Snowactive Februar 2020 | DE

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LENA HÄCKI IN DIE WELTSPITZE AUFGESTIEGEN


wartet. Mehr Traktion, mehr Spass – im Audi Q8 mit quattro.

audi. audi.ch ch


Editorial Die Vielfalt von Skisportarten 1994 Skiakrobatik wird olympisch. Der erste Olympiasieger ist Sonny Schönbächler. 1998 Snowboard wird olympisch. Der erste Olympiasieger heisst Gian Simmen. 2010 Skicross wird olympisch: Der erste Olympiasieger heisst Mike Schmid. Wir gehören im Wintersport mithin zu den Besten, wenn neue Sportarten den Olymp erklommen haben. Und die Erfolge sind auch in jüngerer Zeit nicht ausgeblieben. Eine Ausnahme macht vielleicht der Biathlonsport, der seit 1960 mit dabei ist. Eine Olympiasiegerin oder ein -sieger in dieser packenden Sportart fehlt uns noch. Die Zeichen stehen gut: Die Biathletin Selina Gasparin war vor sechs Jahren in Sotschi mit Silber im Einzelwettbewerb nahe dran. «Wir wollen wieder die Skination Nummer 1 werden», heisst es im Sportteil der Printmedien und bei den Kommentatoren in der digitalen Medienwelt. Wenn wir «Skination» sagen, meinen wir den alpinen Skisport. In der Saison 1988/89 führten die Schweizer Alpinen

zuletzt die Rangliste vor Österreich an. 31 Jahre später stehen die Zeichen gut, dass die Wende (wieder) einsetzt. Auch wenn der alpine Skisport zeitweilig alle anderen Sportarten überstrahlt, so haben die traditionellen Nordischen schon seit längerem aufgeholt; die neuen Sportarten finden bei uns immer wieder erfolgreiche Sportler sowie mehr und mehr Anhänger. Biathlon ist das jüngste und beste Beispiel. Wer noch nie einen Wettkampf live vor Ort oder im Fernsehen mitverfolgt hat, sollte dies in wenigen Tagen tun. Im italienischen Antholz finden nach 2007 wiederum Biathlon-Weltmeisterschaften statt. Wer zuschaut läuft Gefahr, von diesem Sport infiziert zu werden. Das ist nicht weiter schlimm. Im Gegenteil: es lohnt sich!

J O S E P H WE I B E L CH EF R E DA K TO R S NOWACT I VE

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Inhalt // Februar 2020 F OKU S 6 // Biathlon-Weltmeisterschaften in Antholz Der WM-Austragungsort gehört im Biathlon zu den «Golden Classics».

M E N S C HE N 22// Jonas Baumann Ein nicht ganz gewöhnlicher Karriereverlauf eines erfolgreichen Langläufers. 25// Jakob Schöffel Jakob Schöffel war zum Abschluss auf der Buckelpiste zu Gast. 28// Sina Candrian Die Profi-Snowboarderin ist auch eine Co-Kuratorin und realisierte eine besondere Ausstellung. 30// Annerösli Zryd Die erste Ski-Legende der Neuzeit gewann vor 50 Jahren WM-Gold. 32// Legenden am Lauberhorn Zum 90-Jahr-Jubiläum gab es einen Grossaufmarsch von alpinen Skilegenden.

AK TIV

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34 // Hans Flatscher Der Schweizer Nachwuchschef blickt auf die Junioren-Weltmeisterschaften und die Chancen seines Teams. 38 // Engadin Skimarathon FIS-Marketingdirektor Jürg Capol verrät Snowactive, warum Langlauf heute cooler ist als vor 30 Jahren. 40 // «Raiffeisen Erika Hess Open» Erika Reymond-Hess «wanderte» vor 27 Jahren aus ihrer Heimat aus – nun kommt es zu einem besonderen Wiedersehen. 44 // Skiclub Riederalp Ein vielseitiger und kooperativer Skiclub zeichnet sich auch durch seine Tradition aus.

S E RV IC E 46 // Urs Kessler Der CEO der Jungfraubahnen ist seinen Zeitgenossen immer einen Schritt voraus. 50 // Peter Egger Ein Pionier in Sachen Rent-Network.

Standards 01 // Editorial 04 // Panorama

52 // Siebenmal aufgeschnappt 63 // Rätsel

64 // PS.

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Titelbild Kurz vor dem Auftakt der Biathlon-Weltmeisterschaften sticht Lena Häcki aufgrund ihrer jüngsten Resultate als Favoritin innerhalb des Schweizer Teams heraus. Ein Interview mit der Teamleaderin. Foto: Keystone

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Panorama

Solche Berner-Oberländer-Weltcupwochen mögen wir. Nach Daniel Yule, der in Adelboden den Slalom gewann, holte sich Beat Feuz in Wengen auf der Lauberhornstrecke seinen 13. Weltcupsieg und seinen insgesamt 45. Podestplatz. Die Feier war angesagt, von Didier Cuche einen Tag zuvor vermutet und am Samstag Realität. Beat Feuz setzte der Berner-Oberländer-Weltcupwoche die Krone auf. 4

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DA N I E L Y U L E Der Sohn von englisch-schottischen Eltern, aufgewachsen in Martigny, beendete im Dezember 2018 in Madonna di Campiglio mit einem Sieg die elfjährige Flaute der Schweizer Skination im Slalom. Ein Jahr später wiederholte Daniel Yule seinen Vorjahreserfolg und doppelte in Adelboden mit dem dritten Slalomsieg im Weltcup nach. Eine Woche später kam es in Kitzbühel noch besser: Sieg Nummer 4. Yule löst damit Dumeng Giovanoli ab, der bisher als einziger Schweizer den Slalom in Kitzbühel gewinnen konnte. Damit ist er ein Schweizer Ski-König, der aber seinen Zenit noch längst nicht erreicht hat.

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Fokus // Biathlon-WM

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Fokus // Biathlon-WM

ANTHOLZ 2020

«PASSION IS OURS» SÜDTIROLER GASTFREUNDSCHAFT IM MALERISCHEN SONNENTAL

FOTOS: ZVG.

Mit den Weltmeisterschaften in Antholz und unter dem Motto «Passion is ours» findet vom 12. bis 23. Februar 2020 das Saison-Highlight der Biathleten an einem Ort statt, der sich sowohl bei den Athleten als auch bei den Zuschauern grosser Beliebtheit erfreut. Dank der Südtiroler Gastfreundschaft und dem malerischen Sonnental gelten die Wettkämpfe in der Biathlon-Hochburg jeweils als wahrer Zuschauermagnet. Kein Wunder also, dass Antholz heuer bereits zum sechsten Mal die Biathlon-Weltmeisterschaften ausrichtet, zuletzt war dies 2007 der Fall gewesen. Durch Aus- und Umbaumassnahmen der grosszügigen SüdtirolArena «Alto Adige» wurde das Biathlon-Stadion nicht nur für die Weltmeisterschaften, sondern auch für die Austragung der Biathlon-Bewerbe der Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand/Cortina auf den neuesten Stand gebracht. Apropos Olympia: Ausser in Olympia-Jahren wird im Biathlon jedes Jahr eine WM ausgetragen, wobei die WM-Bewerbe auch zur WeltcupGesamtwertung zählen.

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Fokus // Biathlon-WM

INFO ANTHOLZ 2020

Austragungsort Südtirol Arena Obertalerstrasse 33 39030 Rasen Antholz Italien Das im Talschluss des Antholzertales gelegene Biathlonstadion Südtirol Arena Alto Adige auf 1600 Metern Meereshöhe ist die höchstgelegenste Wettkampfstätte im IBU-Weltcupzirkus. Eingebettet zwischen imposanten Bergen und perfekt an die Landschaft angepasst, bietet die Tribüne im Stadion Platz für rund 15 000 Fans. Website www.antholz2020.it

Der Weg nach Antholz Um mit dem Auto ins Pustertal zu gelangen, empfiehlt sich die Brennerautobahn Brennerpass–Modena mit der Ausfahrt in Brixen. In Olang nimmt man schliesslich die Abzweigung nach Rasen/Antholz und fahrt bis zum Parkplatz in Antholz Mittertal. Ein kostenloser Shuttle bringt die Zuschauer zum Event. Weitere Anreisemöglichkeiten auf www.antholz2020.it. Tickets Bei den Ticketkategorien wird zwischen Abos (alle Wettkämpfe), Multipass-Tickets und Einzeltickets unterschieden. Ticketshop und alle Infos zum Ticketing unter www.antholz2020.anyticket.it.

Wettkampfprogramm Mittwoch

12. Februar

Eröffnungsfeier

20.00 Uhr

Donnerstag

13. Februar

Mixed-Staffel

14.45 Uhr

Freitag

14. Februar

Sprintwettkampf Frauen

14.45 Uhr

Samstag

15. Februar

Sprintwettkampf Männer

14.45 Uhr

Sonntag

16. Februar

Verfolgung Frauen

13.00 Uhr

Dienstag

18. Februar

Einzelwettkampf Frauen

14.15 Uhr

Mittwoch

19. Februar

Einzelwettkampf Männer

14.15 Uhr

Donnerstag

20. Februar

Single-Mixed-Staffel

15.15 Uhr

Samstag

22. Februar

Staffelwettkampf Frauen Staffelwettkampf Männer

11.45 Uhr 14.45 Uhr

Sonntag

23. Februar

Massenstart Frauen Massenstart Männer

12.30 Uhr 15.00 Uhr

Social Media Begleite das Schweizer Biathlon-Team auf Social Media und erfahre spannende Einblicke in deren WM-Alltag: www.facebook.com/swiss.biathlon.team www.instagram.com/swissbiathlon

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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

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Fokus // Biathlon-WM

HÄCKI Mit Leidenschaft und Spass an die Weltspitze Sie kam verhältnismässig spät zum Biathlon. Umso grösser ist ihre Liebe zu jener Sportart, die Ausdauer und Präzision vereint. In den zurückliegenden Monaten hat sich Lena Häcki zur Teamleaderin innerhalb der Schweizer Frauen-Equipe entwickelt und sich in der erweiterten Weltspitze etabliert. Als Schlussläuferin war sie massgeblich an den ersten drei Staffel-Podestklassierungen von Swiss-Ski im Frauen-Weltcup beteiligt. Kurz vor Weihnachten realisierte die 24-jährige Obwaldnerin dann auch in einem Einzelwettkampf jenen ersten Podestplatz auf höchster Stufe, der sich längst angekündigt hatte.

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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

Die Frage rührt daher, weil du nach der letzten Saison in die bayerische Biathlon-Hochburg Ruhpolding gezogen bist – zu deinem Freund, dem Sohn des mehrfachen Olympiasiegers und Weltmeisters Ricco Gross. Beim Familien-Brunch am Sonntagmorgen wird sicherlich viel über Biathlon gesprochen, andere Themen haben aber auch ihren Platz. Grundsätzlich finde ich an meinem neuen Wohnort optimale Bedingungen zum Trainieren vor. Unsere Nationaltrainerin Sandra Flunger hat zudem nicht weit entfernt von Ruhpolding ihren Wohnsitz. Ricco Gross' Karriere hast du aufgrund des Altersunterschieds nicht intensiv verfolgen können. Beschäftigst du dich aber grundsätzlich damit, was früher in der Biathlon-Szene vor sich gegangen ist und welches die grossen Namen waren? Richtig mitbekommen habe ich die Rennen und Erfolge vom Vater meines Freundes in der

Tat nicht, vor allem habe ich damals noch nicht selbst Biathlon ausgeübt. Je mehr man aber Teil der Biathlon-Szene ist, desto mehr hört man von den ehemaligen Stars unseres Sports. Riccos Name fiel in diesem Zusammenhang natürlich auch. Für mich ist Biathlon so faszinierend, dass ich mich auch selbst aktiv mit der Vergangenheit dieser Sportart beschäftige, mit den einstigen Topathletinnen und Topathleten. Aufgewachsen bist du in Engelberg – ein Ort, der bekannt ist für seine Skifahrerinnen und Skifahrer sowie für den Skisprung-Weltcup. Wie kam es, dass du zum Biathlon gekommen bist? Es lief eher etwas unüblich ab, zum Biathlon kam ich nämlich über das Schwimmen. Ich war zusammen mit der Tochter von Helen Fischer, der Technischen Leiterin von Nordic Engelberg, im Schwimmverein, als Nordic Engelberg nach neuen Mitgliedern Ausschau gehalten hat. Bei einem internen Testwettkampf im Ausdauerschwimmen habe ich ziemlich gut abgeschnitten, worauf mich Helen Fischer gefragt hat, ob ich nicht mal Lust hätte, Langlauf auszuprobieren. Damals war ich 14 Jahre alt, zwei Jahre später habe ich dann so richtig mit Biathlon begonnen. Schon während der Zeit als Langläuferin gab es den KidsBiathlon-Wettkampf in Engelberg. An diesem habe ich immer teilgenommen. Ich fand das extrem cool – obschon ich bei meinem ersten Rennen neun von zehn Scheiben verfehlt habe. Als ich 16 Jahre alt war, hat mich meine Traine-

rin für das Sichtungskader im Biathlon angemeldet, weil sie gemerkt hat, dass ich mehr Freude am Biathlon als am Langlauf habe. Ich habe dann entsprechende Tests absolviert und wurde in die Kandidatengruppe aufgenommen. Das ging für mich alles ziemlich schnell. Daraufhin wechselte ich dann an die Sportschule Engelberg. Welches ist jene Biathlon-Disziplin, die am besten zu dir passt? Vor drei, vier Jahren hätte ich noch gesagt, es ist der Sprint. Zuletzt waren meine SprintErgebnisse jedoch eher mittelmässig, während ich meist sehr gute Verfolgungsrennen hingelegt habe. Genial am Biathlon ist, dass man grundsätzlich in allen Disziplinen gut sein kann. Jede Disziplin hat ihre Schwierigkeiten und Tücken, aber auch ihre Einzigartigkeit. Ich finde es toll, dass wir so viele verschiedene Rennformate haben. Was machst du, damit du an Rennwochenenden zwischendurch auf andere Gedanken kommst? Ich lese viel, schaue Filme, höre Hörbücher und male dabei Mandalas. Es geht darum, für eine gewisse Zeit in eine andere Welt einzutauchen. Nach den Trainings und nach den Wettkämpfen sind wir sehr erschöpft, da braucht es etwas, bei dem man entspannen kann. Beim Mandala-Malen kann ich so richtig den Kopf ausschalten. Es ist eine schöne Form der Entspannung.

ES LIEF EHE R E T WAS U NÜ B LI C H AB , ZUM BIATH LON KAM I C H NÄMLI C H ÜBER DAS S C H W I MME N. 12

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FOTOS: NORDI C FOCUS

Lena, wie häufig sind jene Momente, bei denen es sich bei dir nicht um Biathlon dreht? Lena Häcki: (lacht) Das ist abhängig von der Jahreszeit. Während des Sommers achte ich darauf, dass ich jeweils am Nachmittag und Abend auch anderen Beschäftigungen nachgehe, um einen Ausgleich zum Biathlon zu haben. Im Winter ist der Fokus dann aber fast durchgehend auf den Biathlonsport gerichtet, weil wir so häufig unterwegs sind – ein Wettkampf folgt auf den nächsten. Da versuche ich die Konzentration hochzuhalten.


Fokus // Biathlon-WM

Jubelschreie gab es von Lena Häcki in dieser Saison schon einige.

Kommen gewisse Rennsituationen, zum Beispiel solche im Schiessstand, nachts in deinen Träumen vor? Jein. Meine Albträume handeln meist davon, dass ich zu spät zum Start komme. Ich bin dann in diesem Traum immer knapp dran, merke zu allem Überfluss auch noch, dass ich meine Schuhe vergessen habe und deshalb zurück in die Wachskabine muss. Ich spüre, dass es immer knapper und knapper wird. In jenem Moment, beim Zurückrennen an den Start, fällt mir dann etwas anderes ein, das ich vergessen habe, beispielsweise das Auffüllen des Magazins. Dann komme ich innerlich in den Stress, den Start zu verpassen. Von Situationen im Schiessstand träume ich selten, aber von solchen auf der Strecke, bei welchen ich nicht vom Fleck komme. Welche Gedanken kommen in dir hoch, wenn du im Wettkampf beim Schiessen eine Scheibe verfehlt hast? Grundsätzlich versuche ich, den Misserfolg im Schiessstand umzupolen, indem ich den inneren Energie-Channel auf der Loipe noch

stärker aktiviere. Es gibt verschiedene Situationen auf der Schiessmatte: Entweder, du realisierst es erst gar nicht, dass du einen Fehler geschossen hast. Oder dein Kopf beginnt zu denken, sobald du den ersten Fehlschuss gemacht hast. Man wird dann nervös, beginnt zu zittern – und es geht gar nichts mehr. Und natürlich gibt es auch die Situation, in welcher man im Kopf quasi die Reset-Taste drücken und wie neu beginnen kann. Das ist die optimale Lösung, auf die wir stetig hinarbeiten. Arbeitest du mit einem Mentaltrainer zusammen, um solche Situationen trainieren und daraus das Bestmögliche herausholen zu können? Ich habe schon seit rund fünf Jahren Mentalcoaches an meiner Seite. Zunächst arbeitete ich mit einer Mentaltrainerin zusammen, die nicht spezifisch auf Sportthemen spezialisiert war. Seit vergangenem Frühling habe ich einen Sportpsychologen an meiner Seite. Aktuell arbeite ich mit ihm vor allem an der Vorbereitung auf die Rennen – wie ich diese plane, was ich während des Wettkampfs mache. Ich mer-

ke, wie ich stetig Fortschritte mache in diesem Bereich. Aber gerade in Bezug auf das Mentale muss man auch immer wieder Rückschläge einstecken. Was einen als Sportler ausmacht, ist die Art und Weise, wie man mit Niederlagen umgehen kann. Welches war für dich das Highlight in deiner bisherigen Karriere? Welchen Moment möchtest du gerne noch einmal erleben? Das erste Highlight war, als ich 2016 an der Junioren-WM in Cheile Gradistei die zwei Silbermedaillen gewonnen habe. Es war das erste Mal, dass ich in einem bedeutenden Wettkampf vorne mit dabei war und das Gefühl kennenlernen durfte, wie es ist, aufs Podest zu steigen. Diese Medaillengewinne haben mich sehr geprägt. Ein weiteres Highlight waren die ersten Podestränge im Weltcup mit der Mixedund der Frauenstaffel, weil sie im Team zustande gekommen sind. Vor Weihnachten konnte ich dann auch in einem Einzelrennen, beim Verfolger in Le Grand-Bornand, den ersten Weltcup-Podestplatz erringen. Diese Emotionen vergisst man nie mehr, zumal die FEBRUAR 2020

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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

Weltcup Le Grand-Bornand: Lena Häcki präsentiert ihre Medaille nach dem 3. Platz in der Verfolgung kurz vor Weihnachten.

Lena Häcki jubelt kurz vor Weihnachten über ihren ersten Weltcup-Podestplatz in einem Einzelrennen (3. Rang in der Verfolgung von Le Grand-Bornand).

Schweizer Jubel in Östersund über den ersten Podestplatz einer Frauen-Staffel von Swiss-Ski (v.l.n.r. Lena Häcki, Aita Gasparin, Selina Gasparin, Elisa Gasparin).

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Fokus // Biathlon-WM

Ausgangslage ja nicht übermässig gut war (Start als Elfte, d. Red.). Jener Podestplatz hat sich trotzdem abgezeichnet. Du warst mehrmals knapp dran. War die Erleichterung deshalb umso grösser? Ich habe nicht ständig an diesem Podestplatz herumstudiert und ihn herbeigesehnt. Mir war klar, dass es irgendwann soweit sein würde, wenn ich den eingeschlagenen Weg weiterhin konsequent weiterverfolge.

M I R WAR K LA R , DASS ES IRGENDWANN S OWE IT SE IN W Ü RDE, W E NN ICH D E N E IN GES C H L AG E NE N W E G W E I TE R HIN KO NSEQUEN T W E I TE RVE R FO LG E.

Du bist von November bis Anfang April praktisch nonstop unterwegs – von einem Wettkampf zum nächsten. Gibt es Momente, wo dir dieses «Nomadentum» zu viel wird? Ich versuche, immer mal wieder bei meiner Familie in Engelberg vorbeizuschauen. Auch innerhalb der Biathlon-Szene sind wir wie eine Art Familie. Während des Rennens ist die Konkurrenz natürlich gross, aber sobald der Wettkampf vorbei ist, sind die anderen Athletinnen und Athleten wieder Freunde und Kollegen. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich die anderen mit einem mitfreuen – nationenübergreifend. Ich wurde noch nie mit Missgunst konfrontiert. All die Herumreiserei stört mich überhaupt nicht. Schon als Kind war ich extrem gerne unterwegs. Während den Sommerlagern in der Primarschulzeit hatten die meisten Mitschülerinnen und Mitschüler Heimweh, ich hingegen habe das Zuhause überhaupt nicht vermisst. Aber natürlich freue ich mich auch, wieder nach Hause zu kommen. In diesem Moment merke ich dann schon, dass mir etwas gefehlt hat. Aber solange ich unterwegs bin, gibt es so viele Dinge für mich zum

Erleben und Sehen, dass ich das Daheimsein wie vergesse zu vermissen. Ich geniesse stets die schönen Momente, die ich grad erleben darf. Wenn du gleichwohl mal an die Zukunft denkst: Wo siehst du dich in zehn Jahren? Mein Ziel ist es, den Biathlon-Sport so lange wie möglich auszuüben. Er gibt mir so unglaublich viel und macht extrem Spass. Das Hobby zum Beruf machen zu können, ist einfach genial. Aber ich kann mir schon vorstellen, mich in zehn Jahren irgendwo langsam niederzulassen, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Kannst du dir auch vorstellen, über die Aktivkarriere hinaus mit dem Biathlon-Sport verbunden zu bleiben? Auf jeden Fall, beispielsweise als Klubtrainerin. Meine Freude am Biathlon würde ich gerne Kindern weitergeben. Der Sport hat mir viel gegeben. Und ich weiss, dass er anderen Leuten auch viel geben kann. RO MA N E B E RL E

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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

BIATHLON-WM ANTHOLZ

«kurz und knapp» Selina Gasparin und Benjamin Weger zeichneten vor einem Jahr an den Weltmeisterschaften in Östersund für die insgesamt drei Schweizer Top-10-Ergebnisse verantwortlich. Im Interview äussern sich die beiden dreimaligen Olympia-Teilnehmer unter anderem zu ihren Zielen in Antholz und ihrem bislang schönsten WM-Erlebnis.

