4. PHILHARMONISCHES KONZERT
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4. Philharmonisches Konzert Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sinfonie Nr. 31 D-Dur KV 297, „Pariser Sinfonie“ 1. Allegro assai 2. Andante 3. Allegro Kalevi Aho (* 1949) Konzert für Baritonhorn und Orchester Deutsche Erstaufführung 1. Andante 2. Presto 3. Andante – Pause – Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504, „Prager Sinfonie“ 1. Adagio – Allegro 2. Andante 3. Presto Solist: Felix Geroldinger, Baritonhorn Philharmonisches Orchester Vorpommern Dirigent: GMD Florian Csizmadia
Öffentliche Generalprobe Mo 29. Januar 2024, Greifswald: Stadthalle / Kaisersaal Konzerte Di 30. Januar 2024, Greifswald: Stadthalle / Kaisersaal Mi 31. Januar & Do 01. Februar 2024, Stralsund: Großes Haus
Felix Geroldinger wurde 1996 geboren und begann mit sieben Jahren bei seinem Vater Kornett zu spielen. Anschließend erhielt er Unterricht bei Prof. Fritz Loimayr und absolvierte nach dem Musikgymnasium Linz sein Bachelorstudium bei Prof. Johann Reiter an der Anton-Bruckner-Privatuniversität Linz. Seit 2020 führt er sein Studium bei Prof. Dietmar Küblböck an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien fort.
Er ist Mitglied bei verschiedenen Ensembles, wie zum Beispiel dem Ensemble Esprit, der Brass Band Oberösterreich, dem SBO Ried und dem Wiener Jeunesse Orchester. Als Solist konzertierte er unter anderem mit der Brass Band Oberösterreich, der Brass Band Schoonhoven, der Tredegar Brass Band, der Brighouse and Rastrick Brass Band, der Salzkammergut Bläserphilharmonie, dem SBO Ried, der Festival Sinfonietta Linz, der Jugendbrassband Oberösterreich und der Ungarischen Kammerphilharmonie Györ. Darunter befinden sich auch Uraufführungen von Thomas Doss, Franz Xaver Frenzel und Albin Zaininger. Sowohl solistisch als auch mit dem Ensemble Esprit erreichte er zahlreiche 1. Preise beim österreichischen Jugendmusikwettbewerb Prima la musica. Er gewann außerdem mehrere internationale Wettbewerbe in Amerika, Italien, Österreich und Kroatien. 2018 gewann er den Europäischen Solistenwettbewerb im Rahmen der European Brass Band Championships in Utrecht. Seit Juni 2022 ist er Solo-Posaunist im Philharmonischen Orchester Vorpommern. Vor kurzem erschien außerdem seine erste Solo-CD „Premiere“ mit Werken für Baritonhorn, Klavier und Kammermusikensemble.
