Berlin Valley 16 - July 2016

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JULI 2016 – KOSTENLOS

DAS STARTUP-MAGAZIN

MACH’S EINFACH! ZKZ 89109

Abheben mit Lean Startup

TEILEN

INVESTIEREN

AUFBAUEN

Wie Blockchain die Sharing Economy verändert

Neue und etablierte VCs im Porträt

Wie Thermondo das frische Kapital einsetzen will

BERLINVALLEY.COM



EDITORIAL

MEHR GELD MARTIN WEIGEL forscht an der Universität des Saarlandes und am Max-Planck-Institut für Informatik im Bereich Mensch-Computer-Interaktion. Er erklärt, wie interaktive Haut den Körper zum Touchscreen macht. Seite 27

IDA TIN ist die Gründerin von Biowink (Clue). Sie ist überzeugt, dass die Chancen, die Gesundheitsversorgung auf der ganzen Welt mit der Analyse von Daten zu verbessern, riesig sind. Seite 28

JÖRG BLUMTRITT

Cover: Dominik Dördelmann, Fotos: Saskia Uppenkamp, Clue, Privat

ist Gründer und CEO von Datarella. Er hat das Share Festival in Turin besucht und berichtet über die Künstler, die an vernetzter Technologie arbeiten, mit der es sich gut zusammenleben lässt. Seite 63

Liebe Leserin, lieber Leser, Der Juni bot in Berlin reichlich Gelegenheit zum Netzwerken. Auf mehr als 20 Veranstaltungen auf der Web Week – von der Heureka bis zur Droidcon – trafen Unternehmer, Investoren, Manager und Politiker aufeinander. Auf der Startup Europe saßen Uber-Chef Travis Kalanick und die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes (die ja inzwischen einem Beratungsgremium von Uber angehört) neben EU-Digital-Kommissar Günther Oettinger und New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani auf der Bühne und diskutierten über die politischen Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft. Kalanick war überhaupt sehr fleißig. Er hatte gleich drei größere Auftritte bei seinem Besuch in Berlin. Zuerst in der Factory, wo er seinen Geek’s Guide vorstellte. Und dann auch auf der Noah, wo er dem Publikum erklärte, wie Uber die Welt besser macht, und Nettigkeiten mit Daimler-Chef Dieter Zetsche austauschte. Die Noah war traditionell hochkarätig besetzt. Wer seine Kontakte zu Investoren pflegen wollte, hatte hier die besten Chancen, bei Sonnenschein und Kaltgetränk die nächste Finanzierungsrunde vorzubereiten. Eine interessante Möglichkeit, mit starken Industriepartnern ins Geschäft zu kommen, bietet die neue Innovationsplattform Cube. Sie lobt unter anderem einen Wettbewerb für Startups aus, die an gemeinsamen Projekten mit der Industrie arbeiten. Das

Preisgeld ist enorm: eine Million Euro – und dafür müssen die Gewinner keine Anteile abgeben. Auch die Factory bietet Startups über eine neue Mitgliedschaft die Möglichkeit, an vielen Veranstaltungen teilzunehmen und sich mit etablierten Unternehmen zu vernetzen. Daneben tun sich immer neue Geldquellen für Startups auf. Nicht nur Andreessen Horowitz (1,5 Milliarden Dollar) und Global Founders Capital (740 Millionen Dollar) haben viel Kapital eingesammelt, um es zu investieren, sondern auch andere. Was sonst noch Spannendes in der Investorenszene passiert und wie sich die verschiedenen VCs positionieren, dazu bieten wir einen Überblick in unserem Investoren-Special ab Seite 18. Wie man das eingeworbene Kapital effektiv einsetzt oder wie man ein Unternehmen auch mit wenig Startkapital aufbauen kann, das stellen wir in unserem Themenschwerpunkt Lean Startup vor. Im Grunde hat man den Eindruck, dass Lean Startup eigentlich die adäquate Vorgehensweise für jedes Startup sein sollte. Doch wird der Ansatz blind eingesetzt, kommt es immer wieder zu Missverständnissen, die man vermeiden kann – wie Phil Dillard von der Lean Startup Company auf Seite 46 erzählt. Weil in Berlin immer etwas los ist, können wir auch einen Ausblick auf das Tech Open Air geben. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen.

Corinna Visser

VIELEN DANK! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:

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RUBRIK – THEMA

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„WIR HABEN VERTRAUEN GESCHAFFEN“ Airbnb muss in Berlin und in anderen Konmmunen viel Überzeugungsarbeit leisten. Deutschland-Chef Alexander Schwarz sieht sich in den Gesprächen mit den Städten auf einem guten Weg.

14 „WIR SIND EIN KOMISCHER VOGEL“ Thermondo installiert Heizungen und hat gerade 23,5 Millionen Euro von seinen VCs eingesammelt. Gründer und CEO Philipp Pausder erzählt, was er mit dem frischen Kapital vorhat.

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NEUER KONTAKT Der Hype um Beacons als Retter des Einzelhandels ist verflacht. Woran liegt das? Und kann eine neue Technologie zum endgültigen Durchbruch verhelfen?

SONNE UND TECH Tech Open Air Berlin verbindet Kunst und Technologie. In diesem Jahr erwarten die Veranstalter einen Besucher-Rekord.

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Die Brüder Wright haben es vorgemacht: Sie haben ihre Flugmaschinen ausführlich getestet. Ihre Arbeitsweise hat viel von der Lean-Startup-Methode, die Gründern hilft, besser auf die Zielgruppe zu hören.

26 Fotos: Lorem Ipsum

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EXPERIMENTE WAGEN


THEMA – RUBRIK

INHALT 07 Meldungen 14 Was macht Thermondo mit 23,5 Millionen Euro? 16 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt 18 Neue VC-Fonds im Porträt 26 Vorschau auf das Tech Open Air 32 Cube lobt eine Million Euro aus 34 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups 36–51 Spezial: Lean Startup 38 Warum Lean Startup für jeden Gründer wichtig ist 40 Das meinen Startups und Gründer zu lean' ' 46 „Lean ist nicht immer richtig“, sagt Phil Dillard 48 Praxis: Lean Startup Schritt für Schritt 52 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen 54 Was macht eigentlich ein Success Advisor?

Fotos: Lorem Ipsum

Fotos: Franz Grünewald, Estimote, LOC, LC-DIG-ppprs-00626, Thermondo, TOA CC-by-ND

56 Beacons erfinden sich neu 60–65 Sharing Economy 60 Sharing Economy geht in die nächste Runde 62 Licht- und Schattenseiten der Sharing Economy 63 Share Festival in der Casa Jasmina 64 Wie reagiert Airbnb auf das Zweckentfremdungsverbot? 68 Lieblings-Tools von Tripcombi-Gründer Nikolas Langes 70 Bürobesuch bei Adjust 72 Eventrückschau: große und kleine Konferenzen 81 Eventkalender 82 Vorschau und Impressum

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MELDUNGEN

Große Bühne: Kevin Lynch, Vice President of Technology bei Apple, präsentiert auf der WWDC die neuen Möglichkeiten der Apple Watch am Beispiel von Woogas Fish Time

„LEBENSZIEL ERREICHT” EyeEm, Onefootball, Wooga, Number26 und Runtastic – fünf deutschsprachige Startups waren Teil der Apple-Show Große Bühne bei der Auftaktveranstaltung zu Apples Entwicklerkonferenz WWDC Mitte Juni: Gleich fünf deutschsprachige Startups hat das Team um CEO Tim Cook in die Präsentation der neuen Funktionen der mittlerweile vier Betriebssysteme – iOS, MacOS, WatchOS und TvOS – aus Cupertino eingebunden. Mit EyeEm, Onefootball, Wooga und Number26 wurden allein vier Unternehmen aus Berlin geadelt. Entsprechend stolz waren die Reak­tionen: „Lebensziel erreicht: Spiel in der Apple-Keynote gezeigt”, postete Wooga-Gründer Jens Begemann auf Facebook, als das Apple-Watch-Game Fish Time auf der Leinwand auftauchte. Auch Gen Sadakane hat es sichtlich umgehauen: „Oh my gooood!” postete der EyeEm-CCO bei der Präsentation von

Fotos: Movinga, Garry Knight, Apple

MOVINGA-GRÜNDER MÜSSEN GEHEN Die Umzugsplattform Movinga wird massiv umgebaut, 150 von 500 Mitarbeitern mussten gehen. Die Gründer Bastian Knutzen (l.) und Chris Maslowski (r.) wechselten von der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat. „Nach Diskussionen mit Investoren und intern kamen alle Beteiligten zu dem Schluss, dass die Firma jetzt auf die nächste Ebene gehoben werden soll“, sagt Geschäftsführer Finn Hänsel. Dazu gehöre eine Fokussierung auf die Kernmärkte Deutschland, Frankreich und ein noch stärkerer Fokus auf Technologie und ein solides Produkt. Geldprobleme bestritt Hänsel. „Wir haben derzeit eine sehr komfortable Finanzierung.“ movinga.de

The Roll. Die App sortiert Bilder automatisch nach Farben, Personen, Gegenständen oder Orten. Nummer drei aus Berlin war Onefootball. Die Fußball-App von Gründer Lucas von Cranach bringt es jeden Tag auf zwei Millionen Nutzer und ist damit die erfolgreichste ihrer Art. Wie einfach es in Zukunft sein wird, mit der Sprachsteuerung Siri Geld zu überweisen, demonstrierte Apple am Beispiel der Konto-App Number26. Ein wichtiges Signal nach den negativen Schlagzeilen der vergangenen Wochen in Folge von massiven Kontokündigungen. „Superstolz auf sein Team” ist auch Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner. Die Lauf-App, die 2015 für rund 220 Millionen Dollar an Adidas ging, erhält ebenfalls eine Siri-Integration. apple.com/wwdc

„AM ENDE SIND WIR ANWALTSSÖHNE UND DEUTSCHE, WIR SIND VORSICHTIG“ ROCKET-CEO OLIVER SAMWER STELLT AUF DER HAUPTVERSAMMLUNG KLAR, DASS MAN SICH AUF DIE GRÖSSEREN UNTERNEHMEN KONZENTRIEREN WOLLE.

TWITTER INVESTIERT IN SOUNDCLOUD Twitter liebäugelt schon länger mit einem Einstieg ins Musikgeschäft. Jetzt hat der Kurznachrichtendienst Fakten geschaffen und in das Berliner Startup Soundcloud investiert. Die Musiksharing-Plattform bestätigte eine entsprechende Kooperation, machte aber keine Angaben über die Höhe der Investition. Das Technologie-Onlineportal Recode spricht von rund 70 Millionen Dollar (umgerechnet rund 62 Millionen Euro). Soundcloud hat in den vergangenen Monaten wichtige Deals mit großen Musik­ konzernen ausgehandelt. Das Geld werde das Unternehmen in die Erweiterung des Abo-Dienstes Souncloudgo einsetzen. soundcloud.com

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MELDUNGEN

Überraschung des Monats

REIN UND RAUS Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt wen? Finanzierungen und Exits

DER QUALIFIKANT SIEGT

Die Virtual-Reality-Experten von SpiceVR holen den Webfuture Award Mit dem Star-DJ Robin Schulz in New York um die Häuser ziehen, Limousinen-Fahrt und Helikopter-Flug inklusive: 2015 hat das Startup SpiceVR diesen Trip zum Song „Sun goes down“ als virtuelle Clip-Welt für das Smartphone inszeniert. Die Hamburger gelten als Virtual-Reality-Pioniere und entwickeln auch eigene Technologien. Die Flugdrohne Spherie zum Beispiel wurde speziell für die Erfassung von VR-Filmmaterial konzipiert. Das Besondere: Das System filmt in alle Richtungen, ohne dabei selbst sichtbar zu sein. Für diese Innovation ist das Team um CEO Nicolas Chibac (Bild) jetzt mit dem Webfuture Award der Standortinitiative Nextmedia.Hamburg ausgezeichnet worden. Der Preis: 5000 Euro und Workspace im Hamburger Betahaus. Kuriose Randnotiz: Erst durch die Unterstützung seiner Online-Community war das Unternehmen mit einer „Wildcard“ in die Ausschreibung gekommen. Auf den Rängen: die Modeplattform Fashion Cloud und das Marketing-Tool Adtriba. nextmedia-hamburg.de

FINLEAP HOLT FRISCHES KAPITAL UND INVESTIERT Der Fintech-Inkubator Finleap hat 21 Millionen Euro Eigenkapital eingeworben. Das Geld stammt von dem Gründungsgesellschafter, der Berliner Hitfox-Gruppe, und der neu eingestiegenen Hannover Rück. Zuvor hatte Finleap mit Zinsbaustein.de ein Crowdinvesting-Portal gestartet, auf dem Privatpersonen ab 500 Euro in Immobilien investieren können. finleap.com

HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com FACEBOOK-INVESTOR FÖRDERT CELONIS Das Münchner Startup Celonis erhält von den Facebook-­ I nvestoren Accel Partners und 83North 27,5 Millionen Euro. Mit dem frischen Geld plant der Big-Data-Anbieter, die globale Expansion seines Tools voranzutreiben. Die Software soll Unternehmen helfen, Prozesse zu analysieren und versteckte Kosten und Schwachpunkte aufzudecken. celonis.de

DER HTGF SAMMELT WIEDER

NEUER RIESEN-FONDS IN USA AUFGELEGT

Von diesen Zahlen kann die deutsche VC-Szene nur träumen: Die US-In­ vestoren­ firma Andreessen Horowitz hat einen weiteren Fonds in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar aufgelegt. Fund V investiert unter dem Motto „Software is eating the world“ bevorzugt in Geschäftsmodelle mit Disruptionspotenzial. Als Beispiele nennen Andreessen Horowitz Airbnb, Comma.ai und Everlaw. a16z.com

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VERWIRRUNG UM MÖGLICHE PROTONET-PLEITE Das Technologie-Magazin T3n berichtete im Juni, dass das Hamburger Startup Protonet, das mit sicheren Cloud-Lösungen wirbt, vor dem Aus stehe. Der Einstieg der Startup-Schmiede Y Combinator sowie die Umstrukturierung der Firma in eine USamerikanische Rechtsform käme einem Exit gleich und ziehe eine Rückzahlung von drei Millionen Euro an Crowd-Investoren nach sich. Viel Geld, das das Startup nicht habe. Gegen die Darstellung des Magazins hat sich Protonet gewehrt. „Stimmt nicht – man wäre gar nicht zahlungsunfähig, weder theoretisch noch faktisch“, lässt das Startup in einer Gegendarstellung auf der T3n-Homepage veröffentlichen. Ob damit die Sache vom Tisch ist, bleibt abzuwarten. protonet.com

SIEBENSTELLIGE SUMME FÜR ROBOTER-TEXTE Möglich, dass Texte wie dieser bald von einem Computer geschrieben werden. Die Software dazu entwickelt das Stuttgarter Startup AX Semantics, das jetzt eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen hat. Die Medienhäuser Müller Medien, PDV Inter-Media und NWZ Digital investierten eine mittlere siebenstellige Summe. ax-semantics.com

Fotos: Protonet, SpiceVR, Celonis, Finleap, AX Semantics

Der teilstaatliche Frühphasen-Investor High-Tech Gründerfonds (HTGF) schnürt ein neues dickes Paket: Ziel ist ein Fondsvolumen des HTGF III von 300 Millionen Euro. 30 Prozent davon sollen von der Industrie kommen. Ab sofort sind mittelständische und Großunternehmen aufgerufen, eine Beteiligung am HTGF III einzugehen. Der dritte High-Tech Gründerfonds soll im ersten Halbjahr 2017 starten. high-tech-gruenderfonds.de


MELDUNGEN

PREMIERE: BURNING MAN KOMMT NACH EUROPA Burning Man, das Kultfestival aus den USA, kommt nach Europa. Ein niederländischer Ableger der Burning-Man-Organisation hat für die Zeit vom 29. bis zum 31. Juli ein Event angekündigt. Das Waldgebiet Veluwe soll den Rahmen für zahlreiche Kunstaktivitäten unter dem Motto „Where the Sheep Sleep“ bilden. Ziel ist es, für die Dauer des Festivals eine Gemeinschaft aufzubauen. Höhepunkt des Originals in der Wüste von Nevada ist traditionell das Verbrennen einer menschlichen Statue. Eine Markierung für „The Man“ im Lageplan von Veluwe lässt vermuten, dass das Ritual übernommen wird. burningman.nl

„ICH FRAGE MICH, WAS PASSIEREN WÜRDE, WENN DIESES KAPITAL RISIKOFREUNDLICHER IN EUROPA INVESTIERT WÜRDE“ US-MEDIENPROFESSOR JEFF JARVIS FORDERT EUROPÄER AUF, MEHR IN EUROPA STATT IN DEN USA ZU INVESTIEREN.

PSSST! Noch nicht spruchreif

SCHLÄGT CNBC BEI YAHOO ZU? Bisher galt Verizon als Favorit auf den Kauf des angeschlagenen Internet-Pioniers Yahoo. 3,5 Milliarden Dollar habe der Mobilfunkbetreiber geboten. Jetzt aber soll der Fernsehsender CNBC in der Pole Position sein – dank eines Gebots von fünf Milliarden Dollar. yahoo.de

WIRECARD VOR ÜBERNAHME

Fotos: b o w n o s e (CC BY 2.0, Flickr), Kurzzug

Der Finanzdienstleister Wirecard steht angeblich kurz vor der Übernahme durch den chinesischen Mobilfunkkonzern China Mobile, beide Unternehmen befänden sich in Gesprächen. Das jedenfalls berichtet der Blog Betaville. wirecard.de

APPLE SETZT AUF INTEL

Wie Bloomberg berichtet, soll Apple für das kommende iPhone 7 einen Anbieterwechsel bei den LTE-Funkmodems vornehmen. Die sollen künftig von Intel kommen, statt wie bisher von Qualcomm. Das iPhone 7 wird voraussichtlich im Herbst erscheinen. apple.com

EIN CLEVERER ZUG Münchner Startup sammelt Geld für Taschen aus U-Bahn-Bezügen Das Schweizer Unternehmen Freitag hat vorgemacht, wie man aus gebrauchten Lkw-Planen begehrte Lifestyle-Produkte schaffen kann. Ganz ähnlich geht das Münchner Startup Kurzzug vor. 2013 hat der Marketingexperte Jörg Schleburg angefangen, gebrauchte Sitzbezüge aus den Münchner U-Bahnen mit viel Liebe und Fingerspitzengefühl zu Taschen umzunähen. Um die Produktion der bisherigen Kollektion und die Weiterentwicklung neuer Produkte anzukurbeln, warb Schleburg mit seinem Geschäftspartner Wolfgang Bischoff im März über

das Crowdfundingportal Startnext um Unterstützer. Mit Erfolg: 31.416 Euro (Fundingziel: 30.000 Euro) kamen für Kurzzug zusammen. Zum aktuellen limitierten Portfolio gehören ein Wochenender (395 Euro), eine Stadttasche (375 Euro), eine Geldtasche (85 Euro) und ein Schlüsselzug (25  Euro). Kurzzug garantiert, dass nur Material von Sitzbezügen der Münchner U-Bahn verarbeitet wird. Teilweise seien die Materialen mit dem charakteristischen Petrol-Farbton mehr als 40 Jahre alt. „Wir sind kein Massenprodukt und wollen das auch nicht werden“, sagen die Gründer. kurzzug.de

GRÜNDERINNENZEIT Kfw-Gründungsmonitor und BPW zeigen erfreuliche Entwicklung Immer mehr Frauen gründen. Nach Berechnungen des­ KfWGründungsmonitors 2016 liegt ihr Anteil nun bei 43 Prozent. Die Zahl deckt sich mit der Auswertung der Teilnehmer am BusinessplanWettbewerb Berlin Brandenburg (BPW). Unter den 1550 Registrierten im Jahr 2015 waren 621 Frauen. Dies entspricht einer Rekordquote von 40 Prozent. Zu den Siegern des letztjährigen Wettbewerbs gehörte auch Anne Baumgraß, Mitgründerin und Geschäftsführerin von Synfioo. Die Software erkennt und visualisiert Störungen in Lieferketten. Baumgraß sagt zu ihrer Rolle als Gründerin:

„Als Frau in Logistik und Informatik fällt man immer auf und bleibt in Erinnerung. Anstatt dagegen anzukämpfen, nutze ich das für mich und überzeuge mit Leistung und einem einzigartigen Produkt.“ Auch unter den Teams des laufenden BPW finden sich viele Gründerinnen, darunter Svenia Karge und Iris Strentz (Ilumage), Elisabeth Reitmayr und Corinne Petroschke (Patya Analytics) sowie Julia Römer (Coolar). Alle drei Teams zählen bereits zu den Preisträgern der beiden ersten Wettbewerbsphasen. Die finalen Gewinner des BPW 2016 werden am 14. Juli bekanntgegeben. b-p-w.de

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MELDUNGEN

Gewinner des Monats

HIN UND WEG Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht? Diese Personalien bestimmen die Startupszene

Die Zyklus-Tracking-App begeistert mittlerweile fünf Millionen User Von einer Million auf fünf Millionen, die Basis der Nutzerinnen in einem Jahr verfünffacht – das ist die aktuelle Erfolgsnachricht von Clue. Die Zyklus-Tracking-App soll Frauen helfen, ihren Körper besser zu verstehen. Dabei hilft dem Berliner Startup das Wachstum enorm. Denn je mehr Menschen Clue einsetzen, desto mehr Daten könne das Team um Gründerin Ida Tin an die angeschlossenen Forschungszentren der Universitäten Oxford und Columbia weitergeben, schreibt Clue auf dem Unternehmensblog. Gleichzeitig erfahren die Nutzerinnen mehr über sich und ihre Gesundheit. Eines der großen Ziele von Clue sei es, die immer noch bestehenden Tabus um die Menstruation und Fruchtbarkeit von Frauen aufzuheben, sagt Tin. helloclue.com

FACTORY STARTET MITGLIEDERMODELL

FACHKRÄFTE UNTER GEFLÜCHTETEN

Die Factory hat ein neues Member­ ship-Modell vorgestellt. Für einen monatlichen Beitrag von 50 Euro erhalten die Teilnehmer des Programms Zugang zum internen Netzwerk. Zudem stehen ihnen Arbeitsplätze und Meeting-Räume im Campus in Berlin-Mitte zur Verfügung. Die Mitglieder können an den regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen teilnehmen. Erstes prominentes Mitglied ist der UberCEO Travis Kalanick. Anmeldungen ab sofort unter: factoryberlin.com.

Laut einer Bitkom-Befragung unter Personalentscheidern geht jedes fünfte Unternehmen, das bereits im Ausland nach Mitarbeitern sucht, davon aus, dass sie unter den nach Deutschland geflüchteten Menschen Fach- und Führungskräfte finden. Unter den großen Unternehmen ab 500 Beschäftigten ist es sogar jedes dritte. Eine aktuelle Dekra-Studie bestätigt die positiven Effekte für den Arbeitsmarkt, sagt aber auch, dass viele noch angelernt werden müssen. dekra.de, bitkom.org

BONATIVO HAT AUSGELIEFERT

TWINKIND IST PLEITE

Anfang 2015 startete mit dem Rocket-Venture Bonativo quasi ein Online-Wochenmarkt: Regionale Händler sollten über den Service Lebensmittel zum Kunden liefern. Am 7. Juni lieferte Bonativo zum letzten Mal. Das Unternehmen habe die Erwartungen nicht erfüllt, sagte eine Rocket-Sprecherin dem Handelsblatt. Wer jetzt die Website aufruft, landet bei der Food Assembly, einem 2010 in Frankreich gegründeten Netzwerk mit dem Ziel den wöchentlichen Bauernmarkt zu digitalisieren. jetzt.foodassembly.de

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Bittere Nachricht für alle Investoren von Twinkind: Der Hersteller von 3D-Skulpturen aus Berlin ist insolvent. „Trotz intensiver Suche und einigen zunächst sehr vielversprechenden und umfangreichen Investorengesprächen haben wir es leider nicht geschafft, kurzfristig eine neue Finanzierungsrunde zu erreichen", erklärt Gründer Timo Schaedel die Insolvenz des Startups. Über die Crowdfunding-Plattform Venturate sammelte Twinkind erst Ende vergangenen Jahres 850.000 Euro ein. twinkind.com

GRÜNDER FABIAN DUDEK VERLÄSST NESTPICK

HOLGER FELGNER FOLGT AUF DIRK SCHWARTZ

COLIN DARBYSHIRE WIRD ZUM TIGER

JAKOB SIEGLER GEHT ZU EVENTBRITE

STEPHAN DÖRNER WIRD CHEFREDAKTEUR VON T3N

Der Native-Advertising-Anbieter Plista verstärkt sich mit Till Göhre. Er ist als Vice President Sales verantwortlich für die Entwicklung der Marktpotenziale im DACHRaum. Göhre war zuletzt beim Mobile -Advertising-Spezialisten Trademob tätig. plista.com

Holger Felgner wird bei Chrono24 Nachfolger von Geschäftsführer Dirk Schwartz. Der Unter­ nehmensgründer wechselt in den Unternehmensbeirat. Dafür rückt Felgner, der zuletzt bei Teamviewer arbeitete, in die Chefposition. chrono24.com

Zwei neue Köpfe bei Eventbrite: Neben Jakob Siegler (Foto), zuvor Whitelabel Ecommerce, verstärkt auch Ole Feltes, früherer Produktmanager bei EMI Music, das Business-Developement-Team der Event-Experten. eventbrite.de

Gründer Fabian Dudek macht beim Online-Immobilienmakler Nestpick den Absprung. Das 2014 gegründete Unternehmen wurde noch im selben Jahr von Rocket Internet übernommen – zuletzt ging es aber abwärts mit dem Startup. nestpick.de

Das Reinigungs-Startup Book a Tiger verstärkt sich mit Colin Darbyshire. Der Vertriebsprofi ist künftig als Chief Sales Officer tätig und übernimmt in seiner neuen Funktion die Leitung von Vertriebsteam und Marketing. bookatiger.com

Tech-Redakteur Stephan Dörner verlässt Die Welt und wird ab 1. Juli neuer Chefredakteur beim Digitalmagazin T3n. Der bisherige Redaktionsleiter Florian Blaschke wird die Chefredaktion des TVMagazins Prisma übernehmen. t3n.de

Fotos: Nestpick Global Services GmbH, BAT Business Services GmbH, privat, plista GmbH, Chrono24, Clue, Eventbrite, t3n

CLUE AUF GUTEM WEG

TILL GÖHRE WIRD VICE PRESIDENT SALES BEI PLISTA


MELDUNGEN

UPDATES

Mehr Leistung, neue Funktionen, Fort- und Rückschrittte

CARJUMP ERLEICHTERT ANMELDUNG

Carjump bietet seinen Nutzern ab sofort eine digitale Führerscheinverifizierung. Der persönliche Validierungsprozess bei den autorisierten Stellen vieler Anbieter entfällt. Nutzer können somit spontan das gebündelte Carsharing-Angebot in der App nutzen. carjump.de

UDACITY STARTET IN DEUTSCHLAND

Weltweit bilden sich schon vier Millionen Lernwillige beruflich mit Udacity fort. Zu den Partnerfirmen gehören Google und Facebook. Jetzt startet die Lernplattform auch in Deutschland. Die Kurse sind auf Wissensgebiete ausgerichtet und kosten rund 200 Euro pro Monat. udacity.com

„WIR MÜSSEN UNS BEWUSST SEIN, DASS WIR BIS HEUTE DAS GANZE AUSMASS DER DIGITALISIERUNG NICHT VERSTANDEN HABEN“

Das zweite Batch des Techstars Berlin Accelerators steht fest und startet in die Programmphase. Die zehn teilnehmenden Startups kommen unter anderem aus Estland, Portugal, Österreich, den USA und Polen. Vier der zehn Teams haben ihren Sitz in Deutschland: Goedle.io (Köln), ein von künstlicher Intelligenz gesteuertes MarketingTool, der Online-Shopping-Service für Frauen Kisura (Berlin), die Übersetzungsplattform Lengoo (Karlsruhe) und das Mobile-Media-Magazin Tapdeck (Berlin). „Wir haben das Glück, unseren Teams ein besonders breites Spektrum an Alumni und hunderten Mentoren zur Seite stellen zu können, sodass sie aus den kommenden Wochen das Optimum für sich und ihre Unternehmen herausholen können“, sagt Rob Johnson, Managing Director Techstars Berlin zum Programmstart. Das dreimonatige Programm endet am 6. September 2016 mit dem Demo Day. techstars.com

SPRINGER-VORSTAND JAN BAYER MAHNT BEIM BDZV-KONGRESS ZEITUNG DIGITAL, PLATTFORMEN WIE FACEBOOK UND SNAPCHAT ENDLICH ERNST ZU NEHMEN. HORIZONT.NET

MARLEY SPOON KOOPERIERT

Fotos: Techstars/Celonis

TECHSTARS BEGRÜSST ZWEITES BATCH IN BERLIN

Das Kochbox-Startup Marley Spoon verbündet sich mit der Promi-TV-Ratgeberin Martha Stewart und wird in den USA künftig als „Martha & Marley Spoon“ firmieren. Das Unternehmen will Rezepte aus Stewarts Kochbüchern ins Programm aufnehmen. marleyspoon.de

Wollen Türken wirklich wissen, ob du ein Problem hast? Wir sind das erste deutsch-türkische Onlinemagazin mit dem Schwerpunkt Kunst und Kultur. renk-magazin.de

/renk.Magazin

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MELDUNGEN

Verlierer des Monats

DATES

Wo man sich jetzt noch bewerben kann

03.07.

SCHÖNER SCHEIN

25.07.

Mit Fake-Profilen soll Lovoo Nutzer betrogen haben Zu schön, um wahr zu sein. Diese leidvolle Erfahrung mussten wohl Nutzer der Dating-Plattform Lovoo machen. Sie sollen von Fake-Profilen animiert, kostenpflichtige Abos abgeschlossen haben. Ganz real sind nun die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Die Folge: Durchsuchung der Dresdner Geschäftsräume am 8. Juni, Beschlagnahme von Smartphones und Computern, Haftbefehl. Mittlerweile haben die beiden Lovoo-Chefs Benjamin Bak und Alexander Friede (Foto) das Gefängnis gegen Auflagen verlassen und zeigen sich kooperativ: „Von Beginn der Untersuchungen an hat die Lovoo GmbH den Ermittlungsbehörden vollumfängliche Transparenz und Kooperation zugesichert“, heißt es in einer Stellungnahme. Ziel sei es, das Vertrauen der nach eigenen Angaben mehr als 50 Millionen Nutzer wiederherzustellen. lovoo.com

15.08.

DEUTSCHER MOBILITÄTSPREIS: Wie machen wir Mobilität noch intelligenter? Der Deutsche Mobilitätspreis zeichnet zehn Projekte aus, die auf diese Frage innovative Antworten geben. Jahresthema 2016 ist „Teilhabe“. Gefragt sind digitale Lösungen von Start­ ups, Netzwerken, Vereinen oder Forschungsinstituten, die die individuelle Mobilität der Bürger verbessern. deutscher-mobilitaetspreis.de MERCK ACCELERATOR: Der Wissenschafts- und Technologiekonzern Merck sucht Startups aus den Bereichen Healthcare, Life Science und Performance Materials für seine Accelerator-Programme in Darmstadt und Nairobi. Die Teilnehmer erhalten Bürofläche, Mentoring und finanzielle Unterstützung von bis zu 50.000 Euro (Darmstadt) beziehungsweise 15.000 Dollar (Nairobi). accelerator.merckgroup.com EY PUBLIC VALUE AWARD: EY zeichnet in Kooperation mit der HHL Leipzig Graduate School of Management erstmals Startups für ihren Beitrag zum Gemeinwohl aus. Letztlich gebe es nichts, was eine Idee stärker legitimiert als ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben und Fortschritt. Startups, die sich in diesem Bereich engagieren, können sich online bis zum 15. August bewerben: eypva.com

IHR HABT SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com

CHINA ÜBERNIMMT FÜHRUNGSROLLE Einmal im Jahr stellt die im Silicon Valley ansässige Venture-Capital-Firma Kleiner Perkins Caufield and Byers wichtige Kennzahlen zur Entwicklung der digitalen Welt zusammen. Demnach hat die Zahl der Internetnutzer weltweit drei Milliarden überschritten. Indien ist Treiber des globalen Wachstums und hat die USA als zweitgrößten Internetmarkt nach China verdrängt. Ingesamt verlangsamt sich das Wachstum des SmartphoneMarkts. Der Report zeigt, dass Online-Werbung – vor allem im mobilen Bereich – wächst, weist aber auch daraufhin, dass Adblocker die Effizienz schmälern. Keine Überraschung: Dreiviertel der Werbeerlöse vereinnahmen Google und Facebook. Zu den nennenswerten Trends zählt die sich stetig verbessernde Spracherkennung, was neue Wege in der Kommunikation zwischen Mensch und Computer eröffnet. Weitere Erkenntnisse: China übernimmt mehr und mehr eine Führungsrolle, weil das Land intensiv in Innovation etwa in den Bereichen E-Commerce, On-DemandTransportation und Finanzdienstleistungen investiert. Der wirtschaftliche Nutzen der weltweiten Datenflut ist unbestritten, gleichzeitig gibt es große Datenschutzbedenken. kpcb.com

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Fotos: Lovoo, Screenshot KPCB Internet Trends 2016

Der jährliche Internet Trends Report von Kleiner Perkins Caufield and Byers zeigt auf 213 Slides, wohin sich Märkte und Technologie entwickeln


In Kooperation mit

Unsere Mentorinnen unterstützen sie auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Die Gewinnerinnen des HVB Gründerinnen-Mentorings 2016 Rike Brand: SINN Power – Wellenkraftwerk für erneuerbare Energie aus Meereswellen Katharina Kreitz: Vectoflow – Fluiddynamische Messtechnik zur Erfassung von Strömungsparametern Verena Kretschmann: Anvajo – Mini-Lab für Biomarker-Schnelltests (Point-of-Care) Manuela Rasthofer: TerraLoupe – Intelligentes Erkennen von Geo-Bildinhalten Julia Römer: Coolar – Kühlschränke mit Wärmeantrieb statt Strom Mareile Wölwer: KARLA – Digitale Nutztier-Datenerfassung in der Landwirtschaft

Eine Initiative des HVB Frauenbeirats Mehr Informationen zum HVB GründerinnenMentoring unter hvb-frauenbeirat.de Besuchen Sie uns auf Facebook: facebook.de/hypovereinsbank


RUBRIK – THEMA

NAME: Thermondo GmbH

GRÜNDUNG: Oktober 2012

GRÜNDER: Philipp Pausder, Florian Tetzlaff, Kristofer Fichtner

MITARBEITER: 220

STANDORT: Berlin-Mitte

SERVICE: Vermittlung und Installation von energieeffizienten Heizungen in Ein- und Zweifamilienhäusern

thermondo.de

„WIR SIND EIN KOMISCHER VOGEL IM PORTFOLIO“

Philipp, wie lange habt Ihr gebraucht, um 23,5 Millionen Euro einzuwerben? Es gilt der Satz: Nach der Finanzierungsrunde ist vor der Finanzierungsrunde. Man hört eigentlich nie auf, Beziehungen zum Kapitalmarkt zu pflegen. Es ist wichtig, immer im Gespräch zu bleiben – zum Beispiel auf der Noah. Der eigentliche Prozess war dann schnell: Er hat von März bis Mai gedauert. Wie oft triffst Du Investoren? Die Bestandsinvestoren trifft man regelmäßig. Ich bin auch drei- bis viermal im Jahr in London. Habt Ihr mit allen Geldgebern gleichzeitig verhandelt?

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Idealerweise orchestriert man den Prozess als Gründer so, dass er parallel läuft. Die Termsheets, also die Angebote, sollten in einem relativ eng gesteckten Zeitraum reinkommen. Kein Investor will danach sechs oder acht Wochen warten, bevor er eine Antwort bekommt. Idealerweise bekommt man sie zur gleichen Zeit. Dann hat man als Gründer eine gute Position zu verhandeln.

men, als wir auf die Sicht von zwölf Monaten brauchen werden. Wir werden nur einen Bruchteil davon in diesem Jahr ausgeben. Es gibt noch keinen Plan für die gesamten 23,5 Millionen Euro.

Ihr habt bereits 6,4 Millionen Euro im April 2015 eingesammelt. Wohin ging das Geld? Wir sind ein vertikal tief integriertes Unternehmen. Das heißt, wir müssen das Unternehmen an vielen Stellen gleichzeitig aufbauen. Wir machen Leadgenerierung, Vertrieb, Software, wir bauen ein bundesweites Netz an bei uns angestellten Handwerkern auf. Die fahren alle mit von uns geleasten Autos durch die Gegend, mit Werkzeug, das wir kaufen. Hier am Standort sitzen gut 100 Leute, das ist ein Overhead, der bezahlt werden muss. Auf Baustellen-Ebene sind wir profitabel.