Mit welchen Zielen reist du an die WM in Antholz? Selina Gasparin: Antholz ist für uns Schweizer wie eine Art Heim-WM, da dort die gleichen Verhältnisse herrschen wie zuhause – Berge, Sonnenschein, gleicher Schnee. Wir alle fühlen uns dort immer sehr wohl, entsprechend hoch sind die Ziele, sowohl in der Staffel als auch in den Einzelrennen. Seit dem Gewinn der Olympia-Silbermedaille ist für mich persönlich alles ausserhalb der Podestränge nicht wirklich befriedigend. Vor einem Jahr in Östersund wurde ich kurz nach der Geburt des zweiten Kindes WM-Neunte, von daher wäre es ein Highlight, an einer Flower Ceremony (Top 6) teilnehmen oder gar eine Medaille gewinnen zu dürfen. Aber im Biathlon ist die Breite an der Spitze sehr gross. Ich werde auf jeden Fall versuchen, im Februar in Antholz top in Form zu sein. Dass Podestplätze möglich sind, haben wir mit der Staffel im Weltcup gezeigt. Welche Veränderungen hast du in der Vorbereitung auf die anstehenden Weltmeisterschaften vorgenommen – im Vergleich zu früheren Titelkämpfen? Abgesehen davon, dass ich vor dieser Saison nicht schwanger war, habe ich sehr vieles ähnlich gemacht. Mein Trainingsplan hat sich in den vergangenen

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Jahren eingependelt, ich weiss genau, was ich brauche. Auf was freust du dich in Antholz am meisten? Auf Sonne, blauen Himmel und vor allem auf Pulverschnee und eine kompakte Loipe. Dies, weil wir eine solche Loipe im Weltcup eher selten antreffen, ich zuhause aber schon ein Leben lang auf solchem Schnee trainiere. Die Chance ist gross, dass wir meine gewünschten Schneeverhältnisse in der Höhe von Antholz antreffen. Ich selbst tue mich meist schwer bei nassem und tiefem Schnee, da ich wenig Trainingsstunden bei solchen Bedingungen in den Beinen habe. Welches war dein bislang schönstes WM-Erlebnis? Der 9. Platz im Einzel letztes Jahr bei der WM in Östersund war schon ein Highlight – so kurz nach der Geburt der zweiten Tochter und nachdem die ersten Rennen nicht nach Wunsch gelaufen waren. In jenem Rennen hätte ich nicht mehr herausholen können. Und um das geht es letztlich. Nämlich, dass man seine Bestleistung am Tag X abrufen kann und mit dem Resultat zufrieden ist.

BENJAMIN WEGER VIER PODEST-KLASSIERUNGEN IM WELTCUP

Mit welchen Zielen reist du an die WM in Antholz? Benjamin Weger: Es ist nicht so, dass die WM für mich nur dann gut wird, wenn ich endlich eine Medaille gewinne. Man hat es letztes Jahr in Östersund gesehen: Ich habe aus der jeweiligen Situation auf der Loipe und im Schiessstand versucht, das Beste zu machen, und dabei gute WM-Resultate realisiert. Auch diesmal will ich natürlich das Bestmögliche herausholen. Wenn mir das gelingt, dann gibt es auch eine gute Klassierung. Ob es für einen Podestplatz reicht oder vielleicht für einen 4., 5. oder 6. Rang wird man dann sehen. Welche Veränderungen hast du in der Vorbereitung auf die anstehenden Weltmeisterschaften vorgenommen – im Vergleich zu früheren Titelkämpfen? Im Sommertraining habe ich nicht etwas komplett anderes gemacht als in den Vorjahren. Neu habe ich diesmal auch ein Höhentraining näher am Beginn der Saison absolviert. Auf was freust du dich in Antholz am meisten? Zahlreiche Fans von mir organisieren jedes Jahr eine Reise zum Weltcup in Antholz. Für diese Leute sind die fünf Wettkampftage dort, mit dem ganzen Drumherum, jeweils einer der Höhepunkte des Jahres. Zudem weiss ich

auch von vielen anderen Leuten, die nach Südtirol reisen werden und Biathlon live erleben wollen. Für mich wird das ein riesiges Erlebnis, vor so vielen Leuten, die extra wegen mir nach Antholz reisen, WM-Rennen bestreiten zu dürfen. Welches war dein bislang schönstes WM-Erlebnis? Das war das Verfolgungsrennen bei der letzten WM, bei welchem ich lange um die Medaillen mitgelaufen und letztlich Achter geworden bin. Ich mag die Formate Verfolgung und Massenstart sehr. Man läuft gemeinsam mit den Gegnern, erlebt den Kampf Mann gegen Mann. Besonders in Erinnerung bleibt mir von jenem Wettkampf, wie ich zusammen mit drei Topathleten – Martin Fourcade, Erik Lesser, Alexander Loginow – zum ersten Stehendschiessen kam. Ich habe mich zuerst über meine zwei Fehler geärgert und gedacht, jetzt sei alles vorbei mit der guten Ausgangslage. Ich sah dann jedoch, dass die anderen drei auch zwei Strafrunden zu absolvieren hatten. Ich bin quasi gemeinsam mit diesen drei Topathleten im gleichen Moment an der gleichen Aufgabe in gleicher Weise gescheitert. Da hat man gesehen, dass auch sie nur Menschen sind und auch ihnen Fehler passieren. Dieser Moment ist mir noch immer sehr präsent. ROMAN EBERLE

FOTOS: SWI SS -SKI

SELINA GASPARIN OLYMPIA-ZWEITE IM EINZEL 2014, ZWEIFACHE WELTCUPSIEGERIN


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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

MAT THIAS SIMMEN UND BIATHLON

Eine Symbiose

as erste Mal habe ich Matthias Simmen 2007 getroffen – in Antholz, 530 Autokilometer von Bern oder 460 von Zürich entfernt. Für uns Schweizer eine «Weltreise». Der Abstecher ins Südtirol lohnt sich – auch wenn keine WM-Zeit ist. «Für viele gehört die Urlaubsgemeinde Antholz und das gleichnamige Tal zu den schönsten Tälern Südtirols», wirbt der örtliche Tourismus. Matthias Simmen nickt mit einem Lächeln, als wollte er damit sagen: Stimmt! «Für mich ist es immer wieder ein Zurückkommen und Zusammentreffen mit vielen mir bekannten und freundlichen Menschen. Ausserdem ist hier selten schlechtes Wetter.»

den Biathleten, die damals noch einen eigenen Sportverband bildeten. Er lernte so seine Lieblingsdestination, wie er sagt, schon früh kennen. An den Biathlon-Weltmeisterschaften vor 13 Jahren war er der Primus im Schweizer Team, das zwischenzeitlich Teil von Swiss-Ski geworden war. Im Einzelwettbewerb wurde er «nur» Zehnter. Einen Tag nach dem Rennen sagte er, er sei nur rund 450 Meter weiter gelaufen als der Sieger. Die Erklärung dafür ist im Biathlonsport normalerweise pragmatisch: Wer einen oder mehrere Fehlschüsse hat, läuft länger. Der Biathlonsport, ein autonomer Verband, war in der Schweiz nie wirklich angekommen. Auch nach 2004 zunächst nicht, «als ein paar Aufrechte, mit Disziplinenchef Markus Regli an der Spitze, bei Swiss-Ski aufgenommen wurden». «Anfänglich war das ein Wechsel von der Nichtexistenz zum Mauerblümchendasein.» Darüber kann Simmen heute schmunzeln. Damals war es weniger lustig, weil eine Randsportart nicht über die besten Karten verfügte. Die Weltmeisterschaften 2007 fanden hierzulande kaum Beachtung. Entsprechend klein war die Fangemeinde mit gezählten 50 Männern und Frauen, die damals ins Südtirol reisten. 13 Jahre später wird das anders sein. Das gilt auch für die mediale Präsenz in der Heimat.

Von der Nichtexistenz zum Mauerblümchen Der Mann aus dem Urnerland muss es wissen. 2001 konvertierte der «gelernte» Langläufer zu

Wo Sonne ist, gibt es auch Schatten Es habe sich einiges geändert, sagt Matthias Simmen. Zum Guten wie zum Schlechten.

Man trifft sich immer mindestens zwei Mal. Der ehemalige Schweizer Biathlet Matthias Simmen trifft immer gerne wieder Antholz, im schmucken Südtiroler Pustertal gelegen und nach 2007 im Februar wieder Austragungsort der Biathlon-Weltmeisterschaften. Matthias Simmen ist natürlich mit dabei – als Co-Kommentator bei SRF.

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Spätestens als Benjamin Weger 2012 mit zwei Podestplätzen und ein Jahr später Selina Gasparin mit zwei Weltcupsiegen aufhorchen liessen, war das Eis gebrochen – spätestens aber 2014 in Sotschi an den Olympischen Winterspielen, als Selina Gasparin überraschend mit Silber nachdoppelte. Wie schnell das gehen kann, zeigt die TV-Karriere von Simmen. Nach seinem Rücktritt 2011 war er bei Eurosport international als Co-Kommentator engagiert. Ein Jahr später feierte er seine Premiere bei SRF an den Biathlon-Weltmeisterschaften in Ruhpolding. Der Ort in Oberbayern gehört neben Oberhof (Bundesland Thüringen) und Antholz zu den «Golden Classics». «Mittlerweile wird jedes Rennen live oder zumindest als Aufzeichnung mitgenommen.» Für Simmen ist das ein grosser Schritt und wichtig für die Weiterentwicklung des Schweizer Biathlonteams. Bodenhaftigkeit ist gefährdet Matthias Simmen beobachtet seit nunmehr zwei Jahrzehnten die Biathlonszene und sieht auch die eher negativen Auswirkungen der zunehmenden Popularität dieser Sportart. Veranstalter, die am Anschlag sind, weil die Dimensionen den gewohnten Rahmen sprengen. Schon 2007 sei Antholz am Anschlag gewesen, was die Unterkunftsmöglichkeiten, das Gastronomie- und Unterhaltungsangebot betreffe. «Die Hotel- und Ticketpreise sind massiv in die Höhe geschnellt.» Obwohl im ganzen Tal gegen 35 000 Gästebetten zur Verfügung stehen und traditionell viele Fans mit dem Wohnmobil anreisen. Simmen befürchtet vor allem, dass der Biathlonsport seine buchstäbliche Bodenhaftigkeit verliert. Die Wende mit Urs Lehmann Weil er als Co-Kommentator beim Schweizer Fernsehen immer nahe am Geschehen ist, wird er die weitere Entwicklung kritisch verfolgen. «Für uns Schweizer ist der Ausbau im Vergleich zu den Anfängen vor 16 Jahren riesig. Ohne den Übertritt zu Swiss-Ski würde es diese Sportart, die ihren Ursprung in der Schweiz hatte, hierzulande wohl kaum mehr geben.» Es war nicht

FOTO: KEYSTONE

Matthias Simmen und Beat Sprecher.


Fokus // Biathlon-WM

die einzige Randsportart, die den Alpinen und klassischen Nordischen ein Stück vom Kuchen streitig machte. Nicht zur Freude aller wurden auch die eher flippigen Free-styler Teil des grossen Sportverbands. «Den Turnaround, sportlich gesehen, schafften wir dank dem neuen Swiss-Ski-Präsidenten Urs Lehmann.» Der Aargauer wurde 2008 gewählt und habe von Beginn weg eben diesen Randsportarten die nötige Beachtung geschenkt. «Mehr als das», ergänzt Matthias Simmen. «Es blieb nicht bei guten Worten, sondern es folgten Taten.» Er habe vor allem das persönliche Engagement des eloquenten Präsidenten geschätzt. «Ich achte ihn als Mensch sehr.» Gut vernetzt Ich sitze mit Matthias Simmen in einem Kaffeehaus in Bern, wenige hundert Meter von seinem Arbeitsort, der Eidgenössischen Zollverwaltung an der Monbijoustrasse, entfernt. Seit Anfang Jahr ist er Mediensprecher der Zollverwaltung und kann seinen «Nebenjob» beim Fernsehen damit gut vereinbaren. «Die

häufigen Reisen im Winter – die Biathlon-Wettkampforte sind auf die halbe Welt verteilt – führen ab und an zu Konfliktpotenzial mit meiner Frau», sagt er mit einem leichten Schmunzeln. So schlimm kann es wohl nicht sein. Für SRF ist Matthias Simmen ein Idealfall, weil er von seiner Biographie her die nötige Fachkompetenz mitbringt und auch über ein beachtliches Netzwerk in der internationalen Biathlonszene verfügt. Nun freut er sich vor allem auf die einzigartige Stimmung, wenn die rund 50 000 Zuschauer in der Südtirol Arena vielstimmig jeden Schuss mit einem «Ah» für Treffer und «Oh» für Fehlschuss kommentieren. Die treuen Biathlonfans kennen während dem Wettkampf keine geographischen Grenzen. Diese Begeisterung macht Matthias Simmen Mut, dass das Wasser im berühmten Glas trotzdem nicht überschwappt. «Der gute Geist steht über allem. Und wer noch nie ein Biathlon-Wettkampf persönlich miterlebt hat, sollte dies möglichst schnell nachholen. Aber Achtung: Es besteht Suchtgefahr.» J O S E PH WE I BE L

MAT THIAS SIMMEN IM KURZPORTRÄT Geboren 3. Februar 1972 Zivilstand Verheiratet mit Andrea Wohnort Hergiswil Heutige Funktion Mediensprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung Sportliche Erfolge Punkteränge: 109 (bei 229 Starts); Podestplatz: 1; Top-Ten-Platzierungen: 18; Bronze an den SommerbiathlonWeltmeisterschaften 2008; Debüt im Weltcup: 2001; 11 Mal Schweizer Biathlon-Meister; Rücktritt: 2011 Hobbies Langlauf, Ski alpin, Lesen, Musik.

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Fokus // Biathlon-WM ANTHOLZ 2020

IN DER RUHE LIEGT DER ERFOLG Niemand ist in der aktuellen Funktion länger für das Biathlon-Team von Swiss-Ski tätig als Frank Schmidt. Der Chef-Techniker erlebte die Entwicklung des hiesigen Biathlon-Sports in den vergangenen 15 Jahren hautnah mit und gilt als Tüftler. Zuletzt stand er am Ursprung einer App, von der nicht nur die Biathlon-Szene profitiert.

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rosser Zusammenhalt, der eine oder andere kecke Spruch, vereinzelt hitzige Diskussionen, markige Worte und nicht immer ganz ernst gemeinte Sticheleien unter Arbeitskollegen und Freunden: Innerhalb des Betreuer-Teams der Schweizer Biathlon-Equipe fühlt es sich so an, als sei man Teil einer lebhaften und überaus engagierten Familie. Bereits seit 2005 ist Frank Schmidt als Servicemann Teil dieser Familie, die im Zuge der Professionalisierung und Weiterentwicklung stetig gewachsen ist. Um einen flotten, mitunter auch etwas zynischen Spruch ist zwar auch der Thüringer nicht verlegen, Schmidt gilt jedoch vielmehr als stiller und zurückhaltender Beobachter des hek20

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tischen Treibens um ihn herum. Verrückt machen lässt er sich seinem Naturell entsprechend nicht. «Die zweijährige Tochter zuhause ist die Einzige, die mich ab und zu etwas aus der Fassung bringt», sagt Schmidt. Den Deutschen zeichnet eine sehr strukturierte Herangehensweise an Probleme und Fragestellungen aus. «Er hat für alles einen Plan, ist sehr reflektiert und in der Lage, sehr komplexe Zusammenhänge sehr einfach zu erklären. Diese Eigenschaften haben nur sehr wenige. Sie sind fast unbezahlbar», so Markus Segessenmann, Disziplinenchef Biathlon bei Swiss-Ski und langjähriger Begleiter Schmidts. Seit 2010 nur einen Weltcup verpasst Schmidt, studierter Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur, war früher selbst Biathlet und gehörte in Deutschland einst dem B-Kader an. An der Junioren-WM 1996 in Kontiolahti war er Teil jener deutschen Equipe, die Staffel-Gold errungen hat. Zu seinen Trainern während der Aktivzeit gehörte Manfred Geyer, der das Schweizer Biathlon-Weltcupteam von 2004 bis 2010 betreute und dergestalt massgeblich für die Entwicklung der Sportart hierzulande mitverantwortlich zeichnete. 2005 folgte Schmidt dem Ruf Geyers in die Schweiz, um

zunächst bei einigen Weltcups auszuhelfen. In den Jahren danach wurden die Einsätze immer mehr. Nach den Olympischen Spielen in Vancouver löste er schliesslich Pascal Clement, den langjährigen Servicemann von Dario Cologna, an der Spitze des Biathlon-Serviceteams ab. Seither hat Schmidt nur noch einmal einen Biathlon-Weltcup nicht live vor Ort miterlebt. Waren es zu Schmidts Anfangszeiten bei SwissSki noch zwei Service-Leute, ein Physiotherapeut und ein Trainer, die mit vier Athleten unterwegs waren, umfasst der heutige Betreuerstab im Weltcup vier Leute für den Servicebereich, zwei Trainer und eine Person für die Physio-Belange – dies für acht bis zehn Athleten. «Als ich in der Schweiz begonnen habe, waren wir weit entfernt von den heutigen Möglichkeiten. Das ist jetzt eine andere Welt.» Abwechslung durch zwei Jobs Seit 2010 ist Schmidt zu je 50 Prozent als Servicemann und als Trainer für die WeltcupEquipe im Einsatz. Die Tätigkeit als Schiessanalyst – vornehmlich zwischen Mai und Oktober – passe ziemlich gut zu seinem Charakter. «Schiessen ist eine Kopfsportart. Beim Schiessen darf der Kopf nicht verrückt spielen. Es gilt, Ruhe zu bewahren, zu erklären und zu


Fokus // Biathlon-WM

FOTOS: NORDI C FOCUS

Frank Schmidt (in der mittlere Reihe, Zweiter von links) jubelt mit dem Schweizer Team über den ersten Weltcup-Podestplatz bei einer Frauen-Staffel.

verstehen, warum etwas so oder so ist.» Schmidt schlüpft gerne in die Rolle des Tüftlers, die beim Schiessen ebenso gefragt ist wie im Service-Bereich. «Man kann genau eruieren, aus welchen Gründen beim Schiessen Fehler passiert sind.» Mit den meisten Athletinnen und Athleten arbeitet der 44-Jährige schon seit vielen Jahren zusammen. «Sie wissen, wie ich ticke. Ich sage immer, was ich denke – meist in Verbindung mit einem kleinen Scherz.» Dass er ein paar Jahre älter ist als die Athleten, erachtet Schmidt als Vorteil. Dies sorge für zusätzliches Vertrauen. Und genau dieses gelte es als Servicemann gegenüber den Sportlerinnen und Sportlern auszustrahlen. Nach 15 Jahren im ServiceBusiness hat Schmidt nahezu alles erlebt und einen mit Erlebnissen prall gefüllten Rucksack bei sich. «Viele Erfahrungen und den ein oder anderen Fehler muss man erst einmal selbst machen. Es bringt bei einer kurzfristigen Wetteränderung beispielsweise nichts, aus dem Stegreif etwas Neues zu entscheiden. Mit Veränderungen muss man rechnen. In der Hektik muss Ruhe bewahrt werden. Es ist immer besser, bei dem zu bleiben, was man getestet hat.» Einen Athleten auf die Strecke geschickt zu haben mit dem Gefühl, einen schlechten Ski

«gebaut» zu haben, hat Schmidi, wie er im Team genannt wird, noch nie. Papierflut eingedämmt Aktuelle Informationen der Wachsfirmen im Hinblick auf die Präparation der Ski erhalten Schmidt und sein Team seit dieser Saison über eine App, die er selbst zusammen mit seinem Kollegen Martin Janoušek vor einem Jahr an der WM in Östersund geplant und danach zur Entwicklung in Auftrag gegeben hat. «Es ist doch völlig unzeitgemäss, jeden Tag von den verschiedenen Wachsfirmen zwölf Papiere zu erhalten. Am Ende einer WM zum Beispiel hat jedes Team etwa einen halben Block Papier zusammen, der dann weggeschmissen wird.» In der App sind alle Events in den Sportarten Biathlon, Langlauf und Nordisch-Kombination aufgelistet. Die Wachsfirmen – alle grossen, die auf dem mitteleuropäischen Markt agieren, sind dabei – geben ihre Berichte an der entsprechenden Stelle in die App «WaxTip» ein und stellen sie den Interessierten per Push-Meldung zur Verfügung. Das Ausdrucken, Herumeilen im Wachsareal und Verteilen der Zettel entfallen. Die Serviceleute der verschiedenen Teams erhalten die Wachsberichte früher und können

die Empfehlungen unter Umständen noch in die eigenen Tests einfliessen lassen. Nebenbei wird die Papierflut eingedämmt. Die Vision von Schmidt ist es, dass sich die Wachs-App mit einer viel grösseren Reichweite auch im Volkssport verbreitet. Hobby-Langläufer sollen ihre Informationen aus realen Wachsberichten ziehen können – und nicht nur aus der Aufschrift auf den jeweiligen Verpackungen. Die laufende Saison ist für Schmidt nicht nur wegen der Lancierung der eigenen Wachs-App bemerkenswert, sondern auch aufgrund der Tatsache, eine weitere Premiere der schönen Art erlebt haben zu dürfen. Vor Weihnachten resultierte für das Schweizer Biathlon-Team an drei Weltcup-Wochenenden in Folge ein Podestplatz (zwei durch die Frauen-Staffel sowie einer durch Lena Häcki) – etwas, was selbst Schmidt in seinen 15 Jahren in Diensten des Schweizer Biathlons zuvor noch nicht erlebt hat. «Grundsätzlich feiert man solche Erfolge bei uns viel ausgiebiger als zum Beispiel in Deutschland oder in Norwegen, wo man an jedem Renntag mit einem Podium rechnet. Bei uns ist das etwas ganz Spezielles, und das nimmt einen emotional dann auch mehr mit, als wenn man für eine andere, erfolgsverwöhnte Nation arbeitet.» RO MA N E B E RL E FEBRUAR 2020

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Menschen // Jonas Baumann // Spitzensport und Studium

Eine Karriere auf der Achterbahn Jonas Baumann gehört zur erweiterten Weltspitze und gilt als Schweizer Nummer 2 hinter Dario Cologna. Zum Lebenslauf des bald 30-jährigen Bündners gehört auch ein Burnout, das er 2017 erfolgreich gemeistert hat.