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„Wenn hier ein Ort wäre, wo die Leute Ohren hätten, Herz, zu empfinden, und nur ein wenig Etwas von der Musique verständen und Gusto hätten, … aber so bin ich unter lauter Viecher und Bestien (was die Musique anbelangt) …“ Mozarts Urteil über die Pariser
WOLFGANG AMADEUS MOZART: „PARISER SINFONIE“ Auf nach Paris! Sich in den Salons der Hautevolee präsentieren, neue Gönner von sich überzeugen, lukrative Aufträge gewinnen, an seine Erfolge als Wunderkind anknüpfen. Kurzum: Mozart musste Geld verdienen, und so drängte ihn sein Vater Leopold im Februar 1778 zu einer erneuten Parisreise. „Fort mit Dir nach Paris! und das bald, setze Dich großen Leuten an die Seite“, mahnte er seinen Sohn. Doch nicht nur die Stadt sowie die Lage des Musiklebens in der Metropole hatten sich seit seinen letzten Besuchen in den Jahren 1763/66 verändert. Mozart war älter geworden, und mit seinen nun 22 Jahren war er eben kein Wunderkind am Klavier mehr, dem man so selbstverständlich mit Staunen und Beifall begegnete, sondern sein Betätigungsfeld hatte sich erweitert. Vielfältige Erfahrungen hatte er mit dem Komponieren von Konzerten, Opern und Sinfonien gesammelt, wodurch sein Radius größer geworden war. Um zu glänzen, musste er sich auf der ganzen Breite seiner Möglichkeiten präsentieren. Doch wie sollte er sich in dieser Stadt, deren Musikleben unvergleichbar vielfältig und bunt war, durchsetzen? Von seinem Vater hatte er eine Namensliste mit dessen Pariser Bekanntschaften geschickt bekommen, die er aufsuchen sollte, doch die Kontakte, die ihm bei seinen letzten Reisen zu Popularität verholfen hatten, erzielten dieses Mal nicht dieselbe Wirkung. Man ließ Mozart in den Salons warten, und anstatt seinem Spiel zuzuhören, setzte das Publikum die Gespräche fort. Er musste sich mit zweitklassigen Klavierschülern plagen. Gewinnbringende Kompositionsaufträge blieben aus. Lediglich seine Beziehungen zu Joseph le Gros, dem künstlerischen Leiter der „Concerts Spirituels“, schienen profitabel zu sein, wenngleich ihr Verhältnis von Spannungen geprägt war. Nachdem le Gros die auf seinen Wunsch entstandene Sinfonia concertante Mozarts schließlich doch nicht aufgeführt hatte, suchte er den jungen Komponisten mit einem neuen Großauftrag wieder freundlich zu stimmen. Mozart sollte eine Sinfonie schreiben. Und als er sich sicher war, dass sein Werk diesmal tatsächlich im Rahmen der „Concerts Spirituels“ aufgeführt werden sollte, machte er sich an die Arbeit. Nachdem er seine Sinfonie am Klavier zwei Bekannten vorgetragen hatte, schrieb er an seinen Vater: „Sie hat allen beeden überaus wohl gefallen. Ich bin auch sehr wohl damit zufrieden. Ob es aber gefällt, das weiß ich nicht, – und die Wahrheit zu sagen, liegt mir sehr wenig daran; denn, wem wird sie nicht gefallen? Den wenigen gescheidten Franzosen, die da sind, stehe ich gut dafür, dass sie gefällt; den Dummen, – da sehe ich kein großes Unglück, wenn sie ihnen nicht gefällt. Ich habe aber doch Hoffnung, dass die Esel auch etwas darin finden, das ihnen gefallen kann.“ Mozarts Zeit in Paris war arbeitsintensiv, von vielen Enttäuschungen geprägt, ein permanentes Hoffen und Bangen. Wenngleich ihm die Menschen dort nicht alle wohlgesonnen gegenübertraten, so war er mehr denn je von sich und seinem Können überzeugt. 5
„Bey der Prob war es mir sehr bange, denn ich habe mein Lebtag nichts schlechteres gehört, Sie können sich nicht vorstellen, wie sie die Sinfonie 2 Mal nach einander herunter gehudelt und herunter gekratzt haben.“ Mozart in einem Brief an seinen Vater Leopold Nachdem sich die Proben zäh und in den Augen des Komponisten mehr als unbefriedigend gestalteten, wurde die Uraufführung der Sinfonie Nr. 31 am Fronleichnamstag, den 18. Juni 1778 im Schweizer Saal der Tuilerien dann doch ein großer Erfolg. Die neue Komposition ist „mit allem aplauso“ aufgenommen worden, schrieb Mozart an seinen Vater. „Es ist auch, so viell ich höre, im Courire de l’Europe eine meldung davon geschehen. – Sie hat also ausnehmend gefallen.