WiSe 17/18_hornung

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everyday hybrid



everyday hybrid erarbeitet von Tim Hornung unter Betreuung von Prof. Kazu Blumfeld Hanada Dipl. AA msa | mĂźnster school of architecture Februar 2018



abstract

Wenn das Wohnen „eine Aktivität und kein Ort“  ist, so bildet das Wohnhaus die Bühne für das Alltägliche. Ihrer Funktion als Handlungsschauplatz für das scheinbar Nebensächliche und doch so Elementare werden jedoch nur die wenigsten Wohnhäuser gerecht. Zwar ist die Szenographie als Disziplin und gestalterisches Mittel in der Architektur stark verankert, jedoch beschränken sich narrative und dramaturgische Qualitäten meist auf prestigeträchtigere Typologien. Die eigenen vier Wände lassen gewöhnlich keinen Spielraum für eine differenzierte Trennung von öffentlich und nichtöffentlich und so wird „das tägliche Leben auf ein privates Schattenspiel reduziert.“  In Zeiten zunehmender Mobilität und Individualisierung bedarf es Wohnformen die einem neuen Zusammenleben gerecht werden und der Verflechtung von Arbeit und Wohnen entgegenkommen. Jüngste Beispiele zeigen transformative Eingriffe und Strategien im städtischen und architektonischem Maßstab auf und ermöglichen einen Ausbruch aus der „Ignoranzmaschine“  . Ziel ist eine Architektur die ein neues Selbstverständnis des Bewohners als Akteur und Mitgestalter seiner unmittelbaren Umwelt vermittelt und Anreize schafft, das soziale Gefüge zu verändern. 1

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1 vgl.: Evans, Robin (1996) Menschen, Türen, Korridore Arch+ 134/135 s.93

2 Ebenda, S.97

3 siehe: Sloterdijk, Peter (2004) Sphären III Schäume Suhrkamp Verlag s.540



I Intention prolog wohnen arbeiten

II Phänomen alltag räume bühne

III Protagonist akteur einrichten

IV Thesis brache entwurf


I Intention prolog

Ein Appartement über den Dächern von Paris in der Avenue des Champs-Élysées. Zur Ausstattung gehörten „elektrisch bediente Zwischenwände und Hecken, eine Camera Obscura mit Periskop und ein eingebautes Kino mit Metallfilmwand, die sich automatisch entfaltete, während der Kronleuchter durch einen Flaschenzug nach oben gezogen wurde, um den Projektionsbereich nicht zu stören.“  Blick auf den Arc de Triomphe de l’Étoile und Eiffelturm inklusive, bewusst akzentuiert von den Wänden des Zimmers unter freiem Himmel  während sie den Rest der Stadt hinter sich verdeckten. 1

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In einem Brief am 5. Juli 1929 an den Bauherren und exzentrischen Kunstsammler Charles Beistegui fand Le Corbusier für dieses Vorhaben die passenden Worte. Kein (Raum-) programm im eigentlichen Sinne, sondern ein „Star-Programm“  sei das von Beistegui initierte Projekt. Eine Lösung für die Dächer von Paris“  im Sinne eines Plan Voisin oder einer Ville Radieuse. Retrospektiv lässt sich wohl der nahezu zeitgleiche Bau der Villa Savoye und die letztendliche Zerstörung des Apparments für dessen Vernachlässigung in der Baugeschichte Corbusier’s ausfindig machen; handelt es sich doch hierbei zweifelsfrei um sein exotischtes Werk. 3

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Keine Wohnmaschine wie Le Corbusier zuvor 1925 in Paris vorstellte sollte es werden; für Beistegui musste es eine machine à amuser  sein, denn als Bonvivant  widmente er sein Leben ganz den angenehmen Seiten. Wie sich das Wohnen inmitten dieser Räumlichkeiten abgespielt haben mag; oder genauer gesagt: ob sein Bewohner neben all den Festivitäten und Banketten in aristokratischen und künstlerischen Kreisen noch Zeit zum Wohnen hatte, geht aus den von Corbusier angefertigten Zeichnungen nicht hervor. Ebenso unbeanwortet, die Frage der Weiterentwicklung und Vervielfachung einer Amüsiermaschine alternativ zur Unité d‘habitaton als Antwort auf den damaligen und derzeitigen Wohnungsmarkt. 5

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Wenn sich auch Beistegui’s Appartement als surrealistisches Refugium, dass den extravaganten und skurrilen Anforderungen eines Einzelnen gerecht wird versteht so ist die gedankliche Multiplikation einer solchen Amüsiermaschine als hypothetische Position zur aktuellen Wohnungsfrage nicht unberechtigt.

