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Lina Fischer | Luisa Mowitz

ba.m1.3_ws 2018/19 [ analysis regained_3.0 ] prof. kazu blumfeld hanada Š mßnster school of architecture 2018 1


01_ [ index models of the modern ]

01.00 Dachterrasse 01.01 Luis Barragán, 1953 01.02 Fassade 01.03 Grundrisse 01.04 Ansichten 01.05 Modellfotos Module, 2018 01.06 Modellfotos Aufbau, 2018 01.07 Modellfoto, Farben, 2018 01.08 Modellfotos, Farbstudie 2018 01.09 Impressionen Casa Barragan, 2018

Luis Barragan | Casa Barragán | 1948 | Mexiko-City, Daniel Garza

Luis Barragan | Casa Barragan | 1948 Mexiko-City, Daniel Garza

Luis Barragan (1902-1988) hatte einen großen Einfluss auf die moderne Architekturtradition Mexikos, aber auch auf das zeitgenössische Gartendesign, nachdem viele Studienreisen in Europa und Japan ihn in seiner Architektur beeinflussten.

Luis Barragan (1902-1988) had a great influence on the modern architectural tradition of Mexico, but also on contemporary garden design, after many study tours in Europe and Japan influenced him in his architecture.

Sein Atelierhaus ist somit ein Beispiel eines seiner Meisterwerke in der Entwicklung der modernen Bewegung, die traditionelle und einheimische Elemente in eine neue Synthese integrieren. Es befindet sich in einem alten Arbeiterviertel Mexiko-Citys und integriert sich mit seiner rauen, unfertig wirkenden Betonfassade als Hülle des Gebäudes in seine Umgebung ein.

His studio is thus an example of one of his masterpieces in the development of the modern movement, integrating traditional and local elements into a new synthesis. It is located in an old workingclass district of Mexico City and integrates with its rough, unfinished concrete façade as a shell of the building into its surroundings.

Ihm war es besonders wichtig den Charakter der Nachbarschaft zu bewahren und die Tradition Mexikos in seiner Architektur aufzunehmen. Er vereint die Tradition also mit der Moderne, und ebenso die Natur mit dem Gebäude.

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He was particularly keen to preserve the character of the neighborhood and to incorporate the tradition of Mexico in his architecture. He combines tradition with modernity, as does nature with the building.


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Nach außen wirkt das Eigenheim Louis Barragans sehr introvertiert und fügt sich fast unsichbar in die Nachbarschaft des Vorortes von Mexico-City ein. Die komplett aus rauem Beton bestehende Fassade wird durch ein leicht hervorragendes Fenster durchbrochen, während die weiteren wenigen Fenster wie ausgestanzt wirken. Lediglich die gelben Tore spiegeln das innere Farbspiel des Gebäudes nach außen wider. Die hintere Fassade des Gebäudes ist hingegen das komplette Gegenteil. Ein riesieges durch ein Kreuz gegliedertes Fenster öffnet das Wohnzimmer zum großzügigen Garten. Die Bedeutung, die Barragan der Natur zuspricht wird hier auf anhieb deutlich. Jedes Fenster ist verhältnismäßg groß und das Gebäude wirkt aus diesem Blickwinkel sehr offen. Beim Betrachten der Grundrisse wirken diese zu erst sehr verzweigt und unverständlich, bei genauerem Hinschauen jedoch erkennt man, dass im Grunde in jedem Geschoss die selbe Grundrissstruktur vorherrscht, nur angepasst auf die jeweilige Nutzung des Raumes und die dafür gewünschte Atmosphäre. Wir haben uns im Laufe unserer Analyse intensiv mit dem Verständnis der Raumaufteilung auseinandergesetzt und die Beweggründe Barragans hierin analysiert.

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Outwardly, the home Louis Barragan looks very introverted and fits almost insecure in the neighborhood of suburbs of Mexico City. The façade, which is completely made of rough concrete, is broken by a slightly outstanding window, while the other few windows seem to be well-danced. Only the yellow goals reflect the inner color play of the building to the outside again. The rear facade of the building, however, is the complete opposite. A huge window structured by a cross opens the living room to the spacious garden. The importance that Barragan assigns to nature becomes immediately apparent here. Each window is relatively large and the building looks very open from this point of view. When looking at the floor plans they seem very branched and incomprehensible, but when you look more closely you can see that basically the same floor plan structure prevails on each floor, only adapted to the respective use of the room and the desired atmosphere. In the course of our analysis, we intensively dealt with the understanding of spatial distribution and analyzed Barragan‘s motives here.


