KREATIVKAMP Er we it e r u ng d e s H a w erk a mp -Gelä ndes in Mü nst er
Masterthesis KREATIVKAMP Erweiterung des Hawerkamp-Geländes in Münster Anna Isabel Sommer Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl. Prof. Dipl.-Ing. Joachim Schultz-Granberg MSA | Münster School of Architecture März 2022
Einleitung
01
NATURBEGRIFF Architektur und Natur
02
03
04
10 - 29
Fazit
30 - 33
STADT IM WANDEL Transformation von Stadträumen
36 - 41
Urbane Interventionen im öffentlichen Raum
42 - 55
Städte für Menschen
56 - 65
Fazit
66 - 69
GESELLSCHAFT IM WANDEL Transformation der Lebensweise einer Gesellschaft
72 - 73
Definitionen von Megatrends
74 - 85
Fazit
86 - 89
BESTAND IM WANDEL Transformation von Bestandsstrukturen
06
92 - 93 94 - 101
Referenzen
102 - 113
Fazit
114 - 115
ENTWURF Städtebauliche Analysen
118 -143
Ortseindrücke
144 - 149
Geschichte
150 - 161
Konzept
162 - 185
Entwurf
186 - 237
Fazit
238 - 239
DOKUMENTATION Modellaufnahmen
07
8-9
Definitionen
Industrie im Wandel
05
4-5
242 - 249
LITERATUR & ABBILDUNGEN Literatur- & Abbildungsverzeichnis
252 - 261
Einleitung
Die Stadt und die Gesellschaft von heute befinden sich in einem stetigen Wandel. Im städtebaulichen Kontext betrifft der Wandel die Art und Weise wie Städte und Gebäude aufgebaut und genutzt werden. Die Problematik der heutigen Zeit besteht darin, dass viele Städte Gebäudestrukturen aufweisen, die in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr genutzt werden und brach liegen. Dies liegt zum einen an ihrer Bausubstanz, zum anderen aber auch daran, dass ihr ursprünglicher Nutzen nicht mehr mit den Bedürfnissen und Aufgabenfeldern der heutigen Gesellschaft übereinstimmen. Im Bezug auf die Gesellschaft übt sich der Wandel auf ihre Lebensweise und auf die Kommunikation untereinander aus. Der Wunsch nach Individualität und Selbstbestimmtheit rückt immer mehr in den Vordergrund, wodurch Gebäudekonzepte auf diese Parameter reagieren können müssen.
4
Flexibilität, die Vereinigung von Leben und Arbeiten und die Integration von Grünräumen setzen dabei neue Maßstäbe. Die Abschlussarbeit bezieht sich auf die Entwicklung von Konzepten, die das Ziel haben bestehende Gebäudestrukturen weiterzudenken und mit flexiblen Nutzungen, den Bedürfnissen der Gesellschaft und der Natur zu vereinen. Voraussetzung dafür ist die Analyse der sich mit der Zeit verändernden Parameter Umwelt, Stadt, Mensch und Technik. Diese Parameter müssen analysiert werden, um architektonische und räumliche Strukturen zu schaffen, die sich den Veränderungen der Zeit sowie den menschlichen Bedürfnissen anpassen können. Ein architektonisches Konzept soll daraus resultieren, das den Bestand, den Neubau, den Menschen und die Natur gleichermaßen berücksichtigt.
5
01
NATURBEGRIFF Architektur und Natur Fazit
Architektur und Natur
8
Abb. 1 | Forest Kindergarden Junya Ishigami
01 Naturbegriff
Naturbegriff
Wir leben in einer Zeit, in der wir die Möglichkeit haben über die Fundamente und Regularien der Architektur hinaus eine neue Interpretation der Architektur zu schaffen, die keine Grenzen mehr hat. Eine Architektur, die frei und losgelöst von allem ist. Dieses geschieht dadurch, dass sich unsere Gesellschaft in einem Umschwung befindet. Neue Technologien sind im Vormarsch, die Wissenskultur entwickelt sich weiter und die Lebensphilosophie der Menschen ändert sich. Dies führt auch dazu, dass die Architektur sich von ihrem altbekannten lösen und neu überdacht werden kann. Vor allem in der japanischen Auffassung wird der Freiheit der Architektur eine große Relevanz zugesprochen, weswegen auch die beiden japanischen Architekten Junya Ishigami und Sou Fujimoto starke Vertreter dieser These sind. Sie beschäftigen sich in ihren Bauwerken, aber auch in ihren Niederschriften vor allem mit der Definition des Naturbegriffs. Im Folgenden werden die Thesen und Auffassungen zu der Definition des Naturbegriffs und der Freiheit der Architektur erläutert.
9
“Freeing architecture means listening carefully to, observing, what is already in this world, and becoming knowledgable about many things “
Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.304
10
Abb. 2 | Portrait Junya Ishigami
01 Naturbegriff
Naturbegriff
Der japanische Architekt Junya Ishigami, der 1974 in Japan geboren wurde, ist einer der Hauptvertreter des Naturbegriffs in der Architektur. 1 Er beschäftigt sich in seinen Werken vor allem mit dem Naturbegriff und der Neuinterpretation der Architektur. Er ist der Meinung, dass über eine neue Beziehung zwischen der Architektur und der Welt nachgedacht werden muss. Die heutige Zeit ist vor allem durch das Zusammenspiel von Menschen und ihrer Umwelt geprägt, welches sich in einem stetigen Wandel befindet. Die Probleme, mit der unsere Gesellschaft konfrontiert ist, aber auch die Lösungsansätze sind so vielfältig, dass sie nicht in einer Gesamtheit erfasst werden können. Dieses breite Spektrum an Möglichkeiten führt dazu, dass auch die Architektur auf jede Begebenheit individuell reagieren muss und frei geformt werden kann. In seiner Niederschrift „Freeness of Architecture“ stellt Ishigami fünf Thesen auf, wie die Architektur von den Wahrnehmungen der Menschen und ihrer Umwelt geformt wird. Sie muss sich an die Fortschritte der Welt anpassen und sich von allem Bestehenden lösen, um eine Freiheit und Eigenständigkeit zu entwickeln, die auch die zukünftigen Herausforderungen der Welt bestehen wird. 2 11
“Thinking about architecture can mean discovering new realms unknown to us, and expanding our everyday world.“ Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.90
Unsere Welt befindet sich in einem Zustand des ständigen Wandels und Fortschritts. Dinge, die bis heute noch wichtig erschienen, können morgen schon eine ganz andere Bedeutung haben. Die zukünftige Architektur muss ein hohes Level an Flexibilität und Widerstandsfähigkeit aufweisen, um in der Schnelllebigkeit der Welt bestehen zu können. Es handelt sich hierbei um eine mehrdeutige Flexibilität, die Vielseitigkeit und Ungewissheit zulässt, um sich selbst in einen Zustand des Übergangs zu bringen. Die Notwendigkeit allbekannte Standards oder Regularien weiterhin zu befolgen oder neue zu definieren, rückt immer mehr in den Hintergrund, da sie nur einen sehr begrenzten Blickwinkel auf die Lösungsansätze architektonischer Interventionen geben. Wenn wir der Architektur die Freiheit geben, die sie benötigt und die frei von standardisierten Lösungsansätzen ist, bekommt sie die Möglichkeit losgelöst von allen Begrenzungen mit der Geschwindigkeit und Zufälligkeit unserer heutigen Welt zu kooperieren und zu konkurrieren. In diesem Zusammenhang ist die Mehrdeutigkeit kein Zustand, in dem es keine Struktur gibt, sondern gerade ihre Ungewissheit verkörpert ihr Potenzial, sich als neue Struktur der Architektur zu etablieren. 3 12
01 Naturbegriff
“Architecture is like a cloud, changing into different things. Able to coexist with what was there before, and also get along well with whatever turns up.“ Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.179
Die zukünftige Architektur muss sich von allen Formaten, Größen und Stilen befreien, um eine Eigenständigkeit zu entwickeln, die den nötigen Abstand zu alten Begebenheiten und Regularien hat. Dies bedeutet nicht, dass das Alte verleugnet wird, sondern dass eine neue Art der Architektur entstehen soll, die andere Werte mit neuen Dimensionen als die Altbekannten vermittelt. Die zwei Hauptkriterien Innovation und Leistung stehen dabei im Vordergrund, da auch unser Leben heutzutage vorrangig durch diese beiden Werte bestimmt wird. Die Entwicklung voranschreitender Technologien verändert unser Leben, unser Wissen, unseren Lebensstil und unser Verhalten. Diese Transformation lässt uns alte Werte überdenken und freier sehen. Wir Architekten müssen bereit sein, bestehende Werte aus der Vergangenheit mit Werten aus der Zukunft zu vereinen und sie auf den heutigen Zustand zu übertragen. Das Erreichen einer Balance zwischen altbekannten und neuen Werten führt zu einer neuen Auffassung der Stadt- und Gebäudeplanung, in der es möglich ist, Neu- und Altbau in Einklang zu bringen und eine Architektur zu erschaffen, dich sich stetig hinterfragt und weiterentwickelt. 4
13
“Thinking about architecture means imaging the world in ways beyond scale.“
Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.139
Während der verschiedenen Zeitepochen unserer Geschichte haben sich auch verschiedene Maßstäbe in der Architektur etabliert, die von großen zu kleinen Maßstäben reichen. Ein Beispiel dafür ist die Maschinen-Ära, in der große architektonische Maßstäbe, wie Gebäude und Hallen mit der Größe von Maschinen konkurrierten. Heute zählen Hochhäuser, Wohnblöcke, Parkhäuser und große Plätze zu den sogenannten Riesen unserer Zeit, die durch neue Interventionen wiederbelebt werden müssen. Die Architektur der heutigen Zeit muss sich auch den momentanen Maßstäben anpassen, sie muss sich mit der lebendigen Umwelt decken. So müssen Konzepte entwickelt werden, die die Architektur sowie ihre Umgebung gleichermaßen berücksichtigen. Der Maßstab einer Architektur wird folglich durch ihre umliegende Umgebung bestimmt, welcher von sehr groß und weit bis zu sehr klein und schmal reichen kann. Dabei wird die Umgebung zum Protagonisten, er kann von einer natürlichen, lebhaften und informellen Umgebung zu einer virtuellen Umgebung reichen. Die Umgebung ist der Maßstab und die Vorgabe, nach der sich die neue Architektur richtet 5.
14
01 Naturbegriff
environment is becoming increasingly ambigous, allowing a new environment to emerge.“ Junya Ishigami El Croquis Nr. 182 2015, s.163
Plätze und freie Flächen sind durch ihre natürliche Umgebung geformt, wie Felder, Wälder und Flüsse. Die natürlichen Räume sind somit eine Voraussetzung dafür eine Architektur zu schaffen. Die ursprüngliche Architektur wurde so geplant, dass sie wie eine Art Shelter funktioniert, die die Menschen von der natürlichen Umgebung abschirmt, die künstliche Umwelt wurde immer von der natürlichen getrennt. Heutzutage verschwimmen die Grenzen zwischen natürlicher und künstlicher Umwelt immer mehr, sodass eine neue Art der Umwelt entsteht, die die alltäglichen Bedürfnisse der Menschen stillt. Die gegenseitige Einflussnahme der Architektur und Natur ist eins der bedeutendsten Themen in heutigen Planungsprozessen, welche die Architektur nicht mehr als eine Art Hülle ansieht, sondern eher als eine Art Raum, der uns Menschen umgibt und so das menschliche Dasein mit der Umwelt verknüpft. 6
15
unbound by architectural conversations, each time seriously, yet simply.“ Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.12
Durch neue Methoden und Herangehensweisen in der Architektur, ändern sich auch die verwendeten Materialien. Früher waren vorrangig Holz, Mauerwerk, Stahl und Beton die gängigen Materialien, heute müssen diese weiterentwickelt und neu definiert werden. Vor allem das Voranschreiten neuer Technologien und Ansätze verändern das Verständnis der Architektur und ihrer Materialien. Um sich dem schnelllebigen Lebensstil der Menschheit anzupassen, müssen diese neuen Technologien in Planungsprozessen aufgenommen werden, um eine zeitgemäße Architektur entwickeln zu können. Durch das Verknüpfen von neuen Technologien mit der Architektur, wird eine Formensprache und Funktionalität entstehen, die völlig losgelöst von allen bekannten Architekturstilen ist und es entsteht eine Welt, in der alle Plätze, Gebäude und Umgebungen als eine Art der Architektur fungieren. 7
16
01 Naturbegriff
Pursing the principles
In der Architektur und ihren Planungsprozessen gibt es viele Prinzipien, eins dieser ist „das Bekannte“. Wenn eine Architektur oder eine Platzgestaltung nicht das Gewöhnliche widerspiegelt, sehen wir Menschen sie auch nicht als solche an, sondern eher als einen Fremdkörper. In unserer heutigen Gesellschaft entwickeln sich diese Gedanken allerdings weiter, sodass sich auch die Architektur mit ihren Formensprachen weiterentwickeln kann. Unsere Gesellschaft zeugt von Diversität und Verschiedenheit, weshalb auch die Sichtweisen auf die Architektur sehr verschieden sind. Diese Vielseitigkeit gibt der Architektur die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln und sich mit den neuen Lebensauffassungen der Menschheit und dem Wandel der Welt zu verbinden. Eine neue Umgebung zeugt von einer neuen Freiheit in der Architektur. Alte Strukturen können dafür genutzt werden, etwas Neues aus ihnen zu schaffen. 8
17
Tragwerksbild
18
Abb. 2 | Home for the Elderly Junya Ishigami | Tragwerk
01 Naturbegriff
Umsetzung des Naturbegriffs
Eins der bekanntesten Projekte Ishigamis, mit dem er seine Thesen unter Beweis stellt, ist das Heim für Demenzkranke in Akita, Japan. Mit diesem Projekt nimmt sich der Architekt der Aufgabe an einen Wohnkomplex für ältere Menschen zu schaffen, in dem sie sich wohl und geborgen fühlen und der ihren besonderen Bedürfnissen aufgrund ihrer Krankheit entspricht. Demenzkranke Menschen benötigen bekannte Strukturen und Elemente, an denen sie sich orientieren können. In diesem Zuge wurden in verschiedenen Städten Japans alte ungenutzte Holzhäuser bis auf ihr Tragwerk zurückgebaut und an den neuen zu beplanenden Ort transportiert. Dort wurden sie in einer neuen Konstellation wieder zusammengefügt. 9 Die Zwischenräume werden für Gärten genutzt, welche aus heimischen Pflanzen, Bäumen und Steinen aus der Umgebung bestehen. 10 Mit diesem Projekt schafft Ishigami eine neue Architektur, die alte bestehende Materialien neu zusammengesetzt und ihnen so einer neuen Nutzung zuführt. Trotz der Transformation lässt sich die ursprüngliche Funktion und Struktur der alten Holzhäuser erkennen, wodurch ein ganz neues Bild der Architektur entsteht. 19
“The future of architecture is primitive! “
Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010
20
01 Naturbegriff
Naturbegriff
Der japanische Architekt Sou Fujimoto, der 1971 in Japan geboren wurde, vertritt eine Architekturphilosophie, die sich auf den Naturbegriff und die Neuinterpretation der Architektur bezieht und zu einem ursprünglichen und intuitiven Moment in dem Entwurfsprozess zurückkehrt. Dieser ist frei von Zwängen und Vorschriften und kann sich so für neue Möglichkeiten öffnen. In dem Artikel „Primitive Future“, welchen er in den Jahren 2008 – 2010 aufgesetzt hat, beschäftigt sich der japanische Architekt mit den Grundlagen einer Architektur und wie diese weiterentwickelt werden müssen, um der Dynamik der Gesellschaft und dem stetigen Wandel der Welt entsprechen zu können. Er bildet unterschiedliche Kategorien, in denen er erläutert, welche Bedeutung sie für die Architektur haben und wie sie sich auf zukünftige Planungsprozesse auswirken können. Diese sind vor allem durch die Beziehung von Architektur, Natur und dem Menschen geprägt. Im Folgenden werden die aussagekräftigsten Thesen Fujimotos erläutert und in sechs größere Teilabschnitte gegliedert. 11 21
“The future of arcitecture, I believe, must be places analogous to caves rather than nests. I think this will be more enriching.“
Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010, s.198
In der Interpretation der Architektur gibt es zwei Sichtweisen, die Sichtweise auf die Architektur als Nest oder als Höhle. Ein Nest wird als ein gastfreundlicher und funktionaler Platz definiert, der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Eine Höhle wird meist als unbequem und einnehmend bewertet, welches jedoch nicht ihre eigentliche Aussage beschreibt. Eine Höhle ist eher formgebend. Betreten Menschen eine Höhle, passen sie ihr Verhalten und ihre Bewegungen an die geologischen Bedingungen und Formen an: Vertiefungen werden zum Schlafen genutzt, Nischen dienen als private Plätze, höhere Gegenden geben den Menschen den Raum sich aufrecht hinzustellen oder hinzusetzen, Ausbuchtungen bekommen die Funktion von Tischen und Bänken. Zuerst scheinen die beiden Begriffe Nest und Höhle die gleiche Bedeutung zu haben, doch sie haben unterschiedliche Konzepte: einer ist ein funktionaler Ort, der für Menschen gemacht ist. Der andere ist ein Ort, der der Menschheit vorausgeht und an den sich die Nutzer adaptieren müssen. Die Zukunft der Architektur muss eher von Plätzen und Orten zeugen, die wie Höhlen und nicht wie Nester aufgebaut sind, damit die Identifikation des Ortes nicht verloren geht. 12 22
01 Naturbegriff
„In-between state is consistently transparent even if those things that constituted both extrmities are corporeal. This is the architecture of dreams.“ Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010, s.205
Schwellenraum
Der Zwischenraum ist eine wichtige Instanz der Architektur. Er entsteht zuerst in der Vorstellung der Architekten und ist transparent und schwerelos, bis er mit Leben gefüllt wird. Oft fungiert er als eine Schwelle zwischen zwei Bereichen, wie zum Beispiel zwischen Gebäuden und dem Stadtraum. Diese Schwellenräume sind wichtig, um den Menschen die Möglichkeit zu geben sich dem Ort anzunehmen und sich auf neue Erfahrungen vorzubereiten. Die Schwellenräume sind nicht nur in der reinen Architektur vertreten, sondern auch in anderen Bereichen, wie in der Natur, zwischen Objekten oder Atmosphären. Sie sorgen dafür, einen Ort für einen Menschen greifbar zu machen und ihn gleichzeitig auf seinen Kontext vorzubereiten. 13
23
“Gradation will become the keyword for the future of architecture. In between multitude of concepts, we should be able to uncover unforeseen gradations and provide them new forms.“ Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010, s.199
Abstufungen
Der Begriff der Abstufung wird aus den zukünftigen Planungsprozessen nicht mehr wegzudenken sein. Die Lebensführung der Menschen ist nicht mehr nur schwarz oder weiß, sondern unvorhergesehen und flexibel. Genauso muss auch die heutige Architektur sein. Sie muss auf diese Flexibilität reagieren können und Abstufungen an verschiedenen Orten schaffen, wie zwischen Städtebau und Architektur, zwischen dem Innen- und Außenraum, zwischen Möbeln und Gebäuden und zwischen privaten und öffentlichen Räumen. Die Möglichkeit Abstufungen und Zwischenräume zu nutzen, gibt der Architektur ganz neue Möglichkeiten und Ansätze auf die Dynamik der Gesellschaft zu reagieren. 14 Das Ideal einer Architektur ist ein Ort, an dem Innen- und Außenraum miteinander verschmelzen. Dies wird durch Abstufungen und Verschachtelungen erreicht und bildet so Zwischenräume, die weder Innen- noch Außenraum sind.Die Verschachtelung benötigt eine Ordnung, lokale Abhängigkeiten und Beziehungen, die sie bestimmen und formen, um auf die Besonderheit des Ortes und seinen Ausdruck eingehen zu können. 15
24
01 Naturbegriff
„All architecture is, in a sense, one-room. One space deforms, undulates and pulsates to create multitude of places.“
Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010, s.201
Die Architektur und die Stadt sind keine separaten Dinge, sie sind differenzierte Erscheinungsformen von Zusammenhängen. Eine Architektur ist kein Teil von Urbanität, sondern ein Mikrokosmos einer Stadt, im gleichen Zuge ist die Stadt keine Zusammenstellung von verschiedenen Architekturen, sondern sie ist eine große architektonische Struktur in sich selbst. Diese beiden Strukturen sind in ständiger Interaktion und bedingen sich gegenseitig, große und kleine Maßstäbe verbinden sich miteinander und werden zu einem. Eine Stadt wird als ein großer Raum angesehen, der in seinem ganzen Ausmaß betrachtet werden muss. 16 Jede Architektur ist im Großen und Ganzen ein Raum, ein Raum welcher sich verformt, sich wogt, pulsiert und eine Vielzahl an Orten schafft. Die Urbanität wird als ein großer Raum angesehen, der die Stadt und seine Architektur umhüllt. In diesem einem Raum sind der Innenraum und der Außenraum keine voneinander getrennten Elemente, sondern sie bleiben miteinander verbunden, während sie sich transformieren und verändern. 17
25
“I think architecture is in making of its exteriors. ... My utterance of exteriors denotes the internal structure of the threshold between internal and external spaces.“ Sou Fujomoto Primitive Future, El Croquis Nr. 151 2010, s.208
Die Abhängigkeit der Umgebung
Eine Architektur oder ein Ort wird durch seine Umgebung beeinflusst und geformt. Sie bestimmt den Übergang von der inneren zu der äußeren Struktur. Dort, wo die innere Struktur des Gebäudes endet, beginnt die Äußere, dort, wo die äußere Struktur des Gebäudes endet, beginnt die Struktur der Umgebung. Eine Architektur steht folglich mit ihrer Umgebung in einer ständigen Interaktion. Dabei zeugen unterschiedliche Gebäudetypologien von einer unterschiedlichen Einflussnahme. Gebäude mit einer harten Schale oder einer Vielschichtigkeit von Layern, haben auch einen harten Übergang zu ihrer Umgebung und schirmen sich von ihr ab. Gebäude mit einer weichen Schale haben eine höhere Verbindung zu ihrer Umgebung, da sich der Übergang zu ihr weicher gestaltet. Die Außenwelt ist meist schon im Innenraum erlebbar. 18 Genauso verhält es sich mit der Architektur und dem Menschen, sie bedingen sich gegenseitig. So hat die Architektur eines Platzes oder eines Gebäudes Einfluss auf das Verhalten der Menschen und andersherum. Erst wenn diese gegenseitige Bedingtheit und Abhängigkeit gegeben ist, kann eine Architektur entstehen, die der Philosophie des Ortes gerecht wird. 19 26
01 Naturbegriff
„I love gardens. It is because gardens do not reject people. There, we can walk or stand still freely. We can observe a garden in its entirety or stare at a single tree. Plants, stones and sands, all show many changes. They are ever-changing.“ Toru Takemitsu, Ongaku no Yohaku kara (From the Margins of Music) El Croquis Nr. 151 2010, s.207