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1, 3, 4, 6

siehe:

Benton, Timothy J.: Le Corbusiers Pariser Villen aus den Jahren 1920 bis 1930 S. 209 –210

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vgl.: Anderson, R.: All of Paris, Darkly: Le Corbusier‘s Beistegui Apartment, 1929 - 1931 S. 11

5

siehe:

van den Bergh, Wim: Charles Beistegui: Autobiography and Patronage OASE 83 12|2010 S. 17

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wohnen

„Ich stelle mir ein Pariser Mietshaus vor, dessen Fassade entfernt worden ist (…) so dass vom Erdgeschoß bis hin zu den Mansarden alle nach vorne liegenden Räume augenblicklich und gleichzeitig sichtbar sind.“  Georges Perec 1

Edmond Texiers Schnittzeichnung durch ein Pariser Mietshauses könnte durchaus als gedanklicher Anstoß für den Schriftsteller Georges Perec zu seiner epochalen und puzzleartigen Schilderung der Bewohner eines fiktiven Wohnhauses in Das Leben. Gebrauchsanweisung gedient haben. Zeigt der Stich les cinq étages du monde parisien des Journalisten aus seinem 1858 erschienenem Buch Tablue de Paris jedoch die Lebensverhältnisse der Bewohner in den verschiedenen Etagen als vertikal-isolierte Einheiten, spannt sich bei Perec hingegen ein weitläufiges Netz aus Beziehungen. In 99 Kapiteln beschreibt er, zentriert um den wohlhabenden Engländern Bartlebooth, mit akribischer Genauigkeit die Verflechtungen der Mieter und ihrer Verhältnisse untereinander. In diesem scheinbar endlosen Gebilde aus nicht exakt verortbaren Zimmern, Wohnungen und Handlungen vermittelt Perec ein wirklichkeitsgetreues Bild des Lebens.

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Les cinq Étages du monde parisien

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Beide Darstellungen orientieren sich an einer vergleichbaren Idee von Wohnen wie sie auch heute noch in vielen Fällen zutreffend ist und in großen Teilen der Bevölkerung als allgemeingültig angesehen wird. Gleichzeitig entzieht sich das Wohnen einer universalen Definition, unterliegt es doch in Abhängigkeit von gesellschaftlichen und persönlichen Variablen einem steten Wandel. Die Summe der Tätigkeiten die das Wohnen determinieren lässt sich nur unvollständig benennen. Festzustellen ist jedoch, dass dem Wohnen ein Repertoire repetitiver Handlungen inhärent ist. Wenn damit einhergehend das Wohnen als „eine Aktivität und nicht als Ort“  begriffen wird, so ist die Wohnung nicht die physische Manifestation des Wohnens, sondern vielmehr als Bühne für das Wohnen zu begreifen. Insofern ist der Bewohner in seiner Erfahrung und Entfaltung stets an die Potenziale des ihm zu Verfügung stehenden Wohnraums gebunden. Als wesentlichste Aufgabe wird diesem Raum meist die Trennung des Individuums von einer Gemeinschaft oder Außenwelt zugeteilt, sollte er doch „in der sparsamsten form (…) einen geschützten Ort für den sicheren Schlaf bieten“  . Dieses archaische Motiv bestimmt in subtilerer Form auch heute noch die Wirklichkeit des mehrheitlichen Wohnungsbaus. 2

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Wenn auch dieses Motiv meist als absolut angesehen wird, zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass der heutigen Notwendigkeit einer räumlichen Trennung der Bewohner, Wohnformen vorrausgingen die diesem Bedürfnis nicht gerecht werden mussten. Die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts übliche Strukturierung eines Haushalts zeichnet das Bild einer Gesellschaft die von unmittelbarer, wenn auch womöglich notgedrungener, räumlicher Nähe geprägt ist. Lebensmittelpunkt war der Haushalt des Ganzen Hauses in dem der patriarchalische Hausvater als herrschende Instanz an oberster Stelle stand. Ihm folgten die Hausmutter sowie weitere Familienangehörige als auch Tagelöhner, Handwerksgesellen und Hausbedienstete, die einen großen Teil der Bewohner eines solchen Haushalts ausmachten.  Die heutzutage als selbstverständlich geltende Kernfamilie als autarkes Gefüge existierte in dieser Form noch nicht. Dies zeigt sich auch im Wandel der semantischen Bedeutung des Begriffes „Familie“, der erst seit dem 18. Jahrhundert seine gegenwärtige Konnotation erlangte und zuvor gleichbedeutend mit dem älteren Begriff Haus war.  Die räumliche Organisation eines solchen Hauses lässt aus heutiger Sicht als radikal geltende Strukturen erkennen. 4

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Die einzelnen Zimmer wiesen keinerlei funktionale Ausdifferenzierung auf. Vielmehr wurde der zur Verfügung stehende Platz von allen Mitgliedern des Hauses simultan zum Wohnen und Arbeiten beansprucht und bei Bedarf einer temporären Nutzung unterzogen, wie etwa durch zerlegbare Betten zum Schlafen oder Klapptische für die Einnahme von Mahlzeiten.  Infolgedessen war ein Rückzug des Einzelnen aus der Hausgemeinschaft kaum gegeben und die Teilnahme am Leben der Mitmenschen unumgänglich. Intensiviert wurde diese auch durch die Erschließung der Zimmer. die häufig nicht über Flure, sondern unmittelbar miteinander verbunden waren. Damit einhergehend war eine ständige soziale Kontrolle gegeben, die jeglichen Raum zur Entwicklung einer individuell ausdifferenzierten Persönlichkeit missbilligte und Intimitäten unterdrückte. Die unantastbaren und vorgeblich gottgegebenen Gesetzmäßigkeiten in jener Zeit organisierten die gesellschaftliche Hierarchie und legitimierten das Zusammenwohnen die Hausherren mit seinen Bediensteten, wurde die soziale Ungleichheit von den oberen Ständen doch nicht als Konfliktpunkt wahrgenommen.  6