Einer der Investoren ist Global Founders Capital von Rocket Internet. Wie ist es, Oliver Samwer als Investor zu haben? Rocket Internet ist historisch groß geworden mit dem Geschäftsmodell der Inkubation. Jetzt kommt der Fonds mit 740 Millionen Dollar hinzu. Damit ist klar, dass das Modell Venture Capital immer wichtiger werden wird, also das Investieren und nicht das Gründen. Daraus ergibt sich eine andere Rollenverteilung. Dieses Unternehmen hier wurde von drei Menschen gegründet, die bis heute signifikante Gesellschafter sind. Es gibt niemanden in Europa, der mehr Erfahrung im Gründen von Unternehmen hat als Oli und Alex Samwer, die seit 16 Jahren im Geschäft sind. Oli als Sparringspartner zu haben, ist ein großer Wert.

Wie lange muss das frische Geld reichen? Das liegt an uns. Die Frage ist, wie stark wir wachsen wollen. Wir haben erstmals mehr Kapital aufgenom-

Du kannst Oli Samwer bei Fragen anrufen? Ja klar. Er bringt die unternehmerische Betrachtung ein. Er ist ja in erster Linie Unternehmer und dann

Fotos: Thermondo

Geschäftsführer Philipp Pausder verrät, wie Thermondo 23,5 Millionen Euro frisches Kapital einsetzt, wie es ist, Rocket als Investor zu haben, und warum er nicht an den Exit denkt


INTERVIEW

Im Werkzeugwagen: Philipp Pausder beschäftigt in seinem Unternehmen 110 Handwerker, die in firmeneigenen Transportern wie diesem unterwegs sind.

Investor. Es ist für uns aber auch wichtig, einen Vollprofi-Investor wie Holtzbrinck Ventures an Bord zu haben, der jede Phase eines Unternehmens schon gesehen hat. Oder den Energiekonzern Eon, der sich in der Energiewirtschaft auskennt. Warum interessieren sich Rocket und Holtzbrinck Ventures für die Installation von Heizungen? Richtig ist, dass wir schon ein etwas komischer Vogel im Portfolio sind. Digital-Investoren haben noch nicht besonders viele Investments gemacht, auf die sie referenzieren können, wenn sie uns anschauen. Wir beschäftigen uns jeden Tag damit, wie die Installation von Heizungen besser funktioniert. Für die Investoren ist das etwas Neues. Aber wir haben die Traction, können zeigen, dass das Team performt. Und der Markt ist sehr groß, wobei die Kundenerlebnisse schlecht sind. Das sind Mechanismen, die ein digitaler VC versteht. Neben Traction und Markt ist die Skalierung wichtig: Funktioniert Euer Modell auch im Ausland? Darum wollen wir uns jetzt kümmern. Ist es wichtig ins Ausland zu gehen? – Ja. Auf der anderen Seite arbeiten wir in der größten Volkswirtschaft Europas. Und viele sagen: ‚Wenn du es in Deutschland schaffst, schaffst du es überall.‘ Warum wollen Handwerker bei einer Firma wie Thermondo arbeiten, die irgendwas mit Internet macht? Es gibt eine steigende Zahl von Menschen, die verstanden haben, dass die Welt sich verändert. Und es gibt den Bedarf, etwas zu tun, das die Welt besser macht. Dass Hauseigentümer in einer sich stark verändernden Energiewelt moderne Erlebnisse und Produkte haben wollen, diese Erkenntnis haben auch Handwerker gewonnen. In der Fachpresse wird bereits von der Thermondisierung des Handwerks gesprochen. Wir werden nur dann eine erfolgreiche Energiewende hinbekommen, wenn das Handwerk mitkommt. Und wir sind das beste Beispiel für ein Handwerk, das mitkommen kann. Viele wollen da dabei sein.

Viele Handwerker haben Probleme, Nachwuchs zu finden. Wir bilden ab 1. September aus. Ich halte es für wichtig, dass ich als Unternehmer junge Leute ausbilde. Wie viel Tech und wie viel Handwerk stecken in Thermondo? Wir haben 110 handwerklich tätige Mitarbeiter. In der IT- und in der Produktentwicklung, also Prozess und Algorithmus, sind es 25 Leute. Hinzu kommt das Performance-Marketing-Team. Wir schreiben unsere Software mit Ausnahme des CRM selbst. Unsere Projektmanagement-Software heißt Diego … … wie Maradona? Genau, weil er der Regisseur ist. Unsere Bestellsoftware heißt Luise und unsere berühmteste Entwicklung ist Manfred, der Algorithmus. Er bestimmt, welche Teile gebraucht werden und damit die Preise.

„OLI ALS SPARRINGSPARTNER ZU HABEN, IST EIN GROSSER WERT“ Wofür setzt Ihr das frische Kapital ein? Für unser Wachstum – das bedeutet mehr Menschen, mehr Autos, neue Produkte. In einigen Wochen kommt unser Leasingprodukt. Das heißt, die Heizung im Keller gehört uns, wir bewirtschaften sie für den Hauseigentümer und der zahlt dafür eine monatliche Gebühr. Und dann bringen wir noch ein Gasprodukt heraus zur Optimierung der Gasbeschaffung. Wann expandiert Ihr ins Ausland? Wir haben noch kein festes Datum, aber ich gehe davon aus, dass das im kommenden Jahr passiert. Wenn nach der Finanzierung vor der Finanzierung ist, geht es jetzt gleich weiter? Nein, natürlich nicht. Es ist wichtig, dass man Gespräche führt. Aber man darf als Gründer nicht zu

PHILIPP PAUSDER ist Mitgründer und Geschäftsführer von Thermondo. Der 40-Jährige begann seine Karriere bei Adidas als Globaler Marketing Manager für Technologien. Er hat für die schwedische Strategieberatung Applied Value gearbeitet. 2009 gründete er seine eigene M&A Boutique, Clean Venture.

verliebt ins Fundraising sein. Das Produkt zu machen, ist das Wichtigste. Wie sieht ein möglicher Exit aus? Mit dieser Runde haben wir ein konkretes Bild aufgegeben. Auch da bist du als Gründer gut beraten, immer auf die nächsten drei bis sechs Monate zu schauen. Natürlich musst Du ein klares Ziel haben: Wir wollen ein modernes vollintegriertes Energie­ unternehmen werden, eine neue Art von Versorger in einer dezentralen Energiewelt. Unser Weg auf Produktebene ist sehr klar, uns sind auch die Hausaufgaben immer sehr klar, die wir dezidiert für die nächsten 90 Tage aufschreiben. Darauf sollte man sich konzentrieren. Aber die Investoren wollen irgendwann ihr Geld plus Rendite zurück. Richtig, du hast als Gründer eine Bringschuld an die Investoren, dass sie irgendwann an Liquidität kommen. Ich muss das Geschäftsmodell meiner Gesellschafter respektieren, aber da gibt es viele Möglichkeiten. Entscheidend ist, dass wir die Firma in den kommenden Jahren weiter aufbauen wie bisher. Wenn uns das gelingt, ist das ein Kinderspiel. Denn dann wird es genügend Interessenten geben.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Fotos: Lorem Ipsum

Heizungsinstallation: Um die Qualität zu garantieren, sind die Handwerker direkt bei Thermondo angestellt.

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N E U E S TA R T U P S

WIR SIND DIE NEUEN Täglich entstehen neue Ideen und Startups in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor

DEVISENHANDEL GAMIFIZIERT Das Handeln mit Zahlungsmitteln in Fremdwährungen ist kompliziert und risikoreich. Mit der App Cashout lernen Nutzer die Prinzipien des Devisenhandels spielerisch in einer Community, ohne Geld zu riskieren. Nutzer, die sich bereit fühlen, mit echtem Geld zu handeln, finden in der App auch Kontaktmöglichkeiten zu Brokern. cashoutapp.io

RAT AUS DER HOSENTASCHE Teleclinic bietet seinen Nutzern ortsunabhängig und direkt ärztliche Beratung. Mehr als 100 Experten sind über die App, Videochat oder Telefon erreichbar. Der Service des digitalen Gesundheits-Hubs steht sowohl privat als auch gesetzlich Versicherten zur Verfügung. Selbstzahler kostet die Beratung 29 Euro. teleclinic.com

MARKTPLATZ FÜR TALENTE

IHR HABT GERADE EIN STARTUP GEGRÜNDET? MELDET EUCH: news@berlinvalley.com 16 / berlinvalley.com

Fotos: Lorem Ipsum

Bei Taylortalents können Berliner in einem VideoPorträt ihre Talente und Fertigkeiten vorstellen und so von Recrui­tern gefunden werden. Der Fokus liegt auf Talent und Leidenschaft. Ob diese hauptberuflich oder als Hobby ausgeübt werden, ist nebensächlich. Suchkategorien reichen von Ratgeber über Einhörner bis hin zu IT oder Garten. taylortalents.com


d n u N E S I RE ng i p p sho THEMA – RUBRIK

PORTEMONNAIE MIT POWER Poqit hat eine Geldbörse entwickelt, die mit kabelloser Ladetechnologie den Akku des Smartphones lädt, sobald beide in Kontakt kommen. Sind Handy und Geldbörse zu weit voneinander entfernt, ertönt ein Warnsignal. Die Geldbörse enthält zudem eine Schutzfolie, die Magnetkarten vor Löschung oder vor unbemerktem Auslesen der Informationen schützt. poqit.berlin

GÜNSTIG RESTE ESSEN

Fotos: Lorem Ipsum Fotos: Too Good To Go, Bandist, Vida Ventures GmbH, TaylorTalents GmbH, Teleclinic GmbH, Julia Berger

In der deutschen Gastronomie werden jährlich rund eine Million Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Too Good To Go will die Verschwendung verhindern und eine Win-win-win-Situation für Gastronomen, Kunden und Umwelt schaffen. Über die App und Website des Startups können Gastronomen übrige Speisen kurz vor Ladenschluss zu reduzierten Preisen an Selbstabholer verkaufen. toogoodtogo.de

MARKTPLATZ FÜR MUSIKER Die Macher von Sparklist, einer Plattform für Kleinanzeigen in Pakistan, haben einen Pivot hingelegt. Bandist heißt die neue Unternehmung. Mit dem Marktplatz für Musikerbedarf wollen die Gründer aus dem Rocket-Internet-Umfeld ein sicheres Einkaufserlebnis ermöglichen. Verkäufer (Privatpersonen oder Einzelhändler) können ihren eigenen Shop erstellen, personalisieren und vermarkten. bandist.de

Texte: Claudia Lunscken

KOSTENLOS LESEN www.dearsouvenir.eu

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IRN UV BERSI T KO–R TE H NE M A

DIE NEWCOMER Zahlreiche neue Venture-Capital-Fonds sind an den Start gegangen – und bieten mehr als Kapital. Eine Übersicht

DER KAMPF UM GUTE STARTUPS Wie wird sich das Berliner Ökosystem verändern, wenn mehr Kapital in den Markt fließt und investorenseitig die Nachfrage steigt? Entstehen überhaupt ausreichend viele gute Startups, um die Nachfrage zu bedienen? Werden die guten

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Startups teurer? Oder erweitern die Fonds ihren Suchradius? Werden Fonds immer spezialisierter oder sehen wir bereits erste Anzeichen von Überhitzung und Konsolidierung auf dem Markt? POSITIV FÜR DAS ÖKOSYSTEM Wir haben diese Entwicklungen mit einigen der etablierten Fonds diskutiert, die diese Veränderungen grundsätzlich positiv sehen. Christian Nagel (Earlybird) und Rainer Maerkle (Holtzbrinck-Ventures) betrachten sie als hilfreich für das gesamte Ökosystem. Je mehr investiert wird, desto mehr Startups kommen durch. Zeitgleich agieren die Fonds proaktiv: Earlybird gönnt sich eine Verjüngungskur und legt seine Aktivitäten mit Heilemann Ventures zusammen. Klaus Hommels’ Fonds Lakestar, der vor einem Jahr erst sein Berliner Büro eröffnet hat, erweitert bereits seine Bürofläche und sieht – so hört man – Berlin immer mehr als das Zentrum seiner Aktivitäten an. Der aktuelle Fonds Lakestar II umfasst immerhin 350 Millionen Euro. Und auch Holtzbrinck Ventures hat nach 16 Jahren in München erstmals ein Berliner Büro eröffnet, das man personell auch noch aufzustocken gedenkt. Mit Cherry Ventures, Building10, Blueyard, Join Capital und Cavalry Ventures greift eine neue Ge-

neration Investoren nach den Berliner Sternen. Sie verfügen zusammen über eine Investitionssumme von mehr als 300 Millionen Euro. Interessanterweise wird ein Teil dieser Fonds von erfolgreichen Unternehmern initiiert. Lediglich der neue MicroFonds Fly.vc wollte sich noch nicht zur Fondssumme äußern, aber auch hier ist wohl mit mindestens weiteren 20 Millionen Euro zu rechnen. Neben den neuen Playern gehen auch die etablierten Venture-Capital-Gesellschaften Project A Ventures, Eventures und Early­bird in die nächste Runde – womöglich sind das in Summe nochmal 400 bis 500 Millionen Euro. KLARE POSITIONIERUNG ERFORDERLICH Es steht also viel Kapital zur Verfügung. Für Start­ ups dürfte jedoch die Investoren-Ansprache wegen der steigenden Zahl der Marktteilnehmer nicht einfacher werden. Für die Fonds bedeutet das wiederum, dass sie sich profilieren müssen und zeigen, was sie außer Kapital noch zu bieten haben, um richtig wahrgenommen zu werden. Wir haben daher für unsere Übersicht einige der etablierten und neuen Fonds dazu befragt, wie sie sich positionieren, welche Mehrwerte sie bieten und welche Art von Start­ups in ihr jeweiliges Suchfeld passen. jt

Fotos: Building10, Mikhail Pogosov / Shutterstock.com, Max Threlfall

Der US-Vorzeige-VC Andreessen Horowitz hat soeben seinen neuen Fonds im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar angekündigt. Ganz so weit ist man in Deutschland noch nicht, doch nimmt das zur Verfügung stehende Kapital auch hierzulande stetig zu. Am besten zu beobachten ist dieser Trend wahrscheinlich zurzeit in Berlin, wo aktuell angeblich europaweit am meisten Kapital in Start­ ups investiert wird (2014: offiziell 2,2 Milliarden Euro, von denen jedoch ein Großteil in Beteiligungen von Rocket Internet investiert und demnach nur „durchgereicht wurden“). Trotzdem: Das Kapital kommt nach Berlin. Hier werden zurzeit (gefühlt) fast im Wochenrhythmus neue Venture-Capital-Fonds aufgelegt. Auch die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT hat soeben einen neuen Fonds mit einem Volumen von 566 Millionen Euro aufgesetzt. Dieses Kapital ist für europäische Startups gedacht, mit einem besonderen Fokus auf Münchner und Berliner Startups.


e ventures Was ist das Konzept Eures Fonds? Unser europäischer Fonds richtet sich an europäische Startups/Gründer. Wir haben aber auch weitere Fonds mit lokalen Teams in USA, Brasilien, China und Japan. Vor allem unterstützen wir Unternehmen, die sich in der Series-A-Phase befinden. Vereinzelt machen wir auch Seed-Investments, aber nur mit erfahrenen Gründern. Dabei investieren wir zwischen 500.000 und fünf Millionen Dollar. Mit unserem Growth Fund investieren wir auch in späteren Phasen. Hier liegen unsere Investment-Tickets zwischen fünf Millionen und 30 Millionen Dollar. Pro Jahr schließen wir im Schnitt fünf bis sechs Investments ab. Wir können auf eine einzigartige globale Plattform mit lokalen Teams und Marktkenntnissen zurückgreifen und unseren Unternehmen helfen, in ihrem Segment weltweit führend zu werden. Unsere Partner haben jahrelange VC-Erfahrungen oder waren früher selbst Unternehmer. Wir sind flexibel, was die Bedingungen angeht und syndizieren oder coinvestieren gerne mit anderen VCs. Zudem unterstützen wir unsere Portfoliounternehmen aktiv, helfen bei der Internationalisierung, in strategischen Entscheidungen, aber auch operativ. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Generell sind wir, was den Sektor angeht, recht breit aufgestellt, investieren allerdings nur im Internetbereich. Es gibt Sektoren, in denen wir besonders viel Erfahrung haben, wie Marktplätze (Farfetch, Auctionata), SaaS (Segment, When I Work), Mobile (App Annie, Blinkist) und Open Source (NGINX, Graylog). Wir wollen unseren Portfoliounternehmen helfen, globale Marktführer zu werden. Daher suchen wir nach Gründern mit globalen Ambitionen. Das Geschäftsmodel sollte disruptiv und ein potenzieller Pionier sein oder ein grundlegendes Problem lösen. Erste Erfolge sollten schon zu sehen sein. Wie groß ist Euer Fonds? 150 Millionen Dollar für Europa plus lokale Fonds sowie ein Growth-Fonds. Was ist Euer Background und Eure Expertise im Team? Global sind wir insgesamt circa 25 Leute. Wir haben ein sehr heterogenes Team mit Ingenieuren, Informatikern und ehemaligen Unternehmern. Nur klassische VC-Profile wie Banker und Juristen findet man bei uns selten. Als ehemaliger CMO von Rocket Internet sowie Gründungspartner der Online-Marketing-Agentur Trust Agents bringe ich zum Beispiel langjährige Erfahrung im Online/Performance Marketing Bereich mit. Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio? Global haben wir zurzeit etwas mehr als 100 Portfoliounternehmen. Antworten von Luis Hanemann eventures.vc Partner bei Eventures in Berlin: Luis Hanemann

Das Team von B10: Daniel Höpfner und Henri Kühnert

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. B10 ist ein Early-Stage-Fonds mit Fokus auf B2B-Firmen, die das Potenzial zum Category Killer haben. Heißt: Sie haben das Potenzial, ihre Marktnische zu dominieren und aus dieser heraus weiter erfolgreich zu wachsen. Wir möchten, ähnlich wie typische Silicon-Valley-VCs, in der Nähe unserer Start­ups sitzen. Daher bevorzugen wir, wenn das Startup hier in Berlin sitzt, gern sogar direkt bei uns im Loft in Kreuzberg. Wir investieren bisher immer als Erster und wollen dies auch weiter so tun. Da wir den Gründern mit viel Zeit und Support zur Seite stehen wollen, benötigen wir entsprechende Zeit, die wir für jedes Startup blocken. Daher ist unser Ziel vier Investments pro Jahr. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Alle im Bereich B2B mit Category-Killer-Potenzial. Für B2C, Adtech, Advertisement, Content sowie E-Commerce sind wir nicht der ideale Partner. Welche Unterstützung bietet Ihr? Wir agieren nach dem Mantra: Finanzierung, Top-Leute und Kunden. Heißt, wir investieren einen sechsstelligen Betrag und unterstützen aktiv bei der kommenden Seed-Runde/Series-A. Außerdem helfen wir bei Recruitment von Top-Leuten und bei der Akquise erster Kunden. Wie groß ist Euer Fonds? B10 steht ausgeschrieben für Building10. Daher wollen wir in den kommenden drei Jahren zehn Firmen mit aufbauen. Für diese Mission ist ausreichend Geld reserviert. Was ist Euer Background und Eure Expertise im Team? Gegründet wurde B10 von Henri Kühnert, dem Gründer von TIC (Exit an Sinner Schrader Group) sowie Daniel Höpfner, Gründer von Pressmatrix. Unterstützt werden wir von einem kleinem, aber schlagkräftigen Team aus Profis in den Bereichen Finance, UX, Design, Tech und Internationalisierung. Unser Team wird um weitere Key-Positionen wie Recruitment und Data Analytics sowie BI dieses Jahr noch wachsen. Unsere Erfahrung kommt aus verschiedenen eigenen Gründungen und Investments in Quandoo und Sensorberg, heißt, aus Sales- als auch technikgetriebenen Modellen.

Fotos: Lorem Ipsum

Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio? Im Building10-Portfolio befinden sich Carjump und Fliit. Wir sind gerade mit zwei weiteren Startups im Gespräch. Bis Ende des Jahres sind weitere Invest­ ments geplant. Antworten von Daniel Höpfner

building10.net

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RUBRIK – THEMA

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Join Capital investiert nur in B2B-Startups, die neue Enterprise-Technologien selbst entwickeln. Alle unsere Investments bauen auf Basis Ihrer proprietären Technologien stark differenzierte Produkte, die digital distribuiert werden können. Dadurch können sie Enterprise Kunden global bedienen. Wichtig ist für uns, dass ihre Kunden von Netzwerkeffekten profitieren wodurch Markteintrittsbarrieren entstehen. Wir investieren europaweit in Firmen, die ein marktreifes Produkt entwickelt haben, das bei ersten Kunden im Einsatz ist. Wir fokussieren uns auf die Phase nach der Seed-Runde, also Pre-Series A oder Series A. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne schicken? Wir begeistern uns für neue Technologien und was Unternehmer daraus machen. Wir lieben Gründungsgeschichten und möchten Teil der Geschichte sein. Wir suchen Unternehmer, die weit vorausdenken und ihre Mitarbeiter, Investoren und Kunden für ihre Pläne begeistern können. Wir suchen Unternehmer, die respektvoll mit dem Geld ihrer Investoren umgehen, die nichts verheimlichen, sondern mit uns nach Lösungen suchen. Wir mögen Unternehmer, die gut zuhören, dann aber selbst entscheiden. Wir unterstützen Gründer, die sich kontinuierlich weiterentwickeln wollen – vom Gründer im kleinen Team bis hin zum CEO einer globalen Firma mit hunderten Mitarbeitern.

Wie sieht das Konzept Eures Fonds aus? Unser neuer Earlybird Digital West Fund wird sehr gründerzentriert sein. Wir verstehen Venture Capital als ein Produkt für Unternehmer. Sicherlich spielt die bloße Finanzierung der Portfolio-Firmen eine wichtige Rolle, noch größeres Gewicht hat für uns aber das Thema Portfolio-Support, worin wir unseren USP sehen. Anders als die meisten Venture-Investoren vereinen wir in unserem Team langjährige unternehmerische Erfahrung, operatives Know-how und über jahrzehnte lang gewachsene Angel- und VC-Expertise mit dem entsprechend großen Netzwerk. Inhaltlich fokussieren wir uns auf europäische, innovative Geschäftsmodelle, die sehr stark technologiegetrieben sind und ein großes Problem lösen. Netzwerkeffekte und ein starker Lock-in Effekt sind uns sehr wichtig. Die Kerntechnologien, mit denen wir uns vertieft befassen, sind SaaS/Enterprise-Applications, Artificial Intelligence/Machine Learning wie auch IoT-Applikationen und Connectivity/Connected Devices. In puncto Industrie-Sektoren sind wir relativ agnostisch, sehen aber beispielsweise großes Potenzial in den Bereichen Logistik & Supply Chain, Finanzen, Real Estate & Construction wie auch Datensicherheit und Dezentralisierung. Reine Consumer-, Lead- oder E-Commerce-Modelle finden wir aktuell weniger spannend. Mit dem Fonds investieren wir initial in der Seed- und Series-A-Phase mit einem Volumen bis 5.000.000 Euro. Folgefinanzierungen sind grundsätzlich bis zu einem Volumen von 15.000.000 Euro pro Firma möglich.

Welchen Mehrwerte bietet Euer Fonds? Unser Ziel ist es, dass unsere Firmen so schnell wie möglich monatlich 100.000 Euro Umsatz machen, bei sehr hohen Produkt-Margen. Dazu unterstützen wir aktiv bei Direktsales an Großkunden oder Multiplikatoren im SME Bereich. Dabei hilft unser Netzwerk bei globalen Firmen wie Bertelsmann, BNP Paribas, WPP, Amazon, Microsoft, SAP und vielen mehr. Daneben bauen wir mit den Gründern ein Salesteam auf und entwickelt einen skalierbaren Salesprozess. Hier profitieren die Firmen von unseren insgesamt 20 Jahren Investitionserfahrung in B2B Startups. Beschreibe doch bitte Euer Team. Wir sind zu fünft, drei Partner und zwei Analysts. Wir haben zusammen mehr als zehn Jahre Erfahrung als Gründer von Startups und mehr als 20 Jahre als VCs. Bei der Arbeit mit den Portfoliofirmen unterstützen uns unsere vier Plattform-Partner, die jeweils über mehr als zehn Jahre Jahre Erfahrung als CFO, CSO, CLO und CTO verfügen. Wie viele Unternehmen befinden sich in Euerm Portfolio? Aktuell haben wir vier Beteiligungen im Fond. Wir machen pro Jahr fünf Investments. Antworten von Jan Borgstädt

join.capital

Fotos: Earlybird, Max Threlfall, Cherry Ventures, Join Capital

Partner bei Earlybird: Fabian Heilemann und Christian Nagel

Die Partner von Join Capital: Jan Borgstädt, Hubert Saint Olive und Tobias Schirmer

Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Um unseren Appetit anzuregen, sollte das Startup ein Betaprodukt und erste KPIs vorzeigen können. Wenn wir das Geschäftsmodell und Marktumfeld spannend finden, vereinbaren wir ein initiales Telefonat, bei dem wir uns von passionierten, authentischen sowie komplementären Teams begeistern lassen. Wenn alles passt, stoßen wir den Investment-Prozess an, den wir mit einer durchschnittlichen Dauer von vier Wochen (initialer Kontakt bis zum unterschriebenen Termsheet) sehr lean und effizient halten, damit sich die Teams schnell wieder auf ihr Core Business fokussieren können. Wie groß ist Euer Fonds? In der aktuellen fünften Fondsgeneration verfügen wir momentan über einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Bis Ende des Jahres soll der Fonds in einer Größenordnung von 150 Millionen Euro geschlossen werden.

Antworten von Christian Nagel

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earlybird.com

Fotos: Lorem Ipsum

Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio? Seit November 2015 haben wir sieben Investments gemacht, von denen fünf bereits öffentlich sind. Pro Jahr werden wir fünf bis zehn Investments machen.


THEM K I NAV–E SRTUOBRREI N

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Cherry Ventures ist ein Early-Stage-Investor, der typischerweise das erste institu­tionelle Geld in ein Unternehmen investiert, das heißt, wir können und wollen so früh wie möglich investieren – meist, bevor es ein Produkt und dementsprechend Umsätze gibt. Weil wir der festen Überzeugung sind, dass die meisten Seed-Runden in Deutschland und Europa zu klein sind und eine entsprechend größere Seed-Runde die Erfolgschancen deutlich erhöht, ist unser Ticket in der Seed-Runde in der Regel zwischen 500.000 und einer Million Euro. Unsere Fondsgröße erlaubt uns in den Folgerunden zum Teil signifikant nachzuinvestieren. Wir investieren europaweit, mit einem Schwerpunkt in Berlin, und ausschließlich in Geschäftsmodelle, die sich an Konsumenten richten, sowie Marktplätze und SaaS-Unternehmen, die Leben und Arbeit von Konsumenten und kleinen/mittelständischen Unternehmen drastisch verbessern. Wie groß ist Euer Fonds, und wie viele Investments plant Ihr? 150 Millionen Euro. Wir werden pro Jahr circa zehn Investments machen. In unserem ersten Fonds haben wir 25 Beteiligungen. Cherry Ventures II, aus dem wir derzeit investieren, hat aktuell elf Portfolio-Unternehmen. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Die Idee der Gründer muss das Potenzial haben, weltweit das Leben zahlreicher Menschen nachhaltig zu verändern. Die Gründer, in die wir investieren, und ihre Unternehmen profitieren von der operativen Erfahrung, die wir drei bei Gründung, Aufbau und Exit von mehreren Startups gesammelt haben, sowie von einem der stärksten Gründernetzwerke Europas. Beschreibe doch bitte Euer Team. Wir sind sieben Leute und werden auf maximal zwölf wachsen. Gründer und Partner sind Filip Dames, Daniel P. Glasner und Christian Meermann,

Die drei Gründer von Cherry Ventures: Christian Meermann, Filip Dames und Daniel P. Glasner

die bereits seit mehreren Jahren als Investoren tätig sind. Filip war Teil des Zalando-Gründerteams. Daniel war Mitgründer und CEO von Citydeal sowie Gründer von Quandoo. Christian war Zalandos erster CMO und hat wesentlich zum Aufbau und zur Positionierung der Marke beigetragen. Danach war er im Vorstand bei Peek & Cloppenburg zuständig für das digitale Business. Antworten von Daniel P. Glasner

cherry.vc

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Spendenaufruf für ein mobiles Krankenhaus in Syrien In der Region Rojava im Norden Syriens und in Shengal im Nordirak liegt das Gesundheitssystem am Boden. Aufgrund des anhaltenden Bürgerkrieges der letzten Jahre ist Infrastruktur größtenteils zerstört und eine medizinische Versorgung der Bevölkerung nur bedingt möglich. Gesundheitszentren und Krankenhäuser sind immer wieder gezielten Angriffen zum Opfer gefallen und an einen strukturierten Wiederaufbau ist noch nicht zu denken.

CADUS mobile hospital

Um effektiv medizinische Hilfe leisten zu können, braucht es ein Konzept, das sowohl die Dynamik der politischen und militärischen Situation, die langen Wegstrecken sowie die momentane Versorgungslage für die Zivilgesellschaft vor Ort mitdenkt. Wir planen deshalb ein mobiles Krankenhaus auf der Basis von Allradfahrzeugen, welches sowohl unfallchirurgisch, gynäkologisch als auch pädiatrisch genutzt werden kann. Dazu gehört ein OP, zehn Liegeplätze um Patient*innen über mehrere Tage aufnehmen und versorgen zu können, sowie Möglichkeiten für bildgebende Diagnostik wie Ultraschall und Röntgen.

Wer steckt hinter CADUS? CADUS ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation aus Berlin. Wir initiieren nachhaltige Projekte in der humanitären und Katastrophenhilfe. Die Entwicklung unserer Projekte basiert sowohl auf umfangreicher beruflicher Erfahrung in diversen Bereichen als auch auf der fachübergreifenden Kooperation mit zahlreichen Partner*innen. Effektive Zusammenarbeit, Interdisziplinarität und kritische Reflexion der bisher gängigen NGO-Praxis und eine gute Einbindung lokaler Communities gehören zu den zentralen Werten von CADUS. Wir verfolgen diese Ziele mit einem Maximum an Unabhängigkeit und Transparenz.

Spenden:

Infos: cadus.org


INVESTOREN

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Cavalry Ventures ist ein unternehmerischer Fonds. Wir investieren in Unternehmen, deren Geschäftsmodelle wir wirklich verstehen und wo wir Mehrwerte liefern können. Unser internes Setup ermöglicht es uns, Gründern neben Kapital und aktiver Unterstützung im Fundraising aufgrund der Erfahrung und Expertise unserer Partner wirkliche operative Mehrwerte in verschiedensten Bereichen sowie ein relevantes Netzwerk zu bieten.

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Wir sind ein Frühphasen-Fonds und investieren in Startups in der Seed-, Early-­ Stage- und Series-A-Phase. Dabei konzentrieren wir uns primär auf europäische Startups mit Sitz in Deutschland, den Niederlanden, UK und Skandinavien. Das Initialinvestment liegt in der Regel zwischen 500.000 und vier Millionen Euro. Insgesamt können wir bis zu 10 Millionen Euro pro Firma investieren. Pro Jahr wächst unser Portfolio um sechs bis acht Unternehmen. Wir verstehen uns als operativer VC und unterstützen mit einem Team von 100 Mitarbeitern Portfoliounternehmen in den Bereichen Product/IT, Business Intelligence, Performance Marketing/CRM und Organisationsaufbau. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Unser Fokus liegt auf den Bereichen SaaS, E-Commerce & Marktplätze sowie Digitale Infrastrukturlösungen für transaktionale Geschäftsmodelle, beispielweise Marketingtechnologien. Wir freuen uns über die Kontaktaufnahme von sämtlichen Startups, die in den Bereichen aktiv sind und in unsere zeitliche Investmentphase fallen. Welchen Mehrwert bietet Euer Fonds? Neben Finanzierung steht bei Project A vor allem die operative Unterstützung, insbesondere auch beim Infrastrukturaufbau in einer frühen Phase (Data Warehouse, Marketingtechnologie-Stack etcetera) im Vordergrund. Darüber hinaus verfügen wir über unsere Investorenbasis über sehr guten Zugang zu etablierten Unternehmen. Außerdem haben wir in den vergangenen viereinhalb Jahren belastbare Beziehungen zu sehr renommierten internationalen CoInvestoren aufgebaut, mit denen wir unsere Portfoliounternehmen aktiv verknüpfen.

Wie grenzt ihr Euch ab? Ganz klar durch unseren unternehmerischen Ansatz. Dieser wird zum einen durch unser internes Setup forciert, zum anderen durch die Tatsache, dass unsere vier Unternehmer-Partner aktive Serien-Gründer sind. Entsprechend nah sind diese am aktuellen Stand der Technik und können unsere Portfolio-Unternehmen bei ihren Herausforderungen noch besser unterstützen. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Teams mit starkem Tech-Hintergrund/relevanter Domain-Expertise, die große (Zukunfts-)Märkte angehen. Unternehmen in der Frühphase. Wie groß ist Euer Fonds? 20 Millionen Euro. Aktuell haben wir fünf Investments. Ein sechstes folgt bald. Beschreibe bitte Euer Team? Rouven Dresselhaus (Dresselhaus Ventures, Capnamic Ventures, Morten Sondergaard), Stefan Walter (Rheingau Founders, Montredo), Claude Ritter (Book a Tiger, Delivery Hero), Dominik Matyka (Plista), Markus Fuhrmann (Dojo Madness, Delivery Hero, Team Europe), Marcel Hollerbach (Productsup, Hiclip) und Analysten. Antworten von Rouven Dresselbach

cavalry.vc

Fotos: Project A, Cavalry Ventures, Blueyard

Das Team von Project A: Thies Sander, Uwe Horstmann, Christian Weiß und Florian Heinemann

Gibt es einen inhaltlichen oder regionalen Fokus? Inhaltlich: Sowohl Consumer- als auch Enterprise-Startups, die durch Software/ Technologie große (Zukunfts-)Märkte disruptieren wollen. Regional: Aufgrund unseres eigenen unternehmerischen Hintergrundes sind wir recht Berlin-zen­ triert, können aber weltweit investieren. Unsere Venture Partner vertreten uns in vielen weiteren europäischen Startup-Hubs und sind dort sehr gut vernetzt. Initial investieren wir ausschließlich in Pre-Seed/Seed-Phasen in der Regel 200.000 Euro und können in Folgerunden bis maximal 4.000.000 Euro pro Beteiligung investieren. Wir machen zehn bis zwölf neue Investments pro Jahr.

Sechs Mann auf dem Dach: das Team von Cavalry

Wie groß ist Euer Fonds? Der erste Fonds hat eine Größenordnung von 80 Millionen Euro, der zweite wird mindestens bei 120 Millionen Euro liegen. Beschreibe doch bitte Euer Team. Wir haben ein Team von 100 Experten aus den Bereichen Product/IT, Business Intelligence, Performance Marketing/CRM und Organisationsaufbau. Die Partner von Project A – Thies Sander, Uwe Horstmann, Christian Weiß und Florian Heinemann – verfügen zudem über langjährige operative Erfahrung im Startup-Umfeld. Wie viele Unternehmen habt Ihr im Portfolio? Aktuell sind es mehr als 35 Unternehmen, bis Ende des Jahres rechnen wir mit mehr als 40.

