Berlin Valley 19 - Dezember 2016

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NUMMER 19 – KOSTENLOS

HAND IN HAND

ZKZ 89109

Wie Amber Riedl von Makerist und andere Gründer mit etablierten Unternehmen kooperieren

ZWEI WELTEN

EINE ZUKUNFT

EIN SIEGER

Telekom-Chef Tim Höttges will eine neue Fehlerkultur etablieren

Investor Albert Wenger über den Zweck von Arbeit, Geld und Leben

Facebook ist erfolgreicher als Gott, sagt Marketing-Experte Scott Galloway

BERLINVALLEY.COM


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EDITORIAL

DIE KOMBI MACHT’S OLIVER GRÜN ist Präsident des Bundesverbands IT-Mittelstand. Er erklärt, wie auch kleinere Unternehmen die Zusammenarbeit mit Startups organisieren können. Seite 31

FLORIAN HEINEMANN ist erfahrener Investor und weiß, wie man Firmen baut. Er rät Unternehmen, sich Digitalisierungskompetenz einzukaufen. Seite 35

Cover: Jann Venherm; Fotos: Saskia Uppenkamp, Bundesverband IT-Mittelstand, Lesara

JULIE GÖRGEN leitet das Team „People and Culture“ von Lesara. Sie erklärt, was ihr Job beim Aufbau des internationalen Teams bei dem E-Commerce-Unternehmen ist. Seite 59

Liebe Leserin, lieber Leser, Startups sind Unternehmen eigener Art. Sie sind nicht einfach nur Firmen, die erst vor Kurzem gegründet wurden. Sie unterscheiden sich in ihrer Kultur und Arbeitsweise ganz erheblich von etablierten Unternehmen. Technologie spielt bei ihnen eine zentrale Rolle, die Digitalisierung und die Analyse von Daten. Hier wird nicht so gearbeitet, wie es schon immer gemacht wurde, hier werden radikal neue Wege beschritten. Startups treiben Innovationen voran und sie können das, ohne Rücksicht auf vorhandenes Geschäft nehmen zu müssen. Von der Innovationskraft und Agilität der Startups wollen auch die etablierten Unternehmen profitieren. Fast jeder große Konzern in Deutschland hat inzwischen ein Lab oder einen Accelerator oder mindestens einen Ansprechpartner für Startups. Berlin Valley hat eine Umfrage unter den 30 wichtigsten börsennotierten Unternehmen gemacht und die Ergebnisse dokumentiert. Natürlich ist ein Inkubator allein noch kein Beleg dafür, dass im Unternehmen selbst auch neue Ideen auf fruchtbaren Boden fallen. Doch es ist ein Anfang. Aber natürlich wollen nicht nur Unternehmen von Startups profitieren. Auch Startups arbeiten nicht im luftleeren Raum und sind auf die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen angewiesen – als Zulieferer oder Kunden, als Partner oder Nutzer. Besonders interessant ist es für Startups, wenn sie vorhandene Netzwerke und Kundenbeziehungen

nutzen können. Das große Potenzial liegt in der Zusammenarbeit – und die muss noch besser werden. Wir stellen in dieser Ausgabe einige Beispiele vor: Wie läuft Innovation in einem Konzern wie der Deutschen Telekom, welche Rolle spielen Startups dabei, haben wir Vorstandschef Tim Höttges gefragt. Was passiert, wenn ein etablierter Verlag wie Gruner + Jahr in ein Startup wie Makerist investiert? Die Online-Handarbeitsschule hat in diesem Herbst immerhin fünf Millionen Euro von Investoren eingesammelt, darunter war auch das junge G+J Digital Ventures. Und wir haben mit Freighthub gesprochen, dem neuen Startup der Heilemann-Brüder. Diesmal haben sie sich kein E-Commerce-Thema ausgesucht, sondern wollen das Speditionsgewerbe digitalisieren. Keine leichte Aufgabe. Schließlich schauen wir auch in dieser Ausgabe über den Tellerrand. Albert Wenger von Union Square Ventures erläutert im Interview, wie die Digitalisierung die Gesellschaft insgesamt verändern wird. Und Marketing-Experte Scott Galloway erklärt uns in seiner gewohnt provozierenden Art, dass Facebook erfolgreicher ist „als Gott, Buddha, Jesus, Kommunismus, Kapitalismus oder die Kardashians“. Am Ende werfen wir noch einen Blick in die Zukunft: Wir haben Startups und Investoren gefragt, welche Trends im kommenden Jahr wichtig werden. Kommt gut ins neue Jahr und viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Corinna Visser

VIELEN DANK! OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:

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DIE ZUKUNFT KOMMT Scott Galloway, Gründer des Brand-Benchmarking-Service L2, spricht im Interview über die Zukunft der Arbeit, darüber was Facebook und Amazon richtig – und falsch – machen und die Bedeutung des stationären Handels.

14  INVESTIEREN MIT THESE Wie kann die Zukunft aussehen, welche Rolle spielt die Technologie dabei und welche Rolle spielen wir Menschen, wenn wir diese Zukunft gestalten? Union Square Ventures Partner Albert Wenger spricht über Zukunftsthesen und Investmententscheidungen.

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KULTURWANDEL BEI DER TELEKOM Vorstandschef Tim Höttges erklärt, wie Innovation in einem großen Konzern wie der Deutschen Telekom funktioniert und welche Rolle Startups dabei spielen können.

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RICHTIG NETZWERKEN Ein gutes Netzwerk ist mehr als die Ansammlung von Small Talks. Wie man ein belastbares Netzwerk aufbaut und welche Charaktereigenschaften dabei wichtig sind, verrät Networking-Experte Alexander Wolf.

SCHLICHTES DESIGN Das Bürokonzept des Design-Startups Juniqe ist einfach, aber schick. Das Unternehmen hat sein Konzept weiterentwickelt und an die steigende Mitarbeiterzahl angepasst.

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INHALT 14 „Wenn es uns nicht mehr gibt, wäre das auch nicht schlimm“, sagt Albert Wenger von Union Sqare Ventures in New York 18 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt 20 „Marken sind so wichtig wie eh und je“, meint Scott Galloway vom Brand-Benchmarking-Unternehmen L2 24 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups 26–38 Gemeinsam stark: Wie Corporates mit Startups zusammenarbeiten 29 Wer bietet was? 21 Dax-Unternehmen haben uns verraten, wie sie mit Startups zusammenarbeiten 32 „Wir brauchen eine andere Fehlerkultur“, sagt Telekom-Vorstand Timotheus Höttges im Interview 35 Warum es sich lohnt, digitale Expertise einzukaufen, erklärt Florian Heinemann in seiner Kolumne 36 Julia Köster von G+J Digital Ventures und Amber Riedl von Makerist über „The Power of Intro“ 38 Ferry Heilemann erklärt, wie Freighthub das Speditionsgewerbe digitalisieren will 42 Bürobesuch bei Juniqe 44 Wie Startups den Gesundheitsmarkt in Schwung bringen Fotos: Jan Thomas, Saskia Uppenlamp, Jann Venherm, Aussergewöhnlich Berlin

48 Ausblick: Diese Trends erwarten Gründer und Investoren 2017 50 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen 54 Richtig netzwerken: Tipps vom Experten Alexander Wolf 56 the Hundert präsentiert: Startups of New York 59 Jobprofil: Was macht eigentlich ein Head of Culture? 62 Rückschau: Hub-Conference, First Store by Alexa und das Berlin Valley Meetup zu Going Global 65 Eventkalender 66 Vorschau und Impressum


May 3–4, 2017 bcc Berlin Congress Center

RETHINK. RESHAPE. REBUILD. M E E T OU R TOP SP E A K ER S

Salim Ismail Exponential Organizations

Marc Goodman Cyber Security

Dr. Zayna Khayat Digital Health & Life Sciences

www.singularityugermanysummit.org

Amin Toufani Exponential Exonomics @SUGermanySummit #SUGermanySummit


MELDUNGEN

Unterwegs im traditionellen Bus: Liz-An Kuster (Manila Impact Hub), Jay Fajardo (Launchgarage), Rainer Seider (Berliner Senatsverwaltung) und Senen Peralada (Abteilung für Handel und Industrie, Philippinnen)

HUB-HOPPING DURCH ASIEN Die neue Plattform Startuphubs Asia-Berlin vernetzt Startups mit wichtigen Hubs in Asien Weil sich Ökosysteme mehr und mehr vernetzen und Gründerteams vielfältiger werden, hat das Land Berlin mit Startuphubs Asia-Berlin eine offene Plattform geschaffen, die die Hauptstadt mit wichtigen Hubs in Asien verknüpfen soll. Zum Auftakt führte eine Roadshow vom 18. bis 27. Oktober eine Delegation von 25 deutschen und asiatischen Unternehmern durch die Partnerstädte Bangalore, Manila und Jakarta. Neben Geschäftsbesuchen und Exkursionen standen auch verschiedene Startup-Events und Konferenzen, wie beispielsweise dem EU India Startup Summit in Bangalore oder das Sankalp Forum in Jakarta auf dem Programm. „Die Reiseplanung hat etwas länger gedauert, weil doch einige Regeln des öffentlichen Sektors beachtet werden

Fotos: Rainer Seider, Glossybox, Google

GLOSSYBOX MELDET MEHR ALS 100.000 ABOS Vergessen scheint die Zeit, als Glossybox in der Finanzkrise 2013 kurz vor dem Aus stand. Selbstbewusst macht der Versender von Beautyboxen einen Haken an den nächsten Meilenstein und verkündet mehr als 100.000 Abonnenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Damit sei das Unternehmen nach eigenen Angaben Marktführer unter den Beautyboxen-Versendern. Glossybox versteht sich zunehmend als Beauty Advisor. Die Kreuzberger sind zudem Herausgeber eines monatlichen Lifestyle-Magazins (Auflage: rund 100.000 Exemplare) und Veranstalter von Europas größtem Beautyfestival, der Glossycon. glossybox.com

mussten“, erzählt Paula Schwarz, Gründerin des Hilfsprojekts StartupBoat. Sie zählt zu den zehn Teilnehmern aus Berlin, die von der Senatsverwaltung für Wirtschaft eine Einladung erhalten hatten. „Wer sich aber bemüht, die Kulturen und die Menschen hinter den Märkten kennenzulernen und die Situation in ihm unbekannten Ländern besser zu verstehen, der wird auch erfolgreiche und langfristige Projekte aufbauen“, resümiert Schwarz auf berlinvalley.com. Der nächste Meilenstein des Projekts ist die Konferenz „Connecting Startup Cities” während der Asien-Pazifik-Wochen im Mai 2017. Eine zweite Roadshow durch die drei Partnerstädte ist für den Herbst 2017 geplant. starthubs.info

„DIE CHANCE IST HOCH, DASS WIR WEGEN DER AUTOMATISIERUNG EIN ALLGEMEINES GRUNDEINKOMMEN HABEN WERDEN“ ELON MUSK, Tesla-Gründer, glaubt, dass die Leute dann mehr Zeit für andere Dinge haben. cnbc.com

GOOGLE ERÖFFNET 2017 STARTUP CAMPUS IN BERLIN Zwar hat Google schon seit vielen Jahren eine Vertretung in Berlin, aber für die Zusammenarbeit mit Startups hat das Unternehmen bisher die Factory genutzt. Das soll sich nun ändern. Mit dem neuen Campus Berlin will Google das Startup-Ökosystem der Stadt noch weiter stärken. Hier sollen sich Gründer weiterbilden und Kontakte knüpfen können. Der neue Campus entsteht im Umspannwerk in Kreuzberg. Eröffnung ist aber erst Ende 2017. Berlin ist dann der siebte Standort an dem Google das Konzept umsetzt. London, Madrid, São Paulo, Seoul, Tel Aviv und Warschau haben bereits einen Campus. googleforentrepreneurs.com

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MELDUNGEN

Aufreger des Monats

REIN UND RAUS Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt wen? Finanzierungen und Exits

DER DILDO IST FÜR ALLE DA

Laviu erfindet den lautlosen Dildo. Das sorgt nicht überall für „good vibrations“ Eher unfreiwillig hat die AfD Sachsen Werbung für das Dresdener Startup Laviu gemacht. „Wer die Entwicklung eines lautlosen Vibrators für innovativ hält und mit dem dritten Platz des futureSAX-Wettbewerbs prämiert, muss sich fragen lassen, welches Technologie-Verständnis er vertritt“, ätzte Landesvize Thomas Hartung auf der Partei-Homepage und erinnerte an ruhmreiche Erfindungen des Landes: „die Lochtrommelwaschmaschine, den mechanischen Webstuhl oder die erste funktionstüchtige in Deutschland gebaute Dampflokomotive.“ Tja, und nun wird ein lautloses Sexspielzeug die Reihe fortsetzen. Das Anfang November ausgeschriebene Crowdfundingziel von 20.000 Euro war zum Redaktionsschluss bereits mit 250 Prozent überfinanziert. Auf der Homepage stellt das Gründerteam um CEO Julia Ryssel indes klar, wofür Laviu steht: „Unsere Toys sind für alle gemacht, unabhängig von Geschlecht, Alter, Aussehen, Herkunft oder sexueller Orientierung. Vielfalt in jeder Hinsicht.“ laviu.de

6,8 MILLIONEN EURO FÜR FINTECH-STARTUP FIGO DB1 Ventures, das Investmentvehikel der Deutsche Börse AG, hat sich an der Serie-B-Runde des Hamburger Fintech-Startup Figo mit einem siebenstelligen Betrag für einen signifikanten Minderheitsanteil beteiligt. Zusammen mit weiteren Investoren erhielt das Unternehmen von Gründer André Bajorat (untere Reihe, 3. v. r.) in dieser Runde rund 6,8 Millionen Euro. figo.io

HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com CASHBOARD HOLT DREI MILLIONEN IN SERIES A Die Cashboard-Gründer André Holdschick, Stephan Henker, Robert Henker und Marius Schulze (v. l.) können sich über ein Series-A-Investment in Höhe von drei Millionen Euro freuen. Angeführt wurde die Runde von Digital Space Ventures. Außerdem dabei: Redalpine Capital, Makers, Earlybird und 500 Startups, die bereits in den Robo Advisor investiert hatten. cashboard.de

NEUER NEUER MARKT NIMMT ANLAUF

HOCHSCHULEN VERGEBEN STIPENDIUM

Mit 1500 Euro monatlich unterstützen vier Berliner Hochschulen, darunter die Beuth Hochschule für Technik und die Hochschule für Technik und Wirtschaft, insgesamt 34 Gründer während der Entwicklung ihrer technologiebasierten Produkte oder Services bis zur Marktreife. Die nächste Bewerbungsrunde wird im ersten Halbjahr 2017 stattfinden. startup-incubator.berlin

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MATRATZEN-STARTUP EMMA WIRBT MIT LENA

Nach dem ernüchternden Urteil der Stiftung Warentest (ausreichend im Matratzentest) im August setzt man in Hamburg nun auf gute Laune und eine prominente Markenbotschafterin. Zwei Tage hat das Startup Emma die Sängerin Lena Meyer-Landrut zum Shooting eingeladen. Die Fotos greifen dabei das Thema Traumwelten auf, indem Lena und Emma zusammen mit überdimensional großen Figuren jeweils eine kleine persönliche Geschichte erzählen. So kämpft Lena mit einem Kolibri um die Emma Decke, geht mit Emma auf Schlaf-Wanderschaft oder frühstückt im Bett. Ganz sicher alles Dinge, die die Tester der Stiftung Warentest nicht getan haben. Wer weiß, wie der Test dann ausgefallen wäre. emma-matratze.de

23 MILLIONEN FÜR IOT-STARTUP RELAYR Das IoT-Startup Relayr sichert sich 23 Millionen Dollar. An der von HSB Ventures angeführten Runde sind auch Kleiner Perkins Caufield & Byers sowie Munich Venture Partners beteiligt. Die Finanzierung stützt die Zusammenarbeit mit HSB, einem Teilbereich der Münchener Rück, die mit einer Industrieversicherung, Invesitionen in IoT-Infrastrukturen abdeckt. relayr.io

Fotos: Laviu, Emma/Florian Grill, Figo, Cashboard, GFT Innovations/Code-n, Einhorn

Die Deutsche Börse führt am 1. März 2017 ein neues Börsensegment ein, das den Zugang zu Investoren und Wachstumskapital für kleinere und mittlere Unternehmen verbessern soll. „Der Kapitalbedarf von KMUs in Deutschland und Europa ist deutlich gestiegen“, erklärte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kenge. Zur Zielgruppe zählen Unternehmen, die sich bei Investoren bereits bewährt haben. kapital-fuer-ihre-zukunft.com


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EINHÖRNER MACHEN IHR ERSTES MAGAZIN

PSSST! Noch nicht spruchreif

50.000 Exemplare liegen in Filialen der Drogeriekette DM aus

PREISSPEKULATION Wie viel hat sich die Funke Medien Gruppe die Übernahme von Media Partisans GmbH, unter anderem Betreiber von Heftig.co, kosten lassen? 20 bis 30 Millionen Euro schätzt ein anonymer Branchenexperten bei den Online Marketing Rockstars. onlinemarketingrockstars.de

OSTERWEITERUNG

Mit 1,4 Milliarden Menschen ist China ein riesiger Markt. Der Zutritt für westliche Firmen ist aber ein Problem. Angeblich arbeitet der US-Konzern Facebook aktuell an einer Art Light-Variante seines sozialen Netzwerks, die zensurfähig sein soll. nytimes.com

BÖRSENGANG

Snap will offenbar im März 2017 an die Börse. Die Nachrichtenagentur Reuters will erfahren haben, dass der Antrag bei der US-Börsenaufsicht vertraulich eingegangen ist. Snap könnte mit dem Schritt eine Bewertung von 25 Milliarden Dollar erreichen. reuters.com

Nach Blog und Einhorn.tv hält das Startup Einhorn in Sachen Storytelling die Latte weiter hoch. Zum Jahresende bringen die Macher veganer Kondome ein eigenes Magazin heraus, genaugenommen „die Anleitung zu Weihnachten in totaler Harmonie!“. Neben den Ergebnissen einer Umfrage erhalten die Leser Tipps und Tools, um die Feiertage ohne Langeweile zu überstehen, zum Beispiel das Weihnachten Bullshit Bingo („Na, was macht die Liebe?“), einen Psychotest („Welcher Weihnachtstyp bist du?“) oder Fitnessübungen für zwischen den Mahlzeiten. Apropos: Es gibt auch ein Rezept für veganen Kartoffelsalat. Wer Appetit bekommen hat: 50.000 Exemplare des Magazins liegen in Filialen der Drogeriekette DM aus. einhorn.my

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Studie des Monats

HIN UND WEG Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht? Diese Personalien bestimmen die Startup-Szene

Eine Milliarde Euro: Startups erhöhen Werbeinvestitionen im TV Babbel tut es, Jimdo tut es, und Movinga hat sich sogar Hollywood-Schwergewicht Ralf Moeller vor die Kamera geholt. Startups investieren zunehmen in TV-Werbung als neuen Marketing-Kanal. Und eine aktuelle Studie der Hamburger Mediaagentur Jom geht davon aus, dass 2017 die Brutto-TV-Werbeinvestitionen von Startups die Eine-Milliarden-Euro-Grenze überschreiten werden. Aber: Mann muss beachten, dass es sich nach wie vor um eine große Wette etwa der Werbevermarkter handelt, die in Form von Media-for-Equity-Deals in Startups investieren. „Schaut man sich die relativ kleinen Netto-Investitionen an, erkennt man, wie stark das ganze Thema gepusht wird“, sagt Jom-Geschäftsführer Henning Ehlert. Studien-Link: jomhh.de/studien/tv-werbung-start-ups

ROCKET SCHRUMPFT DIE HOLDING

Nach einem Bericht des Manager Magazins (Ausgabe 12/2016) baut Rocket Internet in der Berliner Zentrale massiv Personal ab. Rocket-CEO Oliver Samwer wolle auf diese Weise die hohen Verluste der Holding reduzieren. Statt mehr als 400 Mitarbeiter wie noch Ende 2015 sollen in der Berliner Zentrale inzwischen weniger als 200 sitzen. Zielvorgabe seien angeblich 100 Mitarbeiter. Eine Rocket-Sprecherin erklärte, die Behauptung sei falsch und entbehre jeder Grundlage. rocket-internet.com

1,8 MILLIONEN FÜR TU-BERLIN-PROJEKTE

Rund 1,37 Millionen Euro erhält das vom Land Berlin geförderte ESF-Projekt des Europäischen Sozialfonds „TU-Gründungsqualifizierung und -beratung“. Es zielt vor allem darauf, Gründungsinteressierte mit konkreter Idee auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten. Weitere rund 388.000 Euro fließen in das Startup Lab, das als Schnittstelle zwischen Hochschule, Industrie, Digitalisierung und Internationalisierung Gründer gezielt mit der Industrie vernetzt. entrepreneurship.tu-berlin.de

JESPER RICHTER-REICHHELM GEHT ZU OUTFITTERY

LUKASZ GADOWSKI IST NEUER PARTNER BEI TARGET GLOBAL

MISTER SPEX VERSTÄRKT SEIN MANAGEMENT-TEAM

FÜHRUNGSDUO FÜR DEUTSCHE BAHN DIGITAL VENTURES

VENTURE-CAPITAL-EXPERTE FÜR SIEMENS-INKUBATOR

Gründer und Geschäftsführer Sebastian Kloss hat Ende November das Rocket-Venture verlassen. Ihm folgt der ehemalige Bain-Berater Stephan Grund, der seit August bereits als Geschäftsführer für den Marktplatz für Caterer tätig ist. caterwings.de

Spreadshirt-Gründer, StudiVZ-Investor, Initiator von Team Europe – die Liste der Stationen vom Urgestein der Startup-Szene, Lukasz Gadowski, ist lang. Nun will er sich als Partner beim russischen VC Target Global Themen wie Drohnen widmen. targetglobal.vc

Der Head of Engineering beim Spieleentwickler Wooga kommt als neuer CTO zum Berliner Personal Shopping Dienst. Entscheidend für die Wahl waren neben dem technischen Know-how die Managementerfahrung des Diplom-Informatikers. outfittery.de

Katrin Kapteyn verantwortet bei dem Online-Optiker die Bereiche Produktentwicklung und User Experience sowie Category Management und Business Intelligence. Die ehemalige Basketball-Nationalspielerin folgt auf Hannes Schrödter.misterspex.de

STARTUPS SUCHEN IT-KRÄFTE-MANGEL NÄHE ZU CORPORATES VERSCHÄRFT SICH Europäische Gründer sind im Durchschnitt 29,9 Jahre alt, zu 85,2 Prozent männlich und besitzen zu 79 Prozent die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem sie gründen. Startups nannten mit 19,5 Prozent Vertrieb und Kundenakquise als ihre größte Herausforderung. Zu diesem Ergebnis kommt der zweite European Startup Monitor. Die Studie zeigt, dass die Startups insbesondere auch durch Kooperationen mit etablierten Unternehmen versuchen wollen, die Herausforderungen zu bewältigen. europeanstartupmonitor.com

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Derzeit gibt es in Deutschland 51.000 offene Stellen für IT-Spezialisten, das entspricht einem Anstieg um fast 20 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Bitkom-Umfrage unter 1500 Führungskräften. „Wir brauchen Digitalexperten, vom Software-Entwickler über den IT-Sicherheitsspezialisten bis zum IT-Berater, um die digitale Transformation in Deutschland erfolgreich gestalten zu können“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. bitkom.org

Boris Kühn (Foto) und Manuel Gerres sind die beiden Geschäftsführer der neu gegründeten Deutsche Bahn Digital Ventures GmbH, die datenbasierte Geschäftsmodelle entwickeln soll. Dafür stehen rund 50 Millionen Euro bereit. deutschebahn.de

Lak Ananth leitet seit November Next 47, die neu gegründete Startup-Einheit von Siemens. Der Inder mit amerikanischem Pass kommt von Hewlett Packard Pathfinder, dem Venture-Capital-Programm von Hewlett Packard Enterprise (HPE). next47.com

Fotos: Movinga/Youtube, Sebastian Kloss, Jesper Richter-Reichhelm, Spreadshirt, Mister Spex, Deutsche Bahn, Siemens, Tape.tv

MEHR GELD FÜR CLIPS

SEBASTIAN KLOSS VERLÄSST CATERWINGS


DATES

Absteiger des Monats

Wo man sich jetzt noch bewerben kann

15.01.

KEINE ZUGABE MEHR

18.01.

Tape.tv schaltet nach acht Jahren ab

„Tape.tv war ein Musik-Internetsender mit Sitz in Berlin.“ So beginnt der Wikipedia-Eintrag des Online-Musikfernsehsender, der Ende November 2016 sein Programm eingestellt hat. Vor acht Jahren war Tape.tv von Stephanie Renner (jetzt Perfectspot) und Conrad Fritzsch (mittlerweile Leiter einer Digital-Unit bei Mercedes Benz) als erste Musikvideoplattform in Europa mit Zugriff auf 45.000 Clips gegründet worden. Tape.tv produzierte auch eigene Formate wie die Live-Akustik-Reihe „Auf den Dächern“ und übertrug Konzerte im Livestream. „Fans sollten ihre Lieblingskünstler endlich hautnah erleben und vor allem sollten Künstler dabei fair bezahlt werden“, lautete die Vision. Doch Youtube und Anbieter wie Ampya ließen zuletzt keinen mehr Platz zur Entfaltung. Der Insolvenzverwalter will die Technik an einen Investor verkaufen. tape.tv

18.01.