“ Auch der Auftraggeber war zufrieden. Es sei die beste Sinfonie, die er bisher gehört habe, obwohl le Gros den Mittelsatz bemängelte: „… das Andante hat aber nicht das glück gehabt, ihn zufrieden zu stellen – er sagt es seye zu viell modulation darin – und zu lang.“ Auch wenn Mozart anderer Meinung war, schrieb er daraufhin einen neuen zweiten Satz, der ihm schließlich selbst auch noch besser gefiel. Mit diesem nachkomponierten Mittelsatz wurde die Sinfonie gut zwei Monate nach der Uraufführung, am 15. August 1778 – Mariä Himmelfahrt, ein zweites Mal der Pariser Öffentlichkeit präsentiert. Mozarts Ansprüche an sich selbst und an die ausführenden Musiker waren hoch. Wenngleich der Komponist auch in den Proben nicht sehr zufrieden war mit der Klangqualität, so wusste er doch, dass das Pariser Orchester, für das er seine Sinfonie schrieb, über hochkarätige Instrumentalisten verfügte, denen er etwas abverlangen konnte. Virtuoseste Passagen mit schnellen, präzise auszuführenden Unisono-Läufen, abwechslungsreiches und kontrastreiches Musizieren mit dynamischen und harmonischen Entwicklungen, auch der solistische Einsatz diverser Instrumente im Kontrast zum Tutti sind die Ausdrucksmöglichkeiten, die Mozarts Klangsprache eigen sind. Zudem konnte er für eine große Besetzung schreiben, so dass er erstmals Klarinetten in seiner Sinfonie verwendete. Er hatte die Musik der Pariser genauestens studiert und analysiert, er wusste, was sein Publikum begeisterte, und so beginnt der Kopfsatz seiner Sinfonie mit dem äußerst beliebten „premier coup d’archet“: dem energischen Forte-Einsatz aller Instrumente im Unisono auf dem Ton D, gefolgt von einem Sechzehntellauf aufwärts zur Oktave. Mozart wollte jedoch die Erwartungen des Publikums nicht nur erfüllen, sondern diese mit seinem Genie gar übertreffen: „Die Sinfonie fieng an … und gleich mitten im Ersten Allegro, war eine Pasage die ich wohl wuste daß sie gefallen müste, alle zuhörer wurden davon hingerissen – und war ein großes applaudißement – weil ich aber wuste, wie ich sie schriebe, was das für einen Effect machen würde, so brachte ich sie auf die letzt noch einmahl an – da giengs nun Da capo.“ Mozart war etwas Wichtiges geglückt. Er hatte sich nicht nur Gehör verschafft, sondern es war ihm gelungen, dass man die Gespräche während des Vortrags einstellte, dass
man sitzen blieb, dass man seiner Musik ernsthaft zuhörte! In diesem Zusammenhang muss insbesondere der Finalsatz seiner Sinfonie hervorgehoben werden, der auf das Publikum einen ganz besonderen Eindruck gemacht haben muss, weil Mozart auch hier mit den Erwartungen spielte und bewusst Überraschungsmomente in seine Musik einbaute, indem er an der einen oder anderen Stelle mit den Hörgewohnheiten brach. „Weil ich hörte, dass hier alle letzte Allegro, wie die ersten, mit allen Instrumenten zugleich, und meistens unisono anfangen, so fing ich mit den 2 Violinen allein piano nur acht Tact an, – darauf kam gleich ein Forte, mithin machten die Zuhörer (wie ichs erwartete) beym Piano sch! – dann kam gleich das Forte. – Sie das Forte hören und die Hände zu klatschen war Eins.“ Mozarts Fazit, den Erfolg seiner Sinfonie betreffend, durfte also durchweg positiv ausgefallen sein, wenngleich der Parisaufenthalt, in seiner Gesamtheit betrachtet, mit viel Ärger und persönlichem Leid einherging. Kurz nach der Uraufführung erkrankte obendrein seine Mutter, die ihn auf der Reise begleitete, und wurde innerhalb weniger Tage immer schwächer und schwächer. Schließlich musste Mozart auch noch ihren Tod verkraften und sich ganz allein um die Beerdigung kümmern. Endlich erkannte auch der Vater, dass Paris keine weiteren Möglichkeiten für Aufträge und Geldeinnahmen bot, sodass er seinem Sohn den Weg zurück nach Salzburg ebnete. Nach einem arbeitsintensiven, aber wenig lukrativen knappen halben Jahr verließ Mozart die Stadt mit wohl gemischten Gefühlen – aber mit einer neuen Sinfonie in der Tasche, die bis zum heutigen Tag regelmäßig in den Konzertsälen der Welt zur Aufführung gelangt.