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Menschen // Jonas Baumann // Spitzensport und Studium

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FOTOS: SWI SS -SKI / NORDIC FOCUS

s ist ein Tag im Dezember, kurz vor Weihnachten, als sich Jonas Baumann eine Pizza gönnt und aus seinem Leben erzählt. Er sagt einen Satz, der seine bisherige Karriere treffend zusammenfasst: «Was ich erlebt habe, kommt mir vor wie eine Fahrt auf der Achterbahn.» Der Mann vom Skiclub Tambo Splügen ist kein unbeschwerter Jungspund mehr, am 27. März wird er 30. Das ändert zwar nichts daran, dass er seinen Sport immer noch liebt wie früher, als er ein Bub war und davon träumte, eines Tages an Rennen teilzunehmen, die im Fernsehen übertragen werden. Aber Baumann hat in all den Jahren vieles lernen müssen, vor allem eines: nicht mehr auf Biegen und Brechen etwas zu erzwingen. Die Jugend verbringt Baumann in Lohn, einem Bündner Bergdörfchen mit 50 Einwohnern. Er wächst mit vier Schwestern auf einem Bauernbetrieb auf, der Vater ist nebenbei Präsident der Gemeinde, die auf 1585 m ü. M. liegt. Er fährt Ski, spielt bei Thusis/Cazis Fussball, aber nichts fasziniert ihn so sehr wie Langlauf. In hohem Tempo unterwegs Mit 15 verlässt er das Elternhaus, besucht in Davos das Sportgymnasium und erlebt «eine coole Zeit», so sagt er das. Er teilt das Zimmer mit dem talentierten Skifahrer Jonas Fravi, die beiden verbindet eine enge Freundschaft. 2010 besteht «Buma», so sein Spitzname, die Matura. In jener Zeit hat er sein Debüt im Weltcup bereits hinter sich. Er absolviert die SportlerRS, wird 2012 ins A-Kader von Swiss-Ski aufgenommen und holt seinen ersten Schweizer Meistertitel über 15 km Verfolgung. In der Saison darauf folgen die ersten Weltcuppunkte. 2014 gibt er in Sotschi seinen Einstand bei Olympischen Spielen, in der nationalen Szene steigt er kontinuierlich auf, bis er sich hinter Dario Cologna etabliert hat. Baumann ist in hohem Tempo unterwegs, in jedem Bereich. Im Sport strebt er nach Perfektion, gleichzeitig denkt er an die Zukunft, an

das Leben nach der Laufbahn. Er sagt: «Darauf will ich vorbereitet sein.» Also beginnt er mit 25 in Chur ein Betriebswirtschaftsstudium mit Vertiefung in Sportmanagement an der Fachhochschule Graubünden. Aber 2016/17 bezahlt er für den immensen Aufwand einen happigen Preis. Er sollte sich für eine grosse Prüfung an der Hochschule vorbereiten, gleichzeitig aber auch Leistungen in der Loipe bringen.

Aber in der 4 × 10-km-Staffel hat er ein Erlebnis, das er als «einschneidend» bezeichnet und als etwas, «das ich keinem wünsche». Der Körper macht an jenem Tag nicht mit, als er, der Startläufer, die Grundlage für ein starkes Abschneiden der Schweizer legen sollte. «Es stellte mich total auf», sagt Baumann, «ich übergab mit grossem Zeitrückstand an Dario Cologna und kann es nicht anders sagen: Ich setzte das Rennen in den Sand.»

Die Diagnose Burnout In jener Zeit kommt er nicht mehr zur Ruhe, kann nicht abschalten, leidet unter Schlafproblemen, er ist: ausgebrannt. «Der Körper funktionierte noch», sagt er, «aber der Kopf war schon lange nicht mehr dabei.» Er ist antriebslos und nicht mehr aufnahmefähig, überhört Signale und versucht so verzweifelt wie vergeblich, Erwartungen zu erfüllen. Eigene und welche aus dem Umfeld. Seine Frau Jessica merkt, wie Jonas Baumann leidet. Sie öffnet ihm die Augen und bringt ihn dazu, sich in Behandlung zu begeben. Die Diagnose: Burnout. «Von Februar bis Ende April 2017 wars besonders schlimm», sagt Baumann. Im April verzichtet er auf Sport, und das sagt alles über die Verfassung eines Menschen, für den tägliche Bewegung so wichtig ist. Mit der Krankheit geht er offen um. Und er kämpft mit psychologischer Unterstützung dagegen an. Denn Resignation ist für den Kämpfer keine Option. Baumann absolviert mit seinen Teamkollegen ein Trainingslager auf Sardinien, nimmt im Sommer in einem Team mit dem Spitzen-Triathleten Jan van Berkel und Radquerspezialist Marcel Wildhaber an der Tortour teil und merkt, dass ihm abwechslungsreiche Trainingsgestaltung Spass macht. 2017/18 startet er so gut wie noch nie in eine Saison, qualifiziert sich für die Olympischen Spiele in Pyeongchang, und er hat die Hoffnung, dass ihm die neuen, schönen Emotionen zu einem Coup in Südkorea verhelfen könnten.

Am 1. November Papa geworden Er spürt, dass etwas mit seiner Gesundheit nicht in Ordnung ist. Untersuchungen ergeben, dass wegen des Reflux sein höchster Gang bei Minustemperaturen nicht funktionstüchtig ist wie sonst. Er passt Essgewohnheiten an, achtet verstärkt darauf, am Abend nicht mehr schwer Verdauliches zu sich zu nehmen. Und tatsächlich nützt das. Es ist eine dieser Episoden, dank denen Baumann seinen Körper noch besser kennengelernt hat. Er hat nicht nur seinen Rucksack mit zig Erfahrungen gefüllt, sondern im übertragenen Sinn auch eine Kiste mit Werkzeugen: «Ich weiss mittlerweile, wie ich handeln muss, wenn ich in einer bestimmten Situation stecke.» Seit dem 1. November 2019 hat sich im Leben des Jonas Baumann einiges verändert. Er ist

ICH WEISS MITTLERWEILE, WIE ICH HANDELN MUSS, WENN ICH IN EINER BESTIMMTEN SITUATION STECKE. FEBRUAR 2020

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Menschen // Jonas Baumann // Spitzensport und Studium

ICH BIN DER STÄRKERE ATHLET ALS VOR DEM BURNOUT.

Vater geworden, und wenn er von seiner Tochter Jael redet, tut er das mit einem Strahlen: «Sie gibt mir sehr viel Kraft.» Und davon kann er eine Menge brauchen. Im August 2020 will er sein Studium mit dem Bachelor abschliessen, wobei er sich nicht mehr unter Druck setzen lässt: «Die Ausbildung ist mir ein grosses Anliegen, ich versuche auch, sie mit aller Sorgfalt zu absolvieren. Aber oberste Priorität haben für mich derzeit der Sport und die Familie. Und ich habe gelernt, dass es wichtig ist, Freiräume zu schaffen. Mir ist es mittlerweile egal, was andere denken.» Früher zog er sein Programm auch bei Müdigkeit konsequent durch, Schonung gewährte er sich kaum einmal. Heute hält er sich ans Motto «Qualität vor Quantität». Und

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sagt von sich: «Ich bin der stärkere Athlet als vor dem Burnout.» Für Baumann sind die Norweger Petter Northug und Björn Dählie zwei der Grössten der Langlauf-Geschichte. Zum erlesenen Grüppchen der Allerbesten gehört für ihn aber auch Dario Cologna, sein Trainingspartner und Kollege, den er immer schon bewunderte: «Er bringt es immer wieder fertig, am Tag X bereit zu sein für Höchstleistungen.» Die ständige Gratwanderung Die Schweizer Nummer 2 hinter Cologna wünscht sich für 2021 einen Exploit – an den Weltmeisterschaften in Oberstdorf. Baumann bevorzugt zwar die Distanz über 15 km klas-

sisch mit Massenstart, ist aber zu einem Allrounder gereift. Dafür investiert er auch viel: Pro Woche sind es 16 bis 25 Trainingsstunden, aufgeteilt auf zehn Einheiten. Im Sommer wird er wieder mit den Stöcken Berge hochrennen oder zu ausgiebigen Passfahrten mit dem Velo aufbrechen. Grenzen ausloten, Grenzen verschieben – Baumann liebt diese Herausforderung. Immer wieder stellt er sich aber auch die Frage: Mache ich zu viel? Zu wenig? «Es ist eine ständige Gratwanderung, aber auch eine Belastungsprobe», sagt er. Die Lust am Langlauf treibt ihn an, der Ehrgeiz, besser zu werden. Und er orientiert sich gerne an Vorbildern wie Roger Federer, den er nicht nur wegen seiner Erfolge bewundert, sondern wegen seiner nie erlahmenden Leidenschaft fürs Tennis. Baumann, der mit seiner Familie in Davos lebt, wird mit dem Sport nicht reich. «Wenn es mir primär ums Geld ginge, hätte ich schon lange aufhören müssen», sagt er, «ich bin froh, wenn ich Ende Jahr jeweils eine schwarze Null schreiben kann.» Von den Einkünften hängt sein persönliches Glück nicht ab. Er sieht es als Privileg, sein Hobby zum Beruf gemacht haben zu dürfen: «Ich habe ein schönes Leben.» PE T E R B I RRE R


Menschen // Jakob Schöffel JAKOB SCHÖFFEL (21)

TEIL 3

Jakob LERNT MOGULS

Dritte und letzte Etappe eines besonderen Skiabenteuers in Zusammenarbeit mit dem Freestyle-Team von Swiss-Ski und des Bekleidungsausrüsters Schöffel. Jakob Schöffel vom gleichnamigen Unternehmen stellte sich der Idee, die drei progressiven Sportarten Skicross, Aerials und Moguls selbst zu testen. Schöffel als einer der marktführenden Outdoorsport- und Skibekleidungshersteller rüstet das Freestyle-Team von Swiss-Ski seit 2018 aus. Nach Skicross und Aerials erwarteten Jakob Schöffel noch eine rund 200 Meter lange Piste mit vielen, vielen Buckeln. Zeit, Technik und Schwierigkeitsgrad sind das A und O auf der Buckelpiste. Die rund 230 Meter lange Piste ist bespickt mit bis zu 100 Zentimeter hohen Buckeln und zwei künstlich eingebauten Sprüngen. «Sparring-Partner» im Skigebiet Airolo-Pesciüm waren dieses Mal Giacomo Matiz (34), Moguls-Coach bei Swiss-Ski, und der einheimische A-Kader-Athlet Marco Tadé (25). Nach ein paar Probeläufen flitzte Jakob schon ganz elegant über die Buckeln auf Airolos Pisten.

JAKOB SCHÖFFEL, SOHN VON UNTERNEHMER PETER SCHÖFFEL, STUDIERT AN DER HSG IN ST. GALLEN BETRIEBSWIRTSCHAFT UND WILL SPÄTER EBENFALLS AKTIV IM FAMILIENUNTERNEHMEN TÄTIG SEIN. JAKOB SCHÖFFEL HAT SICH SPONTAN DAZU ENTSCHIEDEN, BEI DIESER KAMPAGNE DIE DREI SPORTARTEN SKICROSS, AERIALS UND MOGULS UNTER FACHKUNDIGER ANLEITUNG SELBST ZU TESTEN.

MARCO TADÉ (25)

GIACOMO MATIZ (34)

DER BUCKELPISTENFAHRER VOM SKICLUB AIROLO UND IST DIESE SAISON EINZIGES A-KADER-MITGLIED DES MOGULS-TEAM. TADÉ IST SEIT 2016 IM DERZEIT SECHSKÖPFIGEN TEAM UND STARTETE NACH EINER KNIEVERLETZUNG WIEDER HOFFNUNGSVOLL IN EINE NEUE SAISON. DEN GRÖSSTEN ERFOLG ERREICHTE MARCO TADÉ AN DEN FREESTYLEWELTMEISTERCHAFTEN IN DER SIERRA NEVADA 2017 MIT EINER BRONZEMEDAILLE.

DER COACH DER MOGULS-ATHLETEN BEI SWISS-SKI STAMMT AUS GEMONA IM FRIAUL. MATIZ WAR SELBST AKTIVER BUCKELPISTENFAHRER UND STARTETE 2014 AN OLYMPISCHEN WINTERSPIELEN IN SOTSCHI FÜR DIE ITALIENISCHE NATIONALMANNSCHAFT. ER IST SEIT 2016 TRAINER BEI SWISS SKI.

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Menschen // Jakob Schöffel DIE HEUTIGE HERAUSFORDERUNG. DIE MOGULS-PISTE IN AIROLO.

WARM-UP

GUT AUFWÄRMEN SOLLTE MAN BEIM MOGULSFAHREN NICHT AUF DEN LEICHTEN BUCKEL NEHMEN.

AM MATERIAL SOLLS NICHT SCHEITERN. MIT DEN SKIERN VON GIACOMO BIN ICH BESTENS AUSGERÜSTET.

SO SIEHTS ALSO AUS: DAS GIBT EINE ANSPRUCHSVOLLE SACHE.

DER COACH GIBT ERSTE INSTRUKTIONEN.

COACH GIACOMO MACHTS VOR.

HÜFT-, KNIE- UND FUSSGELENK LEICHT GEBEUGT UND DIE KNIE AUF DEN BUCKELN SCHÖN FEDERN LASSEN.

MARCO IN SEINEM ELEMENT.

AUCH JAKOB PROBIERTS.

UIH! NOCH NICHT SO, WIE ICH MIR DAS VORSTELLE.

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ERSTE ÜBUNG: ZUERST WELLEN-MULDENFAHREN.

HOCH-TIEF-BEWEGUNG WIE EIN STOSSDÄMPER.


Menschen // Jakob Schöffel

JETZT DER NÄCHSTE SCHRITT: KURZSCHWUNG IN DEN BUCKELN. MARCO ZEIGTS WIES GEHT.

VERMEIDE DIE RÜCKLAGE, UM IM RHYTHMUS ZU BLEIBEN UND DEN SCHNELLEN SCHWUNG MACHEN ZU KÖNNEN. DAS GEHT DOCH SCHON BESSER.

SCHON AUF DEM ERSTEN RUN MACHT JAKOB EINE GANZ GUTE FIGUR.

JAKOB WIRD ES PACKEN.

SUPER! SCHÖN IM RHYTHMUS BLEIBEN.

JETZT GILTS ERNST! LETZTE LAGEBESPRECHUNG VOR DEM EINSTIEG IN DIE MOGULS-PISTE. PROFI UND NOVIZE IM VERGLEICH. LINKS MARCO, RECHTS JAKOB.

SENZA PAROLE.

VIELEN DANK, JUNGS. HAT ECHT SPASS GEMACHT!

HIER GEHTS

ZUM VIDEO FEBRUAR 2020

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Menschen // Sina Candrian

WELCOME ON BOARD 40 Jahre Snowboard-Kultur in der Schweiz Profi-Snowboarderin Sina Candrian ist seit neuestem auch Co-Kuratorin. Über ein Jahr plante die 31-jährige Flimserin zusammen mit der Kuratorin Ariana Pradal die Ausstellung über die Schweizer Snowboard-Geschichte. Seit Dezember 2019 ist das Resultat im Gelben Haus in Flims zu bestaunen. Was die Ausstellung alles zu bieten hat, verrät Candrian im Interview.

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alkman, Jo-Jo oder Filmklassiker wie Dirty Dancing oder Top Gun waren in dieser Zeit kaum wegzudenken: In den verrückten Achtzigerjahren. Vor 40 Jahren war aber auch jene Zeit, als die ersten Personen in der Schweiz Snowboards aus Amerika importierten und sie hierzulande ausprobierten. Viele dieser Pioniere waren begeisterte Skater – und sie wollten ihre Leidenschaft auch im Winter ausüben. Seither ist viel geschehen in diesem Sport. Die einstigen Aussenseiter, die man früher nicht einmal auf die Pisten liess, nehmen nun an Olympischen Spielen teil oder befahren die steilsten Hänge. Die Ausstellung «WELCOME ON BOARD. 40 Jahre SnowboardKultur in der Schweiz» nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise – von den Anfängen in den bunten Achtzigern bis hin zum heutigen Status der Snowboarder. Sina Candrian, woher kam die Idee, eine Ausstellung zur Schweizer SnowboardGeschichte zu realisieren? Sina Candrian: Die Idee kam von Marc Rinderknecht, der in den Neunzigerjahren für das MBM-Magazin und den Schweizer Snowboardverband arbeitete. Heute betreut er die Website des Museums. Er fand, an diesem Ort, einem Epizentrum des Snowboarding, wäre

eine Ausstellung zum Thema passend. Der Vorstand und die künstlerischen Leiter des Gelben Hauses Flims stimmten ihm zu. In der Folge beauftragten sie Ariana Pradal mit dem Projekt. Zur gleichen Zeit habe ich Carmen Gasser (künstlerische Leiterin im Gelben Haus, d. Red.) erklärt, dass ich gerne eine Weiterbildung in Kunstpädagogik machen möchte. Daraus entstand die Idee, dass ich anstatt einen CAS zu absolvieren, direkt praktische Erfahrung sammeln und bei der nächsten Ausstellung mithelfen könnte. Ebenfalls liegt es nahe, am Freestyle-Mekka eine Ausstellung den Snowboardern zu widmen. Nirgendwo auf der Welt wurde bis heute eine so umfangreiche Ausstellung der Snowboardgeschichte gezeigt.

ristiker und viele Personen mehr auf ganz vielen Ebenen den Sport geprägt haben und immer noch prägen. Was sagst du zu Schlagzeilen wie «Snowboarden ist Schnee von gestern», die in Schweizer Zeitungen zu lesen sind? Snowboarden ist nicht rückgängig, sondern der Verkauf hat stagniert. Aber von solchen Aussagen halte ich nicht viel. Auf welchen Statistiken beruhen diese Schlagzeilen und wer hat die Statistik durchgeführt? Ich hoffe, dass wir Wintersportler der Schweiz unsere Passion «Schnee» der jüngeren Generation weitergeben können. Letztlich ist es egal, ob Rodeln, Skifahren, Snowboarden oder Eisklettern: Hauptsache, die Jugendlichen üben weiterhin Wintersport aus!

Was erleben die Besucherinnen und Besucher an eurer Ausstellung? Die Besucherinnen und Besucher erfahren, wie sich das Snowboarden in den 40 Jahren veränderte. Gearbeitet haben wir zusammen mit Rockstars, Rebellen, Newcomern und Pionieren – wir wollen alle Facetten der Kultur zeigen. Es war uns wichtig, eine Ausstellung für Snowboard-Freaks und für Non-SnowboardFreaks zu kreieren. In der Ausstellung lernt man diverse Facetten der Snowboardkultur kennen. Die Ausstellung kann ohne Vorwissen besucht werden – es wird alles erklärt.

Welche Herausforderungen hat der Sport deiner Meinung nach zu bewältigen? Ich denke, es ist wichtig, dass uns bewusst ist, dass das Skifahren für viele Familien zu teuer ist. Darum finde ich es genial, dass Kinder für wenig Geld an Ski- und Snowboardlagern teilnehmen können. Glüht in ihnen die Passion Wintersport auf, haben die Skigebiete neue und in Zukunft weitere Kunden. Es wäre sehr schön, wenn jedes Kind in der Schweiz Zugang zu einem Skigebiet hat, denn wir können starken Nachwuchs im Snowboarden brauchen.

Was ist die Hauptaussage der Ausstellung? In der Ausstellung erfährt man, dass die Pioniere und die Newcomer das Snowboarden als die grösste Leidenschaft ihres Lebens bezeichnen. Bei allen Beteiligten und interviewten Personen spürt man, dass dieser Sport nicht nur einfach ein Sport wie jeder andere ist, sondern rund herum eine ganze Kultur in den letzten vierzig Jahren aufbaute. Und dass die Schweizer Rider, Riderinnen, Hersteller, Tou-

Zum Schluss: Was ist dein persönliches Highlight in der Ausstellung? Ich hoffe, dass natürlich die ganze Ausstellung diverse Highlights bietet. Mein Highlight ist definitiv, dass man sehen kann, dass unsere Pioniere und die jungen Athleten Snowboarden als ihre grösste Leidenschaft bezeichnen und dass sie Snowboarden nicht als Sport sehen, sondern als eine Kultur mit einer riesengrossen Community verstehen. S A BR I N A A E B I S C H E R

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Menschen // Sina Candrian

FOTOS: KEYSTONE / AARON SACHWARTZ

DIE WINTERAUSSTELLUNG 2019/20 IM GELBEN HAUS IN FLIMS Die Ausstellung «WELCOME ON BOARD. 40 Jahre Snowboard-Kultur in der Schweiz» bietet einen Überblick über die Jugend- und SnowboardsportBewegung von ihren Anfängen bis heute. Der Fokus reicht vom globalen Blick bis nach Flims-Laax – noch heute eine wichtige Destination des Sports und der Community. Nicht nur der Sport und die Menschen stehen im Fokus, sondern auch die Ästhetik und Präsentation der Snowboard-Kultur. So widmet die Ausstellung im Gelben Haus in Flims ein ganzes

Daten zur Ausstellung 22. Dezember 2019 bis 13. April 2020 Geschoss der Snowboardfotografie. 30 Fotografen aus aller Welt und aus verschiedenen Jahrzehnten sind mit ein bis drei Fotografien präsent, die wichtige Momente oder Emotionen einfangen. In einem weiteren Geschoss stehen der Bau und die Gestaltung der Boards und Parks im Mittelpunkt. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Personen aus der Snowboard-Szene. Sie gibt einen Rück-, Über- und Ausblick, der Laien wie auch passionierte Snowboarder anspricht.

Ort Das Gelbe Haus, 7017 Flims Dorf Eintritt Erwachsene CHF 8.– Einheimische/Gästekarten CHF 6.– Studenten/AHV/IV CHF 5.– Kinder bis 16 Jahre gratis Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 14–18 Uhr

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Menschen // Legenden // Annerösli Zryd

A N N E R Ö S L I

ZRY D DIE ERSTE SKI-LEGENDE DER NEUZEIT

50 Jahre sind es her. Eigentlich müsste der 11. Februar 1970 in den Annalen des Skiverbandes rot angestrichen sein. Er ist ein denkwürdiges Datum. An diesem Tag gewann Annerösli Zryd in Val Gardena quasi aus dem Nichts die WM-Abfahrt und leitete eine Wende im Schweizer Skisport ein – nach langer, langer Durststrecke. Und mit abenteuerlicher Vorgeschichte.

