Unternehmen Österreich Ausgabe 3/2015

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Österreich

Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Österreich

Plus:

So hilf der SW t Flüchtl V gen im Lain nd

Wein, Kürbis & Co.

Herbstzeit

Wie UnternehmerInnen mit innovativen Ideen Erfolg haben

Österreichische Post AG / Sponsoring.Post 04Z035977 „Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Österreich, Mariahilfer Straße 32, 1070 Wien“

Innovation Warum der Wirtschaftsstandort Österreich und besonders Wien bei den Betrieben so attraktiv ist.

Neues Gesetz Registrierkassenpflicht: alle Informationen über die mit 1. Jänner 2016 in Kraft tretende Regelung.

www.wirtschaftsverband.at

Unternehmen

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Arbeitsplätze schaffen.

Österreichs Industrie sichert direkt und indirekt 2,4 Millionen Jobs. Ohne ehrliche und faire Strukturreformen, ohne Investitionen in Bildung, Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung stehen diese Arbeitsplätze auf dem Spiel. Handeln wir jetzt! Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

www.iv-net.at


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Die vorliegende Ausgabe skizziert Förderprogramme und Anreize von Städten für Neugründungen von Unternehmen sowie die Etablierung von Start-ups. Die öffentliche Hand hat österreichweit einige gut funktionierende wirtschaftspolitische Maßnahmen gesetzt, um JungunternehmerInnen die Chance zu geben, ihre Ideen umzusetzen und weiterzuentwickeln. Allen voran die Bundeshauptstadt Wien, die so viel wie kein anderes Bundesland für die heimische Wirtschaft initiiert hat. Und es hat sich gelohnt, denn die meisten

In die Zukunft

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10 i n h alt

Daniela Fazekas

BundesGF. des SWV Österreich

Betriebs­ansiedelungen sowie Gründungen von Unternehmen gibt es in Wien. Investitionen in Unternehmen, Technologie und Forschung entwickeln einen enormen Hebel für die Zukunft der Stadt, in den Bereichen Entwicklung und Modernisierung ebenso wie in der Schaffung von Arbeitsplätzen. Doch für Wien zählt nicht nur die Technologieschiene. Es wurden auch Maßnahmen zur Grätzelbelebung, zur Erhaltung von Nahversorgung sowie zur Förderung von Kreativen gesetzt. Gerade diese sind auch die große Chance für den ländlichen Bereich. Studien zufolge sieht man in ihnen die Hoffnung, auch ländliche Gebiete wirtschaftlich wieder stärker beleben zu können, da sie oft auch ohne die Infrastruktur einer Stadt hervorragend arbeiten können. Der Appell geht daher an die Länder und Gemeinden, in Projekte zu investieren, um junge Kreative anzusiedeln. Damit könnten kleine Gemeinden wieder­ belebt und die steigende Abwanderung in die Ballungszentren verhindert werden.

Coverstory Unternehmen Warum der Wirtschaftsstandort Österreich und besonders Wien für Unternehmen attraktiv ist ���� 10 Registrierkassenpflicht Was Sie zur Einführung 2016 wissen müssen ����� 06 Interview Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner über Betriebsansiedelungen in Wien und Förderung der Start-ups .....08 Flüchtlinge Wie der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband Menschen in Not hilft und was Sie tun können ...... 15 Burgenland Winzer Walter Handler aus Mönchhof ist mit seinen Qualitätsweinen auf Erfolgskurs ........................ 22 Bundesländer Aktuelle Informationen aus den Landesorganisationen ......... 24

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Porträt

Schedl, iStock by Getty Images

was wir wollen

Wien Alexandra Psichos betreibt drei Lokale im 3. und 21. Bezirk. Mit viel Engagement und immer neuen Ideen ist die Gastronomin seit 20 Jahren sehr erfolgreich und vereint nebenbei auch Familie und Beruf ......................18

Impressum | Herausgeber: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband Österreich, 1070 Wien, Mariahilfer Straße 32, Gerichtsstand: Wien, ZVR-Zahl: 42108716 | Medien­ inhaber: VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H., FN 73819h, HG Wien, 1030 Wien, Media Quarter Marx 3.2, Maria-Jacobi-Gasse 1, www.echo.at. Eigentümerin der VWZ ist die echo medienhaus GmbH. Eigentümerin der echo medienhaus GmbH ist die FFPG Beteiligungs GmbH. Eigentümer der FFPG Beteiligungs GmbH sind Feistl Anton 20 %, Feistl Anton jr. 20 %, Gugler Hermann 20 % und Pöttler Christian 40 % | Geschäftsführung: Mag. Thomas Strachota, Christian Pöttler | Unternehmensgegenstand: Heraus­gabe diverser Publikationen und Periodika sowie allgemeine Verlagsaktivitäten | Hersteller: VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. | Redaktion: VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H., Mag. Rudolf Mottinger (Chefredaktion), Dr. Helga Häupl-Seitz, 1030 Wien, Media Quarter Marx 3.2, Maria-Jacobi-Gasse 1. Grafik: Karim Hashem. Fotoredaktion: Mag. Claudia Knöpfler (Ltg.), Tini Leitgeb. Lektorat: Julia Gartner, MA, Susanne Hartmann, Roswitha Singer. Cover: iStock by Getty Images (3). Druckerei: Leykam Druck GmbH, Bickfordstraße 2, A-7201 Neudörfl | Verlags- & Herstellungsort: Wien | Blattlinie: Informationen des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Österreich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet.

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aktuell

#ShopLocal – Support Your Local Dealer! Aktionstag. 32 Shops und 30 Lokale sind am 10. Oktober 2015 beim ersten #ShopLocal – Small Business Saturday Neubau dabei! INITIATIVE. Als Konsument hat man sehr viel Mitsprache dabei, wie

Mit Michael Häupl

zur EPU-freundlichsten Stadt der Welt EinPersonenUnternehmen sind der Wachstumsmotor der Zukunft. Damit sie die Unterstützung erhalten, die sie verdienen, braucht es die richtige Politik. Wien erlebt eine neue Gründerzeit. Mit über 60.000

Einpersonenunternehmen ist Wien der größte EPU-Standort Österreichs. EPU stellen mit über 58 % die absolute Mehrheit der Wirtschaftskammermitglieder und ihre wirtschaftliche Bedeutung ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Das wird in den kommenden Jahren auch so bleiben. Die Wirtschafts­ agentur Wien hat wichtige Angebote, diese Entwicklung auch weiterhin zu fördern. Von Gründungscoachings über Gemeinschaftsbüros bis zu finanziellen Förderungen – die Erfolge der letzten Jahre sind ein gutes Zeichen für die Zukunft. Gleichzeitig steht Wien vor zahlreichen – nicht zu unterschätzenden – Herausforderungen. Die schwächelnde internationale Konjunktur geht an der Stadt nicht spurlos vorüber, das Bevölkerungswachstum ist so stark wie seit über 100 Jahren nicht mehr und neue Entwicklungen – Stichwort Digitali-

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Kommentar von Fritz Strobl, Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien

sierung und Industrie 4.0 – stellen insbesondere kleine Unternehmen vor neue Aufgaben. Wir müssen diesen Herausforderungen mit Anstand und Haltung gegenübertreten und sie auch als Chancen verstehen. Dafür stehen Bürgermeister Häupl und sein Team. Sinnvolle Investitionen sowie rechtliche und finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand versetzen Unternehmen in die Lage, von diesen Chancen zu profitieren. Wir müssen EPU als das begreifen, was sie sind: der Wachstumsmotor der Zukunft. Sozialdemokratische Politik und unternehmerisches Denken sind keine Widersprüche, sondern ergänzen einander – Wien ist dafür ein herausragendes Beispiel. Damit das so bleibt, sind wir alle aufgefordert, am 11. Oktober von unserem Wahlrecht Gebrauch zu machen und uns für eine Politik mit Anstand und Haltung starkzumachen.

Petra Spiola

SWV

Claudio Farkasch/

GESPRÄCH. David Rüb, Unternehmer aus Wien Neubau, zwischen den Initiatoren des Small Business Saturday, Geronimo Hirschal (l.) und Bernhard Tobola (r.).

sich eine Wirtschaft entwickelt. Und bestimmt mit seinen Entscheidungen, wie sich die Umwelt vor der eigenen Haustür entwickelt. Lebendig, kreativ, weltoffen – so trifft es auf den 7. Bezirk in Wien zu. Mit der Initiative #ShopLocal möchte der SWV Wien dafür Bewusstsein schaffen und lädt zum ersten „Small Business Saturday Neubau“ ein. Hier findet man tolle Shops mit einer vielfältigen Palette sowie angesagte Lokale und unterstützt mit jedem Einkauf, den man vor Ort tätigt, direkt die heimische Wirtschaft sowie junge Unternehmen, die einen Bezirk lebenswert machen und diesen aktiv mitgestalten. Denn heimische Klein- und Mittelbetriebe sind der Jobmotor schlechthin. Hauptpartner und Sponsor ist das in der Kirchengasse beheimatete FinTech-Start-up kWallet. Los geht’s am 10. Oktober um 12 Uhr mit kleinen Aufmerksamkeiten der teilnehmenden Unternehmen. Ab 18 Uhr gibt es einen After-Work-Treff auf dem Siebensternplatz mit Podiumsgesprächen zum Thema „Lokale Wirtschaft“ und Musik bei der Open-Air-Bar des Café 7*Stern.