STARTUP AUTOBAHN: Startups sind eingeladen, sich für das zweite Accelerator-Programm von Startup Autobahn zu bewerben. In Zusammenarbeit mit dem Silicon-Valley-Accelerator Plug and Play will der Autobauer Daimlers erneut Startups in den Forschungs­ campus Arena2036 nach Stuttgart locken. Das dreimonatige Programm startet im März. Bewerbungsschluss ist der 15. Januar 2017. autobahn.com INNOVATION CALL: Der Innovationsraum Ruhr sucht bundesweit via Innovation Call die innovativsten Ideen für die Gesundheitswirtschaft. Gesucht werden etwa Unternehmen und Startups aus den Bereichen Architektur, Design und Software/Games sowie Studierende/Absolventen der genannten Fachbereiche. Bewerbungen sind noch bis zum 18. Januar möglich. innovationsraum.ruhr BAYSTARTUP: Die Bewerbungsfrist für die Businessplan Wettbewerbe 2017 von Baystartup hat begonnen. Noch bis 18. Januar 2017 können Startups ihre Unterlagen für die erste Phase der Wettbewerbsreihe einreichen. Alle Teilnehmer erhalten wertvolles individuelles Feedback, das ihnen hilft, ihr Geschäftsmodell zu optimieren. Auf die erfolgreichsten Teilnehmer warten zusätzlich Geldpreise. baystartup.de

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TREND LEGALTECH Wie Startups von Legaltech profitieren können

D

isruption im Anwaltsmarkt klingt erst mal wie Yoga im Baumarkt. Aber was lange als unmöglich galt, ist mittlerweile Realität: Die Arbeitswelt der oft trägen Rechtsanwaltskanzleien wandelt sich rasant. Der Grund ist die Welle an Legal Technology (kurz: Legaltech), die Konventionen und Arbeitsabläufe von Kanzleien wegspült. Wer dabei den Kopf in den Sand steckt und sich die neuen Technologien nicht rechtzeitig zunutze macht, wird in Zukunft schlechte Karten haben. GUTE NACHRICHTEN FÜR GRÜNDER Moderne Anwaltskanzleien suchen daher laufend nach neuen technologischen Wegen der Prozess­ optimierung und bleiben so am Puls der Zeit. Sie kooperieren etwa mit Startups wie Leverton, die Software zur Vertragsanalyse in Due Diligences entwickeln, oder Hotdocs, die Prozesse zur automatischen Erstellung von Standardverträgen anbieten. Das macht die anwaltliche Arbeit schlanker und minimiert Fehlerpotenzial. Am Ende profitiert davon der Mandant: Wenn einfachere Aufgaben durch Software erledigt werden, kann der Anwalt seinen Fokus auf das Knacken der schwierigen juristischen Nüsse legen. Rechtsberatung wird so nicht nur effizienter,

sondern auch günstiger – eine gute Nachricht für jeden Gründer. Auf der Erfolgswelle von Legaltech schwimmen jedoch auch schon die ersten schwarzen Schafe mit. So werden beispielsweise für circa 100 Euro anwaltliche Beratungen im Rahmen einer UG-Gründung angeboten. Dass eine solche Beratungsleistung in den ohnehin noch anfallenden Notarkosten schon enthalten ist, wird nur versteckt im Kleingedruckten erwähnt. Dabei ist also Vorsicht geboten. Ein anfänglich guter Deal kann sich schnell als unnötige Zusatzausgabe entpuppen. Auch die ungeprüfte Verwendung von Musterverträgen aus dem Internet kann im Streitfall teure Folgen haben. Für individuelle Situationen und kompliziertere Fragen sind solche Verträge nicht gemacht. Abweichungen von der Norm sollten also immer von jemandem entworfen werden, der Euren speziellen Einzelfall kennt und Eure Interessen vertreten kann. Was sich letztendlich wirklich am Markt durchsetzt und ob Roboter-Anwälte wie Ross mittels künstlicher Intelligenz künftig eure Finanzierungsrunden selbstständig verhandeln, wird die Zukunft zeigen. Aus Praxiserfahrung lässt sich an Letzterem jedoch zweifeln. Denn wie soll der Algorithmus-Anwalt etwa in Verhandlungen bluffen oder die nicht wirtschaftlich, aber emotional wesentlichen Aspekte einer Transaktion verstehen? Heute jedenfalls müssen Gründer

und Investoren noch vorlieb mit Menschen nehmen, die jedoch durch Legaltech wesentlich effizienter arbeiten können. Dr. Patrick Auerbach-Hohl, Dr. Alexander Wulff, Katharina Erbe, LL.M. (UC Hastings)

PATRICK AUERBACH-HOHL ist Partner der Berliner Kanzlei BMH BRÄUTIGAM und wird von Juve und The Legal 500 als einer der Top-Anwälte im Bereich Venture Capital in Deutschland empfohlen. Das Team um Patrick berät Startups und Investoren von Gründung an über Finanzierungsrunden bis zum Exit. bmh-partner.com


NAME: Union Square Ventures

GRÜNDUNG: 2003

GRÜNDER: Brad Burnham, Fred Wilson

MITARBEITER: 15

STANDORT: New York

SERVICE: Union Square Ventures verwaltet eine Milliarde Dollar in sechs Fonds und investiert in Unternehmen, die das Potenzial haben, wichtige Märkte grundlegend zu verändern.

usv.com

„WENN ES UNS NICHT MEHR GIBT, WÄRE DAS AUCH OKAY“

Albert, Risikoinvestoren haben nicht immer den besten Ruf. Bei Union Square, wo Du als Partner arbeitest, ist das anders. Bei diesem Namen bekommt jeder leuchtende Augen. Warum? Weil wir ein paar Dinge machen, die uns am Herzen liegen – und die etwas ungewöhnlich sind. Dazu gehört, dass wir bei gewissen Themen politisch engagiert sind. In erster Linie sind

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das Themen, die innovativ sind. Bei den meisten Investitionen, die wir tätigen, haben wir eine ganz bestimmte These. Und dann versuchen wir auch, gezielt Teams zu treffen, die in diesem Bereich unterwegs sind. Bekannt ist, dass Union Square früh in Twitter investiert hat. Was war in diesem Fall die These? Wir waren einer der ersten Investoren. Unsere Vorstellung war, dass Twitter ein Netzwerk der Netzwerke sein könnte. Wir verbringen viel Zeit damit, darüber nachzudenken: Wie können wir eine digitale Identität haben, die wirklich von einem selbst kontrolliert wird? Aber nicht auf eine Art und Weise, die hoch technisch ist, also ohne eigenen Server, ohne irgendwelche kryptografischen Schlüssel. Deshalb gab es damals dieses ‚Sign in with Twitter‘. Bedeutet: Du kannst deine Twitter-Identität zu anderen Diensten mitnehmen. Mittlerweile bist Du als Investor ausgestiegen. Ja. Die Vorstellung, die wir hatten, deckt sich nicht unbedingt mit dem, was das Unternehmen heute

ist. Und ich glaube auch nicht, dass es das noch werden kann. Im Rückblick hat es eine Reihe von Fehlschritten gegeben. Twitter hat beispielsweise alle Third-Party-Clients verboten. Der Grundgedanke ging verloren – und letztendlich war Facebook in diesem Bereich besser. Ich halte aber immer noch private Anteile und bin auch optimistisch, dass Twitter ein wichtiges Netzwerk der Welt sein kann. In Berlin bist Du auch an Soundcloud beteiligt … Wir haben in der Series B in Soundcloud investiert, das ist rund sieben Jahre her. Die These war in dem Fall, dass Künstler ihre Musik ohne Umwege beitragen können und dementsprechend die Vielfalt und der Reichtum an Inhalten deutlich größer ist, als es bei den großen Labels der Fall wäre. Wir glauben generell daran, dass das Internet Menschen die Möglichkeit bietet, ihre Produkte, ihr Wissen und ihre Kunst direkt miteinander zu verbinden. Eine Welt ohne Mittler? Nicht unbedingt ohne Mittler, das wäre zu extrem. Der Mittler kann dann bestehen, wenn er genug

Fotos: Saskia Uppenkamp

Als Risikoinvestor ist Geld das Tagesgeschäft von Albert Wenger. Gleichzeitig sieht er eine Zukunft kommen, in der Kapital und menschliche Arbeit immer unwichtiger werden. Der Weg dahin ist seiner Meinung nach jedoch mit Gefahren behaftet


INTERVIEW

Querdenker: „Wir müssen davon wegkommen, darüber nachzudenken, wie etwas innerhalb des jetzt bestehenden Systems funktionieren kann“, sagt Investor Albert Wenger.

zusätzlichen Wert schafft. Aber er sollte nicht unbedingt das Sagen darüber haben, wer beispielsweise Musik herausgeben oder verlegen darf. Mit Onefootball seid Ihr an einem weiteren Berliner Startup beteiligt: Fußball statt Musik – ein ganz anderes Feld. Nicht unbedingt. Auch Fußball ist eine globale Sache. Unsere These ist, dass es die Möglichkeit gibt, ein Netzwerk zu schaffen, in dem Menschen auf der ganzen Welt zusammenkommen – und das wegen eines Sports. Ob das dann auch so passiert, wird sich noch zeigen. Welche Rolle spielen die Zukunft und deren Technologien bei deiner Arbeit? Eine entscheidende. Ich habe das Glück, dass das, was ich jeden Tag mache, dem entspricht, was mich auch intellektuell reizt. Für mich ist die große Frage: Wie kann die Zukunft aussehen, welche Rolle spielt die Technologie dabei und welche Rolle spielen wir Menschen dabei, indem wir diese Zukunft kollektiv und auch individuell schaffen. Meine große Überzeugung ist, dass wir in der Geschichte der Menschheit bisher drei große Phrasen hatten und dass wir jetzt am Anfang einer nächsten Phase stehen. Im Prinzip waren da erst die Jäger und Sammler. Dann haben wir die Landwirtschaft erfunden, der Beginn der Agrargesellschaft. Anschließend hatten wir die Aufklärung und den wissenschaftlichen Fortschritt, den das Industriezeitalter gebracht hat. Die Computer bringen uns jetzt in ein neues Zeitalter – ich nenne es das Zeitalter des Wissens. Und was erwartet uns in diesem Zeitalter? Ich bin optimistisch in Bezug darauf, wo wir langfristig hinkommen könnten. Pessimistisch bin ich hingegen bei der Frage, wie wir dahin kommen. Der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft war mit einem enormen Umbruch verbunden – es gab Revolutionen und ultimativ zwei Weltkriege, bevor wir wirklich dort angekommen sind. Und momentan stecken wir wieder in einer Phase

des Umbruchs. Dabei fällt mir auf, dass es momentan viele Beispiele dafür gibt, wie die Demokratie zurückgefahren wird: sei es Duterte, Putin, Erdogan oder Orbán – in den USA geht Trump in eine ähnliche Richtung. Das sind Menschen, die Meinungen haben ohne Basis in Bezug auf wissenschaftlichen Fortschritt oder rationalen Dialog.

„FÜR VIELE MENSCHEN HAT DIE INDUSTRIE­ GESELLSCHAFT IN DEN LETZTEN 20 JAHREN SCHON NICHT FUNKTIONIERT“ Warum hängt der von Dir skizzierte Umbruch mit dem Erstarken von autoritären Staatenlenkern zusammen? Die Politiker, die die großen Parteien in der Mitte der Gesellschaft vertreten, haben diesen Umbruch noch nicht verstanden. Sie glauben, dass die Industriegesellschaft wieder funktioniert, wenn man an ein paar Schrauben – zum Beispiel dem Zinssatz – dreht. Aber das ist ein Irrtum! Für viele Menschen hat die Industriegesellschaft schon in den letzten 20 Jahren nicht funktioniert. Sie haben das Gefühl, dass es den Eliten gut geht, während ihnen niemand zuhört. Ob das jetzt tatsächlich stimmt oder nicht: Bei vielen Leuten bleibt der Eindruck, dass eine Veränderung stattfindet, die ihnen nicht gefällt. Genau deshalb ist jetzt auch einer der wichtigsten Zeitpunkte, um zu beweisen, dass wir weiterhin demokratisch bleiben können und gemeinsam ein positives Bild der Zukunft entwickeln. Wie könnte diese Zukunft funktionieren? Man könnte zum Beispiel über ein Grundeinkommen nachdenken. Andy Stern, Autor und früher

Leiter einer großen Gewerkschaft in den USA, hat jetzt die These aufgeworfen: Wir brauchen keine Arbeitsplätze. Die Frage der Zukunft ist: Wie können wir alle wenig oder gar nicht arbeiten? Und wie soll das finanziert werden? Das ist das Problem mit diesen Phasenübergängen. Es fällt vielen Menschen einfach unglaublich schwer, sich vorzustellen, dass es etwas Neues geben könnte. Klar, der Westen war so erfolgreich, weil wir eine bessere Methode der Kapital­ akkumulation und -allokation haben, eben durch freie Märkte, auf denen sich Kapital vermehren kann. Der Fehlschluss ist, dass Kapital auch das Wichtigste für die Zukunft ist. Wir müssen davon wegkommen, darüber nachzudenken, wie etwas innerhalb des jetzt bestehenden Systems funktionieren kann. Wir müssen überlegen, was wir für eine Gesellschaft bauen können, jetzt wo wir den technologischen Fortschritt haben. Kann ein System, das sich auf technologischen Fortschritt stützt, funktionieren? Wir sind stark beeinflusst durch die Erfahrungen unserer Lebenszeit. Davon kommen viele fehlerhafte Argumentationsstile. Viele Leute sagen: ‚Maschinen sind schon die letzten hundert Jahre immer leistungsfähiger geworden, trotzdem hat es immer Arbeit gegeben.‘ Das ist so ein falsches Argument der Vergangenheit. Die Art der Maschinen, die wir früher hatten, unterscheidet sich komplett von der Art der Maschinen, die wir jetzt haben. Ein Computer ist eine universelle Maschine, die alles berechnen kann, was berechenbar ist. Viele Dinge sind auf ihre Art eine Rechnung: Ob das ein Vertrag ist oder eine ärztliche Diagnose – am Ende kriege ich einen Input, muss etwas machen und bekomme dann einen Output. Und ausgerechnet die Menschen, die in einem solchen System keine Arbeit mehr haben, sollen plötzlich zufrieden sein? Warum nicht? Wir haben die Arbeit immer bewusst mit vielen Dingen verknüpft und gesagt: ‚Wer keine Arbeit hat, ist faul und trägt nichts zur Gesellschaft bei.‘ Wir haben im Prinzip fast den Zweck des Lebens mit der Arbeit gleichgesetzt. Aber das ist ein Fehlschluss der Industriegesellschaft. Das war

USV: Das Unternehmen sitzt am Broadway in New York unweit des Union Squares, der ihm seinen Namen gegeben hat.

berlinvalley.com / 15


INTERVIEW

Ein Grundeinkommen alleine garantiert aber der Mitte der Gesellschaft, die in den letzten Jahren finanziell abgerutscht ist, keinen Wohlstand. Müssen also die Besitzenden bereit sein zu investieren oder abzugeben, um die von Dir angesprochene Version der Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen? Wenn man ein bisschen vorwärts denkt, muss man davon loskommen, rein auf das Finanzielle fixiert zu sein. Dadurch wird der enorme physikalische Fortschritt, den wir machen, verschleiert. Ich esse kein Geld, ich wohne nicht im Geld und ich fahre nicht mit Geld. Wir müssen überlegen, wie einfach man den Menschen Transport zugänglich machen kann, wenn wir selbstfahrende Autos haben. Wir müssen schauen, was für Fortschritte wir bei der Ernährung machen, zum Beispiel mit Indoor und Vertical Farming. Wir müssen uns vor Augen führen, wie billig es geworden ist, ein Gebäude schnell und mit hoher Qualität zu bauen. Technische Errungenschaften auf jeder Ebene. Ja. Wenn ich mir die Errungenschaften anschaue, dann ist die Frage: Wie können wir die Früchte dieses Fortschritts so vielen Menschen wie möglich zur Verfügung stellen? Wenn man von dieser Seite anfängt zu denken, dann eröffnen sich viel mehr Möglichkeiten. Wenn ich zuerst an einen Haushalt denke und daran, dass ich erst jemanden besteuern muss, um jemand anderem Geld zu geben, dann bin ich schnell in bestehenden Zwängen gefangen. Irgendwann aber werden uns Industriegesellschaft und Kapitalismus keinen weiteren Fortschritt garantieren. Was sind die neuen Systeme, die wir schaffen müssen? Um jetzt einmal den großen Bogen zurückzuschlagen: All diese Überlegungen lässt Du also auch in Deine Arbeit einfließen? Ja. Wir haben zum Beispiel unsere Fonds relativ klein gehalten, damit wir sehr viel Freiheit haben,

um über diese Themen nachzudenken. Wir wollen nicht durch das Kapital getrieben sein, sondern überlegen, wie wir Kapital in eine Zukunft investieren, in der Kapital vielleicht weniger wichtig ist. Wie genau ist die Struktur der Fonds? Wir sind ganz einfach organisiert: Wir sind fünf Partner. Und wir investieren jetzt aus unserem fünften Fonds – in den letzten drei Jahren lag die Höhe der Fonds bei je 175 Millionen Dollar. Wie viele Firmen habt Ihr im Portfolio? Wir versuchen, 20 bis 25 Firmen aufzunehmen. Geografisch gesehen investieren wir in Nordamerika und Europa. Unser Fokus ist die Series A und die meisten Firmen, in die wir investieren, haben schon ein bisschen Geld zur Verfügung und auch ein Produkt am Markt.

„WIR INVESTIEREN KAPITAL IN EINE ZUKUNFT, IN DER KAPITAL WENIGER WICHTIG IST“ Weil Du gerade Europa und Nordamerika ansprichst: Wie groß sind die Unter­schiede zwischen der Startup-Landschaft in Berlin und New York? Ich glaube die Unterschiede sind gerade dabei zu verschwinden. Der Grund dafür ist einmal mehr das Internet: Der Standort einer Firma wird immer weniger wichtig, solange es eine Internet-Firma ist. Klar, im Silicon Valley gibt es immer noch die meisten Leute mit großer Erfahrung im Internet – aber in allen anderen Teilen der Welt gibt es die auch zunehmend. Was außerdem spannend ist: Die meiste Aktivität an der US-Westküste hat sich vom Valley in die Städte verlagert. Siehst Du in diesem Trend zur Stadtflucht auch eine Chance für andere Metropolen

Mitten in Manhattan: Albert Wenger stammt aus Deutschland, lebt aber bereits viele Jahre in den Vereinigten Staaten.

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außerhalb der US-amerikanischen Westküste? Auf jeden Fall. Für interessante Städte wie Berlin ist das eine enorme Wachstumsmöglichkeit. Viele junge Menschen haben ohnehin nicht mehr die Vorstellung, dass sie zu einer Firma gehen und dort 20 Jahre arbeiten. Gerade deshalb denken sich derzeit viele qualifizierte Leute: ‚Berlin ist eine tolle Stadt. Da gehe ich jetzt für zwei, drei Jahre hin.‘ Was auffällt: Viele Investments habt Ihr in Unternehmen getätigt, die sich wiederum zur Aufgabe gemacht haben, den Zugang zu Kapital einfacher zu gestalten. Richtig. Wir haben beispielsweise in Kickstarter investiert oder auch in Circleup, in Deutschland in Funding Circle und Auxmoney. Daran arbeiten wir ganz bewusst. Schneidet Ihr Euch damit nicht ins eigene Fleisch? Wenn alles richtig funktioniert, werden tatsächlich die Kapitalerträge geringer werden. Irgendwann wäre das am Limit, und damit würde es auch uns als Geschäft so nicht mehr geben. Das wäre dann aber auch okay.

Das Gespräch führte Jan Thomas.

ALBERT WENGER ist in Deutschland geboren und arbeitet in den USA. Er studierte in Harvard Volkswirtschaft und Informatik und promovierte am MIT. Er gründete zunächst selbst einige Firmen, verkaufte unter anderem den Bookmarking-Dienst Delicious an Yahoo. Seit 2006 ist er Partner bei Union Square Ventures. Er blogged auf continuations.com.

Fotos: Saskia Uppenkamp

nicht immer so. Über den Zweck des Lebens gab es beispielsweise früher ganz andere Ansichten: Früher sollte man noch zur großen Kette des Seins beitragen, Gottes Willen erfüllen. Mal ganz davon abgesehen, ob das jetzt die bessere Vorstellung ist: Es zeigt, dass man von festen Vorstellungen loslassen sollte statt zu sagen: ‚Naja, das ist halt so.‘


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INNOVATIONEN FÜR DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT

Union Investment und GTEC zeichnen mit dem PropTech Innovation Award die besten Startup-Ideen für die Immobilienwelt von morgen aus

D

igitale Technologien lassen für die Immobilienwirtschaft einen Innovationsschub erwarten, der in stärker kundenorientierten Lösungen, neuen Produkten und effizienteren Prozessen zum Ausdruck kommen wird. Der PropTech Innovation Award, initiiert von Union Investment und dem German Tech Entrepreneurship Center (GTEC) in Berlin, will diese spannende Entwicklung gezielt fördern.

Fotos: WavebreakMediaMicro/Fotolia

„DER PROPTECH INNOVATION AWARD MARKIERT DEN START EINER SPANNENDEN ZUSAMMENARBEIT“ BENJAMIN ROHÉ, MANAGING DIRECTOR VON GTEC

Im Rahmen des ersten weltweiten PropTech-Wettbewerbs werden die besten Startup-Ideen für die Immobilienwelt von morgen gesucht. Mit einem Preisgeld von insgesamt 35.000 Euro zeichnet der PropTech Innovation Award Ansätze, Prototypen und Geschäftsmodelle aus, die durch ihre hohe

Innovationskraft ein Beispiel geben für die vielfältigen Chancen des digitalen Wandels in der Immobilienwirtschaft. „Die neuen Technologien bergen ein immenses Potenzial für effizientere Geschäftsprozesse und erfolgreiche neue Geschäftsmodelle. Mit dem PropTech Innovation Award möchten wir das Bewusstsein der Immobilienwirtschaft für das Innovationspotenzial der Digitalisierung schärfen und die Brücke zwischen der etablierten und der neuen Real Estate Economy schlagen“, sagt Reinhard Kutscher, Vorsitzender der Geschäftsführung der Union Invest­ment Real Estate GmbH, und Benjamin Rohé, Managing Director von GTEC, ergänzt: „Der PropTech Innovation Award markiert den Start einer spannenden Zusammenarbeit von GTEC und Union Investment, und wir freuen uns darauf, gemeinsam die Zukunft der digitalen Welt mitzugestalten.“ ZWÖLFMONATIGES FÖRDERPROGRAMM Die Preisträger erhalten neben der finanziellen Unterstützung auch die Chance des Zugangs zum GTEC Lab in Berlin. Das zwölfmonatige Förderprogramm umfasst neben der Beratung in Rechts-, Steuer- und Business-Fragen den Zugang zum internationalen Investoren- und Beraternetzwerk von GTEC. Die öffentliche Preisverleihung in der Startup-Hauptstadt

„DIE NEUEN TECHNOLOGIEN BERGEN EIN IMMENSES POTENZIAL FÜR EFFIZIENTERE GESCHÄFTSPROZESSE UND ERFOLGREICHE NEUE GESCHÄFTSMODELLE“ REINHARD KUTSCHER, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG DER UNION INVESTMENT REAL ESTATE GMBH

Berlin bietet den Nominees der Shortlist zudem eine publikumswirksame Plattform zur Darstellung ihrer Anwendungen und Entwicklungen.

Die Bewerbungsphase für den PropTech Innovation Award läuft bis zum 15. März 2017. Die Gewinner werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren ermittelt und von einer Fachjury ausgewählt. Informationen und Bewerbung unter:

GTEC.BERLIN/PROPTECH2017


N E U E S TA R T U P S

WIR SIND DIE NEUEN Täglich entstehen neue Ideen und Startups in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor

ERNÄHRUNG PER ALGORITHMUS Wer abnehmen will, hat es mit Diäten von der Stange oft schwer, Ernährungsberatung ist teuer. Das Startup Upfit personalisiert den Ernährungsplan mithilfe eines Algorithmus. Nutzer machen Angaben über ihre Ziele und ihre Lebenssituation, Upfit berechnet dann einen Ernährungsplan, um das Ziel in der vorgegebenen Zeit zu erreichen. upfit.de

DIE ESSENSRETTER Mealsaver sagt der Nahrungsmittelverschwendung den Kampf an: Gastro­nomen können ihren Überschuss in die braunen Mealsaver-Tüten packen und diese für drei bis fünf Euro verkaufen. Kunden können die Tüten über die gleichnamige App bestellen und zu einem vereinbarten Zeitpunkt abholen. mealsaver.de

DEPRESSIONEN ERKENNEN Gefühle wie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit können Warnzeichen für eine Depression sein. Betroffene wissen oft nicht, ob sie sich Hilfe holen sollten. In der App Moodpath können Nutzer 14 Tage lang ihr Befinden screenen. Moodpath erkennt Anzeichen einer Depression und gibt gegebenenfalls die Empfehlung, einen Arzt aufzusuchen. moodpath.de

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PRIORITÄTEN SETZEN Den richtigen Job unter hunderten von Angeboten zu finden, ist eine Heraus­ forderung. Oft passen die Suchergebnisse nicht optimal zu den Ewartungen. Icombine will das ändern: Jobsuchende füllen einen Fragebogen aus und legen fest, welche Kriterien ihnen im Job besonders wichtig sind. Icombine rankt Jobs entsprechend der Passung zu Erwartungen und Expertise des Nutzers. icombine.de

DIGITALER DACHDECKER

Fotos: iCombine, Adobe Stock/Oneinchpunch, Mealsaver, Maja Petric/Unsplash, Kate Williams/Unsplash, Jens Oenicke/Stegimondo

Ein neues Dach ist ein großes Bauprojekt und oft mit langwierigen, intransparenten Verhandlungen verbunden. Stegimondo bietet eine einfache und digitale Lösung. Kunden geben die Daten für ihr Projekt ein und bekommen ein Angebot. Stegimondo erfüllt den Auftrag selbst oder vermittelt einen geprüften Partner. Das Startup übernimmt auch Wartung und Kundenservice. stegimondo.de

GAMIFIZIERTE PARTYNÄCHTE Ranx belohnt die Community fürs Feiern. Registrierte Locations informieren die Partygänger, was gerade los ist. Nutzer sehen, wo ihre Freunde feiern und wo die Warteschlangen endlos lang sind. Ranx-Nutzer genießen außerdem Vorteile in verschiedenen Clubs. Und wer in einer Saison besonders häufig ausgeht, wird mit Reisen, Konzertkarten oder Goodie Bags belohnt. ranx.me

Texte: Anna-Lena Kümpel


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Fotos: Lorem Ipsum

RUBRIK – THEMA


INTERVIEW

„GEWINNER SIND DIE GATEKEEPER“ Scott Galloway, Unternehmer und Professor für Marketing, spricht über die Vorteile des stationären Handels, die Zukunft der Arbeit und darüber, was Facebook und Uber richtig und falsch machen Scott, heute scheint alles möglich. Aber viele Menschen verunsichert das, weil nicht klar ist, was die neue Technik mit uns macht. Die moralischen, intellektuellen und philosophischen Konsequenzen dieser Ära mit ihren unglaublichen Veränderungen gehen über mein Vorstellungsvermögen hinaus. Manches kann man vielleicht absehen, etwa die aufkommende Bioethik, und wir werden uns schwierigen Entscheidungen bezüglich Privatsphäre und Datenschutz stellen müssen. Halten Bedenken den technischen Fortschritt auf? Die jungen Konsumenten bestimmen die Entwicklung mit ihrem Verhalten. Viele denken: ‚Solange es am Ende des Tages einen Gutschein gibt, sollen Unternehmen ruhig die Privatsphäre verletzen.‘ Sie wollen relevantere Werbung, bessere Angebote, und es ist ihnen egal, ob ihre E-Mails nach Schlüsselwörtern gescannt werden. Die Verbraucher werden diese Methoden also nicht stoppen? Natürlich wollen Menschen nicht gehackt werden. Aber in der Regel akzeptieren Konsumenten, wenn Unternehmen ihre Privatsphäre verletzen, solange es nicht bösartig ist und solange es einen Gegenwert gibt. Wer komplette Privatsphäre will, muss sich von allem trennen. Dazu sind Verbraucher nicht bereit.

Fotos: Jan Thomas

Du bist Marken-Experte. Haben Marken in unserer sich schnell verändernden Welt eine Zukunft? Marken sind so wichtig wie eh und je. Allerdings: Die klassische Markenbildung hat ihre beste Zeit hinter sich. Ein durchschnittliches Produkt in einer tollen Werbekampagne zu verpacken, über die entsprechenden Kanäle zu verbreiten, um dann haufenweise Bud Lights, Coke oder Nike-Schuhe zu verkaufen – ich glaube, diese Ära ist vorbei. Kunden haben mit Google, Amazon, Tripadvisor und Co. gute Möglichkeiten, um das für sie beste Produkt zu finden – dank Rezensionen und Bewertungen. Was bedeutet das für die Produktqualität? Das Produkt rückt wieder in den Mittelpunkt. Schlaue Unternehmen verschieben Gelder aus traditionellen Radio- und TV-Kampagnen in das Ein-

Bekannt für provokante Thesen: Scott Galloway. Bei seinen Vorträgen legt der Marketing-Professor nicht nur Wert auf Fakten, sondern auch auf Entertainment.

kaufserlebnis. Dass der stationäre Handel stirbt, ist ein Gerücht. Ich glaube, dass Apples Hauptvorteil gegenüber Samsung und anderen Playern ihr Investment in Geschäfte vor Ort ist. Zur Genius-Bar zu gehen, ein Produkt im Apple-Store zu kaufen, das ist ein komplett anderes Erlebnis als ein Samsung-­Smartphone in einem Verizon-Store zu erwerben. Gute Unternehmen reduzieren ihre Werbeausgaben drastisch und gießen sie in verschie­dene Content-Formen: bessere Vertretung auf Instagram, Ermutigung der Fans, darüber auf Facebook zu reden. So wird das Produkt auf eine authentische Weise entdeckt.

