Ratgeber
Meine eigene Firma
Impressum AXA Winterthur Marketing Services Produktion: Swisscontent Corp., Zßrich Druck: Fontana Print SA, Pregassona Š AXA Winterthur 2010 Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis Vorwort
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Ziel Selbständigkeit
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Geschäftsidee Wunsch nach Unabhängigkeit Selbständigkeit aus einer Firma heraus Arbeitslose werden selbständig
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Wahl der Rechtsform
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Einfache Gesellschaft Einzelfirma Kollektivgesellschaft Kommanditgesellschaft Aktiengesellschaft Gesellschaft mit beschränkter Haftung Genossenschaft Verein
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Private Vorsorge Säule 3a Steueroptimierung 3a-Konto und -Police Private Vorsorge Säule 3b Arbeitslosenversicherung Unfallversicherung Übersicht Sozialversicherungsbezüge Krankentaggeldversicherung Beiträge für Personenversicherungen Familienzulagen Vermögensschutz Unterschiedliche Modelle Gebäude und Fahrhabe Betriebsunterbrechung Versicherung für Transporte Kreditversicherung Rechtsschutzversicherung
Erste Schritte Businessplan Finanzierung Marktanalyse Unternehmensstrategie Weniger ist mehr Angebot und Nachfrage Marketingmassnahmen Oft hohe Vertriebskosten Basisfragen klären
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Finanzen
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Sicherheit und Versicherungen
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AHV/IV/EO Berufliche Vorsorge Überobligatorische Leistungen Höhere Arbeitgeberanteile Startkapital aus der Pensionskasse
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Finanzierungsformen Staatliche Unterstützung Bürgschaften Buchhaltungspflicht Jahresabschluss Bilanz Erfolgsrechnung Budgetierung Fixe und variable Kosten Cashflow als Schlüsselzahl Steuergrundlagen Besteuerung Einzel- und Personengesellschaften Besteuerung Kapitalgesellschaften Mehrwertsteuer Vereinfachte Saldobesteuerung mit Pauschalen
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Wachstum und Nachfolge
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Finanzboutique RMF Versuch und Irrtum Strategien Distributionspolitik Schw辰chephasen Kenntnisse der Konkurrenz Radikaler R端ckzug Option Gesundschrumpfen Nachfolgeregelung Fehlende Nachfolgestrategie Allgemeine Schl端sse
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Anhang
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N端tzliche Adressen und Links Schlagwortverzeichnis
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Vorwort
Sehr geehrte Jungunternehmerinnen Sehr geehrte Jungunternehmer Jedes Jahr gründen in der Schweiz rund 12 000 Menschen eine neue Firma. Eine Volkswirtschaft lebt von diesem Unternehmergeist, ist er doch ein Garant für Innovation und Fortschritt. Beflügelt von einer neuen Geschäftsidee und der Aussicht, etwas zu bewegen, werden angehende Gründerinnen und Gründer aber schnell mit vielen administrativen Aufgaben und Auflagen konfrontiert. Damit Sie die passenden Lösungen für Ihr geschäftliches Vorhaben finden und so die Weichen Ihres neuen Unternehmens von Anfang an auf «Grün» stellen können, wurde der vorliegende Ratgeber verfasst. Hier finden Sie Antworten auf die drängendsten Fragen zum Start Ihrer Selbständigkeit. Diese beginnen bei der Wahl der Rechtsform und ziehen sich hin bis zu Überlegungen nach der richtigen Absicherung Ihrer Familie, Ihres Unternehmens und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die AXA Winterthur berät Sie in solchen Fragen kompetent und umfassend. Nicht ohne Grund wählen jedes Jahr rund 3000 Neuunternehmer die AXA Winterthur als Partner auf dem Weg in die Selbständigkeit. Wir freuen uns, Sie beim Start in Ihre Selbständigkeit begleiten zu dürfen. Viel Erfolg und persönliche Befriedigung wünsche ich Ihnen dabei.