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aktuell

Gas liegt voll im Trend

Jürgen Pletterbauer

Energiewende soll für jeden leistbar sein Forum Energiezukunft. „Angesichts der wachsenden Energie-

nachfrage ist Energieforschung eine zentrale Investition in die Zukunft und stärkt den Industriestandort Österreich“, so SWV-Präsident Christoph Matznetter (Bild 2. v. r.) einleitend beim „Forum Energiezukunft“ des Fachverbands der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW) und der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). EnergieexpertInnen sowie Energie- und WirtschaftssprecherInnen diskutierten die bedeutende Rolle von Gas als Partner für eine erfolgreiche Energiewende. „Erdgas kann zur sauberen Energiewende beitragen. Für diese braucht es jedoch EU-weite Lösungen“, betonte Matznetter, „und keine Deregulierung zugunsten jener, die sich nicht um die Einhaltung von ökologischen Zielen bemühen. Besser wäre, Unternehmen mit umweltfreundlichen Technologien bis zur Marktreife zu fördern, anstatt die ‚Kohle-Lobby‘ quer zu subventionieren.“ Dem SWV-Präsidenten ist vor allem auch soziale Verträglichkeit ein Anliegen: „Bei den Energiepreisen gibt es eine falsche Verteilung zwischen Haushalten und Industrie. Die Förderungen

von erneuerbaren Energien müssen auch bei allen ankommen. Die Energiewende soll für jeden leistbar sein.“ Geht es nach ihm, soll die Förderung von Erdgas-Autos, die mit Ende des Jahres abläuft, verlängert werden. „Wir sollten eher mehr Erdgas-Autos haben als weniger, denn diese fahren sauberer und günstiger.“ Er verwies auf den bis zu 20 Prozent geringeren CO2-Ausstoß und auf eine Kostenersparnis beim Kraftstoff von bis zu 30 Prozent im Vergleich zu einem Diesel-Auto. Sich rein auf fossile Brennstoffe, Wasserkraft und Sonnenenergie zu verlassen, wird auf Dauer nicht funktionieren. Für Matznetter ist daher klar: „Es wird in Zukunft keine anderen Ressourcen geben, deshalb sind wir gezwungen, rasch auf erneuerbare Energien umzusteigen.“

EMPFANGSKOMITEE. DAS GUTE LIEGT SO NAH. Unser Flughafen verbindet, was sich liebt. Wie mein Liebster heute, kommen täglich 61.000 Passagiere an und werden dank des schnellen Service gleich vom Empfangskomitee ans Herz gedrückt.

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service

Registrierkassenpflicht:

Was Sie wissen müssen Verpflichtung. Rund 60 Prozent aller heimischen Betriebe sind ab kommendem Jahr dazu verpflichtet, ein elektronisches Aufzeichnungssystem – nämlich eine Registrierkasse – zu verwenden.

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ie Registrierkassenpflicht ist als Teil der Steuerreform 2015/16 eine wichtige Maßnahme gegen den Mehrwertsteuerbetrug und soll ehrliche UnternehmerInnen vor unlauterem Wettbewerb schützen. Vorwiegend vom neuen Gesetz betroffen sind die Branchen Gas­tronomie, Gewerbe und Handel. Acht Fragen und Antworten zur Registrierkassenpflicht.

1. Wer braucht eine Registrierkasse?

2. Wer ist von der neuen Regelung ausgenommen? Betriebe, die nicht vorwiegend Barumsätze machen. Das betrifft beispielsweise HandwerkerInnen, RauchfangkehrerInnen und EinzelunternehmerInnen, die fast ausschließlich auf Rechnung arbeiten oder Honorare legen. Sie müssen vorweisen können, dass die Beträge auf das Firmenkonto eingehen. Ebenfalls nicht betroffen sind kleine Vereinsfeste und jene, die unter die „Kalte-Hände-Regelung“ fallen, z. B.: Maronibrater, Christbaumhändler, Obst- und Gemüseverkäufer im Freien. Sie brauchen erst ab einem Jahresumsatz von 30.000 Euro eine Registrierkasse. Neu ist, dass reine Online-Shops sowie Automaten mit Einzelumsätzen bis 20 Euro ausgenommen sind.

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3. Ab wann gilt die neue Regelung? Ab 1. 1. 2016 müssen Betriebe eine Registrierkasse verwenden, um ihre Bareinnahmen einzeln zu erfassen. Für Warenausgabe- und Dienstleistungsautomaten tritt die Kassen- und Belegerteilungspflicht mit 1. 1. 2017 in Kraft. Gleichzeitig müssen alle Betriebe, die bereits ein solches Kassensystem haben, an das Finanzamt gebunden sein.

4. Mit welchen Investitionen müssen betroffene Unternehmen rechnen? Das hängT von den notwendigen Aufwendungen ab, ob nur das Rechnungsprogramm/die Software oder die dafür nötige Hardware bzw. Infrastruktur angeschafft werden muss. Die Kosten für INSIKA belaufen sich nach Erwartung der Kassenhersteller auf einmalig 200 bis 300 Euro (Smartcard, Softwareupdate etc.), bei einer Massenanwendung vermutlich weniger. Laut BMF-Experten sind taugliche Registrierkassen ab 300 Euro zu haben. Web-Kassen-Systeme, die wie in Deutschland ebenfalls Insika-tauglich sein werden, sind hier günstiger und könnten den Einstieg erleichtern. Viele Betriebe rechnen mit Zusatz- und Folgekosten. Gas­ tronomen und Markthändler schätzen beispielsweise, dass man bei der Anschaffung von stationären oder mobilen Geräten, der Umrüstung auf die gesetzlich vorgeschriebene Software und die Einschulungskosten auf wenige tausend Euro kommt. Zusätzlich müsse man die Betriebs-, Wartungs- und Schulungskosten monatlich hinzurechnen.

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iStock by Getty Images (3)

unternehmen, deren Jahresumsatz 15.000 Euro übersteigt und die einen Bargeschäftsanteil von über 7.500 Euro aufweisen. Zu den Bargeschäften zählen auch Umsätze mit Bankomat- oder Kreditkarte. Mobile UnternehmerInnen müssen ihre Barumsätze erst nach Rückkehr in den Betrieb in die Registrierkasse eingeben. Zur Nachvollziehbarkeit muss eine Durchschrift des händischen Belegs zusammen mit dem Kassenbeleg aufbewahrt werden.


service Bisher. Es gilt die Aufzeichnungspflicht nach der Barbewegungsverordnung 2008. Kleine Betriebe machen einen täglichen Kassasturz, beispiels­weise MarkthändlerInnen müssen im Rahmen der „Kalte-Hände-Regelung“ ein Kassa­ buch führen. Das Finanzamt kontrolliert alle ­Aufzeichnungen durch Betriebsprüfungen.

7. Gibt es Förderungen für Betriebe? 5. Welche Technik steckt dahinter? Jede Registrierkasse soll mit einem technischen Manipulationsschutz ausgestattet werden. Noch gibt es keine gesetzliche Verordnung. Die genauen Anforderungen an das Kassensystem werden erst Mitte 2016 festgelegt. Zur ­Auswahl des Systems wird es eine Ausschreibung geben. Das Finanzministerium favorisiert das in Deutschland ­getestete Insika-System („Integrierte Sicherheitslösung für messwertverarbeitende Kassensysteme“). Über einen Adapter wird eine sogenannte Smartcard in die Kasse gesteckt. Diese erzeugt eine digitale Signatur, die auf den Beleg ­gedruckt und auf der Smartcard gespeichert wird. Insika soll auf allen gängigen Kassensystemen laufen. Auch Taxameter können aufgerüstet werden.

6. Welche Strafen gibt es, wenn man keine Registrierkasse verwendet, obwohl man unter die Pflicht fällt? VERLETZT man vorsätzlich die Verpflichtung zur Verwendung einer Registrierkasse, kann das mit bis zu 5.000 Euro geahndet werden. Sollte das Kassensystem manipuliert werden, müssen Betriebe mit einem Strafrahmen von 25.000 Euro rechnen.

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Unternehmen, die auf das System umrüsten müssen, ­erhalten eine Prämie von 200 Euro. KMU, die jetzt erst registrierkassenpflichtig werden, können sich eine Neuanschaffung (mehrere hundert bis tausend Euro) fördern ­lassen. Jene Betriebe, die frühzeitig ihr Registrierkassen­ system umstellen, können die gesamten Anschaffungs­ kosten abschreiben. Diese Kosten sind im Jahr der ­Anschaffung jedenfalls steuerlich absetzbar. Solange der Gesetzgeber aber kein Kassensystem ­vorschreibt, ist man gut beraten, mit der Anschaffung noch zu warten.