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n Grossanlässen reihte sich eine NullNummer an die andere. An den alpinen Ski-Weltmeisterschaften 1962 in Chamonix ging Swiss-Ski, damals noch SSV, leer aus. Dann folgte das Olympia-Debakel von 1964 in Innsbruck. Und auch von den alpinen Sommer-Weltmeisterschaften 1966 im chilenischen Portillo kehrten die Schweizerinnen und Schweizer ohne Medaillen heim. Erst 1968 an den Olympischen Spielen in Grenoble gab es erstmals wieder drei Auszeichnungen zu feiern. Zuerst das Missgeschick ... Aber die Titel gingen wiederum an die Konkurrenz. Die Einzige, die sich auf dem Weg zu

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möglichem Olympia-Gold befand, stürzte knapp 100 m vor dem Ziel – Annerösli Zryd. Nach bester Zwischenzeit passierte der 18-jährigen Adelbodnerin im Zielhang ein Missgeschick: «In der Nacht war man nochmals mit dem Ratrac über die Piste gefahren, dabei entstanden Eisschollen. Eine solche riss mir die Ski auseinander, und ich flog kopfüber ins Ziel direkt in einen Pfosten.» 11. statt 1. Rang – den Olympiasieg errang Olga Pall (AUT) vor Isabelle Mir (FRA). Mit 16 war Annerösli Zryd 1966 in den Skizirkus eingestiegen, ein Jahr vor der Gründung des Weltcups. Schon in der ersten Weltcup-Saison verblüffte sie in Sestriere mit drei 4. Rängen in Abfahrt, Slalom und Kombination. Ein anderer


Menschen // Legenden // Annerösli Zryd

4. Platz gehört ins Kapitel Kuriositäten. In Franconia (USA) wurde sie von einer gewissen Erika Schinegger vom Podest verdrängt. Wie sich später herausstellte, war Schinegger, AbfahrtsWeltmeisterin von 1966, keine Frau – ein aussergewöhnlicher Fall von Pseudohermaphroditismus, wie dieses biologische Phänomen in der Fachsprache heisst. Später startete Erika als Erik Schinegger bei den Männern.

FOTOS: KEYSTON E / HAN S HEIMAN N

... dann Verletzungspech ... Damals zählte nur eine Auswahl der sogenannten FIS-1/A-Rennen zum Weltcup. Auch entstand eine Diskrepanz zwischen Speed- und technischen Disziplinen. Oft figurierten nur vier, fünf Abfahrten im Kalender, dafür rund 20 Slaloms und Riesenslaloms. Obwohl Annerösli Zryd auch in den Technik-Bewerben TopTen-Klassierungen erreichte, war die Abfahrt ihre bevorzugte Disziplin. Immer wieder wurde sie durch Verletzungen zurückgeworfen, so auch vor den alpinen SkiWeltmeisterschaften im Val Gardena: «Ich stürzte im Sommer beim Ringturnen auf den Boden ohne Matte. Seither hatte ich ständig Rückenschmerzen.» Der Verband wollte sie gar nicht selektionieren und überhaupt niemanden des kriselnden Frauen-Teams nach Val Gardena schicken. Ihr stellte man praktisch ein Ultimatum: Wenn du in Garmisch nicht unter die ersten zehn fährst, bleibst du zuhause! Annerösli Zryd wurde Neunte. Damit sie nicht völlig allein war, gab man ihr mit Edith Sprecher-Hildbrand noch eine Begleiterin mit. ... und das grosse Glück in Val Gardena «Ich wollte unbedingt nach Val Gardena», sagt heute Annerösli Zryd: «Die Strecke war auf mich zugeschnitten, ich gewann ein Jahr vorher schon die WM-Hauptprobe. Ich wollte dieses Rennen wieder gewinnen – ich hatte die Überzeugung in mir.» Aber eben – der Rücken. Mental befand sich Annerösli Zryd in Top-Verfassung, physisch weniger. Der Teamarzt bastelte ein improvisiertes Streckbett, Physiotherapie kannte man im Skisport noch nicht. Annerösli Zryd spürte: «Ich brauchte noch jemanden an meiner Seite, meinen Bruder.» Zusammen mit Fred Rubi, Kurdirektor in Adelboden, Gründer jener Rennen und eine respektierte Instanz im Skisport, reiste Bruno Zryd ebenfalls nach Val Gardena und betreute seine Schwester. «Es war», sagt Annerösli Zryd, «so etwas wie der Anfang von privater individueller Betreuung, wie sie heute gang und gäbe ist.» Auch auf andere Aspekte wie Skipräparation oder Aerodynamik achtete Annerösli Zryd sorgfältigst, wie es für ein kaum 20-jähriges Mädchen keine Selbstverständlichkeit ist. So burschikos sie sich zuweilen gab, so genau wusste sie, was sie wollte. Während die Story

vom abgekratzten Wachs an den Ski von Bernhard Russi vor seinem WM-Start mittlerweile Teil der Schweizer Skigeschichte ist, dauerte es fast 50 Jahre, bis die noch spektakulärere Wachs-Geheimaktion von Annerösli Zryd öffentlich wird. «Ich darf gar nicht alles sagen», zögert Annerösli Zryd einen Moment und erzählt dann: «Am Tag vor dem Rennen herrschte schlechtes Wetter, es schneite. Damals wachste man die Ski immer am Vorabend des Rennens. Ein Wachsexperte einer Wachsfirma präparierte sie. Danach bekamen wir die Nachricht, dass die Temperaturen sinken werden und es aufklaren wird.» Die Sache mit dem Wachs Sie sei nervös gewesen wie verrückt. «Morgens um sechs ging mein Bruder mit dem Trainer auf die Piste. Das war die Zeit, wo man Schneetemperaturen zu messen begann. An drei verschiedenen Messpunkten stellten sie fest, dass der Schnee kälter wurde. Sie hatten Funkkontakt mit Männer-Chef Paul Berlinger, der nach diesen Informationen den Wachs an meinen präparierten Ski abkratzte «wie später an Russis Ski». Berlinger, der sich als Wachs-Spezialist GuruStatus erworben hatte, wachste um und schloss nachher die Türe zum Skiraum ab. Etwas später kam der Wachsmann und konnte nicht rein. «Dieser hatte», so Annerösli Zryd, «eine Neigung zur Tobsucht, brach die Türe gewaltsam auf und verschaffte sich so Zutritt zum Skiraum. Und ich tigerte auf der Terrasse hin und her und wurde immer nervöser.» Mit der (angenähten) Nummer 5 Währenddessen wurde es immer kühler, Annerösli Zryd begab sich an den Start. Die Startnummer 5 hatte sie entzwei geschnitten und links und rechts vom Reissverschluss des Rennkombis angenäht: «Die Jacke zog ich erst 30 Sekunden vor dem Start aus, so fiel das nicht auf.» Annerösli Zryd fuhr Bestzeit, eine halbe Sekunde vor der Top-Favoritin Isabelle Mir, und zwei Sekunden vor der aufstrebenden Österreicherin Annemarie Moser, die später 62 Weltcuprennen gewann.

«Noch heute», sagt Annerösli Zryd, «bewegen mich die Erinnerungen an jenen Tag. Ich habe noch jede Kurve im Kopf und könnte das Rennen praktisch blind fahren.» Noch drei-, viermal kehrte sie als Touristin auf die «Cir»Piste oberhalb Wolkenstein zurück. Nur zwei Rennen fanden dort statt, beide gewann Zryd. Es ist und bleibt «ihre» Strecke, ihr «Wohnzimmer», wie man seit Boris Becker zu sagen pflegt. Inzwischen ist der oberste Teil von einem Felssturz verschüttet worden. Im letzten Dezember, als das OK von Val Gardena zur 50-Jahr-WM-Feier einlud, verzichtete sie auf den Besuch ihres Wohnzimmers. Seit einer Operation an beiden Hüften vor drei Jahren fährt sie nicht mehr Ski: «Ich habe jetzt wenigstens keine Schmerzen mehr und möchte nichts riskieren.» Das grosse Wiedersehen Fast alle 70er-WM-Medaillengewinner waren nach Val Gardena gekommen, von Schranz über Russi, Thöni, Cordin, Bleiner bis zu fast allen Französinnen, die damals das Mass aller Dinge waren, Florence Steurer, Michèle Jacot, Ingrid Lafforgue usw. Nur eine fehlte: Isabelle Mir, die Zweite hinter Zryd. «Ich habe mit ihr telefoniert», schüttelt Annerösli Zryd irritiert den Kopf. «Sie wollte nicht kommen, weil sie es immer noch nicht überwunden hat, dass ich sie geschlagen habe.» Nach 50 Jahren!? Unmittelbar nach den alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Val Gardena trat Annerösli Zryd zurück, im Alter von nicht einmal 21 Jahren. Der Rücken liess keinen Spitzensport mehr zu. Selbst fürs Konditions-Training benötigte sie Schmerztabletten, in den Rennen erst recht. Während fast vier Jahrzehnten arbeitet sie in Adelboden in einem Sportgeschäft, in den letzten Jahren nach der Pension des Inhabers führte sie das Geschäft in eigener Regie. Jetzt, im letzten Mai 70 geworden, tritt sie kürzer: «Ich nehme es gemütlich, pflege Freundschaften, geniesse das Leben.» Trotz der ungewöhnlich kurzen Karriere hat Annerösli Zryd nachhaltige Spuren hinterlassen. Vor ihr ist 14 Jahre lang (Madeleine Berthod 1956) keine Schweizerin AbfahrtsWeltmeisterin geworden. Und auch nach ihr dauerte es 15 bis 20 Jahre, ehe Michela Figini und Maria Walliser wieder Abfahrts-Gold gewannen – als letzte Schweizerinnen. Seit Val Gardena 1970 ging es mit dem Schweizer Skisport aufwärts. Und dort gewann eben nicht nur Bernhard Russi. Das vergisst man zuweilen. Annerösli Zryd siegte vier Tage vorher. In Wahrheit war sie es, die die Initialzündung auslöste. Auch in Adelboden. Seither war immer mindestens eine Adelbodnerin oder ein Adelbodner in der Nationalmannschaft bis zu Marlies Oester. Und Oester ist immer noch die letzte Schweizer Slalomsiegerin im Weltcup. R I CHA RD H E G G L I N FEBRUAR 2020

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Menschen // 90 Jahre Lauberhorn

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Legenden-Party im Weltcup-Dörfli «Oesch’s die Dritten» brachten das Party-Zelt zum Kochen, aber im Zentrum standen die Legenden. Zum 90. Lauberhorn-Jubiläum hatte das OK alle ehemaligen Sieger und Schweizer Medaillengewinner eingeladen. Die weiteste Anreise hatte «Crazy Canuck» Ken Read, dessen Söhne Erik und Jeffrey aktuell im Einsatz standen. Doyen war einmal mehr Karl Schranz, mit 81 mehr als doppelt so alt wie die jüngste Legende, Patrick Küng (36), der in diesem Monat Vaterfreuden entgegensieht.

01 Das gut gefüllte Festzelt zum Jubiläumsanlass in Wengen. 02 Karl Schranz, viermal Abfahrts- und zweimal Kombi-Sieger zwischen 1959 und 1969, mit seiner Tochter Anna. 03 Patrick Russel mit Gattin Christiane. Mit moderner Technik setzte er im Slalom neue Massstäbe (13 Siege und 27 Podestplätze von 1968–1972). 04 Gemischtes Doppel: Patrick Küng, Anna von Grünigen, Küngs Freundin Bianca, Mike von Grünigen. 05 Didier Cuche, dreimal Zweiter: «Ich habe beim Brüggli den Schlüssel nie gefunden, aber auch die zweiten Plätze waren Highlights.» Immer noch enorm beliebt, brauchte in Wengen für 50 Meter eine halbe Stunde. 06 MvG hört den beiden Lauberhornsiegern Bruno Kernen I (1983, im Ersatzrennen in Kitzbühel) und Bruno Kernen II (2003) aufmerksam zu. 07 Ken Read, Sieger 1980, mit dem abtretenden Lauberhorn-Geschäftsführer Markus Lehmann.

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08 Bruno Kernen II mit Ex-Swiss-Ski-Direktor und Lauberhorn-Ehrenmitglied Josef Zenhäusern. 09 Michael Veith (De), Abfahrtscrack der 70er-Jahre und 1980 sogar Kombi-Sieger. 10 Markus Lehmann mit Christian Haueter, seinem Nachfolger als Geschäftsführer. 11 Peter Frei, Slalom-Dritter 1969; Edith SprecherHildbrand, dreifache Schweizer Meisterin; Gatte Söre Sprecher, an Lauberhornund Hahnenkamm-Rennen auf dem Podest, mit Didier Défago, Abfahrtssieger 2009. 12 Henri Duvillard, Abfahrtsieger 1970, von 1968–1973 20 Podestplätze in allen Disziplinen. Wurde wie Russel und drei weitere Athleten 1973 als «Rebell» aus dem Team ausgeschlossen. Danach ging es mit der «Equipe tricolore» über Jahre bergab. 13 Alte Rivalen: Walter Tresch, am Lauberhorn sechsmal auf dem Podest, René Berthod, ewiger Zweiter und später Hotelier in Wengen, und Karl Schranz.

14 Urs Räber, zwei Weltcupsiege, in Wengen (3. beim Ersatzrennen in Kitzbühel) als Athlet und Trainer (mit bösem Sturz auf der Touristenpiste) ein fester Wert. 15 Karl Alpiger, 5 Weltcupsiege und LauberhornZweiter 1987, mit Gattin Gerlinde. 16 Markus Wasmeier (De, rechts) schnappte Alpiger den Sieg weg, mit Slalom-Crack Bojan Krizaj (8 Weltcupsiege, 1980 und 1981 in Wengen). 17 Dumeng Giovanoli (erster Schweizer Slalomsieger 1968 in Wengen und immer noch einziger Schweizer Sieger in Kitzbühel), begleitet von seinem Sohn Gian. 18 Wengen-Chef und Gastgeber Urs Näpflin. 19 Ivica Kostelic (5 Siege und 9 Podeste in Wengen) greift gerne selbst in die Saiten.

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FOTOS: JOSEPH WEI BEL

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Aktiv // Hans Flatscher

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UNSER ANSPRUCH MUSS SEIN, MEDAILLEN ZU HOLEN In einem Monat finden im norwegischen Narvik die alpinen JuniorenWeltmeisterschaften statt. Nach den für die Schweizer Equipe äusserst erfolgreichen Titelkämpfen der letzten zwei Jahre sind die Erwartungen hoch. Im Interview erzählt Nachwuchschef Hans Flatscher, wie er die Chancen des Teams einschätzt, weshalb Normalität wahren so wichtig ist – und welchen Einfluss die Junioren-WM auf die weitere Karriere der Athleten hat.

selektioniert, daher ist eine spezifische Vorbereitung im letzten Monat vor dem Event oft gar nicht möglich.

Hans Flatscher, in gut einem Monat geht es los mit den Junioren-Weltmeisterschaften in Narvik. Wie bereitest du deine Athletinnen und Athleten in den letzten vier Wochen auf die Titelkämpfe vor? Hans Flatscher: Wir ziehen das gewohnte Programm normal weiter und treffen keine spezifischen Vorbereitungen. Stattdessen geht es darum, die Trainings und Wettkämpfe optimal zu nutzen, um die Entwicklung voranzutreiben. Des Weiteren werden einige Athletinnen und Athleten erst unmittelbar vor der WM

Was sind die häufigsten Fragen der Athleten, die aufgrund ihrer Ergebnisse bereits fix mit einem Startplatz rechnen können? Ganz allgemein versuchen wir, relativ zurückhaltend mit dem Thema Junioren-WM umzugehen. Dieses soll nicht allzu früh präsent sein, damit es nicht schon in der Hälfte der Wettkampfsaison in den Fokus gerät.

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Wie oft wirst du von Athleten gefragt, ob sie selektioniert sind? Natürlich ist das grosse Thema dasjenige der Selektion. Aber Fragen gibt es kaum: Die Athleten wissen selber, wie gut sie hinsichtlich der Qualifikation auf Kurs sind. Jeder hat Zugang zu FIS-Weltranglisten, sieht die Anzahl FIS-Punkte der anderen. Wir haben 16 Startplätze – jeder weiss am besten, ob er zu den besten acht des jeweiligen Geschlechts gehört oder nicht.

Für die meisten Junioren ist die WM der erste Grossanlass. Was sind die grössten Sorgen der Athleten?

Die grösste Sorge ist natürlich, ob sie an der WM dabei sind oder nicht. Doch die Athleten wollen nicht einfach nur mitfahren, sondern auch um Medaillen kämpfen. Somit sorgen sie sich auch darum, am Tag X nicht ihre beste Leistung abzuliefern. Was rätst du den Athleten, damit sie mit der Nervosität umzugehen wissen? Sie sollen die WM so normal und nüchtern angehen wie jedes andere Rennen auch. Alles, was man um Weiten besser oder total anders machen will, ist grundsätzlich gefährlich. Die Chance, das Beste aus sich rauszuholen, ist am grössten, wenn das ganze Drumherum normal und vertraut ist. Welche Ziele stehen für dich an der WM im Fokus? Medaillen zu machen. Wie schätzt du die Machbarkeit ein? Es wird sehr anspruchsvoll, an die erfolgreichen letzten beiden Jahre anknüpfen zu können. Diesmal ist es nicht ganz so einfach: Von der Garde von damals haben mittlerweile einige im Weltcup Fuss gefasst und andere sind nicht mehr startberechtigt. Nichtsdestotrotz


Aktiv // Hans Flatscher

wollen wir das Leistungsmaximum herausholen. Das Maximum an solchen Titelkämpfen sind die angesprochenen Medaillen. Wie viele sollen deine Athleten holen? Im Vorfeld eine Anzahl zu nennen, ist schwierig und realistisch betrachtet so nicht umsetzbar. Man hofft natürlich auf zahlreiche Medaillen, aber dafür spielen viele Faktoren eine Rolle, der Grat ist enorm schmal. Im Zentrum steht für uns, die Leute so gut vorzubereiten, dass sie ihre maximale Leistung abrufen können – wenn dabei eine Medaille herausschaut, wunderbar.

FOTO: KEYSTONE

Welche Bedeutung hat eine Junioren-WM für die Karriere eines Athleten? Jeder Athlet hat das Ziel, irgendwann an der Weltspitze mitzufahren. Eine Junioren-WM ist ein Grossanlass und somit eine weitere Erfahrung auf diesem Weg, die man nutzen sollte – nicht mehr, nicht weniger. Bedeutet eine Medaille an der Junioren-WM den sicheren späteren Erfolg im Weltcup? Keinesfalls. Es ist eine gute Voraussetzung, wenn man eine Medaille holt, aber das bedeu-

tet noch lange nicht, dass du es im Weltcup auch an die Spitze schaffst. Eine Medaille an einer Junioren-WM gibt da keine Garantie. Deshalb ist es wichtig, dass die Athleten und ihr Umfeld dies richtig einordnen. Natürlich darf man sich über den Erfolg freuen, doch es gilt auch, am Boden zu bleiben und die nächsten Etappen anzugehen. Bei Marco Odermatt hat die Etablierung im Weltcup geklappt – nach fünf Goldmedaillen an der Junioren-WM 2018 in Davos. Du findest also, dieser Medaillenregen hatte gar keinen Einfluss auf sein schnelles Einfinden auf höchster Stufe? Bei Marco Odermatt sprechen wir von einer Ausnahmeerscheinung. Er war in allen Stufen, in jedem Alter gut – vom Grand Prix Migros über FIS-Rennen und Europacup bis hin zum Weltcup. Natürlich gibt jeder Erfolg einen Motivationsschub und Selbstvertrauen – egal, ob es sich dabei um die Junioren-WM oder ein Europacup-Rennen handelt. Das sind Elemente, die wichtig sind, damit du vorwärtskommst. Odermatt stünde deiner Meinung nach heute also an demselben Ort, auch wenn er in Davos nicht so erfolgreich gewesen wäre?

Hans Flatscher (51) ist seit 2018 Nachwuchsverantwortlicher des Ski-Alpin-Teams bei Swiss-Ski. Zuvor war er von 2012 bis 2018 Frauen-Cheftrainer und feierte dabei grosse Erfolge. So führte er mitunter Lara Gut-Behrami in der Saison 2015/16 zum Gesamtweltcupsieg. Seine Karriere als Trainer startete der gebürtige Österreicher beim heimischen Österreichischen Skiverband, später trainierte er sowohl das deutsche Männer-Team in der Abfahrt als auch von 2004 bis 2012 die Schweizer SpeedSpezialisten. Flatscher ist mit der ehemaligen Schweizer Riesenslalom-Weltmeisterin Sonja Nef verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie wohnt in Mörschwil SG.

Hätte er die eine oder andere Medaille weniger gemacht, wäre er heute gleich weit. Natürlich bietet sich nach so erfolgreichen Titelkämpfen eine gute Ausgangslage, aber das Entscheidende ist, dass man den Weg konsequent weitergeht und hart arbeitet. Das sieht man auch an Siegerinnen und Siegern der Junioren-WM, die im Weltcup auch nie richtig Fuss gefasst haben. Odermatt hat massgeblich dazu beigetragen, dass das Schweizer Team die Junioren-WM FEBRUAR 2020

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Aktiv // Hans Flatscher

2018 auf dem 1. Platz des Medaillenspiegels beenden konnte. Auch die Marc Hodler Trophy hat man gewonnen. Beide Wertungen konnte das Team auch 2019 für sich entscheiden. Inwiefern setzt dies dich und die Athleten unter Druck? Ich bin der Meinung, dass man sich Druck immer selber macht. Die letzte Junioren-WM in Val di Fassa war sehr speziell, weil die Medaillen von vielen verschiedenen Athleten geholt wurden. Auch heuer sind wir breit aufgestellt – wenn alles so spielt, wie wir uns das wünschen, können wir sehr erfolgreich sein. Aber natürlich muss unser Anspruch sein, dass wir als Skination Schweiz Medaillen holen. Aber ob das dann auch klappt, ist eine andere Geschichte. Wie hat sich durch die Erfolge der letzten beiden Jahre die öffentliche Erwartungshaltung ans Junioren-Team verändert? Die Erwartungen waren vor den zwei Jahren hoch und sie sind es auch jetzt noch. Aber so muss es auch sein. Wir investieren so viel in den Nachwuchssport, dass auch etwas dabei herausschauen muss. Ansonsten müssen wir über die Bücher.