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project-a.com Fotos: Lorem Ipsum

Antworten von Florian Heinemann


THEMA – RUBRIK

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds. Wir wollen Gründer unterstützen, die Märkte, Fähigkeiten und Daten demokratisieren – keine Weiterentwicklungen, sondern fundamental neue Ansätze und Technologien, die globalen Netzwerk- oder Plattform-Charakter haben. Unser Schwerpunkt liegt auf Europa, wir investieren aber auch selektiv in den USA. Blueyard ist auf Seed und Series A fokussiert; wir investieren von 500.000 bis fünf Millionen Dollar als erstes Investment, investieren dann aber gegebenenfalls noch weiter in zukünftige Runden. Es gibt wahrscheinlich drei Aspekte die uns abgrenzen: (i) der Thesen getriebene Ansatz, (ii) Gründer arbeiten immer mit Jason und mir zusammen als Team, (iii) unser sehr starkes US-Netzwerk. Welche Unternehmen sollen Euch Businesspläne senden? Alle, die zu unseren oben genannten Thesen und zu unserem Fokus passen. Am besten aber keine Businesspläne schicken. Wir beschäftigen uns sehr gerne mit Alpha- und Beta-Versionen von Produkten. Am wichtigsten sind uns die Dialoge mit Gründern; weniger Präsentationen und Spreadsheets. Die spannendste Frage für uns ist immer: What if it works? Wir können uns für große Risiken viel mehr begeistern als für angeblich sichere Sachen. Welchen Mehrwert bietet Ihr? Wir haben ein sehr großes, globales und dichtes Netzwerk um unsere Thesen herum – da können wir sehr effektiv helfen und auch einfach bessere Board Member sein. Weiterhin haben wir ein ungewöhnlich starkes Netzwerk in den USA. Nicht nur kommen fast alle Blueyard-Investoren von dort, wir haben auch einen persönlichen Track Record in der Zusammenarbeit mit US-Fonds wie USV, Sequoia, Thrive, Redpoint, SV Angel und anderen. Zudem sind wir bei den großen Firmen wie Google, Microsoft oder Amazon gut verdrahtet, sodass wir im Business Development besser helfen können. Historisch gesehen

Die zwei von Blueyard: Ciarán O’Leary und Jason Whitmire

ziehen 40 Prozent unserer Investments in die USA, weitere 30 Prozent haben eine signifikante Präsenz dort. Wie groß ist Euer Fonds? 120 Millionen Dollar. Wir haben seit Januar vier Investments gemacht: Deepstream in Berlin, eins in Palo Alto, eins in Bratislava und eins in Stockholm. Sechs bis zehn neue Investments pro Jahr sind ein guter Richtwert. Antworten von Ciarán O’Leary blueyard.com

STARTING TO FLY

Gabriel Matuschka und Stephan Sey­both mit neuem Fonds in Berlin

Fotos: Lorem Ipsum

Vom frisch gebackenen Berliner Fonds Fly Ventures gibt es bislang noch keine offiziellen Statements. Die sparta­nische Website erklärt derzeit nur: „Fly Ventures is a Berlin based venture capital firm. We invest in seed and pre-Series A rounds across major European technology hubs.“ Die Fly-Gründer sind Gabriel Matuschka und Stephan Sey­b oth. Matuschka war zuvor drei Jahre Prinicpal bei Partech Ventures, Seyboth sieben Jahre bei Google für die Produkte Search und Maps zuständig. Beide werdenim Handelsregister als Geschäftsführer der Fly

Ventures Management GmbH geführt. Der eigentliche Fonds firmiert als GmbH & Co KG. Soweit die Fakten, jetzt zu den Gerüchten: Der Fonds ist angeblich bereits geclosed. Die ersten Investments sind erfolgt, unter anderem in Berlin und in Frankreich. Fly Ventures positioniert sich als sogenannter Micro-VC. Das erinnert an VCs wie Point Nine Capital, Connect Ventures oder Localglobe. MicroVCs investieren typischerweise 30 bis 35 Prozent ihres Fonds in der Anfangsphase und gehen partiell in Folgerunden mit. Fly Ventures hat wohl eine

Mutter-Kind-Hilfswerk e.V. bei Facebook: www.facebook.com/MutterKindHilfswerk

Seed-only-Ausrichtung – die Ticket­größen dürften zwischen 200.000 und 700.000 Euro liegen – und einen Fokus auf Tech-Themen und „no touch marketplaces“ sowie eine Affinität für AI-Themen haben. Das sind Themen, bei denen die Skalierung nicht durch reine Manpower erreicht wird. Derzeit touren Matuschka und Seyboth durch Europa auf der Suche nach spannenden Investmentmöglichkeiten und konzentrieren sich wohl unter anderem auf Unternehmen, die mit dem Fundraising noch gar nicht begonnen haben. fly.vc

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IRN UV BERSI T KO–R TE H NE M A

eine „Landmark Transaction“ gehabt. Seit 2011 haben wir uns darauf konzentriert, ein Investment-Vehikel aufzubauen, mit eigener Marke und eigenem Geld. Unsere erste Fonds-Generation Heilemann Ventures hatte 22 Beteiligungen, von denen die ersten zehn Angel-Investments, die weiteren zwölf Seed-Stage-Tickets bis 300.000 Euro waren, wo wir meistens Junior-Partner waren. Danach haben wir eine Handvoll Fonds-Invest­ m ents gemacht, um von erfahrenen Playern zu lernen und Trends zu allokieren. Eines der Investments war 2012 in Earlybird. So ist unsere Geschäftsbeziehung entstanden. Später haben wir zwei Co-Investments gemacht. Und jetzt sind wir mit unserem sechsköpfigen Venture-Team bei Earlybird eingezogen und bringen komplementär den Hands-on/Entrepreneurial-Experience-Investment-Stil mit und sorgen für einen stark am operativen Tagesgeschäft entlanggehenden Know-how-Transfer. Wir ergänzen uns sehr gut. So haben wir neben einer Allianz der Generationen ein Profil mit starken Alleinstellungsmerkmalen.

„DAS FEEDBACK IST POSITIV“ Christian Nagel und Fabian Heilemann erklären die Neuausrichtung von Earlybird Die FAZ schreibt: „Zwei große deutsche Wagniskapitalisten fusionieren.“ Eine Headline, wie man sie sich wünscht. Zeitgleich schreibt Joel Kaczmarek auf seinem Blog: „ein Offenbarungseid für Earlybird“. CHRISTIAN: Das ist die Pressefreiheit, die wir hierzulande schätzen … Aber vielleicht kurz zu Earlybird: Wir sind 1997 gegründet und kommen in die fünfte Fonds-Generation. Uns geht es heute sehr gut! Was bedeutet der Weggang von Ciarán O’Leary und Jason Whitmire für Euch? CHRISTIAN: Eigentlich war es noch kein kompletter Weggang, denn das bisherige Team managt das bestehende Portfolio weiter und hat auch die Board-Sitze noch inne. Hat es kein Geschmäckle, dass die ehemaligen Partner einen neuen Fonds aufbauen? CHRISTIAN: Wir haben eine Marktsituation, in der es viel zu wenig Kapital gibt. Also begrüßen wir erst einmal jeden neuen Fonds, denn das hilft, das Ökosystem weiterzuentwickeln. Und der Markt wächst so schnell, dass diese Fonds auch gebraucht werden.

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Und Ihr geht jetzt mit Heilemann Ventures zusammen? CHRISTIAN: Wir waren uns intern schon seit längerem einig, dass der Bereich Early Stage unterbesetzt ist. Mit Fabian und Ferry Heilemann hatten wir sogar vor anderthalb Jahren schon einmal gesprochen. Damals passte es allerdings noch nicht. Vor etwa einem halben Jahr haben wir die Gespräche wieder aufgenommen. Wir waren ja mit dem aktuellen Fonds gerade am Endpunkt. Außerdem kannten wir uns von einigen Investments wie Movinga und Cashboard. Dann hatten wir eine Testphase, bei der beide Teams in einem Raum saßen und wir uns kennenlernen und austesten konnten. Nach ein paar Wochen haben wir festgestellt, dass es gut klappt. Und so haben wir den zweiten Heilemann-Ventures-Fonds als Basis in unseren neuen Fonds eingebracht. Was ändert sich inhaltlich oder strukturell? CHRISTIAN: Wir teilen die Investmenthypothesen. Auch die Fokusgebiete und Investmentphasen bleiben bestehen. Wir werden uns weiterhin auf Seed konzentrieren, aber wir wollen das Business Building verstärken. Das heißt, wir wollen unsere Portfoliounternehmen noch mehr von der operativen Erfahrung und dem speziellen Wissen unseres gesamten Teams profitieren lassen. Fabian, welche Rolle kommt Euch zu? FABIAN: Wir haben einen langen „Entrepreneurial Trackrecord“ und unter anderem mit Daily Deal

Welche Art von Startups beziehungsweise Themen adressiert Ihr? CHRISTIAN: Die Mehrwerte sprechen zunächst jeden an. Und natürlich suchen auch wir starke Unternehmen, denen wir dabei helfen wollen, noch stärker zu werden. Den größten Impact hat man dabei natürlich im Seed-Bereich. Dort gibt es viel Wettbewerb – siehe zum Beispiel Number26. Das Konzept hatten zeitgleich zahlreiche andere Unternehmen verfolgt. Da kann es entscheidend sein, dem Team zu helfen, um Traction zu erlangen und noch mehr Geld einzusammeln. Zu solchen Szenarien wollen wir beitragen. Wollt ihr Euch mit dem Merger verjüngen? CHRISTIAN: Total. Das ist ein langfristiges Geschäft. Wir denken in Zehn-Jahres-Schritten. Die erfolgreichen US-Fonds haben genau diese Mischung aus langjähriger Erfahrung und Jüngeren mit operativer Erfahrung hinbekommen. Joel nennt Eure Maßnahmen verzweifelt … CHRISTIAN: Wir bewerten nicht, was andere über uns schreiben. FABIAN: Nur so viel: Das Feedback, das wir vom Markt bekommen, ist ausschließlich positiv. Und auch die Unternehmer verstehen den Mehrwert sofort. Wir haben sehr gute Geschäftsbeziehungen – oft mit wiederkehrenden Konstellationen. Bedeuten mehr Fonds, dass Startups jetzt teurer werden? CHRISTIAN: Für Startups ist das sicher gut, aber zum Kampf kommt es bestimmt nicht. Dazu ist immer noch zu wenig Kapital im System. FABIAN: Die Fonds haben größtenteils unterschiedliche Schwerpunkte mit recht überschaubaren Überschneidungen. So bildet jeder eigene Profile heraus. CHRISTIAN: In den USA geht der Trend auch in Richtung Spezialisierung. Das Gespräch führte Jan Thomas.

Fotos: Adela Dupetit

Investieren jetzt zusammen: Fabian Heilemann und Christian Nagel von Earlybird

Das heißt, ihr wollt nicht neu strukturieren, sondern mehr Unterstützung bieten? CHRISTIAN: Grundsätzlich haben wir mehr Kapazitäten. Und mehr komplementäres Know-how. Und wir wollen den Grad des Supports noch verstärken und erweitern – etwa um HR oder Tech. FABIAN: Das Know-how kommt als Mehrwert zum Kapital hinzu. Wir sind aber kein Company Builder, der über Tagessätze seine Experten zur Verfügung stellt.


INVESTOREN

„DER DEALFLOW STEIGT“ Rainer Maerkle, General Partner von Holtzbrinck Ventures, erklärt, warum der Foodmarkt spannend ist und Rocket Internet ein super Partner Rainer, Ihr seid ja eher ein alteingesessener Fonds. Wie seht ihr die neuen Player, die gerade aufkommen? Wird der Kampf um Gründer härter? Zunächst einmal ist es begrüßenswert, dass mehr Kapital zur Verfügung steht. Wir sehen, dass der Dealflow an guten Teams in den letzten Jahren erheblich gestiegen ist. Die Grundgesamtheit ist viel größer, aber der Wettbewerb ist noch nicht so hart. Es gibt wenige Deals, die wir verlieren. Das liegt aber meistens an den Bewertungen. Viele Fonds schaffen es nicht, sich zu erneuern. Dadurch verschwinden einige und neue kommen auf. Wenn man einmal zurückblickt, gibt es viele der führenden Fonds von vor zehn Jahren inzwischen nicht mehr. Dafür kommen neue Player wie Cherry oder Blueyard fast im Wochenrhythmus dazu. Welche Kriterien spielen in dem Erneuerungsprozess von Fonds eine Rolle? Eine klassische Herausforderung ist die Team Transition, also die Firma über mehrere Generationen aufzubauen. In den USA gibt es tolle Beispiele wie Sequoia, Kleiner Perkins und Benchmark, die das hinbekommen. In Europa ist die Industrie noch zu jung. Die andere Herausforderung liegt darin, an den jungen Themen dranzubleiben. Das gelingt am besten, in dem man neue junge Leute ins Team holt und diese nicht nur für sich arbeiten lässt, sondern aufbaut.

Stichwort Herdenverhalten von VCs. Ihr seid in Hellofresh und in Delivery Hero investiert. Aus meiner Sicht ist der FoodMarkt überlaufen. Kann man dort noch Returns von „10×plus“ erzielen? Das wird nicht einfacher. Der Foodmarkt ist wahnsinnig interessant. Ich bin seit 2008 bei Holtzbrinck und habe mich am Anfang fast ausschließlich auf E-Commerce konzentriert. Lebensmittel waren immer eine Kategorie, von der aber jeder sagte, dass das nicht funktioniert. Und plötzlich kamen Modelle, die doch funktionierten, nur eben nicht als Supermarkt. Ein paar Player zeigten, wie es geht. Und durch diesen Proof hat sich die Goldgräberstimmung und dann die Überhitzung eingestellt. Und auch wir müssen uns an die Nase greifen, denn auch unsere Unternehmen Shopwings und Bonativo haben leider nicht funktioniert. Wir wussten anhand der Economics, dass die Themen eine Herausforderung sind und haben eigentlich eher in das Prinzip Hoffnung investiert. Aber andererseits gibt es Foodora und Deliveroo – vor ein paar Jahren hätte jeder gesagt, dass sowas nicht funktioniert. Und siehe da – mit massivem Funding funktioniert es dann doch, und sie werden wahrscheinlich mal sehr profitabel. Leider braucht man für diesen Proof in der Regel erst mal mehrere Millionen Euro. Was sind die nächsten „Herdenthemen“? Man kann Food und Fintech in einem Atemzug nennen. Hier wird gerade konsolidiert. Auch wir haben verschiedene Lendingplaces finanziert, die sicher nicht alle funktionieren werden. Im erweiterten Fintech-Segment haben wir in einen Robo-­

Advisor investiert. Das finde ich hoch spannend. Zu einer bestimmten Zeit kommen bestimmte Themen hoch, zum Beispiel derzeit das Thema „Vertical Integrated Services“ – von Flixbus über Movinga bis hin zu Homewell. Zu Euren Suchfeldern: Welche Teams sollen sich bei Euch melden? Wir sind sehr berechenbar, weil wir seit 16 Jahren im Markt sind. Wir haben seither eigentlich nur Consumer-Internet-Themen gemacht. Immer das gleiche Schema. Von uns wird es beispielsweise keine Aussage geben, dass jemand zu wenig Technologie hat. Es wird eher die Frage sein, ob jemand zu uns passt. Nehmen wir als Vergleich Fly Ventures – ein kleinerer Fond, der kleinere Tickets macht und entsprechend weniger Geld allokieren muss. Wenn ein Gründer damit wirbt, dass man mit ihm einen 20-Millionen-Exit realisieren kann, funktioniert das für uns als Fonds leider nicht.

„WIR WOLLEN DIE PRÄSENZ IN BERLIN VERSTÄRKEN UND SUCHEN GUTE LEUTE“ Ein Blick in die Zukunft: Was wird sich bei Euch ändern, oder bleibt alles wie es ist? Auf keinen Fall. Wir glauben, wenn wir nichts ändern, bekommen wir langfristig Schwierigkeiten. Wir haben gerade erst ein Büro in Berlin eröffnet, obwohl wir schon immer der stärkste Investor waren. Aber wir wollen unsere Präsenz hier verstärken. Und wir haben zeitgleich neue Leute ins Team geholt und suchen auch weiterhin gute Leute, die hier in Berlin in einem der schönsten Offices bei einem der etabliertesten VCs arbeiten wollen. Das Gespräch führte Jan Thomas.

Treffpunkt Noah: Rainer Maerkle und Jan Thomas im Gespräch

Ihr seid sehr nah an Rocket Internet. Braucht man als VC starke Partner, die einen soliden Dealflow garantieren? Wir wären auch ohne Rocket Internet ein überdurchschnittlicher Fonds. Die Rocket-Unternehmen wie Groupon oder Zalando oder Hellofresh, die wir in Rocket „geswapt“ haben, waren hervorragend, und Rocket ist ein super Partner. Aber auch Quandoo, Stylight oder Thermondo, wo wir vor Rocket investiert hatten, sind großartig. Ein starker Partner ist hilfreich, und solche Partnerschaften sind auch nicht unüblich. Wir versuchen aber, mit mehreren Partnern zu arbeiten. Ihr sucht nach sogenannten „10×plus-Unternehmen“, also solchen Unternehmen, die den zehnfachen Return oder mehr bringen. Wie findet man diese? Du musst natürlich smarter sein als alle anderen (lacht). Nein, ganz ehrlich – man erkennt diese Themen oft nicht sofort. Über Groupon beispielsweise haben wir ewig diskutiert, ob wir diesen Deal machen sollen. Wir schauen sehr genau auf den adressierbaren Markt. Dieser muss riesig sein.

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R EUCBHR IO T K P–E N T HA EM I RA

DAS HAPPENING Zum fünften Mal verbindet das Tech Open Air Technologie mit Kunst. Die Veranstalter erwarten eine Rekordteilnahme

BERLIN IST SCHNITTSTELLE Während die Konferenz am 13. und 14. Juli im Funkhaus stattfindet, verteilen sich die Satelliten-Events drei Tage lang über die ganze Stadt. In der „Startup Alley“ können sich Gründer zum Netzwerken treffen und Ideen austauschen, um sich gegenseitig zu inspirieren, oder auch Investoren und Stakeholder kennenlernen. Die Hauptstadt bietet dazu das passende Umfeld. „Berlin hat eine unique Position: diese kulturellen Einflüsse, die in der Stadt auch wertgeschätzt werden“, sagte TOA-Gründer Niko Woischnik im Interview mit Berlin Valley. „Das ist einfach Teil des Lebens und der

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Wirtschaft. Diese Schnittstelle von Technologien zu den unterschiedlichen Disziplinen ist das, was wir beim Tech Open Air verfolgen – für Berlin ein Alleinstellungsmerkmal in Europa.“ Zu den Rednern gehören in diesem Jahr unter anderen Ida Tin, CEO von Clue, Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner, OMA-Mitgründer Rem Koolhaas, Caterina Fake von Flickr und Paula Schwarz, Gründerin von Startupboat. Bereits in den vergangenen Jahren kamen CEOs und Gründer namhafter Start­ ups wie Soundcloud, Shazam, Youtube, Delivery Hero, Native Instruments oder Zalando. 2015 zählte das Festival mehr als 5000 Besucher. Dieses Jahr werden mehr als 7000 Teilnehmer erwartet. Im November 2016 findet zum ersten Mal ein Ableger in Los Angeles statt. Die Festival-­Tickets kosten 259 Euro netto. Für Studierende und Business-Kunden gibt es besondere Konditionen. Die Zeiten des Crowdfundings sind Geschichte. red

Das Tech Open Air findet vom 13. bis zum 15. Juli in Berlin statt. Mehr Informationen und Tickets: TOA.BERLIN Kreativität und Technikbegeisterung: Beim Tech Open Air kommt beides zusammen. Viele der Events finden unter freiem Himmel statt.

Fotos: Nika LoremKramer, Ipsum Stefan Wieland

„Ein magischer Ort. Unter freiem Himmel. Hunderte von gleichgesinnten Menschen, die die Leidenschaft für Technologie, Kreativität und Zusammenarbeit teilen. Interaktive Gespräche, Workshops, Musikdarbietungen, Satelliten-Events und Partys. Lasst uns inspirieren und voneinander lernen, Berlin Style“. Mit dieser Beschreibung warb 2012 ein bis dahin kaum bekanntes Projekt um Investoren auf der Crowdfunding-Plattform Kisskissbankbank. Schließlich kamen 26.286 Euro zusammen, und das erste Tech Open Air Berlin – kurz TOA – konnte einen Monat später, im August, beginnen. 850 Besucher kamen damals zu 23 Veranstaltungen. Vom 13. bis zum 15. Juli jährt sich nun das Festival zum fünften Mal. TOA gilt inzwischen als führendes interdisziplinäres Tech-Festival in Europa. Einige sprechen sogar vom „coolsten Festival in Europa“. Mehr als 150 Redner auf mehr als 175 verschiedenen Veranstaltungen werden in Berlin erwartet. An dem ursprünglichen Konzept hat sich nichts geändert: Neben kreativem Storytelling und interaktiven Panels stehen auch Kunstinstallationen und Livemusik auf dem Programm. TOA macht es sich zur Aufgabe, Technologie und Wissenschaft mit Kunst und Musik zu verbinden – inklusive einer ausschweifenden Abschlussparty.


KOLUMNE – TECH OPEN AIR

BERÜHR DICH! Wie interaktive Haut den Körper zum Touchscreen macht MARTIN WEIGEL ist Doktorand im Bereich Mensch-Computer-Interaktion an der Universität des Saarlandes und dem Max-Planck-Institut für Informatik. Er erforscht und kreiert interaktive Mobilgeräte mit neuen Formfaktoren. Die dünnen, flexiblen Oberflächen werden direkt auf der Haut getragen und ermöglichen eine ausdrucksstärkere Interaktion mit mobilen Anwendungen. Beim Tech Open Air am 14. Juli in Berlin spricht er über aktuelle Forschungsergebnisse und seine Vision vom Wearable Computing der Zukunft. hci.cs.uni-saarland.de

K

lingelt während einer Sitzung das Handy, muss sein Besitzer oft erst herumkramen, um es stumm zu schalten. Schneller und diskreter wäre es, den Anruf mit kurzem Druck auf den eigenen Finger zu blockieren. Ich will das ändern. Als Doktorand im Team von Professor Jürgen Steimle an der Universität des Saarlandes forsche ich im Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ mit meinen Kollegen daran, den menschlichen Körper als berührungsempfindliche Oberfläche für mobile Geräte einzusetzen.

GROSSE VISION: DIE SMARTWATCH ABLÖSEN An der beigen Bürowand klebt ein wissenschaftliches Poster, das über Miniatur-Bildschirme auf Fingernägeln informiert, daneben ein Lochwandsystem mit Schraubenziehern, Zangen und sogar Hämmern. Während an der Decke ein Kamera-­ System aus Alu-Steckschienen und sechs Infrarot-Kameras hängt, schlängeln sich Stromkabel über rau-grauen Teppichboden zwischen Stapeln aus transparenten Kunststoffboxen hindurch. Einer der Tische ist nicht nur mit einer schwarzen Tastatur und einem flachen Bildschirm ausgestattet, sondern mit einem Meer aus Schreibblöcken bedeckt. Mittendrin steht eine Apparatur aus Balsaholzstücken, Rücken an Rücken mit einem Gebilde aus Plexiglas, Mikrokontrollern, Schaltplatinen und bunten Kunststoffdrähten. An einem anderen Tisch sitze ich und hantiere mit Silikon. Daraus haben meine Kollegen und ich

elastische, mit Sensoren versehene Sticker entwickelt, die sich an die Haut schmiegen. Der Nutzer kann so mobile Geräte direkt über den eigenen Körper steuern, indem er auf den Sticker drückt oder tippt. Das flexible Material ermöglicht es, die Sensoren in verschiedenen Formen und Größen und mit persönlichem Design herzustellen. Die große Vision wird klar, wenn man auf den kleinen Bildschirm einer sogenannten Smartwatch schaut. Mit dem Computer am Handgelenk kann der Besitzer seinen digitalen Kalender einsehen oder sogar E-Mails empfangen. Die bedienbare Oberfläche der Smartwatch ist jedoch starr und klein, sodass es schwierig ist, einzelne Tasten zu treffen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Carnegie Mellon University in den Vereinigten Staaten hat unser Forschungsteam eine Methode entwickelt, die genau das ändern könnte: Wir haben aus flexiblem Silikon und leitfähigen Elektrosensoren berührungsempfindliche Sticker für die Haut entwickelt. Diese können wie eine Eingabefläche technische Befehle empfangen, ausführen und so mobile Geräte fernsteuern. Drückt man auf einen Sticker, kann man – je nach Modell – zum Beispiel einen Anruf annehmen oder die Lautstärke eines Musikspielers regulieren. Mit den Stickern erweitern wir die interaktive Oberfläche für den Nutzer, da praktisch der ganze Körper als Eingabefläche eingebunden werden kann. Das Verfahren namens iSkin soll den menschlichen Körper enger mit der Technikwelt verknüpfen. Zudem kann der Nutzer das Design der Sticker zuvor am Rechner individuell gestalten. Dafür reicht ein gängiges Grafikprogramm. So hat einer der Sticker die Form von Musiknoten, ein anderer ist rund wie eine Schallplatte. Das Silikon macht

die Sensorsticker auch elastisch und verformbar. „So ist es einfacher, sie im Alltag zu benutzen. Den Musikspieler kann man zusammenrollen und einstecken“, erklärt Jürgen Steimle, der Leiter der Forschergruppe Mensch-Computer-Interaktion. „Die Sticker sind außerdem hautfreundlich, da sie mit medizinischem Kleber auf der Haut aufgebracht werden. So kann der Nutzer selbst festlegen, wo er den Sticker haben will und wie lange er ihn tragen möchte.“

SENSOREN WIE TATTOO-AUFKLEBER Neben der Musikwiedergabe oder der Steuerung von Anrufen sind noch weitere Anwendungen denkbar: Mit einem Tastatursticker wäre es beispielsweise möglich, Nachrichten zu verfassen und zu versenden. Momentan sind die Sticker noch über Kabel an ein Computersystem angeschlossen. In Zukunft könnten sie durch eingebaute Mikrochips auch drahtlos mit anderen mobilen Geräten verknüpft werden. Unsere Publikation zu iSkin wurde auf der Konferenz SIGCHI, die zu den wichtigsten Konferenzen im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion zählt, mit dem „Best Paper Award“ ausgezeichnet. Inzwischen sind wir sogar schon einen Schritt weiter: Erstmals konnten wir zeigen, wie sich auf menschlicher Haut auch digitale Informationen anzeigen lassen. Dazu haben wir flexible Displays und Sensoren auf transparente Folie gedruckt, die wie Tattoo-Aufkleber auf der Haut getragen werden. Ich glaube, das wird eine weitere Revolution im Bereich Wearable Computing auslösen.

Fotos: Oliver Dietze, Martin Weigel/Saarland University, Fotos: Lorem Ipsum Embodied Interaction Group

In Zukunft sogar kabellos: Dünne und elastische Sensoren verwandeln die Haut in eine berührungsempfindliche Eingabefläche für mobile Geräte.

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TECH OPEN AIR – KOLUMNE

EINE GLOBALE BEWEGUNG Warum Daten die Frauengesundheit revolutionieren werden IDA TIN ist CEO von Clue. Sie wurde in Kopenhagen geboren und machte ihren Abschluss bei den Kaospilots, einer renommierten kreativen Wirtschaftshochschule in Dänemark. Sie ist Unternehmerin durch und durch und hat früher Motorradtouren durch verschiedene Länder dieser Welt angeführt. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch veröffentlicht: „Direktøs“. helloclue.com

S

ie sind privat. Sie sind intim. Sie sind dein Leben in Zahlen. Sie könnten eine Revolution im Gesundheitswesen auslösen: Informationen über deinen Körper. Ich denke, wir sollten das Potenzial nutzen, das in ihnen steckt, um unser Leben besser zu verstehen. Wie viele andere verbinde ich mit Big Data die Angst vor Überwachung und Profitinteresse von Unternehmen: Was ist mit meiner Privatsphäre? Wird jeder meiner Schritte überwacht? Haben andere Zugang zu meinen Daten? Werden mir deshalb Leistungen verwehrt? Bin ich nicht mehr als eine statistische Größe? Die Szenarien sind beunruhigend.

EINE GLOBALE BEWEGUNG Dennoch: Hier bin ich, CEO von Clue, ein Unternehmen, dem die Nutzerinnen intimste Informationen anvertrauen. Wieso? – Die Chancen, die Gesundheitsversorgung mit Daten zu verbessern, sind riesig: für jeden einzelne Menschen, für die Wissenschaft, für die Menschheit. Jeder Mensch kann seine Gesundheitsmuster tracken und sie mit Millionen anderen Werten vergleichen. Das ist eine globale Bewegung. Sie bietet die Chance, die Gesundheit von Frauen weltweit zu revolutionieren. Es ist unsere Mission, die Forschung zur Frauengesundheit zu verbessern und der Hauptgrund, die Daten unserer Nutzerinnen zu sammeln. Deshalb arbeiten wir mit Wissenschaftlern der Universitäten von Stanford, Columbia, Washington und Oxford zusammen an Forschungsprojekten. Betrachtet man nur die Zahlen, dann lässt sich feststellen: Die

mobile Erfassung von Gesundheitsdaten hilft dabei, die medizinische Forschung auf eine ganz neue Ebene zu hieven. Wir sehen Möglichkeiten, die zuvor nicht einmal erträumt wurden, allein durch die Betrachtung einzelner Datensätze. Ein Beispiel: Die beiden größten Langzeitstudium, die aktuell von der Forschung zitiert werden, greifen auf Daten von 650 und 2700 Frauen zurück, die über mehrere Jahrzehnte – also 30.000 bis 275.000 Menstruations­ zyklen – erhoben wurden. Dem gegenüber stehen Millionen von Clue-Nutzerinnen, die monatlich ihre Werte eingeben. Wir können damit eine große Menge an Informationen von Frauen weltweit analysieren und interpretieren. Unsere Nutzerinnen kommen aus mehr als 190 Ländern und sind Teenagerinnen bis hin zu Frauen über 60, also von der ersten Menstruation bis zur Menopause. Manche haben regelmäßige, andere unregelmäßige Zyklen. Einige haben polyzystisches Ovarsyndrom (PZOS), Endometriose und andere Krankheiten. Der Nutzen von Clue geht jedoch über die Forschung hinaus: Anhand unserer Daten können wir akkuratere Prognosen treffen und die Nutzerinnen darin unterstützen, schneller ihren Gesundheitszustand sowie Symptome, die mit ihrem Zyklus zusammenhängen, zu erkennen. Unsere Nutzerinnen entscheiden dabei selbst, ob sie ihre Daten zu Forschungszwecken und zur Verbesserung der App zur Verfügung stellen möchten oder nicht. Denn letztlich gehören die Nutzerdaten ihnen. Die Daten werden weder verkauft noch geteilt – mit niemandem. Das wird auch so bleiben. Wir handeln verantwortungsvoll und sind transparent in Bezug darauf, welche Daten wir sammeln und wie wir die Privatsphäre unserer Nutzerinnen schützen.

Wir prüfen auch sorgsam potenzielle Forschungspartnerschaften, um sicherzustellen, dass unsere Nutzerinnen davon profitieren und die Frauengesundheit im Vordergrund steht.

SICHERE DIAGNOSEN Die Forschungsergebnisse stellen wir unseren Nutzerinnen zur Verfügung. Denn ihnen sollte auch der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn zukommen. Ich bin überzeugt, dass Daten global betrachtet ganz neue Erkenntnisse ermöglichen. Aber ich denke auch, jede sollte das Recht haben, ihre anonymen Daten nicht zu teilen. Es sind persönliche Informationen und damit eine persönliche Entscheidung. Für uns hat es höchste Priorität, die Nutzerdaten zu schützen. Denn das Vertrauen unserer Nutzerinnen ist die Grundlage unseres Geschäftsmodells. Wir nutzen SSL-Verschlüsselung beim Datentransfer und unser Server ist verifiziert. Account-­Informationen und Daten sind getrennt gespeichert, und so lange die Nutzerinnen ein Passwort für ihr iOS-Gerät verwenden, sind die Daten der App verschlüsselt. Wir prüfen außerdem kontinuierlich unsere Sicherheitsmaßgaben. Ich sehe noch vieles mehr, das wir tun können – auch in Entwicklungsländern. Gesundheitsdaten erleichtern es Ärzten, sicher Diagnosen wie PZOS oder Endometriose zu stellen oder Fruchtbarkeitsprobleme zu erkennen. Und: Es gibt die Chance, eine nicht-invasive, nicht-hormonelle Form der Empfängnisverhütung zu entwickeln für Millionen – wenn nicht sogar Milliarden – Frauen auf der Welt. Wir arbeiten daran, das zu ermöglichen.

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Fotos: Clue Lorem Ipsum

Das Produkt und das Team dahinter: Frauen können mit der Clue-App auf Smartphone und Smartwatch ihren Zyklus tracken. Die Clue-Belegschaft in Berlin will die Frauengesundheit weltweit verbessern.


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SIEBEN ACCELERATION-FAMILIEN, EIN SIEGER: DIE DIGITALE INNOVATION

Eine besondere Plattform für Acceleration-Familien: Bei der EY Start-up-Challenge (EYSC) arbeiten Gründer und etablierte Unternehmen zusammen. Sieger in diesem Jahr ist n-Join aus Tel Aviv

A

m 19. Mai 2016 fand in Berlin das große Finale der EY Start-up-Challenge (EYSC) zum Thema „Industrie 4.0 & Smart Services“ statt. Ziel des Programms war es, etablierte Unternehmen und kreative Gründer zusammenzubringen, um zwölf Wochen lang Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle zu schärfen. Zum Gesamtsieger wurde n-Join aus Tel Aviv gewählt – mit einer Plug-and-play-Lösung für ein kosteneffizientes Monitoring und Optimieren von Maschinen und Produktionsanlagen. An den Start gegangen waren die Entrepreneure von BestMile (Flottenmanagement für selbstfahrende Autos), Envio (intelligentes Gebäudemanagement), Ideatarmac (Monitoring und Entscheidungsunterstützung für E-Commerce), iTiZZiMO (digitale Transformation von Geschäftsprozessen), n-Join (intelligente Fabriken), OPAL (Analyselösung für den Lebensmittelhandel) und Zolertia (Hardwareund Plattformlösungen für das Internet der Dinge). Sie waren aus einer Vielzahl von eingegangenen Bewerbungen ausgesucht worden. Gemeinsam mit ihren Mentoren von EY und den teilnehmenden Unternehmen MAN Truck & Bus, BASF, Daimler Vans, Alnatura, RWE, ZF und Lidl haben sie in ihren Acceleration-Familien zwölf Wochen zusammengearbeitet sowie Anwendungspotenziale und Geschäftsmodelle besprochen. Das Ziel: ein Pilotprojekt zu realisieren. Die beim finalen „Showcase Day“ ermittelten Gewinner der Teilkategorien waren OPAL („Best Progress“), n-Join („Best Business Model“) und Envio („Audience Winner“). „Gleich wer das Rennen im Finale macht, wir sind alle Gewinner“, sagt Andreas Müller, EY-Partner und Start-up-Challenge Leader. „Schließlich geht es darum, junge Unternehmen voranzubringen, die unsere Arbeits- und Lebenswelten besser und lebenswerter machen können. Das ist uns gelungen. Der eigentliche Sieger ist der digitale Fortschritt.“ SCHNELLER ZUGANG FÜR CORPORATES ZU DIGITALEN QUERDENKERN Dreh- und Angelpunkt des EYSC als Accelerator-Programm ist der Ansatz, etablierte Unternehmen und digitale Pioniere gezielt an einen Tisch zu bringen. Hiervon profitieren beide Seiten: die Start-ups knüpfen über drei Monate in den Workshops wertvolle Kontakte, vertiefen ihr Management- und Geschäftswissen und entwickeln ihr Start-up so weiter, dass es fit wird für die nächsten Entwicklungsstufen. Auf der anderen Seite können die Mentoren aus den etablierten Unternehmen Anregungen für Partnerschaften mit innovativen Köpfen aus der quirligen internationalen Start-up-­

Szene und einen Eindruck von deren Agilität bekommen. Der Accelerator ist also eine Schnellstraße, die in beide Richtungen führt. Dabei geht es immer um anwendbare Lösungen und konkrete Ergebnisse. Für die EYSC-Acceleration-Familie um Haim Piratinskiy von n-Join und die Mentoren von BASF heißt dies: nach zwölfwöchiger Zusammenarbeit ist die Installation von zwei Piloten in einer deutschen sowie einer US-amerikanischen BASF-Produktionsstätte geplant. INTENSIVES COACHING UND TRAINING VON VERSIERTEN UND ENGAGIERTEN MENTOREN Eines der Erfolgsgeheimnisse des EYSC ist die Auswahl der Mentoren und Unternehmen. Die teilnehmenden etablierten Unternehmen passen thematisch zu den Start-ups, sodass eine inhaltliche Übereinstimmung besteht. Dr. Mervyn G. Maistry, EY Partner Digital Strategy und Transformation, unterstreicht dies: „Die Mentoren sind lernbegierig, neugierig und bereit, ihr Wissen an eine neue Generation von Unternehmern weiterzugeben.“ Zum Teil sind sie bisweilen „notorische Serientäter“, was die Unterstützung von digitalen Pionieren angeht, oder sie haben selbst eine Karrierestation als Gründer in ihrem Lebenslauf. Sie kennen beide Seiten und haben ein tiefes Verständnis für das „Beste aus beiden Welten“. Das Programm während der drei Monate der EY Start-up-Challenge bestand aus einer ausgewogenen Mischung von themenbezogenen Workshops, Networking-Events und Mentoring. Gemeinsam haben sie an der Verfeinerung der Anwendungsfälle und der Geschäftsmodelle der Gründer gearbeitet sowie Kooperationsmöglichkeiten eruiert und angebahnt. Hier haben die Start-ups von der direkten Industrieexpertise der Corporate-Mentoren profitiert. Diverse Workshops zu Themen wie zum Beispiel Wachstumsmanagement, Term-Sheet-Verhandlungen, Recht sowie Steuern und Finanzierung haben das Programm für die Gründer fachlich abgerundet, während verschiedene Networking-Events viel Raum für das Knüpfen von Kontakten boten. Für EY als Initiator und Organisator der EYSC-Plattform bot sich die Chance, aktuelles Technologiepotenzial zu verstehen. Als objektiver Organisator der Plattform war und ist EY in keines der betreuten Start-ups investiert und strebt auch keine Beteiligungen an. SHOWDOWN IN BERLIN MIT HANDVERLESENEN AKTEUREN Wie bereits die Kick-off-Veranstaltung am 7. März 2016 fand auch der EYSC Showcase Day im Betahaus in Berlin statt – an einem Ort,

Mehr Informationen zu der Acceleration-Plattform EY Start-up-Challenge, dem Programm, den teilnehmenden Acceleration-Familien (Start-ups, Corporates und EY-Mentoren) und den Ansprechpartnern gibt es auf unserer Website:

START-UP-INITIATIVE.EY.COM

Siegerehrung: Klaus Schoo (EY), Andreas Müller (EY), der Gewinner Haim Piratinskiy (CEO n-Join), Dirk Ramhorst, Martin Stahljans (BASF) (v. l.) der den Geist und die offene Atmosphäre von Start-up-Ökosystemen atmet. Bei der Startveranstaltung hatten sich die Start-ups, Mentoren und geladenen Gäste auf die kommenden Wochen eingestimmt. Der finale Tag der Entscheidung im Mai wurde mit Spannung erwartet. Mehr als 100 Gäste nahmen an diesem Event teil. Die große Frage war: Welche interessanten Lösungen würden gezeigt werden? Aufgrund des hohen Niveaus der jungen Unternehmen, der Geschäftsmodelle sowie der Acceleration-Familien war von Anfang an klar: Es würde eine äußerst schwierige Entscheidung werden. Nach der Eröffnung durch Andreas Müller (Lead Partner EYSC) begann der Showcase Day mit zwei Gastrednern: Michael Ronen (Mitgründer von Splash, SxSW-Gewinner 2016) gab Einblicke in seine Erfahrungen als Gründer, und Uwe Weiss (CEO von Blue Yonder) bot einen Überblick über die Wachstumsgeschichte von Blue Yonder sowie über die Entwicklung vom Start-up bis hin zur Akquisition eines Investments von 75 Millionen US-Dollar. Es folgten die Pitches der teilnehmenden Start-ups. Jedes junge Unternehmen nutzte die zur Verfügung stehenden zehn Minuten, um das Publikum von dem Potenzial seines Produktes zu überzeugen – sowie zu demonstrieren, welche Ergebnisse im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Corporate-Mentor entstanden waren. Die Bandbreite der Use-Cases reichte von Augmented-Reality-Anwendungen über dynamische Bedarfsprognosen hin zu intelligenten Gebäudetechniken. Im Anschluss an jeden Pitch konnte das Publikum Fragen stellen und die Stimmen abgeben. Auch wenn es ein Kopf-an-Kopf-Rennen war, stand am Ende fest, wer insgesamt am meisten überzeugen konnte: es war CEO Haim Piratinskiy aus Tel Aviv, der mit seinem Start-up n-Join die Start-up-Challenge 2016 für sich entschied. Das Business Model von n-Join: alte Anlagen und Maschinen werden ohne hohe Investments durch Plug-and-play in smarte Anlagen verwandelt. Das Konzept überzeugte nicht nur das Publikum während des Showcase Days, sondern auch die Mentoren von BASF.