8. Wie wird der SWV die UnternehmerInnen unterstützen? Der SWV setzt sich für eine praktikable Umsetzung der ­Registrierkassenpflicht ein, bei der die wirtschaftlich trag­ fähige Betriebsführung der UnternehmerInnen nicht erschwert wird. Denn so unterschiedlich die Bedürfnisse der Menschen sind, so verschieden sind sie auch in den Branchen. Weiters wird der SWV für betroffene UnternehmerInnen Service-Angebote anbieten.

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interview

Wirtschaftsstadträtin

PID/David Bohmann (3)

Renate Brauner zu Besuch bei einem der zahlreichen innovativen Start-Ups Wiens.

CROWDINVESTING

Mit der Zeit gehen! Innovation. UNTERNEHMEN ÖSTERREICH sprach mit der Wiener Wirtschaftsstadträtin Vbgm. Renate Brauner über den Wirtschaftsstandort Wien, wie die Stadt UnternehmerInnen fördert und besonders EPU in Zukunft mit gezielten Maßnahmen noch mehr unterstützt. UNTERNEHMEN ÖSTERREICH: ­ Welche Impulse setzt die Stadt, um den Tech­ nologie-/Wirtschaftsstandort Wien auszubauen?

Renate Brauner: Der Wirtschaftsstand-

ort Wien funktioniert und ist weiters eine gefragte Forschungs- und Innovations­ metropole in Europa. Die Stadt Wien und die Wirtschaftsagentur Wien setzen sich

Zur Person Nach dem Abschluss des Studiums der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften war REnate Brauner bis 1987 Bezirksrätin im 5. Bezirk, danach Gemeinderätin/Landtagsabgeordnete, ab 1996 Stadträtin in verschiedenen Ressorts. Seit Jänner 2007 ist sie Vizebürgermeisterin/ Landeshauptmann-Stellvertreterin in Wien und amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.

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mit gezielten monetären Förderaktionen, gekoppelt mit stabilen wirtschaftlichen individueller Beratung und betrieblicher Verhältnissen. Die Stadt Wien unterInfrastruktur dafür ein, diesen Status wei- stützt vor allem die kleinen und mittleren ter auszubauen und Wirtschaftswachs- Unternehmen gemeinsam mit der Wirttum und Innovation am Standort nach- schaftsagentur Wien, und gemeinsam mit haltig zu fördern. dem waff setzen wir auf Qualifikation der Der Einsatz modernster Technologi- Arbeitskräfte. en und die gezielDiese Förderungen Allein im Vorjahr haben sich sollen Unternehmen te Vernetzung von Wissenschaft und 159 internationale Betriebe vor allem dabei unWirtschaft ermögliterstützen, mit der neu in Wien angesiedelt. chen dabei den BrüZeit zu gehen, dabei Renate Brauner | Wirtschaftsckenschlag zwischen sind Forschung und stadträtin ökonomischen und Innovation besonders ökologischen Anforderungen. Die not- wichtig. Die Anzahl der forschenden Unwendigen Rahmenbedingungen schaffen ternehmen hat sich in den vergangenen zukunftsorientierte Strategien und inno- 15 Jahren um 300 Prozent erhöht. Derzeit vative Infrastruktur, ein Beispiel ist Ös- sind rund 1.000 Unternehmen in F&E terreichs erste Pilotfabrik, die wir kürz- tätig, insgesamt beschäftigen sie 40.000 lich in der Seestadt aspern eröffnet haben. Menschen. Dass Wien ein guter Platz zum WirtUNTERNEHMEN ÖSTERREICH: Wie will schaften ist, zeigt die aktuelle Ansiedman der internationalen Konkurrenz begeg­ lungsbilanz. 2014 entschieden sich 159 nen? internationale Betriebe neu für Wien, das Renate Brauner: Wien setzt auf den opti- ist das beste Ergebnis seit Bestehen der inmalen Mix aus hochkarätiger Ausbildung, ternationalen Aktivitäten. Die AnsiedlunUnternehmen Österreich 3 | 2015


Industriebetriebe

wie Hoerbiger schätzen die ausgezeichnete Infrastruktur und die gut qualifizierten ArbeitnehmerInnen in Wien.

gen brachten Wien rund 960 Arbeitsplätze und einen Investitionsrekord von mehr als 244 Millionen Euro.

Wir wollen, dass unsere Förderprogramme treffsicher ankommen.

litik daher ganz gezielt auf die Stärkung und den Ausbau von ZuRenate Brauner | Wirtschaftskunftsthemen. Wir stadträtin wollen noch bekannter machen, dass Wien nicht nur für große Kultur, sondern auch UNTERNEHMEN ÖSTERREICH: Was wer­ für große Innovationen steht. den die Herausforderungen für die Zukunft Wir wollen, dass unsere Unterstützunsein? gen wie die Förderprogramme, die InfraRenate Brauner: Gerade in wirtschaft- struktur oder auch die Coachings weiterlich schwierigen Zeiten ist es auch für hin treffsicher ankommen. Unternehmen wichtig, sich auf eine staEPU, die es besonders schwer haben, bile Stadtverwaltung verlassen zu können. brauchen besonders gute Unterstützung, Wien steht für sichere Infrastruktur und die wir durch gemeinsame Infrastruktur maßgeschneiderte Fördermaßnahmen. wie Co-working Spaces oder auch die zielUm im internationalen Standortwett- genaue Beratung leisten können – in Zubewerb langfristig erfolgreich zu bleiben, kunft noch verstärkt. legt Wien den Fokus noch stärker auf Innovation, gekoppelt mit nachhaltigem UNTERNEHMEN ÖSTERREICH: Der Wirt­ Wirtschaftswachstum und der Sicherung von Beschäftigung. Wien hat auch die Förderungen neu geordnet. Mit der Geschäftsgebietsförderung können wir junge Unternehmen und NahRenate Brauner versorger besser unterstützen. Ganz besonbeim Traditiders im Mittelpunkt stehen die EPU, die onsunterneheinen großen Teil der Wiener Wirtschaft men Manner, ausmachen und die die Stadt Wien unterdas weiter in stützt. die ZukunftsUNTERNEHMEN ÖSTERREICH: Wo gibt’s noch verstärkten Handlungsbedarf?

Renate Brauner: Wien ist schon heute

eine europäische Innovationsmetropole, aber natürlich wollen wir noch besser werden. Wien setzt mit seiner WirtschaftspoUnternehmen Österreich 3 | 2015

metropole Wien investiert.

schaftsstandort Wien ist ja nicht nur für die „Großen“ gedacht. Auch die kleinen Unter­ nehmen/Start-ups sind wichtig und schaffen Arbeitsplätze. Welche Initiativen werden ge­ setzt bzw. sind in Vorbereitung?

Renate Brauner: Die Stadt Wien und

die Wirtschaftsagentur Wien unterstützen Firmen in jeder Unternehmensphase mit gezielten Förderprogrammen, individueller Beratung, kostenlosen Workshops und Coachings sowie der Schaffung von betrieblicher Infrastruktur. Der Erfolg dieser Maßnahmen lässt sich an den Zahlen ablesen: Waren 2010 noch 5,2 % aller Gründungen dem Start-up–Bereich zuzurechnen, hat sich dieser Anteil 2013 bereits auf 7,6 % erhöht – 638 von 8.403 gegründeten Unternehmen waren Start-ups. Mehr als drei Viertel davon sind der Technologie- und IT-Branche zuzurechnen.


coverstory

Unternehmen schaffen 10

Unternehmen Ă–sterreich 3 | 2015


coverstory ERFOLG. Mehr als 270 internationale Unternehmen haben sich 2014 in Österreich angesiedelt. 37.054 Unternehmen wurden landesweit gegründet. Tendenz steigend. Damit wurden nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze neu geschaffen bzw. gesichert, sondern auch Investitionen in Milliardenhöhe ausgelöst.

Jobs Unternehmen Österreich 3 | 2015

Betriebsansiedelungen. Trotz wachsender Konkurrenz ist Österreich, und besonders Wien, ein attraktiver Wirtschaftsstandort.

International attraktiv. Zwischen 2004 und 2014 sind auch die internationalen Betriebsansiedlungen kontinuierlich gestiegen. Die Betriebsansiedlungsagentur ABA-Invest in Austria konnte allein im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Regionalgesellschaften 276 neue internationale Unternehmen in Österreich ansiedeln (Grafik Seite 12). 2014 siedelte sich mit 131 die Mehrzahl der internationalen Unternehmen in der Hauptstadt Wien an (2013: 104). Stärkstes Bundesland nach Wien war Kärnten mit 38 Betriebsansiedlungen vor Niederösterreich und Salzburg mit je 20. 18 wurden in Oberösterreich, 16 in der Steiermark, 14 in Tirol, 10 in Vorarlberg und 9 im Burgenland angesiedelt (siehe Grafik Seite 12).