„SCHLAUE UNTERNEHMEN VERSCHIEBEN GELDER AUS RADIO- UND TVKAMPAGNEN IN DAS EINKAUFS­ ERLEBNIS“ Gibt es weitere Veränderungen? Marken von CPG (Consumer Packaged Goods, Anm. d. Red.), die vor allem auf Werbung basieren, befinden sich im Rückgang. 90 der größten 100 CPG-Marken in den USA haben im vergangenen Jahr Marktanteile eingebüßt, zwei Drittel kämpfen sogar mit Umsatzrückgang. Auf der anderen Seite gibt es neue Verkaufsmodelle. Genau. Die Zahl der CPG-Kategorien wächst. Menschen tendieren zum Handwerk, sie kaufen besseren Joghurt mit natürlichen Zutaten oder auf den Hauttyp abgestimmte Feuchtigkeitscreme. Man muss zwei Entwicklungen unterscheiden. Auf der Konsumgüter-Seite nimmt der Longtail zu, weil es mehr Produkt-Innovationen, neue Retail-Formate und neue Zugänge der Verbraucher zu Produkten gibt. Auf der anderen Seite gibt es die technologiegetriebene Branche mit dem Trend der Konsolidierung, weil es bei Technologie stark um Marktführerschaft geht. Was bedeutet das für die Werbung? In sich entwickelnden Märkten sind Rundfunk-Werbung und traditionelle Markenbildung noch immer stark. Aber der industrielle Werbe-Komplex wird in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren untergehen – sowohl in den USA als auch in Europa. Wie wird sich das Verhältnis zwischen Online- und stationärem Handel in Zukunft verändern? Es geht nicht um online versus offline. Traditionelle Händler schließen vor Ort Läden und investieren in

ihr Online-Geschäft, große Online-Händler – von Warby Parker bis Casper – weiten ihr Geschäft aus und eröffnen mit billigem Kapital Läden. Der Gewinner der Zukunft heißt Multi-­Channel-Verkauf. Auch Amazon wird Geschäfte eröffnen. Von Amazon zu Facebook: Wie sieht die Zukunft des sozialen Netzwerks aus? Amazon oder Facebook werden in den kommenden zwei oder drei Jahren das erste Billionen-Unternehmen sein. Facebook ist die erfolgreichste Unternehmung in der Geschichte der Menschheit. Es gibt weltweit 1,1 Milliarden Katholiken, aber es gibt 2,5 Milliarden Menschen, die mit Facebook verbunden sind – sei es über Facebook selbst oder Whatsapp, Facebook Messenger, Instagram oder die Geschäftskunden-Plattform. Facebook ist erfolgreicher als Gott, Buddha, Jesus, Kommunismus, Kapitalismus oder die Kardashians. Facebook hat ein hervorragendes Management-Team, eine gute Unternehmenskultur und es ist gleichzeitig das wendigste Unternehmen der Welt. Was meinst du mit wendig? Facebook hat einen Pivot hingelegt: Noch vor dreieinhalb Jahren kam null Prozent des Umsatzes von Mobilgeräten, heute sind es 84 Prozent. Jeder sah, dass Mobile im Kommen war – Yahoo, Disney, IBM, wir alle. Keiner war in der Lage, mehr als zehn oder zwanzig Prozent des Umsatzes auf Mobilgeräten zu erwirtschaften. Für den teuren Kauf von Instagram wurde Marc Zuckerberg kritisiert. Ja, das war der vermeintlich erste Fauxpas des jungen CEO. Schätzungen gehen davon aus, dass Instagram heute zwischen 40 bis 60 Milliarden Dollar wert ist. Zuckerberg hatte lediglich eine Milliarde gezahlt.

NAME: L2

GRÜNDUNG: 2010

GRÜNDER: Scott Galloway, Maureen Mullen

MITARBEITER: 140

STANDORT: New York

SERVICE: Mitgliederbasiertes BusinessIntelligence-Unternehmen, das die digitale Performance von Marken benchmarkt. l2inc.com

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INTERVIEW

Mobile hat jeder kommen sehen, nun sehen alle Virtual Reality als neuen Trend. Was denkst Du darüber? Ich würde gegen die VR-Industrie wetten. Ich glaube, es ist die größte Täuschung der Technologie-Branche in den vergangenen zehn Jahren. Facebook, Samsung und andere, die dem Trend hinterher rennen, werden enttäuscht werden. Und: VR wird Venture Capitals in den USA und Europa ruinieren. VR findet seine Nische bei Spielen und Pornos – mehr nicht.

„FACEBOOK IST ERFOLGREICHER ALS GOTT, BUDDHA, JESUS, KOMMUNISMUS, KAPITALISMUS ODER DIE KARDASHIANS“ Wie schätzt Du Uber ein? Uber ist sehr interessant. Es ist das am schnellsten wachsende Unternehmen der Welt – in kurzer Zeit von null auf 50 Milliarden Dollar. Die Bewertung liegt momentan bei 60 Milliarden Dollar. Kaum ein anderes Unternehmen an der globalen Spitze hat mehr Einfluss auf unser Leben als Uber. Wenn ich in Singapur lande, geht meine erste Anfrage an Uber – das haben sie in weniger als einer Dekade geschafft. Das ist unglaublich! Wie haben sie den Aufstieg geschafft? Sie haben das wohl beste Verbraucher-Angebot in der Business-Geschichte geschaffen – auch auf der

letzten Meile, der Auslieferung, wo DHL und Fed­ex mit Uber große Konkurrenz bekommen. Es gibt aber auch Probleme, die dem Unternehmen beim Wachstum im Weg stehen könnten. Welche? Auf der einen Seite bietet Uber seinen Fahrern Flexibilität und Zusatzeinkommen. Auf der anderen Seite kreiert Uber eine Arbeiterklasse ohne Rechte und Sozialversicherung. Uber ist ein Unternehmen mit nur 5000 Angestellten. Dem stehen 1,1 Millionen Fahrer gegenüber, die ohne Gewinnbeteiligung oder Unternehmensanteile sind. Während General Motors ein paar Millionen Angestellte hat, die am Unternehmen beteiligt sind, profitieren bei Uber lediglich 0,1 Prozent der Menschen von der Unternehmensentwicklung. Ich glaube, das wird noch für einige Probleme und Kontroversen sorgen. Weniger Rechte und Unterbezahlung – sieht so die Gesellschaft der Zukunft aus? Ich glaube schon, und ich finde das nicht gut. Prinzipiell ist die Entwicklung gut für Beschäftigte. Frührentner oder Studierende, die eigentlich keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben, bekommen diesen, sie brauchen lediglich ein Smartphone. Es gibt viele Möglichkeiten, kurzfristig und flexibel Arbeit zu finden. Die andere Seite der Medaille: Diese Unternehmen teilen die Gewinne nicht, und sie bieten keine Absicherung.

einfach: ‚Bestelle mir ein Uber!‘ oder ‚Bestelle mir ein Sixpack Bier!‘ Sprache wird eine Menge Nischen-Industrien, -Anwendungen und -Technologien hervorbringen. Ein spannendes Feld. Der andere Zukunftsbereich ist Messaging: Es wird darum gehen, zu verstehen, wie man als Medienunternehmen mit Messaging kommuniziert, wie man mit Messaging Produkte verkauft. Welche Rolle werden Distributoren wie Younow spielen, die keine eigene Website haben, sondern auf anderen Kanälen wie Whatsapp, Facebook, Instagram sind? Die wichtigen Kanäle sind Buzzfeed, Snapchat oder Facebook. Und darin liegt eine Gefahr: Wenn es nur wenige Player gibt, die den Zugang zu den Nutzern kontrollieren, werden sie Wege finden, den größten Gewinn aus der Wertschöpfungskette zu ziehen. Das zeigt die Vergangenheit: Kabelunternehmen ging es nur so gut, weil sie in effektiv regulierten Monopolen lebten. Die haben den Inhalte-Produzenten gerade noch genug Geld zum Überleben gelassen, den Großteil der Gewinne aber selbst eingestrichen. Uns steht eine großartige Zeit für vielfältige Inhalte vor, aber die echten Gewinner werden die Gatekeeper sein.

Das Gespräch führte Jan Thomas.

Auf der anderen Seite: Macht der technische Fortschritt nicht auch viele stupide Arbeiten überflüssig, wodurch die Menschen mehr Zeit haben werden? Es wird in Zukunft keine Kraftfahrer, Piloten, eventuell sogar weniger Lehrer geben. Wir werden alle mehr Zeit haben. Die Frage ist: Werden wir noch Arbeit haben? Brauchen wir die denn noch? Das Ende der Arbeit ist ein interessanter Gedanke. In den USA speist sich vor allem bei Männern das Selbstbewusstsein aus der Arbeit. Selbst wenn wir mit einer Art Grundeinkommen ein normales Leben führen könnten, ist das für unser Selbstwertgefühl und Glück schlecht. Ich denke, Arbeit ist eine gute Sache. Was sind weitere Tech-Trends der nächsten Jahre? Wir werden uns von Tastaturen weg und zu Sprache hin entwickeln. Zu Amazons Alexa sagst du

SCOTT GALLOWAY lehrt und forscht als Marketing-Professor in New York an der renommierten NYU Stern School of Business. Seine Firma L2, die ihren Sitz ebenfalls im Big Apple hat, berät andere Unternehmen in Sachen digitale Strategie. Vom Weltwirtschaftsforum wurde er als „Global Leader Of Tomorrow“ ausgezeichnet.

Berühmt für seine Vorträge: Scott Galloway verkleidet auf der DLD 2016 in München und eine Folie aus seiner Präsentation: „Death of the Advertising Industrial Complex“

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Fotos: Jan Thomas, DLDConference, L2 Inc./Scott Galloway

Also ein genialer Schachzug? Die Facebook-Führung hat gezeigt, dass sie strategisch denken kann. Die einzige Gefahr: Menschen, denen Facebooks Macht zu groß wird. Ich befürchte, die Chancen stehen gut, dass ein Kommissar – vermutlich ein europäischer – die Zerschlagung von Google oder Facebook verlangt.



RUBRIK – THEMA

AUF DEM Drei Investoren bewerten* vier Startups

TOBIAS SEIKEL ist Partner bei Hanse Ventures und verantwortet die operative Führung des Company Builders sowie das Projekt­ management zwischen Hanse Ventures u ­ nd den Start­ ups. Außerdem leitet er das Traineeprogramm „Entrepreneur in Residence“. hanseventures.com

FRANK SCHÜLER ist Geschäftsführer der Kizoo Technology Capital. Kizoo hilft als Frühphasen-Investor, jungen Startup-Teams zu wachsen. Der Investitionsschwerpunkt der Gesellschaft liegt auf SaaS, Internet & Mobile Services und Rejuvena­ tion Biotech. kizoo.com

TOBIAS JOHANN gründete 2006 sein erstes Online-­S tartup und 2008 mit seinen Partnern die Rheingau Group. Er war an Gründungen wie Lieferando, Simple­ surance und Service Partner One beteiligt. Er ist außerdem Managing Partner für den VC Rheingau Founders. rheingau-founders.com

* Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen. Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.

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FEELIX

ermöglicht es, selbst sperrige Gegenstände bequem von zu Hause aus mit nur wenigen Klicks zu verschicken. Dabei wird die Ware von einem Kurier auf Abruf abgeholt, verpackt und verschickt – zu einem günstigen Versandtarif. getbyrd.com

möchte die Finanzplanung allumfassend abdecken und Kunden dabei rundum beraten. Versicherungs- und Darlehens-Checks sollen für Nutzer passende Verträge finden und digitale Vertragsordner Übersichtlichkeit schaffen. myfeelix.de

Das Design von Byrd ist gelungen, der Pitch kurz und prägnant. Das Thema wird bei der wachsenden Anzahl an Päckchen und Paketen relevanter und hat bereits auch andere Marktteilnehmer auf den Plan gerufen. Unklar ist, wie genau die Pakete transportiert werden und ob die Bulk-Shipments eine Zeitverzögerung bedeuten, weil für Profit eine kritische Masse nötig ist. Genauso hätte man noch klarer darstellen sollen, für wen dieser Dienst als Zielgruppe Nummer eins gedacht ist.

Aufgrund der starken Verkrustung der Versicherungsbranche bieten sich für junge Unternehmen auf diesem Feld noch immer gute Möglichkeiten. Feelix verspricht Effizienz und adressiert dabei einen Bereich, der zwar schon von anderen Marktteilnehmern angegangen wird, hat jedoch mit dem umfassenderen Ansatz Chancen, um Marktanteile für sich gewinnen zu können. Der Erfolg wird vom Zugang zu Neukunden sowie von der Einfachheit der Nutzung abhängen.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Jeder, der sperrige Dinge verkauft und in Folge verpacken und verschicken muss, wird diesen Service lieben! Wermutstropfen: Um in den Genuss des Services zu kommen, muss man aktuell im richtigen Bezirk von Wien wohnen, was eine gewisse Einschränkung mit sich bringt. Das will das Team natürlich ändern. Die Ambition des Teams ist großartig, die gewaltigen He­rausforderungen, die in der Skalierung der Logistik liegen, auch.

Das Gründerteam will gleich alles Finanzielle für den Kunden in die Hand nehmen und optimieren. Was tatsächlich geht, bleibt im Dunklen, da es dem Team gelungen ist, im Pitchdeck jede Menge Zahlen darzustellen, ohne ein klares wirtschaftliches Bild zu vermitteln. Wenn das Ziel war, den Investor über diesen Weg neugierig zu machen, ist zumindest das gelungen. Der Erfolg wird davon abhängen, ob das Team Wege findet, günstig und massiv an Reichweite zu kommen.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

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Sehr gut. Mutige und engagierte Gründer-Teams feuern wir immer gerne an. Vor dem Logistik-Markt haben wir allerdings zu viel Respekt: Zu viele große Player sind hier bereits engagiert und optimieren seit Jahrzehnten die Infrastruktur. Da wird es sehr schwer, ein profitables Geschäft aufzubauen, ohne sehr hohe Preise zu verlangen. Wir wünschen viel Erfolg bei diesem spannenden, unglaublich komplexen und leider sehr niedrig-margigen Geschäft.

Feelix hat das Ziel, gleich drei riesige Märkte – Versicherungen, Kredite, Invest­ ment – zugänglicher zu machen. Die starken Vertriebspartner können helfen, die CACs niedrig zu halten. Der Wettbewerb ist aber enorm, es fehlt ein einzigartiger Ansatz bei Produkt oder Strategie. Das Team hat Potenzial, es wird aber schwer, auf allen drei Märkten zu bestehen. Wir sehen aus unserer Erfahrung, dass fokussierte Produkte deutlich besser funktionieren. Too many battles to fight.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

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Fotos: Rheingau Founders, Hanse Ventures, Privat

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Get things done! Anstatt deine Zeit mit E-Mails und in Meetings zu verschwenden ... TEAMWALLET

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verschafft Teams einen Überblick über gemeinsame Finanzen und interne Transaktionen. Außerdem gibt die App Fans und Sponsoren die Möglichkeit, Gelder direkt in die Mannschaftskasse einzuzahlen, die ein Kassenwart verwaltet. teamwallet.com

BUX nimmt die Komplexität und Ernsthaftigkeit der Börse und erklärt sie anhand von informativen und amüsanten Artikeln. Nutzer erlernen den Aktienhandel zunächst auf spielerische Weise, können aber auch jederzeit mit realem Geld traden. getbux.com

Wo Teamwallet ansetzt, ist leicht verständlich. Es werden auch Ideen für den Ausbau der App genannt. Es bleibt aber offen, wie Teamwallet die kritische Masse für seinen Business Case erreichen will. Unterstrichen wird dieses Manko durch den genannten Bedarf an Marketingmitteln. Das lässt zweifeln, ob es nicht einfach ‚eine von vielen Apps für die Verbesserung von x‘ wird. Der Pitch ist insgesamt etwas zu lang geraten und sollte entsprechend gekürzt werden.

Starke Vision und starkes Branding im Pitch. Man bekommt schnell ein Gefühl für die Marke – jung, dynamisch, provokativ. Der Umsatz zeigt, dass es eine Nachfrage gibt. Allerdings gibt es auf dem Gebiet auch zunehmenden Wettbewerb. Es fehlen Informationen zu Vertriebskanälen, -zyklen und -kosten. Das Potenzial insgesamt scheint groß, das Business Model mit all seinen Erweiterungsmöglichkeiten interessant, fünf C-Level-Leute für so ein junges Thema halte ich aber für übertrieben.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

Nicht jede Fußballmannschaft braucht eine Online-Mannschaftskasse und noch ist das Produkt nicht in der Lage, sich aus der Nutzung selbst heraus zu verbreiten. Das dürfte wohl eine Notwendigkeit sein, um mit dem Geschäft in eine finanziell attraktive Größenordnung zu kommen. Der Plan sieht die Investition von einer Million Euro in kostenpflichtiges Marketing vor, das gibt das margenschwache Ertragsmodell nicht her; besser das Produkt so ‚sozial‘ machen wie nur irgendwie möglich.

Bux will die Brücke schlagen vom FunStock-Trading über Serious Trading bis hin zur Geldanlage. Ich verstehe Bux als Glücksspiel und kann mir das weniger als Partner für meine Geldanlage vorstellen. Muss aber vielleicht auch gar nicht sein; Glücksspiel ist ein legales Geschäft und das Fun-Trading ist ein gutes Mittel zum ‚Anfixen‘. Die Ableitung des Marktpotenzials top-down aus der Weltbevölkerung habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Anyway: Gezockt wird immer.

GESCHÄFTSMODELL: PRODUKT: MARKTPOTENZIAL:

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Supersympathisches Hobbyprojekt mit allerdings wenig Aussicht auf große Bedeutung, weil es bereits Lösungen für den Kern­nutzen gibt. Die zahlreichen Vertriebs­ partner werden helfen, schnell Kunden zu akquirieren. Das Cross-Selling-Potenzial schätzen wir allerdings als gering ein. Letztendlich bestehen zu wenig Monetarisierungsmöglichkeiten und sobald die Nutzer über die klassischen Marketingkanäle eingekauft werden müssen, sehen wir hohes Risiko bei den Unit Economics.

Wir sind sehr große Fans von Bux und würden uns freuen, wenn die von der T-Aktie ausgelöste Börsenfurcht in Deutschland endlich ein Ende findet und Wertpapierhandel wieder von einer breiten Masse akzeptiert wird. Die exzellente User Experience mit umfangreichen Inhalten und genial einfachem Handling sowie das tolle Team könnten genau das erreichen. Kritisch wird sein, trotz hoher Skalierung ein nach wie vor unbürokratisches Trading-Erlebnis zu bieten.

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SPEZIAL

Viele Corporates tun sich mit der Digitalisierung schwer. In der Zusammenarbeit mit Startups liegt großes Potenzial Die Digitalisierung verändert unser Leben und die Wirtschaft radikal. Das muss man niemandem mehr erklären. Um so verwunderlicher ist es, dass viele etablierte Unternehmen das Thema noch immer nicht zur Chefsache erklärt haben. In nur sechs Prozent der großen Firmen ist die Digitalisierung das Top-Thema im Unternehmen. Das haben die Marktforscher der GfK noch Anfang dieses Jahres im Auftrag der Digitalberatung Etventure ermittelt, als sie dazu Vorstände und Führungskräfte von 2000 Großunternehmen mit mindestens 250 Millionen Euro Jahresumsatz in Deutschland befragt haben. Startups können den etablierten Unternehmen auf die Sprünge helfen. DEN UNTERNEHMEN GEHT ES ZU GUT Das mit Abstand am häufigsten genannte Hindernis bei der Umsetzung der Digitalisierung ist mit 65 Prozent die „Verteidigung bestehender Strukturen“. Immerhin gaben auch gut die Hälfte der Befragten an, für dieses Thema fehle ihnen schlicht die Zeit. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen zwar eine wachsende Bedeutung des Themas sehen, die volle Tragweite der Digitalisierung bislang aber häufig noch nicht erkannt wird“, schreiben die Autoren der Studie. Nach Einschätzung des Digitalverbandes Bitkom hat rund die Hälfte der Unternehmen in Deutschland noch keine echte Digitalstrategie. Man könnte sagen, den deutschen Unternehmen geht es zu gut. Denn je besser die Geschäfte laufen, je besser das bestehende Produkt ist, desto schwieriger ist es, das eigene Geschäftsmodell in Frage zu stellen und alles radikal anders zu machen. Das ist das Innovator’s Dilemma. Über das spricht auch Telekom-Chef Tim Höttges im Interview (Seite 32). Disruption bedeutet, das bestehende Geschäft zu zerstören und sich einem neuen zuzuwenden. Dafür sehen viele keinen Anlass, solange die Auftragsbücher voll sind.

Wollen den gemeinsamen Erfolg: Julia Köster, Investment Associate bei G+J Digital Ventures, und Makerist-Gründerin Amber Riedl berlinvalley.com / 27


SPEZIAL

Auf der Bundesdeligiertenkonferenz der Grünen in Münster formulierte Daimler-Chef Dieter Zetsche es so: „Der Verbrennungsmotor muss seine Abschaffung selbst finanzieren.“ Radikal neu denken geht anders. Disruption bedeutet nämlich auch, dass sich die Anforderungen an die Mitarbeiter und – wie im Beispiel Daimler – auch an die Zulieferer grundlegend verändern. Und wer arbeitet schon gern daran, seinen eigenen Job, sein eigenes Produkt überflüssig zu machen? Hier stehen hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Auf dem Spiel stehen sie allerdings ohnehin, denn wenn die bestehenden Unternehmen sich nicht verändern, laufen sie Gefahr, irgendwann von anderen Unternehmen abgelöst zu werden. Startups sind die Treiber der Digitalisierung. Ein Beispiel dafür ist Freighthub, das gerade dabei ist, das Speditionsgewerbe zu digitalisieren (Seite 38). Startups fällt das schon allein deshalb leichter, weil sie als Digital Natives keine Rücksicht auf Bestehendes nehmen müssen. „Startups spielen bei der Entwicklung neuer Technologien, innovativer Dienstleistungen und Produkte oder digitaler Geschäftsmodelle eine prominente Rolle“, sagt Peter Lennartz, Leiter der EY Start-up-Initiative. „Sie sind offener, kreativer und agiler, freier und experimentierfreudiger als etablierte Unternehmen. Große Unternehmen laufen Gefahr, nach der verschlafenen Kommerzialisierung des Internets auch bei der Digitalisierung beziehungsweise der Vernetzung der Wirtschaft zu den Verlierern zu gehören.“ STARTUPS GEBEN STARTHILFE Startups fehlt es jedoch an anderen Dingen: Wenn es nicht das Geld ist, dann der Zugang zum Markt. Die Online-Handarbeitsschule Makerist hat sich lange vergeblich bemüht, bei der Redaktion der Zeitschrift Brigitte beachtet zu werden. Nun ist Gruner + Jahr selbst eingestiegen – und jetzt klappt es. Eine gute Idee zu haben, ist eine Sache, sie auch an den Kunden zu bringen eine andere. Neun von zehn Startups scheitern, dafür gibt es viele Gründe. „Startups fehlt es oft an den notwendigen Ressourcen und an der Infrastruktur für den Geschäftsaufbau oder am Know-how in Bereichen wie Forschung und Entwicklung, Produktion, Marketing oder Vertrieb – Kompetenzen, die absolut nötig sind, um aus einer einfachen, innovativen Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln“, sagt Peter Lennartz von EY. Diese Kompetenzen haben etablierte Unternehmen, sonst hätten sie sich nicht etablieren können. Daher liegt in der Zusammenarbeit von Corporates und Startups großes Potenzial. Startups können bei der Digitalisierung der deutschen Wirtschaft eine Schlüsselrolle spielen – wenn die Industrie sie lässt. Längst gibt es viele erfolgreiche Beispiele für die Kooperation von etablierten Unternehmen und Start­ ups. Die Rollenverteilung ist dabei klar: Corporates bringen ihre Erfahrung, Kunden, Netzwerke und Kapital ein, Startups ihre innovativen Ideen, ihre Agilität und ihren Unternehmergeist. „Als einen Lösungsansatz haben Corporates Inkubatoren oder Labs entdeckt“, sagt Peter Lennartz von EY. „Sie werden mit dem Ziel etabliert, außerhalb der Konzernstruktu-

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ren einen geschützten Raum zu schaffen, in dem die Unternehmen mit Startups und Mentoren zusammenarbeiten und in dem sie fundamentale, innovative Ideen verfolgen können.“

„DIE ERGEBNISSE ZEIGEN, DASS DIE VOLLE TRAGWEITE DER DIGITALISIERUNG BISLANG HÄUFIG NOCH NICHT ERKANNT WIRD“ GFK-UMFRAGE

Der geschützte Raum ist wichtig, damit die Start­upMentalität erhalten und nicht durch die Konzernkultur zerstört wird. Next47 heißt dieser geschützte Raum bei Siemens oder Kloeckner.i beim Stahlhändler Klöckner. Dennoch hoffen diese Konzerne – wie andere Unternehmen auch –, dass der Startup-Spirit am Ende auch die etablierte Organisation erfasst. Inkubatoren sind aber nur die erste Stufe. Richtig spannend wird es, wenn daraus eine echte Zusam-

WELCHEN STELLENWERT NIMMT DIE DIGITALE TRANSFORMATION AUF DER PRIORITÄTENLISTE IN IHREM UNTERNEHMEN EIN? Angaben in Prozent das wichtigste Thema keine oder eine nur untergeordnete Rolle

6 16 43

gehört zu den Top-Drei-Themen

gehört zu den Top-Ten-Themen

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menarbeit entsteht. Beispiel BMW und Proglove: Das Münchner Startup konnte seinen smarten Arbeitshandschuh mit integriertem Barcode-Scanner im BMW-Werk Dingolfing weiterentwickeln, testen und gemeinsam mit dem Autohersteller für die industrielle Anwendung optimieren. Nach erfolgreichen Pilotprojekten setzt BMW das Wearable von Proglove nun in sechs seiner Werke ein. Proglove treibt seine Internationalisierung voran – mit Unterstützung von BMW. Beispiel Audi und Arculus: Das Ingolstädter Startup hilft dem Autobauer seine Produktion zu flexibilisieren und dabei intelligenter zu organisieren als am Fließband. Neben den Unternehmen selbst, gibt es weitere Initiativen, die Corporates helfen, mit Startups in Kontakt zu kommen. Cube ist eine davon. Das globale Tech-Ökosystem stellt Partnerschaften zwischen Startups und Industrie-Konzernen her, fördert und pflegt sie. Unterstützt wird die Plattform unter anderem von Bayer und Volkswagen. Das Interesse der Industrie daran ist so groß, dass Startups bei der Cube Challenge im kommenden Jahr immerhin eine Million Euro gewinnen können. DIE PARTNERVERMITTLUNG LÄUFT Die großen Konzerne können es sich leisten, Geld und Manpower in die Zusammenarbeit mit Startups zu stecken. So haben fast alle 30 Dax-Unternehmen Strukturen geschaffen, um Anschluss an die Szene zu finden (siehe Umfrage ab Seite 29). Der Mittelstand tut sich da deutlich schwerer, doch auch hier gibt es Beispiele. Schleicher Electronic Berlin etwa hat mit den Schleicher Incubator Zoom Zone Labs (kurz: Sizzl) einen Ort geschaffen, wo Hardware-Startups nicht nur an ihren Ideen arbeiten, sondern sich auch mit erfahrenen Ingenieuren austauschen und die Produktionskapazitäten des Unternehmens nutzen können. „Ob die Zusammenarbeit zwischen Großen und Kleinen wirklich funktioniert, hängt von der Auswahl der richtigen Partner auf beiden Seiten ab, vom gegenseitigen Vertrauen und von der Umsetzungsqualität“, sagt Peter Lennartz von EY. „Dies wird über die Zukunft der etablierten Unternehmen auf der einen und der Startups auf der anderen Seite entscheiden.“

Corinna Visser

WAS KÖNNTE DIE ZUSAMMENARBEIT MIT STARTUPS FÜR GROSSUNTERNEHMEN INTERESSANT MACHEN? Mehrfachnennungen möglich, Angaben in Prozent

87 %

Zugang zu neuen Technologien

85 %

Schnellere und mehr Innovationen Lernen von Startup-Methoden Schnellere Umsetzung von Piloten/Proof-of-Concept-Lösungen Verbesserte Produktangebote

81 % 71 % 64 %

Quelle: „Digitale Transformation und Zusammenarbeit mit Startups in Großunternehmen“, GfK Etventure, 2016


