2 in Bubikon auf dem Betrieb von Beat Rubin ein Info-Anlass zum Thema «Emissionsarme Gülleausbringtechnik» statt. Dabei gibt es Informationen zum Schleppschlauch-Obligatorium im Kanton Zürich. Anmeldung bis 29. September 2021 unter kurse.strickhof.ch. Der Anlass kann auch online via Zoom verfolgt werden. Auskunft: www.strickhof.ch, Stephan Berger, Strickhof, Tel. 058 105 99 52.
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Vorbereitungskurs auf die Traktorenprüfung 25. Sept., 27. Nov., von 8 bis 14 Uhr Die SVLT-Sektion Zürich hilft den zukünftigen Fahrerinnen und Fahrern durch einen Kurs zur Vorbereitung auf die Theorieprüfung der Kat. G (Traktoren bis 30 km/h) mit allerlei Wissenswertem über Traktoren im Allgemeinen sowie Hilfreichem zur Unfallverhütung. Teilgenommen werden kann vier bis sechs Monate vor dem 14. Geburtstag; der Not helfer- und der Verkehrskundeausweis sind in dieser Kategorie noch nicht vorgeschrieben. Der Beitrag beträgt CHF 110.–, für Mitglieder des SVLT Zürich CHF 80.–, inbegriffen das Lernprogramm und die Mittagsverpflegung. Kursort ist der Strickhof, Eschikon 21, Lindau. Onlineanmeldung: www.fahrkurse.ch (Infos und Anmeldung für die Prüfung beim Strassenverkehrsamt). Elektrokontrollen und Spritzentests: Auf www.svlt-zh.ch finden Sie ein finanziell sehr interessantes Angebot für Elektrokontrollen. Die Spritzentests finden Sie auf www.strickhof.ch.
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Mietobjekte Reservationen Zeitpläne Rechnungslegung
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Sektionen | SVLT
Theoriekurse Kategorie F/G Im Theoriekurs Kat. F/G werden die Grundlagen aufgezeigt und erklärt. Die bestandene Prüfung berechtigt zum Lenken von landwirtschaftlichen Motorfahrzeugen bis 30 km/h. Siehe auch www.fahrkurse.ch AG Kurstermine/-ort: 23.09. + 30.09.: BVA, im Roos, Muri; 04.11. + 11.11.: SVLT, Ausserdorfstrasse 31, Riniken Kontakt: Yvonne Vögeli, Strohegg 9, 5103 Wildegg, 062 893 20 41, sektion.ag@agrartechnik.ch (auch kurzfristige Anmeldungen möglich) BL, BS Kontakt: Marcel Itin, 076 416 27 13, marcelitin@gmx.ch BE Kontakt: Peter Gerber, 031 879 17 45, Hardhof 633, 3054 Schüpfen, www.bvlt.ch FR Kontakt: FVLT, Samuel Reinhard, Route de Grangeneuve 31, 1725 Posieux, samuel.reinhard@fr.ch, 026 305 58 49 GR Kontakt: Gianni Largiadèr, Chapella 231, 7526 Cinuos-chel, 079 560 83 30, www.svlt-gr.ch NE Kontakt: M. Bernard Tschanz, Chemin du Biolet, 2042 Valangin, bernardtschanz@net2000.ch GL Kontakt: Hans Popp, 071 845 12 40, Karrersholz 963, 9323 Steinach, hanspopp@bluewin.ch SH Kontakt: VLT-SH, Geschäftsstelle, Adrian Hug, Schüppelstrasse 16, 8263 Buch, 079 395 41 17, www.vlt-sh.ch SO Kontakt: Beat Ochsenbein, 032 614 44 57, ochsebeis@bluewin.ch SZ, UR Kontakt: Florian Kälin, Geschäftsstelle VLT Schwyz und Uri, 055 412 68 63, 079 689 81 87, info@glarnernbeef.ch TG Kontakt: VTL/Landtechnik, Markus Koller, 071 966 22 43, Weierhofstrasse 9, 9542 Münchwilen VD Kontakt: ASETA – Section vaudoise, Virginie Bugnon, Chemin de Bon-Boccard, 1162 Saint-Prex, v.bugnon@bluewin.ch ZG Kontakt: Beat Betschart, 041 755 11 10, beatbet@bluewin.ch ZH Kursort: Strickhof, Lindau. Kursdaten: 25. Sept., 27. Nov. 2021 Kontakt: SVLT ZH, 058 105 98 22, Eschikon 21, Postfach, 8315 Lindau, www.svlt-zh.ch
www.agrartechnik.ch
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SVLT | Porträt
Netzwerker Simon Iten auf dem Bauernhof Chupferschmitte in Baar ZG mit Jahrgang 1995 war gelernter Zimmermann und arbeitete als solcher ein Jahr lang, bevor er sich entschloss, Landwirt zu werden. Die beiden landwirtschaftlichen Lehrjahre absolvierte er im Kanton Luzern. Im Jahre 2020 verliess er das kantonale landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum Schluechthof in Cham als Agrotechniker HF. «Bauen mit Holz hat mich schon während der Schulzeit fasziniert, deshalb zuerst die Lehre als Zimmermann und anschliessend der Weg über die Zweitausbildung», sagt er. Vom Lehrstart weg wurde er vonseiten der Eltern in betriebliche Entscheidungsfindungen einbezogen, und folgerichtig ging er mit ihnen gleich anschliessend, auf den 1. Januar 2021, eine bäuerliche Generationengemeinschaft ein. «Eine Zusammenarbeit muss von Beginn weg funktionieren, sonst hat auch das spätere Ein gehen einer Generationengemeinschaft keinen Sinn», ist Simon Iten überzeugt. An betrieblichen Investitionen sei nichts Einschneidendes abzusehen, man sei man gut aufgestellt und habe soeben einen Wasch- und Befüllplatz für Pflanzenschutzarbeiten und den Diesellagerraum eingeweiht. «Wir sind auch gut eigenmechanisiert. Mit Ausnahme von Getreide- und Maisernte sowie der Maissaat erledigen wir