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Die Wirtschaftsagentur Wien ist seit über 30 Jahren die erste Anlaufstelle für nationale und internationale Unternehmen und Investoren. Sie fördert mit 40 Millionen Euro jährlich – das sind pro Kopf und Jahr mehr als 20 Euro und 400 Euro pro Unternehmen – und bietet Beratung, Immobilien und monetäre Förderungen. Ziel ist die Stärkung der Unternehmen in Wien und ihrer Innovationskraft. Damit steigert die Wirtschaftsagentur Wien die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Mit Schwerpunktsetzungen forciert sie die definierten Stärkefelder der Stadt: Life Sciences, urbane Technologien, Kreativwirtschaft und IKT. Innovationen sind der Schlüssel zu unternehmerischem Erfolg und sichern langfristig die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts. Das Leistungsangebot erstreckt sich von der professionellen Beratung von

Standortsicherung.

Unternehmern, Gründern und Investoren über die zielgerichtete Vergabe finanzieller Förderung, die Bereitstellung und Erschließung von geeigneten Grundstücken bis hin zum weltweiten Standortmarketing für den Wirtschaftsstandort Wien. Auch die Errichtung einer besonderen betrieblichen Infrastruktur gehört zum Serviceangebot. Außerdem werden spezielle Förderprogramme, derzeit 20, für Technologie- und Kreativunternehmen geboten. 2015 setzt man z. B. einen übergreifenden Schwerpunkt im Bereich Social Entrepreneurship, der nachhaltige, gesellschaftlich relevante und sozial verantwortungsvolle Unternehmensprojekte unterstützt, sowie im Bereich der Produktion auf den Schwerpunkt Industrie 4.0.

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nsgesamt 8.256 Unternehmen wurden im vergangenen Jahr in Wien gegründet. Gefolgt von Niederösterreich (7.590) und der Steiermark (5.548, siehe Grafik Seite 13). Nach Branchen sind österreichweit etwas mehr als 41 % der Sparte „Gewerbe und Handel“ zuzurechnen, gefolgt vom Handel (25,9 %) und „Information und Consulting“ (18,4 %, Quelle: WKO). Auch bei den internationalen Betriebsansiedelungen ist die Bundeshauptstadt auf Platz eins. In den vergangenen elf Jahren waren es knapp 1.200. Was zeichnet das Erfolgsmodell Wien aus?

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coverstory

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Wirtschaftsagentur Wien/David Bohmann

Ranking. 276 neue internationale Unternehmen haben sich 2014 in Österreich angesiedelt. Spitzenreiter unter den Bundesländern ist Wien mit 131. In Kärnten waren es 38, in Salzburg und Niederösterreich je 20. Schlusslicht ist das Burgenland mit 9 Betriebsansiedlungen. Quelle: ABA-Invest in Austria

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Spitzenreiter. Wien ist ein besonders guter

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Ein Projekt der

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Boden für internationale Unternehmen. 2014 waren es bereits 131 Neuansiedelungen, 2013 noch 104.

„2014 konnte in Wien bei der Ansiedlung von internationalen Unternehmen erneut ein Rekord erzielt werden“, freut sich Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner. „Dieser Rekord ist nicht nur für Wien ein großer Erfolg, sondern unsere zahlreichen und zielgerichteten Aktivitäten im Ausland wirken sich auch äußerst positiv für den Standort Österreich aus.“ Insgesamt waren es in den vergangenen elf Jahren knapp 1.200 internationale Betriebe (betreut werden sie gemeinsam von der Wirtschaftsagentur Wien und ABA-Invest in Austria). Dadurch wurden mehr als 10.000 Arbeitsplätze neu geschaffen oder gesichert und Investitionen in Höhe von 1 Milliarde Euro ausgelöst. Einige der zahlreichen angesiedelten Unternehmen: Die russische LUKOIL Lubricants übernahm 2014 die ehemalige OMVProduktionsstätte am Ölhafen Wien und produziert dort erstmals in Europa Schmiermittel für die Automobilindus­ trie. Greenvest Hydro siedelte sich 2014 im Technologiezentrum aspern IQ an. Das deutsche Unternehmen unterstützt Betreibende von Kleinwasserkraftwerken dabei, diese zu modernisieren. Boom geht weiter. Auch heuer geben die Zahlen Anlass zur Freude: Im ersten Halbjahr 2015 ist die Zahl der neuen Investitionsprojekte laut ABA-Invest in Austria von 114 auf 152 gestiegen. „Ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Österreich. Bereits 82 Unternehmen haben sich entschlossen, nach Wien zu kommen“, betont Brauner. Ein gutes Beispiel für den erfolgreichen Wiener Weg ist die HOERBIGER Holding AG. Ende August 2015 fand in Wien Aspern die Gleichenfeier für den neuen HOERBIGER-Standort statt. Das Unternehmen mit Sitz in Zug, Schweiz, ist weltweit in führender Position in den Geschäftsfeldern Kompressortechnik, Antriebstechnik und Hydraulik tätig. In der Seestadt aspern entsteht das neue Forschungs-, Vertriebs- und Produktionszentrum des Unternehmens (Investitionsrahmen: ca. 45 Millionen Euro). Hier werden künftig rund 500 MitarbeiterInnen gemeinsam tätig sein, die bislang auf drei Standorte in Wien verteilt waren.

Unternehmen Österreich 3 | 2015


coverstory

Vorteile. Gute Infrastruktur und hohe Lebensqualität: zwei Gründe,

warum sich internationale Unternehmen gerne in Wien ansiedeln.

Geschäftslokal gesucht? 2551 Enzesfeld-Lindabrunn s

Start-up-Szene in Wien. „Neben sehr großen und kapitalintensiven Unternehmen ist vor allem weiterhin ein starker Trend bei Start-ups zu spüren, was unsere gezielten Aktivitäten für die Start-up City Vienna bestätigt“, so die Wirtschaftsstadträtin. Initiativen wie „Gründen in Wien“ der Wirtschaftsagentur Wien, Veranstaltungen wie das „Pioneers Festival“ und der enorme Zuwachs an Coworking Spaces zeigen, wie aktiv und pulsierend die Wiener Start-up-Szene ist, denn insgesamt 70 % aller österreichischen Start-ups werden dem Standort Wien zugerechnet. Diese Aufbruchsstimmung wird von der Wirtschaftsagentur aktiv unterstützt. Initiativen und Unternehmen werden auf allen Ebenen vernetzt, Wissen vermittelt, aber auch finanzielle Unterstützung geboten – natioWir spüren einen nal und international. starken Trend bei 2015 wurde das Vienna StartStart-ups in Wien. up Welcome Package im Wert Renate Brauner | Wiener von 7.500 Euro bereits zum Wirtschaftsstadträtin zweiten Mal verliehen. Es ging an fünf internationale Start-ups, die für drei Monate in Wien arbeiten werden. Das Package unterstützt ausgewählte Unternehmen, ihre Geschäftsidee in Wien weiterzuentwickeln. Darin enthalten sind Flug, Unterkunft, Arbeitsplatz in einem Coworking Space und ein Expansionscoaching. Mit dem Vienna Start-up Award zeichnet die Wirtschaftsagentur Wien die besten und innovativsten Projekte und Geschäftsideen von Wiener Start-ups und jungen Unternehmen aus und prämiert diese mit 6.000 Euro. Aus 180 Einreichungen wurden im Juni 2015 die besten vier Projekte ausgezeichnet.

Platz der Menschenrechte 4

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Steigerung. 37.054 Unternehmen wurden 2014 in

Österreich neu gegründet. Damit liegt der Wert etwas höher als 2013 mit 36.946. Nummer eins ist Wien mit 8.256, gefolgt von Niederösterreich mit 7.590 und der Steiermark mit 5.548. Quelle: Wirtschaftskammern Österreichs Unternehmen Österreich 3 | 2015

4 Räume, ca. 158 m2. Die gesamte Fläche kann in 2 separate Geschäftslokale aufgeteilt werden.

Infos: „Wien-Süd“, 1230 Wien Untere Aquäduktgasse 7 Frau Christine Strommer E-Mail: c.strommer@wiensued.at

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coverstory

Wirtschaftsagentur Wien

Aufbruchsstimmung. Startup-Gründer sind die Vorreiter eines neuen Unternehmerverständnisses. Sie sind hochqualifizierte Innovationstreiber, die dem Wirtschaftsstandort einen klaren Vorteil verschaffen. Trotzdem: Ohne Starthilfe wird’s für viele schwierig.