Du hast von 2012 bis 2018 als Cheftrainer die Schweizer Ski-Frauen, allen voran Lara Gut-Behrami, an die Spitze geführt. Inwiefern lassen sich diese Erfahrungen auf die Jungen ummünzen? Es gibt vieles aus der Arbeit mit der Elite, das mir heute bei den Junioren hilft. Ich glaube zum Beispiel, gut abschätzen zu können, was wichtig ist und was nicht, welche Dinge man priorisieren muss, welche eher nicht. Das hilft mir dabei, den Fokus auf die Dinge zu legen, die entscheidend sind – im Moment und in Zukunft. Welche Unterschiede stellst du zwischen Junioren und der Elite fest? Beim Weltcup geht es klar ums Gewinnen. Dafür muss man enorm ins Detail gehen, den Fokus auf Sachen legen, die im Nachwuchs vielleicht noch nicht ganz so entscheidend sind. Allgemein stehen auf Stufe Nachwuchs die Ausbildung und die Entwicklung im Vordergrund. Was willst du nach der WM über deine Athletinnen und Athleten lesen und hören? Dass sie gut waren.

Ein Athlet soll also gemäss deiner Definition nach dem Rennen sagen können, er habe das Beste aus sich herausgeholt? Natürlich ist das zentral. Aber wenn am Ende trotzdem nichts dabei herausschaut, bin ich doch nicht zufrieden (lacht). Auf die Platzierung kommt es halt trotzdem an – das kann man nicht wegdiskutieren. RA MO N A H I RT

ALPINE JUNIORENWELTMEISTERSCHAFTEN IN NARVIK Die alpinen Junioren-Weltmeisterschaften finden in diesem Jahr zum 39. Mal statt und werden vom 5. bis 14. März 2020 im norwegischen Narvik ausgetragen. Seit 1982 kämpfen die Teilnehmenden nicht nur um Weltmeistertitel, sondern auch um die damit verbundene Qualifikation für das Weltcup-Finale der jeweiligen Saison. Startberechtigt sind in Narvik Athletinnen und Athleten mit den Jahrgängen 1999 bis 2003. Das Schweizer Team geht als Titelverteidiger in der Abfahrt der Männer und der Frauen sowie in der Alpinen Kombination der Frauen an den Start. Zudem konnte man an den Junioren-Weltmeisterschaften 2019 ebenfalls den Medaillenspiegel sowie die Marc Hodler Trophy für sich entscheiden. Für dieses Ranking werden jeweils die besten zwei Top-10Resultate jeder Nation in jedem Rennen addiert.

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Aktiv // Mein/e Lieblings ... // Killian Peier

ATHLET Killian Peier SPORTART Skispringen

… Schanze Bergisel und Wielka Krokiew

Ich habe eigentlich zwei Lieblingsschanzen. Zum einen ist das die Bergiselschanze in Innsbruck, wo ich an den nordischen Ski-Weltmeisterschaften im Februar 2019 meine Bronzemedaille gewonnen habe. Zum anderen finde ich Zakopane ganz cool. Die Stimmung ist immer der Hammer, und daher ist die Schanze dort auch eine von meinen Lieblingsschanzen.

… Essen Raclette

Mein Lieblingsessen ist Raclette – am liebsten zuhause bei meinen Eltern, am Cheminée und mit einem richtig schön grossen Käse. Das ist einfach mega lecker und sehr familiär.

… Ort in der Schweiz La Sarraz (VD)

Ich denke, mein Lieblingsort in der Schweiz ist einfach bei meinen Eltern zuhause in La Sarraz. Momentan bin ich viel unterwegs und geniesse daher die freie Zeit zuhause bei meinen Eltern umso mehr. Dort kann ich abschalten, die Natur geniessen und meine Freunde treffen.

… Song «Remember Me» von Danitsa

Aktuell ist dies mein Lieblingslied. Es ist ein Lied, das mir viel Selbstvertrauen gibt und mich pusht.

… App WhatsApp

Meine Lieblings-App auf meinem Smartphone ist ganz einfach WhatsApp. Da ich so viel unterwegs bin, kann ich dank der App ganz einfach mit der Familie, Freundin und Kollegen in Kontakt bleiben. AUF G E ZE I CH NE T : V E R A S C H Ä R FEBRUAR 2020

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FOTO: SWISS -SKI

«Mein/e Lieblings …»

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Aktiv // Engadin Skimarathon // Jürg Capol

LANGLAUF IST COOLER ALS NOCH VOR 30 JAHREN

Im norditalienischen Val di Fiemme ging Anfang Januar die prestigeträchtige Tour de Ski als Teil des LanglaufWeltcups zu Ende. Und auf nationaler Ebene läuft noch die Swiss-Loppet-Serie, die am 8. März mit dem Engadin Skimarathon abgeschlossen wird. Wie steht es allgemein um den Langlaufsport, fragten wir Jürg Capol. Der FISMarketingdirektor und Urheber der Tour de Ski gerät dabei ins Schwärmen, hält für Laien wie Profis nützliche Tipps bereit und verrät, welche Loipen er einzigartig findet.

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ach neun Tagen und sieben Etappen an drei Veranstaltungsorten ist am 5. Januar in Val di Fiemme im Trentino die 14. Tour de Ski zu Ende gegangen. Ins Leben gerufen wurde die Tour von Jürg Capol, dem die Idee dazu vor 15 Jahren bei einem gemeinsamen Saunagang mit der norwegischen Langlauflegende Vegard Ulvang gekommen ist. «Wir wollten Rennen mit verschiedenen Herausforderungen bieten,

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damit die unterschiedlichen Langlauftechniken in den Wettkampf einfliessen können», erklärt Capol und sagt, «die wahren Könige der Tour de Ski sind die Allrounder.» Dario Cologna etwa hat die Tour seit 2008/09 viermal gewonnen und lief drei weitere Male aufs Podest. Heuer erreichte er in der Gesamtwertung den 7. Rang. «Als mehrtägiger Event soll die Tour de Ski auch die Spannung und das Interesse für den Langlaufsport hochhalten», führt Capol aus, «ähnlich wie in einem Buch mit mehreren Kapiteln.»

«Hier hat es ein gutes Loipen-Angebot, und ich stehe sicher einmal pro Woche auf den Ski.» Er unternehme aber auch gerne Skitouren, «und wenn möglich laufe ich die Schlussetappe der Tour de Ski auf die Alpe Cermis mit.» Diese besonders steile Etappe, die ohne Felle genommen werden muss, löste im Vorfeld der ersten Tour de Ski in der Szene gelinde gesagt Kopfschütteln aus. «Aber heute ist es jeweils beeindruckend zu sehen, mit welchem Tempo die Langlauf-Cracks die Strecke zurücklegen», bemerkt Capol schmunzelnd.

Irrer Sprint auf die Alpe Cermis Jürg Capol war vor über 25 Jahren selber aktiver Langläufer und nahm u.a. 1987, 1989 und 1993 an den Weltmeisterschaften in Oberstdorf, Lahti und Falun teil sowie 1988 und 1994 an den Olympischen Winterspielen in Calgary und Lillehammer. Der 64-Jährige ist in Chur aufgewachsen und war danach lange im Oberengadin im Tourismus tätig, bevor er 2003 zum Internationalen Skiverband FIS kam, wo er neun Jahre Langlauf-Renndirektor war. Seit dreieinhalb Jahren ist er FIS-Marketingdirektor und wohnt heute mit Frau und zwei Kindern in Sargans.

Gut für Körper und Geist «Das Besondere am Langlauf ist, dass der ganze Körper – vom Kopf über die Arme und Lunge bis zu den Beinen – gebraucht wird», hält Jürg Capol fest. Langlauf tue allen gut, und es sei dieser Mix aus Kraft, Technik und Kopfarbeit, der den Sport interessant mache. «Alle, die Langlauf betreiben, finden irgendwo, ob im Gewichtseinsatz oder in der Balance, ihre Stärken, und der Sport fordert einen auch, seine Schwächen zu stärken», philosophiert Capol. Nicht zuletzt sei Langlauf auch ein Naturerlebnis und führe einen in wunderschöne


NOCH VIER VOLKSLÄUFE BIS ZUM ENGADINER Die Swiss-Loppet-Serie umfasst die elf grössten Volkslanglaufrennen der Schweiz und startete diese Saison am 29. Dezember 2019 mit dem Attraverso Campra auf der Südseite des Lukmanierpasses, dem einzigen Volkslauf im Tessin. Aktuell stehen noch fünf Läufe auf der Agenda: Am Sonntag, 9. Februar 2020, wird der 52. Einsiedler Skimarathon, ein Halbmarathon über 25 km, ausgetragen. Am Tag zuvor findet als beliebter Plauschevent bereits der Schafbock-Loppet statt. Der Franches Nordique wirbt mit «ambiance welsche» und startet am 16. Februar. Er führt von Les Breuleux aus im Skating-Stil je nach Kategorie über Strecken von bis zu 30 km durch die Wälder der Freiberge. Der 48. Internationale Gommerlauf am 23. Februar ist der Hauptlauf des Langlaufwochenendes im Wallis und führt mit Start und Ziel in Ulrichen in freier Technik über 42 Kilometer durchs Obergoms. Der Mara im Waadtländer Jura feiert am 1. März seine 50. Auflage und ist einer von zwei Läufen der Serie, die im klassischen Stil ausgetragen werden. Am Tag zuvor steht die Hauptstrecke auch für Skating zur Verfügung. Und am 8. März beendet der legendäre Engadin Skimarathon über die gefrorenen Seen von Maloja bis S-chanf die diesjährige Swiss-Loppet-Serie (siehe separaten Kasten).

FOTOS: ZVG.

Infos unter www.swiss-ski.ch/events/swiss-loppet/

Landschaften, ohne Anstehen vor dem Lift, unabhängig und als eigener Motor. Im letzten «Snowactive» erzählte die SwissLoppet-Läuferin Barbara Steinbacher, dass Langlauf aus ihrer Sicht beliebter geworden sei. «Das finde ich auch, und bezüglich Alter, Geschlecht und Erfahrung sind heute auch der Mix der Leute sowie das Equipment vielfältiger», ergänzt Capol. «Die Entwicklung hat grosse Sprünge gemacht, etwa mit der Einführung der Skating-Technik 1985, und es ist heute viel cooler zu langlaufen als noch vor 30 Jahren.» Die Popularität des Langlaufens hänge allerdings auch von der Schneemenge in den Niederungen, der Dauer, wie lange der Schnee liegen bleibt oder vom Pisten-Angebot im

MIT DEM ZUG DIREKT AUF DIE LOIPE

Unterland ab. Und Capol machte ebenfalls eine interessante Beobachtung: «Ich schätze, knapp die Hälfte der Leute auf den Loipen sind Frauen, an Wettkämpfen machen sie allerdings nur etwa einen Viertel aus.» Damit der Spass nicht auf der Strecke bleibt Wer mit Langlauf beginnen will, dem empfiehlt Jürg Capol in jedem Fall, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen. «Es ist auch gut, wenn es einem jemand zeigen und Tipps geben kann, denn alleine lernt man sich vieles falsch an.» Kinder seien da viel intuitiver, während kopflastige Erwachsene mehr Tipps bräuchten. «Man sollte es systematisch angehen, damit der Spass auch langfristig anhält», rät Capol. Bezüglich Skigebiete oder Volksläufe der SwissLoppet-Serie hat Jürg Capol allerdings keine eigentlichen Favoriten. «Aus landschaftlicher Sicht finde ich die Juraläufe einzigartig», erklärt Capol. Grosse Events wie der Engadiner seien zwar beeindruckend, doch nicht alle wollten Volksläufe laufen, «und es gibt viele schöne Langlaufgebiete. Es ist auch schön, immer wieder neue Angebote kennenzulernen.» S T E FA N K A I S E R

Der Engadin Skimarathon ist die grösste Langlaufveranstaltung der Schweiz und die zweitgrösste weltweit. Im Schnitt nehmen rund 13 000 Läuferinnen und Läufer daran teil, sodass daraus ein gigantisches viertägiges Volksfest entstanden ist. Im Rahmen des Skimarathons, der heuer zum 52. Mal ausgetragen wird, wurden im Lauf der Jahre weitere Läufe etabliert: So findet heuer auch der 21. Engadin Frauenlauf, der 13. Engadin Halbmarathon sowie der 4. Engadin Nachtlauf statt. Von dieser Entwicklung hätten die Gründer nur träumen können. Als in den 1960er-Jahren das Langlaufen einen Boom erlebte, wurde im Oberengadin bereits die Idee für einen Volksskilauf diskutiert. Der St. Moritzer Sporthändler und ehemalige Skirennfahrer Albert Scheuing gilt als geistiger Vater des Engadin Skimarathons, der 1969 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Damals waren 945 Läufer am Start, und bereits zehn Jahre später war die Teilnehmerzahl auf über 10 000 angewachsen. Nur 1991 konnte der Skimarathon wegen eines Wärmeeinbruchs nicht durchgeführt werden. Heute wird hauptsächlich im freien Stil gelaufen, lediglich sechs Prozent der Teilnehmenden laufen noch in der klassischen Technik. Eine wichtige Neuerung war beispielsweise 1998 die Verlegung des Ziels von Zuoz nach S-chanf, wodurch die grosszügig gestaltete Militäranlage für den Anlass optimal genutzt werden konnte. Gleichzeitig schuf die Rhätische Bahn die legendäre Haltestelle «S-chanf Marathon», womit das Rennen nun über einen eigenen Bahnhof direkt an der Strecke verfügt. Seit 2000 ist im Startgeld auch das Zugbillet der RhB inbegriffen, weshalb heute viele Teilnehmende auch mit dem Zug anreisen. 13 Personen haben an allen ausgetragenen Skimarathons teilgenommen, 100 weitere waren mindestens 40 Mal dabei. Sie werden als «Giubiliers» bezeichnet und tragen auf der Startnummer einen goldenen Lorbeerkranz. www.engadin-skimarathon.ch

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Aktiv // «Raiffeisen Erika Hess Open»

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Aktiv // «Raiffeisen Erika Hess Open»

Erika Reymond-Hess

Back to the roots M E H R ALS IH R HALBES LEBEN WOHN T DI E OB -NI DWALDNE R I N E R I KA R E Y MOND-H E S S I N D E R W E L S C H E N SCH WEIZ. IHRE WURZ ELN HAT S I E AB E R NI E VE R GE S S E N. I N I H R E R H E I MAT H AT S I E DAS SKIFAHREN GELERNT UND AUCH IHRE ERSTEN SPORTLICHEN ERFOLGE ERZIELT. IHR

FOTOS: ERIK VOGELSANG, B &S

TRADITIONELLES «RAIFFEISEN ERIKA HESS OPEN» AN DREI ORTEN IM WAADTLAND UND UNTERWA L L IS W Ü NSC HT SIE SICH VON N ÄCHST E R SAI S ON AN AU C H I N I H R E H E I MAT E N G E L B E RG V E R P F L ANZE N ZU KÖN N EN . « N ATÜRLIC H W I E I MME R MI T ME I NE M MANN JAC QU E S . W I R S I N D BE I A L L E N U NSE REN PROJEKTEN IMMER ALS T E AM U NT E RW E GS . »

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Aktiv // «Raiffeisen Erika Hess Open»

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eit bald 27 Jahren wohnt die Familie Reymond-Hess in St-Légier oberhalb von Vevey in einem wunderschönen Landhaus. Erika Reymond-Hess bezeichnet St-Légier als ihre zweite Heimat. Sie sah hier ihre drei Söhne aufwachsen; in diesem Teil der Schweiz hat sie viele neue Freunde gewonnen und fühlt sich nach wie vor wohl. Trotzdem zieht es sie immer wieder nach Obwalden, da wo ihre angestammten Wurzeln sind. Sie ist deshalb auf Tuchfühlung gegangen mit örtlichen Skiclubs, Verantwortlichen und Direktion der Bergbahnen, um ihr Erika Hess Open für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihre erste Heimat zu bringen. Sie lacht: «Die Zeichen dafür stehen gut.» Die «Späher» der Skiclubs nehmen an den drei Austragungsorten in der welschen Schweiz einen Augenschein von diesem Event, der seit bald 23 Jahren durchgeführt wird. Auftakt in les Diablerets Den Auftakt in diesem Jahr ist Les Diablerets am 19. Februar, mit einem Nachtrennen. Damit kommt es bereits zur zehnten Austra-

gung. Das zweite Rennen findet am 7. März in Les Pléiades statt und jährt sich zum 20. Mal. Les Pléiades liegt oberhalb von St-Légier, Hausberg von Vevey. Das Skigebiet verfügt auf einer Höhe von knapp 1400 Metern über eine kleine, aber feine Skiinfrastruktur. «Dieser Berg ist auch erreichbar mit einer Zahnradbahn, welche ich von zu Hause in nur zwei Minuten erreichen kann», schmunzelt Erika ReymondHess. La Fouly oberhalb von Martigny ist die dritte und letzte Station des «Erika Hess Open» (14. März 2020). Zum 23. Mal notabene. An diesem wunderschönen Ort haben die Kinder von Erika und Jacques das Skifahren gelernt. Das «Erika Hess Open» mit Raiffeisen als Hauptsponsor, ist eine gelungene Mischung von einem Plauschrennen mit Wettkampfcharakter. Das gilt vor allem für Jugendliche, die den Riesenslalomparcours ambitionierter in Angriff nehmen, aber auch für die 3- bis 5-Jährigen die auf einem Mini-Lauf starten sowie die Erwachsenen ohne Altersbeschränkung. Ein kleines Skidorf mit Spiel und Animation sowie Verpflegungsmöglichkeiten

verspricht einen ausgefüllten Skitag – zu einem überaus guten Preis. Kinder bezahlen 20, Erwachsene 25 Franken fürs Startgeld inklusive Skiticket. Region der Riviera mit zehn Gemeinden Die Organisation wird durch Skiclubs oder einheimisches OK sichergestellt. «Ziel ist, dass der Anlass sich selbst finanziert, und der Gewinn an die Nachwuchsförderung geht», erklärt die

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Aktiv // «Raiffeisen Erika Hess Open»

center in Les Diablerets – gezählte 14 Jahre. Auf der abgesperrten Piste konnten viele Nachwuchstalente, aber auch die Teilnehmer am «Grand-Prix Migros», an Regional- und FISRennen jeweils von hervorragenden Bedingungen profitieren. Ausserdem stand ein Container für Material und ein Clubhouse jeweils zur Verfügung. «Wir haben dieses Center mit Freude und Begeisterung geführt», sagen die beiden.

Schirmherrin. Zugelassen zum Start werden maximal 350 Skifahrerinnen und Skifahrer. Die Infrastruktur ist beschränkt, und somit auch das Teilnehmerfeld. Das Zielgelände wird von mindestens 500 bis 1000 Leuten bevölkert. Die Region der Riviera umfasst 80 000 hier lebende Personen. «Die Freude an diesem generationenübergreifenden Event ist ungebrochen», sagt Erika Reymond-Hess. Bis vor Kurzem führten Erika und Jacques auch ein Trainings-

Neue Herausforderungen Tempi passati. Erika Reymond-Hess freut sich nun umso mehr auf ein mögliches Engagement in ihrer früheren Heimat. Sie erinnert sich noch gut an ihre Jugendzeit im Skiclub Bannalp, wo sie von den Kentnissen ihrer Tante Annemarie Hess-Waser viel profitieren konnte. Dank ihrem grossen Talent übersprang sie gleich mehrere Trainingsgruppen und landete bekanntlich schon früh in einem nationalen Kader. Ihre Erfahrungen haben dann Erika und Jacques später mit eigenen Skicamps in Zermatt und Saas-Fee sowie Les Diablerets

weitergegeben. In 30 Jahren habe man gegen 20 000 Teilnehmer gezählt. Nun wollen sie ihren Fokus auf das «Raiffeisen Erika Hess Open» im Welschland wie in der Innerschweiz setzen. Damit der Grundgedanke künftig erhalten bleibt, haben Erika und Jacques Reymond-Hess einen Verein gegründet, um gewisse Richtlinien verbindlich festzulegen. Auch wenn Erika einen Schritt «back to the roots» macht, so wird ihre zweite Heimat auch künftig im Welschland sein. Ihr Ehemann Jacques präsidiert die Gemeindeversammlung von St.-Légier, und im Frühling fällt in den Gemeinderäten von St-Légier und Blonay ein erster Vorentscheid über eine mögliche Fusion der beiden Gemeinden, die zusammen 12 000 Einwohner vereinen. Und Grosseltern sind sie seit ein paar Monaten auch. Der älteste Sohn, Fabian, und seine Frau Delphine haben Enkelin Chloé zur Welt gebracht. Ab und zu stehen die beiden ehemaligen Skicracks als Hütehilfe zur Verfügung. J O S E PH W E I B E L Weitere Infos: www.erikahessopen.org

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HOTEL GRISCHA – FRÜHLINGSSKIFAHREN FÜR AKTIVE UND GENIESSER Davos ist bekannt für tolle Schneebedingungen bis weit in den Frühling hinein. Hier können Schneesportfans den Winter wunderbar verlängern und sich beim Frühlingsskifahren nochmals so richtig auspowern. Das Hotel Grischa liegt direkt neben der Talstation der Davoser Jakobshornbahn und ist mit seinem durchdachten Angebot für Wintersportler das perfekte Basislager für tolle Schneesporterlebnisse. HIER WERDEN WINTERSPORTLER GLÜCKLICH Mit seiner zentralen Lage direkt neben den Jakobshornbahnen ist das Hotel Grischa die perfekte Wahl für alle, die möglichst schnell auf der Piste sein und gleichzeitig mitten im Herzen der pulsierenden Feriendestination Davos wohnen möchten. Das grosszügige 4-Stern-SuperiorHaus ist ganz auf die Bedürfnisse anspruchsvoller Wintersportler ausgerichtet – von der idealen Lage über den grosszügigen Stauraum in den Zimmern bis hin zum modernen Skiraum mit Schuhföhnen und neuer Wachsstation mit Wachskoffer.

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Aktiv // Skiclub Riederalp

SKICLUB RIEDERALP VIELSEITIG UND KOOPERATIV Der seit 85 Jahren bestehende Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Das Hauptaugenmerk gilt unverändert der Jugendförderung – wobei es im Nachwuchsbereich zwei Besonderheiten gibt. Seine Existenz sichert sich der Club, den die Tradition und der Zusammenhalt auszeichnen, mit einem Engagement im Sommer.