Die Natur
Der Garten gehört zu den Ursprüngen der Architektur. Er ist ein durch die Natur errichtetes Kunstwerk, welches durch die Menschheit manipuliert und geformt wird. Ein Garten zeugt von verschiedenen Szenarien, Vielfalten und Atmosphären. Er ist ein Ort, der aufgrund seiner Natürlichkeit, seinem natürlichen Wachstum und seiner Adaption an Jahreszeiten im ständigen Wandel ist. Auch hier sind verschiedene Dimensionen vertreten, die von kleinen Maßstäben zu großen reichen. 20 Genauso verhält es sich mit dem Wald. Ein Wald ist ein Ort, an dem Menschen und Typologien mit verschiedenen Informationen interagieren. Damit sind keine narrativen Informationen gemeint, sondern eher solche, die uns allgegenwärtig umgeben. Die Atmosphäre und der Reichtum, welche ein Wald ausstrahlt, ist für die menschliche Perspektive oft unverständlich. Die Natur steht unter keiner Kontrolle und weist eine Dynamik und Veränderlichkeit auf, die für uns Menschen manchmal unlogisch oder inkonsequent wirkt, doch hinter welcher eine tiefe Logik steckt. Eine gute Architektur sollte sich das Bild des Waldes als Illusion nehmen. Sie sollte frei, losgelöst und wandelbar sein, doch im Inneren einem klaren Prinzip folgen. 21 27
28
Abb. 3 | House before House - Konstruktion | Aufbau
01 Naturbegriff
Umsetzung des Naturbegriffs
Der Gebäudekomplex steht in einem Wohngebiet in Utsonomiya in Japan und wurde im Jahre 2008 für zwei bis vier Personen geplant. In diesem Projekt werden die ursprünglichen Ansätze des Wohnens mit neuen Elementen und Interpretationen vereint. Die Struktur ist aus vielen unterschiedlich großen Boxen konzipiert, die aufeinandergestapelt sind oder nebeneinanderstehen. In den Zwischenräumen und auf den Dächern wachsen Bäume und Pflanzen, um den Bewohnern eine Art Garten oder begrünte begehbare Außenfläche zu geben. Die Anordnung der bewohnbaren Boxen und Gärten wirkt natürlich und zufällig und gibt dem gesamten Komplex den Anschein als wäre er eine kleine Berglandschaft, die der Natur entsprungen ist. Durch die anscheinend zufällige Anordnung werden den Bewohnern verschieden geformte Plätze geboten, die den unterschiedlichen Nutzungen des Tagesablaufs entsprechen. Manche Bereiche sind nur durch Gärten erreichbar, während sich andere Grünräume auf den Dächern von Wohnräumen befinden und nur durch diese zugänglich sind. Das Zusammenspiel von Innen- und Außenräumen, Wohnflächen und Gärten und Treppen und Bäumen verleiht dem gesamten Ort eine gewisse Harmonie und eine neue Interpretation des Wohnens. 22 29
Fazit
“Architecture is like a cloud, changing into different things. Able to coexist with what was there before, and also get along well with whatever turns up.“ Junya Ishigami Freeing Architecture 03 | 2018, s.179
30
01 Naturbegriff
Fazit Naturbegriff
Bei der Definition des Naturbegriffes im Zusammenhang mit der Architektur steht ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmtheit im Vordergrund. Eine Architektur muss frei von allen bestehenden Grenzen, Regularien und Vorschriften sein. Die momentane und zukünftige Architektur orientiert sich nicht mehr an Stilen verschiedener Epochen oder an Begrenzungen durch vorangegangene Architektursprachen, sondern muss die Fähigkeit aufweisen sich von all diesem zu lösen, um eine eigenständige Sprache zu entwickeln, die sich an ihrer Umgebung, der Gesellschaft und den Möglichkeiten neuer Technologien orientiert. Die natürliche Umwelt spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie gibt den Rahmen vor, in dem sich die neue Architektur entfalten kann und ist formgebend. Die Wechselwirkung zwischen der Architektur und ihrer natürlichen Umgebung ist ein elementares Element zeitgemäßer Planungsprozesse. Der Innen- und Außenraum müssen miteinander in Beziehung stehen, um eine Architektur zu entwickeln, die auf den Ort und seine Umgebung eingeht. Neben dem Zusammenspiel des Innen- und Außenraumes sind weitere Abstufungen notwendig, die die sogenannten Zwischenräume 31
Fazit
32
Abb. 4 | Cloud Architecture
01 Naturbegriff
bilden. Zwischenräume, die einen Ort in private, halb-öffentliche und öffentliche Bereiche gliedern, sind wichtig, um den Menschen in jeder Lebenssituation einen Ort zu geben, an dem er sich wohl und geborgen fühlt. Sie bilden Schwellenräume, die die Menschen nutzen, um auf der einen Seite den Schutz und die Privatsphäre zu haben, die sie benötigen und sich auf der anderen Seite die Freiheit zu nehmen an den Geschehnissen und dem Trubel der Welt teilzunehmen. Solche Schwellenräume und Abstufungen in einer Architektur sind notwendig, um ihr die Möglichkeit zu geben auf die Individualität und die Dynamik der Gesellschaft zu reagieren. Der reine Naturbegriff an sich, spiegelt sich in der Natürlichkeit der Architektur wider. Durch die Integration von der Natur in Form von Grünräumen und durch die Wiederverwendung von schon bestehenden Materialien, behält der Ort seinen ursprünglichen Geist und wird zu etwas Neuem transformiert. Er zeugt weiterhin von seiner Identität und lässt die Menschen sich ihm annehmen. Ein weiteres essenzielles Thema der zukünftigen Architektur ist ihre Wandelbarkeit. Eine Architektur muss sich in ihren Formen, ihren Funktionen und auch ihren Materialien an den Wandel der Zeit und den Fortschritt anpassen. Die Entwicklung neuer Technologien bringt neue fortschrittliche Konstruktionsmethoden und Materialien hervor, die sich auch in der Konstruktion eines Gebäudes widerspiegeln müssen. Weiterhin ist die Maßstäblichkeit einer Architektur von Bedeutung. In der heutigen und zukünftigen Zeit ist weder der große, noch der kleine Maßstab für eine gute Architektur formgebend, sondern gerade die Durchmischung. Auf jeden Ort muss individuell eingegangen werden, um einen Maßstab zu entwickeln, der zu dem Ort passt. So wird die Architektur in ihrer Ganzheit betrachtet und als ein Raum gesehen, der sich verformt, pulsiert und eine Vielzahl an unterschiedlichen Orten schafft. Der Überbegriff dieser Gesamtheit ist die Urbanität. Sie wird als ein großer Raum angesehen, der die Stadt und seine Architektur umhüllt, sowie den Innen- und Außenraum miteinander verbindet, während sie sich transformiert und weiterentwickelt. Die zukünftige Architektur muss im Verhältnis zu ihrer direkten Umgebung, ihrer umliegenden Stadt und den Nutzern gesehen werden. Sie ist vielschichtig, allumfassend und transformierbar. 33
02
STADT IM WANDEL Städte für Menschen Fazit
1950
30%
746 Mio. Bewohner|innen
2015
54%
3,9 Mrd. Bewohner|innen
2050
66%
6,4 Mrd. Bewohner|innen 36
Abb. 5 | Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung weltweit
02 Stadt im Wandel
Stadt im Wandel
Die Stadt unserer heutigen Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Sie muss sich der Schnelllebigkeit und der Dynamik der Welt, sowie dem neuen Lebensgefühl der Menschen anpassen. Alte Grundlagen und Werte darüber, wo die Menschen leben möchten und wie eine Stadt aufgebaut sein soll, werden überholt und durch neue Ansätze ausgetauscht. Dabei steht vor allem das Leben in Stadtnähe, die Integration der Gemeinschaft, die Transformation bestehender Gebäude- und Platzstrukturen und die Einbindung neuer Technologien im Vordergrund. Im Zuge der Thematik der Stadt im Wandel gliedern sich die folgenden Recherchen in zwei Bereiche. Der erste Teil der Recherche untersucht wie sich die Stadt als Lebensraum entwickelt und das Wohnen auf dem Land ablöst, während sich der zweite Teil auf die Transformation von Stadträumen und die Auswirkungen der Weiterentwicklung auf die Menschen und ihr Wohlbefinden konzentriert.
37
70,4 %
46,0 %
20
33,6 %
0 1950 68,1 29,6
2015
71,4 33,7
72,3 36,6
72,8 39,3
73,1 42,9
2050
73,1 46,6
74,6 51,6
76,4 58,2
78,6 60,0
68,4 66,0
68,4
Anteil der Weltbevölkerung in Prozent
100
80
78,6 72,3
71,4
72,8
73,1
73,1
42,9
46,6
1990
2000
74,3
76,4
51,6
58,2
2010
2020
Anteil der in Städte lebenden Bevölker Deutschland und w von 1950 bis 2010 Prognose bis 2030
68,1
60
40 39,3 20
29,6
33,7
1950
1960
60,0
66,0
2030
2050
36,6
0 1970
1980
Jahresangaben 100
Deutschland Weltweit
66,0
80 46,7
60
40
41,2
51,7
56,2
60,4
Anteil der in Städte lebenden Bevölker lweltweit von 1950 und Prognose bis 2
43,0
37,5
34,8
31,0
29,6% 70,4%
1950
1960
54,0% 46,0%
66,4% 33,6%
Anteil der Weltbevölkerung in Prozent
100 20 80 0 1970
1980
1990
2000
2010
2020
2030
2050
60
40
20
0 1950
2015
2050 Jahresangaben
100
Stadtbevölkerung Landbevölkerung
80 38
Abb. 6 | Entwicklung der in Städten lebenden Bevölkerung 61% 60 44%
43%
57%
53%
Anteil der Stadt- und Landbevölkerung an der Weltbevölkerung in den jahren 1950, 2015 und Prognose für 2050
02 Stadt im Wandel
Grundlage für die Transformation von Stadträumen ist der Zuwachs von Städten. Der Zustand, dass Städte immer dichter besiedelt werden, liegt hauptsächlich an zwei Phänomenen. Auf der einen Seite steigt die Gesamtbevölkerung der Welt immer weiter an, sodass überall auf der Erde mehr Lebensraum geschaffen werden muss und auf der anderen Seite verändert sich der ursprüngliche Wohnort der Menschen. Dort, wo früher der Gedanke des Lebens auf dem Land war, entsteht nun der Wunsch in Städten zu leben und zu wohnen. Zurzeit leben rund 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde, davon etwas mehr als die Hälfte, also 3,9 Milliarden Menschen in Städten. Das Wachstum der Bevölkerung liegt größten Teils an dem demografischen Wandel und der Fortschreitung der Technologie und der Medizin. Die Menschen bleiben länger gesund, werden immer älter und leben so länger. Anhand vieler Studien lässt sich belegen, dass die Bevölkerung auch in Zukunft weiter ansteigen wird. Im Jahr 2050 wird von einer Gesamtbevölkerung von 9,7 Milliarden Menschen ausgegangen, die sich auf Stadt und Land verteilen. Es wird angenommen, dass circa 66%, und somit knapp 6,4 Milliarden Menschen in Städten leben werden. 39
100 40 80 20
Anteil der Stadt- und Landbevölkerung an der Weltbevölkerung in den jahren 1950, 2015 und Prognose für 2050
60 0 1950
40
2015
Negative Faktoren
2050
100 20
Anteil der befragten Bevölkerung
80 0 61%
1950 60 100 40
44%
2015
2050
57%
53%
43% 38%
80 20 61% 60 0 40
20
44% | Lärm Hektik
43% | Schmutz schl. Luft
Stadt
Stadt NEGATIV
wenig Natur
57% schl. Infrastr.
53% wenig Freizeitakt. 38%
wenig Arbeitspl.
Land
Land
100 0 80
60
Lärm | Hektik
Schmutz | schl. Luft
63%
Stadt 61% NEGATIV
wenig Natur
schl. Infrastr. 61%
Positive Faktoren
wenig Freizeitakt.
wenig Arbeitspl.
Land 53%
43%
43%
100 40
Anteil der befragten Bevölkerung
80 20 63%
40
Bildung | Arbeit
gute Infrastr.
61% 43% Flexibilität | Freizeitakt.
frische Luft | Natur
Stadt
20
53% Freiheit | Ruhe
43% wenig Verkehr
Land
POSITIV
0 Bildung | Arbeit
40
61%
60 0
gute Infrastr.
Stadt
Stadt
Land
POSITIV
Flexibilität | Freizeitakt.
frische Luft | Natur
Freiheit | Ruhe Land
wenig Verkehr
02 Stadt im Wandel
So entwickelt sich neben dem Anstieg der Weltbevölkerung auch das Wachstum von Städten. Dies liegt an dem Phänomen der Landflucht. Immer mehr Menschen zieht es weg von ihrem Wohnort in der ländlichen Region, rein in die Städte. Früher wurde davon ausgegangen, dass lediglich junge Menschen aufgrund ihrer Bildung und den besseren Chancen auf Arbeit und Karriere den ländlichen Raum verlassen. Doch heute zeichnet sich das Bild ab, dass nicht nur junge Leute, sondern Menschen aller Altersgruppen immer mehr den Wunsch hegen ihr Leben in Städten zu verbringen. Das Leben auf dem Land ist von viel frischer Luft, Natur, Ruhe und Freiheit geprägt und weist ein geringes Verkehrsaufkommen auf. Dies hat allerdings auch den Nachteil, dass es auf dem Land eine schlechte Infrastruktur mit einer begrenzten Anbindung an Arbeitsplätze und Freizeitangebote gibt. Dies führt zu dem Bedürfnis, dass viele Menschen in einer Region leben möchten, die an alltägliche Abläufe besser angebunden ist. Neben dem Wunsch nach einer besseren Infrastruktur ändert sich auch das Lebensgefühl der Menschen. Die Bewohner ländlicher Regionen sind meist im Besitz eines Eigenheims mit einem eigenen Garten, einem Auto und viel Platz, doch diese Art des Wohnens entspricht oft nicht mehr den zeitgemäßen Vorstellungen der Menschen. Viele Menschen haben das Bedürfnis nach einem Leben in Stadtnähe, wo sie das Wohnen, das Arbeiten und ihre Freizeitaktivitäten miteinander vereinen können. Städte weisen oft eine gute Infrastruktur auf, in der alltägliche Abläufe in kurzer Zeit erreicht werden können. Menschen benötigen so kein Auto, sondern können sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad durch die Stadt bewegen. Arbeitsplätze, Bildungsstätten und Freizeitaktivitäten können so in kürzester Zeit erreicht und miteinander kombiniert werden. Die Menschen in Städten haben so Möglichkeiten und Freiheiten, die ihnen auf dem Land oft verwehrt bleiben. Zurzeit sind Städte allerdings auch von negativen Aspekten, wie Hektik, Schmutz und wenig Grünflächen geprägt. Gelingt es diese Aspekte zu mindern und eine gesunde und nachhaltige Stadtstruktur zu entwickeln, die das Leben, die Wirtschaft und die Natur miteinander vereint, wird sie zu einem attraktiven Lebensraum werden, der das Leben auf dem Land ablöst. 23 41
Aufgrund dieser Entwicklung beschäftigt sich die Schweizer Architektin und Städteplanerin Regula Lüscher, die zudem Senatsbaudirektorin von Berlin und Staatssekretärin ist, vor allem mit den Themen der Stadtentwicklung und des Wohnens im städtischen Kontext. In ihrem wissenschaftlichen Artikel „Transforming Cities“ beschreibt sie, welche Instanzen einer städtebaulichen Planung sich ändern oder weiterentwickeln müssen, um auch in der Zukunft bestehen zu können.
Die Stadt in ihrer Gesamtheit Stadt als Heimat
In der heutigen Zeit lebt der Großteil der Menschen in Städten. Sie sehen die Stadt als ihre Heimat an und wollen dort ihre Lebensplanung verwirklichen. Aus diesem Grund müssen sich Städte neu orientieren, sie müssen attraktiver werden und wie Magneten funktionieren, die die Stadt als Lebensraum und als Wirtschaftskatalysator vereinen. Dabei stehen zwei Aspekte besonders im Vordergrund. Zum einem muss sich die Stadt zu einer hybriden Stadt entwickeln, in der Wohnen, Bildung, Freizeit, Kultur, Konsum, Tourismus, Produktion und Wirtschaft miteinander vereint sind. Zum anderen müssen neue städtebauliche Formen und ästhetische Dimensionen für eine urbane Durchmischung der Gesellschaft gefunden werden. Neben diesen beiden Aspekten sind Themen, wie die Durchmischung unterschiedlicher Nutzungseinheiten, die Neudefinierung von Erschließungskonzepten, die Weiterentwicklung der Mobilität und die Integration von Freiflächen wichtige Instanzen, um ein öffentliches Zusammenleben entstehen zu lassen. Dabei sind die Teilnahme und Akzeptanz der Bewohner, Voraussetzung für eine Umstrukturierung der Stadt. 24 42
02 Stadt im Wandel
Reurbanisierung der Peripherie
Neben dem Stadtkern an sich müssen aber auch ihre Außenbezirke, die Peripherie, in neuen Planungsprozessen berücksichtigt werden. Oft weist die Peripherie einer Stadt ein negatives Image auf, sie zeugt von einer geringen Erlebnisdichte, unbelebten Räumen und reduzierten Möglichkeiten zur Bewegung. Dies führt zu einem immer größer werdenden Auseinanderklaffen von dem Stadtzentrum und seinen Vororten sowohl in städtebaulicher, als auch sozialer Hinsicht. Die Peripherie verfügt oft nicht über ein Eigenleben, sondern ist von dem Stadtkern abhängig. So müssen die eigentlichen Stärken eines Vorortes wiederbelebt und neu definiert werden, um sich wieder in das Stadtgeschehen einzugliedern. Die Problematik der Unbelebtheit trifft aber nicht nur Außenbezirke, es kann auch Stadtteile mitten in den Stadtzentren treffen, was dazu führt, dass die gesamte Stadt zusammen mit ihrer Peripherie neu gedacht werden muss. Sie muss viel mehr als eine Art Campus entwickelt werden, der aus vielen unterschiedlichen Orten besteht und zugleich Werkstatt und Bühne des öffentlichen Lebens ist. 25 43
Neudefinierung der Instrumente der Stadtentwicklung
Die Stadtentwicklung ist längst nicht mehr nur durch gute neue Masterpläne oder neue Entwürfe geprägt, sondern vor allem durch den Umgang mit Bestandsstrukturen, wie bestehenden Gebäuden oder Plätzen. Gründe dafür sind das Streben nach einer nachhaltigeren Gesellschaft und der schonende Umgang mit der Ressource „Boden“. Der Fokus der Stadtentwicklung konzentriert sich immer mehr auf Strategien zur Aufwertung von Bestandsstrukturen und „Un-Orten“, um die Entwicklung neuer kreativer und urbaner Orte zu schaffen, die sich auf das Stadtinnere ausweiten und so ins Stadtgeschehen aufgenommen werden. In vielen Stadtteilen gibt es sogenannte schlafende Riesen, wie Parkhäuser und leerstehende Shoppingcenter, welche in ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr funktionieren und neu gedacht werden müssen. Dies führt zu einer Abfolge von Leerstand, Verlust von Urbanität und Abwesenheit von städtischen Angeboten. Kreative und kooperative Ansätze müssen der Verwahrlosung des öffentlichen Raumes entgegenwirken und eine Wiederbelebung der Stadt erzielen. Die frühzeitige Integration der Bewohner ist dabei wichtig, um sie am „Stadt-Machen“ teilhaben zu lassen. 26 44
02 Stadt im Wandel
Teilhabe und Akzeptanz der schrumpfenden und wachsenden Städte
Schrumpfende und wachsende Städte stehen oft vor derselben Problematik, wenn es um das Thema der „Un-Orte“ geht: sie sind oft das Resultat von Fehlentwicklungen, gemiedenen Orten, Entleerungstendenzen und Verfallserscheinungen. Grund dafür sind oft fehlgeschlagene Umstrukturierungsprozesse. Um diese Problemzustände zu beheben, müssen solche Orte nachverdichtet und wieder mit Leben gefüllt werden. An diesen Orten müssen neue Bildungs- und Kulturorte geschaffen werden, das Wohnumfeld muss verbessert werden und soziale Projekte im öffentlichen Raum müssen entstehen. Erst, wenn den Menschen vor Ort bessere Lebensverhältnisse geboten werden, sind sie bereit neue Strukturierungen anzunehmen. Die Bewohner müssen das Gefühl bekommen, dass sie durch neue Veränderungen eine Verbesserung des Stadtbildes, eine umfangreichere Infrastruktur, mehr kulturelle Angebote, eine verbesserte Lebenssituation und mehr Lebensqualität bekommen.
27
Die Wertschätzung der Bewohner ist dabei ein wichtiges Thema, da sie sich mit ihrer Stadt identifizieren möchten. 45
Integration der Bewohner einer Stadt Globale | Gesellschaftliche Ereignisse
Mobilität & Digitalisierung
46
Abb. 8 | Integration der Bewohner einer Stadt
Städtebauliche Interventionen
02 Stadt im Wandel
Mit ihren Thesen macht Lüscher deutlich, dass die Belebtheit einer Stadt aus vielen Konstanten resultiert. Es müssen sowohl das Stadtzentrum an sich, als auch Vororte und Plätze, aber auch die Inbezugnahme der Bewohner Beachtung finden, um ein nachhaltiges und belebtes städtebauliches Konzept zu entwickeln. Dabei sind nicht nur feststehende Bauten, sondern auch temporäre Eingriffe von Relevanz. Sie können Orte kurzzeitig beleben, aber im Gedächtnis der Menschen hängen bleiben und sie so nachhaltig verändern. In vielen Städten machen sich die Gedanken zur Transformation von Stadträumen bereits bemerkbar. Brachliegende, ungenutzte Flächen werden durch die Zuführung neuer Nutzungen wiederbelebt, sowie durch das Zusammenfinden einer Bürgerinitiative gepflegt und am Leben gehalten. Ein Beispiel für die aktive Transformation von Stadträumen und die Integration der Bewohner ist die Umnutzung einer brachliegenden Fläche am Moritzplatz in Berlin, welche zu einem gemeinschaftlichen Nutzgarten umgewandelt wurde. 47
48
Abb. 9 | Prinzessinnengärten Berlin, 2009
02 Stadt im Wandel
Die Prinzessinnengärten sind Nutzflächen mitten im Herzen von Berlin, an denen heute über 500 verschiedene Gemüse- und Kräutersorten von den Bewohnern der Stadt angebaut werden. Seit 2009 wird diese Fläche nun für eine urbane Landwirtschaft genutzt. Dafür wurde eine jahrzehntelang brachliegende Fläche eigenständig von freiwilligen Bewohnern von dem Müll, welcher sich dort über die Jahre angesammelt hat, befreit und in einen Ort des gemeinsamen Gärtners verwandelt. Auf dem Platz siedeln sich mehrere Container für Hochbeete und Spielflächen an, welche von jedermann genutzt werden können. Die Fläche für die Aufstellung der Container und den Anbau von Gemüse und Kräutern wird von der Stadt angemietet und die Kosten werden durch Einnahmen des Verkaufs, durch die Gastronomie und durch Spenden getragen. Dabei ist ein hohes Engagement der Bürger wichtig. Sie sind gemeinschaftlich für den guten Zustand und den Erhalt des Nutzgartens zuständig und müssen sich gegenseitig um alle Beete kümmern, da niemand ein eigenes besitzt. So wird das gemeinsame Gärtnern und voneinander lernen, der Zusammenhalt und die Geduld etwas Neues entstehen zu lassen gefördert. Die Prinzessinnengärten stehen in ihrer Symbolik für die Stadt von morgen. Die Menschen müssen aktiv an der Transformation und der Weiterentwicklung des Platzes teilhaben, um mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, etwas Neues und Einzigartiges zu schaffen. Sie müssen zusammenhalten, kreativ sein und gemeinsam an einem Ziel arbeiten. So erreichen sie nicht nur die Ernte der Pflanzen, sondern profitieren auch gegenseitig von dem Wissen und dem kulturellen Austausch. 28
49
Ein weiterer Autor, der sich mit der Frage der Stadtentwicklung beschäftigt ist der Architekturtheoretiker Andreas Ruby. Er ist Gründer des Verlags „Ruby Press“, die sich auf Architektur und Urbanismus, sowie auf gesellschaftliche Themen, die damit einhergehen, spezialisiert. Zudem ist er Direktor des Schweizerischen Architekturmuseums in Basel. Ruby vertritt die These, dass sich die Stadt in einem permanenten Stadtumbau befindet, welcher sich stetig weiterentwickelt und sich selbst überprüft.