in die Selbstständigkeit ansetzt, braucht eine zündende Idee, Mut, aber auch viel Fachwissen. Damit die Gründung gelingt, kann man sich Unterstützung holen – die Wirtschaftsagentur Wien hilft, Geschäfts­ ideen nachhaltig umzusetzen: von umfangreichen Serviceleistungen über monetäre Förderungen bis hin zur passenden Bürofläche. In Wien gründen jährlich rund 8.000 Personen ein Unternehmen. Wenn eine Unternehmensgründung gelingt, nutzt es allen: Start-ups profitieren durch die professionelle und finanzielle Unterstützung und der Wirtschaftsstandort wird durch erfolgreiche Unternehmen weiter gestärkt. Die Wirtschaftsagentur Wien bietet individuelle Beratung, Coachings und Workshops für Start-ups und Grün­

derInnen. Diese Serviceleistungen sind kostenlos und mehrsprachig – mittlerweile neben Deutsch in 14 weiteren Sprachen. Beim „Gründungscoaching“ erhalten GründerInnen alle wichtigen Infos für den erfolgreichen Start: Passt mein Businessplan? Wie gewinne ich KundInnen? Welche Unternehmensform passt für mein Vorhaben? Ergänzend zum Gründungscoaching liefert das „Finanzierungscoaching“ Infos rund um das Thema Finanzierung und Gründung. Mit dem ­ Expansionscoaching werden Unternehmen bei nationalen und internationalen Wachstumsschritten unterstützt. Zusätzliches unternehmensrelevantes Know-how liefern spezielle Fach-Workshops. Das Themenspektrum reicht von Buchhaltung und Steuern bis hin zu Marketing und Softskills.

kostengünstig & flexibel. Speziell für

GründerInnen und JungunternehmerInnen gibt es Büroflächen, die besonders auf die Bedürfnisse von jungen Unternehmen zugeschnitten sind: klein, kostengünstig und flexibel. Beispiel: In Neu Marx im MQM3 auf der Landstraße stehen flexible Büros für medienaffine Start-ups bereit. Mit Herbst vergrößert die Wirtschaftsagentur das Angebot – insgesamt werden 35 neue Büroeinheiten zur Verfügung stehen. In der neuen Seestadt aspern im 22. Wiener Gemeindebezirk bietet die Wirtschaftsagentur im Technologiezentrum aspern IQ technologieaffinen Start-ups, Jungunternehmen und Forschungseinrichtungen Platz und Entfaltungsmöglichkeiten für Innovation, Technologie und Produktion. Infos: www.wirtschaftsagentur.at, www.austrianstartups.com, www.awsg.at

Start-up-Studie bringt wichtige Erkenntnisse Der wachsenden Start-up-Szene trägt nun auch eine mit der von Wirtschaftsagentur Wien und Wirtschaftskammer Wien gemeinsam in Auftrag gegebene Studie „Start-up Location ­Vienna“ Rechnung. „Die von PGM research consulting durchgeführte Grundlagenstudie zeigt, dass die Zahl der Start-ups in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist“, erläutert Fritz Strobl, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien und Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Wien. Für 2010 konnten 5,2 % aller Gründungen dem Start-up-Bereich zugerechnet werden, 2013 hat sich der Anteil bereits auf 7,6 % erhöht. Das bedeutet: Von 8.403 gegründeten

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Unternehmen waren 638 Start-ups. Mehr als drei Viertel davon sind der Technologie- und IT-Branche zuzurechnen, etwas mehr als ein Fünftel der Kreativwirtschaft. Der typische Startup-Gründer ist 35 Jahre alt und hat ein Universitäts- oder FHStudium entweder in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Naturwissenschaft oder IT abgeschlossen. Knapp ein Drittel der Unternehmen beschäftigt bei der Gründung MitarbeiterInnen, wobei sich der Beschäftigtenanteil nach zwei Jahren auf 40 % erhöht. In einem Viertel dieser Unternehmen arbeiten sogar mehr als fünf Beschäftigte. Übrigens: 70 % aller österreichischen Start-ups werden dem Standort Wien zugerechnet.

Unternehmen Österreich 3 | 2015

iStock by Getty Images

s

intensive Beratung. „Wer zum Sprung


flüchtlingshilfe SWV-Vizepräsident Gönültas (r.) und sein

privat (2)

Team unterwegs mit unseren gefüllten Stofftaschen zu den Flüchtlingen auf dem West- und Hauptbahnhof.

SWV hilft mehr

als 800 Flüchtlingen Engagement. Egal, ob auf Bahnhöfen, in karitativen Einrichtungen, mit Sach- und Geldspenden oder privat zu Hause, tausende Menschen helfen in Österreich ankommenden Flüchtlingen, wo es geht. Auch UnternehmerInnen des SWV. Solidarität. Auch Resul Ekrem G ­ önültas,

Vizepräsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Österreich (SWV), packt selbst mit an. Der türkischstämmige Taxiunternehmer macht dabei keinen Unterschied, woher jemand kommt: „Der Krieg und die Flucht kann jeden treffen, daher jetzt sofort helfen, ohne Wenn und Aber – egal welcher Herkunft, Ethnie, Religion.“ Auf seine Initiative verwandelten sich die Veranstaltungshallen der Islamischen Föderation in Simmering und der Türkischen Föderation in der Donaustadt zu Notunterkünften für Flüchtlinge. Rund 800 Menschen wird so ein warmer Ort zum Schlafen bereitgestellt. Sie werden rund um die Uhr mit Essen, Medizin, Kleidung, Dingen des täglichen Bedarfs versorgt. Mittendrin steht Resul Ekrem Gönültas. Wie Flüchtlingshilfe und eigenes Unternehmen unter einen Hut zu bringen ist, meint er: „Es ist sicher nicht leicht, aber wenn man das mit dem Herzen macht, dann spielt das Geschäft keine Rolle. Und Unternehmen Österreich 3 | 2015

es ist nicht schwierig, diesen Menschen zu helfen, denn sie selbst haben ein großes Herz. “ Ohne die Unterstützung der mehr als hundert Ehrenamtlichen, die mehrheitlich selbst einen migrantischen Hintergrund

Helfende Organisationen Arbeiter-samariter-bund www.samariterbund.net/soziales/ fluechtlingsbetreuung/ Caritas www.caritas-wien.at/spenden-helfen/ aktuelle-spendenaufrufe/hilfe-fuerfluechtlinge/ Helfen. wie wir. www.helfenwiewir.at UNHCR www.unhcr.at/helfen.html Volkshilfe www.volkshilfe.at/fluechtlingshilfe Verein Ute Bock www.fraubock.at/aktuelles/

haben, würde die Hilfe nicht funktionieren. Ihrem Einsatz zollt der SWV-Vizepräsident großen Respekt: „Ich bedanke mich ganz herzlich bei all den UnternehmerInnen und auch bei allen KollegInnen. Was sie bis jetzt mit ihrer Hilfe und ihren Spenden geleistet haben, ist unbeschreiblich. Ich hoffe, dass dies auch fortgeführt wird.“ Frieden schaffen. Was sich Gönültas

zur Verbesserung der Situation von Hilfesuchenden wünscht? „Bei all den politischen Diskussionen darf nicht auf den Menschen vergessen werden. Keiner der Flüchtlinge ist freiwillig nach Europa gekommen. Oberste Priorität muss es sein, dass sich auf der einen Seite die globalen Politikmächte zusammenraufen und für den Frieden in den Kriegsländern einsetzen, und auf der anderen Seite jenen, die jetzt bei uns Hilfe und Schutz suchen, Menschlichkeit entgegenzubringen.“ Gönültas jedenfalls ist froh zu helfen und glücklich darüber, selbst „ein Teil dieser Geschichte zu sein“. 15


www.spoe.wien

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porträt

Immer etwas Neues ausprobieren! Leidenschaft. Alexandra Psichos ist Gastronomin mit Leib und Seele. Sie betreibt drei Lokale im 3. und 21. Bezirk in Wien und ist ­Chefin über 40 MitarbeiterInnen. Mit Engagement und immer neuen Ideen ist sie seit 20 Jahren erfolgreich. Vorbelastet. Angefangen hat alles in Wien

Floridsdorf. Vor 30 Jahren hat ihr Vater das „Café Klim Bim“ auf dem Franz-Jonas-Platz eröffnet. „Ein Familienbetrieb“, erzählt die Gastronomin, „den ich nach zehn Jahren übernommen habe und seit 1996 führe.“ Zehn Jahre später ist dann, ebenfalls auf dem Franz-Jonas-Platz gelegen, das „­ Jonas“ dazugekommen. In einer alten Schule mit Schulhof, der heute teilweise als Gastgarten genutzt wird, ist das Lokal ein beliebter Treffpunkt, nicht nur der FloridsdorferInnen. Ob jung oder alt: In meinen Viele Gäste kommen auch aus den umlieLokalen ist für alle Altersgruppen etwas dabei. genden Gemeinden aus Niederösterreich. Alexandra Psichos

Ludwig Schedl (4)

eXpansion. Von Flo-

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ridsdorf ging es schließlich in den 3. Bezirk auf die Landstraßer Hauptstraße. „Ich bin zwar in Simmering aufgewachsen, wohne aber seit 1994 im Dritten. Beim Parkplatzsuchen bin ich oft am Café Haller, das es dort unter diesem Namen schon seit 1913 gibt, vorbeigefahren. Das Lokal wirkte leblos und da steckte irgendwie kein Herz drinnen. Schade! Und als dann vor zwei Jahren der damalige Besitzer auch noch in Pension gegangen ist, hab ich auch diese Location Unternehmen Österreich 3 | 2015


porträt

Kompetent. Unternehmerin Alexandra Psichos ist seit

mehr als 20 Jahren in der Gastronomie tätig.

