18 Seiten
NEW Y
Spezial
O
Interview RK s Insights und
OKTOBER/NOVEMBER 2016 – KOSTENLOS
DAS STARTUP-MAGAZIN
LET’S GO!
ZKZ 89109
Wie Spectrm und andere Startups ihr Geschäft internationalisieren ARBEITEN
ANLEGEN
ANDOCKEN
So gestaltet Wework-Gründer Miguel McKelvey aufregende Büros
Tschüss, Finanzberater. Hallo, Robo Advisor!
Vorstand Siegfried Russwurm erklärt, was Siemens mit Next47 vorhat
BERLINVALLEY.COM
R E I N S C L A S S E N
Alles
mach’
Wichtige
ich selbst!
Erst recht, wenn es um meine Finanzen geht. Buchhaltung, Aufträge, Rechnungen oder Lohn und Gehalt: Mit Lexware haben Sie mit einem Klick alle Geschäftszahlen selbst im Blick – im Büro, zu Hause oder unterwegs. Egal, ob Sie das erste Mal mit Buchhaltung zu tun haben oder Vollprofi sind. Jetzt 4 Wochen kostenlos testen! www.lexware.de
EDITORIAL
FERNWEH KAY LINDEMANN ist Geschäftsführer des VDA und sagt: „Die Automobilindustrie muss sich neu erfinden.“ Da ist er einer Meinung mit Door2door-Gründer Tom Kirschbaum, (Ally-App und Alligator Shuttle). Seite 14
LIWEN QIN ist Gründerin von Trends Eurasia und bringt chinesische Investoren nach Deutschland. Sie hat wertvolle Tipps, was man bei Geschäften in China tun oder besser lassen sollte. Seite 31
Cover: Kristian Barthen Fotos: Saskia Uppenkamp, VDA, Liwen Qin, B-to-v Partners
BENEDIKT KRONBERGER bewertet als Principal bei B-to-v Partners die Erfolgsaussichten von Startups. Bei Berlin Valley „grillt“ er diesmal zusammen mit anderen Investoren Peat, Airbons und Anwalt.de. Seite 24
Liebe Leserin, lieber Leser, jetzt sind alle aus dem Urlaub zurück, da schweift Berlin Valley in die Ferne und widmet sich dem spannenden Thema Internationalisierung. Sie ist Voraussetzung dafür, dass ein Unternehmen richtig groß wird. Allzu oft kritisieren Investoren, dass deutsche Startups nicht groß genug denken und die Internationalisierung zu zögerlich angehen. Wer zum Beispiel in Israel ein Startup aufbaut, der weiß, dass er im Ausland Kunden gewinnen muss. Der Heimatmarkt ist einfach zu klein. Der deutsche Markt ist für viele erst einmal groß genug. Doch um globale Bedeutung zu erlangen, muss man eben raus aus dem Nest. Das Team von Spectrm (auf unserem Cover), hat den Schritt sehr früh gewagt. Wir haben noch verschiedene weitere Startups gefragt, was man zum Beispiel in Ländern wie Brasilien oder Indien beachten muss, wenn man dort Geschäfte machen will. Und Rocket-Internet-Vorstand Alexander Kudlich erzählt im Interview, wie das in der Startup-Fabrik läuft. New York ist für viele Menschen und auch für immer mehr Startups der große Sehnsuchtsort. Das Team unseres Schwestermagazins the Hundert hat acht Wochen in New York verbracht, um das Ökosystem zu erkunden und die wichtigsten Start ups der Stadt zu treffen. Die New-York-Ausgabe von the Hundert wird im Dezember erscheinen. Wir bringen vorab einige spannende Interviews, die einen tiefen Einblick in das dortige Ökosystem
liefern. Berlin-Valley-Gründer Jan Thomas hat unter anderen mit Bradley Tusk (Tusk Holdings), Ben Lerer (Lerer Hippeau Ventures), Matt Turck (Firstmark Capital), Brian Cohen (Chairman New York Angels) und Karl-Theodor zu Guttenberg gesprochen. Alles weitere in unserem umfangreiche New-York-Special ab Seite 36. Viele Amerikaner halten Siemens übrigens für ein amerikanisches Unternehmen. Tatsächlich hat das Unternehmen bereits kurz nach seiner Gründung 1847 begonnen, Geschäfte im Ausland zu machen und Niederlassungen aufzubauen. Siemens macht heute Geschäfte in mehr als 190 Ländern und Regionen – und will jetzt seine Zusammenarbeit mit Startups neu aufbauen. Next47 heißt das Programm, über das wir mit Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm gesprochen haben. Neu war auch das Newnew Festival, das in Karlsruhe Startups, Mittelständler, Corporates und auch Künstler zu einer Innovationskonferenz zusammengebracht hat. Eine sehr gelungene Premiere wie wir finden – nachzulesen auf Seite 71. Schon gute Tradition hat dagegen die Münchner Startup-Konferenz Bits & Pretzels, die diesmal mit illustren Gästen wie Schauspieler Kevin Spacey und Unternehmer Richard Branson punkten konnte. Berlin-Valley-Reporterin Anna-Lena Kümpel war vor Ort. Schau’n mer mal. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Corinna Visser
VIELEN DANK! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:
New Yorker Flair in Kreuzberg: Unser Cover zeigt die drei Spectrm-Gründer im Louis Pretty, bekannt für seine „amazing Pastrami-Sandwiches“. Vielen Dank an das Team, dass wir dort fotografieren durften.
berlinvalley.com / 3
LEGAL SHOP TALKS
WWW.ETAGE15. LINDENPARTNERS.EU
44
„DIE SZENE IST ERWACHSEN GEWORDEN“ Der Investor und Thrillist-Gründer Ben Lerer beschreibt im Interview die Vorzüge der Startup-Szene von New York und erklärt, warum er und viele andere amerikanische Investoren nur in US-Unternehmen investieren – oder in internationale Teams, die dahin umziehen.
34 „WIR TAUSCHEN ERFAHRUNGEN AUS“ Rocket Internet ist mit seinen Ventures in 110 Ländern weltweit aktiv. Einige Geschäftsmodelle kann man von daheim aus aufbauen, für andere braucht es Mitarbeiter vor Ort, sagt Vorstand Alexander Kudlich und erklärt, wie Rocket seine Firmen internationalisiert.
SCHÖNER AUSBLICK Wework hat von New York aus ein internationales Netzwerk von Coworking Spaces aufgebaut. Mitgründer Miguel McKelvey erklärt, worauf er bei Design, Konzept und Möbeln achtet.
36 NEW YORK, NEW YORK Der Sehnsuchtsort für immer mehr Startups: In New York sitzen die großen Medienkonzerne und das große Geld. Wir stellen in unserem großen Special das Ökosystem vor, die spannendsten Startups und wichtige Investoren.
54
LOBBY FÜR STARTUPS Vom PR-Berater zum Multimillionär: Investor Bradley Tusk berichtet über seine erfolgreiche Kampagnenarbeit für Startups. Statt eines Honorars nimmt er Anteile von den jungen Firmen. Unter seinen Kunden sind Uber und Fanduel.
64
INHALT 09 Meldungen 14 Kolumne: 16 „Wir brauchen Menschen, die anders ticken“, sagt Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm 18 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt 20 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen 24 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups 26–35 Internationalisierung 28 Spectrm erklärt, warum sie jetzt ein US-Unternehmen sind 30 Raus aus Deutschland: Startups, die auszogen, die Welt zu erobern, berichten, was sie dabei gelernt haben
RETAIL MEETS STARTUP. » VOL. I «
34 Alexander Kudlich im Interview: So internationalisiert Rocket 36–54 New York 38 NYC: Das Startup-Ökosystem, das niemals schläft
in Kooperation mit
43 Faktencheck: New York versus Berlin 44–46 NY-Investoren Ben Lerer und Matt Turck im Interview
Fotos: Thrillist, Saskia Uppenkamp, Jann Venherm, Techcrunch/Flickr-(CC BY 2.0)
48 NY Insides: Christian Busch vom German Accelerator, Investor Brian Cohen und Kisi-Mitgründer Max Schütz im Interview
Wann Wo
9. November 2016 | 17:30 – 22 Uhr Alexa Shopping Center Berlin, 3. Ebene Strike Lanes
50 So will Casper das Matratzen-Geschäft weiter ausbauen 52 Die transatlantische Sicht: Karl-Theodor zu Guttenberg 54 Investor Bradley Tusk erklärt, warum er politische Kampagnen für Startups macht 56 Jobprofil: Was macht eigentlich ein Verpackungsingenieur 58–60 Fintech-Trend Robo Advisor: Was steckt dahinter? 64 Bürobesuch bei Wework und Interview mit Miguel McKelvey 70 Rückschau: Debüt des Newnew Festivals und Stars bei Bits & Pretzels 73 Eventkalender 74 Vorschau und Impressum
Keynotes: Online goes Offline – der Weg zum Multichannel Store Die Rolle des Investors bei Retail Start-ups Trends im Storedesign Podiumsdiskussion: Start-up Store – wann und wo sollte man den ersten Store eröffnen? Was sind die neuesten Retail Trends?
GET TOGETHER. Anmelden unter: anmeldung@firststorealexa.com
Weitere Infos firststorealexa.com
Asap ist mir zu vage. Meine Bank muss schnell und unkompliziert sein.
HVB Tech Unsere Experten begleiten Sie bei der erfolgreichen Entwicklung Ihres globalen und digitalen Business.
hvb.de/tech
TechNight Berlin 20.10.2016 hvb.de/tech
MELDUNGEN
Kunst, Staub und Magie: Einhorn-Gründer Philip Siefer beim Burning Man in der Black Rock Desert
GRENZERFAHRUNG 70.000 besuchten in diesem Jahr das Burning-Man-Festival in der Wüste. Auch ein Einhorn war dabei
Fotos: Philip Siefer, Rocket Internet, Fluxport
M-A-G-I-C steht in großen Buchstaben mitten in der Black Rock Desert. Magie ist auch dabei, wenn sich hier Ende August für eine Woche dutzende Camps mit feiernden Menschen füllen, riesige Art Cars durch den Sand cruisen und am sechsten Tag eine übergroße Holzfigur in Flammen aufgeht. Jedes Jahr pilgern tausende zum Burning Man in die Wüste von Nevada. Diesmal waren rund 70.000 bei dem Kunstfestival, das auch eine große Party und ein Fest für Selbstdarsteller ist. Doch nicht alles ist erlaubt: „Radical Inclusion“ heißt eine der zehn Regeln, die in dieser Woche gelten, Radical Self-expression eine andere. „Alle scheinen sich danach zu sehnen“, sagt Philip Siefer, Gründer von Einhorn, der in diesem Jahr zum ersten Mal dabei
war. „Es ist schon erstaunlich, was für einen Aufwand die Leute treiben, etwas zu erleben, das man eigentlich auch zu Hause haben kann.“ Neben der Kunst – „jeder baut hier etwas“ – kann man einen Tedtalk hören oder einen Workshop besuchen. Überall ist Musik. „Bevor man herkommt, kauft man sich ein gebrauchtes Fahrrad, das wird dann gepimpt“, erzählt Philip. Damit bewegt man sich durch den allgegenwärtigen Staub. Die Woche in der Wüste „war eine Grenzerfahrung“, sagt Philip. „Ohne Handy, ohne Dusche, ohne Klo.“ Irgendwann war das Wasser im Wohnwagen alle. Doch Bier und freies Essen gab es genug. „Ich will auf jeden Fall wieder hin“, sagt der Einhorn-Gründer. „Aber das nächste Mal nehme ich zwei beste Freunde mit.“ vis
„FINTECH IST HIP. ABER DAS ÄNDERT NICHTS DARAN, DASS DIE MEISTEN STARTUPS ROCKET INTERNET STEIGT IN KABELLOS LADEN: FLUXPORT SCHEITERN DEN PRIME STANDARD AUF STATTET STARBUCKS AUS WERDEN UND EIN GROSSTEIL DES GELDES VERLOREN SEIN WIRD“
Künftig muss sich die Startup-Fabrik Rocket Internet noch genauer in die Bücher gucken lassen: Die Berliner wechseln das Börsensegment und steigen in den strenger regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse auf. Seit dem Börsengang im Oktober 2014 hat die Rocket-Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Der Ausgabepreis lag damals bei 42,50 Euro je Aktie. Derzeit kostet sie weniger als 20 Euro. Im ersten Halbjahr machte Rocket unter dem Strich einen Verlust von 617 Millionen Euro. Hauptgrund waren Abschreibungen auf den Online-Modehändler Global Fashion Group. rocket-internet.com
CHRISTIAN RIECK Professor für Finance an der Frankfurt University of Applied Sciences, springerprofessional.de
Das Berliner Startup Fluxport hat die Coffeeshop-Kette Starbucks als Partner gewinnen können. In zunächst drei Filialen in München können Starbucks-Kunden künftig ihre Smartphones kabellos aufladen. Die Ladeflächen sind dabei in die Tische eingelassen. Zum Einsatz kommt dabei die Qi-Wireless-Charging-Technologie von Fluxport. „Von Anfang an hatten wir diese Idee: Kaffee trinken und dabei einfach an der Tischkante das Smartphone aufladen. Mit Starbucks haben wir die erfolgreichste Kaffeehaus-Kette der Welt für diese Idee gewonnen“, erklärt Fluxport-Gründer Sener Abanozoglu. fluxport.com
berlinvalley.com / 9
MELDUNGEN
Bitte einsteigen
REIN UND RAUS Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt wen? Finanzierungen und Exits
AUTONOME BUSSE FÜR BERLIN Local Motors eröffnet Fabrik in Alt-Treptow. Erste Robo-Busse sollen 2017 rollen
Schon im kommenden Jahr könnten selbstfahrende Busse durch Berlin rollen. Olli, so der Name des batteriebetriebenen Elektrobusses des US-Herstellers Local Motors, erkennt mithilfe einer Kamera und weiterer Sensoren die Straße sowie andere Verkehrs teilnehmer. Das Roboter-Fahrzeug kann zwölf Passagiere transportieren und fährt mit einer Geschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde. Jeder Bus besteht aus nur 742 Einzelteilen, die größtenteils aus dem 3D-Drucker kommen. Das ermöglicht eine einfache Fertigung dort, „wo es Bedarf gibt, zugeschnitten auf die lokalen Einsatzzwecke”, sagt Europachef Wolfgang Bern. Mehr als 50 Exemplare sollen im Laufe des kommenden Jahres in Alt-Treptow entstehen. Noch fehlt die Genehmigung, aber theoretisch könnte Olli 2017 autonom Passagiere befördern. localmotors.com/berlin
HOME 24 SAMMELT 20 MILLIONEN EURO EIN Home 24 kriselt, zuletzt wurde das Startup von einer Milliarde auf 475 Millionen Euro abgewertet und verabschiedete sich aus dem Club der ohnehin überschaubaren Liste deutscher Einhorn-Kandidaten. Dessen ungeachtet investierten Altgesellschafter noch einmal 20 Millionen Euro in das Unternehmen, darunter auch Rocket Internet. home24.de
HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com
STARTUP BEHAUPTET SICH GEGEN DEUTSCHE POST
FUSION STÄRKT BEZAHLDIENST SUMUP
Die Deutsche Post hat eine Schlappe vor dem Landgericht Köln einstecken müssen. Laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital hatte der Dax-Konzern versucht, das Münchner Fintech Idnow mit einer einstweiligen Verfügung dazu zu drängen, das Bewerben ihres neuen Produktes Esign wegen irreführender Aussagen zu unterlassen. Die Kammer folgte dem Antrag nicht. Die Post muss nun 85 Prozent der Verfahrenskosten tragen und ihrerseits mit einer Klage wegen Patentrechtsverletzung rechnen. idnow.de
Erst im April fusionierte der MobilBezahldienst Sumup mit Konkurrent Payeleven – und das scheint sich jetzt auszuzahlen. Das Unternehmen verkündete, die Erlöse in den vergangenen sechs Monaten verdoppelt zu haben. Damit peile man einen Jahresumsatz von 100 Millionen Dollar an. Sumup erklärte zudem, dass das Unternehmen in den vergangenen zwei Monaten im operativen Geschäft schwarze Zahlen geschrieben habe. Mit dem Lesegerät können Smartphones als Kasse genutzt werden. sumup.de
Mit dem Gesetzentwurf zur Weiterentwicklung der steuerlichen Verlustrechnung bei Körperschaften will die Bundesregierung einen weiteren Schritt zur Förderung junger Unternehmen in Deutschland machen. Das Gesetz soll vor allem die steuerlichen Hürden bei der Beschaffung von frischem Kapital beseitigen. „Künftig kann es Unternehmen damit noch besser gelingen, Investoren für innovative Geschäftsmodelle zu gewinnen“, erklärt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). bmwi.de
10 / berlinvalley.com
Das im Sommer in Berlin gegründete Speditionsstartup Freighthub der Brüder Ferry und Fabian Heilemann sowie Erik Muttersbach und Michael Wax hat in seiner ersten Finanzierungsrunde drei Millionen US-Dollar eingesammelt. Unter den Investoren finden sich VCs wie Global Founders Capital, der Fonds von Rocket Internet, sowie Cherry Ventures. freighthub.com
DEUTSCHE BÖRSE ALS VERMITTLER
Ende September startete die Deutsche Börse den Service Venture Match: Der Dienst soll Finanzierungsrunden zwischen Wachstumsunternehmen und potenziellen Geldgebern vermitteln und baut auf dem Venture Network auf, das die Deutsche Börse bereits im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat. „Mit Venture Match bringen wir Wachstumsunternehmen und Investoren auf einer neutralen Plattform zusammen“, sagt Hauke Stars, Vorstandsmitglied der Deutschen Börse AG. venture-network.com
HOHE ZIELE UND NEUES GELD FÜR OUTFITTERY Outfittery will seine Position im Curated-Shopping-Bereich weiter ausbauen. Dafür erhält das Unternehmen 22 Millionen Euro aus einer Finanzierungsrunde, an der sich auch Octopus Ventures und der U-Start-Club beteiligt. Insgesamt konnte das Startup mehr als 55 Millionen US-Dollar einsammeln und wird auf 100 Millionen US-Dollar bewertet. outfittery.de
Fotos: Local Motors, Home24, FreightHub 2016, Outfittery
SCHÄUBLE: „BESSER INVESTOREN GEWINNEN“
DREI MILLIONEN DOLLAR FÜR FREIGHTHUB
Anlagestatus pro Investm MELDUNGEN
Volumen pro Investmentsegment
FÜNF JAHRE CROWDINVESTING IN DEUTSCHLAND Volumenbetrachtung Zeitraum: bis 08/2016 5 Jahre09/2011 Crowdinvesting
Deutschland | 09.2011 - 08.2016
70
70.000.000
Startup
125,6 Mio. €
60
60.000.000
Anlagestatus 62,5pro Investmentsegment
46,9 Mio. €
50
Volumenbetrachtung | 09.2011 - 08.2016 1,3%
ERSTER DIGITALER SPIEGEL AUF DER IFA PRÄSENTIERT Auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung zog Dirror im wahrsten Sinn des Wortes einige Blicke auf sich. Der multimediale Spiegel des gleichnamigen Startups (ein Joint Venture der Deutschen Gesellschaft für Multimediale Kundenbindungssysteme aus Berlin und der Jenaer Ironshark GmbH) ist im Prinzip nichts anderes als ein hochspiegelndes Windows-10-Tablet mit Holzrahmen. Insofern stehen nach dem Einschalten im Prinzip alle Apps zur Verfügung, die sich mit dem Betriebssystem installieren lassen. Dirror gibt es in den Varianten S (10,1 Zoll), M (23 Zoll) sowie L (27 Zoll) und kostet zwischen 590 und 1490 Euro. dirror.com
40
30
30.000.000 0,2%
AMAZON VERKAUFT KUNSTHANDWERK Amazon hat ausgewählte Kunsthandwerker in einigen europäischen Ländern eingeladen, ihre Werke auf der Plattform zu verkaufen. Es ist wahrscheinlich, dass der E-Commerce-Riese unter dem Label „Handmade“ bald Dawanda und Co. Konkurrenz macht. amazon.de
MEHR LEBENSMITTEL VON ROCKET INTERNET
Zusammen mit der irischen Kerry Group arbeitet Rocket Internet an einem weiteren Lebensmittel-Service. Das an Bofrost angelehnte und Everdine genannte Konzept: Kunden können sich alle zwei Wochen mit tiefgefrorenen Gerichten beliefern lassen. rocket-internet.com
VIELE INTERESSENTEN FÜR TWITTER
Fotos: Dirror
Twitter zieht offenbar einige Kaufinteressenten an. Neben Google und Salesforce sollen auch Disney (meldet Bloomberg) und Microsoft (berichtet CNBC) Interesse an dem Unternehmen zeigen. Twitter war an der Börse zuletzt rund 16 Milliarden Dollar wert. twitter.com
0,2%
20
20.000.000
12,1 Mio. € 83,4%
10
16,6%
62,5 Mio. €
46,9 Mio. €
83,3%
83,4%
Energie
Energie
4,9%
1,8%
Stand: 31.08.2016
Aktiv Rückkaufangebot
Zurückgezahlt
83,4
Unbekannt Ausfall
KMU
Film
8,1%
12,1 Mio. €
2,6 Mio. €
99,8%
85,2%
46, Mio
32,4%
1,5 Mio. €
4,9%
1,8%
KM
67,6%
Deutliche Unterschiede in den Ausfallraten
10.000.000
Crowdinvest-Erfolgsmonitor: 5 Jahre Crowdinvesting Deutschland
2,6 Mio. €
Startup Startup
Energie Energie
Immobilien Immobilien
12,1 Mio. KMU €KMU
kleine und mittelst. Unternehmen
Quelle: Cowdinvest-Erfolgsmonitor/crowdfunding.de
Crowdinvest-Erfolgsmonitor: 5 Jahre Crowdinvesting Deutschland
Facebook-Chef MARK ZUCKERBERG rechnet im Interview mit Y Combinator mit der Startup-Szene ab. ycombinator.com
Noch nicht spruchreif
Immobilien
3,6% 2,1%
9,7%
83,3%
„ES IST BIZARR, WENN LEUTE EIN STARTUP GRÜNDEN, BEVOR SIE ENTSCHIEDEN HABEN, WAS SIE MACHEN WOLLEN“
PSSST!
Mio. € Startup
40.000.000
Mio. 0€
Immob
3,6% 5 Jahre Crowdinvesting Volumen2,1% gesamt 9,7%
1,3%
62,5 Mio. €
50.000.000
| 09.2011 - 08.
83,4%
99,8%
crowdfunding.de 2016 | S. 7
1,5 Mio. € Film Film
crowdfunding.de 2016 | S. 4
2, Mio
85,2
Deutliche Unterschied SO WIRD INVESTIERT Crowdinvest-Erfolgsmonitor: 5 Jahre Crowdinvesting Deutschland
Seit fünf Jahren gibt es Crowdinvesting in Deutschland: eine erste Bilanz Rund fünf Jahre ist es her, dass in Deutschland erste Projekte mittels Crowdinvesting finanziert wurden. Für das Informationsportal Crowdfunding.de ist das Grund genug, zurückzublicken und ein Zwischenfazit zu ziehen. Der sogenannte Erfolgsmonitor hat in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 377 Finanzierungsrunden mit einem Gesamtvolumen von 125,6 Millionen Euro erfasst. Auffällig: Von der erfassten Summe floss ein Großteil in die Segmente Startup (62,5 Millionen Euro) und Immobilien (46,9 Millionen Euro). Energie, kleine und mittlere Unternehmen und Film teilen sich
den restlichen Betrag (16,2 Millionen Euro) auf. Am lukrativsten ist eindeutig ein Investment in Startups: Bei den Unternehmen erzielten Investoren bei erfolgreich zurückbezahlten Projekten eine durchschnittliche Rendite von 27,4 Prozent pro Jahr. Allerdings fielen von den insgesamt 214 StartupInvestment-Runden auch 30 komplett aus – das entspricht 14 Prozent. Für eine abschließende Beurteilung der Chancen und Risiken von Crowdinvestment sei es allerdings trotz umfangreicher Zahlen noch zu früh, erklären die Macher der Studie: So seien mehr als 84 Prozent des Kapitals noch aktiv. crowdfunding.de
BITKOM: STARTUPS WOLLEN WEITER EINSTELLEN
SAP: EINE MILLIARDE DOLLAR FÜR STARTUPS
Deutsche Startups sind in der Regel auf Wachstumskurs. Das geht aus einer Studie des Digitalverbands Bitkom hervor. Laut der Studie hat ein Startup in Deutschland aktuell 15 Mitarbeiter – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 13. So gaben auch 58 der befragen Startups an, im vergangenen Jahr Personal eingestellt zu haben. Nur vier Prozent erklärten, Stellen gestrichen zu haben. Ähnlich optimistisch blickt man in die Zukunft: 72 der Jungunternehmen wollen im weiteren Verlauf des Jahres personell weiter wachsen, nur ein Prozent der befragten Firmen will Stellen abbauen. bitkom.org
Der deutsche Softwarekonzern SAP forciert sein Engagement im StartupBereich. Eine weitere Milliarde USDollar investiert das Unternehmen in den Risikokapitalgeber Sapphire Ventures, dessen einziger Geldgeber SAP selbst ist. Bereits in der Vergangenheit hatte Sapphire Ventures Finanzmittel von 1,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt bekommen und die vornehmlich in den USA investiert. Mit dem frisch gewonnenen Geld will sich der Venture Capitalist aber verstärkt nach hoffnungsvollen Startups in Deutschland umsehen. sapphireventures.com
berlinvalley.com / 11
MELDUNGEN
Neue Rolle
HIN UND WEG Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht? Diese Personalien bestimmen die Startup-Szene
Gwyneth Paltrow zieht nach acht Jahren im Digitalbusiness Bilanz Hollywood-Star Gwyneth Paltrow ist mittlerweile auch eine erfolgreiche Entrepreneurin. Was 2008 mit einem wöchentlichen Newsletter anfing, entwickelte sich schnell zum Lifestyle-Portal Goop. „Ich bin heute verantwortlich für den Lebensunterhalt von mehr als 50 Leuten“, erklärt Paltrow in einem Beitrag für das Karriere-Netzwerk Linkedin. Und damit nicht genug – die 44-Jährige hat große Pläne: „Ich verbringe momentan jede wache Stunde damit, Goop zur weltweiten Nummer eins der Lifestyle-Marken zu machen. Und gleichzeitig versuchen wir profitabel zu werden, bevor unsere Series B zu Ende geht.“ Einen Tipp für alle Gründer hat sie auch parat: „Wenn du im E-Commerce-Business unterwegs bist, ist keine Presse schlechte Presse.“ goop.com, linkedin.com
LIEFERANDO-MUTTER GEHT AN DIE BÖRSE
Takeaway, der niederländische Mutterkonzern des Bestellportals Lieferando, geht an die Börse und kommt mit diesem Schritt dem deutschen Konkurrenten Delivery Hero zuvor, an dem auch Rocket Internet beteiligt ist. Lieferando ist vor allem in den Niederlanden, Polen, Belgien, Deutschland und Österreich aktiv. Der IPO bringt dem Konzern 350 Millionen Euro und lässt die Bewertung auf bis zu 1,12 Milliarden Euro steigen. Zum Redaktionsschluss stand der Ausgabepreis noch nicht fest. corporate.takeaway.com
MERCEDES-BENZ SUCHT STARTUPS
Mercedes Benz sucht clevere Ideen rund um den Transport von Waren und Personen. Zu diesem Zweck starten die Stuttgarter das Programm „Startup adVANce“, das eine Million Euro Startkapital an junge Unternehmen vergeben kann. „Wir suchen nach Partnern, mit denen wir langfristig Innovationen vorantreiben und umsetzen können“, sagt Volker Mornhinweg, Leiter von Mercedes-Benz Vans. Eine erste Bewerbungsrunde läuft bis Mitte Januar 2017. mercedes-benz.com
12 / berlinvalley.com
ZALANDO STARTET INFLUENCER-NETZ
Zalando hat das Netzwerk Collabary gestartet. Hier sollen in erster Linie Social Media Influencer mit Agenturen und großen Marken – zunächst hauptsächlich aus dem Bereich Mode – zusammengebracht werden. Vielversprechend: Mit Converse, G-Star und Nike sind einige Größen der Branche von Anfang an im Pool der Marken. Rund 500 Internet-Stars stehen ihnen auf der Seite der Influencer gegenüber. In den USA funktioniert das Modell bereits – Vorbilder sind Tapinfluence und The Shelf. collabary.com
JOST KÜNZEL WECHSELT ZU ZINSLAND
PETER BORCHERS WIRD CEO BEI ALLIANZ X
JIMDO BEKOMMT EINEN NEUEN COO
DAGMAR BOTTENBRUCH HEUERT BEI CROSSLEND AN
JOCHEN CASSEL SOLL MOVINGA AUFRICHTEN
Christian Hardenberg übernimmt zumindest vorübergehend eine Doppelrolle. Neben seiner Tätigkeit als CTO bei Rocket Internet wird er nun auch CTO der Lieferplattform Delivery Hero, bis die Position permanent besetzt wird. rocket-internet.com
Erst kürzlich gründete die Allianz den Ableger und Company-Builder Allianz X. Das Unternehmen bekommt jetzt mit Peter Borchers einen neuen CEO. Der Gründer und Angel-Investor kommt vom Telekom-Inkubator Hubraum. allianzx.com
Jost Künzel ist künftig Chief Technology Officer bei Zinsland, einer Crowdinvesting-Plattform für Immobilien. Zuvor war er sechs Jahre als Teamleiter in der Softwareentwicklung bei der Hamburger Spiele-Schmiede Innogames tätig. zinsland.de
Neil Bainton heuert als neuer COO beim Hamburger WebsiteBaukasten Jimdo an. Bereits seit 2015 war er Teil des Board of Directors. Zuvor wirkte der 56-Jährige über sieben Jahre bei Mailchimp – zuletzt ebenfalls als COO. jimdo.com
DAS HAPPYLAB ÖFFNET IN BERLIN
In Wien nutzen Tüftler bereits seit sechs Jahren das Happylab. Jetzt startet die Ideenschmiede in Berlin. In Wedding hat Ende September eine Filiale der Maker Community eröffnet. In den Räumlichkeiten stellt das Happylab unter anderem 3D-Drucker, elektronische Fräsen und Cutter zur Verfügung. „Mit dem Happylab wollen wir allen Menschen die Möglichkeit geben, sich selbst auszuprobieren und eigene Projekte in die Tat umzusetzen“, sagt Co-Founder Karim Jafarmadar. happylab.de
Dagmar Bottenbruch ist ab sofort neuer Co-CEO bei Crosslend, einem Online-Marktplatz für Kreditvermittlung. Vor ihrer Tätigkeit bei dem FintechUnternehmen war Bottenbruch als Angel-Investor und Beraterin für Startups tätig. crosslend.com
Jochen Cassel soll dem krisengeschüttelten UmzugsStartup Movinga als Finanzchef wieder auf die Beine helfen. Der Manager ist ein erfahrener Mann, war zuvor als Head of Financial Reporting bei Zalando tätig. movinga.de
Fotos: Jason/Flickr (CC BY-NC 2.0), Hannes Meier, Zinsland, Hubraum, Jimdo, Crosslend, Movinga
TIPPS AUS HOLLYWOOD
DOPPELROLLE FÜR CHRISTIAN HARDENBERG
MELDUNGEN
DATES
Unser Gewinner
Wo man sich jetzt noch bewerben kann
15.10.
CODE-ANALYSE GEWINNT
20.10.
Fotos: Hasso-Plattner-Institut
Sieger beim HPI Businessplan-Wettbewerb behebt Software-Fehler
Über einen Preis im Wert von 100.000 Euro kann sich Feram, das Siegerteam des vierten Businessplan-Wettbewerbs des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) freuen. Die Studenten Adrian Sieber und Benjamin Karran gewannen die Ausschreibung mit einem Programm, das automatisch Fehler im Code von Software findet und diese nach Möglichkeit auch gleich behebt. Mit Feram würden Firmen Zeit und Geld sparen, erklärte Sieber. Die einfache Integration hebe das Produkt zudem von der Konkurrenz ab. „Wir werden den Preis dazu nutzen, weitere Module im Programm zu implementieren und erste Kunden zu gewinnen“, erklärte Karran. Insgesamt hatten sich 27 Gründer auf den Preis beworben, drei Teams zogen ins Finale Anfang September ein, das letztlich Feram für sich entscheiden konnte. Das Preisgeld stammt aus dem HPI Seed Fund. hpi.de
27.10.
ANZEIGE
TECHSTARS: Das Förderprogramm von Techstars richtet sich an Unternehmen, die sich schon einen Namen auf dem Markt gemacht haben. Vornehmlich sucht Techstars nach Startups aus dem Technologie-Sektor. Unternehmen, die in das Programm aufgenommen werden, erhalten unter anderem 100.000 Dollar und durchlaufen ein 90-tägiges Förderprogramm. techstars.com DEEP TECH AWARD: Im Rahmen der Landesinitiative „Projekt Zukunft“ und der Kampagne für den IT-Standort Berlin „Log in. berlin.“ werden Lösungen und Produkte im Bereich Internet of Things (IoT) gesucht, die sich vor allem durch einen hohen Innovationsgrad auszeichnen. Das Preisgeld beträgt 60.000 Euro. Bewerbungsschluss ist der 20. Oktober, die Preisverleihung findet am 9. November statt. sibb.de PLAY: Der Open Innovation Hub von Sky Deutschland ist auf der Suche nach überzeugenden Konzepten im Bereich Entertainment. Bewerber haben dabei nur fünf Minuten, um ihr Konzept vorzustellen. Wenn es die Juroren überzeugt, bietet Sky die Möglichkeit, das Konzept in einem sechsmonatigen Programm mit Experten weiter auszuarbeiten. Zu Beginn gibt es zudem eine Prämie von 25.000 Euro. play-hub.de
KOLUMNE
WIR MÜSSEN UNS NEU ERFINDEN Die Automobilindustrie steht vor großen Herausforderungen. Startups können Teil der Lösung sein TOM KIRSCHBAUM
KAY LINDEMANN
ist Gründer und Geschäftsführer von Door2door. Das Startup hat die Mobility-App Ally und den Alligator Shuttle entwickelt. Der Volljurist engagiert sich außerdem seit 2014 im Vorstand des Bundesverbands Deutsche Start ups (BVDS) und ist der Sprecher der Fachgruppe „Future Mobility“. door2door.io
ist seit 2010 Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Nach Jura-Studium und Promotion war er ab 2002 in verschiedenen Positionen für den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) tätig. Im Jahr 2008 kam er zum VDA und koordinierte zunächst die politische Arbeit des Verbands. vda.de
FLEXIBLE MOBILITÄTSSYSTEME Menschen werden Autos flexibler nutzen als bisher – individuell zugeschnitten auf den jeweiligen Nutzungsanlass. Der Antrieb der Fahrzeuge wird, vor allem in Städten, immer elektrischer. Auch der klassische Nahverkehr verändert sich. Das bisherige statische, unflexible System wird sich datengetriebenen, nachfragebasierten Angeboten öffnen. Busse werden nicht mehr feststehenden Routen folgen, sondern die Fahrgäste an ihrem jeweiligen Standort einsammeln und in der Nähe ihrer Destination absetzen. Gesteuert werden sie durch intelligente Algorithmen. Automobilhersteller und öffentliche Verkehrsgesellschaften müssen sich annähern. Inseldenken passt ebenso wenig in die Landschaft wie ideologischer Verkehrsträgerkampf. Automatisierte Fahrfunktionen und das vernetzte Fahren sind Ausdruck der digitalen Transformation. Es ist keine Utopie, dass Autos untereinander Informationen austauschen, mit der Infrastruktur kommunizieren, ihren Platz im Parkhaus allein finden oder Paketsendungen „selbstständig“ annehmen. In diesen Markt künftiger Mobilität drängen derweil große IT-Unternehmen ebenso wie viele junge Technologiefirmen und Startups in aller Welt. Anspruch von Mobilitätstechnologie made in Germany muss es sein, für diese neuen Szenarien und Anwendungsfälle führende Lösungen anbieten zu können. Wir sind überzeugt: Unsere Wirtschaft verfügt über exzellente Voraussetzungen, um das zu leisten.
14 / berlinvalley.com
KOOPERATION VON INDUSTRIE UND STARTUPS Die Digitalisierung geht in vielen Fällen mit disruptiver Innovation einher, das heißt, Industrien werden auf den Kopf gestellt, manche Geschäftsmodelle werden ersetzt, neue Produkte und Märkte entstehen. Dieser radikalen Innovation ist immanent, dass sie mit einer Kannibalisierung etablierter Akteure einhergehen kann. Mit anderen Worten: Wir müssen uns neu erfinden. Strukturen, Prozesse und Anreize etablierter Unternehmen sind oft seit Jahrzehnten auf die Fortentwicklung und nicht auf die Infragestellung von Bewährtem ausgerichtet. So ist die Automobilindustrie von mehrjährigen Zyklen neuer Modelleinführungen geprägt, nicht von Updates im Wochen- oder Monatsturnus. Jedes neue Modell und jede neue Komponente müssen bei Markteinführung serienreif und auf Herz und Nieren getestet sein. Diesem Anspruch verdanken deutsche Ingenieure ihren weltweit guten Ruf. Das sequenzielle Entwickeln oder das absichtlich unausgereifte Minimal Viable Product (MVP), wie sie moderne Softwareunternehmen und Startups gleichermaßen prägen, liegen noch nicht in ihrer DNA.