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Einhergehend mit der durch die Industrialisierung angetriebene Urbanisierung der Städte und der daraus resultierenden Verlagerung der Arbeit vom Agrarbereich in die Fabriken wurden die in vielen europäischen Städten seit dem Mittelalter üblichen Wohnformen abgelöst. Bereits zuvor führten von der Oberschicht ausgehende Bemühungen zu einer Umgestaltung des eigenen Lebensstils und somit zu der Entwicklung einer bürgerlichen Wohnkultur, die sich darauf im 19. Jahrhundert auch auf die anderen Schichten übertrug. Mit der Einführung eines kapitalistischen Wirtschaftssystems wurde der Erwerb von Land und Gütern allen sozialen Klassen zugesprochen und das einstige Ordnungssystem einer von Boden und ständischen Privilegien dominierten Gesellschaft revidiert. Diese neuen Erwerbsmöglichkeiten befähigten auch die Unterschicht zur Haushalts,- und Familienbildung wodurch das zuvor übliche Beschäftigungsverhältnis als Tagelöhner in einem fremden Haushalt schwand. Der nun aufkommende kleinfamiliäre Haushalt war auf eine Versorgung vom Markt ausgelegt. Das Wohnen wurde fortan von der Arbeit getrennt betrachtet und es etablierte sich das Bild einer Öffentlichkeit, vor der der private Haushalt zu distanzieren war.

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„Das Schwierige in der Betrachtung des Wohnens; daß darin einerseits das Uralte – vielleicht Ewige - erkannt werden muß, das Abbild des Aufenthalts des Menschen im Mutterschoße; und daß auf der anderen Seite, dieses urgeschichtlichen Motivs ungeachtet, im Wohnen in seiner extremsten Form ein Daseinszustand des neunzehnten Jahrhunderts begriffen werden muß.“  8

Walter Benjamin

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Diese „Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit im heutigen Sinne ist eine bürgerliche Erscheinungsform, die sich erst seit dem 18. Jhd. entwickelt hat.“  Auswirkung hatte diese Trennung nicht nur auf den privaten Haushalt im Bezug auf den städtisch-öffentlichen Kontext, insbesondere bestand die Notwendigkeit einer räumlichen Ausdifferenzierung innerhalb des Haushaltes um der nun stets gegenwärtigen Wahrung der Intimsphäre des einzelnen Familienmitglieds gerecht zu werden. Rückblickend lassen sich hier vor allem damalige Tendenzen der berufsbürgerlichen Aufsteigerfamilien im Verhältnis zu ihrem angestellten Dienstpersonal als Ausgangspunkt für zunehmende Separierungsstrategien in der räumlichen Organisation des Haushalts beobachten. Mit dem Verlust einst geltender Rangordnungen und der damit einhergehenden ideologischen Rechtfertigung einer hierarchisch aufgebauten Gesellschaft, suchte das Bürgertum nach neuen Möglichkeiten um dem Bedürfnis nach Abgrenzung zum Bauerntum und der Arbeiterklasse nachzukommen. Die neu erworbene Empfindsamkeit und der Versuch an bekannten Privilegien festzuhalten ebneten den Weg für die Nuclear Family, wie sie heutzutage als essentieller Bestandteil der Gesellschaft existiert. 9

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Mit der zunehmenden Entwicklung einer Kultur des Wohnens und der fortwährenden, immer differenzierteren Trennung von einer individuellen, privaten Sphäre des Bewohners und der Sphäre der Außenwelt folgten auch reflektierte Betrachtungen über den Gegenstand des Wohnens. Vermehrte Bemühungen einer solchen theoretischen Erfassung des Wohnens und dem Ort an dem gewohnt wird lassen sich im 20. Jahrhundert ausmachen. In seinem Vortrag Bauen, Wohnen, Denken begreift Martin Heidegger das Wohnen als existenziell und „die Weise, wie die Sterblichen auf der Erde sind.“  Jegliches Bauen ist somit eigentlich Wohnen und jedes Bauwerk versteht sich als Behausung des Menschen. Otto Friedlich Bollnow schreibt in seinem Buch Mensch und Raum von einer „Inkarnation“ und sieht das Haus oder die Wohnung nach dem eigenen Leib als zweite Form des vom Menschen besessen Eigenraums.  In Poetik des Raumes spricht Gaston Bachelard von der „Mütterlichkeit“  des Hauses. Als „Abschließung vor der Welt mit einem Fenster zu ihr hinaus“  benennt Gert Selle die Aufgabe der Wohnung. Jedoch wurde der bewohnte Raum, hier insbesondere in Form der Wohnung nicht durchaus nur derartig positiv Konnotiert. 10

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In den Werken des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk zeichnet dieser ein ambivalentes Bild. Er sieht in der Konformität des Wohnens eine massive Abgrenzung und misst der Wohnung den Wert eines räumlichen Immunsystems zu.  Aufbauend auf dieser Logik wird für Sloterdijk auch das Wohnen „aus immunologischer Sicht eine Verteidigungsmaßnahme, durch die ein Bereich des Wohlseins gegen Invasoren und andere Bringer von Unwohlsein abgegrenzt wird.“  In dieser starken „Immersion“ liegt für ihn die Tendenz einer „Raumversiegelung“ und letztendlich die Gefahr der Wohnung als „Ignoranzmaschine“ in der „das Grundrecht auf Nichtbeachtung der Außenwelt seine architektonische Stütze findet.“  Das moderne Wohnmodell deckt damit die Bedürfnisse des Einzelnen ab und rückt das Kollektiv in den Hintergrund. Vergleichbare Ansätze lassen sich auch bei dem Architekten und Theoretiker Robin Evans feststellen. In Menschen, Türen, Korridore setzt er „den Gesamteffekt der Architektur der letzten beiden Jahrhundert“ einer „Lobotomie an der Gesellschaft“ gleich und bemängelt die damit verbundene Auslöschung weiter Teile der gesellschaftlichen Erfahrung. Als „Präventivmaßnahme“  bestehe die Aufgabe der Architektur nun primär aus der Isolierung des Individuums und der Einengung des Erfahrungshorizonts. 14

