Palliative Care: Schwelle zum sanften Licht
dokumentation | ma.m2.2 _palliative care: schwelle zum sanften Licht annika czichon prof. kazu blumfeld hanada Š MSA | mßnster school of architecture 2020
Inhalt
Vorwort Aufgabenstellung i: Einleitung
8-13
Palliativmedizin im Kontext Trendforschung in Gesundheit, Gesellschaft, Medizin und Technologie ii: Grundlagen
14-19
Begriffsherkunft «palliativ» Geschichte des Hospizbewegung Hospizversorgung und Palliativversorgung Zahlen, Daten, Fakten iii: Palliativnetz
20-27
Stufenmodell der palliativen Versorgung Episoden der Behandlung iv: Palliativstation Abläufe in der palliativen Behandlung Palliatives Personal Grundsätze für die palliative Behandlung Vierdimensionalität der Behandlung
28-41
Bevorzugter Ort der Versorgung Räumliche Anforderungen Atmosphärische Anforderungen v: Fazit Recherche
42-43
vi: Architektonische Referenzen
44-55
Konzept einer ‚heilenden Architektur‘ - Alvaar Aalto Grundprinzipien nach Aalto - Licht, Luft und Ausblick in die Natur Gedenkstätte Wang Jing Memorial Hall - Desgin and Architecture DnA vii: Räumlicher und baulicher Kontext
56-67
Herz-Jesu-Krankenhaus Lage und Umgebung Impressionen Grundstücksanalyse Umgang mit dem Bestand viii: Herleitung des Entwurfs Peter Rosegger Nusing Home - Dietger Wissounig Architekten Cholera Treatment Center - MASS Design Group Sammlung baulicher Elemente
68-79
ix: Entwurf
80-129
Entwurfshypothese und Entwurfsziel Thema des Entwurfs Konzept Entwurfselemente Raumprogramm Konzept Entwurfselemente Axonomentrische Darstellung Grundrisse Grundrisse Schnitte Perspektive Ansichten Materialität Konstruktion Tragwerk Modularität Konstruktionsdetails x: Fazit Entwurf Literatur Abbildungen
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Vorwort
Der letzte Lebensabschnitt verändert die Sicht auf die Dinge. Der Weg erfordert Entscheidungen und schwierige Gespräche. Die Palliative Care unterstützt den Menschen in dieser Zeit, sie kontrolliert Symptome und lindert Schmerzen um die Lebensqualität am Ende des Lebens zu erhalten. Das umfassende Team aus Ärzten, Pflegern und Therapeuten leistet die palliative Versorgung. Sie folgt dem Ansatz einer ganzheitlichen Behandlung, die sich nicht nur den körperlichen Beschwerden annimmt, sondern auch emotionale und psychologische Unterstützung für den Patienten und seine Angehörigen bietet. Viele der Patienten und Angehörigen, wie auch ein Großteil der Gesellschaft sind bis zur Diagnose der Erkrankung nur sehr selten mit dem Sterben in Berührung gekommen und der Tod ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Trotz allem was die Arbeit auf Palliativstation bietet, ist die Station oft kein Ort, den man gerne besucht. Hier ist es gefordert, nicht nur die medizinisch-technischen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch auf das individuelle und soziale Wohlbefinden der Patienten, der Angehörigen und des Personals einzugehen. Die Architektur spielt hierbei eine große Rolle. Durch die Wahl der architektonischen Mittel lässt eine wohltuende Atmosphäre erzeugen und ein positives Lebensgefühl bestärken.
Vorwort
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Aufgabenstellung
In der Dokumentation zum Entwurfskurs «Palliative Care - Schwelle zum sanften Licht» wird die Thematik der Palliative Care aus medizinischen, soziologischen, gesellschaftlichen und architektonischen Gesichtpunkten betrachtet, die charakteristischen Merkmale erläutert und die Herausforderungen aufgezeigt, die mit dem Entwurf einer Palliativstation einhergehen. Die steigende Zahl der alternden Bevölkerung in deutschen Städten und anderen Ländern, sowie die Nachfrage nach Palliative Care bringt eine hohe Anzahl an benötigten Palliativstationen hervor. Vielerorts werden Palliativstationen vergrößert und nachgerüstet. Da die bestehenden Strukturen oftmals veraltet sind nicht den Anforderungen an eine zeitgemäße Einrichtung entsprechen, werden auch in Zukuft deutlich mehr neue Stationen benötigt. Im Zuge der thematischen Auseinandersetzung wird die Möglichkeit genutzt, um unterschiedliche Aspekte der Pallativstationen zu überdenken und bisher Bekanntes zu verändern, indem die Gegebenheiten aus der Perspektive von Patienten, dem Personal, den Angehörigen und der Gesellschaft betrachtet werden. Die Dokumentation soll neue Impulse und Visionen hervorbringen, die in dem Entwurf der Palliativstation in Münster verwirklicht werden. Mit der Aufgabe des Entwurfs einer zukünftigen Palliativstation gehen spezielle Anforderungen, einher, den anspruchsvollen Bedürfnissen der Patienten, dem Personal und den Angehörigen gerecht zu werden. Gleichzeitig bietet
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Aufgabenstellung
sich die Chance, die Thematik des Sterbens zu behandeln, den Tod als mit dem Lebens verbundenen Teil zu akzeptieren und den Beteiligten einen Ort zu schaffen, der ihnen zu Gute kommt. Die Palliativstation soll als essenzielle Einrichtung angesehen werden, die die Beschäftigung mit der Thematik zulässt, die Patienten in ihrem letzten Lebensabschnitt versorgt und eine Umgebung bietet, die die Angehörigen unterstützt und auf die Tätigkeiten der Pfleger abgestimmt ist.
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Palliativmedizin im Kontext
Einleitung
Einordnung des medizinischen Fachbereichs Die Palliativmedizin stellt neben den großen Fachbereichen wie z.B. der Allgemeinmedizin, der Anästhesiologie oder der Neurologie eine kleinere spezialisierte Fachrichtung dar. Bei Palliativmedizinern handelt es sich in der Regel um Fachärzte, die neben der Facharztausbildung eine zusätzliche Weiterbildung absolviert haben, um im Bereich der Palliative Care tätig sein zu können.
Zielsetzung der palliativen Medizin Die kurative Medizin strebt die vermeitliche Wiederherstellung der Gesundheit vor der Erkrankung bzw. Heilung der Patienten an. Sie behandelt mit dem Ziel die Lebenserwartung zu verlängern. In der palliativen Medizin geht es nicht um die Heilung der Krankheiten, sondern viel mehr darum den Patienten „in sich“, in seinem Inneren zu heilen, die Erkrankung anzunehmen und dabei die Lebenserwartung weder zu steigern, noch zu verkürzen.
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i: Einleitung
Durch die Symptomkontrolle werden auftretenden Symptome und Beschwerden durch verschiedene Maßnahmen gelindert und eine Funktionsverbesserung angestrebt, um die Lebensqualität zu erhöhen und das Ende des Lebens zu gestalten. Nach einer diagnostizierten Krankheit werden zunächst kurative Behandlungen begonnen (Operationen, Therapien etc.). Wenn die Maßnahmen der kurativen Behandlung die Erkrankung nicht heilen können, und die Erkrankung zurück kommt, beginnt das palliative Denken. Die kurative und die palliative Medizin sind daher kein Gegensatz, sondern ein fließender Übergang.
Organisation des Palliativnetzes Das palliative Netzwerk besteht aus verschiedenen Einrichtungen und Dienstleistern der Palliativ- und Hospizversorgung. Der Aufbau ist davon abhängig, wie die medizinische und pflegerichte Infrastruktur in den jeweiligen Regionen aussieht. Im Regelfall besteht es aus angeschlossenen Hausärzten, Palliativärzten, darunter ambulante Dienste, die die Patienten zu Hause versorgen, den stationären Einrichtungen und weiteren Dienstleistern, darunter Physiotherapeuten und Seelsorgern. Im Bereich der Hospizversorgung gibt es außerdem ambulante Hospizdienste und stationäre Hospize.
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Trendforschung in Gesundheit, Gesellschaft, Medizin und Technologie
kapital 01 (Inhalt des Kapitals)
Relevante Trends, Eigene Darstellung
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i: Einleitung
Trendforschung Gesundheit, Gesellschaft, Medizin und Technologie Im Bereich der Palliative Care lassen sich einige relevante Trends ablesen, die für die zukünftige Entwicklung des Gesundheitswesens von Bedeutung sind. Das Gesundheitswesen und die Palliative Care stehen vor ständigen Veränderungen die durch verschiedene gesellschaftlichen, sozialen, ökonomischen, ökoligischen und gesundheitsspezifischen Trends herbeigeführt werden. Es wird deutlich, dass die Nachfrage nach Palliative Care groß und es ist absehbar, dass sie in Zukunft weiter steigen wird. Daher ist es sinnvoll, das palliative Angebot in Deutschland weiter auszubauen, um die große Zahl an Patienten behandeln zu können.
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Begriffsherkunft
Grundlagen
Begriffsherkunft Der englische Begriff «Palliative Care» bedeutet sowohl Fürsorge, Pflege wie auch Behandlung und lässt sich aufgrund dieser Mehrschichtigkeit nicht adäquat ins Deutsche übertragen. Deutsche Bezeichnungen für diesen ganzheitlichen Ansatz sind Palliativbetreuung oder Palliativversorgung. ¹ Der Begriff «palliativ» stammt vom lateinischen Wort pallium, das Mantel bedeutet. Der Begriff Palliare bedeutet in etwa bemäntel, verbergen und umhüllen.
Abb. Begriffsherkunft, Eigene Darstellung
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ii: Grundlagen
Geschichte der Hospizversorgung DIe Pflege und Betreuung sterbenskranker Menschen ist auf ein sehr frühes Zeitalter zurückzuführen. Verschiedene mittelalterliche Illustrationen lassen die Wurzeln der seit Ende der 1960er Jahre beginnenden Hospizbewegung in England erkennen. Die Krankenschwester Cicely Saunders gründete 1967 mit dem St. Christophers Hospice das erste stationäre Hospiz und löste damit eine weltweite Bewegug aus. Das Konzept der britischen Krankenschwester legte den Grundstein für die moderne Hospizbewegung und stellt heute den Grundlage der Palliative Care dar. Es beinhaltet ein international anerkanntes Konzept zur Beratung, Begleitung und Versorgung für Menschen mit einer nicht heilbaren Erkrankung. Neben der rein medizinisch-körperlichen Versorgung umfasst es auch eine psychische, spirituelle und soziale Dimension. Das Ziel der Behandlung ist die Lebensqualität der Patienten am Ende des Lebens zu erhalten. Zitat: „Es geht nicht darum dem Leben mehr Tage zu geben, sondern die Tagen mehr Leben.“ Cicely Saunders, 1967
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Hospizversorgung und Palliativversorgung
In Deutschland wird die palliative Versorgung von meherern Einrichtungen des Gesundheitswesens angeboten. Die tragenden Säulen sind hierbei die Hospizversorgung und die Palliativversorgung.