THEMA – RUBRIK

WAS COPRPORATES STARTUPS BIETEN Wir haben die größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland gefragt, wie sie mit Startups zusammenarbeiten und ob sie einen Venture-Capital-Fonds haben, über den sie in Startups investieren. Hier zeigen wir eine Übersicht über die Aktivitäten und nennen die Ansprechpartner für Startups

BASF arbeitet auf verschiedenste Weise mit Startups zusammen. Das geht von Materialaustausch und -tests bis zu gemeinsamen Entwicklungen von neuen chemiebasierten Materialien. VC-Fonds: BASF Venture Capital, 174 Millionen Euro Ansprechpartner für Startups: Markus Solibieda, markus.solibieda@basf.com

Bayer ergänzt seine Kompetenzen durch ein internationales Netzwerk an exzellenten Wissenschaftlern und externen Partnern. Die Kooperationen mit führenden Hochschulen, öffentlichen Forschungseinrichtungen und Partnerfirmen werden durch Inkubatoren, Crowdsourcing, Innovationszentren „Science Hubs“ und ausgesuchte VC-Fonds-Investments komplettiert. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Mario Alvarez, innovate@bayer.com

Eon hat das Programm :agile etabliert. Hierbei betreiben wir unter anderem auch einen Accelerator. Viermal jährlich gibt es einen Demo Day, bei dem entschieden wird, welche Projekte weitergeführt werden. Die Inkubationsphase dauert bis zu anderthalb Jahre. Hierbei wird das Startup von einer Eon-Einheit betreut. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Inga Land und Tina Jedamzik, agile@eon.com

Der Lufthansa Innovation Hub wurde als Schnittstelle zwischen der Lufthansa Group und der globalen Startup-Welt gegründet. Aufgabe ist digitale Opportunitäten schnell auszuloten und geschäftlich nutzbar zu machen. Dabei deckt der Hub das gesamte Spektrum der Corporate Innovation ab: Initiierung von Startup-Partnerschaften, Venture Development, Inkubation sowie der Arbeitsweise eines Corporate Labs. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Solveig Schulze und Gleb Tritus, welcome@lh-innovationhub.com

Mit Initiativen wie SAP Co-Innovation Labs und Startup.focus arbeiten wir bereits erfolgreich mit Startups weltweit zusammen. Basierend auf diesen Erfahrungen bauen wir derzeit den SAP IoT-Accelerator am Standort Berlin auf. Wie kein anderer verstehen wir die Herausforderungen von B2B-Gründern und werden sie ab 2017 tatkräftig unterstützen. VC-Fonds: SAP Ventures, 2,2 Milliarden Euro Ansprechpartner für Startups: Ignatz Schatz, iot-accelerator@sap.com

Die Deutsche Börse unterstützt mit ihrem Fintech Hub in Frankfurt auf 450 Quadratmetern junge Fintechs. 60 Arbeitsplätze mit Highspeed-Internet, Meeting-Räume, Dachterrasse mit Skyline-Blick, Lounge und Kaffeebar schaffen Raum zum kreativen Arbeiten, Netzwerken und für Events. Beratung und Kontakte gibt’s vor Ort vom Deutsche Börse Venture Network. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Eric Leupold, venture-network@deutsche-boerse.com

Die Deutsche Bank arbeitet geschäftlich, technologisch und gesellschaftlich mit Startups zusammen: Als Partner des Accelerators Axel Springer Plug and Play, über den wir Startups mit einem Startkapital von je 25.000 Euro unterstützen, sowie als Premium-­ Sponsor des Fintech-Zentrums Tech Quartier in Frankfurt. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Markus Steiff, markus.steiff@db.com

Der Prosiebensat1 Accelerator in Berlin veranstaltet zweimal im Jahr ein dreimonatiges Programm zur Unterstützung von Startups. Das Programm bietet jungen Unternehmern ein individuelles Coaching, Medialeistungen im Wert von 500.000 Euro, eine Finanzierung von 25.000 Euro sowie Büroräume. Darüber hinaus investiert die Prosiebensat1-Gruppe über ihren Investment-Arm Sevenventures in junge Wachstumsunternehmen weltweit. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Jakob Pranter, accelerator@prosiebensat1.com

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SPEZIAL

Siemens arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Start­ ups sowohl im Bereich Venture Capital als auch im Bereich Partnering zusammen. Im Jahre 2016 hat Siemens mit Next47 eine unabhängige Einheit geschaffen, welche nicht nur alle bisherigen Aktivitäten bündelt, sondern die Innovationsaktivitäten in ausgewählten Technologiefeldern anführen wird. VC-Fonds: Next47, 1,0 Milliarden Euro Ansprechpartner für Startups: Magnus zu Wied, magnus.wied.ext@siemens.com

Continental ist weltweit in Bezug auf neue Technologien, neue Produktionsprozesse oder andere Innovationen auf Scoutingtour. Startups und Universitäten sind hierbei relevante Eckpfeiler.

Daimler arbeitet mit vielen Startups in verschiedenen Feldern und Regionen zusammen. Zudem haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die industriestarke Region Stuttgart noch stärker zum Ballungszentrum für Innovation zu entwickeln und haben gemeinsam mit Plug and Play, der Universität Stuttgart und der Arena2036 das Accelerator-Programm Startup Autobahn initiiert. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Christian Herrmann, christian.hermann@daimler.com

Das Konzept von Thyssenkrupp ist, dass wir selbst Startup-artige Organisationen gründen, die wir Tech-Center nennen. Hier werden innovative Technologien entwickelt, die wir im gesamten Konzern brauchen können. Ziel ist es, sie schnellstmöglich zur Marktreife zu bringen. Also kurz gesagt: Wir gründen unsere Startups selbst. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Markus Oles, markus.oles@thyssenkrupp.com

RWE hat ein Joint Venture gegründet, welches sowohl als Inkubator als auch als Accelerator fungiert. Ein Beispiel ist die Investition in Windesco (Algorithmus zur Betriebsoptimierung von Windanlagen). Neben finanzieller Unterstützung erhält das Startup-Unternehmen auch Hilfe bei der Suche nach neuen Kunden und der Weiterentwicklung des Produkts. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Antonio Aguilera Lagos, antonio.aguilera@rwe.com

Der Venture-Fonds fördert innovative Technologien innerhalb und übergreifend der Unternehmensbereiche von Merck, in diesem Rahmen gibt es auch einen Bioinkubator in Israel. Zudem betreibt Merck einen Accelerator mit den Standorten Nairobi und Darmstadt. Der Accelerator hat eine internationale Ausrichtung mit einer Erweiterung ins Silicon Valley.

VC-Fonds: BMW i Ventures, 100 Millionen Euro Ansprechpartner für Startups: Christina Hepe, christina.hepe@bmw.de

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Infineon arbeitet im operativen Geschäft mit Startups zusammen, hier gibt es beispielsweise Kooperation auf Kunden- und Lieferanten-Ebene. Zusätzlich investieren wir in ausgewählte Startups und halten eine Minderheitsbeteiligung, daraus ergeben sich ebenfalls Kooperationen. Einen Inkubator oder Accelerator betreiben wir nicht. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Julia Halasz, julia.halasz@infineon.com

VC-Fonds: Merck Ventures, 300 Millionen Euro Ansprechpartner für Startups: Munya Chivasa, munyaradzi-arnold.chivasa @merckgroup.com

Allianz Für die Entwicklung von disruptiven Geschäftsmodellen und die Zusammenarbeit mit Startups wurde die Allianz X GmbH gegründet. Sie umfasst den Bereich Unternehmensaufbau und eine Venture-Einheit. Allianz X stellt eine der tragenden Säulen der digitalen Transformationsstrategie der Allianz-Gruppe dar. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Christian Wastlhuber, c.wastlhuber@allianzx.com

Die BMW Group betreibt – zum Teil gemeinsam mit Partnern – vier Acceleratoren am Standort München und in New York.

VC-Fonds: Ansprechpartner für Startups: Zentrale Unternehmensforschung, mailservice@conti.de

Henkel arbeitet auf vielfältige Weise mit innovativen Startup-Unternehmen zusammen. Als externe Partner, die über besonderes fachliches Know-how verfügen, können sie neue Impulse geben – durch den Austausch lernen wir neue Technologien, Anwendungen oder Geschäftsmodelle kennen und entwickeln diese gegebenenfalls gemeinsam weiter. Beispiele für die Zusammenarbeit mit Startup-Unternehmen sind der Abschluss einer Entwicklungskooperation mit dem US-Unternehmen Dropwise Technologies Corp. und die Beteiligung an Vitriflex. VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Rodolfo Quijano, rodolfo.quijano@henkel.com


SPEZIAL

Die Startup Garage, das Accelerator-Programm der Comdirect, unterstützt Startups zu Beginn ihrer Vision. Der Main-Incubator hat den Fokus auf Fintechs im Markteintritt und investierte in sieben Startups. Der Venture-Fonds der Commerzbank (Commerz Ventures) beteiligt sich überwiegend an Unternehmen in der Marktreifephase und tätigte sechs Investments. VC-Fonds: CommerzVentures, Ansprechpartner für Startups: Mariusz C. Bodek (Startup Garage), join@comdirect-garage.de, Christian Hoppe, Matthias Lais (Main Incubator), info@main-incubator.com, Patrick Meisberger, Stefan Tirtey (Commerz Ventures), info@commerzventures.com

Fresenius Medical Care verfügt seit 2015 über einen Venture-Fonds (fmcv.com), und Fresenius Helios betreibt ebenfalls seit 2015 den E-Health Accelerator Helios.hub (helios-hub.com). Zum finanziellen Volumen machen wir keine Angaben. Mit Hubraum hat die Deutsche Telekom seit 2012 einen Inkubator/Accelator für Startups mit Sitz in Berlin, Krakau und Tel Aviv. Investments werden über die Hubraum Fund GmbH getätigt. Es stehen pro Startup bis zu 300.000 Euro zur Verfügung.

VC-Fonds: – Ansprechpartner für Startups: Florian Jehle, contact@fmcv.com, Tobias, tobias.meixner@helios-kliniken.de

VC-Fonds: Deutsche Telekom Capital Partners, 2,0 Milliarden Euro Ansprechpartner für Startups: Axel Menneking, axel.menneking@telekom.de

DER MITTELSTAND GEHT NEUE WEGE Startups und Mittelstand zeigen in Aachen wie Digitalisierung über Crowdfunding funktioniert

A

achen hat sich erfolgreich am Förderwettbewerb des Landes NRW zum Aufbau von landesweit sechs Digitalisierungszentren als DWNRW-Hubs beteiligt. Die Einzigartigkeit der Aachener Bewerbung lag darin, dass die geforderten Eigenmittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus der Region nicht wie üblich durch wenige große Institutionen oder Konzerne gestiftet wurde, sondern auf Initiative des Bundesverbandes IT-Mittelstand (Bitmi) eine öffentliche Crowdfunding-Kampagne zur Aufbringung der Mittel aus dem Mittelstand ausgerufen wurde. Tatsächlich wurde so eine Digitalisierungsbewegung der Region in Gang gesetzt und binnen 40 Tagen konnte der designierte Verein Digitalhub Aachen mehr als 1,5 Millionen Euro von 112 Mitgliedern einsammeln. Hier investiert der Mittelstand also in seine eigene Digitalisierung. Die Beiträge der Mittelständler lagen zwischen 10.000 und 60.000 Euro für drei Jahre. Eine echte Bottom-up-Bewegung. Bei der Digitalisierung der Wirtschaft geht es im Kern um den Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft. Alle Konzepte fordern aber den Mittelstand nicht aktiv

OLIVER GRÜN

Fotos: Bitmi

ist Gründer und CEO der Grün Software AG sowie Präsident des Bundesverband IT-Mittelstand und Präsident des IT-Mittelstand-Europaverbandes European Digital SME Alliance. Seit 2013 ist er Mitglied des Beirates Junge Digitale Wirtschaft der Bundesregierung, in dem sich das Bundeswirtschaftsministerium zu Fragestellungen der digitalen Wirtschaft berät. bitmi.de, aachen.digital

auf, selbst zu investieren, sondern gehen davon aus, der Mittelstand habe ein Erkenntnisproblem und müsse noch von der Digitalisierung überzeugt werden. Am Ende investiert die öffentliche Hand in Förderprojekte, die auf der Management-Ebene der Mittelständler nicht ankommt und schließlich verpufft. Im Aachener Modell haben wir bewiesen, dass es anders geht. Es gibt den digitalisierungswilligen Mittelstand, man muss ihn nur richtig ansprechen. Der Verein Digitalhub Aachen startet nun gerade und verfügt durch den NRW-Landeszuschuss über verdoppelte Mittel, also drei Millionen Euro für die kommenden drei Jahre.

EIN ORT, WO SICH MITTELSTAND UND STARTUPS TREFFEN Um die Digitalisierung tatsächlich vorwärts zu bringen, etabliert der Digitalhub Aachen ein Digitalisierungszentrum, welches Startups und IT-Mittelstand (Enabler der Digitalisierung) und Anwender-Mittelstand und Industrie (User der Digitalisierung) an einem Ort dauerhaft zusammenbringt. „Matching Startup & Industrie“ ist der Leitspruch. Durch eine starke Einbindung der Stadt, der Region und der Exzellenzuniversität RWTH Aachen wird Ingenieurswissen als Deep Tech auf Weltniveau eingebracht. Gerade letzteres unterscheidet den Ansatz von klassischen Digitalisierungsstrategien des Silicon Valley oder Berlins, bei denen allein die digitalen Geschäftsmodelle innovativ sind. Deutschland hat insgesamt die Chance, mehr zu sein als eine Kopie des Silicon Valley. Denn wir können digitale Geschäftsmodelle aufbauend auf unsere Ingenieursprodukte erfinden. In der Kombination können wir im B2B-Sektor die zweite Hälfte des globalen Digitalisierungswettbewerbs noch für uns entscheiden und ein Stück digitale Souveränität mit Hoffnung auf Wohlstand auch noch in 30 Jahren zurückgewinnen. Der Bitmi hat dieses Projekt als Popup-Modell initiiert, da der Verband große Chancen sieht, dies als Vorbild für die Digitalisierung in vielen Regionen Deutschlands zu etablieren.

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SPEZIAL

NAME: Deutsche Telekom AG

PRIVATISIERUNG: 1995

GRÜNDERIN: Bundesrepublik Deutschland

MITARBEITER: 225.243 (Dezember 2015)

STANDORT: Bonn

SERVICE: Die Deutsche Telekom ist in mehr als 50 Ländern weltweit vertreten mit aktuell rund 156 Millionen Mobilfunkkunden sowie 29 Millionen Festnetz- und mehr als 18 Millionen Breitbandanschlüssen.

telekom.com

„WIR BRAUCHEN EINE ANDERE FEHLERKULTUR“ Herr Höttges, wie fördern Sie Innovationen und dass auch verrückte Ideen im Unternehmen geäußert werden dürfen? Die größte unternehmerische Herausforderung für erfolgreiche Unternehmen ist, eine Antwort auf die Frage zu finden: Wie schaffen wir die nächste Welle der Innovation? Auch bei High-Tech-Unternehmen fangen Menschen auf einmal an, das erfolgreiche Geschäftsmodell zu schützen und das Neue nicht mehr zuzulassen. Die Professoren der Stanford University unterscheiden zwischen der blauen Welt, das ist die alte, erfolgreiche Welt, wo mit etablierten Geschäftsmodellen viel Geld verdient wird, und den grünen Welten, das sind die Innovationswelten, die disruptiv sind zu der bestehenden Struktur. Wir fragen uns bei der Telekom: Wie bekommen wir mehr – wenn Sie so wol-

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len – grüne Elemente in die blaue Welt? Das geht nur, wenn die alte Welt das will. Aber diese blaue Welt ist darauf trainiert, die bestehende Welt immer besser zu machen. Damit allein schaffen Sie aber keine grundlegenden Innovationen. Das zu ändern, daran arbeiten wir. Deshalb haben wir zum Beispiel für alle Führungskräfte die Zielesystematik geändert: Früher haben wir gefragt, was der einzelne Manager tun muss, um erfolgreich zu sein. Heute geht es daneben auch darum, wie er seine Ziele erreicht. Was müssen die Manager tun? Wir haben drei Führungsprinzipien eingeführt: innovate, collaborate, empower to perform. Jeder Manager muss sich im Rahmen von 360-GradFeed­b acks von Mitarbeitern und anderen Managern bewerten lassen: ‚Wie offen bist du bei der Zusammenarbeit mit anderen?‘, lautet beispielsweise eine der Fragen. Ich bin zutiefst überzeugt, Innovation entsteht nur dann, wenn diejenigen, die die große Maschinerie antreiben, Innovation wirklich permanent einfordern. Jeder in seinem Bereich kann sich kontinuierlich fragen: ‚Was tue ich, um mein Geschäft zu verändern?‘ Wenn dieser Me-

chanismus in den Köpfen der Menschen verankert ist, dann entsteht ein Pull-Effekt, eine starke Nachfrage nach Innovationen. Und das dritte Prinzip? Empower to Perform. In der neuen Welt besteht die Rolle des Chefs nicht mehr nur darin zu kontrollieren. Man muss den Leuten auch Freiräume geben, um ihre eigenen Ideen zu verwirklichen. Wie gehen Sie bei der Telekom mit Fehlern um? Wir brauchen bei der Telekom eine andere Fehlerkultur. Das heißt nicht, dass wir applaudieren, wenn etwas nicht funktioniert hat. Aber es darf keine Angst geben, Fehler zu machen. Wenn etwas schiefgeht, muss sauber aufgearbeitet werden, was schiefgegangen ist und was wir für den nächsten Fall daraus lernen können. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer in der Führungsmannschaft, weil er eine innovative Idee hatte, die gescheitert ist, seinen Arbeitsplatz verloren hat. Und verbunden damit ist eine Widerspruchskultur. Chefs müssen aushalten können, dass Mitarbeiter Nein sagen und andere Lösungen anbieten.

Fotos: Jann Venherm, Deutsche Telekom

Telekom-Chef Tim Höttges über Innovation im Konzern, Reisen ins Silicon Valley und die blaue Welt


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„Scheitern macht nie Spaß“, sagt Telekom-Chef Tim Höttges. Aber Scheitern müsse auch bei der Deutschen Telekom erlaubt sein, fordert er.

Wie viel grüne Welt steckt in der Telekom? Die Deutsche Telekom ist und wird kein Startup-Unternehmen. Das wollen wir auch nicht. Wir haben eine eigene Identität, auf die wir stolz sind, und auf der entwickeln wir uns weiter. Für mich ist wichtig, dass wir dort, wo wir mit etablierten Geschäftsmodellen gutes Geld verdienen, dennoch Innovation einfordern. Jeder kann in seinem Bereich sein Geschäft neu erfinden und verändern. Eine Buchhaltung kann das mit modernen ERP-Systemen und Digitalisierung. Ist eine Kommunikationsabteilung heute noch dazu da zu kontrollieren, ist sie der Flaschenhals, der Pressemitteilungen freigibt oder befähigt oder ermutigt sie Mitarbeiter, im Sinne des Unternehmens in ihren Communities zu kommunizieren? Das sind sehr grundlegende Fragen, mit denen wir uns beschäftigen. Wie setzen Sie das um? Ich lerne ständig dazu und bilde mich weiter, unter anderem an der Stanford University. Ich habe mich sehr intensiv mit dem Silicon Valley beschäftigt und ich ermutige auch meine Kollegen, das zu tun. Letzten Sommer sind wir mit 60 Top-Führungskräften rüber geflogen und haben zugehört und gelernt. Diese Leute vermitteln ihre neu gewonnenen Kenntnisse an ihre Kollegen in Deutschland – unter anderem durch ihre Blogs aus dem Valley in unserem Enterprise Social Network, auf dem mittlerweile 120.000 Mitarbeiter registriert sind. So setzen sie einen Prozess der Veränderung in Gang. Wir bieten Kurse an, wir machen Vortragsreihen, wir probieren neue Formate aus: An unserem MOOC (Massive Open Online Course) in diesem Frühjahr

haben mehrere 1000 Mitarbeiter teilgenommen. Design Thinking ist heute bei der Telekom kein Fremdwort mehr. Und was kommt dabei heraus? Bleiben wir bei Design Thinking: Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass das eine derartige Resonanz im Unternehmen findet. Wir waren noch nicht zurück in Bonn, da hatten sich schon die ersten Communities gegründet. Es gibt jetzt eine Gruppe von Mitarbeitern, die anderen Teams helfen, die Tools und Skills für Design Thinking zu lernen. In der Produktentwicklung, im Personalbereich, in der Kommunikation – in allen Bereichen etablieren sich zunehmend neue Denkweisen.

„CHEFS MÜSSEN AUSHALTEN KÖNNEN, DASS MITARBEITER NEIN SAGEN“ Reichen dafür zehn Tage in Stanford? Wir suchen Inspiration und Ansatzpunkte, wie wir unsere Arbeit besser machen können: Wir haben die Vorstandssitzung verkürzt, um anschließend einen MOOC zu machen, Kurse über künstliche Intelligenz und Ambidextrie – das ist das Thema mit der blauen und der grünen Welt. Neulich erzählte mir unser Finanzchef Thomas Dannenfeldt beim Mittagessen, dass er in einer selbstorganisierten Gruppe Programmieren lernt. Das hätte es vor zehn Jahren bei der Telekom so nicht gegeben, dass sich jemand aus dem

Vorstand mit den Programmierern hinsetzt und sagt: ‚Erklärt mir mal wie das funktioniert.‘ Welche Rolle spielt das T-Lab dabei? Fast alle Innovationen, die wir momentan in unseren Betrieben einsetzen, kommen über die T-Labs. Die Labs probieren Ideen aus und versuchen, sie zu skalieren. Und wenn sie skalierbar sind, dann werden sie eingeführt, zum Beispiel unsere Kommunikationsplattform Immmr. Ich habe viele Produkte der Telekom erlebt, die sehr lange entwickelt wurden und dann wollte sie keiner. Scheitern macht nie Spaß. Egal ob Sie ein Startup oder die Deutsche Telekom sind. Auch andere scheitern, das kriegen Sie gar nicht mit. Wenn die Telekom etwas macht und das nicht am Markt reüssiert, dann stellen Sie die Nachfrage. Vielleicht ist auch das ein Grund, dass wir mehr Angst vorm Scheitern haben als vielleicht ein kleiner Entwickler. Aber das, was wir den Startups zugestehen, sollten wir auch der Telekom zugestehen: Scheitern ist erlaubt. Welche Rolle spielen Partner und Startups im Innovationsprozess der Telekom? Partnerschaften sind für uns strategischer Imperativ! Der Dialog mit den Startups hilft uns, besser zu verstehen, wo wir uns ändern müssen, wo wir besser werden müssen. Die uneingeschränkte Fokussierung auf den Kundennutzen, ist zum Beispiel etwas, was wir uns von Startups abschauen können. Es wäre ein Trugschluss zu sagen: Die Telekom macht 72 Milliarden Euro Umsatz, also hat ein Startup mit 100 Millionen Funding – und das ist ja schon ein erfolgreiches – für uns keine Relevanz. Den Fehler hat die Industrie in der Vergangenheit gemacht und schmerzhafte Lehren ziehen müssen: Nehmen Sie Whatsapp. Das Unternehmen hat ein paar 100 Mitarbeiter und eine zugegebenermaßen ziemlich

Der Hubraum in Berlin: Hier sitzen Startups und hier ist auch die Innovation Arena der Telekom.

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perfekte Plattform. Überheblichkeit hat die Industrie Milliarden gekostet. Das ist der Kampf der grünen gegen die blaue Welt? Exakt. Den haben wir dauerhaft. Deswegen sind Startups für uns extrem wichtig. Wir machen Start­ ups von innen, aber wir brauchen die Dynamik und die Kraft von außen. Wir brauchen das Ökosystem, wir müssen als verlässlicher Partner gesehen werden, der eine Win-Win-Situation kreiert. Unser Anspruch ist zum Beispiel, standardisierte Schnittstellen zu haben. Das sind etwa Abrechnungs- oder Authentifizierungsmöglichkeiten. Weil wir hier standardisiert haben, können wir schneller mit Startups kooperieren. In sechs Wochen sind sie bei uns im Ökosystem drin. Wo ist der Eingang zu Ihrem Ökosystem? Der Eingang ist das Partnermanagement. Wir haben eine große Partnerorganisation mit Büros in Palo Alto, Tel Aviv, Berlin und Osteuropa.

Was ist die strategische Ausrichtung von DT Capital Partners? Es ist der größte Venture-Capital-Fonds, den es momentan in der Industrie gibt: DT Capital Partners in Hamburg hat zwei Milliarden Euro unter Management. Die Investments dort folgen zu einem viel späteren Zeitpunkt als beim Hubraum.Jedes große Unternehmen hat heutzutage einen Venture-Fonds. Unser Venture-Arm gehört aber zu 51 Prozent dem Management und nur zu 49 Prozent der Deutschen Telekom. Wir finanzieren einen Teil des Fonds, aber das Management muss sein persönliches Geld mitinvestieren. Jede Investition ist mit einem persönlichem Commitment verbunden. Wir haben die gleichen finanziellen Anreize wie Sequoia, Andreessen Horowitz, Accel oder Softbank. Und dadurch haben wir nicht mehr die Gefahr, dass ein Corporate Corporate-Geld ausgibt, sondern es geht hier um eine hohe, unternehmerische Leistung bei der persönliches Kapital involviert ist. Und das ist eine ganz andere Qualität. Wie steuern Sie das? Bis zu 75 Millionen Euro kann DT Capital Partners allein investieren, darüber muss es in den Vorstand, respektive den Aufsichtsrat der Telekom. Was waren die entscheidenden Investments der letzten Zeit? Der Start der DT Capital Partners war sehr gut, deutlich besser als erwartet. Die Firma ist für die nächsten drei Jahre finanziert, komplett. Es gab zwei große Exits: Nexmo, eine Plattform für Messaging-Service,

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und Replay Technology, eine israelische Firma, die eine dreidimensionale Videotechnik entwickelt hat. Hier wird ein sehr aktives Portfoliomanagement betrieben. Unser großes Vorbild ist Softbank, mit dem wahrscheinlich erfolgreichsten Corporate Venture, das es bisher in der Welt gibt. Was fehlt dem europäischen Ökosystem? Ich bin zutiefst überzeugter Europäer. Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der Wohlstand der Generation unserer Kindern von der Digitalisierung abhängen wird. Wenn wir in Europa nicht die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, dann werden wir zur Kolonie. Zur Datenkolonie von amerikanischen und asiatischen Unternehmen. Die Raffinerie, die Veredelung der Daten findet dann außerhalb von Europa statt und damit auch die Wertschöpfung. Wir müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen – das ist ein politischer Appell. Europa ist überreguliert. Wir können nicht für jedes Anwendungsszenario die Gesetze vorher antizipieren, definieren, europäisch standardisieren und dann hoffen, dass die Unternehmer sich da entsprechend draufsetzen. Wir brauchen mehr Freiheiten, auch für die Startups, gerade in dem Bereich von Analytics und Machine Learning, um die Kraft dieser Innovationsleistung hier zu realisieren. Wenn ich Startups frage, wo sie ihre Produkte hosten, antworten fast alle: in der Amazon-Cloud. Ärgert Sie das nicht? Nein. Erstens ist die Amazon-Cloud ein sehr gutes Produkt und mit Abstand weltweiter Marktführer. Aber wir können es besser und wir können es sicherer. Bei unserem Open-Telekom-Cloud-Produkt, das wir jetzt bauen, werden die Daten immer hier in Deutschland gehostet. Wir arbeiten daran, die gleiche Funktionalität, Skalierbarkeit und Applikationen anzubieten. Und wir können das Produkt günstiger als der Marktführer anbieten. Wir glauben, dass wir zusammen mit unserem Partner Huawei perspektivisch einen Teil des Kuchens abbekommen. Es kann nicht nur einen geben. Wettbewerb tut auch Amazon gut.