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Diese Entwicklung dominiert auch heute noch die Mehrheit des zu Verfügung stehenden Wohnraums. Der Bewohner findet sich in einer Defensive wieder, die nur wenig reflektiert und irrtümlicherweise als seit Menschengedenken für rechtmäßig gehalten wird. Der Markt ist ausgelegt auf den Ausbau der privaten Sphäre. Sicherheit und Konformität werden dem Fremden vorgezogen. Die einstige radikale, wenn auch potentiell ungewollte Nähe einer Vergangenen Zeit beherbergte eine Erfahrungswelt wie sie heute kaum mehr denkbar ist oder gedacht wird. Dennoch lassen eine Vielzahl von aktuellen Projekten einen Gegenteiligen Trend erkennen. Abseits von den Spekulationen des Wohnungsmarkts mit Grundstücken und Objekten finden sich Baugruppen zusammen, die eine neue Art des Zusammenlebens bejahen wollen. Die Architektur sieht sich gezwungen ihrer sozialen Verantwortung nachzukommen um Gemeinschaft und Gesellschaft in Anbetracht von steigenden Mietpreisen und knapper werdendem Wohnraum zu garantieren.

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1

Georges, Perec: Träume von Räumen S. 69

2,17

Evans, Robin: Menschen, Türen, Korridore Arch+ 134/135 12|1996 S. 93, S. 97

3

Janson,Alban Tigges,Florian: Grundbegriffe der Architektur S. 357

4,6,7,9

Niethammer, Lutz: Wohnen im Wandels S. 13, S. 16, S. 14 S. 16

5

Gestrich, Andreas: Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert S. 367

8

Benajmin, Walter: Das Passagen Werk S. 291

10

Wielens Hans (Hrg.): Bauen Wohnen Denken - Martin Heidegger inspiriert Künstler S. 21

11

Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum S. 292

12

Bachelard, Gaston: Poetik des Raumes S. 34

13

Selle, Gert: Die eigenen vier Wände S. 13

14,15,16

Sloterdijk, Peter: Sphären - Plurale Sphärologie - Band 3 - Schäume S. 535 – 540

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arbeiten

Im Zusammenhang mit der zuvor behandelten Etablierung einer Kultur des Wohnens „verloren die Haushalte ihre Funktion als autarke Produktionseinheiten und bildeten sich zu Privathaushalten um, die sich vom Markt her versorgten.“  Die Auslagerung der Arbeit hinterließ eine monofunktionale Typologie, die fortan den Ansprüchen der modernen Familie, deren wichtigste gesellschaftliche Funktion nun in der Reproduktion ihrer Selbst lag, gerecht werden musste. Um an dieser Stelle einer genaueren Unterscheidung zwischen den Begriffen Arbeit und der angeführten Reproduktion, die im deutschen Sprachgebrauch oft, wenn auch unzulänglicherweise mit dem Ausdruck Hausarbeit bezeichnet wird, gerecht zu werden, wird im Folgenden die von Hannah Arendt in ihrem 1958 erschienenen Buch The Human Condition verwendete Differenzierung von labor und work angewandt. Demzufolge fallen unter labor all jene vergänglichen Tätigkeiten, die der Reproduktion der menschlichen Spezies dienen: Schlafen, Essen, Waschen, Kinder gebären und das Reinigen des Haushalts. work hingegegn versteht sich als die Herstellung beständiger, materieller Objekte wie einer handwerklichen Arbeit oder auch einem Gedicht.  Dabei sind die dem labor zuzuschreibenden Tätigkeit von einer meist unartikulierten Ambivalenz durchzogen, handelt es sich doch hierbei im heutigen Sinne einerseits um Handlungen, die von einem einzelnen Familienmitglied, meist der Hausfrau, „informell und unbezahlt“  ausgeführt werden und anderseits um eben eine Auslagerung dieser Tätigkeiten an Dritte und einen damit verbundenen ökonomischen Sektor. 1

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Scheint das Arbeiten im Sinne von work in Anbetracht der im Kapitel wohnen angeführten Radikalität des „Ganzen Hauses“ in seiner demzufolge irrtümlicherweise neuartigen Form von Co-Working, Open Offices und Home Office ein derzeitig viel reflektiertes und gesellschaftlich akzeptiertes Modell zu sein, findet eine Diskussion um derartige Modelle in Sinne eines co-laboring in der breiten Bevölkerung dem Anschein nach weniger Anklang. Der Umgang mit auf co-working ausgelegten Räumen stellt sich meist als ein bedachter und von aktuellerer Notwendigkeit geprägter Sachverhalt dar, wohingegen die Frage des co-laboring zwar häufig im Fokus der bereits erwähnten Baugruppen steht, gegenwärtig aber am ehesten vom Modell der oftmals von jungen Menschen initiierten Wohngemeinschaft praktiziert wird. Wenn auch einst „für den Privatmann erstmals der Lebensraum im Gegensatz zu der Arbeitsstätte trat“  , und dieser Lebensraum fortan als „kompensatorisches Gegenteil zur Arbeitssphäre“  bestand so deuten aktuelle Entwicklungen auf einen rückläufigen Trend und eine wieder zunehmende Überlagerung von Wohnen und Arbeiten. „Die Orte und Zeiten der Arbeit werden flexibilisiert, quantitativ ausgedehnt und individualisiert“  , und die Wohnmodelle der Zukunft eine ganzheitliche Antwort auf diese Veränderung finden müssen. 4