„Das ist eine Art Glanzstück, um in Paris Karriere zu machen, und er hat diese Symphonie ganz speziell geschrieben, um das Pariser Publikum mit seinem Genie zu überraschen.“ Dirigent Frans Brüggen über die „Pariser Sinfonie“
KALEVI AHO: KONZERT FÜR BARITONHORN UND ORCHESTER „Man muss nur hören und offen sein.“ Kalevi Aho Wenn man seine Ohren nördlich ausrichtet, mag so manche*r Konzertbesucher*in erstaunt sein über die kompositorische Vielfalt, mit der das musikalische Finnland aufwartet. Natürlich sind Jean Sibelius’ Kompositionen – nicht zuletzt aufgrund des momentan am Theater Vorpommern gespielten Sibelius-Zyklus – ein Begriff. Namen wie Aulis Sallinen, Magnus Lindberg, Einojuhani Rautavaara stehen für die lebendige Musikszene Finnlands im 20. und 21. Jahrhundert. Und nicht zuletzt Kalevi Aho, der sogar als einer der führenden Sinfoniker unserer Zeit gilt. Tatsächlich umfasst sein Œuvre bis heute 18 große Sinfonien, Tendenz steigend. Nach seinem Studium der Violine und Komposition bei Rautavaara an der Sibelius-Akademie in Helsinki, das er 1971 mit dem Diplom abschloss, zog es Aho nach Berlin, wo er ein Studienjahr bei Boris Blacher anschloss. Zurück in Finnland, arbeitete er neben seiner kompositorischen Tätigkeit von 1974 bis 1988 als Dozent für Musikwissenschaft an der Universität Helsinki und bekleidete im Anschluss daran bis 1993 die Professur für Komposition an der Sibelius-Akademie. Als „Composer in Residence“ zeichnet ihn eine jahrzehntelange enge Verbindung mit der Sinfonia Lahti, dem Lahti Sinfonieorchester, aus, das nicht nur viele von Ahos Kompositionen uraufführte, sondern wesentliche Teile seines Schaffens für das schwedische Label BIS einspielte. Seit 2012 ist Aho dem Orchester als Ehrenkomponist verbunden. Es ist diese enge Verbindung zwischen Komponist und Musikern, die als Triebfeder für das Entstehen vieler seiner mittlerweile 40 Instrumentalkonzerte angesehen werden kann.
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So trat während einer Aufnahmesitzung zu seinem 2. Cellokonzert 2021 die Baritonhornistin Mizuho Kojima mit der Bitte an ihn heran, ein Konzert für ihr Instrument zu komponieren. Eine Bitte, der Aho im Folgejahr nachkam. Im klassischen Orchester eher nicht anzutreffen, stellt das Baritonhorn für Aho durchaus eine klangliche Bereicherung des Orchesterapparates dar.