INNOVATIONSFREUNDLICHE BEDINGUNGEN Startups sind deshalb die ideale und notwendige Ergänzung interner Forschung und Entwicklung. Sie agieren ohne traditionelle Prozesse und Strukturen, ohne etablierte Geschäftsmodelle, ohne gewohnte Anreizsysteme. Die Zusammenarbeit mit Startups kann mehrere Ebenen umfassen: vom gemeinsamen Evaluieren von Produktideen über die Entwicklung von Prototypen bis zu Kooperationen, in denen die etablierten Unternehmen Kunden von Startups werden. Dem US-amerikanischen Beispiel folgend sollte auch eine Beteiligung an oder die Übernahme von Startups originärer Teil der Innovationsstrategie etablierter Firmen sein. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Accenture aus dem Jahr 2015 bestehen für die deutsche Industrie Umsatzpotenziale von rund 100 Milliarden Euro aus der Kooperation mit Startups bis zum Jahr 2020. Dazu ist auch eine kulturelle Transformation innerhalb der Unternehmen hin zu mehr Risikofreude, Wagnis und Fehlertoleranz nötig. Die Gründung von immer mehr Inkubatoren, Data Labs und Innovation Hubs sind
Schritte in die richtige Richtung, die konsequent fortgesetzt und Teil der Unternehmenskulturen werden müssen. Die Entwicklung und auch die Anwendung von Mobilitätsinnovationen brauchen die passenden politischen Rahmenbedingungen. Deutschland muss den Anspruch haben, die schnellsten Übertragungsgeschwindigkeiten für Daten zu gewährleisten, denn der Breitbandausbau ist ein wesentlicher Standortfaktor. Daten sind elementare Grundlage jeder digitalen Innovation, von Konnektivität über Big Data bis zum automatisierten Fahren.
GESCHWINDIGKEIT RECHNUNG TRAGEN Ferner muss das deutsche und europäische Recht innovationsfreundlich sein. Digitale Innovationen entstehen nicht im Labor, sondern werden im Markt getestet und kontinuierlich weiterentwickelt. Dieser Prozess muss möglich sein im Heimatmarkt, damit Deutschland sich auch in der Anwendung von Innovation als Technologieführer positionieren kann. Auch unser Personenbeförderungsrecht ist noch auf eine Zeit zugeschnitten, in der öffentlicher Nahverkehr ausschließlich Teil der kommunalen Daseinsvorsorge war und Bürger vor unübersichtlichen Tarifen und ortsunkundigen Taxifahrern geschützt werden mussten. Klar ist: Der Rechtsrahmen muss der Agilität und Geschwindigkeit von Innovation Rechnung tragen und gleichzeitig hinreichende Sicherheit für die Menschen sowie die Bewahrung legitimer Strukturen bieten. Die öffentliche Hand ist dabei nicht nur aufgerufen, als Gesetzgeber für Rechtssicherheit und Innovationsfreundlichkeit zu sorgen. Die Ausstattung von staatlicher Infrastruktur, zum Beispiel Ampeln und Verkehrsschilder, mit moderner Kommunikationstechnologie ist neben dem zügigen Breitbandausbau ein ebenso wichtiger Beitrag wie die Bereitstellung von Mobilitäts- und Verkehrsdaten im Bund, in den Ländern und in den Kommunen. Das tut das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur mit dem Datenportal Mcloud seit Kurzem auch. Wenn beides entschlossen geschieht – also das Umdenken und das Handeln aller Beteiligten in der Industrie, der Politik und in den Startups – kann Deutschland zuversichtlich auf die kommenden Jahre als eine Periode erfolgreicher Mobilitätsinnovation made in Germany blicken.
Fotos : Door2Door, VDA
A
utomobiltechnologie made in Germany ist weltweit begehrt. Sie bietet Innovation, Sicherheit und Qualität. Gleichzeitig steht die Automobilindustrie insgesamt vor großen Herausforderungen. Die Digitalisierung hat enormen Einfluss auf unsere Mobilität und auf ganze Verkehrssysteme. Das Auto als Vehikel wird für den Großteil der Bevölkerung elementar bleiben. Gleichzeitig pflegen junge Städter einen pragmatischen Mobilitätsstil. Sie bewegen sich – selbst wenn sie ein eigenes Auto besitzen – multimodal. Emissionen, Parkplatznot und begrenzter urbaner Raum erfordern neue Konzepte wie Carsharing, Carpooling und unterschiedliche Formen von software- und applikationsgestützten Produkten.
Yan Song IT A er-Sales & Parts, China (Peking)
ANZEIGE DAIMLER
NAME: Siemens AG
GRÜNDUNG: 1847
GRÜNDER: Johann Georg Halske, Werner von Siemens
MITARBEITER: 348.000
STANDORTE: Berlin und München
SERVICE: Siemens ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit dem Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Das Unternehmen ist in mehr als 200 Ländern tätig und setzte im Geschäftsjahr 2015 75,6 Milliarden Euro um. siemens.com
„WIR BRAUCHEN MENSCHEN, DIE ANDERS TICKEN“ Siemens startet mit Next47 eine neue Einheit für Startups. Vorstand Siegfried Russwurm erklärt warum Herr Russwurm, wo spürt Siemens die Disruption am stärksten? Der größte Treiber für Disruptionen ist die Digitalisierung. Sie trifft uns überall. Durch sie buchstabieren sich die Themen Energiesysteme, öffentliche Infrastruktur, Mobilität oder auch Gesundheitssysteme ganz anders. Diese Diskussion haben wir auch auf der politischen Ebene. Viele Leute aus der Startup-Szene sagen: ‚Erzähl mir nicht, wie das in der Vergangenheit war. Das hält mich nur auf. Wir machen es sowieso anders.‘ Diesen Teil von Innovation, muss Siemens genauso verstehen wie die konventionellen Innovationsprojekte. Dafür brauchen wir aber Menschen, die anders ticken. Die holen wir von außen. Wir finden jedoch auch unter den 350.000 Siemensianern genug Leute, die sagen: ‚Hey, ich habe da was anderes im Kopf.‘
16 / berlinvalley.com
Wie haben Sie bisher mit Startups zusammengearbeitet? Wir haben da eine ziemlich lange Tradition. Die ersten Wurzeln reichen bis in die Mitte der 90erJahre zurück. Seit dieser Zeit haben wir beispielsweise einen Startup-Outpost im Silicon Valley. Und wir haben seither eine Vielzahl an gemeinsamen Projekten mit Startups erfolgreich gemacht, aber immer im Auftrag unserer operativen Einheiten. Was waren das für Projekte? Der Auftrag war: ,Mischt euch unter die Szene, hört euch um, was es Neues gibt, und schaut, ob man neue Lösungen in unseren Produkten verwenden kann.’ Nehmen Sie etwa unsere Simulationssoftware, mit deren Hilfe man Maschinen, ganze Anlagen und die Menschen darin in Virtual Reality sehen kann – bevor die erste Schraube eingedreht wird. Wir nennen das digitaler Zwilling. Die Simulation ist so realitätsnah, weil die Physics Engine von einem Startup aus dem Silicon Valley stammt. Sie wurde eigentlich für die Video-Gaming-Industrie entwickelt. Unsere Kollegen haben schnell erkannt, was da technologisch drinsteckt, und sie in unsere Simulation eingebaut. Dafür haben wir eine Lizenz erworben.
Was haben Ihre Kunden dazu gesagt? Das ist denen egal, solange Siemens dafür sorgt, dass es funktioniert. Wir waren eine Art Brückenbauer. Wir haben auch Firmen aus der Startup-Szene gekauft – und zwar dann, wenn wir überzeugt waren, dass ein großer Teil ihres Geschäfts im SiemensKontext noch besser laufen würde. Wir haben eine ziemlich gute Vertriebsmannschaft überall auf der Welt. Und viele Startups scheitern nicht zuletzt am Vertrieb. Außerdem haben wir uns an einer ganzen Menge von Startups beteiligt, um auch so an neuen Geschäftsideen oder Technologien teilzuhaben. Warum starten Sie jetzt Next47? Die neue Einheit soll unsere Startup-Aktivitäten bündeln und auf eine neue Stufe heben. Next47 gibt uns mehr Unabhängigkeit, um erfolgreich in der Szene unterwegs zu sein und Themen anders anzugehen, als wir das bei Siemens bislang tun. Was ist Next47: Inkubator, Accelerator, Investor? Die entscheidende Frage ist: Inwiefern muss Next47 anders sein als die anderen Inkubatoren? Geld allein ist nicht alles, Geld ist da. Es gibt viele,
INTERVIEW
Die Lizenz zum Scheitern: Ein guter Indikator für den Erfolg von Next47 wird sein, ob auch Themen scheitern, sagt Siegfried Russwurm, sonst sei die Truppe nicht mutig genug.
die in die Startup-Szene investieren wollen. Nur weil wir eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren investieren, macht uns das nicht anders. Aber wer in Themen wie Logistik, Produktion und große technische Systeme rein will, dem können wir viel bieten. Wir haben mehr als 300 Werke in der Welt. Wenn jemand zum Beispiel eine Lösung hat, die Werkzeuge in einer Fabrik ,wiederfindbar’ macht, dann können wir das in einer unserer Fabriken testen. Next47 ist also ein Inkubator? Wahrscheinlich wäre Business Angel der bessere Begriff. Wir wollen nicht noch einen Inkubator aufmachen, sondern eher mit Inkubatoren zusammenarbeiten. Wir wollen eher Business Angel in dem Sinn sein, dass wir Rat geben. Wenn ein Startup zum Beispiel einen Brief bekommt von einem großen Konzern, der mit seinem Patent wedelt und erklärt: ‚Du betrittst gerade vermintes Gelände, du verletzt mein Patent.‘ Was kann ein Startup da machen? Da gibt es zwei generische Optionen. Erstens: ,Okay ich mach’ es halt nicht.’ Oder zweitens: ‚Mir egal, wir machen es und schauen dann.’ Wir bieten eine dritte Option. Wenn jemand seine 200 Anwälte losschickt – die haben wir auch. Wie sieht die neue Einheit aus? Der erste Anlaufpunkt für Next47 ist eine Webpage. Hinter der Organisation stehen knapp 100 Leute. Das sind erst mal die, die bisher bei Siemens schon mit Startups weltweit zusammengearbeitet haben. Wir wollen aber auch neue Leute von außen anheuern, die sich in dieser Szene auskennen. Wahrscheinlich haben wir nicht alle Kompetenz, die man braucht, schon heute an Bord. Auch hier verbinden wir das Beste aus zwei Welten. Und so ergänzen wir unsere Experten um qualifizierte Leute aus der Startup-Szene. Wir haben eine gute Home Base dort, wo wir bisher auch schon waren, in Berkeley, Schanghai und München, zusätzlich ein kleines Büro in Tel Aviv. Und wir werden weitere Büros eröffnen. Wir überlegen zum Beispiel, Südamerika in den Fokus zu nehmen.
Wie risikobereit sind Sie? Wir suchen nach einem anderen Zugang zu den Dingen, einem Zugang, der unser bestehendes Geschäft richtig angreifen kann. Es ist besser, das selber zu verstehen und im Zweifelsfall selber zu tun, als zu sagen: ‚Das wird nie passieren.’ Ich sage immer zu meinen Entwicklern: ‚Nie ist in der Innovation ein verbotenes Wort.‘ Siemens hat rund 32.000 Entwickler. Was sagen die zu Next47? Bei 32.000 Leuten gibt es alle möglichen Gefühle und Spielarten. Die Guten verstehen es und sind hochgradig interessiert, zu lernen und zu schauen, was wir von Next47 übernehmen sollten. Es gibt natürlich auch eher konservativ Gestrickte, die sagen: ‚Das ist doch Spielerei!‘ Der Extremfall ist, wenn Leute sagen: ‚Hey, wir müssen hier sparen und die kriegen eine Milliarde Spielgeld.‘ Auch damit muss man umgehen. Meine Antwort darauf ist sehr klar: Es ist kein Spielgeld, es ist Investitionsgeld für die Zukunft!
„NEXT47 GIBT UNS MEHR UNABHÄNGIGKEIT“ Was muss ein Startup für Next47 mitbringen: Reicht ein Gründer, der eine tolle Idee hat, oder muss da schon ein Prototyp sein? Einen Prototypen braucht es nicht. Wir haben ganz bewusst gesagt: Wir sind offen. Das kann eine überzeugende Idee sein und ein Gründer, der sagt: ‚So stelle ich mir das vor.‘ Zunächst muss es dann darum gehen, den Proof of Concept zu bekommen oder den Businessplan auszuarbeiten. Wie messen Sie den Erfolg von Next47? Das ist eine interessante Diskussion, die in der Szene tobt. Wir haben uns viele Meinungen angehört und unseren eigenen Plan gemacht. Erstens: Next47 soll auch wirtschaftlich erfolgreich sein. Mit dem Argument von Strategie und Langfristigkeit kann man zwar entschuldigen, warum Dinge finanziell nicht funktionieren, aber es ist ein schwacher Ansatz.
SIEGFRIED RUSSWURM ist seit Januar 2008 Mitglied im Vorstand der Siemens AG und Chief Technology Officer des Unternehmens. Der 53-Jährige arbeitet seit 1992 für Siemens, viele Jahre davon in verschiedenen Positionen im Bereich Medizintechnik. Russwurm stammt aus Oberfranken und hat an der Universität Erlangen-Nürnberg Fertigungstechnik studiert.
Die Truppe von Next47 sollte schon zeigen, dass Wert generiert wird. Doch Next47 wird nicht allein auf den monetären Wert optimiert. Es gibt noch einen zweiten Aspekt: Ist die Truppe disruptiv genug? Wenn die Sache nur finanziell incentiviert ist, besteht das Risiko, dass alles Late Stage und Safe Bets sind. Deshalb wird es auch ein Expertengremium geben. Das wird kein formeller Aufsichtsrat sein, aber wir haben einen kleinen Zirkel von Leuten aus der Szene als Berater. Die geben ein Votum ab, ob die Truppe mutig genug ist. Ein guter Indikator dafür wird sein, ob es auch Themen gibt, die scheitern. Zugegeben, das ist für Siemens eine ziemlich ungewohnte Entwicklung. Wie wird das Siemens verändern? Unser Geschäft, die Märkte und die Menschen ändern sich. Auch Siemens muss sich ändern. Im konventionellen Geschäft müssen wir aber mit der Veränderungsgeschwindigkeit vorsichtig sein. Das ist das alte Innovator-Dilemma: Wann schaltest du um? Du hast neue Kunden, die du anders bedienen musst, aber du hast natürlich auch ganz viele Kunden, die eher konventionell sind. Das Gespräch führte Corinna Visser.
Ein Startup aus dem Siemens Portfolio: Magazino aus München baut Roboter für die Logistik.
NEXT47
Fotos: Jann Venherm, Siemens AG
Neustart nach 170 Jahren Siemens wurde 1847 in einem Hinterhof in Berlin-Kreuzberg gegründet. Mit Next47 versucht das Unternehmen, diesen Gründergeist neu zu entfachen. Die eigenständige Einheit mit Sitz in München hat ihre Arbeit am 1. Oktober 2016 aufgenommen. Sie soll disruptive Ideen fördern und neue Technologien in den Feldern künstliche Intelligenz, autonome Maschinen, dezentrale Elektrifizierung, vernetzte Elektromobilität und Blockchain-Anwendungen vorantreiben. Das Unternehmen ist überzeugt, dass in diesen fünf Bereichen viel und vor allem anderes passiert, als es Siemens bisher gemacht hat. Mehr Informationen: next47.com
berlinvalley.com / 17
N E U E S TA R T U P S
WIR SIND DIE NEUEN Täglich entstehen neue Ideen und Startups in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor
KUNST MIT EINEM FINGERTIPP Die App Wizart verändert Fotos so, dass sie wie Kunstwerke aussehen. Die Nutzer können dabei zwischen den Stilen verschiedener Künstler wählen. Die Fotos werden nicht auf einem Server gespeichert, sondern lokal auf dem Smartphone. Bisher gibt es die App nur für Android, ab Ende des Jahres soll die Anwendung auch auf dem iPhone zu haben sein. wizartapp.com
LUNCHKULTUR
KULINARISCHE STADTTOUR Auf zurzeit neun Touren können sich Foodies mit Bitemojo durch Berlin bewegen und an jeweils sechs sogenannten Bitestops Halt machen, um die lokale Küche zu probieren. Die Teilnehmer lernen auf diese Weise die Stadt von einer anderen Seite kennen. In Israel sind die Touren bereits ein Erfolg, jetzt expandiert das Startup in europäische Großstädte. bitemojo.com
IHR HABT GERADE EIN STARTUP GEGRÜNDET? MELDET EUCH: news@berlinvalley.com 18 / berlinvalley.com
Fotos: Lunchio, Kfir Harbi/bitemojo, Sören Schaper/Flickr.com CC BY 2.0, Absome, Wizart, Canary
Gutes Mittagessen ohne lange Wartezeiten, das will Lunchio möglich machen. Auf der Website kann man teilnehmende Restaurants suchen, Kollegen einladen, das Essen bestellen und bezahlen. Im Restaurant wird es dann direkt serviert. Unternehmen können über Lunchio einen steuerlich absetzbaren Zuschuss zum Mittagessen gewähren. lunchio.de
TIPPS FÜRS SMART HOME Auf der Plattform Tink finden Kunden Bewertungen, Testberichte und Installationsvideos für Produkte im Bereich Smart Home. Geräte der Kategorien Sicherheit, Heizung, Entertainment und Lifestyle werden nach verschiedenen Kriterien bewertet, unter anderem Preis, Installation, Design, Zuverlässigkeit und Datenschutz. Der Score steht prominent neben den Produkten. tink.de
PERSONAL TRAINING ÜBERS SMARTPHONE Das bayrische Startup Absome will Personal Training mobil und bezahlbar machen. Nutzer können sich ihren Trainer aussuchen und dann über Chat oder Videocall gemeinsam einen Ernährungs- und Sportplan ausarbeiten. In der App lassen sich alle Pläne abrufen. Außerdem stellt Absome Videoanleitungen für Sportübungen zur Verfügung. absome.com
GROWTH HACKING TRADITIONAL MEDIA
3 NOVEMBER 2016 BERLIN Find out more at
www.scale16.co
The top conference on driving digital brand growth with international TV, radio and OOH
Digital brands meet media
International speakers
Aftershow networking
GET YOUR TICKET NOW!
VERKAUFEN STATT STORNIEREN Die Stornogebühren für Reisen sind sehr hoch. Den Urlaub auf jemand anderen zu übertragen, ist dagegen wesentlich günstiger. Diese Lücke nutzt Alcandia und bietet die passende Plattform. Wer eine Reise nicht antreten kann, bekommt so einen größeren Teil seines Geldes zurück und Schnäppchenjäger haben die Möglichkeit, unkompliziert und günstig die Welt zu entdecken. alcandia.de
Texte: Anna-Lena Kümpel
Exclusive
50% discount: CODE: STARTUP bit.ly/SCALE16discount
N E U E S TA R T U P S
ELEVATOR PITCH Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens. Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!
SERVICE: Bynd bündelt die Informationen aus verschiedenen Apps in einem einheitlichen Newsfeed.
GRÜNDER: Manuel Meurer GRÜNDUNG: Oktober 2015 uplink.tech PITCH: Viele Unternehmen arbeiten regelmäßig mit Freelance-Entwicklern zusammen. Die Suche nach diesen Freelancern ist oft chaotisch, und es ist dem Zufall überlassen, ob und wie schnell sie jemanden finden und wie professionell dieser jemand ist. Job Boards sind meist auf Festanstellungen fokussiert, und Personalvermittler können die Entwickler oft nicht einschätzen. Uplink ist die Lösung: Ein Netzwerk für professionelle Freelance-Entwickler, das den Firmen hilft, den perfekten Kandidaten für die eigenen Anforderungen zu finden. Das Matching funktioniert über ein persönliches Gespräch mit uns, und wir finden den besten Entwickler für die Bedürfnisse jedes Unternehmens. Für die Zukunft sind Events, ein eigener Steuerund Rechnungs-Service für Freelancer und viele weitere tolle Sachen geplant!
GRÜNDER: Ömer Akyürek, Maciej Podjaski, Onur Witt GRÜNDUNG: Dezember 2014 byndapp.com PITCH: Jeder kennt das Problem des Informationsüberflusses. Wir nutzen jeden Tag zu viele Geräte wie Smartwatch, Tablet oder Smartphone. Auf diesen Geräten haben wir eine hohe Zahl an Apps installiert, die jeden Tag eine Flut an Nachrichten schicken. Mit Bynd haben die Nutzer endlich die Möglichkeit, alle ihre Lieblingsapps in einer Informationsquelle zu bündeln. Unser Team ist seit Jahren befreundet und hat bereits an vielen verschiedenen App-Projekten gearbeitet. Das langfristige Ziel ist, den Nutzern eine App für alle Plattformen und Apps zu bieten. Kunden werden die Möglichkeit haben, Apps wie Gmail, Wetter oder den Kalender zu bündeln. Bynd wird die einfachste und effizienteste Art sein, relevante Informationen zu konsumieren – egal ob Youtube-Videos, E-Mails oder Instagram-Posts.
WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN? MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com
SERVICE: Exporo bietet Kleinanlegern Zugang zu Immobilieninvestments und bietet so die Möglichkeit auf bis zu sieben Prozent Rendite. GRÜNDER: Björn Maronde, Tim Bütecke, Julian Oertzen, Simon Brunke GRÜNDUNG: November 2014 exporo.de PITCH: Mit Exporo demokratisieren wir Immobilien-Investments. Wir gewähren jedem Zugang zu attraktiven und professionellen Projekten. Investments sind ab 500 Euro möglich. Nach kurzen Laufzeiten wird das Investment zuzüglich Rendite von bis zu sieben Prozent ausgezahlt. Seit der Gründung 2014 haben wir 20 Immobilienprojekte mitfinanziert, 22 Millionen Euro Kapital vermittelt und fast sechs Millionen Euro an unsere Anleger zurückgezahlt. Unser Team hat geballte Kompetenz in den Bereichen Immobilien und Finanzen. Durch langjährige Erfahrung sind wir bestens vernetzt. Im Juli haben wir in unserer ersten Finanzierungsrunde 8,2 Millionen Euro erhalten. Damit werden wir unser Team weiter ausbauen und Marketingmaßnahmen umsetzen, um weitere Zielgruppen zu begeistern.
Fotos: Bynd, Exporo, Jack Simanzik/Uplink
SERVICE: Uplink ist ein Netzwerk für professionelle Freelance-Entwickler und hilft Berliner Unternehmen, die besten Entwickler der Stadt zu finden.
MELDUNG
LONDON LÄSST BERLIN HINTER SICH EY Start-up-Barometer: Im ersten Halbjahr floss mehr Risikokapital in die britische Metropole Städteranking Europa: London beim Europa: Deutschland fällt beim Deal-Volumen Investitionsvolumen vorn
auf den dritten Platz zurück
Und der Sieger ist: London. Noch bis vor London liegt vorn: Investitionsvolumen in Millionen Euro Deutschland auf Platz drei: Investitionsvolumen in Millionen Euro Kurzem konnte Berlin damitRisikokapitalinvestitionen werben, die britische Risikokapitalinvestitionen 1.320 2.194 London Großbritannien 1.446 in Europa in 1.031 Europa Metropole als den heißesten Startup-Standort 1.011 1.048 Stockholm Schweden in Europa überholt zu haben. Als Maßstab galt 850 872 Jeweils erstes Halbjahr, Jeweils erstes Halbjahr, 673 957 das Volumen des Risikokapitals, dasin Millionen die Startups Paris Deutschland Investitionsvolumen Euro 449 Investitionsvolumen in Millionen Euro 1.985 in den beiden Städten einsammeln konnten. Hier 520 954 Berlin Frankreich ► Berlin fällt beim Investitionsvolumen ► Während Deutschland 1.459 im ersten Halbjahr 759 hat London Berlin im ersten 2016 weit vom erstenHalbjahr auf den vierten Rang zurück. 2015 aufgrund einiger sehr großer 229 248 Dublin Spanien WährendMünchen die Top 3 – London, Stockholm Finanzierungsrunden beim Finanzierungs46 60 überholt (siehe Diagramme). hält sich auf und Paris – jeweils höhere volumen noch den ersten Platze belegte, 198 238 Cambridge Irland Platz acht in Europa –Investitionsvolumina und ist damitverzeichnen als einzige als im reicht es im ersten Halbjahr dieses Jahres 15 69 Vorjahreszeitraum, ging die nur noch für Platz 3 – hinter Großbritannien 191 199 weitere deutsche Stadt Investitionssumme in den Top Ten. Das ist das Edinburgh Niederlande in Berlin aufgrund der und Schweden (aufgrund einer sehr großen 9 49 fehlenden Großdeals des Vorjahreszeitraums Spotify-Transaktion). Ergebnis des Start-up-Barometers der Prüfungs182 151 München Schweiz um 64 Prozent zurück. 125 105 und Beratungsgesellschaft EY. Die Studie beruht 149 104 ► In Stockholm, Dublin, Edingburgh und Madrid Madrid Finnland 13 175 über 90 Prozent auf jeweils eine auf einer Analyse derentfallen Risikokapitalinvestitionen 88 67 Transaktion, in Cambridge auf mehrere LifeStart-up-Finanzierungsrunden im ersten Europa: Zahl der Start-up-Finanzierungsrunden Naarden Belgien in Europa. Ähnlich wieScience-Deals. jetzt in Schweden waren 0 26 2016:2015 Mehr Deals, wenigerdeutlich Volumengestiegen, Wert aber etwas niedriger es in Berlin aber auchHalbjahr im ersten Halbjahr Mehr Deals: Finanzierungsrunden in Deutschland Weniger Volumen: Finanzierungsrunden in Europa außergewöhnlich große Finanzierungen im Page 8 Start-up-Barometer Deutschland Page 6 Start-up-Barometer Deutschland Risikokapitalinvestitionen WertRisikokapitalinvestitionen Wert dreistelligen Millionen-Bereich für Delivery Hero in Deutschland in Europa Zahl in Millionen Euro Zahl in Millionen Euro und Rocket Internet sowie Kreditech, die für den kräftigen Zuwachs sorgten. Daher sieht EY in der +60% -52% +40% -4% Jeweils erstes Halbjahr, Jeweils erstes Halbjahr, Anzahl und Wert der Finanzierungsrunden Anzahl und Wert der Finanzierungsrunden 6.698 Entwicklung auch keinen negativen Trend. Ein 249 6.400 1.113 1.985 zweiter Blick offenbare►ein positivesstieg Bild: „Immer Deutschlandweit die Zahl der ► Europaweit stieg die Zahl der FinanzierungsRisikokapitalinvestitionen im ersten Halbjahr runden im Vergleich zum ersten Halbjahr mehr deutsche Startups erhalten frisches Kapital, es gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich: 2015 um 40 Prozent, der Gesamtwert 794 156 um 60 Prozent auf 249. der Risikokapitalinvestitionen lag hingegen gibt immer mehr mittelgroße Finanzierungsrunden“, etwa auf Vorjahresniveau. ► Der Gesamtwert dieser Investitionen ging sagt Peter Lennartz, Partner bei EY. Dies zeige, 957 mit einem Volumen allerdings fast ebenso deutlich – um ► Die Zahl der Großdeals 52 Prozent –für zurück. von mindestens 100 Millionen Euro sank dass deutsche Jungunternehmen Investoren so europaweit von 14 im ersten Halbjahr 2015 attraktiv seien wie nie zuvor. Ohne die genannten auf fünf in der ersten Jahreshälfte 2016. In Deutschland sank die Zahl dieser Deals von Einmaleffekte des Vorjahres habe sich das sechs auf null. Investitionsvolumen im ersten Halbjahr 2016 in 1. HJ 2015 1. HJ 2016 1. HJ 2015 1. HJ 2016 1. HJ 2015 1. HJ 2016 1. HJ 2015 1. HJ 2016 Deutschland sogar erhöht. vis Quellen: EY Research, CB Insights, Thomson One – kein Anspruch auf Vollständigkeit
1. HJ 2016
1.Quellen: HJ 2015EY Research, CB Insights, Thomson One – kein Anspruch auf Vollständigkeit
Quellen: EY Research, CB Insights, Thomson One – kein Anspruch auf Vollständigkeit
Quellen: EY Research, CB Insights, Thomson One – kein Anspruch auf Vollständigkeit
Page 3
Page 4
Start-up-Barometer Deutschland
1. HJ 2016
1. HJ 2015
Quelle: EY Start-up-Barometer August 2016
Start-up-Barometer Deutschland
ANZEIGE
NO RISK, NO FUN? Bei DIY-Finanzierungsrunden sollten Gründer einige Punkte beachten. Drei Tipps vom Experten
A
m Anfang brauchen Startups Geld, und Anwälte sind verdammt teuer. Klar, viele Gründer wollen nicht gleich einen Batzen des ersten Investments für Legal ausgeben und riskieren es – mithilfe eines Kumpels, der Jura studiert –, einfach die Seed-Runde selbst auszuhandeln. Boom! Das kann nach hinten losgehen, wenn das Startup abgeht. Die paar tausend Euro, die man vorne raus spart, können zu Millionen werden – in Rot (denkt an Eduardo Saverin). Damit Euch das nicht passiert, die wichtigsten Red Lines. LEAVER CASES Mit Aufnahme eines Investors verlassen die Gründer das Unternehmen nur noch als Good oder Bad Leaver. Man sollte unbedingt verhindern, dass man als Good Leaver seine gevesteten Anteile abgeben muss. Denn der Kaufpreis wird auf Grundlage des Unternehmenswerts ermittelt. Bei den üblichen Methoden ist dieser Wert erst dann positiv, wenn ein positives Ergebnis (EBIT/DA) erzielt wird, was selbst bei erfolgreichen Startups dauern kann (siehe Facebook). Auch superwichtig ist, dass die Bad-Leaver-Fälle klar begrenzt werden auf Fälle, die wirklich bad sind (wie Rausschmiss als Geschäftsführer aus wichtigem Grund
oder freiwilliger Abgang vor Ablauf einer vereinbarten Mindestbleibedauer) und sonst nichts. TAG-ALONG Hierüber könnt Ihr Euch im Verkaufsfalle mitziehen lassen. Das Tag ist Eure Rettungsleine. Auf die solltet Ihr nicht verzichten, auch nicht während einer Vesting- oder Lock-up-Periode. Denn typischerweise könnt Ihr den Verkauf der Firma nicht initiieren. Ihr könnt gegebenenfalls Eure Anteile isoliert verkaufen, aber die Gründeranteile allein kauft eigentlich keiner. Wenn Ihr also nicht dabei seid, wenn der Investor Kasse macht, dann seid Ihr es im Worst Case nie. Das Argument der Investoren, dass niemand ein Startup kauft, wenn die Gründer nicht mit an Bord sind, überzeugt uns nicht – insbesondere beim Verkauf an einen Strategen kann es gut passieren, dass das Startup in den Konzern integriert wird. Dann war’s das mit dem Exit. LIQUIDATION PREFERENCE Die Bewertung ist den Gründern megawichtig. Na klar. Wer möchte schon verwässert werden. Die Bewertung ist auch wichtig. Aber die Liqui-Pref wird oft unterschätzt. Jeder Gründer sollte die Liqui-Pref verstehen und sich selbst eine Excel-Tabelle basteln, die die vertragliche Regelung widerspiegelt, und ein paar mögliche Exit-Erlöse durchspielen. Auch wenn jeder
Gründer davon träumt, dass sein Startup für mindestens 100 Millionen verkauft wird, sollte man auch in einem realistischen Szenario nicht leer ausgehen. Dr. Patrick Auerbach-Hohl, Dr. Alexander Wulff, Katharina Erbe, LL.M. (UC Hastings)
PATRICK AUERBACH-HOHL ist Partner der Berliner Kanzlei BMH BRÄUTIGAM und wird von Juve und The Legal 500 als einer der Top-Anwälte im Bereich Venture Capital in Deutschland empfohlen. Das Team um Patrick berät Startups und Investoren von Gründung an über Finanzierungsrunden bis zum Exit. bmh-partner.com
AUF DEM Drei Investoren bewerten* vier Startups
BENEDIKT KRONBERGER ist Principal bei B-to-v Partners. Benedikt investiert seit circa sechs Jahren aktiv im Venture Capital. Zuvor sammelte er Erfahrungen als Gründer sowie im M&A. b-to-v.com
JULIUS BACHMANN ist bei Redstone für Fintech, Proptech und B2B-SaaS zuständig. Redstone verwaltet sechs Fonds in verschiedenen Phasen und Industrien. redstone.vc
JASPER MASEMANN investiert seit acht Jahren und ist seit 2015 Principal im Berliner Büro von Holtzbrinck Ventures mit Fokus auf alle Arten von B2B-Modellen, SaaS-Plattformen und Marktplätzen. holtzbrinck-ventures.com
Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen. Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.
SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS: grill@berlinvalley.com
AIRBONS
Die App nutzt Machine Learning und AI, um anhand eines Fotos zu erkennen, welche Krankheit eine Pflanze befallen hat. Peat gibt dann außerdem Tipps, wie die Pflanze zu behandeln ist und wie die restliche Ernte geschützt werden kann. peat.ai
Airbons bietet Gastronomen eine App-basierte Dienstleistung zur Kundenbindung und -akquise. Gäste fotografieren ihren Kundenbeleg in der App, drehen an einem Glücksrad und können einen Teil der Rechnung gewinnen. airbons.com
Peat ist ein Anbieter von Softwarelösungen zur Früherkennung eines Schädlingsbefalls bei Pflanzen. Durch die Darstellung der drei Geschäftszweige erweckt die Präsentation den Eindruck eines fehlenden Fokus, welcher insbesondere in der Startup-Phase sehr wichtig wäre. Auch das Produkt, das Team sowie das Geschäftsmodell werden nur oberflächlich im Pitch beschrieben. Es gibt sicherlich einen Markt für ein derartiges Produkt, aber wesentliche Aspekte des Pitches sollten klarer dargestellt werden.
Die Airbons-App soll Gastronomiebetrie ben die Kundenakquise und -bindung erleichtern. Die Präsentation geht nur beschränkt auf das sehr kompetitive Umfeld sowie Finanzzahlen ein. Es ist zwar vielversprechend, dass Airbons bereits erste Pilotversuche in einigen McDonald’s-Restau rants durchführt – die Zielgruppe passt meines Erachtens sehr gut zur App; das Alleinstellungsmerkmal, die Kombination aus Cashback und Gewinnspiel, ist jedoch relativ schwach und einfach zu kopieren.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Peat stellt sich einer Problematik, die jährlich bis zu ein Drittel der Ernteerträge kostet. Die Integration von Peats Bilderkennungssoftware in Erntegeräte, Drohnen und Mobile-Apps für Gärtner und Bauern erweitert kontinuierlich die Datenbasis. Aufbauend auf diesen Daten werden passende Pflanzenschutzmittel und Datenanalysen vertrieben, was mehrere Umsatzströme ermöglicht. Ob diese verschiedenen Produkte in der Realität auch erfolgreich verkauft werden können, muss sich erst zeigen.
Airbon entwickelt ein Gamified Cashback-Programm für die Kleingastronomie: Nutzer fotografieren mittels App den Bon nach der Bezahlung im Restaurant und bekommen mit etwas Glück einen Teilbetrag der Rechnung gutgeschrieben. Die Nutzung der App ist einfach, die Gewinne werden direkt ausgezahlt. Fraglich ist allerdings, ob es wirklich möglich ist, Kunden zur regelmäßigen Rückkehr zu bewegen. Zusätzlich ist die Akquisition von Restaurants aufwendig und die Margen gering.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Pflanzenschäden durch Bildanalyse zu erkennen und Behandlungsmöglichkeiten automatisiert vorzuschlagen, wird zukünftig ein sehr spannendes Feld werden und natürlich ist das Marktpotenzial immens. Wenn die Software voraussichtlich als Lizenz oder SaaS-Modell vertrieben werden soll, wird beim Markteintritt vor allem die Kundenakquise zu einem wichtigen Thema. Hier fehlt uns eine Übersicht möglicher Akquisekosten versus Einnahmen über die Life Time eines Kunden.