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Barragan verwendet in seinem gesamtem Bauwerk eine reduzierte Fromensprache, wodurch sich die Räume des gesamten Hauses in einfach Geometrien bauen und zerlegen lassen. Hierbei ist besonders auffällig, dass es sich um vertikal gestapelte, gleiche Raumkörper handelt, die sich durch seine bestimmte Durchwegung und Ebenenversprünge von einander abtrennen. Die an sich sehr reduzierten Raumkörper bekommen durch die Bespielung durch Farben und Licht ihre besondere Wirkung und durch die vorbestimmte Durchwegung ihre Bedeutung innerhalb des Gebäudes. Privatere Räume, die als Rückzug gedacht sind, sind schwerer zu erreichen und meist Sackgassen. Öffentlichere Räume sind schneller und intuitiver zu erreichen und dann als Durchgang zu weiteren versteckten Räumen gedacht. Ausgehend von einer Art Diele in mitten des Gebäudes erschließen sich die Räume des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses. Eine zentrale Bedeutung gewinnt dieser Raum ebenso dadurch, dass er der direkteste und kürzester Weg hoch zur Dachterrasse ist, welcher für Barragan der privateste Ort seines Hauses war und ihm durch die dort vorherschende Einsamkeit durch die hohen Wände zur absoluten Besinnung führte. Barragan uses a reduced Fromative language in its entire structure, which allows the rooms of the entire building to be constructed and disassembled into simple geometries. Here it is particularly noticeable that it is vertically stacked, same spatial body. The space bodies, which in themselves are very reduced, acquire their special effect through the use of colors and light, and their significance within the building through the predetermined passage. More private spaces intended as a retreat are more difficult to reach and mostly dead ends. Public spaces are faster and more intuitive to reach and then as a passage to other hidden spaces. Starting from a hall in the middle of the building, the rooms of the ground floor and the first floor open up. This space is also of central importance because it is the most direct and shortest way up to the roof terrace, which was the most private place of Barragan‘s house and led him to absolute contemplation through the loneliness that prevailed there. 01.06

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Die Atmopshäre der Räume wird maßgeblich durch expressive Farben und den inszenierten Lichtfall durch meist eine Lichtquelle geschaffen. Jeden Tag, zu jeder Uhrzeit ergeben sich in einem Raum unterschiedliche Raumsituationen. Durchgangsräume wie die Diele, laden durch ihre Farbharmonie zum Verweilen ein. In den Studien auf der rechten Seite kann man die Wirkung der Farben auf die Atmosphäre erahnen und erkennt was für einen Einfluss Farbe auf die Wahrnehmung eines Raumes hat. Diese Erkenntnis trug eine gewisse Begeistung bei uns mit sich, war aber für die weitere Arbeitsweise im Zusammenhang mit Fujimoto nicht maßgebend. 8

As already mentioned, the atmosphere of the rooms is essentially created by expressive colors and the staged light fall through mostly a light source. Every day, at any time in a room, you have different room situations. Passage rooms such as the hallway invite you to linger through their color harmony. In the studies on the right, one can guess the effect of the colors on the atmosphere and recognize what influence color has on the perception of a room. This realization was a certain excitement for us, but was not decisive for the further working in connection with Fujimoto.


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„Mir ist es wichtig, dass Räume nicht aggressiv sind. Ich habe immer niedrige Formen verwendet und ständig mit rechten Winkeln gearbeitet. Bei meiner Arbeit hatte ich immer die horizontalen und vertikalen Ebenen und Schnittwinkel im Auge. Dies erklärt die häufige Verwendung des Würfels in meiner Architektur.“ - Louis Barragan

„It seems important to me that spaces are not aggressive. I always used low forms and permanently worked with right angles. At all times in my work, I had in mind the horizontal and vertical planes and angles of intersection. This explains the frequent use of the cube in my architecture.“ - Louis Barragan

