URAUFFÜHRUNG
ANGST DER FEIND IN MEINEM HAUS
Angst
DER FEIND IN MEINEM HAUS URAUFFÜHRUNG
VON DIRK KURBJUWEIT
in einer Bühnenfassung von Sascha Löschner Inszenierung, Ausstattung, Video SASCHA LÖSCHNER Dramaturgie OLIVER LISEWSKI Soufflage KATHLEEN FRIEDRICH, KLEMENS HUMBURG, HANNAH WILLCOX Inspizienz JÜRGEN MEIER, KATHLEEN FRIEDRICH Es spielt RONNY WINTER sowie im Video KATHLEEN FRIEDRICH, STEFAN HUFSCHMIDT UND NIKLAS KRAJEWSKI AUFFÜHRUNGSDAUER ca. 1 Stunde 25 Minuten, keine Pause AUFFÜHRUNGSRECHTE Rowohlt Verlag Berlin
Ausstattungsleiterin: EVA HUMBURG / Technischer Direktor: CHRISTOF SCHAAF / Beleuchtungseinrichtung: FRIEDEMANN DRENGK / Toneinrichtung: ILJA WILL / Leitung Bühnentechnik: ROBERT NICOLAUS, MICHAEL SCHMIDT / Leitung Beleuchtung: KIRSTEN HEITMANN / Leitung Ton: DANIEL KELM / Leitung Requisite: ALEXANDER BAKI-JEWITSCH, CHRISTIAN PORM / Bühne & Werkstätten: Produktionsleiterin: EVA HUMBURG / Tischlerei: STEFAN SCHALDACH, BERND DAHLMANN / Schlosserei: MICHAEL TREICHEL, INGOLF BURMEISTER / Malsaal: ULRICH DIEZMANN (Leiter), ANJA MIRANOWITSCH (Stv.), SVEN GREINER / Dekoration: MARY KULIKOWSKI, FRANK METZNER / Kostüm & Werkstätten: Leiter der Kostümabteilung: PETER PLASCHEK / Ausstattungsassistentin und Ausbilderin: CAROLIN WENDORFF / Gewandmeister: RAMONA JAHL, ANNEGRET PÄSSLER, ANDREA SCHÜTTE / Modisterei: ELKE KRICHELDORF / Kostümfundus: ANGELIKA BIRGHAN / Ankleiderinnen: UTE SCHRÖDER, PETRA WESTPHAL / Leiterin der Maskenabteilung: CAROLINA BARWITZKI, ISABELL AHN (Stv.)
Wir danken der „Falle“, dem Hôtel Galerie und dem Studentenclub „Club 9“ in Greifswald für die freundliche Unterstützung beim Videodreh.
IMPRESSUM
Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH Stralsund-Greifswald-Putbus Spielzeit 2020/21 / Intendant: Dirk Löschner / Redaktion: Oliver Lisewski Gestaltung: Büro Jakobs & Hahn, Hamburg / Quellen- und Textnachweise: Harald Dreßing, Peter Gass: Stalking! Verfolgung, Bedrohung, Belästigung, Bern 2005, S.77. / Christine Gallas, Ulrike Klein, Harald Dreßing (Hrsg.): Beratung und Therapie von Stalking-Opfern. Ein Leitfaden für die Praxis, Bern 2010, S. / Robert I. Simon: Die dunkle Seite der Seele. Psychologie des Bösen, Bern 2011, S.27.
Die Fragilität des Bürgerlichen Das Bürgerliche hat immer etwas Fragiles, Prekäres. Es steckt nicht wie beim Adel eine tausendjährige Familiengeschichte dahinter, an der man sich festhalten kann. Im Bürgerlichen findet man sich halt zusammen und muss sich alles selbst erarbeiten, muss seine Familie selbst zusammenhalten, es gibt nicht diese Stützung von außen. Und dann ist auch wichtig für das Bürgertum: Reputation, der Ruf. Wenn aber der Rechtsstaat versagt, wird der brave Bürger zum Barbaren. Wenn die Justiz nicht eingreift, tritt die Selbstjustiz an ihre Stelle. Am Ende scheint Gewalt tatsächlich die Lösung zu sein. Ja, das geht sehr weit in das Unerträgliche. Aber ich finde, so ein Text, der muss dann auch wehtun. Der muss auch eine Zumutung sein. DIRK KURBJUWEIT
Die dunkle Seite Vielen Menschen fällt es schwer, die Vorstellung zu akzeptieren, dass sich sogenannte „gute“ Menschen kaum von den vermeintlich „bösen“ unterscheiden. Für jemanden, der sich selbst als „gut“ bezeichnen würde, ist dies eine abscheuliche Unterstellung. Meiner Ansicht nach ist es jedoch ein Märchen, zu glauben, dass wir gut sind und das Böse immer nur die anderen – ein Märchen noch dazu, das Vorurteile, Diskriminierung, und in größerem Maßstab auch Terrorismus, Krieg und Völkermord den Boden bereitet. Dass alle Menschen mit ihrer dunklen Seite zu kämpfen haben, ist kein Grund zur Verzweiflung. Liebe und Güte sind genauso grundlegende Eigenschaften des Menschen und kommen jede Sekunde und an jedem Ort der Welt zum Ausdruck. Die großen Menschheitsverbrechen oder das Böse in unserem Alltag zeigen jedoch, wie gefährlich es ist, wenn wir die tierische Seite unseres Menschseins leugnen. Wenn wir das Tier erkennen und versuchen, es zu beherrschen, dann können wir verhindern, dass es uns anspringt, wenn wir es am wenigsten vermuten. ROBERT I. SIMON
Jegliche Furcht rĂźhrt daher, dass wir etwas lieben. Thomas von Aquin