Kundenkarten sind in der Gastronomie ein lang bewährtes Konzept, Stammgäste für ihre Treue zu belohnen. Fraglich ist allerdings, inwieweit moderate Sparmöglichkeiten neue Gäste bei der Restaurantwahl bewegen und Gastronomen somit ihre Auslastung steuern helfen. Das Marktpotenzial ist sicherlich groß. Bei der sehr kleinteiligen Struktur auf der Gastronomieseite, wird es aber entscheidend sein, mit kreativem Marketing und Vertrieb, niedrige CACs zu realisieren.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
31 PUNKTE
27 PUNKTE
Fotos: B-to-v Partners, Redstone, Holtzbrinck Ventures
GRILL
PEAT
Projektmanagement und Collaboration Software
Get things done! Anstatt deine Zeit mit E-Mails und in Meetings zu verschwenden ... SHOUTS Shouts versteht sich als digitales Netzwerk, das sich der Position anpasst. Man folgt automatisch allen Menschen in der Nähe. So entsteht eine lokale Peergroup. Shouts verdient Geld, indem ortsbasierte Werbung ins Netzwerk geschickt wird. shouts.de
ANWALT.DE Der Rechtsberatungsmarktplatz vermittelt Ratsuchende an thematisch passende Kanzleien vor Ort und bietet standardisierte Rechtsberatung zum Festpreis bei Partnerkanzleien. Außerdem bietet die Seite zahlreiche juristische Tipps. anwalt.de
Die Shouts-App wurde von einem erfahrenen Team konzipiert, das schon substantielle Erfahrungen im Gaming-Bereich sammeln konnte. Das Deck schreibt nichts zu bisherigen Downloadzahlen, Nutzerzahlen oder anderen Kennzahlen. Es besteht die Gefahr, dass die Kundenbindung durch die ortsbezogenen Werbebenachrichtigungen, auf welchen das Geschäftsmodell beruht, verkürzt wird. Damit das Konzept funktioniert, wird das Unternehmen wohl virales Wachstum benötigen.
Anwalt.de vermochte es über die letzten zwölf Jahre der führende Marktplatz für Rechtsberatungen im deutschsprachigen Raum zu werden und hat einen Marktanteil von etwa 25 Prozent. Das Unternehmen bietet den Kunden einen klaren Nutzen und konnte sowohl den Umsatz als auch den Jahresüberschuss kontinuierlich steigern. Das Unternehmen wird wohl weiter von der Verschiebung in Richtung Online-Kundenakquise sowie einem erhöhten Bedarf an Rechtsberatung insgesamt profitieren.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Shouts ist ein Location-based Messenger, mit dem man öffentliche (Shouts) und private Nachrichten (Whispers) verschicken kann. Der Aufbau eines erfolgreichen Messenger-Produktes ist heutzutage eine große und teure Herausforderung. Aus diesem Grund fehlt mir bei Shouts noch eine klare Go-to-Market-Strategie. Shouts wird zur Etablierung der Marke viel Kapital benötigen, daher hätte ich auch das Umsatzmodell besser verstanden. Die Erfahrung des Teams ist jedoch definitiv ein Pluspunkt.
Anwalt.de ist eine 2004 gegründete – und bereits etablierte – Plattform zur Vermittlung von Rechtsberatung. Ich frage mich, warum die Firma nach zwölf Jahren nicht größer ist, und bin gleichzeitig überzeugt, dass die Branche vor bedeutenden Herausforderungen steht: Ich glaube, dass standardisierte Rechtsberatung mittelfristig automatisiert wird. Für eine tiefere Auseinandersetzung mit den Prozessen der Rechtsberatung und die Vermittlung von Spezialisten bei komplexeren Fällen interessant.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
Shouts ist ein spannendes Community-Konzept für offene und mitteilungsfreudige Menschen. Mit der richtigen Größe kann es sicherlich eine Ablenkung vom Alltag werden und sich zu anderen Communities ergänzen. Die ersten aktiven User werden entscheidend für das Wachstum sein. Wie diese User-Akquise erfolgen soll, ist uns leider unklar, und wie das Tool die ersten Shouts triggern und die Community aktiv halten möchte, fehlt leider noch im Konzept.
Die vertikale Integration von Anwalt.de kann gepaart mit dem SEO- und Inbound-Marketing-Play nachhaltig Eintrittsbarrieren schaffen. Wir glauben stark an das Productising einzelner Dienstleistungen im Rechtsbereich und es gibt bereits sehr große Spieler im US-Markt. Das Mindset deutscher Verbraucher ist hier anders als in den USA, und wir würden bei Anwalt.de klarer sehen wollen, wie man einen verteidigbaren USP aufbauen möchte. Die User Experience des Produkts sollte dann auch verbessert werden.
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
29 PUNKTE
GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:
31 PUNKTE
Besser zusammenarbeiten geht ganz einfach.
ANZEIGE
Kostenlos ausprobieren unter www.wrike.com/de
Keine unnötigen E-Mails, weniger Statusmeetings und schnellere Entscheidungswege – die Zusammenarbeit in Wrike macht Teams effizienter. Auch agile Arbeitsweisen lassen sich darüber abbilden. Bestens geeignet für Startups, die etwas erreichen wollen.
Fotos: Agricultural College Bapatla
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
DIE WELT IM BLICK
Wer richtig groß werden will, muss ins Ausland expandieren
Gründer, die ein wirklich großes Unternehmen bauen wollen, müssen früher oder später ins Ausland expandieren. Und wer schnell wachsen will, muss den Schritt früh wagen. Das gehöre zum schnellen Wachstum natürlich dazu, sagt auch Anna Alex, Mitgründerin von Outfittery. Das Mode-Startup hat innerhalb von ein paar Jahren in acht verschiedene Länder expandiert. Dabei sei „lokales Wissen von unschlagbarem Vorteil“, sagt Anna Alex. „Man muss verstehen, wie ein Land tickt, wenn man dort ein erfolgreiches Geschäft aufbauen will. Einfach das Modell eins zu eins aus Deutschland zu kopieren, ist selten von Erfolg gekrönt.“
Lösung für ein globales Problem: Alexander Kennepohl (5. v. l.) und Charlotte Schumann (2. v. r.) erklären Agrarberatern in Bapatla, im Bundesstaat Andhra Pradesh in Südindien, wie ihre App funktioniert. Alex und Charlotte sind zwei von sieben Gründern von Peat. Das Startup aus Hannover entwickelt Software für die automatisierte Erkennung von Pflanzenkrankheiten, Schädlingen und Mangelerscheinungen. Damit hilft Peat Bauern weltweit, Ernteausfälle zu vermeiden und Pestizideinsätze zu optimieren. Mehr als 25.000 Menschen nutzen die App Plantix, 2000 davon in Indien.
berlinvalley.com / 27
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
Doch nicht alle Geschäftsmodelle erfordern in gleicher Weise lokale Anpassungen. Manche lassen sich sehr zügig global ausbauen. Kaum gestartet, schon in New York – selten gelingt der Schritt so schnell wie bei Spectrm (siehe Interview). Das Startup, entwickelte seinen Messenger-Bot im Next Media Accelerator in Hamburg, ging anschließend nach New York und blieb, weil dort die ersten Kunden waren. Auch der Investor Lerer Hippeau Ventures hat dabei eine Rolle gespielt. Wer von US-Investoren finanziert wird, für den ist die Standortwahl oft schon entschieden. Doch es müssen nicht immer die USA sein. Andere Startups entwickeln Produkte, die sich gut für den Einsatz in Schwellen- und Entwicklungsländern eignen wie etwa Peat mit seiner Software zur Erkennung von Pflanzenkrankheiten. Gerade in diesen Ländern gilt es, die kulturellen Unterschiede einzukalkulieren.
„VIELE STARTUPS UNTERSCHÄTZEN, DASS KUNDEN IM AUSLAND ANDERS AUF ANGEBOTE ANSPRECHEN“
USA USA
2015: 321,6 Millionen Einwohner BIP 2015: 17.95 Billionen US-Dollar
„DIE BESTEN BOTSCHAFTER SIND DIE GRÜNDER“ Spectrm-Gründer Max Koziolek über US-amerikanische Investoren, Glück und warum er mit seinem Unternehmen nach New York gegangen ist
STEFAN FRANZKE Berlin Partner
In vielen Städten wie Hamburg und Berlin helfen die Wirtschaftsförderer bei der Expansion. „Viele Startups unterschätzen, dass Kunden im Ausland anders auf Angebote ansprechen als auf dem Heimatmarkt“, hat Berlin-Partner-Geschäftsführer Stefan Franzke beobachtet. Die Berliner Wirtschaftsförderer haben vor einem Jahr ein eigenes Programm Start Alliance Berlin aufgelegt, das Startups unterstützt, die ins Ausland expandieren wollen. „In den USA ist es zum Beispiel besonders wichtig, den Vorteil für den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Die technischen Details interessieren weniger. In Frankreich braucht man unbedingt französisches Vertriebspersonal, da sind die ganz eigen. Und in China unterschätzen die meisten, wie technologieorientiert die Kunden dort sind.“ START ALLIANCE Partner der Start Alliance Berlin sind die Städte Tel Aviv, New York, Schanghai und Paris. Bald sollen weitere Partnerstädte hinzukommen. Geboten werden kostenlose Arbeitsräume in Coworking Spaces, Vernetzung in die jeweilige Startup-Community sowie Mentoring zu den wichtigsten Themen der Markterschließung. Voraussetzung ist: Es muss bereits ein Produkt vorhanden sein. „Dieses Programm ist selbst ein Startup“, sagt Berlin-Partner-Geschäftsführer Stefan Franzke. „Wir testen und entwickeln es weiter.“ Auf den kommenden Seiten berichten verschiedene Startups, was man aus ihrer Sicht bei der Internationalisierung seines Geschäftes beachten sollte. Und Rocket-Internet-Vorstand Alexander Kudlich erklärt, wie man das mit einer Vielzahl von Geschäften macht. Corinna Visser
28 / berlinvalley.com
Max, Ihr habt Spectrm erst 2015 gegründet. Wie habt Ihr es geschafft, schon jetzt Launch-Partner von Facebook zu sein? Das war eine Mischung aus harter Arbeit und einem Quäntchen Glück. Das hatten wir, weil wir die richtigen Leute getroffen haben und die uns nach Kräften geholfen haben – beim Next Media Accelerator und bei der Bild-Zeitung. Hattet Ihr von Anfang an vor, international zu agieren? Nein, so genau haben wir das nicht geplant. Was bedeutet der Schritt für Euch? Als junges Startup schaut man nicht auf den großen Berg an Aufgaben, sondern steht jeden Tag auf und löst die Herausforderungen, die man gerade hat. Am Ende der Woche, des Monats oder des
Quartals stellt man fest: ‚Wow, wir haben ganz schön viel geschafft.‘ So machen wir das auch mit der Internationalisierung. Seid Ihr viel gereist oder habt Ihr gleich jemanden für den Kontakt mit Facebook eingestellt? Wir sind viel gereist. Die besten Botschafter für das Unternehmen sind die Gründer selbst. Außerdem konnten wir es uns am Anfang gar nicht leisten, jemand einzustellen. Wie seid Ihr finanziert? Wir haben uns am Anfang selbst finanziert. Dann haben wir 50.000 Euro vom Next Media Accelerator bekommen und wurden von der Digital News Initiative von Google gefördert. Im Juni haben wir eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,5 Millionen Euro abgeschlossen. Wie seid Ihr an Eure New Yorker Investoren gekommen? Über Hacks/Hackers Connect, das ist
New-York-Feeling in Berlin: die SpectrmGründer Max, Manfred und Jendrik (v. l.) im jüdisch-amerikanischen Deli Louis Pretty in Kreuzberg.
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
Daten: Germany Trade & Invest
eine Event-Reihe von Google, die Medienleute und Programmierer zusammenbringt. Wir haben in der Factory in Berlin teilgenommen und sind auch zu der Veranstaltung nach New York geflogen. Dort hat uns jemand mit Lerer Hippeau Ventures verbunden. Das hat gut gepasst, denn wir haben einen reinen Medienfokus und LHV ist nicht nur einer der erfolgreichsten Venture Capitalists in New York, sondern versteht auch am meisten von der Medienindustrie. Was bedeutet es, einen US-Investor zu haben? Wir sind auf den amerikanischen Markt fokussiert und haben schon früh Business Insider und Nowthis als Kunden gehabt. Also war klar, dass wir uns internationalisieren müssen. Also haben wir eine amerikanische Mutter gegründet. Und warum? Das bietet viele Vorteile, wenn man drüben Geschäfte macht. Aber natürlich wird es auch von den Investoren in den USA gern gesehen, wenn man dort die Firma hat. Ist das nur gern gesehen oder war das ein Muss? Es war kein hartes Erfordernis. Man kann natürlich immer lange verhandeln, ob das nicht auch in Deutschland geht. Wenn man sowieso auf den amerikanischen Markt zielt, gibt es aber keinen Grund zu warten. Viele Investoren sehen das als Dealbreaker, wenn man nicht in den USA ist. Welche Konsequenzen hat das für Euch? Wir konnten diesen Flip, in die USA zu gehen und die Rechtsform umzuwandeln, relativ einfach machen. Wir hatten Vorkehrungen getroffen.
Fotos: Jann Venherm
Was für Vorkehrungen? Es kommt darauf an, wie man sein Unternehmen gründet. Ob UG oder GmbH ist egal. Es geht darum, wer die Anteilseigner sind. Bei uns hat jeder Gründer eine Beteiligungsgesellschaft, die seine Anteile an der Spectrm Publishing UG hält. In dieser Konstellation ist es sehr einfach möglich, in die USA zu wechseln, weil wir nicht so viele Steuern zahlen. In dem Moment, in dem ich als natürliche Person ein Unternehmen gründe, zahle ich, wenn ich in die USA gehe und mein Unternehmen umwandle, 25 Prozent Steuern. Das ist bei einer Seed-Runde schon unverschämt viel Geld. Sobald das Unternehmen größer ist und die Bewertung höher ist, ist es noch mehr Geld. Und als Beteiligungsgesellschaft zahlst Du weniger. Dann reduziert sich dieser Steuersatz massiv. Wenn man sein Unternehmen in die USA übersiedelt, gilt das für das deutsche Steuersystem als Exit und wird entsprechend versteuert. Wenn man also internationalisieren will, ist man sehr gut beraten, wenn man das erstens früh macht und zweitens bei der Gründung Beteiligungsgesellschaften für die einzelnen Gründer installiert. Das ist am Anfang
Klares Ziel: Max will verändern, wie Medienkonzerne ihre Inhalte zum Leser bringen.
etwas mehr Aufwand, macht es aber einfacher, in die USA zu gehen. Sonst ist die Option irgendwann weg. Dann zahlt man hohe Steuern, ohne dass man ein Liquiditäts-Event hat. Das ist dann ein … … Dealbreaker. Das kann sich kein Gründer leisten. Also fallen dann amerikanische Investoren, die darauf bestehen, weg. Es gibt US-Investoren, die in deutsche Unternehmen investiert haben, zum Beispiel in Soundcloud. Aber das ist die Ausnahme. Also geht Ihr nach New York? Unsere 15 Mitarbeiter sind in Berlin. Aber ich bin etwa die Hälfte meiner Zeit in New York. Wir haben das organisatorisch zwischen den Gründern aufgeteilt.
„UNSER FOKUS SIND DIE USA. DA IST GENUG ZU TUN“
wichtig, dass man vor Ort ist. Ich kann nicht mehrere Kunden in einem anderen Land haben, ohne dort mit Ansprechpartnern vertreten zu sein. Zumindest nicht, wenn ich ein Geschäftsmodell habe, das Sales- g etrieben ist oder Kundenbetreuung voraussetzt. Das funktioniert nicht. Ihr habt das auch ohne Büro in den USA geschafft. Ich bin ja relativ viel dort. Aber das bedeutet viel Aufwand wegen der unterschiedlichen Zeitzonen – insbesondere als wir die Partnerschaft mit Facebook gemacht haben. Ein guter Zeitpunkt, um mit denen zu sprechen, ist hier um halb drei Uhr nachts. Das ist mit New York etwas einfacher, bedeutet aber trotzdem, dass man seinen Tagesablauf nach hinten offenhalten sollte. Das Gespräch führte Corinna Visser.
Warum New York und nicht Silicon Valley? Das Zentrum der Medienindustrie ist New York. San Francisco spielt da überhaupt keine Rolle. Plant Ihr ein Büro in New York? Ja, das kommt Anfang 2017. Wollt Ihr noch in andere Länder expandieren? Unser Fokus sind erst mal die USA. Da ist definitiv genug zu tun. Bei der Internationalisierung ist es
MAX KOZIOLEK ist 26 Jahre alt und kommt aus Berlin. Er hat Jura in Frankfurt (Oder) studiert und ist 2013 für die FDP gegen Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei der Wahl zum Deutschen Bundestag angetreten. Nach dem Studium im Frühling 2015 hat er gemeinsam mit Jendrik Höft und Manfred Stellenberg angefangen, an Spectrm zu arbeiten.
berlinvalley.com / 29
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
BRASILIEN
RUSSLAND
2014: 144 Millionen Einwohner BIP 2015: 1,32 Billionen US-Dollar
RUSSLAND
BRASILIEN
2015: 204,5 Millionen Einwohner BIP 2015: 1,77 Billionen US-Dollar
JUNG UND AGIL Brasiliens Startups sind im Kommen, beobachtet Stefan Rehm von Intelipost Einer Studie der Weltbank zufolge liegt Brasilien auf Platz 116 von 189 Ländern, wenn es darum geht, wie einfach sich ein Unternehmen in dem Land führen lässt. Geht es darum, ein Unternehmen aufzubauen, so liegt Brasilien sogar nur auf Platz 174. Man kann also durchaus behaupten, dass es besonders für Startups Länder mit besseren Grundvoraus setzungen gibt. Andererseits bietet der brasilianische Markt noch viele ungenutzte Potenziale und die Zahl der Startups nimmt stetig zu. Aus ökonomischer Sicht ist Brasilien derzeit sicherlich ein zweischneidiges Schwert: Während das Land auf makroökonomischer und politischer Ebene mit einer der größten Krisen seit Jahrzehnten kämpft, erfährt das brasilianische Startup-Ökosystem, allen voran der E-Commerce-Sektor, einen rasanten Aufschwung. Internet und Social Media sind in der brasilianischen Bevölkerung weit verbreitet, was eine gute Grundlage für viele digitale Geschäftsmodelle schafft. Auf der anderen Seite muss man sich als Unternehmer auch mit zahlreichen Unwegsamkeiten auseinandersetzen. Hierzu zählen unter anderem bürokra-
Macht Logistik transparent: Intelipost-Gründer Stefan Rehm lebt seit 2012 in São Paulo.
tische Hürden, ein kompliziertes Steuersystem, ein starres Arbeitsrecht sowie generelle infrastrukturelle Probleme wie schlechte Internetverbindungen oder veraltete Verkehrswege. Besonders für Startups kommen hier noch weitere Faktoren wie Fachkräftemangel in bestimmten Bereichen und verhältnismäßig hohe Personalkosten hinzu. Dennoch ist und bleibt der brasilianische Markt für Startups interessant: Neben dem anhaltenden Wachstum in diesem Bereich ist der Markt oftmals auch nicht in gleicher Weise gesättigt wie in anderen Ländern. Hinzu kommen die Chancen, die sich durch die landesspezifischen Eigenheiten ergeben. Ein Geschäftsmodell wie Intelipost beispielsweise macht in Ländern ohne regional fragmentierte
Logistikbranche wenig Sinn. Intelipost verbindet große E-Commerce-Händler über eine Logistics Gateway API mit mehr als 300 brasilianischen Logistikunternehmen. Das Startup-Ökosystem im Allgemeinen ist zwar noch sehr jung und kann natürlich nicht mit etablierteren Standorten wie dem Silicon Valley, Israel oder Berlin verglichen werden, aber es gibt auch in Brasilien bereits eine kleine Investorenszene und das Ökosystem zieht auch immer mehr ausländische Investoren an. Außerdem gib es in Brasilien – und dies ist sicherlich auch den wirtschaftlichen und politischen Umständen geschuldet – eine den Startups sehr zuträgliche, agile Mentalität.
MANCHES DAUERT LÄNGER Wenn man nach Russland expandieren will, muss man sich der großen Unterschiede zum hiesigen Wirtschaftssystem bewusst sein, welche auch je nach Industrie variieren können. Ein einfaches Beispiel: Ist man bei uns gewöhnt, mit Google zu arbeiten, so ist in Russland Yandex die führende Suchmaschine. Das führende soziale Netzwerk in Russland ist auch nicht Face-
book sondern Vkontakte. Das sollte man bei seinen Marketing-Aktivitäten beachten. Yandex ist in Russland übrigens auch der größte Anbieter von Online-Payment-Services. Bevor man seine Geschäfte in Russland aufnimmt, sollte man sich ganz genau mit den gesetzlichen Einschränkungen befassen, insbesondere in den Bereichen Food, Health und Fintech.
Sie sorgen für Online-Schnäppchen: das Team von Cuponation in Moskau
30 / berlinvalley.com
Es wäre ein Fehler, die Dinge mit einer rein europäischen Brille zu betrachten. Manche Sachen brauchen in Russland mehr Zeit als in Deutschland: Wichtig ist es hier, Geduld und Beharrlichkeit zu zeigen. Am besten sollte man einen erfahrenen Einheimischen auf Top-Management-Level einstellen. In Russland spielen Netzwerke sowie persönliche und langjährige Beziehungen eine große Rolle und sind ein relevanter Erfolgsfaktor. Wenn man den Schritt nach Russland gewagt hat, ist es ratsam, Anschluss an die lokalen Expat-Netzwerke zu finden, da lokale Beratungen oder Agenturen meist sehr teuer sind. Wir haben unser Büro in Moskau im Jahr 2014 eröffnet. Aktuell arbeiten dort 18 mehrheitlich russische Mitarbeiter für unsere Rabatt- und Gutscheinplattform Cuponation. Im Umgang mit Mitarbeitern muss man sich auf einen anderen Führungsstil einstellen. Teils sind die Mitarbeiter
noch an sehr hierarchische Strukturen und einen sehr straffen Führungsstil gewöhnt. Im Vergleich zu Deutschland zeigen sie eher weniger Eigeninitiative, weshalb man stärker in Personalführung investieren sollte. Zudem ist das Anwerben von passenden Mitarbeitern schwer, da man in Russland keine Englisch-Sprachkenntnisse auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland erwarten darf. Die Relevanz von persönlichen Beziehungen sorgt auch für ein hohes Maß an Ineffizienz und birgt im Zusammenspiel mit der steigenden Online-Penetration großes Potenzial für eine Disruption des Marktes. In vielen Marktsegmenten fehlen etablierte Player. Westliche Unternehmen bringen häufig Expertise und Know-how mit, wodurch sie wegen des schwachen Wettbewerbs schnell eine dominante Position besetzen können. Konsumenten-Marken profitieren zudem vom Made-in-the-West-Bonus.
Fotos: Renata Mosaner, Cuponation
Russische Bürokratie erfordert Geduld, sagt Cuponation-Mitgründer Adrian Renner
CHINA
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
CHINA
2016: 1,38 Milliarden Einwohner BIP 2015: 10,98 Billionen US-Dollar
Daten: Germany Trade & Invest
WER ES IN CHINA SCHAFFT, SCHAFFT ES ÜBERALL Nur wenige ausländische Firmen kommen ohne einheimischen Partner voran. Eine Analyse von Liwen Qin Das Startup-Ökosystem Chinas gehört zu den drei konkurrenzfähigsten der Welt. USA und Israel sind die anderen Top-Standorte. Ein Ranking dieser drei ist aber schwierig, weil sich die Wettbewerbssituation in diesen Ländern stark unterscheidet. So haben sich jeweils andere Überlebensstrategien und Erfolgsmodelle etabliert. Für China ist das teilstaatliche Wirtschaftssystem charakteristisch, das heißt: Viel Talent, Kapital und Technologie kommen nach China, dadurch entsteht Faszinierendes, aber es gibt keine direkte Verbindung zwischen China und dem Rest der Welt. Nur wenige erfolgreiche chinesische Startups erlangen international Bedeutung, und nur wenige US-amerikanische oder israelische Startups können in China ohne Anschluss an einen chinesischen Partner vorankommen.
Schanghai klopfen dann zum Beispiel Beamte des Regionalkomitees mit einem Finanzierungsangebot an die Tür. In Hangzhou können Gründer bei einem vom Staat veranstalteten Pitching-Event eine Finanzierung in Höhe von fünf Millionen Yuan gewinnen. Allerdings geht der Großteil des Finanzierungsvolumens an chinesische Staatsbürger oder Chinesen, die aus dem Ausland zurückkehren. Einzige Möglichkeit für Nicht-Chinesen: staatlich geförderte Kooperationsprogramme. Aber davon gibt es nicht so viele. China hat nicht nur die meisten VCs und AngelInvestoren der Welt, sondern auch 30 Jahre Erfahrung im Experimentieren mit Venture Capital. Sowohl
Fotos: Liwen Qin
EFFIZIENTE COPYCATS Mehrere Faktoren bestimmen das Startup-Ökosystem Chinas: Wegen der von der Regierung eingerichteten Firewall ist der Zugriff auf das Internet eingeschränkt. Es ist vielmehr ein Semi-Intranet. Hinzu kommt die intensive Unterstützung der Startups seitens der Regierung, der harte Wettbewerb und der laxe Arbeitsschutz, die unvorhersehbaren politischen Entscheidungen in Bezug auf den Markt, die soziale Kluft zwischen Arm und Reich und der Fakt, dass China so bevölkerungsreich ist. All diese Faktoren erleichtern es guten chinesischen Startups, Finanzierung zu bekommen. Denn Investoren sind daran gewöhnt, größere Risiken einzugehen. Hinzu kommt die hohe Inflationsrate seit 2008 und die Sorge, dass die Immobilienblase platzen könnte. Das flexible Arbeitsrecht erleichtert Gründern, Angestellte schnell zu heuern und zu feuern und die Arbeitnehmerkosten gering zu halten. Startups haben es allerdings schwer, eine Nische zu finden, in der sie wachsen können, angesichts der Monopole von Baidu, Alibaba und Tencent (BAT). Das Recht am geistigen Eigentum wird zwar immer mehr geschützt, aber nur für diejenigen, die Zeit und Energie aufbringen können, um gegen die vielen hart näcki gen und effizienten Copycats vorzugehen. Es gilt, schneller als die Konkurrenz Neuerungen umzusetzen – an der Technologie und am Geschäftsmodell. Um ein innovatives Geschäftsmodell zu etablieren, ist ein tiefgehendes Verständnis vom Rechtssystem, den Nutzergewohnheiten, der Mentalität der Menschen und der Kultur der chinesischen Gesellschaft notwendig. Für Neuankömmlinge ist das sehr schwer. Die Unterstützung der Startups seitens der Regierung umfasst Finanzierung, Arbeitsplätze und Steuerbefreiungen. Die Regionalregierungen unterstützen teilweise auf andere Weise: Bei einem Entrepreneur aus
LIWEN QIN ist Gründerin und Geschäftsführerin von Trends Eurasia, einem Beratungsunternehmen, das die Startup-Szenen von China und Deutschland verbindet und chine sische Investoren nach Berlin holt.
chinesische als auch ausländische VCs arbeiten sehr gut in China. Nur fehlt die Erfahrung in Hinblick auf Regulierung. Das führte zum Beispiel zu einem absurden Wachstum von B2B-Startups und dem Kollaps im Jahr 2015. Auch private Finanzierung von in China gegründeten Startups geht hauptsächlich an chinesische Gründer oder Mitgründer. Das ist zwar in den USA und Europa nicht anders, aber Ausländer haben es in China weitaus schwerer, Finanzierung zu bekommen. Dennoch lohnt es sich, das eigene Startup in China zu internationalisieren, wenn das Geschäftsmodell
zum dortigen Markt passt. Der riesige Markt mit fortschrittlichen Internetnutzern, die günstige und hochwertige Produktionsleistung und das Funding bieten gute Voraussetzungen für Startups. Wenn ein international ausgerichtetes Startup es in China schafft, dann überall.
HOHES MARKETNG-BUDGET Um das zu erreichen, ist es wichtig, gute Partner in China zu finden. Gründer sollten auch darauf achten, mit einem Business nach China zu kommen, das sich nicht leicht kopieren lässt. Und: Sie sollten sehr hart arbeiten, ungeachtet der regulären Ruhepausen und Feiertage. Wer richtig gut ist, für den gibt es großes Potenzial – nahezu in jedem Bereich. Einige Bereiche sollten ausländische Entrepreneure allerdings meiden, außer sie zählen einen Chinesen oder eine Chinesin zu ihrem Team, denen sie voll vertrauen und die gut vernetzt sind und Ressourcen haben. Dazu zählen Bereiche, die mit dem Aufbau von Online-Communitys verbunden sind, der Service-Sektor, insbesondere B2C-Services, für die ein hohes Marketing-Budget benötigt wird, sowie sämtliche Bereiche, die von der Regierung reguliert sind. Die Startup-Zentren sind Peking, das Silicon Valley Chinas, Shenzhen, das Hardware-Zentrum der Welt, Schanghai, Hangzhou und Chengdu – große Städte mit einem etablierten VC-System und Inkubatoren sowie Accelerator und starker Unterstützung durch die Regierung. Last but not least: Beim Einwerben von Kapital bei chinesischen Investoren sind Schlüsseltechnologien und starke Teams entscheidend. Sie sehen in Deutschland die traditionellen Industrien und suchen nach industrienahen Technologien – auch im Startup- Ökosystem. TMT-Startups aus Deutschland sind für sie dagegen gar nicht interessant, weil Internetnutzung und -zugang in Europa stärker limitiert sind als in China und den USA. An chinesischen und US-amerikanischen Startups aus dem Bereich haben die Investoren umgekehrt großes Interesse.
Das Büro von Wezeit in Peking: Die Gründer mögen Die Zeit, daher der Name. Wezeit ist das Buzzfeed Chinas. berlinvalley.com / 31
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
IRAN
INDIEN
2015: 1,29 Milliarden Einwohner BIP 2015: 2,09 Billionen US-Dollar
IRAN
INDIEN
2015: 80,5 Millionen Einwohner BIP 2015: 387,6 Milliarden US-Dollar
SPIELERISCH VERHANDELN Inder nutzen das Netz meist mobil, sagt Tushar Ahluwalia von Stalkbuylove Indien ist bereits einer der weltweit heißesten E-Commerce-Märkte und wird in den kommenden Jahren zu den Top drei der Welt zählen. Die Vorstellung, mehrere hundert Millionen Inder in naher Zukunft online erreichen zu können, macht Indien zu einem äußerst attraktiven Standort für die weltweit größten Venture- Fonds (von Sequoia über Tiger bis Softbank). Kulturell ist Indien ganz anders als Deutschland: In der geschäftlichen Welt sind Kontakte und persönliche Beziehungen, die Vertrauen und Sicherheit schaffen sollen, überaus wichtig. Was in Deutschland womöglich als ungenau wahrgenommen wird, ist in Indien der Standard. Erfolgreiche Inder nehmen daher immer einen großen Puffer, wenn sie mit ihren Kollegen arbeiten. Verhandlungen in Indien kann man mit einem Spiel vergleichen: Das Ziel dieses Spiels ist es, das absolute Maximum aus jeder Verhandlung herauszuholen. Wenn beispielsweise der Preis in der ersten Offerte weit von dem Erwartungskorridor abweicht, dann muss man einfach weiterspielen, bis der Erwartungskorridor erreicht ist. Die digitale Revolution hat massive Auswirkungen auf die indische Gesellschaft, insbesondere auf die
Zulieferer von Stalkbuylove: Hier werden Schnittmuster für Handtaschen gemacht.
jüngeren Inder, von denen es mehr als 700 Millionen gibt. In den urbanen Gegenden Indiens gibt es bereits viele Smartphone-Nutzer und die Anzahl der User wächst weiterhin rasant. Soziale Medien, online verfügbare Inhalte und der Online-Handel werden fast ausschließlich auf dem Smartphone konsumiert und betrieben. Das mobile Netz eröffnet den jungen Indern eine ganz neue Welt: Eine junge Studentin von der Modeschule Nift in Neu Delhi kann nun über Instagram und Snapchat direkt Updates von westlichen Stars bekommen – auf diese Weise entwickeln sich natürlich auch immer mehr neue, am Westen orientierte Kundenbedürfnisse. Ich bin Kind einer indischen Unternehmerfamilie und in Düsseldorf aufgewachsen. Nach meinem Studium
bin ich 2011 über Rocket Internet gestolpert. Binnen weniger Wochen war ich in Neu Delhi und habe am Westwing-Ableger für Indien gearbeitet. Zwei Jahre später habe ich dann zusammen mit meiner Geschäftspartnerin das Rocket-Netzwerk verlassen, um den Online-Modeshop Stalkbuylove.com aufzubauen. Ich lege jedem Unternehmer ans Herz, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die starke Indien-Erfahrung mitbringen. Viele der Early-Stage-Investoren in meinem Unternehmen arbeiten zwischen Indien und Deutschland und sind ohne Zweifel eine gute erste Anlaufstelle.
PERSISCHE PERSPEKTIVEN Wenn man sich für den Iran interessiert, gibt es nur einen Weg: hinfahren und sich ein Bild machen! Bei wenigen Ländern klaffen Außendarstellung und Realität so weit auseinander wie beim Iran. Als Deutscher wird man hier nicht nur respektiert, sondern gemocht. Das gilt von der Einreise bis zur Gastfreundschaft. Ich reise seit vielen Jahren geschäftlich in den Iran. Seit
Kurzem leite ich das deutsch-iranische Startup Samawing, für das ein iranischer Ingenieur und ich eine technologische Innovation entwickelt haben, die wir nun gemeinsam in den Markt bringen. Dabei ist unser Tandem ein Erfolgsfaktor, da lokale Partner für Geschäfte im Iran unerlässlich sind. Es gilt: Mach nicht alles allein, aber verlasse dich
Auf der Messe in Schiras: Markus Jung mit iranischer Partnerin Elham Pouya
32 / berlinvalley.com
auch nicht zu sehr auf einen Partner. Termine sollte man selbst wahrnehmen und bei Verhandlungen immer persönlich vor Ort sein. Für langfristigen Erfolg bedarf es aber eines Partners, der einem die richtigen Zugänge verschafft und zeigt, worauf man achten sollte. So gibt es erhebliche Unterschiede zum deutschen Wirtschaftsrecht, wobei man sich auf eine hohe Rechtssicherheit verlassen kann. Rechtsangelegenheiten sollten aber grundsätzlich dem Partner überlassen werden. Bei unserem Startup gilt es jetzt, eine neue Technologie zu verbreiten. Hierbei übernimmt mein Partner eine wichtige Rolle und erledigt sämtliche Vertragsangelegenheiten. Aufgrund der langjährigen Geschäftsbeziehungen in den Iran können wir bereits auf ein gutes persönliches Netzwerk zurückgreifen. Grundsätzlich sind Geschäftsbeziehungen sehr stark personenbezogen, persönliche Netzwerke und
Empfehlungen spielen für den Projekt aufbau eine entscheidende Rolle. Was den geschäftlichen Umgang angeht, ist man nicht so präzise. Gespräche dauern länger als hier und es kann auch passieren, dass Geschäftspartner den vereinbarten Termin vergessen. Andererseits wird erwartet, dass man selbst die „Vorurteile“ gegenüber Deutschen bedient – und genau und pünktlich ist. Kompetenten und unbürokratischen Rat gibt es bei der deutschen Außenhandelskammer (AHK), die im Iran über ein gutes Netzwerk verfügt. Die eingangs erwähnte Gastfreundschaft ist legendär – nichtsdestotrotz sollte man schnell ein Gefühl für „Taroof“ entwickeln: nicht alle Angebote sind so gemeint, sondern teilweise lediglich Ausdruck von Freundlichkeit. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, Geduld zu haben im Umgang mit meinen iranischen Geschäftspartnern.
Fotos: Stalkbuylove, Markus Jung
Iranische Gastfreundschaft ist legendär, findet Markus Jung von Samawing
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
ÄGYPTEN
2016: 90,2 Millionen Einwohner BIP 2015: 330,8 Millionen US-Dollar
ÄGYPTEN
Daten: Germany Trade & Invest
EIN PARTNER AUS ÄGYPTEN Meshine entwickelt ein Produkt für Schwellenländer und sucht dort Kunden. Ein Erfahrungsbericht von Gründer Jan Lachenmayer Wie eröffnet man sich als deutsches Startup den Markt in die Mena-Region (Naher Osten und Nordafrika)? Mit dieser Frage haben wir uns bei Meshine, einem jungen Technologieunternehmen aus Berlin, auseinandergesetzt. Meshine entwickelt eine Kommunikationstechnologie für Smartphones, die es ermöglicht, Endgeräte über Bluetooth und Wi-Fi direkt miteinander zu verbinden (Peer-to-Peer), ohne dabei auf Mobilfunkmasten oder Internet-Router zugreifen zu müssen. Alle Geräte zusammen bilden ein fluides, dezentrales Mesh-Netzwerk, das komplett ohne zentrale Instanz auskommt. In Schwellen- und Entwicklungsländern erschließen sich damit für Smartphone-Nutzer ganz neue Möglichkeiten. Sie können unter anderem unabhängiger und kostengünstiger miteinander kommunizieren. Ebenso kann die Technologie bei Massenveranstaltungen wie Konferenzen dazu beitragen, überlasteten Netzwerken vorzubeugen. Die Mena-Region erschien uns daher als ein attraktiver Markt. Wo aber sollten wir anfangen? Wir hatten keine professionellen Kontakte oder ein soziales Netzwerk mit Verbindungen in die Region. Über die Empfehlung eines befreundeten Startups und einem darauffolgenden Evaluationsprozess bekam Meshine einen Platz im Telefónica-Accelerator-Programm „Wayra“. Ein weiteres „Wayra“-Startup gab dann den Hinweis zu einem MentoringProgramm für Startups aus der Mena-Region und Europa. Die Gelegenheit schien günstig, um so erste Kontakte zu knüpfen.