Die Zusammensetzung der Raumkörper in Anbetracht der gewünschten Privatheit und Bedeutung innerhalb des Gebäudes und die daraus entstehenden Raumsitutationen haben uns im weiteren Arbeiten beeinflusst, sowie die Ausrichtung auf die Natur als wesentlicher Aspekt in der Planung. Das Bewusstsein, was die reduzierte Öffnung eines Raumes mit gewissem Ziel für eine Wirkung haben kann, hat Barragan unumstritten beherrscht und durch sein gesamtes Gebäude konsequent angewandt. Nicht nur die direkte Beleuchtung eines Raumes, sondern auch das Spiel mit Oberlichtern, und die Leitung durch Licht ist immer wieder Thema und wird hier mit den Impressionen aus unserem Modell in gewissermaßen deutlich.

The composition of the spatial units in view of the desired privacy and importance within the building and the resulting spatial settings have influenced us in the further work, as well as the focus on nature as an essential aspect in the planning. The awareness of what reduced opening of a space with a certain aim can effect have had Barragan undisputed dominated and applied consistently throughout his building. Not only the direct lighting of a room, but also the play with skylights, and the guidance by light is always subject and becomes with the impressions from our model in a sense clear.

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02.00 Sou Fujimoto, 2009 02.01 Sou Fujimoto, 2014 02.02 Sou Fujimoto, 2014 02.03 House H, Innenperspektive Eingangsraum, 2008 02.04 House H Außenperspektive, 2008 02.05 House H Außenansicht, 2008 02.06 House H, Innenperspektive Bad, 2008 02.07 House H, Innenperspektive mehrerer Räume, 2008 02.08 House H, Außenperspektive mit Umgebung, 2008 02.09 Casa Barragan, Außenperspektive, 1947/48 02.10 Modellfoto 02.11 Modellfoto Sicht von außen auf die Treppe 02.12 Modellfoto Sicht innen von Dachterrasse nach Innen 02.13-02.16 Modellfotos Innenräume 02.17-02.20 Ansichten 02.21-02.23 Ansichten und Schnitte 02.24-02.27 Grundrisse

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Sou Fujimoto | *1971 in Hokkaido

Sou Fujimoto | *1971 in Hokkaido

Der japanische Architekt, der 2000 Sou Fujimoto Architects in Tokio gründete revolutioniert die Architektur. Er gehört zu der Generation von Künstlern, die unsere Beziehung zur gebauten Umwelt neu denken. Es ist das Bauen gegen scheinbar alle Regeln, sein Nachdenken über Normen und ihre Neuordnung. Er sehnt sich nach dem komplexen Einfachen und entwickelt die Auflösung des physikalischen Raumes. Das Verständnis von Innen und Außen als Gegensatz wird in seiner Architektur in einem Ganzen aufgelöst und versöhnt. Die Außenwände werden in seinen Entwürfen zu Mauerresten, hinter denen sich das Eigentliche öffnet und nach innen hin entwickelt. Er bricht die klassischen Raumvorstellungen und ihre Hierarchisierung.

The japanese architect, who founded Sou Fujimoto Architects in Tokyo in 2000, is revolutionizing architecture. He belongs to the generation of artists, our relationship to the environment. It‘s building against seemingly all rules, thinking about norms and rearranging them. He looks for the complex simplicity and develops the dissolution of the scientific space. The understanding of inside and outside as contrast is dissolved and reconciled in his architecture. The exterior walls will get into their designs. He breaks the classical concepts of space and their hierarchy.

Oftmals spricht er von der Architektur als Wald, einem baumgleichen Ort. Der Wald funktioniert als ein offenes System, das mehr Nutzungen erlaubt, als er Räume hat. Denn das mehrstöckige Wohnen in dicht bebauten Städten sei wie das Leben in einem großen Baum: die Zweige seien einzelne Orte, die unter Schutz stehen und gleichzeitig Beziehungen zueinander haben.

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He often speaks of architecture as a forest, a treelike place. The forest functions as an open system that allows more uses than it has spaces. Multistory living in densely built-up cities is like living in a big tree: the branches become individual places that are protected and at the same time have relationships with each other.