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einen Ursprung hat der Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp im Skiclub Riederhorn, welcher am 16. Dezember 1934 von einigen sportbegeisterten jungen Männern gegründet wurde. Wie früheren Schriften zu entnehmen ist, beeinträchtigen die Wirren des Zweiten Weltkrieges die Aktivitäten des Clubs in keiner Weise. 15 Jahre nach dem Skiclub Riederhorn entstand in Greich der Skiclub Blausee. Dieser organisierte jeweils das Blausee-Derby mit Start auf dem Blausee und Ziel in Greich respektive später auf der Riederalp. Der Skiclub Riederhorn richtete derweil das RiederhornDerby aus. Beide Anlässe hielten sich über Jahrzehnte im Oberwalliser Veranstaltungs-

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kalender und erfreuten sich grosser Beliebtheit. Schneevolleyball und Älplerfest Dies waren indes nicht die einzigen Rennen, welche die zwei Skiclubs erst einzeln und nach der Fusion 1990 zum Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp gemeinsam durchführten. Mehrmals veranstalteten sie Schweizer- und Walliser-Meisterschaften, Ausscheidungen des Grand Prix Migros, die Eurovisions-Winterspiele (Skirennen für Medienschaffende aus dem Eurovisions-Raum) und Strassen-Weltcuprennen. «Bei dieser Volksabfahrt waren in den Anfängen fast immer bekannte WeltcupFahrer am Start», weiss Club-Präsident Chris-

toph Golob. Höhepunkte aus organisatorischer Sicht in diesem Winter bilden am 9. Februar zwei Combi-Race innerhalb des FMV-Cups und am 4. April die Durchführung der Snow Volley Tour auf der Riederalp. Das finanzielle Standbein des Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp bildet auch heuer das traditionsreiche, seit 1943 ausgetragene Älplerfest mit Feldgottesdienst, Festumzug, Ländlermusik und Tanz auf der Riederalp. Fast 90 Jahre Altersunterschied Im Vergleich zu einer Vielzahl anderer Ski- und Sportclubs darf der Skiclub Aletsch Riederalp auf eine recht konstante Entwicklung der Mitgliederzahl blicken. 1990 und somit im


Aktiv // Skiclub Riederalp

Wohin richtet sich der Blick dieser zwei Club-Mitglieder wohl?

Der Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp organisiert das Älplerfest und hat auch selber einen Auftritt.

Sepp Bürcher, André Zurschmitten, Fabian Kummer, Mario Summermatter und Hedy Blumer-Bürcher dem Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp zu manchem Erfolgserlebnis.

FOTOS: ALET SCH ARENA / Z VG.

Die Mädchen und Knaben der JO-Abteilung sind gut gelaunt und motiviert.

Fusionsjahr lag sie bei 410, zehn Jahre später bei 338 und aktuell inklusive der JO-Angehörigen bei 368. Knapp ein Fünftel entfällt auf die Nachwuchsabteilung. Der Altersunterschied zwischen dem jüngsten und dem ältesten Mitglied beträgt knapp 90 Jahre. Über den grössten Bekanntheitsgrad verfügt zweifelsfrei der legendäre Riederalp-Hotelier Art Furrer. Die Farben des Ski- und Sportclubs Aletsch Riederalp auf der Weltbühne vertrat Lilian Kummer und somit eines von etwa 150 weiblichen Mitgliedern. Die herausragenden Ergebnisse der einstigen Riesenslalom-Spezialistin bildeten der vierte Rang an den Weltmeisterschaften 2001 in St. Anton und der Weltcupsieg im gleichen Jahr in Lienz. Vor ihr verhalfen

Gute Zusammenarbeit Der Weg auf die grosse Bühne beginnt stets in der Nachwuchssparte, wo der Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp sechs Trainingsgruppen anbietet: je zwei im Alpin- und Freestyle-Bereich sowie in der Mini-JO (Jahrgänge 2012 und jünger). Dabei arbeitet er eng mit den Skilehrern der Schneesportschulen zusammen. «Dadurch können wir Synergien nutzen, notwendiges Fachwissen generieren und angehende Schneesportlehrer motivieren, auch in den Nachwuchs zu investieren», erklärt Christoph Golob. Für sie sei es wichtig, den Kindern die Leidenschaft zum Schneesport weiterzugeben und diesen, wie auch die entsprechenden Aktivitäten, gezielt zu fördern. Dies tut der Ski- und Sportclub Aletsch Riederalp ebenfalls innerhalb der eigenen Renngruppe. Sie ist für Kinder gedacht, welche ihre Renntechnik verbessern, aber nicht unbedingt an Wettkämpfen teilnehmen möchten. Mädchen und Knaben, die sich an den Rennen der Valais Trophy und des FMVCups beteiligen, gehören der Aletsch-Renngruppe an.

Eggishorn und umfasst momentan 40 Mädchen und Knaben. Jeder Club stellt einen Trainer, abwechslungsweise wird auf einer der drei Alpen trainiert. «Dadurch ist der Aufwand für die einzelnen Clubs kleiner, und die Kinder profitieren von den unterschiedlichen Skipisten», so Christoph Golob. Talentierten Nachwuchsfahrerinnen und -fahrern wollten sie natürlich alle Möglichkeiten bis zum Eintritt in die regionalen Kader bieten. Übrigens: Die Trainings des Ski- und Sportclubs Aletsch Riederalp besuchen regelmässig verschiedene Persönlichkeiten. So zum Beispiel der ehemalige Skiprofi Daniel Albrecht (2007 Weltmeister in der Super-Kombination, Vize-Weltmeister im Riesenslalom und Dritter mit dem Schweizer Team im Team-Wettbewerb) und der Ex-Ski-Freestyler Yannic Lerjen (WM-Dritter in der Halfpipe 2015). Kostenfreier Ausflug Als überaus wichtig erachten die Zuständigen des Ski- und Sportclubs Aletsch Riederalp ein familiäres Clubleben. Entsprechend bieten sie als Dankeschön für die Mithilfe an den verschiedenen Anlässen jährlich einen kostenfreien Ausflug für Gross und Klein an. Selbstverständlich ist die zehnköpfige Führungscrew gewillt, auch künftig ein reges Clubleben zu organisieren und für positive Schlagzeilen des Ski- und Sportclubs Riederalp zu sorgen. A N I TA F U C H S

Gute Kooperation Diese ist eine Kooperation zwischen den Skiund Sportclubs der Riederalp, Bettmeralp und FEBRUAR 2020

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Service // Tourismus direkt // Urs Kessler

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Service // Tourismus direkt // Urs Kessler

Urs Kessler: Immer einen Schritt voraus «Denken ohne Schranken» – das Losungswort eines Mannes, der nicht nur mit eigenen Beinen und Füssen allen immer einen Schritt voraus ist, sondern auch gedanklich. Er träumte schon lange von einer modernen und effizienten Bahn, die im Winter die Menschen schnell und sicher ins Skigebiet der Jungfrau Region, und in der schneelosen Zeit die Touristen aus der ganzen Welt ebenso geschwind und hoher Wirkkraft auf das «Jungfraujoch – Top of Europe» bringt. Der Traum heisst «V-Bahn», der Mann hört auf den Namen Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen. Der Traum ist bald Wirklichkeit.

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Service // Tourismus direkt // Urs Kessler

Herr Kessler, die V-Bahn ist vor der Vollendung, die legendäre Winterendveranstaltung SnowpenAir vor seiner letzten Runde. Das kommt nicht überraschend, ist der Entscheid endgültig? Urs Kessler: Die Idee vor über 20 Jahren war, die Saison zu verlängern und zu beweisen, dass auch im Frühling noch Top-Schneeverhältnisse in der Jungfrau Region herrschen. Das ist uns gelungen – ausnahmslos. Gewöhnlich setzt man mit einer runden Zahl den Schlusspunkt. Nun ist nach 23 Jahren Schluss. Nicht gewollt. Natürlich. Aber es ist ein Kompromiss, bei dem wir die Wichtigkeit der neuen Bahn entsprechend in die Waagschale gelegt haben. Der Entscheid ist endgültig. Richtig ist auch, dass wir andere Standorte geprüft haben. Es gibt keine befriedigende Alternative. Deshalb schliessen wir diese Erfolgsgeschichte mit einem zweitägigen musikalischen Feuerwerk ab. Ein Kostenfaktor war das SnowpenAir nie? Wenn Sie die Finanzierung ansprechen, so lautet die Antwort: Nein. Das SnowpenAir war ein eigenes Profitcenter und nie von den Jungfraubahnen quersubventioniert. Darauf bin ich stolz. Beim Start 1998 waren Florian Ast und Gotthard auf der Bühne und 3000 begeisterte Zuschauer im Schnee-Stadion. Zur letzten Austragung erwarten Sie rund 10 000 Zuschauer, so viel wie die letzten Jahre auch. Hand aufs Herz: Einfacher ist das Engagement von Künstlern wohl nicht geworden? Die Gagen sind in den letzten Jahren förmlich explodiert und haben unser Budget immer weiter in die Höhe getrieben. Dieses Jahr stehen 2,3 Millionen Franken auf der Einnahmen- und Ausgabenseite, 1,3 Millionen davon wenden wir für Gagen auf. Die Namenliste mit Top Acts ist lang; wen haben Sie sich immer gewünscht und nie engagieren können? Tina Turner. Sie hätte den Eiger zum Beben gebracht. Und Bruce Springsteen. Das hätte allerdings unser SnowpenAir-Budget bei Weitem gesprengt. Schnee, Sonne und Spass. Das sollte bei dieser Saisonendveranstaltung zum Ausdruck kommen. Der Schnee war, der Spass auch. Und die Sonne? In den sechs ersten Jahren hat es immer geschneit. Eigentlich beste Werbung, aber bei einem Openair will man auch die Sonne sehen. In der Folge war uns das Wetter aber immer günstig gestimmt. An welches SnowpenAir erinnern sie sich besonders gerne? 48

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Vor vier Jahren plagte uns der Guggi-Föhn und am Freitagabend war noch nicht sicher, ob das Konzert stattfinden kann. Wir haben den Top Act mit Fanta 4 um 30 Minuten verkürzt und damit richtig gepokert. Welche Austragung möchten Sie lieber vergessen? Die Liste der Spezialwünsche von Scorpions war wesentlich länger als der Auftritt selber. So etwas habe ich weder vor- noch nachher je wieder erlebt. Der Grund für das Ende des SnowpenAirs ist ein offenes Geheimnis. Der von Ihnen angesprochene Kompromiss resultiert aus einer Abmachung mit einem Hotelier auf der Kleinen Scheidegg. Richtig. Ihm passt dieser Anlass überhaupt nicht. Er betreibt sein Hotel während sechs Monaten im Jahr, mit einer durchschnittlichen Auslastung von 25 Prozent; gleichzeitig huldigt er in Trümmelbach bei Lauterbrunnen dem Massentourismus. Seine Abneigung begründet er mit dem primitiven und einfältigen Publikum, das er nicht länger dulde auf der Kleinen Scheidegg. Jeder Zuschauer, der das SnowpenAir einmal besucht hat, kann aus dieser Aussage die eigenen Schlüsse ziehen ... Immerhin: Damit konnten Sie eine von zuletzt 17 Einsprachen abhaken. Haben Sie überhaupt noch Nerven? (Lacht). Sie sind nach wie vor aus Stahl. Es ist indes zermürbend, dieser Verhinderungspolitik entgegenzuhalten. Es ist legitim und in

unserem Land rechtens, sich gegen ein Projekt auszusprechen. Es gilt die Vor- und Nachteile abzuwägen. Ganz gewiss. Man kämpfe der Sache wegen, wurde versichert. Letztlich ging es allen ums Geld. Und der «älteste Oberländer», die Missgunst, spielt auch immer mit. Ihre Argumente hatten letztlich mehr Gewicht. Was antworten Sie Interessierten auf die Frage, was für die V-Bahn spreche? Die Antwort ist einfach und klar. Wir erzielen 30 bis 67 Millionen Franken zusätzliche Wertschöpfung, zwei bis drei Millionen mehr Steuereinnahmen für Grindelwald und voraussichtlich 180 bis 590 neue Arbeitsplätze. Ich schätze, die Zahl wird letztlich etwa in der Mitte liegen. Die «grüne Welle» ist spätestens seit den letzten eidgenössischen Wahlen in unserem Land angekommen. Wie argumentieren Sie bei den grünen Politikern? Unsere Ausrichtung auf den öffentlichen Verkehr war von Beginn weg ein klares Bekenntnis. Der ÖV hat Zukunft, das ist keine Parole, sondern Tatsache. Eine halbe Million


Service // Tourismus direkt // Urs Kessler

Die Überproduktion verkaufen wir, im Winter erwerben wir die zusätzlich benötigte Energie auf dem freien Markt. Wir rekuperieren ausserdem Strom mit unseren eigenen Zügen aufs Jungfraujoch. Mit drei talwärts fahrenden Wagenkompositionen gewinnen wir die nötige Energie zurück, um eine Bahn nach oben zu befördern. Der Anteil des Stromverbrauchs von allen Seilbahnen und Beschneiungsanlagen beträgt übrigens 0,27 Prozent vom Gesamtstromverbrauch in der Schweiz. Als «Stromfresser» kann man uns wahrlich nicht bezeichnen.

URS KESSLER IM PORTRÄT Geboren 27.1.1962 Zivilstand verheiratet Beruf Dipl. Betriebsdisponent Eidg. dipl. Marketingleiter Unternehmensführung Heutige Funktion Direktor Jungfraubahnen Hobbies Fussball, Fitness und Golf Was ich besonders mag Zeit mit der Familie Was ich gar nicht mag Gärtlidenken

Schweizer haben ein Generalabonnement, über 2,2 Millionen ein Halbtaxabonnement – Tendenz steigend. Aus dieser Erkenntnis ist ein Bahnanschuss beim Terminal in Grindelwald Grund entstanden. Bund und Kanton haben sich daran mit 7,7 Millionen Franken beteiligt.

FOTOS: MA SSIMO LANSINI , B&S

Sie reisen seit Jahrzehnten um die halbe Welt für die Jungfraubahnen. Der Terminal in Grindelwald erinnert stark an einen Flughafen-Terminal. Haben Sie sich vor allem auf diesen Reisen inspirieren lassen? «Experience is the hardest kind of teacher.» Ich lerne aus Erfahrung. Ich habe viel Gutes auf meinen Reisen gesehen und daraus die entsprechenden Schlüsse gezogen. Dafür dürfen wir uns nicht zu schade sein – in der Schweiz nicht, im Berner Oberland schon gar nicht. Reiten wir noch einmal auf der grünen Welle, weil es so aktuell ist: Seilbahnen brauchen Energie, Schnee produzieren auch. Diesen Aspekt wird man Ihnen gerne immer wieder vor die Augen führen? Wir sind Selbstversorger mit einem Fliesskraftwerk, das vor allem im Sommer produktiv ist.

Die Jungfraubahnen setzen seit Jahren erfolgreich auf asiatische Märkte. China scheint der prosperierende Markt schlechthin. Man redet von 300 Millionen Skifahrern, die dieses Land dereinst generieren soll. Stimmt das? Die Zahl ist natürlich viel zu hoch gegriffen. Das Potenzial ist aber riesig und dürfte sich vielleicht bei knapp zehn Prozent der genannten Zahl einpendeln. Es gibt aber auch wachsende Märkte in europäischen Ländern. Diese Erkenntnis wird bei unserer Marktbearbeitung eine wichtige Rolle spielen. Der Wintersport in der Schweiz wird immer mehr zu einem hartumkämpften Markt. Ihre Strategie ist klar: Sie wollen darin eine wichtige Rolle spielen? Wir wollen grundsätzlich zwölf Monate stark sein – und dazu gehört der Wintersport. Wir haben allerdings nur noch in der Challengue League gespielt oder waren das Schlusslicht in der Super League. In Zukunft wollen wir Teil der Champions League sein. Mit der V-Bahn ist dieses Ziel realistisch und unabdingbar. Denn in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Entweder man gehört zu den Besten, oder geht unter. Alleine der Skisport wird aber nicht ausreichen, um ganz oben mitzuspielen? Für die Jungfraubahnen gilt seit jeher der Anspruch, während des gesamten Jahres oben mitzuspielen. Der Wintersport wird in Zukunft multioptionaler. Das heisst, wir müssen auf allen Ebenen eine Top-Infrastruktur bieten. Daran arbeiten wir. Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen, sondern oberste Maxime ist ein hoher Qualitätsstandard. Den erreichen wir mit einer perfekten Infrastruktur und einer Limitierung der täglichen Transporte, die wir im Wintersport bei den Sportpässen auf 17 800 Personen im Tag ansetzen werden. Trotzdem, die V-Bahn bringt mehr Leute. Kann die Region genügend Unterkunftsmöglichkeiten bieten? Es war von Anfang an klar, dass Investoren nur dann auf den Bau von neuen Hotels setzen,

wenn die V-Bahn realisiert werden kann. Zwischenzeitlich wissen wir, dass alleine in Grindelwald in den nächsten Jahren 800 bis 1000 zusätzliche Hotelbetten geplant sind. In Österreich spült der Staat viel Geld in den Tourismus. Diese Vorgehensweise vergisst man im Tourismusland Schweiz ab und an. Sie auch? Für mich ist das der falsche Ansatz. Wenn der Staat oder einzelne Orte in den Tourismus investieren, so setzt das falsche Anreize. Ich bin ein Verfechter der Marktwirtschaft. Geld, das man mit eigener Kraft verdient, setzt man bewusster ein. Zum Schluss drei Stichworte, dazu drei kurze Antworten: Greta Thunberg? Ein Hype, der funktioniert. Pensionierung? Für mich ist das noch kein Thema. In erster Linie steht für mich die Entwicklung der V-Bahn im Vordergrund. Wenn sie den Breakeven-Point erreicht hat, ist es noch früh genug, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Wunsch-Gast an der Eröffnung der V-Bahn? (Lacht). Wenn ich wünschen darf, dann hätte ich gerne den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping auf der Gästeliste. J O S E PH W E I B E L

DIE V-BAHN IN KÜRZE Der Spatenstich 3. Juli 2018 Betriebsbeginn der Männlichen Bahn 14. Dezember 2019 Einweihung Eiger-Express und Terminal 12. Dezember 2020 Gesamtprojektkosten 470 Millionen Franken Kapazitäten Männlichenbahn 1800 Personen/Stunde (bisher 900); Fahrzeit: 19 Minuten; 10 Sitzplätze pro Gondel Eigerexpress 2200 Personen/Stunde; Fahrzeit 15 Minuten; 26 Sitzplätze pro Gondel; Parkhaus Über 1000 Parkplätze mit direktem Zugang zum Terminal Reisezeitverkürzung Jungfraujoch und Skigebiet: durchschnittlich 47 Minuten Spezielles Grindelwald-Terminal mit Geschäften, Bistro, Skidepots und direktem Zugang zur ÖV-Station der Berner-Oberland-Bahn; separate Zugänge für Gruppen- und Einzelreisende. www.jungfrau.ch

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Service // Industrie persรถnlich // Peter Egger

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Service // Industrie persönlich // Peter Egger

Carven auf Ski und Snowboard, eine Schlittenabfahrt und zum krönenden Abschluss noch eine Schneeschuhwanderung – alles an einem Tag und vor Ort organisiert. Ist das möglich? Ja. Mit INTERSPORT Rent-Network. Das spezielle Netzwerk gibt es seit 19 Jahren. Zehn Sportgeschäfte in der Jungfrau Region sind darin vereint. Das Produkt in dieser Form ist einzigartig in der Schweiz. Hinter der innovativen Idee steckt ein Name: Peter Egger. Geschäftsführer von fünf Standorten im EigerDorf.