Fotos: Jan Lachenmayer, Dawin Meckel
EIN CAMP FÜR GRÜNDER „Startup Mentoring“ ist ein Programm von Enpact, einer Organisation, die Gründerinnen und Gründer aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Europa mit hochkarätigen Mentoren zusammenbringt. Neben Experten-Workshops und Mentoring-Sitzungen steht dabei der interkulturelle Austausch im Vordergrund. Dabei zeigt sich, dass die Gründerinnen und Gründer in vielen Belangen gleiche oder ähnliche Fragestellungen haben. Gerade das Peer-to-Peer-Mentoring zwischen den Gründern ist Kernbestandteil des Programms, fördert das gegenseitige Verständnis und bildet soziale Bande. Unterschiede zeigen sich eher in den Tätigkeitsfeldern der Startups, die oftmals lokale Probleme lösen: von einer mangelnden Blutspendebank in Marokko bis hin zu Solarpanels für die Stromversorgung von Privathaushalten auf dem afrikanischen Kontinent. Wichtiger Bestandteil des Programms ist der Mentor, der themenspezifisch einer Kleingruppe bestehend aus drei regional unterschiedlichen Startups zugeteilt wird. Dies geschieht entsprechend einer eingebrachten Fragestellung. Für Meshine war dies
der Zugang beziehungsweise die Erschließung der Mena-Region als Markt. In unserem Fall ist der ausgewählte Mentor ein internationaler Geschäftsmann und Finanzexperte mit guten Verbindungen in die Region. Er wohnt derzeit in Dubai und Breslau. 60 Gründerinnen und Gründer aus Ägypten, Deutschland, Jordanien, Kenia, Marokko, Österreich, Tunesien, Schweden und Spanien kamen mit 20 ebenso internationalen Mentoren beim ersten Camp in Tunis, Tunesien, Ende Mai 2016 zusammen. Im Rahmen des Pitch-Trainings konnten sich die Startups vorstellen und besser kennenlernen. Dabei wurde auch das Enpact-Team auf die Idee und die Technologie von Meshine im Detail aufmerksam. So kam es, dass die Meshine-App beim zweiten Camp in Berlin als Pilotanwendung starten konnte. Im Austausch: „Startup Mentoring“ in Paretz bei Berlin
JAN LACHENMAYER hat Politikwissenschaft, Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert. Er beriet internationale Konzerne und politische Stiftungen, forschte über Massenphänomene im digitalen Zeitalter, gründete mehrere Unternehmen und gemeinnützige Organisationen. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter der Meshine GmbH.
Dieses Camp fand Mitte August in Paretz bei Berlin statt. Besonders beeindruckt hat alle Teilnehmer der Dream Development Workshop. Als Kinder träumen wir noch viel, doch je älter wir werden, desto weniger träumen wir. Harald Katzenschläger und Hermann Gams von der Dream Academia haben uns im Workshop gezeigt, wie wir wieder anfangen zu träumen und vor allem auch unsere Träume zu leben. Das hat uns alle inspiriert. Paretz ist ein kleines, aber weitläufiges Dorf in Brandenburg, umgebaut zu einem Workshop- und Veranstaltungszentrum liefert es die perfekte Anwendungsumgebung für die Meshine-App. Ohne auf Mobilfunk- oder Wi-Fi-Internetverbindung angewiesen zu sein, konnten die Teilnehmer miteinander in Kontakt treten. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, einer der Mentoren stellte den persönlichen Kontakt zu der Geschäftsführung eines Startups aus Ägypten mit Sitz in Dubai her. Dieses Startup ist auf EventApps für Technologie- und Business-Konferenzen
spezialisiert und bespielt dabei mehr als 7500 Veranstaltungen. Eine Woche später gab es die erste Skype-Konferenz mit der Geschäftsführerin. Schnell haben wir Synergien identifiziert, Meshines Technologie als SDK (Software Development Kit) eingebettet in deren vorhandene Event-App und so vielfältige Vorteile wie Netzunabhängigkeit, Nachbarschaftserkennung, Profile-Matching und vieles mehr geschaffen.
ERSTER PILOT IM NOVEMBER Für Meshine auf der anderen Seite ergibt sich ein Zugang in den Markt über einen bereits etablierten Akteur. Einen ersten Piloten haben wir für November 2016 geplant. Ziel ist es dann, im Dezember beim Riseup Summit in Kairo, einem der größten Technologie- und Entrepreneurship-Konferenzen der Region, den ersten großen Lastentest zu bewältigen. Hier schließt sich der Kreis, das dritte und letzte Enpact Camp findet in Ägypten statt und die gesamte Delegation besucht im Anschluss den Riseup Summit. meshine.eu
Enpact ist eine gemeinnützige Organisation aus Berlin, die seit 2013 Startups aus dem Nahen Osten, Nordafrika und Europa mit branchenerfahrenen Mentoren in einem achtmonatigen Austauschprogramm zusammenbringt. Kern sind dabei drei mehrtägige Camps, zwei in der Mena-Region und eines in Berlin. enpact.org
berlinvalley.com / 33
IRN UTBERRIN K A–T ITO HN EM AA LISIERUNG
RUSSLAND UND GUS
EUROPA
ROCKETS WELT
4300 Mitarbeiter
6200 Mitarbeiter
Die Firmen sind auf allen Kontinenten vertreten
AFRIKA UND NAHER OSTEN 5700 Mitarbeiter
ASIEN PAZIFIK
AMERIKA
13.800 Mitarbeiter
7100 Mitarbeiter
„WIR TAUSCHEN ERFAHRUNGEN AUS“ Vorstand Alexander Kudlich erklärt, wie Rocket Internet seine Firmen internationalisiert und wann der richtige Zeitpunkt ist Alexander, in wie vielen Ländern ist Rocket aktiv? Wir sind als Gruppe mit rund 36.000 Mitarbeitern in mehr als 110 Ländern vor Ort vertreten. Wie seid Ihr vorgegangen? Wir haben Rocket von Anfang an als internationales Unternehmen ausgerichtet. Die erste Firma, die wir in viele Länder gebracht haben, war Citydeal/ Groupon. Dabei haben wir gelernt, wie sich 38 unterschiedliche Märkte verhalten, welche überhaupt schon reif für E-Commerce sind. Man sammelt schnell Erfahrungen. Die erste Firma in Indonesien
aufzubauen, ist noch sehr schwierig, die zweite, dritte, vierte ist dann relativ einfach.
Wenn man diese Aufgaben zentral bündelt, entstehen zudem oft Effizienzvorteile.
Was braucht man vor Ort? Es gibt zwei Arten von Geschäftsmodellen: Die einen kann man vom Schreibtisch aus aufbauen. Und für die anderen braucht man Leute vor Ort. Das ist immer dann der Fall, wenn physische Prozesse ablaufen. Wir haben in Ländern wie Indonesien, Myanmar und Nigeria Onlineshops für Elektronik, Mode und weitere Produkte aufgebaut – da hängt Infrastruktur dran. Von Warenhäusern und Callcentern bis hin zu Zustellung und Bezahlmöglichkeiten kümmern wir uns um alles. Unsere Devise ist: Wir machen so viel zentral, wie wir können, und so viel lokal, wie wir müssen.
Wann fällt die Entscheidung zur Internationalisierung? Das ist eine Frage von drei Faktoren. Erstens: Lässt es die Wettbewerbssituation zu, noch etwas zu warten? Zweitens: Ist die Firma in der Lage, mit der höheren Komplexität umzugehen? Drittens: Habe ich die finanziellen Mittel dafür? Wie stark passt Ihr die Geschäftsmodelle an die Gegebenheiten an? Wir halten uns eher fern von globalen Phänomenen, die viral über alle Ländergrenzen hinweg wachsen, dazu zählen etwa Twitter oder Facebook. Wir sind dann gut, wenn es tatsächlich lokale Unterschiede gibt, auf die man achten muss.
Was kann man vom Schreibtisch aus machen? Alle Tätigkeiten, die man mit Computer und Telefon erledigen kann. Dazu gehören unter anderem IT, Produkt, Performance-Marketing und Finanzen.
Wie groß ist der lokale Anteil? Es gibt immer circa 40 Prozent regionale Unterschiede. Wobei es wichtig ist, hier die Balance zu finden. Man muss diese Unterschiede ernst nehmen, kann aber auch nicht auf jeden Wunsch eines Country Managers eingehen. Regionale Besonderheiten allein können nicht die Begründung dafür sein, wenn etwas nicht läuft. Über die Jahre bekommt man ein ganz gutes Gespür dafür.
Im neuen Rocket-Tower: Im 16. Stock hat der Vorstand einen guten Blick über Berlin.
Braucht Ihr lokale Mitarbeiter? Wenn wir vor Ort sind: ja. Auch die Führungsteams kommen häufig aus dem jeweiligen Land. Holt Ihr die lokalen Mitarbeiter jemals nach Berlin? Wir haben regelmäßige Knowledge-Calls, bei denen alle Länder eines Unternehmens zusammenge-
INTERNATIONALE ONLINE-PERFORMANCE VON HOME24
Landesrang Besuche pro Monat Zeit pro Besuch (min) Seiten pro Besuch
Stand: September 2016
34 / berlinvalley.com
FR
NL
AT
CH
BE
IT
8.620.000
66.030.000
16.800.000
8.474.000
8.081.000
11.200.000
59.830.000
#578
#3269
#1777
#905
#416
#1966
#4211
2,061M
259.320
149.459
90.835
339.740
77.480
114.659
04:48
04:44
05:00
05:03
05:07
06:02
03:28
7,72
7,9
9,51
10,24
9,91
13,28
7,95
Similarweb ist führender Dienstleister im Bereich Datenanalyse für Desktop- und mobile Websites sowie Apps. similarweb.com
Home24, gegründet 2009, ist ein Online-Marktplatz für Möbel und Interior über den fremde und eigene Marken vertrieben werden. Fotos: Jann Venherm
Einwohner
DE
I N T E R N AT I O N A L I S I E R U N G
MIDDLE EAST INTERNET GROUP ROCKET REGIONAL
Teil der globalen Strategie sind die drei Regionalorganisationen in Afrika, dem Nahen Osten und Asien-Pazifik.
Sie wurde 2013 gegründet und ist mit 342 Mitarbeitern in sechs Ländern aktiv: Bahrain, Jordanien, Kuwait, Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Katar. Zu den Firmen gehören Wadi (Shopping) und Easy Taxi.
AFRIKA INTERNET GROUP
Sie wurde 2012 gegründet und ist mit rund 5400 Mitarbeitern in mehr als 20 Ländern des Kontinents aktiv. Zu den Firmen gehören Jumia (Shopping) und Lamudi (Immobilien).
ASIA PACIFIC INTERNET GROUP
Sie wurde 2013 gegründet ist in 15 Ländern der Region, darunter Australien, aktiv und hat rund 3500 Mitarbeiter. Zu den Firmen gehören: Daraz (Shopping) und Helpling (Putzen). Quelle: Geschäftsbericht Rocket Internet 2015
Wer misst die KPIs? Hier gibt es eine große Transparenz, denn das spornt an. Alle Länder, in denen ein Unternehmen vertreten ist, sehen die wichtigsten KPIs der anderen. Warum geht Ihr nicht nach China? In China, Japan und Indien gibt es ein sehr starkes lokales Unternehmertum und viel verfügbares Investitionskapital. Das sind mit Abstand die schwierigsten und kompetitivsten Märkte. Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir in anderen Ländern größere Chancen für uns.
„DU MUSST DARAUF ACHTEN, AUTHENTISCH ZU SEIN“
Alexander Kudlich: Er führt das operative Geschäft bei Rocket Internet – jetzt von weit oben.
Fotos: Jann Venherm
schaltet werden. Jedes Land berichtet: ‚Hey, das haben wir diese Woche gelernt.‘ So werden die Erfahrungen zwischen den Ländern ausgetauscht. Das machen wir nicht nur per Telefon, sondern auch bei Rocket im Headquarter in Berlin. So laden wir beispielsweise einmal im Jahr die CTOs all unserer Firmen nach Berlin ein, um im Rahmen eines mehrtägigen Summits alle wichtigen Trends zu diskutieren. Dasselbe machen auch unsere Firmen mit ihren Länderteams. Ihr seid in die Türkei gegangen und schnell wieder raus. Was ist da schiefgelaufen? Im konkreten Fall ging es damals um unsere E-Commerce-Modelle. Im Rückblick haben wir da vielleicht sogar zu früh die Reißleine gezogen. Wir hatten diese Modelle damals in viele Märkte gleichzeitig übertragen. Also konnten wir gut vergleichen. Wir haben viele wichtige KPIs und die überprüfen wir sehr engmaschig. In der Türkei hatten wir insbesondere ein Margenproblem. Deswegen haben wir die Ressourcen lieber auf erfolgreichere Märkte verteilt.
noch schwierige Rahmenbedingungen hinzukommen, dann ist es kein interessanter Markt für uns. Was sind die größten Fehler, die man vermeiden sollte? Manche Firmen gehen ins Ausland, ohne weit genug dafür zu sein. Wachstum ist international auf jeden Fall schwieriger, als sich erst einmal auf das eigene Land zu konzentrieren. Wann ist man reif dafür? Zuerst sollte man sein Geschäft im Heimatland im Griff haben. Es macht keinen Sinn, ein Minimal Viable Product (MVP) in 17 Märkten auszurollen, und dann an 17 verschiedenen Orten gleichzeitig das Produkt zu reparieren. Denn durch den Schritt ins Ausland steigt die Komplexität um ein Vielfaches. Hast Du noch einen Rat? Bei der Internationalisierung musst du als Unternehmen darauf achten, authentisch zu sein. Der Kunde merkt das. Du musst jeden Markt so behandeln, als sei es dein Heimatmarkt, sonst kannst du nicht gegen den lokalen Wettbewerber gewinnen. Das Gespräch führte Corinna Visser.
Wie ist es mit Afrika, ist das auch schwierig? Afrika ist ein gutes Beispiel, denn es gibt zwei Arten von schwierig. Operativ schwierig, das liegt uns. Solche Schwierigkeiten können wir lösen und damit Wert schaffen. Afrika ist operativ sehr komplex, aber es gibt kaum Wettbewerb im Online-Segement. In fast allen Ländern Afrikas sind wir erfolgreich mit Jumia unterwegs. Unter dieser Dachmarke sind zehn verschiedene Marken gebündelt, die vom Online-Jobportal über Hotelbuchungen bis zum Essenslieferdienst alles bieten. Dann gibt es wiederum Märkte, die schwierig sind, weil sie sehr kompetitiv sind. Citydeal hatte damals in Deutschland circa zehn Wettbewerber, in der Türkei etwa 50 und in China etwa 200. Wenn dann
ALEXANDER KUDLICH ist Group Managing Director im Vorstand von Rocket Internet. Der 36-Jährige hat BWL an der Uni St. Gallen und Philosophie am University College London studiert. Von 2005 bis 2011 arbeitete er bei Axel Springer, unter anderem als Assistent von Mathias Döpfner.
www. her-CAREER.com
ANZEIGE
Anna Alex Gründerin und Geschäftsführerin des Personal Shopping Service für Männer – OUTFITTERY
Kathrin Anselm Geschäftsführerin der limango GmbH (Otto Group), Europas führendem Online-Shopping Club für Familien
Prof. Stephanie Birkner Juniorprofessorin für Female Entrepreneurship an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Speaker & Table Captain
Speaker & Table Captain
Table Captain
Table Captain
Speakerin & Table Captain
Table Captain
Valerie Bönström Gründerin des FranchiseSystems Mrs.Sporty
Lea-Sophie Cramer Julia Derndinger Gründerin und Geschäftsführerin Gründertrainerin & Geschäftsder Sonoma Internet GmbH, führerin, Derndinger GmbH Betreiberin des Online-Shops für Erotik-Lifestyle-Artikel Amorelie
Keynote-Speakerin & Table Captain
Speakerin & Table Captain
Table Captain
Speakerin
Jennifer Gavito US-Generalkonsulin, US-Generalkonsulat München, ehem. Leiterin der politischen Abteilung am USGeneralkonsulat in Jerusalem
Table Captain
Dr. Ralf Kleindiek Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Dr. Florian Langenscheidt Verleger, Bestsellerautor und Wagniskapitalgeber
Andrea Pfundmeier Gründerin des Cloud-Sicherheits-Startups Secomba GmbH
Manuela Rasthofer Gründerin von TerraLoupe GmbH, das im Segment Big Data und Computer Vision agiert
Dr. Rebekka Reinhard Philosophin und SpiegelBestseller-Autorin präsentiert von Women Speaker Foundation
© EyeCandyBerlin
Jasmin Taylor Geschäftsführerin und Inhaberin des dynamischen Reiseveranstalters JT Touristik GmbH
(Auszug)
herCAREER@Night © Tanja Kernweiss
• über 60 Vorträge &
Panels Jetzt • über 90 MeetUps Messe-Ticket zum Austausch auf online für Augenhöhe 10 Euro • und über 120 kaufen! Aussteller
Table Captain
© Florian Jaenicke
The place to be for female founders!
Table Captain
Manuela Schwesig Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
© Bundesregierung Denzel
13. - 14. Oktober 2016 MTC, München
Speakerin & Table Captain
© Bundesregierung Denzel
Schirmherrin
Cloudy Zakrocki Chefredakteurin, Refinery29 Germany, Mode-Bloggerin, sie zählt zu den bekannten Social Media Influencern
13. Oktober 2016 Der Netzwerkevent mit über 40 Table Captains! Anmeldung unter her-career.com/atNight
Foto: Saskia Uppenkamp
NEW YORK Das Sehnsuchtsziel vieler Menschen wird auch für Gründer und Investoren immer attraktiver. Eine Standortanalyse Natürlich kennt jeder New York. Beim Klang des Namens springen uns schlagartig die unterschiedlichsten Bilder vor das geistige Auge: Die Skyline, die Wall Street und Jordan Belfort, Woody Allen und Martin Scorsese, Mad Men und Friends, die New York Times, die Vogue, die New York Fashion Week und das Museum of Modern Art, Central Park, die Freiheitsstatue, Beastie Boys und Frank Sinatra, Donuts, Cronuts und Nine-Eleven. Doch wie ist es um die New Yorker Startup-Szene bestellt? Das Team von the Hundert, dem Schwester-Magazin von Berlin Valley, verbrachte acht Wochen in New York, um das Ökosystem zu erkunden.
STARTUPS VON NEW YORK Geld, Medien und Mode sind wichtige Industrien der Stadt. Hier liegen auch die größten Potenziale für junge innovative Unternehmen
ANYTHING GOES New York gilt als Welthauptstadt des Kapitals und gehört außerdem zur Weltspitze der informationsbasierten und Consumer-basierten Industrien. Zahlreiche Weltmarktführer in den Bereichen Finanzservices, Werbung, Marketing, Immobilien, Publishing, Entertainment, Einzelhandel, Mode und Design haben hier ihren Sitz. Die Liste ließe sich lange fortführen. Diese enorme thematische Band-
* Am besten direkt registrieren und die Ausgabe am Erscheinungstag erhalten:
THE-HUNDERT.COM/NYC
breite der Industrien bietet den Nährboden für eine extrem breite Startup-Szene, die ihren Markt quasi direkt vor der Haustür findet. „Insgesamt ist es eine sehr diversifizierte Szene, gekennzeichnet von extremer Offenheit – und freundlichen Leuten“, sagt Christian Busch, Geschäftsführer des German Accelerator (Interview auf S. 48). Auch David Aronoff, Partner bei Flybridge Capital Partners, beobachtet in der New Yorker Szene deutlich weniger EllbogenMentalität als anderenorts: „Es gibt mehr als 350 verschiedene Meetup-Gruppen mit zigtausend Mitgliedern in New York, was ein Zeichen für eine gute Community ist.“
„BIS 2008 GAB ES HIER NUR EINE HANDVOLL STARTUPS“ MATT TURCK Partner bei Firstmark Capital
Die besten und hungrigsten Menschen der Welt zieht es nach New York. Das war nicht immer so, besonders nicht in der Startup-Szene. Das Platzen der Tech-Blase im Jahr 2000 war ein tiefer Einschnitt für das Ökosystem. Vor dem Crash gab es in New York einige florierende Adtech-Unter-
STARTUPS ALS JOBMOTOR
Di e St ra
rk : Hi er so ll es ße n vo n Ne w Yo
38 / berlinvalley.com
kn pp 14.0 00 St
ar tu ps ge be n.
Das New Yorker Tech-Ökosystem umfasst inzwischen 291.000 Jobs (sieben Prozent der Jobs in New York insgesamt). Diese Jobs generieren Gehälter im Volumen von mehr als 30 Milliarden Dollar. Das am schnellsten wachsende Tech-Areal ist derzeit Brooklyn (mit 83 Prozent Wachstum von 5684 auf 10.430 Jobs). Dennoch ist Manhattan der klare Spitzenreiter (Wachstum von 79 Prozent von 53.932 auf 96.717 Jobs). In Manhattan befinden sich 83 Prozent aller Tech-Jobs der Stadt. Auf den weiteren Plätzen folgen Queens (15 Prozent Wachstum), the Bronx (zwölf Prozent) und Staten Island (minus sechs Prozent). 40 Prozent der Startup-Mitarbeiter sind Frauen.
Bü rge rm eis ter bis
2013: Mi ch ae l Blo om
be rg ha t vie l fü r die
Te ch -Szen e ge ta n.
nehmen (etwa Doubleclick, 24/7 Real Media und Linkshare), Media-Unternehmen (etwa About.com, iVillage, Theknot), Online-Recruiter (etwa Dice, Hotjobs) und Fintech-Firmen (etwa Datek, Multex). Matt Turck, Partner bei Firstmark Capital, erinnert sich: „In den späten 1990ern gab es hier sehr viel Enthusiasmus. Dann ist das alles plötzlich zusammengebrochen, um sich dann Mitte der Nullerjahre langsam wieder zu berappeln. Bis ins Jahr 2008 gab es hier nur eine Handvoll Startups. Dafür gab es in den letzten Jahren eine Art Explosion. Es war sehr faszinierend, diese Entwicklungen zu beobachten.“ Einer der Gründe für diese Entwicklung war der Boom an gründerfreundlichen Investoren. Auf der anderen Seite beschlossen plötzlich einige aufregende Startups, in New York zu bleiben, nachdem sie gekauft wurden. Üblich war es bis dahin, dass Unternehmen aus New York nach der Akquisition durch ein Westküsten-Unternehmen auch an die
NEW YORK IN ZAHLEN New York (Spitzname Big Apple) wurde im Jahr 1624 gegründet. 18,9 Millionen Menschen leben in der Metropolregion, New York City selbst hat mehr als acht Millionen Einwohner und ist damit die bevölkerungsreichste Stadt der USA. Insgesamt werden in New York 170 Sprachen gesprochen, was sie zu der Stadt mit den meisten gesprochenen Sprachen der Welt macht. New York besteht aus fünf Bezirken – Bronx, Brooklyn, Queens, Staten Island und Manhattan. Der Compass Startup Ecosystem Report kommt in NYC auf etwa 8000 Startups, Digital NYC listet sogar insgesamt knapp 14.000 Startups auf.
Fotos: Center for American Progress/Flickr (CC BY-ND 2.0), svcip.com, John Caballero/Flickr (CC BY-SA 2.0)
Jede Stadt hat ihre eigene DNA. Aus Sicht der Startupszene entwickeln sich Städte immer mehr zu Plattformen. Die richtige Wahl des Standortes und des damit verbundenen Umfelds kann über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens entscheiden. Das Team unseres Schwester-Magazins the Hundert verbrachte im Spätsommer 2016 acht Wochen in New York, um the Hundert New York zu produzieren, das am 5. Dezember 2016 erscheint.* Es war eine heiße Phase für New York, nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen. Der Präsidentschafts-Wahlkampf tobte und ein Bombenanschlag erschütterte Chelsea. Die New York Fashion Week sorgte für Glamour, Kevin Spacey investierte in Frame.io und Bill Murray mixte Cocktails in der Kneipe seines Sohns. Zeitgleich wurde im Guggenheim-Museum ein goldenes Klo ausgestellt. Kurzum: Die Stadt präsentierte sich so bunt, wie es die 170 hier gesprochenen Sprachen vermuten lassen.
DIE 20 GRÖSSTEN FINANZIERUNGSRUNDEN 2015 Startups in New York, in Millionen Dollar
1. FANDUEL, Fantasy Sport LETZTE RUNDE: 275 GESAMTFINANZIERUNG: 361,2
Median-Bewertung von Early- und Late-Stage-Startups in Millionen Dollar, inflationsbereinigt. Innovations-Regionen in den USA 2013, 2014 und erstes Halbjahr 2015. Quelle: SVCIP Partners/Pitchbook Data, Inc. July 2015 Westküste umgezogen sind, was zu einer konstanten Abwanderung von Kapital und Talent geführt hatte. David Aronoff spricht in diesem Zusammenhang auch vom Doubleclick-Effekt. Das New Yorker Adtech-Unternehmen Doubleclick wurde im Jahr 2005 für 1,1 Milliarden Dollar an Hellman & Friedman verkauft und anschließend, im Jahr 2007, für 3,1 Milliarden Dollar an Google. DER DOUBECLICK-EFFEKT Doubleclick hat die mit Abstand meisten CEOs, Gründer und Business Angels in New York hervorgebracht. Allein ungefähr 35 Startup-CEOs kommen von dort. Hier ist vor allem Kevin Ryan zu nennen, den Forbes 2013 als „Godfather of NYC Tech“ bezeichnete. Gemeinsam mit seinem Partner Dwight Merriman hat der frühere CTO von Doubleclick bei vielen heißen New Yorker Themen seine Finger im Spiel und hat unter anderem Gilt Groupe, Business Insider, 10gen und Zola Registry gegründet. Sein aktuelles Startup MongoDB gehört erneut zu den heißesten Unternehmen der New Yorker Gegenwart. Natürlich zogen auch andere Exits Wohlstand und Gründungen mit sich: Allein in den Jahren 2012, 2013 gab es drei Mega-Exits in New York: Die Recruiting-Plattform Indeed, die Reisesuchmaschine Kayak sowie das Social Network Tumblr wurden jeweils für mehr als eine Milliarde Dollar gekauft. Doch der Doubleclick-Exit hatte nach allgemeiner Auffassung die größten Auswirkungen. Beflügelt wurde der Aufschwung der Startup-Szene durch den früheren Bürgermeister Michael Bloomberg (2001 bis 2013), der als wirtschaftsnah und techaffin galt. Auch die stetig sinkenden Setup-Kosten und Einstiegsbarrieren für Tech-Gründungen sorgten für eine neue Gründungswelle. Plötzlich konnten selbst nicht-technikaffine Gründer eine Firma mit Technologiefokus starten. Kreative Hipster mit Ideen, hochbegabte Hochschulabsolventen sowie Industrie-Veteranen ließen sich an, die unterschiedlichsten Industrien auf den Kopf zu stellen.
DIE KUNDEN VOR DER HAUSTÜR In diesem Zusammenhang konnte New York auch die Stärke seiner ansässigen Industrien ausspielen. Gründer aus Berlin wissen, wie schwierig sich die Wachstumsphase gestaltet, wenn die eigene Stadt kein Kundenpotenzial bietet. In New York ist das Gegenteil der Fall: Die Präsenz vieler Schlüsselkunden ist ein immenser Standortvorteil für das digitale Ökosystem von New York. Fast alle wichtigen Medienfirmen (zum Beispiel Hearst, 21st Century Fox, Viacom, CBS, News Corp, Advance Publications, Time Warner) haben ihren Hauptsitz in New York. Das Gleiche gilt für die Fashion-Industrie: Bloomingdale’s, Macy’s, Coach, Ann Taylor und zahlreiche andere globale Modeunternehmen haben ihre Zentrale in New York. Der aktuelle Bürgermeister Bill de Blasio, den viele als deutlich weniger business-orientiert sehen als seinen Vorgänger, sieht folglich den Grund des schnellen Wachstums in New York vor allem in den sogenannten Hyphen-Tech-Firmen, also Start ups, die sich um die großen Industrien ansiedeln: Fintech, Fashiontech, Mediatech und andere. Aber auch 3D-Printing ist mit circa einem Dutzend Firmen inzwischen ein sichtbares Segment, oftmals beheimatet in einem der unzähligen New Yorker Makerspaces. Schließlich haben auch der Foodtech- und der Immobilien-Sektor in den vergangenen Jahren eine Flut neuer Startups hervorgebracht. Der aktuelle Compass Startup Ecosystem Report (compass.co) sieht New York weltweit auf Platz zwei (hinter dem Silicon Valley). Innerhalb der USA folgen nach New York die Startup-Ökosysteme von Los Angeles, Boston und Chicago. Für Matt Turck ist das keine Überraschung: „Das New Yorker Ökosystem ist breiter und tiefer geworden. New York hat sich von der Monokultur aus Medien und Adtech in den späten 1990er-Jahren emanzipiert.“ In den Jahren 2005 bis 2008 seien zahlreiche Unternehmen im Commerce-Umfeld entstanden oder soziale Unternehmen wie Foursquare, Tumblr, Delicious. Und seit 2011 gebe es eine dritte Generation an Unternehmen in verschiedensten Segmenten wie Fintech, Healthtech, Immobilientech und andere, während Commerce ebenfalls
2. OSCAR, Versicherung LETZTE RUNDE: 145
GESAMTFINANZIERUNG: 327,5
3. BLUE APRON, Food LETZTE RUNDE: 135
GESAMTFINANZIERUNG: 193
4. ZOCDOC, Healthtech LETZTE RUNDE: 130
GESAMTFINANZIERUNG: 223
4. DATAMINR, Analytics LETZTE RUNDE: 130
GESAMTFINANZIERUNG: 179,57
5. TABOOLA, Werbung
LETZTE RUNDE: 117 GESAMTFINANZIERUNG: 160
6. DELOS, Healthtech LETZTE RUNDE: 108
GESAMTFINANZIERUNG: 108
7. SAAVN, Unterhaltung LETZTE RUNDE: 100
GESAMTFINANZIERUNG: 110
8. VROOM, E-Commerce LETZTE RUNDE: 95
GESAMTFINANZIERUNG: 168
9. CHECKMARX, Sicherheit LETZTE RUNDE: 84
GESAMTFINANZIERUNG: 92
10. DIGITAL OCEAN, Cloud-Dienstleister LETZTE RUNDE: 83
GESAMTFINANZIERUNG: 123,21
11. MONGODB, Software LETZTE RUNDE: 80
GESAMTFINANZIERUNG: 311,1
12. HARRY’S, E-Commerce
LETZTE RUNDE: 75,6 GESAMTFINANZIERUNG: 287,1
13. GENERAL ASSEMBLY, Edtech LETZTE RUNDE: 70
GESAMTFINANZIERUNG: 119,3
14. APPNEXUS, Werbung
LETZTE RUNDE: 62,67 GESAMTFINANZIERUNG: 288,17
15. SEATGEEK, Ticket-Suche LETZTE RUNDE: 62
GESAMTFINANZIERUNG: 102,97
16. BETTERMENT, Fintech LETZTE RUNDE: 60
GESAMTFINANZIERUNG: 105
16. KOBALT, Digitales Rechtemanagement LETZTE RUNDE: 60
GESAMTFINANZIERUNG: 116
16. MODA OPERANDI, Mode LETZTE RUNDE: 60
GESAMTFINANZIERUNG: 138,41
16. SHOPKEEP, Kassensysteme LETZTE RUNDE: 60
GESAMTFINANZIERUNG: 97,2
17. CASPER, Matratzen LETZTE RUNDE: 55
GESAMTFINANZIERUNG: 69,95
18. VROOM, E-Commerce LETZTE RUNDE: 54
GESAMTFINANZIERUNG: 168
18. THRILLIST MEDIA GROUP, News LETZTE RUNDE: 54
GESAMTFINANZIERUNG: 54
19. GILT GROUPE ECOMMERCE, E-Commerce LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 271
19. HANDY, Reinigung LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 110,73
19. PAYONEER, Bezahlsysteme LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 90
19. NAMELY, Personalmanagement LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 80,4
20. LITTLEBITS, Hard- und Software
LETZTE RUNDE: 46,7 GESAMTFINANZIERUNG: 62,34
w er m ei st er vo n Ne Se it 2013 Bü rg
Yo rk : Bi ll de Bl as
io
Emissionserlöse der Börsengänge in Innovations-Regionen in den USA 2010 bis November 2015. Quelle: SVCIP Partners/CB Insights
Quelle: Alleywatch
DIE ZEHN GRÖSSTEN FINANZIERUNGSRUNDEN 2016* Startups in New York, in Millionen Dollar
1. FLATIRON HEALTH, Medtech LETZTE RUNDE: 175 GESAMTFINANZIERUNG: 313
2. LETGO, E-Commerce LETZTE RUNDE: 100
GESAMTFINANZIERUNG: 200
2. BETTERMENT, Fintech LETZTE RUNDE: 100
GESAMTFINANZIERUNG: 205
2. VIA, Transport LETZTE RUNDE: 100
GESAMTFINANZIERUNG: 137,06
3. DATADOG, Software as a Service LETZTE RUNDE: 94,5 GESAMTFINANZIERUNG: 147,9
4. INSISION, Produktdesign LETZTE RUNDE: 55
4. VTS, Immobilien LETZTE RUNDE: 55
GESAMTFINANZIERUNG: 134,1 GESAMTFINANZIERUNG: 87,7
4. GIPHY, Fotografie LETZTE RUNDE: 55
5. MOAT, Analytics LETZTE RUNDE: 50
5. CADRE, Fintech LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 78,95 GESAMTFINANZIERUNG: 67 GESAMTFINANZIERUNG: 68,3
5. SISENSE, Business Intelligence LETZTE RUNDE: 50
GESAMTFINANZIERUNG: 94
6. FOURSQUARE, Location Based Services LETZTE RUNDE: 45
GESAMTFINANZIERUNG: 166,35
7. QUARTET, Medtech LETZTE RUNDE: 40
7. GROVO, Edtech LETZTE RUNDE: 40
7. OLO, Gastrotech LETZTE RUNDE: 40
GESAMTFINANZIERUNG: 47 GESAMTFINANZIERUNG: 62,02 GESAMTFINANZIERUNG: 63,25
7. MODERN MEADOW, Biotechnik LETZTE RUNDE: 40
GESAMTFINANZIERUNG: 53,5
8. MEDCPU, Medtech
LETZTE RUNDE: 35,04 GESAMTFINANZIERUNG: 50,94
9. JUSTWORKS, Personalmanagement LETZTE RUNDE: 33
GESAMTFINANZIERUNG: 53
10. BETTER MORTGAGE, Immobilien LETZTE RUNDE: 30
immer größer wurde. „Diese Entwicklungen machen das Ökosystem breiter“, sagt Turck. „Tiefer ist das Ökosystem geworden, weil es nun ein darunter liegendes Layer gibt, das all diese vertikalen Aktivitäten unterstützt. Besonders auffallend ist hierbei die Entstehung der Deep-Tech-Firmen in den letzten drei oder vier Jahren, zum Beispiel Unternehmen wie MongoDB oder Cockroach.“
„DIE STADT IST WIE EIN BRENNSTOFF FÜR REBELLEN, KREATIVE UND FREIDENKER“ BILL DE BLASIO Bürgermeister von New York
Hinzu kommt ein neuer Trend: Unternehmen aus dem Silicon Valley eröffnen Büros in New York – und nicht nur für Sales. Sowohl Google als auch Facebook betreiben ihre Headquarters für künstliche Intelligenz in New York. Der Nebeneffekt ist sichtbar: Seit Jahren steigt die Zahl der Unternehmen aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz. Auch Twitter, Amazon und Ebay unterhalten Büros in New York und ziehen verstärkt nationales und internationales Tech-Talent an. Auch den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat es nach New York verschlagen (Interview S. 52). Mit seinem Investment-Vehikel Spitzberg Partners hat er die hiesige Startupszene im Blick und einen guten Vergleich zu Deutschland: „Ich glaube, dass die Gründungswelle immer noch in einer stabilen Aufwärtskurve ist und sich auch relativ resistent gezeigt hat gegenüber globalen wirtschaftlichen Spannungen.“ Bürgermeister de Blasio drückt sich weniger gewählt aus und bezeichnet New York ganz einfach als „beste Stadt der Welt“. Und auch der Startup-Szene prophezeit er eine große Zukunft, da „die Digitalisierung der informationsbasierten New Yorker Industrien gerade erst begonnen hat“. BUNTER ALS DAS SILICON VALLEY Natürlich muss sich die New Yorker Tech-Industrie den permanenten Vergleich mit dem großen Vorbild Silicon Valley gefallen lassen. Doch New York hat
Co ney Isl an d: Hi er
en tsp an ne n Ne w Yo
rke r am Wo ch en en
de.
sich erfolgreich abgenabelt und zu einem eigenständigen und vollwertigen Ökosystem entwickelt – oder ist zumindest auf dem besten Weg dahin. 18,9 Millionen Einwohner machen Greater New York zu dem mit Abstand größten und am dichtesten besiedelten Ort in den USA. New York City ist mit 8,55 Millionen Einwohnern mehr als doppelt so groß wie die nächstgrößere US-Metropole Los Angeles. Insgesamt 6000 Hochhäuser signalisieren in jeder Himmelsrichtung Gigantomanie. Auf den Straßen herrscht Betriebsamkeit zwischen Tacoständen und Yellow Cabs. Kurzum: Eine echte Großstadt, gegen die San Francisco mit seinen gut 800.000 Einwohnern fast dörflich wirkt. Und doch hat die Startup-Szene eine gute Größe, findet Matthew Hartman, Partner beim Company Builder Betaworks (mit 132 Investments in 111 Firmen ein ausgewiesener Kenner der Szene): „Die Szene hier ist groß genug, dass du ständig neue Leute kennenlernst, gleichzeitig aber klein genug, dass du die gleichen Leute wieder triffst.“ Christian Busch sieht in dem Größenvorteil jedoch auch eine Verpflichtung: „Man muss verstehen, dass Beziehungen in New York das A und O sind. Sowohl mit Unternehmern als auch mit potenziellen Mitarbeitern oder Investoren. Diese Beziehungen muss man aufbauen und man muss viel Zeit investieren.“ Diese Zeit muss eingeplant werden. Die Vorstellung, mal für ein paar Monate hierher zu kommen und fünf Millionen Euro einzusammeln, sei falsch. „Die meisten Investoren warten leider nicht darauf, dass man bei ihnen vor der Tür steht.“ VOLLER ENERGIE Dass New York ein guter Standort zum Gründen eines Startups ist, dürfte ein offenes Geheimnis sein. Im Gegensatz zu San Francisco ist New York sehr divers und glänzt dank unterschiedlichster Strömungen wie Fashion, Kunst, Kultur mit einer hohen Lebensqualität. Der amtierende Bürgermeister Bill de
GESAMTFINANZIERUNG: 30
10. SUNDAY SKY, Medien LETZTE RUNDE: 30
GESAMTFINANZIERUNG: 67
10. TRANSACTIS, Zahlungssysteme LETZTE RUNDE: 30
GESAMTFINANZIERUNG: 66.76
10. PERSADO, Marktforschung LETZTE RUNDE: 30
GESAMTFINANZIERUNG: 66
10. NAMELY, Personalmanagement
GESAMTFINANZIERUNG: 107,8
Quelle: Alleywatch, *Stand: Juli 2016
Wo die Tech-Jobs sind: Anzahl der Jobs in 2014 Quelle: Federal Reserve Bank of New York
Fotos: Saskia Uppenkamp
LETZTE RUNDE: 30
DER WEWORK-EFFEKT Einer der Gründe, warum die Startup-Gründungen in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben, ist das Konzept Wework. Die Coworking-Space-Reihe, die 2010 in New York gegründet wurde, erlaubt es Einzelgründern und kleinen Unternehmen, unkompliziert und flexibel kleinere Büroflächen anzumieten und mit ihnen zu wachsen. Wework hat sich binnen kürzester Zeit zum erfolgreichsten Immobilienprojekt der vergangenen Jahre entwickelt. Ende 2015 betrieb Wework insgesamt 54 Coworking Spaces in den USA und wuchs damit in einem Jahr um rund 100 Prozent. In New York existieren derzeit 32 Wework-Locations. Ein fester Arbeitsplatz bei Wework kostet dort 800 Dollar im Monat, ein Zwei-Personen-Büro 2100 Dollar und ein Büro für acht Personen 5750 Dollar im Monat. Das Unternehmen Wework hat selbst etwa eine Milliarde Dollar an Funding aufgenommen (unter anderem von Fidelity, J.P. Morgan, Legend Holdings und Hony Capital Ltd.) und kam dabei angeblich auf eine Bewertung von 16 Milliarden Dollar. Im Jahr 2016 starteten die Macher ein Coliving-Konzept namens Welive. wework.com/locations/new-york-city
Blasio ist überzeugt: „Es gibt keine stärkere Energie als die New Yorker Energie. Die Stadt ist wie ein Brennstoff für Rebellen, Kreative, Freidenker. Sie bietet ihnen das Umfeld, das man braucht, um großartige Firmen zu erschaffen.“ Matthew Hartman ergänzt, dass die New Yorker Startups vor allem aus dieser Vielfältigkeit ihre Vorteile ziehen: „Ich denke, die verschiedenen Branchen sind New Yorks Geheimrezept“, sagt Hartman. Als Beispiele nennt er Tumblr, das in der Mode-Community angefangen hat. Oder die boomende Fash ion Community Bloglevel.