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Sou Fujimoto | House H | 2008 | Tokyo

Sou Fujimoto | House H | 2008 | Tokyo

Das House H, das 2008 gebaut wurde, ist eine Wohnung für eine dreiköpfige Familie in einem Wohnviertel in Tokyo. Der Charakter dieses mehrstöckigen Hauses wird geprägt durch eine Bedeckung von zahlreichen Löchern. Die Wände, Decken und Böden sind über alle Stockwerke in der Vertikalität gleich und dreidimensional miteinander verzahnt. Durch diese Öffnungen kann man die angrenzenden, über und unter sich liegenden Räume und darüberhinaus definiert sehen und fühlen. Ermöglicht wird das in der Vierteiligkeit und somit Einfachheit des Grundrisses. Die Verwendung künstlicher Materialien und geometrischer Ordnung ermöglicht die Aufeinanderfolge der Verbindungsstellen und somit ein größeres Beziehungsfeld. Dieses Konzept eines Wohnsitzes vergleicht der Architekt mit einem großen Baum. Es gibt wenige große Äste, von denen zahlreiche Eigenschaften ausgehen und die Zweige sind einzelne Orte, die unter Schutz stehen und gleichzeitig gegenseitige Beziehungen haben.

The House H, built in 2008, is an apartment for a family of three in a residential area in Tokyo. The character of this multi-storey house is characterized by a covering of numerous holes. The walls, ceilings and floors are the same across all floors in verticality and three-dimensionally interlocked. Through these openings you can see and feel the adjacent, above and below rooms and beyond defined. This is made possible by the four-partedness and thus the simplicity of the floor plan. The use of artificial materials and geometric ordering allows the succession of joints and thus a larger field of relationship. This concept of a residence compares the architect with a big tree. There are few large branches, from which numerous qualities emanate and the two are individual places, which are under protection and at the same time have mutual relations.

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Fujimoto geht es vor allem um Individualität und ganzheitliches Zusammenleben durch Beziehung. Man hat immer die Möglichkeit sich zurückzuziehen, trotzdem ist die Kommunikation und Offenheit immer vorhanden. Durch die Öffnungen zwischen den Räumen sind Treppen mit unterschiedlichen Winkeln angebracht, die den Zugang innerhalb dieses „Baumes“ ermöglichen. Jeder Raum definiert einen eigenen Raum, eine eigene Funktion, teilt jedoch eine einzige dreidimensionale Atmosphäre. Die Wichtigkeit der Räume wird oftmals definiert durch dessen Höhe und die Privatheit durch die Höhe der Fenster. Soll man von außen nicht unbedingt einen direkten Einblick in das Leben der Leute haben, so liegt das Fenster höher als die Bodenoberkante, was das Beispiel des Speiseraums zeigt. Der Raum suggeriert durch seine immense Höhe eine Wichtigkeit, zeigt aber, durch die Höhe des Fensters, das von der Straße einsehbar ist, dass eine gewisse Privatheit zustande kommen soll. Durch Treppen verbunden und Erreichbarkeit des Raumes wird die Privatheit definiert. Die Treppen schaffen eine dynamische Route, die die Räume in einer bestimmten Reihenfolge verbindet und er schafft so eine Abfolge von klar definierten Räumen in einem einzigen zusammenhängenden Wohnraum. Die Dominanz des Quadrantenplans von Fujimoto kommt überall zum Ausdruck, wobei entweder die Treppe, der Sockel oder der Aufstieg die Schwelle zwischen den Räumen verstärkt und eine andere kontrollierte, aber befreite häusliche Umgebung schafft. Hinzuzufügen ist, dass der Wunsch der Bauherren Platz für eine „gemeinsame Unabhängigkeit“ mit gut verbundenen Räumen war, dem der Architekt damit nachgegangen ist.

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Fujimoto is all about individuality and holistic living together through relationships. You always have the opportunity to retire, but the communication and openness is always there. Through the openings between the rooms stairs with different angles are attached, which allow access within this „tree“. Each room defines its own space, its own function, but shares a single threedimensional atmosphere. The meaning of rooms is often determined by their height and privacy by the height of the windows. If you do not necessarily have a direct insight into people‘s lives from outside, the window is higher than the attic, as the dining room example shows. Due to its immense height, the room points to a meaning, but shows by the height of the window, which is visible from the street that creates a certain privacy. Connected by stairs and accessibility of the room, privacy is defined. The staircases form a dynamic route that connects the spaces in a specific order, creating a sequence of clearly defined spaces in a single coherent living space. The dominance of the quadrant plan Fujimoto is expressed everywhere, to express either the staircase, the base or the rise, increasing the threshold between the spaces and creating a different controlled but liberated home environment. It should be added that the clients‘ requirement was room for „shared independence“ with wellconnected spaces, which the architect has pursued.


