7. Kammerkonzert
Liederabend
Das Buch der hängenden Gärten
Gustav Mahler (1860 – 1911)
Lieder aus „Des Knaben Wunderhorn“ Urlicht
Wo die schönen Trompeten blasen
Richard Strauss (1864 – 1949)
Vier Lieder op. 27 & Acht Gedichte aus „Letzte Blätter“ op. 10
daraus:
Die Nacht op. 10/3
Ruhe, meine Seele! op. 27/1
Nichts op. 10/2
Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Fünfzehn Gedichte aus „Das Buch der hängenden Gärten“ von Stefan George für eine Singstimme und Klavier op. 15
1. Unterm Schutz von dichten Blättergründen
2. Hain in diesen Paradiesen
3. Als Neuling trat ich ein in dein Gehege
4. Da meine Lippen reglos sind und brennen
5. Saget mir, auf welchem Pfade
6. Jedem Werke bin ich fürder tot
7. Angst und Hoffen wechselnd mich beklemmen
8. Wenn ich heut nicht deinen Leib berühre
9. Streng ist uns das Glück und spröde
10. Das schöne Beet betracht ich mir im Harren
11. Als wir hinter dem beblümten Tore
12. Wenn sich bei heilger Ruh in tiefen Matten
13. Du lehnest wider eine Silberweide am Ufer
14. Sprich nicht immer von dem Laub, Windesraub
15. Wir bevölkerten die abend-düsteren Lauben
Claudia Scheiner , Mezzosopran
Alexander Mayer , Klavier
12. Mai 2024 , Stralsund: Foyer
19. Mai 2024 , Greifswald: Aula der Universität
Das Theater Vorpommern wird getragen durch die Hansestadt Stralsund, die Universitäts- und Hansestadt Greifswald und den Landkreis Vorpommern-Rügen.
Es wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und EU-Angelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Urlicht
O Röschen rot,
Der Mensch liegt in größter Not, Der Mensch liegt in größter Pein, Je lieber möcht’ ich im Himmel sein.
Da kam ich auf einem breiten Weg, Da kam ein Engelein und wollt’ mich abweisen.
Ach nein, ich ließ mich nicht abweisen!
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott, Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben, Wird leuchten mir bis in das ewig selig’ Leben!
Wo die schönen Trompeten blasen
Wer ist denn draußen und wer klopfet an, Der mich so leise, so leise wecken kann?
Das ist der Herzallerliebste dein, Steh auf und lass mich zu dir ein!
Was soll ich hier nun länger stehn?
Ich seh die Morgenröt aufgehn, Die Morgenröt, zwei helle Stern, Bei meinem Schatz, da wär ich gern, Bei meiner Herzallerliebsten.
Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein; Sie heißt ihn auch wilkommen sein.
Willkommen, lieber Knabe mein, So lang hast du gestanden!
Sie reicht ihm auch die schneeweiße Hand. Von ferne sang die Nachtigall Das Mädchen fing zu weinen an.
Ach weine nicht, du Liebste mein, Aufs Jahr sollst du mein eigen sein. Mein eigen sollst du werden gewiss, Wie’s keine sonst auf Erden ist.
O Lieb auf grüner Erden!
Ich zieh in Krieg auf grüner Heid, Die grüne Heide, die ist so weit. Allwo dort die schönen Trompeten blasen, Da ist mein Haus, von grünem Rasen.
Die Nacht
Aus dem Walde tritt die Nacht, Aus den Bäumen schleicht sie leise, Schaut sich um in weitem Kreise, Nun gib Acht!
Alle Lichter dieser Welt, Alle Blumen, alle Farben
Löscht sie aus und stiehlt die Garben Weg vom Feld.
Alles nimmt sie, was nur hold, Nimmt das Silber weg des Stroms Nimmt vom Kupferdach des Doms Weg das Gold.
Ausgeplündert steht der Strauch: Rücke näher, Seel’ an Seele, O die Nacht, mir bangt, sie stehle Dich mir auch.