„Ich mag dieses Instrument sehr gerne. Es vermittelt gut zwischen den Hörnern und der Tuba und kann so als Bassbasis für die Hörnergruppe fungieren. Deswegen habe ich das Baritonhorn schon oft in meinen Orchesterkompositionen genutzt.“ Aus dieser orchesterimmanenten Position heraus war es nur ein kleiner und logischer Schritt hin zum Solokonzert. „Das Baritonhorn ist ein singendes Instrument“, beginnt Aho in seiner Erläuterung zur Herangehensweise an das Konzert. Ausgangspunkt eines jeden Instrumentalkonzertes ist für ihn die Suche nach dem Charakter, der „Seele“ des Soloinstrumentes. „Und dann muss man das Instrument sehr genau studieren mit all seinen technischen Möglichkeiten. Normalerweise treffe ich mich zunächst mit dem Solisten/der Solistin, bevor ich komponiere. Dann schreibe ich das Stück und treffe mich erneut mit ihm/ihr. Wir gehen gemeinsam das Werk durch, und ich ändere gegebenenfalls Passagen, die sich als nicht optimal für das Instrument erweisen.“ Der kantable Charakter des Soloinstrumentes spiegelt sich in der Gesamtanlage des Konzertes für Baritonhorn und Orchester ebenso wider wie in der thematischen Arbeit. Dreisätzig angelegt, entspricht das Konzert zunächst einmal der klassischen Form. Die im Vergleich zum klassischen Konzert reziproke Satzfolge eines gemessenen Andantes, dem als Mittelsatz ein Presto folgt, und einer finalen Rückkehr zum Andante, trägt dem lyrischen Grundton des Konzertes und Soloinstrumentes Rechnung. Gleichzeitig unterstreicht der temporeiche Mittelsatz die virtuose Wendigkeit des Instrumentes.
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Das Baritonhorn beginnt mit einer lyrischen Kantilene, die durch ständige Taktwechsel und das langsame Erforschen des Klangraumes etwas Schwebendes, Suchendes erhält, als entstehe die Melodie erst im Moment ihres Spielens. Dem zarten Einstieg folgt eine Tutti-Passage. Allmählich nimmt der Satz Fahrt auf, wird rhythmisch prägnant, arbeitet mit schärferen Kontrasten, bevor er sich gegen Ende wieder auf die Lyrik besinnt und im Pianissimo ausklingt. Demgegenüber steht der flirrend temporeiche Beginn des zweiten Satzes, eines Presto, das auch dem Soloinstrument Virtuosität abverlangt, bevor im Mittelteil dieses Satzes die Stimmung ins Sakrale umschlägt. Baritonhorn wie Solist beginnen zu singen, und so bildet ein „Choral ohne Worte“ den Ruhepol dieses Satzes, ehe er wieder zur anfänglichen Lebhaftigkeit zurückfindet. Auch dieser Teil verklingt leise. Im finalen Andante überlässt Aho der Klarinette den lyrischen Einstieg. Das Soloinstrument erkämpft sich erst nach einigen Takten gemeinsam mit den Posaunen seinen Platz mit crescendierenen Einwürfen. Dann übernimmt es wieder den führenden melodiösen Part in einem Satz, der sich im Mittelteil verdichtet, dann aber wieder zurückfindet zur Lyrik des Beginns. Die Coda schlägt auch thematisch den Bogen zum Beginn des Konzertes, das nun ganz folgerichtig leise, aber rhythmisch prägnant endet. „Es ist kein furioses Finale, aber eines mit durchaus positivem Ausgang“, erläutert Aho. „Vergliche man das Konzert mit einem Lebenszyklus, so spielen sich auch da die bewegteren Momente eher in der Mitte des Lebens ab, während das Ende von einem langsamen, leisen Abgang geprägt ist.“ Ein Konzert also wie das Leben. „Groß und sinfonisch“ sollte es werden – so hatte Aho dieses Werk 2021 angekündigt – und löste dies ein Jahr später ein. Entstanden ist ein breit aufgestelltes Instrumentalkonzert, das mit seiner ausgefeilten Dreisätzigkeit und ca. einer halben Stunde Spieldauer klassische konzertante Ausmaße an den Tag legt. Am 7. Juni 2023 wurde das Konzert für Baritonhorn und Orchester beim Lohisoitto Festival in Kotka mit der Kymi Sinfonietta und Mizuho Kojima als Solistin uraufgeführt. Im Rahmen dieses Philharmonischen Konzertes sieht das Konzert nun mit Felix Geroldinger als Solisten seiner deutschen Erstaufführung entgegen.