Permanenter Stadtumbau Eine Stadt, die nie still steht
In vergangenen Zeiten wurde Städtebau so betrieben, dass Gebäude auf leerstehenden Flächen entstanden und so eine Stadt aufgebaut wurde. Sie wurde also neu erfunden. Nach Ruby ändert sich die heutige Situation von „urban invention“ zu „urban intervention“. Ein Städtebau, der interveniert, setzt also das Bestehendes voraus, auf das sich bezogen wird. Es wird umgenutzt, umgebaut, teilweise abgerissen oder wieder ergänzt, um aus etwas Bestehenden etwas Neues zu schaffen. Der Städtebau wird so zum Stadtumbau. Dabei ist der Begriff der Intervention breit gefächert. Er umfasst Umbauten und Aufbauten, aber auch Elemente, die sich zwischen schon bestehende Gebäude setzen. Daraus resultiert, dass das Gebäude an sich, welches interveniert, nicht als ein Solitär gesehen wird, sondern sich aus seiner Umgebung herausbildet. Seine Funktionalität, Form und Nutzung werden weiterentwickelt, um sie den Bedürfnissen der Stadt anzupassen. Eine vorangegangene Analyse der Stadt ist wichtig, um die Potenziale und Bedürfnisse zu erkennen und so ein Konzept zu entwickeln, dass bestehende Gebäude sowie neue Interventionen berücksichtigt. 50
02 Stadt im Wandel
Manche Transformationen betreffen die gesamte Struktur eines Gebäudes, während andere nur einzelne kleine Eingriffe innerhalb des Aufbaus vornehmen, welche aber auch so zu einer atmosphärischen Umwandlung des Stadtraumes führen. Zu einer guten Stadtplanung gehört aber nicht nur die Transformation von Gebäudestrukturen, sondern auch die Bezugnahme zu Plätzen und Stadträumen. Plätze, die in ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr funktionieren, müssen überdacht und neustrukturiert werden. Oft hilft es dort nicht den Bestand umzubauen, meist führt dann nur der Neubau zum Ziel. Sowohl bei der Umstrukturierung und Neuplanung von Gebäuden oder Plätzen ist es wichtig ein gutes Konzept zu haben, das den Städtebau an sich und auch jedes einzelne Gebäude und jeden einzelnen Platz mit einbezieht. Denn nur wenn eine städtebauliche Transformation ein gut durchdachtes und allübergreifendes Konzept aufweist, kann ein neues Gebäudeensemble entstehen, das einen Stadtraum zu seiner Entfaltung bringt. 29
51
117%
33%
108%
110
104%
34%
27% 25%
100 95% 90
80 2002
2015
100%
Permanenter Stadtumbau Gesellschaftliche Bedürfnisse
Mobilität
Fortschreitende Technologien
52
Umwelteinflüsse
Städtebauliche Interventionen
Gesunde Fortbewegung | Rad Bewegung im Alltag | Sport Gesunde Ernährung Gesunde Lebensführung
02 Stadt im Wandel
Umsetzung des Stadtumbaus
Ruby hebt mit seinen Thesen vor allem die Wichtigkeit der Intervention von Stadtstrukturen und Gebäuden, sowie das Vorhandensein eines allübergreifenden städtebaulichen Konzeptes hervor. Erst, wenn diese beiden Komponenten zusammenspielen, kann eine Architektur entwickelt werden, die auf das Potenzial und die Bedürfnisse des zu transformierenden Ortes eingeht. In vielen Städten macht sich der Gedanke des permanenten Stadtumbaus bereits bemerkbar. Ungenutzte Konstruktionen und Gebäude, die früher von einer hohen Wichtigkeit waren, werden einer neuen Nutzung zugeführt und durch neue Interventionen wiederbelebt. So werden sie nicht einfach durch etwas Neues ersetzt, sondern in ihrer ursprünglichen Struktur weitergeführt und umgebaut. Diese Möglichkeit der Transformation ist wichtig, um eine Stadt mitsamt ihren Gebäuden am Leben zu halten. Ein Beispiel für die Umnutzung und Reaktivierung bestehender Strukturen, sowie dem Stadtumbau ist der High Line Park in New York, welcher von einer ehemaligen Hochbahntrasse zu einem begrünten Gemeinschaftspark transformiert wurde. 53
54
Abb. 11 | High Line Park New York, 2009
02 Stadt im Wandel
Der High Line Park in New York befindet sich über den Dächern der Stadt und bildet dort einen Ort für Kommunikation, Entspannung und Kultur. Die ehemalige Bahnlinie entstand im Jahr 1930 und war so lange in Benutzung, bis sie im Jahr 1980 stillgelegt wurde. Nach ihrer Stilllegung kümmerte sich niemand mehr um sie und die umliegenden Häuserblocks, sodass die Bahnlinie mitsamt ihrer Umgebung men mit dem Landschaftsarchitekten James Corner und seinem Büro nahmen sich der Umstrukturierung im Jahr 2009 an und entwickelten etwas Einzigartiges aus der Hochbahntrasse. In der Zeit bis zu ihrer Reaktivierung wuchsen viele Pflanzen und Bäume entlang der Schienen, die sich dem Territorial ihr Eigen machten. Mit der neuen Transformation der Hochbahntrasse wurden diese Pflanzen- und Baumarten erhalten, sowie die originalen Bahnlinien freigelegt, um den historischen Ursprung erlebbar zu machen. Der neue Landschaftspark soll zu einem Ort der Historie, als auch zu einem Ort der Natur und des Zusammenkommens werden. Er soll verschiedene Nutzergruppen mit unterschiedlichen Interessen, wie Touristen, Naturliebhaber, Fotografen, Aktionskünstler und Musikgruppen ansprechen, um Menschen verschiedener Art zusammenzubringen. Unterstützt wird diese Durchmischung durch die Unterbringung verschiedener Nutzungen, wie die Ausbildung von Aussichtspunkten, die Installation von Nahrungsständen oder die Schaffung von Plätzen für Musiker und Künstler. Die Reminiszenz an die Vergangenheit wird durch mehrere formale Kriterien hergestellt, wie die Verwendung von neuen Betonplatten, die in einer Form von Weichen verlegt wurden oder die Integration von Sitzbänken, Teichen und Aussichtspunkten, die den Blick auf den umliegenden Hudson River, das Empire State Building und die Freiheitsstatue gewähren. Unterschiedlich angerordnete Treppenaufgänge sollen an die ursprüngliche Funktion des Bahnsteiges erinnern. Insgesamt zeugt der neue Landschaftspark von einer Natürlichkeit, Originalität und Kommunikation, die sich in das gesamte Stadtviertel ausdehnen und positive Auswirkungen auf dieses haben. Ein Ort wird geschaffen, welcher zum einen die Stadt, die Natur und die Kultur miteinander verbindet und zum anderen als Wirtschaftsmotor fungiert und den gesamten Stadtteil wiederbelebt. 30 55
Städte für Menschen
56
Abb. 12 | Städte für Menschen
02 Stadt im Wandel
Stadt im Wandel -
Der dänische Architekt und Stadtplaner aus Kopenhagen Jan Gehl ist Gründer der Gehl Architects in Kopenhagen und Professor an der dänischen Kunstakademie. Gehl legt in seinen Arbeiten besonderen Fokus auf die Verbesserung der städtebaulichen Infrastruktur und auf die Optimierung der Lebensqualität der Menschen. Im Zentrum stehen dabei die Einbeziehung von Familien und Senioren, sowie die Beachtung von Radfahrern und Fußgängern in städtebaulichen Planungsprozessen. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie Städte lebenswert für Menschen geplant werden können und setzt das Wohlbefinden des Menschen so in den Vordergrund. In seinem Buch „Cities for people” bringt Gehl seine Thesen und Untersuchungen zu einer lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt hervor und legt dabei besonderen Wert auf die Lebendigkeit, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit einer Stadt. Im Folgenden werden vier Aspekte erläutert, die nach Gehl unabdingbar für die zukünftige Stadtplanung sind. 57
Städte für Menschen
Die lebendige Stadt
Ob eine Stadt lebendig oder leblos ist, lässt sich an dem Bild erkennen, welches sie vermittelt. Es zählt nicht die Anzahl der Menschen, die sich in einer Stadt aufhalten, sondern der Eindruck, den sie erweckt. Die Tatsache, dass sich Menschen gerne an ihren Orten aufhalten, diese mit Leben füllen und einladend auf andere Menschen wirkt, ist ausschlaggebend. Eine lebhafte und urbane Stadt entsteht, wenn sie Raum für vielfältige Nutzungen und soziale Kontakte bietet. Die Integration von urbanen Plätzen und Freiräumen ist dafür wichtig. Eine gute Stadtplanung bietet so die Grundlage für gemeinschaftliche menschliche Aktivitäten: Neue durchmischte Quartiere entstehen oder werden verdichtet und anschließend mit Leben gefüllt. Restaurants, Cafés, Läden und öffentliche Gebäude, die die Menschen dazu einladen stehen zu bleiben oder einzutreten, siedeln sich an frequentierten Straßen und Wegen an. So kommen Menschen miteinander ins Gespräch und das Stadtleben wird intensiver. Um qualitätsvolle Stadträume zu schaffen, ist es zudem wichtig eine maßvolle Dichte einzuhalten. Mäßig dicht bebaute Stadtteile mit einer niedrigen Geschossanzahl und qualitätsvollen Plätzen und 58
02 Stadt im Wandel
Auswirkung der Qua physischen Umgeb die Aktivitäten der M
gebaute Umwelt hoch hohe Qualität
gebaute Umwelt niedrig mindere Qualität
25.000
20.000
Notwendige Notwendige Aktivitäten Aktivitäten
Optionale Freiwillige Aktivitäten Aktivitäten
!
+
Arbeitsweg | Besorgungen
Aufhalten in der Stadt | Parks
Soziale Soziale Aktivitäten Aktivitäten
Treffen mit Bekannten
Abb. 13 | Zusammenhang zwischen der gebauten Umwelt und dem Verhalten der Menschen
Anteil der Nutzung Verkehrsmittel in K gen
Grünflächen sind meist immer dichter bebauten Quartieren vorzuziehen. Grund dafür ist das Gefühl der Übersicht über die Stadt und 37%
15.000
10.000
5.000
0
der Blickkontakt, den Menschen aus ihren Wohnungen auf die Straße 31%
28% haben. Blickkontakte fördern das Stadtleben, da Menschen, die in Ge-
schossen nah des Bodens leben, öfter auf die Straßen hinaus gehen und an dem Stadtleben teilhaben möchten. Dieses Phänomen, dass Menschen Orte aufsuchen, an denen andere Menschen sind, führt zu 4% einer Selbstverstärkung sozialer Kommunikationsprozesse, dem so-
genannten Schneeball-Effekt. Bisherige dass BelebtUnbelebt1980 Vermutungen 1985 1990 haben 1995 belegt, 2000 2005 die Zu Fuß Radoder Auto Öffentl. heit einer Stadt von der Anzahl der Einwohner abhängt, also von ihrer Quantität. Neben der Quantität ist jedoch die Qualität der Stadt von Bedeutung. Es zählt, wie lange und wie intensiv sich Menschen im öffentlichen Raum aufhalten und mit anderen Menschen interagieren.
50
Zudem spielen die Übergangszonen in Städten eine bedeutende Rolle. Aktive und fließende Übergänge zwischen privaten und öffentlichen
40
Kriminalitätsrate g an der Einwohnerz Stadt +
Bereichen geben den Bewohnern sowohl ihre gewünschte Privatsphä37% re als auch die Möglichkeit zur Kommunikation 31% und zur Teilhabe an
30
20
59
17% 12%
10
Sicherheitsgefühl Fahrrad im Straße
dem lebendigen Stadtleben. 31
Städte für Menschen
Die sichere Stadt
Eine gute Stadtplanung muss den Aspekt der Sicherheit ihrer Bewohner berücksichtigen. Die Bewohner wollen sich sowohl zu jeder Tageszeit, als auch in jeder städtischen Situation sicher fühlen, was dazu führt, dass die Sicherheit eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Stadt ist. Dazu zählt die Verkehrssicherheit als auch der Schutz vor Kriminalität. Der Automobilverkehr muss sich weiter zurückziehen, sodass breitere Fuß- und Radwege entstehen können. Eine Balance zwischen den verschiedenen Verkehrsarten muss geschaffen werden, sodass sich die Menschen bei jeder Art der Bewegung durch die Stadt sicher fühlen. Durch die Wiederbelebung verlassener Stadtteile erhöht sich auch dort das Gefühl der Sicherheit, da düstere und unbelebte Straßen den Menschen ein Gefühl der Unsicherheit und Gefahr vermitteln und oft eine höhere Kriminalitätsrate haben. Durch die Wiederbelebung dieser Orte wird sowohl die Sicherheit als auch gleichzeitig die Lebendigkeit einer Stadt erhöht. Menschen gehen dorthin, wo andere Menschen sind, fühlen sich geborgen, begegnen anderen Menschen auf Augenhöhe und vermitteln so ein Gefühl des Zusammenhalts und der Sicherheit. Eine Belebung 60
5.000 5.000 4% 4%
Prozentuale Verteilung von Straftaten in Städten
00 1980 02 Stadt im Wandel 1980
50 50
1985 1985
1990 1990
1995 1995
2000 2000
2005 2005
Zu ZuFuß Fuß Rad Rad
Faktor 1:
Faktor 2:
Minderung der Kriminalität
Sichere Straßen
Auto Auto Öffentl. Öffentl.
Kriminalitätsrate Kriminalitätsrategg an ander derEinwohnerz Einwohner Stadt Stadt++
37% 37%
40 40 31% 31%
Sicherheitsgefühl Sicherheitsgefühlm Fahrrad Fahrradim imStraßen Straße
30 30
20 20
17% 17% 12% 12%
10 10 4% 4% 00 100.000 100.000 200.000 200.000 300.000 300.000 400.000 400.000 500.000 500.000
Kriminalitätsrate gemessen an der Einwohnerzahl einer Stadt
++++
++
00
--
- -- -
Sicherheitsgefühl mit dem Fahrrad im Straßenverkehr
der Stadt führt automatisch auch zu mehr Sicherheit untereinander. Aber nicht nur die Belebtheit der Straßen spielt bei dem Thema der Sicherheit eine entscheidende Rolle, sondern auch die Belebtheit der Gebäude. Bieten Gebäude eine Vielzahl an Nutzungen an, wie Wohnen, Arbeiten und Lokale, sind diese rund um die Uhr durch Menschen genutzt. Sie wirken also nie einsam und verlassen und vermitteln so ein Gefühl der Sicherheit. Gebäude, die aufgrund ihrer Nutzung nachts leer stehen, werden durch die Beleuchtung umliegender Gebäude, wie Wohngebäude, integriert und signalisieren so die Anwesenheit von Menschen. Die gefühlte Sicherheit wird so hervorgerufen. Zu dem Thema der Sicherheit gehören auch sanfte Übergänge in Straßenräumen, wie transparente Erdgeschosszonen. Sie wirken zu jeder Tageszeit einladend und geben den Menschen ein willkommenes Gefühl. Dazu zählen auch strukturelle Begebenheiten, wie Bänke, Vorgärten und Plätze, da sie Zeugen einer alltäglichen Lebendigkeit sind. Die Integration von sanften Übergängen, die Wiederbelebung verlassener Orte und eine klare Infrastruktur führen zu einer hohen Sicherheit in Städten und sind für ein harmonisches Stadtleben unabdingbar. 32 61
Städte für Menschen
Die nachhaltige Stadt
In der heutigen Gesellschaft wächst die Nachfrage nach der Planung einer nachhaltigen und gesunden Stadt und das aus verheerenden Gründen: In der heutigen Stadt gibt es sehr viele Faktoren, die Städte verschmutzen, wie steigende CO2- Emissionen, Strom-, Brennstoffund Abwasserversorgung und das Verkehrsmanagement. Ein wichtiger Punkt, der überdacht werden muss, ist das Verkehrsnetz. Der Automobilverkehr produziert große Mengen an Treibhausgasen und verschmutzt so die Umwelt. Die Förderung des Fußgänger- und Radverkehrs würde die Problematik der umweltschädlichen Verkehrsnutzung ändern und erheblich zur Nachhaltigkeit der Städte beitragen. So ist es Ziel einer neuen Stadtplanung oder der Umstrukturierung einer Stadt diese nachhaltiger zu planen und verkehrsbedingte Geräusche zu minimieren. Daraus resultiert ein geräuscharmes und umweltschonendes Bewegen durch die Stadt sowie ein Weg die Stadt von einer autogerechten zu einer meschengerechten Stadt zu transformieren. Mehr Lebensqualität und das Schonen der Umwelt stehen dabei im Fokus. Verkehrsbetonte Stadtentwicklungen (TOD, Transport Oriented Developments) bilden einen Zusammenhang und eine Wechselbezie62
niedrig niedrig
Anteil der Fahrzeuge | Fahrräder im Stadtraum
02 Stadt im Wandel
Notwendige Notwendige Aktivitäten Aktivitäten
Optionale Optionale Aktivitäten Aktivitäten
Soziale Soziale Aktivitäten Aktivitäten
25.000 25.000
Anteilder derNutzung Nutzung Anteil VerkehrsmittelininK Verkehrsmittel gen gen
20.000 20.000 37% 37% 31% 31%
15.000 15.000
28% 28%
10.000 10.000
5.000 5.000 4% 4% 00 1980 1980
1985 1985
1990 1990
1995 1995
2000 2000
2005 2005
ZuZuFuß Fuß Rad Rad
Auto Auto Öffentl. Öffentl.
Nutzung Auto Nutzung Fahrrad Abb. 15 | Wandel der Fortbewegung von Menschen in Städten 5050
hung zwischen dem Verkehr auf Geh- und Radwegen und dem Au4040
37% 37% ausgebauten tomobilverkehr. Kompakte TOD-Städte mit zahlreich 31% 31% und gut gestalteten öffentlichen Verkehrsmitteln, kurzen Distanzen
3030
öffentlichen Räumen bieten mehr Lebensqualität und zahlreiche um-
Kriminalitätsrate Kriminalitätsrategeg anander derEinwohnerza Einwohner Stadt Stadt+ +
Sicherheitsgefühl Sicherheitsgefühlm Fahrrad FahrradimimStraßen Straße
weltfreundliche Vorteile. So muss gewährleistet sein, dass die Men2020
schen ihr Ziel genauso schnell mit dem Rad oder öffentlichen Ver17% 17% kehrsmitteln wie mit dem Auto erreichen. Auch Menschen ohne Auto 12% 12%
1010
müssen an den städtischen Aktivitäten uneingeschränkt teilhaben 4% 4%
können sowie einen leichten Zugang zu attraktiven Orte der Stadt ha00
ben. Auf diese Weise entsteht das Konzept der sozialen Nachhaltig100.000 100.000200.000 200.000 300.000 300.000400.000 400.000 500.000 500.000
keit.
+ ++ +
++
00
--
---
Das Prinzip der lebendigen Stadt steht im engen Zusammenhang mit der sozialen Nachhaltigkeit. Die lebendige Stadt will vielfältig, gesellschaftlich und aufgeschlossen sein. Genauso verhält sich das Konzept der Nachhaltigkeit: Es besteht aus der Für- und Vorsorge für kommende Generationen. Es steht nicht nur der Städtebau und deren Funktionalität im Vordergrund, sondern vor allem die kulturellen und sozialen Facetten. Städte müssen für Menschen konzipiert werden, sowohl jetzt als auch in der Zukunft. 33 63
Städte für Menschen
Die gesunde Stadt
Die Gesundheit der Bewohner einer Stadt rückt immer mehr in den Vordergrund gesellschaftlicher und politischer Interessen. In dem Zeitalter der Digitalisierung verändert sich mit dem Voranschreiten neuer Technologien und Möglichkeiten auch das Bild der Berufe und Tätigkeiten. Handwerkliche Berufe, in denen ein voller Körpereinatz verlangt wird, werden immer mehr durch sitzende Berufe an Schreibtischen ausgetauscht. Auch das Bewegen durch Gebäude oder Städte ändert sich. Autos gehören heutzutage zu den meistgenutzten Transportmitteln, Aufzüge ersetzen Treppen - das Leben geschieht größtenteils im Sitzen. Dies führt einerseits zu einer ungesunden Lebensführung und Ernährung, andererseits verringert der Bewegungsmangel die Lebensqualität und Lebensdauer der Menschen und treibt zusätzlich die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe. Daraus resultiert, dass in Städten Maßnahmen ergriffen werden sollten, die die Bewohner einladen sich körperlich zu betätigen und diese Betätigung in ihren Alltag zu integrieren, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Diese Einladungen müssen sowohl im Städtebau zu finden sein, 64
Entwicklung der Fortbewegungsmittel in Prozent
02 Stadt im Wandel
ProzentualeVe V Prozentuale Fortbewegun Fortbewegung 2002ininDtDt zuzu2002
130 130
ThemaGesun Gesu Thema derMenschen Mensche der
120 120
117% 117% 108% 108%
110 110
33% 33%
GesundeFortb For Gesunde Bewegungim im Bewegung GesundeErnä Ern Gesunde GesundeLebe Leb Gesunde
34% 34%
27% 27%
25% 104% 25% 104% 100 100
100% 95% 95%
90 90
80 80 2002 2002
2015 2015
Gesunde Fortbewegung | Rad
Gesunde Ernährung
Bewegung im Alltag | Sport
Gesunde Lebensführung Abb. 16 | Wandel der Lebensführung von Menschen in Städten 100%
in Form von gut ausgebauten Geh- und Radwegen, als auch in der Konzeption der Gebäude. Der Sport, die Bewegung und der gesunde Lebensstil müssen stärker im öffentlichen Raum und in der Gesellschaft vertreten werden. Dafür ist es allerdings notwendig neue städtische Planungsansätze und neue innovative Denkansätze zu entwickeln. Bisher lag das Augenmerkmal von Städteplanungen immer auf dem motorisierten Verkehr und nicht auf dem Nachhaltigen. Dieser Aspekt befindet sich schon jetzt im Wandel und wird sich auch in Zukunft ändern müssen, um eine gesunde Stadt konzipieren zu können. „Das Leben muss Vorrang haben vor dem Raum und Raum Vorrang vor Gebäuden.“ Das neue Stadtentwicklungskonzept nach Gehl besteht aus vier Konstanten: der Lebendigkeit, der Sicherheit, der Nachhaltigkeit und der Gesundheit. Erst wenn diese vier Instanzen übereinstimmen, kann die Entwicklung der Stadt, zusammen mit der Entwicklung ihrer Gebäude im Einklang mit den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Bewohner stehen. 34 65
Sozialer Zusammenhalt
Technische Innovation Fazit
Globale Vernetzung
Partizipation Gesunde Lebensführung
Gesellschaft im Wandel
Individualität
Mobilität
Aufenthaltsqualitäten einer Stadt Aufenthaltsqualitäten einer Stadt Sicherheit im Sicherheit im Verkehr
Verkehr
Verbrechen
Schutz vor unangeSchutz vor unnehmen Sinneswahrnehmungen angenehmen
Sinneswahr-
Schutz
Schutz
Schutz vor Schutz vor Verbrechen
nehmungen
Angebot für Angebot für Fußgänger
Fußgänger
AufenthaltsAufenthaltsgelegenheiten
Sitzgelegenheiten Sitzgelegenheiten
gelegenheiten
Komfort
Beglückendes
66
Beglückendes
Komfort
Sichtbeziehungen Sichtbeziehungen
Bauliche GrößenBauliche
Orte für
Orte für Kommunikation Kommunikation
Sport
Angenehme Angenehme
Positive Positive
Größen-
klimatische klimatische Verhältnisse
verhältnisse
Verhältnisse
verhältnisse
Orte für Spiel + Sport
Abb. 17 | Aufenthaltsqualitäten einer Stadt
Sinneseindrücke
Sinneseindrücke
02 Stadt im Wandel
Fazit Stadt im Wandel
Die Stadt unserer heutigen Gesellschaft befindet sich im Wandel. Sie muss sich der Schnelllebigkeit und Dynamik der Welt sowie dem neuen Lebensstil der Bevölkerung anpassen. Alte Werte und Grundsätze darüber, wie eine Stadt aufgebaut sein soll, werden überholt und durch neue Ansätze ausgetauscht. Dabei steht vor allem das Gemeinschaftsgefühl, die Transformation bestehender Gebäude- und Platzstruktur und die Einbindung neuer Technologien im Vordergrund. Die Stadtentwicklung ist längst nicht mehr nur durch gute neue Masterpläne oder neue Entwürfe geprägt, sondern vor allem durch den Umgang mit Bestandsstrukturen. Durch die Transformation dieser Strukturen und die Integration neuer Planungsansätze wird ein ressourcenschonender Umgang mit der Welt garantiert sowie dem Streben der Gesellschaft nach mehr Nachhaltigkeit nachgekommen. So kommt es, dass sich die Stadt in einem permanenten Stadtumbau befindet. Der Wandel der Stadt resultiert aus dem Wandel der Gesellschaft und dem Aufkommen neuer Technologien. Die Stadt muss sich dem neuen Wertesystem anpassen und mit den Entwicklungen der Zeit gehen, 67
Fazit
68
Abb. 18 | Stadt im Wandel
02 Stadt im Wandel
um in ihrer Transformation zukunftsfähige Strukturen hervorbringen zu können. Die Flexibilität und Weiterentwicklungsfähigkeit von Gebäuden und Plätzen und steht dabei im Vordergrund. Zu beachten ist außerdem, dass zu einer Transformation der Stadt nicht nur ihr Zentrum gehört, sondern auch ihre Peripherie und ihre „Un-Orte“. Die Stadtentwicklung ist ein allübergreifendes Thema, das sich auf alle Bereiche des alltäglichen Lebens bezieht. Nur durch die Integration aller Instanzen einer Stadt kann eine erfolgreiche Transformation erfolgen. Neben der Beachtung von gebauten Gebäuden spielen auch flexible und temporäre Installationen eine große Rolle, da sie einen Ort kurzzeitig verändern, aber nachhaltig in den Gedanken der Menschen verortet bleiben und so etwas in ihnen bewegen können. Es kommt letztendlich nicht mehr auf den Bau bildhafter Gebäude an, die für eine Ewigkeit stehen bleiben und ein Stadtbild prägen, sondern viel mehr auf Konzepte, die einer Stadt und ihren Bewohnern guttun und sie zu einer positiven Entwicklung führen. Wichtig dafür ist die frühzeitige Einbindung und Teilhabe der Bewohner. Die Bewohner müssen in Planungsprozesse integriert werden, um zu erfahren, was sie für Bedürfnisse haben und wie diese in der Stadtentwicklung umgesetzt werden können. Nur dieser Ansatz führt dazu, dass die Bewohner ihre eigene Stadt akzeptieren und sie sich mit ihr identifizieren können. Daraus lässt sich schließen, dass sich eine Stadt den Bedürfnissen ihrer Bewohner anpassen und sie in ihrer Lebensführung positiv unterstützen soll. Es ist wichtig, dass sie stadtbelebende, sichere, nachhaltige und gesunde Ansätze verfolgt, um dem Wandel der Welt gerecht zu werden und ihre Bewohner so auf einen zukunftsfähigen Weg führen kann. Städte dienen nicht mehr nur dazu Wirtschaftskatalysatoren zu sein und Wohnraum zu bieten, sondern sie muss Menschen zusammenbringen, sie durchmischen und sie in ihrer Lebensführung unterstützen. Städte sind für Menschen gemacht!