Peter Egger BernerOberländer«Gring» D

STECKBRIEF PETER EGGER

FOTOS: MA SSIMO LANSINI , B&S

Geburtsdatum 15. Oktober 1957 Beruf Mechaniker Heutige Funktion Geschäftsführer Intersport Rent-Network Jungfrau Region AG Hobbies Jagen, Skifahren, Wandern

ie Tage des Geschäftsstandorts an der Grundstrasse 31 in Grindelwald sind gezählt. In gut 300 Tagen stehen die 20 Mitarbeitenden von Sportfachmann Peter Egger in einem nigelnagelneuen Verkaufsgeschäft, auf einer Fläche von 470 Quadratmetern – das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Diesen Umzug tut er sich gerne an. Peter Egger, 62, ist seit 1978 im Sportfachhandel tätig. Der Start in einer Baracke in Grindelwald-Grund, zusammen mit dem ehemaligen Skifahrer René Berthod, gestaltete sich anfänglich eher schwierig. Im Geschäft mit der bescheidenen Dimension von drei Mal acht Metern war es eng und der erste Jahresabschluss wenig erfreulich; im zweiten Jahr resultierte immerhin ein Gewinn von 125 Franken. Start mit den Berthod-Brüdern Heute würde man ihn Pionier nennen, den Peter Egger. Er hatte eine gute Nase und war

damit andern meist eine Länge voraus. Die anfänglichen Startschwierigkeiten während dem gemeinsamen Unternehmertum mit dem Brüderpaar Berthod (Martin war auch kurze Zeit mit dabei) und später im Alleingang, waren schnell vergessen. In seinem kurzen Leben war er beruflich bereits vielfältig unterwegs gewesen und war, wie so mancher damaliger Zeitgenosse, mit einem Berner-Oberländer-«Gring» ausgestattet. Er steckte nie zurück und schon gar nicht den Kopf in den Sand. Er war ehrgeizig und schnell einmal erfolgreich. So sehr, dass sich die Mitbewerber ärgerten und ihn bei den Lieferanten anschwärzten und dreist behaupteten, er sei nicht liquid. Das hatte die anfänglich unangenehme Folge, dass er Ware nur gegen Barzahlung erhielt. Neid und Missgunst spornten ihn an. So sehr, dass er sich auf seine Art «rächte». Montana Sport in Stans brachte die erste Steinschleifmaschine auf den Markt. Peter Egger hörte davon, reiste in die Innerschweiz und kaufte eine – an die Bedingung geknüpft, dass er mit dieser Maschine in der Jungfrau Region mindestens für ein Jahr Exklusivität geniesst. Die Kunden strömten in Scharen an und wollten ihre Ski auf dieser Maschine schleifen lassen. Sein Geschäft war sieben Tage die Woche geöffnet. Damals geöffnet am Karfreitag und Ostersonntag – sehr zum Ärger seiner Mitbewerber, die ihn deswegen verklagten. Dieses Mal bei der Polizei. Gut für Egger, dass er den Dorfpolizisten persönlich kannte. Der fragte ihn verwegen, ob er denn an den Ostertagen hauptsächlich Vorreservationen ausliefere. «Natürlich!» habe er geantwortet. In diesem Fall, so der Polizist, sei die Geschäftsöffnung an Ostern möglich. Der exklusive Stöckli-Ski-Verkäufer Geschäftsmann Peter Egger kam immer mehr in Fahrt. Eines Tages habe er Beni Stöckli angerufen. «Hier spricht Egger. Grindelwald!», habe er sich bei dem Schweizer Skiproduzenten vorgestellt und ihm angeboten, künftig in seinem Geschäft exklusiv Stöckli-Ski zu verkaufen. Stöckli habe ihn daraufhin nach Verkaufsfläche und Schaufenstergrösse gefragt. Das könne er jetzt so nicht sagen, er müsse das zuerst nachmessen. Im ersten Jahr verkaufte Peter Egger bereits 80 Paar Ski und musste sogar nachbestellen. Beni Stöckli hatte nie erfahren, wie gross die Verkaufsfläche und das Schaufenster gewesen sind. Das war ihm wohl auch egal. Der erste externe und exklusive Stöckli-Ski-Verkäufer machte schliesslich seine Arbeit ganz gut. Vom Mechaniker zum Table-Cleaner Der ursprüngliche Weg von Peter Egger in Leben und Beruf war zuerst ein ganz anderer. Aufgewachsen in einer Bergbauernfamilie, dessen Vorfahren schon Anfang 1800 in GrinFEBRUAR 2020

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Service // Industrie persönlich // Peter Egger

delwald angesiedelt waren, erlernte er nach der Schule den Beruf eines Mechanikers. Nicht ganz freiwillig. Er wäre lieber im Tourismus eingestiegen. Sein Vater meinte aber, er solle zuerst einen richtigen und anständigen Beruf lernen. In den Tourismus könne er immer noch. Nach dem Lehrabschluss bei den Jungfraubahnen zog es ihn zuerst in die Gastronomie – als Table-Cleaner im Restaurant auf Männlichen. Damit übte er eine sogenannt niederschwellige Arbeit aus, lernte dabei aber noch Englisch. Ein Mitarbeiterkollege aus Thailand war mit besten Englischkenntnissen ausgestattet und vermittelte sie ihm weiter. Das Gastspiel in dieser Branche war kurz – und wohl auch des Verdienstes wegen – kehrte Egger kehrte in seinen angestammten Beruf zurück und arbeitete beim Seilbahnbauer Habegger. Die baute vor über 40 Jahren die Männlichen-Bahn – einer der dabei mithalf, war Peter Egger. Die Bestellbücher waren ausser diesem Grossauftrag alles andere als voll. Deshalb schickte die Firma ihre jungen Mechaniker für ein halbes Jahr nach Saudi-Arabien auf Montage. Auch Peter Egger wäre dafür vorgesehen gewesen. «Nicht mit mir, habe ich meinem Chef gesagt. Ich fresse keinen Sand!» Mit seinem «Stieregring» löste er damit seine Karriere im Sporthandel aus. In der Lokalzeitung entdeckte er nämlich ein Inserat, in dem ein gewisser René Berthod für sein Geschäft in Grindelwald Grund einen Skimonteur gesucht habe. Und somit sind wir wieder am Anfang dieser Geschichte. 52

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Gemeinsam macht stark Im 1986 erwarb Peter Egger den halben Firmenanteil von René Berthod, welcher in Wengen ein Hotel kaufte. Nachdem dem gemeinsamen Unternehmertum mit Berthod und der zunehmend erfolgreichen Tätigkeit war es für ihn höchste Zeit geworden, etwas Neues zu initiieren. Die Intersport-Sporthändler von Lauterbrunnen, Interlaken und Grindelwald begannen miteinander diskutieren. Aus diesen Diskussionen entstand das Intersport-Rent-Network. Nach dem ersten erfolglosen Winterstart wurde Peter Egger mit seinem Standort, in welchem Verkauf und Miete war, in das Rent-Network integriert, weil die beiden Standorte in unmittelbarer Nähe waren. Am alten Standort wird seither eine Werkstatt sowie eine Rodel- und Langlaufvermietung betrieben. Ein Beispiel im benachbarten Ausland ermunterte ihn dazu, mit einem ähnlichen System Sportgeräte und -artikel zu vermieten. Nicht nur Ski oder Snowboards wanderten leihweise zu den Kunden, sondern mittlerweile auch Bekleidung und Skiaccessoires (ohne Skibrillen) im Sortiment. Mit gutem Grund: «Asiaten, zum Beispiel», sagt Peter Egger, «reisen nicht mit ihrer Ausrüstung an, sondern wollen sie vor Ort mieten.» Dank dem RentNetwork ist das seit 2001 in beteiligten Sportgeschäften möglich. Sie betreiben gemeinsam die Warenwirtschaft, haben dasselbe Kassenund Kreditkartensystem und tauschen untereinander Waren aus. Verrechnet wird hälftig.

Der Kunde kann dabei selber bestimmen, ob der den Ski bei Händler A bezieht, ihn beim Händler B abgibt und beim Händler C noch einen Schlitten oder Schneeschuhe ausleiht. Das Netzwerk firmiert unter dem Namen Intersportrent.ch und ist gut aufgestellt mit einem gut abgestützten Aktionariat: Jungfraubahnen, Gondelbahn Grindelwald-Männlichen, Intersport Schweiz sowie alle Beteiligten selbst. Die zehn Geschäfte beschäftigen heute 84 Mitarbeitende. «Mit dem Rent-Network erziele ich heute einen zehn Mal höheren Umsatz als Anfang 2000.» Achtsamkeit auf den Körper Das ist beachtlich, aber für Peter Egger keinen Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Er

Der Nachfolger steht bereit: Sohn Marcel.


Service // Industrie persönlich // Peter Egger

DIE PARTNER VON INTERSPORT RENT JUNGFRAU REGION Intersport Rent-Network (Peter Egger) Mit den Standorten Bergstation First, Männlichen, Hotel Sunstar und Werkstatt mit Rodel und Langlaufvermietung im Bahnhof Grund. Intersport Graf, Grindelwald Intersport Kaufmann, Grindelwald Intersport Alpia, Lauterbrunnen Intersport Alpia, Wengen Intersport Central, Wengen Intersport Stäger, Mürren

Mehr Infos zum Rentsystem: www.intersportrent.ch

sinnierte nach einer weiteren Innovation, die mit der fortschreitenden Welt der Digitalisierung Schritt hält und auch den höher gewordenen Komfortansprüchen gerecht wird. Der Kunde soll bequem zu Hause bestellen, was er sich wünscht und am Tag X die Mietprodukte ohne Wartezeit abholen. Möglich macht das die zentrale Erfassung von individuellen Daten des Kunden. In diesem Fall der Sohlenlänge, die im zentralen Network-System eingespiesen wird. Damit können Ski, Schuhe und auch die Bindung eingestellt werden und der Kunde muss nur noch die bestellten Produkte abholen. «Diese Innovation wird kommende Saison bei uns umgesetzt.» Im Gegensatz zu Frankreich (60 bis 70%) und Österreich (40%) hat das Mietgeschäft in der Schweiz mit 28% noch viel Potenzial. Darauf setzt Peter Egger und spurt damit auch die Zukunft seines Nachfolgers vor. Sohn Marcel ist schon länger mit im Geschäft und die rechte Hand seines Vaters. In zwei Jahren will Peter Egger das operative Geschäft abgeben. Dereinst auf stolzen 470 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Talstation der neuen V-Bahn. Er selber habe noch

einiges vor. «Ich will noch ein paar Bücher lesen, auf Reisen gehen und vermehrt auf die Jagd.» Mit einem lachenden und weinenden Auge, sagt er das. «Eigentlich ist es schade, dass ich schon so alt bin. Wir leben in einer spannenden Welt, und ich hätte noch viele Ideen.» Dabei denkt er vor allem an die digitale Welt, «auf die wir schlecht vorbereitet sind». Niemand wolle ihm zuhören. So besonnen und vorbereitet er seine Nachfolgeregelung frühzeitig angegangen ist, so sehr achtet er auf seinen Körper. Das hat einen Grund – ein ayurvedischer Arzt aus Indien habe ihm geraten, in seine Klinik zu kommen. Dort habe er zwei Mal für einen Monat gelernt auf seinen Körper besser zu hören und ihm die nötige Achtsamkeit zu widmen. Für ihn ist die Sentenz aus der Ode «An Leukonoë» des römischen Dichters Horaz nicht nur Sinnspruch, sondern wird täglich gelebt: «Nutze die Lebenszeit und geniesse sie heute; verschiebe sie nicht auf den nächsten Tag.» – So will er auch seinen nächsten Lebensabschnitt angehen und nichts verschieben auf morgen oder gar übermorgen. J O S E PH W E I B E L

Advertorial // Travelhouse

Wir gratulieren herzlich!

In der letzten SnowactiveAusgabe hat der SportreisenSpezialist Travelhouse eine Heliski-Reise verlost.

tet in der Skeena Salmon Lodge und wird dort sechs aufregende Heliski-Tage erleben.

Unter zahlreichen Teilnehmern wurde Herr Amrein ausgelost. Der glückliche Gewinner freut sich über eine TravelhouseReise im Wert von CHF 12 800.– mit White Wilderness Heliskiing in British Columbia im hohen Norden Kanadas. Er übernach-

White Wilderness Heliskiing wurde 2015 von zwei Schweizern gegründet. Die Mission: Die schweizerische Liebe zum Detail, zur Präzision und Effizienz mit der kanadischen Gastfreundschaft und Wildniserfahrung zu kombinieren.

Das über 2500 km2 grosse spektakuläre Heliski-Terrain von White Wilderness Heliskiing bietet eine beeindruckende Vielfalt an Abfahrten. Hier findet man Runs für erfahrene Skifahrer und Snowboarder, aber auch Neulinge kommen auf ihre Kosten. Tief verschneite Wälder und weite, unberührte Gletscher lassen das Tiefschneeherz höherschlagen. Unlimitierte Höhenmeter bieten

Heliski-Vergnügen ohne Zusatzkosten. Kleine Gruppen von maximal fünf Gästen, bei maximal drei Gruppen pro Helikopter garantieren maximalen Fahrspass. Ein Spa- und Wellnessbereich der seinesgleichen sucht in der Heliski-Szene. Unser White Wilderness Heliskiing-Angebot finden Sie unter: travelhouse.ch/ whitewilderness FEBRUAR 2020

SNOWACTIVE

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Mixed Zone

Snowboard

DARIO CAVIEZEL UND SEIN ÜBERRASCHENDES COMEBACK IN SCUOL Beim Heim-Weltcup in Scuol Anfang Januar fuhr der Alpin-Snowboarder Dario Caviezel wie vor einem Jahr unter tosendem Applaus auf den 3. Platz und feierte den fünften Weltcup-Podestplatz seiner Karriere. Dass dem 24-jährigen Bündner rund vier Monate nach seiner Knieoperation ein solches Resultat gelingt, hätte sich Caviezel nie zu träumen gewagt, wie er im Interview verrät. Dario, Mitte September 2019 musstest du dich aufgrund eines Knorpelschadens im rechten Knie einer Operation unterziehen. Wie gingst du mit der Situation um? Die Schmerzen kamen nicht von heute auf morgen. Ich litt seit längerer Zeit an Knieschmerzen, hatte aber die Hoffnung, dass ich es konservativ behandeln kann. Als die Schmerzen auf dem Schnee immer stärker wurden, war der Gang unters Messer unumgänglich. Klar, am Anfang war es ein grosser Rückschlag, aber ich war schnell positiv gestimmt, dass es mir nach dem Eingriff wieder gut geht.

Wie sah dein Tagesablauf nach der Operation aus? Ich absolvierte täglich eine Trainings- und Therapieeinheit. Das Training wurde je nach Verfassung stets angepasst. Bei den RehaMethoden setzte ich auf Physiotherapie, Feldenkrais, Osteopathie und Lichttherapie. Entsprechend positiv verlief der Heilungsprozess? Ja, zum Glück verlief der Heilungsprozess sehr gut – und es ging alles viel schneller als geplant. Ich habe während der Verletzung vieles gelernt und gute Entscheide getroffen. Zum Beispiel? Ich absolvierte am 27. Dezember in Davos das erste Schneetraining. Das fühlte sich sehr gut an. Ich hatte schnell den Rhythmus und das Gefühl wiedergefunden.

Der Alpin-Snowboarder Dario Caviezel überraschte mit seinem Podestplatz am Heim-Weltcup in Scuol alle – und das rund vier Monate nach seiner Knieoperation.

Riesenslalom in Scuol mit einem 3. Rang ein sensationelles Comeback hingelegt. Worüber hast du dich mehr gefreut: Über die Rückkehr in den Weltcup-Zirkus oder deinen Podestplatz? Weder noch. Ich freute mich einfach darüber, dass ich während den Läufen keine Schmerzen verspürte und dass ich wieder Spass am Snowboarden hatte. Trotz des grossen Trainingsrückstandes erhoffte ich mir insgeheim ein gutes Resul-

tat. Dass es am Ende zum Podestplatz reichte, hätte ich wirklich nie erwartet.

deren 35 – 14 davon waren Siege. Unser Ziel ist nun, dieses Ergebnis zu verteidigen und anlässlich des Weltcup-Finals zu Hause in Thyon zum fünften Mal die Nationenwertung zu sichern», so Hans-Peter Birchler. Er und Weber starten mit sechs gesunden NationalmannschaftsAthletinnen und -Athleten in die neue Saison. «Alle sind parat. Auch Bastien Dayer und Martina Wyss kehrten beide erfolgreich von einer Verletzung zurück», sagt Birchler und ergänzt: «Wir wollen aber auch die Zwischensaison nutzen, um die jungen Athleten an den Weltcup heranzuführen.» Der Weltcup-Auftakt fand vom 24. bis 25. Januar 2020 in Pralognan-la-Vanoise (FRA) statt.

Schweizer Meisterschaften in Melchsee-Frutt auf dem Programm, ehe am 15./16. März der Weltcup in Mürren stattfindet, welcher zugleich die Hauptprobe für die

WM 2021 darstellt. Mit dem Weltcup-Finale vom 19. bis 21. März findet in Thyon der grosse SaisonAbschluss statt.

Saison-Highlights zum Abschluss Im März warten auf das Schweizer Telemark-Team gleich drei Highlights im eigenen Land. Zunächst stehen vom 6. bis 8. März die

#wearetelemark: Entdecke die Welt des Telemark-Teams Wie sie trainieren, arbeiten und leben: In einer vierteiligen Videoserie erhalten Sie einen Einblick hinter

die Kulissen des Schweizer TelemarkTeams. Unter swiss-ski.ch/we-are-telemark gibts die gesamte Dokumentation zum Nachschauen.

Wie geht es deinem Knie heute? Da ich das Training und die Umfänge angepasst habe, kann ich die Schmerzen reduzieren. Ich kann aber nicht sagen, dass ich schmerzfrei bin. Das braucht noch Zeit und viel Therapie. Anfang Januar hast du anlässlich des Heim-Weltcups im Parallel-

Gab es einen speziellen Moment in Scuol, den dich besonders freute? Für mich war der ganze Tag speziell. Aber am emotionalsten war es für mich, als ich nach dem zweiten Qualifikationslauf gesehen habe, dass ich das Finale der besten 16 erreicht habe. Alles Weitere war S A BR I N A A E B I S C H E R Zugabe.

Telemark

Im März 2020 warten mit dem Weltcup in Mürren und dem Weltcup-Finale in Thyon zwei Highlights auf die Schweizer Telemark-Athletinnen und -Athleten. Die Zielsetzung für das erfolgreiche Swiss-Ski Team für die Saison 2019/20 ist klar: Den Weltcup-Gesamtsieg in der Nationenwertung verteidigen. Bereits zum vierten Mal in Folge durfte die Schweizer Equipe um Chef Telemark Hans-Peter Birchler und Cheftrainer Ruedi Weber vergangene Saison die Weltcup-Kristallkugel für den Gewinn der Nationenwertung in Empfang nehmen. «Letzte Saison errangen wir von 72 möglichen Weltcup-Podestplätzen 54

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S A BR I N A A E B I S C H E R

FOTOS: SWISS -SKI

WELTCUPS IN MÜRREN UND THYON ALS SAISON-HIGHLIGHTS


JUSKILA 2020

EINE FULMINANTE LAGERWOCHE GESPICKT MIT VIELEN HIGHLIGHTS In der Neujahrswoche reisten aus allen Ecken der Schweiz 600 Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren in den hintersten Teil des Simmentals ins 79. Jugendskilager JUSKILA. Vom 2. bis 8. Januar 2020 bewohnten sie die Zimmer im Kurs- und Sportzentrum Kuspo an der Lenk. Das grösste J+S-Schneesportlager startete mit der Eröffnungsfeier auf dem Kronenplatz an der Lenk. Die Jugendlichen liefen kantonsweise ein und wurden anschliessend von Urs Lehmann, Präsident von Swiss-

Ski, und René Müller, Gemeindepräsident Lenk, begrüsst. Mit einem warmen Punsch in der Hand genossen die Jugendlichen die mitreissende Show des Rappers und Entertainers Knackeboul. Olympia-Medaillengewinnerin besucht das JUSKILA Das nächste Highlight folgte sogleich: Am Samstag, 4. Januar 2020, besuchten die Freeskierin und Olympia-Silbermedaillen-Gewinnerin Mathilde Gremaud und der Skicross-Weltcupsieger Ryan Regez das JUSKILA. Die beiden Athleten unterstützten die VerpflegungsCrew bei der Getränkeausgabe, beantworteten die Quizfragen der Jugendlichen und erfüllten sämtliche Autogramm- und Fotowünsche. Jeden Tag rief der Berg mit

strahlendem Sonnenschein und stahlblauem Himmel. Die kompetenten und motivierten Leiterinnen und Leiter zeigten den Jugendlichen verschiedene Tricks auf den Ski oder dem Snowboard. Sie werden von aussen nur am Rande wahrgenommen, dabei würde das Konstrukt JUSKILA ohne die Patinnen und Paten nicht bereits seit 79 Jahren bestehen. Ohne diesen wichtigen Pfeiler könnten die jährlich 600 Jugendlichen nicht für nur 120 Franken an die Lenk reisen und eine unvergessliche Woche im Schnee verbringen. Dieses Jahr nahmen rund 60 Patinnen und Paten am traditionellen Patentag teil. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge reisten die Jugendlichen am 8. Januar aus der Lenk ab.

Auf der einen Seite freuten sie sich auf das eigene Bett zu Hause, die Verabschiedung von den neu gefundenen Freunden war indes alles andere als einfach. Die Jugendlichen reisten mit unvergesslichen Erinnerungen aus diesem einmaligen Lager ab. Jubiläum im 2021: Das JUSKILA feiert den 80. Geburtstag Vom 2. bis 8. Januar 2021 wird das JUSKILA bereits zum 80. Mal an der Lenk stattfinden. Die Anmeldung für diese einmalige Woche ist bereits geöffnet. Alle Informationen sowie das Fenster zur Anmeldung sind unter www.juskila.ch zu S A B RI N A N Ä F finden.

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Siebenmal aufgeschnappt 3

Meiringen-Hasliberg lädt zum zweiten Swisscom SnowDay for family & friends

GoSnow.ch wächst weiter Die Schneesportinitiative Schweiz bietet attraktive Schneesportlager und -tage für Schulen an. Konkret stehen diesen Winter über 130 verschiedene Angebote in 65 Schweizer Winterdestinationen auf der Plattform GoSnow.ch zur Auswahl. Die Nachfrage ist dieses Jahr weiter angestiegen und verfestigt sich in den Buchungszahlen: 220 Lager mit über 11 000 Teilnehmenden wurden gebucht – das ist eine Zunahme von einem Drittel bzw. von 2600 Teilnehmenden gegenüber dem letzten Winter. Die 220 Lager generieren insgesamt 40 000 Logiernächte und eine touristische

Bruttowertschöpfung von gut drei Millionen Franken. Rund drei Viertel der Lager finden im Januar und März 2020 statt und bieten Unterkünften und Bergbahnen Einkünfte in der Nebensaison. Die Schulen selber profitieren von attraktiven Preisen ausserhalb der Hauptsaison. Spitzenreiter bei den Buchungen sind Schulen aus dem Kanton Bern, sie machen fast einen Drittel aus, gefolgt von den Kantonen Genf und Basel. Bei den Destinationen ist das Saastal mit 50 Lagern an vorderster Stelle, gefolgt von Grindelwald (19), Gstaad/ Saanenland (16) und Zermatt mit 14 Lagern.

FOTO: ZVG.

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Der MARA feiert 50-Jahr-Jubiläum

2 FOTO: ALPINES MUSEUM DER SCHWEIZ, KUNSTANSTA LT BRÜGGER, MEIRINGEN.

Fundbüro für Erinnerungen Unter dem Motto «Bring Leben in unsere Sammlung!» sucht das Alpine Museum der Schweiz in der Bevölkerung Material, Fotos, Filme, und Geschichten zum Thema Skifahren. Die Suchaktion startete Mitte Dezember und kündete gleichzeitig den neuen Ausstellungsraum «Fundbüro für Erinne-

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rungen» an, der am 15. Februar 2020 eröffnet. Damit erhält die Sammlung erstmals seit der Neuausrichtung 2012 wieder einen eigenen Ausstellungsraum. Doch keine Sammlung ist perfekt – die Ski-Sammlung des Alpinen Museums bricht in den 1970er-Jahren ein. Genau dann, als Bernhard Russi in Sapporo Olympiagold gewinnt, die Pisten bunt werden und die Skibegeisterung in der Schweiz ihren Höhepunkt erreicht. Bereits im Vorfeld der Fundbüro-Eröffnung will das Alpine Museum deshalb gemeinsam mit dem Publikum Lücken in seiner Ski-Sammlung schliessen. Fotos und Filme, Ski und Stöcke, Krücken und Kappen: Was in so manchem Keller verstaubt, ist im Fundbüro für Erinnerungen genau richtig. Ab sofort können eigene Ski-Fundstücke samt den dazugehörenden Geschichten und Anekdoten auf der Webseite des Projekts angemeldet werden. Melde dich jetzt auf: fundbuero.alpinesmuseum.ch

Am 1. März 2020 feiert eines der populärsten Langlaufrennen der Schweiz die 50. Ausgabe: der MARA (Marathon des Rasses)! Die attraktive und abwechslungsreiche Strecke zieht jedes Jahr hunderte von Läuferinnen und Läufern an. Da erstaunt es nicht, gehört das Klassisch-Rennen vom 1. März 2020, dessen Start in Les Cluds und Ziel in Les Rasses/Ste-Croix ist, zu den elf grössten Volks-Langlaufrennen des Swiss Loppets.