„BROOKLYN HAT SICH ZUM HIPSTERZENTRUM DES UNIVERSUMS ENTWICKELT“ DAVID ARONOFF Partner bei Flybridge Capital Partners
Natürlich fließt immer noch der Großteil des US-Risikokapitals ins Silicon Valley. Das Westküsten-Tech-Epizentrum ist im Gegensatz zu New York jedoch eine eindeutige Core-Tech-Monokultur und steht immer mehr in der Kritik. Während in San Francisco fast kein Tag ohne offenen Beschwerdebrief über die steigenden Mieten vergeht, profitiert New York von den überhöhten Lebenshaltungskosten im Valley und kann gegenüber dem Valley konstant aufholen. Auch David Aronoff sieht einen kla-
ren Trend zur Rückkehr nach New York: „Brooklyn hat sich zum Hipster-Zentrum des Universums entwickelt und ist heute sehr attraktiv. Die Mieten auf der Upper Eastside sind günstiger geworden. Selbst die Büroflächen in den teuersten Flächen in New York sind immer noch 20 Prozent günstiger als im Silicon Valley.“ Für Matt Turck lautet die Frage jedoch nicht, ob New York größer wird als das Silicon Valley, denn „das ist sehr unwahrscheinlich. Aber ich glaube, dass Tech in New York im Hinblick auf die Anzahl der Angestellten mindestens genau so groß werden wird wie die Wall Street.“ Das scheint umso zutreffender zu sein, da immer mehr Unternehmen von ehemaligen Wall-Street-Jungs gegründet würden, wie David Aronoff bestätigt. Auch im War of Talent steht die New Yorker Tech-Szene inzwischen mit den großen Kanzleien oder Banken im direkten Wettbewerb um die besten Hochschulabsolventen. Ein Glück nur, dass New York eine größere Studentenbevölkerung als jede andere amerikanische Stadt besitzt. Obwohl die Universitätslandschaft sehr vieles abdeckt, fehlt es doch an eindeutigen Engineering-Research-Universitäten wie Stanford oder MIT. Gegenwärtig größter Hoffnungskandidat, um diese Lücke perspektivisch zu füllen, ist wahrscheinlich das TechnionCornell Institute auf Roosevelt Island, das 2017 eröffnet. DIE INVESTORENLANDSCHAFT Viele Startup-Unternehmer sind überzeugt: Die USA sind das Land, in dem Milch und Honig fließen und Hühner goldene Eier legen. Kapital gibt es hier im Überfluss. Und es wird mit vollen Händen investiert. Die sechs führenden Startup-Metropolen der USA (San Francisco, San José, Boston, New York, Los Angeles und San Diego) stehen für etwa 45 Prozent der globalen Venture-Capital-Investments. Gut für New York: Der Branchendienst CB Insight hat ermittelt, dass in den 18 Monaten vom ersten Quartal 2015 bis zum zweiten Quartal 2016 insgesamt 21,5 Milliarden Dollar in 2207 Deals in New York platziert wurden. Zum Vergleich: In Berlin waren es 2,93 Milliarden in 283 Deals. Im Jahr 2015 gab es in New York insgesamt 286 Exits, unter anderem die IPOs von Ondeck Capital (Ende 2014, Bewertung 1,32 Milliarden Dollar) und Etsy (1,8 Milliarden Dollar). Venture Capital ist traditionell eng mit New York verbunden. Wenigen ist bekannt, dass es hier erfunden wurde: 1951 vom Intel-Gründer Arthur Rock. Christian Busch – selbst auch als Investor aktiv – bestätigt, dass es in New York sehr viel investierbares Kapital gibt. Dieses Kapital sei sehr intelligent, zeitgleich seien die Investoren sehr zugänglich: „Man muss verstehen, dass es ihr Job ist, heiße Startups zu finden, bevor andere sie finden. Deshalb wird man von einem US-VC nie das Wort Nein hören. Du wirst höchstens mal hören „maybe not right now“. Neben einer großen Gruppe an Angel-Investoren (siehe Interview mit dem Chairman der NY Business Angels, Brian Cohen, auf Seite 48), Syndikaten und kleinen Fonds existiert in New York sehr viel industrierelevantes Kapital. So finden sich beispielsweise im Immobilienbereich mehrere Dutzend sehr reiche Familien, die natürlich auch als Investoren aktiv sind. So etwa der Fonds Venrock (der Name setzt sich zusammen aus Venture und Rockefeller), der seit 1969 investiert und sich inzwischen in der zehnten Fonds-Generation befindet. Intel, Apple und Doubleclick sind nur einige der Investments, die Venrock in seiner 47-jährigen Laufzeit getätigt hat. Laut Crunchbase hat Venrock insgesamt 2,8 Milliarden Dollar „under Management“ und insgesamt 469 Investments in 241 Portfolio-Unternehmen getätigt.
DIE GRÖSSTEN NEW YORKER INVESTOREN nach der Anzahl der Deals in 2015 19
Entrepreneurs Roundtable Accelerator
19
Greycroft Partners
19
Lerer Hippeau Ventures
17
Techstars
15
RRE Ventures
14
500 Accelerator
14
Almaworks
13
General Catalyst
12
Bessemer Venture Partners
12
ff Venture Capital
12
Firstmark Capital
11
Accel Partners
11
First Round Capital
10
AngelPad
9
Comcast Ventures
9
Edison Partners
9
SV Angel
9
Y Combinator
8
BBG Ventures
8
Betaworks
Quelle: CBInsights
berlinvalley.com / 41
DIE TOP-20 EXITS IN NEW YORK 2015* 2015 war kein herausragendes Jahr im Hinblick auf New Yorker Exits. Dennoch gab es zahlreiche große Verkäufe und IPOs.
1. ALTERA Mikrochips und Halbleiter GRÜNDUNG: 1993
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 17
2. SALIX PHARMACEUTICALS Medikamente für Magen-Darm-Erkrankungen GRÜNDUNG: 1989
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 15,8
3. CARDIOXYL PHARMACEUTICALS Therapien für Herzerkrankungen GRÜNDUNG: 2005
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 2,07
4. LYNDA Onlinekurse für Weiterbildung GRÜNDUNG: 1995
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 1,5
5. EXTENET SYSTEMS Mobilfunkinfrastruktur GRÜNDUNG: 2003
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 1,4
6. FLEXUS BIOSCIENCES Krebstherapie/Biotechnik GRÜNDUNG: 2013
7. DATALOGIX Marktforschung
GRÜNDUNG: 2002
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 1,3
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 1,2
8. VIRTUSTREAM Cloud Software- und Service-Provide GRÜNDUNG: 2008
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 1,2
9. SCIODERM Medikamente zur Behandlung von Hauterkrankungen GRÜNDUNG: 2012
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,974
10. TRUSTWAVE Sicherheitslösungen für Unternehmen GRÜNDUNG: 1995
11. MICREL Halbleiter
GRÜNDUNG: 1978
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,850
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,796
12. ONCORE BIOPHARMA Hepathitistherapie/Biotech GRÜNDUNG: 2012
13. FITBIT Fitnessarmbänder
GRÜNDUNG: 2007
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,750
IPO (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,732
14. MEDIAOCEAN Adtech GRÜNDUNG: 2006
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,720
15. BLUE BUFFALO PET PRODUCTS Bio-Tiernahrung GRÜNDUNG: 2002
16. GT NEXUS Cloudanbieter
GRÜNDUNG: 1998
IPO (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,677
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,675
17. OPENDNS Sicherheitslösungen für Unternehmen GRÜNDUNG: 2005
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,635
18. PENTAHO Business Intelligence, Big-Data-Analytics GRÜNDUNG: 2005
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,600
19. ADHERON THERAPEUTICS Therapie gegen Arthritis GRÜNDUNG: 2006
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,580
20. NAUREX Therapie gegen Depressionen GRÜNDUNG: 2008
EXIT (ERLÖS IN MILLARDEN DOLLAR): 0,560
*New York Tech Companies, VC finanziert. Quelle: Pitchbook.
Veränderung der Bildungsabschlüsse pro 10.000 Einwohner in den Innovationsregionen der USA 2012 bis 2014 Quelle: SVCIP Partners/Collaborative Economics Ähnliche Rahmenbedingungen – wenn auch einige Nummern kleiner – findet man auch im Fashionoder im Sport-Segment, zum Beispiel durch die Gründer der Equinox-Fitnessstudios. Christian Busch schätzt, dass wahrscheinlich um die 50 Early-Stage-Fonds in New York beheimatet sind sowie ein paar Dutzend Bulge Bracket Funds, die hier Offices oder Headquarters haben. Zusätzlich sieht man eine zunehmende Zahl an Syndikaten, bei denen mehrere Investoren gemeinsam bis zu 250.000 Dollar in eine Pre-Seed-Runde investieren – einfach um zu sehen, ob die Idee, die hier verfolgt wird, erfolgversprechend ist. Ein New Yorker Startup muss also heutzutage nicht mehr quer durchs Land reisen, um sich Kapital zu besorgen. Auch Union Square Ventures, einer der weltweit erfolgreichsten Venture-Fonds der letzten Jahre, sitzt in New York. Union Square bringe „gefühlt jedes Jahr ein Unicorn hervor“, sagt Urs Cete, Managing Director von Bertelsmann Digital Media Investments. Ein Interview mit dem deutschstämmigen Union-Square-Partner Albert Wenger folgt in der kommenden Ausgabe von Berlin Valley.
„NEW YORKER INVESTOREN SCHAUEN ETWAS MEHR AUFS GELD“ URS CETE Managing Director BDMI
Ein anderer Star der New Yorker Investment-Szene ist dank 275 Investments das Investoren-Team Lerer Hippeau Ventures (siehe Interview mit Ben Lerer auf S. 44). Diese Investoren sind Leuchttürme einer sich stetig professionalisierenden Szene. Das Gerücht, dass man in New York nur einen Businessplan auf eine Serviette schreiben muss, um ein Millionen-Investment zu bekommen, ist fern der Realität, sagt Christian Busch: „Im Unterschied zum Silicon Valley sind New Yorker Investoren sehr marketing-/ traction-driven. Sie wollen Umsatz sehen und Geschäftsmodelle verstehen, während Investoren im Silicon Valley eher diese binären – ‚Entweder es wird was, oder nicht‘ – Moonshot-Investments vorziehen.“ Auch Urs Cete bestätigt diese Wahrnehmung: „Im Vergleich zur Westküste schauen New Yorker Investoren etwas mehr aufs Geld, das heißt
auf das Geschäftsmodell und die Profitabilität.“ Ohne von Überhitzung zu sprechen, geht Karl-Theodor zu Guttenberg perspektivisch davon aus, dass die „teilweise obszönen Überbewertung von einigen Unternehmen irgendwann ein Regulativ erfahren werden, weil es auf diesem Niveau nicht bleiben kann“. DIE BRÜCKE NACH BERLIN Es gibt viele Theorien, zu welchem Zeitpunkt ein Startup internationalisieren sollte und in welcher Reihenfolge man Märkte erschließen sollte. GoogleChef Eric Schmidt ist beispielsweise davon überzeugt, dass ein Startup so früh wie möglich internationalisieren solle. Je nach Business können die USA als direkter Markt nach dem Heimatmarkt Deutschland Sinn ergeben. Das Beispiel Zalando zeigt, dass im E-Commerce wahrscheinlich der europäische Binnenmarkt einfacher ist, da man Lagerhäuser zentral aufbauen kann und das Steuersystem recht harmonisch ist. Doch wenn man Marktpotenzial in den USA sieht und der Markt hier nicht zu kompetitiv ist, können die USA als zweiter Markt durchaus Sinn machen, insbesondere bei Themen wie SaaS oder Consumer Tech. Und in der Tat rücken die Startup-Szene der USA und Europa immer näher zusammen. Christian Busch bestätigt: „Die großen amerikanischen Fonds schauen bereits mit einem Auge nach Europa. Allerdings gibt es klare Anforderungen an ein Auslandsinvestment: Es muss sich um ein stark wachsendes Unternehmen mit sehr großem Markt und hohen Ambitionen handeln. Als Beispiele nennt er Researchgate und Soundcloud. Und ergänzt, dass es für New Yorker VCs wegen der Distanz schon schwierig sei, ein Investment im Silicon Valley zu machen. Außerdem sitzen die guten VCs ohnehin schon in einem halben Dutzend Boards und müssen sich um den Dealflow kümmern. Wenn man dann viermal pro Jahr für ein Board-Meeting nach San Francisco fliegen muss, dann ist das wegen des sechsstündigen Flugs ein echter Aufwand. Entsprechend
zurückhaltend sei man bei Europa, insbesondere wegen der deutschen Rechtsstrukturen. „US-VCs hassen es, in GmbHs zu investieren“, ist Busch überzeugt. Auch dass man vor einem möglichen Einstieg durch einen US-Investor unbedingt eine US-Inc gründen sollte, in die man das Intellectual Property einbringt. Sonst wird das Investment wegen der Strukturen (Legel, Accounting, Compliance, Tax) eher schwierig. Hinzu kommt, dass US-Investoren vor allem Unternehmen suchen, die den US-Markt beherrschen können und in den USA wachsen. Daher ist die klare Erwartung, dass die Unternehmen nach dem Investment in die USA expandieren. Zusätzlich wird bei US-Investoren ein Dollar US-Umsatz wesentlich höher bewertet als ein Dollar Umsatz außerhalb der USA. Das mag rational wenig Sinn machen, liegt aber an den Exitkanälen, denn die meisten amerikanischen Exitkanäle wollen US-Umsatz kaufen.
„US-VCS HASSEN ES, IN GMBHS ZU INVESTIEREN“ CHRISTIAN BUSCH Leiter German Accelerator
Matt Turck ist überzeugt, dass New York für alle europäischen Unternehmen, die in die USA kommen wollen, ein großartiger Platz ist, um hier ihr US-Hauptquartier aufzuschlagen. „Es ist perfekt, weil die Zeitzone näher an Europa ist und weil es ein starkes Ökosystem ist mit einer kulturellen Nähe zu Europa. Als Deutscher kannst du hier mit Deutschen, als Franzose in einer rein französischen Umgebung leben, wenn du das möchtest. Außerdem ist New York sehr inspirierend, vor allem für Entrepre-
neure. Vieles von dem, was in New York passiert, passiert auch in Berlin, nur ein paar Jahre später. Genau wie hier vor ein paar Jahren siehst du auch in Berlin einen klaren Netzwerkeffekt, der das Talent in sich hineinsaugt. Die vielen Leute, die Rocket Internet verlassen, haben dort gelernt und machen jetzt ihr eigenes Ding. Ebenso siehst du all diese jungen McKinsey- oder Goldman-Sachs-Leute, die sich professionelle Fertigkeiten antrainieren, um dann die Beratung zu verlassen und ihr Wissen im eigenen Unternehmen anzuwenden.“ Urs Cete ergänzt: „Natürlich ist die Standortwahl für ein europäisches Startup wichtig, wenn es in die USA gehen will. Man muss sich fragen, was einem wichtiger ist: die Nähe zu den großen Plattformen wie Google und Facebook oder die Nähe zu deinen Kunden. Ein weiterer Faktor könnte die Frage sein, wer dich hinterher kaufen soll. In New York findet man auch potenzielle M&A-Partner.“ Das bestätigt auch Christian Busch: „Als Deutscher muss man sich mit der amerikanischen Mentalität anfreunden. Deutsche Gründer sind hier am Anfang oft zu ehrlich. Wenn ein US-Startup über seine drei Kunden spricht, wird er wahrscheinlich von 300 Prozent Wachstum berichten, weil er im letzten Monat nur einen Kunden hatte. Ein deutsches Startup hingegen würde eher sagen „wir haben nur drei Kunden, brauchen aber 300“. EINE GUTE SCHULE Zu Guttenberg sieht in New York eine gute Schule: „Was man in New York lernt, ist Sales und Pitching. Die Amerikaner bringen etwas mit, was mir bei deutschen Unternehmen fehlt. Nämlich die Kunstfertigkeit, einen begeisternden Pitch zu machen, der diesen Begriff auch verdient. Auftreten und wie man eine Idee oder ein Produkt vermarktet, kriegt man hier oft schon in der Schulausbildung mit.“ Entsprechend einfach ist der Pitch de Blasios für New York: „Wenn Du ein Startup bist, das im Segment Fashion, Fintech, Real Estate, Publishing oder Retail Spaces aktiv ist, kommst du an New York nicht vorbei. Für all diese Startups ist New York das Zentrum der Innovationen. Die großen Fische
De r Erf ind er de s Ve
nt ure Ca pit als: Int el-
Gr ün de r Ar th ur Ro ck
schwimmen alle hier. Wenn du Kundenkontakt suchst, wirst du verstehen, wie vorteilhaft es ist, wenn deine Kunden nur eine U-Bahn-Fahrt entfernt sitzen.“ Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Christian Busch betont, dass New York ein sehr teures Pflaster ist, was vielen Glücksrittern offensichtlich nicht bewusst ist. „Die Stadt zieht Menschen aller Branchen an, die sehr ambitioniert hierherkommen. Und nach ein oder zwei Jahren haben sie entweder ihren Pfad gefunden oder sie werden wieder ausgespuckt.“ JAN THOMAS
DIE FAKTEN: BERLIN VERSUS NEW YORK STANDORT Wert des Ökosystems1 27,493
FUNDING Durchschnittliche Seed-Runde 2 0,563
46,269
Anzahl der Startups 2.432
GLOBALISIERUNG
Dauer der Rekrutierung eines Entwicklers3
Ausländische Kunden5
50
0,875
Durchschnittliche Series A 2 5,880
8330
TALENTE
47 35
64
Kosten für einen Entwickler4
Ausländische Mitarbeiter 5 49
60.122
7,774
116.693
34
Startups pro Einwohner 0,47 0,41
Durchschnittliche Series B 2 12,249 11,869
Fotos: Singhaniket255/Wikimedia (CC BY-SA 4.0)
Finanzierungsrunden mit ausländischen Investoren 5
ERFAHRUNG
38
Hyper-Growth-Experience
5
14
12
„Time to Raise“ im Vergleich zum Silicon Valley (=1) 1 in Milliarden Dollar 2 in Millionen Dollar 3 in Tagen 4
in Dollar
5
in Prozent
18
1,66 1,33
mindestens ein Tech-Founder 5 95 100
Berlin New York Quelle: Compass – The Global Startup Eco System Ranking 2015
berlinvalley.com / 43
„STARTE ETWAS, DAS ES WIRKLICH GEBEN MUSS“
BEN LERER ist Managing Partner bei Lerer Hippeau Ventures und Mitgründer der Thrillist Media Group. Er gewann den „Entrepreneur of the Year“ Award von EY und ist einer der Forbes „Most Powerful CEOs under 40“.
Gründer und Investor Ben Lerer über seine Strategie und die Vorzüge von New York Ben, Du musst sehr beschäftigt sein. Ja. Ich verbringe meine gesamte Zeit mit dem Aufbau von Thrillist. Zusätzlich verbringe ich 50 Prozent meiner Zeit als Investor. Das sind zwar in Summe mehr als 100 Prozent, aber irgendwie klappt es dann doch. Ich habe Thrillist vor zehn Jahren gegründet und während ich das Unternehmen aufgebaut habe, hat mein Vater die Huffington Post gegründet. Das war noch in der Pre-Social-Media-Ära. New York war damals kurz vorm Abheben. Man konnte beobachten, wie sich die Menschen, die traditionell an der Wall Street als Anwalt oder Berater arbeiten würden, plötzlich von Technologie-Unternehmen und Entrepreneurship angezogen fühlten. Mein Vater und ich begannen, mit seinem Geld sowie meinem Netzwerk und Dealflow, erste Investitionen zu machen – damals noch nicht mit einem Fonds verbunden. Und diese Investitionen – eine davon übrigens Business Insider – waren zum Teil sehr erfolgreich. Wir sahen die Möglichkeit, ein größerer Teil dieser sich veränderten Landschaft in New York zu sein. Also haben wir einen ersten kleinen Fonds aufgelegt mit einem Volumen von 8,5 Millionen Dollar. Ziemlich klein im Vergleich zu anderen Fonds. Ja. Es waren hauptsächlich Einzelpersonen, keine Unternehmen. Der Fonds war dafür gedacht, um in
44 / berlinvalley.com
In welche Bereiche investiert Ihr? Hauptsächlich in Early-Stage-Technologie mit einem Fokus auf New York, weil wir hier sitzen und unsere Marke hier verankert ist. Aber wir investieren grundsätzlich im gesamten Land. Insgesamt haben wir in 275 Unternehmen investiert. In der Regel ‚First Money In‘. Dadurch sind wir bei vielen großen, bekannten und erfolgreichen Unternehmen dabei – aber auch bei vielen nicht so bekannten, nicht so erfolgreichen. Das gehört dazu. Ich konzentriere mich auf Endkunden-, Media- und Retail-Unternehmen. Diese Art von Unternehmen interessieren mich, weil ich selbst ein Medienunternehmen führe. Welche Trends siehst Du in New York? Die New Yorker Startup-Szene ist erwachsen geworden. Es gibt jetzt ein Ökosystem, eine echte Community. Investoren verbringen mehr Zeit hier, und es gibt viele fantastische Unternehmen. Es gibt Bereiche, in denen New York großartig ist, vor allem die, die schon früher groß waren: Finanzen, Mode, Media. New York ist auch ein Technologie-Standort geworden, aber es wird nicht der Ort sein, aus dem das nächste große soziale Netzwerk oder ein superstarkes SaaS-Unternehmen hervorgeht. Weil es nicht genug Talent gibt? Es gibt genug Talent! Für die genannten Bereiche gibt es nur größere Investitionsvolumen an der Westküste. Wenn du ein solches Produkt bauen willst, musst du Leute einstellen, die von Vorgängern kommen. Es gibt eine Art Talent-Lücke gegenüber San Francisco. Wenn du das nächste große SaaS-Unternehmen bauen willst, stellst du Leute im Valley ein. In New York wirst du eher die besten Mode- und E-Commerce-Startups sehen. Hier werden Marken gebaut. Es ist noch immer die Werbe- und Medienhauptstadt. Was treibt Euch an? Wir achten darauf, unserer Sache treu zu bleiben. Wir wollen uns durch den Fakt, dass wir Geld zum Investieren haben, nicht in eine Investitions-Geschwindigkeit drängen lassen, sondern nur in das investieren, an das wir wirklich glauben und lieben. Das Gleiche gilt für Gründer. Starte nicht etwas, weil du etwas starten willst. Starte etwas, das es wirklich geben muss, das ein offensichtliches Problem löst. Es geht darum, mit Leidenschaft echte Probleme zu lösen! In letzter Zeit gibt es weniger
Flexibilität, was das betrifft. Wir machen einen ziemlich guten Job, indem wir da nicht mitmachen. Der aktuelle Trend ist, es gab für lange Zeit viel Disruption, und momentan befinden wir uns in einer Phase des Durchatmens. Was hältst Du von Berlin? Ich liebe es, dort zu sein. Es macht Spaß, es gibt eine großartige Energie und eine großartige Startup-Szene. Die Hälfte meiner Zeit verbringe ich im Springer-Gebäude. Daher ist mein Blick auf Berlin sehr durch Axel Springer geprägt. Aber ich liebe es, in Berlin zu sein, zu essen, zu trinken, durch die Stadt zu laufen. Es fühlt sich wie ein Ort an, an dem du echte Unternehmen bauen kannst.
„ES IST SCHWER, ETWAS SEHR GROSSES IN EINEM KLEINEN MARKT ZU BAUEN“ Ab welchem Level würdest Du Unternehmen raten, nach New York zu kommen? Wir investieren nur in US-Unternehmen. Wir haben auch in internationale Teams investiert – auch in das Berliner Unternehmen Spectrm, das in die USA gekommen ist. So können wir besser den Fortschritt beobachten, es geht also nicht unbedingt um finanzielle, steuerliche oder rechtliche Gründe. Wenn du in die USA kommst, hast du auch US-Unternehmen oder US-Kunden im Blick, und du willst US-Kapital. Wenn du in Deutschland bist und deutsche Unternehmen und den deutschen Markt im Fokus hast, kannst du auch mit Beziehungen vor Ort ziemlich viel erreichen. Entrepreneure interessieren sich für VCs in den USA, weil Deutschland unterfinanziert ist. Das ergibt Sinn. Generell haben die Early-Stage-Investoren in den USA mehr Vertrauen, wenn sie in Unternehmen in den USA investieren – aus den gleichen Gründen, die ich bereits genannt habe. In späteren Stages findest du einfacher Geld. Die Investoren spielen weltweit, wenn du etwas wirklich Großes baust, obwohl es schwer ist, etwas sehr Großes in einem kleinen Markt zu bauen. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Fotos: TThrillist
unsere Freunde investieren zu können, während mein Vater und ich unsere Unternehmen aufbauten. Mit diesem ersten Fonds starteten unter anderem Warby Parker, Birchbox und Buzzfeed. Wir waren der erste Investor in einigen prominenten Unternehmen, was uns wiederum beim Aufbau unserer Marke half. Lange Geschichte kurz gefasst: Wir bemerkten, dass dieses Modell funktionierte, und wir beschlossen, einen weiteren Fonds aufzubauen. In den vergangenen sechs Jahren haben wir fünf Fonds gegründet. Unser jüngster ist 115 Millionen Dollar stark. Wir haben quasi bei jedem Fonds die Summe verdoppelt.
Im Bot ani sch en Gar ten: die Grü nde r von Epi bon e
Au f dem T im e s S q u a re: D ro p e l Fa b ri c s
Lic ht un d Sc ha tte
n: da s Sh ootin g vo
n Pl ay buzz
A u ft ri t t G a n z o b e n:
d a s Te a m vo
: Ka b e i N Y1
O ld z ie ta rz y n a
Head of
th
im T V -In
te rv iew
n C a sp e r
MAKING-OF THE HUNDERT
Fotos: Saskia Uppenkamp, Jan Thomas
jew s ka,
rt, b e e Hunde
If you can make it here... Das hat sich wohl auch das Produktionsteam von the Hundert gedacht, als es sich dazu entschieden hat, die kommende Ausgabe von the Hundert in New York zu produzieren. Ein waghalsiges Abenteuer, wie sich herausstellte. Denn in New York tickt die Startup-Szene anders als im vergleichsweise beschaulichen Berlin. Die Attribute höher, schneller, weiter waren selten so zutreffend wie hier. Das New Yorker StartupÖkosystem ist eine Liga für sich. Die Championsleague, wenn man so möchte. Nicht umsonst gilt New York als Nummer zwei der Startup-Welt. Das Produktionsteam von the Hundert verbrachte insgesamt zwei Monate in New York (und ist zum
Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels immer noch vor Ort). Die Auswahl der New-Yorker-Start ups wurde von einer herausragenden Jury ausgewählt – ein echtes Who’s who der New Yorker Szenekenner. Wen das Team für die Jury gewinnen konnte und welche Startups es ins Magazin geschafft haben sowie viele großartige Bilder aus New York: Das alles in der nächsten Berlin Valley.
KOSTEN
LO S E R
THE-HU
DOWNL
OAD AU
NDERT.
F
COM
NEUE AUSGABE IM DEZEMBER Und natürlich in der kommenden the Hundert, die am 5. Dezember erscheint. Man kann sich bereits heute auf www.the-Hundert.com/NYC für den kostenlosen Download registrieren.
berlinvalley.com / 45
„DISTANZ IST SCHWIERIG“ Firstmark Capital Partners veranstaltet auch viele Events. Wir sind sehr leidenschaftlich, was das das Ökosystem von New York und die Community angeht. Während wir einerseits in den USA investieren und auch ein bisschen in Europa, wollen wir andererseits helfen, die New Yorker Community aufzubauen. Wir veranstalten hier ungefähr 100 Events im Jahr. Etwa 40 Events davon sind offene Events.
MATT TURCK ist Managing Partner beim VC Firstmark Capital, der in eine große Bandbreite von Unternehmen investiert ist. Vorher war er Managing Partner bei Bloomberg LP und Gründer von Triplehop Technologies.
Matt Turck von Firstmark erklärt, welche Themen ihn interessieren, wie seine Firma die New Yorker Community unterstützt und warum man nach New York umziehen muss, wenn man Kapital von ihm möchte Kannst Du Firstmark Capital Partners kurz vorstellen? Firstmark ist eines der VC-Schlüsselunternehmen in New York. Wir haben für unseren neuen Fonds gerade etwas mehr als 500 Millionen Dollar eingesammelt, was uns nun zum größten Series-A- und Seed-Investor in New York macht. Gestartet sind wir 2008/2009, was in der Unternehmenswelt nicht besonders alt ist. Und wir hatten das Glück, sehr früh in einige der Leuchtturm-Unternehmen der vergangenen Jahre zu investieren, beispielsweise Pinterest, in das wir investiert haben, als es nur zwei Leute waren, oder Shopify mit dem großartigen deutschen Gründer Tobias Lütke oder auch Riot Games, das „League of Legends“ betreibt, das weltweit meist gespielte Spiel. Und auch in Airbnb, richtig? Ja, aber das war ein Later-Stage-Investment. Wir haben eine ganze Reihe von Unternehmen, die erst
46 / berlinvalley.com
Welche Veranstaltungen sind das zum Beispiel? Beispielsweise Data Driven NYC, das ist die größte Data-Community in den USA ist mit 11.000 Mitgliedern. Oder Design Driven, das Pendant für UI- und UX-Designer. Oder Code Driven für Entwickler, Hardwired, was ein Frontier-Tech-Event mit Fokus auf neue Plattformen: Internet of Things, Artificial intelligence, Virtual Reality, Drohnen, Robotics, Neural Science und so weiter. Firstmark hat drei Partner und jeder ist auf unterschiedliche Bereiche fokussiert. Meine zwei Schwerpunkte sind die Datenwelt, also Big Data, Data Science, Artificial Intelligence sowie Frontier-Tech, also Internet of Things, Virtual Reality, Drohnen, Robotics. Das scheint bei Euch gut zu funktionieren, ich kenne keine VC-Gesellschaft in Deutschland, die so aktiv Veranstaltungen organisiert. Ja es funktioniert erstaunlich gut. Es ist eine Menge an Arbeit, die man Monat für Monat machen muss. Man muss immer wieder gute Leute und gute Referenten in einen Raum bekommen. Wir machen es allerdings nicht für den Dealflow, denn wie viele andere VCs auch haben wir keine Dealflow-Probleme. Es ist eher umgekehrt: Wir haben mehr Deals, als wir wahrscheinlich verarbeiten können. Aber die Events eignen sich hervorragend für neue Einblicke, weil wir Monat für Monat die besten CEOs und CTOs zusammenbringen und man mit jedem sprechen kann. Du kannst Ideen austauschen und Gedanken entwickeln, wohin die Reise geht. Und natürlich sind Events eine erstaunliche Talent-Quelle für Firmen. Insgesamt besuchen mehr als 25.000 Leute unsere Events. Wenn Ihr die Events nicht dafür nutzt, wie findest Ihr denn Eure Deals, über Mundpropaganda und Empfehlungen? Das ist die übliche Kombination aus Netzwerkempfehlungen und proaktiver Suche in spannenden Segmenten, also thesengetrieben. Wir haben wie gesagt einen starken New-York-Bezug. Aber von Zeit zu Zeit finden wir auch eine Idee in Kalifornien, die uns gefällt. Und wenn die Leute sich noch nicht an uns gewendet haben, treten wir mit ihnen in Kontakt.
Wahrscheinlich ist doch das Interessanteste an Deinem Job, dass Leute zu Dir kommen und Dir Dinge vorstellen, von denen Du noch nie etwas gehört hast. Absolut. Entrepreneure sind die klügsten Menschen, sie vollbringen die interessantesten Sachen, und wir haben das Glück, dass sie zu uns kommen und wir die Möglichkeit bekommen, mit ihnen zu reden.
„UNTERNEHMEN, DIE AUSSCHLIESSLICH IN EUROPA BLEIBEN UND NUR EIN BÜRO IN DEN USA ERÖFFNEN WOLLEN, MÜSSEN ECHTE TRACTION HABEN“ Und welche Art von Unternehmern sollen sich mit Euch in Verbindung setzen? Neben den Themen, die mich interessieren, habe ich einen Partner, der Consumer Gaming und Market Places macht, und einen anderen Partner, der auf SaaS fokussiert ist. Und gibt es Killer-Kriterien? Distanz ist schwierig. Es ist okay für uns, wenn ein Unternehmen sein Tech- und Development-Team oder sein Data-Team in Europa hat, solange der Hauptsitz hier ist. Idealerweise zieht der CEO oder ein Mitgründer hierher. Unternehmen, die ausschließlich in Europa bleiben und nur ein Büro in den USA eröffnen wollen, müssen echte Traction haben. Denn wenn etwas schlecht läuft, kann man sich nicht schnell mal auf einen Kaffee treffen. Aber grundsätzlich interessieren uns vor allem Unternehmen, die ihren Hauptfokus auf die USA legen wollen. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Foto: Saskia Uppenkamp
in der Later-Stage-Phase kommen, wenn es um Finanzierungen in Höhe von 30, 40 oder 50 Millionen Dollar geht. Und natürlich hoffen wir auf gute Exits in den Jahren 2018, 2019 und 2020.