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1

Niethammer, Lutz: Wohnen im Wandels S. 26

2

Arendt, Hannah: The Human Condition S. 76 – 135

3,6

Siebel, Walter: Wohnen und Arbeiten Arch+ 176/177 01|1996

4

Benajmin, Walter: Das Passagen Werk S. 52

5

Dogma + Realism Working Group: Communal Villa S. 14

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II Phänomen alltag

„Die alltäglichsten Dinge sind oft von einem dichten Schleier umgegeben“

1

Den Alltag als einen entwurflichen Maßstab in der Architektur zu begreifen scheint selbstverständlich und ist dieses doch gleichzeitig nicht. Das Alltägliche entzieht sich ungeachtet oder gerade wegen seiner Omnipräsenz der selektiven Wahrnehmung und somit auch einer eindeutigen Erfassung und Reproduzierbarkeit. Die verborgene Varianz des Monotonen birgt Unvorhersehbares, dass in seinen endlosen Ausführungen sich jeder Planung und Kalkulation verwehrt. In ihren unzähligen Versuchen den Alltag zu erfassen und in räumliche Strukturen einzubetten geht die Architektur mit unterschiedlicher Härte vor. Die zuvor angeführte, vergleichsweise junge Kultur des Wohnens in seiner heutigen Form brachte den Alltag des Individuums hervor und dieser wollte gestaltet werden. Der Wohnraum als Lebensmittelpunkt und somit auch Zentrum für einen Großteil der alltäglichen Handlungen „braucht (…) keinen Mehrzweckraum, sondern eine charakteristische räumliche Struktur, die Eingriffen, Projektionen und Spuren des individuellen Lebens eine Bühne bietet.“  Eine derart sensible Herangehensweise bei der Gestaltung dieser subtilen Qualitäten lässt sich nur den wenigsten Wohnmodellen der vergangenen Jahrhunderte zuschreiben. „Die Architektur der Wohnung riskiert in der Gewöhnung unsichtbar zu werden“  und verwehrt dem Bewohner somit existenzielle Erfahrungen. 2

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Mart Stam (1935) „Diagram of daily schedule for a family“

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Dabei „lässt sich durch architektonisch Gestaltung eine szenische und atmosphärische Dichte herstellen, die man als Charakter der Wohnung auch in der beiläufigen Wahrnehmung unterschwellig und andauernd erlebt.“  Hier bedarfs es nicht der im prolog angeführten Extravaganz, sondern viel mehr einer Unschärfe, die es erlaubt die internalisierten und ritualisierten Handlungen des Alltags auf sublime Art und Weise immer neu zu gestalten. 4

Routinen müssen als Chance begriffen werden und dürfen nicht der so oft mit dem Alltag assozierten Monotonie erlegen. Die Verräumlichung und Ausführung dieser Routinen durch das Individuum sind fundamental für „die kontinuierliche Reproduktion der Persönlichkeitstrukturen der Akteure in ihrem Alltagshandeln, wie auch für die sozialen Institutionen“ und „vermitteln Sicherheit und Seinsgewissheit.“  Jedoch steht der Alltag wie er einst dem Credo nine to five unterliegen zu schien hinsichtlich zunehmender Mobilität des Individuums und pluralisierten Lebensstilen einem Wandel bevor. Rhythmus und Reproduktion eines verinnerlichten Handlungskanons kollidieren mit der zunehmenden Umstrukturierung und Vermengung von Wohnen und Arbeiten. 5

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1

Evans, Robin: Menschen, Türen, Korridore Arch+ 134/135 12|1996 S. 85

2,3,4

Janson,Alban Tigges,Florian: Grundbegriffe der Architektur S. 357

5

Löw, Martina: Raumsoziologie S. 164

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räume

Die Räume des Alltags in ihrer Wesensart und Wahrnehmung ganzheitlich zu erfassen entzieht sich der Leistung einer einzelnen Disziplin und auch der Architektur. Der Fokus der Betrachtung liegt längst nicht mehr nur auf den phänomenologischen Qualitäten von Räumen. Jüngste wissenschaftliche Tendenzen wie die Architektur-Soziologie oder -Psychologie lassen ein aufkommendes Interesse an einem neuen Verständnis von Raum und seiner Beschaffenheit vermuten Ausgehend von der Prämisse, dass zu den ritualisierten Handlungen des Alltags meist ein räumliches Äquivalent existiert, speist sich die Vorstellung dieser aus der Wiederholung. Die Zimmer des eigenen Wohnraums unterliegen einer ständig aktualisierten Wahrnehmung und stehen im Kontrast zu weniger frequentierten Räumen. Eine vollständige Erfassung der alltäglichen Erfahrungsrealität der gebauten menschlichen Umwelt in all ihren Facetten gleicht jedoch einem unmöglichen Unterfangen. Im Folgenden werden Arbeiten aufgeführt die einen Teilausschnitt dieses Anliegens behandelt und durch die isolierte Reflektion eines einzelnen Sachverhalts Rückschlüsse auf ein größeres Ganzes geben.