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WOLFGANG AMADEUS MOZART: „PRAGER SINFONIE“
Als rund sieben Monate nach der mäßig erfolgreichen Uraufführung seiner Oper „Die Hochzeit des Figaro“ in Wien das Werk Anfang Dezember 1786 in Prag Premiere feierte, gab es für das böhmische Publikum kein Halten mehr. In der Stadt brach ein regelrechter Mozart-Taumel aus, das reinste Figaro-Fieber war entfacht. „Meine Prager verstehen mich“, soll Mozart bei einem seiner Besuche gesagt haben. Und über die begeisterte Aufnahme seiner Oper wird der Komponist mehr als erfreut gewesen sein, sodass er denn auch im Januar der Einladung einer „Gesellschaft grosser Kenner und Liebhaber“ folgte und sich zusammen mit seiner Frau Constanze und einigen Begleitern auf eine gut viertägige Reise von Wien nach Prag begab. Dort angekommen, konnte sich der Komponist noch am selben Abend ein Bild von der in der Stadt herrschenden Mozart-Begeisterung machen, als er auf einem Ball zugegen war: „ich sah aber mit ganzem Vergnügen zu, wie alle diese leute auf die Musick meines figaro, in lauter Contretänze und teutsche verwandelt, so innig vergnügt herumsprangen; – denn hier wird von nichts gesprochen als vom – figaro; nichts gespielt, geblasen, gesungen und gepfiffen als – figaro: keine Opera besucht als – figaro und Ewig figaro; gewis grosse Ehre für mich.“ Mit Spannung erwartete man nun nicht nur Mozarts Dirigat seiner eigenen Oper, sondern das für den 19. Januar 1787 angekündigte Akademiekonzert im Nationaltheater. Es erklangen drei Klavierfantasien und – nebst einer weiteren Sinfonia – wurde im Rahmen dieses Konzertes vermutlich seine D-Dur-Sinfonie KV 504 aus der Taufe gehoben. „Nie sah man noch das Theater so voll Menschen, als bey dieser Gelegenheit; nie ein stärkeres, einstimmiges Entzücken, als sein göttliches Spiel erweckte“, erinnerte sich der Musikkritiker und Mozart-Biograf Franz Xaver Niemetschek. „Wir wußten in der That nicht, was wir mehr bewundern sollten, ob die ausserordentliche Komposition, oder das ausserordentliche Spiel; beydes zusammen bewirkte einen Totaleindruck auf unsere Seelen, welcher einer süßen Bezauberung glich!“ Der Fokus der Rezensionen lag eindeutig auf dem virtuosen Klavierspiel des Komponisten. Aber auch die Instrumentalstücke, die von demselben Orchester gespielt wurden, mit dem Mozart auch seinen „Figaro“ aufführte, blieben nicht unerwähnt: „Die Sinfonien, die er für diese Gelegenheit setzte, sind wahre Meisterstücke des Instrumentalsatzes, voll überraschender Übergänge und haben einen raschen, feurigen Gang, so, daß sie alsogleich die Seele zur Erwartung irgend etwas Erhabenen stimmen. Dieß gilt besonders von der großen Sinfonie in D-Dur“, lobte Niemetschek. Dieses Werk wurde – neben dem „Figaro“ – alsbald zu einem weiteren Lieblingsstück in der böhmischen Metropole und später als „Prager Sinfonie“ bekannt. 11