Die Hospizversorgung Die Hospizversorgung leistet Sterbebegleitung für Patienten und deren Angehörige am Ende des Lebens. Die Patienten werden zu Hause, in Tagesklinken und in stationären Hospizen begleitet. Das Personal, darunter vor allem ehrenamtliche Mitarbeiter leisten vor allem psychosoziale Betreuung und Sterbebegleitung.
Die Palliativversorgung Die Palliativversorgung bietet eine umfassende Versorgung für Patienten, die an einer fortgeschrittenen Erkrankung leiden und noch eine begrenzte Lebenserwartung haben. Sie ist primär medizinisch ausgerichtet und umfasst ärztliche und pflegerische Leistungen, die die Lebensqualität in den Mittelpunkt stellen und dabei die Überlebenszeit weder verlängern noch verkürzen. Die Patienten werden vom Ambulanten Palliativdiensten in ihrer häuslichen Umgebung oder auf Palliativstationen versorgt. Zum multiproffessionellen Ansatz gehört die Kontrolle von Schmerzen, das frühzeitige Erkennen, Beurteilen und Behandeln von körperlichen Symptomen sowie von sozialen, psychologischen und spirituellen Problemen. Die Palliativversorgung umfasst den Patienten, aber auch seine Angehörigen und deren Umfeld.
ii: Grundlagen
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Hospizversorgung und Palliativversorgung, Eigene Darstellung
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Zahlen, Daten, Fakten
Deutschland In Deutschland entstand die erste Palliativstation im Jahr 1983 an der Universitätsklinik in Köln, die seit dem als Vorbild für Palliativstationen gilt. Im Jahr 1996 gab es 28 Palliativstationen, seit dem hat sich die Zahl bis heute mehr als verdreifacht. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 330 Palliativstationen in Krankenhäusern, drei davon für Kinder- und Jugendliche. Einen leicht geringen Anstieg gibt es bei der Zahl der stationären Hospize. Im Jahr 1996 gab es 30 Hospize, bis heute wurden 250 Hospize errichtet. Von den approbierten Fachärzten haben bis 2018 etwa 12.346 Mediziner die Zusatzausbildung Palliativmedizin absolviert. In keiner anderen Weiterbildungsmaßnahme gibt es eine so hohe Zahl an Absolventen. 1997 erschien erstmals das deutschsprachige ‚Lehrbuch der Palliativmedizin‘. Der erste Lehrstuhl für Palliativmedizin wurde 1999 in Bonn eingerichtet. Die medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München war die Erste, die Palliativmedizin als Pflichtfach in das Medizinstudium aufnahm. Inzwischen bieten verschiedene Universitäten den Studiengang Palliativ Care an. Neben Studenten der Humanmedizin steht der Studiengang Absolventen aus dem Bereich der Pflegewissenschaft, der Psycholigie, der Sozialwissenschaften und der Theologie offen. Außerdem gibt mehr als 120.000 Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und die Arbeit der Palliativversorgung unterstützen.
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ii: Grundlagen
ie Enr Pallativmedizin in Deutschland aus
Münster In Münster hat das Herz-Jesu-Krankenhaus 2007 eine Palliativstation eingerichtet. Seit dem arbeitet das Team aus Palliativmedizinern und beratenden Fachärzten aus dem Herz-Jesu-Akutkrankenhaus, sowie Pflegern und therapeutischen Dienstleistern eng zusammen. Die Palliativstation ist Teil des «Palliativnetz Münster e.V.». und steht mit verschiedenen medizinischen und sozialen Einrichtungen in Münster im Austausch um eine umfassende palliativmedizinische Versorgung zu gewährleisten. Auf medizinischer Ebene sind dies ambulante Pflegedienste wie der «palliativmedizinische Konsiliardienst», Haus- und Fachärzte, Apotheken sowie weitere Krankenhäuser. Verschiedene Beratungsdienste wie der «Hospizbewegung Münster e.V.» und das «palliativ-Mobil» bieten Beratung im häuslichen Umfeld an. Zudem gibt es neben «ALPHA-Westfalen» weitere institutionelle Einrichtungen die Aufklärungs- und Informationsarbeit leisten. Auf sozialer Ebene können psychische, soziale oder spirituelle Angebote durch regionale Pysiotherapeuten, Psychologen, Seelsorger und Kirchengemeinden, Sozialdienste oder Einrichtungen zur Trauerbegleitung gewährleistet werden. Das Universitätsklinikum zu dem das Herz-Jesu-Krankenhaus gehört ist eng mit der Lehre und Ausbildung verknüpft. Das Krankenhaus bietet Bildungsmaßnahmen für Ärzte, Pfleger und Studenten an.
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Stufenmodell der palliativen Versorgung
Palliativnetz
Stufenmodell der palliativen Versorgung Die verschiedenen Einrichtungen in der Hospiz- und Palliativversorgung stehen fĂźr unterschiedliche Stufen der Versorgung. Neben der spezialisierten Palliativversorgung wird ein GroĂ&#x;teil der Palliativversorgung durch ambulante, nicht spezialisierte Versorgungsangebote und ein weiterer Teil von unterstĂźtzender allgemeiner Palliativversorgung geleistet.
Stufenmodell, Eigene Darstellung
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iii: Palliativnetz
Nicht-spezialisierte Angebote Familiäres Umfeld Familienmitglieder, pflegende Angehörige und Freunde können bei einer Behandlung im häuslichen Umfeld einen großen Beitrag zur Pflege der Patienten leisten. Der Palliative Versorgungsansatz wird von nicht-spezialisten Angeboten, die nur gelegentlich Palliativpatienten, verfolgt. Dazu gehören Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime, niedergelassene (Fach)-Ärzte und ambulante Krankenpflegedienste.
Stufe Nicht-spezialisierte Angebote, Eigene Darstellung
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Stufenmodell der palliativen Versorgung
Spezialisierte Unterstützung für allgemeine Palliativversorgung Die allgemeine Palliativversorgung wird von Behandlern erbracht, die eine spezialisierte Weiterbildung in der Palliative Care haben. Palliativer Konsildienst Der palliative Konsildienst leistet Beratung und Unterstützung für anderes Klinikpersonal. Durch ein Mentoring den Diensthabenen Personals wird die Betreung der Patienten verbessert. Um den Übergang von stationärer zu ambulanter Betreung zu vereinfachen, vernetzt er sich mit Diensten innerhalb und außerhalt des Krankenhauses. Er bietet formelle und informelle Ausbildung an und unterstützt die zugehörigen Familien sowie andere Behandler. Ambulanter Palliativdienst (Home Care) Das ambulante Palliativteam leistet spezialisierte Palliativversorgung für Patienten, die zu Hause versorgt werden. Es unterstützt deren Familien und Betreuer und bietet spezialisierte Beratung für Hausärzte, andere niedergelassene Fachärzte und Pflegefachkräfte, die die Patienten zu Hause betreuen. Ambulanter Hospizdienst (ehrenamtliche Hospizarbeiter) Der ambulante Hospizdienst besteht aus Ehrenamtlichen Hospizarbeitern mit spezialisierter Ausbildung, die von einem Koordinator betreut werden und eng mit professionellen Angeboten der Palliativversorgung zusammen arbeiten. Er bietet Unterstützung und Beistand für Patienten und ihre Angehörigen in Zeiten der Erkrankung, der Schmerzen, des Abschieds und der Trauer. Tageshospiz Tageshospize und Tageszentren sind Krankenhäusern oder Gemeinden zugeordnete Stationen, die kreative und therapeutische Aktivitäten für Patienten bieten. Sie bestehen aus einem multiprofessionelles Team und werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern unterstützt. Bei Bedarf können auch weitere Berufsgruppen wie Physiotherapeut, Sozialarbeiter oder Seelsorger hinzugezogen werden.
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iii: Palliativnetz
Spezialisierte Palliativversorgung Die spezialisierte Palliativversorgung behandelt Patienten mit komplexen und schwierigen Symptomen und Bedürfnissen, die durch andere Behandlungsmöglichkeiten nicht abgedeckt werden. Die Behandlung erfordert einen höheren Ausbildungsgrad sowie eine intensivere Ausstattung mit Personal und anderen medizinischen Mitteln. Palliativambulaz Palliativambulanzen bieten Sprechstunden und Beratung für Patienten die Zuhause leben und denen es möglich ist, die Klinik aufzusuchen. Stationäres Hospiz Ein stationäres Hospiz nimmt Patienten in ihrer letzten Lebensphase auf, wenn die Behandlung in einem Krankenhaus nicht mehr notwendig und die Betreuung zu Hause oder einem Pflegeheim nicht möglich ist. Es hat in vielen Ländern eine ähnliche Funktion wie die Palliativstation. Palliative Kompetenzzentren (Centres of Excellence) Kompetenzzentren bieten akademische Möglichkeiten zur Aus-. Fort- und Weiterbildung, Forschung, Öffentlichkeitsarbeit sowie für die Entwicklung von Standards und neuen Methoden an. Palliativstation Palliativstationen leisten spezialisierte stationäre Palliativversorgung. Sie sind oftmals einem Krankenhaus zugeordnete Stationen, die Patienten aufnehmen deren medizinischer Zustand (körperlich, psychologisch, sozial und spirituell) eine spezialisierte multiprofessionelle Palliativversorgung erfordert. Ihr Ziel ist es, krankheits- und therapiebedingte Beschwerden zu lindern und, falls
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Stufenmodell der palliativen Versorgung
möglich, den Zustand des Patienten zu stabilisieren sowie den Patienten und seine Angehörigen psychologisch und sozial so zu unterstützen, dass die Entlassung nach Hause oder die Verlegung in eine andere Versorgungsstruktur möglich wird. Das spezialisierte Kernteam besteht aus Ärzten*innen und Pflegefachkräften und wird durch ein ergänzendes Team aus spezialisierten Versorgungseinrichtungen vervollständigt. Spezialisierte Versorgungseinrichtungen Das ergänzende Team steht im umfassenden Austausch mit dem Kernteam und umfasst angegliederte Berufsgruppen, darunter: -Sozialarbeiter -Behandler mit Kompetenzen in psychosozialer Unterstützung - eine angemessene Anzahl von Mitarbeitern für administrative und Sekretariats- sowie allgemeine Bürotätigkeiten - Physiotherapeuten - Trauerbegleiter - Koordinatoren für seelsorgerische Betreuung - Koordinatoren für Ehrenamtliche - Seelsorger (Klinikseelsorge) - Wundpflegespezialisten - Spezialisten für Lymphödemtherapie - Ergotherapeuten - Logotherapeuten - Ernährungsberater - Pharmazeuten Therapeuten für komplementäre / alternative Heilverfahren - Trainer / Unterrichtende - Bibliothekare Allgemeine Unterstützung Einrichtungen für spezialisierte Palliativversorgung schließen ehrenamtliche Mitarbeiter mit ein, die innerhalb eines Team unter der Verantwortung eines Koordinators arbeiten.
iii: Palliativnetz
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Abb. Palliativnetz, Eigene Darstellung
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Episoden der Behandlung
Die jeweiligen Stufen der palliativen Versorung übernehmen je nach Krankheitsverlauf die Versorung, Beratung und Infomation der Patienten und ihren Angehörigen. Neben der sensiblen Kommunikation mit dem Patienten ist die Verständigung der Angebote und Dienstleister des palliativen Netzwerkes untereinander, sowie der wechselseitige Austausch von Informationen die wichtigste Basis der Palliativversorgung.