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Church, J. Räumliche Wahrnehmung eines Kindes

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Die Fotoarbeiten der Serie Plan der polnischen Künstler Aneta Grzeszykowska und Jan Smaga dokumentiert zehn unterschiedliche Wohnungen inklusive ihrer Einrichtung und Bewohnern aus der Deckenperspektive. Aufgrund des angestrebten detailierten Qualität der Fotografien setzten diese sich aus hunderten Einzelaufnahmen zusammen, die über einen Zeitraum von insgesamt zwei Jahren enstanden sind. Mittels digitaler Bildbearbeitung zusammengesetzt, lassen sich einzelne Bildausschnitte nahezu verlustfrei Vergrößern und so auch kleinste Details erkennen. Der Betrachter findet sich in der „Rolle des Voyeurs und Anthropologen“  wieder. Die Anordnung der Räume korrespondiert mit den Wohnungsgrundrissen und zeigt die einzelnen Zimmer als isolierte Gebilde.Die komplette Wohnungs als Zenit des Privaten steht stets Fokus ohne dabei zu selektieren. 1

Die Arbeit dokumentiert das Spannungsverhältnis der einfachen geometrischen Formen der Zimmer zu den figurhaften Bewohnern und ihrer Einrichtung. und versteht sich gleichzeitig als soziologische Studie, die trotz der Exponiertheit ihrer Akteure keineswegs dem privaten Raum rücksichtslos gegenübertritt, sondern dessen Vielfalt des Lebens veranschaulicht.

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Die Arbeiten der Künstlerin Rachel Whiteread setzen sich mit „der Sichtbarmachung versteckter und unbeachteter Räume, die trotz ihrer Unscheinbarkeit Teil unseres erlebten alltäglichen Raumes sind“  auseinander. Mittels eines Abgussverfahren von Hohlräumen bringt sie Räume zum Vorschein, die sich gewöhnlich der Wahrnehmung im Alltag entziehen. Ausgehend von ihrer ersten plastischen Arbeit Closet, einem Negativguss eines Kleiderschranks, entwickelte Whiteread ihre Arbeitsmethodik und damit verbundene, charakteristische Formensprache. Der vollständig mit Gips ausgegossene innere Hohlraum des Schranks materialisiert sich zu einer skulpturalen Abbildung und verwandelt die Leere in ein Objekt. Der Bezug zu Gegenständen und Räumen des Alltags sollte auch in ihren darauffolgenden Arbeiten von elementarer Bedeutung sein. Die Brandbreite der abgeformten Objekte reicht vom Interieur über Wände, Treppen und Türen hinzu ganzen Zimmern und Häusern. Diese Negativgüsse „lehren den Betrachter (…), dass das Äußere der Skulptur, inhaltlich betrachtet ein Inneres ist“  und überlassen dem Betrachter die Aufgabe, ein gedankliches Positiv zu erstellen. 2

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Anders als bei Rachel Whiteread findet sich der Betrachter bei den Arbeiten von Gregor Schneider in der Situation wieder, das Kunstwerk aktiv durchwegen zu müssen um es zu erfahren. Ausgangspunkt ist auch hier „der erlebte alltägliche Raum, den der Betrachter auf veränderte Art und Weise durchlebt“ . So bedient sich Schneider der Schichtung und Verdopplung von gewohnten, architektonischen Archetypen wie einem Gästeoder Badezimmer um seine Werke zu konstruieren. Durch den so entstehenden Raum-im-Raum Konstruktionen verliert der Besucher zunehmend den Bezug zu der Außenwelt. Dieser gewollte Zustand der Isolation und Orientierungslosigkeit wird durch akustische Dämmelemente sowie der Tatsache, dass Schneiders Werke sich meist in einem von außen nicht einsehbaren Kontext positionieren, verstärkt. Gleichzeitig steht die beim Besucher auslöste, leibliche Erfahrung in einem Kontrast zu der teils banalen und vertraut wirkenden Einrichtung der Räume. 4

1

Autor unbekannt Arch+ 176/1177 S. 42

2,3,4

Karina, Pauls: Erlebte Räume - i m Alltag und in der Kunst S. 30,27,72,74

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bühne

„Architecture is defined by the actions it witnesses as much as by the enclosure of it’s walls“ Bernhard Tschumi 1