Mit besten Grüssen
Philippe Egger CEO AXA Winterthur
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Ziel Selbständigkeit Angestellte haben ein geregeltes Einkommen, sind automatisch bei den Sozialwerken versichert und ihr Tagesablauf ist mehr oder minder geregelt. Sind sie unzufrieden mit ihrem Arbeitgeber, können sie ihm den Rücken kehren und kündigen. Warum soll man sich also selbständig machen?
Es gibt Menschen, die den Alltagstrott verlassen und eine Vision verwirklichen wollen. Mit viel persönlichem Einsatz verfolgen sie eine Geschäftsidee und werden vielleicht einmal ein zweiter Bill Gates. Andere wollen unabhängig sein. Sie möchten arbeiten, wo und wann sie wollen, und keinen Chef haben, der ihnen dauernd über die Schultern schaut. Sie haben meist jahrelange Erfahrung in einer Branche und grosse Fachkenntnisse. Sie entwickeln ein ihnen vertrautes Produkt oder eine Dienstleistung in Eigenregie weiter. Die Mehrheit der Firmengründer fängt so an. Manchmal werden auch Manager zu Unternehmern. Dies ist der Fall bei Kleinunternehmern, die keinen Nachfolger innerhalb der Familie finden oder bei Abteilungen, die von Grosskonzernen abgestossen werden. Die entsprechenden Betriebe stehen dann vor der Wahl, sich einem anderen Unternehmen in die Arme zu werfen oder aber selbst zu einer eigenständigen Firma zu werden.
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Selbständigkeit kann auch eine Chance für Arbeitslose sein. Wer keine neue Stelle findet, kann auf diese Weise der Aussteuerung entfliehen.
Geschäftsidee Weltbekannte Unternehmen sind so entstanden: Irgendwo in einem Keller, in einer Garage oder in einem WG-Zimmer nimmt eine ausgefallene Geschäftsidee Form an. Mit der zwanglosen Spielerei lässt sich unerwartet ein Geschäft machen. Und plötzlich wird das Hobby zum Hauptberuf. Viele dieser Unternehmer haben den Schritt in die Selbständigkeit nicht als Ziel in ihrer Laufbahn geplant. Oft erwachsen solche Firmen vielmehr aus einer zufälligen Geschäftsidee heraus. Nicht selten wird diese Idee zuerst in der Freizeit neben dem eigentlichen Broterwerb verfolgt. Nach und nach zeigt sich dann, dass das Produkt einem echten Kundenbedürfnis entspricht. Und erst in einem dritten Schritt werden die Strukturen und die Rechtsform angepasst und die Ideen-Initianten schliesslich zu Unterneh-
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mern. Beispiele von solchen Firmen sind etwa der Computerproduzent Apple, das Social Network Facebook, der Taschenhersteller Freitag oder das Micro-Scooter genannte moderne Trottinett von Wim Ouboter.
Checkliste: Erfolgsfaktoren für eine neue Geschäftsidee Möglichst viele dieser Faktoren sollten erfüllt sein: Auf dem Markt muss ein tatsächliches Bedürfnis für das Produkt vorhanden sein Das Produkt muss einen Kundennutzen bringen Das Unternehmen muss sich durch Einzigartigkeit auszeichnen Das Preis-/Leistungsverhältnis muss im Gleichgewicht sein Die Idee muss so abschirmbar sein, dass Nachahmungen möglichst verhindert werden können Die Hürden für den Markteintritt dürfen nicht zu gross sein, beziehungsweise es darf keine kannibalisierende Konkurrenzsituation vorherrschen Das Unternehmen muss über eine Vermarktungskompetenz verfügen
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Allerdings ist es nicht ohne Risiko, mit einem völlig neuen Produkt auf den Markt gelangen zu wollen: Nur drei von 100 Produktideen haben am Markt langfristig Erfolg. Denn bei einem neuen Produkt müssen Absatz- und Einkaufsstrukturen von Grund auf neu aufgebaut werden.