dazugenommen“, erzählt die Unternehmerin, die nun drei Lokale betreibt. Und das sehr erfolgreich, obwohl die Konkurrenz nicht schläft und die Leute heute genau auswählen, wann sie welche Lokale besuchen. „Um bestehen zu können, muss man den Gästen etwas Besonderes bieten“, weiß Alexandra Psichos. „In meinen Lokalen ist eine Halloween-Party, eine Krampus- und v.  m.“, erzählt Frau für alle Altersgruppen – vom Schüler bis Weihnachtsfeier u.  zum Pensionisten – etwas dabei.“ Die Äl- ­Psichos. teren wollen die Tageszeitungen, die Jüngeren WLAN. Das „Klim Bim“ ist eher als TEAMGEIST. Die Unternehmerin ist viel unterwegs und pendelt Espresso gedacht, das oft zwischen den ein„Haller“ ein gemütliches Café und das Ohne ein Team, auf das ich zelnen Lokalen, wo sie „Jonas“ ein Restaumich verlassen kann, geht sich um viele Angelegenheiten kümmert. rant mit Gastgarten. gar nichts. Die Lokale haben sieben Frühstück gibt’s in Alexandra Psichos Tage die Woche geöffallen drei Lokalen net. Da ist immer was den ganzen Tag, dazu eine umfangreiche Speisen- und Getränke­ los. Entscheidungen sind zu treffen, große karte und natürlich wird auch immer etwas und kleine. „Um und Auf sind daher meine Spezielles angeboten. Der Jahreszeit ent- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, betont sprechend gibt es Spezialitätenwochen. In sie. „Auf sie kann ich mich verlassen. Einige Kürze stehen Kürbisgerichte auf der Karte, sind schon viele Jahre bei mir.“ Ein Zeichen danach kommt Gansl, im Frühjahr ist Spar- für ein gutes Argel angesagt, im Februar Fisch. „Natürlich beitsklima. „Unter haben wir auch einen abwechslungsreichen anderem bespreche Veranstaltungskalender. Wir sind bei der ich mit ihnen auch, Kriminacht am 6. Oktober dabei, es gibt wie sie mit Stress

Adressen & Kontakt Alexandra Psichos führt in Wien drei Lokale mit insg. 40 MitarbeiterInnen:  Café Klim Bim 21., Franz-Jonas-Platz 5  Jonas 21., Franz-Jonas-Platz 11 www.jonas-lokal.at  Café Haller 3., Landstraßer Hauptstraße 103 www.cafe-haller.at

besser umgehen können. Gerade in der Gastronomie sind zufriedene Angestellte wichtig. Das merken auch die Besucher.“ MitarbeiterInnen und Gäste müssen am Schluss zufrieden nach Hause gehen. Oft sind es schon Kleinigkei-

ten, die stören, aber leicht behoben werden können, etwa wenn es zieht oder die Musik zu laut aufgedreht ist. Familie. Alexandra Psichos ist schon seit

12 Jahren mit ihrem Partner zusammen und hat eine vierjährige Tochter. Wie ist das mit dem Beruf zu vereinbaren? „Früher hatte ich einen 16-Stunden-Tag. Das ist heute vorbei. Für mein Kind möchte ich einfach Zeit haben. Meine Kleine will auch in den Urlaub fahren, mit mir spielen. Umso wichtiger sind gute Planung und Organisation im Beruf. Und, wie schon gesagt, ein Team, auf das ich mich verlassen kann.“ Nachsatz: „Aber auch Tanten und Omis – und wenn meine Tochter schläft, ist eine Nachtschicht angesagt.“


Kürbiskernöl-produzent in der Südoststeiermark

Mit Liebe zur Tradition Neues schaffen ERFOLGREICH. Johann Scheucher hat seinen Nebenerwerbsbetrieb zukunftsträchtig umgestellt.

M

ettersdorf am Saßbach in der Südoststeiermark hat einige Spezialitäten aufzuweisen: Neben dem gütesiegelgesicherten „Steirischen Sarossa Kren“-Anbaugebiet zählt dieses Gebiet auch zu denen des original „Steirischen Kürbiskernöls“. Einer der ansässigen Kernöl-Produzenten ist Johann Scheucher, 46. Er ist im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern aufgewachsen. „Damals hatten wir alles, was halt mit einem landwirtschaftlichen Betrieb verbunden war. Heutzutage ist eine Landwirtschaft mit fünf Hektar Anbaufläche nicht mehr rentabel zu führen.“

Wahrer Genuss. Was kann köstlicher sein als ein steirischer Rind-

fleisch- oder Röhrl-(Löwenzahn-)Salat mit Erdäpfeln und Kernöl?

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Post beschäftigt, wollte den elterlichen Betrieb nicht nur als Nebenerwerbsbauer weiterführen, sondern wieder wirtschaftlich erfolgreich auf die Beine stellen. Mithilfe des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands Steiermark und der Gemeinschaft „Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ gelang ihm vor 20 Jahren der Umstieg: „Ich bin über die Gemeinschaft geschult worden, was den Anbau und die optimale Verwertung von Kürbissen betrifft“, erzählt Johann Scheucher. Er führt seine Böden in Fruchtfolge. Jährlich baut er zwei Drittel Kürbisse und ein Drittel Kukuruz an. Je früher der Anbau der Kürbisse erfolgt, desto besser ist es für die Ernte. „Nur einmal im Jahr darf, bevor die Kürbisfrüchte aus der Erde wachsen, wenn es nötig ist, ,vorlaufgespritzt‘ werden; dann müssen sie, nur von Unternehmen Österreich 3 | 2015

iStock by Getty Images (3), Hans Scheucher (2)

Neustart. Doch Johann Scheucher, im Brotberuf bei der


porträt Echt steirisch. Johann Scheucher (r.) hat die kleine Landwirtschaft seiner Eltern in Mettersdorf am Saßbach übernommen und sehr erfolgreich auf die Kernölproduktion und den Online-Versand umgestellt (u.).

Prämiiert. „Scheuchers

Kürbiskernöl“ wird seit zehn Jahren von den steirischen Mitbewerbern ausgezeichnet.

Dank des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands habe ich mein EPU gut aufstellen können. Hans Scheucher | Kernöl-Produzent

unserer Arbeit unterstützt, gedeihen.“ Ein wenig hilft sein mittlerweile 83-jähriger Vater mit; auch sein achtjähriger Sohn Christoph packt mit an, wenn er Unterstützung braucht. Heuer, so sagt Johann Scheucher, „war die Ernte bei uns in der Südoststeiermark im Gegensatz zu anderen Anbaugebieten sehr gut; das Kernöl wird qualitativ hervorragend werden.“ Er weiß, wovon er spricht: Er ist auch als Vorkoster bei Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. eingeladen. PRÄMIIERT. Nicht ohne Stolz vermerkt er, dass sein „Scheucher Steirisches Kürbiskernöl“ seit zehn Jahren jährlich von der Gemeinschaft „Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ prämiiert wird. Mit dem Kontrollsystem von „Gutes vom Bauernhof“ und der „Genuss Region Österreich“ wird das Kernöl nochmals aufgewertet. Letztere ist es auch, die seinen Verkauf per Online-Versand ermöglicht. „Meine Rechnung als Einpersonenunternehmen ist aufgegangen“, ist Johann Scheucher zufrieden. „Ich habe die elterliche Landwirtschaft nicht verkaufen müssen und bin heute in den schwarzen Zahlen.“ Für den Ab-Hof-Verkauf (auch hier sind Zustellung und persönlicher Versand möglich!) ist telefonische Voranmeldung erbeten: Johann Scheucher, Zehensdorf 14, 8092 Mettersdorf am Saßbach Tel.: 0664/423 98 58 E-Mail: hans.scheucher14@aon.at Online-Versand bei der Genussregion Österreich: www.genuss-region.at Unternehmen Österreich 3 | 2015

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porträt

Winzer im Burgenland

Edle Tropfen im Fass iStock by Getty Images (2), Weingut Handler (2)

spitzenprodukte. Winzer Walter Handler erfüllte sich in seinem Weingut einen Lebenstraum: mit Sorgfalt die Tradition seiner Vorfahren mit den Anforderungen der modernen Zeit zu verbinden.