Am Sonntag gibt es neben dem Swiss-Loppet-Lauf über 42 Kilometer einen 12- und 22-Kilometer-Lauf ebenfalls in der klassischen Technik. Am Samstagmorgen können die Läufer Zusatzevents über 12, 22 oder 42 Kilometer im Skating absolvieren. Am Samstagnachmittag findet das Finale der «Kids Nordic Tour» im klassischen Stil statt. Zudem organisiert der MARA auch Familien- und Firmenrennen. ski-mara.ch

FOTO: ZVG.

FOTO : NINA MAT TL I

Am 29. März 2020 findet der Swisscom SnowDay for family & friends zum zweiten Mal im Skigebiet Meiringen-Hasliberg statt. Der Schneespasstag für Familien und Freunde bietet unter anderem attraktive Skills-Stations auf dem Schnee sowie eine Verlosung mit tollen Preisen. Tickets für den einzigartigen Event gibt es bereits ab CHF 25.–. Swisscom-inOneKunden profitieren zusätzlich von einem Spezialrabatt.

Das Skigebiet im Berner Oberland lockt neben seinen 60 Pistenkilometern auch mit Swiss-Ski-Stars, die am Swisscom SnowDay for family & friends zugegen sein werden. Mauro Caviezel, Michelle Gisin, Fanny Smith, Fabian Bösch und Ramon Zenhäusern verteilen nicht nur Autogramme, sondern auch Tipps und Tricks zum Bewältigen der verschiedenen Skills-Stations. Weitere Informationen zum erlebnisreichen Schneespasstag sowie der Link zur Anmeldung finden sich unter: www.snowday-family.ch.


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Die erste Abfahrt im Wohnzimmer.

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Alpenweit einheitliche Lawinenprognose 17 Lawinenwarndienste geben für die Alpen jeweils unterschiedliche Lawinenprognosen heraus. Das möchte die Initiative für eine alpenweit einheitliche Lawinenprognose ändern und betont deshalb die Wichtigkeit einer regionenübergreifenden Zusammenarbeit in Sachen Lawinenwarnung. Könne auch nur ein einziges Menschenleben dadurch gerettet werden, sei das mehr wert als alle investierten Ressourcen. Heute stützen sich die europäischen Lawinenwarndienste zwar auf die standardisierte Europäische Gefahrenskala. Diese werde allerdings unterschiedlich angewendet, sodass die Praxis immer wieder markante Unterschiede zeigt. Zum Schluss sehen sich Wintersportlerinnen und Wintersportler häufig mit widersprüchlichen Informationen bei gleichen Verhältnissen konfrontiert. Die Initianten wünschen sich deshalb eine konsistente, so weit wie möglich homogene und mehrsprachige Lawinenprognose für den gesamten Alpenraum. Identische Darstellung, keine gravierenden Unterschiede in der Verwendung der Gefahrenstufen und ohne vom Menschen geschaffene, sondern nur mit natürlichen Grenzen. ifalp.org/

G R AFIK : ZVG.

In Zusammenarbeit mit Schneesport-Experten hat Lenk-Simmental-Tourismus auf www.skifahrenmit-kindern.ch eine praktische Infosammlung für Eltern zusammengestellt. Sie soll Kindern zeigen: «Skifahren macht Spass» und dient als guter Einstieg für angehende Schneesport-Schülerinnen und -Schüler. Aber auch Eltern profitieren von den praxiserprobten Tipps, wenn sie nach dem Skikurs mit den Kindern auf die Piste wollen. Los geht der Skispass übrigens bereits im Wohnzimmer, dann kommt erstes Schieben und Rutschen im Schnee, bis zum Gleiten, Bremsen, Kurven- und Skiliftfahren. Ergänzt wird die Elterninformation durch Packlisten für den Skirucksack und für die Winterferien. Die Inhalte kann man als PDF auch aufs Handy laden. «Wenn wir die Kinder vom Schneesport begeistern können, ist das eine wichtige Investition in die Zukunft», sagt Albert Kruker, Direktor von Lenk-Simmental Tourismus.

Das Initiativkomitee wünscht sich eine homogene und mehrsprachige Lawinenprognose für den ganzen Alpenraum.

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Kopfsponsor für Marco Reymond Ein Kopfsponsor ist für einen aufstrebenden Skiathleten eine überaus wichtige Unterstützung, um finanziell etwas weniger belastet zu sein. Marco Reymond (26), Sohn von Erika und Jacques Reymond-Hess, war ebenfalls auf der Suche nach einem Individualsponsor und wurde fündig. Das Skigebiet Les Pléiades (nördlich gelegen von Blonay) auf 1360 Metern über Meer unterschrieb einen Vertrag mit dem B-Kader-Mitglied (seit 2019) von Swiss-Ski. Mit dem Skigebiet verbindet ihn beste Erinnerungen: Der Aussichtsberg liegt unweit von St. Légier entfernt, da wo Marco aufgewachsen ist, und war unzählige Stunden ideales Übungsgelände für den Waadtländer Skisportler.

FOTO: Z VG.

ILLUSTRATION: ZVG.

Skifahren mit den Jüngsten: So machts Spass!

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Ca. 1965: Gondelbahn (« télébenne») von Moléson-Village nach La Vudella.

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Service // INTERSPORT-Ski-Festival Zermatt

«ISFZ» EXKLUSIV UND: EINFACH GUT!

Der einzigartige Schweizer Skitest: kurz ISFZ, ist 40 Jahre alt geworden. Just zur Jubiläumsaustragung feierte unser neuer Titelsponsor INTERSPORT Schweiz seine Premiere am INTERSPORT-Ski-Festival Zermatt. Auch die vielen Gäste aus allen Landesteilen und selbst aus dem Ausland waren in Festlaune und dementsprechend während den vier Skitagen in bester Stimmung. Selbst Petrus sorgte mit recht gutem Wetter auch in dieser Beziehung für den entsprechenden Rahmen. Nachdem am Dienstag und Mittwoch die INTERSPORT-Ski-Festival-Gäste anreisten und in unsere acht Partnerhotel eingezogen waren, ging es gleich los: Schlag auf Schlag. Am Mittwochabend lud Moderator und Motivator Franco Marvulli zum Talk mit den Ex-Skicracks Maria Anesini-Walliser, Erika Reymond-Hess und Mike von Grünigen. Die Lounge und Bar des Hotels Alpenhof war bis auf den letzten Platz besetzt. Und alle waren begeistert über

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SAVE THE DATE. 24. BIS 29.11.2020.

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WEITERE INFORMATIONEN UND ON


Service // INTERSPORT-Ski-Festival Zermatt

das spannende Gespräch, das einiges noch bisher Verborgene der drei Ex-Athleten sympathisch ans Tageslicht brachte. Der Freitagabend gehörte dann ganz der Jubilarin bzw. seinen Gästen. Knapp 90 Prozent der INTERSPORTSki-Festival-Gäste waren mit dabei, als Franco Marvulli CEO Patrick Bundeli, INTERSPORT Schweiz AG, und Franz Julen, VR-Präsident der Zermatt Bergbahnen AG, zu einem ebenso packenden Talk eingeladen hatte. Auch hier: Beste Stimmung im Saal, viele Lacher und spontaner Szenenapplaus sorgten für die richtige Festatmosphäre. Die Crew des «Alpenhof» hatte zudem mit einem tollen Apéro (von den Partnerhotels und der Organisation offeriert) das Tüpfelchen auf das «i» gesetzt. Als Höhepunkt gab es dann noch eine Verlosung mit tollen Preisen von den Partnern des INTERSPORT-Ski-Festivals. Solche Momente gehören zum INTERSPORTSki-Festival wie das Skitesten selbst, die ExAthleten als Gästebegleiter auf der Piste und exklusive und treue Partner. Wir sind motiviert auf den nächsten Skitest in Zermatt: 24. bis 29. November 2020! JOSEPH WEIBEL

Mehr Bilder auf unserer INTERSPORT-Ski-Festival-App oder auf www.ski-festival-zermatt.ch

LINE-ANMELDUNG AB ANFANG MÄRZ UNTER: WWW.SKI-FESTIVAL-ZERMATT.CH

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Service // Medizin Advertorial

DER SPORT UND SEINE GESUNDEN SEITEN Krankheiten kommen immer im falschen Moment. Sei es gerade dann, wenn wir am Arbeitsplatz ganz besonders angespannt und unabkömmlich sind oder gar in den Ferien, was mitunter genauso ärgerlich ist. In der kalten Jahreszeit erhöhen sich die Fälle von Erkältungen und grippalen Infekten. Dabei fällt auf, dass manche Menschen anfälliger sind, während andere weitestgehend von der «Grippewelle» verschont bleiben.

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ber was ist der Unterschied zwischen diesen Menschen, und kann ich persönlich etwas tun, um gesund zu bleiben? Die Antwort ist einfach – JA, wir können etwas tun, um unsere Infektanfälligkeit zu reduzieren – wenn wir uns darüber bewusst sind, welche Faktoren unser Immunsystem beeinflussen. Die verschiedenen Schutzschilder Das Immunsystem ist das körpereigene Abwehrsystem gegen virale und bakterielle Erkrankungen. Es setzt sich grundsätzlich aus zwei verschiedenen Systemen zusammen – der unspezifischen und der spezifischen Abwehr. Das unspezifische Abwehrsystem stellt den ersten Schutzschild unseres Körpers dar und verhindert das Eindringen von Erregern in unseren Körper. Hierzu zählen vor allem die

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Schleimhäute von Mund, Rachen und Nase, aber auch die Schleimhäute des gesamten Magen-Darm-Traktes. Ein weiterer Schutzschild stellt unsere Haut dar. Faktoren wie z. B. eine unausgewogene und vitalstoffarme Ernährung, körperlicher und psychischer Stress, Bewegungsmangel oder auch Schlafmangel können unser Immunsystem nachweislich negativ beeinflussen und diese erste Barriere für Bakterien und Viren anfälliger machen. Daher gilt es in der Erkältungszeit umso mehr auf einen entsprechend gesunden und bewussten Lebensstil zu achten. Sport und seine Kehrseite Das zweite Abwehrsystem, die zellvermittelte Abwehr, wird aktiv, wenn Bakterien oder Viren in den Organismus gelangt sind. Entweder attackieren die Abwehrzellen die «Eindringlinge» direkt oder vermitteln die Bildung von Antikörpern, die die Keime «labeln», sodass andere Abwehrzellen die Keime gezielt neutralisieren können. Diese Mechanismen brauchen Energie, sodass auch die zellvermittelte Abwehr auf ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf/ Regenerationsphasen etc. angewiesen ist. Sport kann unser Immunsystem sowohl positiv als auch negativ beeinflussen. Man unterscheidet einen Akut-und einen Langzeiteffekt sportlicher Aktivität auf das Immunsystem. Moderat ans Werk Moderate Belastungen im Grundlagenausdauerbereich (aerober Belastungsbereich) haben


Service // Medizin

FOTO: STOCKIM AGE, B&S

in der Regel einen positiven Einuss auf unser Abwehrsystem. Ganz anders hingegen verhält es sich mit intensiven Belastungen vor allem im Submaximal- und Maximalbelastungsbereich (anaerob). Diese Belastungsformen, sei es Training oder Wettkampf, Ăźben Stress auf unseren KĂśrper und auf unser Immunsystem aus. Die KĂśrpertemperatur kann ansteigen und Stresshormone (Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol) werden freigesetzt. Während bei der Belastung die Zahl der Abwehrzellen (z. B. Lymphozyten) noch ansteigt, kĂśnnen diese im Anschluss an intensive Belastungen unter den Normalwert absinken. Diese Veränderungen kĂśnnen mehrere Stunden anhalten. In dieser Zeit ist unser KĂśrper ganz besonders anfällig. Man spricht auch vom ÂŤOpen Window EffektÂť. In dieser Zeitspanne sollte man unbedingt fĂźr trockene und warme Kleidung sorgen und die Energiespeicher rasch auffĂźllen (Kohlenhydrate). Menschenansammlungen auf engem Raum sollten ebenfalls gemieden werden. Klatschnass verschwitzt und vĂśllig fertig im ĂźberfĂźllten Skibus wären ein typisches Beispiel fĂźr ein erhĂśhtes Infektrisiko. Belastung, Schlaf und Regeneration im Einklang Langfristig jedoch haben sportliche Aktivitäten einen sehr fĂśrderlichen Einuss auf unsere kĂśrperliche und geistige Gesundheit. Nicht nur, dass wir weniger anfällig fĂźr Infekte werden, auch die Anzahl und Kompetenz der natĂźrlichen Killerzellen wird durch Sport beeinusst. Dies äussert sich in einer verminderten Anfälligkeit fĂźr Herz-Kreislaufe-Erkrankungen, aber auch von Krebsleiden. KĂśrperliche Belastung sollte immer in einem ausgewogenen Verhältnis von Schlaf und Regeneration stehen. Dies macht nicht nur unter trainingsphysiologischen Gesichtspunkten bei Leistungssportlern Sinn, sondern wirkt sich durchaus auch auf uns Breiten- und Hob-

bysportler aus. Wenn wir uns ständig auf dem schmalen Grat der Ăœberlastung bewegen und uns keine ausreichende Erholung gĂśnnen (Sport und Beruf), so kommt es zwangläuďŹ g frĂźher oder später zu einer erhĂśhten Anfälligkeit oder gar zu einer Ăœberlastungssituation. Mitunter kann diese so stark ausgeprägt sein, dass gar nichts mehr geht. Dies gilt es unbedingt zu vermeiden. Kalte Dusche Neben der kĂśrperlichen Betätigung oder einer gesunden Ernährung kann auch die regelmässige kalte Dusche am Morgen, die DurchfĂźhrung von Wechselbädern oder der regelmässige Saunabesuch unsere Infektanfälligkeit reduzieren. Auch das häuďŹ gere Händewaschen leistet einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Ansteckungsgefahr. Es gibt zwar nie eine Garantie nicht doch an einer Erkältung oder einem grippalen Infekt zu erkranken, aber dennoch kĂśnnen wir ein paar Dinge beachten, um uns gesund zu halten. Auch wenn wir im Idealfall ganzjährig auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung, genĂźgend Schlaf etc. achten, ist der Winter sicher ein guter Zeitpunkt, diesen Aspekten vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken. D R . A ND R E A S G Ă– S E L E - KO P PE NBURG S US A NNE WA L I T ZE K

TIPPS ZUR STĂ„RKUNG DES IMMUNSYSTEMS Dr. Andreas GĂśsele-Koppenburg Leiter Swiss Olympic Medical Center Susanne Walitzek Sportwissenschaftlerin 6ZLVV 2O\PSLF 0HGLFDO &HQWHUFURVVNOLQLN %DVHO

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Als Swiss-Ski Mitglied profitieren

09.03. –– 0 09.04 .2020 14 .04 . – 19.04 .2020 Skiticket-Aktion Grindelwald-Wengen Einlösen an allen Verkaufsstellen der Jungfrau Ski Region.

Infos: ⟶ swiss-ski.ch/jungfrau T +41 31 950 61 11 62

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Flott auf der Piste. Mit dem Boot & Helmet Backpack Alpine Race 36 haben Skifahrer alles griffbereit. Ein verstaubares Netz fĂźr den Helm sowie verschiedene Accessoirefächer sorgen fĂźr Ordnung und die Trinkasche wird in einem seitlichen Netz sicher verstaut. Dank des wasserdichten Tarpaulin-Bodens und des integrierten Regenschutzes darf der Rucksack getrost auch neben der Piste stehen und hält auch Schnee- und Regenschauern stand. Volumen 36 Liter. www. ďŹ schersports.com

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PS. Der Wert unseres Skikulturerbes

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ines Morgens erscheint eine fröhliche Kinderschar im Presseraum der Lauberhornrennen. Es ist die 3. und 4. Primarklasse von Wengen, eine bunt zusammengewürfelte Gruppe mit Buben und Mädchen aus aller Herren Länder – multikulti im Berner Oberland. Interessiert schauen sie den Journalisten über die Schultern, was sie in ihre Laptops tippen. Einer zeigt ihnen einen Beitrag über das 90-Jahr-Jubiläum. Er ist bebildert mit früheren Cracks wie Karl Schranz oder auch Ernst Gertsch, Gründer und erster Sieger der Rennen. Da meldet sich einer und sagt nicht ohne Stolz: «Das ist mein Urgrossvater!» Es ist Niklas Gertsch, Sohn von Philipp Gertsch, Enkel von Viktor Gertsch und eben Urenkel von Lauberhorn-Vater Ernst Gertsch. Der Besuch der Schüler im Medienzentrum ist nur ein kleine Episode im Rahmen der 90. Lauberhornrennen – aber mit Symbolkraft. Allmählich wächst die nächste Generation der Skipioniere von damals heran. Sie wird das Erbe ihrer Väter, Grossväter und Urgrossväter übernehmen und einiges aus anderer Optik betrachten. Der Ski- und Schneesport befindet sich im Wandel. Verdienstvolle Persönlichkeiten treten ins zweite Glied. In Wengen hat der leider schon verstorbene Viktor Gertsch den Stab vor sechs Jahren Urs Näpflin übergeben. Nach 14 Jahren hört Geschäftsführer Markus Lehmann auf. In Adelboden gab Präsident Peter Willen nach 25 Jahren sein Amt ab. Und bei der FIS verlässt Gian Franco Kasper nach 22 Jahren die oberste Kommandobrücke. Neue Leute mit neuen Ideen übernehmen das Ruder. Das ist gut so und hilft, teilweise ver-

Richard Hegglin war als Agenturjournalist während vier Jahrzehnten für den Skisport unterwegs und sass 20 Jahre im FIS-Weltcup-Komitee. Heute schreibt er für Snowactive und diverse Tageszeitungen.

krustete Strukturen aufzubrechen. Aber als Basis bleibt das, was unsere Vorfahren erarbeitet und uns hinterlassen haben – einen faszinierenden Sport, der weitergepflegt und entwickelt werden muss mit einem gesunden Mix zwischen Tradition und Fortschritt. Friktionen sind unvermeidlich, unterschiedliche Meinungen gab es immer. Ich erinnere an den Zwist von zwei Urvätern des Skijournalismus, Serge Lang und Karl Erb. Lang war Initiant des Weltcups, Erb jedoch dagegen, weil er einen Bedeutungsverlust der damaligen Klassiker wie Gornergrat-Derby oder Blauherd-Abfahrt befürchtete, beide übrigens in Zermatt. Sie rauften sich zusammen, und im Januar 1967 fand am Lauberhorn die erste WeltcupAbfahrt statt – der Beginn einer neuen Ära im Skisport. Serge Lang dirigierte den Weltcup in jovialdiktatorischem Stil, bis er der FIS zu stark wurde. Oft entstanden Konflikte – auch ums Geld. Die Vorstellungen der verschiedenen Player – FIS, Landesverbände, Ausrüster, Veranstalter und Athleten – liefen zuweilen diametral auseinander. Bernhard Russi erkämpfte als erster mit einer sogenannten B-Lizenz den Profi-Status. Aber

erst in den 90er-Jahren flossen (bescheidene) Preisgelder, nachdem die Girardellis u. a. argumentiert hatten: «Sogar die Bowlingspieler kassieren mehr als wir Skifahrer.» Auch die Organisatoren fighteten immer wieder um ihre Budgets. Viktor Gertsch bezeichnete einst den gezielten Vertragsbruch mit Kuoni als «schwärzeste Stunde» seiner Amtszeit. Er konnte der Konkurrenzofferte von Manager Marc Biver, der das Doppelte bot, nicht widerstehen und bezahlte eine sechsstellige Konventionalstrafe – ein Ehrenmann gewissermassen in Notwehr beim Überlebungskampf der Lauberhornrennen. Ein anderes Mal entstand Wirbel um einen österreichischen Sponsor im Slalom, der dann im letzten Moment durch Wallis Tourismus ersetzt wurde – auch das nicht ganz nach dem Gusto der Berner Oberländer. Und schon deutet Sölden-Zampano Jack Falkner beiläufig an, Werbung am Hundschopf könnte er sich durchaus vorstellen ... Kreativität ist von allen gefragt, aber noch mehr die moralische Verpflichtung gegenüber unseren Vorfahren und Urvätern, den Skisport in ihrem Sinn und Geist weiterzuführen und zu entwickeln. Und nach einvernehmlichen Lösungen zu suchen – losgelöst von individuellen Befindlichkeiten. Zur Erinnerung: Adelboden und Wengen sind neben Kitzbühel die einzigen Veranstalter, die schon beim Weltcup-Start 1967 dabei waren. Sie sind unser Skikulturerbe – und dieses Jahr sogar mit Schweizer Siegern an beiden Orten. Das gab es vorher erst einmal, 2003 durch Didier Cuche und Bruno Kernen. Und wir reden tagelang nur übers Geld. R I CH A RD H E G G L I N

IMPRESSUM Snowactive Februar 2020, 53. Jahrgang; erscheint 4-mal jährlich ISSN 1661-7185 Herausgeber und Verlag Strike Media Schweiz AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 20, Fax 062 858 28 29 in Kooperation mit Swiss-Ski, Postfach, 3074 Muri, Telefon 031 950 61 11, Fax 031 950 61 12 Redaktion Snowactive Gutenbergstrasse 1, 4552 Derendingen, Telefon 058 200 48 28 Verlagsleitung Wolfgang Burkhardt Redaktionsausschuss Joseph Weibel (Leitung; j.weibel@snowactive.ch), Röbi Brandl, Wolfgang Burkhardt, Christian Stahl (Leitung; christian.stahl@swiss-ski.ch), Roman Eberle (roman.eberle@swiss-ski.ch), Annalisa Gerber (Sponsoring; annalisa.gerber@swiss-ski.ch)

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FEBRUAR 2020

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Ramon Zenhäusern Olympia Sieger

Sandro Simonet Team Weltmeister

Juliana Suter Junioren Weltmeisterin Abfahrt

Lars Rösti Junioren Weltmeister Abfahrt

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