Wunsch nach Unabhängigkeit Laut deutschen Erhebungen entstehen 95 Prozent aller Neufirmen nicht als Folge einer neuen Geschäftsidee. Die grosse Mehrheit der Firmengründer macht sich stattdessen in einem Feld selbständig, das ihnen bereits bestens bekannt ist und in dem sie bereits Berufserfahrung gesammelt haben. Sie sind gut ausgebildet, haben viel Erfahrung und wollen nach Jahren des Angestelltendaseins ihr eigener Herr beziehungsweise ihre eigene Meisterin sein und ihre Freiheiten ausleben. Diesen Branchenkennern kommt zugute, dass sie meist über ein grosses Netzwerk verfügen und potenzielle Kunden und Lieferanten bereits persönlich kennen. Nicht selten kann ein bestehender Kundenstamm ins neue Unternehmen übernommen werden. Das Risiko des Scheiterns ist somit hinsichtlich der Marktsituation deutlich kleiner, als wenn ein Unternehmen mit einer völlig neuen Geschäftsidee gegründet wird.
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Zum Verhängnis werden in diesen Fällen eher der Aufbau der Administrativorganisation sowie die Finanzplanung. Diese Gefahr gilt es nicht zu unterschätzen: Selbständig Erwerbende scheitern mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den ersten drei Jahren, meist weil die liquiden Mittel zur Neige gehen (siehe Kapitel Finanzen).
Selbständigkeit aus einer Firma heraus Der Weg in die Selbständigkeit wird manchmal von äusseren Umständen diktiert – beispielsweise durch eine anstehende Nachfolgeregelung oder ein neues Konzernkonzept. Manchmal ist es die Schwierigkeit, einen Nachfolger zu finden, manchmal auch die Tatsache, dass eine Abteilung nicht mehr in ein neues Konzernkonzept passt. Dann werden mitunter die bisherigen Manager zu selbständigen Unternehmern. Kauft das bisherige Management einen Betrieb, spricht man von einem Management-Buy-out (MBO) oder einem Spin-off. Beispiele sind etwa das Sanitärunternehmen Geberit, das mit der gemischten Beteiligung des Managements und einer Investmentgesellschaft die Nachfolgeproblematik löste oder die ehemalige Schweizer Siemenssparte Albis Technologies. Letztere wurde vom Konzern bei der Restrukturierung ausgegliedert.
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Der Vorteil eines Fimenkaufs durch das Management ist, dass die neue Firma an die bestehenden Kundenverbindungen anknüpfen kann, beziehungsweise im Fall eines Spin-offs von der Mutterfirma mit Aufträgen ausgelastet wird. Zudem haben die neuen Unternehmensführer grosse Kenntnisse über den tatsächlichen Firmenzustand und die internen Prozesse.
KMUs in der Schweiz Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) sind in der Schweiz weit verbreitet: 99 Prozent aller Betriebe beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende, gut 90 Prozent sind allein Mikrounternehmen mit maximal 10 Mitarbeitenden. Drei Viertel der Schweizer Angestellten arbeiten in KMUs. Die Schweiz gilt laut einer Studie des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) mit einer jährlichen Nettozugangsrate (Eintragungen im Handelsregister) von 3 Prozent im Vergleich zum europäischen Ausland als sehr dynamisch.
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Arbeitslose werden selbständig Für Langzeitarbeitslose kann der Schritt in die Selbständigkeit der Rettungsanker sein. Wer seine Stelle verloren hat, keinen neuen Job findet und kurz vor der Aussteuerung steht, hat kaum Möglichkeiten, der drohenden Fürsorgefalle zu entgehen. Ein Ausweg kann die Selbständigkeit sein. Jeder fünfte Langzeitarbeitslose wählt inzwischen diesen Weg. Die Arbeitslosenversicherung unterstützt Personen, die ein eigenes Unternehmen gründen möchten. Betroffene können mit etlichen Hilfestellungen rechnen; angefangen bei Kursen zur Unternehmensführung über die weitere Ausrichtung von Taggeldern bis zur Übernahme des Verlustrisikos, wenn eine Bürgschaft existiert.
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