Episoden der Behandlung Die Behandlung in den verschiedenen Einrichtungen der Hospiz- und Palliativersorgung erfolgt immer in Episoden. In der Regel ist der behandelnde Hausarzt, der eine allgemeine Palliativversorgung (AAPV) leistet, der erste Ansprechpartner. Bei Komplikationen im Krankheitsverlauf kann der Hausarzt im Rahmen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) einen Palliativmediziner oder ein Palliativteam in die Behandlung mit einbeziehen. Für viele Angehörige ist es in dieser Episode nicht möglich die Pflege des Patienten zu übernehmen. Wenn dies abzusehen ist, kann der Patient in einer stationären Pflegeeinrichtung aufgenommen werden. Wenn die Symptome durch die ambulante Palliativversorgung nur unzureichend behandelt werden können, oder wenn eine weitere spezielle Diagnose oder Therapie benötigt wird, so der Arzt die Behandlung in eine Palliativstation anordnen. Nach der Entlassung wird der Patient dann wieder von einem Facharzt oder den ambulanten Diensten versorgt. Je nach Krankheitsverlauf ist eine Wiederaufnahme auf die Palliativstation möglich, sodass der Patient mehrere Episoden der Behandlung auf der Palliativstation verbringt.
iii: Palliativnetz
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Episoden der Behandlung, Eigene Darstellung
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Abläufe in der palliativen Behandlung
Palliativstation
Verteilung der häufigsten Todesursachen in Deutschland im Jahr 2017
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iv: Palliativstation
Erkrankung Am Beginn der medizinischen Versorgung steht eine schwere chronische Erkrankung die durch ihren Krankheitsverlauf eine zunehmende Behandlung bedarf. Die onkologischen Krankheiten (Tumorerkrankungen) machen einen großen Teil (etwa 90%) der Erkrankungen aus. Der weitere Teil belegen nicht-onkologische Erkrankungen wie Organerkrankungen (Herz-, Lungen- und Nierenerkrankungen) darunter Erkrankungen des Atmungssystems (chronische Lungenkrankheiten) und Herz-Kreislauf Erkrankungen (Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Herzschwäche). Desweiteren gehören Infektionserkrankungen, schwere Demenz und Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen zur Gruppe der nicht-onkologischen Erkrankungen. Das Diagramm zeigt, dass Kreislauferkrankungen für mehr als einen Drittel aller Todesfälle im Jahr 2017 verantwortlich sind, gefolgt von 25% Tumorneubildungen und 9% Atemwegserkrankungen. Aufnahme auf die Palliativstation Patienten die an einer Erkrankung leiden, werden auf die Palliativstation aufgenommen, wenn der Leidensdruck der Symptome so stark und komplex ist und sie eine umfassende, ständige Behandlung benötigen, die nicht mehr vom zuständigen Hausarzt und den stationären und ambulanten Diensten übernommen werden kann. Therapieziel Nach der Aufnahme des Patienten wird zusammen mit Ärzten, Pflegern und Angehörigen das Therapieziel definiert. Da das Behandlungsziel in der Palliativmedizin nicht selbstverständlich ist, wird ein Vertrag über die Behandlungsmaßnahmen angefertigt, der festhält, was der Patient erreichen möchte und welche Möglichkeiten die Palliativmedizin ihm bieten kann. Behandlungsziel Die Behandlungsmaßnahmen zielen auf die Linderung der Symptome ab und darauf, den Patienten und seine Angehörigen psychologisch und sozial so zu unterstützen, dass die Lebensqualität steigt und eine Entlassung nach Hause oder die Verlegung in eine andere Versorgungsstruktur möglich wird. Entlassung Nach einer durchschnittlichen Verweildauer von zwei Wochen wird der Patient aus der Station entlassen. Im Durchschnitt werden 1/3 der Patienten nach Hause entlassen, 1/3 wird in ein Hospiz verlegt und 1/3 verstirbt auf der Station. Nach dem Tod der Patienten bleibt der Kontakt zwischen dem palliativen Personal und den Angehörigen oft noch bestehen und sie kehren zum Abschiednehmen, Aufarbeiten und zur Trauer auf die Palliativstation zurück. Vierdimensionalität der Behandlung
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Palliatives Personal
Ärzte und Pflegefachkräfte Das behandelne Kernteam auf der Palliativstation besteht aus Ärzten und Pflegern. Die Behandlung durch die Ärzte erfolgt interdisziplinär, sodass neben spezialisierten Palliativmedizinern auch andere Fachärzte herangezogen werden können. Dabei stehen den Ärzten alle im Akutkrankenhaus vorhandenen medizinischen Werkzeuge und Geräte zur Verfügung. Die spezialisierten Pflegefachkräfte versorgen den Patienten während des Aufenthalts. In der Palliativversorgung erfolgt die Behandlung gänztägig und 7 Tage die Woche. Der empfohlene Versorgungsschlüssel liegt bei 0,15:1 Ärzten pro Bett und 1:1 Pfleger pro Bett.
Therapeuten Das spezialisierte Kernteam aus Ärzte*innen und Pflegefachkräften wird durch spezialisierte Therapeuten und Versorgungseinrichtungen ergänzt. Durch den multiprofessionellen Ansatz werden alle grundlegenden Bedürfnisse der Patienten versorgt. Hier zu gehören: - Sozialarbeiter - Behandler mit Kompetenzen in psychosozialer Unterstützung - Physiotherapeuten - Trauerbegleiter - Koordinatoren für seelsorgerische Betreuung - Koordinatoren für Ehrenamtliche - Seelsorger (Klinikseelsorge) - Wundpflegespezialisten - Ergotherapeuten - Logotherapeuten - Ernährungsberater - Pharmazeuten - Therapeuten für komplementäre/ alternative Heilverfahren
Zusammenarbeit im Team Die gute Zusammenarbeit und ausgiebige Kommunikation unter dem palliativen Personal ist der entscheidene Faktor für die Versorgung der Patienten. Dabei stehen die Pfleger im Mittelpunkt des Teams, indem sie die Informationen an die Ärzte und an andere spezialisierte Therapeuten weitergeben. Das palliative Personal trifft sich täglich für Besprechungen. Neben dem Inforamtionsaustausch dienen die Treffen auch dazu, schwierige Situationen anzusprechen und sich gegenseitig zu Entlasten. Hierfür stehen Seelsorger oder ein teamunabhängiger Berater (Superviser) zur Verfügung.
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iv: Palliativstation
Kommunikation mit Patienten Für die Kommunikation mit dem Patienten wird sich in der palliativen Versorgnung viel Zeit genommen. Dabei muss der Mensch immer als Subjekt gesehen werden und darf nicht zum bloßen Objekt der Behandlung werden. Die palliative Behandlung befolgt diesen Grundsatz und stellt die Werte der Wahrheit und Offenheit, der Autonomie, und des Patientenwillen an erste Stelle.
Einbeziehen von Angehörigen Neben dem respekt- und würdevollen Umgang mit dem Patienten werden auch seine Angehörigen in die Behandlung mit einbezogen. Es finden Gespräche zwischen Angehöriggen, Ärzten und Pflegern statt, um sie in der schweren Zeit zu begleiten und ihnen beizustehen.
Grundsätze zur palliativen Behandlung Wahrheit und Offenheit Der Patient hat einen Anspruch auf wahre und hinreichende Information über seine Krankheit und seine Prognose. Nur auf der Grundlage der Fakten kann der Entscheidungen für sein Leben treffen. Autonomie Der Patient muss allen Schritten der Behandlung sein Einverständnis geben und fällt die letzten, sein Leben betreffenden Entscheidungen. Selbst wenn seine Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind, müssen sie respektiert werden. Patientenwille Willenäußerungen können durch den Patienten selbst oder durch eine Patientenverfügung festgelegt werden. Anhand des klar geäußerten Patientenwillen oder des „mutmaßlichen Willen“ wird vom Arzt entschieden, welche Behandlungen indiziert werden.
