4 minute read
Skiclub Reigoldswil
Ein Fest,
aber nicht im Jubiläumsjahr
Advertisement
«Es war ein schwerer Entscheid. Die Vorfreude war gross, und wir hatten auch schon einige Vorbereitungen getroffen.» Präsidentin Fabienne Ballmer bedauert die Absage der Feierlichkeiten zum 75-Jahre-Jubiläum des Skiclubs Reigoldswil noch immer. Geplant waren ein Parallelslalom mit grossem Skifest und die öffentliche Vorführung des Dokumentarfilmes «75 Jahre Geschichte und Geschichten». Der erstgenannte Anlass soll nun am 13. November 2021 stattfinden, für die zweiterwähnte Veranstaltung wurde noch kein neues Datum fixiert.
Verlegung in die Zentralschweiz
«Planen ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig», so Fabienne Ballmer kurz vor dem Jahreswechsel. Ungewiss ist am zweiten März-Wochenende auch die Durchführung des seit 1963 veranstalteten Wasserfallen-Derbys. Bis Mitte der 70er-Jahre fand der Anlass jeweils auf der Wasserfallen statt, wurde dann wegen stetem Schneemangel vom Reigoldswiler Hausberg nach Sörenberg verlegt. Am Start stehen jeweils etwa 100 Fahrerinnen und Fahrer, zirka eine Handvoll gehört dem ausrichtenden Club an. Die weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannte Veranstaltung ist Bestandteil der Biosphären-Trophy, welche die Skiclubs Reigoldswil, Sörenberg und Hasle seit 2002 gemeinsam organisieren. Lizenzierte besitzen dabei an zwei Tagen vier Startmöglichkeiten in drei Disziplinen – «was bis heute einzigartig in der Schweiz ist». Möglicherweise werden bei der bevorstehenden 53. Auflage Politiker aus der Nordwestschweiz eingeladen. Für sie war im Jubiläumsjahr des Skiclubs Reigoldswil – wie bereits 2010 und 2018 – die Durchführung eines Parlamentarier-Skirennens geplant.
Kunstschnee-Loipe im Stadtzentrum
Der Skiclub Reigoldswil, der im Januar 1945 als Untersektion des Turnvereins gegründet wurde, scheut keine Arbeit, hat immer wieder Ideen und zieht Projekte durch – «manchmal auch etwas verrückte», wie Fabienne Ballmer sagt. 2017 errichtete er am Sonntagsverkauf vor Weihnachten in Liestal beispielsweise aus Kunstschnee eine Langlaufloipe. Permanent betreibt er bei genügend Schnee eine Langlaufloipe auf der Waldweide. Deren unermüdlicher Promoter war der bei Swiss-Ski als Leiter Forschung tätig gewesene und vor rund fünf Jahren verstorbene Michael Vogt. Langlaufen ist für den Skiclub Reigoldswil von grosser Bedeutung, weil dieser Sport immer noch in der Region betrieben werden kann. Dies im Gegensatz zum Skifahren. Zwecks dessen Ausübung fahren die Club-Mitglieder hauptsächlich in die Skigebiete von Sörenberg, Andermatt, des Berner Oberlandes oder von Le Markstein im Herzen der französischen Vogesen. Der Transport erfolgt in Kleinbussen – «was uns zusammenhält, und vor allem für die Jungen einen Reiz hat», so Fabienne Balmer. Die 40-Jährige spricht aus Erfahrung: Sie war einst selber Mitglied der Renngruppe des Skiclubs Reigoldswil. Gegenwärtig umfasst diese 15 Kinder; die gesamte, 1972 gegründete JO-Abteilung setzt sich aus etwa 40 Mädchen und Knaben zusammen, die sich neben den Racers auf die Gruppen Ski Kids und Allround aufteilt. Total zählt der Skiclub aus dem Fünflibertal 60 Aktive, und er weist eine Mitgliederzahl von 220 auf. Seit einem Jahrzehnt bewegt sie sich auf einem stabilen Niveau, Tendenz leicht steigend.
Im Finale in den Top-Ten
Das bekannteste Mitglied in den Reihen des Skiclubs Reigoldswil ist Stefan Singer, der um die Jahrtausend-Wende als Vorfahrer an den Lauberhorn-Rennen starten durfte. Als Verein auf sich aufmerksam machte der Skiclub Reigoldswil unter anderem mit der Qualifikation für das Finale des Bankverein Open 1993. Dabei klassierte er sich an neunter Stelle und liess mehrere Vereine aus Bergregionen hinter sich. Möglich war dieser Effort nur dank einer Riesenportion Herzblut. Die Baselländer haben die Piste nicht vor der Haustür und müssen fürs Skifahren einen immensen Aufwand betreiben. Es scheint indes, als wäre dem Skiclub Reigoldswil kein Aufwand zu viel. Jedenfalls zählt er zu den aktivsten Clubs der Nordwestschweiz und bietet das ganze Jahr über ein vielseitiges Programm für sämtliche Altersgruppen an. Bei günstigen Schneeverhältnissen beispielsweise Skitouren, Schneeschuhlaufen bei Mondschein oder ein Fondue-Plausch auf der Wasserfallen mit anschliessender Schlittenfahrt ins Dorf, in der wintersportfreien Zeit Wanderungen und Bergtouren, ein Pfingstweekend und mehrere Aktivitäten im Dorf. 1990 und somit im Jahr, als sich die Skiriege aus dem Turnverein löste und zum eigenständigen Skiclub mutierte, organisierten die Reigoldswiler überdies erstmals ein MountainbikeRennen auf der Mattweid in Titterten. Der schnell über die Kantonsgrenze hinaus bekannte Anlass lockte jedes Jahr selbst einige ausländische Fahrerinnen und Fahrer an und gehörte lange Zeit zum Argovia-Cup. Nach knapp zwei Jahrzehnten fand dann aber die Dernière statt. Geblieben hingegen ist das grosse Engagement für den Skisport.
Mit verschiedenen Aktivitäten hätte der Skiclub Reigoldswil Ende letzten Jahres das 75-Jahre-Jubiläum gefeiert. Covid-19 verhinderte die Durch führung. Abgeschrieben haben die Zuständigen des überaus aktiven Vereins aus der Nordwestschweiz die Feierlichkeiten indes nicht. Vorerst hoffen sie aber auf die Austragung eines Traditionsanlasses.