Die szenischen Qualitäten einer dem wohnen verschriebenen Architektur leiten sich aus ihren Potenzialen ab, alltag zu gestalten. Wenn zuvor von weniger frequentierten Räumen die Rede ist, so bezieht sich dies überwiegend auf prestigeträchtigereTypologien, die meist einer öffentlichen oder institutiven Einrichtung unterliegen. Als Beispiel sei an dieser Stelle das Museum genannt, dass in vielfältigster Weise auf seine szenographischen und atmosphärischen Potenziale hin analysiert und reflektiert wurde. Licht, Wegeführung und Inszenierung, um nur einen Teil zu nennen, sind konzeptionelle Variablen, die in ihrem Zusammenspiel ein gezieltes Erlebnis vermitteln sollen. Indessen bedarf das wohnen einer Architektur, die eine Bühne bereitstellt ohne zu bevormunden und in der Lage ist, eine ständig aktualisierte Wahrnehmung des bewohnten Raumes ohne Abnutzungseffekt zu gewährleisten. Die Qualitäten des wohnen liegen hierbei im Situativen und „es widerspricht nicht dem vertrauten und reibungslosen Ablauf der alltäglichen Wohnvorgänge, wenn die Architektur den Bewohner ab und zu dadurch aufmerken lässt, dass trotz aller Routine plötzlich eine Blickperspektive, ein räumlicher Rhythmus oder die Lichtstimmung eine Alltagssituation bemerkenswert machen.“ 2

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1

Tschumi, Bernard: The Manhattan Transcripts Anhang

2

Janson,Alban Tigges,Florian: Grundbegriffe der Architektur S. 361

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III Protagonist akteur

Wie die Architektur ihren Nutzer betrachtet und welche Beziehung die beiden miteinander pflegen, ist meist eine Entscheidung die im Vorfeld, vor der eigentlichen Realisierung des Gebauten, zwischen den zwei Extremen des top-down und bottom-up verhandelt wird. Während das eine seinen Zenit in eben jenen vorgefertigten Wohnungsbauten der 70er Jahre fand, die aktuell grade wegen ihres standatisiertes und stereotypes Wesen einer Debatte zur Umnutzung und Umgestaltung unterliegen, beinhaltet die gedankliche Vervielfachung des letzteren das Bild einer Gesellschaft, wie es das einer Utopie sein könnte. Mehr Teilhabe und Mitbestimmung bei der Gestaltung der gebauten Umwelt; die Architektur sieht sich momentan einer neuen Frage um Partizipation ausgesetzt, wie sie nicht zuletzt auch durch Steuergelder verschlingende Großprojekte, die ihren Kosten- und Zeitrahmen massiv überschreiten, gerecht fertigt ist. Einen eindeutigen Mittelweg kann es in dieser Frage nicht geben, ist die Antwort doch immer kontextgebunden. Feststeht: die unseren Alltag prägenden Räume müssen verhandelbarer werden. Wenn nun der Bewohner nicht länger als der nur wohnende, sondern beteiligter Akteur begriffen wird, verlangt es von beiden, Architektur und Akteur, ihre Komfortzone zu verlassen und sich gegenseitig mehr zuzutrauen.

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einrichten

Die dem wohnen zugehörige Einrichtung macht der wohnende in erster Linie mit sich selbst aus. Im einrichten liegt das Mindestmaß an Freiheit, wie es die Architektur in der Regel ihren Bewohner bereitstellt. So vermeintlich klein der Handlungsspielraum für den eigenen Wohnraum damit wird; dem Akt des einrichten wird eine große Bedeutung zugeteilt. Das Mobiliar als Spiegel der Seele begriffen und der bewohnte Raum somit zur Erweiterung der eigenen Persönlichkeit.

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IV Thesis brache

Die Brache ist ein Ort des Übergangs. Anders als ihr ländliches Äquivalent, der ackerbaulichen Brache, die einen Zustand der Leere durch gewolltes Eingreifen und in meist periodischen Abständen erreicht, vermittelt die inner- oder randstädtische Brache ein Bild des Scheiterns. Ihre Leere versteht sich als „Produkt fehlgeleiteter Nutzung“ und „Wunde“ in der Stadt. Mit ihrem zeitlich nicht definierten Entzug aus dem städtischen (Planungs-) Gefüge und der Verortung eines offiziellen oder administrativ anerkannten Nutzungskonzepts in ungewisser Zukunft geht eine Konnotation als Niemandsland und somit vermeintlich rechtsfreie Zone einher. Auf den Verlust eindeutiger Zugehörigkeit folgt die Aneignung durch Akteure verschiedenster Art, die Brache wird zu „einem Raum temporär und situativ wechselnder Nutzungen“ . Das Spektrum dieser Nutzungen ist so vielfältig wie die in ihr agierenden Nutzer. Der scheinbare Stillstand der Brache suggeriert Freiräume abseits der gesellschaftlichen Norm und lässt Raum für Improvisation und Experiment. Anders als im restlichen städtischen Gebilde lassen sich Frequentierung und Interaktion ihrer Besucher nur schwer verfolgen. 1

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In der „Eigenart der Brache als transitorischer Raum“ ist ihr Fortbestehend als urbanes Restfragment zeitlich Begrenzt. Einer entfallenen wieder Eingliederung in die Stadt folgt mit zunehmender Zersetzung und Zurückgewinnung der Natur ein Verlust ihrer Potenziale. Nach ihrer Wiederentdeckung lässt sich retropesktiv analog zur ländlichen Brache auch der Lebenszyklus der städtischen Brache als Phase der Regenerierung begreifen. 4

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entwurf

Unter Berücksichtigung der vorhergegangenen Abhandlungen, versteht sich der Entwurf als eine Struktur der Potenziale. Im Sinne eines Möglichkeitenfeldes agiert das Stützenraster als gedankliche Fortführung der Brache und regulierende Maxime in der räumlichen Organisation. Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten, sowie die Beziehung von Gemeinschaft und Individuum sind hierbei die entscheidenen Faktoren. Das Erdgeschoss bedient dabei überwiegend öffentliche und kommerzielle Funktionen, die je nach Kontext in ihrer Zugehörigkeit zu den übrigen Geschossen variieren können. Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Zusammenlebens der Bewohner bildet das 2. Obergeschoss mit seinem umlaufenden Band aus situativen Szenarien. 1. und 3. OG bieten großflächigere Räume, die sowohl von den Bewohner als auch von Externen verwendbar sind.