Was ist gut für den Wettbewerb? Ich hoffe, dass wir politische Rahmenbedingungen haben werden, die noch mehr Kraft von allen Beteiligten in dem Ökosystem freisetzen werden. Ich sehe viele gute Entwicklungen. Die Idee der Startup-Finanzierung halte ich für einen richtigen Schritt. Dass man Verlustvorträge weiter nutzen kann, auch wenn ein Unternehmen gescheitert ist, kommt jetzt hoffentlich. Wir haben eine Datenschutzgrundverordnung, die zumindest die Rahmenbedingungen regelt, unter denen wir Big Data machen für die 28 Länder in Europa. Die möglichst einheitliche Ratifizierung und die Umsetzung müssen jetzt noch erfolgen. Es passiert etwas. Und wir sind auf dem Weg. Aber es muss natürlich noch schneller gehen. Wenn es uns gelingen würde, die Telekommunikationsmärkte zu deregulieren und wirklichen Infrastrukturwettbewerb zu schaffen, ohne regulierten Wettbewerb wäre das der größtmögliche Innovationstreiber.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

TIMOTHEUS HÖTTGES ist seit Januar 2014 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. Im Konzernvorstand sitzt er bereits seit 2009, wobei er zuvor das Ressort Finanzen und Controlling verantwortete. Zur Telekom kam der 54-Jährige im Jahr 2000 als Geschäftsführer der Mobilfunktochter T-Mobile. Höttges hat in Köln Betiebswirtschaftslehre studiert. Fotos: Jann Venherm

Welche Rolle spielt der Hubraum in Ihrer Strategie? Wir haben alle Phasen der Wertschöpfung von Innovation besetzt. Der Hubraum ist Early Stage. Es gibt ihn übrigens nicht nur in Berlin, sondern auch in Tel Aviv und Krakau. Er hilft uns, Unternehmen in der Frühphase zu unterstützen: mit Seed-Finanzierung, Experten-Know-how und Zugriff auf die Infrastruktur der Telekom, um ihre Services auszuprobieren. Da ist noch nicht sicher, ob das jemals ein Unternehmen wird.


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DIGITALISIERUNG EINKAUFEN Florian Heinemann erklärt, warum es sich lohnt, die Kompetenzen extern aufzubauen FLORIAN HEINEMANN ist Founding Partner bei dem Berliner Frühphaseninvestor und operativen Venture-Capital-Fonds Project A Ventures. Er hat selbst mehrere Unternehmen gegründet und war auch Geschäftsführer bei Rocket Internet. Außerdem ist Florian Heinemann Business Angel und Investor der Tomorrowland GmbH, der Holding des Verlags NKF Media GmbH.

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anz oder gar nicht“ — so könnte die Devise für etablierte Unternehmen lauten, die sich aufgrund veralteter Strukturen und Technologien mit der Frage der Digitalisierung auseinandersetzen müssen. Doch das Aufbrechen oder gar Abschaffen bestehender Strukturen, in deren Aufbau viel Zeit und Geld geflossen sind, fällt in den seltensten Fällen leicht. Zudem ist eine entsprechende Transformation der Unternehmensstrukturen, die oftmals auch politisch aufgeladene Umstrukturierungsprozesse mit sich bringt, kaum mit dem Anspruch vereinbar, gleichzeitig firmenintern branchenführende Digitalkompetenzen aufzubauen. Aber gerade diese sowie eine kontinuierliche Weiterentwicklung der digitalen Wertschöpfung sind von entscheidender Bedeutung, wenn es um die Zukunftsfähigkeit vieler Geschäftsmodelle geht. Denn etablierte Unternehmen müssen mit den immer kürzer werdenden Innovations- und Entwicklungszyklen der Digitalbranche Schritt halten, wenn sie ihre Marktstellung langfristig behaupten wollen. Und dies gilt nicht allein für Unternehmen, deren Kernprodukte von der Digitalisierung betroffen sind, sondern auch für Firmen, bei denen dies lediglich auf die unterstützenden Wertschöpfungsketten zutrifft. Alles in allem dürfte es hier also kaum Ausnahmen geben.

Fotos: Saskia Uppenkamp

WAGNIS DIGITALISIERUNG Wie können sich also Unternehmen, deren systematische Überlebensfähigkeit durch die Effekte der zunehmenden Digitalisierung bedroht ist, für die Zukunft wappnen? Klar ist, dass investiert werden muss. Weit weniger klar ist, wo und wie. Die zunächst naheliegendste Option scheinen Investitionen in die digitale Transformation der eigenen Organisation zu sein. Doch digitaler werden allein reicht für viele Unternehmen nicht aus, um auf lange Sicht konkurrenzfähig zu bleiben. Oftmals ist es gerade die überlegene operative Kompetenz im Digitalbereich, die Firmen eine Differenzierung ermöglicht und Wettbewerbsvorteile verschafft. Die Umschulung bestimmter Mitarbeiter und die Umstrukturierung bestimmter Prozesse führt

in der Regel längst nicht zu der notwendigen Best-in-class-Digitalkompetenz. Hinzu kommt, dass eine mittel- bis langfristige Digitalstrategie in den wenigsten Fällen zielführend ist, da sie einerseits den immer kürzer werdenden Veränderungszyklen in diesem Bereich nicht gerecht wird und andererseits ihre effiziente Umsetzung im Grunde die Kompetenzen voraussetzen, deren Aufbau gerade Ziel der Strategie ist. Berücksichtigt man die den Transformationsprozessen inhärente Latenz, die sich daraus ergibt, dass bis dato etablierte und festgefahrene Strukturen aufgegeben und neue adaptiert werden müssen, so scheint die gleichzeitige Bewerkstelligung der digitalen Transformation und des Aufbaus führender Digitalkompetenzen in einer organisatorischen Einheit kaum im Rahmen des Möglichen zu liegen.

GEZIELT AKQUIRIEREN Eine in vielen Fällen sinnvolle Option ist es demnach, den Kompetenzaufbau im Digitalbereich aus der Organisation auszukoppeln. Hier bietet sich eine Vielzahl an Handlungsoptionen an, wobei es sehr vom jeweiligen Unternehmen beziehungsweise der Branche sowie der Höhe des zur Verfügung stehenden Kapitals abhängt, welches Vorgehen am zielführendsten ist. Ganz allgemein lässt sich jedoch sagen, dass in diesem Zusammenhang ein sich ergänzendes Zusammenspiel etablierter Unternehmen mit Nachholbedarf im Digitalbereich und digital aufgestellten Startups, die qua Definition technologische, wirtschaftliche und auch methodische Innovationen mitsichbringen, sinnvoll und wünschenswert ist. Während etablierte Unternehmen finanzielle Mittel bereitstellen können, die von Startups dringend benötigt werden, bieten diese das passende agile Umfeld für Innovationen im Digitalbereich – ein systematischer Ansatz der Zusammenarbeit bedeutet eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Doch wie kann ein derartiges Verhältnis konkret aussehen? Für Unternehmen, die einen niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag in Digitalisierungsmaßnahmen investieren können, scheinen gezielte Akquisitionen und damit der gezielte Einkauf relevanter Kompetenzen in den meisten Fällen die zielführendste Maßnah-

me zu sein. Denn Minderheitsbeteiligungen, egal ob direkt oder über Fonds-Vehikel, ermöglichen in der Regel nicht das notwendige Maß an Wissens­ transfer und Einflussnahme – selbst, wenn sie finanziell vielversprechend sein können. Gezielte Akquisitionen hingegen können als Nukleus für den Wandel des aktuellen Geschäftsmodells oder den Aufbau eines Neugeschäfts dienen. Diese Option stellt sicherlich die schnellste und einfachste Möglichkeit des Kompetenzaufbaus dar, jedoch ist sie auch die teuerste, da der Einkauf nur Sinn macht, wenn sich das entsprechende Startup bereits in einer fortgeschritteneren Phase befindet und die initialen Hürden bereits überwunden wurden. Besonders im Digitalbereich lässt sich nur schwer einschätzen, welche Neuentwicklungen und Technologien sich durchsetzen werden. Wenn also nicht gerade in ein breiter gefächertes Spektrum an jungen Unternehmen investiert wird, macht es deshalb Sinn, Startups zu akquirieren, deren Geschäftsmodell oder Technologie sich bereits bewährt hat. Der Aufbau eines diversifizierten Portfolios ist für einige Unternehmen sicherlich eine gangbare Alternative zu gezielten Akquisitionen, jedoch muss hier mit erheblichem Mehraufwand gerechnet werden – zum einen im Hinblick auf das Portfolio-Management, zum anderen muss besonders bei Minderheitsbeteiligungen die Rückführung von Kompetenzen in die eigene Organisation gewährleistet sein, sollen diese nicht allein finanziell lohnenswert sein.

KOMPETENZEN IM UNTERNEHMEN AUFBAUEN Verschiedene Formen der Beteiligung, Akquisitionen, reine Kundenverhätnisse oder der Aufbau eines dedizierten Tech-Hubs: Die gesamte Klaviatur an externen Maßnahmen kann Sinn machen, sofern gewährleistet ist, dass diese den unternehmensinternen Kompetenzaufbau fördern oder den Aufbau des Neugeschäfts ermöglichen. Um in diesem Sinne gewinnbringend zu investieren, sollte ein Experte inhouse beurteilen können, welche Kompetenzen sinnvoll eingekauft werden sollten. Der Kriterienkatalog sollte weniger am potenziellen Gewinn als an der Relevanz der Kompetenzen und Technologien ausgerichtet werden.

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SPEZIAL

NAME: Makerist

GRÜNDUNG: 2013

GRÜNDER: Axel Heinz und Amber Riedl

MITARBEITER: 36

STANDORT: Berlin-Treptow

SERVICE: Handarbeitsschule im Internet makerist.de

„DAS IST DIE POWER OF INTRO“ Amber, wofür braucht man eine Handarbeitsschule im Internet? Amber: Makerist soll nicht nur eine Schule, sondern eine Destination für Handarbeit sein und alles bieten, was man für das Selbermachen braucht. Das beginnt bei den Video-Kursen, geht über den Anleitungsmarkt, wo man neue Projekte findet, bis zum Verkauf der Materialien für die Projekte. Wie viele Nutzer habt Ihr im Moment? Amber: Wir haben unterschiedliche Nutzer: Da sind zum einen die Besucher auf unserer Website, dann die Mitglieder unserer Community, die hauptsächlich über unsere Facebook-Seiten kommen, die Abonnenten unserer Newsletter und schließlich die Kunden, die Material, einen Videokurs oder

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ein E-Book kaufen. Wir haben im Monat ungefähr zwei Millionen Visits auf unserer Seite, etwa 600.000 Facebook-Fans in Deutschland, 315.000 Newsletter-Abonnenten und über 550.000 bei Makerist registrierte Nutzer. Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus? Amber: Wir haben drei Revenue Streams: Die Video-Kurse sind Paid Content, den wir selbst produzieren. Das machen wir in enger Absprache mit den Kreativen aus unserem Netzwerk, die am Gewinn der jeweiligen Kurse beteiligt sind. Dann haben wir Aggregated Content, den wir nicht selbst produzieren, sondern hier bieten wir E-Books und Anleitungen von kreativen Designern an. Die dritte Einnahmequelle ist das Material, das wir passend dazu verkaufen. Wir versuchen, die Sachen gut miteinander zu verknüpfen, um Cross-Selling-Effekte zu erzielen. Der Newsletter kostet nichts? Amber: Nein, aber der Newsletter ist für uns ein super Kanal, um neue Käufer zu gewinnen. Und wir können sehr genau sehen, wofür sich die Leser interessieren, um ihnen dann Angebote zu schi-

cken, die noch besser zu ihnen passen. Wir haben neben den drei Revenue Streams – Kurse, Anleitungen und Material – auch innerhalb dieser Bereiche unterschiedliche Verticals – Nähen, Stricken, Häkeln, Schnittkonstruktion, Patchwork und Torten dekorieren. Wir können die Nutzer genau auf ihre Interessen ansprechen. Ihr habt gerade eine Finanzierung von fünf Millionen Euro erhalten. Das ist nicht gerade wenig. Was habt Ihr damit vor? Amber: Vor allem wollen wir neue Marketingkanäle erschließen. Wir starten unseren ersten TVSpot und testen, ob das für uns ein guter Kanal sein kann. Wir interessieren uns auch stark für die Zielgruppe, die wir über die Gruner-+-Jahr-Medien erreichen können. Da werden wir einiges in Print und Digital buchen; vor allem die Leser von Brigitte sind für uns interessant. Außerdem wollen wir die Videoproduktion ausbauen, auch das ist ein teurer Posten. Wir haben bereits erste Fortschritte in der Internationalisierung gemacht und haben jetzt eine französische und eine englische Website. Diese richtig zu pushen, wird ein weiteres To-do mit dem neuen Geld sein.

Fotos: Jann Venherm, Makerist

Amber Riedl von Makerist und Julia Köster von G+J Digital Ventures über Vertrauen, Chancen und neue Märkte


SPEZIAL

Investorin und Gründerin: Julia Köster (l.) von G+J Digital Ventures hat mit anderen VCs im Oktober fünf Millionen Euro in Amber Riedls Unternehmen Makerist investiert.

Julia, G+J Digital Ventures hat gerade investiert. Was erwartet Ihr von Makerist? Julia: Do-it-Yourself ist seit ein paar Jahren ein starker Trend im Markt. Gruner + Jahr ist sehr nah an dem Thema mit Publikationen wie etwa Brigitte, Flow, wo es um Papier- und Bastelarbeiten geht, oder auch Couch, das zuletzt ein großes DIY-Special herausgebracht hat. Für Makerist ist es ein logischer Schritt, jetzt seine spitze Zielgruppe zu erweitern und über die Gruner-+-Jahr-Medien mehr Reichweite zu erzielen. Aus unserer Sicht macht es daher viel Sinn, genau an diesem Punkt einzusteigen. Wir sind in Deutschland auf jeden Fall der richtige Ansprechpartner für Makerist – auch für die Internationalisierung, denn wir können zum Beispiel über Prisma Media einen sehr guten Zugang zum französischen Markt bieten. Was kann Gruner+Jahr einem Startup wie Makerist noch bieten? Julia: Neben dem finanziellen Investment schreiben wir immer auch ein Mediaticket, das klassische Werbung beinhaltet – also Anzeigenschaltung online wie offline. Wir glauben fest daran, dass unsere Medialeistung an einem gewissen Punkt eine enorme Hebelwirkung für den Erfolg eines Unternehmens haben kann. Und schließlich stellen wir Kontakte zu relevanten Kollegen aus den operativen Bereichen bei Gruner + Jahr und auch bei Bertelsmann her. Amber hat das bereits erlebt. Sie hat jahrelang versucht, an die Brigitte-­ Redaktion heranzukommen, und es ist ihr nie so richtig gelungen. Als klar war, dass wir mit G+J Digital Ventures investieren werden, haben wir für Makerist

ein Meeting mit den verschiedenen Chefredakteuren und Produktverantwortlichen der relevanten Marken organisiert und ein Intro gemacht – ab da konnte Makerist dann selbst mit den G+J-Kollegen sprechen und sie überzeugen. Das ist ein weiterer Kern-Benefit von G+J Digital Ventures: Wir öffnen Türen zu den richtigen Ansprechpartnern im Konzern und ermöglichen so gegenseitiges Lernen.

„WIR HABEN EIN PATENSYSTEM ETABLIERT“ Amber: Das ist die Power of Intro. Wir machen eigentlich eine sehr erfolgreiche Pressearbeit, um die Aufmerksamkeit von Brigitte haben wir wirklich lange gekämpft. Jetzt merken wir auf einmal, dass es leichter wird. Ich bin seit Ende September, also bevor das Investment unterschrieben worden ist, schon mehrmals in Hamburg bei Gruner + Jahr gewesen und habe mich mit entscheidenden Redakteuren und Vertriebsleuten getroffen. Für uns ist es ein wichtiges Ziel, unsere Videoinhalte bei Brigitte.de zu platzieren. Unsere Videokäufer sind unsere besten Käufer mit dem höchsten Umsatz. Aber die Hürde, jemanden zu überzeugen, für ein Video Geld auf den Tisch zu legen, ist hoch. Da kann uns eine Plattform wie Brigitte.de sehr helfen. Wie gestaltet Ihr die Zusammenarbeit? Julia: Wir haben ein Patensystem etabliert. Es gibt also eine zentrale Person aus dem operativen Geschäft bei Gruner + Jahr, die Ansprechpartner für Amber und ihr Team sein wird, um mögliche Ko-

operationen, Fragen, Anregungen zu diskutieren. Dabei wird Gruner + Jahr auch vom Austausch mit Makerist profitieren, neue Geschäftsmodelle kennenlernen und Markttrends aus einer anderen Perspektive sehen. Darüber hinaus gibt es einen Ansprechpartner bei der Vermarktungsgesellschaft EMS, der für die Mediaplanung zuständig ist und gemeinsam mit Makerist die Aussteuerung der Media optimiert. Wir erstellen vor Einstieg gemeinsam mit dem Startup einen Mediaplan, den wir mit den Learnings aus den ausgelieferten Kampagnen dann immer weiter optimieren. Wir wollen mit unserer Media einen maximalen Beitrag zum Erfolg unserer Beteiligung liefern. Was ist Euer Ziel? Julia: Wir schauen auf Makerist, wie es jeder andere VC auch tun würde: Unser Ziel ist, dass Makerist erfolgreich wächst und irgendwann gewinnbringend für alle Beteiligten verkauft werden kann und wird. Was habt Ihr Euch für 2017 vorgenommen? Julia: Wir wollen uns weiter etablieren und bekannter werden, unser Netzwerk vergrößern. Bis jetzt hat das schon gut geklappt. Als nächstes würden wir gern Pi mal Daumen drei bis vier Investments pro Jahr machen. Amber, was ist Dein großes Ziel fürs kommende Jahr? Amber: Wir wollen Makerist in Richtung Profitabilität führen. Nach der Finanzierung haben wir erst einmal genug Geld und können uns wieder auf die Company fokussieren und nicht mehr auf das Funding. Das hat wahnsinnig viel Zeit in Anspruch genommen.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

Spaß an Kreativität: Amber Riedl gründete Makerist 2013 gemeinsam mit Axel Heinz.

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SPEZIAL

Leipzig. Viele verschiedene Parteien sind dabei involviert. Wir erfinden das Geschäftsmodell insofern nicht neu, bilden aber diese volle Wertschöpfungskette digital ab. Ihr seid also etwas wie Helpling für Fracht? Es geht weit darüber hinaus: Wir sind der OneStop-Shop für den Kunden und übernehmen die Verantwortung für den weltweiten Frachttransport von Tür zu Tür. Hierfür haben wir grundlegende digitale Prozessinnovationen integriert.

„FRACHT BUCHEN IST BEI UNS EXAKT WIE FLUG BUCHEN“ Ferry Heilemann erklärt, wie Freighthub das Speditionsgewerbe digitalisiert Ferry, was ist die größte Herausforderung, wenn man das Speditionsgewerbe digitalisieren will? Das Speditionsgewerbe ist noch immer ein sehr analoges Geschäft. Sehr viele Prozesse laufen papierbasiert. Wir kommen jetzt mit einer digitalen DNA in diesen Markt und natürlich bohren wir hier ein dickes Brett – zum Beispiel, wenn wir digitale Schnittstellen verbinden wollen, uns aber von der anderen Seite der Screenshot einer Excel-Tabelle übermittelt wird. Wir sind insofern abhängig von den Partnern, mit denen wir zusammenarbeiten. Unsere Mission ist es, eine digitale Ebene quer durch die gesamte Wertschöpfungskette einzuziehen. Wie ist es für Euch als Neulinge, in dieser konservativen Branche Fuß zu fassen? Das Thema Digitalisierung ist nicht erst seit zwei oder drei Jahren aktuell und es erfasst alle Branchen, auch das Logistik- und Speditionsgewerbe. Das ist den Firmen und Managern auch bewusst. So gesehen werden wir generell mit offenen Armen empfangen. Die Leute wissen, dass sie sich generell in diese Richtung entwickeln müssen und es für niemanden im Markt Sinn macht, sich vor der digitalen Transformation wegzuducken.

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Wie seid Ihr gestartet? Wir hatten zuerst den Gedanken, das Thema als Software as a Service aufzubauen, den bestehenden Speditionen also nur ein Software-Tool anzubieten, damit sie sich dann selbst ein Stück weit von innen automatisieren können. Es hat sich aber herausgestellt, dass wir damit sehr viel individuellen Aufwand gehabt hätten, weil alle Spediteure ihre eigenen Legacy-IT-Systeme haben und wir diese dann jeweils hätten anpassen oder sogar ersetzen müssen. Dadurch wäre das Business nicht besonders gut skalierbar gewesen und hätte Agentur-Charakter gehabt. Deswegen haben wir jetzt die aus unserer Sicht ideale, digitale Speditionslösung selbst gebaut, anstatt Software an bestehende Spediteure zu verkaufen. Wir sind selbst eine vollwertige Spedition, die aber eine komplett digitale Perspektive hat und nicht mit alten Prozessen und IT-Systemen arbeitet. Wir haben von Anfang an das Produkt entlang der Kundebedürfnisse abgeleitet, die wir im Gespräch mit hunderten potenziellen Kunden eingeholt haben. Ihr habt aber keine LKWs oder Schiffe? Korrekt. Wir sind Vermittler. Wenn ein Kunde zwei Container voll mit Schuhen von China nach Leipzig befördern will, braucht er zuerst eine Trucking-Firma, die den Container von der Fabrik etwa in Shenzhen zum Hafen bringt. Dann muss jemand vor Ort die Zölle und alle Formalitäten erledigen und die Container auf das Schiff heben. Dann folgt die Schiffsroute, dann wieder der Zoll in Hamburg und erst dann fährt die Ware mit einem Truck nach

Wie sieht Euer Geschäftsmodell aus? Es ist ganz einfach und transparent für den Kunden: Auf den Buchungspreis addieren wir die marktüblichen zehn bis 20 Prozent Handling-Gebühr – abhängig vom Volumen und auch von der Größe des Kunden. Seid Ihr günstiger als andere Speditionen? Unser Ziel ist nicht, der günstigste am Markt zu sein. Unser Ziel ist es, eine transparentere Leistung, eine bessere Usability und einen einfacheren und schnelleren Prozess anzubieten – zu einem guten Preis. Das Geschäft ist deutlich komplexer als E-Commerce. Macht es Spaß? Es ist in der Tat deutlich komplexer als ein einfacher E-Commerce-Shop. Die Herausforderung gefällt uns sehr gut. Wir haben uns Topleute aus der Logistik-Wirtschaft, beispielswiese von Kühne + Nagel und DHL, geholt und kombinieren das mit Berliner Digital-Kompetenz.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

FERRY HEILEMANN ist gemeinsam mit Erik Muttersbach (CTO), Michael Wax (CCO) und Fabian Heilemann Mitgründer von Freighthub. Der 30-Jährige ist in Hameln geboren und hat an der WHU in Koblenz studiert und unmittelbar danach im Jahr 2009 gemeinsam mit seinem Bruder Dailydeal gestartet. Seitdem ist er als Digitalunternehmer und Investor in Berlin aktiv.

Fotos: Jann Venherm

Digitalunternehmer: Ferry Heilemann hat mit seinem Bruder Dailydeal gegründet und geht nun eine neue Branche an.

Fracht buchen ist jetzt wie Flug buchen? Fracht buchen ist bei uns exakt wie Flug buchen! Man kann einen guten Vergleich ziehen zum Personentransport. Vor 20 Jahren ist man auch noch ins Reisebüro gegangen, um einen Flug zu buchen. Heute macht man es in drei Minuten online. Wir vermitteln nicht nur, sondern wir verbessern auch die User Experience und den Gesamtprozess extrem.


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„BEI ALLER EUPHORIE: GESUNDES WACHSTUM ERFORDERT STRUKTUR“ Der Berater Thorsten Grobler spricht im Interview über Geschwindigkeit beim Wachstum, Change Management und die Frage, warum es sich für Startups lohnt, Kompetenzen extern einzukaufen Herr Grobler, Sie beraten vor allem Wachstumsunternehmen. Vielleicht können Sie sich kurz vorstellen? Seit mehr als 20 Jahren unterstütze ich branchenübergreifend stark wachsende Unternehmen beim Erreichen ihrer Ziele. Das Spektrum reicht von klassischen Startups bis hin zu etablierten Firmen. In allen Rollen – sei es als Berater, Interim-Manager, Coach, Beirat oder Investor – liegt ein wesentlicher Erfolgsfaktor meiner Arbeit darin, die professionellen Instrumente etablierter, erfolgreich gewachsener Unternehmen mit der Dynamik und Gestaltungskraft junger Unternehmer zu kombinieren, um auf diese Weise die unternehmerische Energie in die richtigen Bahnen zu lenken.

„DER ERFOLGSFAKTOR IST, INSTRUMENTE ETABLIERTER MIT DER DYNAMIK JUNGER UNTERNEHMER ZU KOMBINIEREN“

Fotos: Jörg Petry

Welche Charakteristika kennzeichnet ein Wachstumsunternehmen? Alle Wachstumsunternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Geschäftsaktivitäten sehr schnell und sehr stark ausbauen. Die Erfolgreichen unter ihnen finden die Balance zwischen schnellem und nachhaltigem Wachstum. Worauf müssen Unternehmen in der Anfangsphase am meisten achten? Gerade in der Anfangsphase sind die finanziellen Mittel besonders wichtig, um dynamisch wachsen und den Bekanntheitsgrad des Unternehmens deutlich ausbauen zu können. In meiner Rolle als etablierter Investor kann ich jedem Jungunternehmer nur empfehlen, auf Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und Wachstumsgeschwindigkeit zu achten. Beides sind entscheidende Faktoren für die Gewinnung von potenziellen Geldgebern.

Startup-Unternehmen wachsen oft überdurchschnittlich schnell. Kommt bei erhöhter Geschwindigkeit überhaupt die Organisationsstruktur mit? Oder fährt man eher mit Vollgas gegen eine Mauer? Das ist ja gerade die Crux. Ich finde es toll, mit welcher Begeisterung und mit welchem Tatendrang viele Unternehmensgründer ihre Idee unermüdlich vorantreiben. Bei aller Euphorie und Dynamik beachten viele jedoch nicht, dass gesundes Wachstum gewisse strukturelle Voraussetzungen erfordert – ob in Finanzen, Controlling, Personal, Marketing oder Vertrieb. Leider habe ich schon zu oft erlebt, dass unkontrolliertes Wachstum zum abrupten Ende der Party führte. Schlimmstenfalls verliert der Gründer sein Unternehmen und der ganze Einsatz war umsonst. Gibt es aus Ihrer Sicht Muster, wie sich ein Startup im Lauf der Zeit verändert? Ich denke schon. In der Anfangsphase geht es vor allem um schnelles Wachstum und die Finanzierung. Diese Phase ist sehr stark durch Improvisation und Flexibilität geprägt. Verantwortlichkeiten ergeben sich häufig spontan. Bei einem gesunden Wachstum folgt die kontinuierliche Anpassung der organisatorischen Unternehmensprozesse an die neu auftretenden Anforderungen, wie zum Beispiel eine stärkere Aufgabenteilung und die Etablierung von Standardprozessen. Nach der Implementierung von Basisprozessen geht es in der nächsten Phase darum, das weitere Wachstum nachhaltig zu gestalten und insbesondere auch auf die Profitabilität zu achten. Auch zu diesem Zeitpunkt ist es immer wieder erforderlich, Unternehmensprozesse an neue Gegebenheiten anzupassen. Change Management ist hier das Schlüsselwort. Welche Art von Unternehmen arbeitet mit Ihnen zusammen, und welche Mehrwerte können Sie stiften? Das ist ganz unterschiedlich. Das Spektrum reicht von Startups über mittelständische Familienunternehmen bis hin zu PE/VC-Gesellschaften und Family Offices. Die meisten Anfragen betreffen Themenstellungen wie Wachstum, Ertragskraft, Change Management, Restrukturierung oder strategische Positionierung am Markt. Je nach Situation erwarten die Unternehmen eine adäquate Lösung für ihr Anliegen. Zu mir kommen sowohl Startups, die Unterstützung bei ihren Vertragsverhandlungen mit Investoren über eine Wachstumsbeteiligung wünschen, als auch etablierte Familienunternehmer aus unterschiedlichen Branchen, die nach passenden Investitionen in Startups suchen. Warum macht es für Startups Sinn, sich diese Kompetenzen extern einzukaufen anstatt sie intern aufzubauen? Ein externer Berater oder Interim-Manager kann mit seinem Erfahrungsschatz, Management-­Knowhow und einem neutralen Blick für das Wesentliche dem Gründerteam dabei helfen, wichtige Grundlagen zu schaffen und Basisprozesse aufzubauen. Er ist schnell verfügbar und meist flexibel. Zudem ist

es für ein Startup kostengünstiger, diese Erfahrungen zu nutzen als selbst die Fehler zu wiederholen, die andere bereits gemacht haben. Wichtig ist, dass der externe Experte auch den Wissenstransfer innerhalb des Startups sicherstellt. Auch in der Phase danach, also sobald Startups erwachsen werden, mehr Geld vorhanden ist und professionellere Strukturen eingezogen wurden, macht es Sinn, erfahrene Manager an Bord zu holen, die das Unternehmen beim weiteren Wachstum begleiten und neue Impulse setzen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel der Einsatz als Beirat oder Aufsichtsrat.