alles mit eigenen Maschinen. Zusätzlich bieten wir Kunden in der Umgebung Pflanzenschutzarbeiten im Lohn an», sagt Simon Iten. Der 30-ha-Betrieb umfasst 360 Mastschweinplätze und 20 Abferkelplätze in einem Ring arbeits teiliger Ferkelproduktion (AFP-Ring), dazu eine Mastremonten-Produktion mit rund 75 Plätzen sowie rund 45 Schafe für den Raufutterverzehr aus den vorhandenen Naturwiesen und Ökoflächen, auf denen sechs Dutzend Mostobst-Hochstammbäume stehen. Auf den rund 20 ha Ackerbaufläche wird hauptsächlich Weizen, Gerste, Mais und Raps angebaut. Die Eigenmechanisierung habe den Vorteil, dass man die Einsatzzeiten für die Feldarbeiten flexibler planen könne. «Uns ist auch wichtig, dass unsere Böden nicht mit allzu schweren Maschinen befahren werden», führt er weiter aus. Seit Mai 2020 arbeitet Simon zusätzlich als stellvertretender Geschäftsführer des Zuger Bauernverbandes. Durch ein Praktikum beim ZBV während dem Lehrgang zum Agrotechniker ist er zu diesem Job gekommen. Sein Netzwerk pflegt er zudem weiterhin als Mitglied der Junglandwirtekommission Zentralschweiz. In der freien Zeit engagiert er sich in der Feuerwehr und als Funktionär im Schwingklub Zug und Umgebung. Aufgezeichnet von Dominik Senn
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Kurse | SVLT
Aus- und Weiterbildungskurse des SVLT Neu: Drohnenkurse
«G40»-Fahrkurse Mit dem Führerausweis der Kategorie «G» und erfolgreich absolviertem Fahrkurs «G40» können Landwirtschaftstraktoren und landwirtschaftliche Ausnahmefahrzeuge sowie gewerblich immatrikulierte Traktoren mit einer Höchstgeschwindigkeit bis 40 km/h auf landwirtschaftlichen Fahrten gelenkt werden. Der Traktorfahrkurs «G40» des SVLT ist vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) anerkannt und wird im Führerausweis eingetragen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder auf www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
CZV-Weiterbildungskurse Kursort: Riniken AG
Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Schweisskurse Kursort: Riniken AG Das Kursangebot richtet sich an Anfänger, die das Basiswissen in Schweisstechnik erwerben möchten, sowie an Fortgeschrittene, die ihr Know-how auffrischen und vertiefen möchten, aber auch an handwerklich interessierte Personen und Fachleute. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Auf diesen Seiten finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Obligatorische Weiterbildung für Lkw-Fahrer. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Neu: Ecodrive-Fahrkurse Spritsparendes Fahren mit Landwirtschaftsfahrzeugen. Anmeldung: www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch.
«agriLIFT»-Staplerkurse In zwei Tagen werden die Module «Basis», «R1» (Gegen gewichtsstapler) und «R4» (Teleskoplader) gemäss EKAS 6518 in theoretischen und praktischen Sequenzen behandelt. Diese Ausbildung ist Suva-auditiert und CZV-anerkannt. Anmeldung: www.bul.ch. Hier finden Sie die aktuellen Daten, Kursorte, Anmeldeformulare sowie weitere Informationen.
Informationen und Auskünfte zu den Kursen www.agrartechnik.ch oder www.fahrkurse.ch, Tel. 056 462 32 00 oder zs@agrartechnik.ch Impressum 83. Jahrgang www.agrartechnik.ch Herausgeber Schweizerischer Verband für Landtechnik SVLT Ständerat Werner Salzmann, Präsident Dr. Roman Engeler, Direktor Redaktion Tel. 056 462 32 00 Roman Engeler: roman.engeler@agrartechnik.ch Heinz Röthlisberger: heinz.roethlisberger@agrartechnik.ch Dominik Senn: dominik.senn@agrartechnik.ch Ruedi Hunger: hungerr@bluewin.ch Ruedi Burkhalter: r.burkhalter@agrartechnik.ch Mitglieder- und Abodienste, Mutationen Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 056 462 32 00, Fax 056 462 32 01 www.agrartechnik.ch
Verlagsleitung Dr. Roman Engeler Ausserdorfstrasse 31, 5223 Riniken Tel. 079 207 84 29 roman.engeler@agrartechnik.ch Inserate/Anzeigen Alex Reimann Anzeigen-Verkauf Tel. 062 877 18 50/079 607 46 59 inserate@agrartechnik.ch Anzeigentarif Es gilt der Tarif 2021. Kombinationsrabatt bei gleichzeitiger Erscheinung in «Technique Agricole» Herstellung und Spedition AVD GOLDACH AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach Erscheinungsweise 11-mal jährlich
Abonnementspreise Inland: jährlich CHF 110.– (inkl. MwSt.), für SVLT-Mitglieder gratis Ausland: CHF 135.– (exkl. MwSt.)
Nächste Ausgabe Mit Schwerpunkt «Bodenproben» Bodenproben sind das Hilfsmittel, um den Nährstoffgehalt im Boden exakt bestimmen zu können. Sie bieten Hilfe für das gezielte sowie bedarfs- und umweltgerechte Düngen. Nr. 10/2021 erscheint am 14.10.2021 Redaktionsschluss: 30.9.2021 Anzeigenschluss: 4.10.2021
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