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03
GESELLSCHAFT IM WANDEL Fazit
72
Abb. 19 | Gesellschaft im Wandel
03 Gesellschaft im Wandel
Gesellschaft im Wandel
Parallel zu der Transformation der Stadt steht der Wandel der heutigen Gesellschaft. Das Ausmaß an neuen Möglichkeiten in der Wissenschaft und in den voranschreitenden Technologien, sowie die Entwicklung eines neuen Lebensgefühls führt zu einem Wandel der Gesellschaft. Aus der Transformation von Stadträumen, die von Lebendigkeit, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Gesundheit geprägt sind, ist der Wandel der Gesellschaft abzuleiten. Die beiden Instanzen Stadt und Gesellschaft sind untrennbar voneinander, da die Weiterentwicklung des einen gleichzeitig auch zu der Weiterentwicklung des anderen führt. So ist das neue Lebensgefühl der Menschen von ähnlichen Faktoren geprägt, die auch für einen Wandel der Stadt sorgen. Daraus resultiert, dass die Stadt mit ihren Bewohnern immer mehr zusammenwächst und dass immer mehr Menschen in Städten leben wollen. Die Transformation der Stadt orientiert sich an den Wünschen und Bedürfnissen ihrer Bewohner und andersrum. Die Stadt und der Menschen werden so zu einem Geflecht, die sich gegenseitig bedingen.
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Ein Unternehmen, das sich mit der Trend- und Zukunftsforschung in Deutschland beschäftigt, ist das Zukunftsinstitut. Es wurde 1998 gegründet und gilt heute als ein international führender Ansprechpartner bei Fragen zur Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Unternehmen analysiert welche Trends und Megatrends unsere Gesellschaft prägen und welche Rückschlüsse sich daraus auf die Zukunft ziehen lassen. Ziel dabei ist es den Wandel greifbar und verständlich zu machen und die Zukunft als eine Chance zu sehen. Grundlage für die Aussagen des Unternehmens sind Trendanalysen, Studien und eigenständig entwickelte Analysen, die Potenziale zukünftiger Veränderungsprozesse aufzeigen. Diese Potenziale sollen Grundlagen für Entscheidungen in der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft bilden und so Unternehmen, Institutionen und Individuen beeinflussen, um zukunftsweisende Technologien und Strategien zu entwickeln. Die Forschung des Zukunftsinsituts erfolgt in Form von Aufstellung von Megatrends. Megatrends sind Entwicklungen in unserer Gesellschaft, die auf alle Ebenen der Lebensführung Einfluss haben.
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03 Gesellschaft im Wandel
Tiefenströmungen des Wandels: Die vier zentralen Merkmale der Megatrends
Dauer Halbwertszeit mind. 50 Jahre
Ubiquität betrifft alle Lebensbereiche
Globalität weltweite Phänomene
Komplexität dimensional
Megatrends
Abb. 20 | Merkmale der Megatrends
Megatrends beschreiben extrem umfangreiche Dynamiken und Veränderungen in der Gesellschaft und stehen für den Wandel der Welt des 21. Jahrhunderts. Die Entwicklung der Veränderungen werden in Megatrend-Dokumentationen und in der Megatrend-Map dargelegt. Megatrends werden vor allem durch vier zentrale Merkmale bestimmt. Der Dauer, der Ubiquität, also der Standortunabhängigkeit, der Globalität und der Komplexität. Megatrends entstehen nicht, sie sind Beobachtungen, Beschreibungen und Bewertungen langfristiger Entwicklungen mit großer Relevanz für alle gegenwärtigen, zukünftigen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche. Dabei ist die Herangehensweise an solche Trends entscheidend. Anfangs lässt sich ein neuer Trend nur durch schwache Signale oder Muster erkennen, bis ein Megatrend daraus entsteht. Megatrends entstehen, wenn sich gesellschaftliche, wirtschaftliche oder technische Phänomene aus Nischen heraus in das gesellschaftliche Zentrum bewegen oder wenn neue Ereignisse das Potenzial entwickeln, die Lebenshaltung der Menschen bezüglich Wohn- und Familienmodellen, der Mediennutzung, dem Konsumverhalten oder der Arbeitswelt zu verändern. 35 75
Megatrends sind dabei keine linear aufsteigende Instanz, sondern sie sind dynamische Prozesse, die aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Faktoren, wie der Politik, der Ökonomie, der Kultur und aus Umformungen der Gesellschaft entstehen. Dabei sind immer Turbulenzen und Rekursionen enthalten, die den Wandel der Gesellschaft beeinflussen. Im Folgenden werden die für meine Arbeit wichtigsten Megatrends und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft erläutert.
Megatrend Individualisierung
Der Megatrend „Individualisierung“ gibt das neue Kulturprinzip der aktuellen Zeit wieder. Dabei steht die Selbstverwirklichung und dieSelbstbestimmung im Vordergrund. Das Verhältnis von „Ich“ und „Wir“ wird neu ausgehandelt, wodurch die Gemeinschaft eine neue Bedeutung bekommt. Dies führt dazu, dass sich das autonome Ich in einer individualisierten Gesellschaft der Zukunft neu verortet. Es versteht sich als einen Teil einer kollaborativen Wir-Kultur. Die kommende Wir-Kultur ist geprägt von der Verschiedenheit im Miteinander, wodurch jeden Individuum seinen Platz in der Gesellschaft findet. Trotz der gemeinschaftsorientierten Bewegung kann eine persönliche Identitätsbildung stattfinden und ein selbstbewusstes und urteilsfähiges Individuum hervorbringen, das es sich zur Hauptaufgabe macht sich stetig kritisch zu hinterfragen und ein besseres Ich hervorzubringen. So besteht das Individuum zum einen in der Gesellschaft und ist Teil dieser, es steht allerdings auch für sich und seine Bedürfnisse ein. 36
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03 Gesellschaft im Wandel
Megatrend Wissenskultur
Der Megatrend Wissenskultur vermittelt das Phänomen, dass die Welt bedingt durch die Konnektivität und den globalen Bildungsstand immer schlauer wird. Aufgrund von digitalen Übertragungsmethoden und Informationsquellen wird es jedem Individuum mit Zugang zu diesen Informationsquellen ermöglicht Wissen und Bildung zu erhalten. Wissen wird heutzutage als ein Gemeingut angesehen, welches sich über den ganzen Globus ausbreitet und für jedermann zugänglich ist. Da sich die Art der Informationen mit der Zeit ändert, muss die Menschheit einen neuen Umgang mit Informationen und Fakten erlernen, der die Vernetzung von Bildung und komplexeren Anforderungen beinhaltet. Die Themen Weiterbildung und Adaption werden immer wichtiger, da wir auch zukünftig mit Krisen, Komplexität und Unsicherheiten umgehen und auf diese eine Antwort finden müssen. Die Menschen haben aufgrund des digitalen Wandels die Möglichkeit Zugang zu sämtlichen Wissensquellen zu haben. So wird vorausgesetzt, dass sie dieses auch in Zukunft nutzen, um die Geschehnisse auf der Welt positiv voranzutreiben. 37
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Gesunde Lebensführung
Das Verständnis von Arbeit, in dem die klassische Karriere im Vordergrund steht, verliert durch die voranschreitende Digitalisierung und die Postwachstumsbewegung immer mehr an Bedeutung. Das gesunde Arbeiten und Leben ist das neue Ziel, sodass diese beiden Instanzen im Arbeitsalltag immer mehr auf produktive Weise miteinander kooperieren. Ein neuer Sinn von Arbeit wird entstehen. Eine Vielzahl an anstrengenden, monotonen und repetitiven Vorgängen kann zukünftig von Maschinen erledigt werden, was den Menschen die Möglichkeit gibt ihre Kreativität und Empathie neu einzusetzen. Zudem wird sich die zukünftige Bürostruktur grundlegend ändern. Während sie heutzutage oft kleinere Einzelbüros beinhaltet, wird der zukünftige Fokus auf zwischenmenschlichen Beziehungen liegen, was zu einem Hub für Co-Creation und Co-Working führen wird. In der neuen Unternehmenskultur werden neue Werte und ein gemeinschaftliches Wir-Gefühl im Vordergrund stehen, sodass gemeinsam Neues geschaffen werden kann. 38 Der Megatrend New Work steht so für eine gesunde und adaptive Arbeitswelt. 78
03 Gesellschaft im Wandel
Megatrend Gesundheit
Die Gesundheit ist in den letzten Jahren immer mehr ein Synonym für hohe Lebensqualität geworden. Dies betrifft vor allem die Lebensführung der Menschen und die Strategien der Unternehmen Der Megatrend Gesundheit betrifft alle Bereiche unseres Alltags und definiert in der heutigen Zeit ganz neue Lebensstile und Verhaltensweisen. Als eine zentrale Aufgabe der Zukunft wird die gesunde Gestaltung der Umwelt gesehen. Dies betrifft nicht das Krankheitsbild eines Menschen, sondern seinen kompletten Lebensstil von seinen Verhaltensmustern, seinen Gewohnheiten, seiner sozialen Eingebundenheit und Umwelt und seiner Arbeitsumgebung. Das ganzheitliche Verständnis von Gesundheit betrifft mittlerweile auch die Umgebung, in der wir Menschen uns aufhalten. Der Trend der Healing Architecture, in der Licht, Luft und Grün, sowie eine heilsame Umgebung im Vordergrund stehen, wird zum festen Bestandteil der Architekturplanung von Büro- oder Wohngebäuden. 39
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Der Megatrend Globalisierung ist einer der wichtigsten Treiber des menschlichen Fortschritts. Er schafft das Zusammenwachsen der Weltbevölkerung auf nationaler und internationaler Ebene. Die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur fördern den Austausch der Talente, Ideen und Waren. Daraus folgt das Prinzip „Better together“- die positive Kraft der Gloablisierung. Noch nie war der Zusammenhalt der Menschen so groß, wie zu den jetzigen Zeiten. Die Menschen nehmen die Vielfalt der Kulturen, Lebensweisen und Perspektiven an und nehmen sie als Reibungsfläche für einen produktiven Austausch. Die gegenseitige Unterstützung steht dabei im Vordergrund. Lebensmittel und Güter werden von Hand zu Hand ausgetauscht und können unabhängig von den Weltmärkten bestehen. So sind sie befreit von den Erschütterungen der Weltmärkte durch Wirtschaftskrisen oder Pandemien. 40 Die Konsumgesellschaft wird so von der sich selbst versorgenden Gesellschaft abgelöst.
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03 Gesellschaft im Wandel
Megatrend Urbanisierung
Städte gehören in der heutigen Zeit zu den wichtigsten Lebensräumen der Zukunft. Sie sind mehr als Orte, sie sind kreative Zentren, Orte der Begegnung und Kommunikation, Knotenpunkte der globalisierten Wirtschaft und Politik, dynamische Systeme und Problemlöser globaler Herausforderungen. „Städte sind und bleiben Magnete für kreative Köpfe.“ Sie bilden die wirtschaftlichen Machtzentren der Welt und sind Treiber von Innovation und Fortschritt. In Städten bestehen die meisten Möglichkeiten eine vielfältige Arbeit und eine individuelle Freiheit zu finden, sowie die Möglichkeit auf eine kulturelle und soziale Diversität zu haben. Die Urbanisierung ist im vollen Gange und wird auch in Zukunft weiter zunehmen. Das Bild der Stadt als eine klare Trennung zwischen Stadt und Land ist längst überholt, stattdessen sind es hybride Lebensräume, die eine Stadt ausmachen. So kommt es auch, dass Geisteshaltungen, Lebensstile und soziale Strukturen sich nicht mehr eindeutig der Stadt oder dem Land zuordnen lassen, sondern durchmischt werden. 41
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Veränderung der Vernetzung
Die zukünftige Mobilität basiert nicht mehr nur auf dem Transport allein, sondern muss vielfältige Möglichkeiten an Produkten und Nutzungen von Verkehrsmitteln bieten. Sie wird durch das Ineinandergreifen von Arbeit, Wohnen und Freizeit bestimmt und muss gleichzeitig ein Erlebnis, sowie nachhaltig und gesund sein. Nur durch den Einfluss dieser Faktoren kann eine multimobile Welt entstehen. Die Mobilität der Zukunft wird immer mehr von Fahrrädern, E-Rollern und E-Bikes bestimmt, sodass sich das Auto immer mehr aus der Stadt zurückzieht und neue Räume für das öffentliche Leben entstehen. Diese sogenannten Third Places werden zum urbanen Wohnzimmer und Mittelpunkt des städtischen Lebens. Bei der Frage nach der zukünftigen Mobilität wird das Erleben wichtiger als das Besitzen. Der flexible Zugriff sowie die Vielfalt an Mobilität stehen im Vordergrund, die die Abwechslung und das Erlebnis miteinander vernetzen. 42
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03 Gesellschaft im Wandel
Der Megatrend Konnektivität beschreibt die Vernetzung des gesellschaftlichen Wandels des 21. Jahrhunderts auf Basis digitaler Infrastrukturen. Vernetzte Technologien im Bereich der Kommunikation haben einen großen Einfluss auf unser Leben, unser Arbeiten und unser Wirtschaften und bringen so neue Lebensstile, Verhaltensmuster und Geschäftsmodelle hervor. Die digitale Vernetzung löst alte gesellschaftliche Strukturen ab und erzeugt ein neues Level an Kommunikationsmöglichkeiten. Dabei spielt der Einfluss der Menschen eine wichtige Rolle. Die Menschen sind es, die den digitalen Wandel und die damit einhergehenden Möglichkeiten annehmen müssen, um ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation eröffnet zu bekommen. Momentan steht die Welt noch ganz am Anfang digitaler Transformationsprozesse, doch mit der Zeit werden den Menschen immer mehr Möglichkeiten geboten werden, wie die Einbindung der Technologie der künstlichen Intelligenz. Durch das Zusammenspiel von Mensch und Maschine, können die Menschen sich von den repetitiven Aufgaben lösen und ihr Mindset für ihre Kreativität einsetzen. 43 83
Megatrend-Map Die Megatrend-Map zeigt die zwölf zentralen Megatrends unserer Zeit. Sie sind die größten Treiber des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft und prägen unsere Zukunft – nicht nur kurzfristig, sondern auf mittlere bis lange Sicht. Megatrends entfalten ihre Dynamik über Jahrzehnte. Megatrends sind nie linear und eindimensional, sondern vielschichtig und voller gegenläufiger Strömungen. Sie wirken nicht isoliert, sondern beeinflussen einander gegenseitig und verstärken sich so in ihrer Wirkung. Die Map stellt daher auch die Parallelen und Überschneidungen von Megatrends dar.
FLEXICURITY
DETOXING
FEMTECH
NEW WORK
COOPETITION
START-UPCULTURE SINGLEGESELLSCHAFT
GLOBALISIERUNG
SPACE AGE
INDIVIDUALISIERUNG
GENDER MAINSTREAMING
CANCEL CULTURE
GENDER AWARENESS
GENDER SHIFT
WISSENSKULTUR
LGBT+
BEVÖLKERUNGSWACHSTUM NEARSHORING
NEO-NATIONALISMUS
UNGENDERED LIFESTYLE
WORK-LIFE-BLENDING
FEMALE LEADERSHIP
SOCIAL BUSINESS
ALTSCIENCE
URBANISIERUNG
MEGACITYS
VERTICAL VILLAGES
GLOBALISIERUNG
MULTIPOLARE WELTORDNUNG
24/7-GESELLSCHAFT
MOBILITÄT
MODERN NOMADISM
GLOBAL MIGRATION
GLOBAL CITYS
GENERATION GLOBAL
GLOKALISIERUNG
POSTWACHSTUM
SINN-ÖKONOMIE
NEO-TRIBES
REMOTE WORK
BILDUNGSBUSINESS
DIRECT TRADE
GLOBALE PROTESTKULTUR
REGIONALISIERUNG
DIGITAL DIVIDE
CRYPTOCURRENCIES
BLOCKCHAIN
E-MOBILITY
URBAN FARMING
URBAN MANUFACTURING MICRO HOUSING
SMART CITY
RESPONSIVE CITY
GREEN TECH
CASUAL FEMINISM
DIVERSITY
SHARING ECONOMY
CIRCULAR ECONOMY
IDENTITY DESIGN
HOLISTIC HEALTH
GESUNDHEIT
POSTGENDERMARKETING
OMNICHANNELING
HUMAN MACHINE INTERACTION
RESILIENZ
THIRD PLACES
RESONANZTOURISMUS
BEYOND PLASTIC ZERO WASTE
DEKARBONISIERUNG
NEO-ÖKOLOGIE
SLOW TRAVEL
CONDENSED SPACES
SIMPLEXITY
GERMOPHOBIA
BIG DATA
15-MINUTEN-STADT
SPORTIVITY
SELF-TRACKING
OPEN KNOWLEDGE
OPEN INNOVATION
GRUNDEINKOMMEN
TRUST TECHNOLOGY
HYPERPERSONALISIERUNG
ACHTSAMKEIT
LEBENSQUALITÄT
GENDER SHIFT
PROGRESSIVE PARENTING
PLANT BASED
CYBERCRIME
PRIVACY
GIG ECONOMY
CORPORATE HEALTH
ALLTAGSOUTSOURCING
DIGITAL LITERACY
BIKEBOOM
GESUNDHEIT
SELBSTOPTIMIERUNG
HEALING ARCHITECTURE
CO-LIVING
URBANISIERUNG
PROGRESSIVE PROVINZ
MIKROMOBILITÄT
MEDICAL FITNESS
SELBSTWIRKSAMKEIT
DIGITAL HEALTH
LIQUID YOUTH
DOWNAGING
UNIVERSAL DESIGN
SILVER SOCIETY
SLOW CULTURE
PREVENTIVE HEALTH
SELF-CARE
RESONANZ
PRO-AGING
INTERNET OF THINGS
BIO-BOOM
GEMEINWOHLÖKONOMIE
MINIMALISMUS
GREEN PRESSURE
NEO-ÖKOLOGIE
POSTDEMOGRAFIE
MULTIGRAFIE
DIGITAL REPUTATION
DO IT YOURSELF
WIR-KULTUR
INDIVIDUALISIERUNG
BUSINESS ECOSYSTEMS
PLATTFORMÖKONOMIE
CORPORATE CULTURE
HUMAN RELATIONS
SEAMLESS MOBILITY
PREDICTIVE ANALYTICS
CO-WORKING
SOCIAL COCOONING
FREE CREATIVITY
AUTONOMES FAHREN
SHARED MOBILITY
KONNEKTIVITÄT
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
TOUCHLESS TECH
TRANSPARENZ
KOLLABORATION
ROAD DIET
SICHERHEIT
LAST MILE CONCEPTS
DELIVERY BOTS
LIFELONG LEARNING UN-RUHESTAND
Die einzelnen Stationen einer Megatrend-Linie zeigen die wichtigsten Subtrends, die den Megatrend prägen. Sie verdeutlichen die dynamische Vielfalt, die innerhalb eines Megatrends wirkt.