RU A NBZRE II K G E– T H E M A

MAL EBEN SCHNELL DIE WELT RETTEN

Public Value wird derzeit bei Konzernen und Organisationen, ja sogar bei Fußballklubs ganz groß geschrieben. Warum? TIMO MEYNHARDT: Letztlich gibt es nichts, was eine Geschäftsidee stärker legitimiert, als ihr Beitrag zum Gemeinwohl. Ein solcher Public Value eines Unternehmens ergibt sich aus mehreren Aspekten: moralisch-ethische wie finanziell-ökonomische, politisch-soziale wie hedonistisch-ästhetische. Es geht um eine bestimmte Sicht der Dinge,

etwa: Leistet die Erfindung einen Beitrag zu besserer Mobilität, und ermöglicht sie dadurch mehr Lebensqualität? Trägt das gesamte Geschäftsmodell zu Wachstum und Wohlstand einer Gesellschaft bei? Ist es anständig, diesen Service anzubieten? Der Award soll Ideen mit gesellschaftlicher Relevanz sichtbar machen. Er soll Gründer anregen, das eigene Geschäftsmodell auf den gesellschaftlichen Mehrwert zu durchleuchten. Was haben Unternehmen konkret von Public Value? MICHAEL BÄTZ: Die gesellschaftliche Akzeptanz und die Wertschätzung eines Unternehmens haben nachhaltige Auswirkungen auf den eigenen Erfolg. Es ist heute entscheidend, sich im Kontext der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu sehen und zu verstehen. Kein Start-up, kein Großunternehmen schwebt im luftleeren Raum. Eine positive Außenwahrnehmung der Unternehmen wirkt sich letztlich auch immer positiv auf das Geschäft und die Loyalität der Kunden aus. Immer mehr Unternehmer erkennen die Relevanz dieses Ansatzes und machen Public Value zu einem wichtigen Thema in ihrer Chefetage. Wie lässt sich Public Value als Beitrag zum Gemeinwohl messen? TIMO MEYNHARDT: Public Value lässt sich nach dem Wert bestimmen, den die Menschen in der Gesellschaft den Dienstleistungen und Produkten eines Unternehmens beimessen. Die Bevölkerung, also die Bürgerinnen und Bürger, bestimmen diesen Wert, nicht allein Politiker, Chefs

oder Klubpräsidenten. Public Value ist vor allem auch öffentliche Wertschätzung. Messen kann man dies, indem man die relevante Öffentlichkeit befragt, worin sie den Gemeinwohlbeitrag des Unternehmens oder der Organisation sieht. Das Ergebnis ist eine Darstellung der Einstellungen und Werthaltungen gegenüber einem Unternehmen, einer bestimmten Organisation, aber zum Beispiel auch einem bestimmten Fußballklub entlang einzelner Dimensionen. Es geht bei Start-ups also um mehr als um das Kern- oder Tagesgeschäft? MICHAEL BÄTZ: Richtig. Entscheidend für die Zuerkennung eines Public Value ist, inwieweit ein Unternehmen zum Beispiel zum Zusammenhalt in der Region oder zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen beiträgt. Es werden aber auch Fragen nach Kategorien wie Moral und Anstand gestellt. Nicht zuletzt zählt auch die Erlebnisqualität des Produktes oder der Dienstleistung – also ob ein Unternehmen für positive Erlebnisse bei den Kunden sorgt. Gemeinwohl entsteht aus positiven Erfahrungen. Es ist vordringlich das, was die Gemeinschaft festlegt. Oder wie es so treffend im Englischen heißt: ‚Public Value is what the public values.‘ Es ist nichts, was man aus Statistiken, Geschäftsberichten oder Bilanzen ableiten kann, sondern etwas, das in den Köpfen, Herzen und im Bauch der Menschen entschieden wird. Wie können Start-ups die Welt verbessern? MICHAEL BÄTZ: Start-ups sind der kreative Motor der Wirtschaft. Sie entdecken Problemstel-

Fotos: Getty Images

Welchen konkreten Wert haben innovative Geschäftsideen für die Gesellschaft? Mit der Verleihung des EY Public Value Award im Oktober 2016 zeichnet EY in Zusammenarbeit mit der HHL Leipzig Graduate School of Management erstmals Start-ups für ihren Beitrag zum Gemeinwohl aus. Ein Gespräch mit Michael Bätz, Niederlassungsleiter EY Sachsen-Thüringen, und Prof. Dr. Timo Meynhardt, Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie & Leadership an der HHL Leipzig


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lungen oder Fragen, die die großen Unternehmen oft nicht im Blickfeld haben, und finden hier neue, profitable Lösungsansätze. Junge Unternehmen sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Sie nehmen mit ihrer einzigartigen Perspektive einen ganz besonderen Einfluss darauf, wie sich unsere Gemeinschaft, ja unsere Welt, entwickelt. Start-ups tragen auf ganz unterschiedliche Art und Weise etwas zum Gemeinwohl bei. Worin dieser Beitrag besteht, hängt vor allem von dem jeweiligen Geschäftsmodell ab. TIMO MEYNHARDT: Unser Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass sich alle Organisationen, auch die ganz jungen und noch wachsenden Start-ups, aus der gesellschaftlichen Akzeptanz ‚ernähren‘, um zu wachsen. Umgekehrt leisten sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Das ist

auftreten und haben den Beweis, dass ihr Tun sich positiv auf die Gemeinschaft auswirkt. TIMO MEYNHARDT: Wir sehen auch in der Forschung, dass das Motiv des eigenen Erfolgs stark mit dem Wunsch verbunden ist, etwas Nützliches für die Gesellschaft zu leisten. Gründer wollen nicht nur wirtschaftlich erfolgreich werden, sich einen Status erarbeiten oder ihre eigenen Ideen umsetzen. Sie möchten auch einen Beitrag dazu leisten, die Probleme dieser Welt zu lösen und unseren Planeten ein ganzes Stück besser zu machen. Ist ein Public Value Award nur gut für das Ego, oder steckt hier mehr drin? TIMO MEYNHARDT: Es gibt einen sehr offensichtlichen Nutzen für Unternehmen: Gründer können sich gegenüber Investoren und der Öffent-

„ES HAT ETWAS BEFRIEDIGENDES, SICH ALS JEMAND ZU SEHEN, DER PROBLEME ANPACKT UND DIE GESELLSCHAFT VORANBRINGT“ TIMO MEYNHARDT, Professor für Wirtschaftspsychologie & Leadership an der HHL Leipzig

bei Neugründungen nicht anders als bei Fußballklubs, großen Unternehmen oder beim Bäcker um die Ecke. Der Unterschied zwischen Start-ups und Großkonzernen liegt im beschränkteren Wirkungskreis und der geringeren Aufmerksamkeit für erstere. Start-ups kommen bei der Entwicklung des Gemeinwohls ins Spiel, indem sie gesellschaftliche Trends aufgreifen, Geschäftsideen entwickeln und diese kreativ nach vorn tragen. Hierbei können sie unter Umständen auch die drängendsten Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft angehen.

lichkeit legimitieren. Auf der anderen Seite stellt der Preis auch eine Art Rückversicherung dar, auf einem guten Weg zu sein, der Gesellschaft nicht zu weit voranzueilen, den Nerv zu treffen, etwas zu bieten, das als wertvoll benannt oder eingeschätzt wird. Außerdem: Ich persönlich glaube auch tief und fest aus der psychologischen Theorie heraus, dass es für jedes einzelne Unternehmen eine Art von Befriedigung ist, etwas zu leisten, das über den unmittelbaren eigenen Gewinn hinausreicht. Es geht darum, sich zu verwirklichen und der Gesellschaft

Was bringt der EY Public Value Award jungen Unternehmen? MICHAEL BÄTZ: Leider wird der Beitrag von Start-ups zum Public Value von der Öffentlichkeit oft nicht erkannt oder unterschätzt. Unser Award setzt an genau dieser Stelle an. Zum einen soll der Preis jungen Unternehmern helfen, den Mehrwert innovativer Geschäftsmodelle sichtbar zu machen. Zum anderen geht uns es um mehr als nur eine bessere Wahrnehmung. Wir wollen Start-ups auch den Rücken stärken, selbstbewusst gegenüber Investoren, der Öffentlichkeit und möglichen Partnern aus den Reihen der Corporates aufzutreten. Die Gründer können mit breiter Brust

etwas zu geben, das Anerkennung findet. Dies stärkt natürlich auch das Ego. Also mit anderen Worten: Public Value kann auch im positiven Sinne ein Egobooster für junge Unternehmer sein – und zur Stärkung der eigenen Identität beitragen. Es hat etwas zutiefst Befriedigendes, sich als jemand zu sehen, der Probleme anpackt und die Gesellschaft voranbringt – anstatt bloß Defizite zu beklagen. MICHAEL BÄTZ: Der Public Value Award und das Engagement für das Gemeinwohl zahlen sich als unternehmerischer Erfolg aus. Das Startup wird von der Gesellschaft und den eigenen Zielgruppen positiv wahrgenommen. Public Value ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für Unternehmer. Der Award hat aber auch sehr konkrete, handfeste Vorteile für Start-ups. Die Preise bieten Zugang für jeweils einen Vertreter des Unternehmerteams zu hochinteressanten internationalen und nationalen Veranstaltungen. So stehen das Strategic Growth Forum in Palm Springs (16. bis 20.11.2016) und Rom (9. und 10.2.2017) ebenso auf dem Programm wie eine mögliche Teilnahme an der German Valley Week 2017, die vom Bundesverband Deutsche Startups organisiert wird. Was würden Sie jungen Start-ups mit auf den Weg geben? TIMO MEYNHARDT: Unser Rat an junge Gründer: Betrachtet euer Geschäftsmodell von Beginn an auch aus Perspektive der Gesellschaft. So erkennt ihr die Bedürfnisse der Zielgruppe besser und könnt ganzheitlich auf die Gemeinschaft eingehen. Ein Beitrag zum Gemeinwohl rechnet sich. Wichtig ist, dass er nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht ist. Unternehmertum hat wenig damit zu tun, einfach nur die Welt retten zu wollen. Es geht nicht um Naivität, sondern darum, in Finanzierungsrunden zu bestehen und langfristig finanziellen Erfolg zu haben. Hier kann es sehr gut und nützlich sein, wenn der unternehmerische Nutzen Hand in Hand mit dem Gemeinwohl geht. Oder anders formuliert: Ein Unternehmen oder Start-up wird langfristig nicht erfolgreich sein, wenn es dauerhaft das Gemeinwohl verletzt. Studien zeigen zunehmend, dass sich die Orientierung an gesellschaftlichem Mehrwert, insbesondere Nachhaltigkeit, auch für Unternehmen auszahlt. Das gilt für Start-ups und Corporates.

„LEIDER WIRD DER BEITRAG VON START-UPS ZUM PUBLIC VALUE VON DER ÖFFENTLICHKEIT OFT NICHT ERKANNT“ MICHAEL BÄTZ Niederlassungsleiter EY Sachsen-Thüringen

JETZT BEWERBEN Der EY Public Value Award wird in enger Zusammenarbeit von EY und der HHL Leipzig Graduate School of Management verliehen. Wir freuen uns auf die Bewerber mit ihren spannenden, für die Gesellschaft Wert schöpfenden Ideen, die uns alle weiterbringen – und auf die Überreichung des

Preises. Die Verleihung findet am 27. Oktober 2016 ab 17 Uhr an der HHL in Leipzig statt. Wenn auch Dein Start-up einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet, bewirb Dich jetzt bis zum 15. August 2016 online:

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RUBE C RIK – THEMA

Diese Gründer sind dabei: Anna Rojahn von Fast Forward Imaging, Robert Huitl, Sebastian Hilsenbeck, Georg Schroth und Felix Reinshagen von Navvis sowie Justin Picard und Nathan Anderson von Scantrust

WER GEWINNT EINE MILLION EURO? Cube ist ein globales Ökosystem, das Partnerschaften zwischen Industrieunternehmen und Startups aufbauen will

BOTSCHAFTER AUF DER GANZEN WELT Cube spricht Startups aus den Bereichen Life Sciences und Digital Health, Machinery und Manufacturing sowie Infrastruktur und Konnektivität an, um sie mit den entsprechenden Industrieunternehmen zu vernetzen. Das Ökosystem setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Ein Bestandteil sind die „Global Connectors“, ein Netzwerk von Entscheidungsträgern, Influencern und globalen Institutionen. Zu diesen gehören unter anderen Jess Erickson von 500 Startups, Yossi Vardi, Chairman der DLD, und Mike Butcher von Techcrunch sowie das World Economic Forum. Jeder Partner wird sorgfältig ausgewählt ebenso wie die Startups, die teilnehmen. GLOBALE SICHTBARKEIT Cube wird bei einer Reihe von Events weltweit vertreten sein, um Kontaktmöglichkeiten zu schaffen. Dazu wird Cube mit lokalen Partnern zusammenarbeiten. Die Veranstaltungen reichen von exklusiven Events wie etwa CEO Dinners bis hin zu Großveranstaltungen mit mehreren tausend Teilnehmern. Geplant sind Veranstaltungen von San Francisco, New York und London bis Tel Aviv, Schanghai und

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Singapur. Wichtigste Veranstaltung wird die Tech Fair sein, die vom 10. bis zum 12. Mai 2017 im Citycube Berlin auf dem Messegelände stattfinden wird.

„WIR VERBINDEN STARTUPS UND SCHLÜSSELINDUSTRIEN“ TORSTEN OELKE, CUBE-CEO

Die ersten Industriepartner sind Volkswagen und Bayer. Weitere werden in den kommenden Wochen vorgestellt. Startups können sich ab sofort für das Programm bewerben, das im September startet. Es

bietet den Startups neben dem direkten Zugang zur Industrie auch die Mögichkeit, in den Büros von Cube in Berlin zu arbeiten. Darüber hinaus können sie an den Global-Touchpoint-Events sowie der Tech Fair Berlin 2017 teilnehmen. Höhepunkt des Programms ist die Cube Challenge, einer der höchstdotierten Startup-­Wettbewerbe weltweit: Es gibt eine Million Euro zu gewinnen. Die Preisverleihung findet auf der Tech Fair in Berlin statt. Der Preis soll dem Gewinner ein hohes Maß an Unabhängigkeit verschaffen und es ihm ermöglichen, Partnerschaften mit Industrieunternehmen auszubauen. vis

Alle Infos zum Cube-Ökosystem, zum Wettbewerb und dazu, wie man sich bewerben kann, gibt es hier:

CUBE-GLOBAL.COM

Startups mit der Industrie vernetzen: Das ist das Ziel von Cube-CEO Torsten Oelke. Bestandteil des Programms ist eine Messe im Citycube im Mai 2017.

Fotos: Tilmann Lorem Ipsum Classen, NavVis, Scantrust, Adela Dupetit, Messe Berlin GmbH

In Berlin entsteht eine neue globale Plattform, auf der Industrieunternehmen und Startups sich vernetzen können. Cube versteht sich als globales Ökosystem mit Sitz in Berlin und Touchpoints in der ganzen Welt und möchte ein Leuchtturm für die Industrie 4.0 sein. Initiiert wurde das Ökosystem im vergangenen Jahr von Entscheidungsträgern der Wirtschaft und der Messe Berlin, die ihr interna­ tionales Netzwerk einbringen will. Einer der Ideen­ geber war Volkswagen-CIO Martin Hofmann, der es leid war, immer ins Silicon Valley fahren zu müssen, um interessante Startups – auch aus Deutschland – zu treffen. Nun wird er dazu auch in Deutschland Gelegenheit haben. Cube-Geschäftsführer Torsten Oelke und sein Team stellten die neue Plattform erstmals offiziell auf der Web Week vor.



AUF DEM Drei Investoren bewerten* vier Startups

ALEXANDER KÖLPIN ist Geschäftsführer von Westtech Ventures. Er investiert in der Seedphase, vor allem in B2B- und Tech-Startups. Westtech bietet auch das Inkubatorprogramm Project Flying Elephant (Bewerbungsschluss August). westtechventures.de

GEORG RIED ist Geschäftsführer von Bayern Kapital. Die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern fördert die Seed- und Startup-Finanzierung innovativer bayerischer Firmen. bayernkapital.de

RALPH ERIC KUNZ hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in Top-Level-Management, strategischer Unternehmensberatung und Venture Capital-Investment in der IT- und Telekommunikationsindustrie. Im Jahr 2009 gründete er Catagonia. catagonia.com

Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen. Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.

SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS: grill@berlinvalley.com

FOODANOO

versendet monatliche Überraschungsboxen mit Süßigkeiten und Snacks. Das Startup beliefert mehr als 4000 Haushalte und hat 170 Marken aus der ganzen Welt an Bord. mycouchbox.de

Mit dem Service findet man Wunschgerichte in der Nähe. In München können die Nutzer bereits mehr als 70.000 Gerichte von mehr als 2000 Restaurants durchsuchen. foodanoo.de

Seit 2014 aktiv, zuerst gebootstrapped, das beweist Durchhaltevermögen und Geschäftssinn. Folgt nicht populären Gesundheitstrends wie paleo, vegan, bio, das heißt, das Zielpublikum geht über hippe Berlin-Mitte-Bewohner hinaus. Aber Abo-Box-Modelle sind ein hartes Zahlenspiel mit wenig Raum für Invest in die Vision. Wichtige KPIs, wie CLV, CAC, Churn müssen zusammenpassen. Mit Informationen dazu hält sich das Pitchdeck zurück, ohne die ist eine Einschätzung schwer.

Restaurantsuche ist immer noch Vertrauens- und Glückssache. Yelp, Foursquare und Co. können von mir aus gern abgelöst werden, aber suchen wirklich viele Leute nach Kartoffeln oder Chia-Samen? Nicht eher nach Italienisch oder Thai? Zusammen mit der schwierigen Aufgabe, Restaurants und User zu akquirieren, sehe ich derzeit kein tragfähiges Business-Modell. Ich würde empfehlen, das Modell weiterzuentwickeln und erst dann fundraisen zu gehen.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Konventionelles Geschäftsmodell, dessen Marktvolumen für Überraschungsboxen sich vermutlich auf einem eher niedrigen Niveau einpendeln wird. Der Bereich der Konsumentenforschung sollte ausgebaut werden (zum Beispiel Markteintritts-Tests neuer Produkte für Produzenten), um weitere Erlöse zu generieren. Da Besucherzahlen der Homepage stagnieren, erscheint eine Aktualisierung/Intensivierung der Marketingaktivitäten erforderlich.

Das Geschäftsmodell ist wenig innovativ: die Optimierung einer bereits realisierten Geschäftsidee. Informationen zu Kompetenzen der Teammitglieder fehlen. Das Erlösmodell ist in der Branche verbreitet und verfolgt keine neuen Ansätze. Der Kundennutzen überzeugt nur teilweise, da Elemente wie Tischreservierung im Restaurant oder Verknüpfung mit Lieferdiensten nicht integriert sind. Unklar ist, wie die Umsetzung erfolgen soll, da keine Angaben zu Markteintritt/Vertrieb vorliegen.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Als Marktforschungsinstrument für die Hersteller von Kartoffelchips vielleicht interessant. Allerdings bewegt man sich in einem stagnierenden, unsexy Markt. Gelingt es Mycouchbox, eine Interaktion zur Zielgruppe der Couchpotatoes herzustellen, hätte man schon mehr geschafft als die Hersteller selbst, die es immer wieder versuchen. Als Investitions-Case allerdings zu beschränkt, das Business-Modell zu unattraktiv.

Gegen eine fürchterlich gemachte Seite wie Speisekarte.de anzustinken, ist nicht allzu schwer. Nur: Lohnt sich das überhaupt? Schaut man auf deren PIs, ist das Umsatzvolumen hier eher winzig. Und: Sucht man sich ein Restaurant nach einer bestimmten Speise oder nach Kriterien Hippheitsgrad, Bewertungen anderer et cetera aus? Foodano scheint ein Nischenprodukt ohne Viralitätspotenzial. Auch steht das Produkt sehr am Anfang: ein Suppe scheint es in 10178 nicht zu geben.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

23 PUNKTE

16 PUNKTE

Fotos: Beth Lorem Jennings, Ipsum Bayern Kapital GmbH, Catagonia.com

GRILL

MYCOUCHBOX


THEMA – RUBRIK

FOURFREUDE

Fotos: Lorem Ipsum

ist ein veganer Proteinmix auf Bio-Hanfprotein-Basis. Er wird kombiniert mit Reisprotein, Cranberry, Goji-Beere und Quinoa und soll ein optimales Superfood für den Körper sein. fourfreude.com

TEAMBAY Die Software dient dazu, mit anonymer Befragung das Meinungsbild von Mitarbeitern zu analysieren. Die Auswertung – verbunden mit einem Benchmarking – macht Probleme und Stärken erkennbar. teambay.com

Das Pitchdeck zeigt einen klaren Fokus des Produktes und logische Markteinführungspläne. Ich schätze immer eine realistische Einschätzung von Chancen und Hürden. Das vegane, laktosefreie Produkt passt gut in die Zeit und zur Zielgruppe. Tests werden beweisen müssen, wie gut das Konsumentenfeedback und wie groß die Zielgruppe wirklich ist. Kein typischer VC-Case aber unter Umständen durchaus ein Case für andere Investoren.

Schönes SaaS-Produkt, das man bei der eindeutigen Ausrichtung auch immer wieder besser machen und damit beim Kunden bleiben und den Markt vergrößern kann. Das Team zeigt Persistenz und Fokus. Gute Kundenliste, die üblichen KPIs wie CLV und CAC kenne ich im konkreten Fall nicht, aber sehe ich mir gerne an. Spannender Markt, unbedingt anschauen!

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

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Es handelt sich um eine im Markt bekannte Geschäftsidee (veganes Protein) mit fokussierter Ausrichtung auf eine neu identifizierte Konsumenten-Zielgruppe. Das Team erscheint mit seinen Kompetenzen gut geeignet. Die Angaben zur Marktgröße sind optimistisch, da es eine Vielzahl konkurrierender Produkte mit ähnlichem Kundennutzen bereits gibt. Das identifizierte Alleinstellungsmerkmale ist wenig überzeugend, Marketing/Vertriebsaktivitäten sind teilweise personal- und kostenintensiv.

Das Geschäftsmodell greift den in den USA bestehenden Trend zur Mitarbeiterbefragung über Online-Tools auf und überträgt ihn auf die deutsche Unternehmenslandschaft. Die Geschwindigkeit der Marktdurchdringung, bevor internationale Wettbewerber Fuß fassen können, dürfte ein entscheidender Erfolgsfaktor sein. Der Kundennutzen gegenüber bestehenden traditionellen Lösungen ist nachvollziehbar, Informationen zur Umsetzung der Geschäftsidee fehlen.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Das Produkt folgt einem zweifellos vorhandenen Trend. Auch scheint die Zielgruppe recht sinnvoll gewählt, um aus dem umkämpften Feld der Sportergänzungsmittel auszubrechen. Allerdings ist der Markteintritt ohne klaren USP extrem schwierig. Der ist mir noch zu allgemein. Ohne Testimonials von bekannten Persönlichkeiten oder Empfehlungen von Ärzten wird es schwierig, ausreichend Schwung zu bekommen, um ein Listing in den angesprochenen Super- oder Biomarktketten zu bekommen.

Ein sinnvolles Konzept für ein vorhandenes Problem: Feedbackrunden in Firmen haben tatsächlich oft einen recht statischen Charakter und könnten eine Modernisierung gut gebrauchen. Teambay könnte dazu das notwendige Produkt liefern. Allerdings schätze ich die Wettbewerbsintensität als groß und Markteintrittsbarrieren eher als gering ein. Das Pricing (niedrigerer Einstiegspreis?) und das Vertriebsmodell (Direktvertrieb) sollten noch einmal kritisch überprüft werden.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

26 PUNKTE

9 out of 10 startups fail. Major

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31 PUNKTE berlinvalley.com / 35


STARTUPS, HEBT AB! Der Traum vom Fliegen ist alt. Dass wir heute einfach in ein Flugzeug steigen können, ist unter anderen ein Verdienst der Brüder Wilbur und Orville Wright. Von ihrer Herangehensweise können Unternehmen auch heute noch profitieren. Die Wrights bauten viele Prototypen und testeten sie in einem Windkanal, bis ihnen im Jahr 1903 der erste kontrollierte, motorisierte Flug der Welt gelang. Sie arbeiteten bereits vor mehr als 100 Jahren so, wie Eric Ries es Unternehmern 2013 in seinem Buch „Lean Startup“ empfiehlt: Hypothesen aufstellen, testen und schnell aus den Fehlern lernen. Wenn Menschen auf diese Weise die Schwerkraft überwinden konnten, ist dann nicht alles möglich?

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„WENN MAN VOLLKOMMENE SICHERHEIT WILL, TUT MAN GUT DARAN, SICH AN EIN FENSTER ZU SETZEN UND DIE VÖGEL ZU BEOBACHTEN – WENN MAN ABER WIRKLICH ETWAS LERNEN WILL, MUSS MAN EINEN FLUGAPPARAT BESTEIGEN UND SICH DURCH PRAKTISCHE VERSUCHE MIT SEINEN EIGENHEITEN VERTRAUT MACHEN“ WILBURG WRIGHT

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Fotos: National Archives and Records Administration, LC-USZ62-65478, SI10461, Wright 1902 Glider In Flight, LOC, LC-DIG-ppprs-00650, LOC, LC-DIG-ppprs-00626, LOC, Smithsonian Institute Archives,

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Fotos: Lorem Ipsum

Lernen: Da die Leistun gsfähig keit der Flugdra chen begren zt war, entwickelten die Wrights einen Motor.

Pionier: Der erste motorisierte Flug gelang Orville Wright im Dezember 1903 mit dem Wright Flyer I.

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – B U I L D

MUT ZU FEHLERN Gründen wie im Silicon Valley: So funktioniert Lean Startup

EIN LOGISCHER ANSATZ Startups, die intuitiv „lean“ gründeten, gab es aller­dings auch bereits vor 2011. Die bekanntesten Beispiele sind wohl der Online-Schuhhändler Zappos (gegründet 1999) und der Cloud-Speicherdienst Dropbox (gegründet 2007). Eric Ries hat das Rad also nicht neu erfunden. Trotzdem brachte sein Buch die Idee weit voran und verbreitete sie in den wichtigsten Gründerzentren der USA und Europas. Mittlerweile ist Lean Startup ein Hype, den kaum jemand hinterfragt. Wozu auch? „Der Ansatz ist logisch und schon beim ersten Lesen verstehen viele Gründer intuitiv, dass es Sinn ergibt, sich damit auseinanderzusetzen“, sag Dillard. Lean Startup gibt eine einfache Antwort auf viele Herausforderungen, die jeder Gründer kennt: wenig Kapital, wenig Zeit, die Unsicherheit, ob das Produkt gut ankommt, und selbst das Problem, die eigenen Entscheidungen vor Investoren rechtfertigen zu müssen. Ein MVP muss kein fertiges Produkt sein. Nach dem Prinzip „Fake it ’til you make it“ reicht es, so zu tun, als gäbe es ein Produkt, um Feedback einzuholen. Dropbox beispielsweise brauchte im Jahr 2007 Kapital, um seinen benutzerfreundlichen Cloud-Speicher aufzubauen. Drew Houston, der Gründer, drehte kurzerhand ein Video, in dem er zeigte, wie Dropbox funktionieren sollte – das Feed­b ack war überwältigend. Mit diesen positiven Stimmen konnte Dropbox Startkapital einsammeln und einen Cloud-Service für weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer aufbauen. Zappos ist ein sehr erfolgreiches Überbleibsel aus der Dotcom-Ära um das Jahr 2000. Gründer Nick Swinmurn wollte 1999 einen großen Online-­ S chuhhandel aufbauen, um das Problem des begrenzten Angebots im stationären Handel zu lösen. Zu dieser Zeit hätten die meisten Unternehmen zuerst eine große Logistik-Infrastruktur aufgebaut und dabei viel Geld verbrannt – nicht so Swinmurn. Er fotografierte mit Erlaubnis statio-

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Ver bre itet den Lea n-Star

tup -Ge dan ken we iter : Beg

närer Händler deren Schuhe, stellt die Bilder online und kaufte die Schuhe dann bei Bestellung selbst beim Händler, um sie an seine Kunden zu schicken. So konnte er testen, ob die Kunden überhaupt online Schuhe kaufen würden. 17 Jahre nach diesem ersten Test ist aus Zappos ein Schuh-Imperium mit mehr als 1500 Mitarbeitern geworden. BUILD – MEASURE – LEARN Lean Startups arbeiten ähnlich wie Wissenschaftler mit Experimenten. Sie entwerfen Hypothesen für ihr Handeln und testen diese dann. „Die Menschen haben ein bestimmtes Problem“, ist die erste und wichtigste Hypothese. Wenn sie sich nicht bestätigt, gibt es keine Grundlage für ein Geschäftsmodell. Weitere wichtige Annahmen sind: „Das Problem kann mit meinem Produkt gelöst werden“ und „Menschen sind bereit, für die Lösung des Problems zu bezahlen“. Natürlich gibt es auch sehr viele kleine Hypothesen, die sich beispielsweise auf den Nutzen einzelner Produkt-Features beziehen. Der Weg, um diese Hypothesen zu testen, ist ein Build-Measure-Learn-Kreislauf: Zuerst wird ein minimal-funktionales Produkt (Minimal Viable Product, kurz: MVP) gebaut – ob das eine Dienstleistung ist,

rün der Eric Rie s

der Prototyp eines Roboters oder eine Website ist egal. Das MVP erfüllt nur die rudimentärsten Anforderungen: es soll Kernfunktionen übernehmen, muss aber noch nicht mehr können (Build). Es dient als Experiment und wird – unfertig wie es ist – bereits dem Markt präsentiert. Die Performance und die Reaktionen auf das Produkt werden sehr genau gemessen (Measure). Diese Messungen müssen von Beginn an vorbereitet und intendiert werden. Das Feedback der Nutzer ist dabei zentral. Es genügt nicht, Conversion Rates oder Klickraten zu überwachen. Lean Startups fragen ihre Nutzer, ob ihnen das Produkt gefällt und vor allem, was sie verbessern würden. Nur so kann es sich langsam dem marktfähigen Produkt nähern, das von Kunden tatsächlich nachgefragt wird. Im letzten Schritt des Kreislaufes werden die Daten analysiert und es wird herausgearbeitet, welche Veränderungen sich daraus ergeben (Learn). RADIKALER RICHTUNGSWECHSEL Jedes Startup durchläuft mit seinem Produkt mehrere Kreisläufe – wie viele es sind, ist völlig unterschiedlich. Das Ergebnis eines Kreislaufs ist meist eine kleine Veränderung in Richtung Marktreife,

NUTZERWACHSTUM VON DROPBOX 500 Mio. Dropbox Enterprise

400 Mio.

300 Mio. Dropbox Business 200 Mio. 175 Mio.

Dropbox Pro 100 Mio. Launch 2008

4 Mio. 2009

2010

25 Mio. 2011

2012

2013

2014

2015

2016

Fotos: BC Innovation Council CC BY-ND 2.0, Tech.co CC BY-SA 2.0, Web Summit CC by 2.0, Illustrationen: Dominik Dördelmann

Lean Startup kann Wunder vollbringen. Den Begriff Lean Startup prägte Eric Ries zwar erst im Jahr 2011, doch schon die ersten Vorläufer des Flugzeugs waren klassische minimal-funktionale Produkte. Die Brüder Wilbur und Orville Wright formulierten die Hypothese, dass es möglich sei, dass Menschen kontrolliert fliegen. Sie testeten diese Hypothese mit mehr als 1000 Experimenten und entwickelten mehrere Prototypen, bis Orville am 17. Dezember 1903 erstmals ein kontrollierter Flug mit einem motorisierten Flugapparat gelang. Seit Eric Ries 2011 sein Buch Lean Startup veröffent­ lichte, in dem er die Methode erstmals vorstellt, hat sich „lean“ zu einem Hype entwickelt. Ziel des Ansatzes ist es, Ressourcenverschwendung zu vermeiden und in einem „Umfeld extremer Unsicherheit“ eine relative Sicherheit zu schaffen. Das garantiere zwar keinen Erfolg, mache ihn aber wahrscheinlicher, sagt Phil Dillard, Coach der Lean Startup Company, im Interview mit Berlin Valley.


B U I L D – L E A N - S TT A HR EM TU AP–- SRPUE B ZR IA I KL

LEXIKON

Wichtige Begriffe kurz erklärt A/B-TEST, der: Methode. Zwei verschiedene Varianten eines Produktes werden gleichzeitig in ähnlichen Umfeldern getestet und so auf ihre Erfolgsaussichten hin verglichen. EARLY ADOPTERS, die: Erste Nutzer eines neuen Produktes/einer neuen Technologie. Wichtige Ansprechpartner für -> Feedback zum -> minimal-funktionalen Produkt. EXPERIMENT, das: Kontrollierte und geplante Testphase für ein Produkt/ein Geschäftsmodell. Ziel eines Experimentes ist es, Daten in Form von -> Feedback zu generieren. FASSADENMETRIK, die: Zahlen und Daten zu einem -> Startup, die nicht geeignet sind, den Erfolg adäquat zu messen. Sta rtet e sein ers tes Unt ern ehm en nur mit ein em Vid eo: Dro pbox-G rün der Dre w Hou sto n

Build

FEEDBACK, das: Meinung des Nutzers zum angebotenen Produkt. Dient als Basis für die Weiterentwicklung des Produktes oder Geschäftsmodelles durch -> Iteration oder -> Pivot. INNOVATIONSBILANZ, die: Bilanz auf Basis von Meilensteinen im Lernprozess eines -> Start­ ups. Die Zahlen dieser Bilanz werden sehr sorgfältig darauf untersucht, ob sie geeignet sind, den Erfolg eines Startups zu messen.