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Auf Grundlage der Analyse der Casa Barragan von Luìs Barragan und dem House H von Sou Fujimoto nimmt der Step 2 Aspekte der beiden Entwürfe auf und entwickelt diese weiter, um ein Potential zu erreichen, sich damit weiter in die neue architektonische Dimension zu entfalten. Der Entwurf vereint wesentliche der analysierten gemeinsamen Systematiken. In beiden Gebäuden hat jeder Raum eine eigene, abgeschlossene Funktion, die sich in der Verbindung zu den anderen Räumen unterscheiden. In der Casa Barragan sind die Räume durch geschlossene Wände getrennt, im House H gibt es die Grenzen nur durch Wandöffnungen, wodurch die Grenzen verschwimmen können und somit die Möglichkeit der gegenseitigen Beziehungen bieten. Bei Luìs Barragan gibt es keine wirklichen Beziehungen der Räume, jeder Raum wird zu einem Ort der Besinnung, des Rückzugs und legt den Fokus einzig und allein auf dessen Funktion. Desweiteren ist die Intention beider Häuser die Natur ins Innere zu holen. Luìs Barragan schafft dies durch große Fensteröffnungen Richtung Garten und die Ausrichtung des Gebäudes. Durch Licht- und Schattenspiele gehen der Außen- und Innenbereich ineinander über. Fujimoto lässt die Grenzen von Innen und Außen durch die Löcherung der Fassaden grundsätzlich verschwimmen und erreicht somit in jedem Raum den Bezug zur Außenwelt. Auffällig sind ebenfalls die Geometrien der beiden Gebäude. Während das House H in vier geteilt ist und in der Vertikalität die Räume ausnahmslos gleich sind, ist die Casa Barragan eher verschachtelt und auf den ersten Eindruck wesentlich komplexer. Trotzdem sind auch hier die Räume vertikal gleich und finden sich in jedem Geschoss wieder. Eine Ausnahme macht die Dachterrasse, die als höchster Punkt mit ihren hohen Wänden das Leben von der Großstadt Mexikos abschirmt und so die Möglichkeit zu der Besinnung und des Rückzuges bietet. Beide Gebäude sind außerdem besonders an die Bedürfnisse der Bauherren angepasst. Luìs Barragan hat für seine eigenen Bedürfnisse gebaut und Fujimoto für die der dreiköpfigen Familie.

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The analysis of Casa Barragan by Luís Barragan and House H by Sou Fujimoto takes up the steps of the two designs, which evolve to take a step towards the new architectural dimension. The draft essentially unites the analyzed common systems. In both buildings, each room has its own, completed function. In Casa Barragan, the spaces are separated by closed walls, in the house there are limits only through wall openings, for which borders can blur and thus offer the possibility of mutual relations. With Luís Barragan, there is no real relationship between the spaces, each space becomes a place of reflection, of retreat and places the focus solely on its function. Furthermore, the intention of both houses. Luís Barragan manages this through large window openings towards the garden and the orientation of the building. Through light and shadow games, the outdoor and indoor areas merge. Fujimoto makes the boundaries between inside and outside disappear through the holes in the façades, and in every room reaches the outer world. Also striking are the geometries of the two buildings. While the house H is divided into four and in the verticality the rooms are without exception, the Casa Barragan is interwoven and at the first impression relatively more complex. Nevertheless, these rooms are vertical. An exception is the roof terrace, which as the highest point with its high walls shields the life of the city of Mexico and thus offers the opportunity for reflection and retreat. Both buildings are also adapted to the needs of the clients. Luís Barragan built for his own needs and Fujimoto for the family of three.