NEW WORK
SUPER-SAFE SOCIETY
MOBILITÄT
SILVER SOCIETY
PLAYFULNESS
CROWDSOURCING
SOCIAL NETWORKS
EVERYTHING AS A SERVICE
SICHERHEIT
WISSENSKULTUR EDUTAINMENT
OMLINE
DATAISM
REAL-DIGITALITÄT
AUGMENTED REALITY
KONNEKTIVITÄT
Abb. 21 | Megatrend-Map
84
03 Gesellschaft im Wandel
Megatrend-Map Zusammenhänge der einzelnen Megatrends
Die Megatrend-Map verdeutlicht die Zusammenhänge der einzelnen Trends untereinander und zeigt deren Überschneidungspunkte. So lässt sich einfacher nachvollziehen, wie die gegenseitige Einflussnahme der Trend-Entwicklungen untereinander ist und welche Untertrends, die sogenannten Subtrends, sich bilden. In der Megatrend-Map sind die Megatrends als eine Linie dargestellt, die verschiedene Unterstationen beinhalten. Sie verdeutlichen die dynamische Vielfalt, die innerhalb eines Megatrends wirkt. So lässt sich verständlich beschreiben, wie umfangreich und komplex ein gesellschaftliches Thema eigentlich ist und welche Faktoren es beinhaltet. Manche Trends entwickeln sich parallel zueinander, andere bilden gewisse Überschneidungspunkte und wieder andere haben keinen großen Einfluss aufeinander oder weisen Gegenbewegungen auf. So entsteht ein Werte-System, das alle Trends auf eine gewisse Art und Weise miteinander vernetzt und sie in ihre Unterbereiche aufschlüsselt. 44
85
Fazit
Gesellschaft im Wandel
Konnektivität
Fortschritt des Wissens
Veränderung der Kommunikation
Sozialer Zusammenhalt
Technische Innovation
Globale Vernetzung
Partizipation Gesunde Lebensführung
Individualität
Mobilität
86
Aufenthaltsqualitäten
03 Gesellschaft im Wandel
Fazit Gesellschaft im Wandel
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Bedingt durch die Transformation von Stadträumen, dem Aufkommen neuer Technologien und dem Aspekt der Nachhaltigkeit entwickelt die Gesellschaft einen neuen Ansatz in ihrer Lebensphilosophie. Das Lebensgefühl der Menschen ändert sich nachhaltig, indem immer mehr Themen, wie die Frage nach dem Sinn des Lebens und der gesunden Lebensführung aufkommen. Dadurch verschiebt sich das Lebensziel der Menschen. Das Streben nach Karriere und Erfolg sowie das Besitzen vieler Güter steht nicht weiter im Vordergrund. Das neue Lebensziel wird durch Gesundheit, seelische Erfüllung und Zufriedenheit erreicht. Die Menschen streben danach ihre Individualität ausleben zu können und gleichzeitig ein Gefühl der Zugehörigkeit zu etwas Größerem zu haben. Sie wollen sich mit der Gemeinschaft vernetzen und gleichzeitig ihrem individuellen „Ich“- Gefühl treu bleiben. Durch das Ziel der eigenen Selbstverwirklichung kommen viele unterschiedliche Themen der Lebensführung hinzu. Für viele Menschen ist der Aspekt der Nachhaltigkeit ein wichtiger Punkt, der sich in ihrer Ernährung und in ihrem Lebensstil widerspiegelt. Ein Großteil der Gesellschaft ernährt sich gesund und baut ihre eigenen Lebensmittel 87
Fazit
88
Abb. 23 | Gesellschaft im Wandel
03 Gesellschaft im Wandel
an. Dadurch kommen Aspekte wie die Bereitstellung von Grünflächen für das urbane Gärtnern hinzu. Zusätzlich zu der gesunden Ernährung haben die Menschen den Wunsch sich in ihrem Alltag ausreichend bewegen zu können, sei es auf der Arbeit oder in ihrer Freizeit. So muss eine Stadt in ihrer Planung auf diese Wünsche reagieren können. Ausreichend und gut angebundene Grünflächen müssen zu Spaß und Sport einladen. Auch Arbeitgeber müssen das Prinzip der Verknüpfung von Arbeit und Gesundheit beachten. Sie müssen ihren Angestellten die Option geben sich neben ihrer Arbeit genügend bewegen zu können. Der 40- Stunden Wochenjob im Sitzen verliert so immer mehr an Bedeutung. Die Arbeitnehmer wollen sich in ihrer Arbeitsumgebung gesund und aktiv fühlen. Mit dem Thema der gesunden Umwelt und der ausreichenden Bewegung hängt das Thema der Mobilität eng zusammen. Die Menschen möchten alle Dinge ihres Alltags mit dem Fahrrad oder zu Fuß in kürzester Zeit erreichen können. So entsteht der Trend der nachhaltigen Bewegung durch eine Stadt. Ein weiteres wichtiges Thema, worüber sich die neue Auffassung der Gesellschaft definiert, ist die Diversität. Menschen aller Altersgruppen möchten an dem sozialen Geschehen teilhaben und Orte aufsuchen können, die für jedermann bestimmt sind. So entsteht das Phänomen der Flexibilität. Dynamische Räume müssen entstehen, die den Menschen die Freiheiten geben, die sie benötigen. Menschen sind kreativ und einfallsreich. Jeder hat eine besondere und einzigartige Gabe, die er in seinem Leben ausführen möchte. Darauf muss die Gesellschaft mitsamt ihren Strukturen reagieren können. Die Gesellschaft der Zukunft ist hybrid und individuell. Sie durchmischt sich, zeugt von vielen Kulturen, lebt gesund und achtet auf sich und ihre Umwelt. So kommt es auch, dass sich städtische Strukturen mit den ländlichen vereinen. Die Menschen leben zukünftig nicht mehr in den typischen Städten von heute. Sie wollen einerseits die Möglichkeiten haben Grünräume aufsuchen zu können, um Ruhe und Natur zu erfahren und sich andererseits mitten im Stadtgeschehen zu befinden, um Anteil an der Gesellschaft und allen Wirtschaftsfaktoren zu haben. Der Wandel der Gesellschaft kann so nicht unabhängig von dem Wandel der Stadt gesehen werden. Beides bedingt sich gegenseitig und geht miteinander einher. 89
04
BESTAND IM WANDEL Industrie im Wandel Referenzen Fazit
92
04 Bestand im Wandel
Bedingt durch den Wandel der Stadt und den Wandel der Gesellschaft kommt es gleichzeitig zu einer Transformation von Bestandsstrukturen. Vorangegangene Recherchen zeigen, dass der bestehende Städtebau weitergedacht und interveniert werden muss, um neue Strukturen für den Wandel der Welt und die Gesellschaft zu schaffen. Dabei sind es vor allem brachliegende Plätze und bestehende ungenutzte Gebäude, die überdacht und erweitert werden müssen. Ein großes Potenzial bieten dabei Gebäude industrieller Herkunft. Sie sind oft leerstehend oder funktionieren in ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr, sodass sie einer neuen Funktion überführt werden müssen. Aus diesem Grund wird sich im weiteren Verlauf mit der Entwicklung der Industrie und ihre Auswirkungen auf das Leben der Menschen und auf die Architektur beschäftigt. Neue Konzepte im Umgang mit Bestandsstrukturen ermöglichen es den Charakter des Ortes weiterzutragen und diesen mit neuen Technologien und Fortschritten, sowie den Bedürfnissen der Gesellschaft zu vereinen. So kann eine Architektur entstehen, welche den Geist des Ortes widerspiegelt und gleichzeitig Raum für zukünftige Entwicklungen bietet. 93
Industrie im Wandel
Industrie im Wandel
Die erste Massenproduktion durch Maschinen und die damit zusammenhängende Industrie startete um circa 1800. Erste Machinen, wie Webstühle, wurden durch Wasser- und Dampfkraft mithilfe von menschlicher Kraft betrieben. Zu der Zeit der Dampfmaschinen kamen die ersten Eisenbahnen, der Kohleabbau, die Schwerindustrie, die Dampfschiffahrt, die Tuchherstellung, der Verkehr und der Textildruck hinzu. So wurden neue Arbeitsplätze in den Fabrikhallen geschaffen. Anfangspunkt der 2. Revolution war die Einführung der Elektrizität Ende des 19. Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen immer mehr Automobile auf den Markt, wodurch die Arbeit in Produktionshallen immer weiter automatisiert wurde. Die Reihenfertigung sowie die Fließbandarbeit in Fabrikhallen war ein großer Fortschirtt, der den Menschen die Arbeit erleichterte und menschliche Arbeitskraft in vielen Bereichen automatisierte. Auch das Arbeiten an Büroarbeitsplätzen wurde durch eine vereinfachte Kommunikation, wie die Einführung von Telefonaten, Telegrammen und die Schreibmaschinen optimiert. Erste Schritte der Globalisierung wurden eingeleitet, indem Waren über Kontinente hinweg durch die Luftfahrt und die Möglichkeit der Überquerung der Weltmeere transporiert werden konnten. 94
04 Bestand im Wandel
Industrie im Wandel: Zeitstrahl der Entwicklung Industrie 3.0
Industrie 1.0 Erster mechanischer Webstuhl schinen
Automatisierung von menschl. Arbeitsschritten
1870 1800
2021 1969
Industrie 2.0 Einführung der Elektrizität
Industrie 4.0 Entwicklung moderner
Reihenfertigung
Revolution
Abb. 24 | Entwicklung der Industrie
Ab den 1970er Jahren startete die 3. industrielle Revolution, in der die weitere Automatisierung durch erste funktionsfähige Computer, die Elektronik und die Informationstechnik vorangetrieben wurde. Durch die Entwicklung der neuen Computer, die programmgesteuert, frei programmierbar und vollautomatisch sind, kam es zu einer Teilautomatisierung und teilweise völliger Automatisierung von Arbeitsschritten. Die menschliche Arbeitskraft wird zunehmend durch Maschinen in der Reihenfertigung ersetzt. Technologie und Produktion im Zeitalter der digitalen Revolution. Der Fokus liegt dabei auf den industriellen Entwicklungen neuer Technologien und auf den sich ändernden Produktons- und Arbeitswelten im globalen Zeitalter. Die Informatisierung nimmt klare Formen an: klassische Industriezweige werden immer weiter digitalisiert und neue Kommunikationsformen werden geschaffen, wodurch sich auch das Tätigkeitsfeld der Menschen ändert. Doch nicht nur auf das Aufgabenfeld der Menschen hat die Revolution 4.0 Auswirkungen, sondern auch auf die ursprünglichen Gebäude der Industrie. Sie werden größtenteils nicht mehr genutzt und stehen leer. Daraus ergibt sich die Frage, was mit ihnen passieren soll und welche Chancen die Transformation der leerstehenden Gebäude oder brachliegenden Fläche bieten. 95
Industrie im Wandel
“Lasst uns mehr aktive Umgebungen schaffen, an sieben Tagen in der Woche und rund um die Uhr leben, arbeiten, spielen.“
Alex Krieger Industrie Stadt. Urbane Industrie im digitalen Zeitalter 2021, s.99
96
04 Bestand im Wandel
Urbane Industrie im digitalen Zeitalter Auswirkungen des Wandels der Industrie auf die Architektur
Schon immer waren Städte Orte, an denen Handel, Produktion, Arbeit und Alltagsleben physisch und funktional miteinander vereint wurden. Im Zuge der Industrialisierung sind viele Speichergebäude, Hallen, Werkstätten und Produktionsgebäude entstanden, die zu damaligen Zeiten von den Menschen als Speicher von Waren, als Lager und als Orte der Produktion und Wirtschaft genutzt wurden. Mit der Einführung der Industrie 4.0, also mit dem Voranschreiten neuer Technologien wurde die menschliche Arbeitskraft an Maschinen immer weiter abgeschafft, bis sie heutzutage fast nicht mehr benötigt wird. Monotone und repetitive Arbeitsabläufe werden immer mehr durch intelligente Maschinen und Computer ersetzt, wodurch sich die Menschen wieder auf ihre Kreativität und ihr geistlichen Potenzial konzentrieren können. Die Einführung der Industrie 4.0 führt so zu einem Wandel der Arbeitswelt. Mit dem Wandel der Arbeitswelt geht gleichzeitig ein Wandel der Tätigkeiten und der Orte, an denen die Arbeit verrichtet wird, einher. Produktionshallen, Speichergebäude und Werkstätten werden aufgrund der Digitalisierung oft nicht mehr benötigt und stehen leer. Teilweise werden diese sogar abgerissen, wodurch neben dem Leerstand industrieller Güter gleichzeitig brachliegende Flächen entstehen. Da sich Gebäude industrieller Nutzung oft ver-
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Industrie im Wandel
98
Abb. 25 | Kreativ-Quartier Märkisches Museum.Berlin
04 Bestand im Wandel
der Effekt, dass heutzutage solche Gebiete im gesamten leerstehen und nicht mehr genutzt werden. Die Gebäude verfallen, wirken auf Menschen verlassen und einsam und werden zu gemiedenen Orten. Bei der Betrachtung solcher Gebiete fällt auf, dass es viele industrielle Bereiche gibt, die von dem Phänomen des Leerstands betroffen sind. Zu diesen zählen vor allem Gebäude der Textil-, Papier- und Nahrungsmittelindustrie, sowie handwerkliche Bereiche und die Industrie des täglichen Bedarfs. So stehen Druckereien, Webereien, Speichergebäude, große Hallen und Handwerksbetriebe sowohl in Deutschland, als auch in anderen Ländern leer. Diese sogenannten Fabrikruinen bieten das Potenzial die ursprüngliche Trennung von Industrie und Stadt wieder miteinander zu vereinen. Die Digitalisierung, neue Produktionstechnologien, eine neue Mobilität mit einer neuen Infrastruktur, das Internet der Dinge und die Einführung des Lokalismus bringen Industrie und Stadt wieder zusammen. Dies führt dazu, dass neue Gebäudetypologien und Räume entstehen und sich neue Formen des Zusammenarbeitens, -denkens und -lebens etablieren müssen, die die Menschen in städtischen als auch industriellen Bereichen wieder zusammenbringen.45 sich auch der Zweck, wofür sie bestimmt ist. Bei der Produktion geht es heutzutage genauso sehr um die Herstellung von Ideen wie um den Zusammenbau von Maschinen und Produkten. Bei der Überlegung, wo sich heute die die Arbeitskräfte von heute gerne arbeiten und leben möchten. Die moderne Stadt von heute bietet das Potenzial Industrie und Wohnen miteinander zu vermischen und Orte zu schaffen, die sowohl von der Produktion als auch dem Wohnen und dem Leben zeugen. Da der Idee der Vermischung gegenüber oft eine Skepsis herrscht aufgrund von Lärm, Dreck und Arbeit, welche oft mit der Industrie in Verbindung gebracht werden, müssen architektonische Angebote geschaffen werden, die sowohl die Herstellung von Produktion als auch die Herstellung von Ideen und das Leben miteinander verbindet. So verändert sich die ursprüngliche auf der reinen Herstellung basierten Nutzung hin zu einer Kreativen. An den neuen Orten der Produktion soll die Kreativität und das Handwerkliche, das Miteinander der Menschen mit ihren modernen Lebensformen, der Geist und der Wissensaustausch gefördert werden. So transformiert sich die Industrie zu einem urbanen und kreativen Lebensort.46 99
Industrie im Wandel
1. Reaktivierung brachliegender Flächen industrieller Nutzung
2. Transformation leerstehender Gebäude industrieller Nutzung in Verbindung mit Nachverdichtung
Bestand Aufstockung
100
Abb. 26 | Arten der Transformation
Neubau
04 Bestand im Wandel
Umgang mit Bestandsstrukturen industrieller Nutzung
Im Umgang mit Bestandsstrukturen industrieller Herkunft haben sich während der Recherche zwei Prinzipien herauskristallisiert, welche im Folgenden genauer betrachtet werden. Das erste Prinzip stellt den Umgang mit leeren Flächen mitten in der Stadt dar. Als Folge der Digitalisierung und dem Rückgang von Produktionswerkstätten werden Flächen und Gebäude ursprünglicher industrieller Nutzung heute oft nicht mehr genutzt, sodass die Gebäude leer stehen oder abgerissen werden und die dazugehörige Fläche schließlich brach liegt. Dies bietet das Potenzial, das Grundstück durch neue städtebauliche und architektonsche Interventionen wieder neu aufzubauen. Das zweite Prinzip beschäftigt sich mit Bestandsstrukturen in Industriegebieten. Oft funktionieren die Gebäude verlassener Flächen in ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr, bieten aber ein großes Potenzial in ihrer Transformation. So kann durch das Hinzufügen neuer architektonischer Interventionen und Grünräumen eine neue Architektursprache, sowie ein neues Nutzungskonzept entstehen, das den Charakter des Ortes mit einbezieht und gleichzeitig eine neue Idee für den Ort schafft. Um ein Gefühl für die Prinzipien im Umgang mit Bestandsstrukturen zu bekommen, wurden im Folgenden mehrere Referenzprojekte recherchiert. 101
Referenzen
“Terrassen für mehr Miteinander.“ Natalie Scholder Terrassenhaus Brandlhuber, BauNetz 2019
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Abb. 27 | Terrassenhaus Berlin.Brandlhuber
04 Bestand im Wandel
Standort
Berlin, Deutschland
Planer Muck Petzet Architekten Baujahr
2018
Nutzung
Kreativgewerbliche Ateliernutzung,
Größe
3396 m²
Beweggrund Gemeinschaft
Referenzbeispiele
Ein Referenzbeispiel ist das Terrassenhaus von Brandlhuber, welches den Umgang mit brachliegenden Gebieten industriellem Ursprungs wiederspiegelt und zeigt, wie solche Bereiche gemeinschaftlich genutzt werden können. Als Folge der Digitalisierung und dem Rückgang von Produktionswerkstätten sind solche Gebäude in Industriegebieten oft ungenutzt, bis sie schließlich verfallen oder abgerissen werden. Als Resultat liegen solche Flächen jahrelang brach und gehören keiner Nutzung mehr an. Heutige Ansätze der modernen Stadt zeigen, dass solche brachliegenden Flächen durch neue Nutzungsansätze wiederbelebt werden können. Da solche Flächen oft noch einer industriellen Nutzung zugeschrieben sind, muss ein Weg gefunden werden, dort sowohl das Arbeiten und das Gewerbe unterzubringen, als auch Grundrissgestaltungen und eine intelligente Brandschutzplanung. Flexible Grundrissgestaltungen geben den Nutzern zum einen die Möglichkeit dort ihre Arbeit zu verrichten, Produkte herzustellen und in büroartigen Strukturen zu arbeiten, sie ermöglichen jedoch auch, dass Nutzer dort ihre Freizeit und ihr Leben neben der Arbeit verbringen können. Die Flexibilität und Wandelbarkeit steht so bei der Gebäudeplanung der modernen Stadt an erster Stelle. 103
Referenzen
104
Abb. 28 | Terrassenhaus Berlin.Brandlhuber
04 Bestand im Wandel
Das Terrassenhaus von Brandlhuber reaktiviert eine brachliegende Fläche industrieller Herkunft mitten in Berlin, welches durch einen Neubau vorrangig teren Wohnen bietet. Auf einem Gewerbegrundstück in der Berliner Innenstadt wurde ein neuer ckelt, der Wohnen und Arbeiten zugleich beinhaltet. Das Gewerbegrundstück Wohnbebauungen. Die neue Nutzung soll einen Verbindungspunkt zwischen den einzelnen Stadtquartieren bilden und zugleich die Möglichkeit des Aufenthalts im Freien und im Grünen gewährleisten. lungen, der über eine außenliegende Treppenanlage erschlossen wird. Die Hauptnutzung des Gebäudes basiert auf kreativen Arbeitsräumen, wie AteGrundrisse ist es möglich das Gebäude einer späteren Wohnnutzung überzuführen, die aufgrund der aktuellen Bebauungsplan-Lage bisher nicht möglich ist. Die einzigen Elemente, die fest installiert sind, sind die Sanitär- und Trepkönnen. So können die Mieter selbst entscheiden, ob sie ihre Flächen nur zum reinen Arbeiten oder auch zum Wohnen und Leben nutzen möchten. Die Terrassen, die sich nach hinten hin abtreppen, sind für die Öffentlichkeit durch die außenliegenden Treppen erschließbar und sollen als Gemeinschaftsraum fungieren. Sie münden in einer großen Dachterrasse auf dem Dach. Die verglasten Flächen zu den Terrassen hin lassen sich mit silbernen Vorhängen trennen, sodass Privatsphäre innerhalb des Gebäudes möglich ist.47 und öffentlich sowie für eine neue Auffassung der Flexibilität von Gebäuden. Zudem zeigt es, wie Menschen durch architektonsiche Interventionen in privaten Bereichen und in öffentlichen Zonen zusammengebracht werden können.
105
Referenzen
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Abb. 29 | KielHöfe.Effekt Architects
04 Bestand im Wandel
Standort
Kiel, Deutschland
Planer
Effekt Architects
Baujahr
2019
Nutzung
mediale Kommunikation, Büro-, Kleingewerbe-, Wohnnutzung
Größe
11.000 m²
Beweggrund
Transformation stillgelegter Redaktionsräume in ein urban gemischtes Quartier
Ein weiteres Beispiel, das sich mit der Transformation ehemaliger Industriegebäude beschäftigt, ist das Projekt „KielHöfe“ in Kiel von Effect Architects. KielHöfe ist die Umwandlung und Transformation stillgelegter Redaktionsräume und der Druckmaschine der rennomierten deutschen Regionalzeitung Kieler Nachrichten. Seit mehr als 100 Jahren steht das Verlagshaus der Kieler Nachrichten im Herzen der historischen Kieler Innenstadt und beherbergte ein ganzes Stadtviertel. Es brachte alle Aspekte der Zeitungsproduktion von Redaktion, zu Druck und zum Vertrieb unter. Durch den Wandel der Digitalisierung ist der Nachrichten- und Medienkonsum in Papierform immer weiter geschrumpft, sodass die bestehenden ZeiIndustriegeländes zu einem lebendigen, gemischt genutzten Wohnzentrum wird dadurch zu einem wichtigen Katalysator der Wiederbelebung der Kieler Innenstadt. KielHöfe zeigt die Entwicklung von Gesellschaft und medialer Kommunikation Dies geschieht durch die Integration von Nutzungen und Funktionen, die Anteil an der Kommunikation haben, wie Essen, Schaffen, Herstellen, Erholen und Geselligkeit. 107
Referenzen
108
Abb. 30 | KiefHöfe.Effekt Architects
04 Bestand im Wandel
So trägt es zu der Wiederbelebung der Kieler Innenstadt bei. Das Gelände besteht größtenteils aus öffentlichen Funktionen mit einem großen Food Court, umliegenden Straßen und dem Hof. Büros und Co-Working Spaces füllen den größten Teil der Fläche über dem Erdgeschoss. Ergänzend dazu gibt es eine Reihe an öffentlich zugänglichen Dachgärten, einem großen Wintergarten und einem Veranstaltungsraum auf dem Dach der Druckmaschine. Neben den neuen Nutzungen wird die ursprüngliche Zeitungsfunktion weiter in die Gebäude intergriert und mit neuen verwandten Kulturprogrammen verwoben, wodruch der Ort weiterhin als Zentrum für Nachrichten gesehen wird. Eine neue Art der Informationsverbreitung und des Wissens- und Erfahrungsaustausches zwischen einer Vielzahl an Nutzern und Interessengruppen wird so erforscht. Innenhof einen Höhenunterschied aufweist. Eine sorgfältige Planung des Innenhofes gleicht dieses aus. Fußgänger können den Innenhof durch öffentliche Fußgängerwege passieren und können so an den Aktivitäten der neuen KielHöfe teilnehmen. Die Integration der Bewohner der Stadt sowie der Öffentlichkeit ist somit gegeben. Das bestehende Gebäude der Nachrichtenredaktion wird weitgehend umgebaut und durch neue Gebäude in Holzbauweise ergänzt. Die Materialwahl soll zum einen zu dem Aspekt der Nachhaltigkeit beitragen, als auch dem Bestand gegenüber den nötigen Respekt zeigen. Mit der Entwicklung der KielHöfe möchten die Kieler Nachrichten eine Palltund nachhaltiges Kulturkraftwerk soll entstehen, das die Menschen einlädt an der Kieler Kultur mitzuwirken, diese zu teilen und gemeinsam zu erleben. Die Transformation der KielHöfe soll zum einen den ursprünglichen Ort der Nachrichten wiederbeleben und aktivieren, sich aber auch auf die gesamte Stadt auswirken und ihr so einen positive Charakter verleihen.48
109
Referenzen
110
Abb. 31 | Marinehaus Berlin.Adept Architects
04 Bestand im Wandel
Standort
Berlin, Deutschland
Planer
Adept Architects
Baujahr
2018 - 2025
Nutzung
Kreativquartier - Ateliers, Werkstatt, Ausstellung
Größe
4.700 m²
Beweggrund
Transformation eines ehemaligen Marinehauses in ein urbanes Kreativquartier
Wie viele andere Städte ist auch Berlin vom Leerstand und dem Verfall ungenutzter Gebäude wirtschaftlichen Ursprungs betroffen. Eins dieser Gebäude ist das Marinehaus in der Luisenstadt in Berlin mit Nähe zum Märkischen Museum. In dem Marinehaus waren in den vergangenen Zeiten verschiedene Nutzungen untergebracht, wie das Berliner Kriegerheim oder der Marineverein. Nun handelt es sich um eine ungenutzte Liegenschaft mit leerstehenden Kolossen. Die Auslobung eines Architektenwettbewerbs soll einen Entwurf hervorbringen, der das Marinehaus zusammen mit dem Märkischen Museum im Köllnischen Park zu einem Kreativquartier umwandelt. Der Köllnische Park und der der Transformation zu einem kreativen Treffpunkt, da diese für künstlerische Installationen genutzt werden.