Stalking Der Begriff „Stalking“ stammt aus der Jägersprache und bedeutet wörtlich übersetzt „auf die Pirsch gehen“. Damit veranschaulicht der Begriff die für Stalking charakteristischen wiederholten Versuche des Stalkers, auf sehr unterschiedliche Art und Weise gegen den Willen des Opfers Kontakt aufzunehmen. Es existieren unterschiedliche Definitionen von Stalking, wobei bislang keine allgemein akzeptiert ist. Gemeinsam ist allen Definitionsversuchen, dass man unter Stalking ein Verhaltensmuster versteht, bei dem ein Stalker einen anderen Menschen ausspioniert, verfolgt, belästigt, bedroht, unter Umständen auch körperlich attackiert und in seltenen Fällen sogar tötet. Durch diese Verhaltensweisen fühlt sich das Opfer des Stalkers in erhebliche Angst versetzt. Der Stalker gewinnt durch seine aufdringlichen Kontaktaufnahmen, die teilweise werbend aber auch bedrohlich sein können, erheblichen Einfluss auf die Lebensgestaltung des Opfers. Viele Opfer erkranken an körperlichen oder seelischen Leiden, weil sie unter andauernder Angst und Stress stehen. Den „typischen Stalker“ gibt es nicht. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und Altersgruppen. Es gibt sowohl weibliche als auch männliche Stalker, wobei die männlichen Stalker deutlich überwiegen: Etwa 80% der Stalker sind Männer, die meisten zwischen 30 und 40 Jahre alt. In 80% der Fälle ist der Stalker dem Opfer bekannt.
Antike Muster Bereits in der Mythologie der Antike sind Verhaltensweisen beschrieben, die man heute als Stalking klassifizieren würde. Als Beispiel kann man die Nymphe Daphne anführen, die von dem in Liebe entbrannten Apollon verfolgt wurde, selbst aber unter keinen Umständen eine Beziehung mit ihrem Verfolger wünschte und sich am Ende, um der Verfolgung zu entgehen, in einen Lorbeerbaum verwandeln ließ. Ein noch dramatischeres Beispiel ist der Mythos um die schöne Helena. Sie galt der Sage nach als die schönste Frau ihrer Zeit, so dass sich die Eltern bereits um die Vermählung sorgten, denn sie fürchteten die Rache der zurückgewiesenen Verehrer. Als Paris die schöne Helena dann entführte, begannen die zurückgewiesenen Liebhaber unter Führung des Agamemnon den Trojanischen Krieg und avancierten zu Helden des klassischen Altertums. HARALD DRESSING
Im Jahr 2007 wurde der Straftatbestand der Nachstellung, wie das Stalking vom Gesetz bezeichnet wird, im Strafgesetzbuch eingeführt. 2017 hat der Gesetzgeber Nachbesserungsbedarf gesehen und eine Neuregelung veranlasst. Durch die neuen Regelungen ist das Verhalten eines Stalkers bereits strafbar, bevor das Opfer gravierende Änderungen in seiner Lebensgestaltung vornehmen muss. Dies führt zu einer emotionalen Entlastung des Opfers und einer schnelleren Verfolgung des Täters.
Wichtige Anti-Stalking-Regeln dafür aber unmissverständliche Erklärung, dass kein → NKontakt ur eine,gewünscht wird
→ I gnorieren weiterer Kontaktangebote. von Öffentlichkeit, d.h. Information von Nachbarn, → HKollegen erstellenund Freunden. → Dokumentation aller Vorkommnisse. alte Telefonnummer nicht abmelden, sondern → Bdamit ei Telefonterror: die Stalking-Anrufe aufzeichnen (aber nicht entgegennehmen). Entgegennahme aller übrigen Gespräche unter einer Geheimnummer.
→ A nzeige bei der Polizei.
PETER GASS
Dirk Kurbjuweit
wurde 1962 in Wiesbaden geboren und war von 1990 bis 1999 Redakteur bei der „Zeit“, dann beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Von 2015 bis 2018 war er einer von drei stellvertretenden Chefredakteuren und seit Januar 2019 ist er Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros. Er hat mehrere hochgelobte Romane geschrieben, von denen drei fürs Kino verfilmt wurden, darunter „Schussangst“ und „Zweier ohne“. Für seine Reportagen erhielt Dirk Kurbjuweit 1998 und 2002 den Egon-Erwin-Kisch-Preis sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen. Dirk Kurbjuweit griff für seinen Roman „Angst“ u.a. auf persönliche Erfahrungen zurück, da seine Familie einst selbst ins Visier eines Stalkers geraten war.
Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitätsund Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen.
Es wird gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissen schaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.