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Die wesentlichen Aspekte, die abgeschlossene, eigene Funktion für einen Raum, die vertikale Gleichheit der Räume und die Natur in das Innere hinein zu holen, wurden als Grundlage für den Step 2-Entwurf verwendet. Zum größten Teil bezieht sich der Entwurf jedoch auf das House H. Dominant ist das Mittel Räume voneinander abzugrenzen ohne auf Wände rückgreifen zu müssen. Außerdem bleibt die Treppe als dynamisches Element erhalten und sorgt so dafür, dass jeder Raum auf unterschiedlichen Ebenen erreichbar ist. Zugefügt wird allerdings noch eine direkte Treppe mittig des Hauses um den Rückzug auf der Dachterrasse direkt erreichen zu können.

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Die Holzreppen als auffälliges Element sollen nicht nur die einzelnen Ebenen und Räume miteinander verbinden, sondern auch als Möbiliar dienen und Wärme in das Betongebäude hineinbringen. Sie soll zum Verweilen einladen und Raum und Möglichkeiten bieten, aus denen weitere Möbel entstehen können. Im Eingangsbereich beispielsweise leitet ein langer als Wand wahrnehmbarer Holzschrank in die Materialität und Wirkung der Treppe ein und geht über in die 40cm tiefen Treppenstufen, die sich perfekt zum Sitzen eignen.


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The essential aspects, the self-contained function of a space, of bringing the vertical equality of spaces and nature into the interior, were used as the basis for the Step 2 design. For the most part, however, the design refers to House H. The dominant feature is the ability to separate rooms from one another without having to resort to walls. In addition, the staircase remains as a dynamic element and ensures that each room is accessible on different levels. However, added a direct staircase in the middle of the house to the retreat on the roof terrace directly.

The wooden stairs as a striking element should not only connect the individual levels and rooms with each other, but also serve as furniture and bring heat into the concrete building. It should invite you to linger and offer space and possibilities from which further furniture can emerge. In the entrance area, for example, a long wooden wall unit, recognizable as a wall, introduces the materiality and effect of the staircase and transitions into the 40 cm deep steps.

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analysis regained _3.0 ] .step 2 index model

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Außenperspektive Lageplan Grundstückfotos Konzeptdarstellung Gemeinschaft, Arbeiten, Natur und Rückzug Konzeptdarstellung in Visualisierungen Schnitte Ansichten Grundrisse Modellfoto direkte Treppe Visualisierung Café Aspekt Gemeinschaft Visualisierung Workspace Aspekt Arbeiten Visualisierung Dachterrasse Aspekt Natur Visualisierung Sleepingbox Aspekt Rückzug Modellfotos außen Modellfotos Ebenen Modellfotos innen

Grundstück Angepasst an das länglich, sich nach Norden verengende Grundstück, läuft auch das Gebäude Richtung Norden enger zusammen. Wie reingeschoben steht es in dem 4m hohen Hang, mal verschlossen, mal zeigt es sich. Die klare Geometrie wiederholt sich vertikal auf den unterschiedlichen Geschossen. Akzente werden durch die von den Funktionen der Räume abhängig unterschiedlich großen Fensteröffnungen gesetzt, wodurch das Licht durch das Gebäude wandert und der Betrachter den Raum stetig neu erleben kann. Die Fassadenöffnungen sind an die städtebauliche Umgebung angepasst. Zu der Nachbarsfassade im Osten ist sie komplett verschlossen und findet keinen Bezug. Da zu den Bahngleisen die privateren Zimmer gerichtet sind, finden sich hier mehr und ggrößere Öffnungen, die einen schönen Ausblick über die Schienen und die Umgebungshäuser bietet. Auch die westliche Fassade ist eher offen gestaltet, da sie einen weiten Blick bietet und besonders im Verlaufe des Abends schönes Licht in das Haus hereinbringt. Die Vorderfassade legt den Fokus auf das große Fenster des Cafés und das eher kleinere Fenster im obersten GGeschoss auf der Dachterrasse. Es ergeben sich also durch gezielt gewählte Öffnungen fokussierte Bezüge. GSEducationalVersion

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property Adapted to the oblong, north-constricting property, the building also runs closer to the north. As if pushed in it stands in the 4m high slope, sometimes closed, sometimes it shows.

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The clear geometry is repeated vertically on the different floors. Accents are set by the differently sized window openings depending on the functions of the rooms, whereby the light moves through the building and the viewer can experience the space constantly.