ANZEIGE
NEW YORK IST ANDERS – AUCH FÜR START-UPS?
Das Start-up-Ökosystem des Big Apple – und wie deutsche Gründer hier Fuß fassen können
W
er an New York denkt, denkt an die Stadt, in der alles möglich ist. Aber stimmt das auch im Zeitalter der digitalen Revolution? Was unterscheidet die Szene von anderen Ökosystemen? Der Blick auf die wachsende Zahl von Start-ups scheint das Klischee vom Big Apple zu bestätigen. In New York wird eine große Anzahl von jungen Unternehmen mit vielfältigen Schwerpunkten gegründet. Darüber hinaus gibt es Start-ups, die ihr Hauptquartier hierher verlegen. Die Verbraucher gelten als anspruchsvoll, schnelllebig, aufgeschlossen und risikobereit. Das macht die Stadt zum perfekten Labor für einen Markteintritt in den USA. Das ist die eine Seite. Was ist die andere?
Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer nieder. Mögliche Quellen reichen zum Beispiel vom Venture Capital und von Business Angels über Private Equity bis hin zum Crowdfunding. Laut dem Wall Street Journal und dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) wurden im Jahr 2015 in Deutschland weniger als eine Milliarde US-Dollar und in Europa knapp 15 Milliarden US-Dollar an Risikokapital investiert. In den USA waren es in demselben Jahr knapp 75 Milliarden US-Dollar. Nur wenige deutsche Unternehmen konnten die Eine-Milliarde-Dollar-Marke knacken. Ein Engagement in New York könnte Start-ups aus Deutschland neue Wachstumsmöglichkeiten erschließen – zumal es dort auch eine entwickelte „Kultur des Scheiterns“ gibt. Fehler werden als Chance gesehen, da man aus ihnen lernen kann.
„GROUNDEDNESS“ VON INVESTOREN Wie San Francisco, London, Paris oder auch Berlin bietet New York ein großes Potenzial an Risikound Humankapital. Hochfliegende Ideen treffen allerdings auf eine gewisse „Groundedness“, also Bodenständigkeit, der Investoren. Diese wollen Substanz sehen. Aufgrund der verhältnismäßig konservativen Geldgeber, dem schnelllebigen Umfeld und den hohen Lebenshaltungskosten überleben nur Gründungen mit wirklichem Zukunftspotenzial. Was New York von vielen anderen Start-up-Zentren unterscheidet, ist die enge Zusammenarbeit von akademischen Institutionen, staatlichen Stellen und der Industrie. Das ermöglicht ein schnelles Testen von Ideen auf ihre Machbarkeit und Marktfähigkeit. Förderprogramme können schnell realisiert werden. Eine offene Kommunal- und Bundespolitik ermöglicht flexible Visa-Regelungen. New York bietet dementsprechend viel für Start-ups in allen Phasen – Talente, Finanzierungsmöglichkeiten, Partnerschaften, Zugangsmöglichkeiten zu den Märkten.
WITH A LITTLE HELP FROM MY FRIENDS Etablierte Unternehmen können Start-ups aus Europa wertvolle Hilfestellung beim Markteintritt in New York und den USA bieten. Voraussetzungen sind ein Engagement der Corporates in der dortigen Gründerszene und weitreichende Kontakte. Sie können Start-ups ihr Business-Know-how zur Verfügung stellen, sodass Gründer von versierter Beratung profitieren. Wichtig sind auch neue Ansätze, die sich aus einer engen Vernetzung von Unterstützern mit der Start-up-Szene ergeben. So gibt es in New York einen Entrepreneurs Roundtable Accelerator, der auf Perfect Matches von Start-ups und Mentoren abzielt. Dabei geht es um Win-Win-Situationen für beide – Start-ups und Corporates. Letztere können ihre internen Innovationsprozesse und -kulturen voranbringen, weiterentwickeln und managen.
MEHR OFFENHEIT Ein weiterer Punkt für New York: In den USA gibt es grundsätzlich mehr Offenheit gegenüber neuen digitalen Ideen. Das schlägt sich auch in den
VONEINANDER LERNEN Für Corporates und Gründer sind vor allem Programme interessant, die die Zusammenarbeit stärken und einen lebendigen Austausch ermöglichen. Ansätze sind zum Beispiel: • Partnerschaften von Entrepreneuren, Corporates und akademischen Institutionen. Schwerpunkt
ANAND DASS ist bei EY in New York Consultant Strategy und Operations. Der Frankfurter Betriebswirt ist für seinen Master in die USA gezogen, hat dann drei Jahre bei Siemens gearbeitet und ist seit fünf Jahren bei EY. Er ist Gründer des EY-internen Innovation Ambassador Program und stark in die New Yorker Start-up-Szene involviert. ey.com
• •
sind Big Bets mit viel Potenzial in Bereichen wie Robotics, Virtual Reality, Smart Cities, Blockchain und IoT; Ambassador-Programme über die Grenzen der Service-Lines und Geografien hinaus; Netzwerk-Events im Rahmen von Entrepreneur Communities.
Dies sind nur einige Beispiele für die vielen Möglichkeiten, um Start-ups voranzubringen. Was zählt, ist die Fähigkeit, Gründern in unterschiedlichen Marktumfeldern zum Erfolg zu verhelfen. Ein erster wichtiger Schritt hierzu kann es sein, etablierte Unternehmen mit ihren weitgespannten Netzwerken und Kontakten sowie junge Entrepreneure mit bahnbrechenden Ideen zusammenzubringen. In diesem Bereich ist EY mit verschiedenen Initiativen und Formaten erfolgreich am Start. In New York, Berlin und an vielen anderen Orten mit Zukunftspotenzial in der ganzen Welt.
DIESE START-UPS HABEN’S GESCHAFFT MOVEN Das Start-up bietet Lösungen für den Bereich Fintech. Eine Mobile-first-Plattform verändert, wie Kunden mit ihrer Bank zusammenarbeiten. Dank einer innovativen und flexiblen Software-Plattform kann das Unternehmen eine Direktverbraucher-App in den USA anbieten. Darüber hinaus nutzen globale Finanzdienstleister eine Whitelabel-App. Die Direktverbraucher-App in den USA erlaubt es Bankkunden nicht nur, ihre Geldflüsse zu tracken und zu managen, sondern auch diese besser zu verstehen. Dies ermöglicht eine neuartige Kundenerfahrung mit mehr Kontrolle über die Finanzen und mehr Management-Möglichkeiten. Moven konnte auch international mit einem Angebot an Finanzdienstleister expandieren.
FEEDBACKNOW Das Schweizer Start-up unterstützt Service Professionals bei der Umsetzung exzellenter Dienstleistungsangebote. Kern der Lösung ist ein Echtzeit-Kundenzufriedenheitsbarometer, das Kundenfeedback am Point-of-Sale abfragt und über App und Onlineplattform in Echtzeit zur Verfügung stellt. FeedbackNow reagiert damit auf die Lücken von Online-Umfragen aufgrund der Dominanz negativer Feedbacks, zeitlichem Versatz und niedrigen Rücklaufquoten. Nach den großen Erfolgen in Europa ist FeedbackNow seit Anfang 2016 in New York City und Los Angeles vertreten. Ziel ist es, die Kundenloyalität und Mitarbeitermotivation von US-amerikanischen Unternehmen zu steigern.
„WIR BIETEN ZUGANG ZUM MARKT“ Christian Busch, Leiter des German Accelerator, erklärt, welche Startups er für das Programm sucht Christian, Du bist seit zwei Monaten für den German Accelerator in New York zuständig. Welche Startups sucht Ihr? Wir suchen Startups, die in Deutschland etabliert sind, dort einen Geschäftssitz haben und bereit sind, in die USA zu expandieren. Wichtig ist, dass sie einen der Gründer oder Senior Manager mindestens für die Programmdauer in die USA entsenden. Einer der Gründer von Crealytics zum Beispiel ist mit seiner Familie von Berlin in die USA gezogen. Seid Ihr spezialisiert auf bestimmte Bereiche? Wir haben einen breiten Fokus von E-Commerce, Fashion, Artificial Intelligence und Virtual Reality über Ad-Tech oder Consumer-Tech bis hin zu Consumer Brands – als starkem New-York-Thema – und neuen Medien. Eine Spezialisierung haben wir nur in Boston mit Life Sciences. Was erwartet die Firmen hier? Wir bieten den Firmen einen Zugang zum Markt. Das machen wir über Workshops und Mentoring von Experten aus dem Bereich, in dem die Startups
aktiv sind. Wir haben dabei kein rigides Format, sondern sind flexibel und helfen bei den Themen, die den Firmen wichtig sind. Neben den typischen Herausforderungen eines Markteintritts wie Business Development, Sales und Marketing gibt es Produkt-Challenges. Wir sehen sehr häufig, dass die Firmen in Deutschland erfolgreich ein Produkt auf den Markt gebracht haben, das aber für den USMarkt nicht mehr relevant ist. Wollen sie in den USA mitspielen, müssen sie ein neues Produkt entwickeln. In manchen Fällen ist es aber auch umgekehrt: Da ist der Markt in Europa fortgeschrittener als hier.
drei Monate, dann können sie sich für eine Verlängerung bewerben. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Welche Finanzierung haben die Firmen, die das Programm nutzen? Das ist unterschiedlich. Einige Unternehmen haben ein paar 100.000 Euro, andere mehr als zehn Millionen, manche gar kein Geld von VCs eingesammelt und sind klassisch deutsch eigentümerfinanziert. Wir sind da flexibel. Wir nehmen auch keine Anteile von den Firmen. Wann kann man sich bei Euch bewerben? Es gibt zwei Aufnahmeverfahren im Jahr. Ein Bewerbungsschluss ist im August – die Auswahl der Unternehmen findet dann im Oktober statt – und einer im Februar mit der Auswahl im April. Wie viele Unternehmen betreut Ihr? In New York sind im Moment acht Firmen, im Silicon Valley zwölf. Die Firmen kommen zunächst für
CHRISTIAN BUSCH ist CEO des German Accelerator in New York, der deutschen Firmen in einem Förderprogramm Zugang zum US-Markt verschafft. Zuvor war er unter anderem Marketingleiter bei Indiegogo.
„DIE SZENE IST WUNDERBAR WARM“
Kannst Du kurz erläutern, was New York Venture Partners macht? Das ist mein VC-Unternehmen. Ich investiere als Angel schon seit drei Jahrzehnten. Die New York Angels sind eine der größten und aktivsten Angel-Gruppen der Welt. Wir haben mehr als 150 Mitglieder und haben hunderte Angel-Investments gemacht.
BRIAN COHEN leitete und gründete seit 1983 mehrere Unternehmen. Heute ist er einer der Founding Partner bei New York Venture Partners und CEO von Launch.it. Außerdem ist er Chairman der NY Business Angels.
48 / berlinvalley.com
Das ist interessant, denn der Business-Angel-Verband in Berlin ist nicht sehr stark. Ich weiß, ich spreche sehr viel mit Europäern, denn sie wollen alle Geld aus den USA. In New York ermutigen wir Unternehmen herzukommen. Präsident Barack Obama hat erst vor Kurzem bessere Möglichkeiten für Europäer angekündigt, die hierher kommen möchten. Ich fliege schon bald nach Neuseeland. Auch dort will jeder Geld aus New York. Jeder will New Yorks vertikale Märkte er-
obern, um Kunden zu erreichen. Ich helfe ihnen so gut wie möglich. Wie würdest Du New York beschreiben? Unternehmer sind ungeduldig und es passiert sehr viel. Dennoch ist New York rational in seinen Erwartungen und nicht überaufgeregt. Es entstehen sehr viele großartige Möglichkeiten. Jeder fragt sich, wann der nächste Milliarden-Exit kommt, doch es gibt keine. Das ist das Problem. Und daher schalten Angels einen Gang runter, was auch ein Problem ist. Das romantische Bild, hier mit einem Koffer anzukommen und die Stadt zu erobern, ist das realistisch? Klar! Eine Sache, die New York ausmacht, ist, dass es eine sehr offene Gemeinschaft ist. Die Szene ist wunderbar warm, hilfsbereit und nicht egogetrieben. New York ist wie ein riesiger, gigantischer Inkubator. Ein großes Ökosystem. Du kannst an jede Tür klopfen, sie geht immer auf. Das würde niemand erwarten. Aber wenn du für eine Weile hier bist, siehst du das. Wenn Du New York mit Berlin oder Europa vergleichst? Welche Unterschiede siehst Du?
Foto: Jan Thomas, New York Venture Partners
Chairman Brian Cohen über New York Angels, das größte Business Angel Netzwerk der Welt
Sie sind deutlich: Es gibt keine organisierte Investmentszene in Europa, aber sie versuchen, das Beste draus zu machen. Ist es ein Problem, dass die Kosten in der Stadt so hoch sind? Welcher Ort ist nicht teuer? Wework hat es günstiger gemacht. Aber es ist ein Mythos, dass Startups
von armen Leuten gegründet werden. Die Jungs und Mädchen, die hier gründen, haben gutbetuchte Eltern. Trotzdem ist es teuer, aber Berlin auch. Alle coolen urbanen Regionen sind teuer. Was fasziniert Dich an New York? Die Bar-Szene (lacht). Aber es stimmt: Es geht New York gut, weil es so einen Ort in der Welt nicht
noch mal gibt. Es gibt Orte, an denen man sich sieht und trifft und miteinander redet. Ganz anders als im Silicon Valley, denn dort passiert so etwas nicht. Dort gib es keine natürliche Entwicklung des Relationship-Buildings, des Einander-Zuhörens und Lernens. New York ist toll! Das Gespräch führte Jan Thomas.
„DU MUSST HIER HUSTLEN“ Kisi-Mitgründer Max Schütz erklärt, warum man in New York mehr arbeiten muss, aber auch schneller neue Kunden gewinnt Max, was macht Kisi? Kisi macht Schließsysteme für Büros und Gebäude. Die Idee ist, dass du keine Key-Karte oder Schlüssel mehr brauchst, sondern mit deinem Telefon ins Büro kommen kannst, das du sowieso in der Hosentasche hast. Du hast einen digitalen Schlüssel. Wir haben das Unternehmen 2012 in München gegründet und sind nach drei Monaten nach New York gezogen, weil wir hier einen Wettbewerb gewonnen haben – und dann eben auch relativ schnell die ersten Kunden. Wir haben praktisch hier in Brooklyn, in Williamsburg, angefangen. Dein Mitgründer Bernhard hat mal relativ selbstbewusst gesagt, Ihr seid das Tesla unter den Schlüsselsystemen. Wenn man den Vergleich zieht: Die alte Automobilindustrie basiert auf Öl und Mechanik. Und Tesla macht 20 Prozent Mechanik und wahrscheinlich 80 Prozent Software. So ist das bei uns auch. Wir kommen von der Software, nicht von der Elektronik und folgen dem Lean Concept. Da am Anfang keiner von uns Elektrotechniker war, haben wir einfach Sachen abgeschnitten und geguckt, ob es noch funktioniert. Wir haben festgestellt, dass man es viel, viel kleiner bauen kann, die meisten Teile braucht man gar nicht. Wir haben mehr Software-Intelligenz eingebaut und nicht ,overengineered’. Daher kommt der Vergleich zu Tesla, weil die auch aus einer ganz anderen Richtung kommen und den Markt von hinten aufrollen.
Foto: Jan Thomas
Wo seht Ihr Euch im Vergleich zu anderen softwarebasierten Schlüsselsystemen? Die sind meist zehn, 15, 20, 30 Jahre alt und kommen aus der Hardware-Richtung mit viel Schaltung und Dioden. Die schwenken langsam auf die Cloud um. Wir kommen aus der Cloud und machen ein bisschen mehr Hardware, und dann trifft man sich wahrscheinlich in der Mitte. Warum habt Ihr das alles nicht in München gemacht? München hat auch ein tolles Umfeld, aber damals dachten wir uns: ,Wir wollen Kunden haben!’ Dafür mussten wir nach Stuttgart fahren und so weiter. Dann waren wir für den Wettbewerb in New York und hatten am nächsten Tag den ersten Kunden in
Midtown, der sagte: ,Bau mir das ein!’ Die Hürden für den Einbau und die Bedenken waren so viel geringer, dass wir gesagt haben: ,Okay, dann lass es uns einfach mal hier probieren.’ Wir wollten nicht unbedingt nach New York, aber es war einfacher und hat sich so ergeben. War es eine gute Entscheidung? Auf jeden Fall. Die Deutschen sind sehr vorsichtig, gerade bei einem Produkt aus der Sicherheitstechnik. Ich höre von dort immer wieder: ,Komm zu mir, wenn du drei oder vier Kunden hast.’ Hier haben die Leute gesagt: ,Bau es doch mal ein, gucken wir mal, wie es funktioniert.’ Hilft Euch made in Germany oder macht Ihr eher auf made in New York? Sicherlich, die Leute hören schon unseren Akzent ein bisschen raus. Wir haben das immer noch auf der Website stehen: ,Engineered in Germany, made in the USA.’ Das hat uns auch schon geholfen so nach dem Motto: ,Das kommt aus Deutschland, dann muss es ja was Gutes sein.’ Was charakterisiert die Startups hier in New York? Ohne Vergleich ist das immer ein bisschen schwer. Wenn man München als Beispiel nimmt, da haben wir haben ja zwei Jahre gearbeitet, dann ist es dort sehr ,corporate’. Du kämpfst halt immer mit den Leuten, die bei Siemens arbeiten, da gibt’s abends an der Bar kein Miteinander. Hier gehst du zum Beispiel in eine Kneipe um die Ecke, und da sind alle entweder Künstler oder Musiker dann auch Anwälte, Banker. Und obwohl alle andere Hintergründe haben, verstehen sie sich.
kommen die Privatinvestoren. Es gibt hier extrem viele wohlhabende Leute, die auf den Startup-Train aufspringen wollen. Was sind Eure nächsten Meilensteine? Wir wollen mit unseren Kunden mitwachsen und größere Kunden akquirieren, gerade haben wir unseren Sweetspot bei 750-Leute-Companys. Die haben meistens auch schon mehrere Büros in den USA, das können wir gut abdecken. Wenn es aber um 500 bis 1000 Mitarbeiter geht, dann geht’s in der Hauptsache nicht unbedingt um technische Aspekte, die du anpassen musst. Der Verkaufsprozess dauert einfach länger, nicht ein paar Monate, sondern vielleicht eineinhalb Jahre. Wir stellen erfahrene Sales-Leute ein, die so was kennen. Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus? Es kommt auf die Größe des Büros an. Bei uns wächst der Preis mit der Anzahl der Mitarbeiter. Bei einer Firma mit 100 Leuten zahlst du etwa 300, 400 Dollar im Monat. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Also entsprechend aufgeschlossener? Aufgeschlossen – das ist der Tenor von New York. Nicht, dass es so teuer ist. Es ist egal, was du machst, du kannst auch als Bartender reich werden. Deshalb sind auch alle auf gleicher Augenhöhe, ob es jetzt ein Banker ist oder ein Künstler. Die wissen genau, du musst hier hustlen. Was meinst Du mit hustlen? Das macht’s vielleicht ein bisschen aus. Berlin ist relativ billig. Du kannst mal drei, vier Monate einfach kein Einkommen haben. In New York bedeutet das so viel Geld und das macht halt Druck. Du weißt einfach: Wir müssen Umsatz machen, wir haben keine Zeit für zwei Wochen Brainstorming, das muss ein bisschen schneller gehen.
MAX SCHÜTZ gründete 2012 in München gemeinsam mit Bernhard Mehl und Carl Pfeiffer das Startup Kisi. Sie gewannen NYC's Next Big Idea Competition. Und weil gleich die ersten Kunden kamen, blieb das Trio in New York.
Wie ist der Zugang zu Investoren? Die institutionellen Investoren sind sehr aktiv, du triffst sie überall auf Partys oder Meetups. Dazu
berlinvalley.com / 49
GRÜNDUNG: 2013
GRÜNDER: Jeff Chapin, Gabriel Flateman, Philip Krim, Neil Parikh, Luke Sherwin
MITARBEITER: 190
STANDORTE: New York, Berlin
SERVICE: Casper verkauft seine Matratzen und andere Produkte rund um den Schlaf im Direktvertrieb über seine Website. casper.com
„DER MARKT SCHREIT NACH VERÄNDERUNG“ Constantin, Euer Geschäftsmodell in Kombination mit dem großen, fragmentierten Markt müsste ja der Traum eines jeden Investors sein. … nicht zu vergessen die sehr schlechte Offline-Experience, die sich seit zig Jahren nicht verändert hat. Dazu kommt eine Intransparenz beim Preis. Der Markt schreit nach Veränderung. Wir begegnen diesen Punkten mit einem klaren, attraktiven Angebot. Was ist das Geheimnis Eures Erfolgs? Im Gegensatz zu anderen hören wir nicht beim Kauf auf. Wir legen hohen Wert auf Service. Das gesamte Einkaufserlebnis von der Auswahl bis hin zu einem möglichen Problem ist für uns ein großer Touchpoint mit dem Kunden. Wir wollen für unsere Kunden da
50 / berlinvalley.com
sein und gegebenenfalls auch individuelle Lösungen finden. Daher umfasst unser Customer-Experience- Team inzwischen 40 Leute. Das Ziel ist eine enge Bindung mit den Kunden. Manche Kunden schicken uns Postkarten, um sich zu bedanken.
Das heißt, Ihr seid nicht MatratzenExperten, sondern Schlaf-Experten? Genau. Wir haben als Matratzen-Experten begonnen und bauen sowohl unser Team und die Firma rund um das Thema Schlaf aus.
Euer Fokus liegt klar auf der Matratze, daneben gibt es Zubehör und seit Kurzem auch die Hundematratze. Wie teilt sich der Umsatz auf? Unser Kerngeschäft ist die Matratze. Aber wir sehen das gesamte Schlafthema holistisch. Und andere Produkte, wie zum Beispiel ein gutes Kissen, machen eben auch einen guten Schlaf aus.
Dann sind Schlaf-Apps der nächste Schritt? Mit Sicherheit beobachten wir alles, was passiert, und bemerken, wie intensiv Menschen sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzen. Wir möchten Pioniere sein.
Und was kommt als nächstes? Es gibt im Schlafbereich noch Segmente, die derzeit von uns unbesetzt sind. Unser 15-köpfiges Produktentwicklungsteam in San Francisco arbeitet daran, diese Lücken zu schließen. Wir halten insgesamt 50 Patente. Zeitgleich gibt es einen umfassenden Research-Prozess, in dessen Rahmen Produkte getestet werden. In unserer Community sind mehr als 25.000 Leute aktiv, die sich mit uns über das Thema Schlaf austauschen.
Gibt es Vorbilder für Euch? Apple vielleicht? In der Tat orientieren wir uns beim Produktdesign stark an Unternehmen wie Apple, die eine klare Designhandschrift haben. Einer unserer Co-Founder kommt von Ideo und hat einen klaren Problemlösungsanspruch. So sind beispielsweise unsere Laken deutlich atmungsaktiver. Und unser Kissen besteht aus zwei Kissen: einem inneren, das Halt bietet, und einem äußeren, das ein weiches Gefühl vermittelt. Wie groß ist der Markt aus Eurer Sicht? Der Matratzenmarkt in Deutschland liegt bei circa einer Milliarde Euro jährlich. Die Welt hat gerade ei-
Fotos: Saskia Uppenkamp
Casper ist das Poster Child der New Yorker Szene. Constantin Eis erklärt, wie es mit dem Matratzen-Startup weitergeht
nen Artikel veröffentlicht, in dem sie davon ausgeht, dass der Online-Anteil auf circa 25 Prozent wachsen wird. In den USA ist der Online-Anteil derzeit schon bei zehn bis 15 Prozent. Gibt’s denn offizielle Zahlen von Euch? Ja. In unseren ersten 28 Tagen haben wir eine Million Dollar umgesetzt. Im ersten vollen Geschäftsjahr haben wir knapp 100 Millionen Dollar Umsatz gemacht. Im Moment sind wir auf dem Weg, das Ergebnis des ersten Jahres zu verdoppeln. Laut Bundesverband der Matratzenhersteller liegt die Handelsspanne bei einer 1000-Euro-Matratze bei 300 bis 400 Euro. Der stationäre Handel muss seine Läden finanzieren. Diese Läden sind total leer. Wenig Frequenz und wenig Interaktion mit den Kunden. Wie definiert Ihr Erfolg? Unser Marketingmodell muss beinhalten, dass man eine Matratze nur alle sieben Jahre wechselt. Wir müssen also beim ersten Kauf schon profitabel sein. Natürlich interessieren uns unsere Anteile am Markt, aber die allererste KPI, auf die wir schauen, ist NPS (Net Promoter Score). Das ist der Prozentsatz von Kunden, die im Nachgang auf einer Skala von null bis zehn den Wert acht, neun oder zehn ankreuzen und uns weiterempfehlen würden. Wir schauen also genau hin, wie zufrieden unsere Kunden sind. Der zweite Wert, auf den wir schauen, ist, wie zufrieden unsere Kunden mit unserem Kundenservice waren. Das sind für uns die wesentlichen Faktoren, bevor wir skalieren. Grundsätzlich gehen wir natürlich davon aus, dass sich der Online-Markt gegenüber dem Offline-Markt positiv entwickelt. Es ist aber aus unserer Sicht kein Winner-takes-it-all-Markt. Ist das letztendlich eine Investorenschlacht? Das spielt sicherlich eine Rolle. Wobei man zufriedene Kunden nicht kaufen kann. Viele Startups skalieren zu schnell und haben nicht den kompletten Fokus auf den Kunden.
Zeit fürs Nickerchen: Hier darf man Meetings oder Schläfchen halten.
Was erwartet Ihr von Europa? Die Märkte sind insgesamt vergleichbar. Wir sind jetzt in Deutschland, Österreich, der Schweiz und England und haben fünf Monate für diese Märkte gebraucht. Jetzt sind wir dabei, diese Märkte zu erschließen. Unser Ziel ist es, im Online-Markt einen signifikanten Anteil zu erhalten. Und wir hoffen, dass Kunden verstehen, wer das Original ist und wer das Me-too-Produkt. Und natürlich erwarten wir, dass sich Qualität durchsetzt. Stiftung Warentest hat gerade einige unserer Wettbewerber getestet. Da wurden zahlreiche Schwächen im Produktdesign aufgedeckt.
„UNSERE TECHNIK IST EINHEITLICH UND GLOBAL“
Was ist das Gewinnermodell im E-Commerce? Als Händler musst Du breit aufgestellt sein. Amazon, Wayfair und so weiter sind Händler, die ihre Conversion über die Auswahl treiben. Das gilt besonders für Kategorie-Händler. Das dürfte auch der Erfolgsweg für Home24 sein. Wenn Du die Händlerstufe überspringen willst, brauchst Du ein spitzes Sortiment. Bei einem breiten Sortiment, musst Du Dir überlegen, ob die Kategorie noch offen ist für einen Spieler. Und das ist sehr kapitalintensiv, denn viele Leute beginnen ihre Suche bei Amazon. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Wie läuft das operativ? Unser europäisches Team sind 20 Personen. Hier in den USA haben wir insgesamt 170 Leute. Wir sind jedoch als globales Team aufgestellt und können von Europa aus auf US-Ressourcen und das Knowhow zurückgreifen. Unsere Technik ist einheitlich und global, aber bestimmte Themen wie Kundenservice machen wir natürlich von Europa aus. Wann steht die nächste Finanzierung an? Wir haben ein attraktives Modell und derzeit keinen Druck, eine neue Finanzierung abzuschließen. Siehst Du in New York einen War of Talent? Klar, vor allem seit einige Startups wie Warby Parker so erfolgreich sind. New York ist ein Talent-Pool, aber auch die Möglichkeiten sehr groß. Mitarbeiterzufriedenheit ist uns extrem wichtig. Es gibt viele Perks. Die Leute können so viel Urlaub nehmen, wie sie möchten.
Geschmückt: ein Schreibtisch mit Baumwoll-Probe, Casper-Untersetzer und Bildern von zu Hause
CONSTANTIN EIS ist Mitgründer der europäischen Organisation und Global Managing Director von Casper. Er arbeitet seit April 2016 im Unternehmen. Zuvor war Constatin Geschäftsführer beim Möbel-Startup Home24.
Bequem: Mitgründer Gabe Flateman hält gern Meetings auf den Sofas im Büro.
Lorem Kundenservice: Von hier aus werden die Käufer betreut. Abwechslung: Die Mitarbeiter nutzen auch die Kommunikationsinseln zum Arbeiten.
RUBRIK – THEMA
NAME: Spitzberg Partners
GRÜNDUNG: 2013
GRÜNDER: Karl-Theodor zu Guttenberg und Ulf Gartzk
MITARBEITER: 12
STANDORTE: New York
SERVICE: Strategische Unternehmensberatung und Investmentgesellschaft mit transatlantischer Perspektive spitzberg-partners.com
„DIESE STADT FÖRDERT DEN INNOVATIVEN GEIST“
Herr zu Guttenberg, was Sie gemacht haben, ist im Startup-Jargon ein klassischer Pivot. Wie beschreiben Sie Ihr Umfeld, in dem Sie sich heute bewegen? Das Technologieumfeld bietet eine der spannend sten und am meisten umwälzenden Communitys, die ein Business-Sektor global zu bieten hat. Sehr von Visionen getrieben, gleichzeitig aber mit einer Auswirkung auf unser tägliches Leben, auf ältere, jüngere, kommende Generationen. Es gibt Schnittmengen zur Politik, aber auch erhebliche Diskrepanzen. Es ist ein Umfeld, das sich nicht an einem Ort festmachen lässt. Es ist nahezu weltweit vernetzt, hoch innovativ, immer wieder vom Gedan-
52 / berlinvalley.com
ken des Versuchens, Scheiterns, Gewinnens und wieder Neuversuchens getragen. Warum haben Sie Deutschland den Rücken gekehrt und New York als neue Heimat gewählt? Weil man hier zum einen das Spannungsfeld, aber auch das symbiotische Verhältnis zwischen Old und New Industry wahrscheinlich klarer erkennt als an irgendeinem anderen Standort. Die Westküste ist im Wesentlichen von New Economy und Tech-Companys geprägt, weniger von einem ständigen Ausgesetztsein zu den etablierten, traditionellen Wirtschaftsfaktoren. Natürlich ist es dort auch sehr inspirierend, aber mich haben gerade dieser potenzielle Clash, aber auch die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, interessiert. New York ist eine Stadt, die für den Wert und die Dynamik von Global Citizens steht und unfassbar, wunderbar heterogen und voller Chancen ist. Gleichzeitig gibt es aber natürlich auch Gefährdungspotenziale. Insbesondere, da New York – wie man das hier so sagt – fast besessen transaction-driven ist. Oft geht es nur um den schnellen
und skalierbaren Erfolg. Es wird den Protagonisten relativ wenig Zeit gegeben, um sich einzuarbeiten. Für manche bedeutet das ein schnelleres ‚Todesurteil‘, als das an anderen Orten der Fall sein mag. Was sind die Mentalitätsunterschiede im Vergleich zu Europa und speziell zu Deutschland – auch in der Politik? Ich glaube, dass man hier im Wechselspiel der Politik und der digitalen Tech-Industrie insoweit einen Schritt weiter ist. Man erkennt, wie notwendig große Investitionen in die entsprechende Infrastruktur sind, wie notwendig es ist, dass sich Politik – auch in der Tiefe – mit den großen Fragen beschäftigt, die die Digitalisierung mit sich bringt. Hier werden weniger Abwehrkämpfe als Gestaltungskämpfe geführt. Das ist ein großer Unterschied: ein Abwehrkampf ist einer, der den Gedanken der Ablehnung, Gewohntes ungern aufzugeben in sich trägt. Hier befinden sich der Private- und der Public-Sektor in einem Wettkampf, was die Meinungsführerschaft und regulatorische Fragen anbelangt. Aber das Ermöglichen steht im Vordergrund. Dies ist stark in der amerikanischen DNA verankert. In der europä-
Fotos: Saskia Uppenkamp
Karl-Theodor zu Guttenberg über die Anziehungskraft von New York und die Unterschiede zu Europa.
ischen hat man manchmal das Gefühl, dass das Verhindern auch noch einen hohen Stellenwert hat. Und in Bezug auf Gründer? Die grundsätzliche Herangehensweise an Gründer und die Gefahrenpotenziale sind anders. In der amerikanischen Gesellschaft ist Scheitern nicht etwas, das sofort zur Stigmatisierung führt, sondern das auch positiv als Erfahrungswert aufgenommen wird. Man sollte tunlichst aufpassen, dass man nicht zehnmal im Jahr an die Wand fährt, auch nicht dreimal (lacht), aber es gibt einen sehr gesunden Umgang mit dem Begriff des Scheiterns und damit zusammenhängend dem Mut, etwas zu unternehmen. Hinzu kommt die Frage: Haben wir eine Risiko-Ausblendungs-Kultur oder eine Risiko-Wahrnehmungs-Kultur? Wahrscheinlich ist man in den USA näher an der Ausblendungskultur, was manchmal auch ins andere Extrem umschlagen kann, nämlich dass einem auch die waghalsigsten Ideen als sogenannte Moon Shots verkauft werden. Gibt es in der deutschen Politik genügend Digitalkompetenz, genügend junge Leute, die verstehen und Weichen stellen für die Zukunft? Das Problem ist weniger das Personal als das System. Unser heutiges politisches System lässt es kaum zu, sich die notwendige Kompetenz zu erarbeiten, um wirklich in der Tiefe die Komplexität dieser Materie mit ihren Chancen und Risiken zu verstehen. Politik ist zunehmend von Ad-hoc-Handeln geprägt und natürlich gibt es einige junge interessante Köpfe die verstanden haben, dass man sich auch über die Parteigrenzen hinweg der Materie annehmen muss. Oft krachen sie aber noch gegen die Gummiwände der Besitzstände, wenn sie versuchen, das in ihren jeweiligen Gremien durchzusetzen. Im Wesentlichen ist der heutige Stil und die heutige Geschwindigkeit politischer Entscheidungen das größte Hemmnis, um wieder auf Augenhöhe der Geschwindigkeit der Entwicklung zu begegnen.
„DIE WESTKÜSTE TICKT NOCH MAL EIN BISSCHEN VERWEGENER“ Hat Europa als Ganzes eine Chance oder sind es eher Teilmärkte? Wenn, dann ist die größte Chance die Bereitschaft über die nationalen Grenzen hinweg zu denken. Das gilt für neue Technologien heute generell. Gleichzeitig nationale oder auch europäische Grenzen in der Politik zu setzen und zu glauben, dass man damit im weltweiten Wettbewerb bestehen könnte, ist eine Illusion. Was machen die von Ihnen gegründeten transatlantischen Organisationen Atlantic Advisory Partners und Spitzberg Partners? Im Beratungsbereich helfen wir europäischen und amerikanischen Unternehmen bei dem jeweiligen Rollout im anderen Markt. Wir unterstützen traditionelle Old-Industry-Unternehmen bei der Suche
nach einem M&A-Ziel im Bereich der neuen Technologien. Und wir helfen natürlich den großen Technologieunternehmen bei ihrer Suche nach kleinen Unternehmen, die in das Portfolio passen. Gleichzeitig investieren wir auch aktiv in Unternehmen, die sich im Wesentlichen in vier Bereichen befinden: Fintech, Artificial Intelligence, Big-Data-Analytics und IoT. Wir gehen aber auch opportunistisch vor, wenn wir eine tolle Idee sehen. Dafür haben wir sowohl Büros in Europa als auch in den USA und Kanada. Wir sind aber auch in Asien tätig. Was unterscheidet Sie von anderen Investoren? Wir achten auf drei Aspekte, die in meinen Augen sowohl von den großen Venture-Capital-Firmen als auch von den betroffenen Unternehmen dramatisch unterschätzt werden. Das eine sind kulturelle Unterschiede, wo es wirklich einen immensen Mangel an Verständnis gibt – auf beiden Seiten übrigens. Das andere sind geopolitische Faktoren. In kaum einer Bewertung kommt das vor. Viele junge Unternehmen machen sich keine Gedanken darüber, welche weitreichenden politischen Konsequenzen mit einer oftmals wunderbaren Erfindung verbunden sind, wenn sie damit plötzlich in andere Märkte vordringen. Viele Unternehmen scheitern zwischen der B- und C-Runde, weil sie dann unvorbereitet zum ersten Mal beginnen, sich etwa über die Kontrolle über gewisse Daten Gedanken zu machen. Der dritte Faktor sind regulatorische Eigenheiten in den jeweiligen Märkten. Haben Sie einen Fonds? Nein, es war eigenes Kapital, das wir zur Gründung des Unternehmens investiert haben. Dann haben wir es – Gott sei Dank und sicher auch mit Glück und tollem Personal – geschafft, so viel Kapital zu generieren, dass wir auch gut investieren können. Was kann sich die deutsche Gründerszene von New York oder der Westküste abgucken? Die Westküste tickt noch mal ein bisschen verwegener, was die Potenziale einer Idee anbelangt. Da wird manchmal der größte Schafsscheiß als die nächste Milliarden-Idee verkauft. Da muss man sehr, sehr genau selektieren und hinter die Hochglanzdecks schauen. Andererseits: Wenn jemand mit einer gewissen deutschen Nüchternheit – was ich persönlich als sehr wohltuend empfinde – auftritt, haben sie dort oft schon verloren. Die Amerikaner bringen etwas mit, was mir fehlt, wenn ich mit deutschen Unternehmen zu tun habe: das ist die Kunstfertigkeit, sein eigenes Unternehmen auch mit einer gewissen Begeisterung vorzustellen, einen Pitch zu machen, der den Begriff auch verdient – nicht irgendein stotterndes Männchen, das vor mir steht, wo ich nach zwei Minuten mehr Mitleid bekomme als Lust, mit denen wirklich was zu machen. Gibt es in New York gerade eine neue Welle von Gründungen? Ich glaube, dass die Gründungswelle immer noch in einer stabilen Aufwärtskurve ist und sich auch relativ resistent gezeigt hat gegenüber globalen wirtschaftlichen Spannungen. Diese Stadt scheint einfach immer wieder diesen innovativen Geist zu fördern. Was sicherlich irgendwann einen Dämpfer erfahren wird, ist die teilweise obszöne Überbewertung von einigen Unternehmen. Es wird Erschütterungen geben, was in meinen Augen aber wenig an der hiesigen Gründungsbereitschaft ändern wird. Wie ist es mit Kapital? Ja, ein wichtiger, aber zwiespältiger Aspekt. Der Unterschied im Kapitalfluss zwischen den USA und
KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG war bis 2011 Bundesverteidigungsminister (CSU), trat wegen einer Plagiatsaffäre zurück und wanderte dann mit seiner Familie in die USA aus.