111
Referenzen
112
Abb. 32 | Marinehaus Berlin.Adept Architects
04 Bestand im Wandel
Die Ausloberin wünscht sich einen Ort, an dem Menschen zusammenkommen, sich austauschen und gemeinsam kreativ sein können: „einen Ort, der nicht Besucher hat, sondern vor allem Nutzer, als einen Ort für Menschen, die kreativ und produktiv sind, die die Möglichkeit haben, zu forschen oder sich zu vertiefen und ihre Arbeitsergebnisse vorzustellen, ein Ort der Zusammenarbeit von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Profession und Disziplin. Hier soll Partizipation in unterschiedlichsten Formen und Formaten gelebt werden.“
Das Konzept des siegreichen Architekturbüros Adept aus Kopenhagen schlägt den Rückbau des Saalgebäudes bis auf seine Außenhülle vor und die chen naturgetreu behalten werden. Die Addition eines Holzbaus soll einen angenehmen Kontrast zu der Rauigkeit und der Porosität des Bestands bilden. Das Märkische Museum soll zusammen mit dem benachbarten Marinehaus das Herzstück des lebendigen Museums- und Kreativquartiers bilden. Dabei soll das Märkische Museum seine momentane Funktion behalten und Räume für Dauerausstellungen zur Geschichte Berlins, sowie für Sonderausstellungen und für Vermittlungsangebote bieten. Das Marinehaus dagegen soll eher als Werkstatt genutzt werden. Es soll Arbeitsräume für Kulturschaffentes Haus für experimentelle, gegenwarts-, und zukunftsorientierte Formate zu schaffen, welches nicht nur von dem Stadtmuseum Berlin selbst genutzt, sondern auch von Künstlern angemietet werden wird. Den Mittelpunkt des Kreativquartiers bildet die Beschäftigung mit zeitgemäßen Fragen, Fragen nach der Gesellschaft, der Urbanität, der Stadtentwicklung, dem Individuum und dem sozialen Raum. Das Marinehaus wird in Zukunft für Kreativität, Gemeinschaft und Fortschritt stehen.49
113
Fazit
Umgang mit Bestand Gesellschaftliche Bedürfnisse
Nutzungsüberführung
Natürlichkeit | Einbezug der Natur
Materialität
Behutsamkeit | Charakter des Ortes
Lichteinfall | Einbezug Tageslicht
114
Abb. 33 | Umgang mit Bestand
04 Bestand im Wandel
Fazit
Bei dem Umgang mit Bestandsstrukturen ist es wichtig den Charakter des Ortes zu bewahren. Der behutsame Umgang mit dem Bestand sowie die Integration neuer architektonischer Elemente kann den Ort so in etwas Neues und Einzigartiges verwandeln. Dabei muss auch die Materialwahl bedacht werden. Die Materialität des Bestands und des Neubaus muss zum einen für sich alleinstehen, als auch in ihrem Ensemble funktionieren können. Dies geht mit der Natürlichkeit des Ortes einher. Bestehende Strukturen aus der Umgebung, wie Grünräume oder bestehende Gebäude müssen bei der Transformation mit einbezogen und weitergeführt werden. Nur so kann eine Architektur entstehen, die dem Ort gerecht wird. Zudem spielt der Umgang mit dem Licht eine entscheidende Rolle. Bestandsgebäude haben oft eine schlechte Tageslichtbelichtung, wodurch durch architektonische Eingriffe darauf geachtet werden muss, genügend Licht in das Gebäude zu leiten. Das Spiel von Licht und Schatten wird so zu einem wertvollen Mittel in der Planung. Da verlassene Gebäude in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr funktionieren, müssen sie neuen Nutzungen überführt werden. Sie sollen zu einem Treffpunkt für Menschen werden, an dem sie ihre Kreativität, die Gemeinschaft und den Wandel der Welt erleben können. 115
05
ENTWURF Ortseindrücke Geschichte Entwurf Fazit
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
118
Abb. 34 | Ausschnitt Schwarzplan Münster M. 1|10.000
05 Entwurf
Ort der Bearbeitung Hafenbereich Münster
Ein Ort, der in seiner Struktur und Nutzung überdacht werden muss, ist der Hafenbereich in Münster. Lange Zeit diente dieser ausschließlich der gewerblichen und industriellen Nutzung, indem er den Umschlag von Waren und deren Lagerung nützte. Heutzutage verliert auch dieser an seiner ursprünglichen Bedeutung und muss zu einer neuen Nutzung transformiert werden. Angefangen am Stadthafen 1 entwickelt sich dieser zu einem Ort der Kreativität, des gemeinsamen Arbeitens und der Gastronomie. Die alten Speichergebäude werden umgenutzt und durch Neubauten, welche in die Hafenzeile integriert werden, ergänzt. So entsteht ein multifunktionaler Ort, der den Namen „Kreativkai“ trägt. Die Idee der kreativen Nutzung des Hafenbereichs soll nun am Stadthafen 2, dem Hawerkamp-Gelände, fortgeführt werden. Dieser diente in damaligen Zeiten großen gewerblichen Firmen als ein Ort der Produktion und bietet nun nach deren Aufgabe eine Grundlage für eine Transformation des Geländes. dem Gelände sämtliche kulturelle und kreative Einrichtungen angesiedelt sind. Künstler, Schrauber und die Club-Szene machen sich den Ort zu eigen und verleihen ihm durch ihr Handwerk eine einzigartige Atmosphäre. Diese soll durch neue architektonische Interventionen weiter ausgebaut werden. 119
120
Abb. 35 | Schwarzplan Münster M. 1|10.000
121
Innenstadt Zentrum
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Innenstadt
Transit
Industrie
122
Abb. 36 | Städtebauliche Analyse.Flächennutzung M. 1|12.000
05 Entwurf
Stadtzentrum - Hawerkamp Flächennutzung
Der Hawerkamp ist ein Gelände welches sich am Hafenbereich in Münster und Wirtschaftsort von industrieller Herkunft und gilt deswegen auch heute noch als Industriegebiet. Direkt angrenzend an das Indsutriegebiet gliedert sich der Bahnhof mit seinen Gleisen. In früheren Zeiten wurde er vor allem dazu genutzt, Waren zu den Produktionsorten zu bringen und diese auch wieder von dort in andere Teile der Stadt zu verlagern. Heute dient er hauptsächlich zum Personentransport und nur noch vereinzelt für das Transportieren von Gütern. Der Bahnhofsbereich trennt das Industriegebiet von der Innenstadt und dem Wohngebiet. So haben die Wohngebiete und die Innenstadt einen großen Einter eher für sich inmitten alter industrieller Güter steht. Dies bietet das Potenzial dem Hawerkamp eine Eigenständigkeit und eine eigene interne Struktur zu verleihen. So können die fehlenden Funktionen wie das Wohnen oder innenstadtnahe Aktivitäten, wie das Arbeiten, das Genießen von Freizeit und der kulturelle Austausch gegeben und gefördert werden.
123
Innenstadt Zentrum
5 Min.
Stadthafen 1 Kreativkai
10 Min.
Stadthafen 2 Hawerkamp 15 Min.
124
Hauptstraßen
Fußwege
Nebenstraßen
Bahnschienen
Abb. 37 | Städtebauliche Analyse.Infrastruktur M. 1|12.000
05 Entwurf
Infrastruktur
Der Hawerkamp, gelegen im Münsteraner Hafenbereich, gliedert sich an den Bahnhof mit seinem Schienenverkehr. So ist er zum einen gut über öffentliche Verkehrsmittel erreichbar, zum anderen wird er aber auch von den übrigen Teilen der Stadt getrennt. Die Verbindung erfolgt über eine Hauptstraße, die entlang des HawerkampGrundstücks führt. So sind die Innenstadt und die angrenzenden Wohngebiete innerhalb von wenigen Minuten durch öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad erreichbar. Der Hawerkamp bietet so das Potenzial einen Charakter zu entwickeln, der sich auf die umliegenden Bereiche der Stadt auswirkt und gleichzeitig von
125
Innenstadt Zentrum
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Park
126
Brache
05 Entwurf
Bei der Frage nach Erholdung und Natur in Münster bilden der Aasee und die Promenade einen großen Anlaufpunkt für Touristen und Bewohner der Stadt. Die Promenade im Herzen von Münster und der Aasee im süd-westlichen Teil der Stadt sorgen für einen hohen Grünanteil und für ein gesundes Stadtklima. Bei der Konzentration auf das Hawerkamp-Gebiet fällt auf, dass dort aufNatur vorhanden ist. Der Ort wird von brachliegenden oder verschmutzten sind durch neue Interventionen wiederzubeleben und den Gedanken der Integration der Natur weiterzuführen.
127
Innenstadt Zentrum
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Brache Park
128
Aktivitäten
Abb. 39 | Städtebauliche Analyse.Freizeitaktivitäten M. 1|12.000
05 Entwurf
Das heutige Münster ist noch immer von seiner Geschichte und seiner Kultur den. Der Münsteraner Dom und der Prinzipalmarkt in der Innenstadt sind nur wenige von vielen Zeitzeugen Münsters Ursprung. Neben der Vielzahl an Kirchen und Museen im Zentrum, bietet Münster auch kulturelle Aktivitäten, wie Musikeinrichtungen oder das Theater. dern sich neben den kreativen Aktivitäten auch handwerkliche Bereiche und die Musik- und Tanz-Szene. Der Hawerkamp sprüht in seiner Erscheinung von Kreativität, Vielfalt und Leben. Dieses Gefühl soll auch in Zukunft weitergetragen und durch neue Interventionen verstärkt werden.
129
Innenstadt Zentrum
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Bildung | Arbeit
130
05 Entwurf
Das Hawerkamp-Gelände ist vor allem durch handwerkliche Arbeit und freischaffende Kunst geprägt. Damit trennt er sich vom restlichen Teil Münsters. Münster ist aufgrund des Universitätsstandortes und der hohen Dichte an Bildungsinstituten, vor allem als Studentenstadt bekannt. Dies spiegelt sich auch in den übrigen Stadtteilen wieder. Viele Berufsfelder verlangen den Einsatz von Wissen, wodurch die handwerkliche Arbeit immer mehr in den Hintergrund gerät. Mit der Entwicklung des Kreativkais am Stadthafen 1 soll das Handwerk und die Kreativität zurückgeholt und wieder gefödert werden. So sind dort Bühnen, Ateliers, Räume für gemeinsames Arbeiten und Gaststätten angeordnet. Kreative Berufe bestehen neben Wissenbasierten und ergänzen sich gegenseitig. Mit der Entwicklung des Hawerkamps am Stadthafen 2 soll dieser Gedanke des Kreativkais aufgenommen und weitergeführt werden. Ziel dabei ist es, die dort schon vorhandene Kreativität zu nutzen und weiterzuentwickeln. Auch hier soll ein Ort enstehen, an dem das Handwerk neben dem Wissen bestehen kann und ein kultureller Austausch gefödert wird.
131
132
Abb. 41 | Historische Fotos.Münsters Stadthäfen
05 Entwurf
Weiterentwicklung der Stadthäfen Münster-Hafenviertel „Kreativkai“
In direkter Nachbarschaft zu der Münsteraner Innenstadt entsteht im Hafengebiet ein urban gemischtes Stadtquartier. Der Nordkai des Hafens soll zu einem „Kreativkai“ umstrukturiert werden mit dem Ziel einer kreativen Nutzungsdurchmischung aus Kultur, Dienstleistungen und Freizeit. Seit den 1970er Jahren verlor der Hafenbereich immer mehr seine urspürngliche Nutzung des Warenumschlags und der Speicherung. So entstanden leerstehende Gebäude und brachliegende Flächen. In den 1980er Jahren entdeckte die „Kreativszene“ den Hafen, wodurch zehn Jahre später erste Sanierungsmaßnahmen vorgenommen wurden.Mit der Aufstellung eines Masterplans für die Entwicklung eines zukünftigen „Cityergänzungsgebiet“ im Jahr 2004 wurden erste Überlegungen getätig, wie die zukünftige Kreativszene im Hafenbereich aussehen kann. So siedelten sich am nördlichen Ufer des Stadthafens kulturelle Funktionen, Gastronomien und Dienstleitungen, wie Architekturbüros und Verlage an, welche dem Leitbild des „Kreativkais“entsprechen. Bei den baulichen Veränderungen wurden teilweise alte Speicherund Lagerhausstrukturen aufgegriffen, aber auch Neubauten in die Hafenzeile integriert. So entsteht ein harmonisches Bild aus Bestand und Neubau.50 Die Idee der Bildung eines kreativen Stadtquartiers soll nun auch am 2. Stadthafen, dem Hawerkamp-Gelände, weitergeführt werden. 133
Stadthafen 2 „Hawerkamp“
134
05 Entwurf
Stadthafen 1 „Kreativkai“
Abb. 42 | Überblick Stadthäfen Münster
135
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Industrie Bahnschienen
136
Abb. 43 | Städtebauliche Analyse.Flächennutzung M. 1|12.000
05 Entwurf
Stadthafen 1 - Stadthafen 2 Flächennutzung
Der Hafen Münsters fand seine ursprüngliche Funktion in der Lagerung und Speicherung von Waren. Dazu wurden massive Speichergebäude errichtet. Neben der Lagerung von Waren diente er zusätzlich der Produktion. Waren und Güter wurden am Hafen produziert und von dort aus weltweit verschifft. Heute sind die massiven Produktions- und Lagergebäude zwar noch am Hafen vorhanden, sie dienen allerdings nicht mehr ihrer ursprünglichen Funktion. Viele der alten Gebäude werden nun für kreative Einrichtungen, wie für das Theater genutzt. Zudem wurde der Hafen durch neue Bauten ergänzt, welche eine Nutzungsmischung aus Kultur, Dienstleistung und Freizeit bieten sollen. Aufgrund der Zuführung einer neuen Nutzung, bekam das MünsterHafenviertel den neuen Namen „Kreativkai“. Der Ansatz der Entwicklung eines Kreativkais bietet auch bei der Umstrukturierung des zweiten Stadthafens am Hawerkamp ein großes Potential. Schon vorhandene kreative Nutzungen können durch neue architektonische Interventionen weitergeführt und verstärkt werden. So entfremdet sich das Industriegebiet am Hafenbereich immer weiter von seiner ursprünglichen Funktion und lässt neue Nutzungen entstehen.
137
Stadthafen 1 Kreativkai
Stadthafen 2 Hawerkamp
Brache
138
Infrastruktur
05 Entwurf
Bei der Betrachtung der beiden Stadthäfen fällt auf, dass diese von brachlieformiert werden können. Die süd-östliche Seite des Kanals spiegelt diesen umgeben, die sich immer weiter nach Osten ausbreiten. soll auch in der Transformation des nord-westlichen Hafenbereichs weitergedacht werden. Bisher sind beide Stadthäfen zwar über die Infrastruktur an das Stadtzentrum angeschlossen, sie sind untereinander aber nicht verknüpft. Um den Gedanken des Kreativkais auch am Hawerkamp umzusetzen, kann über eine Wegeverbindung zwischen diesen beiden Orten nachgedacht werden.
139
Kreativität Co-Working Gastronomie
Stadthafen 1 Kreativkai
Kreativität Handwerk Wissen Event Stadthafen 2 Hawerkamp
140
Abb. 45 | Städtebauliche Analyse.Nutzung Stadthäfen M. 1|12.000
05 Entwurf
Nutzung
Mit der Entwicklund des Kreativkais am Stadthafen 1 wird eine neue Nutzung des Hafenbereichs in Münster eingeleitet. Dort, wo früher einmal Produktion und Industrie stattfanden, werden diese Gebäude und Orte nun für das Zusammenkommen der Menschen genutzt. Kreative Einrichtungen, geteilte Arbeitsplätze und die Gastronomie sorgen für einen kulturellen Austausch und das gegenseitige Lernen voneinander. Die Vielfalt an Möglichkeiten, die Diversität und die Förderung der Kreativität der Menschen stehen dabei im Vordergrund. schon am Stadthafen 2, dem Hawerkamp, Anklang. Dort sind Künstler, Clubs und Werkstätten in den alten Gebäuden niedergelassen und entwickeln so einen vielfältigen und kreativen Ort. Dies inspiriert dazu die kreative Nutzung, die auf dem Hawerkamp-Gelände vorhanden ist, weiterzuführen und den Ort zu einem Kreativ-Campus zu entwickeln, an dem Menschen sich austauschen, voneinander lernen und produktiv sein können.
141
Verbindung zum Stadtzentrum
Ankommen
Brache
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Stadtzentrum
Grünzug
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Pebüso | Industrie
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Verbindung zum Stadtzentrum
Ankommen
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Grüner Wall
Aktivierung Bahnschienen
Fläche Hawerkamp Fußwege
142
Abb. 46 | Grundstücksanalyse.Hawerkamp-Gelände M. 1|6.000
Bestand - Erweiterung
einen grünen Wall von einer zu hohen Lärmbelästigung geschützt wird. Der grüne Wall dient zum einen dem Lärmschutz, zum anderen soll er in der weiteren Entwicklung des Geländes fortgeführt werden und als Grundstücksgrenze dienen. Durch die Aktivierung der brachliegenden Bahnschienen soll das vorhandene Wegenetz fortgeführt, sowie das Grundstück gegliedert werden. Durch diese Gliederung entstehen Flächen, die verschiedenen Nutzungen zugeordnet werden können. Da das Grundstück die Besonderheit besitzt direkt an den Dortmund-EmsKanal zu grenzen, soll die Wasserkante aktiviert werden und den Nutzern des Geländes so die Möglichkeit bieten die Natur und die Nähe zum Wasser an einem Ort genießen zu können.
143
Ortseindrücke
144
Abb. 47 | Luftbild Hawerkamp
05 Entwurf
Hawerkamp Münster
Der Hawerkamp ist ein Gelände am Hafenbereich in Münster, welcher von Produktivität, Kultur und Kreativität geprägt ist. Das Gelände, welches in früheren Zeiten der Produktion und Industrie angehörte, wird heutzutage für kulturelle Aktivitäten und das öffentliche Leben genutzt. Verwaltet wird das Gelände von dem Verein Hawerkamp 31 e.V., welcher die dort verorteten Gebäude seit dem Jahr 2013 in Eigenregie verwaltet. Mit den Miteinnahmen kümmert sich der Verein um den Erhalt und die Weiterentwicklung der Gebäude mit dem Schwerpunkt der Förderung der Kunst und Kultur auf dem Gelände. Das Hawerkamp-Gelände besteht seit dem Jahr 1919, auf welchem sich die anderen Standort, wurde das Gelände an Künstler, Kleinbetriebe, Clubs und Ähnliches vermietet. Durch die Ausstellung „Werksgelände“, welche 1993 eröffnet wurde, wurden die dort ansässigen Künstler zusammen mit dem Förderverein „Hawerkamp e.V.“ bekannt und der Hawerkamp als Kulturszene gesichert. bäuden des Geländes. Der alte Lockschuppen im Herzen des Geländes dient 145
Ortseindrücke
146
Abb. 48 | Ortseindrücke Hawerkamp
05 Entwurf
halten, Betonplatten liegen gestapelt auf dem Gelände und in Clubs und Ateliers besteht das alte Betonwerk weiter. Die Spuren der ehemaligen Nutzung zu erhalten, ist eins der wichtigsten Ziele des Vereins. Der Hawerkamp soll ein Gelände der Arbeit und Produktion sein und gleichzeitig Nutzungen der Kultur und Kreativität vereinen. So ist das Hawerkamp-Gelände ein Ort der Arbeit und des öffentlichen Lebens. Seit mehr als 25 Jahren gilt er nun als Kulturstandort, an dem Kunstausstellungen, Konzerte, Clubfestivals, Kunstkurse, Konzerte in Schrauberwerker auch ein Ort der Arbeit, an dem mehr als 50 bildende Künstler, Drucker, Schneider, Fahrrad- und Autoschrauber, Architekten und Handwerksbetriebe tätig sind. Die anfänglich zufällige Nutzungsvielfalt belebt nun das Gelände und dessen Weiterentwicklung. Es trägt einerseits zu einer produktiven Reibung bei als auch zu einem umsichtigen Miteinander. Das Hawerkamp-Gelände, welches nun den Namen KAMP trägt, ist heutzutativen Aktivitäten miteinander verbindet und so den Austausch untereinander fördert.51 defassaden auf, welche Zeugen einer bunten und lebhaften Nutzung des Quartiers sind. Zudem versprüht das Gelände einen industriellen Flair durch seine alten Backsteingebäude, die großen Werkhallen und einem unverkleideten Stahlskelettbau. Brachliegende Eisenbahnschienen, die quer durch das Gelände führen, erinnern an die ursprüngliche Nutzung des Geländes. Sie knüpfen an die noch bestehenden Bahnlinien an und dienten damals dem Warentransport. Da das Gelände heute von Künstlern und Autoschraubern genutzt wird, stehen viele ungenutzte Autos, Künstlerutensilien und andere Materialien auf den Flächen des Grundstücks, welche für eine gewisse Unordnung sorgen. Die brachliegende Fläche vor den Gebäuden des Hawerkamps wird von dem Betonwerk PEBÜSO zur Lagerung von Betonplatten genutzt, wodurch ein Teil des Geländes noch seiner ursprünglichen Nutzung der Produktion nachkommt. Das Hawerkamp-Gelände sprüht von Kultur, Lebendigkeit und Vielfalt, was dazu animiert eine Architektur zu entwerfen, die auf den kreativen Ansatz eingeht und diesen weiterentwickelt. So wird ein Konzept entstehen, das das Gelände zu einem lebhaften Ort des Miteinanders transformiert. 147
Ortseindrücke
Hawerkamp 31 Eingang
Club Szene
148
Abb. 49 | Ortseindrücke Hawerkamp
05 Entwurf
Atelier | Werkstatt
Werkstatt
Werkstatt | Titanickhalle
Abb. 50 | Ortseindrücke Hawerkamp
149
Geschichte
Bezug Hawerkamp Werkstatt Firma Kiffe
Ansiedlung
1919 1888
1923
Standortverlegung Werkstatt Firma Kiffe
1930
1925
Bezug Hawerkamp
1926
Bezug Hawerkamp Metallbau Julius Hupfer
Früher Firma KIFFE, Werkstatt 1923 Errichtung, Fertigung und Reperatur von Karosserien für LKW, PKW und Omnibusse
Heute JOVEL Jovel Music Hall (Bassist von Udo Lindenberg) 2008 Verortung am jetzigen Standort
150
PEBÜSO + Gründung Halle Münsterland
1980 1979
Standortverlegung
Standortverlegung Metallbau Julius Hupfer nach Coesfeld
05 Entwurf
Gründung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
PEBÜSO
1993
Selbstverwaltung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
Mieterverein „Hawerkamp 31 e.V.“ in Selbstverwaltung
2008
1994
2016
? 1988
1993
Bildung kreative Szene am Hawerkamp
2006
Gründung Eventmanagement DOCKLAND
2013
Bezug Hawerkamp Jovel Music Hall
Ansiedlung Eventschiff MS Günther
Abb. 51 | Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände
Abb. 52 | Entwicklung Hawerkamp-Gelände
151
Geschichte
Bezug Hawerkamp Werkstatt Firma Kiffe
Ansiedlung
1919 1888
1923
1926
Bezug Hawerkamp Metallbau Julius Hupfer
Früher 1919 Bezug des Hawerkamp Geländes 1930 Firmenaufgabe und Konzentration auf Produktion von Betonfertigteilen an einem anderen Standort Heute Brache
Standortverlegung Werkstatt Firma Kiffe
1930
1925
Bezug Hawerkamp
152
PEBÜSO + Gründung Halle Münsterland
1980 1979
Standortverlegung
Standortverlegung Metallbau Julius Hupfer nach Coesfeld
05 Entwurf
Gründung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
PEBÜSO
1993
Selbstverwaltung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
Mieterverein „Hawerkamp 31 e.V.“ in Selbstverwaltung
2008
1994
2016
? 1988
1993
Bildung kreative Szene am Hawerkamp
2006
Gründung Eventmanagement DOCKLAND
2013
Bezug Hawerkamp Jovel Music Hall
Ansiedlung Eventschiff MS Günther
Abb. 51 | Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände
Abb. 52 | Entwicklung Hawerkamp-Gelände
153
Geschichte
Bezug Hawerkamp Werkstatt Firma Kiffe
Ansiedlung
1919 1888
1923
1926
Bezug Hawerkamp Metallbau Julius Hupfer
Früher JULIUS HUPFER, Metallbau 1925 Ansiedlung am Hawerkamp 1980 Verlegung des Produktionsstandortes nach Coesfeld
Heute Erweiterung der Halle Münsterland MCC
Standortverlegung Werkstatt Firma Kiffe
1930
1925
Bezug Hawerkamp
154
PEBÜSO + Gründung Halle Münsterland
1980 1979
Standortverlegung
Standortverlegung Metallbau Julius Hupfer nach Coesfeld
05 Entwurf
Gründung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
PEBÜSO
1993
Selbstverwaltung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
Mieterverein „Hawerkamp 31 e.V.“ in Selbstverwaltung
2008
1994
2016
? 1988
1993
Bildung kreative Szene am Hawerkamp
2006
Gründung Eventmanagement DOCKLAND
2013
Bezug Hawerkamp Jovel Music Hall
Ansiedlung Eventschiff MS Günther
Abb. 51 | Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände
Abb. 52 | Entwicklung Hawerkamp-Gelände
155
Geschichte
Bezug Hawerkamp Werkstatt Firma Kiffe
Ansiedlung
Standortverlegung Werkstatt Firma Kiffe Gründung Halle Münsterland
1919 1888
1923
Bezug Hawerkamp
1926
Bezug Hawerkamp Metallbau Julius Hupfer
Früher PEBÜSO, Peter Büscher und Sohn
Standortes - PEBÜSO Betonwarenfabrik 1988 Firmenaufgabe
Heute Nutzungsüberführung
156
1930
1925
1980 1979
Standortverlegung
Standortverlegung Metallbau Julius Hupfer nach Coesfeld
05 Entwurf
Gründung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
PEBÜSO
1993
Selbstverwaltung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
Mieterverein „Hawerkamp 31 e.V.“ in Selbstverwaltung
2008
1994
2016
? 1988
1993
Bildung kreative Szene am Hawerkamp
2006
Gründung Eventmanagement DOCKLAND
2013
Bezug Hawerkamp Jovel Music Hall
Ansiedlung Eventschiff MS Günther
Abb. 51 | Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände
Abb. 52 | Entwicklung Hawerkamp-Gelände
157
Geschichte
Bezug Hawerkamp Werkstatt Firma Kiffe
Ansiedlung
1919 1888
1923
1926
Bezug Hawerkamp Metallbau Julius Hupfer
Heute DOCKLAND 1994 Gründung, Eventmanagement Richtung: Techno bis Schlager HAWERKAMP, bunt gemischtes Kunst- und Kulturgelände 1993 Bildung kreative Szene 2013 Selbstverwaltung durch den Verein „Hawerkamp 31 e.V.“ MS GÜNTHER, Bootsanleger 2016 Event- und Kulturschiff auf dem Kanal
Standortverlegung Werkstatt Firma Kiffe
1930
1925
Bezug Hawerkamp
158
PEBÜSO + Gründung Halle Münsterland
1980 1979
Standortverlegung
Standortverlegung Metallbau Julius Hupfer nach Coesfeld
05 Entwurf
Gründung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
PEBÜSO
1993
Selbstverwaltung Verein „Erhaltet Hawerkamp e.V.“
Mieterverein „Hawerkamp 31 e.V.“ in Selbstverwaltung
2008
1994
2016
? 1988
1993
Bildung kreative Szene am Hawerkamp
2006
Gründung Eventmanagement DOCKLAND
2013
Bezug Hawerkamp Jovel Music Hall
Ansiedlung Eventschiff MS Günther
Abb. 51 | Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände
Abb. 52 | Entwicklung Hawerkamp-Gelände
159
Geschichte
1
Hawerkamp 31 E.V.