Measure

ITERATION, die: Kleine Schritte zur Anpassung des Produktes/des Geschäftsmodells an den Markt auf Basis von -> Feedback. KOHORTENANALYSE, die: Analyse von Daten, aufgeteilt nach verschiedenen Kundengruppen. Die Kohortenanalyse liefert zuverlässigere Angaben über den Erfolg eines Experimentes als die Analyse des gesamten Datensatzes.

Learn

eine Iteration. Je nachdem, wie das Feedback ausfällt, ist es auch möglich, dass ein Pivot nötig wird, also ein radikaler Richtungswechsel, weil sich die Annahmen nicht bestätigen. Mit diesem Vorgehen werden Fehler, die auf falschen Annahmen beruhen, nicht übermäßig teuer. Das freut auch Investoren. „Für viele Lean Startups ist es leichter, mit Investoren zu sprechen, weil jede ihrer Entscheidungen auf logischen Überlegungen und Daten beruht“, erklärt Dillard. „Selbst einen Pivot zu kommunizieren, dürfte kein Problem sein. Denn ein Pivot bedeutet immer, das Geschäftsmodell zu verändern, ohne die Vision aus den Augen zu verlieren. Außerdem fällt auch die Entscheidung zum Pivot sehr überlegt und ist auf Basis der passenden Daten ein Schritt in Richtung Erfolg.“ EINE KLARE VISION Was in der Theorie logisch und einfach klingt, verlangt einem Gründer einiges ab. „Das Wichtigste ist zu wissen, dass die eigene Idee schlecht sein könnte“, sagt Lean-Startup-Coach Daniel Bartel. Diese Möglichkeit immer im Hinterkopf zu haben, wenn

B un t un d et w

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man wie verrückt 100 Stunden pro Woche an einem Produkt arbeitet, ist nicht einfach. Auch negatives Feedback ernst zu nehmen und sich einzugestehen, dass man auf dem falschen Weg ist, kann unangenehm sein. Es ist leichter, das auf die Testpersonen zu schieben, die „das Produkt nicht zu schätzen wissen“ oder „sowieso zur falschen Zielgruppe gehören“. „Es kann zermürbend sein, in kurzer Zeit immer wieder negatives Feedback zu bekommen. Aber es ist besser diese Erfahrungen in wenigen Monaten zu machen als in einigen Jahren, wenn man schon sehr viel Zeit und Geld investiert hat“, weiß Bartel. „Um das zu schaffen, braucht ein Gründer eine klare Vision, an der er sich festhalten kann. Deswegen ist Leidenschaft eine der wichtigsten Eigenschaften für einen Entrepreneur.“

in La s Ve ga s

LEAN CANVAS, das: Methode. Verkürzter Businessplan mit fest definierten Feldern, in denen alle Fragen zum Geschäftsmodell eines -> Startups geklärt werden. MINIMAL-FUNKTIONALES PRODUKT, das: Unvollständige Produktversion, die nur die Kernfunktionen umfasst und als -> Experiment für die Weiterentwicklung des Produktes dient. Gebräuchliche Abkürzung (englisch): MVP. NUTZENHYPOTHESE, die: Annahme über den Nutzen des eigenen Produkts für den Kunden. PIVOT, der: Einschneidender Richtungswechsel beim Geschäftsmodell. SMOKE TEST, der: Methode. Test der Grundfunktionen eines Produktes/eines Geschäftsmodells. Der Test funktioniert auch mit einem nicht fertigen Produkt nach dem Prinzip „Fake it ’til you make it“. STARTUP, das: Institution, die ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung im Umfeld extremer Unsicherheit entwickelt (Eric Ries). WACHSTUMSHYPOTHESE, die: Annahme, dass ein Produkt auch über den Kreis der -> Early Adopters hinaus erfolgreich sein kann.

Anna-Lena Kümpel

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – M E A S U R E

PRAXISBEISPIELE

Junge Unternehmen berichten, welche Erfahrungen sie mit der Lean-Methode gemacht haben, und Investoren sagen, was sie an Lean Startups reizt

„LEAN STARTUP IST EINE PHILOSOPHIE“ Lean Startup gehört zur Kultur von Protonet, sagt Produktmanager Sebastian Geis

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mit unseren Private-Cloud-Servern in die USA expandiert haben, mussten wir die bis dahin bestehenden Marketingerkenntisse aus Deutschland überdenken. Nur durch konsequentes Testen haben wir gelernt, wie wir in den USA kommunizieren können und haben eine heute funktionierende Marketing-Strategie entwickelt. Entscheident ist, knallhart an der Vision festzuhalten. Alles andere ist verhandelbar.“

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Protonet stellt Cloud-Server für den B2B-Bereich her und legt einen Schwerpunkt auf die Datensicherheit und die Datenhoheit der Nutzer. Mit Zoe launcht Protonet jetzt einen Smart-Home-Hub.

Fotos: Protonet, Beth Jennings

„Als unsere Gründer Protonet 2012 gestartet haben, war Lean Startup noch niemandem ein Begriff. Trotzdem haben wir bei Protonet rückblickend viele leane Elemente genutzt und mit unseren Crowdfundings jeweils den Market fit getestet, bevor wir in die Produktion gegangen sind. Aber Lean Startup ist keine Liste, die wir einfach abhaken, sondern eine Philosophie, die zu unserer Kultur gehört. Als wir zum Beispiel Anfang des Jahres


M E A S U R E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L

WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT? „Agile Menschen arbeiten mit agilen Methoden unter Kapazitätsgrenzen an etwas Neuem, im Idealfall kann man mit geringstmöglichem Einsatz eine ganze Bandbreite oder Folge von Thesen testen – für mich die beste Nutzung meines investierten Kapitals. Bauen, Messen, Lernen – das ist ein gutes Prinzip, faktenorientiert etwas zu entwickeln. Der Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass wir bei Westtech schon sehr früh in der Angel- und Seedphase investieren und dort alles auf Hypothesen aufgebaut ist, die widerlegt oder bestätigt werden müssen. Es kann allerdings schnell passieren, dass man von Iteration zu Iteration läuft und das Team sich dabei auspowert. Dann hat man zwar möglicherweise Features entwickelt, die auch Anklang finden, aber man verliert die große Vision aus den Augen. Die richtige Mischung ist entscheidend: Man muss auf ein Ziel hin entwickeln und gleichzeitig früh und stetig Kundenfeedback einholen.“ Alexander Kölpin, Westtech Ventures

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – M E A S U R E

Evergreen Food entwickelt und vertreibt Nahrungsmittel aus dem Rohstoff Chlorella-­ Alge. Nach dem Algenöl kommen jetzt Algenperlen, ein Algenpulver und Algenkapseln auf den Markt.

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„DARÜBER HÄTTEN WIR NIE NACHGEDACHT“ Jutte Reinke, Gründerin von Evergreen Food, schätzt die Learnings „Wir haben Lean Startup sehr intuitiv angewandt und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Wir haben unser Algenöl über den Onlineshop auf den Markt gebracht und zu jedem Paket einen Feedback-Bogen beigelegt. Das war sehr wertvoll für uns, weil viele Themen aufkamen, über die wir nie nachgedacht hätten. Außerdem haben wir Kunden regelmäßig zu Verkostungen ein-

geladen, um uns persönliches Feedback zu holen. Unser neues Produkt, die Algenperlen, testen wir in einer Crowdfunding-Kampagne bei Startnext. Wird das Funding-Ziel erreicht, ist das ein guter Indikator dafür, dass die Perlen auch nachgefragt werden. Wir bieten unsere anderen Produkte als Goodies auf Startnext an und messen auch hier, wie oft sie jeweils bestellt werden.“

„Ich bin in Lean Startups investiert, weil die Methode verspricht, etwas kapitaleffizienter einen Product Market Fit zu finden. Aber prinzipiell suche ich nicht nach Lean Startups, sondern nach den besten Unternehmen und Gründern. Gelegentlich passt der Prozess sehr gut zur Firma und wird teils bewusst oder unbewusst umgesetzt.“ Stefan Wirries, Ventech VC

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Fotos: Evergreen Lorem Ipsum Food, Headwave, Capnamic Ventures, Ventech SA

WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT?


M E A S U R E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L

WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT? „Wir sind mit Capnamic Ventures in Lean Startups investiert und würden auch in Zukunft in Startups mit diesem Ansatz investieren. Lean Startups haben den Vorteil, dass sie herausfinden, ob Technologie, Produkt und Business Model funktionieren, bevor sie zu viele Ressourcen investieren. Allerdings gibt es Märkte, die einen Lean-Ansatz nicht erlauben, weil die erste Version des Produktes komplett und performant sein muss.“ Olaf Jacobi, Capnamic Ventures

„UNSER PROTOTYP WAR FAST PEINLICH“ Headwave-Gründerin Sophie Willborn hat Mut bewiesen „Wir haben das Lean-Startup-Prinzip eher intuitiv in der ganzen Produktentwicklung eingesetzt und sehr früh einen Prototyp gebaut und getestet. Es war uns fast peinlich, ihn zu zeigen, aber wir brauchten das Feedback, um herauszufinden, ob unser Produkt wirklich ein Problem löst. Gleichzeitig half uns dieses MVP, uns auf unsere Kernfunktionen zu fokussieren und nicht an ‚Featuritis‘ zu sterben. Wir haben das Feedback unserer User direkt in die Produktentwicklung einfließen lassen und gleich wenige Wochen nach dem Launch eine neue Version des Produkts auf den Markt gebracht. Wir arbeiten sehr datengetrieben. Wäh-

rend der Entwicklung haben wir eine Pre-order-Funktion auf unserer Website integriert und gemessen, wie viele Leute, die auf die Seite kommen, sich in die E-Mail-Liste eintragen oder das Produkt tatsächlich kaufen. Dann haben wir Facebook-Anzeigen geschaltet und das Feedback in den Kommentaren analysiert. Unsere wichtigste Kennzahl derzeit ist die Anzahl an Produkten, die innerhalb der 30-Tage-Zurückgabe-ohne-Fragen-Garantie zurückgesendet werden. Das zeigt uns klar, ob unser Produkt begeistert oder nicht. Derzeit behalten 97 Prozent der Käufer ihr Headwave Tag.“

Headwave stellt Module her, die man an Motorradhelmen befestigen kann, um Musik zu hören.

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – M E A S U R E

Radbonus ist ein Belohnungsprogramm für Radfahrer. Die Anzahl gefahrener Radkilometer wird gezählt und dann beispielsweise mit Rabatten in E-Shops belohnt. Momentan baut Radbonus das Belohnungssystem um und setzt mehr auf exklusive Angebote statt auf Rabatte.

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„FAKE IT ’TIL YOU MAKE IT“ Radbonus-Gründerin Nora Grazzini hat erst das Produkt verkauft, dann produziert „Am Anfang stand die Hypothese, dass Menschen gerne Wertschätzung erfahren, dass sie Rad fahren. Daraus entstand die Idee zu Radbonus. Im ersten Monat habe ich nur die Idee verkauft und mir Feedback dazu geholt – es gab noch kein Produkt. Ich bekam viel positive Resonanz, also habe ich angefangen, eine Website und ein Logo zu entwickeln. Wir arbeiten bei Radbonus noch immer nach dem Prinzip ‚Fake it ’til you make it‘.

Für uns ist Lean Startup eine durchweg positive Erfahrung und ich glaube nicht, dass wir Radbonus anders hätten gründen können. Wir hatten kein Geld, um lange zu entwickeln, ohne etwas zu verkaufen. Außerdem ist diese Methode sehr sinnvoll. Es ist für mich fast komisch, so explizit danach gefragt zu werden. Mir ist dieser Ansatz so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke: Es ist völlig klar, dass wir so vorgehen.“

WARUM BIST DU IN LEAN STARTUPS INVESTIERT? „Der Lean-Startup-Gedanke wird mittlerweile von so vielen Startups verfolgt, dass Investoren unweigerlich auch in Lean Startups investieren. Einer der Vorteile bei diesen Unternehmen liegt darin, dass sie noch sehr flexibel in der Ausrichtung und Anpassung sind. Für Investoren hat es den Vorteil, dass diese Teams mit möglichst wenig Mitteln so viel Wertschöpfung erreichen wollen, wie es ihnen nur möglich ist. Dies ermöglicht für zukünftige Finanzierungsrunden bessere Wertsteigerungen. Außerdem haben Teams mit diesem Ansatz die Tendenz dazu, einfach anzupacken. Das gefällt Investoren immer.“ Manuel Sprödhuber, Astutia

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M E A S U R E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L

„WAR KURZ DAVOR AUFZUGEBEN“ Felix Patzelt, Gründer von Call a Nerd, hat mit Lean Startup die Kurve bekommen „Als mir die Idee zu Call a Nerd kam, habe ich direkt angefangen zu entwickeln: Ich saß etwa ein halbes Jahr lang an meinem Computer und habe mich in Details verloren. Irgendwann war ich kurz davor aufzugeben. Als Stipendiat im Kölner Coworking Space Startplatz konnte ich einen Workshop zum Thema Lean Startup besuchen. Danach bin ich sofort nach Hause gegangen

und habe angefangen eine Website zu entwickeln. Sie ist eine Woche später online gegangen. Eine weitere Woche später kamen die Flyer und mit denen auch die ersten Kundenanrufe. Jetzt sind wir seit September 2015 online, und es kommen jede Woche Kunden dazu. Call a Nerd ist sogar schon profitabel, weil die Investitionskosten durch den Lean Ansatz so gering waren.“

Call a Nerd ist ein ITSofort­h ilfe-Angebot mit einem Wordpress-Schwerpunkt. Wer Hilfe braucht, kann sich dort melden, und das Team löst das Problem über Computer-­ Fernsteuerung.

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Crowdfox bezeichnet sich als Online-Marktplatz einer neuen Generation. Händler zahlen keine Gebühren für die Plattform und bieten ihre Waren dafür günstiger an. Der Kunde zahlt einen kleinen Teil der Ersparnis durch den geringeren Preis als Servicegebühr an Crowdfox.

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Fotos: Radbonus, Felix Patzelt, Crowdfox, Manuel Sprödhuber

„WIR BRAUCHTEN EIN MILLIONENINVESTMENT“ Wolfgang Lang, CEO von Crowdfox, hat dank Lean Startup den Proof of Concept geliefert „Wir haben Crowdfox 2013 gegründet und unsere Idee zuerst mit Mock-ups getestet. Als klar war, das Konzept kommt an, haben wir einen Prototyp gebaut. Mit diesem MVP konnten wir unsere Kernfunktionen testen – alle Prozesse liefen noch manuell. Die Engine hinter unserem Geschäftsmodell ist riesig, und es kostete viel Zeit und Geld, das Backend zu bauen. Hinter der Entwicklung von Crowdfox steht ein zweistelliges Millioneninvest­

ment. Dafür braucht man ein Proof of Concept. Den haben wir uns über die Lean-Methode geholt. Wir sind seit Dezember 2015 online und haben bereits knapp 1000 Händler auf der Plattform, Tendenz steigend. Für 2016 streben wir einen Umsatz von 50 Millionen Euro an, und bisher konnten wir unsere monatlichen Meilensteine immer übertreffen. Lean Startup spielt bei uns weiterhin eine Rolle, wenn wir neue Prozesse oder Funktionen entwickeln.“


L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – L E A R N

„MAN MUSS WISSEN, WAS MAN LERNEN WILL“ Phil Dillard, Coach der Lean Startup Company, über Methoden und Missverständnisse von Lean Startups Phil, was macht einen guten Entrepreneur aus, und warum sollte er Lean Startup nutzen? Ich glaube, es geht nicht um gute oder schlechte Entrepreneure, um gute oder schlechte Ideen. Es gibt etwas, das bestimmte Menschen antreibt, Start­ups zu gründen, und das ist etwas völlig anderes als die Motivation von Menschen, die gerne einen Nine-to-five-Job haben. Entrepreneure spüren, dass es einen Platz gibt, an dem sie sein sollten und gebraucht werden. Sie müssen ihn nur finden. Lean Startup hilft ihnen, diesen Platz schneller und günstiger zu finden als andere Startup-Ansätze.

der Vision festzuhalten. Man arbeitet am gleichen Problem, wählt aber einen anderen Lösungsweg. Investoren setzen auch auf den Entrepreneur, nicht nur auf die Idee, und der Entrepreneur hat die Aufgabe herauszufinden, wie das Produkt zum Markt passt. Lean Startups machen das, indem sie Experimente durchführen und Hypothesen formulieren. Wenn ein Gründer feststellt, dass die erste Hypothese richtig ist, aber seine zweite und dritte sind falsch, dann ist es gut, das möglichst schnell herauszufinden. Dann hat er die Chance, die Strategie anzupassen und besser Umsatz zu machen. Den Investoren kann man erklären, dass man das mit vielleicht fünf Prozent des Geldes geschafft hat – also sind noch 95 Prozent übrig, um die Firma erfolgreich zu machen. Ein Pivot ist ein gutes Zeichen, weil es bedeutet, dass der Gründer auf den Markt hört und seinen Experimenten vertraut.

Was halten Investoren von Lean Startups? Ein Investor, der gegen Lean Startup ist, ist wie ein Forscher, der wissenschaftliche Methoden ablehnt. Die Performance von Lean Startups ist sehr genau messbar, und dadurch hat auch der Investor immer einen guten Überblick. Es gibt immer wieder Leute, die Lean-Startup-Prozesse blind einsetzen. Ich würde sagen, da liegt das Problem.

Kann es auch sein, dass die Ergebnisse eines Experimentes nicht richtig sind? Wenn man bei einem Ergebnis skeptisch ist, kann man es zwei- oder dreimal wiederholen, um sicherzustellen, dass man das gleiche Feedback bekommt und die Nuancen des Marktes richtig deutet. Das ist ein systematischer Ansatz. Gerade das sollte Investoren übrigens zeigen, dass sie auf den richtigen Entrepreneur gesetzt haben.

Für Lean Startups ist ein Pivot immer eine Option. Ist es schwierig, Investoren eine Kehrtwende zu kommunizieren? Ich glaube, wenn man den richtigen Investor hat, ist es gut, über einen Pivot zu sprechen. Pivot bedeutet ja, seine Strategie zu verändern, aber an

Du hast angesprochen, Lean Startup werde oft blind eingesetzt. Wie meinst du das? Wenn man den Prozess auseinandernimmt, findet man auf jeden Fall Komponenten, die oft missverstanden werden oder weiterentwickelt werden müssen. Firmen der Old Economy passen Lean Startup

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Welche Missverständnisse gibt es? Erstens glauben viele, lean zu gründen sei risikolos. Ich unterscheide deutlich zwischen Risiko und Unsicherheit. Risiken sind quantifizierbar: Ein Haus birgt

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„ES IST WICHTIG, MIT GUT FORMULIERTEN ANNAHMEN IN DEN PROZESS ZU GEHEN“

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Fotos: Tesla, LoremToyota Ipsum UK, Leanstartup.co

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momentan beispielsweise immer öfter für sich an, sodass es zu ihrer Kultur und ihren Bedürfnissen passt. Um erfolgreich zu sein, reicht es nicht aus, einfach Lean Startup zu nutzen. Man muss sich viele Gedanken über die Strategie machen und herausfinden, wie genau Lean Startup zum eigenen Produkt und zu den eigenen Zielen passt. Das ist ein wichtiger Schritt zum Erfolg. Wer wild anfängt zu experimentieren, Tonnen von Daten sammelt und darauf wartet, dass diese Daten ihm sagen, was er zu tun hat, macht etwas falsch. Man muss mit gut formulierten Annahmen in den Prozess gehen und vorher wissen, was man aus einem Experiment lernen will.


L E A R N – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L

NAME: Lean Startup Company

GRÜNDUNG: 2012

GRÜNDER: Eric Ries, Melissa Moore, Heather McGough

MITARBEITER: 20

STANDORT: San Francisco

SERVICE: Coachings, Vorträge und Konferenzen rund um das Thema Lean Startup

leanstartup.co

PHIL DILLARD ist Coach und Manager bei der Lean Startup Company. Er war fast sieben Jahre aktiv bei der Navy. Im Anschluss schloss er sein Studium in Finance and Strategy an der Chicago Booth Business School ab.

das Risiko, bei einem Sturmgewitter beschädigt zu werden. Unsicherheit entsteht, wenn ich ein Haus baue, das noch nie jemand gesehen hat. Mit Experimenten kann ich auf Grundlage von Daten Sicherheit erlangen. Ein Startup ist immer mit Risiken verbunden, aber man kann das Risiko mit einem systematischen Prozess verringern, der Unsicherheit eliminiert. Weiß ich, was auf dem Markt passiert, kann ich das Risiko quantifizieren und damit umgehen. Zweitens bedeutet Lean Startup nicht, kein Geld einzusetzen. Ziel ist es, die Ressourcen effektiv zu nutzen. Es ist nicht lean, zehn statt 50 Dollar auszugeben. Lean bedeutet, ein Experiment zu machen, das wertvol-

Fotos: Lorem Ipsum

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le Informationen liefert – so schnell und günstig wie möglich. Ein MVP ist keine billige Version des Produktes, sondern ein Experiment, das Erkennt­ nisse liefert. Tesla beispielsweise hat ein teures Produkt, arbeitet aber mit leanen Methoden, testet viel und verbessert die Autos und Motoren auf Basis der Ergebnisse. Drittens werden oft Lean Startup und Lean Manufacturing gleichgesetzt. Das sind verschiedene Dinge. Lean Manufacturing will einen bestehenden Prozess verbessern: Müll reduzieren, Fehler vermeiden, Stückzahl erhöhen und so weiter. Das reduziert nicht die Unsicherheit in einem innovativen Umfeld. Darauf ist Lean Startup spezialisiert.

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Können Lean Startups scheitern? Was bedeutet scheitern für einen Entrepreneur? – Nicht, dass das erste Unternehmen, die erste Idee oder das erste Experiment schiefgehen. Das wird sicher passieren. Wir alle lernen und sind nicht so perfekt, dass wir keine Fehler machen. Aber wer immer weitermacht, findet auch einen Weg zum Erfolg. Das funktioniert mit Lean Startup besonders gut, weil es den Ressourcenaufwand für Fehler überschaubar hält und so noch Ressourcen bleiben, um weiterzumachen. Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – S C A L E

WAG DEN FLUG Ein kleiner How-to Guide für jedes Startup, das lean arbeiten will

Jetzt kommt der schwierige Teil: die Praxis. Immer wieder negatives Feedback zu bekommen, kann für Gründer und ihr Team zermürbend sein. Außerdem sollen die Feedback-Kreisläufe möglichst kurz gehalten werden, damit schnelles Lernen möglich ist. Dazu ist viel Arbeit nötig, und jedes Unternehmen muss eine Balance finden, um gleichzeitig schnell zu lernen und das Team nicht auszubrennen. Aufgabe des Gründers ist es unter anderem, die Motivation hoch zu halten. Wenn ein Team ständig unter Hochdruck daran arbeitet, ein Produkt zu verbessern und neue Features einzubauen, kann das die Stimmung drücken, vor allem, wenn alles

ständig wieder verworfen wird. Für das gesamte Unternehmen ist es deshalb wichtig, dass die Vision, die hinter der Arbeit steht, transparent ist und felsenfest steht. Und auch die leane Methode sollte klar kommuniziert werden, damit jeder Mitarbeiter versteht, wofür und in welchem Umfeld er arbeitet. Welche Schritte auf dem Weg zum Lean Startup zu tun sind, wie man sich einen Überblick über das Geschäftsmodell verschafft, woher Kundenfeedback kommt und wie man dieses Feedback richtig interpretiert, haben wir auf den kommenden Seiten zusammengestellt.

MIT LEAN CANVAS WIRD AUS EINER IDEE EIN GESCHÄFTSMODELL

1. KLARHEIT SCHAFFEN Um den ersten Kreislauf mit Build, Measure und Learn zu planen und sinnvolle erste Schritte zu gehen, ist Klarheit notwendig. Der Weg von der ersten Geschäftsidee zum erfolgreichen Geschäftsmodell ist nicht ganz einfach. Ash Maurya, Autor von „Running Lean“, hat mit Lean Canvas eine Methode entwickelt, mit der sich eine Idee in einem Geschäftsmodell festhalten lässt. Auf einem DIN-A3-Bogen mit neun verschiedenen Kästchen können Gründer schnell, effektiv und

PROBLEM

bündig ihren ersten Businessplan zusammenfassen. Die vorgegebenen Felder reduzieren diesen Entwurf auf das Wesentliche. In jedem der neun Bereiche müssen die Gründer kurze und präzise Aussagen zu einem bestimmten Thema machen. Das ist nicht leicht, hilft aber, künftige Entscheidungen schneller zu treffen. Durch die kompakte Darstellungsform lässt sich der Inhalt des Geschäftsmodells schnell erfassen. In jedem der neun Bereiche wird eine zentrale Frage beant-

LÖSUNG

WELCHE KONKRETEN

WELCHE KONKRETE UND

PROBLEME LÖST DIE IDEE (MAXIMAL DREI)?

ÜBERZEUGENDE LÖSUNG BIETET DAS ANGEBOT FÜR DIE ZUKÜNFTIGEN KUNDEN?

KOSTEN

wortet. Die Bereiche müssen systematisch und in einer bestimmten Reihenfolge ausgefüllt werden. Auf Basis dieser Antworten lassen sich Idee und Geschäftsmodell bewerten und die Erfolgschancen einschätzen. Wenn diese Fragen beantwortet und der Plan positiv bewertet ist, kann die eigentliche Arbeit beginnen. Sobald das Projekt läuft, sollte man sich Lean Canvas immer wieder vor Augen führen, um alle Fortschritte mit den geplanten Zielen abzugleichen.

UNFAIRER VORTEIL

WELCHE KOSTENFAKTOREN GIBT ES?

WAS IST DER ENTSCHEIDENDE VORTEIL GEGENÜBER DER KONKURRENZ? WELCHE EIGENSCHAFT (ZUM BEISPIEL EIN PATENT ODER BESONDERE TECHNOLOGIE) ERSCHWERT ES DEN WETTBEWERBERN, DAS

KUNDENSEGMENT WER IST VOM PROBLEM BETROFFEN? WAS SIND DIE ZIELGRUPPEN? WER IST DER IDEALTYPISCHE KUNDE?

ANGEBOT ZU KOPIEREN?

KENNZAHLEN WIE WIRD DER ERFOLG DES GESCHÄFTSMODELLS MESSBAR (KLICKS, DOWNLOADS, …)?

EINNAHMEQUELLEN WIE WIRD UMSATZ GENERIERT? MIT WELCHER HÖHE UND DAUERHAFTIGKEIT DIESER EINNAHMEN KANN MAN RECHNEN?

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KANÄLE AUF WELCHEN KOMMUNIKATIONS- UND VERTRIEBSWEGEN KÖNNEN KÜNFTIGE KUNDEN AM BESTEN ERREICHT WERDEN?

ALLEINSTELLUNGSMERKMAL WARUM SOLLTE DIE ZIELGRUPPE DAS ANGEBOT WAHRNEHMEN? WIE LAUTET DER USP? WAS MACHT DAS ANGEBOT SO HERAUSRAGEND?


S C A L E – L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L

SO ENTSTEH

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2. EXPERIMENTE VORBEREITEN Das minimal-funktionale Produkt steht im Zentrum des Lean-Startup-Ansatzes. Es ist das gut vorbereitete Experiment, mit dem jedes Startup seine Hypothesen prüfen kann. Welche Annahmen getestet werden, sollte vor Entwicklung des MVP klar sein. Diese entscheiden darüber, welche Funktionen das Produkt erfüllen muss. Für einige Hypothesen braucht es nicht einmal ein fertiges Produkt, sie lassen sich auch nach dem Prinzip „Fake it ’til you make it“ testen. Ein vorgetäuschtes Produkt funktioniert als Experiment genauso gut wie ein fertiges Produkt: Verkäufer können Services verkaufen, die noch nicht fertig sind, eine Engine, die später aus tausenden von Code-Zeilen besteht, kann anfangs manuell betrieben werden. Das Ergebnis, das der Kunde sieht, ist das gleiche.

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Fotos: Leanstartup.co, Evergreen Food/Jutta Reinke

3. ZUHÖREN Nicht jeder kann locker auf Menschen zugehen und sie nach ihrer Meinung fragen. Dann auch noch zu vermitteln, dass negatives Feedback willkommen ist, ist eine Herausforderung. In diesem Dialog ist der Entrepreneur ein Zuhörer und nimmt offen und dankbar an, was der Kunde ihm sagt. Es wird keinesfalls darüber diskutiert, ob der Kunde mit seinem Feedback Recht hat oder nicht. Wenn er das Produkt schlecht findet, ist das ebenso hinzunehmen wie Lob. Solche Feedback-Gespräche können in fast jedem Kontext stattfinden. Man kann

Menschen auf der Straße oder auf einer Party ansprechen, Messen und Events bieten einen professionelleren Rahmen, aber auch Feedbackbögen sind eine gute Möglichkeit. Wenn es darum geht, viele Menschen intensiv zu befragen, sollte es eine Gegenleistung geben. Beispielsweise ein Gewinnspiel oder einen Gutschein für das eigene Produkt. Eine der beliebtesten Methoden um herauszufinden, ob Kunden ein Produkt überhaupt nachfragen, ist der Smoke Test. Er funktioniert mittlerweile meist über eine Landingpage, die das Produkt erklärt,

beispielsweise in einem Video. Auch Pre-order-Listen, Beta-Tests für Software, Anzeigenkampagnen, die auf die Landingpage führen, oder eine Crowdfunding-Kampagne sind gute Smoke Tests. An der Reaktion der Kunden ist messbar, ob es eine relevante Nachfrage gibt – wie viele Besucher tragen sich auf die Pre-order-Liste ein, melden sich für den Beta-Test an oder bestellen das Produkt? Wie viele Menschen klicken auf die Anzeige? Crowdfunding und Pre-order-Liste zeigen außerdem gleich, ob Kunden bereit sind, für das Produkt zu bezahlen.

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L E A N - S TA R T U P - S P E Z I A L – S C A L E

4. TESTEN KOMMT VOR ENTWICKELN Es gibt diverse Tests, mit denen man feststellen kann, ob es sich überhaupt lohnt, das Minimum Viable Product zu bauen. Diese evaluieren, ob Menschen bereit sind, für ein bestimmtes Produkt Geld auszugeben.

5. DATEN AUSWERTEN Jede Statistik lässt sich durch die richtigen Kennzahlen und Analysen in die passende Richtung drehen. Lean Startups sind aber auf verlässliches Feedback angewiesen, um ihre Experimente auszuwerten. Deshalb müssen auch die eigenen Zahlen kritisch geprüft werden. Eric Ries warnt in seinem Buch vor der sogenannten Fassaden­m etrik, die zwar schön aussieht, aber keine Antworten auf relevante Fragen gibt. Wer tiefere Einblicke in seinen Markt erhalten will als durch die reine Analyse von Durchschnittswerten, teilt seine Kunden in Kohorten ein (siehe exemplarische Grafik unten). Eine Kohorte ist eine Gruppe von Menschen, die sich ein oder mehrere Merkmale teilen. Das kann das Alter sein, die Herkunft, aber auch die Zugriffszeit oder der Exit-Punkt in der Customer Journey. Welche Gruppen man einzeln analysiert, hängt von der Fragestellung ab. Die Analyse kann beispielsweise zeigen, ob Menschen die Website zu anderen Zeitpunkten verlassen, wenn sie auf unterschiedlichen Wegen auf die Website kamen oder ob Menschen verschiedenen Alters anders auf das Produkt reagieren. Die Möglichkeiten sind sehr weit, deswegen sollte jede Analyse von einer Hypothese getrieben sein. Sonst besteht die Gefahr, dass Kohorten und Daten willkürlich ausgewertet werden, ohne eine relevante Frage zu beantworten.

Rezepte, die von den Angeboten im Supermarkt des Kunden inspiriert sind. Bevor die Gründer mit der Produktentwicklung angefangen haben, sind sie in einen Supermarkt gegangen, haben Kunden interviewt und jemanden gefunden, an dem sie ihre Idee testen konnten. Sie besuchten die Kundin wöchentlich und brachten eine Einkaufsliste und Rezepte mit, die zu ihren Präferenzen und zu den aktuellen Angeboten in ihrem Supermarkt passten. Dafür erhielten sie knapp zehn Dollar in der Woche. Diesen Test machten sie über einen längeren Zeitraum mit unterschiedlichen Kunden, um Feed­ back zu sammeln und ihre Idee zu optimieren. Dann erst legten sie mit der Produktentwicklung los.

A/B-TEST Ein Test, der bei der Entwicklung eines Produkts äußerst hilfreich sein kann, ist der A/B-Test, auch Split-Run-Test genannt. Hier werden Kunden gleichzeitig verschiedene Versionen des Produkts angeboten. Entsprechend der Verhaltensunterschiede der Kunden bei den unterschiedlichen Versionen, lassen sich Rückschlüsse auf die Auswirkungen der jeweiligen Versionen ziehen. Diese Methode kommt ursprünglich aus dem Marketing. So werden beispielsweise je zwei unterschiedlich gestaltete Newsletter mit dem gleichen Inhalt an zwei Hälften einer Mailing-Liste geschickt. Aus den Öffnungsraten lässt sich erkennen, welche Version besser ankommt. Die Resultate von A/B-Tests zeigen, was Kunden sich wünschen und was sie entbehrlich finden.

INTERVIEW Das Gespräch mit Kunden ist eines der wichtigsten Test-Instrumente. Um dem Befragten aussagekräftige Antworten zu entlocken, hilft es, offene Fragen zu stellen, auf die er nicht mit Ja oder Nein antworten kann: „Wie gefällt dir unser Produkt?“ statt „Gefällt dir unser Produkt?” Karge Antworten werden meist spezifischer, wenn man nachhakt: „Was gefällt, was gefällt nicht?“ und die Frage, „Würdest du das Produkt weiterempfehlen?”, lässt noch etwas tiefer blicken. Ein Produkt muss eine sehr gute Lösung für ein Problem bieten, wenn man es seinen Freunden empfehlen soll. Die Frage „Warum?” passt zu allen Fragestellungen und ist sehr mächtig, weil sie den Kunden dazu bringt, tiefere Einblicke in seine Bedürfnisse und Erwartungen zu gewähren. Genaue Verbesserungsvorschläge sollte man von seinen Kunden allerdings nicht erwarten. Auch wenn das Feedback negativ ausfällt, wissen die wenigsten, warum sie ein Produkt nicht anspricht.

WIZARD OF OZ VERSUS CONCIERGE Zwei Methoden, die oft miteinander verwechselt werden, sind der Wizard-of-Oz- und der Concierge-Test. Auch diese Tests finden statt, noch bevor das Produkt gebaut wird. Der Wizard-of-Oz-Test prüft spezifische Lösungshypothesen während der Concierge-Test genutzt wird, um Ideen zu entwickeln. Beim Wizard of Oz-Test wird quasi eine Fassade erstellt, die so wirkt, als würde das Produkt bereits existieren und funktionieren. Die Funktionen des Produkts werden dann aber händisch ausgeführt. Der Nutzer interagiert also mit einem System, das den Anschein macht, als sei es vollständig programmiert. Hinter dem System sitzt aber ein Mensch, der die Funktionen manuell kontrolliert. Zappos hat sein Geschäftsmodell mit dieser Methode getestet und die Schuhe zu Beginn nach jeder Bestellung im Laden gekauft, statt einen Logistik­apparat aufzubauen. Der Concierge-Test wird am häufigsten für Dienstleistungs-Startups genutzt. Noch bevor in irgendeiner Form am Produkt gebastelt wird, versucht der Unternehmer, seinen Kunden davon zu überzeugen, für eine Leistung zu zahlen, die er komplett manuell ausführt. Das Unternehmen Food On Your Table bietet wöchentliche Einkaufslisten und

EIN PRODUKT MUSS EINE SEHR GUTE LÖSUNG FÜR EIN PROBLEM BIETEN

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Exemplarischer Verlauf von Kurven bei einer Kohortenanalyse

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S C A L E – L E A N - S TT A HR EM TU AP–- SRPUE B ZR IA I KL

BESSER SPÄT ALS NIE Auch für etablierte Unternehmen lohnt sich Lean Startup Nicht nur neu gegründete Unternehmen arbeiten in einem Umfeld von Unsicherheit – auch arrivierte Startups und etablierte Unternehmen sind immer wieder mit Unsicherheit konfrontiert: Die Expan­ sion in neue Märkte, neue Vertriebswege oder neue Produkte sind solche Situationen. Die Digitalisierung und die immer stärkere Verbreitung mobiler Endgeräte versetzen viele mittelständische, aber auch große Unternehmen in ein unsicheres Umfeld, in dem sie sich nicht auskennen. Der Konkurrenzdruck von innovativen und wendigen Start­ ups ist ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor. Für genau dieses Umfeld ist Lean Startup konzipiert.