Deutschland ist drastisch. Zu viel Kapital kann eine junge Firma aber auch killen, wie wir alle wissen. Die Erwartungshaltung ist eine andere, wenn wir eine Seed Round oder eine A-Runde haben, die sich noch im niedrigen sechsstelligen Bereich befindet oder – wie hier – auch schon mal in den zweistelligen Millionenbereich hineinragen kann. Von daher ist eine vernünftige Herangehensweise an das benötigte Kapital grundsätzlich eine Stärke. Wir sind aber noch weit entfernt davon, ein Risikokapitalverständnis in Deutschland oder Europa aufzubauen, das dem hier drüben nahekommt. Da muss auch die Gesetzgebung noch nacharbeiten. Ich bin jetzt ein amerikanischer Steuerbürger, und es ist für mich in einigen europäischen Ländern beispielsweise nicht möglich, ohne völlig verrückte Gestaltungsformen in dortige Kapital-, Holdinggesellschaften oder ähnliches zu investieren.
„ZU VIEL KAPITAL KANN EINE JUNGE FIRMA AUCH KILLEN“ Ist das fehlende Kapital ein Standortnachteil für Deutschland? Eine nicht überzogene Seed- und A-Runde ist alles andere als schädlich für ein Unternehmen. Problematisch wird es, wenn es wächst und ins Ausland gehen will und ihm dann zu potenziell existierenden Wettbewerbern einfach eine Kriegskasse fehlt. Deswegen muss dieser Schritt genau geplant werden. Das Gespräch führte Jan Thomas.
berlinvalley.com / 53
„NEW YORKS ROLLE ALS BRÜCKE IST WICHTIG“
ist Gründer und CEO der Tusk Holdings, deren Tochterfirmen Kampagnen für Kunden wie Google und die Stanford Universität führen. Mit Tusk Ventures investiert die Holding auch in Startups.
Vom PR-Berater zum Multimillionär: Investor Bradley Tusk über seine erfolgreiche Lobbyarbeit für Startups Bradley, was machst Du eigentlich alles? Verschiedene Dinge. Ich bin Venture Capitalist, politischer Stratege, Autor und Philanthrop. Ursprünglich komme ich aus der Politik. 2009 habe ich Michael Bloombergs Bürgermeister-Wahlkampf geleitet und ihm dieses Jahr geholfen, eine Kampagne für die Bewerbung als Präsidentschaftskandidat aufzubauen. Aus der Kandidatur ist nichts geworden – obwohl ich heute sicher bin, dass wir gewonnen hätten. Ich wünschte, wir wären angetreten. Du bist aber auch Gründer? Ja, vor sieben Jahren habe ich mein erstes Unternehmen gegründet, die Beratungsfirma Tusk Strategies, die große Kampagnen für große Unternehmen fährt. Ein einfaches Beispiel: Wenn du Expedia bist und die Hotelindustrie versucht, neue Steuern auf Online-Buchungen in zwölf Staaten zu erheben, dann versuchen wir, das zu stoppen. Wir gehen die Sache an wie eine politische Kampagne. Vor fünfeinhalb Jahren bin ich durch einen Anruf in den Tech-Bereich geraten. Ein Kunde hatte regulatorische Probleme mit einem Transport-Startup. Am gleichen Tag bin ich der erste Berater von Uber geworden.
54 / berlinvalley.com
… Fanduel hat im vergangenen Jahr das größte Funding bekommen. Ja genau. Es ist ein Milliarden-Unternehmen. Aber seine Legalität wurde infrage gestellt. Wir müssen Gesetze in 40 Staaten durchbringen, damit sie weitermachen können. Wir machen Kampagnen, damit Gesetze erlassen werden, und in neun Staaten waren wir damit bereits erfolgreich. Welche Startups interessieren Euch? Das ist eine große Bandbreite an Unternehmen. Wir sind nicht auf einen Sektor beschränkt. Meistens Series-A- und -B-Unternehmen, einige später. Aber wir mögen A und B, weil wir auf diesem Level viel Arbeit einbringen können. Ist Service for Equity ein Trend in New York? Wir sind die einzigen in dieser Branche. Es gibt ein anderes Unternehmen, das das gleiche im Marketing-Bereich macht. Manche Kanzleien machen etwas in die Richtung. In jeder Branche gibt es vielleicht ein Unternehmen. Du brauchst ein paar Dinge. Du brauchst genug Kapital. Es kostet mich jedes Jahr viel Geld, um für all das zu bezahlen.
Du brauchst Risikotoleranz, weil du viel Geld verlierst. Du brauchst auch die richtigen Qualifikationen, damit dir ein Unternehmen Anteile gibt, ohne dafür einen Scheck zu bekommen. Ich habe Glück, weil ich der Bloomberg-Typ und der Uber-Typ bin. Das hilft. Was ist Deine Sicht auf die Stadt? New York hat viele Dinge, die es attraktiv für Start ups machen. Wir haben viel Kapital, die größte Medienkapitalisierung in der Welt, gute Möglichkeiten, deine Nachricht zu verbreiten. Es gibt viele talentierte Menschen, viel Energie. Was wir nicht haben, sind Entwickler vor Ort. Das war einer der Gründe, wieso Bloomberg einen Technologie-Campus in New York errichten wollte. Unser Startup-Ökosystem ist auch weniger erwachsen als im Silicon Valley. Das Valley ist schon seit 40 Jahren dabei, wir seit einer Dekade, höchsten zwei. Die New Yorker Tech-Szene entwickelt und verändert sich noch viel. Es gibt vieles, das für New York als Hub spricht. Die Chance, überbewertet zu werden, ist bei Unternehmen hier – und grundsätzlich außerhalb des Valleys – geringer. Im Valley kauft sich jeder in die gleiche Hype-Blase ein. Wie nahe stehen sich New York und Europa? Sie stehen sich nahe. New York könnte genauso Teil Europas sein, wie es Teil der USA ist. Kalifornien und London sind aus New Yorker Sicht gleich weit weg. Beide sechs Stunden. New Yorks Rolle als Brücke ist wichtig. Ich denke auch, dass New York etwas mehr an die regulatorischen Prozesse gewöhnt ist, die du auch in der EU siehst. Die EU ist stark reguliert, New York ist stark reguliert. Der Rest der USA aber weniger. Man könnte sagen, dass New York auf beiden Seiten die Perspektive etwas zurechtrückt. Das Gespräch führte Jan Thomas.
Fotos: Techcrunch/Flickr (CC BY 2.0), Saskia Uppenkamp
BRADLEY TUSK
Nicht schlecht. Es kam noch besser, als mir statt Honorar Anteile an der Firma angeboten wurden – zum Glück habe ich Ja gesagt. In den letzten fünf Jahren habe ich also viel mit den USA und auch Deutschland gekämpft – gegen Steuern und für den Start von Uber in weiteren Märkten. Vor etwa einem Jahr habe ich Tusk Ventures gegründet. Wir arbeiten mit Unternehmen vor dem Börsengang in regulierten Branchen und bekommen dafür Anteile. Wir haben momentan 18 Unternehmen in unserem Portfolio. Wir helfen dabei, Gesetze auf den Weg zu bringen, Gesetze zu blockieren – und das Gleiche machen wir mit Regulierungen, Medien, Gewerkschaften, Auftragswesen, Geschäftsfeldentwicklung. Fanduel ist dafür ein gutes Beispiel, ein großes US-Startup.
NEW YORK CITY AB 5. DEZEMBER 2016
JETZT REGISTRIEREN UND DAS MAGAZIN AM ERSCHEINUNGSTAG ERHALTEN Foto: unsplash.com
THE-HUNDERT.COM/NYC facebook.com/thehundert
twitter.com/thehundert
JOBPROFIL
WAS MACHT EIGENTLICH EIN
NAME: Protonet
VERPACKUNGSINGENIEUR
GRÜNDUNG: 2012
GRÜNDER: Ali Jelveh, Christopher Blum
In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen. In dieser Ausgabe erklärt Tobias Otto, was seine Aufgaben bei Protonet sind
MITARBEITER: 33
STANDORT: Hamburg und San Francisco
Eigentlich hatte ich mich per Zufall für den Studiengang Verpackungstechnik eingeschrieben. Den nötigen Anstoß für diese Berufsrichtung bekam ich aber bereits während meiner Ausbildungszeit als Werbetechniker. Dort sammelte ich erste Erfahrungen und verknüpfte Kreativität mit Technik. Nach wie vor ist es der spannendste Teil für mich, den perfekten Bogen zwischen einer kreativen Idee und den technischen Anforderungen zu schaffen. Ich wollte schon damals herausfinden, wie sich die Verbindung von beidem herstellen lässt. Im Studium fügte sich dann alles zusammen. Als Verpackungsingenieur setze ich heute interessante Ideen um; ich bilde die Schnittstelle zwischen Design und Technik. Dabei bleibe ich meiner wichtigsten Prämisse immer treu: der Kunde muss sich mit meinen Verpackungen identifizieren können und dabei stets das Gefühl haben, mein Produkt ist wie für ihn und sein Produkt gemacht. Bei der Gestaltung taste ich mich heran, nehme verschiedene Perspektiven ein und setze mich im Vorfeld zunächst mit dem Inhalt auseinander. Mit der Zeit entsteht ein individuelles Design. Als ich von Protonet den Auftrag bekam, eine Verpackung für die kleinen Private-
Cloud-Server zu entwickeln, orientierte ich mich an der sechseckigen Form der kleinsten Protonet-Box. Wenn von außen zu sehen ist, was sich im Inneren befindet, dann transportiert die Verpackung nicht nur den Inhalt, sondern auch eine Message. Wenn ich das schaffe, bin ich zufrieden. Dabei achte ich stets auf Nachhaltigkeit und wähle die Materialien akkurat aus, sodass die fertige Lösung umweltschonend ist. Ich verwende beispielsweise Gurte für die Rutschfestigkeit anstelle von Schaumstoffmaterialien. Kreativ bin ich auch, wenn es darum geht, wie die Verpackungen weitergenutzt werden können und nicht direkt auf dem Müll landen. Upcycling ist das Schlagwort – umfunktionieren und etwas Neues daraus machen. Protonets Kunden der größeren Boxenmodelle können etwa ihre Verpackungen als Schreibtischfachablage umgestalten. Meine Produkte erfüllen somit nicht nur ihren Zweck als Transportmedium, sie werden später einfach zu etwas anderem umfunktioniert. Das versuche ich bei allen meinen Verpackungen zu beachten, so auch bei meinem jüngsten und eigenen Projekt: „Der kleine Knick“ – die kreative Schultüte. Ein Freund bat mich eines Tages, eine Schultüte zu
SERVICE: Private-Cloud-Server und Kollaborationssoftware protonet.com
entwerfen, etwas Besonderes, fernab der üblichen Nullachtfünfzehn-Schultüten, die es zu kaufen gibt. Also bastelte ich kurzerhand eine Schultüte im Dinosaurier-Design mit einem großen Dino-Kopf, der abnehmbar ist und als Erinnerung an die Wand gehängt werden kann. Auf den großen Dino-Füßen kann die Schultüte sogar stehen.
HAST DU EINEN UNGEWÖHNLICHEN JOB? SAG ES UNS: jobprofil@berlinvalley.com
TOBIAS OTTO
56 / berlinvalley.com
Fotos: Protonet
Seinen Zivildienst leistete der gebürtige Tübinger in Chile und studierte dann an der HTWK Leipzig Verpackungstechnik. Für sein Verpackungsdesign, das er für Protonets Private-Cloud-Boxen entwickelt hat, gewann Tobias 2014 den Silbernen Nagel des ADC in der Kategorie „Nachhaltigkeit“.
WWW.IMM-COLOGNE.DE
ANZEIGE
DIE INTERNATIONALE MÖBELMESSE
20.–22.01.2017 OFFEN FÜR ALLE: FREITAG BIS SONNTAG
imm cologne gemeinsam mit: Koelnmesse GmbH, Messeplatz 1, 50679 Köln, Deutschland, Telefon +49 1806 913 131*, imm@visitor.koelnmesse.de *0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem Mobilfunknetz
FINTECH
DER NEUE VERMÖGENSVERWALTER Vermögen richtig anzulegen kostet entweder viel Zeit, viel Geld oder beides. Ein Vermögensverwalter lohnt sich oft erst ab Beträgen von mehreren Hunderttausend Euro und er verlangt hohe Gebühren für seine Leistung. Sich selbst einen Überblick über die Fülle von Finanzprodukten am Markt zu verschaffen, ist zeitaufwändig, und es ist einiges an Know-how nötig, das viele Verbraucher nicht haben. Die optimalen Anlagemöglichkeiten für das eigene Vermögen zu finden, ist gerade in Zeiten niedriger Zinsen sehr schwierig. Fintechs lösen dieses Problem mit Robo Advisorn. Dahinter stecken keine Roboter im eigentlichen Sinne, sondern Algorithmen, die abhängig vom
Anlegertypus das richtige Portfolio für jeden Nutzer zusammenstellen. Je nach Zertifizierung und Geschäftsmodell ist ein Robo Advisor auch in der Lage, das Portfolio im Anschluss zu überwachen und zu verwalten. BERATEN UND VERWALTEN Bei allen Varianten von Robo Advisorn durchläuft der Nutzer anfangs einen Prozess, um herauszufinden, wie viel Risiko er bei seiner Geldanlage eingehen will. Das Ergebnis dieses Tests zeigt die Risikoneigung des Anlegers. Viele Firmen agieren nur als Finanzvermittler: Sie lassen ihre Kunden selbst wählen, ob sie ein hohes,
mittleres oder niedriges Risiko einzugehen bereit sind und empfehlen auf dieser Basis bestimmte Produkte, die der Nutzer dann erwerben kann. Es handelt sich hierbei um eine reine Beratungsleistung. Vermögensverwalter stellen die Risikoneigung ihrer Kunden über einen Fragebogen fest. Dieser Fragebogen wird vom Wertpapierhandelsgesetz vorgegeben und führt zu einem Score, der die maximale Risikoklasse für den jeweiligen Nutzer bestimmt. Die Anbieter der Robo Advisor erhalten dann ein Mandat des Kunden, stellen das zur Risikoneigung passende Portfolio zusammen und verwalten dieses im Anschluss auch. Aktuell gibt es auf dem deutschen Markt nur wenige Anbieter in diesem
LAUNCH
LAUNCH
LAUNCH
2013
2015
2014
SERVICE
SERVICE
SERVICE
Vermittlung und Verwaltung
Vermittlung und Verwaltung
Vermittlung
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
10.000 Euro
10.000 Euro
3000 Euro
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
Indexfonds und ETFs
ETFs
Indexfonds und ETFs
58 / berlinvalley.com
Fotos: alphaspirit-Fotolia.com
Mensch oder Maschine: Immer mehr Kunden vertrauen einem Robo Advisor ihr Geld an
FINTECH
Bereich. Dazu gehören Scalable Capital, Fintego, Quirion, Visualvest und ganz neu auch Whitebox. Die Kunden dieser Unternehmen sind digitalaffine Menschen mit kleinen bis mittleren Vermögen. „Wir nennen unsere Kunden Smart Busy Professionals“, sagt Erik Podzuweit, Mitgründer von Scalable Capital: „Sie sind zu smart, um sich in ihrer Bank irgendwelche Finanzprodukte andrehen zu lassen, die nicht zu ihnen passen, aber zu busy, um sich komplett selbst um ihre Vermögensverwaltung zu kümmern.“ KONSTANTES RISIKO Von der Risikoneigung über die Zusammenstellung des Portfolios bis hin zur Überwachung und Anpassung ist bei Scalable Capital alles automatisiert. Das macht den Service günstig. Aktuell kann man sein Geld ab einer Summe von 10.000 Euro anlegen und bezahlt dafür insgesamt Gebühren von 100 Euro pro Jahr – gerade mal ein Prozent des verwalteten Vermögens. Der Algorithmus legt das Geld des Nutzers in die Produkte an, die ihm im Anlageuniversum zur Verfügung stehen. Welche Produkte hier aufgenommen werden, entscheidet jedes Unternehmen selbst. Dafür ist immer noch menschliche Expertise notwendig. Scalable Capital arbeitet beispielsweise ausschließlich mit Exchange-traded Funds (ETFs), die auch viele andere Anbieter nutzen. Sie bilden jeweils einen Aktienindex ab und gehören zu den günstigsten Finanzprodukten am Markt. „Wir selektieren mithilfe eines Kataloges vor, welche ETFs für unsere Kunden am besten passen und tauschen sie auch aus, wenn sich geeignetere finden“, sagt Podzuweit. Whitebox nimmt neben den ETFs auch Indexfonds und Anleihen auf Rohstoffe ins Portfolio. Das Startup Visualvest streut das Geld seiner Anleger als einziger Anbieter neben Indexfonds, ETFs und Rohstoffanleihen auch in aktiv gemanagte Fonds. Die Kriterien, nach denen das angelegte Vermögen auf die verschiedenen Finanzprodukte verteilt wird, sind in jedem Algorithmus festgelegt. Die meisten Vermögensverwalter – und auch die meisten Robo Advisor – arbeiten mit Musterportfolios für die unterschiedlichen Risikoklassen. In diesen ist festgelegt, zu welchem Anteil das Geld auf die zur Verfügung stehenden Produkte verteilt wird. Vereinfacht könnte das bedeuten, dass für eine bestimmte Risikoklasse 60 Prozent des Vermögens in Aktien angelegt werden und 40 Prozent in Indexfonds.
Steht das Musterportfolio, überwacht der Algorithmus, dass die Verteilung im Portfolio gleich bleibt. Verzeichnen die Aktien einen starken Kursanstieg, steigt damit auch der Wert des Portfolios. Da dieser Mehrwert aber nur durch die Aktien generiert wird, stecken mehr als 60 Prozent des Geldes in Aktien. Weil das Unternehmen ein Mandat zur Verwaltung des Vermögens hat, kann der Robo Advisor die Verteilung automatisch korri gieren. So bleibt die prozentuale Verteilung im Portfolio konstant und entspricht weiterhin der Risikok lasse des Anlegers. Scalable Capital arbeitet mit einer anderen Methode: „Uns sind feste Musteranteile egal. Es geht darum, dass das tatsächliche Risiko im Portfolio konstant bleibt und der Risikoklasse entspricht“, sagt Podzuweit von Scalable Capital. Das Startup hat einen eigenen Ansatz entwickelt, der sich nicht nur auf das durchschnittliche Risiko eines Finanzproduktes verlässt: Der Algorithmus betrachtet die langfristige und die kurzfristige Historie eines Fonds und misst verschiedene Werte. Beispielsweise Preis-, Zins- und Wechselkursentwicklungen und die Abhängigkeit verschiedener Anlageklassen zueinander. Die lange Historie zeigt, wie risikoreich ein Produkt im Mittel ist, die kurzfristige hilft beim Blick in die Zukunft. Risiken treten meist gruppiert in sogenannten Clustern auf und mit dem Wissen, wie sich das Risiko in den letzten Wochen und Tagen entwickelt hat, lässt sich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit voraussagen, wie es sich in den kommenden Tagen verhalten wird. Anhand dieser Daten bestimmt der Robo Advisor von Scalable Capital täglich das Risiko der einzelnen ETFs und passt die Portfolios bei Veränderungen an. Dieses System hat das Unternehmen gemeinsam mit Stefan Mittnik, Professor für Finanzökonometrie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, entwickelt. Die Gründer waren vorher lange bei Goldman Sachs im Handel tätig, Mittnik ist einer der angesehensten Köpfe im Bereich der Risikoforschung und arbeitet seit Jahren an einem solchen System. Mit vereintem Know-how konnten sie die Technologie zur Marktreife bringen. MENSCH UND MASCHINE Doch welchen Platz haben die Robo Advisor am Markt – werden sie menschliche Anlageberater und Vermögensverwalter ersetzen können? Durch
DREI FRAGEN AN Anna Voronina von Quirion
Anna, Ihr wart 2013 der erste Robo Advisor in Deutschland. Wie hat sich der Markt seither verändert? Für Banken wird es immer schwieriger, mit ihren Kunden Geld zu verdienen, da die Differenz zwischen Einlagen- und Kreditzinsen angesichts dauerhaft niedriger Zinsen schwindet. Es werden also noch viele Filialen schließen müssen, effizientere Strukturen und eine höhere Standardisierung werden Einzug halten. Wie wird sich der Markt entwickeln? Das Potenzial in Deutschland ist gewaltig. Wir gehen von 4,2 Millionen Menschen aus, die für eine digitale Lösung offen sind. Dies wird den Trend zu digitalen Modellen noch beschleunigen. Wir haben unsere Strategie in der Verbindung von digitaler und analoger Welt gefunden. Es bleibt abzuwarten, für welche Modelle sich andere Anbieter entscheiden. Welche Hindernisse gibt es für Robo Advisor in Deutschland? Die Verschärfung der regulatorischen Rahmenbedingungen wird zwangsläufig einen Anpassungsdruck auslösen, den nicht alle Unternehmen bewältigen können. Dementsprechend wird es zu einer Konsolidierung des Marktes kommen. Hinzu kommt: Die Menschen müssen über entsprechende Angebote im Netz Kenntnis und gute Erfahrungen mit digitaler Anlageberatung gemacht haben. Wir sehen in Deutschland einen Nachholbedarf in finanzieller Bildung. Die USA, die skandinavischen Länder oder Australien machen vor, wie das geht. Je mehr Menschen über das Funktionieren der Kapitalmärkte und die Möglichkeiten des Vermögensaufbaus aufgeklärt werden, umso mehr befassen sie sich damit. ak
LAUNCH
LAUNCH
LAUNCH
2015
2016
2014
SERVICE
SERVICE
SERVICE
Vermittlung und Verwaltung
Vermittlung
Vermittlung
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
5000 Euro
1000 Euro
10 Euro pro Monat
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
Indexfonds und ETFs
Aktiv gemanagte Fonds, Indexfonds und ETFs
ETFs
berlinvalley.com / 59
FINTECH
die Automatisierung von Risikoneigungstest, Anlage, Überwachung und Reporting können sie einen umfassenden Service anbieten und sind gleichzeitig sehr viel günstiger als herkömmliche Vermögensverwalter. Dank der geringen Kosten lohnen sich Robo Advisor außerdem schon für kleine Summen. Je nach Anbieter liegt die kleinstmögliche Summe zwischen 1000 und 10.000 Euro. Allerdings können Robo Advisor keine persönliche Beratung bieten und abgesehen von der Risikoneigung beziehen sie keine individuellen Faktoren in die Anlagestrategie ein. In diesem Punkt sind ihnen die menschlichen Berater einen Schritt voraus.
MARKTPOTENZIAL FÜR ROBO ADVISOR IN MILLIARDEN DOLLAR 250
200 weltweit*
150
Deutschland
100
„ICH GLAUBE NICHT, DASS MENSCH UND MASCHINE KONKURREN TEN SIND“ RUDOLF GEYER, FINTEGO
Damit arbeiten Mensch und Maschine bisher noch in unterschiedlichen Nischen. „Ich glaube nicht, dass Mensch und Maschine sich hier nur als Konkurrenten gegenüberstehen“, sagt Rudolf Geyer von Ebase, dem Markeninhaber von Fintego. Er geht vielmehr davon aus, dass die Algorithmen sinnvolle Ergänzungen für bisherige Dienstleister sind. „Robo Advisor werden sich als Instrumente immer weiter verbreiten, denn sie bedeuten auch einen Effizienzgewinn für die Vermögensverwalter. Die Expertise, die richtigen Produkte zu wählen, bleibt ja trotzdem beim Menschen“, sagt Geyer. Fintego bietet genau diesen Service zur Kombination von Mensch und Maschine: ihren Robo Advisor gibt es anders als bei der Konkurrenz auch als B2B-Modell. Andere Finanzdienstleister können die Oberfläche auf ihrer Webseite einbinden und ihren Kunden so den Service von Fintego anbieten. Das Unternehmen möchte diesen Zweig weiter ausbauen und Partner für Vermögensberater werden, wenn es
50
0 2015
2016
2017
2018
2019
2020
* Umgerechnet nach dem Euro/Dollar-Kurs vom 7. September 2016; Quelle: Thomas F. Dapp/Deutsche Bank Research um Digitalisierung und Robo Advising geht. Zudem kommen auch die anderen Robo Advisor nicht ohne Menschen aus. Der Algorithmus automatisiert zwar viele Prozesse, doch er muss programmiert und gewartet werden. Außerdem sind es die Menschen, die den Algorithmus mit Informationen füttern. Menschen bewerten die Finanzprodukte und entscheiden, mit welchen der Robo Advisor überhaupt arbeiten darf. Und der Mensch bleibt weiterhin der Ansprechpartner für die Anleger. MARKTPOTENZIAL Ob sich Robo Advisor in Deutschland durchsetzen, wird sich zeigen. Die Deutschen gelten eher als digitalisierungsskeptisch. Der Markt ist in den USA bereits deutlich größer. Von dort kommt der Trend auch gerade über den Atlantik. 2015 wurden weltweit 26,7 Milliarden Euro mit Robo Advisorn angelegt. In Deutschland waren es 100 Millionen Euro. Eine Studie der Deutschen Bank prognostiziert allerdings eine Verdopplung dieses Volumens für 2016 und rechnet damit, dass die Deutschen im Jahr 2020 bereits 25 Milliarden Euro von Robo Advisorn verwalten lassen.
Das deutsche Ökosystem profitiert in diesem Fall davon, dass viele Menschen hierzulande bereits daran gewöhnt sind, Finanzdinge digital zu erledigen. Im vergangenen Jahr nutzten laut Bitkom Research 40 Millionen Menschen – immerhin die Hälfte der deutschen Bevölkerung – das Onlinebanking-Angebot ihrer Bank. Neue Anbieter verzeichnen ein schnelles Kundenwachstum. Der Markt profitiert auch von den positiven Erfahrungen, die Anleger mit den Early Birds der Branche machen konnten. Quirion war 2013 der erste Anbieter in Deutschland, Fintego folgte 2014. Beide erwiesen sich offenbar als gute Partner für ihre Kunden, denn diese blieben und weiteten ihre Investments aus: „Wir haben festgestellt, dass die meisten Anleger zuerst eine Art Probefahrt mit uns gemacht haben und nur einen Teil ihres Vermögens mit Fintego anlegten. Jetzt, drei Jahre nach dem Start, haben wir uns bewährt und die Nutzer vertrauen uns auch einen größeren Teil ihres Vermögens an“, sagt Geyer. Die optimalen Anlagemöglichkeiten für das eigene Vermögen zu finden, könnte so zukünftig deutlich einfacher werden. Anna-Lena Kümpel
LAUNCH
LAUNCH
LAUNCH
2016
2014
2014
SERVICE
SERVICE
SERVICE
Vermittlung und Verwaltung
Vermittlung und Verwaltung
Vermittlung
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
MINDESTANLAGE
5000 Euro
2500 Euro
10 Euro pro Monat
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
FINANZPRODUKTE
Indexfonds, ETFs und ETCs
ETFs
ETFs
60 / berlinvalley.com
ANZEIGE
EIN SPANNENDES INVESTMENT Jakob von Ganske erklärt, welche Rolle Venture Capital in der strategischen Asset-Allokation spielt
U
m sich dem Thema zu nähern, lohnt sich ein Blick auf zwei bekannte institutionelle Investoren: den Norway Government Pension Fund (NGPF) und den Yale Endowment Fund (YEF). Der NGPF zählt mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 800 Milliarden Euro zu den größten Pensionsfonds der Welt. Ganze 95 Prozent des Portfolios bestehen nur aus liquiden Anleihen und Aktien, illiquide Beteiligungen finden sich darin gar nicht. Sind VC-Investments auf internationaler Ebene somit ein Nischenmarkt? Mitnichten! Der YEF ist das Gegenbeispiel. Der YEF bewirtschaftet ein Volumen von rund 25 Milliarden US-Dollar mit dem Ziel, die Liquiditätsbedürfnisse der Yale University zu finanzieren. Das langfristige Investmentziel ist vergleichbar mit dem des NGPF. Wirft man jedoch einen Blick auf die strategische Asset-Allokation (SAA) des YEF, könnte diese kaum unterschiedlicher ausfallen. Fast 75 Prozent des Gesamtvermögens sind in illiquiden Anlagen allokiert, davon 14 Prozentpunkte in Venture Capital (VC). Die Frage ist: Was sind die zugrundeliegenden statistischen Eigenschaften von VC, und welche Implikationen folgen daraus für die SAA? DAS RENDITE-RISIKO-PROFIL VON VC Ein Investor trifft seine Allokationsentscheidung abhängig vom Rendite-Risiko-Profil der ihm zur Verfügung stehenden Assetklassen. Bei VC-Investments ist dies schwierig, da sie illiquide Investments darstellen. Illiquidität definiert sich als das Fehlen eines Marktes mit kontinuierlicher Preisbildung anhand von Angebot und Nachfrage. Betrachtet man die Performance des Cambridge-Associates-VentureCapital-Index und des MSCI World während der Finanzmarktkrise, so hat der MSCI im Jahr 2008 einen Verlust von rund minus 37 Prozent erlitten, während VC nur zwölf Prozent verloren hat. Im Folgejahr erholte sich der MSCI um 27 Prozent, wohingegen VC einen leichten Verlust von minus 0,5 Prozent erwirtschaftete. Zu guter Letzt erzielte der MSCI im Jahr 2010 einen Gewinn von 20 Prozent und VC von fast 22 Prozent. Somit machte VC 2008 geringere Verluste, 2009 geringere Erträge und 2010 höhere Erträge als ein breit diversifizierter liquider Marktindex. Anhand dieser Zahlen wird ein statistisches Phänomen ersichtlich, welches illiquiden Anlagen allgemein zugrunde liegt: die sogenannte Autokorrelation beziehungsweise Renditeglättung. Darunter versteht man die Abhängigkeit von der eigenen vergangenen Wertentwicklung. VC produzierte 2008 deshalb einen vergleichsweise geringen Verlust, weil ein Teil des Verlustes bewertungstechnisch erst 2009 realisiert wurde. Analog erfolgte ein Teil der Markterholung erst ein Jahr später, nämlich 2010. Die Renditen von VC werden somit nur zeitversetzt realisiert. Was lässt sich daraus über das Risiko von VC aussagen? Historisch lässt sich eine annualisierte Volatilität auf Quartalsbasis von 25 Prozent für den VC-Index ableiten. Zum Vergleich: Der MSCI World hat eine historische Volatilität von 18 Prozent. Konzentriert man sich ausschließlich auf Jahresrenditen, steigt die Volatilität des MSCI auf 20 Prozent, wohingegen VC eine Volatilität von rund 40 Prozent – also 15 Prozentpunkte höher als auf Quartalsbasis – aufzeigt. Wie kann man das zugrundeliegende
Risiko dieser komplexen Anlage belastbar eruieren, wenn die Datenfrequenz einen solch fundamentalen Einfluss hat? Die Lösung: Man benötigt eine hochwertige Monte-Carlo-Simulationsumgebung. SAA UND PERFORMANCE-MESSUNG Eine Monte-Carlo-Simulation (MCS) ermöglicht es, die Illiquidität von VC mittels Autokorrelation zu modellieren und somit die Chancen und Risiken realistisch einzuschätzen. Zu diesem Zweck lohnt sich noch einmal ein Blick auf den YEF. Mithilfe unserer proprietären MCS wurden 10.000 Szenarien für die mögliche Entwicklung des aktuellen YEF-Portfolios erstellt. Zusätzlich wird der YEF mit einem alternativen Portfolio kontrastiert, das die ursprüngliche Quote von 14 Prozent in VC in liquide Aktien umschichtet. Die Ergebnisse der Simulation (siehe im Überblick Tabelle) sind folgende: Betrachtet man das RenditeRisiko-Profil nach einem Jahr, so scheint die YEFAllokation mit VC die bessere Option zu sein: Die Risiken des alternativen liquideren Portfolios sind etwas höher, gleichzeitig erwirtschaftet der YEF nach einem Jahr eine um 30 Basispunkte höhere erwartete Rendite. Eine Umschichtung in Aktien würde also die kurzfristigen Risiken erhöhen und gleichzeitig die erwartete Rendite senken. Wie kann das sein? Betrachtet man das langfristige Rendite-Risiko-Profil, ergibt sich ein anderes Bild: Nach zehn Jahren liegt die erwartete Rendite des YEF bei 6,1 Prozent per annum und damit 100 Basispunkte höher als bei der liquideren Alternative. Allerdings ist ein signifikanter Unterschied bei den langfristigen Risikokennzahlen zu beobachten. Die annualisierte Volatilität steigt beim YEF um 2,4 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent an. Bei der liquideren Alternative fällt der Anstieg mit 60 Basispunkten auf 10,2 Prozent deutlich geringer aus. Einen noch deutlicheren Unterschied erkennt man bei den Extremrisiken. Nach zehn Jahren kann der YEF in negativen Marktszenarien kumuliert bis zu 47 Prozent verlieren (fast 30 Prozentpunkte mehr als nach einem Jahr). Bei dem liquideren Alternativportfolio erhöht sich der langfristige potenzielle Extremverlust auf circa minus 29 Prozent (nur rund zehn Prozentpunkte mehr als nach einem Jahr). VC ist langfristig also deutlich riskanter als liquide Aktien und liefert deswegen eine deutlich höhere erwartete Überrendite in Form einer Liquiditätsprämie. Soweit der Blick nach vorne.
JAKOB VON GANSKE, PH.D. ist Leiter Investment Consulting & Risikomanagement bei Deutsche Oppenheim Family Office AG. Seit zehn Jahren ist er in der strategischen Asset-Allokation und der Fondsmanagerselektion tätig. 2009 übernahm er die fachliche Verantwortung für die Bereiche in der Deutsche Oppenheim Family Office. Er ist Diplom-Kaufmann und promovierte 2016 am EDHEC Risk Institute im Bereich Finance. deutsche-oppenheim.de
Wie aber geht man mit der Illiquidität im Rückblick, in der Performance-Messung, um? In der Praxis wird die Performance von illiquiden Assets bevorzugt mit der Internal Rate of Return (IRR) gemessen. Allerdings hat der IRR als Kennzahl Schwächen: Problematisch ist die zugrundeliegende Annahme, anfallende Cashflows können vom Investor zum IRR-Zinssatz wieder angelegt werden (Wiederanlageprämisse). Auch wird das wirtschaftliche Umfeld bei der IRR-Berechnung außer Acht gelassen. Eine Lösung ist das Public Market Equivalent (PME). Es erlaubt die Messung der um die wirtschaftliche Entwicklung bereinigten Performance: Eine Kennzahl zeigt den Mehrwert eines VC-Fonds relativ zu liquiden Indizes wie etwa MSCI Welt oder S&P 500 an. Ein PME größer eins bedeutet, der Fonds hat eine über der Entwicklung des liquiden Index liegende Performance erwirtschaftet und ein Mehrwert wurde generiert. Fazit: Mit der PME-Methodik lassen sich VC-Investments realistisch in Abhängigkeit von liquiden Märkten rückblickend bewerten. Eine leistungsstarke MCS charakterisiert das Rendite-Risiko-Profil von VC vorausschauend.
RENDITE-RISIKO-PROFIL DER YALE-ALLOKATION MIT UND OHNE VENTURE CAPITAL
RENDITE-RISIKO-PROFIL
NACH EINEM JAHR
NACH ZEHN JAHREN
KENNZAHLEN YALE-ALLOKATION PER 2016
Renditeerwartungswert (p .a.)