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Viiesdimensionalität der Behandlung
Vierdimensionale Behandlung Durch die multiprofessionelle Behandlung der Patienten werden nicht nur seine körperlichen Symptome, sondern auch die psychischen, sozialen und spirituellen Probleme erfasst und behandelt. Die physische Dimension umfasst körperliche Symptome, die anhand von Messinstrumenten regelmäßig systematisch erfasst und behandelt werden. Symptome, die bei 70-80% der Palliativpatienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien auftreten, können in Folge der Behandlung (z.B. Nebenwirkungen der Chemotherapie) oder durch die Erkrankung selbst hervorgerufen werden. Typische Symptome sind Atemprobleme (Atemnot), Schmerzen, Müdigkeit, allgemeine Schwäche, Mundtrockenheit, Hautprobleme, Gewichtsabnahme und Appetitverlust, Verdauungsstörungen (Darmverschluss), Übelkeit und Erbrechen. Die psychische Leiden der Patienten sind medizinisch nicht messbar. Symptome für das psychische Leiden sind Angst um sich/Angst um die Familie, Wut, Trauer, Depression, Kontrollverlust, Agression, Hoffnungslogikeit. Für die Gesundheit von Psyche und Körper werden die psychischen Stressfaktoren in regelmäßigen Gesprächen erfasst und behandelt. Die Patienten lernen Strategien zur Bewältigung und zur Kompromissfindung. Die soziale Dimension beschäftigt sich mit der Lebenswelt der Patienten. Die Organsisation des Aufenthalts orientiert sich an den gewohnten Lebens- und Tagesstrukturen des Patienten. Von großer Bedeutung sind Besuche und Gespräche mit allen Angehörigen des Freundes- und Familienkreis, um Syptomen wie Vereinsamung, Scham und sozialen Rückzug vorzubeugen. Auch die finanziellen und sozialversicherungsrechlichen Angelegenheiten finden hier Beachtung. Zur Beratung können die verschiedenen Angebote und Dienstleistungen der und die Freiwilligenarbeit heran gezogen werden. Die spirituelle Dimension begleitet die Patienten in ihrem existenziellen, spirituellen und religiösen Bedürfnissen, indem sie auf die persönlichen Werte, die Welt- und Lebensanschauung und den Glauben des Patienten Bezug nimmt. Sie unterstützt die Patienten bei Fragen nach dem Sinnhaftigkeit, der Lebensbilanz und begleitet bei der Krisenbewältigung von Schuldgefühlen.
iv: Palliativstation
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Vierdimensionalität der Behandlung, Eigene Darstellung
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Räumliche Anforderungen
Der räumliche Aufbau einer Palliativstation setzt sich aus der funktionalen, verknüpfen Gesamtordnung aller Bereiche zusammen. Dazu gehören die medizinischen, therapeutischen Bereiche, die seperierten, privaten, heimischen Zimmer und die gemeinschaftlich genutzten sowie der Kommunikation dienenden Bereiche. In der gesamträumliche Organisation ist bei einer Palliativstation vor allem die schnelle Erreichbarkeit aller Räume und Bereiche und deren Verbindungen über kurze Wege von großer Bedeutung. Die Wege sollten für die Beförderung und Behandlung der Patienten in Betten oder Rollstühlen vollständig schwellen- und barrierefrei ausgestattet sein.
Räumliche Anforderungen, Eigene Darstellung
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iv: Palliativstation
Bevorzugter Ort der Versorgung Die meisten Patienten bevorzugen es, ihre letzte Lebensphase zu Hause zu erleben und im eigenen Zuhause betreut zu werden (rund 55% der Befragten). Der Wunsch ist mit der Bindung an das soziale Umfeld und das familiäre Netzwerk verbunden. Dagegen sind es nur 6% der Befragten, die das Hospiz, und 3% der Befragten die die Palliativstation als bevorzugten Sterbeort genannt haben. Fßr die Palliativstation ist es daher umso wichtiger eine private und heimische Umgebung zu schaffen, in der die Patienten sich wohl fßhlen.
Bevorzugte Sterbeorte im Jahr 2017
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Räumliche Anforderungen
Patientenzimmer DIe Station verfügt optimalerweise über 8-15 Patientenzimmer, darunter Einbett- und Zweibettzimmer. An die Zimmer werden sowohl private, heimische Anforderungen als auch medizinische, therapeutische Anforderungen zur Versorgung der Patienten gestellt.
Für die privaten, heimischen Anforderungen ist die Privatsphäre und die Individualität der Patienten von großer Bedeutung. Diese kann durch die Wahl der räumlichen Mittel wie Materialien, Farben und Licht beeinflusst werden. Es sollte ein Gefühl von Behaglichkeit und Sicherheit vermittelt werden. Die Patientenzimmer sind mit einem Bett, einem Schrank und einer Sitzgruppe ausgestattet und verfügen über ein eigenes Pflege-Badezimmer. Für den Besuch von Angehörigen kann eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Zimmer (Beistellbett oder Sessel) beigestellt werden. Alle Einrichtungsgegenstände und Einbauten ermöglichen eine barrierefreie Nutzung durch Patienten mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten. Durch die Anordnung und Ausrichtung der Einrichtungsgegenstände z.B. des
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iv: Palliativstation
Bettes können verschiedene Szenarien für eine wohltuende, heimische Atmosphäre ermöglicht werden. Durch die räumlichen Variationen kann die Aussicht in die Natur, aber auch, entsprechend dem Sicherheitsgefühl (wissen wenn jemand das Zimmer betritt) in Richtung Tür gelenkt werden. Die Zimmer können auch einen Zugang ins Freie bieten. Eine Aneignung der vorrübergend bewohnten Zimmer wird dem Patienten durch das Mitbringen von Gegenständen mit individuellem, persönlichem Wert, wie z.B. Fotos im Patientenzimmer erleichtert. Zur Beschäftigung ist das Zimmer mit einem Bildschirm ausgestattet, der im Sichtfeld des Patienten angebracht wird und für verschiedene Medien oder zur Kommunikation mit Angehörigen genutzt wird. Für die medizinische und therapeutische Versorgung und Behandlung auf den Patientenzimmern sollte auf ein ausreichendes, barrierefrei gestaltetes Platzangebot für die Arbeitsabläufe und die benötigten Geräte geachtet werden. Eine Lagermöglichkeit im Eingangsbereich kann für regelmäßige verwendetest Material genutzt werden und erleichtert die Versorgung.
Räumliche Anforderungen Patientenzimmer, Eigene Darstellung
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Räumliche Anforderungen
Therapie- und Behandlungsräume Viele Behandlungen und Therapien finden auf den Patientenzimmern statt, es sollten zudem seperate Räume zur medizinischen und therapeutischen Behandlung vorhanden sein.
Dazu gehören ein allgemeiner medizinischer Behandlungsraum und ein Behandlungsraum für einen Facharzt mit angeschlossenem ärztlichem Sprechzimmer. Für die Pfleger wird ein Pflegestützpunkt mit angrenzendem Medikamtenraum sowie ein Funktionsraum (rein/unrein) benötigt. Desweiteren sind Lagerräume für Material benötigt, die zentral oder dezentral angeordnet sind. Für die Pfleger und Ärzte steht ein Pausenraum zur Verfügung. Für Besprechungen, zur Diskussion wird der Teamraum genutzt. Hier finden Gespräche unter Pflegern, mit Therapeuten oder mit dem teamunabhängigen Berater (Supervisor) statt.
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iv: Palliativstation
Für bestimmte Berufsgruppen sind Räume zur therapeutischen Behandlung vorhanden. An die Behandlungsräume werden neben den medizinischen, therapeutischen Anforderungen auch gemeinschaftlich, kommunikative Anforderungen gestellt. Die Räume werden für Gespräche unter Patienten, Angehörigen und dem Personal genutzt. Darunter Therapieräume für die Psychoonkologie, für die Physio-, Ergo- und Musiktherapie sowie Räume für vertrauliche Gespräche mit Seelsorgern, Pflegern oder psychologischen Diensten. Zur Enstannung werden der Snoezelen-Raum (sinnliche Stimulation) und das Entspannungbad genutzt. Eine wichtige Bedeutung kommt dem Raum der Stille zu, der zum Abschiednehmen, zur Meditation oder zur Trauer genutzt wird. Einige Therapieäume können multifunktional genutzt werden, indem man sie für verschiedene Behandlungen einrichten und anpassen kann.
Räumliche Anforderungen Therapie- und Behandlungsräume, Eigene Darstellung
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Atmosphärische Anforderungen
Gemeinschaftsräume Die Räume für soziale Aktivitäten werden gemeinschaftlich von Patienten und Angehörigen genutzt. Sie fördern die Kommunikation und ermöglichen soziale Kontakte zwischen Patienten und Angehörigen.
Der Empfangsbereich dient als Treffpunkt und zum kommunikativen Austausch von Angehörigen und Pflegern, die über die Patienten informieren. Auch Kontakte zwischen Angehörigen werden in diesem Bereich gefördert. Eine Gemeinschaftsküche läd zum gemeinsamen Kochen oder Backen, gemeinsamen Abendessen oder zum ‚Kaffee und Kuchen‘ mit Patienten und Angehörigen ein. Ein gemeinsamer Aufenthaltsraum kann als eine Art Wohnzimmer für Angehörigen, Patienten und Pfleger genutzt werden und ermöglicht gemeinsame Zeit und Filmeabende. Die Abteilung ist außerdem mit Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige ausgestattet. Außerdem ist von den gemeinschaftlich genutzten Bereichen aus eine Terrasse zugänglich, die von Angehörigen, Patienten oder dem Personal genutzt werden kann.
Räumliche Anforderungen Gemeinschaftsräume, Eigene Darstellung
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iv: Palliativstation
Atmosphärische Anforderungen An alle Räume und Bereiche werden atmosphärische Anforderungen gestellt, die durch die Wahl der architektonischen Mittel erfüllt werden können. Diese bestimmen den Ausdruckswert und wie die Räume vom Personal, den Patienten und den Angehörigen wahrgenommen werden.
Atmosphärische Anforderungen, Eigene Darstellung
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Fazit Recherche
Die Palliative Care ist innerhalb der Medizin ein kleiner Fachbereich, dennoch wird sie von einem großen Netzwerk aus Angeboten und Einrichtungen ausgeübt. Wenn die Patienten von verschiedenen Personen versorgt und therapiert werden, steht der Informationsaustausch und die gegenseitige Unterstützung der einzelnenen Personen an oberster Stelle. Das Personal der Palliativstation steht im ständigen kommunikativen Austausch und legt viel Wert auf die Zusammenarbeit im Team. In der Kommunikation mit dem Patienten und seinen Angehörigen gelten verschiedene Grundsätze, die maßgeblich für den respekt- und würdevollen Umgang mit dem Patienten sind. Die Architektur kann die Kommunikation zwischen Personal, Patienten und Angehörigen fördern, indem sie verschiedene räumliche Umgebungen und Atmospähren schafft. Darunter sind Räume anzudenken, die den Patienten gleichzeitig Privatheit ermöglichen und den medizinischen Anforderungen und Aufgaben des Personals gerecht werden. Darüber hinaus werden Räume benötigt, die den gemeinsamen und gemeinschaftlichen Austausch zwischen dem Personal, den Patienten und deren Angehörigen ermöglichen. Die Herausforderung die mit dem Entwurf einer Palliativstation einhergehen, liegen darin, die bekannten Ordnungen aufzubrechen und zu hinterfragen, um Veränderungen herbeizuführen und neue Impulse für die gesamträumliche Ordnung zu schaffen.
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v: Fazit Recherche
Es können verschiedene Raumatmosphären erzeugt werden, die auf die unterschiedlichen privaten, medizinischen und gemeinschaftlichen Anforderungen eingehen. Diese werden in erster Linie durch die Wahl der architektonischen Mittel wie z.B. Formen, Farben und Materialien beeinflusst. Die verschiedenen Atmosphären bringen eine wohltuendes Empfindung hervor und vermitteln ein positives Lebensgefühl.