Fotos: Leanstartup.co, MOM-Test, Redline-Verlag

LEAN DIE WELT EROBERN Neue Märkte bedeuten neue Menschen, neue Probleme und neue Lösungen. Was in Deutschland reißenden Absatz findet, kann in China, den USA oder Ägypten im Onlineshop verrotten, weil das Produkt dort nicht passt oder der Wettbewerb zu stark ist. Deswegen sollte man wie bei einer Neugründung von den Grundhypothesen ausgehen: Die Menschen im neuen Markt haben ein Problem, unser Produkt kann dieses Problem lösen und die Menschen sind bereit, dafür zu bezahlen. Diese Thesen sollten dann getestet werden. Die Tests sind die gleichen wie die eines frisch geschlüpften Start­ ups. Und auch den Geist dieser Anfänger sollte man sich aneignen: „Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet und wie die Menschen reagieren werden.“ Sonst verstellt vermeintliche Erfahrung den Blick auf die Testergebnisse. Protonet musste beim Markteintritt in die USA beispielsweise feststellen, dass das überzeugende Argument hier nicht der Datenschutz ist. In Feedback-Gesprächen mit Landing-Pages und Anzeigen fand das Team heraus, dass es den Fokus in den USA auf seine Kooperations-Software Soul legen muss. So funktioniert die Werbebotschaft deutlich besser. MITARBEITER ALS KUNDEN Wer wächst, braucht irgendwann Strukturen. Sie bilden sich sowieso, ob intendiert oder nicht. Ineffektive Strukturen zu verbessern, bedeutet für das Team immer Stress – und ob die Lösung, die sich so gut anhörte, dann auch funktioniert, ist nie sicher. Auch hier müssen Unternehmer mit Unsicherheit umgehen und können sich mit Lean Startup behelfen. Kamil Barbarski, Lean-Startup-Coach bei Mak3it, erklärt, wie das funktioniert: „Zuerst wird der neue Prozess oder die neue Struktur in einem kleinen Kontext ausprobiert – als MVP quasi. Dieser Prozess sollte soweit wie möglich vom Kerngeschäft des Unternehmens getrennt sein, sonst erzeugt das Unruhe. Dann wird Feedback eingeholt und aus den Daten wird dann gelernt. Das macht man solange, bis es funktioniert, und skaliert das Modell dann auf das ganze Unternehmen.“ In einem solchen Prozess sind die Mitarbeiter die Kunden und ihr Feedback entscheidet darüber, ob ein neuer Prozess umgesetzt werden kann oder nicht. Texte: Anna-Lena Kümpel

NOCH FRAGEN? Hier gibt es weitere Infos zum Thema

MEETUP Auf der Seite Meetup.com sind unter der Kategorie Lean Startup mehr als 150 Einträge verzeichnet. Nicht alle sind noch aktiv, aber in den meisten Startup-Ökosystemen gibt es Gruppen, die sich noch regelmäßig treffen. ONLINE-KURSE Das Kurs-Portal Udemy bietet einen kostenlosen Video-Kurs zum Lean-Canvas-Business-Modell und einen Lean-Startup-Einführungskurs von Eric Ries persönlich für 40 Euro. Lean Canvas: udemy.com/lean-canvas-course Lean Startup: udemy.com/the-lean-startup

VIDEOS Auf den Youtube-Kanälen von Eric Ries und der Lean Startup Company werden verschiedene Vorträge zum Thema gesammelt. Mit dabei sind die Aufnahmen aller bisherigen Lean-Startup-Konferenzen. Leanstartup.co: youtube.com/user/leanstartupconf Eric Ries: youtube.com/user/StartupLessonsLearne

WEBSITES Im Blog leanstack.com postet Ash Maurya immer wieder spannende Artikel rund um das Thema Lean Startup. Auf seiner Website steveblank.com stellt Steve Blank viele Materialien rund um die Themen Lean Startup und Customer Development bereit. BÜCHER Im O’Reilly-Verlag sind bisher acht Bücher in der Lean-Reihe erschienen, die sich mit unterschiedlichen Themen für Lean Startups beschäftigen, mit dabei beispielsweise Running Lean, in dem Ash Muraya das Lean-Canvas-Modell vorstellt und Bücher zu „Lean Branding“ oder „Lean Analytics“. Unter gründer.guide gibt es ein kostenloses E-Book von Daniel Bartel zum Thema Customer Development.

DER MOM-TEST Mit Kunden zu sprechen, klingt leichter als es ist. Wo findet man sie überhaupt, die Kunden? Wie spricht man sie an und wie bringt man sie dazu, einem Feedback zu geben? „Der MOM-Test“ gibt Antworten auf all diese Fragen. Autor Rob Fitzpatrick bezeichnet sich selbst als introvertierten Programmierer und richtet sich in seinem Buch deshalb nicht an den typischen extrovertierten Verkäufer, sondern an eher zurückgezogene StartupNerds.

LEAN STARTUP Mit dem Buch Lean Startup veröffentlichte Eric Ries 2011 sein Konzept. Der Aufbau orientiert sich am Prozess, den ein Unternehmen bei einer leanen Gründung durchläuft. Reine Theorie und anschauliche Praxisbeispiele wechseln sich ab. Ries erklärt von der Grundidee bis hin zu den einzelnen Mess- und Kurskorrekturmethoden alle Basics. 246 Seiten, die sich als Einführung für jeden Entrepreneur lohnen. Eric Ries: Lean Startup – Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen. Aus dem Englischen von Ursula Bischoff. Redline Verlag, 19,99 Euro

Rob Fitzpatrick: Der MOM-Test – Wie Sie Kunden richtig interviewen und herausfinden, ob Ihre Geschäftsidee gut ist – auch wenn Sie dabei jeder anlügt. Aus dem Englischen von Anastasia Podolea und Daniel Bartel. momtestbook.com/de, 15 Euro

HABT IHR LEAN STARTUP EINGESETZT? BERICHTET UNS VON EUREN ERFAHRUNGEN:

redaktion@berlinvalley.com

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E L E VA T O R P I T C H

ELEVATOR PITCH Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens. Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!

SERVICE: Uber education ist ein Bildungsportal, welches umfassend über Nachhilfeformen und -anbieter informiert.

GRÜNDER: Martin Tischer, Lutz Ahrens GRÜNDUNG: April 2014 vacaleo.de PITCH: Vacaleo ist die Spezial-Suchmaschine für alle Hotelalternativen. Eine hochkomplexe Technologie bündelt weltweit alle Angebote für Ferienhäuser, Ferienwohnungen und Apartments und macht diese für Urlauber und Geschäftsreisende leicht zugänglich, sinnvoll durchsuchbar und zum besten Preis buchbar. Der Markt der privaten Unterkünfte ist stark fragmentiert, und ohne einheitlichen Datenstandard sind die interessantesten Angebote für den Nutzer nicht auffindbar. Nur die Technologie von Vacaleo schafft hier Abhilfe und kann international jede Art von Angebot abbilden. Vacaleo bewegt sich im extremen Wachstumsmarkt der privaten Unterkünfte. Das Geschäftsmodell ist bewährt und hoch skalierbar. Weitere Markterschließungen innerhalb Europas und weltweit bieten enorme Wachstumsmöglichkeiten.

GRÜNDER: Silvia Glodde, Lars Smidt GRÜNDUNG: Dezember 2015 uber-education.com PITCH: Uber education informiert als erstes Bildungsportal über verschiedene Nachhilfeformen und -anbieter. Mithilfe einer intuitiven Suche können Nutzer aus mehr als 2000 Nachhilfeanbietern die für sie relevanten Anbieter finden und diese miteinander vergleichen. Bewertungen anderer Nutzer sowie Tipps und Fakten helfen bei der Entscheidung für den passenden Anbieter. Der deutsche Nachhilfemarkt ist laut Bertelsmann Stiftung fast eine Milliarde Euro groß. Trotzdem gab es für Eltern und Schüler bisher keine Möglichkeit, objektive Informationen zu erhalten und verschiedene Anbieter zu vergleichen. Damit sich Uber education als das führende Bildungsvergleichsportal weiter etablieren und mehr Bereiche integrieren kann, wird ein bildungsinteressierter Partner gesucht, der bereit ist, circa 500.000 Euro zu investieren.

WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN? MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com

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SERVICE: Fluffy Fairy Games entwickelt datenbasiert F2P-Strategiespiele für mobile Endgeräte. GRÜNDER: Tim Reiter, Daniel Stammler, Janosch Sadowski, Sebastian Karasek, Oliver Löffler GRÜNDUNG: Oktober 2015 fluffyfairygames.com PITCH: Fluffy Fairy Games bringt durch kreative Ideen frischen Wind in den F2P-Markt der mobilen Strategiespiele. Wir konzentrieren uns bei der Entwicklung auf die User-Experience und bauen User-Wünsche durch Vorabfeedback in unsere Konzepte ein. Darüber hinaus tracken wir das User-Verhalten und können anhand der Ergebnisse datengetrieben herausfinden, was ihnen viel oder wenig Spaß macht, und dementsprechende Anpassungen im Spiel vornehmen. Unser Geschäftsmodell folgt dem F2P-Prinzip: Das Spiel ist grundsätzlich kostenlos, durch kleine Summen kann der Spieler aber Wartepausen überbrücken oder besondere Items kaufen. Unsere Vision ist es, mit unseren Spielen viele Millionen Gamer zu begeistern und langfristigen Spaß zu vermitteln.

Fotos: Fluffy Fairy Games, Torsten Bünnig, Vacaleo

SERVICE: Vacaleo ist eine Ferienhaus-Suchmaschine mit dem weltweit größten Angebot an Hotelalternativen.


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ERHÖHTE DREHZAHL DURCH EFFIZIENTES ARBEITSMANAGEMENT

Das junge Startup Inselberg findet durch agile Arbeitsweisen und deren Abbildung in Wrike den richtigen Rhythmus, um voranzukommen

I

nselberg ist ein junges Berliner Startup, eine Plattform der besonderen Art: Models und Auftraggeber können dort ganz einfach zueinander finden. Während es über eine Modelagentur häufig zeitaufwendig ist, das passende Model zu finden, bietet Inselberg direktere Wege: Suchoptionen, die stark an visuellen Vorstellungen eines Personen-Typs ausgerichtet sind, weisen Auftraggebern den Weg zu dem Model, das den Lifestyle zum Ausdruck bringt, den sie sich wünschen. Diese Geschäftsidee kam den drei jungen Gründern, als sie sich während des Wirtschaftsstudiums in Madrid kennenlernten. Weil die Idee sie nicht losließ, beschlossen Falko Kremp aus Deutschland, Matias Enghild aus Dänemark und Niko Andréewitch aus Österreich nach Abschluss des Studiums, sich gemeinsam selbstständig zu machen. Als Ort für das neue Unternehmen wählten sie Berlin, weil sie dort die besten Voraussetzungen für Gründer vorfanden. Im Januar 2015 starteten sie ihr Geschäftsvorha-

Das passende Gesicht finden: Inselberg vereinfacht die Suche nach Models.

ben – und drehten sich einen Monat lang im Kreis, weil sie alles immer wieder überarbeiteten. Sie begannen daher, mit agilen Methoden zu arbeiten und einen Schritt nach dem anderen anzugehen, immer das nächste Zwischenziel im Blick. So nahm die Plattform Inselberg Fahrt auf und wurde im September 2015 offiziell gegründet. EFFIZIENTERE MEETINGS, WENIGER NACHFRAGEN In der ersten Phase verwendeten sie ein Tool, das einer virtuellen To-do-Liste ähnlich war, um sich zu organisieren. Da das der agilen Arbeitsplanung zu wenig Rechnung trug, sahen sich die drei Gründer nach einer flexibleren sowie umfassenderen Lösung um – und entschieden sich für Wrike. So haben sie sich Freiraum für die wichtigen Dinge geschaffen. „Wir haben ein großes Arbeitspensum und setzen uns hohe Ziele“, sagt Inselberg-Gründer Matias Enghild. „Mit Wrike haben wir eine Form des Arbeitsmanagements gefunden, die mit unseren Anforderungen Schritt halten kann und für reibungslose Abläufe sorgt.“ Inselberg hat mittlerweile sieben Mitarbeiter. Das gesamte Team organisiert seine Arbeit über Wrike. Konkret heißt das: Für jede Woche wird ein Ordner mit den geplanten Aufgaben erstellt, der auch die Meilensteine enthält, die erreicht werden sollen. Ein Teil des Teams plant die kommende Woche, der andere Teil führt die Aufgaben der aktuellen Woche aus. Enghild gefällt besonders, dass er eine Aufgabe mehreren Personen zuweisen kann: „Wenn ich zum Beispiel eine Aufgabe für unser Marketing-Team erstelle, kann ich beide

NAME: Inselberg

GRÜNDUNG: 2015

GRÜNDER: Falko Kremp, Matias Enghild, Niko Andréewitch

MITARBEITER: sieben

STANDORT: Berlin

SERVICE: End-to-end-Plattform, die mit innovativen Suchfunktionen die Buchung eines passenden Models deutlich vereinfacht

Kollegen als Verantwortliche eintragen. Wer Zeit hat, kann sich die Aufgabe greifen.“ In einem weiteren Ordner werden Vorschläge für neue Funktionen und Verbesserungen gesammelt. Jeder kann eine Idee als Aufgabe erstellen. Alle Teammitglieder sehen sich den Ordner regelmäßig an und markieren Ideen, die ihnen gefallen, mit ihrem Namen. Das verkürzt das wöchentliche Teammeeting: Nicht jede Idee muss bis ins Detail diskutiert werden und ein Stimmungsbild des Teams liegt bereits vor. Angenommene Ideen wandern anschließend in den Planungsordner für die kommende Woche. „Was mich am meisten an Wrike fasziniert, ist, dass die Arbeitsabläufe fast ohne Nachfragen auskommen. Wenn ich eine Aufgabe plane, muss ich mit dem Designer und dem Entwickler nicht weiter darüber sprechen, alle Informationen liegen ihnen in Wrike vor. So halten wir uns nicht mit unnötigen internen Abstimmungen auf“, resümiert Enghild.

LIEBLINGSFUNKTIONEN IN WRIKE PROJEKTE FARBIG MARKIEREN Inselberg nutzt die Möglichkeit, Projekte farbig zu markieren, um einen besseren Überblick zu schaffen. Jede Abteilung hat ihre eigene Farbe, außerdem zeigen die Farben Grün, Gelb und Rot die Dringlichkeit an. So können Projekte visuell schnell in den entsprechenden Kontext eingeordnet werden. DASHBOARDS Personalisierte Dashboards geben Matias Enghild schnellen Einblick, woran welches Teammitglied gerade arbeitet und welche Deadlines anstehen. Sortiert nach Datum hat er so immer alle wichtigen Aufgaben im Blick. WIEDERKEHRENDE AUFGABEN Viele Aufgaben wiederholen sich immer wieder, zum Beispiel das wöchentliche Team-Meeting. Um nicht jedes Mal eine neue Aufgabe dafür erstellen zu müssen, nutzt Inselberg die Möglichkeit der wiederkehrenden Aufgabe. Damit erstellt eine Aufgabe automatisch eine neue Kopie von sich selbst, zum Beispiel jeden Donnerstag.

Die drei Gründer von Inselberg: Falko Kremp, Matias Enghild, Niko Andréewitch (v. l.)


JOBPROFIL

WAS MACHT EIGENTLICH EIN

NAME: Careerfoundry GmbH

SUCCESS ADVISOR In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen. In dieser Ausgabe erklärt Anaïs Bourg ihre Aufgaben

GRÜNDUNG: März 2014

GRÜNDER: Raffaela Rein, Martin Ramsin

MITARBEITER: 50

STANDORT: Berlin

Wenn ich sage, ich bin Career Success Advisor, fangen Leute oft an zu lachen, sehen mich ungläubig an und sagen dann: „Das klingt supercool, aber was soll das sein?“ Ich vermute, meine Stelle gibt es nur im Bereich Ed-Tech/digitale Bildung. Mein Arbeitgeber Careerfoundry ist eine Online-Plattform für die Aus- und Weiterbildung von Tech-Talenten. Wir vermitteln unseren Kursteilnehmern die notwendigen Fähigkeiten, um als UX-Designer oder Web-Developer arbeiten zu können, und verhelfen ihnen auch zu einem erfolgreichen Berufswechsel. Als Success Advisor bilde ich die Schnittstelle zu alledem. In meiner Rolle fungiere ich als Ansprechpartnerin für alle Teilnehmer, die ihren Kurs bereits beendet haben. Ich coache sie im Bereich Karriereplanung und -entwicklung, helfe ihnen bei der Erstellung ihrer Lebensläufe und Bewerbungsunterlagen. Die Meisten unserer Kursteilnehmer möchten ihren Beruf wechseln. Sie fangen in einer für sie neuen Branche bei Null an. Meine Aufgabe ist es, sie dabei Schritt für Schritt zu begleiten und ihnen die nötige mentale Unterstützung sowie Branchenberatung zu geben. Dabei arbeite ich mit unseren Studenten- und Mentoren-Ansprechpartnern zusammen.

Gemeinsam unterstützen wir täglich unsere bestehende Gemeinschaft aus Kursteilnehmern, Absolventen und Mentoren und arbeiten kontinuierlich daran, die größte Tech-Community für Berufswechsler weltweit aufzubauen. Wir bringen Gleichgesinnte zusammen und stellen ihnen Informationen zu unseren Kursen und zu den Themen Tech und Berufswechsel zur Verfügung. Da ich die Ansprechpartnerin unserer Absolventen bin, habe ich ein sehr gutes Verständnis für ihre Probleme, Bedürfnisse und Sorgen entwickelt. So trage ich zur Entwicklung unseres Unternehmens bei und stelle sicher, dass die Absolventen Dreh- und Angelpunkt all unserer Tätigkeiten sind und unsere Unternehmensstrategie durch ihr Feedback geleitet wird. Zurzeit arbeite ich mit Kollegen aus dem Bereich Unternehmensentwicklung und UX-Designern an einem Projekt zur Verbesserung von beruflichen Chancen für Quereinsteiger in der digitalen Wirtschaft. Dafür betreibe ich Marktforschung, analysiere Daten und kümmere mich um die Betreuung unserer Absolventen in der Community. Das beinhaltet auch, ihre Aktivität in unserer Chat-App zu fördern und Veranstaltungen zu organisieren.

SERVICE: Online-Plattform für die Aus- und Weiterbildung von Tech-Talenten careerfoundry.com/de

Was meinen Job besonders spannend macht: Ich habe Anschluss zu allen Teams, und da Ed-Tech eine stark wachsende Branche mit wenigen Anbietern ist, Raum für Kreativität und neue Projekte sowie die Möglichkeit, das Angebot an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Teilweise ist meine Arbeit den Prozessen im UX-Design sehr ähnlich.

HAST DU EINEN UNGEWÖHNLICHEN JOB? SAG ES UNS: jobprofil@berlinvalley.com

ANAIS BOURG

Fotos: Jazz Meyer for CareerFoundry

Die gebürtige Pariserin hat ein Masterstudium der Kommunikation absolviert. Anschließend führte sie ihr Weg nach London und Prag, dann zog sie die aufregende Startup-Szene nach Berlin. Mit ihrem Wissen darüber, wie die Entwicklung von Karrieren heute funktioniert, hilft sie nun anderen, einen Traumjob zu finden.



BEACONS

SO NAH, SO FERN Beacons galten als die Wunderwaffe, jetzt müssen sich die Funkchips neu definieren. Google eröffnet Chancen

56 / berlinvalley.com

Kappler ist für sein Unternehmen dennoch optimistisch. Er will demnächst fünf neue Mitarbeiter einstellen, ein Dutzend Menschen arbeiten bereits für sein Startup. Sie sitzen in den hellen Räumen eines denkmalgeschützten Gewerbehofs im Stadtteil Wedding zwischen roten Backsteinmauern und imposanten Gründerzeitfassaden. Beaconinside setzt auf Wachstum – und das, obwohl derzeit immer häufiger die Frage gestellt wird: Sind Beacons nun die versprochene Revolution des Offline-Geschäfts oder doch ein überflüssiger Hype? Woran liegt es, dass sich Beacons noch nicht wie gewünscht etablieren konnten?

„SZENARIEN WURDEN VERSPROCHEN, DIE NICHT RICHTIG FÜR DIE BEACONTECHNOLOGIE GEEIGNET WAREN“ MICHAEL KAPPLER, BEACONINSIDE

Welche Chancen bietet die Technologie wirklich? Und was sollten Anbieter beachten? Zeit für eine Bestandsaufnahme. DIE REICHWEITE IST NOCH GERING Fakt ist: Der große Durchbruch blieb bislang aus. Eine Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln zeigt, dass deutsche Verbraucher der Beacon-Technologie sehr zurückhaltend gegenüberstehen. „Mit durchschnittlich 4,6 von zehn Punkten sehen sie in Beacons und den damit verbundenen personalisierten Angeboten und Informationen nur einen geringen Nutzen“, schreibt Bettina Seul vom IFH. In Ländern wie Spanien oder den Niederlanden sei das anders. Ihre Erklärung: „Deutsche Konsumenten sind beim Thema Datenschutz sehr sensibel. Dass eine App installiert werden muss, um die Beacon-Technologie nutzen zu können, kann dabei schon eine Hemmschwelle sein.“ Die passende App ist nicht die einzige Hürde. Zudem muss der Konsument Bluetooth eingeschaltet und dem Empfang von Nachrichten zugestimmt haben, um Angebote zu erhalten. Kappler klappt seinen Laptop auf und öffnet eine Präsentation mit ein paar bunten Zahlen. „25 bis 30 Prozent haben momentan Bluetooth permanent aktiviert“, leuchtet auf dem Bildschirm. Die meisten der rund 45 Millionen Smartphone-Besitzer in Deutschland können also gar nicht erreicht werden. Kappler nickt. „Noch haben Beacons keine unglaubliche Reichweite und sprechen nur eine kleine Nutzergruppe an.“ Das werde sich aber ändern. Durch Drahtloskopfhörer oder Wearables wie Smartwatches würden in Zukunft immer mehr Fotos: Barcoo

Die Wunderwaffe sieht aus wie ein Wecker. Sie liegt leicht in der Hand, ein Plastikding mit zwei Batterien und einem Chip. Schwer vorstellbar, wie dieser kleine Kasten den stationären Handel retten soll. Michael Kappler sitzt auf einem breiten Ledersofa und dreht sein Produkt nachdenklich in den Händen. Kappler ist Mitgründer und Geschäftsführer des Berliner Startups Beaconinside. Das Unternehmen gehört zu den führenden Anbietern von Beacon-Technologie. Es vertreibt die Bluetooth-Funksender inklusive passender Software an Kunden in mehr als 50 Ländern. Dazu gehört Ikea Österreich, das seinen Besuchern derzeit Coupons für Gratiskaffee auf die Smartphones sendet. Oder McDonalds in Deutschland, wo Kunden per Push-Nachricht auf lokale Angebote hingewiesen wurden und die angezeigten Rabatte direkt an der Kasse einlösen konnten. Vor zwei Jahren, als der Hype um die neue Technologie besonders groß war, weckten Überschriften wie „Beacons, die neue Wunderwaffe der Werbewirtschaft“ (Berliner Morgenpost) viele Erwartungen. Den kleinen Funksendern, die den Standort eines Smartphones und damit des Kunden ermitteln und mit diesem kommunizieren können, wurde eine große Wirkung zugeschrieben. Mittlerweile hat es die ersten Insolvenzen gegeben, zum Beispiel von Springers Shopnow. Kappler schaut durch seine dunkel gerahmte Brille und sagt mit ruhiger Stimme: „In der Branche hat sich eine gewisse Ernüchterung eingestellt.“ Es sei viel Wunschdenken von Händlern und Marketing­ spezialisten im Spiel gewesen. „Viele Szenarien wurden versprochen, die nicht richtig für die Beacon-Technologie geeignet waren.“


BEACONS

Menschen Bluetooth aktiviert lassen – und dadurch potenziell für Beacon-Nachrichten erreichbar sein. Zudem ziehe die aktivierte Bluetooth-Funktion mittlerweile so gut wie keine Akkukapazität mehr. Kritiker bemängeln aber noch eine Schwachstelle. „Nicht nur die Kundenreichweite, auch die technische Reichweite der kleinen Funksender ist begrenzt“, schreibt Tim Wiengarten von Rabbit Mobile in einem Beitrag für das Fachportal Location Insider. „Theoretisch liegt diese bei etwa 50 Metern, in der Praxis ist meist bei zehn bis 15 Metern Schluss.“ Das Funksignal sei außerdem störanfällig. Stahlbeton, Sicherheitsglas, andere Funkfrequenzen oder sogar Regen und zu viele Menschen könnten zu Unterbrechungen führen. Kappler sind die Argumente bekannt. Noch sei das Signal ungenauer als gewünscht, aber auch da­ ran werde gearbeitet. Beacons können bisher also noch nicht erkennen, dass eine Kundin schon seit fünf Minuten vor einer bestimmten Hose steht – und ihr über eine Push-Nachricht einen Rabatt anbieten, um sie zum Kauf zu ermuntern oder ihr ein passendes T-Shirt zu empfehlen. DIE HÄNDLER SIND SKEPTISCH Immerhin habe man ein anderes technisches Problem bereits behoben, sagt Kappler: Die Laufzeit der Beacons sei mittlerweile viel höher, die Batterien hielten mindestens drei Jahre. Händler müssten sich nicht mehr alle paar Monate um die Wartung kümmern. Auch das hatte für Unmut gesorgt. Zudem bestand die Sorge, dass die Kompatibilität zwischen Hardware, Plattform und Device-Betriebssystem nicht gegeben sein könnte. Beaconinside setzt daher auf Rundum-Sorglos-Pakete und kümmert sich auch darum, die entsprechenden Apps Beacon-fähig zu machen. Wichtig sei es, dass die Händler sich um nichts kümmern müssten, außer um die passenden Inhalte. Die technischen Voraussetzungen für eine breite Akzeptanz bessern sich also langsam. Doch wie steht es um die Bereitschaft von Händlern und Verbrauchern?

„NICHT NUR DIE KUNDENREICHWEITE, AUCH DIE TECHNISCHE REICHWEITE DER KLEINEN FUNKSENDER IST BEGRENZT“ TIM WIENGARTEN, RABBIT MOBILE

Bluloc-Beacon von Favendo: Batterie soll bis zu vier Jahre halten. Das sieht auch Jürgen Seitz so, Professor für Marketing, Medien und Digitale Wirtschaft an der Hochschule der Medien (HDM) Stuttgart. „Die meisten Händler finden Beacons suspekt. Sie warten ab, was die großen Player machen, um zu sehen, ob es funktioniert.“ Man müsse den kleinen Händlern den direkten Nutzen für ihr Geschäft aufzeigen – und nicht mit allgemeiner Technik-Euphorie argumentieren, sondern mit konkreten Ideen und Vorschlägen. GEOFENCING ALS KONKURRENZ In einem Pilotprojekt habe das gut funktioniert. Gemeinsam mit den Gelben Seiten hat die HDM das Projekt „Digitales Durlach“ durchgeführt und an einem verkaufsoffenen Sonntag 50 Geschäfte, Behörden, Museen eingebunden. Wer die App installiert hatte, bekam an den Points of Sale Vergünstigungen, Aktionen und besondere Erlebnisse angeboten – über Push-Nachricht auf das Smartphone. Es gab unter anderem Coupons für einen Kaffee, Einladungen zu einer Lesung im Buchladen

Fotos: Favendo

VIEL SPAM, WENIG MEHRWERT Vielleicht wurden Beacons bisher wirklich zu einseitig gedacht und zum Hilfsmittel für die Schnäppchenjagd degradiert. Branchen-Insider warnen jedenfalls davor, die Nutzer mit Benachrichtigungen zu überschwemmen. Wer will schon neben den Mitteilungen von Facebook, Whatsapp und Email-Programmen auch noch im Einkaufscenter an jedem Geschäft zugespammt werden? Selbst wenn

HÄUFIGSTE GRÜNDE GEGEN DIE NUTZUNG STANDORTBEZOGENER DIENSTE 34 %

Bedenken bezüglich Datenschutz

24 %

Kein Bedarf

Die Endverbraucher kennen Beacons zwar kaum, aber aufgeschlossen genug sind sie eigentlich. Eine aktuelle Studie der Gelben Seiten über „Location-based Services“ (LBS) ergab, dass die Nutzung kein Early-Adopter-Thema mehr sei, sondern die Realität des mobilen Internets. Das Fazit lautet: Smartphone-Besitzer nehmen LBS auf breiter Basis an. „Die Nutzer sind weiter als die Unternehmen“, sagt Nina Mülhens, Pressesprecherin der Gelben Seiten.

oder den Hinweis auf die Sonderausstellung im Stadtmuseum, die beim Vorzeigen der Nachricht kostenlos besucht werden konnte. Allerdings: Bei dem Projekt kamen nur wenige Beacons zum Einsatz, die meisten Stationen funktionierten über Geofencing. Entsprechend hart ist die These von Professor Seitz: „Wir brauchen Beacons nicht. Sie sind eine überflüssige Hürde. Rund 90 Prozent der Anwendungsfälle lassen sich durch einfache Handy-Ortung durchführen, mit GPS, ohne Bluetooth.“ Auch in der Studie der Gelben Seiten lautet ein Fazit: „Eine erfolgreiche Umsetzung von LBS ist auch ohne flächendeckende Verbreitung von Beacons möglich.“ Sind die vielbeschworenen Wunderwaffen wirklich unnötig? „Nicht ganz“, schränkt der Professor ein. Seine Vision für Beacons sei die Indoor-Navigation. „Beacons sind die technische Lösung für eine genaue lokale Ortung, hyperlokal sozusagen.“ Das könne im Museum wichtig sein, um zu erkennen, vor welchem Bild der Besucher steht, und ihm die passenden Informationen aufs Smartphone zu senden. Für die Kundenorientierung im Einkaufscenter. Oder unterwegs, um Menschen am Bahnhof bei Verspätungen automatisch zum Gleis mit ihrer nächsten Anschlussmöglichkeit zu lotsen. Beaconinside setzt diese Vision gerade um. Für das niederländische Verkehrsunternehmen Connexxion wurde der öffentliche Nahverkehr mit mehr als 1000 Beacons ausgestattet. Mit der passenden App Stappover – Umsteigen – wird der Fahrgast exakt einem Verkehrsmittel zugeordnet. Wenn es Verspätungen gibt, bekommt er angezeigt, ob er seinen Anschluss schafft. Falls nicht, werden alternative Strecken individuell berechnet. Über die App kann der Kunde seinen Umsteigewunsch angeben. Bei dem Fahrer des anschließenden Verkehrsmittels leuchtet dann die Information „Bitte auf Fahrgast warten“ auf seinem Display. „Wir wollen zeigen, dass Beacons für mehr als spamverdächtige Werbepushs nützlich sind“, sagt Kappler. Ein weiteres Projekt ist deshalb Bluebulletin, ein digitaler Lesezirkel. In Cafés, Restaurants, Hotels, die ein Beacon installiert haben, können die Kunden digital und kostenlos Magazine und Zeitungen lesen – ganz ohne Registrierung. Dafür kooperiert das Startup mit dem Axel Springer Verlag.

Keine entsprechenden Geräte im Besitz

16 %

Nutzung anderer Suchstrategien

11 %

Benötigte Anbieter sind bereits bekannt

4%

Unabhängigkeit bei der Suche

4%

Zweifel an der Qualität der Suchergebnisse

4%

Fehlende Erfahrung

3%

Quelle: Gelbe Seiten

berlinvalley.com / 57


BEACONS

DIE BEACON-TECHNOLOGIEN IBEACON UND EDDYSTONE IM VERGLEICH

IOS

UID + EID

ANDROID

URL

UUID

APPS

+ einfache Konfiguration - weniger Möglichkeiten - proprietär

Bei iBeacon von Apple und Eddystone von Google handelt es sich um Software auf kleinen Sendern, die über Bluetooth Low Energie (BLE) kommunizieren. Professionelle Anwender wie Händler, Museen und andere öffentliche Einrichtungen setzen diese Beacons ein, um Kunden

und Besucher standortabhängig mit Informationen zu versorgen. iBeacon ist zwar einfacher einzurichten, bietet aber wenig Flexibilität: Die Software ist proprietär und somit nicht veränderbar. Das System von Google dagegen ist als OpenSource-Projekt auf Github verfügbar. Die Software ist deutlich flexibler.

APPS

IOS ANDROID

BROWSER

TLM

- kompliziertere Konfiguration + flexibler - Open Source

Davon profitieren letztlich auch die Smartphone-Nutzer: Statt einer speziellen Händler-App, wie sie iBeacon voraussetzt, genügt der Browser, um Informationen zu empfangen oder abzurufen. Über einen dritten, verschlüsselten Kanal lassen sich einzelne autorisierte Smartphones gezielt ansprechen.

Händler haben so die Möglichkeit, Status-Informationen zu Batterie, Temperatur sowie anderen Sensoren zu erhalten. Auch andere Anwendungsszenarien außerhalb öffentlicher Einrichtungen sind denkbar. Nachteil: Das System einzurichten ist technisch aufwändiger.

Quelle: Berlin Valley

es um Rabatt-Coupons geht, kann das zum Überdruss führen. Ganz zu schweigen von unnötigen Mitteilungen wie „Schau doch mal in unserem Geschäft vorbei“. Unternehmen sollten Beacons wirklich nur dort einsetzen, wo es sinnvoll ist.

„BEACONS SIND EINE ÜBERFLÜSSIGE HÜRDE“ JÜRGEN SEITZ, PROFESSOR FÜR MARKETING, MEDIEN UND DIGITALE WIRTSCHAFT AN DER HDM

Eva Stüber vom IFH sagt: „Entscheidend ist immer, dass der Kundenmehrwert vorhanden ist.“ Die Technik dürfe nicht zum Selbstzweck eingesetzt werden. „Der Kanal kann sehr schnell vom Nutzer abgeschaltet werden, wenn Push-Nachrichten Überhand nehmen“, sagt auch Fried Große-Dunker, Mitgründer von Home eat Home, der Süddeutschen Zeitung. Das Berliner Startup setzte zur Neukundenakquise Beacons ein. Aber nur knapp fünf Prozent der Besucher, die durch Push-Nachrichten über die reichweitenstarke App Barcoo auf Home eat Home aufmerksam gemacht wurden, klickten tatsächlich auf die Werbebotschaft. „Beacons sind kein Allheilmittel“, sagt sogar Kappler auf dem Ledersofa zwischen den roten Backsteinmauern. „Sie sind eine Technik, um Kunden anzusprechen. Aber auf welche Weise sie mit Leben gefüllt

ZUSTIMMUNG ZU TRENDS IM BEREICH LOCATION-BASED SERVICES

50 %

Um den Überblick zu behalten, wo sich meine Kinder gerade befinden (z. B. auf dem Schulweg), kann ich über eine App ihren aktuellen Standort sehen.

Beim Passieren eines Geschäfts werden mir Angebote, Gutscheine und Rabattaktionen das Ladens mitgeteilt.

30 % Ein digitaler Kalender teilt mir mit, wie lange ich bei der aktuellen Verkehrslage zu meinem nächsten Termin brauche und wann ich los muss, um rechtzeitig anzukommen.

Quelle: Gelbe Seiten

58 / berlinvalley.com

63 %

43 %

Abhängig von meinem Standort wird mir aufgezeigt, wer von meinen Freunden in meiner unmittelbaren Nähe ist.

Passend zu meinem Bewegungsprofil (wo halte ich mich meistens auf) werden mir Nachrichten zu Sonderaktionen angezeigt.