D

er goldene Herbst hat bereits Einzug gehalten. Dort, wo die Hänge der Parndorfer Platte sanft abfallen, liegt die älteste Weinbaugemeinde Österreichs: Mönchhof im burgenländischen Bezirk Neusiedl am See. Bereits die Kelten betrieben hier Weinanbau, später folgten die Römer. Bis heute sind die tiefgründigen Böden und das pannonische Klima perfekt für die Rieden. „Auch unsere Familie ist schon in dritter Generation dem Weinbau in Mönchhof verbunden. Mein Großvater, Matthias Handler, war gelernter Fassbinder. Irgendwann hatte er aber das Bedürfnis, seine Fässer mit dem eigenen Wein zu füllen. 1959 begann mein Großvater also, selbst Wein zu keltern. 1974 baute er dann zusammen mit seinem Sohn Walter – meinem Vater – den Keller unseres Weingutes“, erzählt Walter Handler, Winzer, Kellermeister und Besitzer des Weinguts Handler. Vorausschauend. „Dieser Keller ist auch heute

noch der Mittelpunkt unseres Betriebes und sogar 90 % der Fässer im Keller stammen noch von meinem Großvater. Ich, als dritte Generation unseres Familienbetriebes, möchte mit Sorgfalt und Eleganz die Traditionen meiner Vorfahren mit den Anforderungen unserer modernen Zeit verbinden und stets auf soliden Füßen stehen.“ Das ist Walter HandHerzstück. Der vom Großvater und Vater eigenhändig erbaute

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Keller im Weingut Handler im burgenländischen Mönchhof.

Unternehmen Österreich 3 | 2015


porträt ler auch perfekt gelungen: Mit Umsicht und Verve und der Unterstützung des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes Burgenland, der ihm bei wirtschaftlichen Belangen mit Rat und Tat zur Seite stand, gelang es ihm, die Tradition mit der Moderne zu verbinden: „Ich wollte von Anfang an so wenig wie möglich in die Natur eingreifen. Darum arbeiten wir strikt nach den Kriterien des kontrolliert integrierten Weinbaus, einer Sonderform der biologischen und naturnahen Bewirtschaftung. Die meisten unserer Weine werden ganz klassisch im großen Holzfass ausgebaut. So kann ich das Erbe meiner Vorfahren in die Flasche füllen“, erklärt der Winzer anschaulich. Ausgezeichnet. Sein Wein-Sortiment

ist breit gefächert: Es reicht vom Rosé über Blaufränkisch, Zweigelt, Pinot Noir oder St. Laurent über Welschriesling, Chardonnay und den Grünen Veltliner „Patriot“ bis zum Neuburger,

Muskat Ottonel, Sämling 88, Traminer und Eiswein. Mittlerweile sind einige auch top-prämiert: „Gold gab es 2014 für unseren Grünen Veltliner ,Patriot‘ und den Blaufränkisch ,Rappbühl‘; AWC-Gold auch 2012 für den Veltliner ,Patriot‘ und den Muskat Ottonel. 2011 waren wir Sieger bei Salon Österreich, immer wieder sind wir auch unter den Siegern bei Falstaff und der Goldenen Traube“, zählt Walter Handler auf. Dahinter steckt nicht nur viel Wissen und Fingerspitzengefühl, sondern auch ebenso viel Arbeit in den Rieden und beim Keltern der Trauben. Handler: „Das Schöne ist, einen Betrieb, der seit vielen Jahren in Familienbesitz ist, behutsam modernisieren und an die aktuellen Kundenwünsche anpassen zu können, damit auch die nächste Generation das Weingut erfolgreich weiterführen kann.“

Wir arbeiten strikt nach den Kriterien des kontrolliert integrierten Weinbaus, ­einer Sonderform der biologischen und naturnahen Bewirtschaftung. Walter Handler | Winzer

Weinkulturtage. Bitte vormerken: Heuer finden die Tage der offenen Kellertür in Mönchhof vom 23. bis zum 25. Oktober statt!

Weinkulturtage Die Tage der offenen Kellertür im Rahmen der „Weinkulturtage Mönchhof“ finden heuer vom 23. bis 25. Oktober 2015 statt. Auch Walter Handler lädt in sein Weingut ein, zeigt, wie er seinen Wein reifen lässt, und führt durch den alten Keller mit den Jahrzehnte alten Holzfässern. Natürlich wird es auch eine Verkostung seiner Tropfen geben. Weingut Handler Sandhöhe 35, 7123 Mönchhof Tel./Fax: 02173/802 55, Mobil: 0650/704 21 52 info@weinguthandler.at www.weinguthandler.at www.facebook.com/WeingutHandler


aus den bundesländern

Mitglieder des SWV Kärnten sind nicht nur als Unternehmer erfolgreich

SWV Kärnten, Gemeinde Ferlach, Pension Mokina, Gasthaus-Trattoria Ogris

„Blumen sind das Lächeln der Erde“

Ella Maria Mokina präsentiert stolz den außergewöhnlichen Blumenschmuck in ihrer Pension.

Auszeichnungen. Auch heuer – in ih­

rem 18. Jahr – war die Blumenolympiade Kärnten mit ihren 4.000 Einzelteilneh­ merInnen, aber auch mit 71 Gemeinden aus ganz Kärnten wieder ein voller Erfolg. Der SWV Kärnten freut sich, dass auch zahlreiche seiner Mitglieder daran teilge­

Rose“ an die Stadtgemeinde Ferlach, ver­ treten durch Bürgermeister Ingo Appé: „Einen großartigen Erfolg erzielte unsere Gemeinde bei der diesjährigen Blumen­ olympiade, veranstaltet von der För­ dergemeinschaft Garten e. V. – Ferlach überzeugte mit seinem prachtvollen Blu­ menschmuck und erhielt den 1. Platz für die schönste Stadtgemeinde. Ein Erfolg, der vor allem die tolle Arbeit von Ferlachs Blumenfeen Maria Koreimann und Andrea Kuess bestätigt und würdigt. Heuer wur­ den im gesamten Stadtgebiet rund 5.500 Blumen verpflanzt und gepflegt.“ Pensionen. In der Kategorie „Gewer­

bebetriebe und Pensionen“ ging der 1. Platz und somit die „Goldene Rose“ an Ella Maria Mokina, Pension Mokina,

Ferlach, die schönste Stadtgemeinde Kärntens, überzeugte durch ihren prachtvollen Blumenschmuck.

nommen haben und dabei in den einzelnen Kategorien sehr erfolgreich abschneiden konnten. Herzliche Gratulation!

Die tollen Gastgärten der Gasthaus-Trattoria Ogris in Ludsmannsdorf laden zum Wiederkommen ein.

Gemeinden. In der Kategorie „Gemeinden“

ging der 1. Platz und somit die „Goldene 24

Unternehmen Österreich 3| 2015

Schelesnitz 11, 9074 Keutschach. „In un­ serer familiär ge­ führten Frühstücks­ pension nahe dem Keutschacher See in der Region Wörther­ see sehen wir es als eine unserer touristi­ schen Aufgaben an, einen maßgeblichen Beitrag zum Ortserscheinungsbild beizu­ tragen. Ein schöner Blumenschmuck ist eine gute Möglichkeit, seinen Betrieb zu präsentieren und eventuell auch damit zu werben. Darüber hinaus ist die Blumenund Gartenpflege eine entspannende Be­ schäftigung, bei der die sozialen Kontakte mit der Nachbarschaft – und auch mit den Gästen – nebenbei gepflegt werden können. Das positive Feedback darauf ist sehr motivierend und sorgt immer wieder für eine gute Stimmung“, freut sich die Gewinnerin. Gasthöfe & Hotels. In der Kategorie

„Gasthöfe und Hotels“ ging der 2. Platz und somit die „Silberne Rose“ an Johann und Elisabeth „Ogi“ Ogris, GasthausTrattoria Ogris, 9072 Ludmannsdorf 13. „Herrliche Gastgärten und eine blumige Atmosphäre animieren die Heimischen und Feriengäste zum Wohlbefinden und Wiederkommen. Es ist aber auch für uns selbst ein tolles Lebensgefühl!“, so Elisa­ beth Ogris, Küchen- und Blumenchefin.


aus den bundesländern

„Der

Wirtschaftsverband

KommR Günter Ernst, Präsident des SWV NÖ

SWV NÖ

setzt sich in allen Ebenen der Wirtschaftskammer NÖ dafür ein, dass die Einpersonenun­ ternehmen (EPU) und kleinen und mittleren Betriebe (KMU) sowie die Wirtschaft in den Regionen mehr gefördert wer­ den“, berichtet SWV NÖ-Prä­ sident KommR Günter Ernst. „Das ist für die Zukunft von entscheidender Bedeutung. Unsere Antwort auf den immer größeren internationalen Kon­ kurrenzdruck ist, die EPU und KMU bei Investitionen und in

der Fachkräfteausbildung mehr zu unterstützen und die Infra­ struktur in allen Regionen aus­ zubauen. Denn je mehr Chan­ cen die KMU haben, umso leistungsfähiger ist der Stand­ ort Niederösterreich. Sie tragen in vielen Teilen des Bundes­ landes die Wirtschaft und die Versorgung und sind in ihrer Gesamtheit der wichtigste Arbeitgeber.“ Das Potenzial dieser Betriebe und die wirtschaftlichen Stär­ ken ihrer Regionen gilt es zu nutzen. „Dazu muss der Breit­ bandausbau vorangetrieben, müssen die Verkehrsanbindun­ gen verbessert werden – und diese Unternehmen von Bund und Land bei Investitionen zur Betriebserweiterung oder Mo­ dernisierung mehr gefördert werden“, erklärt Günter Ernst. Ebenfalls wichtig: Ange­ hende Fachkräfte brauchen eine gute schulische Basis. Dazu muss den Unternehmen die Zusammenarbeit mit Bil­ dungs- und Forschungsein­ richtungen erleichtert werden.