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In der Ausübung seiner alltäglichen Tätigkeiten steht jedem Bewohner ein Modul zu Verfügung, das gleichzeitig als Raumabschluss und Abgrenzung zur Gemeinschaft dient. Der angesetzte Platzbedarf des Moduls beschränkt sich dabei auf ein Minimum und steht in seinen Möglichen im starken Kontrast zu den Gemeinschaftsflächen. Die der Gemeinschaftsfläche zugerichtete Seite des Moduls dient als optische Strukturierung und bietet Fläche für eine minimale Interaktion. Diese ist nicht ausschließlich dem Bewohner des Moduls zugeschrieben.

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0,8m

Modul Grundriss

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Modul Ansicht Bewohnerseite

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Modul Ansicht Gemeinschaftsfläche

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Mit der Abhablung von alltäglichen, primären Bedürfnissen durch das Modul wird das Zimmer zur freibespielbaren Fläche des Bewohners. Ein verschiebbares Wandelement ermöglicht eine Verkettung der Zimmer untereinander und somit Wohnformen abseits des Single-Haushalts.

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Modul Perspektive

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Im Kontext des gesamten Gebäudes dient das Modul als Wand zur räumlichen Trennung der Gemeinschaftsfläche und des Zimmers eines Bewohners. Die dem Innenhof zugewandte Fläche versteht sich hierbei als mögliche Erweiterung des Zimmers, wohingegen die umlaufende, äußere Gemeinschaftsfläche als situatives Angebot agiert und eine vielfalt von Aktionen der Bewohner untereinander hervorbringt.

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Modul Zonierung

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4,8m Grundriss EG

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4,8m Grundriss 1.OG

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4,8m Grundriss 2.OG

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4,8m Grundriss 3.OG

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4,8m

Schnitt Gemeinschafsfläche

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4,8m

Schnitt Innenhof

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4,8m

Ansicht Norden & SĂźden

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4,8m

Ansicht Osten & Westen

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Anhang Literatur

Anderson, R.

All of Paris, Darkly: Le Corbusier‘s Beistegui Apartment, 1929 - 1931

Valencia, 2015

Arendt, Hannah

The Human Condition

University of Chicago Press, 1998

Bachelard, Gaston

Poetik des Raumes

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M., 8. Auflage, 2007

Benton, Timothy J.

Le Corbusiers Pariser Villen aus den Jahren 1920 bis 1930

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1984

Benjamin, Walter

Das Passagen Werk

Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 1982

Bollnow, Otto Friedrich

Mensch und Raum

Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, 3. Auflage, 1976

Dogma + Realism Working Group

Communal Villa: Production and Reproduction in Artists’ Housing

Spector Books, Leipzig, Berlin, 2015

Evans, Robin

Menschen, Türen, Korridore

Arch+ 134/135 12|1996

Georges Perec

Träume von Räumen

diaphanes broschur, Zürich,Berlin, 2.Auflage, 2016


Gestrich, Andreas

Geschichte der Familie im 19. und 20. Jahrhundert

Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München, 2013

Janson,Alban

Grundbegriffe der Architektur - Das Vokabular räumlicher Situationen

Tigges, Florian

Birkhäuser Verlag, Basel, 2013

Niethammer, Lutz

Wohnen im Wandel - Beiträge zur Geschichte des Alltags in der bürgerlichen

Gesellschaft, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1979

Löw, Martina

Raumsoziologie

Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 2000

Selle, Gert

Die eigenen vier Wände - Zur verborgenen Geschichte des Wohnens

Campus Verlag, Frankfurt/M., New York, 1993

Siebel, Walter Wohnen und Arbeiten

Arch+ 176/177 01 | 1996

Sloterdijk, Peter

Sphären - Plurale Sphärologie - Band 3 - Schäume

Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M., 2004

Tschumi, Bernard

The Manhattan Transcripts

Academy Editions, London, 1994

van den Bergh, Wim

Charles Beistegui: Autobiography and Patronage

OASE 83 12|2010

Wielens, Hans (Hrg.)

Bauen Wohnen Denken - Martin Heidegger inspiriert Künstler

Coppenrath Verlag, Münster, 1994


Anhang Bilder

s. 9,11, 45

s.12

van den Bergh, Wim

Beistegui Avant Le Corbusier

Editions B2, Frankreich, 2015

Benton, Timothy J

Le Corbusiers Pariser Villen aus den Jahren 1920 bis 1930

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1984

s.15

Texier, Edmond

Tableau de Paris

Frankreich, 1852

s.27

Tati, Jacques Playtime Frankreich, 1967

s.31

Leupen, Bernard

Design and Analysis

Niederlande, 1997

s.33

Lรถw, Martina Raumsoziologie Deutschland, 2000

s.35

Arnheim, Rudolf

The Dynamics of Architectural Form

University of California Press, 1977

s.36

web raster.art.pl

s.38

web http://kulturhaeuserat.srv56.adino.at

s.40

web https://www.artrabbit.com/events/n-schmidt-gregor-schneider




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