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Konzept einer ‚heilenden Architektur‘ - Alvar Aalto
Architektonische Referenzen
Referenz Portimao Tuberkolose Sanatorium - Alvar Aalto
vi: Architektonische Referenzen
Alvar Aaltos Konzept einer „heilenden Architektur“ Mit Beginn der Planung für das Paimio Tuberkolose Sanatorium in Finnland von 1929-1933 formulierte der Architekt Alvar Aalto ein Konzept für eine „heilende Architektur (engl. healing architecture). Die frühen Prinzipien stellen die Grundlage für viele zeitgenössische Gebäude des Gesundheitswesen dar.
Grundprinzipien Licht, Luft und Ausblick in die Natur Das Paimio Sanatorium liegt mitten in einem Wald im Südwesten Finnlands. Der funktionalistische Komplex setzt sich aus unterschiedlichen Gebäudeteilen zusammen, darunter das Hauptgebäude, verschiedene Gebäude für die Ärzte und Pfleger, Technik- und Maschinenräumen und Garagen. Die Gebäudeteile sind alle in ihre, der Nutzung entsprechende, optimale Ausrichtung zum Licht orientiert. Im Gegenteil zur bisher verbreiteten Bauweise mit kleinen Öffnungen, ist das Paimio Sanatorium mit langen Fensterbändern ausgestattet, durch die viel Licht und frische Luft in das Gebäude gelangt. Darüber hinaus bieten die Fenster Ausblicke in die Umgebung und schaffen so eine Verbindung zur Natur.
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Grundprinzipien nach Aalto - Licht, Luft und Ausblick
Referenz Portimao Tuberkolose Sanatorium - Alvar Aalto
vi: Architektonische Referenzen
Inneneinrichtung Das Gebäude war für Aalto ein ‚medizinisches Instrument‘. Besondere Aufmerksamkeit legte Aalto auf die Einrichtung der Patientenzimmer. Die Zimmer waren für zwei Patienten ausgelegt, wobei jeder, um den anderen Patienten nicht zu stören, ein eigenes, von Aalto entworfenes extra leises Waschbecken bekam. Die Lampen wurden außerhalb des Sichtbereichs der Patienten angebracht und die Decke wurde in einem grauton gestrichen, was die Blendung durch eine weißen, reflektierenden Decke verhinderte. Den Patienten wurde ein eigener speziell entworfener Schrank zugeordnet, der, um Putzarbeiten nicht zu behindern, an der Wand montiert wurde. Da Licht und Sonne in den frühen Jahren als einzige Methode eine Heilung der Krankheit versprach, plante Aalto Balkone und eine große Dachterrasse ein, auf die die Patienten mit ihrem Bett herausgefahren werden konnten.
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Grundprinzipien nach Aalto - Licht, Luft und Ausblick
Referenz Portimao Tuberkolose Sanatorium - Alvar Aalto
vi: Architektonische Referenzen
Gemeinschaftsflächen Da die Patienten bis zu zwei Jahre im Tuberkulose Sanatorium verbrachten, legte Aalto verschiedene gemeinschaftliche Nutzungen fest, wie Aufenthaltsbereiche für Patienten, Pfleger und Ärzte, eine Kirche, ein Theater und einen Spazierpfad durch den Wald. In den 1950er Jahren, mit dem Aufkommen neuer Behandlungsmethoden reduzierte sich die Anzahl der Patienten und das Gebäude wurde in ein herkömmliches Krankenhaus umfunktioniert. Heute findet sich in dem Gebäude unter anderem ein Kindergarten und Büros.
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Gedenkstätte Wang Jing Memorial Hall - DnA
Referenz Wang Jing Memorial Hall - DnA
vi: Architektonische Referenzen
Wang Jing Memorial Hall Die Gedenkstätte Wang Jings wurde von DnA im Jahr 2017 in Lishui in China gebaut. Sie erinnert an den Gelehrten Wang Jing, der unter dem ersten Kaiser der Ming Dynastie aufgrund seiner intellektuellen Fähigkeiten sehr einflussreich war. Die Gedenkhalle wurde im Dorf Wang gegenüber dem Ahnentempel errichtet.
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Gedenkstätte Wang Jing Memorial Hall - DnA
Referenz Wang Jing Memorial Hall - DnA
vi: Architektonische Referenzen
Aufbau Die offenen Ausstellungsfläche ist als Rundgang durch das Gebäude angelegt. An verschiedenen Der linearer Gang verläuft entlang der verschiedene Stationen, die Wang Jings Leben bis zu seinem Tod chronologisch darstellen.
Materialität Als Material für die Wände wird Stampflehm verwendet, dessen Verwendung in der Region von Lishui sehr üblich ist. Große aufschiebbare Holztüren ermöglichen eine Verbindung in den Außenraum und bringen Licht in den Eingangsbereich des Gebäudes. Für oberern Gebäudeabschluss werden Betonfertigteile verwendet.
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Gedenkstätte Wang Jing Memorial Hall - DnA
Referenz Wang Jing Memorial Hall - DnA
vi: Architektonische Referenzen
Betoneckelemente Die Eckelemente zeigen für jede Station in Wang Jings Leben ein Bild. Sie werden von oben in das Gebäude eingelassen. Da sie nach oben hin offen sind, bringen sie gezielt Licht und Luft in das Gebäude und werden dafür genutzt, die Bilder auf den Stationen in Szene zu setzen. Durch den gezielten Licheinfall wird auf der eher dunklen Ausstellungsfläche eine besondere Atmosphäre erzeugt, die die Stimmung in der Gedenkhalle zum Ausdruck bringt.
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Herz-Jesu-Krankenhaus
Räumlicher und baulicher Kontext
Geschichte Die Ursprünge des von den Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu getragenden Krankenhauses sind auf das Jahr 1920 zurückzuführen. Im damaligen Marienheim versorgten die Missionsschwestern zehn bis zwölf Patienten. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Krankenhaus zeitweilig verlegt, bis es 1950 als Fachkrankenhaus an seinem jetzigen Standort eröffnet wurde. Da die Räumlichkeiten schnell nicht mehr ausreichten, wurde 1953 mit den ersten Erweiterungen und Umbauten begonnen. Von 1959-1970 folgten zwei Bettenhäuser, ein Personalwohnheim, ein neues Allzweckgebäude, ein Behandlungstrakt sowie eine Krankenhauskapelle. Mitte der 1980er Jahre wurde ein Neubau für die Krankenpflegeschule erreichtet und 1985 ein Waschhaus. Von 1989-1991 wurde der Eingangsbereich und die Zufahrt umgestaltet und das Bettenhaus I mit einem Nasszellenstrang versehen, welcher später nochmal erweitert wurde. 1999-2000 wurden der Behandlungstrakt durch neue OP-Räume ergänzt.
vii: Räumlicher und baulicher Kontext
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Schwarzplan, , Eigene Darstellung
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Lage und Umgebung
Schwarzplan, Eigene Darstellung
vii: Räumlicher und baulicher Kontext
Lage Das Krankenhaus liegt im südlich an Münster angrenzenden Stadtteil Hiltrup auf der Westfalenstraße 111. Die Entfernung zur Innenstadt beträgt 7 km. Dort sind weitere große Krankenhäuser, wie die Raphaelsklinik, das Evangelische Krankenhaus Johannisstift und das St. Franziskus-Hospital verortet. Erschlossen wird der Gebäudekomplex über die Bundesstraße 54, von der alle angrenzenden Gebiete und Städte schnell erreicht werden können. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Krankenhaus von der Haltestelle ‚Herz-Jesu-Krankenhaus‘ (Buslinien 9, E9, N82 und T18) angeschlossen.
Umliegende Bebauung Bei der umliegende Bebauung handelt es sich um ein Mischgebiet aus Wohnen und Gewerbe. Im näheren Umkreis sind überwiegend Wohngebäude vorzufinden. Darüber hinaus gibt es einige Kirchen und Kapellen, Gewerbe- und Bürogebäude, öffentliche Gebäude sowie Gebäude der Landwirtschaft.
Grünflächen Das Krankenhaus ist von viel Grün, wie Feldern und Wiesen, umgeben und bietet weiträumige Ausblicke in die Landschaft. In der näheren Umgebung finden sich verschiedene Grün- und Erholungsflächen. Darunter kleinere Wälder für Spaziergänge und mehrere Parkanlagen zum Entspannen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Sportanlagen und Freizeitangebote.
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Lage und Umgebung
Lageplan Herz-Jesu-Krankenhaus, Eigene Darstellung
vii: Räumlicher und baulicher Kontext
Gebäudekomplex Das Akutkrankenhaus umfasst zwei Bettenhäusern mit insgesamt 426 Betten. Es werden derzeit jährlich 12.500 stationäre und 27.000 ambulante Patienten in den Abteilungen der Anästhesie, der Chirugie, der Gynäkologie, der inneren Medizin, darunter auch die Palliativmedizin, der Neurologie sowie der Radiologie versorgt. Der Gebäudekomplex umfasst außerdem einen Park und eine Kapelle. Im Universitätsstandort Münster dient das Krankenhaus als akademisches Lehreinrichtung der Universität. Der neue Standort für die Palliativstation ist südlich des Haupteingangs, auf dem Dach der bestehenden Praxisklinik. Diese wurde 2007 von den Architekten ‚Steinberg und Köppen‘ erbaut, und wird von verschiedenen Belegärzten zur ambulanten Behandlung genutzt.
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Impressionen
Herz-Jesu-Krankenhaus, Eingangsbereich, Bestandsgebäude Praxisklinik
vii: Räumlicher und baulicher Kontext
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Herz-Jesu-Krankenhaus, Park, Bestandsgebäude Dachterrasse
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Grundstücksanalyse
Parameter Durch die bestehenden Gebäude sind gewisse Parameter und Vorgaben für den Entwurf vorgegeben. Der Zugang zur neuen Palliativstation erfolgt über den Eingang auf der Nordseite des Bettenhauses. Desweiteren gibt es auf der Nordseite der Praxisklinik einen Zugang durch das Treppenhaus, der von Besuchern genutzt wird. Auf der süd-westlich gelegenden Seite gibt es eine große Dachterasse. In Richtung des Bettenhauses besteht eine Verbindung zwischen den beiden Gebäuden, die den Anschluss an das Akutkrankenhaus darstellt.
Abmessungen und Größe Für die geplante Gebäudeaufstockung auf der Praxisklink mit den Außenmaßen 18 x 41 m, steht bei einer eingeschossigen Bauweise eine Fläche von ca 755 m² zur Verfügung. Bei einer vollständigen zweigeschossigen Überbauung eine Fläche von 1510 m².