32 %

werden, ist Aufgabe des Marketings. Wird da die falsche Wahl getroffen, darf für das Scheitern nicht die Technologie verantwortlich gemacht werden.“ DIE GLOBAL PLAYER KOMMEN Nachdem die vergangenen Jahre im Zeichen der Pilotprojekte standen, wird „2016 das Jahr der Entscheidung sein“, sagt Richard Lemke, Geschäftsführer des Startups Favendo, im Fachportal Location Insider. Zu dieser Annahme hat er guten Grund. Der Digital-Vermarkter Ströer will in Kooperation mit Favendo ein flächendeckendes Beacon-Netzwerk in Deutschland aufbauen. Insgesamt 50.000 Beacons sollen noch in diesem Jahr in allen deutschen Großstädten auf Werbeträgern angebracht werden. Das Interesse bei Agenturen und Werbetreibenden sei groß. Man wolle das Internet der Dinge für den Konsumenten erlebbar machen und diese Innovation in die breite Öffentlichkeit tragen, heißt es. „Wir glauben an die Attraktivität von Beacon-Lösungen“, sagt Pressesprecher Marc Sausen. Ähnlich sieht es die Modemarke Esprit. Gemeinsam mit Beaconinside hat der internationale Konzern alle Filialen in Österreich mit insgesamt 150 Beacons ausgestattet. Über die Esprit-App und einen Beacon-Trigger wird eine Omni-Channel-Brücke zwischen Store und E-Shop geschlagen. Dadurch können Konsumenten über die sogenannte Scan&Shop-Funktion nicht im Laden verfügbare Größen einfach über einen Barcode-Scanner online in der richtigen Größe bestellen. In Deutschland hat Sportscheck in Kooperation mit Barcoo alle Filialen mit Beacons ausgestattet. Jedes Geschäft hat mindestens einen Funksender am Eingang, einen weiteren zentral im Laden. Letzterer soll messen, ob die Ansprache durch das erste Beacon erfolgreich war. Verteilt werden hauptsächlich Online-Gutscheine und Werbung für ein spezielles Sortiment. Sportscheck probiert derzeit verschiedene Kampagnen-Modelle aus. Aktuelle Zahlen gibt es noch nicht. Bei dem Testlauf, der bis April 2015 in Köln, München und Leipzig stattfand, lag die durchschnittliche Öffnungsrate der Push-Nachrichten bei 22 Prozent. 15 Prozent der Menschen besuchten dann tatsächlich den Laden. Barcoo nutzt übrigens grundsätzlich neben Bea-


BEACONS

cons auch Geofencing, um Kunden zu erreichen. Bei genauer Betrachtung schließen Geofencing, Beacons und NFC-Chips einander gar nicht aus, sondern können sich ergänzen – jede Technik hat ihre eigenen Stärken. Man muss sie nur richtig einsetzen. Chuck Martin von der Mediapost und Autor des Buches „Mobile Influence“, sagt es so: „Beacons sind von gestern“ – zumindest wenn man sie einzeln denkt. Aber im Zusammenspiel mit anderen LBS, wie WLAN und GPS werden sie funktionieren. „Beaconing wird Teil des Marketing-Ökosystems.“ Die Vision für 2016 scheint sich also zu erfüllen: Die Global Player kommen und verankern Beacons im Alltag.

„WIR GLAUBEN AN DIE ATTRAKTIVITÄT VON BEACONLÖSUNGEN“

Brücke zwischen Laden und Onlineshop: Esprit hat in Österreich alle Filialen mit 150 Beacons des Berliner Startups Beaconinside ausgestattet.

BEACONS ALS SPÜRHUNDE

Fotos: Beaconinside GmbH, Samsonite, MAD – Mobile Application Development GmbH

MARC SAUSEN, STRÖER

Dazu dürfte ein besonders großer Player entscheidend beitragen: Google. Im vergangenen Jahr brachte der Konzern Eddystone als Alternative zu Apples iBeacons auf den Markt und löst gleich mehrere der bisherigen Probleme (Grafik linke Seite oben). Die Open-Source-Plattform unterstützt sowohl Android als auch iOS und ist sicherer, denn sie nutzt Ephemeral Identifiers (EID), die häufig wechseln und nur von autorisierten Clients decodiert werden können. Vor allem aber funktionieren die Beacons auch direkt über den Browser, ohne App. Werbeanzeigen oder Informationen können im Web dargestellt werden. Die Nutzer werden also nicht mehr mit Push-Nachrichten befeuert, sondern ziehen sich ihren Mehrwert selbst heraus: Sie bekommen angezeigt, wo es ortsrelevanten Content gibt und greifen auf Wunsch aktiv auf diesen zu. Beaconinside hat schon reagiert – die Beacons können sowohl den Push-Standard liefern, als auch für das Pull-Szenario des Physical Webs verwendet werden. Alles in allem könnten die kleinen Funksender also doch bald erfolgreich werden – nicht als Wunderwaffe, aber als einer der Bausteine zur Verknüpfung von On- und Offline-Welt. Jenny Becker

Keine schöne Vorstellung, auf der Gechäfts- oder Urlaubsreise den Koffer zu verlieren. Samsonite will der Sorge ein Ende machen und Beacons zum Aufspüren des Gepäcks einsetzen. Dabei setzt der Hersteller auf Googles Eddystone-Lösung. Vorteil: Durch die Eddystone-EID kann nicht nur die breite Masse angefunkt werden, sondern einzelne Smartphone-Nutzer, ohne dass Unbefugte Zugriff auf das Signal haben. Die ersten mit der Track&Go-Funktion ausgestatteten Koffer sollen Ende 2016 auf den Markt kommen. Die Beacons „Harald“ kommen vom belgischen Hersteller In the Pocket. samsonite.com Nicht nur Gepäckstücke lassen sich mithilfe von Beacons tracken, sondern auch Kinder. Bei einer Studie der Gelben Seiten haben 50 Prozent der Befragten angegeben, die Technologie nutzen zu wollen, um per App über den Aufenthaltsort ihrer Kinder informiert zu bleiben (siehe Grafik linke Seite unten). Das mobile Benachrichtigungssystem Lilalarmi nutzt bereits die Beacon-Technologie. Der tragbare Button begleitet die Kinder überallhin. Bei Gefahr senden sie mit einem Knopfdruck ein Signal an ihr Smartphone, das wiederum automatisch die Familie über den Standort informiert. lilalarmi.com


SHARING ECONOMY

DER MITTELSMANN KANN GEHEN Wie Blockchain die Sharing Economy verändert Airbnb und Uber haben die Art, wie wir Unterkünfte auf Reisen buchen oder Fahrdienste nutzen, radikal verändert. Dabei hat die kollaborative Wirtschaft (Sharing Economy) einige Geschäftsmodelle in Bedrängnis gebracht und überall auf der Welt nicht nur etablierte Anbieter wie Hotelbesitzer und Taxiunternehmer gegen sich aufgebracht, sondern auch die Politik. Die hat mit einer Flut von Regeln und Verboten auf die neuen Angebote reagiert. Nun bekommen die Unternehmen Rückendeckung aus Brüssel. Zugleich wachsen aber neue Anbieter heran, die ihrerseits die Geschäftsmodelle von Uber, Airbnb und anderen zen­ tralisierten Plattformen bedrohen.

BLOCKCHAIN SOLL VERTRAUEN SCHAFFEN Menschen steigen in Autos von Fremden oder wohnen in fremden Wohnungen, ohne den Besitzer zu kennen – das war früher kaum vorstellbar. Plattformen wie Airbnb und Uber haben jedoch über ihre Systeme für die nötige Transparenz und das nötige Vertrauen gesorgt. „Darauf basiert ihr Geschäftsmodell“, sagt Christian Neumann von der Unternehmensberatung EY. „Und dafür verlangen sie eine Gebühr. Blockchain bietet die

60 / berlinvalley.com

WOHNEN AUF ZEIT

Private Flatsharing-Plattformen im Vergleich BESUCHSDAUER*

Airbnb (airbnb.de) Wimdu (wimdu.de) 9flats (9flats.com)

8 :23 MINUTEN 6 : 48 MINUTEN 4 : 39 MINUTEN

BESUCHER PRO MONAT*

15 Minuten

* Durchschnittswerte, Stand 10. Juni 2016

6,75

7,63

12,76 356.370

837.187

SEITEN PRO BESUCH*

5.449.316

NEUE LEITLINIEN VON DER EU Anfang Juni legte die EU-Kommission in Brüssel in der „Europäischen Agenda für die kollaborative Wirtschaft“ Leitlinien vor, wie das bestehende EU-Recht in dem sich schnell entwickelnden Bereich angewandt werden solle. Nach Einschätzung der Kommission lag der EU-weite Bruttoumsatz der kollaborativen Wirtschaft in 2015 bei 28 Milliarden Euro – was fast doppelt so viel ist wie im Vorjahr. Die Kommission will nun für eine „ausgewogene und nachhaltige Entwicklung dieser neuen Geschäftsmodelle“ sorgen und ruft die Mitgliedstaaten auf, „ihre Vorschriften vor diesem Hintergrund zu prüfen“. Während die Politiker der Europäischen Union sich nun um faire Regeln für die großen Player bemühen, sehen sich diese einer Herausforderung aus einer ganz anderen Richtung gegenüber: dezentrale Peer-to-peer-Netzwerke, die auf Basis von Blockchain funktionieren. Blockchain, bekannt durch die Kryptowährung Bitcoin, ist eine auf viele Rechner verteilte Datenbank, die durch kryptografische Verfahren und eine dezentrale kollektive Verarbeitung sicherstellt, dass alle Transaktionen in ihr fälschungssicher gespeichert sind. Ein Beispiel ist das US-Startup Arcade City, das von sich selbst sagt, tausendmal besser als Uber zu sein. „Was ist, wenn Fahrer und Mitfahrer sich untereinander verbinden können, ohne einen Mittelsmann wie Uber?“, fragen die Macher auf ihrer Website und kündigen an, dass die Tage von Uber gezählt seien. Viel mehr als eine Facebook-Seite und eine App existieren noch nicht. Doch in vielen Städten der USA, vor allem dort, wo Uber von den Stadtverwaltungen verboten wurde, kommen Fahrer und Mitfahrer nun über Arcade City zusammen. Gründer Christopher David aus Portsmouth, New Hampshire, war früher selbst Uber-Fahrer. Im Mai hat er in Berlin beim GTEC Blockchain Innovation Award 20.000 Euro für den ersten Platz gewonnen und versucht gerade, eine Finanzierung über zwei Millionen Dollar einzuwerben. Ein anderes Beispiel ist das Startup Slock.it aus Mittweida in Sachsen. Die drei Gründer Simon und Christoph Jentzsch sowie Stephan Tual arbeiten ebenfalls an einer Plattform, auf der man mieten, kaufen oder teilen kann – ohne Mittelsmann. „Wir waren viel unterwegs, haben Airbnb genutzt und die Schlüsselübergabe war für uns oft ein Problem. Wir dachten, das kann man doch auch einfacher machen“, sagt Simon Jentzsch. So haben sie ein smartes Türschloss entwickelt. „Schlösser haben viel mit Vertrauen zu tun“, sagt Jentzsch. Das soll über die Blockchain hergestellt werden. „Einen Mittelsmann wie Airbnb brauchen wir dann nicht mehr.“


SHARING ECONOMY

Sharing-Varianten: Elektroroller von Emio (oben) finden sich überall in der Stadt. Ein Smartlock von Slock.it öffnet Türen (u. l.) und Überbringer ist die Mitfahrgelegenheit für Gegenstände.

LEXIKON

Wenn Computer Verträge schließen SMART CONTRACTS: Der Begriff wurde bereits 1994 von Nick Szabo geprägt. Es sind Programme, die automatisch und fortlaufend die Bedingungen eines Vertrags ausführen und kontrollieren. Die Kontrolle und Einhaltung basiert dabei auf den zur Verfügung gestellten Daten. Smart Contracts erlauben es, dass vernetzte Geräte ohne Mittelsmänner miteinander kommunizieren können. BLOCKCHAIN: ist eine dezentrale, universelle, anonyme Datenbank. Sie ist für jedermann (und jeden Smart Contract) zu jeder Zeit einsehbar, und ermöglicht so zum Beispiel die Verifizierung von Zahlungsvorgängen. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether bauen auf Blockchain auf.

Fotos: Emio, Slock.it, Überbringer

ETHEREUM: ist eine Plattform für Blockchain-Anwendungen. Auch sie ist dezentral angelegt und führt Smart Contracts aus. Erdacht hat sie Vitalik Buterin, finanziert wurde sie durch ein Crowdfunding und gebaut von Entwicklern weltweit. Im Juli 2015 startete die Plattform. Sieben Monate später hatte die Kryptowährung Ether bereits einen Börsenwert von mehr als 500 Millionen Dollar. Die Entwicklung wird von der Ethereum Foundation in der Schweiz geleitet.

gleiche Funktion, aber für weit weniger Kosten an und bietet zusätzlich volle Transparenz.“ Heute gebe sich der Nutzer in die Hände von Plattformen wie Airbnb und Uber, sehe aber das darunter liegende System nicht. Ein Nutzer hat nicht die volle Transparenz und müsse hinnehmen, dass der Betreiber der Plattform die Regeln nach seinem Willen ändert. „In einer Blockchain-Welt können die Regeln nicht durch den Eigentümer der Plattform überschrieben werden“, sagt Neumann. Echte Sharing Economy, also der direkte Tausch auch von geringwertigen Gegenständen, sei bisher oft nicht praktikabel gewesen, da die Transaktionskosten einfach zu hoch waren. Andererseits seien auch Plattformen gescheitert, die zwar hochwertigere Güter hatten, aber ihren Nutzern kein Vertrauen bieten konnten, die Teilnahmehürden zu hoch waren oder einfach zu wenig Leute mitgemacht haben. „Blockchain bietet die Technik, die Teilnahmehürden niedrig zu halten und so einen Netzwerkeffekt zu erzeugen“, sagt Neumann. „Sharing Economy macht nur Spaß, wenn viele teilnehmen und ein liquider Markt entsteht.“ Profitieren werden demnach die Erschaffer von Services oder Produkten, die Mehrwert für einen Kunden bringen. „Sie haben wieder die Möglichkeit, direkt mit ihren Kunden in Kontakt zu kommen“, sagt Neumann. „Mittelsmänner werden eher verlieren. Die Geschäftsmodelle werden individueller und privater.“ Durch eine Vertrauensplattform wie zum Beispiel die Ethereum-­ Blockchain, bestehe die Möglichkeit, sehr individuelle Abmachungen einzugehen, diese transparent zu vollziehen und den Nutzern die Hoheit über ihre Daten zurückzugeben. Das erzwinge kooperativere Geschäftsmodelle. Das World Economic Forum prognostiziert in seinem Technologiereport von 2015, dass bis 2027 zehn Prozent des globalen Bruttosozialprodukts mit Blockchain-Technologie abgewickelt werden. GERINGE TRANSAKTIONSKOSTEN „Die Kraft der Blockchain liegt im verteilten, autonomen, das heißt vor allem nicht-zentralen Abwickeln“, sagt Jörg Blumtritt, Gründer des Münchner Big-Data-Startups Datarella. Dabei seien die Transaktionskosten so gering, dass die Geschäftsmodelle für zentralistische Plattformen schwierig werden. „Blockchain kann für die ,Welt der Dinge’ ähnlich Wirken, wie das Web für die Medien: Die alten Geschäftsmodelle werden über den Haufen geworfen, ohne dass sie direkt durch vergleichbare Angebote ersetzt werden. Es werden vielmehr ganz neue Angebote entstehen.“ Für alle Angebote, deren Wertschöpfung in einer zen­ tralen, digitalen Dienstleistung liege – sei es in Form von Kontoführung oder Zahlungsabwicklung, Identitätsmanagement oder Authentifizierung, Verteilen von Aufgaben oder Risiken –, werde es mit der Blockchain als Konkurrenz schwierig werden. Allerdings gibt er zu bedenken: „Technologie löst unmittelbar weder juristische noch gesellschaftliche Probleme. Vertragsrecht, Steuern und vor allem Gewährleistung, Haftung und Verbraucherschutz sind Themen, die unverändert relevant bleiben.“ ANGRIFF AUF DIE DAO Auch wenn das Prinzip der Blockchain sicher ist, müssen das nicht unbedingt alle abgeleiteten Anwendungen sein. Viel Aufsehen erregte das DAO Projekt (Dezentrale Autonome Organisation), das ebenfalls auf der Ethereum-Blockchain basiert. Bis Ende Mai konnten Interessierte Anteil an der DAO gegen Krypto­ währung (Ether) erwerben. Die Einlagen stiegen bis auf umgerechnet 160, später bis auf 250 Millionen Dollar – und machten die DAO damit zum bis dato wertvollsten Crowdfunding-Projekt. Investitionsentscheidungen der DAO sollen auf Basis von Mehrheitsentscheidungen fallen, die Beziehungen untereinander werden über Smart Contracts (technische Verträge) geregelt. Doch ein Angreifer nutzte einen Fehler in der Programmierung aus, um die DAO zu bestehlen. Zeitweise lag der Wert der entwendeten Kryptowährung bei 60 Millionen Dollar. Bei Drucklegung dieser Ausgabe war noch offen, wie die Investoren damit umgehen wollen. Das Vertrauen in dezentral verteilte Plattformen hat der Vorfall jedoch erst einmal massiv erschüttert. Corinna Visser

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SHARING ECONOMY – KOLUMNE

EIN MARKT FÜR JEDEN WINKEL Wie die Sharing Economy unser Leben umkrempelt MARC MOGALLE ist Venture Partner beim Company Builder Finlab sowie der Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners. Er ist als Angel Investor aktiv und unterstützt mit Business Buddies Startups beim Aufbau, bei der Strategieentwicklung und beim Fundraising. Der promovierte Volkswirtschaftler verfügt über 15 Jahre Erfahrung als Investor und Unternehmer und ist zudem Gastdozent für „Leadership Skills“ an der Universität St. Gallen. businessbuddies.berlin, finlab.de, heliad.com

VON SOZIALISMUS KEINE SPUR Der Begriff Sharing Economy aber ist irreführend. Zum einen wurden Güter schon immer auch gemeinsam genutzt. Zum anderen schwingt in dem Begriff eine Form des Sozialismus mit. Man stellt sich unter dem Begriff eine globale HippieCommunity vor, die nach dem Prinzip agiert: „Lasst uns nett zueinander sein und die Dinge gemeinsam nutzen.“

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Das Gegenteil ist allerdings richtig. Die Entwicklung, die wir Sharing Economy nennen, basiert weiter auf privatem Eigentum, mit dem Unterschied, dass der Markt heute in Bereiche vordringt, die vorher unerschlossen waren. Unerschließbar waren. Warum? Wegen der sogenannten Transaktionskosten. Der Ökonom Ronald Coase hat sich mit der Frage beschäftigt, warum es in einer freien Marktwirtschaft eigentlich Unternehmen gibt. Nach der reinen Lehre müsste alles durch den Marktmechanismus organisiert sein, schlicht weil der Markt der effizienteste Allokationsmechanismus ist. Unternehmen gleichen in ihrer Organisationsform dagegen einer Planwirtschaft. Nicht Angebot und Nachfrage bestimmen dort, was produziert wird, sondern Befehl und Gehorsam. Das aber hat eben auch seinen Vorteil, weil nicht für jede benötigte Dienstleistung oder jedes Produktteil der Markt sondiert werden muss und die Beteiligten Verträge abschließen müssen. Transaktionskosten, also jene Kosten, die erst durch den Markt entstehen, gibt es in Unternehmen nicht. Planwirtschaftlich organisierte Unternehmen sind also bisweilen effizienter. In der Sharing Economy aber fallen nun diese Transaktionskosten ins Bodenlose. Alle großen Unternehmen in der Sharing Economy wie Airbnb, Uber, Ebay, Rebuy oder Blablacar schaffen Informationstransparenz, sorgen für Vertrauen in den Handelspartner und ermöglichen einfache Bezahlweisen. Das heißt, sie senken die Transaktionskosten für die Interaktion zwischen einzelnen Wirtschaftsakteuren und ermöglichen somit neue Formen des Wirtschaftens. Das hat zwei Konsequenzen: 1. Bestehende Güter werden wesentlich- effizienter genutzt. 2. Es wird zunehmend ineffizient, wirtschaft liche Aktivität in einer Firma zu organisieren. Der Begriff Sharing Economy greift damit viel zu kurz. Er marginalisiert die grundlegende wirtschaftliche Transformation, die gegenwärtig abläuft. Letztlich geht es um die Senkung der Transaktionskosten, nicht um das Tauschen oder gemeinsame Nutzen von Gütern. Diese Senkung erfolgt in nahezu allen wirtschaftlichen Bereichen, nicht nur bei Taxis und Ferienappartements. Weil in der Sharing Economy die Transaktionskosten stetig sinken, blühen nun ganz neue Märkte,

wo früher (planwirtschaftlich organisierte) Unternehmen waren. Die Marktwirtschaft ist auf der Überholspur. Das mag für manchen schlimm klingen, ist es aber nicht: Der Marktplatz war schließlich schon immer der spannend­ste Platz in einer Stadt.

DIE SCHATTENSEITE DER SHARING ECONOMY Gewinner sind dabei all die Millionen Menschen, die sich auf den Marktplätzen tummeln. Weil die Angebote besser, günstiger werden. Die Schattenseite: Es entstehen auch neue Monopolisten. Uber, Ebay und Airbnb sind die bekanntesten. Aber es gibt eine Vielzahl weiterer Unternehmen, wie beispielsweise die Buchungsplattformen im Reisebereich (Amadeus, Distribusion, Bookingkit, Quandoo), Job-Plattformen (Truffls) oder ServiceMarktplätze (Movinga, Book a Tiger, Delivery Hero, Thermondo). Diese Unternehmen bauen teilweise hohe Markteintrittsbarrieren für potenzielle Wettbewerber auf und können dadurch zu weltweit agierenden Monopolisten werden. Auf der anderen Seite: Die nächste Plattform ist nur einen Klick entfernt. Monopolstellungen lassen sich mittels Digitaltechnik auch vergleichsweise einfach aufbrechen. Vor allem aber, die neuen Vorzeigeunternehmen ermöglichen es vielen vormals ausschließlich Festangestellten, selbst aktiv zu werden. Fast jeder kann leicht zum kleinen oder großen (Teilzeit)-Unternehmer werden: Über Freizeitportale lassen sich Stadttouren oder Angelkurse anbieten, über Airbnb die eigne Wohnung vermieten (den Schlüssel dazu hinterlegt man über Hoard), Handarbeiten lassen sich über Gidsy verkaufen, alles andere über Ebay, und diverse FreelancerPortale geben Zugang zu Projekten, die den eigenen Kompetenzen entsprechen. Die Vorteile reichen noch weiter: In der Sharing Economy werden die Ressourcen unseres Planeten wesentlich effizienter genutzt. Und die Machtverschiebung geht zunehmend weg von Unternehmen hin zum Einzelnen. Kurzum: Der Wandel ist grundlegend – und erst am Anfang. Es werden noch viele Transaktionskosten-Unternehmen wie Airbnb und Uber kommen (und manche auch wieder gehen). Keiner weiß, was an Neuem geschaffen und an Altem zerstört wird. Sicher ist so viel: Das meiste Neue basiert auf der Senkung von Transaktionskosten. Ein so trockenes, technisches Wort, in dem so viel (besseres) Leben steckt. Fotos: Privat

D

er Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann ist in der Kaste der Politiker eine bemerkenswerte Ausnahme. Vielleicht weil er zwei Berufe hat. Schneider-Ammann ist auch Unternehmer. Maschinenbauunternehmer. Jüngst hat er der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) ein Interview gegeben. Es ging unter anderem um den Fahrdienstvermittler Uber. Gewöhnlich findet die Politik kaum gute Worte über jenes Unternehmen aus Kalifornien, das die Taxibranche auf den Kopf stellt (so sie nicht gerade von der Politik daran gehindert wird). Der Schweizer Bundespräsident jedenfalls sagte wörtlich: „Mit der Digitalisierung entstehen neue Angebote, neue Arbeitswelten. Das löst Ängste und Abwehrreflexe aus. Aber wir tun gut daran, die Digitalisierung nicht verhindern zu wollen. Die Normen werden sich an die neue Situation anpassen müssen, nicht umgekehrt.“ Von der Politik, wie gesagt, hört man solche Worte selten. Der Politiker als einer, der Veränderung hinnehmen muss, der reagiert, statt agiert, so will sich kein Volksvertreter seinem Volk präsentieren. Johann Schneider-Ammann weiß es besser. Er weiß, dass Veränderungen zum Wohle der Menschen sein können und das am ehesten werden, wenn sie von der Politik weise begleitet werden. Nie war diese Weisheit wichtiger als heute. Denn die aktuellen Veränderungen sind tiefgreifender, als die meisten glauben. Die erste industrielle Revolution hat uns unbegrenzten Zugang zu Energie verschafft. Sie führte zu Massenproduktion und einem Überangebot an physischen Produkten – die wir aber ineffizient nutzen. Die zweite industrielle Revolution, die Digitalisierung, hat uns unbegrenzten Zugang zu Intelligenz verschafft. Und mit dieser Intelligenz sind wir gerade dabei, die Ineffizienzen der ersten Revolution zu beseitigen. Stichwort: Sharing Economy.


SHARING ECONOMY

Festival in Turin: Das Gebäude der Casa Jasmina ist ein Industriedenkmal des italienischen Futurismus. Dort wählt Astronautin Samantha Cristoforetti die Gewinner der Share Art unter den Ausstellungsstücken aus.

SMART, ABER MENSCHLICH Das Share Art Festival in Turin lenkt den Blick auf die Ästhetik der digitalen Alltagsgegenstände

Fotos: Bruce Sterling

Bruce Sterling ist als Science Fiction Autor bekannt geworden, vor allem als Vater des Cyberpunk-Genres. Im Cyberpunk geht es meist um eine hochtechnologisierte Welt, beherrscht von großen Konzernen, in der Menschen in Armut und Chaos um ihr Überleben kämpfen: „high tech, low life“. Fast, als wolle uns Sterling vor diesem Schicksal bewahren, beschäftigt er sich seit mehr als zehn Jahren weniger mit Fiktion und mehr mit den tatsächlichen Veränderungen unserer Gesellschaft, die durch technologischen Fortschritt getrieben werden. Er tut dies nicht nur im Wort als Redner bei Konferenzen wie der Transmediale oder der Thingscon in Berlin, sondern vor allem in der Tat: Seit einem Jahr betreibt er in Turin die Casa Jasmina, einen Showroom für das Internet der Dinge (IoT) im Alltagsleben. Im Mai war die Casa Jasmina Ausstellungsort des Share Festival, einem internationalen Kunstwettbewerb für Electronic Art. FREUNDLICHE SMART-HOME-TECHNIK In der Casa Jasmina geht es um vernetzte Technologie, mit der es sich gut zusammenleben lässt. Das ist keineswegs selbstverständlich: Zwar haben die meisten Menschen inzwischen einen Computer zu Hause (heute eher das Smartphone oder Tablet als einen Rechner), aber digitale Technik ist nicht wirklich Teil der Haushaltsausstattung geworden. Die meisten unserer Alltagsgegenstände zu Hause sind nicht digital und schon gar nicht vernetzt. Obwohl uns die Industrie seit vielen Jahren Haushaltstechnik für das sogenannte Smart Home verspricht, kommen die Angebote dafür nicht wirklich in die Gänge. Der intelligente Kühlschrank, der automatisch Lebensmittel nachbestellt, ist inzwischen zum Synonym geworden für Technik, die eigentlich keiner haben möchte. Im Gegensatz dazu ist Sterling der Meinung, dass es sehr wohl gute, digitale und vernetzte Haushaltstechnik geben kann – allerdings nicht so, wie die Konzerne Apple, Google oder Amazon sich das vorstellen. Damit die Technik tatsächlich Teil unseres Heims werden kann, muss sie sehr viel

freundlicher, sehr viel weniger Nerd-haft werden. Genau das soll in der Casa Jasmina entwickelt werden. Die Casa liegt im ersten Stock eines alten Industriegebäudes direkt über dem Fablab Torino, dem ersten Maker-Space Italiens, der auch die Heimat des Arduino ist, dem Quasistandard für offene IoT-Technologie. FAIRNESS GEFORDERT Die Maker-Bewegung macht seit Längerem vor, wie mit modernster Fertigungstechnik komplexe Technologie entwickelt und gebaut werden kann, ohne die gewaltige Kapitalkraft der großen Industrie­ unternehmen. Am Fablab in Turin entstehen mittels 3D-Drucker, Laser-Cutter oder mit dem eigenen Industrie­roboter alle möglichen Möbel, Werkzeuge und Hilfsmittel, und das Open Source, das heißt, frei zum Nachbauen und Weiterentwickeln. Auch der Arduino ist offene Technologie, mit der sich ohne große Hürden smarte Dinge realisieren lassen. Gemeinsam mit Massimo Banzi, einem der Arduino-Erfinder, hat Sterling vor Kurzem ein Manifest verfasst und drei Kriterien für ein gutes IoT bestimmt: Offenheit, Nachhaltigkeit und Fairness. Während wir bei Computern und Smartphones einfach akzeptieren, dass die Geräte nach zwei Jahren nicht mehr funktionieren, können wir diesen verschwenderischen Umgang mit Technik kaum auf unseren Haushalt übertragen. Eine LED-Lampe kann zwanzig Jahre brennen, das hilft aber nichts, wenn die Software, durch die sie smart wird, schon nach zwei Jahren veraltet ist. Dass dies keine theoretischen Überlegungen sind, hatte Google erst kürzlich wieder bewiesen: Google hatte per Fernwartung Geräte der eigenen Marke Nest unbrauchbar gemacht, um die Nutzer zu zwingen, sich wieder neue Geräte zu kaufen. Die dritte Forderung nach Fairness ist vielleicht die wichtigste: Fairness bedeutet, Menschen nicht auszuspionieren, die Daten nicht gegen sie zu verwenden, den Menschen die Hoheit über ihre Daten zu geben. Vielleicht ist aber noch etwas anderes

wichtig für den Siegeszug der vernetzten Technik des IoT zu Hause: gutes Design. Zehn Projekte hatte eine prominente Jury des Share Festivals, der unter anderen Paola Antonelli, Design-Kuratorin am Museum of Modern Art in New York City, oder der Astronauten-Star Samantha Cristoforetti angehörten, aus mehr als vierhundert Einsendungen prämiert. Bei allen Beiträgen geht es um Domestic Tech, um das Internet der Dinge für zu Hause. Aktionen wie solche des Share Festivals helfen, den Blick auf die Gestaltung, auf die Ästhetik der digitalen Alltagsgegenstände zu öffnen und Wege aufzuzeigen, die jenseits der glatten, glänzenden Gehäuse liegen, die wir von unserer Digitaltechnik gewöhnt sind. Bleibt zu hoffen, dass Sterlings Gedanken Schule machen und wir bald Kopien der Casa Jasmina in anderen Teilen der Welt finden. Auf der SXSW, wo sich die Casa Jasmina in diesem Jahr vorstellte, wurde bereits eine texanische Variante der Casa für Austin angekündigt.

JÖRG BLUMTRITT ist Gründer und CEO von Datarella, einem Unternehmen, das datengetriebene Produkte realisiert. Er ist auch Gründer der Arbeitsgemeinschaft Social Media und Co-Autor des Slow Media Manifests. Er bloggt über Medien und Big Data. slow-media.net, beautifuldata.net


NAME: Airbnb

GRÜNDUNG: 2008

GRÜNDER: Brian Chesky, Joe Gebbia, Nathan Blecharczyk

MITARBEITER: 2000

STANDORT: San Francisco

SERVICE: Online-Community für die Vermittlung von Privatunterkünften

airbnb.de

„DAS ZENTRALE ELEMENT IST DIE COMMUNITY“ Alexander, seit Kurzem können sich Nachbarn bei Euch über Gäste von Airbnb beschweren, die sich schlecht benehmen. Wird es das auch in Deutschland geben? Wir wollen frühzeitig informiert sein, wenn es irgendwo Probleme gibt. Aber das sind nur wenige Fälle. Wir arbeiten daran, das Tool global verfügbar zu machen. Wann es für Deutschland erscheint, steht noch nicht fest. Worüber ärgert Ihr Euch? Ärgern würde ich nicht sagen. Wir wachsen sehr stark, deswegen gibt es natürlich angenehme Wachstumsschmerzen: Viele Städte haben schon verstanden, wo die Vorteile für sie liegen, für die Nachbarschaften, für die Einwohner und auch für die Reisenden. Andere müssen da erst noch hinkommen. Wir sind mit vielen Städten in einem sehr partnerschaftlichen Austausch.

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In Berlin geht die Politik eher auf Konfrontation: Seit Mai setzen die Bezirke das Zweckentfremdungsverbot um. Was bedeutet das für Euer Geschäft? Wir sehen in den Zahlen keine starken Reaktionen, aber natürlich sind unsere Gastgeber verunsichert. Darum wollen wir das klären. Wir sind in Gesprächen mit der Stadt. Die derzeitige Regulierung ist nicht unbedingt zielführend, weil nicht unterschieden wird zwischen kommerziellen Vermietern und Home Sharing. Wir haben ganz klar Stellung bezogen, dass wir uns in Städten, wo Wohnraum knapp ist, eng mit den Städten abstimmen wollen. Wir haben das gleiche Ziel wie Berlin. Wir möchten Wohnraum erhalten und Berlinern ermöglichen, in ihrem Kiez zu bleiben, indem sie ein extra Taschengeld verdienen. Wie wollt Ihr helfen, die Wohnraumknappheit zu bekämpfen? Durch Aufklärung zum Beispiel. Eine Familie, die beispielsweise in den Urlaub fährt und ihre Wohnung währenddessen vermietet, verstößt unserer Meinung nach nicht gegen das Zweckentfremdungsverbot. Denn der Wohnraum wird dem Markt

nicht entzogen. Die Familie geht ja in dieselbe Wohnung zurück. Hier eine Klärung herbeizuführen, wo wirklich Wohnraum zweckentfremdet wird und wo die Regulierung greifen muss, das würde den Berlinern helfen – auch im Sinne einer finanziellen Stärkung der Nachbarschaften. Der Großteil der Airbnb-Gastgeber lebt außerhalb der typischen touristischen Zentren und hat bisher nicht vom Tourismus profitiert. Wie viele Vermieter sind auf der Plattform? In 2015 haben circa 20.000 Berliner ihre Wohnung in Berlin geteilt. Deutschlandweit waren es circa 58.000 Gastgeber. Wie sehr habt Ihr Euer Geschäftsmodell in der Vergangenheit angepasst? Die wichtigsten Learnings haben schon sehr früh stattgefunden. Wir sind zwar auch ein Technologie-Unternehmen aus dem Silicon Valley, aber bei uns steht der menschliche Faktor, die Community, im Vordergrund. Die Gründer haben schon bei der ersten Vermietung erkannt, dass die Leute sich zwar ein extra Taschengeld verdienen können, dass es den Gästen aber letztendlich um das gemeinsame

Fotos: Franz Grünewald

Airbnb-Deutschlandchef Alexander Schwarz über verärgerte Nachbarn, Techniktrends und die neue App


INTERVIEW – SHARING ECONOMY

Fast wie zu Hause: Alexander Schwarz sitzt in einem der Meeting-Räume des Berliner Büros von Airbnb. Hier herrscht Wohnzimmeratmosphäre.

Erlebnis geht. Darum wurde schon in den ersten Jahren die Community in den Mittelpunkt gerückt. Einer unserer ersten Investoren, Paul Graham vom Y Combinator, hat den Gründern als Ratschlag mitgegeben: lieber 1000 Nutzer zu finden, die Airbnb wirklich lieben, als eine Million, die es ein bisschen mögen. Was ist die nächste Herausforderung? Wir arbeiten daran, wie wir das Erlebnis für unsere Reisenden noch treffgenauer machen können. Wir haben viele Anhaltspunkte, was den Nutzern wichtig ist. Unsere neue App berücksichtigt beispielsweise diese Erfahrungswerte. Jeder Reisende bekommt ein anderes Suchergebnis – der Kunstinteressierte etwa ein anderes als der Familienmensch. Außerdem sprechen wir verstärkt Geschäftsreisende an. Ihr Anteil liegt inzwischen bei mehr als zehn Prozent. Wo siehst Du noch Potenzial für die Sharing Economy? Inzwischen ist es klar, dass die Sharing Economy in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Die großen Themen liegen sicherlich da, wo die großen Kostenblöcke sind. Bei Airbnb ist es das Zuhause. Sicherlich ist das Auto auch ein großer Kostenfaktor. Ein anderes Thema ist die Nachfrage: Immer mehr Menschen stellen fest, dass Besitzen nicht unbedingt glücklich macht. In der Sharing Economy geht es dagegen um gute Erfahrungen mit anderen Menschen. In diese Richtung wird es sich entwickeln. Was heißt das konkret? Die Sharing Economy wird immer mehr in den Alltag einziehen. Immer mehr Menschen vertrauen auf die Power von P2P, also Peer-to-peer. Wir sehen das im Finanzsektor, bei Büros, inzwischen auch bei Flügen. Wir stehen wahrscheinlich erst am Anfang. Es festigt sich die Ansicht, dass Teilen genauso vertrauenswürdig ist, als würde das Produkt von einem Unternehmen angeboten. Könnte es bei Airbnb weitere Produkte geben – über Wohnen auf Zeit hinaus?