5
2
Ausstellungsraum 2
6
Partylocation | Sputnikhalle
3
Partylocation | Club Favela
7
Partylocation | Tryptichon
4
Partylocation | Fusion - Conny Kramer
8
Titanickhalle
12 6 8
5
4 2
1
7
10
3 9
11 G
C
A
B D
160
F
05 Entwurf
9
13
Autowerkstatt | Cult Cars
13
Partylocation | Coconut Beach
10
Ausstellungshalle
14
Eventpunkt | Passagierschiff MS Günther
11
Hawerkamp e.V. | Vorstand | Ateliers
15
Bestehende Eisenbahnschienen | Brache
12
Haus B
15 14
Abb. 53 | Übersicht Hawerkamp-Gelände.Bestand
161
Nutzungen Kunst & Kultur
162
Bildung
Freizeit
Gewerbe
Sport
Abb. 54 | Konzeptzeichnung.Nutzung
05 Entwurf
Nutzung
In Anbetracht der Tatsache, dass das Hawerkamp-Gelände aufgrund seiner momentanen Nutzung von Kreativität und Kultur zeugt, ist es interessant diese auch weiter zu verfolgen und zu vertiefen. Dabei soll nicht nur die schaffende Kreativität, sondern auch die Kreativität der Ideen unterstützt werden. So sollen neben der Kunst und der Kultur die Bildung und das Gewerbe auf und Studios gemeint, in denen kreative Ideen entwickelt werden können. Die Bildung soll in Form von „voneinander lernen“ geschehen. So sollen die einzelnen dort ansässigen Nutzer sich austauschen und gleichzeitig voneinander angeregt werden können. Zudem spielt der Freizeitgedanke eine wichtige Rolle. Neben ihrer Arbeit sollen die Nutzer die Möglichkeit haben, dort auch ihre Freizeit und ihren Sport auszuüben. Sie sollen Arbeit, Vergnügen und Erholung an einem Ort miteinander vereinen können. So müssen auf dem Gelände Flächen geschaffen werden, die zu dieser Freiheit beitragen. Das Hawerkamp-Gelände soll zu einem Campus erweitert werden, welcher von einem Zusammenspiel aus Kreativität, Bildung, Freizeit und Natur zeugt.
163
ZielgruppenZielgruppen
IdeenKreativität
Schaffende Kreativität
Junge Unternehmer
Künstler
Öffentlichkeit
Ideen Kreativität Ideen Kreativität Schaffende Schaffende KreativitätKreativität
Öffentlichkeit Öffentlichkeit
Bewohner der Stadt
Studenten
Handwerker
PRIVAT
HALBÖFFENTLICH
Rückzug
Rückhalt
Teilhabe
Vorbereitung
Freiheit
Ruhe halböffentlich
privat
öffentlich
öffentlich halböffentlich
164
privat
ÖFFENTLICH
halböffentlich
öffentlich halböffentlich
05 Entwurf
Bei der Idee der Erweiterung des Hawerkamp-Geländes zu einem KreativCampus, stellt sich die Frage, welche Zielgruppen mit diesem Konzept angesprochen werden sollen. Dies sind vor allem kreative Menschen, dazu zählen sowohl die Kreativ-Schaffenden, wie Künstler und Handwerker, aber auch die Menschen, die kreative Ideen entwickeln. Die ansässigen Nutzer sollen dort ergänzt werden. Dazu zählen vor allem Studenten und junge Unternehmer, die in den Gebäuden des Geländes neue Ideen entwickeln und gemeinsam forschen können. Auf der anderen Seite spielt die Einbindung der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle. Gerade der Austausch unter verschiedenen Altersklassen und Interessengruppen führt zu einer belebten Art der Kreativität. Die Bewohner zept integriert werden. Um jedem Nutzer des Geländes seinen eigenen Freiraum zu gewähren, ist die Raumbildung der Gebäude und Plätze wichtig. Private, halböffentliche und öffentliche Räume müssen geschaffen werden, um auf jede Art des Arbeitens, Lebens und miteinander Kommunizierens einzugehen.
165
166
Abb. 56 | Modellaufnahme.Bestandssituation
05 Entwurf
typen, Formen und Funktionen. In seinen Gebäuden sind zum einen kreative Bereiche, wie Ateliers und Ausstellungsräume untergebracht, aber auch handwerkliche Nutzungen, wie eine Werkhalle. Ergänzt werden diese Funktionen durch die Clubszene, welche sich in zwei der dort ansässigen Gebäude eingliedert. Verwaltet wird das gesamte GelänGegliedert wird das Gelände durch ungenutzte Bahnschienen, die quer über das Gelände führen. Im Gesamten betrachtet bilden die Gebäude des Hawerkamps eine Aneinanderreihung verschiedener Typlogien, die das Potential bieten das Gelände durch neue architektonische Interventionen zu einem zusammenhängenden Gebäudekomplex zu transformieren. Um die Formensprache der Gebäude des Hawerkamps zu erweitern, werden im Folgenden unterschiedliche Konzeptideen auf ihr Potential hin untersucht.
167
168
Abb. 57 | Modellaufnahme.Bestand
05 Entwurf
Variante 1
Abb. 58 | Modellaufnahme.Bestand
Die Bestandsbebauung ist in dem nördlichen Teil des Grundstücks angeordnet. Nach Süden, zur Wasserkante des Kanals hin, wurde bisher kein Bezug genommen, sodass diese Fläche leerstehend und ohne Benutzung ist. Um die besondere Lage des Grundstücks in Wassernähe hervorzuheben und diese Fläche zu aktivieren, sollen Konzepte entwickelt werden, die die Bebauung nach Süden erweitert. Zudem soll die andere Besonderheit des Grundstücks, die bestehenden Bahnschienen, in die Entwurfskonzepte integriert und zu einem eigenen Thema gemacht werden. Die außergewöhnliche Formensprache der Architektur und die weite leerstehende Fläche bieten ein großes Potential in ihrer Entwicklung und Erweiterung. Die ursprüngliche Autohalle bildet dabei ein auffallendes Element. Sie tung des Baukörpers schon jetzt zur Wasserkante hin, sodass diese auch in
169
170
Abb. 59 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur I
05 Entwurf
Abb. 60 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur I
Der Entwurf thematisiert die Fortführung der architektonischen Formensprache der ursprünglichen Autohalle. Die Übernahme der Form und Dachneianeinander gliedern und so eine Einheit bilden. Um die Bebauung zudem näher zur Wasserkante zu orientieren, wird die ursrüngliche Autohalle verlängert. An diese gliedern sich einzelne Baukörper, die eine gerade Kante zum Wasser bilden und so gleichzeitig einen Innenhof schaffen. Durchbrüche bilden Wege zum Wasser hin und von diesem in den Innenhof hinein, wodurch eine Bewegung über das Gelände entsteht. Positiv zu bewerten ist, dass sich der Entwurf an den Bestand angliedert und diesen in sein Konzept integriert. Da die Formensprache allerdings sehr dem Bestand ähnelt, lässt er noch Potential offen ein eigenständiges Erscheinungsbild zu schaffen.
171
172
Abb. 61 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur II
05 Entwurf
Abb. 62 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur II
Der abgebildete Entwurf thematisiert die Kleinteiligkeit der Bestandsbebauung und führt diese in seinem Konzept weiter. Die Richtungen der vorhandenen Bebauung werden aufgenommen und durch einzelne Baukörper auf dem Gelände erweitert. Teilweise docken die Gebäude an die Bestandsbebauung an, teilweise sind sie freistehend. Auch in diesem Entwurf wird die ursprüngliche Autohalle verlängert, um die Bebauung weiter zum Wasser hin zu orientieren, und durch neue Baukörper ergänzt. Zudem gewähren Durchbrüche Wege zum Wasser hin und von diesem in den Innenhof hinein. Positiv zu bewerten ist, dass die städtebauliche Kleinteiligkeit des Bestands aufgenommen und in Form von neuen Gebäuden erweitert wird. Der Gedanke der Bildung eines Ensembles soll in der Umsetzung in eine Architektur weiter vertieft werden.
173
174
Abb. 63 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur III
05 Entwurf
Abb. 64 | Modellaufnahme.Entwurfskubatur III
Die dritte Entwurfskubatur thematisiert die Gradlinigkeit und Länge der ursprünglichen Autohalle. Die Ausbildung zwei gerader und schlanker Baukörper bildet das Konzept dieser Entwurfsidee. Die Autohalle wird durch eine Verlängerung und einen Aufbau ergänzt und mündet schließlich auf einem länglichen Baukörper, der sich sowohl der Bestandsbebauung, als auch der Wasserkante zuwendet. Um die Baukörper zu einem zusammenhängenden Gebilde zusammenzuzietisch zu schließen. Auf dem Kopfgebäude, in dem sich die Verwaltung des stockung vertieft. Die vorhandenen Schienen sollen einen Boulevard bilden, welcher zu weiteren Wegeführungen durch das Gelände genutzt werden kann. Das Konzept besticht durch seine klare Formensprache und dem harmonischen Zusammenspiel von Bestand und Neubau. Es entfaltet ein Potential dem Gelände ein Alleinstellungsmerkmal zu verleihen. 175
176
05 Entwurf
Erweiterung des Hawerkamp-Geländes
Die vorangegangenen Recherchen zu den städtebaulichen Kubaturen vermitteln ein Gefühl im Umgang mit dem Grundstück und leiten zu einem Konwerden abgebrochen, sodass klare Grundstrukturen erkennbar sind. Die Bestandsgebäude werden durch zwei Riegel erweitert, welche sich zu der Wasserkante und dem sich bildenden Innenhof orientieren. Eine Aufstockung auf der bestehenden Autowerkstatt und dem Kopfgebäude übernehmen die bestehende Dachform und sorgen für ein besonderes Merkmal des Geländes. dem Dach sorgen für die Belebung des Geländes und einer Durchmischung der Nutzer. Die bestehenden Wegeführungen werden übernommen und sorgen für Durchstöße in den Neubauten, die eine Durchwegung durch das Gelände gewährleisten. Neue Innenhöfe und Plätze mit unterschiedlichen Themen werden geschaffen, die den Nutzern des Geländes, aber teilweise auch den Bewohnern der Stadt, einen Ort des Austausches im Grünen geben. Gleichzeitig bleibt der Charakter des Ortes bewahrt, indem beinahe alle Bestandsgebäude in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben und die brachwerden. 177
Bestand
Einschub der neuen Gebäude zur Schaffung eines halböffentlichen Gemeinschaftsbereichs
178
Abbruch Bestandsstrukturen
05 Entwurf
Erweiterung um zwei neue Baukörper mit der
Addition eines verbindenden Elements zwi-
Orientierung zum Bestandsbau und zur Wasserkante
Aufstockung
Bildung von Innenhöfen und öffentlichen Durchbrüche durch den Neubau Schienen
Abb. 66 | Konzeptzeichnung.Erweiterung Hawerkamp-Gelände
179
Umgang mit dem Bestand
Nutzung der Bestandsstruktur als leerer
Addition eines Passstücks, welches sich mit dem
Baukörper
Bestand vereint
180
05 Entwurf
Im Umgang mit dem Bestand ist eine sensible Vorgehensweise gefragt. Der bestehende Baukörper wird als leere Hülle durch die Addition eines Passstücks ergänzt. So bleibt die Materialität und der Charakter des Bestands erhalten und wird durch neue Strukturen ergänzt. Das Passstück fungiert als verbindendes Element zwischen dem Bestand und dem Neubau und verzahnt diese so miteinander. Um die Bestandswände möglichst unberührt zu lassen, werden Funktionskerne in den Baukörper hineingesetzt, welche gleichzeitig zur Gliederung dienen. Eingeschnittene Lufträume sorgen für eine Belichtung tiefer liegender Geschosse und verleihen dem Bau gleichzeitig besondere Lichtmomente.
Passstück als verbindendes Element zwischen Bestand und Neubau
zur Gliederung des Gebäudes
Abb. 67 | Konzeptzeichnung.Umgang mit dem Bestand
181
Entwurfskubatur mit Aufstockung der Halle -
Fortführung der Bestandsdachform in langen
Übernahme der Bestandsdachform
Segmenten
182
05 Entwurf
Das zentrale Merkmal des Bestandsbaus ist die langgestreckte Autowerkstatt mit dem leicht geneigten Giebeldach. Dieses Motiv soll in der ErweiteDie geneigte Dachform soll nicht nur Bestandteil der zentralen Halle sein, werden. So werden unterschiedliche Entwurfskubaturen untersucht, um eiund einen Zugang zur Natur gewährleisten.
Fortführung der Bestandsdachform in
Fortführung der Bestandsdachform in
zusammenhängenden Segmenten
einzelnen Baukörpern
Abb. 68 | Konzeptzeichnung.Weiterführung des Bestands | Dachstudien
183
1
Bahnschienen | Boulevard
5
Überstand Fahrräder | Scooter | Autos
2
Kamp-Ateliers
6
Ankommen | Event
3
Ausstellungshalle
7
Kamp-Kopf
4
Kamp-Hallen
8
Aufstockung | Büroräume extern | Studios
5
4 11 14
14
6 7 13
8
9 10 12 13 15
2 1
184
3 1
05 Entwurf
9
Kamp-Markt
13
Kamp-Studios im Grünen | Gewächshäuser
10
Außenbereich Kamp-Markt
14
Innenhof
11
Kamp-Zentrum
15
Aktivierung Wasserfront | Gemeinschaft
12
Kamp-Studios
16
Grundstückbegrenzung
16
Abb. 69 | Übersicht Hawerkamp-Gelände.Konzept Entwurf
185
Entwurf
Vorplatz
Gang zum Wasser
VI
IV
I
Urban Gardening
Marktplatz Sportraum
ng
Werkhof | Gemeinschaftshof
ege
Bou
gnu
leva
rd d
er E
rsc
hlie
ßun
g
I
rd d
er B
Hafenkante
Bou
leva
I
II
II
IV II Skulpturenpark
Grünraum
Naturraum
Naturraum
186
Abb. 70 | Lageplan.Hawerkamp-Gelände M. 1|1500
Kommunikationsraum
05 Entwurf
Entwurf Lageplan
ne bestehenden Gebäude aus Backstein, seinem industriellen Charakter und der Nähe zum Dortmund-Ems-Kanal. Die bestehenden Gebäude werden in das Entwurfskonzept integriert und durch eine neue Bebauung, die sich zu der Wasserkante orientiert, fortgeführt. Auch die bestehende Wegeführung wird aufgenommen und ergänzt. Durch die Anordnung der Gebäude ergeben sich neue Platzsituationen auf dem Grundstück, die als Themengärten und Grünräume genutzt werden. Die von den Gebäuden umschlossenen Innenhöfe orientieren sich in ihrer Nutzung an dem Bestand. So entstehen ein welche vor allem für die Mieter des Geländes gedacht sind. Zur Wasserkante hin orientieren sich öffentliche Flächen, die sowohl den Nutzern des Geländes als auch den Bewohnern der Stadt zur Verfügung stehen. Erschlossen werden kann diese Flächen sowohl von dem Gelände aus, als auch durch einen schmalen Gang nördlich des Grundstücks. Sporträume, Flächen zur Kommunikation und grüne Erholungsräume sollen die Menschen miteinander verbinden und sie die Nähe zur Natur und zum Wasser spüren lassen. Das Freiraumkonzept bietet so eine Grundlage für eine zukünftige Quartiersentwicklung entlang der Wasserkante. 187
Abb. 71 | Außenperspektive.Blick in den Innenhof
Entwurf
190
Abb. 72 | Konzeptzeichnung.Bestandsgebäude
05 Entwurf
Entwurf
Das Hawerkamp-Gelände ist ein Zusammenspiel von bestehenden Gebäudestrukturen, welche mit in das Entwurfskonzept integriert und durch die Zuführung neuer Nutzungen transfomiert werden. So wird das Verwaltungsgebäude am Anfang des Geländes durch einen Neubau aufgestockt, welcher über Studios und Co-Working-Spaces verfügt. Die bestehende kreative Nutzung in Form von Atelierräumen wird so in kreativen wissenbasierten Formen weitergedacht. Die gläserne Struktur soll zudem einen ersten Blickfang beim Betreten des Grundstücks sowie aus der Ferne bieten. Die bestehenden Atelierräume und Werkstätten werden durch hölzerne Einbauten saniert und in ihrer ursprünglichen Funktion weiterhin genutzt. Mittig nutzt wird und nun seine neue Funktion in einer Markthalle mit temporären porärer Aufbauten und Stände kann die Halle in den Abendstunden weiterhin für Tanz und Musik genutzt werden. Die Integration aller Gebäude in das Nutzungskonzept spielt eine wichtige Komponente bei der Weiterentwicklung des Hawerkamp-Geländes.
191
Entwurf
8 4
5
6
1
8
2 3
7 2
3
5
6
1
2 3
7 2
3
192
1
Empfang | Drucker
4
Präsentation
7
Lager | WC
2
Studios
5
Lounge
8
Gründach
3
Co-Working | Komm.
6
Teeküche
05 Entwurf
Eingang Kamp-Markt
Anlieferung
2 4
3 Eingang Kamp-Markt
3 1
5
1 4 3
Urban Gardening
Eingang Marktplatz
Marktplatz
3
4 2
6
1 4
3
1
Markthalle
4
Kühlraum | Lager
2
Essbereich
5
Gemeinschaftskochen
3
WC | PuMi
6
Bar | Lounge
193
Entwurf
Anlieferung Ausstellung
Anlieferung Werkhalle
4
3
4
6
6
5
5
3
1
2
Eingang Ausstellung
Eingang Werkhalle
Werkhof
194
1
Ausstellung Handwerk
4
Werkstattraum
2
Werkhalle
5
Materiallager
3
Gemein.-Werken
6
PuMi | WC
Abb. 75 | Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Hallen M. 1|400
2
Eingang Werkhalle
05 Entwurf
4
4
6
6
3
3
1 5
5
2
2
1
Luftraum Ausstellung
4
Büro | Besprechung
2
Luftraum Werkhalle
5
Materiallager
3
Gemein.-Werken
6
Teeküche
Abb. 76 | Grundriss 1. Obergeschoss.Kamp-Hallen M. 1|400
195
Entwurf
tand
Bes
g
dun
in Verb
bau
Neu
196
Abb. 77 | Konzeptzeichnung.Kamp-Zentrum
05 Entwurf
Entwurf Kamp-Zentrum
Das Herzstück des Hawerkamp-Geländes bildet die ehemalige Autowerkstatt. An diese gliedern sich zwei neue Riegel, welche sich zur Wasserkante orientieren. Durch eine Aufstockung der Bestandshalle wird eine Struktur geschaffen, welche den Bestand und den Neubau miteinander verbindet. Sowohl die Geste, die die Aufstockung ausstrahlt, als auch deren Nutzung dienen hierbei als Verbindung. Der Bestandsbau beinhaltet weiterhin die bestehenden kreativen Nutzungen, während der Neubau für wissenschaftliche und fortschrittliche Ideengenerierung steht. Durch die Wahl der Materialien heben sich die einzelnen Baukörper voneinander ab, bilden aber auch gleichzeitig eine zusammenhängende Geometrie. So setzt sich auf den Bestandsbau aus Backstein eine helle Stahlkonstruktion mit einer Glasausfachung, während die neuen Riegel aus Holz konstruiert sind. Durch das Zusammenkommen von Bestand und Neubau in einem Körper verbildlicht das Kamp-Zentrum das Konzept des neuen Hawerkamp-Geländes und gibt diesem einen besonderen Charakter.