Hermann von Gilm zu Rosenegg
Ruhe, meine Seele! Nicht ein Lüftchen regt sich leise, Sanft entschlummert ruht der Hain; Durch der Blätter dunkle Hülle Stiehlt sich lichter Sonnenschein.
Ruhe, ruhe, meine Seele, Deine Stürme gingen wild, Hast getobt und hast gezittert, Wie die Brandung, wenn sie schwillt.
Diese Zeiten sind gewaltig, Bringen Herz und Hirn in Not –Ruhe, ruhe, meine Seele, Und vergiss, was dich bedroht!
Karl Henckell
Nichts
Nennen soll ich, sagt ihr, meine Königin im Liederreich! Toren, die ihr seid, ich kenne Sie am wenigsten von euch.
Fragt mich nach der Augen Farbe, Fragt mich nach der Stimme Ton, Fragt nach Gang und Tanz und Haltung, Ach, und was weiß ich davon.
Ist die Sonne nicht die Quelle Alles Lebens, alles Licht’s Und was wissen von derselben Ich, und ihr, und alle? – nichts.
Hermann von Gilm zu Rosenegg
Fünfzehn Gedichte aus „Das Buch der hängenden Gärten“ in Stefan Georges Schreibweise der Gedichte
1. Unterm schutz von dichten blättergründen
Unterm schutz von dichten blättergründen
Wo von sternen feine flocken schneien, Sachte stimmen ihre leiden künden, Fabeltiere aus den braunen schlünden
Strahlen in die marmorbecken speien, Draus die kleinen bäche klagend eilen: Kamen kerzen das gesträuch entzünden, Weisse formen das gewässer teilen.
2. Hain in diesen paradiesen
Hain in diesen paradiesen
Wechselt ab mit blütenwiesen
Hallen, buntbemalten fliesen. Schlanker störche schnäbel kräuseln
Teiche die von fischen schillern, Vögel-reihen matten scheines
Auf den schiefen firsten trillern
Und die goldnen binsen säuseln –Doch mein traum verfolgt nur eines.
3. Als neuling trat ich ein in dein gehege
Als neuling trat ich in dein gehege
Kein staunen war vorher in meinen mienen, Kein wunsch in mir eh ich dich blickte rege. Der jungen hände faltung sieh mit huld, Erwähle mich zu denen die dir dienen
Und schone mit erbarmender geduld
Den der noch strauchelt auf so fremdem stege.
4. Da meine lippen reglos sind und brennen
Da meine lippen reglos sind und brennen
Beacht ich erst wohin mein fuss geriet:
In andrer herren prächtiges gebiet.
Noch war vielleicht mir möglich mich zu trennen,
Da schien es dass durch hohe gitterstäbe
Der blick vor dem ich ohne lass gekniet
Mich fragend suchte oder zeichen gäbe.
5. Saget mir, auf welchem pfade
Saget mir, auf welchem pfade
Heute sie vorüberschreite –Dass ich aus der reichsten lade Zarte seidenweben hole, Rose pflücke und viole, Dass ich meine wange breite, Schemel unter ihrer sohle.
6. Jedem werke bin ich fürder tot
Jedem werke bin ich fürder tot.
Dich mir nahzurufen mit den sinnen, Neue reden mit dir auszuspinnen, Dienst und lohn gewährung und verbot, Von allen dingen ist nur dieses not Und weinen dass die bilder immer fliehen
Die in schöner finsternis gediehen –Wann der kalte klare morgen droht.
7. Angst und hoffen wechselnd mich beklemmen
Angst und hoffen wechselnd mich beklemmen,
Meine worte sich in seufzer dehnen, Mich bedrängt so ungestümes sehnen
Dass ich mich an rast und schlaf nicht kehre
Dass mein lager tränen schwemmen
Dass ich jede freude von mir wehre
Dass ich keines freundes trost begehre.
8. Wenn ich heut nicht deinen leib berühre
Wenn ich heut nicht deinen leib berühre
Wird der faden meiner seele reissen
Wie zu sehr gespannte sehne.
Liebe zeichen seien trauerflöre
Mir der leidet seit ich dir gehöre.
Richte ob mir solche qual gebühre, Kühlung sprenge mir dem fieberheissen
Der ich wanken draussen lehne.