Über den Anlass der Komposition lässt sich nur spekulieren. Klar ist, dass Mozart seine Sinfonie weder in Prag noch eigens für Prag geschrieben hat. Entstanden ist sie in Wien. Am 6. Dezember 1786 notierte er ins „Verzeichnüß aller meiner Werke“: „Eine Sinfonie. – 2 Violini, 2 Viole, 2 flauti, 2 oboe, 2 Corni, 2 fagotti, 2 clarini, Tympany e Baßo“. An diesem Nikolaustag hat Mozart also seine Sinfonie Nr. 38 fertiggestellt, was bedeutet, dass die Arbeiten an dem Werk abgeschlossen waren, noch bevor er von der Einladung nach Prag wusste. Gründlichen Quellenstudien zufolge ist anzunehmen, dass zunächst der Schlusssatz entstanden ist, den Mozart in der Zeit schrieb, als er an den beiden letzten „Figaro“-Akten arbeitete, also bereits im Frühjahr 1786. Doch dann ließ er – vermutlich aufgrund anderer Verpflichtungen – die Arbeit an der Sinfonie ruhen, bevor er sie Anfang Dezember wieder aufgriff. Innerhalb weniger Tage komponierte er noch zwei weitere Sätze, die er dem Finale seiner Sinfonie voranstellte. Dass er sein Opus im Eiltempo vervollständigte, war für Mozart nichts Ungewöhnliches, könnte aber darauf schließen lassen, dass wahrscheinlich ein avisierter Aufführungstermin dahintersteckte. Vielleicht im Rahmen einer der Wiener Adventsakademien, die Mozart bestreiten musste? Über eine derartige Aufführung gibt es allerdings keinerlei Belege. Egal ob gespielt oder ungespielt: Das Werk war taufrisch. Und somit eignete es sich sehr wohl als Referenz, die der Komponist beim Aufbruch nach Prag bewusst seinem Reisegepäck beilegte.
„In diesem Werk scheint Mozarts sinfonische Sprache noch gesteigert, sowohl was ihre Strahlkraft und ihr mitreißendes Temperament, aber ebenso was die düsteren Töne, das Tragische und Dämonische betrifft.“ Volker Scherliess, Musikwissenschaftler
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Die neue Sinfonie trug nun ihrerseits zum anhaltenden Mozart-Fieber in Prag bei, das, wie oben erwähnt, durch die „Figaro“-Produktion entfacht worden war. Der durchschlagende Erfolg der Oper jedenfalls hatte den Impresario des Theaters, Pasquale Bondini, dazu veranlasst, Mozart sogleich mit einem neuen Kompositionsauftrag zu betrauen. Und ehe dieser die Stadt verließ, beschäftigte sich der Komponist mit den ersten Skizzen für seinen „Don Giovanni“, der schließlich im Oktober 1787 in Prag aus der Taufe gehoben wurde. Demzufolge liegt die Sinfonie KV 504 in direkter Nachbarschaft zum „Figaro“ wie auch zum „Don Giovanni“. Auf diverse musikalische Bezüge zwischen diesen Werken und die stilistische Nähe der Sinfonie ganz allgemein zur Oper ist in der Musikwissenschaft mehrfach hingewiesen worden, so auch durch Volker Scherliess: „Nach einer großangelegten, reich gestalteten Adagio-Einleitung (der längsten Introduktion, die Mozart je geschrieben hat) öffnet sich gleichsam die Szene; ein Spiel von Gesten und Gestalten mit unterschiedlichen Charakterzügen und Stimmungen tut sich auf. Die Themen agieren und reagieren wie Figuren auf einer imaginären Szenerie. So wird von den gravitätischen Akkorden der Einleitung bis zum buffonesk kurzatmigen Presto-Finale die Nähe zur Opera buffa lebendig … Nicht nur in der stilistischen Haltung, sondern bis in motivische Anklänge werden wir an Figaro und … Don Giovanni erinnert. Und wie in ihnen mischt sich der ernste, todernste Charakter (z. B. die Bläsereinwürfe in der Durchführung des Andante, die wie Stimmen aus dem Jenseits wirken) mit triumphierender Lebenslust.“ Fünf Jahre vor Mozarts Tod entstanden, gehört die „Prager“ zu den Meilensteinen in der Entwicklung des Komponisten sowie in der sinfonischen Praxis. Bis heute erfreut sie sich in den Konzertsälen der Welt großer Beliebtheit.