„ICH HABE ZU OFT ERLEBT, DASS UNKONTROLLIERTES WACHSTUM ZUM ABRUPTEN ENDE DER PARTY FÜHRT“ Welchen Tipp geben Sie Startups? Man nehme die Euphorie, das Selbstbewusstsein, den Ehrgeiz und das hohe Energie-Level, welches wesentliche Charakteristika eines jung-dynamischen Gründerteams sind, und bringe diese in Einklang mit dem Wissen und der Demut von erfahrenen Interim-Managern. Ich bin überzeugt, heraus käme eine erfolgreiche Zusammenarbeit, bei der nicht nur viele Unternehmensprozesse beschleunigt und optimiert werden, sondern auch beide Parteien stark voneinander profitieren könnten.

THORSTEN GROBLER ist Berater und Interim Executive Manager für dynamisch wachsende Unternehmen. Zu seinen Klienten gehören Unternehmensgründer, Familienunternehmen und PE/VC-Investoren. Er beteiligt sich auch selbst an Wachstumsunternehmen. thorstengrobler.de


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OFFEN UND EXPERIMENTIERFREUDIG Das Berlin Healthcare Lab initiiert Kooperationen zwischen Pfizer und Startups

Digital Health kommt auch in Deutschland an. Die großen Stakeholder und Player müssen sich umstellen, um mit der Entwicklung Schritt halten zu können. Das Pharma-Unternehmen Pfizer hat das bereits vor zwei Jahren erkannt und im November 2014 das Berlin Healthcare Lab gestartet. FLEXIBLE PLATTFORM Im Rahmen dieses Labs sucht das Unternehmen Kontakt zur Startup-Szene und initiiert Koopera­ tionen mit jungen, innovativen Unternehmen. „Wir wollen Digital-Health-Lösungen entwickeln, die eine sinnvolle Ergänzung zu unseren Medikamenten darstellen, und Patienten helfen, bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen, dafür setzen wir insbesondere auf Kooperationen mit Startups“, sagt Peter Albiez, Vorsitzender der Geschäftsführung von Pfizer in Deutschland. Das Healthcare Lab ist kein klassischer Accelerator oder Inkubator mit einem Programm, an dem Gründer teilnehmen können. Vielmehr versteht sich das Lab als eine flexible Plattform, auf der Pfizer mit Startups zusammenarbeiten kann. Es ist frei von den komplexen Strukturen, die zur DNA

eines Großkonzerns gehören, und kann sich deswegen schnell auf unterschiedliche Kooperationspartner einstellen und zu konkreten Ergebnissen kommen. „Wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit dem Austausch und der Zusammenarbeit mit Startups gemacht. Mittlerweile erlebe ich viel mehr Offenheit, und auch die Experimentierfreude ist gestiegen. Sowohl Startups als auch wir sehen die Chancen und erste konkrete Ergebnisse“, sagt Jutta Klauer, Senior Manager Digital Communications.

Das Lab entwickelt außerdem neue Formate, um mit Startups in Kontakt zu kommen. Eines davon ist die Startup-Sprechstunde: Die Nutzung von Big Data und Datenschutz im Gesundheitswesen oder die Zertifizierung von Medizinprodukten sind He­ rausforderungen, mit denen junge Unternehmen im Healthcare-Bereich konfrontiert sind. Als erfahrener Player hat Pfizer auf diesen Gebieten Expertise. In der Startup-Sprechstunde des Labs geben die Experten ihr Wissen gern an Gründer weiter.

„WIR HABEN NUR GUTE ERFAHRUNGEN MIT STARTUPS GEMACHT“

GEZIELTE CHALLENGES Ralph Lägel, Senior Manager Healthcare Strategies, erzählt, wie beide Seiten von der Begegnung profitieren: „Wir lernen interessante Startups kennen und bieten Gründern die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre mit uns in den Austausch zu treten. Wir schaffen es dadurch auch, unsere Mitarbeiter für Startups und deren Herangehensweise zu begeistern.“ Im kommenden Jahr wird das Berlin Healthcare Lab seine Austausch- und Kooperationsmöglichkeiten ausbauen und gezielte Challenges ausloben. Außerdem gibt es Pläne zur Internationalisierung. berlinhealthcarelab.com

Jutta Klauer, Senior Manager Digital Communications

Fotos: Berlin Healthcare Lab

Das interdisziplinäre Team vom Berlin Healthcare Lab: Ekaterina Karabasheva, Thorsten Mintel, Jutta Klauer, Thomas Biegi und Ralph Lägel (v. l.)


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„WIR VERBINDEN PATIENTEN UND FORSCHUNG“ Auf der Viomedo-Alltrials-Plattform finden Patienten die passenden klinischen Studien Alexander, was macht Ihr bei Viomedo? Viomedo bringt Patienten mit der medizinischen Forschung zusammen, damit lebenswichtige Therapien verbessert und Heilungen gefunden werden. Die Internetplattform bietet Patienten die zentrale Anlaufstelle zur aktuellen medizinischen Forschung in Deutschland. Sie finden dort alle für sie wichtigen Informationen zu mehr als 2000 aktuellen Studien. Die Viomedo-Technologie hilft ihnen, die für sie passende Studie zu finden und verbindet sie direkt mit dem behandelnden Studienarzt. Warum ist das so wichtig? Klinische Studien bilden das wichtigste Instrument zur Entwicklung von neuen Therapieansätzen und sind unverzichtbar in der modernen klinischen Forschung. Gleichzeitig bieten klinische Studien Betroffenen Zugang zu innovativen Therapien und eine bedeutende Alternative zu der konventionellen Behandlung. Bisher war es für Patienten sehr schwer, sich über klinische Studien zu informieren, da die Informationen weit verstreut, nicht auf den Patienten ausgerichtet, oft unstrukturiert oder komplett unzugänglich sind. Wie konnte Pfizer Euch unterstützen? Für viele große Firmen ist die Zusammenarbeit mit Startups Neuland. Pfizer war das erste Unterneh-

men, das unserer Plattform Alltrials beigetreten ist. Durch die Zusammenarbeit mit Pfizer verstehen wir den Wert besser, den unser Service für große Unternehmen hat. Wir konnten die Plattform mit dem Feedback anpassen und neue Features implementieren, die auch anderen Partnern und Patienten helfen.

„DURCH DIE ZUSAMMENARBEIT VERSTEHEN WIR DEN WERT UNSERES SERVICE BESSER“ Wie lief die Kooperation mit Pfizer? Seit März 2016 ist Pfizer offiziell ein Plattform-Partner von Viomedo Alltrials. Der Onboarding-­Prozess hat natürlich einige Zeit in Anspruch genommen. Wir haben zusammen mit den Pfizer-Teams, welche für IT, die Durchführung klinischer Studien und die Unternehmenskommunikation verantwortlich sind,

den Fit von Alltrials für eine führende Pharmafirma optimiert. Nachdem ein Prozess für die Zusammenarbeit etabliert wurde und die Plattform entsprechend ausgebaut war, konnten wir starten.

ALEXANDER PUSCHILOV hat einen Master of Science in Health Policy von der London School of Economics. Bevor er Viomedo gründete war er bei Rocket Internet und hat Biotech-Firmen zu ihrer Markteintrittsstrategie beraten. Er koordiniert das Team von Viomedo und betreut die Bereiche rund um Marketing, Produkt und Finanzen. viomedo.de

„HELFEN, SCHLAGANFÄLLE ZU VERHINDERN“ Die Geräte von Cortrium erkennen Vorhofflimmern und warnen Betroffene frühzeitig Erik, was macht Cortrium? Wir stellen medizinische Hardware mit Fokus auf die Messung von Vitalwerten her. Unsere Geräte sind mit einer Software ausgestattet, die die gemessenen Signale direkt verarbeitet. Unser erstes Produkt ist ein Gerät, das Vorhofflimmern erkennen kann. Damit helfen wir, Schlaganfälle zu verhindern.

Fotos: Berlin Healthcare Lab, Cortrium

Hattet Ihr Schwierigkeiten, in den Markt zu kommen? Wenn man in einen hochregulierten Markt wie den Gesundheitsmarkt will, gibt es immer Hindernisse. Man braucht ein Team mit großer Wissensbasis und es ist schwer, einen Überblick über die potenziellen Risiken zu behalten. Für uns war es nicht einfach, die klinischen Tests in Krankenhäusern durchzuführen. Außerdem arbeiten wir noch immer an unserer Zulassung als Medizinprodukt und erwarten, dass das im zweiten Quartal 2017 klappt. Wie konnte Pfizer Euch bei diesen Herausforderungen unterstützen? Pfizer hat uns ein tolles Büro in ihrer Berliner Zentrale zur Verfügung gestellt. Aber wichtiger war, dass sie uns Einblicke in den Markt, das deutsche Kostenerstattungssystem und spezielle regulatorische Gegebenheiten gewährt haben. Wir haben außerdem Zugang zu ihrem gut ausgebau-

tes Netzwerk. Diese Zusammenarbeit hat uns in jedem Fall weitergebracht. Wie kam es zur Kooperation mit Pfizer? Wir sind ein dänisches Startup und waren 2014 bereits als Teil eines Accelerator-Programms in Berlin. Pfizer war auf der Suche nach interessanten Unternehmen und hat sich bei uns gemeldet. Im Herbst 2014 haben wir uns das erste Mal getroffen und seitdem ist die Zusammenarbeit immer stärker geworden.

„DIE ZUSAMMENARBEIT HAT UNS IN JEDEM FALL WEITERGEBRACHT“ Wie geht es bei Euch weiter? Wir arbeiten gemeinsam mit Pfizer daran, Cortrium auf den deutschen Markt zu bringen. Das wird noch einige Herausforderungen mit sich bringen, und wir versuchen, uns so gut wie möglich darauf

vorzubereiten. Später wollen wir unseren Service auch in Europa und den USA anbieten. Außerdem haben wir noch einige interessante Produkte in der Pipeline, die wir auf den Markt bringen wollen.

ERIK POULSON ist Arzt und biomechanischer Ingenieur aus Dänemark. Er arbeitet leidenschaftlich an innovativen Lösungen, die den Outcome einer Behandlung für den Patienten verbessern. 2014 gründete er Cortrium und arbeitet als CEO des Startups an neuen Technologien, die seine Vision ermöglichen sollen. cortrium.com


BÜROBESUCH

SCHLICHT SCHICK Weiße Tischplatten auf Holzböcken und schwarze Drehstühle: Bei Juniqe ist das Bürokonzept Teil der Marke

Informell: In der neu gestalteten Launch kann das Team auch abseits des Schreibtisches arbeiten.

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NAME: Juniqe

GRÜNDUNG: Januar 2014

GRÜNDER: Lea Lange, Marc Pohl, Sebastian Hasebrink

MITARBEITER: 100

STANDORT: Berlin

SERVICE: Bezahlbare Kunst aus dem Onlineshop juniqe.de

Platz“, sagt Lea. „Wenn du weißt, dass dein Funding nur sieben Monate reicht, hast du andere Themen als dein Bürokonzept. Solche Überlegungen und Diskussionen, wie wir sie für den Umbau jetzt geführt haben, gab es da nicht.“ Bei der Suche nach den Räumlichkeiten wussten die Gründer genau, was sie wollten. Das Fabrikflair in der Köpenicker Straße – mit Parkett, Säulen und hohen Decken – entsprach exakt ihrer Vorstellung. Der schlichte Schick, der sich aus der Mischung der Möbel und der imposant großen Räume ergibt, passt gut zu dem Berliner Design-Startup. „Das Büro ist für uns ein Teil der Marke. Jeder Mitarbeiter soll spüren, dass er in einem Design-Unternehmen arbeitet“, erklärt Lea. Deswegen haben die Gründer lange nach der richtigen Location gesucht. Bisher hatten die Mitarbeiter Aufsteller, um ihre Tische zu Stehtischen umzufunktionieren, und informelle Meetings fanden oft in der Küche oder in der Sitzecke für Gäste statt. Das wurde in den erweiterten Räumen aufgegriffen. Einige Kollegen kamen aktiv auf die Gründer zu, um Feedback zu geben. „Das war für uns sehr wichtig“, sagt Lea. „Man verbringt viel Zeit im Büro – wir Gründer ja allen voran. Da sollen sich alle wohlfühlen.“ ak

Showroom: Die Juniqe-Motive hängen überall im Büro.

Fotos: Jann Venherm

Ein nackter Hintern vor der New Yorker Skyline, eine sexy Frau auf dem Rennrad, eine Schallplatte im Toaster: Die Motive, die Juniqe über den Onlineshop verkauft, finden sich überall im Büro des Startups wieder. Die Bilder – arrangiert zu Galerie-Wänden – sind der rote Faden des sonst schlichten Bürokonzeptes. Auf 1000 Quadratmetern arbeiten mehr als 100 Mitarbeiter an weißen Ikea-Tischplatten, die auf Holzböcke montiert sind. Davor stehen schlichte schwarze Drehstühle. „Dieses Konzept gab es schon von Tag eins an in unserem ersten Büro“, erzählt Mitgründerin Lea Lange. Juniqe ist in den zweieinhalb Jahren seit der Gründung stark gewachsen und jetzt bereits zweimal umgezogen. In der Köpenicker Straße sitzt das Team seit etwa einem Jahr. Bis September 2016 war ein Teil der Fläche untervermietet, das Startup hat gerade umgebaut. Die alternativen Sitzecken und die Stehtische, der Empfangstresen und die zweite Küche sind neu. Ein Teil der Mitarbeiter ist auf die frei gewordene Fläche gezogen, damit es in den großen Räumen nicht zu eng wird. Mit dem Wachstum verändern sich auch die Bedürfnisse und Ansprüche, die ein Startup an sein Büro stellt. „Am Anfang geht es hauptsächlich um


BÜROBESUCH

Gesund: Viele Mitarbeiter haben Tischaufsteller, um im Stehen zu arbeiten.

Viel Platz: Die Mitarbeiter sitzen gemeinsam in den fabrikartigen Hallen.

Kreativ: Moodboards für die Auswahl der neuen Künstler

Erinnerungsstütze: Hier ist Junique.

Upcycling: Dabei werden selbst alte Milchflaschen zur Dekoration.

Transparent: Die großen Meeting-Räume aus Glas dienen auf den 1000 Quadratmetern auch als Raumtrenner. berlinvalley.com / 43


RU H EA B LRTI H K T–E CT H E M A

Gesunder Lifestyle: Menschen nehmen ihre Gesundheit selbst in die Hand.

HALBGÖTTERDÄMMERUNG Früher waren Ärzte Halbgötter in Weiß. Doch diese Götter sterben langsam aus. Der Patient ist nicht mehr nur passiver Teil seiner Behandlung und tut nicht mehr unkritisch, was ihm gesagt wird. Durch das Internet und smarte Endgeräte haben wir immer Zugriff auf Informationen über unsere Gesundheit. Wir können uns online über Krankheiten und Therapien informieren oder in Foren austauschen, unsere Ärzte auf Vergleichsportalen bewerten und uns nach besseren Alternativen umsehen. Die Digitalisierung verringert die Informationsasymmetrie zwischen Arzt und Patient. Patienten wollen immer mehr selbst wissen und entscheiden. Sie sammeln Daten, fragen kritisch und holen eine zweite Meinung ein. Der Arzt wird vom Entscheider zum Berater in Gesundheitsfragen. BERATEN UND VERWALTEN An dieser Stelle liegt großes Potenzial für Start­ ups: Sie können den Patienten noch weiter darin unterstützen, die eigene Gesundheit selbst zu managen: Apps oder Wearables tracken Schlaf und Aktivität, Frauen können mit der App Clue ihren Zyklus verfolgen, mit günstigen Geräten von Alivecor oder Cortrium können selbst EKGs von zu Hause erstellt werden. Das Startup Kiweno untersucht das Blut seiner Kunden in verschiedenen Testpaketen auf Lebensmittelallergien oder Nährstoffmangel. Die Proben werden per Post eingeschickt, und die Ergebnisse übersichtlich auf der Online-Plattform dargestellt. Selbst unsere Gene sind kein Geheimnis mehr, das den Medizinern vorbehalten wäre. Das US-Startup 23andme entschlüsselt die DNA jedes Kunden für nur 150 Dollar. Wissen ist Macht, und mithilfe dieser Services übernehmen die Kunden die Verantwortung für ihre Gesundheit selbst. Am Markt gewinnt am Ende, wer am nächsten am Kunden dran ist. Experten sehen das größte Potenzial im Healthcare-Markt im B2C-Bereich und ziehen einen Vergleich zur Disruption des Mobilitäts-Sektors: Früher gingen Kunden zu Mercedes und haben ein Auto gekauft. Das war die Lö-

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sung für das Kernproblem: Wie komme ich von A nach B? Jetzt kann Uber dieses Kernproblem ohne den Zwischenschritt Autokauf lösen und degradiert die Autokonzerne zu Zulieferern für seinen Service. Im Gesundheitssystem kann das Gleiche passieren. Die medizinische Beratung wird durch die Digitalisierung nicht nur umfangreicher, sondern erhält auch eine andere Qualität. Mithilfe von Big Data und smarten Algorithmen lernen Mediziner immer mehr über unseren Körper und können auch individuelle Daten genauer interpretieren. Veränderte Muster können früher erkannt werden. Wearables nehmen ständig Daten über unseren Körper auf und können den Nutzer bereits warnen und präventive Empfehlungen geben, bevor einschränkende Symptome auftreten. Die strengen gesetzlichen Regelungen und das starre System aus Stakeholdern sind hohe Eintrittsbarrieren für den Gesundheitsmarkt. Ein großer und vergleichsweise wenig regulierter Markt ist der Bereich Prävention für Selbstzahler. Krankheitsbilder wie Herzinfarkt, Arterienverstopfung, Burn-out oder Rückenschmerzen sind sehr verbreitet und

GESUNDHEITSAUSGABEN IN DEUTSCHLAND Gesundheitsausgaben je Einwohner in Euro in den Jahren von 2010 bis 2014 4050 3681

3766

3902

3350

2010

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2012

Quelle: Gesundheitsberichterstattung des Bundes

2013

2014

kosten das Gesundheitssystem viel Geld. Sport und gesunde Ernährung verringern die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten dieser Art. Startups wie Lifesum, Runtastic oder Upfit stehen für einen gesünderen Lifestyle. Lifesum hilft seinen Nutzern, gesunde Gewohnheiten anzunehmen, abzunehmen und sich mehr zu bewegen. Die App hat weltweit mehr als 13 Millionen Nutzer. Das Berliner Startup Upfit erstellt personalisierte Ernährungsund Sportpläne, die ein Algorithmus auf Basis der Ziele und Lebensumstände der Kunden berechnet. Runtastic bietet in seinen verschiedenen Apps mittlerweile ein ganzes Gesundheits-Ökosystem: Laufen, Radfahren, Muskeltraining, Ernährung. Weltweit sind 95 Millionen Nutzer angemeldet. Nicht nur für körperliche, auch für psychische Gesundheit gibt es digitale Angebote. Stress, Burn-out und Depressionen machen laut Statistischem Bundesamt mehr als zehn Prozent der deutschen Gesundheitsausgaben aus. Die Meditations-App 7mind geht das Thema Stressprävention mit Meditationskursen zu verschiedenen Themen an. Moodpath ist ein Monitoring-System, mit dem Anwender ihre Stimmung aufzeichnen können. Nach 14 Tagen gibt die App eine Einschätzung des psychischen Zustandes und empfiehlt gegebenenfalls eine Therapie. Das Startup Selfapy will Therapiestellen entlasten und Menschen über eine App helfen, ihre Therapie zu Hause fortzuführen. Außerdem gehören zehn Gespräche mit einem Psychologen zum Programm. In einer Studie konnte das Unternehmen eine Reduktion der Symptomen um 50 Prozent feststellen. Mit Anwendungen wie diesen können Ärzte entlastet werden. Viele Tests entfallen, wenn Patienten ihren Körper und ihre Psyche besser kennen. Apps übernehmen die Anamnese und überwachen die Gesundheit. Durch präventive Maßnahmen werden Menschen seltener krank. Für diese Entwicklung lohnt es sich, die Halbgötter in Weiß vom Himmel zu holen und zu Beratern zu machen.

Anna-Lena Kümpel

Fotos: Tikkho Maciel via Unsplash

Wie Startups die Rolle des Arztes verändern


H E A LT H T E C H

PROGRAMME FÜR HEALTHCARE-STARTUPS Das Angebot reicht vom Inkubator bis zum Investor Allianz Mit dem Inkubator AllianzX und der Venture-Capital-Gesellschaft Allianz Ventures ist die Versicherung neben anderen Sektoren auch im Bereich Digital Health aktiv. Min Sung Kim, vorher Partner beim VC XL Health, hat diesen Bereich bei Allianz Ventures gerade übernommen. Bayer Mit dem Grants4Apps Accelerator in Berlin bietet der Pharmakonzern Startups seit 2014 neben Office, Coaching und Netzwerk auch finanzielle Unterstützung. In jeder Runde fördert Bayer bis zu fünf Startups, jedes Unternehmen im Programm erhält 50.000 Euro. Das Programm zieht auch regelmäßig internationale Startups an. Flying Health Der unabhängige Inkubator arbeitet mit verschiedenen großen Stakeholdern aus dem Gesundheitsbereich zusammen, zum Beispiel mit Sana Kliniken, Unfallkrankenhaus Berlin und Audi. Flying Health hilft (bisher acht) Startups beim Eintritt in den Gesundheitsmarkt. Ziel ist es, dass die Leistungen der Startups später auch von den Krankenkassen übernommen werden.

Helios Der Klinikkonzern hat einen Hub aufgebaut und sucht hierfür gezielt nach Startups, die mit digitalen Lösungen einen direkten Nutzen für Patienten oder Angehörige haben. Neben Räumen, Mentoren und einem großen Netzwerk bietet der Hub auch die Möglichkeit, Lösungen in den Kliniken von Helios zu testen. Peppermint Venture Partners Als VC investiert Pepperming Venture Partners in Startups im medizinischen Bereich. Fokus sind die Themen Digital Health, Diagnostik und Biomedizin. Bisher wurden sieben Unternehmen finanziert. Pfizer Der Pharmakonzern setzt seit 2014 auf Kooperationen mit Startups. Das Berlin Healthcare Lab ist eine Plattform, auf der die Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen unbürokratisch getestet werden kann. Das Lab entwickelt außerdem neue Formate, um mit Healthcare-Startups in Kontakt zu kommen. Bisher sind zwei feste Kooperationen entstanden und in der regelmäßigen Startup-Sprechstunde geben Pfizer-Experten ihr Wissen an HealthcareStart­ups weiter.

RWTH Aachen Mit Anschubinvestitionen fördert die RheinischWestfälische Technische Hochschule Aachen wissenschaftliche Forschung für innovative Healthcare-Lösungen. Unter den geförderten sind unter anderem Vimecon, Matricel, Adhesys Medival oder Krankenhausstellen.de. Wellington Partners Der Venture Capitalist aus München und Zürich ist bereits seit 1998 in den Bereichen Diagnostik, Therapie, Medizintechnik, Digital Health und Biotechnologie aktiv und hat schon mehr als 200 Millionen Euro investiert. Damit ist Wellington Partners der führende europäische VC im Bereich Life Sciences und Health. Der Fokus liegt auf Early-Stage-­ Investitionen. XL Health XL Health war der erste deutsche Venture Capitalist mit Fokus auf Digital Health und ist unter anderem bei der Diabetiker-App Mysugr und dem Health­ tracker Onelife investiert. XL Health kündigte nach Abgang der Partner im November an, für 18 Monate zu pausieren und keine neuen Investments mehr zu tätigen. ak


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erlin ist Boomtown für Startups: Mehr als 40.000 Unternehmen werden pro Jahr gegründet. Viele von ihnen sind auf der Suche nach einer einzigartigen OfficeLocation. Historische Gewerbehöfe mit ihrem Flair, ihrer spannenden Historie und ihrem breiten Flächenangebot finden sie bei der GSG Berlin. Ein großer Teil der insgesamt rund 1800 Mieter sind Startups. Von Lifestyle bis Hightech, von zuckersüßer Schokolade bis zum humanoiden Industrieroboter: Auf den 45 Höfen pulsiert ein kreativer Mix aus allen Wirtschaftszweigen. Die GSG ist ein energiegeladener Mikrokosmos

GSG-Hof Köpenicker Straße 154–157

innerhalb der Stadt Berlin. „Auf unseren Höfen haben sich Unternehmen aus fast allen Branchen angesiedelt: der Schuster, der Bäcker, die Marketingagentur, der Modedesigner, der Maschinenbauer. Wenn wir eine Arche Noah bauen und mit unseren Mietern auf einer einsamen Insel stranden würden, müsste vermutlich keiner der Mieter Insolvenz anmelden. Theoretisch könnte jeder mit jedem geschäftlich in Kontakt treten“, sagt GSG-Geschäftsführer Sebastian Blecke. 45 Hotspots für Synergien und Kooperationen – zwischen Startups und mit den bereits am Markt etablierten Grownups: „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Mietermix in den einzelnen

econopark Plauener Straße 163–165

Höfen aktiv mitzugestalten. Wir überlegen uns, wen wir zu den Bestandsmietern am besten an neuen Mietern hinzufügen, um für alle ein attraktives Hof-Klima zu schaffen.“ Das ist gelebtes Networking, das 2017 noch über ein Onlineportal intensiviert werden soll.