197
Entwurf
Event | Aktion Präsentation
Co-Working Austausch
Ausstellung Kommunikation
Eingang Bibliothek Veranstaltung
198
Abb. 78 | Sprengisometrie.Kamp-Zentrum
05 Entwurf
Das Kamp-Zentrum besteht aus vier Geschossen und verfügt über zwei Eingangsbereiche, die einen Zutritt in den Bestand, sowie in den Neubau gewährleisten. In der ursprünglichen Autohalle, gegliedert in ein Erdgeschoss Bibliothek. Der Veranstaltungssaal kann unabhängig vom Rest des Gebäudes genutzt werden und erstreckt sich über zwei Geschosse, sodass aus den oberen Ebenen ein Blick in diesen möglich ist. Erschlossen wird das Gebäude über zwei mittig liegende Treppen, die in einem Luftraum eingebettet sind und so Blickbezüge und Lichteinfälle in andere Ebenen ermöglichen. Zwei separate Treppenhäuser an den Außenseiten sorgen für die notwendige EntDas erste Obergeschoss des Kamp-Zentrums verfügt über einen Ausstellungsbereich und ist mit der bestehenden Ausstellung in den nebenliegenden Bestandsgebäuden verbunden. Die Aufstockung beinhaltet zwei Geschosse. für gemeinsames Arbeiten genutzt. Das Dachgeschoss dient als Repräsentation und bietet Raum für Präsentationen und Veranstaltungen. Gegliedert wird der gesamte Baukörper durch eingeschobene Funktionskerne und Lufträume, welche gleichzeitig darunterliegende Ebenen belichten. 199
Entwurf
Skulpturenhof
2
2 6 1
Eingang KampZentrum
6 1
3
9
Neubau Bestand
200
05 Entwurf
Eingang Ausstellung Kunst
8
3
4
6 6
Eingang KampZentrum
1
3 5
5
2
Werkhof | Gemeinschaftshof
Eingang Ausstellung Handwerk
7
1
Eingang
4
Veranstaltungssaal
7
Ausstellung Handwerk
2
Empfang | Verwaltung
5
Bibliothek | Recherche
8
Ausstellung Kunst
3
Begegnung
6
WC | PuMi
9
Teeküche
Abb. 79 | Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Zentrum M. 1|400
201
Entwurf
3
202
1
3
05 Entwurf
8
6 6 4 5
7
1
Luftraum Eingang
5
Ausstellungsbereich
3
Begegnung | Komm.
6
WC | PuMi
4
Luftraum Veranstaltung
7
Luftraum Ausstellung
8
Luftraum Ausstellung
Abb. 80 | Grundriss 1. Obergeschoss.Kamp-Zentrum M. 1|400
203
Entwurf
8
8
7
4
2 1
5
8
204
1
2
8
05 Entwurf
2
6 6
3 1
3
1
2
4
1
Studios
4
Lounge
7
2
Co-Working
5
Teeküche | Lager
8
3
Begegnung | Komm.
6
WC | PuMi
Naturbühne
Abb. 81 | Grundriss 2. Obergeschoss.Kamp-Zentrum M. 1|400
205
Entwurf
7
4 1
5
206
05 Entwurf
6 6 3
2 3 4
1
Veranstaltung | Aktion
4
Lounge
2
Präsentation
5
Teeküche | Lager
3
Luftraum Begegnung
6
WC | PuMi
7
Luftraum Naturbühne
Abb. 82 | Grundriss Dachgeschoss.Kamp-Zentrum M. 1|400
207
Entwurf
208
05 Entwurf
209
Entwurf
210
05 Entwurf
In den Schnitten und der Ansicht wird das Zusammenspiel von Bestand und Neubau sichtbar. Die unterschiedlichen Geschosshöhen entstehen durch die Bestandssituation und geben so jeder Ebene eine eigene Raumhöhe. Ein wichtiges Entwurfselement bilden die in Lufträumen eingebetteten Treppen. Die schräge Versetzung der Deckenöffnungen sorgt für ein spannendes Spiel aus Licht und Schatten und verleiht dem Innenraum so eine lebhafte Atmobei und gibt dem Gebäude eine gewisse Leichtigkeit. Die Verbindung der Bestandshalle mit den angrenzenden Ausstellungsräumen sorgt für visuelle Verknüpfungen und spannende Raumkonstellationen. Auch an diesen Stellen sorgt der Lichteinfall durch Lichtbänder für eine lebhafte Atmosphäre und hebt die Materialität der Bestandsgebäude besonders hervor.
Abb. 84 | Schnitt quer.Kamp-Zentrum M. 1|400
211
Entwurf
Dachaufbau 6
Trapezblech
40
Konterlattung
35
Lattung
240
Dämmung
220
Stahlträger HPE22
Wandaufbau Neubau 2. Obergeschoss + Dachgeschoss Rahmenkonstruktion aus weißen Stahl Pfostenriegel-Konstruktion
Bodenaufbau Neubau 70
Bodenbelag aus Estrich
70
Dämmung
360
Stahlbetondecke
Wandaufbau Bestand Erdgeschoss + 1. Obergeschoss 500
Mauerwerk Bestand Pfosten-Riegel-Konstruktion
Bodenaufbau Bestand 70
Bodenbelag aus Estrich
190
Dämmung
240
Stahlbetondecke Bestand
212
Abb. 85 | Fassadenschnitt M. 1|100
05 Entwurf
Abb. 86 | Fassadenansicht M. 1|100
213
Abb. 87 | Innenperspektive.Veranstaltungssaal
Abb. 88 | Innenperspektive.Kamp-Zentrum
Entwurf
218
Abb. 89 | Konzeptzeichnung.Kamp-Studios
05 Entwurf
Entwurf
wissensbasierten, forschenden und kreativen Ideen ihren Ort zum Arbeiten und Kommunizieren. Da Menschen mit unterschiedlichen Anliegen angesprochen werden sollen, ist es wichtig, die Grundrisse der einzelnen Studios nen Küche besteht, gliedert die einzelnen Studios in unterschiedliche Zonen, die von jedem Nutzer frei bespielt werden können. Zudem spielt die Größe der Arbeitsplätze eine entscheidende Rolle. Unterschiedlich große Studios den können, um den unterschiedlichen Anliegen der Nutzer gerecht zu werden. Die Möglichkeit die Studios in temporäre Wohnformen zu transfomieren, spiegelt die Idee wieder, Wohnen und Arbeiten in Zukunft an einen Ort miteinander vereinen zu können. Halböffentliche Eingangsbereiche und Laubengänge zur Wasserkante und zum Innenhof orientiert, garantieren die Nutzungsdurchmischung der Mieweitere gläserne Strukturen verfügen und Grün- und Gemeinschaftsräume anbieten. So wird die Architektur mit der Natur verbunden. 219
Entwurf
Flexible Grundrissvarianten Studionutzung
Erschließung
Grünraum Gemeinschaft Erschließung Grundriss Erdgeschoss
Luftraum Gemeinschaft Erschließung Grundriss Obergeschoss
220
40 m²
88 m²
136 m²
Single-Studio
Studio 3 Parteien
Studio | Co-Working (z.B. Technologie, Forschung, 3D-Druck)
05 Entwurf
72 m²
168 m²
264 m²
Studio | Co-Working (z.B. Wissenschaft, Forschung, Botanik)
Start-Up | Co-Working (Gemeinsames Arbeiten)
Start-Up | Co-Working (Gemeinsames Arbeiten)
Abb. 90 | Flexible Grundrissvarianten.Studionutzung M. 1|300
221
Entwurf
Flexible Grundrissvarianten temporäres Wohnen
Erschließung
Grünraum Gemeinschaft Erschließung Grundriss Erdgeschoss
Luftraum Gemeinschaft Erschließung Grundriss Obergeschoss 40 m²
88 m²
Single-Wohnen
Familienwohnen Familienwohnen 3 Pers. 3 Pers. | Gemeinschaftswohn. Familienwohnen 4 Pers.
136 m²
+
222
05 Entwurf
72 m²
168 m²
264 m²
Paar-Wohnen
Familienwohnen 6 Pers. | Gemeinschaftswohnen
Gemeinschaftswohnen
Abb. 91 | Flexible Grundrissvarianten.Temporäres Wohnen M. 1|300
223
Entwurf
Skulpturenhof
Bestand Neubau
3 6 7
9
6
6
7
7
5
5
7
6
6
7
7
5
6
6 7
5
2
7
1
Eingang Kamp-Studios
9 5
5
7 6
8 9
224
1
5
7 6
4
6
05 Entwurf
Werkhof | Gemeinschaftshof
9 8
6
6
7
7
6
6 7
5
6
7
6 7
5
7
5
5 9
Boulevard der Begegnung
5
7
5
7 6
7 6
7 6
5
7
7
6
6
5
7 6
7
5
7 6
7
6
9
7
6
Gemeinschaftsgrün
1
Eingang
4
Hausmeister | Technik
7
2
Begegnung | Komm.
5
Eingang Studios
8
3
Verwaltung Studios
6
Studios
9
Küche | WC
Erschließung
Abb. 92 | Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Studios M. 1|400
225
Entwurf
6 7
9 7
6 7
6 7
6 7
7
7
7
6 2
7
2
6 8 9
226
6
05 Entwurf
9 8 6
6 7
7
7 6
6 7
7
6
7
7
7 6
7
7
7
6
6
7
7 6
7
6
9
2
Begegnung | Komm.
8
Gemeinschaft
6
Studios
9
Erschließung
7
Küche | WC
Abb. 93 | Grundriss 1.Obergeschoss.Kamp-Studios M. 1|400
7
6
227
Entwurf
9
2
2
7
7
7
7
6
6
6
6
8
8
228
05 Entwurf
8
2
2
6
7
7
7
6
6
6
6
6
7
8
7
6
6
6
6
6
7
7
7
7
7
2
9
2
Begegnung | Garten
8
6
Studios | Gewächshaus
9
7
Küche | WC
2
Erschließung
Abb. 94 | Grundriss Dachgarten.Kamp-Studios M. 1|400
229
Entwurf
230
05 Entwurf
231
Entwurf
232
05 Entwurf
In dem Schnitt wird die Entwurfsidee des hölzernen Neubaus sichtbar. Die Funktionskerne in der Mitte der Gebäude gliedern die Studios in einzelne BeEingeschobene und vorgestellte Laubengänge geben den Baukörpern eine Schwellenzone zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum. Lufträume sorgen für visuelle Verbindungen und regen die Kommunikation unter den Nutzern an. Die Ansichten verdeutlichen den Aufbau und die Konstruktion der Gebäude. Sie lassen die transparenten Zwischenzonen erkennen, sowie die Erschließung und den Durchstoß durch das Gebäude. Zudem zeigen sie die Fortführung des Entwurfselement der zentralen Halle. Transparente Strukturen weiter. Dachbegrünungen sorgen für einen Ort des Austauschs im Freien sowie für einen Zugang zur Natur.
Abb. 96 | Ansicht Ost.Kamp-Zentrum M. 1|400
233
Abb. 97 | Außenperspektive.Laubengang
Abb. 98 | Außenperspektive.Blick auf Kamp-Studios
Fazit
Fazit
Basierend auf den Ergebnissen der Recherchen und städtebaulichen Analysen wird ein Entwurf entwickelt, der eine Bestandsstruktur durch einen Neubau erweitert, mit neuen Nutzungen vereint und ihr so neues Leben zuführt. Der Ort der Bearbeitung, das Hawerkamp-Gelände in Münster, spiegelt diese Transformation wider. Das Grundstück gehörte ursprünglich einer industriellen Nutzung an und erlebt schon jetzt durch die Mieter des Geländes eine Nutzungstransformation. Künstler und Handwerker machen sich die Gebäude zu eigen und leben ihre Kreativität auf dem Gelände aus. Diese besondere Atmosphäre bestehend aus der kreativen Nutzung, den bestehenden Gebäuden industrieller Herkunft und den brachliegenden Eisenbahnschienen verleiten dazu, die Besonderheit des Ortes aufzunehmen und durch neue Interventionen fortzuführen. Der Neubau nimmt die städtebauliche Struktur der bestehenden Gebäude auf und erweitert den Bestandsbau sowohl in der Länge durch eine Erweiterung zur Wasserkante hin, also auch in der Höhe durch eine Aufstockung. Das Zusammenspiel von Bestand und Neubau ist auf dem gesamten Gelände spürbar, wodurch es einerseits seinen industriellen Charakter behält und andererseits von Fortschritt zeugt. Formgebend dafür sind die architektonischen Eingriffe. Die ehemalige Autohalle, genutzt als kreatives Zentrum, wird durch eine helle Stahlkonstruktion mit Glasaus238
05 Entwurf
fachungen aufgestockt, wodurch ein Zusammenspiel aus bestehenden und neuen Materialien geschieht. Der Riegel, der sich zur Wasserkante orientiert, besteht aus einer hölzernen Konstruktion und wird für die Entwicklung wissensbasierter Ideen genutzt. So spiegelt sich die Differenzierung dieser beiden Gebäudeteile nicht nur in ihrer Materialität, sondern auch in ihrer Nutzung wider und lässt sich dennoch zu einem Ensemble zusammenfügen. angelegten Plätzen und Höfen und bettet die Gebäude in eine natürliche Umgebung ein. Zudem sorgen sie für einen Aufenthaltsort für die Gemeinschaft und lässt sie Arbeit und Vergnügen an einem Ort erleben. Die Entwicklung von Laubengängen unterstützt den Gemeinschafts-Charakter, indem neben den öffentlich zugänglichen Flächen halb-öffentliche und private Bereiche geschaffen werden. Die Architektur, der Mensch und die Natur werden auf diese Weise miteinander vereint und verleihen dem Gelände eine einzigartige Atmosphäre. Eine Atmosphäre, die von seiner Geschichte zeugt, spuren erkennbar lässt und dennoch einen Blick in die zukünftige Nutzung und den Wandel wirft. Das Hawerkamp-Gelände wird zu einem Ort von Geschichte, Gemeinschaft, Kreativität und Natur. 239
06
DOKUMENTATION
242
Abb. 99 | Modellfoto.Umgebungsmodell
06
Ein Umgebungsmodell und ein Schnittmodell veranschaulichen die städteIn dem Umgebungsmodell wird die klare Formensprache der Erweiterungsbauten deutlich. Sie nehmen die schmale und lange Geometrie der Bestandshalle auf und führen sie in einer neuen Direktion weiter. Die Aufbauten der Gebäude übernehmen die ursprüngliche Dachneigung und verleihen dem Gelände so ein besonderes Merkmal. In dem Schnittmodell wird die Verbindung von Bestand und Neubau sowie deren Verwebung deutlich. Die Addition von unterschiedlich hohen Geschossdecken, als auch das Hinzufügen von Einschnitten in Form von Lufträumen, rufen neue Geometrien hervor, welche für unterschiedliche Raumkonstellationen sorgen. Eine repräsentative Treppe, welche sich entlang des Gebäudes zieht und eingebettet in Lufträumen ist, verleiht dem Entwurf ein besonderes Raumerlebnis.
243
244
06
245
246
Abb. 101 | Modellfoto.Ansicht quer
06
Abb. 102 | Modellfoto.Detailaufnahmen Innenraum
247
248
Abb. 103 | Modellfoto.Abwicklung Baukörper
06
Abb. 104 | Modellfoto.Abwicklung Baukörper
249
07
LITERATUR & ABBILDUNGEN Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
1
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Abbildungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1
Ishigami, Junya (2008), „Forest Kindergarden“, Freeing Architectu-
Abb. 2
Ishigami, Junya (2008), „Home for the Elderly“, Freeing Architectu-
Abb. 3
Fujimoto, Sou (2010) „House before House“, Primitive Future, El Croquis Editorial Nr. 151, Spanien, Madrid, s. 95
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„Integration der Bevölkerung einer Stadt“ | Eigene Darstellung
Abb. 9 Abb. 10
stellung
Abb. 11 „High Line Park New York“, in: Bau-Netz, Heinze GmbH, Berlin
Abb.12 Gehl, Jan (2019), „Städte für Menschen“, Städte für Menschen, Die Abb. 13 Gehl, Jan (2019), „Zusammenhang zwischen der gebauten Umwelt und dem Verhalten der Menschen“, Städte für Menschen, Zuerst lag GmbH, Berlin, s. 35 Abb. 14 08.12.2021) Abb. 15 Gehl, Jan (2019), „Wandel der Fortbewegung von Menschen in Jovis Verlag GmbH, Berlin, s. 24 Abb. 16 Diekelmann, Patrick (2014) „Wandel der Lebensführung von Menschen in Städten“, Radverkehr in Deutschland, Zahlen, Daten, Fakten, Deutsches Institut für Urbanistik GmbH (Difu), Berlin, s. 9 Abb. 17 Gehl, Jan (2019), „Aufenthaltsqualitäten einer Stadt“, Städte für 275 Abb. 18 Gehl, Jan (2019), „Stadt im Wandel“, Städte für Menschen, 5. Auflage, Jovis Verlag GmbH, Berlin, s. 5 Abb. 19 „Gesellschaft im Wandel“, Ich will Teil dieser Gesellschaft sein, 257
Abbildungsverzeichnis
(Abruf: 16.12.2021) Abb. 20 Zukunftsinstitut, „Merkmale der Megatrends“, in: Zukunftsinstitut Abb. 21 Zukunftsinstitut, „Megatrend-Map“, in: Zukunftsinstitut GmbH, (Abruf: 02.11.2021) Abb. 22
nung
Abb. 23 Gehl, Jan (2019), „Gesellschaft im Wandel“, Städte für Menschen, Abb. 24 Was ist die Industrie 4,0, Bundesministerium für Bildung und Fordustrie-40.html (Abruf: 21.12.2021) Abb. 25 Stadtmuseum Berlin, „Kreativ-Quartier Märkisches Museum.Berlin“, tier-am-koellnischen-park (Abruf: 20.12.2021) Abb. 26 Arten der Transformation | Eigene Zeichnung Thein, Florian „Terrassenhaus Berlin.Brandlhuber“, in: Bauwelt, BauAbb. 28 (Abruf: 12.11.2021) Abb. 30 (Abruf: 17.11.2021) Adept Architects, „Marinehaus Berlin“ (2018), in: BauNetz, Heinze Abb. 32
(Abruf: 20.12.2021)
Abb. 33 „Umgang mit dem Bestand“ | Eigene Zeichnung Abb. 34 „Ausschnitt Schwarzplan Münster 1|10.000“ | Eigene Zeichnung Abb. 35 „Schwarzplan Münster 1|10.000“ | Eigene Zeichnung Abb. 36 „Städtebauliche Analyse.Flächennutzung“ | Eigene Zeichnung Abb. 37 „Städtebauliche Analyse.Infrastruktur“ | Eigene Zeichnung Abb. 38 Abb. 39 „Städtebauliche Analyse.Freizeitaktivitäten“ | Eigene Zeichnung 258
07 Literatur & Abbildungen
Abb. 40 Abb. 41 Adler, Florian, „ Historische Fotos.Münsters Stadthäfen“, in: Der jpg (Abruf: 05.01.2022) Abb. 42 „Überblick Stadthafen Münster“ | Eigene Zeichnung Abb. 43 „Städtebauliche Analyse.Flächennutzung“ | Eigene Zeichnung Abb. 44 Zeichnung Abb. 45 „Städtebauliche Analyse.Nutzung Stadthäfen“ | Eigene Zeichnung Abb. 46 „Grundstücksanalyse.Hawerkamp-Gelände“ | Eigene Zeichnung Abb. 47 „Luftbild Hawerkamp“ | Eigene Aufnahme Abb. 48- „Ortseindrücke Hawerkamp“ | Eigene Aufnahme Abb. 50 Abb. 51 „Zeitstrahl Hawerkamp-Gelände“ | Eigene Zeichnung Abb. 52 „Entwicklung Hawerkamp-Gelände“ | Eigene Zeichnung Abb. 53 „Übersicht Hawerkamp-Gelände.Bestand“ | Eigene Zeichnung Abb. 54 „Konzeptzeichnung.Nutzung“ | Eigene Zeichnung Abb. 55 Abb. 56 „Modellaufnahme.Bestandssituation“ | Eigene Aufnahme „Modellaufnahme.Bestand“ | Eigene Aufnahme Abb. 58 „Modellaufnahme.Entwurfskubatur I“ | Eigene Aufnahme Abb. 60 „Modellaufnahme.Entwurfskubatur II“ | Eigene Aufnahme Abb. 62 „Modellaufnahme.Entwurfskubatur III“ | Eigene Aufnahme Abb. 64 Abb. 65 Eigene Zeichnung Abb. 66 „Konzeptzeichnung.Erweiterung Hawerkamp-Geländes | Eigene Zeichnung Abb. 67 „Konzeptzeichnung.Umgang mit dem Bestand“ | Eigene Zeichnung Abb. 68 „Konzeptzeichnung.Weiterführung des Bestands“ | Eigene Zeichnung Abb. 69 „Übersicht Hawerkamp-Gelände.Konzept Entwurf“ | Eigene Zeichnung 259
Abbildungsverzeichnis
Abb. 70 „Lageplan.Hawerkamp-Gelände“ | Eigene Zeichnung Abb. 71 „Außenperspektive.Blick in den Innenhof“ | Eigene Zeichnung Abb. 72 „Konzeptzeichnung.Bestandsgebäude“ | Eigene Zeichnung Abb. 73 Abb. 74 Zeichnung Abb. 75 „Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Hallen“ | Eigene Zeichnung Abb. 76 „Grundriss 1. Obergeschoss.Kamp-Hallen“ | Eigene Zeichnung Abb. 77 „Konzeptzeichnung.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 78 „Sprengisometrie.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 79 „Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 80 „Grundriss 1. Obergeschoss.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 81 „Grundriss 2. Obergeschoss.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 82 „Grundriss Dachgeschoss.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 83 Abb. 84 „Schnitt quer.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 85 „Fassadenschnitt“ | Eigene Zeichnung Abb. 86 „Fassadenansicht“ | Eigene Zeichnung Abb. 87 „Innenperspektive.Veranstaltungssaal“ | Eigene Zeichnung Abb. 88 „Innenperspektive.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung Abb. 89 „Konzeptzeichnung.Kamp-Studios“ | Eigene Zeichnung Abb. 90 „Flexible Grundrissvarianten.Studionutzung“ | Eigene Zeichnung Abb. 91 „Flexible Grundrissvarianten.Temporäres Wohnen“ | Eigene Zeichnung Abb. 92 „Grundriss Erdgeschoss.Kamp-Studios“ | Eigene Zeichnung Abb. 93 „Grundriss 1. Obergeschoss.Kamp-Studios“ | Eigene Zeichnung Abb. 94 „Grundriss Dachgarten.Kamp-Studios“ | Eigene Zeichung Abb. 95 Abb. 96 „Ansicht Ost.Kamp-Zentrum“ | Eigene Zeichnung „Außenperspektive.Laubengang“ | Eigene Zeichnung „Außenperspektive.Blick auf Kamp-Studios“ | Eigene Zeichnung Abb. 97 „Außenperspektive.Laubengang“ | Eigene Zeichnung Abb. 98 „Außenperspektive.Blick auf Kamp-Studios“ | Eigene Zeichnung Abb. 99 „Modellfoto.Umgebungsmodell“ | Eigene Aufnahme Abb. 100 Abb. 101 „Modellfoto.Ansicht quer“ | Eigene Aufnahme Abb. 102 „Modellfoto.Detailaufnahmen Innenraum“ | Eigene Aufnahme 260
07 Literatur & Abbildungen
Abb. 103
„Modellfoto.Abwicklung Baukörper„ | Eigene Aufnahme
Abb. 104
„Modellfoto.Abwicklung Baukörper„ | Eigene Aufnahme
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