„Prag ist denn auch die Stadt, der man heute das Prädikat der Entdeckerin Mozarts zuerkennen möchte …“ Wolfgang Hildesheimer, Schriftsteller und Mozart-Biograf
Vorschau 5. Philharmonisches Konzert Sibelius-Zyklus VII
„Musik darf nicht von einem literarischen Programm abhängen. Die Dichtung ist nur der Ausgangspunkt“ Jean Sibelius Felix Mendelssohn Bartholdy: Ouvertüre „Die Hebriden“ op. 26 Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 Jean Sibelius: Lemminkäinen-Suite (Vier Legenden für Orchester) op. 22 Solist: Adolfo Gutiérrez Arenas, Violoncello Philharmonisches Orchester Vorpommern Dirigent: GMD Florian Csizmadia Di 27.02.2024, 19.30 Uhr, Greifswald: Stadthalle / Kaisersaal Mi 28.02.2024 & Do 29.02.2024, 19.30 Uhr, Stralsund: Großes Haus
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Weiterhin im Programm 5. PHILHARMONISCHES KONZERT SIBELIUS-ZYKLUS VII WERKE VON MENDELSSOHN, DVOŘÁK UND SIBELIUS 27.02.2024 Greifswald 28. & 29.02.2024 Stralsund 6. PHILHARMONISCHES KONZERT WERKE VON SCHUMANN, WEBER UND HAYDN 26.03.2024 Greifswald 27. & 28.03.2024 Stralsund 31.03.2024 Putbus 7. PHILHARMONISCHES KONZERT ANTON BRUCKNER: SINFONIE NR. 5 B-DUR 16.04.2024 Greifswald 17. & 18.04.2024 Stralsund
8. PHILHARMONISCHES KONZERT WERKE VON GEORG FRIEDRICH HÄNDEL 28.05.2024 Greifswald 29. & 30.05.2024 Stralsund 31.05.2024 Putbus 9. PHILHARMONISCHES KONZERT WERKE VON JOHANNES BRAHMS 11.06.2024 Greifswald 12. & 13.06.2024 Stralsund 14.06.2024 Putbus
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LICHT!: Das neue (interaktive) Spielzeitheft 2023/24
www.theater-vorpommern.de
Impressum Herausgeber: Theater Vorpommern GmbH, Stralsund – Greifswald – Putbus, Spielzeit 2023/24 Geschäftsführung: André Kretzschmar
Redaktion: Stephanie Langenberg Gestaltung: giraffentoast
Textnachweise: Bei den Mozart-Texten handelt es sich um Originalbeiträge für dieses Heft von Stephanie Langenberg unter Zuhilfenahme u. a. folgender Quellen: Hennenberg, Fritz: Wolfgang Amadeus Mozart, Leipzig 1970; Hildesheimer, Wolfgang: Mozart, Frankfurt a. M. 1977; Küster, Konrad: Mozart. Eine musikalische Biographie, Stuttgart 1991. Der Text über Kalevi Aho ist ein Originalbeitrag für dieses Heft von Katja Pfeifer und entstand nach einem Telefonat mit dem Komponisten am 16.1.24. Bildnachweise: S. 3: Katharina Geroldinger: Porträtfoto von Felix Geroldinger; S. 4: Pignatta: Ansicht von Paris, 2021 (Unsplash); S. 7: Beginn des Manuskripts der „Pariser Sinfonie“ (Wikimedia); S. 8/9: Marcus Löfvenberg: Zwei Rentiere, 2018 (Unsplash); S. 10: Lucas Marcomini: Polarlichter, 2018 (Unsplash); S. 13: Jorge Royan: Prager Nationaltheater, Saal, 2008 (Wikipedia); S. 14: Zef51: Ansicht von Prag, 2020 (Pixabay).