Fotos: GSG

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„DIE GSG ALS ARCHE NOAH DER BERLINER WIRTSCHAFT“

GSG-Hof Schwedenstraße 9


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EINE KLEINE AUSWAHL UNSERES BESONDEREN MIETERMIXES: IM GSG-HOF KÖPENICKER STRASSE 154–157: • Nebenan.de

IM ECONOPARK WOLFENER STRASSE: • SHOEPASSION GmbH • Proviant Fruchtmanufaktur GmbH & Co. KG • ABM High Quality German Guitar Parts GmbH

IM ECONOPARK PANKSTRASSE: • ART WINDOW – WERBEATELIER

IM ECONOPARK PLAUENER STRASSE: • LJ Lamps

IM GSG-HOF BLÜCHERSTRASSE: • MODOMOTO – Curated Shopping GmbH

„WENN WIR EINE ARCHE NOAH BAUEN UND MIT UNSEREN MIETERN AUF EINER EINSAMEN INSEL STRANDEN WÜRDEN, MÜSSTE VERMUTLICH KEINER DER MIETER INSOLVENZ ANMELDEN. THEORETISCH KÖNNTE JEDER MIT JEDEM GESCHÄFTLICH IN KONTAKT TRETEN“ SEBASTIAN BLECKE GSG-Geschäftsführer

IM TECHNOLOGIE- UND INNOVATIONSPARK BERLIN (TIB) • pi4_robotics GmbH

IM GSG-HOF WATTSTRASSE: • lala Berlin GmbH

Technologie- und Innovationspark Berlin (TIB), Gustav-Meyer-Allee 25

Aqua Carré, Lobeckstraße 30–35

Dittmann-Höfe, Lübarser Straße 40–46 piano forte Hof, Reichenberger Straße 124

GSG-Hof Prinzessinnenstraße 19–20


AUSBLICK AUF 2017

„POL­­ITIK WIRD INTERESSANT“ Die Digitalszene verändert sich rasant. Wir haben Startups, Investoren und Branchenexperten nach den Trends gefragt, die sie im kommenden Jahr erwarten

WAS WIRD 2017 FÜR STARTUPS WICHTIG? WAS HABT IHR EUCH FÜR 2017 VORGENOMMEN? PHILIPP HARTMANN ist Founding Partner von Rheingau Founders Startups sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir sind nicht mehr nur eine kleine Randerscheinung der Wirtschaft. Es ist wichtig, dass die Belange von Startups auch im Wahljahr 2017 vertreten werden. Die Politik sollte die fortschreitende Digitalisierung begrü-

ßen und darf uns keine Hindernisse in den Weg stellen. Wir wollen weiterhin unsere Company-Building-Initiativen ausbauen und zukünftig auch als Unternehmer-naher Fonds die VC-Szene in Deutschland mitgestalten.

ist Gründer und CEO des Bürodienstleisters Service Partner One

IRIS BRÖSE ist Referentin für Startups beim Digitalverband Bitkom Zu den Startup-Trends 2017 gehören auf jeden Fall das Internet of Things, Smart City und Artificial Intelligence. Die zunehmende Vernetzung von Geräten und die Notwendigkeit, die Daten auch zu nutzen, werden zu neuen Geschäftsmodellen in diesen Bereichen führen. Daneben werfen viele politische Ereignisse ihre Schatten voraus,

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die sicher auch Startups betreffen werden: die Bundestagswahl, der Brexit und der neue US-Präsident. 2017 ist für uns als Digitalverband vor allem ein Wahljahr: Bei der anstehenden Bundestagswahl wollen wir für Startups relevante Themen auf der politischen Agenda sehr weit nach oben hieven.

Wir werden mehr Startups mit einem stärkeren B2B-Fokus sehen und vertikal integrierte Marktplätze, die zur weiteren Digitalisierung von klassischen Old-Economy-Sektoren führen werden, wie zum Beispiel Proptech-Unternehmen in der Immobilienbranche. Berlin wird in Zukunft eine noch stärkere Sogwirkung auf internationale Talente haben, die zur weiteren Professionalisierung des Marktes beitra-

gen. Dazu tragen nicht nur die immer zahlreicheren Beispiele erfolgreicher Gründungen bei, sondern auch das stabile politische und wirtschaftliche Klima in Deutschland. Wir bei Service Partner One spielen unseren First Mover Advantage voll aus und bleiben auf Wachstumskurs. Dazu gehören unter anderem der weitere Ausbau unseres internationalen Teams und Investitionen in die Produktentwicklung.

Fotos: Max Threlfall, Service Partner One, Bitkom, Hamburg Startups, BayStartUP GmbH, Finleap, Udemy

SVEN HOCK


AUSBLICK AUF 2017

CARSTEN RUDOLPH ist Geschäftsführer des bayrischen Startup-Förderers Baystartup

SINA GRITZUHN UND SANJA STANKOVIC sind Gründerinnen von Hamburg Startups & Startupspot Hamburg hat vor allem eine Stärke: Die etablierte Wirtschaft. Die ist jedoch scheu wie ein junges Reh. Sie gilt es weiterhin für die Startup-Szene zu begeistern, aufzuklären und qualitativ hochwertige Kontakte herzustellen.

Beim Startups@Reeperbahn Pitch wieder eine Schippe draufsetzen und national nach Baden-Württemberg den Rollout unseres Startupspots vorantreiben. Zwei weitere Standorte sind schon in der Umsetzung.

Business Angels werden immer wichtiger für Startups! Und die Investment-Summen nähern sich den VC-Fonds an, auch durch Angel-Syndizierungen oder Co-Investments von Angels und öffentlichen Kapitalgebern. Wir haben im Bayerischen Finanzierungsnetzwerk für 2016 Bilanz gezogen und ein Rekordergebnis erzielt. Wir haben 2016 mehr als 68 Millionen Euro Seed- und Wachstumskapital vermittelt, mehr als 45 Prozent davon kamen von Privatinvestoren. Bei sechs von zehn Finanzierungsrunden waren Business Angels dabei. Mehr als 250 Business Angels und Family Offices sind schon bei uns gelistet. Wir sprechen immer weiter poten-

zielle Investoren an und unterstützen auch unerfahrene Unternehmer oder Privatpersonen, die sich dem Thema Startup-Investment nähern wollen. Das ist ein weiteres wichtiges Thema auf unserer Agenda: Spannende Kooperationen zwischen Industrie/Mittelstand und Startups anzustoßen! Gerade die Vorstände und Geschäftsführer der etablierten Unternehmen brauchen noch Anstöße, welche großen Chancen die Zusammenarbeit mit Startups für ihre eigene Investitionsfähigkeit bedeutet. Die Möglichkeiten sind vielfältig – sie können Startup-Angebote als Kunden nutzen, strategisch investieren oder auch Forschungs- oder Vertriebskooperation eingehen.

RAMIN NIROUMAND ist Mitgründer des Fintech-Company-Builders Finleap 2017 wird im Fintech-Bereich vor allem in Sachen Politik und Regulatorik interessant: Wie geht es weiter mit dem Brexit? Werden nach der Schweiz noch mehr Länder Fintech-Lizenzen vergeben? Wird es ein Gesetz

geben, dass die Blockchain verifiziert? Die Antworten werden große Auswirkungen auf die technischen Entwicklungen haben. Wir nehmen uns jedes Jahr vor, besser zu werden als letztes Jahr!

JAN BELKE ist Deutschlandchef der Online-Lernplattform Udemy Ein großes Thema im kommenden Jahr wird die Gleichstellung der Geschlechter sein – und zwar auch bei Tech-Startups. Zudem wird es immer mehr Frauen als Risikokapitalgeberinnen und Gründerinnen geben. Ein weiterer Trend betrifft die Mitarbeiter selbst. Anpassungsfähigkeit und ein

Learning Mindset werden zu Schlüsselmerkmalen in der Berufswelt. E-Learning boomt! Daher wird Udemy seine internationale Ausrichtung weiter vorantreiben, einschließlich der Erweiterung der Kurs-Bibliothek, um der weltweiten Nachfrage für Online-Kurse gerecht zu werden.

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N E U E S TA R T U P S

ELEVATOR PITCH Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens. Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!

SERVICE: Skillster ist eine Recruiting-Plattform für Bewerber und Unternehmen. GRÜNDER: Lisa Groiß SERVICE: Perdoo ist ein Tool für GoalManage­ ment und OKR, das Transparenz und Kollaboration fördert.

GRÜNDUNG: März 2015

GRÜNDER: Henrik-Jan van der Pol, Jonathan Morrice

PITCH: Bewerbungen sind heute eine komplexe Sache, denn die Anforderungen sind vielfältig, die Konkurrenz ist groß und die Abgrenzungsmöglichkeiten von anderen Bewerbern nach einem Studienabschluss sind oft beschränkt. Mit Skillster – seit April 2016 online – gibt es nun eine neue Möglichkeit, Bewerber mit Unternehmen zusammenzubringen. Skillster präsentiert drei Elemente der Digitalisierung des Recruiting-Prozesses: die Videobewerbung, den Abgleich nach Persönlichkeitsmerkmalen und die Umkehr der Jobsuche weg von Bewerbungen hin zur Möglichkeit, sich von Unternehmen finden zu lassen. Heraus kommt das perfekte Match für beide Seiten – Bewerber und Unternehmen. Das Ziel von Skillster ist zu beweisen, dass die Persönlichkeit des Bewerbers mehr zählt als langweilige Motivationsschreiben und dass die Zeit reif ist für neue Bewerbungsformen.

perdoo.com PITCH: Ein Großteil der Mitarbeiter kennt heute weder die Vision noch die wichtigsten Ziele des Unternehmens. Das Ergebnis: Es mangelt ihnen an Motivation und der gesamten Organisation an Fokus. Deshalb haben wir von Perdoo ein Tool entwickelt, mit dem Unternehmen aller Größen und Branchen ihre Ziele setzen, miteinander verknüpfen und transparent machen. Grundlage ist das Management-Framework OKR (Objectives and Key Results), das als Wunderwaffe für den Erfolg von Unternehmen wie Google, Intel, Linkedin oder Zynga bekannt wurde. Mit unserer einfach anzuwendenden Software-Lösung kann nun jedes Unternehmen das volle Potenzial von OKR ausschöpfen – von Startups über Scaleups bis hin zu etablierten Großkonzernen. Unser Ziel ist es, die Arbeitsplätze von morgen zu schaffen.

WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN? MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com

SERVICE: Alumnii ist Software as a Service zur Organisation von Alumni-Netzwerken. GRÜNDER: Christoph-Robert Sloman, Martin Pauly, Julian Lindenberg GRÜNDUNG: Februar 2016 alumnii.de PITCH: In Deutschland wurde das Thema Alumni lange ignoriert. Der Markt für Alumni-­ Portale ist wenig umkämpft. Ausschließlich sehr komplexe, veraltete oder teure Software wird angeboten. Aber: In den letzten Jahren ist deutschen Unternehmen und Universitäten immer bewusster geworden, welche enormen – auch finanziellen – Vorteile ein Alumni-­ Netzwerk bietet: Rehiring-Programme, Spendenakquise, Kontaktpflege, Imagepflege. US-amerikanische Unis machen es vor: Allein der Alumni­verein der Columbia umfasst weit mehr als 250.000 Mitglieder und sammelt jährlich Millionenbeträge ein. Alumnii hat sich zum Ziel gesetzt, den Alumni-Markt umzukrempeln: Unser Portal bietet alles, was erfolgreiches Alumni-Management ausmacht, ist einfach zu bedienen und preislich flexibel und damit für Vereine aller Größen interessant.

Fotos: Skillster, Perdoo, Alumnii

GRÜNDUNG: Dezember 2014

skillster.net


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IM WESTEN VIEL NEUES

Titus Zwirner, Hauptansprechpartner der EY Start-up-Initiative in NRW, über das Ökosystem an Rhein und Ruhr

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Fotos: StartupCon

ittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass nicht nur Berlin eine aktive Start-upSzene hat, sondern auch zum Beispiel Nordrhein-Westfalen. Hier leben mehr Menschen als anderswo in der Bundesrepublik. Auch gibt es große Industrieunternehmen, etablierte Mittel­ ständler, Medienunternehmen und ein breit gefächertes Netzwerk an Universitäten und Bildungseinrichtungen. Dennoch hat NRW in puncto Start-ups noch Luft nach oben. Während Berlin laut KfW-Gründungsmonitor mit einer Gründungsquote von 2,58 Prozent Spitzenreiter ist, liegt NRW mit 1,65 Prozent zwar auf Platz sieben, aber damit immer noch nur knapp über dem Bundesdurchschnitt (1,5 Prozent). Berlin ist also weiterhin das Maß aller Dinge, was sich auch in den Finanzierungsrunden widerspiegelt (EY Start-up-Barometer, August 2016). Was läuft an Rhein und Ruhr anders als an der Spree? Was sind die charakteristischen Merkmale der Start-up-Ökosysteme im Westen der Republik? Wo gibt es Aufholbedarf? MEHR ALS EIN HUB, MEHR ALS TRIVAGO Das Land verfügt über viele Zentren der digitalen Wirtschaft. Neben Köln und Düsseldorf als den zentralen Hubs sind hier vor allem Aachen, Bonn, Münster und das Ruhrgebiet zu nennen. Ein Verzeichnis mit 400 vielversprechenden NRW-Start-ups listet junge Unternehmen aus den Bereichen Cloud-Service, E-Commerce, Online-Marketing/Media, Software/ App und Web-Plattformen auf (zusammengestellt vom Cluster IKT.NRW und dem Start-up-Professor Tobias Kollmann). Neben dem Star der Szene, Trivago, finden sich Namen wie Kalaydo.de, Clickworker (clickworker.de, Datenmanagement für E-Commerce), Auxmoney (auxmoney.com, P2P-Kreditplattform) oder Employour (employour.de, Bewerbungsportal). Daneben gibt es eine Fülle von B2B-Geschäftsmodellen, die auf technologischen Innovationen basieren wie Parstream (parstream.com) oder Cleverbridge (cleverbridge.com, Online-Bestell- und -Bezahlservice).

Der ausgeprägte B2B- und Hightech-Fokus hat seinen Ursprung in den vielen Unis und den Spin-offs, die aus ihnen hervorgehen. Unter den Universitäten konnte sich besonders die RWTH Aachen als Talentschmiede profilieren. Aber auch sonst wird einiges für junge Gründer getan. So gibt es boomende Inkubatoren wie Headquarters Cologne (hq-cologne.com) oder Startplatz in Köln beziehungsweise Düsseldorf (startplatz.de), 1stMover in Düsseldorf (1stmover.org) oder UFA Lab (ufa-lab.com), das digitale Studio der UFA in Köln (und Berlin). NRW bietet Gründern, Innovatoren, Investoren und Corporates darüber hinaus wichtige Plattformen zum Pitchen, Networken oder Anbahnen von Business-Partnerschaften. Der ganz klare Schwerpunkt dieser Aktivitäten liegt in den eta­ blierten Messestandorten Köln und Düsseldorf. Zu nennen sind hier die Gründermesse Startupcon in der Lanxess Arena in Köln (startupcon.de), die Interactive Cologne (interactive-cologne.de), der European Pirate Summit (piratesummit.com) sowie die Dmexco (dmexco.de) oder auch die Startup-­ Woche in Düsseldorf (startupwoche-dus.de) beziehungsweise der European Venture Market in Köln (europeanventuremarket.com). JENSEITS VON KÖLN UND DÜSSELDORF Die NRW-Szene ist mehr als Köln und Düsseldorf. Grönemeyers „Komm zur Ruhr“ gilt auch für junge Gründer. Die Bedingungen um Essen, Dortmund und Bochum sind gut. Durch den Abbau in den traditionellen Industrien sind die Büromieten moderat. Außerdem stehen viele Unis als Talentpools zu Verfügung. Das ehemalige Kohle- und Stahlrevier wartet mittlerweile mit Business Angels, Hochschul-Acceleratoren und Beratungsstellen auf. Hier sind das kürzlich gegründete Rhein-Ruhr Network, das Entrepreneurship-Zentrum der Uni Witten/Herdecke (ezw.de) oder die Business Angels Agentur Ruhr mit regelmäßigen Baar-Foren (baar-ev.de) zu nennen. Darüber hinaus investiert das Land 12,5 Millionen Euro in regionale digitale DWNRW-Hubs (digitalewirtschaft.nrw.de). Es gibt aber auch private Ini-

tiativen wie Schacht One in Essen (schacht.one), das die Digitalisierung etablierter Unternehmen vorantreibt. Hinter der Digitaleinheit stecken das Family-Equity-Unternehmen Haniel und die Digitalberatung Etventure. Außerdem gründen sich zunehmend auch städte­übergreifende Initiativen wie Fuckup Nights (fuckupnights.com/ruhrgebiet) oder Startup Nights (startup-nights.de). Trotz der relativ guten Bedingungen weist etwa Dortmund nur eine Gründungsquote von 0,8 auf. Insbesondere Entwickler lassen sich immer noch lieber in den großen Konzernen anstellen – was in Berlin schwieriger ist als im Pott. Dennoch gibt es auch hier Erfolgsgeschichten zu erzählen wie Clickworker aus Essen, Employour aus Bochum oder Urlaubsguru aus Dortmund. Grundsätzlich gibt es einen Mangel an Risikokapital. Hier muss, wie in vielen anderen Regionen Deutschlands, noch viel getan werden, um Investoren anzuziehen. Jetzt sind Macher aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gefragt, die an Rhein und Ruhr traditionell zu Hause sind.

TITUS ZWIRNER ist Hauptansprechpartner bei der EY Start-up-Initiative in Nordrhein-Westfalen. Er unterstützt Unternehmensgründer mit einem fairen, pragmatischen und ganzheitlichen Beratungsansatz rund um Recht, Steuern, Strategie oder Bewertung. start-up-initiative.ey.com

Bei der Startupcon in der Kölner Lanxess Arena traf sich die internationale Start-up-Szene. EY war mit dabei und präsentierte unter anderem den Pitch of the Day.




SERVICE

MEHR ALS SMALLTALK Gute Beziehungen können helfen, ein Startup erfolgreich zu machen. Ein Leitfaden fürs richtige Netzwerken Von Alexander Wolf

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Was bedeutet Networking? Networking ist die Kunst, ein System interagierender, belastbarer Beziehungen aufzubauen und zu pflegen – also langfristige Landwirtschaft, nicht kurzfristige Jagd. Das ist weniger spektakulär, aber am Ende wesentlich effizienter und effektiver.

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Muss man extrovertiert sein, um ein guter Networker zu sein? Viele denken, dass Networking die Kunst ist, bei jeder Gelegenheit jeden Menschen anzusprechen, viel Small Talk zu machen und extrem extrovertiert zu sein. Aber das stimmt nicht. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man nicht extrem schüchtern ist. Aber um ein Netzwerk belastbarer Beziehungen aufzubauen, ist es völlig egal, ob man eher zurückhaltend oder extrovertiert ist, ob man viel oder wenig Lust auf Gespräche mit fremden Menschen hat. Denn ein Netzwerk ist nicht die Ansammlung vieler Small Talks. Wie Angela de Giacomo sagte, die Gründerin von Wundernova, die ich sehr schätze: „Netzwerken und Kontakte pflegen bedeutet Beziehungen mit Menschen pflegen, nicht Business Cards austauschen und im Anschluss quick and dirty eine Anfrage stellen, wenn man Hilfe benötigt, sondern in engem Kontakt und vor allem Austausch zu bleiben.“ Viele Small Talks sind noch keine Beziehung. Und viele Beziehungen sind noch kein Netzwerk. Die langfristige, systematische Pflege und Vernetzung der Beziehungen ist der eigentliche Job. Das können introvertierte Menschen oft sogar besser als extrovertierte, weil sie sich besser auf andere konzentrieren, gut zuhören können und von Natur aus mehr denken und nicht so viel quatschen.

4 DAS SOLLTEST DU ANSTREBEN • die kontinuierliche Steigerung von Vertrauen deiner Umgebung in dich • die intelligente Vernetzung deiner Beziehungen miteinander • die Kommunikation deines Wertesystems

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Wie geht Networking? Der Aufbau eines Systems interagierender Beziehungen – das hört sich schwieriger an, als es ist. Am Ende ist es dasselbe, wie ein Unternehmen aufzubauen. Im Unternehmen holst du dir Mitarbeiter und sorgst dafür, dass sie miteinander interagieren. Du schaffst gemeinsame Regeln, eine Firmenkultur. Und du organisierst die Firma so, dass möglichst alle Mitarbeiter sich untereinander kennen und vertrauen lernen. Das ist ein wenig wie in der Politik. Stell dir einfach vor, du baust dein eigenes Dorf und willst der frei gewählte Bürgermeister sein. Du musst dazu Leute in das Dorf locken (indem sie dort Vorteile für sich wittern), sie einander vorstellen, die Dorfregeln definieren und kommunizieren und einen Binnenmarkt schaffen, indem du Kooperationen anregst. Natürlich gehört auch gutes Eigenmarketing dazu, schließlich willst du der Chef vom Dorf sein. Nur, dass dein Dorf ein virtuelles ist. Und du bist nicht der Chef und kannst die Mitglieder deines Netzwerks nicht per Vertrag an dich binden (außer, du bist wirklich Mafiapate).

Neugierig sein: Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen fürs Netzwerken.

Welche Fähigkeiten muss man für gutes Networking trainieren? Du musst erstens eine Grundeinstellung haben, die offen und neugierig ist, neue Menschen und Möglichkeiten zulässt und nicht voreingenommen ist. Um erfolgreich zu netzwerken, stellst du dir am besten vor, wie du als Kind warst. Da hast du die Welt noch mit großen neugierigen Augen gesehen, hast dich für alle interessiert, warst ohne Vorurteile. Diese Grundeinstellung ist optimal, wenn du Profi-Networker sein willst. Zweitens solltest du wie ein Gastgeber durch dein Leben gehen, indem du immer an andere denkst, andere vernetzt, Verantwortung für dein Umfeld übernimmst, großzügig und hilfsbereit bist. Wenn du Gast auf einer Veranstaltung bist, benimm dich einfach so, als ob du der Gastgeber wärst. Wenn du diese Geisteshaltung verinnerlichst, strahlt das auf andere aus, du wirst den Unterschied bemerken. Und drittens – damit das zu einem belastbaren Netzwerk wird und du nicht nur wie ein guter Samariter durch die Welt rennst – musst du natürlich mit System vorgehen und auch ein bisschen berechnend sein. Sonst bist du für immer nur der Jesus von nebenan, der allen hilft. Du musst also auch darauf achten, ein bisschen was zurückzubekommen. Bleibe aufmerksam und sortiere Energie-Vampire schnell aus. Das Erfolgsrezept ist ein offenes Herz, eine wohlmeinende Seele und ein kluger Geist.


SERVICE

DIE DREI WICHTIGSTEN EIGENSCHAFTEN • die emotionale Grundeinstellung eines Networkers • die Fähigkeiten eines Gastgebers • das Gehirn eines Mafiapaten

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Netzwerke und Vitamin B: Sind Netzwerke unmoralisch? Auf jeden Fall. Menschen mit guten Netzwerken haben Zugang zu mehr Ressourcen als die, die über weniger gute oder gar keine Netzwerke verfügen. Das ist nicht gerecht. Und klar, man hat sich das Netzwerk ja selbst aufgebaut, hat viel Arbeit reingesteckt, also darf man auch viel reinholen. Das ist eine sehr marktwirtschaftliche Sicht. Ob das gerecht ist, ist eine philosophische Frage. Aber wir sehen ja an dem schönen Beispiel, dass die Welt immer noch von Menschen – meist Männern – gelenkt wird, weil sie zielgerichteter netzwerken. Ist das gerecht? Nein.

Gibt es Unterschiede in der Art, wie Frauen und Männer Netzwerke bilden? Frauen bilden ganzheitliche Netzwerke, die über den Beruf hinausgehen, während Männer wesentlich homogenere, zielgerichtete Netzwerke bauen. Kurz: Männer bilden offensive Jagdgemeinschaften, und Frauen defensive Schutzgemeinschaften. Langfristig gesehen haben die Frauen ein wesentlich schlaueres Modell. Das sieht man sehr schön bei Menschen im Rentenalter. Viele Männer sind dann sehr einsam, obwohl sie beruflich erfolgreich waren. Aber es ist logisch, dass man erfolgreicher ist, wenn man sich auf eine Sache sehr stark fokussiert. Deshalb ziehen Männer beruflich oft an Frauen vorbei. Der Mann landet dann auf dem Chefposten – einfach durch gute Connections. Sobald er bemerkt, dass er den Job gar nicht kann, holt er sich eine weibliche Personal Assistant, die die Aufgaben dann erledigt. Man kann es so vergleichen: Männer sind wie der Sänger, der jeden Tag zwölf Stunden alleine am Mikro übt. Frauen gründen eine Band und kümmern sich auch um die privaten Probleme der Bandmitglieder. Und am Ende sind sie dann die Backup-Musikerinnen für den Vocalist. Das ist nicht schön für die Frauen und eine Katastrophe für unsere Gesellschaft. Weil viele potenzielle Premium-Chefinnen gar nicht erst nach vorne kommen und wir so enormes Potenzial verlieren. Hier sollten vor allem die Frauen etwas ändern.

TIPPS FÜR FRAUEN • • • •

Nicht immer alles perfekt machen. Beziehungen mehr und öfter für die eigenen Ziele nutzen. An das Ziel denken, nicht nur an den Weg. Keine Angst haben – weder vor dem Scheitern noch vor negativem Feedback.

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Online versus Offline: Was sind die Unterschiede fürs Networking? Offline: Beziehung aufbauen. Online: Beziehung pflegen. Der Grund ist, dass man online sehr schwer Vertrauen aufbauen kann, bei Beziehungen geht es aber ganz stark um Vertrauen. Es ist extrem schwierig, eine neue Beziehung aufzubauen, wenn man den persönlichen Live-Kontakt nicht hat. Der Mensch kennt Online-Networking erst seit etwa zehn Jahren, aber OfflineNetworking schon 100.000 Jahre. Am Ende sind wir OfflineTiere. Intuitiv wissen wir: Wenn der Strom ausfällt, ist eine Beziehung nur etwas wert, wenn sie auch offline funktioniert.

Zuhören: Viele Small Talks sind noch keine Beziehung.

Fotos: Aussergewöhnlich Berlin

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Warum wird das Thema Networking immer präsenter? Weil wir auf eine Sharing Economy zusteuern. Uber, Airbnb, Carsharing und vieles mehr. Die Digitalisierung treibt gleichzeitig die Dezentralisierung voran. Es wird immer wichtiger, mit anderen vernetzt zu sein und sich Ressourcen zu teilen, statt sie selber zu besitzen. Diese Sharing Economy ist übrigens wesentlich weiblicher als die bisherige Wirtschaft. Also steuern wir auf eine wesentlich weiblichere Networking-Wirtschaft zu. Die Kunst guter Beziehungsarbeit ist eine zutiefst europäische Fähigkeit. In angelsächsischen Ländern sind die Menschen schneller bei Neukontakten. Aber die Nachhaltigkeit können Mitteleuropäer besser. Und darauf kommt es an. Um die europäische Tradition professionellen Networkings zu würdigen, haben wir unsere Wissenschaft auch Dictyonomie genannt, die Lehre des Netzes (Dictyo, altgriechisch: das Netz).

ALEXANDER WOLF lernte das Handwerk des Networkings in der Weltliga der Diplomatie: Knapp zehn Jahre verantwortete er PR-Aktivitäten von Botschaften und internationalen Kulturinstituten in Berlin. Später gründete er das neuartige Netzwerk Aussergewöhnlich Berlin und arbeitet parallel am Aufbau der wissenschaftlichen Disziplin Dictyonomie.