Lageplan Grundstück, Eigene Darstellung
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vii: Räumlicher und baulicher Kontext
Bauweise Das Bettenhaus besitzt sechs Vollgeschosse zuzüglich Dachgeschoss, welches jedoch nicht ausgebaut ist. Die Praxisklinik besitzt derzeit drei Vollgeschosse zuzüglich Staffelgeschoss.
Ausrichtung Der riegelförmige Baukörper ist in Richtung Nord-Westen sowie Süd-Osten ausgerichtet. Hierbei bietet vor allem das südlich gelegende Gelände mit seinen Grünflächen einen weiten Blick in die Natur. Auf der Nord-Ostseite lässt sich der Krankenhaus Komplex überblicken der durch seine Grünanlagen und seinen alten Baumbestand besticht.
Aufriss Grundstück, Eigene Darstellung
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Umgang mit dem Bestand
Architektur Auf dem Gelände sind unterschiedliche architektonische Stile aus den vergangenen Jahren wiederzufinden. Durch die fehlende Einheit der vorhandenen Gebäude wird der Entwurf der Palliativstation nicht in das Gesamtbild eingefügt, sondern besteht als unabhängiger Baukörper auf dem Dach der Praxisklinik. Die Gebäude im Krankenhauskomplex haben eine stark voneinander abweichende Formensprache. Daher bildet der Entwurf der Palliativstation seine eigenen, vom Bestand unabhängigen Außenkanten aus, um diesen nicht zu vervollständigen. Im unteren Geschoss gibt es einen Überhang, während der Baukörper im oberen Geschoss eine Art Insel ausbildet. Auch in der Materialität erscheint das Gesamtbild sehr zusammengewürfeld, weshalb das Material als davon unabhängig betrachtet wird.
Herz-Jesu-Krankenhaus, Luftbild
vii: Räumlicher und baulicher Kontext
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Volumenstudien, Eigene Darstellung
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Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
Herleitung des Entwurfs
Aufbau Das zweigeschossige Peter Rosegger Pflegeheim wurde im Jahr 2014 von Dietger Wissounig Architekten umgesetzt. Es ist ruhig und am Stadtrand von Graz in einer ländlichen Umgebung gelegen. Der kompakte Grundriss wird durch assymmetrische Einschnitte in vier gleiche Gebäudeteile geteilt. Mittig im Gebäude liegt ein großer Platz, der teils überdacht ist. In der gleichen Gebäudeachse liegen ein Gemüsegarten und ein Jahreszeitengarten.
Offener Grundriss Jeder L-förmige Gebäudeteil umfasst eine kleinere Gemeinschaft, denen eine Küche und ein Essbereich zugeordnet sind. Große Innenhöfe bringen viel Licht in das Gebäude und schaffen eine Verbindung in den Außenraum. Die angegliederten Flurbereichen, die auch zum Aufenthalt genutzt werden, schaffen eine freundliche und stimuliernde Umgebung. Diverse Wege- und Blickbezüge ermöglichen Ein- und Ausblicke durch das Gebäude und in den nächsten Gebäudeabschnitt. Die Behandlungs- und Therapieräume, sowie Räume für die Pfleger sind zentral angeordnet, um auf kurzen Wegen alle Patienten schnell zu erreichen.
viii: Herleitung des Entwurfs
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Referenz Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
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Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
Innenhöfe und Blickbezüge Durch die zweigeschossigen Innenhöfe wird eine Verbindung zum Außenraum geschaffen und eine gemeinschaftliche genutzte Außenfläche im Inneren des Gebäudes begehbar gemacht. Durch die Verglasung werden nicht nur Blickbezüge in den Außenraum geschaffen sondern auch weite Blickwinkel durch das Gebäude und in den nächsten Gebäudeabschnitt generiert.
Aufenthaltsbereiche Die Küche und der Essbereich und kleinere qualitative Wohnbereiche befinden sich angrenzend an die Höfe. Um einen Übergang zwischen den Flurbereichen und den Aufenthaltsbereichen zu erzeugen wird in diesen Bereichen die Konstruktion des Bauwerks sichtbar gemacht. Die Holzbalken gliedern die Bereiche und schaffen trotz der großen, offenen Flächen verschiedene Bereiche. Um verschiedene Bereiche zu betonen wird in den Aufenthaltsbereichen das Holztragwerk sichtbar gemacht. Durch die fast durchgängig sichtbaren Holzoberflächen in den großen Räumen wird eine gemütliche und behafliche Atmosphäre erzeugt.
Auszug Elementesammlung, Eigene Darstellung
viii: Herleitung des Entwurfs
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Referenz Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
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Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
Referenz Peter Rosegger Nursing Home - Dietger Wissounig Architekten
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viii: Herleitung des Entwurfs
Materialität Das Gebäude besteht, bis auf das Haupttreppenhaus vollständig aus einem Holztragwerk. Die Eigenschaften des Holzes, die verschiedenen Blickbezüge, die Vielzahl an Aufenthaltsbereichen und Wohnbereichen und den Kontrast zwischen sonnigen und verschatteten Bereichen tragen zum gemütlichen und freundlichen Ambiente bei.
Auszug Elementesammlung, Eigene Darstellung
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Cholera Treatment Center - MASS Design Group
Referenz Cholera Treatment Center - MASS Design Group
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viii: Herleitung des Entwurfs
Aufbau Die zunächst provisorisch errichteten Zelte, die zur Behandlung der Patienten errichtet wurden, heizten sich stark auf und vernachlässigten die sanitären Anforderungen nach sauberen Wasser. Das Cholera Treatment Center wurde als permanente Lösung 2015 von der MASS Design Group entwickelt. Der hallenartige Baukörper bietet Platz für etwa 100 Betten, die nur durch eingebaute Mauern voneinander abgegrenzt werden. Die offene Grundrissgestaltung sorgt vor allem für eine gute Luftzirkulation im Gebäude. Neben den offenen Bereichen gibt es wenige geschlossene Wände. Öffenbare Glaselemente in der Fassade und eine vorgesetzte Lochblechfassade lassen die Luft quer durch das Gebäude zirkulieren. Um Trinkwasser vor Ort aufzubereiten wird das Regenwasser auf dem Dach abgeleitet und in Containern gesammelt um es dann im Gebäude zu nutzen.
Auszug Elementesammlung, Eigene Darstellung
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Cholera Treatment Center - MASS Design Group
Patientenbereiche im offenen Grundriss Um im Inneren des Gebäudes verschiedene Bereiche zu schaffen und die Zirkulation von von kühler Luft durch das Gebäude zu ermöglichen, wurden die Bettenbereiche durch halbhohe Mauerelemente voneinander abgegrenzt.
Objekte Zudem werden große eingebaute Planzkübel genutzt, um räumliche Grenzen zu schaffen, aber dennoch Sichtbezüge durch das Gebäude zu ermöglichen. Die Pflanzkübel dienen auch als Sitzmöglichkeiten in den angegliederten Aufenthaltsbereichen
Auszug Elementesammlung, Eigene Darstellung
viii: Herleitung des Entwurfs
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Referenz Cholera Treatment Center - MASS Design Group
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Sammlung baulicher Elemente
Bauliche Elemente Die Sammlung der verschiedenen baulichen Elemente entsteht aus der Analyse verschiedener Referenzen. Die Elemente werden auf unterschiedliche Weise dazu genutzt, große Räume zu gliedern und verschiedene Bereiche auszubilden. Im Pflegeheim in Österreich geschieht das in den Aufenthaltsbereiche durch einen Materialwechsel bzw. durch das Sichtbarmachen der Konstruktion. Durch die sichtbare Konstruktion wird der Bereich vom Flurbereich abgegrenzt. Durch die Holzbalken wird eine freundliche und behagliche Atmosphäre geschaffen und ein qualitativer Aufenthaltsbereich ausgebildet. Der große, offene Innenraum des Cholera Treatment Centers auf Haiti kommt fast ausschließlich ohne geschlossene Wände aus. Der Raum wird allein durch die baulichen Elemente, wie halbhohe Mauern und Objekte gegliedert. In den Aufenthaltsbereichen sind außerdem Dachöffnungen platziert, die viel Licht in den Innenraum bringen und Sitzbereiche für Besucher und Pfleger ausbilden.
viii: Herleitung des Entwurfs
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Elementesammlung, Eigene Darstellung
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Entwurfshypothese
Entwurf
Entwurfshypothese Nach der Analyse verschiedener Referenzen und deren baulicher Elemente, liegt das Entwurfsziel der Palliativstation darin, einen möglichst offenen Grundriss mit vielen weichen Raumübergängen zu gestalten. Die öffentlichen und privaten Bereiche werden durch die Wahl der architektonischen Mittel und der baulichen Elemente voneinander abgegrenzt oder zueinander in Verbindung gesetzt. Durch die Verbindungen der einzelnen Räume, wie Wege- oder Sichtbeziehungen, wird eine heimische und freundliche Atmosphäre erzeugt. Hierbei dienen vor allem die Flurbereiche als qualitative Aufenthaltsbereiche und Orte für Begegnungen, die die Kommunikation zwischen dem Personal, den Patienten und den Angehörigen fördern. Die offenen und hellen Flurbereiche schaffen Sichtbezüge durch das gesamte Gebäude und ermöglichen eine große Sichtweite, wodurch sich die gesamte Station überblicken lässt. Durch die individuelle Gestaltung der Räume die über die zwei Entwurfelemente ermöglicht wird, wird auf die spezifischen Raumanforderungen eingegangen und mit jeden Raum wird ein unterschiedlichen Angebot für seine Nutzer geschaffen.
ix: Entwurf
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Thema des Entwurfs
Raumgrenzen und Raumübergänge Für einen thematischen Ansatz, der den Entwurf umschreibt sind die Begriffe ‘Raumgrenzen’ und ‘Raumübergänge’ von besonderer Bedeutung. Anhand der gegensätzlichen Ausdrücke wie zum Besipiel ‘harte Raumgrenzen’ und ‘weiche Raumübergänge’ lassen sich verschiedene räumliche Szenarien beschreiben. Raumgrenzen müssen dabei nicht als sichtbares Element auf den ersten Blick erkennbar sein, sondern können rein unterbewusst dafür sorgen, dass eine räumliche Grenze entsteht und auch als solche verstanden wird. Raumübergänge dienen vor allem dem Zweck, Räume zueinander in Verbindung zu setzen. Mit einem Raumübergang lässt sich auch ausdrücken, ob ein Raum für alle zugänglich ist oder ob er nur für private Nutzungen vorhergesehen ist und zwar, ohne das eine harte Raumgrenze eingesetzt wird.
harte Raumgrenzen <-> weiche Raumübergänge sichtbare Grenzen <-> unsichtbare Grenze abgeriegelte Räume <-> geöffnete Räume unüberwindbare Grenzen <-> überwindbare Grenzen private Räume <-> gemeinschaftliche Räume
ix: Entwurf
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Raumübergänge, Eigene Darstellung
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Konzept Entwurfselemente
Entwurfselement 1 Ausgangspunkt für das Konzept sind die sogenannten ‘Rahmen’, von unterschiedlichen Höhen, die im oberen oder im unteren Bereich des Raumes angeordnet werden. Die schwebenden Rahmen bilden das Hauptelement des Entwurfes und agieren analog zu ‘Hüten’ die ein Raum aufgesetzt bekommt.