4,5 %
6,1 %
Volatilität (p. a.)
9,7 %
12,1 %
-17,3 %
-46,8 %
Mittelwert der 5 Prozent schlechtesten Renditeverläufe (kumuliert)
ALTERNATIVE: 14 PROZENT VENTURE CAPITAL IN AKTIEN
Renditeerwartungswert (p .a.)
4,2 %
5,1 %
Volatilität (p. a.)
9,6 %
10,2 %
-18,4 %
-28,9 %
Mittelwert der 5 Prozent schlechtesten Renditeverläufe (kumuliert)
Lebensräume für Unternehmen A s c h a f f e n b u r g
·
B e r l i n
·
B o n n
·
F r a n k f u r t
a .
M .
·
H a m b u r g
·
K e m p t e n
·
K o b l e n z
·
Avantgarde, Kreativagentur, München. Erlebnismarketing in den ehemaligen
designfunktion Gruppe
Pfanni-Werken im Münchner Osten:
Zentrale: Leopoldstraße 121 · 80804 München
eine einzigartige, kreative Bürolandschaft
Telefon 089 306307-0 · info@designfunktion.de
in lichtdurchfluteten Räumen.
www.designfunktion.de
K r o n b e r g
·
M a i n z
·
M ü n c h e n
·
M u r n a u
·
N ü r n b e r g
·
S i n g e n
BÜROBESUCH
SCHÖNE AUSSICHT Bei Wework in Berlin arbeiten Startups mit Blick auf den Tiergarten
Laufend informiert: Die Bildschirme zeigen Neuigkeiten aus der Community.
NAME: Wework
GRÜNDUNG: 2010
GRÜNDER: Adam Neumann, Miguel McKelvey
MITARBEITER: 1400
STANDORTE: New York, Berlin und mehr als 30 weitere Städte
SERVICE: Coworking-Plätze, Büroräume und Community wework.com
Brücke. Auf der anderen Seite geht man einen schmalen Gang zwischen den Büroräumen hindurch. Alle Wände sind vollständig verglast. Die Büros sind sehr ähnlich und spartanisch eingerichtet: schlichte Tische mit Holzplatte und schwarzen Metallfüßen, schwarze Stühle, schwarze Schreibtischlampen, schwarze Rollcontainer und schwarze Mülleimer. Hinzu kommen Laptops, Bildschirme und davor sitzend die Startup-typischen T-Shirtund Turnschuh-Träger. Zwischen den Büros gibt es immer wieder Meeting räume verschiedener Größe. Ihr Stil ähnelt eher dem der Community Spaces: Sofas, bequeme Stühle und Wohnzimmertische. Die Wände sind mit Tapeten beklebt, die mit Baumstämmen, Wolkenlandschaften oder bunten Mustern bedruckt sind. Hier soll sich jeder wohlfühlen. Insgesamt arbeiten bei Wework am Potsdamer Platz mehr als 800 Menschen. Zusätzlich zum achten gehören auch das neunte und zehnte Stockwerk zum Coworking Space. Die Ebenen sind alle ähnlich aufgebaut. Wegen der großen Nachfrage wird gerade auch das siebte Stockwerk ausgebaut. Außerdem soll noch in diesem Jahr ein weiterer Space am Hackeschen Markt eröffnen. ak
Guter Eindruck: In solche Meeting-Räumen können die Startups ihre Bewerber und Gäste einladen.
Fotos: Jann Venherm
Schon der Weg zu Wework ist ein Erlebnis: Man steigt im Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin in einen gläsernen Aufzug und kann bei der Fahrt in den achten Stock die Aussicht über den Tiergarten genießen. Drinnen im Coworking Space mischen sich Fabrikoptik und Heimatgefühl: Dicke Aluminium-Rohre laufen über die Decke. Überall gibt es gemütliche Sitzmöbel mit bunten Kissen und Teppiche auf hellem Laminat. In einer Ecke hängt ein Korbstuhl. Im ganzen Raum stehen und hängen Pflanzen verschiedener Art und Größe. Diese wohnlichen Räume sind die Community Spaces. Tagsüber hält man sich hier zum Arbeiten oder in der Pause auf, abends gibt es Veranstaltungen für die Mitglieder. Die Möbelstücke für diese Bereiche wirken sehr hochwertig. Sie werden individuell ausgesucht und oft lokal gekauft. Hinter einer langen Theke befindet sich die Küche. Kaffeemaschine, gefüllte Kühlschränke, Wasser, frisch gezapftes Bier: diese Rundum-Versorgung erhält man gleich mit, wenn man ein Büro oder einen Coworking-Platz bei Wework mietet. Jeden Tag bietet ein anderes Berliner Restaurant einen günstigen Lunch an. Wer weiter ins Büro will, muss vom Eingang aus links aus dem Community Space raus über eine
Helfende Hände: Das Team vom Welcome-Desk ist immer für die Mitglieder da.
Psst: In die Telefonzellen kann sich jeder zurückziehen, der Ruhe braucht.
Transparent: Glas ist in den Bereichen des Spaces allgegenwärtig. Einzigartig: Jeder Meeting-Raum sieht anders aus.
Weg vom Schreibtisch: Selbst am Küchentresen ist Platz für die Coworker.
Offen: Die Brücken verbinden die Büro- und Community-Bereiche auf allen drei Stockwerken.
BÜROBESUCH
gen gibt es hier eine Menge erfolgreicher Menschen. Es funktioniert irgendwie, ohne dass wir aktiv filtern. Neben den Büros gibt es große Community Spaces und viele Meeting-Räume, die sehr heimelig eingerichtet sind. Was steckt hinter diesem Designkonzept? Wir wollten ein Bürokonzept kreieren, in dem sich alle heimisch fühlen können. Als wir angefangen haben, gab es diese Community Spaces in kaum einem Büro, und heute sind die Möbel dort eher da rauf ausgerichtet, dass sie lange halten. Das Design ist oft eher kühl. Gerade in Startups verbringen die Menschen aber oft acht bis zwölf Stunden jeden Tag am Arbeitsplatz. Das sollte also ein Ort sein, an dem sie sich wohlfühlen. Die Konferenzräume waren anfangs eher praktisch eingerichtet. Wir haben das Konzept mit dem Input unserer Mitglieder verändert, um es ihren Bedürfnissen anzupassen. Viele wünschten sich beispielsweise einen schönen Raum für Bewerbungsgespräche oder Kundentermine. Deshalb sehen viele Meeting-Räume mittlerweile eher aus wie die Community Spaces. Für kreatives Arbeiten gibt es aber beispielsweise auch Räume mit Whiteboards an den Wänden.
„ES IST EIN BISSCHEN WIE VANILLEEIS“ Wework-Mitgründer Miguel McKelvey spricht über ein weltumspannendes Netzwerk, Heimatgefühl und Möbel, die jedem gefallen Miguel, was sollen die Menschen mit Wework verbinden? Als wir Wework vor sieben Jahren gegründet haben, wollten wir einen aufregenden Arbeitsplatz schaffen, an dem die Menschen sich gerne aufhalten. Das klingt heute nach einem Allgemeinplatz, aber damals war das noch selten. Wir wollten Design und ein Büro in toller Lage auch für kleine Firmen möglich machen und einen offenen Raum für Begegnungen und Kollaboration kreieren. Das Design der Spaces ist ein grundlegendes Element von Wework. Ihr arbeitet viel mit Glas. Warum? Wir sind eine sehr offene Community. Die Menschen, die hier arbeiten, sollen sich kennenlernen. Durch das Glas sieht man sich gegenseitig jeden Tag und spricht so auch miteinander. Die Glaswände setzen eine eigene Art von Energie frei. Man arbeitet hier auf einer Art Bühne. Das gibt den Leuten einen Grund, sich ordentlich anzuziehen, und so kommen sie in einen Arbeitsmodus. Außerdem gibt sich jeder Mühe, gut gelaunt zu sein und keine negative Stimmung zu verbreiten. Alle stecken sich gegenseitig mit guter Laune an. Es hat etwas Magisches. Ich weiß nicht genau wie, aber es funktioniert.
66 / berlinvalley.com
Eure weltumspannende Community ist eine weitere Säule von Wework. Wie profitieren Eure Mitglieder davon? Wir sind mittlerweile in mehr als 30 Städten vertreten und können unseren Mitgliedern damit beispielsweise die Möglichkeit geben, leicht zu internationalisieren und ein Büro in einer anderen Stadt oder einem anderen Land zu mieten. Über das digitale Netzwerk können alle Mitglieder Kontakt zueinander bekommen. So bekommt man einen einmaligen Blick auf das große Ganze. Was ich außerdem ganz toll finde, ist die Atmosphäre, die überall bei Wework herrscht. Die Menschen fühlen sich als Teil von etwas Größerem, und das macht die eigentliche Stärke dieses Netzwerkes aus. Wenn man als Berliner das Wework in Schanghai betritt, würde man sich wundern, warum man sich so heimisch und willkommen fühlt, obwohl alle Menschen um einen herum chinesisch aussehen. Wie sorgt Ihr dafür, dass die passenden Menschen zu Wework kommen? Wir sind offen für alle. Es war uns von Anfang an ein Anliegen, nicht exklusiv zu sein. Das unterscheidet uns von Organisationen wie dem Soho House. Natürlich sorgt schon allein der Raum dafür, dass Unternehmen kommen, die auch zu uns passen. Wer Privatsphäre braucht und zuerst alle Glaswände abdecken will, ist bei Wework vermutlich an der falschen Adresse. Trotzdem suchen wir immer nach der besten Lösung – für die jeweilige Firma und für uns. Ein wichtiger Punkt ist, dass ein Unternehmen erfolgreich sein muss, um hier bleiben zu können. Nicht weil wir aussortieren würden, aber jeder muss seine Miete bezahlen können. Deswe-
Mit welchen Möbeln stattet ihr die Coworking Spaces aus? Das hat sich mit der Zeit verändert. Zu Beginn haben wir Holztische von Ikea gekauft. Für unsere ersten Spaces mussten wir jeweils 30-mal hinfahren, um sie einzurichten. Jetzt lassen wir unsere Bürotische von einem Partner herstellen. Sie sind den Ikea-Tischen aber sehr ähnlich, wir halten die Büroeinrichtung möglichst schlicht. Es ist ein bisschen wie Vanilleeis: Es ist nicht das beste Eis der Welt, aber es schmeckt jedem. Die Bürostühle waren etwas komplizierter. Wir haben unzählige Modelle ausprobiert, und es ist eine Herausforderung, das Vanilleeis unter den Stühlen zu finden. Man denkt immer, ein Stuhl sollte extrem individualisierbar sein und sich optimal ergonomisch an den Nutzer anpassen lassen. Aber die wenigsten wissen überhaupt, damit umzugehen. Deswegen haben wir mittlerweile bequeme, aber einfache Stühle. Die Leute sollten sowieso nicht die ganze Zeit ergonomisch fixiert in ihrem Stuhl sitzen, sondern die Position verändern oder den Arbeitsort wechseln. Dafür bieten wir in unseren Community Spaces genug Platz. Die Möbel hierfür werden übri gens meist lokal gekauft und individuell für jeden neuen Coworking Space ausgesucht. Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.
MIGUEL MCKELVEY ist Mitgründer von Wework und als Chief Creative Officer verantwortlich für die Architektur, die Bauplanung, das Design und die Einrichtung der Coworking Spaces. Zuvor hat er das Store-Design für American Apparel entwickelt. Er hat einen Bachelor of Arts in Architektur an der Universität in Oregon erworben und bereits einige Unternehmen gegründet.
Fotos: Jann Venherm
Will Orte kreieren, an denen sich Mitarbeiter heimisch fühlen können: Miguel McKelvey
Gut ausgestattet: Vom Drucker bis zum Aktenvernichter ist alles da.
In den Räumen von Wework sollen sich alle heimisch fühlen.
Tagsüber wird hier gearbeitet, abends finden im Community Space Veranstaltungen aller Art statt.
Wenn’s mal später wird: Bier gibt es für alle Mitglieder kostenlos.
ANZEIGE
ARBEIT NEU DENKEN: CREATIVITY WORKS
Rund 650 Unternehmen aus 40 Ländern präsentieren auf der ORGATEC 2016 vom 25. bis zum 29. Oktober in Köln Konzepte zu den aktuellen Trends Teamarbeit, Digitalisierung, ganzheitliche Einrichtung und Arbeitsplatzattraktivität
D Fotos: Koelnmesse
as Büro ist heute überall: im Auto, im Zug, zu Hause, im Garten. Leben und Arbeit fließen ineinander. Die technischen Möglichkeiten bestimmen mehr und mehr unser Arbeitsleben. Das führt dazu, das viele Unternehmen darüber nachdenken, wie in ihren Organisationen Arbeit neu zu definieren ist. Gesucht werden deshalb neue Lösungen, ungewöhnliche Ideen und innovative Produkte, die dieser Entwicklung Rechnung tragen. Der ORGATEC-Claim „Arbeit neu denken – Creativity Works“ bringt genau dies auf den Punkt. Denn kreative Lösungen sind die einzig sinnvolle Antwort auf die Herausforderungen der Digitalisierung. Zudem wird es immer wichtiger, Räume flexibel nutzen zu können, um gute Arbeitsergebnisse zu erzielen und die Effizienz zu steigern. DIE COWORKING-LOBBY In ihren Themenbereichen „Contract“, „Mobile“, „Space“ und „Office“ zeigt die ORGATEC die ganze Welt der Arbeit und gibt maßgebliche Impulse für die Gestaltung inspirierender Arbeitswelten – im Büro, zu Hause und unterwegs. Ein besonders aktuelles Thema greift die Sonderfläche „The smart
Coworking Lobby“ in Halle 9 auf: Das Modell „The smart Coworking Lobby“ beschreibt ein Modul, das zum Herzstück moderner Bürogebäude wird und damit die Coworking-Philosophie in bestehende Bausubstanzen trägt. Das Modell wird auf der ORGATEC in allen Wirkungsfacetten als Prototyp vorgestellt.
Als Kurator der Sonderfläche fungiert Michael O. Schmutzer, der als Geschäftsführer von Design Offices das Thema „New Work“ zu einer bemerkenswerten Erfolgsstory gemacht hat. Mehr Infos gibt es unter: orgatec.de oder bei facebook.com/orgateccologne.
BÜROEINRICHTUNG
NEU EINRICHTEN Der Weg zum klaren Bürokonzept
INDUSTRIAL IST GEFRAGT Dann werden die Eckpunkte des Raumkonzeptes festgelegt: Welcher Stil soll dominieren und welche Bereiche werden eingerichtet? Der Stil ist eine Frage des Geschmacks. Julia erzählt, im Moment seien skandinavische und Industrial-Themen gefragt. Die Frage nach den Areas ist gleichzeitig
eine Frage der Arbeitsphilosophie. Geschlossene Büros scheinen eher Old Economy und gehören gefühlt in verstaubte Behörden und unbewegliche Konzerne. Das kollaborative Großraumbüro passt eher zum Startup. „In jedes Büro gehören Bereiche für Meetings, für Kreativarbeit und eine Chill-out-Area“, sagt Julia. Besonders der Ruhebereich ist für sie unverzichtbar, damit die Mitarbeiter einen Ort haben, an dem sie ganz klar von der Arbeit abschalten und sich aktiv regenerieren können. Wie dieser Bereich aussieht, ist völlig offen. Das kann die Küche sein, eine einzelne Couch oder ein eigens gestalteter Raum. Mit einem Konzept, dass die Fragen nach den Bedürfnissen, dem Stil und den gewünschten Bereichen beantwortet, kann es an die Möbelauswahl gehen. ALTERNATIVE ZUM STANDARD „Eine coole Einrichtung erinnert Mitarbeiter daran, dass sie in einem coolen Unternehmen arbeiten“, sagt Julia. „Obwohl man sich auch an schöne Dinge schnell gewöhnt, lohnt es sich, in sie zu investieren.“ Ein Beispiel ist der Schallschutz. Standard sind graue Schaumstoffmatten und Trennwände. Es gibt aber Alternativen: Schallschutztapeten, Hängepflanzen, Pflanzenwände oder Schallschutzbilder. Für fast alle langweiligen Standardlösungen finden sich Alternativen, die zu einem Startup passen. ak
Schöner Schallschutz: Echtpflanzenbilder von Stylegreen
ANZEIGE
EINE FRAGE DER SCHÖNHEIT? Samir Ayoub, geschäftsführender Gesellschafter der designfunktion Gruppe spricht über gut eingerichtete Büros, Arbeitsmodi, die Bedeutung der Bürogestaltung für die Mitarbeiter und Fehler, die Startups vermeiden sollten Herr Ayoub, warum sollten Startups auf ein schönes Büro achten? Gut gestaltete Büros wirken: Sie stärken das Image und binden Mitarbeiter. Nicht zuletzt unterstützen sie die Arbeitsprozesse im Unternehmen. Ein gutes Bürokonzept und funktionale Einrichtung sind mehr als eine Frage der Schönheit. Meetings sind ein wichtiger Bestandteil im Alltag von Unternehmen. Welchen Anforderungen muss ein Meeting-Raum genügen? Er muss die aktuelle Medientechnik bereitstellen und flexibel verschiedene Nutzungen zulassen. Eine emotionale Gestaltung unterstützt die Kreativität.
Wie kann man diesen Bedürfnissen im Raumkonzept gerecht werden? Das gelingt zum Beispiel durch beschreibbare Wände. Ein ansprechendes Material- und Farbkonzept, das die Kultur der Firma räumlich erlebbar macht, ist wichtig. Flexible Einrichtung schenkt Freiheit in der Fläche: Die Mitarbeiter sollen die Möglichkeit haben, je nach Aufgabe an den passenden Orten zu arbeiten – beispielsweise zusammen im Meeting oder konzentriert allein. In einem Raum sind auch unterschiedliche Arbeitsmodi möglich. Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden? Starten Sie frühzeitig mit der Planung, am besten noch vor der Suche nach geeigneten Flächen. Das Anforderungsprofil an die Fläche passt dann perfekt zu Ihrem Unternehmen. Unsere Erfahrung ist: Frühe, vorausschauende Planung senkt die Kosten, weil weniger nachgebessert werden muss. Wie kann designfunktion Unternehmen dabei unterstützen? Wir unterstützen in allen Planungsphasen und bei allen Aufgaben, wenn es um die Gestaltung von Büro- und Arbeitswelten geht: Beispielsweise unterstützen wir unsere Kunden mit unserer Büroberatungsmethode PRISMA. Wir nehmen die Räume als Ganzes in den Blick, damit das Bürokonzept
neben Wirtschaftlichkeit und Produktivität auch die Marke des Unternehmens und das Wohlempfinden der Mitarbeiter stärkt. Sie können an uns aber auch Teilaufgaben delegieren wie das Erstellen eines Anforderungsprofils, Farb-, Licht- und Akustikkonzepte und anderes mehr.
SAMIR AYOUB ist seit 2009 geschäftsführender Gesellschafter der designfunktion Gruppe. 2010 gewann er den Münchner Gründerpreis in der Kategorie „Nachfolge/Übernahme“ und hat design funktion zu einem der führenden Planungsund Einrichtungsunternehmen Deutschlands entwickelt mit heute rund 300 Mitarbeitern. designfunktion.de
Fotos: Stylegreen
Das Büro gehört zu den Aushängeschildern eines Startups. Die Einrichtung ist deshalb durchaus einige Mühe wert. Doch es geht nicht nur darum, Besuchern und Kunden einen guten Eindruck zu vermitteln. Viel wichtiger ist die Signalwirkung nach innen: auf die Mitarbeiter. Sie verbringen viel Zeit in diesem Büro und ein sorgfältig nach ihren Bedürfnissen gestaltetes Umfeld drückt Wertschätzung aus – und motiviert. Techies haben andere Bedürfnisse als ein KreativTeam. Das sollte beim Einrichten oberste Priorität haben: „Welche Ziele ein Team verfolgt, wirkt sich maßgeblich darauf aus, wie sein Umfeld aussehen muss“, sagt Julia Boos von 99chairs. Das Startup konzipiert die Inneneinrichtung für Privatwohnungen und seit Kurzem auch für Büroräume. Die Bedürfnisse des Teams definieren die Must-haves für ein Büro. Das können große Schreibtische und Monitore für IT-ler sein, Whiteboards für Kreative oder schallgeschützte Bereiche, damit das Sales-Team telefonieren kann.
www.de.capgemini.com
-AZ-BV_News-90x123-02-RZ.indd 1
5 EURO RETTEN EINE BEDROHTE ART: beschützt auch Leben. Schützen wir ihn. DICH! DerunserAmazonaswald
24.02.16 10:44
Geplante Gesetzesänderungen sollen die Schutzgebiete Amazoniens für Abholzung und Brandrodung öffnen. Jahrzehntelange Arbeit für die Regenwälder wird zunichte gemacht. Der WWF stemmt sich dagegen. www.de.capgemini.com
dd 1
Unterstützen Sie den WWF bei seiner politischen Arbeit. WWF-Spendenkonto: IBAN DE06 5502 0500 0222 2222 22, BIC: BFSWDE33MNZ, Stichwort: Amazonas
14.09.16 16:18 CC-#1_DT-AZ-BV_News-90x123-02-RZ.indd 2
24.02.16 10:44
make investments. make them matter.
Gemeinsam nachhaltige Solarprojekte in Entwicklungsund Schwellenländern finanzieren.
Jetzt in Solaranlagen investieren! www.ecoligo.com
www.de.capgemini.com
EVENTS
„Risiko lohnt sich“: Schauspieler Kevin Spacey bei der Bits & Pretzels Im Pitch: Andreas Mutsch-Regner vom Reise-Startup Kangaroute
„FEUERT EUCH SELBST“
Stars, Inspiration und gute Laune auf der Bits & Pretzels 2016
Bierlaune beschreibt die Stimmung auf der Bits & Pretzels wohl am besten. Alle sind gut gelaunt, offen und kommen schnell miteinander ins Gespräch. Die Redner geben den Teilnehmern viel Inspiration. Kombiniert mit Dirndln und Lederhosen ergibt sich ein einzigartiger Flair. Eines der Top-Gesprächsthemen ist die Eröffnungs-Keynote von Schauspieler Kevin Spacey. Er hat die Gründer sehr beeindruckt und allen humorvoll-väterlich mit auf den Weg gegeben, im Oktoberfestzelt viel Wasser und bloß keinen Schnaps zu trinken. An Tag zwei ist Virgin-Gründer Richard Branson der
große Act. Der 66-jährige Milliardär sitzt mit Löwenmähne und Wiesn-Outfit auf der Bühne und spricht mit Kara Swisher von Recode über das deutsche Startup-Ökosystem und Entrepreneurship: „Ein guter Gründer umgibt sich mit Menschen, die besser sind als er.“ Der beste Tipp, den er allen Gründern mitgeben will ist etwas unkonventionell: Es sei das Beste, jemanden zu finden, der die eigenen Aufgaben übernehmen kann, und sich quasi selbst aus seinem Unternehmen zu feuern: „Verbringt Eure Zeit mit Eurer Familie und Euren Freunden, das ist das Wertvollste“, sagt Branson. Am
Lehrreich: Mitschreiben lohnt sich
Ende hat er noch bewundernde Worte für Deutschland übrig. Er ist ein Weltverbesserer und begeistert, wie wir hier mit der Flüchtlingskrise umgehen. Auch außerhalb der starbesetzten Keynotes konnte die Bits & Pretzels sich sehen lassen. Mit gut funktionierendem WLAN und Lifestream der Main Stage in den Vorraum passte das technische Setup. Die Stände der Startups waren ordentlich nach Themen geclustert. Zusammen mit den farblich getrennten Namensschildern – Startups Blau, Investoren Orange, Journalisten Grün – das optimale Setting für ein gutes Netzwerkevent. ak
Im Gespräch: Kira Schilling von Bits & Pretzels und Richard Branson
Dresscode: Techcrunch-Gründer Mike Butcher interviewt in Lederhosen.
CSU-Politikerin Ilse Aigner eröffnet die Konferenz.
Präsentation: Viscopic zeigt einen Visual-Communication-Service, über den Unternehmen mit Experten oder Kunden kommunizieren können.
Teilt sein Wissen: Mymuesli-Gründer Max Wittrock spricht über Mitarbeitermotivation.
EVENTS
STARTUPS ON STAGES
Beim ersten Newnew-Festival stehen die Jungunternehmen klar im Mittelpunkt
Ein 3D-Drucker für Glas, Physiotherapie vor dem Fernseher, individuelle Prothesen in weniger als zwei Stunden – an spannenden Konzepten mangelte es dem neuen Messe- und Konferenzformat des Code_n-Teams nicht. Die Startups standen klar im Fokus des Newnew Festivals, das vom 20. bis zum 22. September zum ersten Mal im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe stattfand. Etwa 400 Bewerbungen junger Firmen waren eingegangen. Eine 40-köpfige Jury hatte 52 ausgewählt, die sich auf der internationalen Innovationskonferenz präsentieren durften. Aufgeteilt in die vier Rubriken „Healthtech“, „Connected Mobility“, „Applied Fintech“ und „Photonics 4.0“ konnten je 13 Unternehmen ihre Produkte und Geschäftsmodelle vorstellen. Neben der Ausstellung gab es auch kleine Bühnen, auf denen mehrfach täglich Startups pitchten. Auch auf der Main Stage wurde gepitcht. KONTAKTE KNÜPFEN Auch Unternehmen der Old Economy hatten einen Platz auf dem Newnew Festival. Konzerne wie die ENBW, Accenture, Trumpf oder der Medizinkonzern B. Braun waren mit großen Teams unterwegs, um die Startups kennen-
Auf dem Podest: Die Startups in der Fintech-Area beim Fireside-Chat
Freut sich: Gründer Balthasar Fischer nimmt den Code_n Award für Xarion in Empfang.
zulernen. Alles war darauf ausgerichtet, junge und etablierte Unternehmen zusammenzubringen. „Wir haben einige Startups getroffen, mit denen wir in Kontakt bleiben werden“, sagt Anton Feld aus der Innovationsabteilung von B. Braun. Auch viele Gründer erzählen, es sei gut gelaufen und man habe viele interessante Kontakte knüpfen können. „Für uns hat es sich in jedem Fall gelohnt“, sagt Evopark-Mitgründer Sven Lackinger. Einige Unternehmen wollten das Newnew Festival für das Recruiting nutzen, dafür war es allerdings die falsche Veranstaltung. Ein Highlight war die Award-Show am Mittwochabend. Evopark gewann mit seiner einfachen, bargeldlosen Parkkarte in der Kategorie „Connected Mobility“. Bei „Healthtech“ lag Spindiag, eine Ausgründung der RWTH Aachen, vorn mit seinem Verfahren zur schnellen Diagnose von antibiotika-resistenten Bakterien. Roboception erreichte Platz eins bei „Photonics 4.0“ mit einer Technologie, die die 3D-Wahrnehmung von Robotern verbessert. In der Rubrik „Applied Fintech“ siegte Kantox. Das Unternehmen sichert international agierende Firmen mit einem Algorithmus gegen das Risiko von Wechselkursschwankungen ab. Zuletzt wurde der mit 30.000 Euro dotierte Code_n Award an Xarion vergeben. Das Startup gehört in den Photonics-Bereich und hat ein neuartiges Mikrofon erfunden, das mit Lasertechnologie statt mit Schallmembranen arbeitet. „Dickbrettbohrer“, nennt Code_n-Initiator Ulrich Dietz das junge Unternehmen in seiner Laudatio. Mit mehr als 5000 Gästen war die Messe für eine Premiere gut besucht. Nach oben gibt es aber definitiv noch Luft. Verteilt über drei Tage, drei Stages und vier Startup-Areas wirkte das ZKM zeitweise etwas leer. Im kommenden Jahr will die Veranstaltung wachsen, um das Netzwerk zwischen Old und New Economy noch enger zu knüpfen. Der Standort soll beibehalten werden, erklärte Dietz: „We really found a fucking cool city in Karlsruhe.“ ak
INVESTIEREN IN STUDENTENAPARTMENTS Sichere Kapitalanlage in Berlin-Mitte: + Hervorragende Lage an der Spree in Uninähe + Kaufpreise ab 84.500 Euro, inkl. Möblierung + Sicherheit durch 20-jährigen Pachtvertrag mit Pachtgarantie + Erfahrener und gemeinnütziger Betreiber + Eigenkapitalrendite von bis zu 5,5 Prozent
Neuanfang: Ulrich Dietz begrüßt die Gäste auf dem ersten Newnew Festival in Karlsruhe.
SMART
ments Fotos: Code_n
student Kontakt GBI AG 030 310 18 15-14 verkauf@gbi.ag mein-smartment.de
EVENTS
Entrepreneurship 2.0: die Gründer von Swisspreneur.org beim Digital Festival in Zürich
Get-together: Die Coup-Community trifft das Gogoro-Team aus Taiwan auf der Discover-Coup-Party.
GUT GETROFFEN Jeden Monat trifft sich die Startup-Szene auf Konferenzen, Partys, Hackathons und anderen Events. Ein kleiner Rückblick
40 Stunden: So lange haben die Techtalents beim Hackzürich Zeit, um eine App zu gestalten.
Mehr als ein Hackathon: Projektarbeit beim Techfest München
Die Founders-Unscripted-Familie: die Teams von Book a Tiger, Berlin Startup Academy, Ballou PR, Cavalry Ventures und Sumup
Hier werden keine Fahrräder geklaut: I lock it von Haveltec bei der Startup Night 2016 Die Webfest-Jury (v. l.): Janet De Nardis, Kristian Costa-Zahn, Meredith Burkholder, Anne Santamaria, Dennis Albrecht und Thomas Biehl in Berlin 72 / berlinvalley.com
Fotos: startupnight, UnternehmerTUM, Bundesverband Deutsche Startups e.V., HackZürich - Dominik Meier, Digital Festival, COUP Mobility GmbH, Founders Unscripted, WebFest - Sandra Ratkovic
Die Zukunft des privaten Autos (v. l.): Anne-Laure de Noblet (Door2door), Adriaan Mensink (Parku), Sascha Meskendahl (Blacklane) und Roland Werner (Uber) im Gespräch mit Paul Wolter bei den IFA Startup Days.
EVENTS
KALENDER
Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick 10.–11.10. | BRÜSSEL | BNP PARIBAS FORTIS UNCONVENTION
Das Motto: Grow global. Es geht darum, wie europäische Startups weltweit expandieren können und wie Europa die besten Startups gewinnen kann.
24.–25.10. | BERLIN | KULTURBRAUEREI CODEMOTION
Die internationale Konferenz bietet eine Plattform für Entwickler, Ingenieure und Programmierer, die die Zukunft gestalten wollen.
STARTUP-CALENDAR.COM
13.–14.10. | MÜNCHEN | MTC MÜNCHEN HERCAREER
26.–28.10. | BERLIN | BOLLE FESTSÄLE DATA NATIVES BERLIN
21.–22.11. | BERLIN | GRAND HOTEL ESPLANADE STRATEGIEGIPFEL DIGITAL MARKETING
13.–14.10. | BERLIN | BOLLE MEIEREI ADA LOVELACE FESTIVAL
27.10. | FRANKFURT AM MAIN | STATION LOUNGE SOCIAL MEDIA TRAVEL DAY
22.11. | BERLIN | FORUM FACTORY GROW ABROAD
27.10. | KÖLN | LANXESS ARENA STARTUPCON
22.11. | BERLIN | STATION BERLIN HUB CONFERENCE
16.11. | FRANKFURT AM MAIN | THE SQUAIRE GRÜNDEN, FÖRDERN, WACHSEN
23.–24.11 | MÜNCHEN | PALAIS LENBACH DATA DRIVEN MARKETING CONFERENCE
Die Karrieremesse richtet sich an Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen.
Frauen aus dem IT-Bereich vernetzen sich miteinander und tauschen sich zu Computing und Technologie aus.
Bei der Konferenz treffen sich Startups und Unternehmen aus den Bereichen Big Data, AI, Machine Learning und IoT.
Fachleute der Tourismusbranche, Reiseblogger und Dienstleister tauschen Praxiserfahrungen zum Einsatz von Social Media aus.
Bei der Gründerkonferenz werden Best-Practice-Lösungen, NetworkingChancen und Einblicke ins Business Development geboten.
Die Veranstaltung richtet sich an Gründer, Startups, Gründungsinteressierte sowie andere Akteure aus der Gründerszene. Fotos: Frankfurter Buchmesse: Peter Hirth, Slush: Jussi Ratilainen, EUROFORUM Deutschland SE
Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:
16.–18.10. | LONDON | INTERCONTINENTAL O2 BREXIT & GLOBAL EXPANSION SUMMIT
Bei Case Studies, Workshops und Roundtables haben Teilnehmer die Möglichkeit, sich über neue Trends und Entwicklungen auszutauschen.
Bei der Konferenz geht es um schnell wachsende Tech-Unternehmen und ihre Expansion ins Ausland.
Panels, Keynotes oder interaktive Sessions sollen Impulse geben, Trends und Möglichkeiten zeigen im Bereich digitaler Disruption.
Die Konferenz bringt Marketing und Technologie zusammen. Gezeigt werden Ad-Tech-Lösungen, Best-Practice-Beispiele sowie Tipps und Tricks.
30.11.–01.12. | HELSINKI | EXHIBITION CENTER SLUSH
Die wirtschaftlichen Folgen des EU-Austritts von Großbritannien und die Suche nach alternativen Märkten stehen im Mittelpunkt.
Das Startup-Event wird als „Burning Man meets TED” beschrieben. Themen unter anderem: „Survival Plan For Planet Earth“, „The Self-Driving Society“.
19.–23.10. | FRANKFURT AM MAIN | MESSE FRANKFURTER BUCHMESSE
Die Messe ist der weltweit wichtigste Handelsplatz für Bücher, Medien, Rechte und Lizenzen.
20.10. | BERLIN | FABRIK 23 TECHNIGHT BERLIN
Im Fokus der dritten Technight steht das Thema Funding. Weitere Informationen, das Programm und die Teilnahmebewerbung: hvb.de/tech
27
17.11. | FRANKFURT AM MAIN | MESSE EURO FINANCE TECH III
Die englischsprachige Konferenz ist Treffpunkt für Banken, Fintechs, Investoren, Inkubatoren, Regulierer und alle Digitalisierungsbegeisterte.
StartupCon ANZEIGE
OCT 2016 LANXESS arena Köln www.startupcon.de
Jetzt schnell
TICKETS sichern!
VORSCHAU
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE HEALTHTECH Innovationen, die gesund machen
IMPRESSUM
ALBERT WENGER Der Union-Square-Ventures-Partner im Interview
CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.) Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com) HERAUSGEBER Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com) ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com) CHEFIN VOM DIENST Julia Meusel (jm) MANAGING EDITOR Christoph Strobel (cs) REDAKTION Anna-Lena Kümpel (ak), Jan Thomas (jt), Maximilian von Harsdorf (mvh) LEKTORAT Holger Fuß, Julia Meusel, Maximilian von Harsdorf STÄNDIGE MITARBEITER Sabine Petzsch, Erik Giertz CREATIVE SUPERVISION Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com) CREATIVE DIRECTOR Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com) PRODUKTIONSLEITER Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com) MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG Louisa Pepay FOTOGRAFEN Saskia Uppenkamp, Jann Venherm DRUCK Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde OT Blumberg PAPIER glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO AUFLAGE 20.000 Exemplare Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Telefon: 030 46777251, nkf.media Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.
KUNSTVOLL Zu Besuch im neuen Büro von Juniqe
ERSCHEINT AM: 1. DEZEMBER
Spotfolio ist die Plattform für TechnologieMarketing und Technologie-Scouting. spotfolio.com
EXIST schafft Freiraum zum Gründen. Jetzt über Fördermöglichkeiten informieren! exist.de
Fanpage Karma ist ein Online-Tool zur Analyse und zum Monitoring von Social-Media-Auftritten. fanpagekarma.com
Die führende Crowdfunding-Plattform für Startups in der DACH-Region companisto.com
Führender Dienstleister im Bereich Data-Analytics für Webseiten, Mobile-Web und -Apps similarweb.com
Als Repräsentant der Startups engagieren wir uns für ein gründerfreundliches Deutschland. deutschestartups.org
Industry of Things World ist das internationale Forum für industrielle IoT und Industrie 4.0. industryofthingsworld.com
Führender Anbieter von Softwaretechnologie zur Strukturierung öffentlich verfügbarer Daten ubermetrics-technologies.com
74 / berlinvalley.com
Fotos: SisterMag, Nociosense, Deutsche Telekom
WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN
May 3-4, 2017 • Berlin
Rethink. Reshape. Rebuild. T h e M a i n To p i c s: • Exponential Organizations • The Future of Work • Artificial Intelligence • Robotics • Networking & Computing
• 3D Printing & Manufacturing • Life Sciences & Digital Health • Mobility in 2025 • Space Technologies • Finance of Tomorrow
www.singularityugermanysummit.org
“EY” and “we” refer to all German member firms of Ernst & Young Global Limited, a UK company limited by guarantee. ED 0718.
As a start-up, where do you want to end up? Find out how EY can help your business grow from start-up to market leader. www.start-up-initiative.ey.com #BetterQuestions