Im Moment wächst unser Kerngeschäft so schnell, dass wir vor allem daran arbeiten, die Erfahrungswerte unserer Reisenden und unserer Gastgeber weiterhin sehr hoch zu halten. Natürlich beobachten wir auch, was in der Gründerszene passiert und welche Trends auch für unser Geschäft relevant sein könnten. So haben wir zum Beispiel vor einigen Wochen den Webfuture Award in Hamburg unterstützt und finanzieren dem Sieger einen Arbeitsplatz für ein Jahr. Welche Techniktrends sind für Euch noch von Bedeutung? Vor allem Big Data und das Thema Matching. Das steckt noch in den Kinderschuhen. Wir kennen es aus dem Bereich E-Commerce. Dort ist es schon weiterentwickelt. Aber im Reisebereich gibt es noch sehr viel Entwicklungspotenzial.

„WIR SPRECHEN VERSTÄRKT GESCHÄFTS­ REISENDE AN“ Wird sich Eurer Geschäftsmodell durch die Blockchain oder durch sich selbst organisierende, dezentrale Plattformen ohne Vermittler verändern? Das ist auf jeden Fall ein superspannendes Thema, in dem viel Potenzial steckt. Aber das zentrale Element von Airbnb ist die Community und eben nicht die reine Technologie. „The Magic happens offline“, und sie findet auch statt, wenn sich die Gastgeber untereinander treffen. Wir veranstalten jährlich die Airbnb Open, zuletzt in Paris. Da kamen 5000 Gastgeber aus 110 Ländern von Brasilien bis zur Mongolei, um sich auszutauschen, wie man die Plattform verbessern kann. Dieses Jahr findet die Airbnb Open im November in Los Angeles statt. Ich sehe also eher den Trend raus aus der Anonymität hin zu etwas sehr Persönlichem. Ist das Thema Schlüsselübergabe kein Pro­ blem, das sich technisch lösen ließe? Das ist kein Problem, auf das wir regelmäßig ange-

ALEXANDER SCHWARZ ist General Manager von Airbnb in Deutschland, Österreich und der Schweiz und verantwortet Strategien für das Wachstum der Online-Community. Der 40-Jährige war vor seinem Wechsel zu Airbnb seit 2010 in verschiedenen Führungspositionen für Paypal Deutschland tätig.

sprochen werden. Die Übergabe ist eher eine Chance, einen noch besseren Service anbieten zu können. Über die Blockchain könnte sich der Gast ganz einfach authentifizieren … Die Frage ist aber doch, wie viele Smartlocks, also vernetzte Türschlösser, gibt es denn? Das ist im Moment das kritische Element. Die meisten Wohnungsbesitzer haben ein analoges Schloss. Das Smartphone hat sich relativ schnell durchgesetzt. Bei Smartlocks dauert es sicher etwas länger. Hat die Sharing Economy die Gesellschaft bereits verändert? Ganz deutlich! Heute reisen Menschen viele tausend Kilometer in die Fremde und treffen dort jemanden, den sie vorher nie gesehen haben, um in seinem Zuhause zu wohnen. Die Kerninnovation liegt darin, dass wir dieses Vertrauen geschaffen haben – mithilfe von Technologie und dem Bewertungssystem. Dieses Vertrauen, dass früher eher typisch für dörfliche Gemeinschaften war, haben wir in die Stadt geholt. Damit haben wir die Gesellschaft verändert. Der andere Punkt ist, dass die Gastgeber eine neue Form von Freiheit erfahren, weil sie eine zusätzliche Einnahmequelle haben.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Liebe zum Detail: Im Büro steht ein alter Plattenspieler, und an der Wand hängen ein Bild und Zeichnungen von den Mitarbeitern.

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INNOVATIONSSCHUB AUS BERLINS MITTE Einst begründete die AEG hier Elektropolis. Heute erblicken nicht nur digitale Erfindungen das Licht der Welt.

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ier auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der GustavMeyer-Allee verbreitet jeder Backstein einen Hauch von Geschichte. Monumental erheben sich die Mauern dieses eindrucksvollen Industrie-Ensembles, das heute zum Portfolio der GSG Berlin gehört. Das unter Denkmalschutz stehende Areal imponiert mit seinen markanten stählernen Krananlagen. Die Schienen auf dem Gelände sind Zeugnis der einstigen Produktionsstätte und führen uns heute in die Zukunft. Beim Begehen des Kopfsteinpflasters spürt man förmlich die Kraft und knisternde Energie.

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Revolution auslöste, übernahm dies zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Elektroindustrie. Sie wälzte die Wirtschaft und das Leben in der Hauptstadt um. Elektropolis Berlin war die konsequente Umschreibung der elektrotechnischen Revolution. Neben Siemens war es vor allem auch die AEG, die neue Maßstäbe setzte. Nicht nur technische, sondern auch architektonisch innovative Konzepte wurden umgesetzt. So stehen die großen, Kathedralen gleichenden Hallen, die der Architekt und Designer Peter Behrens entwor­ fen hat, synonym für einen Ort, an dem auch heute noch Hightech-Produkte und andere Innovationen entstehen.


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GRÜNDUNG: April 2012

GRÜNDER: Christian Henschel, Paul H. Müller, Manuel Kniep

MITARBEITER: 102, davon 69 in Berlin

STANDORT: Hauptsitz Berlin, weitere Standorte in Tokio und San Francisco

SERVICE: Mobile App Attribution und Analytics adjust.com

müse, ist die Küche gut ausgestattet. Seit das TechTeam umgezogen ist, finde man hier allerdings deutlich weniger Süßigkeiten, bemerkt Kommunikationschef Simon Kendall. Zusätzlich zu den Gemeinschaftsbereichen sind auf den 600 Quadratmetern ein Konferenzraum, Telefonboxen, ein separates Büro und viele höhenverstellbare Tische untergebracht, die von den Teams entsprechend gruppiert wurden. Türkis, die Markenfarbe von Adjust, findet sich an vielen Stellen der Einrichtung wieder und wurde ansprechend mit Holzakzenten kombiniert. Die Designentscheidungen traf Geschäftsführer Christian Henschel selbst und hat sich in allen bisherigen Büros für eine ähnliche Ästhetik entschieden, mit der sich die Mitarbeiter auch identifizieren. Daher soll sich dies auch im künftigen Büro nicht ändern Seit dem Einzug im Dezember 2014 haben keine Umbauten mehr stattgefunden. Davor wurden jedoch die Wände für das Büro des Geschäftsführers und des Leiters der Unternehmensentwicklung eingezogen, die Küche und die Holzwände um die Toiletten eingebaut und die hölzernen Telefon-/ Meetingboxen integriert, die in der Freiraumgestaltung ein wenig Ruhe bieten. cl

Sofaecke mit Durchsicht: Hinterm Fenster befindet sich das Büro des CEOs.

Fotos: Adela Dupetit

Zweimal ist das Berliner Team von Adjust bereits umgezogen und es ist kein Ende in Sicht. Das junge Unternehmen wächst monatlich nämlich etwa um fünf Mitarbeiter und musste sich in Berlin bereits auf zwei Standorte aufteilen. Neben dem Hauptsitz in der alten Backfabrik in Prenzlauer Berg ist das Tech-Team, das fast die Hälfte des Berliner Teams ausmacht, im Umspannwerk in der Kopenhagener Straße untergebracht, wo auch Startups wie Glispa und Movinga sitzen. Innerhalb der nächsten neun Monate will das Team aber wieder unter einem Dach sitzen, wahrscheinlich unter dem des Umspannwerks. Denn das Team unternimmt viel gemeinsam. Von gemeinsamen Mittagspausen über monatliche internationale Abendessen bis hin zu Firmen-Retreats in Thailand mit den Kollegen aus San Francisco und Tokio. Das Gemeinschaftsgefühl spiegelt auch die Einrichtung des aktuellen Hauptsitzes wieder. Der Open Space bietet eine gemütliche Sitzecke mit Sofas und Sesseln, lange Holztische, von denen jeder ein Unikat ist, die neben der Gemeinschaftsküche stehen, in der man gemeinsam kochen kann und an deren Vorräten sich jeder bedienen kann. Von Kaffee über diverse Liköre bis hin zu Obst und Ge-


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Dürfen nicht fehlen: Nerf-Guns falls es langweilig wird

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WIE MAN DAS BESTE TEAM BAUT Recruiting war das Thema beim ersten Meetup von Berlin Valley in der Factory Die Juni-Ausgabe von Berlin Valley widmete sich ausführlich dem Thema Recruiting. Denn die Auswahl des richtigen Teams ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Wenn man Investoren fragt, was wichtiger ist, das Team oder die Idee, hört man oft: das Team. Recruiting stand daher auch im Mittelpunkt des ersten Meetups von Berlin Valley in der Factory. Mit unseren Gästen auf der Bühne und im Publikum haben wir diskutiert, wie man ein A-Team baut. Über die neuesten Trends informierte Hessam Lavi von Jobspotting. Data Analytics spielt eine immer größere Rolle bei der Kandidatensuche. Allerdings sei Big Data so etwas wie Teen-

Mehr zum Thema Recruiting gibt es in der Juni-Ausgabe von Berlin Valley zum kostenlosen Download auf der Webseite und hier:

Startup Jobs Europe: Pavel Romanenko und Florian Stein von NKF

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Podiumsdiskussion (v. l.): Corinna Visser (Berlin Valley) im Gespräch mit Kim Fitzpatrick (Delivery Hero) und Katrin Müller (Hitfox)

Fotos: Adela Dupetit

BERLINVALLEY.COM/RECRUITING

age Sex, behauptet Lavi. „Jeder spricht darüber. Niemand weiß wirklich, wie man es macht. Jeder denkt, dass alle anderen es tun. So kann jeder behaupten, dass er es tut …“ Noch stehe das Thema ganz am Anfang. Praxisnah konnte Yannick Müller von Movinga berichten, wie sein Unternehmen 500 Mitarbeiter in nur einem Jahr eingestellt hat. Hierbei ging es vor allem um Schnelligkeit. Weniger auf Tempo, dafür umso mehr auf „Unicorniqueness“ achten dagegen die Gründer von Einhorn. Philip Siefer gelang es, sehr bildlich zu schildern, welche Rolle Unternehmenskultur in seinem relativ kleinen Team spielt. „Wir legen sehr viel Wert auf Streitkultur“, sagte er. „Darum sind wir auch schon vor der Gründung bei einem Mediator gewesen.“ Auch auf der ab­s chließenden Podiums­diskussion mit Katrin Müller von Hitfox und Kim Fitzpatrick von Delivery Hero wurde klar, welche wichtige Rolle die Unternehmenskultur beim Recruiting spielt. Nach dem Progamm hatten die 140 Gäste noch reichlich Gelegenheit zum Netzwerken – dank der Sponsoren SBK und BRLO gab es dabei gesunden Saft und kühles Bier. Wir bedanken uns auch bei der Factory für die coole Location. red


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ELEVATOR PITCH Im Anschluss: Zeit fürs Netzwerken

Warum sich Prävention im Betrieb rechnet Seit mehr als 100 Jahren begleitet die SiemensBetriebskrankenkasse SBK Betriebe – klein, mittelständisch und ganz groß. „Unsere Erfahrung zeigt: Zwei Drittel der Krankheitskosten werden durch Präsentismus verursacht – also dem Umstand, dass Mitarbeiter ins Büro kommen, obwohl sie krank sind“, sagt Stefan Löhnert. „Deshalb lohnt sich betriebliches Gesundheitsmanagement. Sie integrieren Angebote zu Ernährung oder Bewegung spielerisch in den Alltag der Mitarbeiter. Damit können Sie Ausfälle deutlich reduzieren.“

Gesprächsthema: die neue Ausgabe von the Hundert

Unterhaltsam: Philip Siefer von Einhorn

WERTSCHÄTZUNG DER MITARBEITER Meist startet die SBK mit einer Unternehmensanalyse vor Ort und schlägt dann passende Maßnahmen vor. „Jeder Euro, den Sie hier investieren, zahlt sich mehr als fünffach aus. Versprochen!“ Auch beim Recruiting verschaffen sich Unternehmen damit einen Vorteil. Löhnert: „Wenn Sie als Arbeitgeber in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter investieren, ist das eine besondere Art von Wertschätzung. Sie werden für Bewerber attraktiver und schaffen es, wertvolle Mitarbeiter zu binden.“ Zudem bekommt der HR-Bereich praktische Unterstützung von der SBK: passgenaue Fortbildungen zur Sozialversicherung und die versicherungsrechtliche Beurteilung von Studenten sind nur zwei der kostenlosen Services der SBK.

Informativ: Hessam Lavi von Jobspotting Nachgefragt: Das Publikum wollte mehr wissen. Aufschlussreich: Yannick Müller von Movinga

Keine leichte Aufgabe: Stefan Löhnert von der SBK pitcht vor Startup-Vertretern.

ÜBERZEUGT? NOCH FRAGEN? Aufmerksam: Mehr als 140 Gäste verfolgten das Programm.

Thomas Zitka, SBK Telefon: +49 30 257949 789 E-Mail: thomas.zitka@sbk.org


NOAH

VOM FEIND LERNEN Die Noah lockte wieder viele Gründer und Investoren nach Berlin Der Auftritt war dramatisch inszeniert: als Treffen zweier Giganten. Tatsächlich gaben sich UberCEO Travis Kalanick und Daimler-Chef Dieter Zetsche auf der großen Bühne der Noah im Tempodrom eher friedlich und freundschaftlich als aggressiv und provozierend wie die Inszenierung angelegt war. 3000 Gäste kamen in diesem Jahr zur zweiten Noah-Konferenz nach Berlin – für Vorträge, Diskussionen und vor allem zum Netzwerken. Das Treffen von Kalanick und Zetsche war einer der Höhepunkte, fast ebenso gut besucht war der Auftritt von Oliver Samwer. ZETSCHE NENNT KALANICK EINEN FRENEMY Zetsche zeigte zwar in seiner Präsentation das Bild eines Kampfes, bei dem er und Kalanick sich mit Boxhandschuhen einander gegenüberstehen. Doch er nannte Kalanick einen Frenemy, einen Freund und Feind zugleich. „Wir können in manchen Bereichen kooperieren und in anderen Konkurrenten sein“, erklärte Zetsche.Kalanick stellte Uber in seinem Vortrag als eine weltverbessernde Organisa-

tion vor, die für weniger Umweltverschmutzung, weniger Staus und für lebenswertere Städte sorgt. Und er sagte an Zetsche gerichtet: „Wenn sich die Menschen die Kosten für ein Auto teilen, dann können sie sich schönere Autos leisten.“ Er lobte mehrfach die Art wie Daimler Autos baut, gestand aber, selbst einen alten BMW zu besitzen. Auch Saudi-Arabien als Investor zu haben, ist in seinen Augen eine Art gute Tat, immerhin sorge Uber dafür, dass Frauen in dem Lande endlich mobil werden und das Invest von 3,5 Milliarden Dollar könne das Land nun nicht mehr für „Dinge ausgeben, die wir nicht mögen“. Zetsche betonte, dass seine Industrie vor einem dramatischen Wandel stehe – wobei Uber einer der Treiber sei – und dass Daimler diesen Wandel gestalten wolle und nicht darauf warte, von ihm überrollt zu werden. Mit Car2go agiere Daimler bereits in einem ähnlichen Feld wie Uber. Mit der Einführung des autonomen Fahrens könnte daraus bald Car2come werden, erklärte Zetsche, womit Uber als Vermittler von Mitfahrten seine Geschäfts-

grundlage verlieren würde. Zetsche warnte allerdings davor, durch zu viel Regulierung in Europa die Entwicklung abzuwürgen. ROCKETS AKTIENKURS IST LANGWEILIG Auf dem Investoren-Panel wurde darüber diskutiert, ob es in Europa an tiefen technologiebasierten Innovationen fehle. Das Podium auf der Noah war prominent besetzt mit Vertretern von Accel über Index bis Atomico. Doch wesentlich mehr Zuschauer konnte Noah-Gründer Marco Rodzynek bei seinem Gespräch mit Oliver Samwer anlocken, der betont gelassen auftrat. „Ich schaue nur alle zwei Wochen auf den Aktenkurs, wenn ich mich langweile am Wochenende oder wenn ich in der Schlange stehe“, sagte Samwer. Sein Fokus liege im Moment darauf, in neue Startups zu investieren. Mit dem neuen 740-Millionen-Dollar-Fonds sei Rocket Internet in der Lage, über den gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens hinweg zu investieren – und müsse daher niemand anderen mehr um Geld fragen. vis

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Fotos: Dan Taylor, Corinna Visser

Bester Stimmung (v. l.): Uber-Chef Travis Kalanick, Bild-Herausgeber Kai Diekmann und Daimler-Chef Dieter Zetsche


NOAH

Im Gespräch: Marley-Spoon-Gründer Fabian Siegel

Bei bestem Wetter: Chillen auf der Treppe und der Terrasse

Mit vollem Körpereinsatz: Rudolph Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York

Neue Perspektive: VR-Brille zum Testen

Kai Diekmann fährt vor: Dieter Zetsche und Travis Kalanick lassen sich chauffieren.

Aus Zetsches Präsentation: Travis Kalanick und der Daimler-Chef im Ring

Aufmerksame Zuhörer (v. r.): Springer-Chef Mathias Döpfner und Investor Klaus Hommels (Lakestar)

berlinvalley.com / 75


EVENTS

Kick-off auf der Heureka: Torsten Oelke (l.) und Andreas Winiarski stellen Cube vor. Das war die Heureka 2016: mehr als 60 Speaker und knapp 1000 Teilnehmer

Berlin Web Week Mehr als 20.000 Teilnehmer besuchten vom 7. bis zum 17. Juni die mehr als 20 Konferenzen und Events der digitalen Szene Berlins.

Viel Programm: 22 Panels und Vorträge sowie elf Workshops gab es auf der Heureka.

Web-Week-Party: Networking und good Vibes in der Factory

„Fempreneur’s Night Out“: Networking und gute Unterhaltung Startup Europe Summit: Simon Schäfer im Gespräch mit Neelie Kroes und Uber-Chef Travis Kalanick

Wie Technik das Leben von Flüchtlingen erleichtern kann: Spacehack auf dem Startup Europe Summit

Fotos: Chris Marxen headshots-berlin.de, Factory Berlin, Fempreneur Summit, Ralf Rühmeier - www.ralfruehmeier.de

„If you can make it here“: Am 9. Juni gab’s den ersten Fempreneur Summit Berlins.


EVENTS

HINEINHÖREN BEI HOMMELS Zum Inspiration Talk hatte die TU den Investor Klaus Hommels eingeladen

Fotos: TU Berlin

Klaus Hommels wusste schon früh, dass er Investor werden wollte. Als Teenager erhielt er 20.000 D-Mark von seiner Oma. Der Deal: „Wenn ich das Geld vermehre, darf ich es behalten, wenn nicht, kommt meine Großmutter für den Verlust auf“, erzählt Hommels dem gut gefüllten Hörsaal im Mathematikgebäude der TU Berlin. Am 24. Mai hatte das Centre for Entrepreneurship den international bekannten Business Angel und Gründer der Beteiligungsgesellschaft Lakestar im Rahmen seines Startup Day zu einem Inspiration Talk eingeladen. IDEEN, DIE BLEIBEN Zuvor hatte Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin und Professor für Festkörperphysik, in seiner Eröffnungsrede betont, wie sehr sich die TU dafür einsetzt, dass Studierende zu Gründern werden. Als Beispiel aus der eigenen Gründungswerkstatt stellte Thomsen das Startup Komoot vor. Die Routenplaner-App für Fahrradfahrer gehört inzwischen zu den führenden Navigationslösungen in den App-Stores. Weil das Startup Numberfour, das für die zweite Gründer-Story vorgesehen war, kurzfristig ausfiel, konnte sich stattdessen der Start­upCampus Factory präsentieren. Passend zum Tagesmotto drehten sich an diesem Nachmittag alle Programmpunkte um die Frage: „Was macht globale Tech-Startups erfolgreich?“

Hommels, der in zahlreiche Startups wie Skype, Spotify, Airbnb und Facebook investiert hat, zeigte im Gespräch mit Professor Rüdiger Zarnekow verschiedene Wege auf, wie man Investoren begeistert. Grundlage sei immer eine gute Idee. Aber wie wählt man aus hunderten eine gute Idee aus? „Da

muss man in sich hineinhören und sehen, welche Idee bei einem bleibt“, erklärt Hommels. Und etwas Startkapital schadet offenbar auch nicht. Die 20.000 D-Mark seiner Oma hatte Hommels damals in Puma-Aktien investiert – und einen ordentlichen Gewinn eingefahren. red

Wie Gründer Investoren überzeugen: Darüber sprach Klaus Hommels (r.) mit Professor Rüdiger Zarnekow im Inspiration Talk an der TU Berlin.

Würde sollte kein Konjunktiv sein. In vielen Ländern, zum Beispiel in Kolumbien, Tschad und Kongo, werden Menschenrechte mit Füßen getreten. Wir wollen das ändern, weil jeder Mensch das Recht auf ein würdevolles Leben hat. brot-fuer-die-welt.de/wuerde


DIE GEEK-SHOW Travis Kalanick, Marc Samwer und Klaus Hommels zu Gast in der Factory

Begann mit elf Jahren zu programmieren: Uber-Chef Travis Kalanick

Prominente Mitglieder der Factory-Community (v. l.): Marc Samwer, Travis Kalanick, Klaus Hommels mit Factory-CEO Udo Schloemer

Die meisten sehen in Travis Kalanick wohl einen erfolgreichen Unternehmer, viele sehen ihn als Provokateur. Von sich selbst sagt der CEO und Gründer von Uber: „Ich bin ein Geek“, ein Streber und Computerfreak. „Ich liebe es, Probleme zu lösen“, verrät er bei seinem Auftritt vor geladenen Gästen in der Factory auf die Frage, was ihn antreibt. Acht Ratschläge gibt Kalanick in seinem „Geek’s guide to becoming an entrepreneur“, und er wisse, er sei hier unter Freunden. Ratschlag Nummer 1: Fange früh an, dir den Ruf eines Strebers zu erarbeiten! Bereits mit elf Jahren habe er begonnen zu programmieren. Sein Informatikstudium an der University of California schloss er allerdings nicht ab, offenbar hatte er bis dahin seinen Ruf bereits gefestigt. Nummer 2: Finde ein Problem, das gelöst werden muss! Das Problem, das zur Lösung Uber führte, war, dass er und sein Mitgründer Garrett Camp vor Jahren kein Taxi in Paris ergattern konnten. Nummer 3: Das Problem muss schwer genug sein, damit es nicht jeder lösen kann. Nummer 4: Sei analytisch und kreativ! Nur wenn beides zusammenkommt, passiert Magie. Nummer 5: Finde heraus, wo Wahrnehmung und Realität sich widersprechen! Nummer 6: Schaffe etwas Magisches, das niemand zuvor gesehen hat! Nummer 7: Sei ein guter Verkäufer und Geschichtenerzähler! Nummer 8: Sei ein Champion, stecke alle deine Energie und Leidenschaft in dein Projekt und halte nichts zurück! „Ich bin ein großer Fan von diesem Startup-Ding“, sagt er zum Schluss und fügt ermutigend hinzu: „Diese Silicon-Valley-Sache muss nicht im Silicon Valley passieren.“ In der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Travis Kalanick mit Marc Samwer (Mitgründer Rocket Internet) und Klaus Hommels (CEO Lakestar) die aktuellen Trends und Chancen von Berlin als Startup-Standort. Hommels hob erneut hervor, wie wichtig ein starkes Ökosystem aus VCs, politischen Rahmenbedingungen, Ausbildung und Unternehmern für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft sei. Berlin spiele eine entscheidende Rolle dabei, wie sich die Wirtschaft hierzulande in den kommenden 20 Jahren entwickeln werde. vis

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EINE SICHERE SACHE Easy Locker siegt in der dritten Runde des Startup Pitch „Next Station“ der Deutschen Bahn

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Feierlaune: die drei Gewinner-Teams von Haferkater, Smart Urban Solutions und Green City Solutions (v. l.)

Direkt an der Spree in einem Bahnbogen: die DB Mindbox

Fotos: Factory Berlin, DB AG/Lautenschläger

Sie sind sicher, immer zugänglich und flexibel einsetzbar. In den Schließfächern namens Easy Locker von Smart Urban Solutions können nicht nur Reisende ihre Koffer verstauen, sie dienen auch als Austauschpunkt von Waren oder Dienstleistungen zwischen Unternehmen oder zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Sogar Fahrräder lassen sich darin sicher verstauen. Da sich die Schließfächer über eine Smartphone-App öffnen und schließen lassen, sind sie jederzeit zugänglich. Gerade an einem großen Bahnhof ist diese Lösung durchaus sehr praktikabel. Das fand auch die Jury des DB Next Station PitchEvents und belohnte Smart Urban Solutions für die Easy Locker mit einem Preisgeld von 25.000 Euro sowie Coaching und Mentoring im Startup-Accelerator der Deutschen Bahn. Das Team darf außerdem für drei Monate den Coworking Space von Mindbox zur Weiterentwicklung des Produkts nutzen. Zur dritten Runde des Wettbewerbs „Next Station“ der Deutschen Bahn bewarben sich mehr als 100 Startups – der bisherige Teilnahmerekord. Davon kamen neun Startups in die engere Wahl und konnten sich beim Finale in der DB Mindbox an der Jannowitzbrücke in Berlin vorstellen und ihre Ideen für einen Pop-up-Store im Berliner Hauptbahnhof präsentieren. Wieder suchte die Deutsche Bahn nach Konzepten, die das Verweilen und Einkaufen der Reisenden an den Bahnhöfen angenehmer machen, sowie nach neuen Dienstleistungen, die die Digitalisierung möglich macht. Neben Smart Urban Solutions überzeugten auch Haferkater und Green City Solutions die Jury von ihren Geschäftsmodellen. Green City Solutions gewann mit dem Citytree, der die Luft in einem Umkreis von bis zu 50 Metern reinigt, bereits diverse Startup Pitches, etwa den Innovators’ Pitch des Bitkom. Während der drei Monate in der Mindbox will das Team an einer Lösung für Innenräume arbeiten. Haferkater wiederum bietet mit seinem Haferbrei ein gesundes und frisches Frühstück für unterwegs an und darf es im Sommer nun den Reisenden im Berliner Hauptbahnhof anbieten. cl


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EVENTS

Walking Act: Der Anglerfisch aus Stahl der Künstler Anna Ioannidis, Mareike Schwarz und Elias Macke war eines der Highlights der Maker Faire in Hannover.

Frankfurt von oben: Im 31. Stockwerk des Silver Tower fand das Innovating-Leadership-Dinner statt.

GUT GETROFFEN

Selfie Time: Stuart Cameron und Jasmin Meiling, Organisatoren der Karrieremesse Sticks & Stones, mit ihren Besuchern Beeindruckt: Regisseur und Social Influencer Casey Neistat war bei der The Next Web Conference in Amsterdam besonders vom Publikum begeistert.

In guter Stimmung: die Preisträger, Laudatoren und Bühnengäste der Greentec Awards in München

Gut besucht: das Startup Village im Skolkovo Innovation Center in Moskau

Einblick: Beim DMY International Design Festival durften Besucher Oculus Rift testen.

Schön bunt: Die Arena Stage des Pioneers Festivals in Wien.

80 / berlinvalley.com

Fotos: Bas Uterwijk - Heisenberg Media, GreenTec Awards, Uhlala GmbH, Markus Mueller Witte, Philip Steffan, Eva Maria Klauser, Vitaly Shustikov, Skolkovo Foundation, Women Speaker Foundation (Martin Kroll)

Jeden Monat trifft sich die Startup-Szene auf Konferenzen, Partys, Hackathons und anderen Events. Ein kleiner Rückblick


EVENTS

KALENDER

Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick 04.–05.07. | MÜNCHEN | ANGELO HOTEL WESTPARK ONLINE B2B CONFERENCE

Die Konferenz zu den wichtigsten Online-Marketing-Strategien im B2BBereich dreht sich um digitale Transformation, Webcontrolling und Ähnliches.

12.–13.07. | BERLIN | STEIGENBERGER HOTEL HORIZONT DIGITAL MARKETING DAYS

Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:

Neben Diskussionen und zukunftsweisenden Keynotes zum Thema digitales Marketing bietet die Konferenz an Tag zwei vertiefende Masterclasses.

STARTUP-CALENDAR.COM

05.–06.07. | KÖLN | RADISSON BLU HOTEL, MESSE EXPLORING RETAIL ’16

13.–15.07. | BERLIN | FUNKHAUS TECH OPEN AIR

15.–18.09. | ZÜRICH | TECHNOPARK DIGITAL FESTIVAL

06.–07.07. | BERLIN | PULLMANN SCHWEIZERHOF BUSINESS AFTER FUTURE

18.–19.07. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER AFFILIATE WORLD EUROPE

19.–20.09. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER INDUSTRY OF THINGS WORLD

07.07. | FRANKFURT AM MAIN| DFV MEDIENGRUPPE PIONIERE 2016

17.–21.08. | KÖLN| KOELNMESSE GAMESCOM

22.09. | DUBLIN | THE ROYAL DUBLIN SOCIETY SAASTOCK

07.–10.07. | SYLT | HOTEL WALTERS HOF FOUNDERS KITE CLUB

18.–19.08. | BERLIN | UCI KINOWELT COLOSSEUM HYBRIDCONF

22.–23.09. | HAMBURG | SCHMIDTS TIVOLI NEXT16

Founders Kite Club Bild

30.–31.08. | DÜSSELDORF| RADISSON BLU HORIZONT WERBEWIRKUNGSGIPFEL

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31.08.–02.09 | BERLIN | VERSCHIEDENE ORTE POP-KULTUR

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14.–15.09. | KÖLN | KOELNMESSE DM EXCO

25.–27.09. | MÜNCHEN | ICM MÜNCHEN BITS & PRETZELS

Inspirationen, Hintergrundwissen und ein Ideenpool für die Gestaltung der Customer Experience werden den Besuchern gegeben.

Die Konferenz der Wirtschaftswoche zeigt disruptive Unternehmen und wie etablierte Unternehmen Disruption einbinden.

Beim Trendforum kann man sich von der Gedankenwelt und den Strategien der Vordenker im Bereich Handel und Industrie inspirieren lassen.

Unternehmer, Innovatoren und Athleten kommen zum Netzwerken und Kiteboarden am Strand zusammen.

Bei der Konferenz mit interaktiven Panels und Live-Musik kommen Entrepreneure, Künstler und Wissenschaftler zusammen (siehe Seite 26).

Die Konferenz für Online-Vermarkter bietet Einblicke in Entwicklungen und Innovationen der Szene.

Die Messe für interaktive Spiele zeigt die besten und neuesten Games und die Highlights des Jahres der Games-Community.

Bei der Konferenz für Kreative stärken Designer und Entwickler ihre Zusammenarbeit. Ziel ist es, das Web zu verbessern.

In Zusammenarbeit mit Hackzurich entsteht ein Melting Pot für Hacker, Unternehmer und Entscheidungsträger der Tech-Welt.

Das Programm der Plattform für Player der Internetindustrie beinhaltet Keynotes, Workshops, Briefings, Panel-Diskussionen und Networking.

Bei dieser Konferenz netzwerken Gründer und Investoren und erfahren, wie man ein führendes B2B-SaaS-Unternehmen aufbaut.

Im Rahmen des Reeperbahn Festivals kehrt die Zukunftskonferenz für die Digitalwirtschaft zurück nach Hamburg.

Fotos: FKC Business Services, Dan Taylor/ Heisenberg Media

Hier verschaffen sich Werbungtreibende und Mediaplaner einen Überblick über den aktuellen Stand und die Trends der Werbewirkungsforschung.

Founders Kite Club Bild

Interdisziplinärer Austausch ist das Programm. Das schließt wissenschaftliche Diskurse ein wie auch Konzerte, Performances, Talks und Lesungen.

11.07. | MÜNCHEN | ANGELO HOTEL WESTPARK ONLINE MARKETING FORUM

Die Konferenz gibt Einblicke in Themen wie Mobile-Marketing, Display- sowie Native Advertising, Video-Marketing, SEA und SEO.

Die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung verbindet die reale Wirtschaft mit visionären Trends und kommerziellen Potenzialen.

Bei diesem Startup-Festival versammeln sich Gründer, Investoren, Studierende und Gründungsinteressierte in Trachten zum Oktoberfest.

5 EURO RETTEN EINE BEDROHTE ART: DICH! Der Amazonaswald beschützt auch unser Leben. Schützen wir ihn.

Geplante Gesetzesänderungen sollen die Schutzgebiete Amazoniens für Abholzung und Brandrodung öffnen. Jahrzehntelange Arbeit für die Regenwälder wird zunichte gemacht. Der WWF stemmt sich dagegen. Unterstützen Sie den WWF bei seiner politischen Arbeit. WWF-Spendenkonto: IBAN DE06 5502 0500 0222 2222 22, BIC: BFSWDE33MNZ, Stichwort: Amazonas

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VORSCHAU

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE PIVOT Alte Vision, neues Geschäftsmodell

IMPRESSUM

DESIGN THINKING Komplexe Probleme unvoreingenommen lösen

CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.) Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com) HERAUSGEBER Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com) ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com) CHEFIN VOM DIENST Julia Meusel (jm) MANAGING EDITOR Christoph Strobel (cs) REDAKTION Jenny Becker, Anna-Lena Kümpel (ak), Claudia Lunscken (cl), Maximilian von Harsdorf (mvh) LEKTORAT Julia Meusel STÄNDIGE MITARBEITER Magdalena Krygielska, Sabine Petsch, Massimo Pisati CREATIVE DIRECTOR Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com) ART DIRECTOR Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com) PRODUKTIONSLEITER Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com) MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG Louisa Pepay FOTOGRAFEN Adela Dupetit (adeladupetit.de), Franz Grünewald (franzgruenewald.com) DRUCK Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde OT Blumberg PAPIER glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO AUFLAGE 20.000 Exemplare Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Telefon: 030 46777251, nkf.media

HEALTH TECHNOLOGY Neue Technik verbessert das Leben von Kranken

ERSCHEINT AM: 28. JULI 2016

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Spotfolio ist die Plattform für TechnologieMarketing und Technologie-Scouting. spotfolio.com

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Die Branding- und KreativAgentur: Nummer 1 für Startup-Kommunikation und Editorial-Design operationbutterfly.com

Die führende Crowdfunding-Plattform für Startups in der DACH-Region companisto.com

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Als Repräsentant der Startups engagieren wir uns für ein gründerfreundliches Deutschland. deutschestartups.org

Agentur für Content Marketing, Brand Narrative und Corporate Publishing solokarpfen.de

Führender Anbieter von Softwaretechnologie zur Strukturierung öffentlich verfügbarer Daten ubermetrics-technologies.com

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Fotos: Hackberry, destina/Fotolia, HPI/Kay Herschelmann

WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN


DURCHSTARTEN! NKF publiziert zwei der führenden Startup-Medien in Deutschland – Berlin Valley und the Hundert. Innovationen sind unsere Leidenschaft. Wir möchten Veränderung verstehen und mitgestalten, technologisch und gesellschaftlich. Kurzum: Unser Platz ist vorne, unser Blinker links. Wir haben Spaß an dem, was wir tun. Unsere größte Stärke ist unser Team. Und hier kommst Du ins Spiel. Denn wir wollen weiter wachsen und suchen daher ab sofort:

ART DIRECTOR IN TEILZEIT ODER FREIBERUFLICH

EVENT-MANAGER/IN

ONLINE-REDAKTEUR IN REDAKTEUR IN JUNIOR

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PRAKTIKANT IN REDAKTIONSASSISTENZ WENN DU FLIESSEND DEUTSCH UND ENGLISCH SPRICHST, DANN RICHTE DEINE BEWERBUNG INKL. GEHALTSVORSTELLUNGEN BITTE PER E-MAIL AN BILGEN YAYLALI, BY@NKF.MEDIA


Unternehmen haben einen Wert für die Gesellschaft. Je höher dieser Public Value, umso besser für alle. Wenn auch dein Start-up einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet, bewirb dich jetzt für den EY Public Value Award for Start-ups. Die besten Geschäftsmodelle werden am 27. Oktober 2016 in Leipzig prämiert. Einsendeschluss ist der 15. August 2016. www.eypva.com www.de.ey.com #BetterQuestions

In Kooperation mit

„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED 0717.

Lässt sich Gewinn anders als in Zahlen messen?


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