SWV NÖ

Stärkere Förderung der KMU und der Regionen

Teilnehmerrekord bei der Golf Trophy 2015 UnternehmerInnen aus dem ganzen Bundesland kamen zur Golf Trophy 2015 des SWV NÖ, die am 30. Mai auf der Anlage des Golfclubs Swarco Amstetten-Ferschnitz ausgetragen wurde. Mit 116 GolferInnen gab es einen neuen Teilnehmerrekord bei dem Turnier, das zum siebenten Mal stattfand und tolle sportliche Leistungen brachte. Die UnternehmerInnen nutzten die bestens organisierte Veranstaltung aber auch zum Netzwerken und zum Meinungsaustausch. Zum Gelingen der Veranstaltung trug auch der Modus des Turniers bei, in dem das beste Zweier-Team gekürt wurde. Das freundliche Frühlingswetter rundete den erfolgreichen Tag ab. Dieser klang am Abend mit einer stimmungsvollen Siegerehrung mit Livemusik und Buffet aus. Wirtschaftsverband NÖ-Präsident KommR Günter Ernst (l. im Bild) wies auf die erfreuliche Ent­ wicklung des Turniers hin, das ein Treffpunkt für UnternehmerIn­ nen aus vielen Bereichen der Wirtschaft geworden ist. Mit seinen Veranstaltungen will der Wirtschaftsverband die UnternehmerIn­ nen bei der Zusammenarbeit und der Vernetzung unterstützen. Die GewinnerInnen: Bruttopreis: Erich Fehringer jun. und Jürgen Wattaul; Nettopreis: Gerhard Kovarik und Renate Zauner.

SOZIALDEMOKRATISCHER WIRTSCHAFTSVERBAND LEOBEN NEU FORMIERT

Willibald Mautner zum neuen Obmann gewählt

SWV Steiermark

Am 11. September 2015 fand im CCD Leoben-Donawitz die Bezirkskonferenz des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes des Bezirks und der Stadt Leoben statt. Im Rahmen der Konferenz, bei der auch SWV Steiermark-Obmann Karlheinz Winkler sowie der SWVGeschäftsführer Ernst Lenz und SWV-Ehrenpräsident Erwin Stross vertreten waren, fand auch die Wahl des Präsidiums statt, das neu gebildet wurde. Obmann Willibald Mautner und sein Team sind angetreten, den Bezirk Leoben mit einem flächendeckenden Serviceund Dienstleistungsnetz für die Wirtschaftstreibenden auszustatten. Besonderer Fokus wird auf die EPU und KMU gelegt. Bei der Feier wurde auch dem scheidenden Obmann, KommR Franz Schimmel, für seine 35-jährige Tätigkeit im Rahmen des SWV gedankt. Unternehmen Österreich 3 | 2015

Willibald Mautner (l.) mit seinem neu gewählten Team.

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SWV Salzburg, iStock by Getty Images

Falsches und Wahres über Griechenland und die EU

Aufklärung. Die Salzburger Nationalratsabgeordnete Conny Ecker über Vorurteile und Unwahrheiten über die Situation der Griechen. EUROPÄISCHE UNION. Als Abgeordnete

zum Nationalrat und Sozialdemokratin ist Conny Ecker der festen Überzeugung, dass alles darangesetzt werden muss, damit Griechenland endlich aus der Schuldenspirale herausfinden kann. Als Wirtschaftssprecherin weiß sie auch um die Bedeutung der EU und wie wichtig es ist, dass Österreich als aktives Mitglied die Europäische Union weiterentwickelt und mitgestaltet. Nachdem immer wieder BürgerInnen an Conny Ecker herantreten und ihr Sorgen rund um Griechenland mitteilen, informiert sie nachstehend über Falsches und Wahres und will mit Mythen aufräumen. Darüber hinaus hebt sie auch die Bedeutung der Mitgliedschaft in der Europäischen Union für Österreich, speziell für Salzburg hervor. Was stimmt und was nicht?

Falsch ist: In Österreich war vor dem EUBeitritt alles besser. Die Arbeitslosigkeit war niedriger, die Wirtschaft am Wachsen und mit dem Schilling war alles billiger! Wahr ist: Österreich hat in sehr vielen Bereichen massiv vom EU-Beitritt profitiert. Das gilt auch für Salzburg. Betrachtet man z. B. die Salzburger Exportdaten, so wird eindrucksvoll die Internationalisierung der Salzburger Wirtschaft unter Beweis gestellt. 2013 konnte Salzburgs Wirtschaft ein Rekord-Exportvolumen von 8,87 Mrd. Euro verzeichnen. Mehr als die Hälfte der Salzburger Exporteure ist dabei im EUBinnenmarkt unterwegs. Die EU ist damit 26

ein unverzichtbarer Wachstumsmotor für unsere heimische Wirtschaft. Seit dem Beitritt 1995 hat sich die Zahl der Unternehmen in Salzburg um 40 % erhöht. Die Beschäftigung ist damit um 15 % gestiegen. Die Warenexporte haben sich verdreifacht und das Regionalprodukt ist jährlich um 1 % mehr gewachsen als ohne EU-Beitritt. Falsch ist: Die Griechen gehen uns nichts an. Die sollen sich selbst um ihre Probleme kümmern. Wahr ist: Abgesehen von unserer humanitären Pflicht und unserem Willen, ein starkes, geeintes und friedliches Europa zu erhalten, gibt es kein Land, das ohne die anderen Staaten existieren kann. Wir stehen alle in Abhängigkeit zueinander – somit gibt es auch eine enge Verbindung zwischen Griechenland und Österreich bzw. Salzburg. Griechenland ist nicht nur eines der beliebtesten Reiseziele für österreichische Touristen, sondern auch ein wichtiger Abnehmer für heimische Waren. 55 Salzburger Exporteure liefern ihre Produkte nach Griechenland und verzeichnen ein Exportvolumen von 25,5 Mio. Euro (Stand 2013). Die derzeitige Lage Griechenlands wirkt sich auch auf die Salzburger Exportfirmen aus. Experten raten dazu, eine ExportRisiko-Versicherung abzuschließen und bei Lieferungen auf Barzahlung zu setzen. Falsch ist: Die Griechen zahlen keine Steuern. Sollen Sie doch Steuern einheben, anstatt das Steuergeld der Deutschen und Österreicher zu „verbraten“.

Wahr ist: Die Griechen zahlen sehr wohl Steuern. 2014 hat der griechische Staat 65,4 Mrd. Euro an Steuern eingenommen. Griechenland verzeichnet eine Steuerquote von 33,7 % des BIP – damit liegt Griechenland genau im OECD-Schnitt, wenngleich die Steuereinnahmen unter der Wirtschaftskrise leiden. Fakt ist aber auch, dass laut Schätzungen der griechischen Regierung die Steuerrückstände 76 Mrd. Euro betragen und es auch fraglich ist, ob diese Steuern eingetrieben werden können. Vor allem bei den Milliardenbeträgen, die von Griechen im Ausland liegen, ist man skeptisch. Falsch ist: Den Griechen geht’s gut. Die finanzieren sich einen aufgeblähten Sozialstaat auf Kosten unserer Steuergelder. Wahr ist: Laut Eurostat ist jeder vierte Grieche arbeitslos und unter den Jugendlichen (15–24 Jahre) sogar jeder zweite. Hinzu kommen 620.000 MindestpensionistInnen, die monatlich 487 Euro erhalten (12 x im Jahr) – die Troika will ihre Pensionen weiter kürzen. Die griechische Regierung hat dazu noch im April verlautbart, dass 2,5 Mio. Griechen keine Krankenversicherung haben. In einigen besonders verarmten Regionen können sich nur drei von zehn Griechen Medikamente leisten. Es haben sich mittlerweile einige Sozialkliniken gebildet, die Menschen ohne Versicherung behandeln. Einer Studie der Medizin-Zeitschrift ,,The Lancet“ zufolge stieg die Selbstmord­ rate von 2007 bis 2011 um 45 %! Die Geburtenrate ist innerhalb von vier Jahren um ein Fünftel zurückgegangen. Falsch ist: Die Griechen verschleudern unser Steuergeld, anstatt wichtige Reformen durch- und umzusetzen. Wahr ist: Von 100 Euro, die Griechenland erhält, landen nur etwa 2 Euro in Griechenland selbst. Der Rest geht an Banken, die Tilgung von Schulden etc. Unternehmen Österreich 3 | 2015


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leben. Ihre Lebensqualit채t ist unsere Aufgabe. Kultur, Immobilien, Logistik, Medien und Umwelt: Die Wien Holding schafft Lebensqualit채t f체r unsere Stadt. 365 Tage im Jahr zu jeder Zeit an jedem Ort. F체r alle Wienerinnen und Wiener.


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