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The façade openings are adapted to the urban environment. It is completely closed to the neighboring facade to the east and has no relation. Since the railway tracks are directed to the more private rooms, there are more and larger openings that offer a beautiful view over the tracks and surrounding houses. The western façade is also more open, as it offers a wide view and brings in especially in the course of the evening beautiful light in the house. The front façade focuses on the large window of the café and the rather smaller window on the top floor on the roof terrace. This results in deliberately chosen openings focused references. 03.02

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Wir greifen in unserem Entwurf hauptsächlich vier Aspekte auf, die nicht zwingend einem bestimmten Raum zugewiesen sind, sondern durch Ebenenverschiebungen und Bezüge durch Öffnungen der Wände jedem Raum zu einem gewissen Teil zuzuordnen sind. Diese vier sind Gemeinschaft, Arbeit, Natur, Rückzug. Gemeinschaft findet sich im ganzen Haus. Zu Beginn hauptsächlich in den unteren Räumen, die der Kommunikation und dem Café dienen, als auch in den coworking spaces in denen die Besucher von einem Austausch untereinander profitieren können, bis hin zu der oberen Wohngemeinschaft, in denen man aus seinen Zimmern den Bezug nach unten und zu den anderen Räumen durch Öffnungen nicht verliert und sich so immer als Teil des Geschehens sieht. Natur wird durch zwei öffentliche und eine eher privatere, dem Rückzug zuzuordnenden, Dachterrasse beziehungsweise Wintergarten generiert, die nicht nur den Besuchern innerhalb der Ebene, sondern auch darunter durch Oberlichter Bezug nach draußen bietet. Für den Rückzug haben wir unterschiedliche Arten von Schlafmöglichkeiten entwickelt, die je nach Bedürfnissen und Länge des Aufenthaltes der Besucher variieren. Von ca. 8qm „Boxen“, die lediglich ein Bett und ein wenig Verstauraum bietet, bis hin zu einer großzügigen Wohnung am Ende der Wegeführung, die sich für ein entspanntes Leben mit zwei Personen und eigener Küche eignet. Insgesamt bietet das Gebäude Platz für neun bis zehn temporäre Bewohner innerhalb des Hauses. 03.03

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In our design, we are mainly picking up four aspects that are not necessarily assigned to a specific room, but that can be assigned to each room to a certain extent through shifts in planes and references through openings in the walls. These four are community, work, nature, retreat. Community is found throughout the house. At the beginning mainly in the lower rooms that serve the communication and the café, as well as in the coworking spaces in which the visitors can benefit from an exchange with each other, up to the upper residential community, in which one refers from his rooms down and does not lose contact to the other rooms through openings and thus always sees itself as part of the action. Nature is generated by two public and a more private, retreatable, roof terrace or conservatory, which not only offers visitors within the level, but also through skylights the contact to the outside. For the retreat, we have developed different types of sleeping arrangements that vary according to the needs and length of the visitor‘s stay. From about 10 square meters of „boxes“, which offers only a bed and a little storage space, to a spacious apartment at the end of the route, which is suitable for a relaxed life with two people and their own kitchen. Overall, we have room for nine to ten temporary residents inside the house.

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Auch die Treppe bleibt ein wichtiges Element, das die Räume und Ebenen dynamisch miteinander verbindet, aber auch zum Verweilen einlädt. Sie bricht die Kühle der Betonwände auf und zieht sich durch jede Ebene des Gebäudes durch. Sie soll auch hier wieder zum Möbelstück des Gebäudes werden und dem Bewohner oder Besucher gleichzeitig eine Möglichkeit des Verweilens bieten. Durch die sich immer wieder zueinander öffnenden Ebenen, bieten sich sowohl Orte für Gemeinschaft und Kommunikation, als auch Möglichkeiten des Rückzuges und Arbeitens.

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Even the staircase remains an important element that dynamically connects the rooms and levels, but also invites you to linger. It breaks the cool of the concrete walls and extends through every level of the building. Here, too, it is to become the piece of furniture of the building again and simultaneously offer the resident or visitor a chance to linger. Through the ever-reopening levels, there are both places for community and communication, as well as opportunities for retreat and work.


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