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ix: Entwurf
Der Rahmen Typ 1 steht für einen in alle Richtungen geöffneten Raum. Typ 2 beschreibt mit einer Rahmenbreite von 60 cm einen fließenden Raumübergang, während Typ 3 den Raum deutlich und spürbar von seiner Umgebung abgrenzt. Bei diesen Typen liegt die Rahmenbreite bei 120 cm, was dem Gefühl entspricht, als würde man durch eine Tür laufen. Beim Rahmen vom Typ 4 wird der Rahmen im unteren Bereich platziert, sodass eine physische Grenze aufgebaut wird, die Blickbeziehung jedoch weiterhin erhalten bleibt. Der Typ 5 beschreibt die größte Privatsphäre und eignet sich für private Nutzungen. Er wird durch eine geschlossene Wand ergänzt.
Entwurfselement Rahmen, , Eigene Darstellung
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Konzept Entwurfselemente
Raumzusammenhänge Zur Plazierung der Rahmen-Typen werden alle Raumzusammenhänge analysiert. Dabei geht es darum, die Abhängigkeiten zwischen den Räumen zu hinterfragen um verschiedene Raumverbindungen zu ermöglichen. Diese können zum Beispiel in Form von Wegebeziehungen oder Sichtbeziehungen bestehen. Hinsichtlich des Raumprogramm wird deutlich, dass die räumliche Nähe einer Vielzahl von Räumen von essentieller Bedeutung für die Pfleger ist. Um die Arbeitsabläufe zu erleichtern befinden sich die Patientenzimmer, der Pflegestützpunkt und die Arbeitsräume daher im unteren Geschoss. Im oberen Geschoss liegen die Personalräume, die Behandlungsräume und die Gedenkräume.
Diagramme räumliche Zusammenhänge, Eigene Darstellung
ix: Entwurf
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Diagramme räumliche Zusammenhänge, Eigene Darstellung
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Konzept Entwurfselemente
Rahmen und Räume Das Diagramm zeigt beispielhaft einen Ausschnitt aus dem Raumprogramm. Es verdeutlicht wie die dargestellten Räume, das Patientenzimmer mit Außenbereich, die Flurfläche (Zirkulation) und der Pflegestützpunkt zueinander in Verbindung stehen. Dem Patientenzimmer ist der Rahmen-Typ 5 zugeordnet. Hierbei handelt es sich um den privatesten Bereich und Rückzugsort für den Patienten. Der Raum öffnet sich in Richtung des Außenbereiches wieder. Im Flurbereich findet sich der Typ 1 wieder, der für einen fließenden Raumübergang steht. Dieser ist nach oben hin geöffnet, bringt viel Licht in den Raum und ermöglicht eine Verbindung ins obere Geschoss bzw. öffnet den Raum in Richtung Himmel. Der Pflegestützpunkt wird vom Typ 4 umschlossen. Der breitere Rahmen grenzt den Bereich vom öffentlichen Flurbereich ab.
ix: Entwurf
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Entwurfselement Rahmen, Eigene Darstellung
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Konzept Entwurfselemente
ix: Entwurf
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Entwurfselement Rahmen
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Raumprogramm
Farbdiagramme Geschosse
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ix: Entwurf
Arbeitsräume Pfleger: Empfang Pflegestützpunkt Arbeitsräume Pfleger, Ärzte, Therapeuten: Pausenraum Personal mit Umkleide, WC, Spinde Büroraum Arzt Arbeitsräume Pfleger: Arbeitsraum rein Arbeitsraum unrein Lagerbereiche Geräteraum Abstellraum Behandlungs- Therapiebereiche: Therapieraum Behandlungsraum Snoezelraum Entspannungsbad Patientenbereiche: Patientenzimmer Bad Angehörigenbereiche: Angehörigenzimmer Bad Gemeinschaftsbereiche: Gemeinschaftbereich Gang der Stille Raum der Stille
Legende Raumprogramm
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Konzept Entwurfselemente
Entwurfselement 2 Neben den Rahmen stellen die Füllelemente das zweite Entwurfselement dar. Mit ihnen werden die Rahmen auf unterschiedliche Weise gefüllt. So werden teils transparente, mit einer Struktur gefüllte oder geschlossene Wandelemente geschaffen.
Beim Füllelement Typ 1 handelt es sich um ein halbhohes Geländer das vielseitige Verbindungen in den nächsten Bereich zulässt (Akustik, Blick), während Typ 2, die gläserne Wand auch die Blickbeziehung erhält, jedoch einen dichten Raumabschluss ausbildet. Beim Füllelement vom Typ 3 wird der Rahmen mit einer Stabstruktur gefüllt. Diese verändert die Blickverbindung und bildet trotz ihrer Offenheit einen starken Raumübergang aus. Der Typ 4 beschreibt eine geschlossene Innenwand und der Typ 5 eine perforierte geschlossene Außenwand. Diese Typen stehen für harte Raumgrenzen die keine Verbindung zulassen.
ix: Entwurf
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Entwurfselement FĂźllungen, Eigene Darstellung
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Konzept Entwurfselemente
Füllungen und Räume Im Diagramm werden die Rahmen mit den Füllelement gefüllt. Dem Patientenzimmer ist in Richtung Flurbereich die geschlossene Wand zugeordnet. In Richtung Außenbereich wird eine Glasfassade platziert, der Außenbereich wird mit einer Stabstruktur versehen, die gleichzeitig als Sonnenschutz dient. Der Rahmen des Pflegestützpunkts wird mit einer Stabstruktur gefüllt.
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ix: Entwurf
F3
F3
Entwurfselement FĂźllungen, Eigene Darstellung
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Axonometrische Darstellung Grundrisse
Entwurfslemente Die vervollständigte Struktur besteht durch das Zusammenspiel der beiden Entwurfselemente. Die Rahmen und ihre Füllelemente erfüllen die spezifischen Raumanforderungen und erzeugen Raumgrenzen und Übergänge. Der so erschaffene Raum ist durch eine große Offenheit gekennzeichnet, durch die man weite Blickbezüge durch das Gebäude erhält. Die Glasfassade gewährleistet einen hohen Lichteinfall. Gleichzeitig erzeugt die Stabstruktur interessante Lichtverhältnisse und je nach Sonnenstand ein unterschiedliches Schattenbild.
ix: Entwurf
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Grundrissaxonometrie unteres Geschoss
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Axonometrische Darstellung Grundrisse
ix: Entwurf
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Grundrissaxonometrie oberes Geschoss
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Grundrisse
Entwurfsprinzip Im Grundriss werden die Räume zueinander verschachtelt, sodass sich im Flurbereich immer wieder Nischen und Ausweichflächen ausbilden. Gleichzeitig werden Außenflächen in Form von Balkonen und Loggien geschaffen.
Raumabfolge Die 10 Patientenzimmer mit integrierter Sanitärzelle sind großzügig geschnitten und verfügen jeweils über einen seperaten Außenbereich, der einen Ausblick in die grüne Umgebung bietet und eine Verbindung zur Natur schafft. Den zentrale Ort für das Personal stellt der Pflegestützpunkt dar, der sich mittig im unteren Geschoss befindet. Von dort aus sind neben dem Eingangsbereich auch der Empfang und die Gemeinschaftsfläche ersichtlich. In räumlicher Nähe zum Pflegestützpunkt und den Patientenzimmern befinden sich die Arbeitsräume (rein und unrein), sowie ein Entsorgungsraum und ein Lagerraum. Für den Besuch der Angehörigen ist auf der Nordwestseite des Gebäudes ein Angehörigenzimmer angeordnet. Eine Treppe führt ins obere Geschoss des Gebäudes. Die Personalbereiche verfügen über einen Aufenthaltsbereich mit integrierten Umkleiden, WCs und Spinden. Der Besprechungsraum dient dem Austausch unter Pflegern, Ärzten und Therapeuten. Auf der Südwestseite des Gebäudes sind die unterschiedlichen Therapie- ud Behandlungsräume angeordnet. Darunter ein Enspannungsraum und ein Entspannungsbad mit Ausblick über den Krankenhauskomplex, ein ärztlicher Behandlungsraum mit angegliedertem Büroraum und ein Therapieraum der sich multifunktional von verschiedenen Therapeuten nutzen lässt. Über den offenen Flurbereich ist außerdem der Gang der Stille erreichbar. Er führt auf den Raum der Stille zu und betont diesen durch die vorgesetzte Stabstruktur und den beidseitigen Lichteinfall. Da der Raum der Stille auch für Veranstaltungen wie Feiern oder Trauungen genutzt wird, ist diesem ein großer Außenbereich zugeordnet, von dem man einen Ausblick über die weitläufige Landschaft erhält.
ix: Entwurf
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104
Grundrisse
ix: Entwurf
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Grundriss unteres Geschoss
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Grundrisse
ix: Entwurf
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Grundriss oberes Geschoss
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Schnitte
Vertikale Verbindungen Die Schnitte lassen die Verbindung zwischen dem unteren und dem oberen Geschoss deutlich werden. Große Lufträume ermöglichen eine Blickverbindung zwischen den Geschossen und unterstreichen die Offenheit des Gebäudes. Dies wird durch große Dachöffnungen über den Flurbereichen betont, durch die viel Licht von oben in das Gebäude gelangt und der Blick in Richtung Himmel eröffnet wird.
ix: Entwurf
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Schnitt A-A
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Schnitte
ix: Entwurf
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Schnitt B-B
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Perspektive
Perspektive
ix: Entwurf
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Perspektive oberes Geschoss
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Ansichten
Erscheinungsbild Der breite Rahmen zeigt sich besonders markant in der Ansicht. Er lässt das Gebäude als schwebenden Baukörper erscheinen. Um eine einheitliche Form zu schaffen wird die Außenkante des Rahmens im oberen Geschoss bis an die Kante des unteren Geschosses geführt. Durch die gläsernen Elemente und die Stabdstruktur wirkt das Gebäude sehr durchlässig und leicht.