9. Streng ist uns das glück und spröde
Streng ist uns das glück und spröde, Was vermocht ein kurzer kuss?
Eines regentropfens guss
Auf gesengter bleicher öde
Die ihn ungenossen schlingt,
Neue labung missen muss
Und vor neuen gluten springt.
10. Das schöne beet betracht ich mir im harren
Das schöne beet betracht ich mir im harren,
Es ist umzäunt mit purpurn-schwarzem dorne
Drin ragen kelche mit geflecktem sporne
Und sammtgefiederte geneigte farren
Und flockenbüschel wassergrün und rund
Und in der mitte glocken weiss und mild -
Von einem odem ist ihr feuchter mund
Wie süsse frucht vom himmlischen gefild.
11. Als wir hinter dem beblümten tore
Als wir hinter dem beblümten tore
Endlich nur das eigne hauchen spürten
Warden uns erdachte seligkeiten?
Ich erinnere dass wie schwache rohre
Beide stumm zu beben wir begannen
Wenn wir leis nur an uns rührten
Und dass unsre augen rannen –
So verbliebest du mir lang zu seiten.
12. Wenn sich bei heilger ruh in tiefen matten
Wenn sich bei heilger ruh in tiefen matten
Um unsere schläfen unsre hände schmiegen,
Verehrung lindert unsrer glieder brand:
So denke nicht der ungestalten schatten
Die an der wand sich auf und unter wiegen,
Der wächter nicht die rasch uns scheiden dürfen
Und nicht dass vor der stadt der weisse sand
Bereit ist unser warmes blut zu schlürfen.
13. Du lehnest wider eine silberweide am ufer
Du lehnest wider eine silberweide
Am ufer, mit des fächers starren spitzen
Umschirmest du das haupt dir wie mit blitzen
Und rollst als ob du spieltest dein geschmeide.
Ich bin im boot das laubgewölbe wahren
In das ich dich vergeblich lud zu steigen.
Die weiden seh ich die sich tiefer neigen
Und blumen die verstreut im wasser fahren.
14. Sprich nicht immer von dem laub, windes raub
Sprich nicht immer
Von dem laub, Windes raub,
Vom zerschellen
Reifer quitten,
Von den tritten
Der vernichter
Spät im jahr.
Von dem zittern
Der libellen
In gewittern
Und der lichter
Deren flimmer
Wandelbar.
15. Wir bevölkerten die abend-düstern lauben
Wir bevölkerten die abend-düstern
Lauben, lichten tempel, pfad und beet
Freudig – sie mit lächeln ich mit flüstern –Nun ist wahr dass sie für immer geht. Hohe blumen blassen oder brechen, Es erblasst und bricht der weiher glas
Und ich trete fehl im morschen gras, Palmen mit den spitzen fingern stechen.
Mürber blätter zischendes gewühl
Jagen ruckweis unsichtbare hände
Draussen um des edens fahle wände. Die nacht ist überwölkt und schwül.
Termine
12. Mai 2024 , Stralsund: Foyer
19. Mai 2024 , Greifswald: Aula der Universität
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„Mit den Liedern nach George ist es mir zum ersten Mal gelungen, einem Ausdrucks- und Formideal näher zu kommen, das mir seit Jahren vorschwebt. Es zu verwirklichen, gebrach es mir bis dahin an Kraft und Sicherheit. Nun ich aber diese Bahn endgültig betreten habe, bin ich mir bewusst, alle Schranken einer vergangenen Ästhetik durchbrochen zu haben.“
Arnold SchönbergHerausgeber:
Theater Vorpommern GmbH, Stralsund – Greifswald – Putbus, Spielzeit 2023/24
Geschäftsführung: André Kretzschmar
Redaktion: Katja Pfeifer
Gestaltung: giraffentoast Impressum
Text- und Bildnachweise: Bei den Abbildungen handelt es sich um Werke von Otto Müller (1874-1930). S. 3: Natur mit Badenden, ca. 1915-1920; S. 6/7: Kageler Wald, 1922; S. 11: Waldlandschaft mit Akt, 1924.