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IN EIGENER SACHE

OUT NOW: THE HUNDERT – STARTUPS OF NEW YORK Mehr als 10.000 Startups zählt der Big Apple. Die neue Ausgabe porträtiert die 100 Spannendsten

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ls sich das Produktionsteam von the Hundert dazu entschloss, zum ersten Mal den sicheren europäischen Hafen zu verlassen und die nächste Ausgabe den Startups von New York zu widmen, ahnte es noch nicht ganz, welche Mammutaufgabe vor ihm liegt. Als unbekanntes Berliner Magazin einen Fotoshooting-Termin in den Kalendern der Gründer von New Yorks angesagtesten Startups zu ergattern – das war kein leichtes Unterfangen. Zwei spätsommerliche Monate verbrachte das Team in der Stadt, die niemals schläft, und durfte das Startup-Ökosystem auf eine Weise kennenlernen, die wahrscheinlich so noch niemand erlebt hat: ein Speeddating mit 100 Startups an 100 verschiedenen Orten in der Metropole. SO FACETTENREICH WIE DIE STARTUP-SZENE Zehntausende E-Mails und ungezählte 16-Stunden-Tage später waren alle Bilder im Kasten, das Magazin gedruckt. Das Resultat ist so bunt und vielfältig wie die Stadt und ihre Startup-Szene: ein Coffee Table Book mit großformatigen Fotografien von den Stars

und Newcomern der Szene. 35 Branchen sind im Heft vertreten: von künstlicher Intelligenz über Digital Health, E-Commerce und Cyber Security bis hin zu Real Estate, Fitness und Fintech. Zusätzlich zu den Startup-Porträts liefert das Magazin weitere Fakten und Hintergrundinformationen zum New Yorker Ökosystem. Ausgewählt wurden die 100 Finalisten erstmals in der Geschichte von the Hundert von einer hochkarätigen Jury aus Investoren, etablierten Unternehmern, Medienvertretern und weiteren New-York-Insidern. Zu den 40 Experten zählen Arianna Huffington (Mitgründerin von The Huffington Post), Ben Lerer (Managing Partner von Lerer Hippeau Ventures), Philippe von Borries (Mitgründer und CEO von Refinery29), Karl-Theodor zu Guttenberg (Chairman bei Spitzberg Partners) und Henry Blodget (Journalist und CEO von Business Insider). Realisiert wurde das ambitionierte Projekt mit der Unterstützung von Axel Springer Digital Ventures, KPMG, Berlin Partner, Weberbank und Sevenventures. Die Veröffentlichung des neuen Magazins wurde dieses Mal gleich doppelt gefeiert: mit einer Party im Berliner Ewerk und einer Party in der Powerhouse Arena in Brooklyn.

the Hundert erscheint in einer Auflage von 10.000 Exemplaren und wird auf Events, in Coworking Spaces und bei zahlreichen Partnern in Berlin und New York kostenlos verteilt. Wer sofort sein eigenes Heft in der Hand halten will, kann die Ausgabe erstmals auch direkt über Amazon.de erwerben. Außerdem steht das Magazin wie gewohnt zum kostenlosen Download bereit:

THE HUNDERT NEW YORK IN ZAHLEN 1OO

BRANCHENZUGEHÖRIGKEIT

C = 10 %

Startups

Medien

35

Health

17 %

BELIEBTESTER ANFANGSBUCHSTABE Fintech

7% 6%

Branchen

E-Commerce

BELIEBTESTE BEZIRKE

6%

13.654

Mitarbeiter insgesamt

Immobilien

6% 5%

IoT

13%

Brooklyn

87%

Manhattan

Die Angaben beziehen sich ausschließlich auf die im Magazin vertretenen Startups. Einige Angaben basieren auf Schätzungen. Weitere Quellen: crunchbase.com, angel.co, cbinsights.com

THE-HUNDERT.COM


IN EIGENER SACHE

WHITE OPS White Ops sagt Cyber-Kriminellen den Kampf an, die sich in den dunklen Ecken des Internets tummeln, genauer gesagt: Bots, die sich unerkannt auf ganz gewöhnlichen Computern einnisten, die Kontrolle über den Internetbrowser übernehmen und vorgeblich Online-Werbung anschauen. Das ist ein Betrug, der für Werbeanbieter teuer werden kann. White Ops hat eine Technologie entwickelt, die verifiziert, ob digitale Werbung tatsächlich von Menschen oder nur von arglistig gesteuerten Bots angesehen wird. whiteops.com Cyber Security // 2012 gegründet // 60 Mitarbeiter // Finanzierung: 33 Millionen Dollar in zwei Runden

X.AI Keine Lust auf stundenlanges E-Mail-Ping-Pong, um einen Termin zu koordinieren? Amy übernimmt diese Aufgaben und kommuniziert wie ein Mensch – dabei ist sie ein Computer. Ausgestattet mit den Terminkalendern und den bevorzugten Treffpunkten ihrer Kunden gibt sie nicht auf, bis das Meeting steht. Das erledigt sie so menschlich, dass sie sogar schon Blumen und Schokolade geschickt bekommen hat. x.ai Productivity // 2014 gegründet // 70 Mitarbeiter // Finanzierung: 34,3 Millionen Dollar in drei Runden

MAKER’S ROW Der Online-Marktplatz ist die Adresse für alles mit dem Label made in USA. Maker’s Row verknüpft kleine wie mittelgroße produktbasierte Firmen mit lokalen Produzenten und hat seit 2012 die Entstehung von mehreren Millionen Produkten ermöglicht. Das Netzwerk umfasst mehr als 11.000 US-amerikanische Fabriken und 120.000 Marken. Kurse zu allen relevanten Themen rund um die Produktion, Finanzierung und Qualitätssicherung komplettieren das Angebot. makersrow.com Manufacturing // 2012 gegründet // 20 Mitarbeiter // Finanzierung: 2,5 Millionen Dollar in zwei Runden

CODECADEMY

Fotos: Saskia Uppenkamp

Mit der interaktiven Onlineplattform von Codecademy haben bereits mehr als 25 Millionen Menschen weltweit die vielleicht wichtigste Fremdsprache der Zukunft gelernt: Coding. Codecademy bietet kostenlose Kurse in den gängigsten Programmiersprachen an. Essenziell ist der Netzwerk-Gedanke: Interessierte lernen projektbezogen und im Austausch mit anderen Studierenden weltweit. codecademy.com Education // 2011 gegründet // 35 Mitarbeiter // Finanzierung: 42,5 Millionen Dollar in drei Runden


IN EIGENER SACHE

MIC Der News-Lieferant von und für die digitale Generation verfolgt eine Mission: jungen Menschen dabei zu helfen, die sich rapide verändernde Welt zu verstehen. Mic erreicht mit seiner Berichterstattung jeden Monat 65 Millionen Millenials in den USA und mehr als 100 Millionen Menschen weltweit. Das Newsportal bietet Information und Unterhaltung zu den Themen, die die Zukunft prägen. mic.com Digital Media // 2011 gegründet // 160 Mitarbeiter // Finanzierung: 32 Millionen Dollar in vier Runden

FUNDERA Der Online-Marktplatz für Kleinkredite ermöglicht es kleinen Unternehmen mit einer einfachen App, den für sie passenden Kreditgeber zu finden. Fundera geht dabei den umgekehrten Weg als normalerweise üblich: Es sind nicht die Firmen, die sich um einen Kredit bewerben müssen, vielmehr sind die Kreditgeber in der Position des Bewerbers. Seit der Gründung 2014 hat Fundera mehr als 4000 kleinen Unternehmen eine Finanzierung von insgesamt mehr als 250 Millionen Dollar gesichert. fundera.com Fintech // 2014 gegründet // 50 Mitarbeiter // Finanzierung: 14,9 Millionen Dollar in zwei Runden

THE MUSE Das Karriereportal, das mehr bietet als nur Stellenanzeigen: The Muse eröffnet Jobsuchenden einen Blick hinter die Kulissen von hunderten von Unternehmen, vermittelt Experten-Coachings und ermöglicht so eine fundierte Entscheidungsgrundlage für den Jobwechsel. Jährlich greifen mehr als 50 Millionen Jobsuchende auf den Service zurück. Ziel des Startups: die beliebteste und vertrauenswürdigste Quelle für Karriereentscheidungen zu werden. themuse.com Human Resources // 2011 gegründet // 135 Mitarbeiter // Finanzierung: 28,7 Millionen Dollar in vier Runden

FLATIRON HEALTH Flatiron Health hat sich dem Kampf gegen den Krebs verschrieben. Ihre Waffe: eine Cloud-basierte Analyse- und Onkologie-Software. Das Ziel: mit der Learning-Healthcare-Plattform eine digitale Infrastruktur aufzubauen, die Patientendaten zur Behandlung von Krebs bündelt, organisiert und Experten wie Betroffenen weltweit zugänglich macht, um die Krankheit effizienter und passgenauer zu behandeln. flatiron.com

Fotos: Saskia Uppenkamp

Digital Health // 2012 gegründet // 302 Mitarbeiter // Finanzierung: 328 Millionen Dollar in drei Runden


JOBPROFIL

WAS MACHT EIGENTLICH EIN

NAME: Lesara GmbH

HEAD OF CULTURE

GRÜNDUNG: November 2013

GRÜNDER: Roman Kirsch, Matthias Wilrich, Robin Müller

In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen. In dieser Ausgabe erzählt Julie Görgen, was ihre Aufgaben bei Lesara sind

MITARBEITER: 200

STANDORTE: Berlin, Guangzhou in China

Ich freue mich immer, wenn ich gefragt werde, was ich als Head of People and Culture eigentlich mache. Etwas mit Menschen. Klar. Aber das mit der Kultur? In den USA gibt es schon länger den Trend, dass das klassische Human-Resources-Management nicht mehr so recht in unsere heutige Arbeits- und Lebenswelt passt. Das Team „People and Culture“ kümmert sich nicht nur um Personalverwaltung, sondern auch um die Definition und Umsetzung von Unternehmenswerten und die Förderung einer echten Unternehmenskultur im Arbeitsalltag. Bei Lesara sind wir immer auf der Suche nach den besten Bewerbern, die fachlich sehr gut aufgestellt sind und auch den richtigen Personal Fit mitbringen. Die positive Gestaltung des Arbeitsalltags und die aktive Umsetzung unserer Unternehmenskultur innerhalb des Teams ist bei uns eine kontinuierliche Aufgabe, welche sich ständig verändert und immer wieder neue Themen beinhaltet. Es ist uns sehr wichtig, bei der Ausgestaltung auf die Wünsche und Anregungen unseres Teams einzugehen, deshalb haben wir uns schon um verschiedenste Projekte gekümmert: von der Planung verschiedener Team-

Events über Sport- und Wellness-Angebote bis hin zur Gestaltung eines möglichst ergonomischen Arbeitsumfeldes. Zu meinen Aufgaben gehören außerdem Recruiting, Trainings und die Einführung und Umsetzung neuer Methoden im HR-Bereich. Auch im Recruiting ist es uns wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und neben konventionellen Wegen auch innovative Möglichkeiten auszuprobieren, die besten Mitarbeiter zu finden. Diese Aufgaben betreue ich nicht nur in unserer Zentrale in Berlin sondern auch international. Aus diesem Grund arbeite ich eng mit dem Team in unserem chinesischen Office zusammen. Uns ist es sehr wichtig, dass die Unternehmenskultur an beiden Standorten gleichermaßen gelebt wird und, dass das Team sich als eine Einheit fühlt, obwohl die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen 9000 Kilometer voneinander entfernt sind. Wie die Berufsbezeichnung Head of People and Culture schon verrät, sollte man Eigenschaften mitbringen, die die Zusammenarbeit mit Menschen unterstützten. Am wichtigsten sind Empathie und Motivation, aber auch analytische Fähigkeiten, eine unstillbare Neugier und der Antrieb, das Arbeiten für

SERVICE: E-Commerce-Anbieter für Fashionund Lifestyle-Produkte lesara.de

ein und in einem Unternehmen immer ein Stückchen attraktiver zu machen. Ein positives Arbeitsumfeld wirkt sich direkt auf das Team in einem Unternehmen und seine Leistung aus. Mache ich meine Arbeit gut, trage ich im Wesentlichen dazu bei, dass sich die Motivation und auch die Leistung des gesamten Teams verbessern.

HAST DU EINEN UNGEWÖHNLICHEN JOB? SAG ES UNS: jobprofil@berlinvalley.com

JULIE GÖRGEN

Fotos: Lesara

leitet das Team „People and Culture“ von Lesara. Nach ihrem Psychologie- und DeutschStudium an der Universität in Michigan, hatte sie sich zunächst auf eine Entdeckungsreise rund um den Globus begeben und ist derzeit für Aufbau und Förderung des internationalen Teams von Lesara verantwortlich.

berlinvalley.com / 59


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„Investors’ Confessions“ von SwanCap, Cavalry Ventures, Earlybird Venture Capital, Point Nine Capital und NKF

INVESTORS’ CONFESSIONS BEI DER TECHNIGHT Tipps und Tricks für die Kapitalbeschaffung gab es bei der dritten TechNight der HypoVereinsbank in Berlin in unserem Netzwerk“, ergänzt Alexander Ruppert von Earlybird. Auch die Bedeutung von VC für die Startup-Szene in Berlin wurde bei der TechNight thematisiert. So sagt Emmanuel Thomassin, CFO von Delivery Hero: „Berlin als Stadt zieht junge High Potentials an und ist damit auch ein attraktives Umfeld für Investoren.“ Namhafte Risikokapitalgeber zieht es zunehmend an die Spree. Fast im Wochenrhythmus gehen in der Hauptstadt derzeit neue Venture-Capital-Fonds an den Start. Prominente Beteiligungsgesellschaften haben den prosperierenden Tech-Hotspot auf dem Radar und unterstützen junge Wachstums­

unternehmen mit frischem Kapital. Damit baut Berlin seine Position als international beachtete Gründermetropole kontinuierlich aus. Fazit der TechNight, die zum dritten Mal vom TechTeam der HypoVereinsbank in Berlin veranstaltet wurde: „Ein voller Erfolg! Die TechNight hat sich zu einem echten Szene-Treff entwickelt“, sagt Frank Nicolaisen vom TechTeam. „Unser Ziel ist es, der strategische Partner für Tech-Unternehmen zu sein. Mit Veranstaltungen wie der TechNight öffnen wir unser internationales Netzwerk und bringen Investoren, Experten und Tech-Unternehmen aus ganz Europa zusammen.“

Gelungener Abend mit hochkarätigen Gästen des HypoVereinsbank Tech Teams

Fotos: Michael Fahrig

Thema der dritten TechNight in Berlin war Fundraising für Startups. Rund 180 Gäste bekamen von Vertretern von Venture-Capital-Investoren wie Point Nine Capital oder Earlybird Einblicke in die Möglichkeiten und Fallstricke bei der Kapitalbeschaffung. Auf der Suche nach Kapitalgebern brauchen Gründer das gewisse Etwas. „Es kommt nicht nur auf das Skill-Set an, sondern auch auf die Persönlichkeit des Gründers. Man geht für eine Zeit eine intensive Beziehung ein – fast wie eine Ehe“, sagt Mathias Ockenfels von Point Nine Capital. Darüber hinaus spielen die richtigen Kontakte eine entscheidende Rolle. „Die meisten Deals entstehen


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Emmanuel Thomassin, CFO Delivery Hero Jörg Frischholz, Regionalbereichsleiter HypoVereinsbank – Unternehmer Bank

Jan Thomas, CEO von NKF und Herausgeber von Berlin Valley

Erik F. Nielsen, Chief Economist UniCredit Group

Großer Andrang in der Fabrik23

Shawn Atkinson, Partner Orrick, Herrington & Sutcliffe LLP, London Dr. Sven Greulich, Partner Orrick, Herrington & Sutcliffe LLP, Düsseldorf

Entspannte Atmosphäre beim makroökonomischen Ausblick von Erik F. Nielsen


EVENTS

FRAGEN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ Welche Folgen hat KI? Ein Diskussionsthema auf der diesjährigen Hub Conference des Bitkom in Berlin

DAS ZEITALTER DER SMARTEN MASCHINEN Ein gelungenes Exempel dieser Art ereignete sich am 22. November auf der diesjährigen Bitkom Hub Conference in Berlin. In dem Paneltalk „How will Artificial Intelligence Change our Future?” beleuchteten Rasmus Rothe (Gründer von Merantix), Christian Thurau (CTO und Mitgründer von Twenty Billion Neurons) und Tarek Richard Besold (KI-Forscher an der Universität Bremen) facettenreich, welche Zukunft durch den rasanten Entwicklungsfortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz denkbar sind. Schon jetzt fahren autonome Testfahrzeuge durch unsere Städte, das Assistenzsystem Siri kann einen Tisch in einem Restaurant reservieren und humanoide Roboter sehen dem Menschen zum Verwechseln ähnlich. Das Zeitalter der smarten Maschinen liegt

Hub Conference des Bitkom in Berlin: Hier wurden aktuelle Technik-Trends diskutiert. Mehr als 2000 Teilnehmer kamen zu dem Event.

nicht mehr in der fernen Zukunft. Es hat bereits begonnen. So bemerkte Christian Thurau: „Ich denke, in zehn Jahren sind Maschinen nahezu auf dem Niveau von Menschen in Hinblick auf visuelle Wahrnehmung.” Auch wenn Thurau diese optimistische Prognose auf den Bereich der visuellen Bildanalyse beschränkte, erscheinen ähnlich rasante Fortschritte in anderen Bereichen, beispielsweise in der Sprachanalyse, nicht unwahrscheinlich. Thurau zieht damit Schlüsse, die in sozialökonomischer Hinsicht wohl auf den relevantesten Aspekt des Diskurses abzielen. Denn in den kommenden 20 Jahren werden laut aktuellen Forschungsstudien allein in Deutschland ungefähr 1,5 Millionen traditionelle Arbeitsplätze durch Automatisierung und Digitalisierung ersetzt werden. Fragen wie die nach der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens sind dringlicher denn je – ob die künstliche Intelligenz auch darauf eine Antwort liefern kann, ist zweifelhaft. Der Grundtenor der Expertenrunde auf der Hub Conference 2016 entsprach derweil einer ebenso einfachen wie folgenreichen Aussage, die Rasmus Rothe gegen Ende des Paneltalks anmerkte: „Unbeaufsichtigtes Maschinen-Lernen wird sehr wichtig werden.“ km

ONLINE GEHT OFFLINE

BOCK AUF NEUE MÄRKTE

Retail meets Startup im Alexa

Tipps zur Internationalisierung

„Multichannel ist die Gegenwart“, sagte Jens Peter Klatt, Head of Multichannel bei Mister Spex, am 9. November bei der Veranstaltung First Store by Alexa – Retail meets Startup im Berliner Shoppingcenter Alexa. Das E-Commerce-Unternehmen hat seine Online-Präsenz bereits vor einem Jahr durch einen Store im Alexa ergänzt. Auch Outfittery hat mit einem Pop-up-Store am Hamburger Flughafen experimentiert. „Der Shop hat unsere Marke gestärkt und uns viel Aufmerksamkeit gebracht”, berichtete Svenja Ziegert von Outfittery. Muun nutzt ein Ladengeschäft in Berlin-Mitte als Erweiterung seiner Marke im Schlaf-Lifestyle-Bereich. Gründer Frederic Böert erzählt, dass der Shop ihm und seinem Team hilft, die Kunden besser kennenzulernen: „Manchmal sind zehn Gespräche mit echten Kunden besser als 10.000 Daten“, sagte er. Einen Laden zu eröffnen ist jedoch eine Herausforderung. Der Onliner ist mit neuen Problemen konfrontiert, Ladendiebstahl beispielsweise. „Dass alle unsere Brillen im Shop zugänglich sind, hat auch Diebe angezogen“, erzählte Klatt von Mister Spex: „Mittlerweile haben wir ein Warensicherungssystem.“ ak

Die Märkte außerhalb Deutschlands bieten interessante Möglichkeiten für Start­ups, bergen aber auch viele Risiken. Beim Berlin Valley Meetup Going Global im Oktober in der Factory Berlin gaben erfolgreiche internationale Startups ihre Erfahrungen weiter. Kunden unterscheiden sich von Land zu Land: „In Italien bezahlen die Leute gerne Cash on Delivery, in Norwegen und Schweden wollen die wenigsten ihre Waren nach Hause geliefert bekommen. Wer das nicht beachtet, hat bereits verloren“, sagte Moritz Hau von Zalando. Auch personell ist eine Expansion eine Herausforderung. Malte Cherdron, COO bei Goeuro, riet: „Man braucht Leute im Team, die Lust auf den neuen Markt haben, die sich mit dem Land auskennen und die Sprache sprechen, damit sie die Marke richtig in den Zielmarkt tragen können.“ „Babbel hat zum Aufbau des internationalen Teams einen der Gründer in die USA geschickt“, erzählte CMO Arne Schepker. Die Herausforderung internationaler Kommunikation lösen die Startups auf der Bühne alle ähnlich: Slack und Video-Broadcasting wirken Wunder, um das Team zusammenzuhalten. ak

Es diskutierten: Jens Horeis, Frederic Böert und Svenja Ziegert (v. l.)

Große Podiumsrunde: Hier gab es viele wertvolle Tipps für Startups.

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Fotos: Bitkom, Jann Venherm, Adela Dupetit

Künstliche Intelligenz „ist die vermutlich größte Gefahr für unsere Existenz”, prophezeite der doch sonst so technikaffine Visionär und Tesla-Chef Elon Musk. Er begegnet den gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz mit vorsichtiger Skepsis. Dennoch scheint trotz aller warnender Stimmen die Notwendigkeit gegeben, einen wertfrei(er)en und damit offen(er)en Diskurs über die Vor- und Nachteile, über den Fluch und Segen künstlicher Intelligenz zu führen.


5 EURO RETTEN EINE BEDROHTE ART: beschützt auch Leben. Schützen wir ihn. DICH! DerunserAmazonaswald

Geplante Gesetzesänderungen sollen die Schutzgebiete Amazoniens für Abholzung und Brandrodung öffnen. Jahrzehntelange Arbeit für die Regenwälder wird zunichte gemacht. Der WWF stemmt sich dagegen. www.de.capgemini.com

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EVENTS

Healthcare Revolution: Nana Bit-Avragim und David Orban sprechen bei der Frontiers Health über die Zukunft der Medizin.

GUT GETROFFEN Jeden Monat trifft sich die Startup-Szene auf Konferenzen, Partys, Hackathons und anderen Events. Ein kleiner Rückblick

Effektiv Gutes tun: Beim Betterplace Labtogether ging es um die Frage, wie man künstliche Intelligenz für soziale Zwecke einsetzen kann. Herausforderung Unternehmertum: das Team von Accessoria beim Gründungsprogramm der Heinz Nixdorf Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Learning by doing: Canvas-Workshop bei der Startup Academy Digitale Rebellen: Besucher vor der Digital Graffiti Wall von Urban Artists auf der Codemotion in Berlin

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Fotos: Factory Berlin/Jendrik Schroeder, Casper, Codemotion/Ania Sudbin, Frontiers Health/Matteo Cogliati, photothek.net/Florian Gaertner, Betterplace Labtogether/Sera Cakal, Startup Academy, Rainer Seider Fotos:

Mit professionellem Make-up: Berlin Tech Halloween in der Factory

Gemütlich: das erste Schlummerkino auf den Matratzen von Casper


EVENTS

KALENDER

Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick 11.–12.12. | NÜRNBERG | TECHNISCHE HOCHSCHULE DEUTSCHER BUSINESS ANGELS TAG Der Kongress bietet Top-Angels im Diskurs, Best Practice und einen Ausstellungsbereich.

23.–24.01. | LONDON | OLYMPIAPARK IOT TECH EXPO

Vom KFZ bis zur Zukunft des Handels werden Themen, die das Internet der Dinge verändert, im Rahmen von Case Studies und Diskussionen beleuchtet.

Alle Event-Details, NewsletterAnmeldung und mehr:

STARTUP-CALENDAR.COM

14.12. | FRANKFURT AM MAIN | THE LEGENDS PITCH CLUB FFM

23.–25.01. | BRÜSSEL | VERSCHIEDENE STANDORTE UNCONVENTION

16.02. | BERLIN | SPREEGALERIE ALEXANDERPLATZ PPC MASTERS

13.–15.01. | LEIPZIG | MESSE DREAMHACK

26.–27.01. | BERLIN | URANIA FUTURE!PUBLISH

21.–22.02. | MÜNCHEN | LEONARDO ROYAL HOTEL GERMAN CRM FORUM

07.–08.02. | MÜNCHEN | ICM WEARABLE TECHNOLOGIES CONFERENCE

23.02. | FRANKFURT AM MAIN | MESSE FORUM IT & MEDIA FUTURE CONGRESS

Junge, kreative Startups bekommen die Möglichkeit, ihre Ideen vor erfahrenen Investoren zu präsentieren.

Das Gaming-Festival lockt mit E-Sport-Turnieren, neuester Hard- und Software auf der Dreamexpo sowie Deutschlands größter LAN-Party.

Junge, innovative Europäer mit smarten Ideen treffen auf Vertreter aus Unternehmen, Industrie, Politik und Bildung sowie zahlreiche Investoren.

Der Kongress liefert Ideen zur Zukunft des Buchdrucks. Themenschwerpunkte sind elektronisches Publizieren, Marketing- und Verkaufsstrategien.

Das B2B-Event für Unternehmen im Wearables-Bereich präsentiert auf der Bühne Neuerungen und präsentiert verschiedene Hersteller im Expo-Bereich.

16 Referenten geben in zwei Sessions aktuelles Wissen rund um die Themen Pay per Click, Suchmaschinenoptimierung und Adwords weiter.

Die größte deutschsprachige CRM-Konferenz bietet Networking, Experten­­­­­ gespräche und Vorträge rund um das Kundenbeziehungsmanagement.

Unter dem Motto Business 4.0 erfahren Besucher von Ausstellern, in Vorträgen und Diskussionen wie Geschäftserfolg durch Digitalisierung klappt.

07.–08.02. | BERLIN | NHOW ONLINE HANDEL Fotos: Dreamhack/Jens Schlüter, Grüne Woche, Online Marketing Rockstars/Hannes Holtermann

Auf zwei Networking-Tagen werden Trends, Tools, Methoden und Innovationen des Online-Handels sowie Best Cases diskutiert.

15.–17.01. | MÜNCHEN | HVB FORUM DLD

Die Konferenzplattform von Burda widmet sich mit Wissenschaftlern, Poltikern, Künstlern und Entrepreneuren der digitalen Transformation.

15.–16.02 | MÜNCHEN | BMW WELT APP DAYS

Parallel zur Loca Conference findet hier der ungezwungene Austausch über neue Technologien wie Augmented Reality und App-Vermarktung statt.

17.–18.01. | FRANKFURT AM MAIN | ALTE OPER DEUTSCHER MEDIENKONGRESS

02.–03.03 | HAMBURG | MESSE ONLINE MARKETING ROCKSTARS

20.01. | BERLIN | MESSEGELÄNDE INTERNATIONALE GRÜNE WOCHE

04.–12.03. | MÜNCHEN | VERSCHIEDENE STANDORTE MUNICH CREATIVE BUSINESS WEEK

Auf dem Kongress diskutieren Entscheider aus Wirtschaft, Medien und Agenturen zu den Themen der Branche wie Strategien, Hypes und Playern.

Auf der IGW treffen Politiker und Produzenten auf Besucher, die sich für die Themen Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau interessieren.

Das zweitägige Festival ist nicht nur Weiterbildung mit Präsentationen, Ausstellern und Networking, sondern auch Unterhaltung für die Branche.

Das Design-Event für Gestalter und Auftraggeber sensibilisiert für Design und seine gesellschaftliche, kulturelle und ökonomische Bedeutung.


VORSCHAU

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE FINANZIERUNG So angle ich einen Investor

IMPRESSUM

MITTAGESSEN So werden Mitarbeiter satt und glücklich

CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.) Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com) HERAUSGEBER Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com) ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com), Lars Hügemeier (lh@nkf.media), Antonio Maiocchi (am@nkf.media) CHEFIN VOM DIENST Julia Meusel (jm) MANAGING EDITOR Christoph Strobel (cs) REDAKTION Anna-Lena Kümpel (ak), Kristin Moellering (km) STÄNDIGE MITARBEITERIN Sabine Petzsch CREATIVE SUPERVISION Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com) CREATIVE DIRECTOR Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com) PRODUKTIONSLEITER Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com) MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG Christian Frech FOTOGRAFEN Saskia Uppenkamp, Jann Venherm DRUCK Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde OT Blumberg PAPIER glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO AUFLAGE 20.000 Exemplare Berlin Valley erscheint achtmal jährlich und kostenlos in der NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin, Telefon: 030 46777251, nkf.media

ONLINE-MARKETING Mehr Nutzer mit den richtigen Strategien

ERSCHEINT AM 2. FEBRUAR 2017

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

Spotfolio ist die Plattform für TechnologieMarketing und Technologie-Scouting. spotfolio.com

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Fanpage Karma ist ein Online-Tool zur Analyse und zum Monitoring von Social-Media-Auftritten. fanpagekarma.com

Die führende Crowdfunding-Plattform für Startups in der DACH-Region companisto.com

Führender Dienstleister im Bereich Data-Analytics für Webseiten, Mobile-Web und -Apps similarweb.com

Als Repräsentant der Startups engagieren wir uns für ein gründerfreundliches Deutschland. deutschestartups.org

Industry of Things World ist das internationale Forum für industrielle IoT und Industrie 4.0. industryofthingsworld.com

Führender Anbieter von Softwaretechnologie zur Strukturierung öffentlich verfügbarer Daten ubermetrics-technologies.com

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Fotos: Unsplash

WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN



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“EY” and “we” refer to all German member firms of Ernst & Young Global Limited, a UK company limited by guarantee. ED None.

Will it still be shopping if there are no shops?


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