Menschen // Walter Reusser
RUHE. KLARHEIT. WEITSICHT.
Walter Reusser verantwortet seit Dezember 2019 die strategische Ausrichtung des Alpin-Bereichs von Swiss-Ski.
FOTOS: KEYSTON E
Dem alpinen Skisport steht aufgrund der Coronakrise ein ungewöhnlicher Winter mit verschiedenartigen Herausforderungen auf und abseits der Rennstrecken bevor. Gleichzeitig wird die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit gegenüber den Schweizer Alpinen nach den zuletzt erfolgreichen Jahren zunehmend grösser. Walter Reusser, seit knapp einem Jahr Alpin-Direktor von Swiss-Ski, äussert sich im Interview unter anderem zu Strukturanpassungen, über Optimierungspotenziale auf dem Athletenweg und zu seinen Visionen für den Schweizer Skisport. Walter Reusser, uns steht die wohl ungewöhnlichste Weltcup-Saison der Geschichte bevor. Was muss geschehen, damit du Ende März zufrieden auf diese zurückblicken kannst? Walter Reusser: Unser oberstes Ziel ist es, dass wir für unsere Athletinnen und Athleten so viele Rennen wie möglich durchführen können, damit es für sie möglich ist, sich im Schaufenster zu präsentieren – mit den Weltmeisterschaften als Highlight natürlich. Ideal wäre es, wenn am Ende in etwa die gleiche und genügend hohe Anzahl Rennen im Technik- und Speed-Bereich stattgefunden haben, sodass wir von einer richtigen Weltcup-Saison sprechen können. Fünf Wettkämpfe pro Disziplin müssen es meiner Meinung nach sein, damit
man sagen kann, welche Athletin oder welcher Athlet in dieser oder jener Disziplin am besten war. Wünschenswert wäre, wenn die einzelnen Rennen pro Disziplin nicht kumuliert innerhalb weniger Wochen ausgetragen würden, sondern sie sich über die gesamte Saison erstrecken, damit nicht jemand wegen einer Verletzung innert kürzester Zeit sehr viele Rennen verpasst. Nummer 1 im WM-Medaillenspiegel in Cortina d'Ampezzo oder Platz 1 in der WeltcupNationenwertung – was ist dir lieber? In einer Weltcup-Saison wie der bevorstehenden, in welcher sehr viel Flexibilität verlangt wird und die Athleten und Betreuer vor neue Herausforderungen gestellt werden, ist der Na-
tionencup – auch wenn es letztlich weniger Rennen wären – definitiv nicht weniger wert als letzte Saison. Es wird sich nämlich zeigen, wer als Organisation wie stark ist. Der Gewinn des Nationencups ist eine riesige Auszeichnung. Wenn wir das nochmals erreichen könnten, wäre es grandios. Die Weltmeisterschaften hingegen sind eine Momentaufnahme über ein paar Tage hinweg. Hier spielen Glück und Pech eine grössere Rolle als während einer Weltcup-Saison, die sich über vier Monate erstreckt. Die Saison 2020/21 ist die erste, welche komplett unter deiner Führung als AlpinDirektor in Angriff genommen wird. In welchen Bereichen ist deine Handschrift NOVEMBER 2020
SNOWACTIVE
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