Ansicht Südwesten
ix: Entwurf
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Ansicht Südosten
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Ansichten
Stabstruktur Die Stabstruktur dient vor allem an der Südseite des Gebäudes als Sonnenschutz. Sie wird im unteren Geschoss teils als Geländer ausgeführt, während Faltschiebeelemente den oberen Teil bilden. Im oberen Geschoss ist die Struktur fest montiert. Durch die feinen Stäbe und den erkennbaren Überlagerungseffekt erhält man, aus einem steileren Blickwinkel kaum Einblicke in das Gebäude. Dadurch wird der Innenraum von der westliche gelegenen Hauptstraße und möglicher Einblicke abgeschirmt.
ix: Entwurf
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Tragwerk Trägerrost
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Materialität
Materialien Das Rahmenstruktur des Gebäudes besteht aus weiß lackierten Stahl-Hohlprofilen. Die leichte Bauweise der Stahlkonstruktion eignet sich für die Aufstockung auf dem Dach des bestehenden Gebäudes. Die Stabstruktur bilden feine, weiß lackierte Metallstäbe auf einer Unterkonstruktion. Diese können als feste Elemente oder als Faltelemente montiert werden. Sie sind nicht nur in der Wand sondern auch in der Decke einsetzbar.
ix: Entwurf
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Referenzen Materialität Stabstruktur
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Materialität
Referenzen Materialität Stabstruktur
ix: Entwurf
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Tragwerk
Tragwerk Das Tragwerk der Stahlkonstruktion ist als Trägerrost ausgebildet. Die Stahlträger spannen über die Querseite des Gebäudes. Die Längsträger werden biegesteif mit diesen verbunden. Die Rahmen werden von unregelmäßig angeordnete Stützen gestützt. Die Stützen sind in den Wänden versteckt, sodass im Innenraum nur die schwebenden Rahmen wahrgenommen werden.
Konstruktion
Axonometrie Tragwerk unteres Geschoss
ix: Entwurf
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Axonometrie Tragwerk oberes Geschoss
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Modularität
Bauprozess Die vorfabrizierten Rahmen lassen sich durch ihre Segmentierung gut transportieren. Auf der Baustelle werden sie mit einem Kran auf das Dach des Gebäudes befördert und dort zusammenfügt und verschraubt. Im nächsten Schritt werden die vorgefertigten Wandmodule angeliefert und unter den Rahmen befestigt.
ix: Entwurf
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Diagramme Bauprozess
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Konstruktionsdetails
Aufbau im Detail Im Detail wird der Deckenaufbau beziehungsweise der Dachaufbau auf die Träger auflegt, sodass die Rahmen im Innenraum in voller Höhe sichtbar bleiben. Für die Bodenanschlüsse wurde eine barriere- und schwellenfreie Bauweise umgesetzt, dabei sind beispielsweise die Übergänge zwischen dem Fußboden der Patientenzimmer und Außenräumen wie Balkonen ebenerdig, damit der Patient im Rollstuhl/Bett nach draußen gefahren werden kann. Die Thermische Hülle verläuft geometrisch vor den Rahmen, sodass Wärmebrücken verhindert werden.
ix: Entwurf
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Fassadenschnitt
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Konstruktionsdetails
Details Aufbauten
ix: Entwurf
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Fazit Entwurf
Der Entwurf folgt einem schematischen-technischen Entwurfsprinzip, dass sich aus den zwei Entwurfelementen ableitet. Die komplettierte Struktur entsteht durch das Zusammenspiel der baulichen Elemente. Die Rahmen und die Füllungen von unterschiedlichen Typen, erfüllen die spezifischen Raumanforderungen und erzeugen Raumgrenzen und Raumübergänge. Die Grundrissgestaltung lässt diverse Abhängigkeiten zwischen den Räumen entstehen. Hierfür werden die Räume in ihren Anforderungen analysiert und die baulichen Elemente danach platziert. Die Auswahl und Platzierung der Rahmen setzt die Räume in Verbindung zueinander oder verschließt sie zueinander. Durch die Wahl der Füllelemente werden Blickbezüge geschaffen oder verhindert, sodass öffentliche und private Bereiche entstehen. Für den Patienten bilden sich so geschlossene Rückzugsbereiche aus, die durch eine hohe Privatheit gekennzeichnet sind und ihn während seiner Behandlung zu Gute kommen. Durch die Sichtverbindungen in den öffentlichen Bereichen wird eine freundliche und einladene Atmosphäre geschaffen. So entstehen Räume für spontane Begegnungen zwischen dem Personal, dem Patienten und den Angehörigen, was die Palliativstation zu einem Ort für Nähe und Kommunikation macht.
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x: Fazit Entwurf
Als architektonischer Bau zeigt sich der Entwurf innerhalb des Krankenhauskomplexes als unabhängiger Baukörper. Dieser erhält durch die markanten Rahmen eine einheitliche Form, die nicht mit ihrer Umgebung in Verbindung tritt. Als introvertierter Bau wirkt die Palliativstation sehr durchlässig und transparent, wobei sich hier das Konzept der schwebenden Rahmen auch in die außenräumliche Erscheinung überträgt. Die Materialität der Fassadenelemente wird neben den markanten Rahmen zum einen durch die Glaselemente definiert, die, anders als bei einem massiven Baukörper deutlich mehr Licht in das Gebäude lassen. Die Stabstruktur dient als Sichtschutz, sowie als Sonnenschutz und erzeugt durch ihre Schattenbildung eine besondere Atmosphäre und intensivere Raumwahrnehmung. In der Bauweise bringt die Stahlkonstruktion durch die Möglichkeit der weitgehenden Vorfertigung viele Vorteile mit sich. Der Stahlbau hat ein geringes Gewicht und lässt sich in Segmenten anliefern und Stück für Stück montieren. Die Füllelemente wie zum Beispiel die Glaselemente können ähnlich zu Wandmodulen unkompliziert in die Rahmen eingesetzt werden.
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Literatur
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Literatur
i: Einleitung
charta: zur betreuung schwerstkranker und sterbender menschen in deutschlang, berlin 2015, s.025-033
ii: Grundlagen
*wikipedia.org/wiki/Palliativpflege *wikipedia.org/wiki/Hospizbewegung standards und richtlinien f端r hospiz- und palliativversorgung in europa stuttgart 2016, s.219 *https://de.wikipedia.org/wiki/Palliativmedizin *https://www.dhpv.de/service_zahlen-fakten.html standards und richtlinien f端r hospiz- und palliativversorgung in europa stuttgart 2016, s.263-268
iii: Palliativnetz
standards und richtlinien f端r hospiz- und palliativversorgung in europa stuttgart 2016, s.263 *https://flexikon.doccheck.com/de/Palliativmedizin#Krankheiten *https://de.wikipedia.org/wiki/Palliativmedizin#Symptome_und_Symptomkontrolle *https://www.pelago.ch/fileadmin/PDF/PDF_Wohnen_und_Leben/Palliative_Care_Konzept.pdf
iv: Palliativstation
standards und richtlinien f端r hospiz- und palliativversorgung in europa stuttgart 2016, s.220-266 *https://alpha-nrw.de/wp-content/uploads/2014/07/palliativ-in-pflegeeinrichtungen1. pdf
* https://palliative-begleitung.ch/wp/wp-content/uploads/2020/02/2020-02-12_Gabriela-Popescu_Das-ganzheitliche-Prinzip-der-Palliative-Care.pdf ARGEBAU Planungshilfe Palliativstationen, 2011, s. 17-27
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Literatur
v: Fazit Recherche vi: Architektonische Referenzen vii: Räuml. und baulicher Kontext viii: Herleitung des Entwurfs
/ * https://issuu.com/alvaraaltopublications/docs/paimio-cmp16-6-2016 * https://www.archdaily.com/894805/wang-jing-memorial-hall-dna * https://de.wikipedia.org/wiki/Herz-Jesu-Krankenhaus_MĂźnster-Hiltrup * https://www.hjk-muenster.de/startseite.html *https://www.archdaily.com/565058/peter-rosegger-nursing-home-dietger-wissounig-architekten * https://www.archdaily.com/937606/cholera-treatment-center-mass-design-group
ix: Entwurf
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x: Fazit Entwurf
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Abbildungen
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Vorwort
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i: Einleitung
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ii: Grundlagen
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iii: Palliativnetz Abb. Verteilung der häufigsten Todesursachen in Deutschland im Jahr 2017 Quelle: in Anlehnung an Radtke, statistisches Bundesamt (Destatis), 2019 iv: Palliativstation Abb. Bevorzugte Sterbeorte im Jahr 2017 Quelle: in Anlehnung an Statista Research Department, 2017 v: Fazit Recher-
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che vi: Architektonische Referenzen Abb. 1-6 Paimio Sanatorium, 1929-33, Alvar Aalto Quelle: Alvar Aalto Museum, alvaraalto.fi, Zugriff 28.05,2020, 15:50 Abb. Paimio Sanatorium, Innenraum, 1929-33, Alvar Aalto Quelle: ArchEyes Timeless Architecture, archeyes.com, Zugriff 28.05.2020, 17:34 Abb. Wang Jing Memorial Hall, 2017, DnA Quelle: ArchDaily, archdaily.com, Zugriff 28.05.2020, 17:45
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Abbildungen
vii: Räuml. und baulicher Kontext Abb. 1-4 Krankenhausgelände Herz-Jesu-Krankenhaus, Franziskus Stiftung Quelle: Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup GmbH, hjk-muenster.de, Zugriff 04.08.2020 15:42 Abb. Herz-Jesu-Krankenhaus, Luftbild, Franziskus Stiftung, 2006 Quelle: MedizInfo, medizinfo.de, Zugriff 04.08.2020 14:47 viii: Herleitung des Entwurfs Abb. 1-5 Peter Rosegger Nursing Home, Dietger Wissounig Architekten, 2014 Quelle: ArchDaily, archdaily.com, Zugriff 03.08.2020 16:41 Abb. 1-4 Ghesiko Cholera Treatment Center, MASS Design Group, 2015 Quelle: ArchDaily, archdaily.com, Zugriff 03.08.2020 17:03 ix: Entwurf Abb. 1-3 House 1.130, Estudio Entresitio, 2013 Quelle: Estudio Entresitio, entresitio.com, Zugriff 04.08.2020 14:23 Abb. Shunyi House, reMIX Studio, 2014 Quelle: ArchDaily, archdaily.com, Zugriff 04.08.2020, 14:28
Palliative Care: Schwelle zum sanften Licht
dokumentation | ma.m2.2 _palliative care: schwelle zum sanften Licht annika czichon prof. kazu blumfeld hanada Š MSA | mßnster school of architecture 2020